A Medienpolitik, Regulierung
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A Medienpolitik, Regulierung
A Medienpolitik, Regulierung M E D I E N R E G U L I E R U N G I N D E U T S C H L A N D Abb. 1 Struktur der Medienaufsicht der gesellschaftlichen Kräfte in den entscheidenden Gremien ist sichergestellt, dass die Am 1. September 2008 war es so weit: Die be- Entwicklung des Rundfunks nicht nur rein tech- reits in den beiden ALM-Jahrbüchern zuvor dar- nische Fragen beinhaltet, sondern auch gesell- gestellte Strukturdebatte erlebte mit dem In- schaftlich verankert ist und sich nah an den Nut- krafttreten des 10. Rundfunkänderungsstaats- zerinteressen bewegt. Die Kommission für Jugendmedienschutz vertrags ihre Umsetzung. Seither gibt es mit der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) (KJM) blieb unverändert, die Direktorenkonfe- ein zentrales Gremium in Deutschland, das renz der Landesmedienanstalten (DLM) wird die bundesweite Zulassungen und Zuweisungen für bewährte Zusammenarbeit unter den Landes- private Rundfunkveranstalter, Plattformen und medienanstalten begleiten. Beauftragter für Programm und Werbung (BPW) GVK ZAK KJM KEK Gremienvorsitzendenkonferenz Kommission für Zulassung und Aufsicht Kommission für Jugendmedienschutz Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich Zuständigkeiten nach Rundfunkstaatsvertrag Übertragungskapazitäten ausspricht und die D I E Aufsicht wahrnimmt. Mitglieder sind die Direktoren der 14 Landesmedienanstalten. Die erste 1.2 Beauftragter für Plattformangelegenheiten und Digitalen Zugang (BPDZ) MEDIENAUFSICHT 1.1 Struktur der Medienaufsicht L A N D E S M E D I E N A N S T A L T E N Zuständigkeiten aufgrund Selbstorganisation Rundfunkpolitische Entwicklungen Sitzung fand am 9. September 2008 in Berlin MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG 1 statt. Die ZAK ist mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet und trifft verbindliche Mehrheitsentscheidungen, die direkt in den Ländern ■■■ Rundfunkänderungsstaatsverträge umgesetzt werden. Neben der neuen ZAK fand auch eine Neu- leicht. Während man sich in einem Jahr mit mission für Konzentration im Medienbereich dem Inkrafttreten neuer staatsvertraglicher Re- (KEK) statt. Neben den bisherigen sechs Exper- gelungen auseinandersetzen muss, d. h. ganz ten des Rundfunk- und Wirtschaftsrechts brin- praktisch betrachtet, das Personal schulen, die gen jetzt auch sechs Direktoren der Landesme- Veranstalter informieren und die Nutzer und Mit dem neuen Staatsvertrag erhielten auch DLM GK Gremienvorsitzendenkonferenz Direktorenkonferenz Gesamtkonferenz Die Regulierer in Deutschland haben es nicht ordnung bei der Zusammensetzung der Kom- dienanstalten ihren Sachverstand in die KEK ein. GVK Beauftragter für Bürgermedien Koordinator für Hörfunk Beauftragter für Recht Beauftragter für Verwaltung TKLM Beauftragter für Europa an ge legen heiten die Presse auf das neue Recht vorbereiten muss, kreisen die aktuellen politischen Diskussionen die Vertreter der gesellschaftlich relevanten schon um die nächsten und übernächsten Än- in Kraft trat, war bereits der 12. RÄndStV, fast Gruppen in der Gremienvorsitzendenkonferenz derungen in den kommenden Staatsverträgen. parallel mit dem 11. RÄndStV, in der politischen dern erklärten Zielsetzung primär der Umset- (GVK) größere Kompetenzen. Die GVK trifft jetzt Dies ist zurückzuführen auf die rasant fortschrei- Diskussion. Letzterer trat zum 1. Januar 2009 in zung der Zusagen gegenüber der EU-Kommissi- die Auswahlentscheidungen bei den Zuwei- tende technische Entwicklung und immer neuen Kraft und bescherte den Rundfunkteilnehmern on im Rahmen des Beihilfeverfahrens ARD/ZDF Der 12. RÄndStV soll nach der von den Län- sungen für drahtlose Übertragungskapazitäten Bestrebungen des Gesetzgebers in Brüssel und höhere Gebühren sowie den Landesmedienan- dienen. Neu geregelt wird aber vor dem Hinter- an private Anbieter und ist zuständig im Rah- den Ländern. Als am 1. September 2008 der stalten die Wiedereinführung der Teilnahme an grund europäischer Vorgaben auch der Rund- men der Plattformbelegung. Durch die Stärkung 10. Rundfunkänderungsstaatsvertrag (RÄndStV) der Rundfunkgebührenerhöhung. funkbegriff. 14 ALM Jahrbuch 2008 ALM Jahrbuch 2008 15 drang der Rundfunkanstalten Grenzen zu set- sich bislang an den inhaltlichen Kriterien des chen Anforderungen wie für andere Rundfunk- zen. Wichtig ist bspw. die klare Festlegung der schutz. So dürfen in Zukunft Jugendliche erst ab Bundesverfassungsgerichts orientierte, also verbreitungsformen gelten sollen. Programmzahlbegrenzung im öffentlich-recht- 14 Jahren an Gewinnspielen im Radio oder Fern- lichen Rundfunk. Weniger deutlich ist allerdings sehen teilnehmen, eine Teilnahme an Gewinn- Der Rundfunkbegriff, der an Aktualität, Suggestivkraft und Breitenwir- Die für Bagatellrundfunk im Internet vorge- kung, soll demnächst fast ausschließlich tech- sehene Grenze von 500 gleichzeitigen Zugrif- der Umfang des Auftrags bei Onlineaktivitäten. spielsendungen ist Kindern und Jugendlichen in nisch definiert werden. Künftig soll nur noch fen, wie sie der Gesetzgeber im 12. RÄndStV Es werden zwar nur noch sendungsbezogene Zukunft generell untersagt. Wichtige Regeln be- zwischen linearen und nonlinearen Angeboten vorsieht, muss jedoch im Lichte der Praxiser- Aktivitäten im Onlinebereich zugelassen, aller- treffen bspw. auch die Kosten des Teilnehmers. (Direktempfang und Abrufdienst) unterschie- fahrungen für eventuell erforderliche Anpas- dings sehen die Landesmedienanstalten noch So darf ein Telefonanruf nicht mehr als 50 Cent den werden, Letzterem wurde die Rundfunk- sungen mit dem Ziel weiterer Deregulierungen Schlupflöcher für weitere Angebote im Teleme- kosten und es darf nicht zu einer Mehrfachteil- qualität abgesprochen. Die aus- und aufwei- offen sein. Sie könnte aus Sicht der Landes- dienbereich. Weil der Programmauftrag insbe- nahme an einem Gewinnspiel animiert werden. chende Neudefinition des Rundfunkbegriffs ist medienanstalten wesentlich erweitert werden. sondere bei Telemedien nur teilweise Grenzen Gegenüber den Landesmedienanstalten besteht aus Sicht der Landesmedienanstalten verfas- Diese 500er-Grenze sollte in der früheren in- setzt, kommt dem entsprechenden Auswahlver- auch eine Informationspflicht, wonach die Ver- sungsrechtlich bedenklich und europarechtlich ternen Diskussion die absoluten Bagatellfäl- fahren, dem Drei-Stufen-Test, besondere Bedeu- anstalter den Ablauf der Gewinnspiele umfas- nicht erforderlich. Denn auch die Audiovisuelle le ausschließen und nicht bedeuten, dass ab tung zu. Hierbei vertreten die Landesmedien- send dokumentieren müssen. Die Gewinnspiel- Mediendiensterichtlinie (AVMRL) bedingt, dass 501 Zugriffen jedes Angebot in gleicher Weise anstalten die Auffassung, dass eine Bewertung satzung ist am 23. Februar 2009 in Kraft getre- unter redaktioneller Verantwortung der Haupt- wie ein bundesweites Fernsehvollprogramm re- der materiellen Auswirkungen neuer Angebote ten und mit ihren weiteren Einzelregelungen im zweck Sendung (linear oder auf Abruf) fern- guliert werden muss. Der Gesetzgeber könnte ein entsprechendes Expertenwissen voraussetzt, Internet der ALM abrufbar. sehähnlich in Form und Inhalt zur Information, sich durchaus für eine abgestufte Regulierungs- das in den Gremien des öffentlich-rechtlichen Unterhaltung oder Bildung verfolgt wird. Es ist dichte und an die tatsächliche Bedeutung für Rundfunks nicht vorausgesetzt werden kann. Zukunft des Medienkonzentrations- nicht nötig, auf den Begriff der Darbietung zu die Meinungsvielfalt angepasste Lizenzierungs- Deshalb wurde die obligatorische Einbeziehung rechts verzichten. Die Landesmedienanstalten halten erfordernisse entscheiden. Immerhin soll im externer Gutachter begrüßt, die einen objek- aber durchaus intensiv diskutiert, befinden sich ■ Noch in der Brainstorming-Phase, es daher für unverhältnismäßig, unter Rund- 12. RÄndStV für den Hörfunk im Internet Zu- tiven und unabhängigen Standpunkt vertreten. Überlegungen, wie die Meinungsvielfalt auch funk alle Angebote in Bewegtbild oder Ton zu lassungsfreiheit gelten und eine reine Anzeige- Diese Forderung hat sich jedoch letztlich nicht künftig vor dem Hintergrund einer sich verän- fassen. Die gewählte Begriffsdefinition würde pflicht eingeführt werden. durchgesetzt. dernden Medienwelt durch präzise Regelungen dann auch audiovisuelle Inhalte mit dem Prä- gesichert werden kann. Dabei steht das derzeit dikat Rundfunk versehen, die es publizistisch Gleichgewicht im dualen Rundfunksystem/ nicht verdient haben. Dagegen würden inhalts- Drei-Stufen-Test Neuerung des 10. Rundfunkänderungsstaats- Unterschiedliche Kreise und Institute unter- starke Mischprogramme von linearen und die Landesmedienanstalten den Prozess um die vertrags beauftragte die Landesmedienan- suchen unter Beteiligung der Landesmedien- ■ Eher kritisch verfolgten Gewinnspielregulierung ■ Eine erfreuliche geltende Marktanteilsmodell auf dem Prüfstand. nichtlinearen Angeboten, die künftig stärker Begrenzung der Aktivitäten der öffentlich-recht- stalten, eine sog. Gewinnspielsatzung für Fern- anstalten und verschiedenen wissenschaftlichen im Blickpunkt stehen werden, dem Rundfunk- lichen Rundfunkanstalten. Sie begrüßen zwar, sehen und Hörfunk zu erlassen. Damit ist zum und gesellschaftlichen Kräfte neue Modelle. regime nicht mehr unterliegen. Es bleibt abzu- dass im 12. RÄndStV der Programmauftrag für ersten Mal eine gesetzliche Grundlage dafür warten, wie in der Praxis mit der neuen Rege- den öffentlich-rechtlichen Rundfunk konkreti- geschaffen worden, dass Verstöße der Veran- lung umzugehen sein wird. Eine Reform des Medienkonzentrationsrechts wird vielfach gefordert. Nicht erst seit siert wird, in ihren Forderungen, ein Gleichge- stalter im Rahmen von Gewinnspielen von den der vom Kartellamt und der KEK untersagten wicht im dualen Rundfunksystem herzustellen, Landesmedienanstalten auch geahndet werden Übernahme von ProSiebenSat.1 durch die Axel Zusammen mit der sehen sie sich mit den geplanten Änderungen können. Die Landesmedienanstalten haben die Springer AG und der gerichtlichen Bestätigung Begriffsdefinition des Rundfunks muss dessen jedoch nicht bestätigt. Im Rahmen der Defini- Satzung im November nach intensiven Vorarbei- der Entscheidung gibt es Forderungen, die Mei- Regulierung bei der Internetverbreitung be- tion des öffentlich-rechtlichen Programmauf- ten verabschiedet. Damit setzen sie ein klares nungsvielfalt zu sichern und gleichzeitig cross- trachtet werden. Es stellt sich die Frage, ob an- trags wird mit einer Vielzahl von Bestimmun- Zeichen für mehr Transparenz und Verbraucher- mediale Aktivitäten von Medienunternehmen gesichts der speziellen Nutzergewohnheiten gen versucht, einem unterstellten Expansions- schutz im Rundfunk. Wichtig war den Landes- zu ermöglichen. Die aktuellen gesetzlichen Re- Internet-Regulierung 16 ALM Jahrbuch 2008 ■ ALM Jahrbuch 2008 17 MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG ■ MEDIENAUFSICHT medienanstalten auch der Kinder- und Jugend- und Zugriffsmöglichkeiten im Internet die glei- Rundfunkbegriff Mobile TV ■ Keine Erfolgsstory waren bisher ■■■ Finanzinvestoren sein und einer modernen Medienlandschaft ergeben, dass ein überwiegendes Interesse an die Versuche, mobiles Fernsehen, sog. Mobile- nicht gerecht zu werden. Gefordert wird vor einer bundesweiten Verbreitung besteht. Aller- TV, auf den Weg zu bringen. Nachdem zuvor Eine Frage, die sich ebenfalls mit Rahmenbedin- dem Hintergrund teilweise auch, dass es deut- dings erwarten die meisten Veranstalter, dass die Versuchslizenzen im DMB-Standard vom gungen beschäftigte, wurde 2008 beantwortet: schen Medienunternehmern ermöglicht werden sie nicht die Kosten für die digitale Verbrei- Lizenznehmer zurückgegeben wurden, hat der Ein bereits 2007 von den Landesmedienanstal- müsse, auch weiterhin in Deutschland unter- tung ihrer Programme tragen müssen. Die Lan- Lizenzinhaber bei DVB-H, Mobile 3.0, ebenfalls ten in Auftrag gegebenes Gutachten über die nehmerisch tätig zu werden. Eine Privilegierung desmedienanstalten können hier allenfalls die entsprechenden Zulassungen der Landes- Rolle von Finanzinvestoren im Medienbereich ausländischer Unternehmen, seien es Finanzin- Anschubfinanzierungen leisten, Dauersubven- medienanstalten zurückgegeben, die zuvor in konnte vorgestellt werden. In dem Gutachten vestoren oder traditionelle Medienunternehmer tionen wird es nicht geben. Ziel der Bedarfsan- aufwändigen Abstimmungsverfahren von den stellte das federführende Institut fest, dass Me- wie Murdoch, dürften bei der Übernahme deut- meldung war es ebenfalls, zu klären, ob sich Landesmedienanstalten erteilt worden waren. dienunternehmen, die von Finanzinvestoren ge- scher Medien nicht bevorzugt und ansässige ein Unternehmen findet, das hinreichend Aus- Mit dieser Rückgabe wurde aber der Weg frei halten werden, nicht grundsätzlich andere stra- Medienunternehmen diskriminiert werden. sicht bietet, ein Sendernetz unter den tatsäch- für einen möglichen Neustart von DVB-H un- tegische Optionen als solche wählen, an denen Die Landesmedienanstalten werden bei der lich gegebenen Rahmenbedingungen aufzubau- ter veränderten gesetzlichen und wirtschaft- strategische Investoren beteiligt sind. Allerdings weiteren Diskussion eine wichtige Rolle spielen en. Nach Ansicht der Landesmedienanstalten lichen Rahmenbedingungen. Mobile 3.0 konn- sind die Anteilseigner der Finanzinvestoren an und ihre Erfahrungen intensiv einbringen. erscheint ein Neustart des digitalen Radios aus- te sein Konzept nicht umsetzen und keine Ver- eher kurzfristigen Wertsteigerungen orientiert. schließlich mit bundesweiten Angeboten und träge über den Netzbetrieb und Vertriebs- und Der inhaltegetriebene »Verleger-Ethos«, der ur- ohne zusätzliche landesweite öffentlich-recht- Marketingpartner vorlegen. Inzwischen wurden sprünglich dem Rundfunk zugrunde lag, wird liche Programme nicht erfolgversprechend. Da- auch Mobilfunkgeräte mit DVB-T-Empfängern dadurch abgelöst. Das bedeutet, dass die Regu- her regte die DLM an, dass die zuständigen Stel- ausgestattet, die für eine zusätzliche Konkur- lierung fortentwickelt werden sollte, um rund- Rundfunkpolitik bedeutet nicht nur, wie die len der Länder gleichzeitig auch den Bedarf an renz sorgten. Ein als Rettungsversuch in Aus- funkrechtliche Ziele unabhängig von Kapitalbe- obigen Ausführungen deutlich machen wollen, länderspezifischen und länderübergreifenden sicht gestellter Einstieg eines möglichen neuen teiligungstypen möglichst sicher zu erreichen. die Auseinandersetzung mit dem Gesetzgeber, Frequenzen prüfen und zeitlich koordinieren. Investors in das Konsortium wurde von der ZAK Dieses Gutachten trug nicht nur zur Versachli- abgelehnt. Die Landesmedienanstalten sahen chung der Debatte bei. Investoren in Rundfunk- ■■■ Digitaler Rundfunk sondern auch reine Praxisarbeit. Dazu gehört Die Länder