Sonderthema November 2015
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Sonderthema November 2015
Investmentstrategie Sonderthema November 2015 Rekordnaher Zuwachs im Weihnachtsgeschäft Privater Verbrauch wichtige Wachstumsstütze – Arbeitslosigkeit auf Rekordtief Stimmungsindikatoren – nach wie vor positive Vorzeichen Einzelhandelsumsätze erneut auf Rekordkurs – Boom im Online-Geschäft Investmentstrategie Seite 1 Sonderthema November 2015 Team Investmentstrategie Dr. Marco Bargel Chefinvestmentstratege [email protected] Heinrich Bayer [email protected] Dr. Lucas Kramer [email protected] Heinz-Gerd Sonnenschein [email protected] www.postbank.de Redaktionsschluss: 29.10.2015 Deutsche Postbank AG Zentrale Friedrich-Ebert-Allee 114-126 53113 Bonn Telefon: (0228)920-0 Disclaimer: Alle hier veröffentlichten Angaben erfolgen unverbindlich und stellen Informationsmaterial dar, also weder eine Anlageberatung noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf irgendeines Wertpapiers. Die Informationen in diesem Dokument wurden aus Daten erarbeitet, von deren Richtigkeit ausgegangen wurde; Postbank Investmentstrategie garantiert diese jedoch nicht. Die Angaben dienen ausschließlich zur Information, die dem Investor eine selbständige Anlageentscheidung erleichtern soll. Investmentstrategie Seite 2 Sonderthema November 2015 Rekordnaher Zuwachs im Weihnachtsgeschäft Im vergangenen Jahr haben die deutschen Einzelhändler mit 85,3 Mrd. Euro knapp 20% ihres Jahresumsatzes von 459,8 Mrd. Euro im Weihnachtsgeschäft – also nach gängiger Definition in den Monaten November und Dezember – erwirtschaftet. Der durchschnittliche Umsatz lag in diesen beiden Monaten somit rund 14% höher als in den übrigen Monaten des Jahres 2014 und stieg um 1,1% im Vergleich zum Vorjahr. Für das Jahr 2015 erwarten wir einen kräftigen Anstieg des Weihnachtsgeschäfts um rund 2,5% auf 87,5 Mrd. Euro. Das wäre mit Ausnahme des durch Sondereffekte infolge der Finanzkrise verzerrten Jahres 2010 der höchste Zuwachs in den vergangenen 10 Jahren. Seit dem Einbruch der Einzelhandelsumsätze in Folge der Finanzkrise 2008/2009, als die Umsätze im November und Dezember auf 78,7 Mrd. Euro zurückgingen, entspräche dies einem Zuwachs von mehr als 11%. Für einen erneuten Anstieg spricht dabei die anhaltend positive konjunkturelle Entwicklung in Deutschland, die von der historisch guten Arbeitsmarktsituation gestützt wird. Diese wird sich, in Verbindung mit der nach wie vor sehr geringen Teuerungsrate, insbesondere in einem deutlichen Anstieg der verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte bemerkbar machen. Auch zeigen verschiedene Stimmungsindikatoren eine – im Vergleich zum hohen Niveau des Vorjahres – nochmals gestiegene Konsumbereitschaft der privaten Verbraucher im Jahr 2015. Im Vergleich zu den klassischen Vertriebskanälen dürfte zudem insbesondere der Online-Handel im Weihnachtsgeschäft noch einmal deutliche Zuwächse zu verzeichnen haben. Privater Verbrauch wichtige Wachstumsstütze – Arbeitslosigkeit auf Rekordtief Für das 3. Quartal 2015 erwarten wir in Deutschland ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von 0,4% gegenüber dem Vorquartal. Insbesondere der Investmentstrategie Privater Verbrauch treibt das Wachstum im zweiten Halbjahr % gg. Vq. 0,8 Prozentpunkte 0,8 0,6 0,6 0,4 0,4 0,2 0,2 0,0 0,0 -0,2 -0,2 -0,4 -0,4 -0,6 2012 2013 2014 2015 -0,6 Reales BIP (li. Skala) Beitrag priv. Verbrauch (re. S.) Quelle: Thomson Reuters Datastream; Prognosen Postbank private Verbrauch – weiterhin gestützt durch