Eurofighter - Zukunftssystem der Luftwaffe
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Eurofighter - Zukunftssystem der Luftwaffe
Sommer/Herbst 2008 Der richtige Dreh MTU Aero Engines Holding AG Dachauer Straße 665 80995 München • Deutschland Tel. +49 89 1489-0 Fax +49 89 1489-5500 www.mtu.de Technik + Wissenschaft Optimierter Bestseller Produkte + Services Schub für Saudi-Arabien Interview + Reportage „Eurofighter - Zukunftssystem der Luftwaffe“ Inhalt Editorial Titelthema Der richtige Dreh Liebe Leserinnen, liebe Leser, 4-7 Technik + Wissenschaft Optimierter Bestseller 8 - 11 Der richtige Dreh Patchen auf hohem Niveau 12 - 13 MTU Global Eine neue Marke geht an den Start 14 - 15 Der Mitsubishi Regional Jet verwendet ihn als Exklusivantrieb und auch Bombardier stattet die CSeries mit ihm aus: Der Getriebefan (GTF™) von Pratt & Whitney gewinnt an Popularität und setzt sich immer mehr durch. Seite 4 Optimierter Bestseller Kunden + Partner Wachstumswunder in der Wüste 16 - 19 Kompaktes Kraftpaket 20 - 21 In der Erfolgsgeschichte des V2500 wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: SelectOne™ heißt die optimierte Version des Bestseller-Triebwerks von International Aero Engines (IAE). Seite 8 Produkte + Services Meilensteine 22 - 23 Schub für Saudi-Arabien 24 - 27 Interview + Reportage „Eurofighter - Zukunftssystem der Luftwaffe“ 28 - 29 Fliegen ohne Piloten 30 - 31 Schub für Saudi-Arabien Der Eurofighter Typhoon feiert mit dem Auftrag aus Saudi-Arabien seinen zweiten Exporterfolg. Der milliardenschwere Auftrag des Königreichs könnte Signalwirkung auf dem Weltmarkt haben. Seite 24 vor 99 Jahren wurde die Internationale Luftund Raumfahrtausstellung, die heutige ILA in Berlin, zum ersten Mal veranstaltet. Sie steht damit kurz vor dem Eintritt in ein neues Jahrhundert. Auch die Luftfahrt befindet sich an der Schwelle zu einer neuen Ära: Angesichts des Klimawandels müssen Flugzeuge leiser, kraftstoffsparender und emissionsärmer werden – und mit ihnen die Antriebe. Seit Jahren arbeiten wir Triebwerkshersteller an neuen „grünen“ Technologien und haben mit dem Getriebefan (GTF™) die passende Lösung gefunden. Seine Einführung wird ein Meilenstein in der Geschichte der Luftfahrt sein und kann durchaus mit der Etablierung des Turbofans vor rund 40 Jahren verglichen werden. Die technologische Basis für den Getriebefan haben Pratt & Whitney und die MTU in einer Vielzahl von Forschungsprogrammen erarbeitet. Diese Vorarbeiten zahlen sich allmählich aus: Der Getriebefan hat die Bodentests mit Bravour bestanden; als nächster Schritt folgt die Flugerprobung. Die ersten Ergebnisse stimmen zuversichtlich und haben Mitsubishi und Bombardier bewogen, den neuen Antrieb exklusiv für die nächste Generation ihrer Regionalflugzeuge, die ab 2013 fliegen sollen, auszuwählen. Wir rechnen mit einem Bedarf von rund 4.500 Triebwerken. der A320-Familie zum Einsatz kommt, kann man erahnen, welche Bedeutung das neue Triebwerk haben wird, das neben Airbus auch bei Boeing zum Zuge kommen soll. Das Getriebefankonzept ist auch technologisch von großer Bedeutung: Es ist der Dreh- und Angelpunkt unseres Technologieprogramms Claire (Clean Air Engine): In drei Schritten wollen wir bis zum Jahr 2035 den CO2-Ausstoß um 30 Prozent reduzieren und den Lärm halbieren. Wichtig ist: Keine der erforderlichen Technologien muss neu erfunden werden; alle sind bereits erprobt beziehungsweise auf ihre Machbarkeit hin überprüft. Der Getriebefan vereint neueste Technologien: ein Getriebe, einen sehr effizienten Hochdruckverdichter und als Schlüsselkomponente die schnelllaufende Niederdruckturbine. Auch die Komponenten, die ihn optimieren – der gegenläufige Fan und der Wärmetauscher – sind bereits getestet und haben hervorragende