haben sich am 26. März 2009 der Diskurs mit allen Beteiligten, wie den Ver- auf eine Bedarfsanmeldung für einen bundes- darin während eines laufenden Pilotverfahrens unternehmen konnte deutlich gemacht werden, anstaltern, technischen Dienstleistern, Geräte- weiten Multiplex für Digitalradio plus verstän- keinen gangbaren Weg, da er die für die Aus- welche publizistischen Leistungserwartungen herstellern und weiteren Vertretern aus Politik digt. Der Multiplex soll, wie von den Landes- wahlentscheidung maßgeblichen Gesellschafter- von ihnen verbindlich eingefordert werden. Die medienanstalten vorgeschlagen, zu einem Drit- strukturen grundlegend verändert hätte, ohne Autoren der Studie kamen auch zu dem Schluss, tel vom Deutschlandradio und zu zwei Dritteln die Gesamtsituation zu verbessern. Da seit dem dass aktive Finanzinvestoren alle geeigneten von bundesweiten privaten Hörfunkveranstal- 1. September 2008 der Plattformbetrieb von Mittel nutzen, um das Management zu einer Ge- tern benutzt werden. Der bundesweiten Be- DVB-H erstmals auf eine bundesweit einheit- schäftspolitik zu bewegen, die auf Optimierung Thema »Neue Chancen für digitales Radio« über- darfsanmeldung sollen möglichst zeitnah wei- liche gesetzliche Grundlage gestellt ist, wird und Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Ein- nommen. Die DLM beschloss 2008, die Länder tere Bedarfsanmeldungen auf Länderebene für nun in ausführlichen Vorgesprächen versucht, fluss auf operative Entscheidungen oder Inhalte um Prüfung einer Bedarfsanmeldung für das landesweite und regionale Angebote der ARD einen Neustart von DVB-H in einem auf länge- wurde allerdings in den untersuchten Fällen Band III gegenüber der Bundesnetzagentur zu und privater Anbieter folgen. Damit könnten re Zeit angelegten Regelbetrieb anzugehen, der von den Private-Equity-Investoren nicht genom- bitten. Sie hatte zuvor im Frühjahr 2008 einen durch Digitalradio plus pro Land zwei bis drei die veränderte Marktlage berücksichtigt. men. Jedoch besteht die Gefahr, dass die Wert- sog. »Call for Interest« durchgeführt, der aus- Multiplexe mit insgesamt 30 bis 40 Hörfunk- loten sollte, wie und in welcher Form nationale programmen und Diensten im Standard DAB bei hoher Fremdfinanzierungsquote zu Spar- Sender den Einstieg in die flächendeckende plus/DMB angeboten werden. zwängen auch im Programmbereich führen kön- und Wirtschaft. Digital Radio ■ Eine wichtige Moderatoren- rolle haben die Landesmedienanstalten beim bundesweite Verbreitung planen. Die Auswer- 18 ALM Jahrbuch 2008 maximierungsstrategie und der Schuldendienst nen. Wie hoch diese Gefahren einzuschätzen ALM Jahrbuch 2008 19 MEDIENAUFSICHT tung der Konzepte der Radioveranstalter hat MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG gelungen stehen in der Kritik, zu pauschal zu reits verschiedene technische Optionen. Auch Vor der zweiten Lesung im März 2009 wird die 12. Juni 2008 die Wahrung des Subsidiaritäts- die Kenntnis lokaler Bedürfnisse ist für die Fre- ALM, insbesondere über die Vertretung in Brüs- prinzips und die Ablehnung einer europaweiten quenzplanung unerlässlich, die von einer zen- sel, ihren EU-Beauftragten und Gespräche mit Sat.1-Gruppe betraf. Die Diskussion zum Thema Harmonisierung von Frequenzen sowie die Auto- tralen europäischen Einheit nicht geleistet wer- Abgeordneten alles daransetzen, die aus der ersten Lesung gefundenen Positionen zu erhalten. waren, machte die Finanz- und Konjunkturkrise Dagegen hat eine Ratsentschließung vom zum Ende des Jahres deutlich, die insbesondere die von Finanzinvestoren gehaltene ProSiebendauert an und betrifft sowohl programminhalt- risierung eines jeden Mitgliedstaates, über Höhe den kann, da sie Abwägungs- und Planungs- liche Forderungen an Veranstalter als auch die und Verwendung der digitalen Dividende selbst prozesse vor Ort voraussetzt. Der europäischen Gespräche über ein neues Medienkonzentrati- zu befinden, herausgestellt und hervorgehoben, Ebene fehlt neben der Regulierungshoheit auch onsrecht. dass die wesentlichen Entscheidungen im Mit- die Kenntnis der konkreten Bedarfe. ■■■ Umsetzung der Audiovisuellen Mediendiensterichtlinie (AVMDL) gliedsstaat getroffen werden. Diese Haltung wird von den Landesmedienanstalten begrüßt. Bei allem Verständnis für Harmonisierungsbestre- ■■■ Telekommunikationspaket bungen der EU im Telekommunikationsbereich Digitale Dividende Bis zum 19. Dezember 2009 muss die Audiovisuelle Mediendiensterichtlinie als Nachfolgerin muss es den Mitgliedsstaaten – in Deutschland Im Zusammenhang mit der grundsätzlich ge- der europäischen Fernsehrichtlinie in nationales den Ländern – überlassen bleiben, die Entwick- führten Diskussion zur digitalen Dividende ist Recht umgesetzt sein. Die DLM hat daher Emp- lungsoptionen für den Rundfunk sowie die Breit- das konkrete sog. Telekommunikationspaket, fehlungen gegenüber den Ländern abgegeben, ebene, wird von Jahr zu Jahr deutlicher, wie bandversorgung des ländlichen Raumes auszu- welches eine Neuordnung des Telekommunika- inwieweit der Umsetzungspflicht Rechnung zu der Einfluss Europas auf die Mitgliedsstaaten gestalten. tionsrechts auf europäischer Ebene vorsieht, zu tragen ist. Dabei hat sie sich nachdrücklich da- ■■■ Betrachtet man die europäische Regulierungs- wächst. Das Thema digitale Dividende wurde Andererseits sind im Europäischen Parla- schnell in Brüssel besetzt und ist damit längst ment wiederum Strömungen zu beobachten, kein nationales Thema mehr. Unter dem Begriff versteht man die Funkfrequenzen, die auf- betrachten. Nach der ersten Lesung des Tele- für ausgesprochen, dem horizontalen Ansatz kommunikationspaketes im Europäischen Parla- der Richtlinie zur Inhalteregulierung ausdrück- die sich in Anträgen bspw. über physikalische ment begrüßten die Landesmedienanstalten die lich und umfassend zu folgen, selbst wenn kei- Interferenzen und internationale Frequenzab- Haltung der Europaabgeordneten, die die Natur ne Pflicht besteht, den Wortlaut der Richtlinie zu grund der Digitalumstellung frei werden. Die kommen hinwegsetzen, selbst wenn die Ziele der Frequenzen als öffentliches Gut berücksich- übernehmen. Sie sieht in der Folge der Umset- Europäische Gemeinschaft sieht in einem koor- der digitalen Dividende grundsätzlich unterstüt- tigten und den Mitgliedsstaaten weitgehende zung eine einheitliche und transparente Rege- dinierten Vorgehen der EU bei der Zuweisung zenswert sind. Die Weiterentwicklung des Rund- Entscheidungskompetenz bei der Ausgestaltung lung von Fernsehdiensten und fernsehähnlichen dieser Frequenzen die Voraussetzung für die funks in Deutschland darf nach Auffassung der ihrer Rundfunkordnungen zugestanden. Das Be- Abrufdiensten im Rundfunkstaatsvertrag. Eben- Ausschöpfung der zahlreichen wirtschaftlichen Landesmedienanstalten nicht gefährdet werden. ratungsergebnis war als eine Balance zwischen so spricht sich die DLM dafür aus, die Rege- Möglichkeiten, die mit der digitalen Dividende Insofern stehen sie auch über ihre Vertretung in den berechtigten Interessen des Rundfunks an lungen zur Produktplatzierung, die eine Öffnung verbunden sind. Nicht unumstritten ist die Vor- Brüssel und die deutschen Länder im ständigen Entwicklungsoptionen einerseits und den Nut- zum geltenden Recht vorsehen, in das deutsche gehensweise aus Brüssel, insbesondere die Vor- Austausch mit den beteiligten Institutionen, um zungsinteressen der Telekommunikationsindus- Recht zu übernehmen, auch um eine Inländer- haben der Kommission. In ihrer Mitteilung vom deutsche Positionen deutlich zu formulieren. trie andererseits zu verstehen. Insofern setzte diskriminierung der Produzenten und der pri- In Bezug auf Erwartungen an eine flächen- sich das Parlament über die rein marktorientierte vaten Veranstalter gegenüber europäischen und ment, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- deckende Breitbandversorgung per Funk in Betrachtung der Kommission zur Frequenzver- insbesondere amerikanischen Wettbewerbern und Sozialausschuss und den Ausschuss der Deutschland warnen die Landesmedienanstal- gabe hinweg. Damit sehen die Landesmedien- zu vermeiden. Inwieweit die Empfehlungen von Regionen hat die Kommission hierzu ein Kon- ten allerdings vor übertriebener Euphorie. Zu- anstalten auch eine Gewährleistung des Medi- den Ländern übernommen worden sind, stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest. 13. November 2007 an das Europäische Parla- zept vorgelegt, das darauf abzielt, einen ge- nächst wird technisch untersucht, inwieweit enpluralismus durch den Erhalt des vorrangigen meinsamen Frequenznutzungsplan auf EU- Breitband-Internet über Rundfunkfrequenzen Zugangs des Rundfunks zu geeigneten Übertra- Ebene auszuarbeiten, um die optimale Nutzung überhaupt eine Chance zur Realisierung hat. Sie gungsmöglichkeiten. Gleichwohl ist die EU-Kom- der digitalen Dividende sicherzustellen. sind sich jedoch ihrer Verantwortung für den mission weiterhin bestrebt, 50 Prozent der digi- ländlichen Raum bewusst und testen daher be- talen Dividende für Nichtrundfunk freizugeben. 20 ALM Jahrbuch 2008 ALM Jahrbuch 2008 21 MEDIENAUFSICHT Europäische Regulierungsebene MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG 1.3 D E S R U N D F U N K S werden können, konnten bislang nur wenige Nutzerakzeptanz ■ Vor dem Hintergrund Nutzer von dem Angebot überzeugt werden. der bisher gesammelten Erfahrungen sind aber Für die Landesmedienanstalten stellt sich weiterhin eine Reihe von Fragen offen. Hier ist nach der Rückgabe der beiden Versuchszuwei- zunächst die Nutzerakzeptanz zu nennen. Die sungen die Frage, wie mit dem verfügbaren Fre- etwa in Bayern durchgeführten Untersuchungen sowohl zu Programmveranstaltern und Mobil- quenzspektrum verfahren wird. Der zum 1. Sep- können als Beleg dafür herangezogen werden, funkunternehmen als potenziellen Vermarktern tember 2008 in Kraft getretene 10. RÄndStV hat dass nach einer anfänglichen Euphorie im Zu- als auch zu den Netzbetreibern sprachen dafür, hierbei insoweit Klarheit geschaffen, als er eine sammenhang mit der Europameisterschaft das Entwicklung genommen als dies zunächst von dass ein vielfältiges Gesamtangebot entwickelt Rechtsgrundlage für das Verfahren und die Ent- Interesse an Mobile-TV (via DMB) schnell ab- den Marktbeteiligten erwartet worden war. Das werden würde. Gleichzeitig sah die Gesamt- scheidung über die Vergabe von bundesweiten geflacht ist. Keine günstigen Voraussetzungen Jahr hatte begonnen mit der Zuweisungsent- konferenz aber auch die wirtschaftlichen Aspek- terrestrischen Frequenzen schafft. Vor einer der- also, den Kunden von der Notwendigkeit und scheidung der Landesmedienanstalten zu Guns- te des Aufbaues eines neuen Sendersystems artigen Ausschreibung sind jedoch die zurück- vor allen Dingen von der Kostenpflichtigkeit ten des Plattformbetreibers Mobile 3.0, der das angesichts der Finanzkraft der beteiligten Unter- liegenden Erfahrungen zu analysieren. DVB-H-Netz bundesweit flächendeckend ausbau- nehmen als hinreichend gewährleistet an. 2.1 Mobile Media Mobile Media hat im Jahre 2008 eine andere en wollte. Die Europameisterschaft 2008 und Noch vor dem für Juni 2008 vorgesehenen eines mobilen Fernsehangebotes zu überzeugen. Festgestellt werden konnte im Rahmen des Ver- Empfangssituation ■ Mobile Fernsehinhalte suches aber auch, dass grundsätzlich ein Interes- die olympischen Sommerspiele sollten wichtige Start des Testbetriebes für DVB-H gab die Li- können heute schon über DVB-T und UMTS se an mobilen Inhalten vorhanden ist. Mobile-TV Meilensteine in der Vermarktung bilden. zenznehmerin für das DMB-Pilotprojekt, die empfangen werden. Dabei muss aber darauf wird unterwegs genutzt und damit in kürzeren Am Ende des Jahres muss festgestellt werden, dass inzwischen sowohl die Zuweisungen Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH (MFD), hingewiesen werden, dass sich die Vermarktung und stärker über den Tag verteilten Intervallen. im Mai 2008 die Lizenzen an die Landesme- der DVB-T-Handys auf den Zeitraum der Fuß- Eine wesentliche Forderung auch der Landesme- für den bereits länger laufenden Pilotversuch dienanstalten zurück. Hintergrund war dabei balleuropameisterschaft 2008 beschränkte. Im dienanstalten war in den zurückliegenden Ver- DMB als auch die Versuchszuweisungen für insbesondere, dass es nicht gelungen war, Ergebnis dürften nur einige wenige Tausend Ge- suchen daher, dass spezielle Formate produziert DVB-H zurückgegeben wurden. Stattdessen mit den großen Mobilfunkunternehmen eine räte auf den Markt gebracht worden sein. Dane- und bereitgestellt werden. Allerdings gilt auch rückt DVB-T als Übertragungsweg auch für Vermarktungsvereinbarung zu schließen. So ben gibt es die Bewegtbildangebote der beiden hier: Derartige Inhalte sind heute schon über Mobile-TV in den Vordergrund, nachdem zur blieben die Kundenzahlen deutlich hinter den Mobilfunkunternehmen T-Mobile und Vodafone, mobile Internetdienste verfügbar. Europameisterschaft zwei große Mobilfunk- Erwartungen zurück. die via UMTS verbreiten werden. Hier können unternehmen entsprechende Geräte günstig Nachdem es auch Mobile 3.0 im Laufe die Nutzer in der Regel gegen Entgelt spezielle Geschäftsmodelle des Jahres nicht gelang, vertragliche Verein- Programmformate downloaden. Die für UMTS die Frage nach einem funktionierenden Ge- barungen mit dem Netzbetreiber über den Auf- zur Verfügung stehende Bandbreite beschränkt schäftsmodell. Ein Free-TV-Modell, wie es bei bile Media eingegangen wird, sollen zunächst und Ausbau des Sendernetzes oder mit poten- die Zahl zeitgleicher Nutzer doch spürbar. den DVB-T-Handys vorliegt, funktioniert nur die Ereignisse des Jahres 2008 geordnet wer- ziellen Vertriebs- und Marketingpartnern abzu- auf den Markt gebracht haben. Bevor auf die weitere Entwicklung von Mo- Im Unterschied zu diesen Systemen erfor- ■ Weiterhin offen ist auch dann, wenn für den Sendernetzbetrieb bzw. Ver- den. In ihrer Sitzung vom 15. Januar 2008 be- schließen, stellte die Kommission für Zulassung dert die Übertragung via DMB oder DVB-H den trieb keine zusätzlichen Kosten entstehen. Der schloss die Gesamtkonferenz der Landesmedi- und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) Aufbau eines aufwändigen Sendernetzes. Dieser Aufbau eines Pay-Dienstes, der entsprechende enanstalten, dem Betreiberkonsortium Mobile am 7. Oktober 2008 fest, dass das aktuelle Ver- verursacht jährliche Kosten zwischen 100 und Umsätze generiert, dürfte aber angesichts der 3.0 den Zuschlag für den Versuchsbetrieb von suchsprojekt DVB-H beendet sei. Ende Oktober 300 Mio. Euro. Da der Nutzer von einem mobi- bisher gezeigten Zurückhaltung der Nutzer und Mobile-TV auf der Basis der DVB-H-Technologie gab Mobile 3.0 die Zuweisungen zurück. len Dienst nicht nur eine hohe Qualität erwartet, an der in Deutschland vorherrschenden Kultur, sondern auch, dass dieser möglichst überall ver- dass Fernsehinhalte überwiegend frei empfangbar sind, wirtschaftlich riskant sein. zu geben. Ausschlaggebend für die Entschei- Auch in anderen europäischen Ländern ist dung zu Gunsten von Mobile 3.0 waren unter DVB-H bislang noch nicht zu einem großen Er- fügbar ist, wird man hier kaum sparen können. anderem auch Aspekte der Vielfaltssicherung. folg geworden. Selbst in der Schweiz, wo die Damit erlangt der Aspekt der Refinanzierung be- Die gleichmäßige Distanz dieses Konsortiums Rahmenbedingungen als günstig angesehen sondere Bedeutung. 