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52 SPEZIAL: SPORTSPONSORING 1 1 Die deutsche Elf strebt Rekord bei Prämien an S chon mit dem Erreichen des Halbfinals hat die deutsche Elf 16 Millionen Euro an Prämien eingespielt. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw hat als einzige Mannschaft bisher alle Spiele gewonnen und sich damit unter den vier Halbfinalisten den größten Anteil an der Ausschüttung der Europäischen FußballUnion (Uefa) gesichert. Ein Sieg heute gegen Italien würde weitere 4,5 Millionen Euro bringen. Im Falle des Titelgewinns kämen noch einmal drei Millionen hinzu. Damit hätte Deutschland die maximal möglichen 23,5 Millionen Euro an Uefa-Preisgeldern abgeräumt. Zum Vergleich: Für den dritten Rang bei der WM 2010 bekam das Team 20 Millionen Euro. Insgesamt hob die Uefa die Prämien gegenüber 2008 um acht Millionen auf 196 Millionen Euro an. Dabei rechnet der Verband mit leicht sinkenden Gesamteinnahmen von 1,345 Milliarden Euro. Das wäre ein marginaler Rückgang um sechs Millionen Euro gegenüber dem Turnier 2008 in Österreich und der Schweiz. Lukrativer Wettbewerb EM-Einnahmen der Uefa und Ausschüttungen an die Teilnehmer 1351 Einnahmen Ausschüttungen Mio. € 1345 Mio. €* 852 Mio. € 230 Mio. € k.A. 2000 Handelsblatt 123 Mio. € 2004 *Schätzung 184 Mio. € 2008 196 Mio. € 2012 Quelle: Uefa Neu ist die im März von der Uefa beschlossene Extra-Ausschüttung in Höhe von 100 Millionen Euro. Diese werde von den Nationalverbänden weitergegeben an jene Klubs, „die zum Gelingen der Euro beigetragen haben“, heißt es bei der Uefa. Die Zahlung ist als eine Abstellungsprämie für Vereinsspieler zu verstehen. Die Europäische Klubvereinigung hat sie ausgehandelt, bei der Europameisterschaft 2016 soll sie auf 150 Millionen Euro aufgestockt werden. Oliver Bierhoff, Manager der Nationalelf, wird nach dem erfolgreichen Turnierverlauf erneut einen Überschuss präsentieren können. „Bereits mit dem Erreichen des Viertelfinales haben wir die Gewinnzone erreicht“, sagt Bierhoff. Der Überschuss dürfte sich zwischen drei und fünf Millionen Euro bewegen. Nach Abzug der Kosten seien bei den letzten drei Turnieren jeweils sechs bis sieben Millionen Euro Gewinn in die Kasse des Deutschen Fußball-Bunds geflossen. Die Einnahmen der Nationalmannschaft dienen überwiegend der Finanzierung der DFBBasisarbeit. Stefan Merx IMPRESSUM Redaktion: Thomas Mersch, Stefan Merx ([email protected]) Die EM, eine runde Sache Umbro holt mit England den Titel Der kleine Trikothersteller schlägt die Branchengrößen – und ist doch Verlierer. Stefan Merx Köln D Wer mit der Fußball-EM werben will, muss hohe Millionenbeträge zahlen. Und doch ziehen viele Geldgeber zufrieden Bilanz. ä Sponsoren finden neue Wege zum Fußballfan. zum deutschen Konsumenten. Zuletzt sahen rund 27 Millionen Fans die DFB-Elf im TV, hinzu kamen ä Siege der deutschen Elf über fünf Millionen vor den öffentbeflügeln die Kampagnen. lichen Großleinwänden. Das Spiel ä Auch die außereuropäische mit Ball und Bande erreicht naheStrahlkraft der EM ist hoch. zu maximale Reichweite und lässt die Großsponsoren mitjubeln. Stefan Merx Auch wenn die endgültigen MesKöln, Charkiw sungen noch fehlen: Ihr Businessanz entspannt sitzt Her- plan scheint aufzugehen. Einen bert Hainer im Hemd auf wesentlichen Anteil daran hat das der Ehrentribüne von Me- bis ins Halbfinale vorgestoßene talist Charkiw, einen Fuß deutsche Team. Erfolg bindet. Der Einsatz ist hoch: 25 bis 40 hat der Adidas-Chef lässig auf den blauen Plastesitz vor sich gestellt. Millionen Euro müssen HauptGleich müssen die deutschen Spie- sponsoren an die Uefa überweiler zur Hymne werbewirksam