Ergebnisse erzielt. Das zeigt ganz deutlich: Technologie- und Kostenführerschaft ist und bleibt für die MTU der Schlüssel zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und zum langfristigen Erhalt hochwertiger Arbeitsplätze in Deutschland. Ihr „Eurofighter – Zukunftssystem der Luftwaffe“ Anekdote Perfektionisten am Himmel News Impressum 2 32 - 35 36 - 39 39 Interview mit Generalleutnant Klaus-Peter Stieglitz: Der Inspekteur der Luftwaffe ist selbst Pilot und fliegt regelmäßig Europas modernsten und leistungsstärksten Fighter. Seite 28 Bewährt sich der Getriebefan im Alltagseinsatz, würde er sich als Antrieb für die Nachfolger der Boeing 737 und des Airbus A320 empfehlen. Die neuen Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge sollen in der zweiten Hälfte des nächsten Jahrzehnts mit deutlicher Treibstoffersparnis an den Start gehen. Sie werden ein Marktvolumen haben, das weit über dem der Regionalflugzeuge liegt. Für die MTU sind sie das mit Abstand bedeutendste Getriebefan-Segment. Bedenkt man, wie wichtig das V2500 für die MTU ist, das nur in Egon Behle Vorsitzender des Vorstands 3 Der richtige Dreh Patrick Hoeveler M itsubishi Heavy Industries (MHI) hat ihn als Exklusivantrieb für den Mitsubishi Regional Jet (MRJ) ausgewählt und auch Bombardier stattet die CSeries mit ihm aus: Der Getriebefan (GTF™) von Pratt & Whitney gewinnt an Popularität und setzt sich immer mehr durch. Damit ist der erste Schritt auf dem Weg zur Gründung einer neuen Produktfamilie gemacht. Die MTU Aero Engines plant, sich mit jeweils etwa 15 Prozent an den beiden Getriebefan-Versionen zu beteiligen. Der deutsche Triebwerkshersteller setzt noch auf einen dritten Antrieb: Ebenfalls mit rund 15 Prozent will er sich beim PW810 engagieren, das am unteren Ende des Schubbereichs angesiedelt ist. Es entsteht bei Pratt & Whitney Canada und ist für die neue Cessna Citation Columbus gedacht. Obwohl dieser Antrieb kein Getriebe hat, bildet er mit den beiden Getriebefan-Antrieben eine erweiterte Produktfamilie. Dr. 4 Titelthema Christian Winkler, Leiter Business Development bei der MTU: „Der gemeinsame Kern wird skaliert und auch in den verwendeten Materialien angepasst. Dabei stellt der Antrieb für den MRJ die Basisvariante des Getriebefans dar.“ Über die gesamte Programmlaufzeit könnte das Antriebstrio der MTU einen Umsatz in Höhe von zwölf Milliarden Euro bescheren. 5 Derzeit laufen Verhandlungen zwischen der MTU und Pratt & Whitney über die Höhe der Beteiligung. „Wir streben eine Modulverantwortung in den Bereichen Entwicklung und Herstellung an“, bestätigt Winkler. Im Blick haben die Münchner zwei Komponenten: Sie hoffen, neben der schnelllaufenden Niederdruckturbine auch einen Anteil am Verdichter zu erhalten. Die Verhandlungsposition dürfte nicht zuletzt aufgrund der deutschen Kompetenz bei der Niederdruckturbine sehr gut sein; sie ist eine Schlüsselkomponente des Getriebefans. Winkler: „Beim Hochdruckverdichter peilen wir den Anteil an, den wir auch beim Versuchsverdichter haben: die ersten vier Stufen, also ungefähr die Hälfte des Verdichters.“ Dieser achtstufige, gemeinsam mit Pratt & Whitney entwickelte Hochdruckkompressor hat seine erste Testphase hinter sich. „Dabei hat er die Ziele bezüglich Wirkungsgrad und Stabilität durchgehend erreicht“, schildert Winkler. „Er besitzt ein hohes Druckverhält- nis von 17:1 und ist größenmäßig auf die möglichen Nachfolgemuster von Airbus A320 und Boeing 737 ausgerichtet. Der Kompressor wird in kleinerer Form beispielsweise auch im Antrieb von MRJ und der CSeries von Bombardier verwendet.