Strategische Unternehmensführung
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Strategische Unternehmensführung
Strategische Unternehmensführung Shareholder ValueAusrichtung Finanzwirtschaftliche Perspektive Die Erzielung von Cashflows und Gewinnen ist davon abhängig, wie zufrieden die Kunden mit den angebotenen Produkten bzw. Dienstleistungen sind Kundenperspektive Ausschüttung an Aktionäre Eine gute Strategie generiert hohe Cashflows und damit auch hohe Gewinne klare Strategische Ausrichtung Ausschüttung an Mitarbeiter Mitarbeiterperspektive Die Umsetzung schlanker, kundenorientierter Geschäftsprozesse wird getragen von leistungsfähigen und motivierten Mitarbeitern Die Zufriedenheit der Kunden wird unternehmungsintern durch schlanke, kundenorientierte Geschäftsprozesse sichergestellt Prozessperspektive Welche Zusammenhänge bestehen für den langfristigen Erfolg eines wertorientiert geführten Unternehmens? Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 1 Lernziele Fachkompetenzen: Ansätze der Strategieanalyse und -entwicklung in der historischen Abfolge und nach Kriterien unterscheiden und beurteilen systematischer Strategieentwicklungsprozess anwenden lernen das Konzept der Balanced Scorecard verstehen und mit dem Aufbau des Lehrbuchs vergleichen Methodenkompetenzen: strategische Wirkungszusammenhänge mit dem zentralen betriebswirtschaftlichen Kreislauf vernetzen strategische Instrumente auf einen konkreten Sachverhalt anwenden können Sozialkompetenzen: gemeinsam im Team betriebswirtschaftliche Problemstellungen lösen können: Einen eigenständigen Beitrag in die Gruppe einbringen, rollen- und sachgerecht argumentieren und im Plenum präsentieren können Selbstkompetenzen: Bereitschaft zeigen, die eigenen Stärken und Schwächen sowie die erbrachten Leistungen und gesammelten Erfahrungen zu reflektieren und daraus konkrete Verbesserungsmöglichkeiten abzuleiten Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 2 Strategische Unternehmensführung: Typische Fragen und Probleme Gibt es strategische Gesetzmässigkeiten, welche den Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen erklären können? Wie lassen sich zentrale strategische Gesetzmässigkeiten in einem Netzwerk darstellen? Welche Konzepte und Ideen stecken hinter den Abkürzungen PIMS, SWOT, BCG oder BSC? Welche strategischen Ansätze sind heute am bekanntesten? Wie kann die Zukunft der Swisscom aus strategischer Sicht beurteilt werden? Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 3 Strategien des Sun Tsi* Hervorragend Ohne Kampf den gegnerischen Widerstand brechen (Outsmarting) Den Zusammenschluss der gegnerischen Truppen verhindern Gut Den Gegner auf offenem Feld angreifen Schlecht Befestigte Städte belagern * ca. 500 v.Chr. Sein Buch „Die Kunst des Krieges“ gilt als frühestes Buch über Strategie. Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 4 Elemente der Unternehmensstrategie Mit der Unternehmensstrategie werden die vier Grundfragen eines Unternehmens beantwortet: Wofür? (Mission) Warum? (Differenzierung) Wohin? (Vision) Wie? (Strategische Umsetzung) Vision t Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 5 Überblick Kapitel 2: Strategische Unternehmensführung 2.1 Wertorientiertes Management Aktionäre Kunden Mitarbeiter 2.2 Strategische Erfolgslogik Cashflow/Gewinn Umsatz Mitbewerber Preise - - Potenzial Branchenrentabilität Konkurrenzdruck Marktanteil Absatz 2.3 Denkschulen / Perspektiven der strategischen Unternehmensführung Einschätzung der externen Situation Einschätzung der internen Situation Bedrohung und Chancen in der Umgebung Stärken und Schwächen der Organisation 2.4 Wichtigste Instrumente und Konzepte Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 6 Überblick Kapitel 2: Strategische Unternehmensführung 2.1 Wertorientiertes Management Aktionäre Kunden Mitarbeiter 2.2 Strategische Erfolgslogik Cashflow/Gewinn Umsatz Mitbewerber Preise - - Potenzial Branchenrentabilität Konkurrenzdruck Marktanteil Absatz 2.3 Denkschulen / Perspektiven der strategischen Unternehmensführung Einschätzung der externen Situation Einschätzung der internen Situation Bedrohung und Chancen in der Umgebung Stärken und Schwächen der Organisation 2.4 Wichtigste Instrumente und Konzepte Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 7 Zentrales Ziel: Wertorientierung (Shareholder Value) Unternehmerisches Denken und Handeln bedeutet: Orientierung an einem Value Based-Management Wird Value Based-Management konsequent eingesetzt, dient es dazu, alle Ziele, analytischen Methoden und Geschäftsprozesse auf die Steigerung des Unternehmungswertes auszurichten! Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.1 Wertorientiertes Management“ © Waibel / Käppeli 8 Wertorientierung ist ausgewogen auf alle Stakeholder ausgerichtet Unternehmerisches Denken und Handeln bedeutet: Konsequentes Value Based-Management Aktionäre Kunden Mitarbeiter Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.1 Wertorientiertes Management“ © Waibel / Käppeli 9 Wertorientierung am Beispiel J&J (Credo aus dem Jahre 1943!) Konsequentes Value Based-Management: Kunden Allem voran steht unsere Verantwortung gegenüber den Ärzten, Krankenschwestern und Patienten, aber auch gegenüber Müttern, Vätern und all den Menschen, die unsere Produkte verwenden oder unsere Dienste in Anspruch nehmen. Gemeinwesen Verpflichtet fühlen wir uns auch gegenüber dem Gemeinwesen, in dem wir leben und arbeiten, aber auch gegenüber der ganzen Menschheit. Betriebswirtschaft für Führungskräfte Aktionäre Schliesslich sind wir unseren Aktionären gegenüber verantwortlich. (…) Wenn wir nach diesen Grundsätzen handeln, werden die Aktionäre eine angemessene Dividende erwarten können. „2.1 Wertorientiertes Management“ Mitarbeitende Verantwortung tragen wir auch für unsere Mitarbeiter, für all jene Frauen und Männer, die auf der ganzen Welt bei uns tätig sind. © Waibel / Käppeli 10 „Wertorientierung“ am Beispiel BP Papier ist geduldig – an den Taten werden wir gemessen! Our Employees For every employee our values mean a trusting, equal opportunity, nondiscriminatory working environment. Our Suppliers Our Customers We are committed at all times to integrity and fairness; to quality products and services which give our customers good value The Shareholders It is only by achieving these values that our shareholders will benefit from a more productive and competitive BP. We seek mutually beneficial relationsships with suppliers, contractors and service industries. We offer them to treat them as we wish to be treated by our customers. The Community In all our operations we will act as responsible corporate citizens. Wherever we operate we strive to be an industry leader in safety practices and in environmental standards. Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.1 Wertorientiertes Management“ © Waibel / Käppeli 11 Echte Wertorientierung Unter der Lupe: Shareholder- versus Stakeholder-Value-Orientierung Shareholder-Value-Orientierung wird in der öffentlichen Diskussion oft fälschlicherweise mit Kursmanipulation, Bilanzfälschung, Bereicherung und Missmanagement assoziiert. Einzelne gravierende Missbrauchsfälle haben dies provoziert. Betriebswirtschaftlich richtig verstandenes und gelebtes Wertmanagement hat damit jedoch nichts zu tun. Denn auch wenn den verschiedenen Wertmanagement-Ansätzen das Shareholder-Value-Konzept zugrunde liegt, so heisst eine Shareholder-Value-Orientierung nicht überspitzt gepflegte „Aktionärs-Egozentrik“ oder Profitsteigerung à tout prix. Und aus theoretischer Sicht darf es schon gar nicht – wie oft behauptet wird – um eine kurzfristige Gewinnmaximierung gehen. Wertorientiertes Management betont vielmehr, Investitionen dort zu tätigen, wo heute investierten Mitteln zukünftige freie Cashflows in ausreichender Höhe so gegenüberstehen, dass eine risikogerechte Kapitalrendite erzielt werden kann. Echtes Wertmanagement bedeutet also richtig verstanden ausgeprägt langfristig orientiertes, einer gesunden Nachhaltigkeit verpflichtetes unternehmensstrategisches Denken und Handeln. Wertorientierte Manager betrachten zwar die Maximierung des Unternehmenswertes als oberste Priorität. Sie befinden jedoch gleichzeitig auf der Basis klarer Grundsätze, wann andere Stakeholder-Interessen (z.B. diejenigen von Mitarbeitern oder Umweltschutzorganisationen) das Ziel der Wertmaximierung für die Kapitalgeber überwiegen. Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.1.1 Nachhaltige Wertsteigerungen als oberstes unternehmerisches Ziel“ © Waibel / Käppeli 12 Gesucht: wertorientierte Ansätze Herzlich Willkommen zur Management-Safari! Wie vielen wilden Tieren wir wohl begegnen? BCG BSC SWOT Betriebswirtschaft für Führungskräfte PIMS © Waibel / Käppeli 13 Verblüffendes zum Einstieg In search of Excellence (Peters & Waterman) Lesson‘s from America‘s best-run companies 43 herausragende Unternehmungen herausfiltriert 5 Jahre später Immer noch herausragend gut, aber die Führung verloren stark geschwächt massive Probleme 14 10 11 8 ? Generell: In den USA gehen jedes Jahr 10% aller Unternehmen Konkurs. Von den jeweils 100 grössten sind 10 Jahre später ca. 20 nicht mehr da. (Quelle: NZZ Folio 07/2010) Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 14 Learnings aus der Studie Unternehmungen dürfen nicht immer in den gleichen Schienen fahren, dürfen nicht auf Lorbeeren ausruhen und in Routine erstarren! Kein Produkt bzw. keine Dienstleistung lebt ewig, und zwischen der ersten Produktidee und dem letzten Verkauf passiert eine Menge... Beispiel: Wertvollste Firmen 1990, 2000, 2010 Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 15 Learnings aus der Studie 3 Beispiele für schnellen Wandel: Produktportfolio von Victorinox: http://www.victorinox.com/ Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 16 Irritierendes aus der Praxis... Erfolg Reihenfolge Entstehung Strategische Krise Ertragskrise LiquiditätsKrise Nachlass / Konkurs Fortschreitende Unternehmenskrise Erkennung Strategische Krise 1. 3. Ertragskrise 2. 2. LiquiditätsKrise 3. 1. Zeit 5-3 3-2 Jahre vor Konkurs 2-1 © Darstellung: R. Lombriser Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 17 ... zeigt die Notwendigkeit der strategischen Unternehmensführung auf Erfolg Differenzierung, Kostenführerschaft, Schwerpunktbildung Innovation, Kompetenzentwicklung, Markenaufbau Kooperation / Diversifikation, etc. Entwicklung zukünftiger Erfolgspotenziale Kostensenkung auf Hauptkostentreibern Reengineering Schlüssel-, Unterstützungsprozesse Reorganisation, etc. StrategieErtragsLiquiditätsentwicklung optimierung und Kapitaloptimierung Senkung NUV, Verkürzung Durchlaufzeiten, Fristen Desinvestition nicht betriebsnotwendiger oder NichtKerngeschäfts-Aktiven Umfinanzierung, etc. Handlungsrahmen Zeit 0.5-3.0 0.2-1.5 0.2-0.5 Jahre bis Erfolg © Darstellung: R. Lombriser Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 18 Ausgangslage Wir leben in einer komplexen Welt… mit zunehmender Dynamik, abnehmender Halbwertszeit des Wissens und sich auflösenden Gewissheiten… Was gestern war, muss morgen nicht mehr sein! Welches sind die Zusammenhänge, Indikatoren und Hebel… … für den langfristigen Erfolg der Unternehmung, des Bereichs, der Institution? Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.1.2 Profit-Impact-of-Market-Strategies (PIMS-Forschungsprogramm)“ © Waibel / Käppeli 19 PIMS-Programm => Kernfrage des strategischen Managements: Wie lässt sich der langfristige Erfolg sichern? Ausgangsfrage: Bestehen strategische Gesetzmässigkeiten, d.h. eigentliche gültige „Marktgesetze“, welche den nachhaltigen Erfolg von einzelnen Unternehmen erklären können? PIMS (Profit-Impact-of-Market-Strategies) Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.1.2 Profit-Impact-of-Market-Strategies (PIMS-Forschungsprogramm)“ © Waibel / Käppeli 20 PIMS-Programm Unter der Lupe: PIMS (Profit Impact of Market Strategies) Die Anfänge von PIMS gehen auf ein internes Forschungsprojekt des nordamerikanischen Unternehmens General Electric zurück. Fred Borch, Präsident von General Electric, wollte sich anfangs der 60er Jahre eine empirische Grundlage für die Auswahl von Strategien schaffen und untersuchte, welche Strategien in der Vergangenheit am erfolgreichsten (gemessen am Return on Investment) gewesen waren. Diese Erfolgsfaktorenforschung wurde später im Jahre 1972 am Marketing Science Institute der Harvard Business School und am gemeinnützigen Strategic Planing Institute (SPI) in Cambridge, Massachusetts, fortgesetzt und ausgeweitet, indem weiteren Unternehmen die Möglichkeit geboten wurde, sich dem PIMS-Programm anzuschliessen. Die PIMS-Datenbank umfasst Informationen von rund 4000 Geschäftseinheiten von über 500 Unternehmen (mehr als ein Drittel davon aus Europa). Das PIMS-Programm identifizierte die wichtigsten branchenübergreifenden Einflussfaktoren auf den ROI. Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.1.2 Profit-Impact-of-Market-Strategies (PIMS-Forschungsprogramm)“ © Waibel / Käppeli 21 PIMS: 8 wichtigste Faktoren Faktor Definition Wirkung Investment-Intensität Investment (betriebsnotwendiges Kapital) / Wertschöpfung Eine hohe Investment-Intensität, die weitgehend davon abhängig ist, in welchen Branchen man tätig ist, hat von allen Bestimmungsfaktoren den grössten negativen Einfluss auf den ROI. Produktivität Wertschöpfung pro Mitarbeiter Eine hohe Produktivität ist immer positiv; sie ist unabdingbar bei hoher Investment-Intensität. Relativer Marktanteil Eigener Marktanteil / Summe der Marktanteile der drei Hauptkonkurrenten im bedienten Markt Ein hoher rel. Marktanteil ist immer günstig, besonders bei hoher Marketing-Intensität (Marketing/Umsatz), hoher F&E-Intensität (F&E/Umsatz) und bei schlechter Konjunkturlage. Katastrophal wirkt sich eine schwache Marktposition zusammen mit einer hohen InvestmentIntensität aus. Wachstumsrate des betr. Marktes Prozentuale Wachstumsrate des bedienten Marktes Eine hohe Wachstumsrate ist positiv für den absoluten Gewinn, neutral bezüglich des rel. Gewinns (ROI), negativ für den Free Cashflow. Relative Qualität der Produkte Umsatzanteil aus Produkten mit überlegener Qualität (aus Kundensicht) abzüglich Umsatzanteil aus Produkten mit unterlegener Qualität Eine hohe rel. Qualität ist stark positiv für alle Finanzdaten und bei kleinem Marktanteil unabdingbar. Innovationsrate (Unterscheidung von Konkurrenten) Umsatzanteil an Produkten, die nicht älter als drei Jahre sind Eine hohe Innovationsrate ist bis zu einem gewissen Grad (Umsatzanteil) günstig, aber i.d.R. nur bei hohen Marktanteilen. Ab einem gewissen Umsatzanteil ist Innovation negativ für den ROI. Vertikale Integration (Leistungstiefe) als absolute Grösse: Wertschöpfung / Umsatz als relative Grösse: vertikale Integration hinsichtlich der wichtigsten Konkurrenten Die Effekte vertikaler Integration als Kombination mehrerer, i.d.R. getrennter Produktions- und Vertriebsstufen auf die Rentabilität sind nicht eindeutig. Die Beziehung ist komplex und hängt von der jeweiligen Situation ab. Eine hohe vertikale Integration ist z.B. positiv in reifen, stabilen Märkten. Sie ist negativ sowohl in rasch wachsenden wie in schrumpfenden Märkten. Geschäftseinheiten mit einem geringen Marktanteil erreichen den höchsten ROI bei einer geringen vertikalen Integration. Kundenprofil Anzahl der direkten Kunden, die 50% des Umsatzes ausmachen Eine eher kleine Kundenzahl (allerdings abhängig von Branchenmerkmalen) ist günstig. Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.1.2 Profit-Impact-of-Market-Strategies (PIMS-Forschungsprogramm)“ © Waibel / Käppeli 22 Überblick Kapitel 2: Strategische Unternehmensführung 2.1 Wertorientiertes Management Aktionäre Kunden Mitarbeiter 2.2 Strategische Erfolgslogik Cashflow/Gewinn Umsatz Mitbewerber Preise - - Potenzial Branchenrentabilität Konkurrenzdruck Marktanteil Absatz 2.3 Denkschulen / Perspektiven der strat. Unternehmensführung Einschätzung der externen Situation Einschätzung der internen Situation Bedrohung und Chancen in der Umgebung Stärken und Schwächen der Organisation 2.4 Wichtigste Instrumente und Konzepte Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 23 Unser Ziel Zusammenhänge und Vernetzungen der zentralen Faktoren für den langfristigen Erfolg verstehen Vorgehen: Mit der Methodik des vernetzten Denkens: Zusammenhänge Indikatoren Hebel Wirkungsnetzwerk mit strategischen Gesetzmässigkeiten Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2 Die strategische Erfolgslogik“ © Waibel / Käppeli 24 Startpunkt: Erfolgreiche Idee ..... Problem: Erfolg schafft Konkurrenz Der Zürcher Wim Ouboter erfand in den 90er Jahren den Microscooter. Nach anfänglichen Erfolgen wurde er auf dem Höhepunkt des Booms von 700 Konkurrenten nachgemacht. Ouboter ging nach den ersten Erfolgen fast Konkurs, erholte sich aber wieder. Allerdings ist er heute noch in langwierige Rechtsstreitigkeiten verwickelt… Albtraum (viel Konkurrenz, kein Gewinn)! Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2 Die strategische Erfolgslogik“ © Waibel / Käppeli 25 Startpunkt: Wettbewerbsmodell mit funktionierender Konkurrenz Cashflow/Gewinn Umsatz Mitbewerber Preise - Potenzial Branchenrentabilität - Konkurrenzdruck Marktanteil Absatz Stabilitätskreislauf (vgl. Kap. 1) Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.1 Das grundsätzliche Wettbewerbsmodell mit funktionierender Konkurrenz“ © Waibel / Käppeli 26 Vertiefter Blick: Analyse der Wettbewerbssituation Problem: Erfolg schafft Konkurrenz Warum ist in vielen Branchen, z.B. - in der Gastronomie - im Blumengeschäft - im DVD-Verleih - in der Coiffeurbranche - in der Hotellerie - im Flugbusiness - im Transportgewerbe - …, Analyse der Wettbewerbssituation Rivalität die Branchenrentabilität sehr tief oder gar negativ? Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.1 Das grundsätzliche Wettbewerbsmodell mit funktionierender Konkurrenz“ © Waibel / Käppeli 27 Vertiefter Blick: Analyse der Wettbewerbssituation Indikator für tiefe Branchenrentabilität: Branchenkonkursrisiko Indikator: prozentuales Konkursrisiko (100 = Durchschnitt) Potenzial Branchenrentabilität - Preise Konkurrenzdruck Quelle: Tagblatt, 9.11.2011 Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.1 Das grundsätzliche Wettbewerbsmodell mit funktionierender Konkurrenz“ © Waibel / Käppeli 28 Die fünf Wettbewerbskräfte (nach Porter) Videointerview mit M. Porter (HBM 2008): http://www.youtube.com/watch?v=mYF2_FBCvXw Neue Wettbewerber Verhandlungsstärke der Lieferanten Rivalität unter den bestehenden Unternehmen Verhandlungsstärke der Kunden Ersatzprodukte oder -dienste Quelle: Porter 2002 Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.1.4 Branchen- bzw. Wettbewerbsanalyse nach Porter“ © Waibel / Käppeli 29 Bedrohung durch neue Wettbewerber bestehende Grössenvorteile vorhandener Produktdifferenzierungsgrad Zugang zu Vertriebskanälen Opportunitätskosten der potenziellen Wettbewerber Zugang zu Inputfaktoren Je mehr Wettbewerber, desto grösser der Konkurrenzdruck Markenloyalität der Kunden Umstellungskosten bei Produktwechsel auf Kundenseite Kapitalbedarf für Markteintritt staatliche Regulierungen zu erwartende Vergeltungsmassnahmen => Gegenmassnahme: Aufbau von Eintrittsbarrieren (‘Hürden’) Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.1.4 Branchen- bzw. Wettbewerbsanalyse nach Porter“ © Waibel / Käppeli 30 Bedrohung durch Ersatzprodukte oder -dienste Fallbeispiel: Umstellungskosten Hohe Umstellungskosten (Informations-, Evaluations-, Wechselkosten) haben einen geringeren Konkurrenzdruck zur Folge. Davon profitieren z.B. SoftwareAnbieter wie Microsoft oder auch der grösste europäische oder weltweit viertgrösste Softwarehersteller SAP. Der Tätigkeitsschwerpunkt von SAP ist die Entwicklung von Software zur Abwicklung sämtlicher Geschäftsprozesse eines Unternehmens von der Buchführung, über das Controlling, die Produktion bis hin zum Personalwesen. Hat sich ein Unternehmen einmal für den Einsatz der SAP-Business-Software entschieden, wechselt sie kaum mehr zu einem Konkurrenzanbieter. Hauptgrund: Die Einführung einer Business Software zur Abwicklung der Geschäftsprozesse ist mit hohem Anfangsaufwand verbunden. Schweizer Marktführer für ERP-Software www.abacus.ch Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.2 Wettbewerbsintensität“ © Waibel / Käppeli 31 Bedrohung durch neue Wettbewerber Fallbeispiel: Opportunitätskosten Viele Städte kämpfen typischerweise mit einem Überangebot an TaxiDienstleitern. Je liberalisierter das Taxigewerbe ist, umso stärker explodiert typischerweise das Angebot. Der Grund dafür sind die sehr niedrigen Opportunitätskosten für Neuanbieter. Die Städte leiden dann an zu vielen Fahrzeugen und zu wenigen Stellplätzen. Um dem entgegenzuwirken, wird in der Regel von den Behörden die Zahl der Taxi-Konzessionen beschränkt. Ziel solcher politisch kontrovers diskutierter Marktregulierungen ist es, das Angebot auf die Nachfrage abzustimmen. Warten auf die Kundschaft Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.2 Wettbewerbsintensität“ © Waibel / Käppeli 32 Vor- / Nachbereitung Woche 5 Übung 2-1 (PIMS) mit Hilfe Erfolgslogik machen Im Lehrbuch: Abschnitte 2.2 und 2.3 studieren Artikel Porter auf Lernplattform „Die Wettbewerbskräfte neu betrachtet“ studieren Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 33 Verhandlungsstärke der Kunden Konzentration auf Kundenseite Einkaufsvolumen einzelner Kunden Produktdifferenzierung Markenidentität Höhe Kundennutzen durch eigene Qualität Je stärker Kunden die Preise bestimmen, desto geringer die Attraktivität des Marktes Umstellungskosten bei Wechsel Transparenz Alternativen für Kunden Möglichkeit zur RückwärtsIntegration Erfolgssituation der Kunden => Gegenmassnahmen? Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.1.4 Branchen- bzw. Wettbewerbsanalyse nach Porter“ © Waibel / Käppeli 34 Bedrohung durch Ersatzprodukte oder -dienste Preis-Leistungsverhältnis von Ersatzprodukten Sinkende Branchenattraktivität bei hoher Bedrohung durch Ersatzprodukte und -dienste Umstellungskosten Substitutionsneigung der Kunden => Gegenmassnahmen? Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.1.4 Branchen- bzw. Wettbewerbsanalyse nach Porter“ © Waibel / Käppeli 35 Bedrohung durch Ersatzprodukte oder -dienste Fallbeispiel: Substitutionsgefahr Gross ist die Substitutionsgefahr bei Hotels: Ferienaufenthalte weit weg lassen sich durch gemütliche Tage auf Balkonien substituieren. Statt in die Ferien zu fliegen kann man auch das Auto, den Zug oder vielleicht sogar das Schiff nehmen. Und Geschäftsreisen können durch Videokonferenzen ersetzt werden. G Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.2 Wettbewerbsintensität“ © Waibel / Käppeli 36 Verhandlungsstärke der Lieferanten Bedeutung Differenzierungsgrad und Ersetzbarkeit der Input-Faktoren Bedeutung der eigenen und der Branchenabnahmemenge für die Lieferanten Je stärker Lieferanten die Preise bestimmen, desto geringer die Attraktivität des Marktes Umstellungskosten bei Lieferantenwechsel auf beiden Seiten Anzahl der Lieferanten Möglichkeit der Vorwärtsintegration => Gegenmassnahmen? Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.1.4 Branchen- bzw. Wettbewerbsanalyse nach Porter“ © Waibel / Käppeli 37 Rivalität => Quintessenz: Branchenrentabilität, Marktattraktivität Branchenwachstum Branchenzyklizität Konzentration (viele ähnlich) Innovationsgeschwindigkeit Reaktionspotenzial Austrittsbarrieren Je höher Rivalität unter Wettbewerbern, desto geringer BranchenRentabilität und Marktattraktivität Fixkostenanteil Differenzierung der Produkte Markenidentität Verständnis des Verhaltens der Wettbewerber Aggressivität der Anbieter => Gegenmassnahmen? Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.1.4 Branchen- bzw. Wettbewerbsanalyse nach Porter“ © Waibel / Käppeli 38 Marktattraktivität / Rivalität: Fixkostenanteil Fallbeispiel: Fixkostenanteil Die Airline-Industrie weist einen hohen Anteil an fixen Kosten auf (Betrieb, Unterhalt, Kapitalkosten, Abschreibungen). Wie gut ein Flug ausgebucht ist, macht ertragsmässig einen sehr grossen, kostenmässig einen relativ geringen Unterschied aus. Bei tiefen Buchungszahlen lohnt es sich deshalb für das Management, Preise unter den Vollkosten zu verlangen, da jeder zusätzlich verkaufte Flug einen weiteren Beitrag an die Deckung der fixen Kosten leistet. Weil sich viele Anbieter in derselben Situation befinden, kann daraus ein eigentlicher Preiskampf entstehen. So operierten im Jahr 2005 mit United, Delta, Northwest und US Airways vier Unternehmen, die zusammen mehr als die Hälfte der US-Luftfahrtindustrie ausmachen, unter dem Insolvenzverfahren (Chapter 11), und auch im Jahr 2008 war die amerikanische Luftfahrtindustrie wieder in Nöten. Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.2 Wettbewerbsintensität“ © Waibel / Käppeli 39 Marktattraktivität / Rivalität: Austrittsbarrieren Fallbeispiel: Austrittsbarrieren In vielen Branchen bestehen relativ hohe Austrittsbarrieren: In der Airline-Industrie verhindern beispielsweise nationale Interessen das Ausscheiden von schwachen Mitbewerbern. In abgeschwächter Form trifft dies auch auf einige Automobilbauer zu. Oft sind Unternehmen die grössten und wichtigsten Anbieter in einer Region (Kohle-, Stahl-, Schiffbauindustrie) und werden von der Politik aus regionalpolitischen Gründen und oft im Widerspruch zu ordnungspolitischen Grundsätzen am Leben gehalten. Rettet Deutschland Opel? Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.2 Wettbewerbsintensität“ © Waibel / Käppeli 40 Marktattraktivität / Rivalität: Marktwachstum Quelle: FuW, 14.07.2010 Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.2 Wettbewerbsintensität“ © Waibel / Käppeli 41 Marktattraktivität / Rivalität: Innovationsgeschwindigkeit Fallbeispiel: Die Qual der Systemwahl ..... Die Innovationsgeschwindigkeit bei den Handy-Betriebssystemen ist weiterhin sehr hoch. Dies limitiert die Marktattraktivität und stellt eine grosse Herausforderung für die Wettbewerber dar. Welches Betriebssystem setzt sich durch? Was folgt auf Symbian, Blackberry, Windows Phone 7, iPhone, Google Android? Betriebswirtschaft für Führungskräfte Innovationsgeschwindigkeit „2.2.2 Wettbewerbsintensität“ © Waibel / Käppeli 42 Marktattraktivität / Rivalität: Austrittsbarrieren Fallbeispiel: Branchenrentabilität, Marktattraktivität In der Autobranche ist die Branchenrentabilität und damit auch die Marktattraktivität bescheiden: Die Erträge sind zyklisch und aufgrund hoher fixer Kosten bestehen Überkapazitäten, die aufgrund von nationalen Interessen (Austrittsbarrieren) schwer abzubauen sind. Damit einhergehend nehmen die Margen stetig ab. Die hohe Innovationsgeschwindigkeit und das ausserhalb der Schwellenländer mässige Wachstum machen das Branchenumfeld zusätzlich schwierig. Quelle: FuW, 18.08.2010 Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.2 Wettbewerbsintensität“ © Waibel / Käppeli 43 Wettbewerbsmodell und