22 ALM Jahrbuch 2008 Die Landesmedienanstalten haben in der Vergangenheit aufgrund starker, auf positive ALM Jahrbuch 2008 23 DIGITALISIERUNG D I G I T A L I S I E R U N G MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG 2 Aussicht bietet, ein Sendernetz unter den tat- taler Hörfunk – Perspektiven für den deutschen der Marktteilnehmer, zwei Pilotversuche zum der Saarländischen Landesmedienanstalt Dr. sächlich gegebenen Rahmenbedingungen auf- Radiomarkt« kristallisierte sich DAB+ als zukünf- Thema Mobile-TV aufgesetzt. Sofern der nun Gerd Bauer, im März 2008 eine Anhörung von zubauen. Nach Ansicht der DLM erscheint ein tiger Standard heraus. Sowohl öffentlich-recht- rechtlich mögliche Regelbetrieb für Mobile- Interessensbekundungen (Call for Interest) für Neustart des digitalen Radios ausschließlich mit liche als auch private Radioveranstalter sehen TV eingeleitet werden soll, muss ein entspre- bundesweite und länderübergreifende terres- bundesweiten Angeboten und ohne zusätzliche in dieser Technik das meiste Potenzial. HD-Ra- chendes Interesse artikuliert werden. Es ist an trische Hörfunkangebote gestartet. Ziel dieses landesweite öffentlich-rechtliche Programme dio oder DRM+ werden tendenziell als eher er- den Marktteilnehmern, die zuvor gekennzeich- Call for Interest war es, auf Grund geplanter nicht erfolgsversprechend. Die Landesmedien- gänzende Technologien eingeschätzt. Einig wa- neten Fragen für sich zu beantworten und die digitaler Programmangebote den Bedarf an zu- anstalten haben deshalb angeboten, den Pro- ren sich auch alle, dass ein Abschaltdatum von entsprechenden Risiken einzuschätzen. Sofern künftiger digitaler Übertragungskapazität zu er- zess einer parallelen Einführung neuer privater UKW noch in weiter Ferne liegt: Es wird ein lan- danach ein Interesse an der Nutzung der Mobile- mitteln und die erforderlichen regulatorischen und öffentlich-rechtlicher Digital-Radio-Ange- ger Umstiegszeitraum sein, der nicht mit DVB-T TV-Frequenzen erkennbar ist, werden diese nach Rahmenbedingungen auf den Weg zu bringen. bote zu moderieren und zu unterstützen. zu vergleichen ist. der neuen Rechtslage rasch und unbürokratisch Bis Ende April 2008 sollten die Interessenten ausgeschrieben, um den Weg für den Neustart neben einem Gesamtkonzept unter anderem Europäische Standards für DAB-Empfän- und Regelbetrieb von DVB-H frei zu machen. auch Details zu Programminhalt, Finanzierung, ger Geschäftsmodell, Übertragungsstandard und wirkung der Landesmedienanstalten das World- Infrastruktur vorlegen. Damit bestand für die DMB-Konsortium, die Europäische Rundfunk- mung für ein bundesweites DigitalRadionetz« Veranstalter die Chance, aktiv die Rahmenbe- union (EBU) und die Industrieorganisation EICTA zugestimmt. Die Vereinbarung wurde von dingungen für die zukünftige digitale Rundfunk- Mindestmerkmale für Digital Radio-Empfänger Vertretern der DLM, der ARD und des Deutsch- ordnung zu gestalten. Lokale, regionale und vereinbart. Sie sorgen dafür, dass zukünftige Ra- landradios unterzeichnet. kommenden Jahren Herausforderungen wie landesweite Radioveranstalter wurden direkt dios überall in Europa funktionieren. Den Her- der Digitalisierung, dem demografischen Wan- von ihren zuständigen Landesmedienanstalten stellern eröffnet sich dadurch ein europaweiter auf eine Bedarfsanmeldung für einen bundes- del und Änderungen im Mediennutzungsver- in den Prozess mit eingebunden. Markt für preisgünstige Standard-Empfänger, weiten Multiplex für Digitalradio plus verstän- die den Hörern ein vielfältiges Programmange- digt haben, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg 2.2 Digital Radio Der terrestrische Hörfunk muss sich in den halten stellen, wenn er als Massenmedium re- Die Landesmedienanstalten haben auf ■ Anfang September 2008 haben unter Mit- Planungen für den Neustart ■ Am 11. No- vember 2008 hat die DLM einer Vereinbarung über die »Frequenz- und Datenratenabstim- Nachdem sich die Länder am 26. März 2009 levant bleiben will. Inhaltlicher Mehrwert muss Grundlage einer Auswertung des Call for Inte- bot liefern. Die Planungssicherheit für die Indus- zu einem Neustart von Digital Radio in Deutsch- zu den technologischen Motiven einer Digitali- rest am 25. Juni 2008 die Länder um die Prü- trie macht es darüber hinaus möglich, auch Me- land getan. Der Multiplex soll, wie von den Lan- sierung hinzukommen, um beim Nutzer Akzep- fung einer Bedarfsanmeldung für das Band III dia-Empfänger, die neben Radioprogrammen desmedienanstalten vorgeschlagen, zu einem tanz für den Umstieg auf digitaltaugliche Hör- gegenüber der Bundesnetzagentur gebeten. Die auch Bildinformationen und Verkehrslageinfor- Drittel vom Deutschlandradio und zu zwei Drit- funk-Empfangsgeräte zu erreichen. Nur durch Auswertung der Konzepte und Überlegungen mationen wiedergeben, und schließlich Multi- teln von bundesweiten privaten Hörfunkveran- einen Simulcast-Betrieb von analogen und digi- der Radioveranstalter hatte ergeben, dass In- media-Radios, die zusätzliche Bewegtbildange- staltern benutzt werden. Der bundesweiten Be- talen Programmen wird sich der Umstieg nicht teresse an einer bundesweiten Verbreitung be- bote anzeigen können, zu entwickeln, die auch darfsanmeldung sollen möglichst zeitnah wei- bewältigen lassen. In dem »Konzept für die zu- steht. Allerdings erwarteten die Veranstalter dann funktionieren, wenn man innerhalb der tere Bedarfsanmeldungen auf Länderebene für künftige Gestaltung des terrestrischen Hörfunks überwiegend, dass sie die Kosten für die digi- Europäischen Union eine Landesgrenze passiert. landesweite, und regionale Angebote der ARD in Deutschland« der DLM vom 14. November tale Verbreitung ihrer Programme nicht allein Solche technischen Zusatzfunktionen erschei- und privater Anbieter folgen. Damit könnten 2007 wird darüber hinaus betont, dass bundes- tragen müssen. Auch liegt keine Absichtserklä- nen insbesondere mit Blick auf jüngere Ziel- durch Digitalradio plus pro Land zwei bis drei weite und regionale/lokale Planungssicherheit rung zum Betrieb eines Sendernetzes über ei- gruppen für Radio zunehmend unverzichtbar. Multiplexe mit insgesamt 30 bis 40 Hörfunkpro- untrennbar zusammengehören. ne Plattformlösung vor. Darum muss es auch Call for Interest ■ Auf der Grundlage dieser Leitlinien haben die Landesmedienanstalten 24 ALM Jahrbuch 2008 grammen und Diensten im Standard DAB plus/ Ziel der Bedarfsanmeldung sein, zu klären, ob Übertragungsstandard DAB+ sich ein Unternehmen für den Betrieb der ver- TKLM-Symposium der Landesmedienanstalten zung ist jedoch die Freigabe der von den ARD- fügbaren Frequenzen findet, das hinreichend am 24. September 2008 unter dem Titel »Digi- Anstalten bei der KEF beantragten Mittel. ■ Bei einem DIGITALISIERUNG über ihren Hörfunkbeauftragten, den Direktor DMB angeboten werden. Wichtige Vorausset- ALM Jahrbuch 2008 25 MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG Prognosen gestützte Interessensbekundungen Abb. Verteilung der Übertragungswege bei digitalen Haushalten 1 2 Länder kann das telekommunikationsrechtliche einen solchen Erfolg. Der Nutzen der Digitali- Verfahren zur Ermittlung eines oder mehrerer sierung des Radios ist zu groß, um vor ihren Ri- Sendernetzbetreiber für die jeweiligen Netze siken auf Dauer zu kapitulieren. Dies gilt unge- und zur Zuteilung von Übertragungskapazitäten achtet der schwierigeren Rahmenbedingungen sowie das medienrechtliche Verfahren der Zu- in Anbetracht der aktuellen Finanz- und Wirt- ordnung vorhandener Übertragungskapazitäten schaftskrise. Im Vereinigten Königreich waren zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Ende 2008 bereits 8,5 Mio. DAB-Geräte verk- Rundfunk erfolgen. Die Landesmedienanstalten auft. 30 Prozent aller Haushalte besitzen dort haben dann für den privaten Bereich die Zuwei- einen DAB-Empfänger; die Nutzung von DAB sung der entsprechenden Kapazitäten auf der beträgt 11,4 Prozent der gesamten Radionut- Grundlage eines Ausschreibungsverfahrens vor- zung. Auch in Frankreich setzt der CSA auf eine zunehmen. Spätestens dann müssen die Radio- Digitalisierung des Radios. Deutschland sollte sender in punkto Geschäftsmodellen Farbe be- unter den drei Großen der EU keine analoge In- kennen. sel bleiben. Die Ampel der Digitalisierung ver- In der Folge müssen sich die dann ermit- dient deshalb, auf Grün geschaltet zu werden. 2005 MY 19,4 Kabel 2 Terrestrik sam mit den Veranstaltern das finanzielle Risi- rungsbericht erfassen die Landesmedienan- onen wird es allerdings nicht geben. stalten die Entwicklung der Übertragungswege den bis zu drei TV-Geräte pro Haushalt berück- bereitungsphase, auch zur Information der Ver- sichtigt. Datenbasis sind alle privaten Haushalte braucher sowie zur Koordinierung der Einfüh- in Deutschland mit Fernsehempfang, inkl. Aus- rungsschritte zwischen bundesweiten und regio- länderhaushalte. Derzeit sind dies 37,7 Mio. nalen Angeboten, ein Projektbüro einzubinden. Haushalte. Seit 2007 ist die Erhebungsmethode 65,0 61,8 61,1 61,6 59,1 55,1 61,6 55,1 17,2 17,2 16,7 16,7 24,7 22,3 22,5 19,5 22,3 19,5 20 Satellit 3 Terrestrik 2006 16,2 21,0 30,7 30,7 38,8 47,2 47,2 57,3 62,4 65,7 70,7 62,4 70,7 45,6 tra abgestimmt, um eine bessere Vergleichbar- trischem Hörfunk vor einer Bewährungsprobe. keit zu ermöglichen. Da der Digitalisierungsbericht in der Jahresmitte und der Satellite Monitor mehr Programmen, leistungsstärkeren Sender- zum Jahresende erscheinen, können nunmehr netzen und neuen bundesweiten Radiostruktu- halbjährliche Werte ausgewiesen werden. Inzwischen kann mehr als die Hälfte der um erfolgreich zu sein. Wechselseitige Kommu- TV-Haushalte in Deutschland digitales Fernse- nikation, Information und gemeinsames Vor- hen empfangen. Zum Jahresende 2008 wa- 57,1 57,1 86,0 89,3 95,1 99,5 89,3 99,5 20 40 2005 80 100 % 2006 2007 2008 YE 51,7 51,7 Basis : TV-HH in Deutschland 5 51,8 51,8 MY: Jahresmitte YE : Jahresende 53,7 51,7 51,7 52,5 51,7 51,7 43,1 43,1 Terrestrik 60 Zugang über Kabel, Satellit, Terrestrik gesamt 1, 4 4 Satellit 3 2008 YE : Jahresende 16,2 Abb. Kabel 100 % MY : Jahresmitte 15,2 16,2 MY 80 2007 9,7 15,2 0 2 60 YE 9,7 Kabel 2 40 Digitalisierung der Übertragungswege 1 2005 mit dem German Satellite Monitor von SES As- Dieser Neustart sollte auf der Grundlage von ALM Jahrbuch 2008 YE : Jahresende 29,1 61,8 und den Stand der Digitalisierung. Dabei wer- start vorbereiten. Gegegenenfalls ist in der Vor- 26 MY : Jahresmitte 24,2 45,6 digitalen Radios für möglich. Dauersubventi- ren hinreichend gute Voraussetzungen bieten, 29,1 3 Verbreitungswege In ihrem jährlich erscheinenden Digitalisie- land steht beim Neustart von digitalem terres- 24,2 38,8 Entwicklung der anstalten halten eine Anschubfinanzierung des Die föderale Rundfunkstruktur in Deutsch- 21,8 Abb. ko für den Neustart tragen. Die Landesmedien- Parallel hierzu muss der Handel den Neu- 23,0 23,6 MY 2008 Summe > 100 % wegen Mehrfachempfangsart 19,4 23,0 0 über die Errichtung und den Aufbau der Netze 2.3 2007 65,0 Satellit 3 telten Sendernetzbetreiber und Diensteanbieter verständigen. Die Netzbetreiber sollten gemein- 2006 YE DIGITALISIERUNG gehen sind die unverzichtbare Grundlage für 42,0 42,0 42,5 43,2 42,0 42,4 43,2 42,4 9,7 9,7 9,2 9,2 11,5 11,0 11,0 11,1 10,7 10,7 0 20 40 60 80 100 % 1 Mindestens 1 TV-Gerät im Haushalt ohne PC-TV 2 Kabelempfang + Satellitenempfang ohne eigenen Receiver 3 Satellitenempfang mit eigenem Receiver 4 Mehrere Empfangswege pro Haushalt möglich 5 2007 und 2008 dt. und ausl. Haushalte/2005 und 2006 nur deutsche Haushalte Quelle: Digitalisierungsbericht 2008, ASTRA Satellitenmonitor; Angaben in Prozent MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG Auf Grundlage der Bedarfsanmeldung der 5 6 Kiel 10,6 37,671 3,999 Baden-Württemberg 6,3 4,698 0,294 Bayern 8,6 5,490 0,470 17,0 2,943 0,501 Hessen 9,7 2,750 0,267 Mecklenburg-Vorpommern 1,7 0,888 0,015 Niedersachsen/Bremen 13,5 4,026 0,545 Nordrhein-Westfalen 15,9 8,129 1,294 5,1 2,282 0,117 2,031 0,072 Rostock Cuxhaven Lübeck Hamburg Schwerin Bremen Münster Köln Aachen Bonn Berlin Potsdam Frankfurt/O. Bielefeld private und öffentlichrechtliche Programme Göttingen Cottbus Halle Leipzig Kassel Siegen Berlin-Brandenburg Lüneburg Hannover Braunschweig Osnabrück Düsseldorf Erfurt Weimar Rheinland-Pfalz/Saarland Dresden Sachsen Koblenz Wiesbaden Mainz Trier ausschließlich öffentlichrechtliche Programme Frankfurt/M. Schleswig-Holstein/Hamburg Nürnberg Stuttgart Die Programmbelegung variiert in den einzelnen Regionen. 3,5 Sachsen-Anhalt Würzburg Kaiserslautern Saarbrücken Mannheim Basis: 37,671 TV-Haushalte in Deutschland BRD gesamt Flensburg Aurich DVB-T-Empfang nach Bundesländern Abb. DVB-T-Empfangsbereiche in Deutschland 2008 Thüringen 3,5 1,171 0,041 15,0 2,180 0,327 5,4 0 Regensburg Ulm Augsburg München 1,084 4 8 12 16 % TV-HH gesamt in Mio. DIGITALISIERUNG Abb. 0,058 DVB-T-HH in Mio. Quelle: Digitalisierungsbericht 2008, ASTRA Satellitenmonitor Freiburg Konstanz ren es 54,4 Prozent, was gut 20 Mio. Haushal- mit etwa 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ten entspricht. Dabei nutzen knapp 44 Prozent (0,3 Prozent) aber mehr als verdoppelt. bleibt. 