“ Die Flugzeuge der kanadischen CSeries sind als 110- und 130-Sitzer geplant und sollen wie der MRJ im Jahr 2013 in Dienst gehen. Die MTU schätzt das Marktvolumen auf rund 3.000 Triebwerke im Schubbereich um 102 Kilonewton. Die Entscheidungen der Regionalflugzeughersteller könnten richtungsweisend sein. „Sollte sich der Getriebefan hier tatsächlich durchsetzen und die vorgegebenen Ziele erreichen, bedeutet das natürlich eine Signalwirkung für das Next-GenerationSingle-Aisle-Flugzeug“, ist sich der MTUManager sicher. Die ersten Ergebnisse eines GetriebefanDemonstrators auf Basis des PW6000-Triebwerks sprechen eine deutliche Sprache. „Wir haben die Vorgaben für spezifischen Treibstoffverbrauch und Wirkungsgrad erreicht“, bekräftigt Winkler. Das Triebwerk besitzt ein Getriebe und ein neues Niederdrucksystem unter anderem mit der schnelllaufenden Turbine der MTU. Im Vergleich zum normalen PW6000 ist der Verbrauch um Klassen besser, aber noch nicht vergleichbar mit den späteren Produktanwendungen, die auch einen neuen Kern erhalten. Die für Mitte des Jahres geplanten Flugtests sollen die Funktion auch in der Luft nachweisen. Aber schon auf dem Prüfstand hat das Triebwerk im Leerlauf Dr. Winkler und seine Kollegen beeindruckt: „Es ist so leise, dass man sich daneben sogar unterhalten kann.“ Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema: Dr. Christian Winkler +49 89 1489-8663 Interessante Multimedia-Services zu diesem Artikel unter: www.mtu.de/108GTF Die nächste Generation von Regionalflugzeugen – der Mitsubishi Regional Jet (MRJ). Der MRJ ist ein 70- bis 90-Sitzer, der 2013 in Dienst gehen soll. Für den MRJ70 ist ein Rating von 67 Kilonewton vorgesehen, während für den größeren MRJ90 eine Startleistung von 76 Kilonewton geplant ist. Das Marktvolumen wird auf etwa 1.500 Triebwerke geschätzt. Der offizielle Programmstart soll in diesem Jahr erfolgen. Für den Getriebefan haben sich die Japaner aufgrund der um 15 Prozent niedrigeren Betriebskosten entschieden. „Ein Großteil davon ist dem niedrigeren Treibstoffverbrauch zuzuschreiben“, sagt Winkler. Im Vergleich zu den heutigen Bestsellern in diesem Antriebsbereich verspricht der Entwurf gemäß Robert Saia, der bei Pratt & Whitney als Vice President Next Generation Product Family für die neuen zivilen Triebwerke zuständig ist, auch eine Senkung der Instandhaltungskosten um 40 Prozent. Und weiter: „Außerdem ist er um gut zehn Dezibel leiser.“ Der große Vorteil eines Getriebefans liegt in einem Untersetzungsgetriebe, das den Fan vom restlichen Niederdrucksystem abkoppelt. Somit können die Komponenten in ihren jeweils optimalen Geschwindigkeitsbereichen arbeiten, was eine höhere Wirtschaftlichkeit verspricht. „Durch die Entkopplung mittels des Getriebes dreht sich der Bläser nur mit einem Drittel der Geschwindigkeit des restlichen Niederdrucksystems. Dadurch können wir die Drehzahlen von Niederdruck- 6 Titelthema verdichter und -turbine erhöhen. Für einen bestimmten Schubbereich lässt sich daher die Stufenzahl des Niederdruckverdichters und der Niederdruckturbine reduzieren“, erläutert der amerikanische Ingenieur. für ein höheres Nebenstromverhältnis und damit für einen geringeren Treibstoffverbrauch sorgt. „Wir versuchen den Bläser so groß wie möglich zu machen“, erklärt Saia, „je langsamer wir ihn dabei drehen lassen können, umso effizienter und leiser wird er.“ Außerdem ermöglicht das Konzept einen größeren Fan-Durchmesser, was wiederum Der Getriebefan-Demonstrator auf dem Freiprüfstand von Pratt & Whitney in West Palm Beach, Florida. Der gemeinsam von MTU und Pratt & Whitney entwickelte Hochdruckverdichter auf dem Prüfstand der MTU. 7 Optimierter Bestseller Nicole Geffert I n der Erfolgsgeschichte des V2500 wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: SelectOne™ heißt die optimierte Version des Bestseller-Triebwerks, den das Konsortium International Aero Engines (IAE) vor mehr als zwei Jahrzehnten auf den Markt gebracht hat. Der zuverlässige Antrieb wurde weiter verbessert und punktet mit verringertem Kraftstoffverbrauch, längeren Einsatzzeiten am Flügel und niedrigeren Instandhaltungskosten. Der Countdown bis zum Start der Serienproduktion im Sommer 2008 läuft. 