Branchenanalyse Zentraler Ansatzpunkt Substitutionsgefahr Cashflow/Gewinn Austrittsbarrieren Umsatz Mitbewerber Preise Absatz Betriebswirtschaft für Führungskräfte - Potenzial Branchenrentabilität Konkurrenzdruck Marktanteil Verhandlungsmacht Lieferanten/Kunden „2.2.2 Wettbewerbsintensität“ Branchenzyklizität Marktattraktivität - - Innovationsgeschwindigkeit Marktwachstum Fixkostenanteil - Opportunitätskosten © Waibel / Käppeli 44 Hohe Wettbewerbsintensität: Albtraum eines jeden Unternehmers Zentraler Kreislauf: Wettbewerbsmodell Stabilisierender Kreislauf, keine dauerhafte Rendite möglich Unternehmungsrendite Kapitalkosten t Problem: Erfolg schafft Konkurrenz Wie hält man sich die Mitbewerber vom Leibe? => Aufbau von Eintrittsbarrieren Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.2 Wettbewerbsintensität“ © Waibel / Käppeli 45 Lösungsansatz (‘Hebel’): Eintrittsbarrieren Innovationen Effizienz Investitionen Patente - Qualitätsvorsprung Differenzierungsvorteile Kostenvorteile Liquide Mittel Kosten Eintrittsbarrieren - - Substitutionsgefahr Cashflow/Gewinn Austrittsbarrieren Umsatz Mitbewerber Preise Absatz Betriebswirtschaft für Führungskräfte - Konkurrenzdruck Marktanteil Verhandlungsmacht Lieferanten/Kunden „2.2.3 Nachhaltige Wertsteigerung durch Eintrittsbarrieren“ Branchenzyklizität - Potenzial Branchenrentabilität Marktattraktivität - - Innovationsgeschwindigkeit Marktwachstum Fixkostenanteil - Opportunitätskosten © Waibel / Käppeli 46 Eintrittsbarrieren ermöglichen dauerhafte Rendite Zentraler Kreislauf 2: Unternehmensgrundkreislauf “Engelskreislauf”, dauerhafte Rendite möglich: Über Innovationen und Investitionen können Kosten- und Differenzierungsvorteile bewahrt bzw. neu aufgebaut werden Unternehmungsrendite Kapitalkosten t Lösung: Klare strategische Positionierung ermöglicht Wettbewerbsvorteile Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.3 Nachhaltige Wertsteigerung durch Eintrittsbarrieren“ © Waibel / Käppeli 47 Verfeinerung Netzwerk Innovationen Effizienz Produktionsmenge Investitionen Grössenvorteile Patente Standortvorteile Qualitätsvorsprung - Differenzierungsvorteile Kostenvorteile Liquide Mittel Kosten Netzwerkeffekte Kapitalbedarf Eintrittsbarrieren Staatliche Regulierungen - Substitutionsgefahr Cashflow/Gewinn Austrittsbarrieren Umsatz Mitbewerber Preise Absatz Betriebswirtschaft für Führungskräfte - Konkurrenzdruck Marktanteil Verhandlungsmacht Lieferanten/Kunden Branchenzyklizität - Potenzial Branchenrentabilität Marktattraktivität - - Innovationsgeschwindigkeit Marktwachstum Fixkostenanteil - „2.2.4 Primäre unternehmerische Eintrittsbarrieren: Differenzierungs- und/oder Kostenvorteile“ Opportunitätskosten © Waibel / Käppeli 48 Eintrittsbarrieren: Staatliche Regulierungen Fallbeispiel: Staatliche Regulierungen Zu den weltweit am stärksten staatlich geschützten einheimischen Branchen gehört die Airline-Industrie. Fluggesellschaften zählen nach wie vor zu den staatlich stark gegen Mitbewerber abgeschotteten Unternehmen. Selbst wenn Branchen dereguliert werden, können früher gewährte Vorteile (wie beispielsweise die kostenlose Zuteilung von Slots, d.h. Zeitpunkte für Starts und Landungen in der Airline-Branche, an frühere staatliche Airlines) den Eintritt neuer Wettbewerber erschweren. Ganz besonders staatlich geschützt ist der Markt der Flugzeughersteller. Die Subventionierungspraktiken der EU bei Airbus sowie der USA bei Boeing kommen nach beiderseitigen Klagen vor das Schiedsgericht der WTO. Erwartet wird in den kommenden Jahren der grösste und längste Rechtsstreit der WTO-Geschichte. Die USA werfen der EU vor, dass Airbus bisher schon mindestens 15 Milliarden Dollar illegale Staatshilfe von Frankreich, Grossbritannien und Spanien erhalten habe. Die EU seinerseits hält der USA vor, seit 1992 Boeing mit unerlaubten Subventionen in der Höhe von 23 Milliarden Dollar unterstützt zu haben. Auf dem Flugzeugbauer-Markt herrscht bei den Grossraumflugzeugen ein Duopol, wobei der Marktanteil von Boeing von 73 % im Jahr 1993 auf 57 % im Jahr 2007 sank. Das grosse Kräftemessen – Boeing gegen Airbus: http://www.youtube.com/watch?v=ATDZiiWUo4Q Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.3 Nachhaltige Wertsteigerung durch Eintrittsbarrieren“ © Waibel / Käppeli 49 Eintrittsbarrieren: Netzwerkeffekte Die Begünstigung von Anbietern mit hohen Marktanteilen zeigt sich beispielsweise bei Auktionsplattformen (z.B. eBay) oder Messen (z.B. Automobilsalon Genf): Dort, wo sich die grösste Zahl an Marktpartnern trifft, ist es am interessantesten für alle Marktpartner. Dies erklärt, warum die grössten Anbieter in einer solchen Branche durch ihre natürliche Stellung sehr stark gegen potenzielle Mitbewerber geschützt sind. Netzwerkeffekte entstehen nur dann, wenn gewisse Netze bzw. Standards untereinander nicht kompatibel sind. Deshalb bestehen in der Mobiltelefonie oder der Flugbranche keine echten Netzwerkeffekte, welche die bestehende Rentabilität über den Aufbau von wirksamen Eintrittsbarrieren schützen können. Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.3 Nachhaltige Wertsteigerung durch Eintrittsbarrieren“ © Waibel / Käppeli 50 Differenzierungsansätze: Standortvorteile Fallbeispiel: Chinas Griff nach Afrika Der wohl wichtigste natürliche Standortvorteil sind die Rohstoffe. China hat sich in den letzten Jahren, fast unbemerkt von der westlichen Welt, auf dem afrikanischen Kontinent die Rohstoff- und Energiequellen und damit die Reichtümer Afrikas gesichert. Die Strategie von Chinas Staatskonzernen, die sich zu globalen Playern entwickeln, ist bestimmt durch die Bedürfnisse seiner riesigen Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen und einem eindrücklichen Wirtschaftswachstum. Das Bruttoinlandprodukt Chinas hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten verfünfzigfacht. Daraus ist ein extrem hoher Rohstoff- und Energiebedarf entstanden, der gedeckt werden muss. Um sich die Rohstoffquellen zu sichern, wird den Partnerländern der Aufbau von Infrastruktur geboten. Dies ist in vielen afrikanischen Staaten dringend erforderlich, weil die bisherigen Strukturen weitgehend veraltet sind. Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.4 Primäre unternehmerische Eintrittsbarrieren: Differenzierungs- und/oder Kostenvorteile“ © Waibel / Käppeli 51 Differenzierungsansätze: Economies of Speed Fallbeispiel: Schnelle Anpassungsfähigkeit Zum Einstieg: « Zwei Manager stehen in der Savanne plötzlich einem Löwen gegenüber. Sie haben einen Wunsch frei, um sich aus der misslichen Situation zu befreien. Einer der beiden sagt darauf wie aus der Pistole geschossen: ‚Ich wünsche mir ein Paar Turnschuhe!‘ ‚Aber auch mit Turnschuhen‘, sagt die gute Fee, ‚sind sie nicht schneller als der Löwe!‘ ‚Nein‘, antwortet der Geschäftsmann, ‚aber schneller als mein Kollege.» (Akio Morita, früherer Präsident von Sony) Sonys Innovationspalette: http://www.youtube.com/watch?v=7KZqumJy-AE&feature=related (Film ab 5:55) => unternehmerisch gestaltbar! Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.4 Primäre unternehmerische Eintrittsbarrieren: Differenzierungs- und/oder Kostenvorteile“ © Waibel / Käppeli 52 Differenzierungsansätze: Qualitätsvorsprung Fallbeispiel: Kernkompetenzen Walt Disney, der Erfinder der Mickey-Maus, war ein Multitalent. Er vereinte gleichzeitig die Eigenschaften eines Künstlers, eines Technikers und eines Unternehmens. Weit über seinen Tod hinaus ist die Kernkompetenz von Walt Disney Corporation, der weltgrösste Medien- und Unterhaltungskonzern, die Kreation und Produktion von Animationsfilmen verbunden mit dem Merchandising sowie dem Parkund neu auch Kreuzfahrtgeschäft geblieben. Die Strategie des heutigen Konzernchefs Robert Iger sieht weiterhin vor, sich auf die Entwicklung grossartiger Filme unter den Marken Disney, Pixar, Marvel und Dreamworks zu konzentrieren. Um auch technologisch führend zu bleiben, arbeitet Disney eng mit führenden Hochschulen wie beispielsweise auch der ETH Zürich zusammen (Computeranimationsund 3D-Technik). Disney produziert jährlich 16 bis 18 Filme, darunter stets einige Kassenschlager. => unternehmerisch gestaltbar! Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.3 Nachhaltige Wertsteigerung durch Eintrittsbarrieren“ © Waibel / Käppeli 53 Eintrittsbarrieren durch Kostenvorteile Fallbeispiel: Economies of scale Grosse Vertriebsketten wie Aldi können insbesondere beim Einkauf und Vertrieb starke Skalenerträge erzielen. Ikea gelang es, Differenzierungsvorteile hinsichtlich Design aufzubauen und gleichzeitig Grössenvorteile in Entwicklung, Produktion, Logistik und Marketing auszuspielen. Bei günstigen Möbelstücken stellen Lagerkosten einen substanziellen Kostenblock dar. Die Idee, die Möbel in Einzelteilen zu verkaufen, verringerte den Lagerbedarf deutlich und ermöglichte es Ikea im Vergleich zu einem herkömmlichen Möbelhersteller, zu sehr günstigen Preisen anzubieten. Ikea konnte innerhalb von 50 Jahren den Umsatz von einer Million Euro auf mehr als 20 Milliarden Euro erhöhen, wobei die Wachstumsraten auch in den letzten zehn Jahren beträchtlich ausfielen. => unternehmerisch gestaltbar! Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.4 Primäre unternehmerische Eintrittsbarrieren: Differenzierungs- und/oder Kostenvorteile“ © Waibel / Käppeli 54 Kostenvorteile aufgrund Erfahrungskurve Unter der Lupe: Erfahrungskurve Das 1966 von der Boston Consulting Group (BCG) entwickelte Modell der Erfahrungskurve besagt, dass sowohl die Preise als auch die Kosten pro hergestellter Produktionseinheit mit zunehmender Erfahrung sinken. Dafür verantwortlich sind nebst Grössenvorteilen vor allem Lern- und Erfahrungseffekte sowie die Substitution von Arbeit durch Kapital, die sich in rationelleren Fertigungs- und Organisationsformen, verbesserten Arbeitsmethoden, effizienterer Lagerung und rationelleren Distributionsverfahren niederschlagen. Empirisch konnte beobachtet werden, dass sich mit jeder Verdoppelung der kumulierten Ausbringungsmenge die Kosten um einen nahezu konstanten Faktor zwischen 20% und 30% zurückgehen (z.B. bei Halbleitern, Klimaanlagen und Elektrowerkzeugen 20%, bei Zement und integrierten Schaltkreisen 30%). Allerdings stellt sich diese Kostenreduktion nicht automatisch ein. Es handelt sich lediglich um ein Kostenreduktionspotenzial, das es durch geeignete Massnahmen zu realisieren gilt. Mit der empirischen Gesetzmässigkeit der Erfahrungskurve rückt der Marktanteil in den Mittelpunkt des strategischen Interesses. Ein hoher Marktanteil verheisst tiefere Stückkosten und damit eine höhere Rentabilität als die Mitbewerber. Um möglichst schnell von einem hohen Volumen profitieren zu können und sich einen Grössen- und Erfahrungsvorteil gegenüber der Konkurrenz aufzubauen, werden teilweise aggressive Wachstums- und Preisstrategien verfolgt. Dies konnte in den letzten Jahren beispielsweise in der Mobiltelefonie und bei Low-Cost-Airlines beobachtet werden. Mit solchen Taktiken haben sich vor allem Marktführer in High-Tech-Branchen Wettbewerbsvorteile geschaffen. Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.2.4 Primäre unternehmerische Eintrittsbarrieren: Differenzierungs- und/oder Kostenvorteile“ © Waibel / Käppeli 55 Zurück zur Ausgangsfrage: Innovationen Effizienz Produktionsmenge Investitionen Grössenvorteile Patente Standortvorteile Qualitätsvorsprung - Differenzierungsvorteile Kostenvorteile Liquide Mittel Kosten Netzwerkeffekte Kapitalbedarf Eintrittsbarrieren Staatliche Regulierungen - Substitutionsgefahr Cashflow/Gewinn Austrittsbarrieren Umsatz Preise Absatz - Konkurrenzdruck Marktanteil Verhandlungsmacht Lieferanten/Kunden Branchenzyklizität - Potenzial Branchenrentabilität Mitbewerber Marktattraktivität - - Innovationsgeschwindigkeit Marktwachstum Fixkostenanteil - Opportunitätskosten Welches sind die Indikatoren, welches die ‘Hebel’ für den langfristigen Erfolg? Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 56 Empirische Zusammenhänge Empirisch ermittelte Indikatoren / Hebel: PIMS-Programm Investitionsintensität Innovationsrate Produktivität Rel. Marktanteil ROI 0 Marktwachstum Relative Qualität Die PIMS-Datenbank enthält Daten zu mehr als 4’000 Geschäftseinheiten aus über 500 Unternehmen Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 57 Hebel, Indikatoren, PIMS PIMS Innovationen Effizienz PIMS Produktionsmenge Grössenvorteile PIMS Investitionen Patente Standort- PIMS vorteile Qualitätsvorsprung - Differenzierungsvorteile Kostenvorteile Liquide Mittel Kosten Netzwerkeffekte Kapitalbedarf Eintrittsbarrieren Staatliche Regulierungen - Substitutionsgefahr Cashflow/Gewinn Austrittsbarrieren Umsatz Mitbewerber Preise Absatz Betriebswirtschaft für Führungskräfte - Konkurrenzdruck Marktanteil PIMS Verhandlungsmacht Lieferanten/Kunden Branchenzyklizität - Potenzial Branchenrentabilität Marktattraktivität - - Innovationsgeschwindigkeit Markt- PIMS wachstum Fixkostenanteil - Opportunitätskosten © Waibel / Käppeli 58 Vor- / Nachbereitung Woche 6 Im Lehrbuch: Kapitel 2, Abschnitt 2.4 bis 2.4.2.2 studieren Übung 2-2 lesen (Auftrag noch nicht machen) Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 59 Überblick Kapitel 2: Strategische Unternehmensführung 2.1 Wertorientiertes Management Aktionäre Kunden Mitarbeiter 2.2 Strategische Erfolgslogik Cashflow/Gewinn Umsatz Mitbewerber Preise - - Potenzial Branchenrentabilität Konkurrenzdruck Marktanteil Absatz 2.3 Denkschulen / Perspektiven der strat. Unternehmensführung Einschätzung der externen Situation Einschätzung der internen Situation Bedrohung und Chancen in der Umgebung Stärken und Schwächen der Organisation 2.4 Wichtigste Instrumente und Konzepte Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 60 Strategieentwicklung: Outside-in-/Inside-out-Perspektiven Einschätzung der externen Situation Einschätzung der internen Situation Bedrohung und Chancen in der Umgebung Stärken und Schwächen der Organisation Schlüsselfaktoren für den Erfolg Distinktive Kompetenzen Soziale Verantwortung Erstellung von Strategievarianten Managementwerte Entwicklung und Auswahl einer Strategie Implementierung der Strategie Betriebswirtschaft für Führungskräfte in Anlehnung an Mintzberg / Ahlstrand / Lampel 2010 „2.3 Denkschulen und Perspektiven der strategischen Unternehmensführung“ © Waibel / Käppeli 61 Überblick Kapitel 2: Strategische Unternehmensführung 2.1 Wertorientiertes Management Aktionäre Kunden Mitarbeiter 2.2 Strategische Erfolgslogik Cashflow/Gewinn Umsatz Mitbewerber Preise - - Potenzial Branchenrentabilität Konkurrenzdruck Marktanteil Absatz 2.3 Denkschulen / Perspektiven der strat. Unternehmensführung Einschätzung der externen Situation Einschätzung der internen Situation Bedrohung und Chancen in der Umgebung Stärken und Schwächen der Organisation 2.4 Wichtigste Instrumente und Konzepte Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 62 gross strategische Anspruchsgruppen Bezugsgruppen gering Machtbasis der Gruppe bzw. Abhängigkeit des Unternehmens Analyseinstrumente: Stakeholder-Analyse Interessengruppen gering gross Wille zur Machtausübung Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.1.1 Stakeholderanalyse und Analyse strategischer Gruppen“ in Anlehnung an Mintzberg 1999 © Waibel / Käppeli 63 Analyseinstrumente: SGF-Analyse (Inside-out) Märkte Produkte Privatkunden höhere Einkommen tiefere Einkommen Geschäftskunden grosse kleine SGF 1 SGF 2 Neuwagen Occasionen Reparatur, Service SGF 3 Leasing SGF 4 Zubehör SGF 5 SGF 1: Autohandel Privatkunden SGF 2: Autohandel Geschäftskunden SGF 3: Werkstatt SGF 4: Finanzierung Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.1.2 Strategische Geschäftsfelder-Analyse“ © Waibel / Käppeli 64 Analyseinstrumente SWOT-Analyse Opportunities (Stärken) (Chancen) Externe Analyse Interne Analyse Strengths Wettbewerbsvorteil Weaknesses Threats (Schwächen) (Gefahren) Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.1.3 SWOT-Analyse“ © Waibel / Käppeli 65 SWOT-Analyse: Umweltanalyse 1. Marktwachstum und Marktgrösse 2. Marktqualität Rentabilität der Branche Stellung im Markt-Lebenszyklus Spielraum für Preispolitik Technologisches Niveau und Innovationspotenzial Schutzfähigkeit des technischen Know-hows Investitionsintensität Wettbewerbsverhalten der etablierten Unternehmen Anzahl und Struktur der potenziellen Abnehmer Verhandlungsstärke und Kaufverhalten der Abnehmer Eintrittbarrieren für neue Anbieter (Bedrohung durch neue Konkurrenten) Anforderungen an Distribution und Service Variabilität der Wettbewerbsbedingungen Bedrohung durch Substitutionsprodukte Wettbewerbsklima etc. 3. Energie- und Rohstoffversorgung Störungsanfälligkeit in der Versorgung von Energie und Rohstoffen Verhandlungsstärke und Verhalten von Lieferanten etc. 4. Umweltsituation Konjunkturabhängigkeit Verhandlungsstärke und Verhalten der Arbeitnehmer und ihrer Organisationen Inflationsauswirkungen Abhängigkeit von der Gesetzgebung Handelshemmnisse Risiko staatlicher Eingriffe Umweltschutzmassnahmen etc. in Anlehnung an Hinterhuber 1989 Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.1.3 SWOT-Analyse“ © Waibel / Käppeli 66 SWOT-Analyse: Unt.analyse 1. Relative Marktposition Marktanteil und seine Entwicklung Grösse und Finanzkraft des Unternehmens Wachstumsrate des Unternehmens Rentabilität (Deckungsbeitrag, Umsatzrendite und Kapitalumschlag) Risiko (Grad der Etabliertheit im Markt) Marketingpotenzial (Image des Unternehmens und daraus resultierende Abnehmerbeziehungen, Preisvorteile auf Grund Qualität, Lieferzeiten, Service, Technik, Sortimentsbreite usw.) Vertriebsorganisation Ausmass der Differenzierung oder der Kostenführerschaft etc. 2. Relatives Produktionspotenzial Prozesswirtschaftlichkeit Kostenvorteile auf Grund der Modernität der Produktionsprozesse, der Kapazitätsausnutzung, Produktionsbedingungen usw. Innovationsfähigkeit und technisches Know-how des Unternehmens etc. Hardware Standortvorteile Steigerungspotenzial der Produktivität Lieferbedingungen, Kundendienst usw. etc. Energie- und