2008 konnten die Kabelbetreiber fast Prozent, weil einige Haushalte auch mehrere 1,9 Mio. Digitalkunden hinzugewinnen. Der Empfangsarten parallel nutzen. Digitalisierungsgrad im Kabel, also der Anteil Betrachtet man die Marktanteile der Über- der digitalen Kabelhaushalte an den Kabelhaus- tragungswege beim digitalen Empfang, ver- halten insgesamt, stieg damit auf 30,7 Prozent, dieser Haushalte sogar ausschließlich digitalen Am Verhältnis der vier Übertragungswege schieben sich die Verhältnisse deutlich. Hier das entspricht 6 Mio. Haushalten. Empfang, der Rest sowohl digital als auch ana- untereinander hat sich wenig verändert. Das Ka- liegt der Satellit deutlich vor dem Kabel, das Als Hürde beim Digitalumstieg im Kabel ist log. D.h., 16,5 der 37,3 Mio. TV-Haushalte in bel hat mit 51,7 Prozent weiterhin den größten allerdings einen großen Schub gemacht hat. zu sehen, dass der Zuschauer dann für jedes Deutschland sind vollständig digitalisiert. Marktanteil und ist damit immer noch für die Die Terrestrik ist zwar inzwischen zu 100 Pro- TV-Gerät im Haushalt eine Set-Top-Box braucht, Programmveranstalter die wichtigste Infrastruk- zent digitalisiert, versorgt jedoch aufgrund die er in der Regel bei seinem Anbieter bestel- stieg unterscheiden sich in Bezug auf die unter- tur. Dicht dahinter liegt der Satellit mit 42,4 Pro- des insgesamt geringeren Marktanteils nur len muss. Verbunden ist dies zumeist auch mit schiedlichen Übertragungswege deutlich. zent. Hier werden die sog. SMATV-CH-Haus- 19,5 Prozent der digitalen TV-Haushalte. Die Rahmenbedingungen für den Digitalum- Neben die drei klassischen TV-Übertragungs- halte (Gemeinschafts-Sat-Anlagen mit Kabel- wege Kabel, Satellit und Terrestrik ist Fernsehen umsetzer) dem Kabelempfang zugerechnet, im über breitbandige DSL-Netze getreten, wie es Unterschied zum German Satellite Monitor, der an den Umgang mit der Set-Top-Box gewöhnt ■■■ Kabel von der Telekom, Arcor oder Alice angeboten sie dem Satelliten zuschlägt. Diese nehmen wird. Dieser vierte Übertragungsweg kann bis- kontinuierlich ab; im Jahr 2008 waren es noch lang in Deutschland zwar noch keine größeren 2,1 Prozent gegenüber 2,4 Prozent im Vorjahr. auch wenn der Digitalisierungsgrad weiter hin- Marktanteile erlangen, hat seinen Marktanteil Die Terrestrik liegt knapp unter elf Prozent. ter den anderen Übertragungswegen zurück- 28 ALM Jahrbuch 2008 einem Tarifwechsel bzw. einer Boxenmiete. Im Vergleich dazu sind Satellitennutzer seit jeher und können diese frei im Handel erwerben, wo eine breite Palette unterschiedlich ausgestatte- Die Digitalisierung des Kabels kommt voran, ter Geräte bereitsteht. ALM Jahrbuch 2008 29 MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG Die Summe der Anteile liegt über 100 Quelle: www.ueberallfernsehen.de; Stand: Dezember 2008 2.4 Navigation – elektronische Programmführer (EPGs) Bei den Satellitenhaushalten steigt der Digital- DVB-Signal enthaltenen SI-Daten (SI: Service Information) aus, benötigen also keinen eigenen Schub für den Markt der EPGs zu rechnen ist. Neben den technischen Begrenzungen heu- Datenstrom für die angebotenen Informationen. tiger Boxen und dem noch geringen Interesse bei den Nutzern, sind noch zwei wesentliche anteil stetig. Ende 2008 lag er bei 70,7 Prozent, Obwohl die Zahl der Digitalhaushalte seit Anders sieht es bei aufwendigeren Programm- ein Zuwachs von fünf Prozentpunkten. Der Jahren kontinuierlich steigt, steht die Entwick- führern aus, die auch redaktionelle Inhalte lie- Fragen zu klären, bevor EPGs sich im deutschen Zuwachs an Digitalreceivern beruht in erster lung der elektronischen Programmführung fern, wie man sie aus gedruckten Programmzei- TV-Markt in größerem Umfang durchsetzen Linie auf dem Austausch von analogen Boxen in Deutschland noch ganz am Anfang. Zu die- tungen kennt, mit Bewertungen, Tagestipps etc. können. Die eine ist das Verhältnis zwischen durch digitale, weniger auf Migration zwischen sem Ergebnis kommt eine Studie zur quanti- Weitere Funktionen können Aufnahmeprogram- den großen TV-Programmmarken und den den Übertragungswegen. Der Wechsel zum tativen und qualitativen Nutzung von EPGs in mierungen, Erinnerungsfunktionen, Personali- EPGs, die zweite die nach den Wertschöpfungs- digitalen Empfangsgerät fällt Satellitennutzern Digital-TV-Haushalten, die die Landesmedien- sierung oder auch Recommendation-Tools sein. ketten, also dem Erlösmodell. Aufwendigere Solche EPGs sind natürlich eher geeig- EPGs mit redaktionellen Inhalten verursachen net, den Zuschauer auf Inhalte außerhalb sei- laufende Kosten. Dem steht bei den Nutzern wurden durch TNS Infratest erhoben. Ergänzt ner habituellen Fernseh- und Programmwelt aber eine nur schwach ausgeprägte Zahlungs- wurden sie durch Gruppeninterviews mit aufmerksam zu machen. Daher ist zu erwarten, bereitschaft gegenüber. Eine Werbefinanzierung tens – keine Veränderung der laufenden Kosten, EPG-Nutzern, um auch Aussagen zur Art der dass EPGs eine wesentliche Rolle spielen, wenn wäre denkbar, wird aber derzeit von den Pro- da nach wie vor die Pläne für eine Verschlüs- Nutzung treffen zu können. auf die technische Umstellung von analogem grammveranstaltern vehement abgelehnt. offensichtlich leichter als Kabelkunden, da sie anstalten 2008 erstmals in Auftrag gegeben bereits an Set-Top-Boxen und ggf. auch eine haben. Die Basisdaten der Untersuchung zusätzliche Fernbedienung gewöhnt sind. Zudem bedeutet der Wechsel – bislang wenigs- selung der Satellitenprogramme nicht umge- Demnach verfügen 40 Prozent der Digital- auf digitalen Empfang auch eine »digitale Fern- Damit ist auch der nächste Punkt schon setzt wurden. Nach einem über zwei Jahre wäh- haushalte über einen EPG, 21 Prozent nutzen sehnutzung« folgen soll. Noch zeigt sich, dass angesprochen – das Verhältnis der EPGs zu renden Kartellverfahren hat Entavio inzwischen ihn auch, zumindest gelegentlich. In absoluten die große Vielzahl der Kanäle, die das digitale den Programmmarken und den Veranstaltern. erklärt, die diesbezüglichen Aktivitäten einstel- Zahlen heißt das, dass nur etwas mehr als drei Fernsehen bietet, nur in begrenztem Umfang Ein EPG mit einer breiten Palette an Suchfunk- len zu wollen. Mio. TV-Haushalte in Deutschland eine elek- genutzt wird. tionen, Genreauswahl und Hinweisen auf neue Noch immer ist der Großteil der verkauften Satellitenboxen dem Low-price-Segment tronische Programmzeitschrift verwenden. Die Mehrheit der Zuschauer bleibt derzeit also noch EPGs sind heute im Regelfall mit dem Gerät Angebote löst die Inhalte aus dem Programm fest verbunden und werden mit dem Empfangs- heraus. Das ist ein Problem für die Veranstal- zuzuordnen und damit in der Regel für Pay-TV- bei einem »analogen Fernsehverhalten«, selbst gerät quasi nebenbei mit gekauft. Erst im spä- ter, die sich viele Gedanken über Programming, Angebote ungeeignet. Schätzungen zufolge wenn technisch schon auf digitalen Empfang teren Gebrauch entwickelt sich ein Bewusstsein Markenbilder und audience flow machen. Die liegt der Anteil der Free-to-air-Boxen im Satel- umgestellt wurde. Die Gründe dafür sind nach für die Möglichkeiten der elektronischen Pro- Möglichkeit, eigene Kanäle anzulegen, die litenbereich bei 60 Prozent. Es wird damit im- Ansicht der Autoren der Studie, Dr. Birgit Stark grammführung, die unterschiedliche Ausstattung dann mit den Sendungen aus verschiedenen mer schwerer, neue Geschäfts- und Refinan- von der Österreichischen Akademie der Wissen- und den Komfort, den ein guter EPG bietet. Die Programmen gefüllt werden, die der Nutzer zierungsmodelle auf diesem Wege zu etablie- schaften, Wien, und Prof. Dr. Uwe Hasebrink Bedeutung von EPGs in Set-Top-Boxen oder in- auswählt, kann für die Programmmarken eine ren. Insbesondere neue Angebote haben damit vom Hans-Bredow-Institut, Hamburg, vielfältig tegrierten Fernsehern wächst jedoch sprunghaft Bedrohung darstellen. Ob am Ende tatsächlich schlechte wirtschaftliche Perspektiven, was un- und zeigen zugleich das große Potenzial, das an, wenn das Gerät auf unterschiedliche Signal- eine Situation entsteht, wo jeder nur noch völ- ter Vielfaltsaspekten bedauerlich ist. Wichtig noch im Markt der elektronischen Programm- quellen zugreifen kann. Ein Festplattenrekorder lig individuell, zeitversetzt und unabhängig von ist an dieser Stelle aber der Hinweis, dass ei- führung in Deutschland steckt. ist ohne zentralen EPG gar nicht im vollen Um- den Programmmarken und Sendern fernsieht, fang nutzbar. Gleiches gilt für Geräte, die ver- mag allerdings bezweifelt werden. ne Verschlüsselung und die damit verbunde- Einfache Navigatoren bieten Senderlisten nen Gebühren nicht dazu genutzt werden dür- und die Möglichkeit, diese zu Favoritenlisten zu schiedene Übertragungswege, wie bspw. Kabel fen, Entgelte für bislang frei empfangbare Pro- gestalten. Neben den Programmnamen werden und Internet, vereinen. Das zeigt, dass vor allem modernes und komfortables EPG-Angebot nur Deutlich wird aber, dass ein interessantes, gramme zu erheben. Den Mehrkosten aus Sicht dann noch Titel und Zeiten der aktuellen Sen- mit der zweiten Gerätegeneration, die besser gemeinsam von den verschiedenen Beteiligten des Verbrauchers muss auch ein adäquater dung, oft auch der folgenden angezeigt. Diese ausgestattet ist als die heute den Markt dominie- erstellt werden kann. Programmführer ohne Mehrnutzen gegenüberstehen. einfachen Navigatoren werten die im normalen renden sogenannten Zappingboxen, mit einem attraktive Inhalte sind genauso unbefriedigend 30 ALM Jahrbuch 2008 DIGITALISIERUNG Satellit ALM Jahrbuch 2008 31 MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG ■■■ ■ Zen- Terrestrik ■ Der Erfolg von DVB-T beruht auf sehens nach dem Vorbild DVB-T unterstützen, te EPGs bedarf es einer ganzen Kette von Zu- trales Ziel der Verschlüsselung und Adressier- der Dominanz des frei empfangbaren Fernse- da sie kein Interesse haben können, Strategien lieferern. Als Erstes die Programmveranstalter, barkeit muss bei allen Übertragungswegen hens in Deutschland. Dass auf längere Sicht gegen die Verbraucherinteressen zu verfolgen. die Sender, die die nötigen Daten über Sen- der Mehrnutzen für den Verbraucher und das mehr Inhalte nur gegen Bezahlung zu empfan- dungen, Sendezeiten etc. bereitstellen müssen. Wachstum der Medien- und Kommunikationsin- gen sein werden, wird auch den terrestrischen Kabel Weiter bedarf es ständig aktueller Datenbanken, dustrie sein, denn nur zusammen bieten sie die Übertragungsweg vor neue Herausforderungen struktur für die Programmentwicklung, aber es ■ Das Kabel bleibt die Schlüsselinfra- die diese Informationen der vielen Sender zu- notwendige wirtschaftliche Basis für neue digi- stellen. Effizientere Kodierungstechnologien fehlt an Investitionen. Die Kabelunternehmen sammenführen und einheitlich aufbereiten. Im tale Angebote und Anwendungen. Die deutsche (mit der Notwendigkeit der Beschaffung neuer sind derzeit nicht zu Pilotprojekten zum Ana- nächsten Schritt müssen redaktionelle Inhalte Fernsehwelt und die Fernsehübertragungswege Geräte) könnten mit der Möglichkeit der Adres- log-Switch-off bereit, da sie den Unmut ihrer bereitgestellt werden, wie man sie aus dem sind schlechter aufgestellt als es die bloßen sierung verbunden werden. Der Sendernetzbe- Kunden fürchten. Zu den Schwierigkeiten der heutigen Programmzeitschriftenmarkt kennt. Zahlen über die Digitalisierung vermuten las- treiber könnte sich zur Plattform entwickeln, die Digitalisierung haben allerdings auch die Sen- Erst dann hat man alle Voraussetzungen, um sen. Die digitale Terrestrik baut ausschließlich Programme vermarktet. derfamilien beigetragen, die dafür sorgten, dass dem Zuschauer auf der technischen Plattform auf bereits vorhandenen Programmen auf und Um die Zukunft des terrestrischen Übertra- EPG die große Vielfalt der digitalen Fernsehan- bietet so gut wie keine Chancen für neue. Der gungswegs zu sichern, wäre es angezeigt, alle zumeist in so genannten digitalen Basispake- gebote übersichtlich schmackhaft zu machen. größte Teil der digitalen Satelliten-Set-Top- zusätzlichen Programme in einer effizienteren ten mit Zusatzgebühr angeboten werden. Hin- Boxen kann nur werbe- und gebührenfinan- Kodierungstechnologie zu übertragen, und mit zu kommt, dass jedes Fernsehgerät analoges zierte Programme empfangen, und bietet somit der Geräteindustrie zu vereinbaren, dass künf- Kabelfernsehen empfangen kann, es aber nicht 2.5 ihre analog frei empfangbaren Programme nun Verschlüsselung und keine Grundlage für die Finanzierung über Ent- tig alle Set-Top-Boxen für die effizientere Codie- gelungen ist, vergleichbar einfache Lösungen Adressierbarkeit gelte oder eine Mischform aus Werbung und rung ausgerüstet sind und über die Möglichkeit für den digitalen Kabelempfang zu schaffen. Die Entgelten. Daher müssen die Voraussetzungen der Adressierung verfügen. Die digitale Programmentwicklung bleibt un- geschaffen werden, um Innovation und neue meisten Flachbildschirme können inzwischen zwar DVB-T empfangen, aber nicht digitales befriedigend. Der Fernsehmarkt und das Zu- Inhalte im digitalen Fernsehen finanzieren zu- Satellit schauerinteresse konzentrieren sich auf die können. der Hand, einen Termin für die Abschaltung des zusätzliche Hürde, zumal die europarechtliche Die Wiederverwertung vorhandener Pro- ■ Die Fernsehveranstalter hätten es in Kabelfernsehen. Die Verschlüsselung ist eine analogen Satellitenfernsehens zu vereinbaren, Vorschrift der Ausrüstung integrierter Fernseh- Innovationen haben es schwer. Solange nur ein grammressourcen auf zusätzlichen Kanälen nachdem mehr als zwei Drittel der Haushalte geräte mit einem Common Interface praktisch kleinerer Teil der Digitalhaushalte adressierbare hat sich in der bisherigen digitalen Entwicklung digital empfangen. Auch wenn der Mehrnut- leerläuft, weil es dafür keine Module gibt. Der und mit Verschlüsselungssystemen ausgestat- in Deutschland ebenso wenig als Erfolg erwie- zen nicht jeden Verbraucher überzeugt, wäre Vorteil des analogen Fernsehens bei Zweit- und tete Geräte hat, also für Programme bezahlen sen wie der Versuch, für etablierte Programme die Schwelle für den Übergang niedrig, und die Drittgeräten fällt mit der Digitalisierung weg, für kann, sind private Veranstalter weiter auf Wer- mehr Geld zu verlangen, wenn sie digital über- Veranstalter würden erhebliche Summen ein- jedes Gerät braucht man eine Set-Top-Box und bung oder Transaktionserlöse angewiesen. Es tragen werden. Digitales Fernsehen wird nicht sparen. Eine gemeinsame Kommunikation nach bei den meisten Kabelunternehmen muss dafür ist schwerer, digital mit einer geringeren Reich- allein durch die Vermehrung der Zahl der Kanä- dem Muster DVB-T wäre möglich. auch noch zusätzlich bezahlt werden. weite ein attraktiveres Programm zu bieten, le attraktiv, im Gegenteil, DVB-T zeigt, dass die auch analog verbreiteten Programme, digitale Die Landesmedienanstalten hatten schon als im analogen Bereich. Mehr Aufmerksamkeit Begrenzung auf die wichtigsten Programme vie- vor geraumer Zeit angeregt, dass die privaten als die zusätzlichen Digitalkanäle findet gerade len ausreicht. Die Herausforderung bleibt, die Senderfamilien auf die Zusatzfinanzierung ihrer in der jüngeren Generation die Entwicklung im digitalen Wege so zu öffnen, dass neue Inhalte Hauptprogramme ausdrücklich verzichten (Zu- weiten Fensterprogrammen und Internet mit seinen Videoplattformen und sozi- und Nutzungen finanziert werden können. Das schläge für HDTV blieben unbenommen). So- lokalem Fernsehen alen Netzwerken. ist bei der weiteren Digitalisierung der Übertra- lange dieser Verzicht jedoch nicht erklärt wird, gungswege zu berücksichtigen. werden weder die Regulierer noch die Politik Regionale und lokale Angebote werden oft aus- eine Abschaltung des analogen Satellitenfern- schließlich über Kabelnetze verbreitet und sind 32 ALM Jahrbuch 2008 DIGITALISIERUNG Mehrnutzen für den Verbraucher 2.6 Digitale Einspeisung von landes- ALM Jahrbuch 2008 33 MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG wie tolle Sendungen, die keiner sieht. Für gu- Übertragungsweges abhängig. Mit fortschreiten- Landesmedienanstalten nach Lösungen gesucht der Digitalisierung besteht daher die Notwen- und getestet. Inzwischen werden die 16 