eine höhere Konsumbereitschaft aufgrund des geringen Zinsniveaus – sollte sich dabei mit einem Zuwachs von 0,7% zur Vorperiode als Wachstumsstütze erweisen und im 4. Quartal erneut um 0,3% zulegen. Mit 2,1% würde der private Verbrauch damit im Jahr 2015 stärker wachsen als das reale BIP (+1,6%) und mit 1,2 Prozentpunkten den größten Wachstumsbeitrag liefern. Wesentliche Impulse für den privaten Verbrauch gehen dabei in diesem Jahr von der außerordentlich guten Situation am deutschen Arbeitsmarkt aus. So bewegt sich die Arbeitslosenquote bereits seit April dieses Jahres mit 6,4% auf einem Rekordtief. Bis zum Jahresende erwarten wir jedoch keinen weiteren, deutlichen Rückgang der Arbeitslosenquote, da die stetige Zunahme der offenen Stellen, zuletzt auf 599 Tsd. im Oktober, darauf hindeutet, dass die Qualifikationen der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte oftmals nicht zu den Anforderungen der Unternehmen passen. Dennoch stieg auch die Zahl der Erwerbstätigen in den vergangenen Monaten kontinuierlich auf zuletzt 43,1 Mio. Personen im Monat September an und sollte noch in diesem Jahr die Schwelle von 43,2 Mio., davon rund 3 Mio. im Einzelhandel, überschreiten. Hinsichtlich der aggregierten Beschäftigung hat der im Januar 2015 eingeführte, Seite 3 Sonderthema November 2015 Weitere kräftige Zunahme der Beschäftigung x 1.000 in Mio. in Tsd. 5000 43 4500 42 4000 41 3500 40 3000 2500 00 02 04 06 08 10 12 39 14 Zahl der Arbeitslosen (li. Skala) Zahl der Beschäftigten (re. Skala) Quelle: Thomson Reuters Datastream allgemeine Mindestlohn somit bis heute scheinbar zu keinen negativen Beschäftigungseffekten geführt. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in einzelnen Segmenten des Arbeitsmarkts, wie beispielsweise bei den Minijobs, sehr wohl Beschäftigungsrückgänge zu verzeichnen sind. Darüber hinaus bleibt abzuwarten, wie sich der Mindestlohn in einer konjunkturellen Schwächephase auswirkt. Auf der anderen Seite hat die Einführung des Mindestlohns für zahlreiche Beschäftigte jedoch zu einer Erhöhung des Nettoeinkommens geführt. So sollten die Nettolöhne und -gehälter in diesem Jahr, unter anderem wegen des Mindestlohns, um 3,0% zulegen. Diese Entwicklung wird sich auch beim verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte – dieses entspricht den Nettolöhnen und -gehältern zuzüglich monetärer Sozialleistungen, übriger Primäreinkommen und Transfers – mit Höhere Konsumbereitschaft der Konsumenten als im Vorjahr Index 80 80 60 60 40 40 20 20 0 0 -20 -20 -40 -40 -60 2000 2005 2010 2015 einer Beschleunigung des Wachstums auf 2,7% zeigen. Angesichts einer – aufgrund immer noch sehr niedriger Energiepreise – für 2015 erwarteten Inflationsrate von gerade einmal 0,5% entsprechen diese Entwicklungen auch real gesehen einem deutlichen Zuwachs der verfügbaren Einkommen, welche sich in einem kräftigen Anstieg des realen privaten Verbrauchs um 2,1% manifestieren sollten. Stimmungsindikatoren – nach wie vor positive Vorzeichen Für einen neuen Rekordumsatz im Weihnachtsgeschäft 2015 spricht auch die aktuell sehr positive Stimmung unter den deutschen Konsumenten. So erreichte der von der Gesellschaft für Konsumforschung erhobene Indikator des Konsumklimas in Deutschland im Juni dieses Jahres mit 10,2 Indexpunkten einen historischen Höchststand und ist seitdem nur leicht auf 9,4 Punkte gefallen. Eine genauere Betrachtung der Einzelindikatoren zeigt, dass der Index für die Einkommenserwartungen bis einschließlich Oktober dieses Jahres bei durchschnittlich 52,3 Punkten lag, 