8 Technik + Wissenschaft „Das SelectOne™ ist die unmittelbare Antwort auf die Wünsche der Kunden“, erklärt Leo Müllenholz, Leiter IAE-Programme bei der MTU Aero Engines. „Eine noch höhere Zuverlässigkeit und weiter reduzierte Instandsetzungskosten machen den neuen Standard für Airlines attraktiv. So kann die IAE ihren Vorsprung gegenüber Wettbewerbern weiter halten“, ist sich der Programm-Manager sicher. Mit dem Upgrade hat die IAE das Triebwerk auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Der Kraftstoffverbrauch wurde um ein weiteres Prozent gesenkt – entsprechend gehen auch die Schadstoffemissionen zurück – und die Betriebszeit am Flügel (TimeOn-Wing) wurde verlängert: Das SelectOne™ kann 20 Prozent länger am Flügel bleiben als das bewährte Vorgängermodell V2500-A5. 9 „Unser Fokus liegt auf der Langlebigkeit des Produkts, das wir zum Vorteil unserer Kunden kontinuierlich weiterentwickeln“, betont Müllenholz. Nachdem die V2500-A1Version verbessert und zum Triebwerk V2500-A5 weiterentwickelt wurde, ist der SelectOne™-Standard jetzt der nächste Schritt. Das V2500-A5 vereinigt die unterschiedlichen Anforderungen der A320-Familie; im Schubbereich zwischen 22.000 und 33.000 Pfund gibt es sieben Versionen. Dank seiner Wirtschaftlichkeit, Zuverlässigkeit und Umweltfreundlichkeit war das V2500 von Beginn an der bevorzugte Antrieb dieser AirbusFamilie. Die MTU steuert zum V2500-Programm die fünfstufige Niederdruckturbine bei, die bei der MTU Maintenance Berlin-Brandenburg montiert wird. Als Mitbegründer des multinationalen Triebwerkskonsortiums IAE sind die Deutschen mit rund elf Prozent am V2500 beteiligt. Pratt & Whitney baut Brennkammer und Hochdruckturbine, Rolls-Royce den Hochdruckverdichter und von Japanese Aero Engines Corporation kommen Fan und Niederdruckverdichter. „Die Modifikationen des SelectOne™ gegenüber der Standard-Version V2500-A5 zielten vor allem auf Hochdruckverdichter und -turbine sowie auf die elektronische Triebwerkssteuerung“, erläutert MTU-Mitarbeiter Stephan Krinner, Technischer ProgrammIngenieur V2500. Im optimierten Hochdruck- Flugerprobungtests des SelectOne™ am Flügel einer Boeing 747 in Plattsburgh, New York. verdichter setzt man jetzt auf dreidimensionale Schaufelgeometrien und hat Aerodynamik und Oberflächenstruktur der Schaufeln verbessert. In der Hochdruckturbine kommen neue Materialien und Dichtungssysteme zum Einsatz. Das SelectOne™ auf dem Prüfstand bei der MTU Aero Engines in München. 10 Technik + Wissenschaft Die MTU hat ihre Niederdruckturbine entsprechend angepasst: „Unsere Spezialisten haben den Schaufelblattwinkel der Turbinenleitschaufelstufe Drei optimiert“, erläutert Werner Striegl, Technischer Programm-Manager V2500. Der deutsche Triebwerkshersteller ist nicht nur an der Entwicklung und Produktion des SelectOne™ beteiligt, sondern übernimmt als weltweit führender V2500-Instandsetzer auch die komplette Instandsetzung. Bevor der modifizierte Antrieb abheben kann, musste er seine Zuverlässigkeit auf dem Prüfstand beweisen. Drei Triebwerkstests standen in der Vorbereitungsphase auf dem Programm: Der „Performance Operability Test“ fand im April 2007 bei der MTU in München statt. Dabei wurde das komplette SelectOne™-Triebwerk auf seine Funktionsfähigkeit überprüft. „Für die Flugzulassung simulieren wir Cycles auf dem Prüfstand“, erläutert Kurt Scheidt, bei der MTU zuständig für zivile Triebwerkstests. „Ein Cycle dauert 10 bis 15 Minuten, da wir vor allem die Höchstbelastung bei Start und Landung testen.