bay- digkeit, die lokalen Angebote ebenso wie die erischen Lokalprogramme digital in die KDG- bundesweiten in analoger und digitaler Form Netze eingespeist. In Rheinland-Pfalz hat die Landeszentrale im Kabel zu verbreiten. Die Umsetzung reali- Abb. Rundfunkspektrum 7 7 MHz 8 MHz Band III 5 Band IV 12 Band V 21 37 38 61 69 sieren die Kabelnetzbetreiber nur zögerlich, da für Medien und Kommunikation (LMK) ein Pi- sie zumeist zentrale Aufbereitungszentren (Play- lotprojekt für die digitale Verbreitung lokaler outs) für die neuen digitalen Angebote geschaf- TV-Programme in Kabelnetzen gestartet. Es zielt fen haben und regionale Angebote nicht über auf eine Optimierung der gesamten digitalen Satellit verfügbar sind. Landesmedienanstal- Übertragungsstrecke vom Studio bis zum Ka- ten und Netzbetreiber suchen gemeinsam nach belnetz ab. Dabei wird auch nach geeigneten technischen Lösungen, die angesichts der Tat- Lösungen für die Übertragung der programm- deckender Ausbau der privaten Netze ist jedoch gegenwärtig sehr intensiv die Kanäle 61 – 69 sache, dass es hier meist um sehr kleine Veran- begleitenden Informationen und die damit aus wirtschaftlichen Gründen weder kurz- noch für drahtlose Mikrofonanlagen. Soll dieser Be- stalter geht, auch wirtschaftlich realistisch sind. verbundene Darstellung in elektronischen Pro- langfristig in Sicht. reich für Mobile Services genutzt werden, so Bestimmt wird der Kabelmarkt derzeit grammführern (EPGs) gesucht. DVB-T/-H VHF 174 Württemberg tätige Kabel BW, die in Hessen 2.7 Digitale Dividende DVB-T, IMT/Mobile Dienste teilw. militär. Nutzung UHF 230 470 862 MHz 1 Bei DAB/DMB Teilung der Kanäle in jeweils 4 Blöcke (a – d) à 1,75 MHz Die digitale Dividende hat jedoch auch Begehrlichkeiten bei Gruppen außerhalb der durch drei große Unternehmen: Die in Badenund NRW tätige Unitymedia sowie die Kabel DAB / DMB 1 u. DVB-T DIGITALISIERUNG sam mit den Kabelnetzbetreibern haben die müssen diese weichen und »umziehen«, was auch mit finanziellem Aufwand verbunden ist. Rundfunkveranstalter geweckt. Insbesondere Es zeichnet sich derzeit ab, dass eine ent- Mobilfunkunternehmen sehen in diesem Fre- sprechende Änderung der FreqBZPV in Deutsch- quenzbereich die Möglichkeit, »Mobile Services« land umgesetzt wird. Das bedeutet für die Fern- Als »digitale Dividende« wird der Teil des Fre- kostengünstig zu verbreiten. Der Empfang in sehversorgung, dass die drei öffentlich-recht- verbreiten regionale und lokale Angebote auch quenzspektrums bezeichnet, der dadurch frei Gebäuden ist in diesem Frequenzbereich deut- lichen Multiplexe auch in Zukunft flächende- digital. Ein Ringnetz ermöglicht den lokalen Ver- wird, dass die bisher in analoger Technik ver- lich einfacher zu erreichen als bei den ande- ckend empfangen werden können. Von den Deutschland (KDG). Kabel BW und Unitymedia haben zwischenzeitlich Ringnetze errichtet und anstaltern, ihr Programm an einem beliebigen breiteten terrestrischen Fernsehprogramme nun ren vom Mobilfunk genutzten Frequenzen. Auf drei privaten Bedeckungen werden zwei von nahe gelegenen Einspeisepunkt zu übergeben, digital übertragen werden. Einen Großteil dieser Druck von weltweit tätigen Mobilfunkunterneh- einer flächendeckenden Versorgung auf die statt es direkt zum zentralen Play-out mittels digitalen Dividende nutzt bereits das Fernsehen men hat die World Radio Conference (WRC 07) Versorgung von etwa 80 Prozent der deutschen und hier insbesondere der öffentlich-rechtliche Ende 2007 entschieden, dass der obere Teil Bevölkerung reduziert. Die dritte private Bede- Kabel Deutschland verfügt noch über kein Rundfunk. Dieser übertrug früher über analoge des Fernsehfrequenzbandes (K61– K69) zukünf- ckung steht dann nur noch in Ballungsräumen Ringnetz und hat die geplante Errichtung zeit- terrestrische Sender flächendeckend drei Fern- tig auch für »Mobile Services« genutzt werden zur Verfügung. Da die privaten Netze derzeit lich verschoben. Zwar bietet die KDG eine Lö- sehprogramme. Seit Ende 2008 verbreiten ARD darf. Das Bundeswirtschaftministerium möchte nur Ballungsräume versorgen, wird dies am teurer Zuführungsleitungen bringen zu müssen. sung für die digitale Einspeisung für lokale Pro- und ZDF in praktisch ganz Deutschland zwölf dies zügig umsetzen und hat deswegen im tatsächlichen Empfang auch der privaten Pro- gramme vor Ort an, deren Kosten überschreiten digitale Fernsehprogramme. Jahr 2008 das Verfahren zur Änderung der Fre- gramme nichts Wesentliches ändern. Die Bede- quenzbereichszuweisungsplanverordnung (Freq- ckung, welche für DVB-H eingeplant ist, bleibt anstalter. Schwierigkeiten bereiten auch noch Frequenzen zur flächendeckenden Verbreitung BZPV) in Gang gesetzt. Das Verfahren ist der- in ihrer Flächendeckung unangetastet. die programmbegleitenden Informationen (sog. von zwölf Programmen vor. Die privaten Fern- zeit noch nicht abgeschlossen. Rundfunkveran- SI-Daten), die beim digitalen Fernsehen für die sehveranstalter haben DVB-T-Netze jedoch nur stalter und Länder befürchten Störungen des richtige Darstellung und Auffindbarkeit des Pro- in Ballungsräumen beauftragt. Im Jahr 2009 Fernsehempfangs und sehen die Entwicklungs- Die Länder drängen darauf, dass die Mobile grammnamens sowie die Programminformati- wird der Aufbau von privaten DVB-T-Sendern in möglichkeiten des Fernsehens gefährdet. Fern- Services in den Kanälen 61 – 69 vordringlich onen im Navigator erforderlich sind. Gemein- weiteren Ballungsräumen erwartet. Ein flächen- sehproduzenten, Bühnen und Theater nutzen für die Versorgung des ländlichen Raumes mit aber die Möglichkeiten der meisten Lokalver- 34 ALM Jahrbuch 2008 Auch für private Anbieter sah die Planung Breitbandanschlüsse im ländlichen Raum ALM Jahrbuch 2008 ■ 35 MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG damit vollständig von der Entwicklung dieses nutzt werden. Große Mobilfunkunternehmen zung ist nur für Anbieter einer Plattform eröff- haben bereits signalisiert, dass sie dieser For- net. Der Bestimmung des Adressatenkreises derung nachkommen wollen. Gegenwärtig wird kommt daher eine zentrale Bedeutung zu. davon ausgegangen, dass im Regelbetrieb vor- Dabei kommt es entscheidend darauf an, wiegend Geräte nach dem LTE-Standard (Long- dass der Plattformanbieter Rundfunk- und Term-Evolution) eingesetzt werden. Diese werden frühestens im Laufe des Jahres 2011 ver- P R O G R A M M E N T W I C K L U N G U N D 3 - K O N T R O L L E Seit dem Start der ersten privatwirtschaftlich AG für 2008 fast sechs Prozent Umsatzrück- vergleichbare Telemedienangebote auch finanzierten TV-Kanäle in Deutschland vor 25 gang und einen Verlust. von Dritten zu einem Gesamtangebot zusam- Jahren haben die Landesmedienanstalten mehr fügbar sein, so dass mit einer Nutzung durch menfasst. Dabei gibt es jedoch auch eine Rei- als 550 Zulassungen für Fernsehprogramme men, die 2008 on air gingen, starteten drei An- große Bevölkerungsgruppen in Deutschland he von Ausnahmen, etwa für kleinere Netze, erteilt. Der große Boom der vergangenen Jah- gebote als Streamingkanäle im Internet. Das erst ab 2012 zu rechnen ist. Seit Dezember für Anbieter, die lediglich ein Gesamtange- re hat sich allerdings abgeschwächt. So star- Programm Das Vierte wurde 2008 vom US-Me- 2008 läuft in Wittstock (Brandenburg) ein Ver- bot Dritter durchleiten oder für Anbieter, die teten 2008 im Vergleich zu den vier Vorjahren dienkonzern NBC Universal an das Unterneh- such, mit dem vor allem die Störwirkungen von Mobile Services auf DVB-T untersucht werden sollen. Mit Ergebnissen wird in der ersten Hälfte des Jahres 2009 gerechnet. 2.8 Rechtliche Grundlagen Zusätzlich zu den 22 neuen TV-Program- nur etwa halb so viele neue TV-Programme in men Mini Movie International Channel des rus- Deutschland. Lag deren Zahl zwischen 2004 sischen Produzenten Dmitry Lesnevski verkauft. soll der Transparenz dienen. Es handelt sich und 2007 jährlich bei etwa 42, so gingen 2008 Im November 2008 musste die Kommission nicht über eine eigene Netzstruktur verfügen. ➔ Die gesetzlich geforderte Anzeigepflicht ausdrücklich nicht um eine Zulassung. Die (ohne IPTV) nur noch 22 neue TV-Programme für Zulassung und Aufsicht der Landesmedien- Landesmedienanstalten werden sich hier on air. Am dynamischsten verlief die Entwick- anstalten (ZAK) den bundesweit ausgestrahlten gemeinsam mit den Betroffenen um schlan- lung bei Spartenprogrammen, Mediendiensten türkischsprachigen Programmen Kanal 7 INT ke Verfahrensabläufe bemühen. und IPTV-Angeboten. und tvt die Zulassungen aberkennen. Grund ➔ Im Zusammenhang mit der Vergabe bun- Der stagnierende TV-Konsum (2008: 207, dafür war unter anderem, dass die in der Zu- desweiter Frequenzen (etwa für Mobile TV) 2007: 208 Min.) und die ständig wachsende Kraft getreten. Damit wurde eine Rechtsgrundla- konkretisiert die Satzung Regelungen etwa Zahl von Programmen führen dazu, dass vor quote von mehr als 40 Prozent nicht erfüllt ge für die bundesweite Zuweisung terrestrischer zum Ausschreibungsverfahren, zu Fristen, allem die großen Vollprogramme seit Jahren wurde. Eine von der LPR Hessen durchgeführ- Frequenzen geschaffen sowie eine technologie- zu Auswahlkriterien oder den internen Ver- Marktanteile verlieren. Insgesamt aber konnten te Programmbeobachtung war zu dem Ergeb- neutrale Plattformregulierung eingeführt. Än- fahrensabläufen. Nach der neuen Zustän- die privaten Programmanbieter 2008 trotz Fuß- nis gekommen, dass spätestens seit März 2008 derungen haben sich aber auch im Verfahrens- digkeitsverteilung innerhalb der Landesme- ballweltmeisterschaft und Olympischen Spielen, in den Sendestudios Frankfurt am Main keine recht ergeben. So ist künftig die ZAK für Fragen dienanstalten wird die Entscheidung von deren TV-Rechte bei den öffentlich-rechtlichen Sendungen mehr produziert wurden. Entgegen der Zuweisung bundesweiter Frequenzen, für der ZAK mit Mehrheit getroffen. Anbietern lagen, ihren Zuschauermarktanteil dem Zulassungsbescheid wurden auch keine Zum 1. September 2008 ist der 10. RÄndStV in die Belegung von Plattformen und für die Ent- ➔ Auch im immer mehr an Bedeutung zuneh- lassung festgeschriebene Eigenproduktions- mit 56,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutschsprachigen Sendungen und Nachrich- konstant halten. (s. Kap. B 2.4) ten ausgestrahlt. Die entsprechenden Bescheide scheidung über die Zugangsoffenheit zuständig. menden Bereich der Navigatoren hat die Plattformanbieter wiederum müssen ihre Tätig- Satzung Änderung erfahren. Hier sind die Der TV-Werbemarkt verzeichnete 2008 mit keit zur Anzeige bringen. Ergebnisse der mit den Marktteilnehmern einem bereinigten Wachstum um etwa 3,3 Pro- geführten Diskussionen eingeflossen. zent brutto nach Angaben von Nielsen Media ProSiebenSat.1 Research trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise dia AG litt 2008 unter den Folgen eines we- Die Landesmedienanstalten haben aufgrund der Änderungen des Rundfunkstaatsver- waren Ende 2008 noch nicht rechtskräftig. ■ Die ProSiebenSat.1 Me- trages die Zugangssatzung nach § 53 Rundfunk- Nach Inkrafttreten der Plattform- und Zugangs- das stärkste Wachstum aller Mediengattungen. nig erfolgreichen neuen Vermarktungsmodells staatsvertrag angepasst. Die neue Zugangs- und satzung sind die entsprechenden Verfahren Während die Mediengruppe RTL Deutschland für Werbezeiten und unter etwa 3,4 Mrd. Euro Plattformsatzung ist am 4. März 2009 in Kraft in Gang gesetzt worden. In Zukunft wird sich von diesem Wachstum mit einer Steigerung des Schulden, die aus der Übernahme der Sender- getreten. Im Einzelnen können folgende Rege- zeigen, inwieweit die gesetzlichen Grundlagen operativen Gewinns um mehr als 25 Prozent gruppe SBS (im Juni 2007) resultierten. Umsatz lungen hervorgehoben werden: handhabbar sind. profitierte, meldete die ProSiebenSat.1 Media und Gewinn der deutschen Programme der Pro- 36 ALM Jahrbuch 2008 PROGRAMMENTWICKLUNG ➔ Der Anwendungsbereich der Zugangssat- ALM Jahrbuch 2008 37 MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG drahtlosen schnellen Breitbandanschlüssen ge- show«) und eine Late-Night-Show mit Niels Ruf, dustrieholding Aurelius verkauft. Mit Ausnahme dritten Quartal mussten erstmals rote Zahlen von n-tv (plus 0,1 auf 0,8 Prozent) und RTL II, Kabel Deutschland GmbH (KDG) mit dem Bou- die ursprünglich im Spartenkanal Sat.1 Come- geschrieben werden. Trotz einer Budgetkürzung dessen Wert mit 3,9 Prozent stabil blieb, ver- quet Kabel Digital Home, das etwa 846.000 dy zu sehen war und im Oktober wegen zu ge- um etwa 70 Mio. Euro blieb am Jahresende ein loren alle Programme der Mediengruppe RTL Abonnenten nutzten. Zu den Pay-TV-Kanälen ringer Marktanteile eingestellt wurde. Um Geld Konzernverlust in Höhe von 129,1 Mio. Euro. Deutschland Marktanteile. RTL büßte 0,7 Pro- von KDG zählten am Jahresende mehr als 35 zu sparen, wiederholte Sat.1 vormittags und Bereits 2007 hatten die Mehrheitsgesellschaf- zentpunkte ein und erzielte mit 11,7 Prozent deutschsprachige Programme. Der Kabelnetzbe- auch am Wochenende Folgen der Sendungen ter Permira und KKR beschlossen, bis 2009 et- sein schlechtestes Ergebnis seit 1990. Dennoch treiber Unitymedia verfügte Ende 2008 in Nor- »Richterin Barbara Salesch« und »Richter Alex- wa 180 Stellen abzubauen. Im November 2008 erzielte die Mediengruppe RTL Deutschland drhein-Westfalen und Hessen über ca. 568.000 ander Holt«. Im August startete mit »Anna und wurde bekannt gegeben, dass der Konzern wei- 2008 ihr bestes Ergebnis und erwirtschaftete Pay-TV-Kunden, denen bis zu 45 deutschspra- die Liebe« (zunächst ab 19:00 Uhr) eine neue tere 225 Stellen streichen müsse. Damit fielen vor Steuern und Abschreibungen 422 Mio. Euro. chige TV-Programme und das Bundesliga-Paket Sat.1-Telenovela mit Jeanette Biedermann in Inhaltlich verließ sich die Mediengruppe RTL von Premiere angeboten wurden. Das per Satel- der Hauptrolle. Nachdem sich die Staffel nicht Deutschland 2008 vor allem auf Bewährtes und lit ausgestrahlte Pay-TV-Angebot arenaSAT von gegen die RTL-Soap »Alles was zählt« durchset- land weg. Im Zuge des Sparkonzeptes ließ sich setzte beim Marktführer RTL auf Real-Life-Rei- Unitymedia verlor bis zum Ende des Geschäfts- zen konnte, wurde im Oktober der Sendeplatz eine wachsende Rate von Wiederholungen hen am Vor- und Nachmittag, Daily Soaps am jahres im September 2008 etwa 113.000 Kun- auf 18:30 Uhr verschoben. Dennoch lag der nicht vermeiden. Außerdem wurde Ende 2008 Vorabend sowie Serien und Shows am Abend. den, nachdem im Vorjahr die DFL-Übertra- Marktanteil der Telenovela Ende des Jahres bei angekündigt, bis zum Juni 2009 sollten etwa Die höchsten Marktanteile bei RTL erzielten gungsrechte an Premiere weitergereicht worden weniger als zehn Prozent. Die neuen Sat.1-Se- 350 Sat.1-Mitarbeiter von Berlin nach Unterföh- Klitschko-Boxkämpfe, Formel-1-Rennen und waren. Bis zum Jahresende sank die Zahl der rien »Plötzlich Papa – Einspruch abgelehnt« und ring umziehen. Lediglich die Sat.1-Zentralredak- die Show »Wer wird Millionär?