eine sen, um bei der EM antreten zu Adidas-Kapuzendürfen. Eine gute jacke anziehen, Aktivierung über trotz schwüler 29 Werbung, Events Grad Hitze. Dann und Einladungen ist es Zeit für die kostet noch einFans sahen den mal das AndertElf des Deutschen Viertelfinalsieg der Fußball-Bundes halbfache. Deutschen gegen (DFB), Holland Aus DeutschGriechenland im ZDF. land ist auch Reiaus dem Turnier Quelle: AGF/GfK zu nehmen. Dopfenhersteller Conpelt gut für den tinental als UefaEM-Großsponsor und DFB-Partner Partner dabei. Sprecher Alexander Bahlmann räumt ein: „Wir hatAdidas: ein Nike-Team weniger. Nicht nur diesen Abend der ten dieses Mal einen unüblich kurFußball-EM kann Hainer als gelun- zen Planungsvorlauf.“ Erst Ende gen verbuchen. Hochzufrieden 2011 verlängerte Conti den EM-Verzog er jüngst Zwischenbilanz: Adi- trag. Preislich dürfte sich das Wardas habe die Marktführerschaft im ten gelohnt haben, die Aktivierung Kicksegment durch die EM vergrö- hat leicht gelitten. Ein Reifentestßert, „deutlich mehr als 1,6 Milli- Event, sonst als Begleitprogramm arden Euro“ Fußballumsatz seien üblich, blieb auf der Strecke. Besonders wichtig sei die EM für 2012 zu erwarten. In Polen habe man die Fußballmarktführer- Continental, weil sie weit über Euschaft frisch errungen, in der ropa hinausstrahlt. „Die SichtbarUkraine verdoppeln sich 2012 die keit in Asien und Südamerika, beides Märkte, in denen wir wachsen Adidas-Umsätze in diesem Markt. Schon bevor am Sonntagabend wollen, ist für uns sehr wichtig“, der Titelträger ermittelt wird, sagt Bahlmann. Bis zu zehn Prosteht fest: Diese Fußball-EM macht zent der Logengäste, vor allem sich bezahlt. Von den Spielorten Reifenfachhändler, stammen bei schwappt die Begeisterung direkt Conti aus diesen Regionen. G 26,8 Mio. dpa, PR, imago sportfotodienst EINBLICK 53 DONNERSTAG, 28. JUNI 2012, NR. 123 Fanmeile in Kiew: Adidas verdoppelt in der Ukraine 2012 den fußballbezogenen BIER-SPONSOREN Carlsberg Der dänische Brauer erwartet, zum Finale im Kiewer Olympiastadion und den Fanparks in ganz Europa „über eine Million Becher“ Bier auszuschenken. Im Vergleich zur EM 2008 sei der Bierkonsum in den acht Stadien um 49 Prozent pro Besucher gestiegen. Der Bierabsatz bei Fanfesten in Deutschland liege „über den Erwartungen“, so eine Sprecherin. Bitburger Werner Wolf, Chef der Bitburger Braugruppe, äußert sich als DFB-Partner etwas zurückhaltender: „Wir sind mit der Resonanz unserer Verbraucher durchaus zufrieden“, sagt Wolf. „Insgesamt war der Bierabsatz während des Turniers wetterbedingt bisher eher verhalten.“ Auch im Kernmarkt Europa liegen Werbechancen. Rasant an Wert gewinnt das Recht an der chronisch überfüllten Fanzone. In Berlin hat Sponsor Hyundai nach eigenen Angaben 70 Prozent aller möglichen Werbeflächen belegt und das Areal vor dem Brandenburger Tor in „Hyundai Fan Park Berlin“ umbenennen lassen. „Es ist die größte Präsenz, die es dort von einem Sponsor je gab“, sagt eine Sprecherin. Pro Spiel blicken fast 500 000 Fans auf zwei Autotürme und Spots der koreanischen Marke, die ihren deutschen Marktanteil von 3,2 auf fünf Prozent anheben will. Kollision der Autopartner Kaum zu vermeiden, dass sich die Geldgeber in die Quere kommen. Ein Gerangel, das offiziell niemand wahrhaben will, gibt es mit dem DFB-Generalsponsor Mercedes. Stürmer Lukas Podolski, laut Branchenexperten für eine Umsatz. sechsstellige Summe ins „Team Wer jetzt noch frische WerbeHyundai“ berufen, posiert im pfeile im Köcher hat, macht einen Mannschaftsquartier daumenre- guten Job, sagt Hendrik Fischer, ckend neben einem zitronengel- Chef der Beratung Advant Planben Flügeltür-Merning: „Intelligente cedes. Das Recht, Sponsoren planen mit den Topkickern in Szenarien und zu werben, ist können je nach Simehrfach vergetuation in ihrer ben, weil Verbände Kommunikation reaauch nationale gieren.