Rohstoffversorgung Kostensituation der Energie- und Rohstoffversorgung Eingangslogistik etc. 3. Relatives F & E-Potenzial Stand der Grundlagenforschung, der angewandten Forschung usw. Innovationspotenzial und Innovationskontinuität etc. 4. Relative Qualifikation der Führungskräfte und Mitarbeitenden Professionalität und Urteilsfähigkeit, Einsatz und Kultur der Führungskräfte Innovationsklima Qualität der Führungssysteme Gewinnkapazität des Unternehmens, Synergien usw. etc. Quelle: Hinterhuber 1989 Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.1.3 SWOT-Analyse“ © Waibel / Käppeli 67 Analyseinstrumente: Strategische Erfolgspositionen (SEP) Unter der Lupe: Strategische Erfolgsposition (SEP) Der vom St.Galler Professor Cuno Pümpin geprägte Begriff bezeichnet "die Fähigkeit, die es der Unternehmung erlaubt, im Vergleich zur Konkurrenz auch längerfristig überdurchschnittliche Ergebnisse zu erzielen". Damit gehört es zu den Kernaufgaben des Managements, strategische Erfolgspositionen aufzu-bauen, zu pflegen und auszuschöpfen. Mehr oder weniger deckungsgleich wird oft auch von Wettbewerbsvorteilen oder strategischen Erfolgsfaktoren gesprochen. SEPs lassen sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette entwickeln: Zum Beispiel hat ein Unternehmen die Fähigkeit, Kundenbedürfnisse rasch und besser als die Konkurrenz zu erkennen und das Sortiment schneller den Marktbedürfnissen anzupassen, oder ein Unternehmen hat die Fähigkeit, durch laufende Innovationen schneller als die Konkurrenz neue überlegene Produkte auf den Markt zu bringen, oder es hat die Fähigkeit, überlegene Beschaffungsquellen zu erschliessen und zu sichern. Für 3M ist beispielsweise die Innovationsfähigkeit eine strategische Erfolgsposition, für McDonald’s die Fähigkeit, optimale Standorte zu besetzen, für Coop, Bio-Produkte zu beschaffen und zu vermarkten, für Bang&Olufsen, Produkte mit wegweisendem Design zu konzipieren. Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.2 Konzepte zur Strategieentwicklung“ © Waibel / Käppeli 68 Beispiele zu strategische Erfolgspositionen (SEP) Dienstleistungen Werkstoff-Know-how Produkte (Franke, Oakley) Distributionsnetz (McDonalds) Image (Ferrari, Porsche) Produktetechnologie (Sonova) Direktvertrieb (Hilti) Standorte (Migros) Produktequalität (Rolex) Fundraising (WWF) Schleiftechnik (Swarovski) Markt Innovationsfähigkeit (3M, Procter&Gamble) Beschaffungseffizienz (Aldi) Erfassung neuer Trends (Apple, Zara) Design (Alfa Romeo) Personalrekrutierung (Google) Funktionen In Anlehnung an R. Lombriser Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 69 Erste Strategieoptionen aufgrund der SWOT-Matrix Logische Verknüpfung von externen (OT) und internen (SW) Faktoren Strategiealternativen als Antwort auf diese Verknüpfungen Threats (Gefahren) 1. Steigerung des persönlichen Einkommens um 12% p.a. im Südpazifik 2. Weltweit zunehmendes Gesundheitsbewusstsein 3. Handelsabkommen mit China 4. … 1. Zunahme der gesetzlichen Beschränkungen im EURaum 2. Neue ausländische Konkurrenz 3. Erodierende Margen im Food-Bereich 4. … Strengths (Stärken) SO-Strategien: ST-Strategien: 1. 2. 3. 4. a) Entwicklung neuer Gesundheitsprodukte (S2, S3, O2) b) Kauf eines Nahrungsmittelherstellers in Hong-Kong mit starker Stellung in China (S1, O3) a) Drastische Erhöhung der Werbeausgaben (S1, T2) b) Neue, innovative Produkte im traditionellen FoodBereich entwickeln (S2, S3, T3) Weaknesses (Schwächen) WO-Strategien: WT-Strategien: 1. Hohe Personalkosten 2. Schwaches Marketing im Südpazifik 3. Kapazitätsauslastung in Südeuropa nur bei 65% 4. … a) Eingehen eines JointVentures mit einem japanischen Unternehmen (W2, O1) b) Produktionsverlagerung nach China (W1, O2, O3) a) Unrentable Operationen in Südeuropa schliessen (W3, T1) b) Diversifikation in NonfoodBereich (W1, T3) Unternehmensfaktoren Beispiel: SWOT-Matrix eines Nahrungsmittelherstellers Umweltfaktoren Opportunities (Chancen) Starke Cashposition Forschung + Entwicklung Mitarbeitermotivation … Quelle: Lombriser / Abplanalp 2010 Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.2.1 Strategieoptionen auf Grund der SWOT-Matrix“ © Waibel / Käppeli 70 Strategieentwicklungsansätze: Portfolio-Analyse nach BCG Beratungsinstrument aus PIMS: BCG-Portfolio-Matrix hoch gering Marktwachstum schlechter als Hauptkonkurrent besser als Hauptkonkurrent Fragezeichen grosser negativer Cash-flow ?? bescheidener positiver oder negativer Cash-flow Armer Hund gering Stern bescheidener positiver oder negativer Cash-flow grosser positiver Cash-flow überdurchschnittlich unterdurchschnittlich Cash-Kuh hoch Relativer Marktanteil © Darstellung: R. Lombriser Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.2.2 Die Portfolio-Analyse und Normstrategien“ © Waibel / Käppeli 71 Hintergrund der BCG-Matrix Erlös, Gewinn, Free Cash-flow kleine Stückzahlen hohe Werbekosten geringe Bekanntheit Anlaufverluste steigende Bekanntheit Eintritt von Konkurrenten erste Gewinne Kampf um Marktanteile langsameres Wachstum Preissenkung Gewinnrückgang Sättigung härterer Kampf um Marktanteile maximaler Umsatz fortschreitender Gewinnrückgang schlechter als Hauptkonkurrent Degeneration Erlös Umsatzrückgang Aussterben des Produktes hoch Reife gering Wachstum Marktwachstum Einführung besser als Hauptkonkurrent Fragezeichen grosser negativer Cash-flow Stern ?? bescheidener positiver oder negativer Cash-flow bescheidener positiver oder negativer Cash-flow grosser positiver Cash-flow unterdurchschnittlich Cash-Kuh Armer Hund gering Zeitachse überdurchschnittlich hoch Relativer Marktanteil Gewinn Free Cash-flow Aufzuwendende Stückkosten Grössendegressionsund Fixkosteneffekt K1 Lerneffekte der gesamten Organisation K2 Mengenbedingter Kostensenkungseffekt Technischer Fortschritt K3 Economies of Scales M1 M2 Betriebswirtschaft für Führungskräfte M3 Produktstandardisierung Output-Menge „2.4.2.2 Die Portfolio-Analyse und Normstrategien“ © Waibel / Käppeli 72 Umsetzung der BCG-Matrix: Jack Welch Persönlichkeit: Jack Welch Jack Welch, langjähriger CEO von General Electric, gab bei seinem Amtsantritt 1981 die Devise aus, sein Unternehmen müsse in einem Geschäft entweder die Nummer eins oder zwei sein oder werden können, sonst müsse es sich aus diesem zurückziehen. Dies wurde in den kommenden Jahren konsequent umgesetzt: In nicht einmal zehn Jahren entstand dank diesen Vorgaben ein neues Unternehmen. Geschäftsbereiche für 9 Milliarden Dollar wurden verkauft, neue für 24 Milliarden Dollar gekauft, viele kleinere Geschäfte wurden intern in grössere strategische Geschäftseinheiten eingegliedert. 1995 hatte General Electric in seinen strategischen Geschäftseinheiten Flugzeugtriebwerke, Stromverteilung / Niederspannungstechnik, Turbinen- und Kraftwerksbau, Motoren und Steuerungen, technische Kunststoffe, Medizinaltechnik, Haushaltsgeräte und Lichtquellen weltweit die Marktführerschaft inne, im Bereich Transportsysteme / Lokomotiven war es die Nummer zwei, beim Fernsehen die Nummer drei. General Electric konnte seit den 80ern in den meisten Jahren hohe Rentabilitäten ausweisen und gehört heute zu einem der grössten und rentabelsten Konzerne der Welt. Die Erfolge von Jack Welchs Strategie machten ihn zu einem der angesehendsten Unternehmenslenkern der Welt und führten dazu, dass heute viele Unternehmen explizit das Erreichen einer führenden Wettbewerbsposition in den besetzten Geschäftsfeldern als grundlegendes unternehmerisches Ziel nennen. Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.2.2 Die Portfolio-Analyse und Normstrategien“ © Waibel / Käppeli 73 BCG-Matrix: Star / Cash Cow Fallbeispiel: Die ausgemelkte Cash Cow Noch vor zehn Jahren war Kodak eine der weltweit wertvollsten Marken. Anfang 2012 musste der Technologiekonzern Insolvenz anmelden. Grund: Die Ablösung der analogen durch die digitale Fotografie hat zum Niedergang von Kodak geführt. Was geschah? Kodak war die Marke für Fotofilm. Mitte der 70er Jahre wurde dann die Digitalkamera erfunden und Anfang der 90er Jahre die erste kommerzielle Digitalkamera auf den Markt gebracht (durch Kodak!). Damit schuf sich Kodak das eigene Grab, weil man mit dieser Innovation markenstrategisch falsch umging. Anstelle an dieser Weggabelung mit den damals noch vollen Kassen frühzeitig eine eigene, neue Digitalkamera-Marke zu lancieren und damit – mutig – das eigene analoge Fotogeschäft und damit auch die eigene Cash-Cow anzugreifen, cashte Kodak einfach noch so lange ab, wie es ging. Den Angriff auf die eigene Cash Cow und damit verbunden den Markt der Digitalkameras überliess man anderen Anbietern wie Canon, Nikon, Panasonic, Sony etc. Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.2.2 Die Portfolio-Analyse und Normstrategien“ © Waibel / Käppeli 74 BCG-Matrix: dog, star or cow? Fallbeispiel: Armer Hund, Star oder Cash-Cow? Betrachtet man aus Sicht von Nestlé das Kaffeebusiness als strategische Geschäftseinheit, so würde dieses (trotz nachhaltigem Erfolg und guter Rentabilität) in die Kategorie der armen Hunde fallen: wenig weltweite Marktanteile und geringes Wachstum. Wird allerdings der Bereich des löslichen Kaffees als Markt definiert, würde Nestlé dank der Position von Nescafé zur „Cash-Cow“. Wird von dieser Einheit wiederum das System „Nespresso“ gesondert betrachtet, so wäre ein neuer Star geboren. Dieses Beispiel zeigt, wie willkürlich durch die Definition des Marktes die Positionierungen (und Normstrategien) resultieren (Quelle: Jarillo 2003). Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.2.2 Die Portfolio-Analyse und Normstrategien“ © Waibel / Käppeli 75 Strategieentwicklungsansätze: Portfolio-Analyse nach McKinsey SGF 1 6.3 mittel SGF 2 3.7 SGF 3 gering Grundidee Marktattraktivität hoch 9 1 1 gering 3.7 mittel hoch 6.3 9 Wettbewerbsstärke Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.2.2 Die Portfolio-Analyse und Normstrategien“ © Waibel / Käppeli 76 Attraktivität Normstrategien nach McKinsey Selektives Vorgehen (Spezialisierung, Nischen suchen, Akquisition erwägen) Selektives Wachstum (Marktführer-Potenzial durch Segmentierung beurteilen, Schwächen identifizieren, Stärken aufbauen) Investition und Wachstum (Wachsen, Vorherrschaft anstreben, Investitionen maximieren) Ernten (Spezialisieren, Nischen suchen, Marktaustritt erwägen) Selektives Vorgehen (Wachstumssegmente identifizieren, Spezialisierung, selektiv investieren) Selektives Wachstum (Wachstumssegmente identifizieren, stark investieren, ansonsten Position halten Ernten (Zeit des Marktaustritts festlegen oder veräussern) Ernten (Produktlinie straffen, Investitionen minimieren, Veräusserung vorbereiten) Selektives Vorgehen (Gesamtposition halten, Cash-flow anstreben, investieren, um Position zu halten) Relative Wettbewerbsposition Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.2.2 Die Portfolio-Analyse und Normstrategien“ © Waibel / Käppeli 77 Vor- / Nachbereitung Woche 7 Übung 2-2: Zusammenfassung der Expertengruppe (A4-Blatt machen und für alle kopieren) Optional: Fallstudie Swisscom studieren Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 78 Strategieentwicklungsansätze: Produkt-Markt-Strategien (Ansoff) bisherige Produkte neue Durchdringungsstrategie Marktentwicklungsstrategie Erfolgsaussichten*: 75% Erfolgsaussichten: 45% Erfolgsaussichten: 35% Erfolgsaussichten: 25% (organisch), 35% (Akquisition) Produktentwicklungsstrategie Diversifikationsstrategie bisherige neue Märkte Beispiel Alder+Eisenhut (Eco vom 28.6.2010): http://www.videoportal.sf.tv/video?id=9fcfe616-8fb9-4469-9a04-6b29f5c612e5 Betriebswirtschaft für Führungskräfte *Quelle: IMD 1998 © Darstellung: R. Lombriser © Waibel / Käppeli 79 Marktdurchdringungsstrategie Fallbeispiel: Ovomaltine Wander penetriert den Markt mit Ovomaltine in den verschiedensten Spielarten: Ovomaltine Schokolade, Ovomaltine Line (kalorienreduziert), Ovomaltine Crisp Müesli (Knuspermüesli), Ovomaltine Crunchy Cream (Brotaufstrich), Choc Ovo (Riegel, gibt es auch als Mini oder Crunchy), Ovo Sport (Vitaminriegel), Ovo Drink (trinkfertige Ovomaltine) oder auch Ovomaltine Crunchy Ice (Glacé). Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 80 Marktentwicklungsstrategie: das Beispiel Swisscom Neuester Abschreiber 2011: 1.3 Mrd. Euro (2007: Fastweb, I) Betriebswirtschaft für Führungskräfte Quelle: NZZaS, 18.12.2011 © Waibel / Käppeli 81 Strategieentwicklungsansätze: Wettbewerbs-Strategien (Porter) Kunden Erwartung an Mehrwert Organisation Kernkompetenzen Leistungsspektrum Wettbewerb Wettbewerbsvorteil Wettbewerbsfeld Leistungsspektrum der Wettbewerber Was machen wir anders? Was machen wir besser? Differenzierung Was machen wir billiger? Kostenführerschaft Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.2.4 Die drei generischen Strategietypen nach Porter“ © Waibel / Käppeli 82 Strategieentwicklungsansätze: Wettbewerbs-Strategien (Porter) Kostenführerschaft Differenzierung (Standardprodukt) branchenweit Wettbewerbsfeld SEP: Effizienz, Produktion, Beschaffung, Lagerbewirtschaftung, Economies of Scale usw. Kostenfokus (Einzigartigkeit) SEP: Qualität, Service, Sortiment, Image, Distribution, Innovation, Speed, Flexibilität usw. Differenzierungsfokus* Konzentration auf bestimmte Abnehmergruppen, Leistungen oder geografische Märkte segmentspezifisch (begrenztes Bedürfnis, meist preiselastisch) * Bsp. Schreinerei Sutter: http://www.sf.tv/sendungen/eco /sendung.php?docid=20090511 Betriebswirtschaft für Führungskräfte (spezifisches Bedürfnis, meist preisunelastisch) Kosten Leistung Strategischer Vorteil „2.4.2.4 Die drei generischen Strategietypen nach Porter“ © Darstellung: R. Lombriser © Waibel / Käppeli 83 Strategische Positionierung nach Porter Positionierung Leistungsversus Preisvorteil - More for More: Mini, IWC, Hilti, Pampers More for the Same: Nivea The Same for Less: Mediamarkt, Hyundai Less for Much Less: Aldi Schweiz Preisvorteil Leistungsvorteil Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 84 Strategische Positionierung nach Porter Caronlyn McCall (Konzernchefin), was macht Easyjet besser als die Konkurrenz? „Kostenkontrolle ist bei uns alles. Das klingt simpel, ist aber nicht ganz einfach nachzuahmen. Es fängt bei Kleinigkeiten an. Wir ermahnen die Mitarbeiter etwa dazu, nichts auszudrucken, sondern alle Dokumente auf ihrem Laptop zu lesen. So denken wir überall. Unsere Verwaltungskosten sind daher sehr tief. Unser Hauptsitz ist ein simpler, umgebauter Hangar. Niemand hat hier ein eigenes Büro, selbst ich nicht. Die Sitzungsräume sind spartanisch, die Teppiche nicht die neusten. Wir sparen bei solchen Dingen. Kostenbewusstsein steckt in unserer DNA.“ Quelle: Handelszeitung, 1.9.2011 Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 85 Strategieentwicklungsansätze: Kernkompetenzen (P&H) Dauerhafte, überdurchschnittliche Gewinne / Renditen (End-)Produkte und Dienstleistungen mit nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen Wert der Stärken (1) Einzigartigkeit, Knappheit (2) Eignung Kundennutzen zu stiften Dauerhaftigkeit der Stärken (3) keine bzw. beschränkte Imitierbarkeit (4) keine bzw. beschränkte Substituierbarkeit Kernkompetenzen Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.2.5 Das Konzept der Kernkompetenzen nach Prahalad und Hamel“ © Waibel / Käppeli 86 Strategieentwicklungsansätze: Kernkompetenzen (P&H) Von der Fähigkeit zur Kernkompetenz Ist die Fähigkeit wertvoll? Ist die Fähigkeit selten? Ist die Fähigkeit kaum zu imitieren / zu substituieren? Ist die Fähigkeit für neue Geschäftsfelder nutzbar zu machen? WettbewerbsEffekt: nein nein nein nein Nachteil ja nein nein nein Parität ja ja nein nein Temporärer Vorteil ja ja ja nein Riskanter Vorteil ja ja ja ja Nachhaltiger Vorteil Quelle: Von Krogh (1991) Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.2.5 Das Konzept der Kernkompetenzen nach Prahalad und Hamel“ © Waibel / Käppeli 87 Zusammenhang der Strategieansätze Natur Ökonomie Umsysteme: (Umwelten) Gesellschaft RechtsInsystem Unternehmen ordnung Prahalad / Hamel Lieferanten Staat Kernkompetenzen Ansoff Kunden Produkte / Dienstleistungen Porter Konkurrenten Mitarbeitende Kapitalgeber Öffentlichkeit Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.2.5 Das Konzept der Kernkompetenzen nach Prahalad und Hamel“ © Waibel / Käppeli 88 Einordnung im Netzwerk? PIMS Innovationen Effizienz PIMS Produktionsmenge Grössenvorteile PIMS Investitionen Patente Standort- PIMS vorteile Qualitätsvorsprung - Differenzierungsvorteile Kostenvorteile Liquide Mittel Kosten Netzwerkeffekte Kapitalbedarf Eintrittsbarrieren Staatliche Regulierungen - Substitutionsgefahr Cashflow/Gewinn Austrittsbarrieren Umsatz Mitbewerber Preise Absatz Betriebswirtschaft für Führungskräfte - Konkurrenzdruck Marktanteil PIMS Verhandlungsmacht Lieferanten/Kunden Branchenzyklizität - Potenzial Branchenrentabilität Marktattraktivität - - Innovationsgeschwindigkeit Markt- PIMS wachstum Fixkostenanteil - Opportunitätskosten © Waibel / Käppeli 89 Vor- / Nachbereitung Woche 8 Fallstudie Swisscom studieren Kapitel fertig lesen: ab 2.4.2.3 Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 90 Vor- / Nachbereitung Woche 9 Fallstudie Swisscom fertig machen (Präsentation bis Vortag 12 Uhr per Mail an Dozierenden) Text NZZ Folio „Zum Glück gescheitert“ studieren Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 91 Problem Strategieumsetzung: Unverbindlichkeit der Strategie Visions-Barriere Nur 5% der Mitarbeiter verstehen die Strategie Management-Barriere 85% des Topmanagements diskutieren weniger als 1 Stunde monatlich über strategische Themen Verhaltens-Barriere 9 von 10 Firmen scheitern an der Strategieumsetzung Nur 25% der Manager haben ihren Bonus mit der Strategie verknüpft Ressourcen-Barriere Nur 40% der Unternehmen verknüpfen ihre Budgets mit der Strategie Quelle: Fortune Magazine 1999 Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 92 Strategieumsetzung und -controlling: Instrument BSC Finanzen Welche Erwartungen haben unsere Gesellschafter an unser finanzielles Ergebnis? Ziel- und Messgrössen Zielwerte Steuergrössen Massnahmen Kunden Mitarbeitende Welche Leistungen sollten wir für unsere Kunden erbringen, um die Strategie zu verwirklichen? Wie erhalten wir die Fähigkeit zum Wandel, zu verbessern und zu entwickeln, um Innovationspotenzial und Strategieverwirklichungskompetenz zu steigern? Ziel- und Messgrössen Zielwerte Steuergrössen Vision und Strategie Ziel- und Messgrössen Massnahmen Zielwerte Steuergrössen Massnahmen Prozesse Wie müssen wir die Geschäftsprozesse optimieren, um Gesellschafter und Kunden zufrieden zu stellen? Ziel- und Messgrössen Betriebswirtschaft für Führungskräfte Zielwerte Steuergrössen Massnahmen „2.4.3.2 Balanced Scorecard nach Kaplan und Norton“ © Waibel / Käppeli 93 Konzept der Balanced Scorecard (Kaplan / Norton) Die Balanced Scorecard ist die in Zielen und Aktionen ausgedrückte Strategie des Unternehmens Perspektive Ziel- und Messgrössen Finanzen … … Kunden … Prozesse … Mitarbeiter … Betriebswirtschaft für Führungskräfte Zielwerte Steuergrössen Massnahmen … … … … … … •… •… … „What gets measured •… •… gets done!