«. Das Programm arena-SAT-Abonnenten auf etwa 191.000. »Dr. Molly & Karl« wurden wegen schlechter Ein- tion (Frühstücksfernsehen, Sat.1-Magazin), so VOX, das im Vorjahr vor allem dank Kochshows beschloss der ProSiebenSat.1-Vorstand, werde und US-Serien den Rekordwert von 5,7 Prozent Programmtrends in der Hauptstadt bleiben. erreicht hatte, konnte dieses Niveau nicht hal- dungen (ab zwanzig Minuten Länge) mit dem ten und erzielte 2008 nur einen Marktanteil höchsten Marktanteil zählten 2008 nur zwölf, von 5,3 Prozent. bei denen es sich nicht um Sportübertragungen Am besten behauptete sich innerhalb der ProSiebenSat.1 Media AG 2008 das Angebot von Sat.1. Die Programmmacher des ältesten schaltquoten im Dezember aus dem Programm ■ Zu den fünfzig Sen- genommen und auf die Ausstrahlung von je fünf bereits produzierten Folgen verzichtet. ProSieben setzte auch 2008 wieder auf US-Serien (u. a. eine neue Staffel von »Die Simp- handelte. Von den privaten Programmen ge- sons«), bewährte Castingformate (»Popstars«, lang nur RTL (in fünf Fällen) eine Platzierung »Germany’s next Topmodel«) und Shows mit in den Top 50. Angesichts des wirtschaftlich Stefan Raab. Die Castingshow »Bully sucht die deutschen Free-TV-Kanals konnten den Markt- Pay-TV anteil von 9,6 Prozent (2007) auf 10,3 Prozent drei neue Programme mit einer Lizenz der Lan- steigern. Grund dafür waren vor allem Über- desmedienanstalten. Während die großen Ka- schwierigen Umfeldes scheuten viele Pro- starken Männer« erntete sowohl meist gute tragungen von Fußballspielen aus der Champi- belnetzbetreiber weiterhin Kunden gewannen, grammmacher Experimente. Neue Formate er- Kritiken als auch einen Marktanteil, der über ■ 2008 starteten im Pay-TV-Bereich ons League (Übernahmen von Premiere) sowie machte Marktführer Premiere abermals Verlust, hielten meist nur wenige Wochen Zeit, um sich dem Jahresdurchschnitt von ProSieben lag. Liebeskomödien im Abendprogramm. Der Sen- verbuchte etwa 320 Mio. Euro neue Schulden zu behaupten. Im Genre fiktionaler Stoffe ebbte kabel eins führte einige US-Serien (»Damages«, deplatz der Hauptnachrichten wurde im März und musste die Zahl der Abonnenten von 3,4 der Erfolg von US-Serien (»CSI« etc.) etwas ab. »Justice – Nicht schuldig«) ein sowie das Coa- 2008 von 18:30 auf 20:00 Uhr verschoben. auf 2,4 Mio. korrigieren, weil jahrelang auch Das Spektrum der Real-Life- und Doku-Sen- chingformat »Hagen hilft«, das zeigt, wie ein Probe-Abos oder Abonnenten, die längst nicht dungen wurde weiter ausdifferenziert. Im Show- Unternehmensberater Familienbetrieben aus mehr zahlten, berücksichtigt worden waren. Als bereich testeten vor allem RTL und Sat.1 neue der wirtschaftlichen Krise hilft. samt steigerten die deutschen Programme neuer Premiere-Mehrheitsaktionär begann die Konzepte, hatten damit jedoch wenig Erfolg. der RTL Group 2008 trotz eines gesunkenen News Corporation mit einer Sanierung des Un- Mediengruppe RTL Deutschland ■ Insge- Zu den neuen Programmformaten von Sat.1 RTL startete im August 2008 die neue werktägliche Vorabendserie »112 – Sie retten Zuschauermarktanteils (24,1 Prozent) sowohl ternehmens, die 2010 abgeschlossen sein soll. zählte eine Reihe von Spielshows mit Hugo Dein Leben« (17:00–17:30 Uhr), die aus Doku- Umsatz als auch Gewinn. Das Teleshopping- Unter anderem wurde eine übersichtlichere Pro- Egon Balder (»Peng! Die Westernshow«, »Holl- und Action-Elementen besteht. Die freitags ab Angebot RTL Shop wurde an die Münchner In- gramm- und Preisstruktur angekündigt. driöh! Die Alpenshow«, »Schlotter! Die Grusel- 23:30 Uhr ausgestrahlte US-Serie »My Name is 38 ALM Jahrbuch 2008 ALM Jahrbuch 2008 39 MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG innerhalb von zwei Jahren mehr als zehn Prozent aller Stellen der Sendergruppe in Deutsch- PROGRAMMENTWICKLUNG Zweitgrößter Pay-TV-Anbieter war 2008 die SiebenSat.1 Media AG gingen 2008 zurück, im Genehmigung von Abb. 8 TV-Programmen Sitcom-Serie »Herzog« wurde nach der dritten TV-Sendestarts 2008 in Deutschland von Landesmedienanstalten zugelassene Angebote Programm Pay- / Free-TV Inhalt Alster TV Free-TV Regionalprogramm für Hamburg ANIXE SD Free-TV Spielfilme, Serien Folge abgesetzt. Von der achtteiligen Staffel Die Arbeit der Gemeinsamen Stelle für Pro- »Die Anwälte« strahlte RTL nur die erste Folge gramm und Werbung (GSPWM) wurde am Center TV Ruhr Free-TV Regionalprogramm für das Ruhrgebiet aus und verzichtete wegen des geringen Markt- 1. August 2008 von der neuen Kommission ctv Free-TV Christliche Erziehung und Beratung anteils von nur 8,5 Prozent auf weitere Teile, für Zulassung und Aufsicht (ZAK) übernommen. CMAT Entertainment Free-TV serbisch-kroatisches Programm (Berliner Mischkanal) bevor die komplette Serie neun Monate später GSPWM und ZAK erhielten im Jahr 2008 ins- Domning Media Free-TV Sport, Fußball (Berliner Mischkanal) von der ARD gezeigt wurde. Wegen zu gerin- gesamt 30 Anträge für Rundfunklizenzen und equi8 Free-TV Sport, Quizsendungen ger Marktanteile mussten auch die neuen Un- neun Anträge für Unbedenklichkeitsbescheini- Filstalwelle Free-TV Regionalprogramm für Göppingen Fox Channel Pay-TV Serien, Spielfilme, Dokumentationen Hamsi TV Free-TV türkisch-deutsches Programm mit Spielfilmen, Serien, Shows Hustler TV Pay-TV Erotik Immer wieder sonntags Free-TV Kirchl. Fensterprogramm für Regional-TV in Bayern Iran Beauty Free-TV Persischsprachiges Programm zum Thema Schönheit terhaltungsformate »Sonja & Dirk Show« und gungen für Mediendienste. Im Vergleich zu den »Show der Woche« nach kurzer Zeit eingestellt Vorjahren halbierte sich die Zahl der Anträge. werden. Dass bekannte RTL-Moderatoren allein Zu den 22 mit Lizenzen deutscher Landesme- keine Erfolgsgarantie bieten, stellte RTL fest, als dienanstalten gestarteten TV-Programmen ge- Oliver Geissen mit der »Show der Woche« schei- hören vor allem Spartenkanäle und lokale oder Kraichgau TV Free-TV Regional-TV im nordwestlichen Baden-Württemberg terte, die im September nur zweimal zu sehen regionale Angebote. Nur in drei Fällen handelt Romance TV Pay-TV Filme und Serien zu den Themen Liebe und Familie war und dann wegen zu geringer Zuschauerre- es sich um Pay-TV-Kanäle. sonanz aus dem Programm genommen wurde. Auch die neue Show »Die singende Firma« mit Genehmigungspflicht im Internet Ross Antony und Inka Bause blieb mit einstelli- GSPWM plädierte bereits 2007 dafür, dass ■ Die gen Marktanteilen hinter den Erwartungen von Fernsehprogrammanbieter, die Onlinereichwei- Samanyolu TV Avrupa Free-TV türkischsprachiges Fernsehvollprogramm TIMM Free-TV Vollprogramm mit Themen für homosexuelle Männer TV Persia Free-TV persischsprachiges Unterhaltungs- und Musikspartenprogramm lokales Vollprogramm tvregional Schwetzingen Free-TV volksmusik.tv Free-TV Volksmusik, Schlager XXHome Free-TV Heim und Garten Free-TV Sport, Trekking und Outdooraktivitäten RTL zurück. Ähnliches galt für das neue RTL- ten von mehr als 500 zeitgleichen Zugriffen Format »Einmal im Leben – 30 Dinge, die ein ermöglichen, sich von den Landesmedienan- Mann tun muss« mit Ross Antony. stalten lizenzieren lassen müssen. Eine entspre- AliKhan TV Free-TV Lokal-TV aus München chende Lizenzpflicht von linearen Internetfern- iTV Franken Free-TV Regional-TV in Nordbayern (Bamberg und Umgebung) gendetektor-Format »Die Wahrheit und nichts sehprogrammen mit mehr als 500 zeitgleichen tv school 21 Free-TV lokales Jugendmagazin aus Neustadt bei Coburg als die Wahrheit« überdurchschnittliche Markt- Zugriffen wurde auch im 12. Rundfunkände- anteile zu erzielen. Die Resonanz auf die US-Se- rungsstaatsvertrag vorgegeben. Liegen die in- RTL II gelang es, mit dem umstrittenen Lü- rien »Californication«, »Sleeper Cell« und »Dexter« haltlichen Programmschwerpunkte außerhalb fiel beim Publikum wie bei Kritikern schlechter des lokalen oder regionalen Bereiches, müssen aus als von den RTL-II-Programmplanern erhofft. PROGRAMMENTWICKLUNG gezeigt und scheiterte Ende August. Die neue 3.1 MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG Earl« wurde nur knapp einen Monat lang Reine Online-Angebote 4-Seasons.TV In Bayern benötigen die Betreiber von In- funk behandelt. Die Genehmigung verlangt bei der Lizenzierung auch die Kommission zur ternetfernsehen seit dem 1. August 2008 eine vor allem Angaben über die Eigentümer und Ermittlung der Konzentration im Medienbereich Sendegenehmigung, falls zeitgleich mehr als ihre Beteiligungsverhältnisse. Erst bei mehr (KEK) und die ZAK einbezogen werden. Nicht 500 Benutzer auf ein lineares Livestream-An- als 10.000 Zugriffsmöglichkeiten ist ein Lizen- betroffen von der neuen Regelung sind alle Ab- gebot zugreifen können. Solche Angebote wer- zierungsverfahren notwendig, wie es auch bei rufangebote. den gemäß der Fernsehsatzung der Bayerischen TV-Kabelprogrammen üblich ist. Landesanstalt für neue Medien (BLM) wie Rund- 40 ALM Jahrbuch 2008 ALM Jahrbuch 2008 41 Seit Gründung der GSPWM im Jahre 2003 be- denen unter Verwendung von PR-Material der Dauerwerbesendungen mit dem Begriff »Promo- Grundsatzurteil, das Anfang Januar 2009 veröf- objektive Informationsgehalt angesichts prä- tion« zu kennzeichnen, von den Gerichten als fentlicht wurde, betonten die Koblenzer Richter, gender werblicher Aussagen gering ausfiel. rechtlich unzulässig bewertet (VG Berlin, OVG irreführende Schleichwerbung liege bereits vor, Koblenz). wenn das Programm mit der Darstellung von Im Februar 2008 stellte die GSPWM die Er- schäftigte sich das Gremium mit mehr als 330 Waren und Marken in werblicher Absicht ver- Einzelfällen im Werbebereich, von denen mehr gebnisse einer Programmanalyse vor, bei der als 150 von den zuständigen Landesmedienan- im Dezember 2007 die Sendungen von 15 pri- len, bei denen die Landesmedienanstalten in quickt werde. Der täuschende Charakter resul- Für Klarheit sorgten Gerichte auch in Fäl- stalten beanstandet wurden oder zu rechtsförm- vaten Rundfunkveranstaltern auf mögliche Ver- den Vorjahren Schleichwerbung bei Live-Events tiere daraus, »dass Werbung zum Inhalt des Pro- lichen Hinweisen an die Veranstalter führten. stöße gegen das Verbot der Schleichwerbung beanstandet hatten. Das Verwaltungsgericht gramms gemacht wird, ohne als solche gekenn- Im Unterschied zur GSPWM kann die ZAK den (§ 7 Abs. 6 RStV) untersucht worden waren. In Neustadt an der Weinstraße urteilte im Febru- zeichnet zu sein«. Landesmedienanstalten nicht nur empfehlen, einigen Fällen empfahl die GSPWM aufgrund ar 2008, ein Programmanbieter sei auch dann Das Verwaltungsgericht Berlin erklärte im konkrete Schleichwerbungverdachtsfälle zu prü- eines Anfangsverdachts den jeweils zuständi- für platzierte Werbebotschaften verantwortlich, Dezember 2008 auch die von ProSieben aus- fen, sondern im Einzelfall eine Beanstandung gen Landesmedienanstalten eine genauere Prü- wenn er eine Sendung in einem Stadion auf- gestrahlte Show »Wok WM«, bei der zahlreiche durch die jeweils zuständige Landesmedienan- fung. Schließlich wurden beim DSF (Gewinn- zeichne, in dem externe Firmen die Veranstal- Markennamen prominent ins Bild gesetzt wor- stalt anweisen. ZAK-Beauftragter für Programm spiel-Schleichwerbung für Buderus), bei Spiegel tung mit organisieren. Die Klage von Sat.1 ge- den waren (siehe auch ALM-Jahrbuch 2007, und Werbung ist der Direktor der LfM, Prof. Dr. TV (Schleichwerbung für Iglo) und VIVA (ver- gen die rheinland-pfälzische Landesmedienan- S. 46), als nicht vereinbar mit den werberecht- decktes Sponsoring bei einer Medienkoopera- stalt (LMK), die eine Show des Senders wegen lichen Vorgaben. Die Klage von ProSieben ge- Die Landesmedienanstalten und ihre ge- tion) konkrete Fälle beanstandet. DSF hatte bei Schleichwerbung beanstandet hatte, wurde zu- gen eine Beanstandung durch die Medienan- meinsamen Gremien (GSPWM, ab 1. September einem Gewinnspiel Name und Logo des Spon- rückgewiesen. Während der im April 2006 aus- stalt Berlin-Brandenburg wurde abgewiesen. ZAK) haben im Jahr 2008 insgesamt 52 Verstö- sors Buderus unnötig oft in den Vordergrund gestrahlten Show »Jetzt geht‘s um die Eier! Die Der Programmanbieter hatte erklärt, er sei für ße gegen Werbe- oder Sponsoringregeln fest- gerückt und durch eine stark werbende Anmo- große Promi-Oster-Show«, die aus einem Stadi- die Veranstaltung nicht zuständig gewesen und gestellt, was gegenüber dem Vorjahr (43 Fälle) deration unterstützt. Spiegel TV hatte bei einem on in Halle gesendet wurde, waren mehrmals hätte – ähnlich wie bei sportlichen Großereig- Norbert Schneider. eine Zunahme um fast 21 Prozent bedeutet. In Beitrag über Spinat die Marke Iglo gezielt in ein Werbebanner und ein goldfarbener Oster- nissen – deshalb keinen Einfluss auf die über- den Sitzungen von GSPWM und ZAK wurden den Vordergrund gestellt. Bei VIVA wurden Ver- hase mit rotem Halsband und Schriftzug eines all sichtbaren Sponsorenlogos nehmen können. mehrere Fälle thematisiert, in denen Veran- weise auf die VIVA-Homepage mit Produkthin- Süßwarenherstellers ins Bild gerückt worden. Auch die Argumentation, die Wok-WM sei eine stalter – bewusst oder versehentlich – auf eine weisen auf eine Kosmetiklinie für junge Leu- Sat.1 vertrat den Standpunkt, die Veranstaltung »satirische Veranstaltung«, die klassische Sport- Kennzeichnung von Werbung, Dauerwerbesen- te verbunden. Beanstandet wurde 2008 auch, sei von einer externen Firma organisiert wor- Events persifliere und deshalb Markennamen dungen und Teleshopping-Fenster sowie auf dass DSF im Jahr zuvor mit einem Hinweis im den, und die von Dritten »aufgedrängte Wer- dominant präsentieren müsse, wurde vom Berli- Sponsoringhinweise verzichteten. Als proble- Programm die zum Teil kostenpflichtige Inter- bung« sei – ähnlich wie bei Sportveranstaltun- ner Verwaltungsgericht nicht akzeptiert. Als Kon- matisch erwies sich in vielen Fällen auch Split- netseite hombrero.de beworben hatte, ohne di- gen – nicht vermeidbar gewesen. Diese Ansicht sequenz daraus kennzeichnete ProSieben die screenwerbung, die häufig wie eine programm- es als Werbung kenntlich zu machen. teilten die Verwaltungsrichter nicht und wiesen »TV total Wok-WM 2009« am 7. März 2009 erst- einen Vergleich mit Sportsendungen zurück. mals als Dauerwerbesendung. Gerichte bestätigen Landesmedienanstal- Dass etwa bei Fußballübertragungen Werbung In allen Fällen, in denen privatwirtschaft- ins Bild komme, sei nur deshalb nicht zu bean- liche Begleitinformation gestaltet wurde. Das Resultat war in allen Fällen die fehlende Trennung von Werbung und Programm. Darüber ten hinaus wurde festgestellt, dass häufig in unter- liche Anbieter von TV-Programmen gegen Be- standen, weil der Informationswert des Spielbe- ■ 3.3 Gewinnspiele schiedlichen Programmen der Senderfamilien anstandungsbescheide der Landesmedienan- richts oder des Trainerinterviews die Wirkung Crosspromotion in Form von Trailern zu finden stalten geklagt hatten, entschieden die Gerichte der im Bild erscheinenden Bandenwerbung Die Einnahmen