“ Partner haben. So Klar ist: Die Merfahren Hyundaicedes-Werbeprofis Busse die Spieler setzen alles daran, mit Mercedes-Outum das Markenprofit zum Spiel. fil der NationalMercedes-Spremannschaft mit dem cherin Claudia Alexander Bahlmann Anspruch der neuen Merzbach will noch Continental A-Klasse zur Denicht verraten, welche Aktionen ckung zu bringen. „Ästhetik, Agzum möglichen Turnierfinale ge- gressivität und Dynamik“ sollen plant sind. Maßnahmen könnten im Fankopf hängenbleiben. So „kurzfristig angepasst werden“ – wurde der schon 2011 auf den abhängig davon, ob die deutsche Kleinwagen getextete Slogan Nationalelf heute Abend gegen „Pulsschlag einer neuen GeneraItalien das Finale erreicht oder tion“ zur EM auch der deutschen ausscheidet. Elf übergestülpt. ‚ Auch in Südamerika und Asien ist die EM sichtbar. Das ist wichtig, dort wollen wir wachsen. ‘ Jede Menge Treffer im Internet Nationalspieler bringen Sponsoren in sozialen Netzwerken viele Klicks. Voraussetzung ist stets ein cleveres Kon zept, das zum Mitmachen anregt. Andreas Schulte Köln M anuel Neuer hält seinen Kasten sauber. Das gilt bei der Europameisterschaft und auch im Internet. Der deutsche Nationaltorhüter pariert beim virtuellen Elfmeterschießen des Sponsors Coca-Cola Schüsse der Computernutzer auf ganz überraschende Weise: mal in Karatemanier, mal als Cowboy und mal ganz lässig vom Sessel aus. Der Trick: Coca-Cola hat etliche Filme vorproduziert. Sie werden blitzschnell eingespielt – je nachdem, welchen Teil des Tores ein Schütze in welcher Sekunde anvisiert. So entsteht das Gefühl, der Nationalkeeper reagiere ganz individuell. Das Persönliche − es ist eine Voraussetzung für den Erfolg einer Social-Media-Kampagne. „Testimonials funktionieren im Netz vor allem dann, wenn Usern die Möglichkeit zur Interaktion geboten wird“, sagt Roland Bischof, Geschäftsführer der Berliner Testimonial-Agentur „Presented by“. „Dabei müssen die User die Anwendung so einzigartig finden, dass sie sie mit anderen teilen wollen.“ Coca-Cola ist das offensichtlich gelungen. Manuel Neuer musste im Internet bereits mehr als fünf Millionen Mal zum Elfmeter antreten. Generell sind während eines großen Turniers Social-MediaKampagnen mit Stars als Werbe- botschaftern schwierig zu realisieren. „User erwarten schnelle Reaktionszeiten. Fußballer können das bei einer Europameisterschaft aus Zeitgründen nicht gewährleisten“, sagt Bastian Scherbeck, Geschäftsführer der Kommunikationsagentur „We are social“. Der Elektronikhersteller Philips geht einen anderen Weg. Der EMWerbebotschafter für Deutschland stammt nicht aus dem Kreis der Nationalelf: „Wir haben das erwogen, uns aber für Jürgen Klopp entschieden, weil er während des Turniers verfügbar ist“, sagt Sprecher Sebastian Lindemann. Philips stellt auch Rasierapparate her. Über Facebook rief das Unternehmen alle Fans dazu auf, sich nicht © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. zu rasieren, solange die deutsche Elf im Turnier bleibt. Dortmunds Meistertrainer Klopp geht voran, lässt seine Stoppeln sprießen und sendet aktuelle Videobotschaften. Philips zählt beim Videoportal Youtube über eine Million Klicks auf den Spot und Fotos von fast 8 000 Bärtigen auf der Aktionsseite im Internet. Gruppenbild mit Bier Nummer eins bei Coca-Cola: Der deutsche Nationaltorwart Manuel Neuer pariert online Elfmeter. Die Brauerei Bitburger setzt gleich auf die komplette Nationalmannschaft als Testimonial. In