“ •… •… •… … © Waibel / Käppeli 94 Balanced Scorecard: Beispiel Bierbrauerei Perspektive Strategische Ziele Wachstum steigern Messgrössen Zielwerte Gesamtumsatz Steuergrössen Kommunikation + 10 % Finanzen Kunden Prozesse Mitarbeiter Profitabilität sichern GK-Rentabilität Kundenpflege verbessern Gastro-Konzept multiplizieren Wiederverkaufsquote Anzahl neue Restaurants / Bars + 10 % Einkaufsmacht verstärken Prozessqualität verbessern Einkaufspreis Anzahl Falschetikettierungen -10 % Qualifikation Mitarbeiter erhöhen Mitarbeiterzufriedenheit verbessern Anzahl Schulungstage pro Jahr Messwert in jährlicher Befragung Betriebswirtschaft für Führungskräfte Investitionskapital 15 % 10 > 510 Werbeoffensive lancieren Debitoren- und Vorratsmanagement optimieren Kundenbindung Neukunden Key Account Management aufbauen Marktstudie / Konzept „New-Gastro-POS“ auswerten / umsetzen Qualität Wertschöpfungsarchitektur Geschäftsprozessopt imierung Einkaufskooperationen eingehen Prozesssteuerung optimieren Personal-entwicklung Qualität AnreizBelohnungs-system Programm „interne Ausbildung“ erweitern Arbeitszeitregelungen flexibilisieren 50 < 10 / Tag Massnahmen © Waibel / Käppeli 95 Balanced Scorecard: Visualisierung in Cockpits Finanzperspektive Umsatz GK-Rentabilität Kundenperspektive Wiederverkaufsquote Betriebswirtschaft für Führungskräfte Neukunden Prozessperspektive Einkaufspreis Falschetikettierungen Mitarbeiterperspektive Schulungstage Mitarbeiterzufriedenheit © Waibel / Käppeli 96 Strategieumsetzung mit der BSC wie Strategie BSC der Gesamtorganisation wie Ziele was Erfolgstreiber Handlungen BSC der Organisationseinheit wie Ziele Erfolgstreiber Einzelner Akteur was Kaskadierung der Strategie bis auf die Ebene des einzelnen Akteurs: Fokus auf die Erfolgstreiber Betriebswirtschaft für Führungskräfte Handlungen Ziele Erfolgstreiber was Handlungen „2.4.3 Konzept der Strategieumsetzung und des Strategie-Controllings“ © Waibel / Käppeli 97 Die BSC als Implementationshilfe: Brücke zum Tagesgeschäft An Erfolgstreiber ausgerichtetes Handeln selbstverständlich werden lassen Von der Strategie ausgehend Erfolgstreiber bestimmen Strategie Balanced Scorecard Handeln Auf Erfolgstreiber fokussiertes Controllinginstrument Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.3 Konzept der Strategieumsetzung und des Strategie-Controllings“ © Waibel / Käppeli 98 Bedeutung der Balanced Scorecard Unter der Lupe: Balanced Scorecard Es gibt in der letzten Dekade wohl kein Managementinstrument, das so viel Beachtung in der Unternehmens- und Beratungspraxis gefunden hat wie die von Robert Kaplan und David Norton entwickelte Balanced Scorecard (BSC). Woran liegt das? Die BSC als ein wichtiges Bindeglied zwischen Strategie und Handeln im Alltag verspricht, die Implementierungslücke zu schliessen. Der grosse Erfolg des BSC-Ansatzes ist nicht überraschend: Er unterstützt das Management bei der Priorisierung der strategischen Themen und beim Einsatz interner Ressourcen im Sinne der Unternehmensstrategie. Damit wird die Strategieumsetzung wahrscheinlicher. Offensichtlich gelingt mit der BSC, was der Titel eines der Bücher von Kaplan und Norton verheisst: „The Balanced Scorecard: Translating Strategy into Action“. Betriebswirtschaft für Führungskräfte „2.4.3 Konzept der Strategieumsetzung und des Strategie-Controllings“ © Waibel / Käppeli 99 Balanced Scorecard-Ansatz als Grundmodell des Lehrbuchs Finanzen Welche Erwartungen haben unsere Gesellschafter an unser finanzielles Ergebnis? Ziel- und Messgrössen Zielwerte Steuergrössen Massnahmen Kunden Mitarbeiter Welche Leistungen sollten wir für unsere Kunden erbringen, um die Strategie zu verwirklichen? Wie erhalten wir die Fähigkeit zum Wandel, zu verbessern und zu entwickeln, um Innovationspotenzial und Strategieverwirklichungskompetenz zu steigern? Ziel- und Messgrössen Zielwerte Steuergrössen Vision und Strategie Ziel- und Messgrössen Massnahmen Zielwerte Steuergrössen Vgl. Makrostruktur Lehrbuch Massnahmen Prozesse Wie müssen wir die Geschäftsprozesse optimieren, um Gesellschafter und Kunden zufrieden zu stellen? Zielwerte Steuergrössen Massnahmen Finanzwirtschaftliche Perspektive Die Erzielung von Cash-flows und Gewinnen ist davon abhängig, wie zufrieden die Kunden mit den angebotenen Produkten bzw. Dienstleistungen sind Kundenperspektive Eine gute Strategie generiert hohe Cashflows und damit auch hohe Gewinne ve Gew rw inn en du ng Ziel- und Messgrössen Shareholder ValueAusrichtung Ausschüttung an Aktionäre Ausschüttung an Mitarbeiter klare Strategische Ausrichtung Mitarbeiterperspektive Die Umsetzung schlanker, kundenorientierter Geschäftsprozesse wird getragen von leistungsfähigen und motivierten Mitarbeitern Die Zufriedenheit der Kunden wird unternehmungsintern durch schlanke, kundenorientierte Geschäftsprozesse sichergestellt Prozessperspektive Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 100 Zum Abschluss: Es kommt oft anders als man denkt… Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 101 Studie Carroll / Mui: Falsche Strategien Untersuchung der 750 wichtigsten Fehlschläge von US-Unternehmen in den letzten 25 Jahren zeigte, dass 355 aufgrund einer falschen Strategie scheiterten. Dabei zeigten sich immer wieder dieselben sieben falschen Strategieansätze: Überschätzen von Synergien bei Zusammenschlüssen Riskante Finanzakrobatik (à la Swissair) Blind Kurs halten („more of the same“, z.B. Kodak) Unüberlegte Markterweiterung (falsche Vorstellung von angrenzenden Märkten; in Schweiz z.B. Migros, Rivella, Vögele) Auf die falsche Technik setzen (z.B. Motorolas Satellitentelefon Iridium) Übereilte Fusionen (z.B. Daimler Chrysler) Zu schnelles Wachstum (z.B. Enron) Quelle: HBM, 12/2008 Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 102 Essay „Scheitern“ Willenbrock: Gründe für häufiges Scheitern Sachliche Faktoren: Mangelnde Information (2. Pleiten), Zufall (4. Pech) Personale Faktoren: Selbstüberschätzung (1. Hybris), psych. Immunsystem (3. Tunnelblick) Extrapolieren (5. Planwirtschaft), blind Kurs halten (6. Kurswechsel) Stigmatisieren (7. Tabu) Was kann man tun? Möglichkeit des Scheiterns anerkennen, Enttabuisieren Pragmatische Flexibilität Experimentieren, immer wieder versuchen (vgl. Alessi) „Kleine Niederlagen schärfen die Wahrnehmung, schützen vor Grössenwahn und erproben den Charakter“ W. Schmidbauer, Psychoanalytiker „Erfolg besteht in der Fähigkeit, von Niederlage zu Niederlage zu gehen, ohne seinen Enthusiasmus zu verlieren“ Winston Churchill Quelle: NZZ Folio, 7/2010 Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 103 Beispiel Honda: Es kommt oft anders als man denkt… Einführung des Kleinmotorrades geplant: Einführung schwerer Motorräder („bigger is better“) geplante Strategie realisierte Strategie aufgetauchte (ungeplante) Strategie nicht realisierte Strategie Betriebswirtschaft für Führungskräfte Leitende Honda-Mitarbeiter in Los Angeles sorgten mit Kleinmotorrädern, die sie privat für ihre Einkäufe benutzten, für Aufsehen. © Waibel / Käppeli 104 Dennoch: „Strategische Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum. Aus Irrtümern kann man lernen, aus dem Zufall nicht!“ Krystek / Müller-Stewens Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 105 Fazit: Strategische Unternehmensführung als Synthese von… … Analyse + Erfahrung Konzepte (z. B. Porters Wettbewerbsstrategien) Techniken und Instrumente (z. B. SWOT-Analyse) + Intuition + Leidenschaft Urteilskraft Vision Lernfähigkeit Ziele Kommunikationsnetz Beharrlichkeit „Gute Nase“ Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 106 Anschlussmodul Praxisprojekt 1 (PPR1) Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 107 Vor- / Nachbereitung Woche 10 Im Kapitel 3 Abschnitt 3.1 studieren Vorbereitung Modulschlussprüfung: Übungen (alte Prüfungen samt Lösungen) auf LP durcharbeiten Betriebswirtschaft für Führungskräfte © Waibel / Käppeli 108