aus Mehrwertdiensten in Form war, die außerhalb von Werbeblöcken ausge- 2008 zu Gunsten der Medienaufsicht. Dabei übersteige. Sat.1 ging gegen das Urteil in Be- von Beratungssendungen oder Gewinnspielen strahlt wurden. Als problematisch betrachteten wurde unter anderem die Praxis einiger Ver- rufung, jedoch gab auch das Oberverwaltungs- verloren 2008 angesichts des zunehmenden die Aufsichtsgremien auch Servicebeiträge, bei anstalter (vor allem N24, Sat.1 und ProSieben), gericht Rheinland-Pfalz der LMK Recht. In dem Wettbewerbs und der im vierten Quartal ein- 42 ALM Jahrbuch 2008 ALM Jahrbuch 2008 43 PROGRAMMENTWICKLUNG Werbung MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG 3.2 Im Einzelnen werden durch die Gewinnspiel- fensichtlich akuten persönlichen Notfällen von wurden, waren auch 2008 keine Seltenheit. So satzung folgende Bereiche geregelt: Anruferinnen und Anrufern sollen sich Berate- erhielt etwa Neujahr 2008 bei 9Live fast neun ➔ Jugendliche dürfen erst ab 14 Jahren rinnen und Berater zurückhalten und solchen ter an Bedeutung. In den deutschen Programmen von MTV Networks (Comedy Central, VIVA und NICK) wurden die nächtlichen Call-in-For- Stunden lang kein Zuschauer die Gelegenheit, mate zum 1. Oktober 2008 abgeschafft. Die seine richtige Lösung zu einer Quizfrage zu prä- MTV-Sendung »Money Express« war lange von sentieren. der Firma Callactive produziert worden, die sich an Gewinnspielen im Hörfunk oder Problemkonstellationen ausweichen. Astro-TV- Fernsehen teilnehmen. Geschäftsführer Sylvius Bardt sagte zu, dass ➔ Einzelne Sendungen dürfen höchstens drei Stunden lang dauern, und im Rahmen Im Mai bzw. Juli 2008 beanstandeten die künftig verstärkt auf bestehende etablierte Beratungsmöglichkeiten hingewiesen werde. jeweils zuständigen Landesmedienanstalten, einer entsprechenden Sendung müssen spä- zog. Anschließend lieferte die Mass Response dass bei einem MTV-Gewinnspiel der Sendung testens nach dreißig Minuten Anrufer durch- sung bleibt aus Sicht der Landesmedienan- GmbH die Quizsendung zu. Bei Sat.1 wurde »Money Express« am 29. November 2007 im gestellt werden. stalten bei allen Call-in-Beratungsangeboten aber im Juni aus dem Call-in-Geschäft zurück- das 2004 eingeführte Format »Quiz Night« im Programm von VIVA und parallel bei Comedy Januar 2008 abgeschafft, im Oktober 2008 Central und NICK ein nicht vorhandener Zeit- ➔ Ein Telefonanruf darf nicht mehr als fünfzig Cent kosten. ➔ Gewinnspiele müssen nach klaren, für Problematisch und ohne angemessene Lö- im Fernsehen auch weiterhin die meist nicht vorhandene Möglichkeit einer Kostenkontrol- aber wieder neu aufgelegt. Im Hörfunk stellte druck aufgebaut worden war, um Zuschau- Radio Energy Anfang November das abendliche er zum Mitmachen zu animieren. Dies ist nach die Nutzer nachvollziehbaren und verständ- keinerlei Transparenz in der Frage, wie groß Gewinnspielformat »Player’s Night« ein. den so genannten Anwendungs- und Ausle- lichen Regeln ablaufen. Irreführung ist die Chancen von Anrufern sind, tatsächlich mit untersagt. den Beratern im Studio verbunden zu werden. le durch die Nutzer. Auch herrscht nach wie vor Die ProSiebenSat.1 Media AG meldete gungsregeln der Landesmedienanstalten für 2008 für das deutsche Call-in-Programm 9Live die Aufsicht über Fernsehgewinnspiele (vom »geringere Erlöse«. Seit dem 2. Januar 2008 bie- 19. Juni 2007) unzulässig. Die bei VIVA und nuten über Bildschirmeinblendungen über hen den Zuschauern Kosten, ohne dass eine Ge- tet der Kanal zwischen 17:45 und 19:45 Uhr NICK ausgestrahlte Sendung »Money Express« die Teilnahmebedingungen informieren. genleistung vorliegt. ➔ Es darf nicht zu einer Mehrfachteilnahme ein werbefinanziertes Programmfenster namens verstieß, so stellte die ZAK am 11. November »Neun TV«. Darin werden ein Frauen- bzw. Life- 2008 fest, am 8. Juni 2008 erneut gegen die style-Magazin sowie die Wiederholung der Anwendungs- und Auslegungsregeln der Lan- ersten Staffel der Sat.1-Telenovela »Verliebt in desmedienanstalten. ➔ Gewinnspielsendungen müssen alle 15 Mi- an einem Gewinnspiel animiert werden. ➔ Bei Missachtung der Vorschriften drohen Veranstaltern bis zu 500.000 Euro Bußgeld. Kommt dieser Kontakt nicht zustande, entste- NRW TV stellte das Esoterik-Angebot des Programmfensters Channel Live, das inzwischen nur noch im Internet zu sehen ist, Ende Februar 2008 ein. Das Programm Telemedial des um- ➔ Verstöße gegen die neue Satzung ahndet strittenen Mehrwertdienste-Anbieters Thomas unlösbare Quizaufgaben sollen künftig unter- nicht mehr die für die Aufsicht jeweils Hornauer wurde mit einer österreichischen Zu- in-Formaten und -Programmen häuften sich bunden werden. So beauftragte der am 1. Sep- zuständige Landesmedienanstalt, sondern lassung seit 2007 europaweit per Satellit aus- die ZAK. Berlin« gezeigt. Trotz der gesunkenen Attraktivität von Call- Falsche Gewinnversprechen oder teilweise auch 2008 – wie in den Vorjahren – Beschwer- tember 2008 in Kraft getretene 10. Rundfunk- den von Zuschauern, die beklagten, dass bei staatsvertrag die Landesmedienanstalten, eine Gewinnspielen künstlicher Zeitdruck aufgebaut Gewinnspielsatzung für Fernsehen und Hörfunk werde und beim Herausfinden von Lösungs- zu erlassen. Damit ist zum ersten Mal auch eine worten oft keine klaren Lösungen existierten. gesetzliche Grundlage dafür geschaffen, dass Nach wie vor unklar blieben in einigen Fällen Verstöße von der Medienaufsicht auch geahn- gestrahlt und war auch über mehrere deutsche TV-Kabelnetze zu empfangen. Weil der Kanal seine Zuschauer dazu aufrief, 30 Euro für Ener- 3.4 Beratungsfernsehen gien, die sie per Bildschirm übertragen bekämen, zu überweisen, wurde dies von der GSP- Im Bereich des so genannten Beratungsfern- WM ausdrücklich kritisiert. Der GSPWM-Vorsit- auch die Mechanismen, mit denen darüber ent- det werden können. Ein erster Entwurf der Sat- sehens erreichten die Landesmedienanstalten zende Prof. Dr. Norbert Schneider suchte dabei schieden wurde, wann welcher Zuschauer tele- zung wurde im Oktober 2008 veröffentlicht. 2008, dass der deutsche Marktführer, die Ber- auch den Kontakt zur österreichischen Rund- fonisch bei Gewinnspielen mit dem Modera- Zunächst erhielten die von den neuen Gewinn- liner Questico AG, eine Selbstverpflichtung ein- funkregulierungsbehörde. Mit Wirkung zum tor oder der Moderatorin im Studio verbunden spielvorgaben betroffenen Radio- und TV-Pro- ging. So wurde zum Beispiel zugesagt, beim 1. Juli 2008 wurde dem Kanal Telemedial mit wurde, um eine tatsächliche Chance auf einen grammanbieter Gelegenheit, sich zum Entwurf Questico-Kanal Astro TV die interne Selbstkon- seinen Astrologie- und Esoterik-Beratungsshows Gewinn zu erhalten. Fälle, in denen bei einzel- zu äußern. Die neuen Regelungen traten am trolle, was das Auftreten von Beraterinnen und schließlich die Lizenz durch die österreichische nen Quizfragen mehrere Stunden lang keine 23. Februar 2009 in Kraft. Beratern angeht, erheblich zu verbessern. In of- Aufsichtsbehörde KommAustria entzogen. 44 ALM Jahrbuch 2008 PROGRAMMENTWICKLUNG Zuschauergespräche ins Studio durchgestellt ALM Jahrbuch 2008 45 MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG setzenden Finanz- und Wirtschaftskrise wei- 4.1 R U N D F U N K I N T E R N E T schutz im privaten Rundfunk und in Telemedi- in Höhe von 100.000 Euro gegen RTL verhängt, en; die Landesmedienanstalten beobachten die wegen wiederholter Jugendschutzverstöße in Angebote und setzen die Maßnahmen um. Die den Castingsendungen von DSDS. »Beleidi- KJM arbeitet dabei eng mit der Bundesprüfstel- gende Äußerungen und antisoziales Verhalten le für jugendgefährdende Medien (BPjM) zusam- werden in dem TV-Format als Normalität darge- Die KJM im System der Für Kinder und Jugendliche wächst aber auch men; das Länderorgan jugendschutz.net ist or- stellt. So werden Verhaltensmodelle vorgeführt, »regulierten Selbstregulierung« die Gefahr negativer Medienerfahrungen. Ziel ganisatorisch an die KJM angebunden. Mit der die Erziehungszielen wie Toleranz und Respekt des Jugendmedienschutzes ist es, Einflüsse der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und widersprechen. Das kann vor allem auf Kin- Internet, Handy und Computerspiele sind aus Erwachsenenwelt, die dem Entwicklungsstand den obersten Landesjugendbehörden findet ein der unter zwölf Jahren desorientierend wirken«, dem Leben vieler Kinder und Jugendlicher nicht von Kindern und Jugendlichen noch nicht ent- regelmäßiger Austausch statt. begründete der KJM-Vorsitzende Prof. Dr. Wolf- mehr wegzudenken. Sie bilden eine wichtige sprechen, möglichst gering zu halten und min- Größe im Prozess der Identitätsentwicklung, in derjährige Mediennutzer bei ihrer Persönlich- ihrer Lebens- und Erfahrungswelt. Dabei werden keitsentwicklung zu unterstützen. Es ist Aufga- die jugendschutzrelevanten Themen, mit denen be des Jugendmedienschutzes, Medieninhalte sich die Kommission für Jugendmedienschutz aufgrund ihres Gefährdungspotenzials zu be- Ob gewalthaltige Spielfilme, Erotikthemen am dungen von Untertiteln und Animationen ge- (KJM) auseinandersetzen muss, angesichts der urteilen und deren öffentliche Verbreitung zu re- Nachmittag oder der Start eines neuen Extrem- zielt lächerlich machte und sie damit dem Spott zunehmenden Konvergenz der Medien immer geln. Auf der Basis gesetzlicher Regeln und re- formats – die Landesmedienanstalten erreichten eines Millionenpublikums aussetzte. Hinzu kam, Dieter Ring die Sanktionen. Die KJM kritisierte insbesondere auch die 4.2 Problemfelder im Rundfunk redaktionelle Gestaltung der Castingauftritte durch RTL, die die Kandidaten durch Einblen- vielfältiger. Abzuwägen zwischen der Kunst- und levanter Forschungserkenntnisse prüft die KJM eine Vielzahl von Beschwerden über das Pro- dass die entsprechenden Szenen nicht nur im Informationsfreiheit auf der einen Seite und Medieninhalte auf die Einhaltung gesellschaft- grammangebot deutscher Fernsehanbieter. Um Fernsehen ausgestrahlt wurden, sondern auch dem Schutz von Kindern und Jugendlichen auf licher Werte und Normen. den Beschwerden nachzugehen, sichtet und als Clips über mehrere Internetplattformen ver- bewertet die für die Aufsicht des betreffenden breitet wurden. Die KJM forderte RTL mehrfach der anderen Seite ist die Herausforderung an die KJM. Ob Fotohandy, Spielkonsole oder das Umgesetzt wird der Jugendmedienschutz nach dem System der »regulierten Selbstregulie- Fernsehanbieters zuständige Landesmedien- auf, sich dafür einzusetzen, entsprechende Clips rung«. Das bedeutet, dass sich Aufsicht und An- anstalt das Angebot. Besteht ein Verdacht auf aus den Internetportalen zu entfernen. Der Fall gute alte Fernsehen: Mattscheiben und Moni- bieter gemeinsam für den Schutz von Kindern einen Jugendschutzverstoß, legt die Landes- zeigt, dass sich die Verantwortung der TV-An- tore buhlen um unsere Aufmerksamkeit. Die und Jugendlichen einsetzen. Die KJM wacht als medienanstalt den Fall der KJM vor, die eine bieter im Jugendschutz aufgrund der fortschrei- Faszination ist verständlich: Wir kommunizie- zentrales Aufsichtsorgan über die Einhaltung abschließende Prüfung und Entscheidung über tenden Konvergenz der Medien nicht mehr nur ren, spielen und lernen mit den Bilderwelten. der gesetzlichen Bestimmungen zum Jugend- den Verstoß und die zu treffenden Maßnah- auf im Fernsehen, sondern auch auf im Internet men trifft. Daneben führt die KJM-Stabsstelle oder über mobile Medien ausgestrahlte Inhalte auch eine stichprobenweise Programmbeob- erstrecken muss. Abb. 9 Beurteilungskriterien für Entwicklungsbeeinträchtigung im Rundfunk achtung durch, um bei aktuellen Fällen, die in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert werden, Gewaltdarstellungen ➔ ➔ ➔ ➔ ➔ ➔ Sexualdarstellungen Genretypische Darstellung von Gewalthandlungen Realitätsnähe des Genres Grundstimmung der Sendung Ausprägung der Gewaltaktionen Spannungspotenzial der Sendung Kontext der Gewaltausübung: Identifikationsangebote durch Gewalt ausübende Figuren ➔ Filmtechnische Gestaltung ➔ Sexualdarstellungen, die nicht dem Entwicklungsstand von Kindern und Jugendlichen entsprechen wie außergewöhnliche Sexualpraktiken ➔ Stereotype Geschlechterrollen mit diskriminierenden Verhaltensmustern ➔ Verknüpfung von Sexualität und Gewalt, insbesondere, wenn Kinder oder Jugendliche betroffen sind ➔ Verharmlosung oder Idealisierung von Prostitution Quelle: Kriterienkatalog der KJM für die Aufsicht im Rundfunk und in den Telemedien 46 ALM Jahrbuch 2008 schnell handeln zu können. 4.3 DSDS: Entwicklungsbeeinträchtigende Der Begriff Telemedien fasst die zum Teil Auftritte ■ Ein Fernsehformat, das seit Jahren Problemfelder bei Telemedien schwierig abgrenzbaren Teledienste und Medi- regelmäßig nicht nur in der KJM, sondern auch endienste zusammen. Als Oberbegriff für elek- in der Öffentlichkeit für Aufregung sorgt, ist das tronische Informations- und Kommunikations- Format »Deutschland sucht den Superstar« (DS- dienste wurde er erstmals im JMStV gebraucht. DS). Die KJM hat im Februar 2008 ein Bußgeld Neben einer Reihe von Internetdiensten wer- ALM Jahrbuch 2008 47 JUGENDSCHUTZ U N D I N MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG J U G E N D S C H U T Z 4 jugendliche Lebenswelten und gibt beispiels- so die Aussagen einiger Liedtexte. Die genann- schiedene, zuvor als Mediendienste bezeichne- einer gesetzten Frist noch entwicklungsbeein- weise Anleitungen zum spielerischen Betrinken ten Aussagen entsprechender Raptexte – zum te TV-Angebote summiert. Diese grenzen sich trächtigende Inhalte in den Teletext-Angeboten mit Freunden. Betrunkene werden in Toplisten Teil in Verbindung mit einer problematischen generell vom Rundfunk durch eine nur geringe enthalten sind. Daraufhin folgten alle betrof- zu Helden gemacht. Jugendliche können durch Bildebene – widersprechen damit direkt wich- Relevanz für die Meinungsbildung ab, nutzen fenen Anbieter Ende Januar einer Empfehlung diese Seite den Eindruck erhalten, dass exzes- tigen Erziehungszielen in der Adoleszenzphase: jedoch ebenfalls die rundfunktechnische Infra- der Jugendschutzbeauftragten der Privatsen- siver Alkoholkonsum ein selbstverständlicher der Bildung von Geschlechtsidentität und der eigenen Sexualität. struktur zur Verbreitung. Zu den Telemedien ge- der und bieten Teletextseiten mit erotischen In- Teil der jugendlichen Alltags- und Partykultur hören kommerzielle, aber auch private Internet- halten zukünftig nur noch zwischen 22:00 und sei, wobei die negativen Folgen kaum Erwäh- angebote, Teleshoppingsender oder auch der 6:00 Uhr an. In den nachfolgenden Stichproben nung finden. Die KJM bewertete dieses Ange- Onlinespiele Teletext. Vor allem das Internet ist ein Medium, zeigte sich, dass die Sender die Jugendschutz- bot als jugendgefährdend. Auf Antrag der KJM ternet sind Onlinecomputerspiele. Eine Beurtei- ■ Ein weiteres Problemfeld im In- das besondere Gefahren für Kinder und Jugend- bestimmungen einhielten. Reaktionen