4 Punkte höher als im gleichen Zeitraum des letzten Jahres. Der Teilindex für die Kaufbereitschaft ist zwar seit Mai kontinuierlich gefallen, lag aber mit im Durchschnitt 56,1 Punkten (Januar bis Oktober) immer noch auf einem sehr hohen Niveau und sogar 6,7 Punkte höher als im Durchschnitt des gleichen Zeitraums des Vorjahres. Offensichtlich können Sorgen bezüglich der konjunkturellen Entwicklung in den Schwellenländern oder den sozialen, ökonomischen und politischen Herausforderungen der Flüchtlingskrise in Europa der Zuversicht der deutschen Konsumenten bislang wenig anhaben. Die Zahlen sprechen somit ebenfalls für hohe Umsatzzuwächse im diesjährigen Weihnachtsgeschäft. -60 GfK-Einkommenserwart. GfK-Kaufbereitschaft Quelle: Thomson Reuters Datastream Investmentstrategie Seite 4 Sonderthema November 2015 Einzelhandelsumsätze erneut auf Rekordkurs – Boom im Online-Geschäft Nach einem deutlichen Einbruch um 3,1% im Jahr 2009 in Folge des Ausbruchs der Finanzkrise sind die Einzelhandelsumsätze in Deutschland in den darauffolgenden Jahren durchschnittlich um 1,9% gewachsen. Angesichts der positiven konjunkturellen Entwicklung und im Einklang mit unserer Prognose für den privaten Verbrauch, an dem die Einzelhandelsumsätze knapp ein Drittel ausmachen, erwarten wir für 2015 einen Anstieg der Umsätze um 2,2% gegenüber dem Vorjahr auf rund 470 Mrd. Euro. Der von uns prognostizierte Umsatz im Weihnachtsgeschäft in Höhe von 87,5 Mrd. Euro macht dabei rund 19% des gesamten Jahresumsatzes aus, wobei dieser Anteil naturgemäß branchenspezifisch sehr unterschiedlich ausfällt. In der Vergangenheit lag der Umsatz insbesondere bei Spielwaren, Büchern, Uhren, Schmuck und Unterhaltungselektronik mit Anteilen zwischen 22 und 28% deutlich darüber. und damit nahezu verdreifachen. Die immer kürzeren Lieferzeiten der Online-Händler sollten gerade den LastMinute-Käufern im Weihnachtsgeschäft zugutekommen. Daher erwarten wir für den Online-Handel im Weihnachtsgeschäft mit 15% einen deutlicheren Anstieg als im Gesamtjahr 2015. Die Umsätze sollten von 10 auf 11,5 Mrd. Euro steigen und rund 13% am gesamten Weihnachtsgeschäft in Höhe von 87,5 Mrd. Euro ausmachen. Gestützt wird unsere Prognose dabei durch eine aktuelle Umfrage, der zufolge die deutschen Verbraucher beabsichtigen, in diesem Jahr einen größeren Anteil ihres geplanten Geschenkebudgets von 259 Euro online auszugeben. Grund hierfür ist neben dem 24h-Service sowie der größeren Auswahl im Online-Handel insbesondere die Vermeidung überfüllter Innenstädte in der Vorweihnachtszeit. Dr. Lucas Kramer Besonders starke Zuwächse konnte der Einzelhandel in den vergangenen Jahren im Bereich des Online-Handels erzielen. So wird für das Jahr 2015 ein Online-Umsatz von 41,7 Mrd. Euro erwartet, was einem Plus von 12,4% entspräche. Damit würde sich der Anteil der Online-Umsätze an den gesamten Einzelhandelsumsätzen von 3,2% in 2005 auf 8,9% in 2015 erhöhen Weihnachtsgeschäft: neuer Rekord Mrd. Euro Prozent 500 4 450 3 400 2 350 1 300 0 250 -1 200 -2 150 -3 100 -4 50 0 -5 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Weihnachtsgeschäft Nov-Dez (li. Skala) Einzelhandelsumsätze Jan-Okt (li. Skala) Prognosen Postbank % ggü. Vj. Reales BIP Privater Verbrauch Inflation Nettolöhne u. -gehälter Verfügbares Einkommen Einzelhandelsumsatz dar. Weihnachtsgeschäft 2015e 2016e 1,6 2,1 0,5 3,0 2,7 470,0 87,5 1,7 1,1 1,6 3,2 3,0 k.A. k.A. 6,4 6,5 Veränd. Weihnachtsgeschäft ggü. Vj. (re. Skala) Quelle: HDE; Prognose Postbank Investmentstrategie Prozent Arbeitslosenquote Seite 5