der digitalen Welt hat die Braugruppe dennoch das Nachsehen gegenüber Wettbewerber Carlsberg. Laut der Beratungsfirma Havas haben die Dänen in den so- zialen Netzwerken in Deutschland auch ohne Testimonial doppelt so viele Erwähnungen wie Bitburger. Bei Youtube das gleiche Bild: Der Carlsberg TV-Spot „Fan Academy“ bringt es ohne Promi auf 1,5 Millionen Klicks, Bitburger schafft 50 000. Die Brauerei verlängert das NationalmannschaftsSponsoring über Facebook mit einem Tippspiel, einer Kunstauktion und dem Aufruf an Fans, Fotos von sich einzusenden. Mehr als 160 000 Nutzer haben es per „Gefällt-mir“-Knopf honoriert. Damit erreicht Bitburger rund 30 000 Nutzer mehr als Euro-Sponsor Sony. Der Elektronikkonzern wirbt auf Facebook mit Nationalspielern für sein Notebook Vaio. ie fußballverrückten englischen Fans holen zumindest einen Titel in ihr Land: Dank ihrer Kauflust verzeichnet der kleine Ausrüster Umbro aus Manchester die meisten Trikotverkäufe: Auf 4,1 Millionen Hemden taxiert Sportsponsoring-Berater Peter Rohlmann den Umbro-Absatz bei der EM – das ist mehr als die Hälfte des gesamten Fan-TrikotAbsatzes aller 16 Teilnehmernationen. Adidas, Nike und Puma bringen gemeinsam also weniger Trikots an den Fan, obwohl sie 13 Teams ausrüsten. Umbro hat auch Schweden und Irland unter Vertrag. „Umbro lebt von den Trikots der englischen Nationalmannschaft“, sagt Rohlmann, Chef der Beratungsfirma PR Marketing in Rheine. „Als sich England 2008 nicht für die EM qualifiziert hatte, wurden nur eine Million Trikots verkauft. Jetzt hingegen sind es über drei Millionen.“ Doch die Außenseitermarke ist insgesamt auf keinem guten Kurs: 2008 wurde sie von Nike gekauft, doch die Trennung ist schon beschlossene Sache. „Mit sofortiger Wirkung“ beginne die Suche nach einem Käufer, sagte Nike-Chef Mark Parker Ende Mai. Spätestens im Juni 2013 soll Umbro abgestoßen sein. „Nikes Versuch, über Umbro und das Mutterland des Fußballs stärkeren Einfluss auf das euro- päische Ausrüstergeschäft zu er- die EM-Trikots nennt Adidas ethalten, darf als gescheitert gel- was höhere Erwartungen als Rohlten“, sagt Rohlmann. Umbros mann. „Zwei bis 2,5 Millionen TriPortfolio renommierter Klubs ist kots werden wir verkaufen“, sagt arg ausgedünnt. Beim englischen eine Sprecherin. Kaufimpulse könnte das Finale brinMeister Manchester Cigen. Den Absatz stütty steigt ausgerechnet zen vor allem das die Noch-Mutter Nike Deutschland-Trikot mit ab 2013 in den bis 2019 über einer Million geschlossenen UmbroStück – ein Rekordwert Vertrag ein und über– und das Spanien-Trinimmt das Ausrüsterkot mit knapp einer recht. Million. Umbro habe inzwiFrankreichs Elf hinschen an Wert eingegegen, die 2011 von Adibüßt, sagt Rohlmann: das zu Nike wechselte, „Der Kaufpreis von da- Wayne Rooney im bereitet dem US-Konmals 582 Millionen englischen Trikot. zern kaum Freude: WeDollar dürfte für Nike kaum mehr zu erzielen sein.“ Adi- niger als 300 000 EM-Trikots das-Chef Herbert Hainer hat be- kauften die Franzosen. Der bis reits vor wenigen Tagen deutlich 2018 gültige Vertrag hat mit 42 abgewinkt: Man sei im Fußball Millionen Euro im Jahr nur Reschon Marktführer und brauche kordcharakter, was den Preis ankeine weitere Marke. Mit Blick auf geht. Sieg für den Außenseiter Trikotverkäufe der Ausrüster im Zusammenhang mit der EM Ausrüster Zahl der Teams Teams Trikotverkäufe* Anteil Umbro England, Irland, Schweden 4,1 Mio. 56 % Dänemark, Deutschland, 2,0 Mio. Griechenland, Russland, Spanien, Ukraine Frankreich, Kroatien, 0,65 Mio. Niederlande, Polen, Portugal Adidas Nike Puma Handelsblatt Italien, Tschechien *erwartet 0,55 Mio. 27 % 9% 8% Quelle: PR Marketing