wie diese nahm die BPjM das Internetforum in die Liste lung aus Jugendschutzperspektive ist hier zum liche birgt. Über das World Wide Web werden begrüßt die KJM im Sinne einer hohen Eigen- jugendgefährdender Medien auf. Teil schwierig. Zum einen können Inhalte vom jugendgefährdende Angebote in einer Quan- verantwortung, die den Anbietern im Modell ti-tät und Qualität verbreitet, die weit über das der regulierten Selbstregulierung zukommt. hinausgehen, was im Fernsehen zu finden ist. Die KJM beschäftigte sich auch mit Musik- Spieler selbst generiert werden und entziehen titeln und Videoclips mehrerer deutscher Rap- sich so der Kontrolle des Anbieters. Bei Online- Interpreten, die die Jugendlichen meist selbst spielen kommt zum anderen aber auch der Ge- Derlei Inhalte können insbesondere Heranwach- »Alk-Sites« und Rap So genannte Fun-Sites auf Video-Plattformen oder Hip-Hop-Foren ein- meinschaft der Spieler eine wichtige Funktion sende, deren Selbst- und Weltbild noch nicht sind Webseiten, die zunächst witzig daherkom- stellten. Der jeweilige Song wird häufig mit ei- zu: Die Gruppe ist relevanter Motivationsfaktor, gefestigt ist, nicht verarbeiten. ■ men und insbesondere auch Kinder und Ju- ner vom Nutzer generierten Bildebene unterlegt, und technische Kommunikationsfeatures sind gendliche anziehen. Sie stoßen dort auf ver- die weniger problematisch ist. Auf textlicher mit dem eigentlichen Spiel elementar verbun- Teletext-Ange- meintlich lustige Rubriken wie »Unfälle« oder Ebene setzen sich jedoch einige Songs auf pro- den. Onlinespiele weisen tendenziell ein hö- bote werden über das Massenmedium Fern- »Sexy Clips«, finden dort aber auch problema- blematische Art und Weise mit Gewalt ausein- heres Suchtpotenzial auf als Computerspiele, sehen verbreitet. Aufgrund ihrer Anknüpfung tische Inhalte, beispielsweise sexualisierte Sprü- ander. Die Sprache ist ein wichtiges Element die allein vor dem Bildschirm gespielt werden, an TV-Programme weisen sie teilweise ein ho- che, Bilder grausam verstümmelter Unfallopfer bei der Bewertung der Jugendschutzrelevanz. da die Onlinewelt bzw. das Onlinespiel nie still- hes jugendschutzrechtliches Problempotenzial oder pornografische Szenen, die sie in ihrer Ent- Mehrmals wurde das Thema Amoklauf ange- steht. Das Spiel verändert sich ständig und ent- auf. Die Sichtung und Bewertung von Video- wicklung beeinträchtigen oder gefährden kön- schnitten, wobei die Interpreten ausschließlich zieht sich somit der Kontrolle des Spielers, wenn textseiten privater Fernsehsender ergab, dass nen. Die KJM bewertete ein solches Angebot die Täterperspektive einnahmen. Auch ande- dieser nicht online ist. Suchtfördernde Medien- Werbung mit teils stark sexualisierten Inhalten, inhaltlich abschließend und stellte einen Ver- re drastische Gewalthandlungen wurden legiti- inhalte sind – neben möglichen inhaltlichen Pro- die Heranwachsende verstören und überfor- stoß gegen die Bestimmungen des JMStV fest, miert, indem das Thema Selbstjustiz als Weg zu blemlagen – aus Jugendmedienschutzperspektive ebenfalls zu bewerten. Sexwerbung im Teletext ■ dern kann, auch tagsüber frei zugänglich war. sodass eine Beanstandung ausgesprochen und mehr Gerechtigkeit bejaht wird. Andere Songs Der Vorsitzende der KJM hatte daraufhin im ein Bußgeld verhängt wurde. Dabei handelte wiederum enthielten pornografische Elemente November 2007 alle großen TV-Anbieter auf- es sich um ein flashanimiertes pornografisches im Text. Hier werden grob anreißerisch sexuelle schutzes steht das Thema Onlinespiele in der gefordert, entsprechende Schutzvorkehrungen Spiel, das außerdem im Kontext von Witzen Handlungen, zum Teil auch außergewöhnliche Diskussion. Die KJM ist dann für die Aufsicht zu treffen, damit diese Teletextseiten tagsüber entwicklungsbeeinträchtigende Inhalte zugäng- Sexualpraktiken, geschildert. Frauen werden als von Computerspielen zuständig, wenn die In- nicht zu sehen sind. Die Reaktionen der Sender- lich machte. sexuelle Dienstleisterinnen von Männern darge- halte nur über das Internet zugänglich sind. Ne- Im Zuge der Evaluation des Jugendmedien- Ein deutschsprachiges Internetforum ver- stellt, die jederzeit verfügbar für sexuelle Hand- ben vielen anderen Fragen setzte sich die KJM Programmänderungen blieben aus. Den Ap- harmlost übermäßigen Alkoholkonsum. Es stellt lungen sein müssen. Sexualität und Gewalt wer- mit einer verbindlichen Kennzeichnung dieser verantwortlichen waren jedoch unzureichend; pell an die gesellschaftliche Verantwortung der diesen als erstrebenswert, sozial förderlich und den häufig in einen Handlungskontext gestellt, Inhalte – nach dem Vorbild der Kennzeichen Fernsehsender wiederholte der Vorsitzende im spaßig dar. Zudem präsentiert sich das Ange- da die sexuelle Befriedigung des Mannes auch der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) Januar 2008 und kündigte an, rechtsaufsicht- bot sehr jugendaffin: Es bezieht sich stark auf gegen den Willen von Frauen stattfinden kann, – auseinander. Aber aufgrund der dynamischen 48 ALM Jahrbuch 2008 ALM Jahrbuch 2008 49 JUGENDSCHUTZ liche Verfahren einzuleiten, wenn nach Ablauf MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG den unter dem Begriff Telemedien auch ver- die in der Regel auf Filtersystemen basieren, im Jahr 2008 zunächst fortgesetzt. Dazu erklär- nikationstools stellt das Mittel der klassischen gendgefährdende Inhalte erlaubt, dürfen aber die über Sperrlisten oder automatische Klassi- te sich die KJM vor dem Hintergrund des ge- Kennzeichnung nicht den richtigen Ansatzpunkt Kindern und Jugendlichen nicht zugänglich ge- fizierungsverfahren problematische Inhalte meinsamen Interesses an einer Weiterentwick- dar. Andere Formen der Aufsicht und Kontrolle, macht werden. Zu ihrer Sicherstellung werden blockieren. Sie können vom Anbieter entwe- lung von ICRAdeutschland als Modul für ein beispielsweise in Form von Mindestsicherheits- Altersverifikationssysteme (AVS) eingesetzt. Zur der programmiert oder vorgeschaltet werden Jugendschutzprogramm bereit. Aufgrund un- standards, müssen Anwendung finden. Die KJM Thematik der geschlossenen Benutzergruppen und müssen einen nach Altersstufen differen- geklärter Grundsatzfragen stagniert diese Ent- würde es aber begrüßen, wenn für Onlinespiele hat die KJM Eckwerte und ein Verfahren der zierten Zugang ermöglichen. Zudem brauchen wicklung jedoch derzeit. Der Ansatz der Jugend- eine Selbstkontrolleinrichtung etabliert werden Positivbewertung entwickelt. Auf Anfrage be- Jugendschutzprogramme eine Anerkennung schutzprogramme ist insgesamt sehr komplex. würde, um auch hier das bewährte System der wertet sie Konzepte für geschlossene Benutzer- der KJM. Die KJM hat in den letzten Jahren Eck- Zudem haben sich die gesetzlichen Bestim- regulierten Selbstregulierung umzusetzen. gruppen und AVS. AVS gemäß den Eckwerten werte entwickelt, die die gesetzlichen Vorga- mungen in der Praxis in Teilen als nicht umsetz- Gewinnspiele ■ Die Rechtslage im Bereich der Gewinnspiele war bisher - gerade was den Ju- der KJM etablieren sich zunehmend in Deutsch- ben für Jugendschutzprogramme konkretisie- bar erwiesen. Die KJM setzt daher auch auf den land; die frei zugängliche Verbreitung von deut- ren, hat Voraussetzungen für die Zulassung von Ansatz der technischen Mittel als Instrument für schen Pornoseiten ist deutlich zurückgegangen. Modellversuchen erarbeitet und Meilensteine den Jugendschutz. gendschutz angeht - komplex und unübersicht- Im Jahr 2008 hat die KJM weitere neue für deren Verlauf konzipiert. Eine Anerkennung lich gestaltet. Auch der Gesetzgeber sah Hand- Konzepte zur Sicherstellung geschlossener Be- für ein Jugendschutzprogramm konnte die KJM Technische Mittel lungsbedarf und schuf deshalb innerhalb des nutzergruppen positiv bewertet, darunter meh- weiterhin nicht erteilen, da keines der vorge- technische Zugangssysteme zur Bewertung vor- 10. Rundfunkänderungsstaatsvertrags, der am rere Konzepte für den Einsatz im Bereich Online- legten Programme die Voraussetzungen erfüllte. gelegt, die weder für geschlossene Benutzer- ■ Der KJM werden auch 1. September 2008 in Kraft trat, unter anderem lotterien. Hintergrund dafür ist der Staatsvertrag Neuregelungen zu Gewinnspielsendungen und zum Glücksspielwesen in Deutschland (GlüStV), einer Sperrliste jugendschutzprogramm.de fort- derungen an Jugendschutzprogramme genügen. Gewinnspielen. Die in der Gewinnspielsatzung der zum 1. Januar 2008 in Kraft trat. Er schreibt geführt, den die KJM auf Antrag von JusProg Sie können jedoch als Schutzmaßnahme, als der Landesmedienanstalten enthaltenen Rege- für Onlinelotto geschlossene Benutzergruppen e.V. bis zum 31. März 2009 erneut verlänger- sog. technisches Mittel, bei entwicklungsbeein- lungen zum Jugendschutz wurden von der KJM gemäß den Anforderungen der KJM vor. Auf- te. KJM und jugendschutz.net unterstützten den trächtigenden Inhalten eingesetzt werden. Tech- erarbeitet. Zweck der Satzung soll die Durch- grund des GlüStV war die Thematik der ge- Modellversuch, indem sie zur altersdifferen- nische Mittel sind Zugangsbarrieren, die ein Derzeit wird als einziger Modellversuch mit gruppen ausreichen noch den speziellen Anfor- setzung des Gebots der Transparenz und des schlossenen Benutzergruppen für Onlinelotto zierten Weiterentwicklung der Sperrliste jugend- Medienanbieter als Alternative zu den traditio- Teilnehmerschutzes, insbesondere des Jugend- im Berichtszeitraum ein Schwerpunkt der KJM- schutzprogramm.de die Daten aus den bisheri- nellen Zeitgrenzen einsetzen kann. Sie eignen schutzes, bei der Durchführung von Gewinn- Arbeit. Dabei hat die KJM bei verschiedenen gen Filtertests von jugendschutz.net zur Ver- sich besonders für den Jugendschutz im Internet spielsendungen und Gewinnspielen im Rund- Lotteriebetreibern Bestrebungen festgestellt, fügung stellten. Nach wie vor stehen seitens und im digitalen Fernsehen. funk und in vergleichbaren Telemedien sein. unzureichende Ansätze – wie Benutzername- JusProg e.V. noch zwei wichtige Meilensteine und Passwort-Lösungen – zur Prüfung vorzule- im Rahmen von Modellversuchen aus – der das Verfahren der Positivbewertung an. Bis- gen oder diese als von der KJM akzeptierte Lö- technische Funktionstest und der Labortest zur her war dieses Verfahren überwiegend von Instrumente des Jugend- sungen darzustellen. Für eine Überprüfung der Nutzbarkeit der verwendeten Software durch ty- Vertretern der Tabakindustrie in Anspruch ge- medienschutzes Anforderungen des GlüStV in der Praxis ist al- pische Anwender (sog. Usability Lab). nommen worden. Im Berichtszeitraum erhielt 4.4 lerdings nicht die KJM, sondern die GlücksspielGeschlossene Benutzergruppen ■ Geschlos- aufsicht zuständig. Der Modellversuch mit ICRAdeutschland des ICRA-Konsortiums und der Freiwilligen Selbst- sene Benutzergruppen sind für den Jugendme- Auch für technische Mittel bietet die KJM die KJM erstmals eine Anfrage für den Bereich Onlinegewinnspiele – was besonders vor dem kontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM), bei Hintergrund der generellen Entwicklungen bei dem die Seitenbetreiber ihre Inhalte selbst klas- Gewinnspielen, sowohl im Internet als auch im dienschutz im Internet besonders wichtig, da Jugendschutzprogramme sie als Schutz für Kinder und Jugendliche vor Jugendschutzinstrument für entwicklungsbe- sifizieren, ist ohne eine Anerkennung durch die Rundfunk, interessant war. Nach umfassender problematischen Inhalten dienen: Für Erwach- einträchtigende Angebote in Telemedien hat KJM ausgelaufen. Trotzdem wurde die Zusam- Prüfung bewertete die KJM das Jugendschutz- sene sind in geschlossenen Benutzergruppen der JMStV Jugendschutzprogramme eingeführt, menarbeit von KJM, ICRA-Konsortium und FSM konzept der First1 Networks GmbH positiv – ein 50 ALM Jahrbuch 2008 ■ Als spezielles JUGENDSCHUTZ einfache Pornografie und bestimmte andere ju- ALM Jahrbuch 2008 51 MEDIENPOLITIK UND REGULIERUNG Inhalte sowie der Interaktions- und Kommu- Konzept, das den Ausschluss Minderjähriger abdecken. Zugleich werde zusammen mit dem von der Teilnahme am genannten Spiel mittels Innen- und Wirtschaftsressort eine rechtliche Persocheck-Verfahren unter Einbeziehung Klarstellung im Telemediengesetz vorberei- der Mobilfunknummer und der Kontodaten tet, kündigte die Familienministerin im Janu- vorsieht. ar 2009 an. Im Hinblick auf Opferschutz, Täterermittlung und Entfernung aus dem Netz be- Sperrungsverfügungen gegen Access-Provider ■ Bereits seit ihrer Gründung im Jahr grüßt es die KJM, wenn Kinderpornografie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgt 2003 befasst sich die KJM mit dem Thema wird. Fälle von Kinderpornografie, die immer Sperrungsverfügungen gegen Access-Provi- wieder in der Prüftätigkeit der KJM-Stabsstelle der. Diese Maßnahme wurde von Anfang an als und im Rahmen der Recherchen von jugend- mögliche Ultima-ratio-Möglichkeit angesehen. schutz.net auffallen, werden unverzüglich an Zunächst jedoch ließ die KJM offene technische die Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet. und juristische Fragen klären. Deshalb gab sie Hier handelt es sich um schwere Straftaten, bei Prof. Dr. Andreas Pfitzmann von der Tech- bei denen die Täter beispielsweise durch eine nischen Universität Dresden ein technisches Anhörung im medienrechtlichen Verfahren Gutachten und bei Prof. Dr. Ulrich Sieber vom gewarnt würden. Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg ein juristisches Gutachten zum Thema in Auftrag. Ergeb- ■■■ Ausblick nis der beiden Gutachten war, dass Sperrungsverfügungen gegen Access-Provider technisch Die genannten Beispiele zeigen, dass es be- und rechtlich grundsätzlich möglich, aber mit sonders im Internet nach wie vor einen hohen erheblichen Schwierigkeiten verbunden sind Handlungsbedarf für den Jugendschutz gibt. und diverse Umgehungsmöglichkeiten bieten. Zwar muss der gesetzlich festgelegte Jugend- Die KJM setzt deshalb in Zukunft vor allem auf medienschutz hier Hand in Hand mit der För- Dialog statt Restriktion und fordert die Access- derung der individuellen Medienkompetenz Provider auf, unzulässige und jugendgefähr- von Kindern und Jugendlichen als präventiver dende Angebote im Rahmen freiwilliger Selbst- Maßnahme gehen. Medienkompetenz von Kin- verpflichtung zu sperren, so wie es bereits von dern und Erwachsenen ist gerade angesichts Suchmaschinenbetreibern gehandhabt wird. der rasanten Entwicklung der Angebote ein Die Bundesregierung geht einen anderen ganz wesentlicher Baustein für einen umfas- Weg im Kampf gegen die Kinderpornografie: senden Jugendmedienschutz. Die Aufsicht über Im Internet will Familienministerin Ursula von die Medieninhalte und -anbieter kann sie aber der Leyen (CDU) mit einem Filter den Zugang nicht ersetzen. zu entsprechenden Seiten sperren lassen. Dazu erwartet die Ministerin eine »verbindliche Abmachung« mit allen sieben großen deutschen Internetanbietern, die 95 Prozent des Marktes 52 ALM Jahrbuch 2008