“ Nach Abschluss der mehrwöchigen Prüfstandstests wurde das Triebwerk zerlegt und befundet. Zudem wurden ein Telemetrietest sowie ein Dauertest beim Partner Pratt & Whitney in den USA durchgeführt. Was am Boden einwandfrei funktionierte, musste sich auch in der Luft bewähren. Nach Abschluss der erfolgreichen Prüfstandsläufe im Oktober 2007 wurde das Triebwerk – als Ladung im Frachtraum verpackt – in die USA geflogen. In Plattsburgh, in der Nähe von New York, standen die Flugerprobungstests im Flying Testbed an. Am Flügel einer Boeing 747 absolvierte das IAE-Triebwerk in sieben Flügen 45 Flugstunden und präsentierte sich in Topform. „Die angestrebten Ziele wurden erreicht und die Leistungswerte aus den Bodenläufen bestätigt“, resümiert Scheidt. Vor Ort begleitet wurde der technisch anspruchsvolle Einbau des Testtriebwerks für den Flugversuch von MTU-Instrumentierungsspezialisten. 500 Messstellen galt es im Triebwerk auf engstem Raum einzubauen – eine Herausforderung selbst für die Experten. Scheidt: „Die komplexe Sensorik mussten wir so unterbringen, dass die Flugtauglichkeit auf keinen Fall beeinträchtigt wird.“ Die akribische Vorbereitung aller Beteiligten hat sich gelohnt: Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Flugversuch erhielt das SelectOne™ im Dezember 2007 die Zulassung der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration). Zeit zum Ausruhen blieb den Partnern nicht. Bereits im Februar dieses Jahres startete das SelectOne™ zu weiteren Flugerprobungstests, diesmal über der südfranzösischen Stadt Toulouse am Flügel eines Airbus A320. „Wir liegen voll im Zeitplan“, erklärt Scheidt. Noch vor Beginn der Internationalen Luftund Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin im Mai dieses Jahres wird mit der Zulassung der europäischen Luftfahrtbehörde gerechnet. Dann ist der Weg frei, um im Sommer die Serienproduktion zu starten. Das erste SelectOne™-Serientriebwerk der IAE geht an IndiGo Airlines. Die indische Fluggesellschaft rüstet 100 Flugzeuge der Airbus A320Familie mit dem SelectOne™ aus und ist damit der erste Kunde des optimierten Bestsellers. Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema: Leo Müllenholz +49 89 1489-3173 Interessante Multimedia-Services zu diesem Artikel unter: www.mtu.de/108V2500 Zum ersten Mal ist das SelectOne™ im Februar 2008 in Toulouse geflogen – an den Flügeln eines A320. 11 Patchen auf hohem Niveau Denis Dilba N och vor etwas weniger als einem Jahr wäre der Fall sonnenklar gewesen: Blade Integrated Disks (Blisks) mit schwerbeschädigten Schaufeln müssen ausgesondert und durch Neuteile ersetzt werden. Das ist jetzt anders: Mit dem Patching-Verfahren hat die MTU ein technologisch anspruchsvolles Reparaturverfahren entwickelt, um komplexe Blisk-Bauteile aus dem Eurofightertriebwerk EJ200 wieder einsatzfähig zu machen. „Liebend gerne hätten wir solche Bauteile schon früher repariert“, sagt Dirk Eckart vom MTU-Instandsetzungsteam, „nur – es gab damals einfach noch kein etabliertes und zugelassenes Reparaturverfahren für Blisks.“ Dass der reparierte NiederdruckverdichterBlisk nun wieder irgendwo hoch oben über Deutschland mit fast Mach 2 seine Arbeit verrichten wird, ist insofern eine waschechte Weltpremiere. Der Ingenieur und seine Kollegen haben im vergangenen Dezember das erste gepatchte Blisk-Bauteil an die Luftwaffe übergeben. Vorgeschaltet waren eine intensive Reparaturentwicklung sowie umfangreiche Validierungstests,die die uneingeschränkte Wiederverwendung des reparierten Bauteils garantieren. Beim Patching wird der beschädigte Teil der Triebwerksschaufel zunächst vollautomatisch abgetrennt. Mittels eines eigens entwickelten Wolframplasma-LichtbogenschweißVerfahrens werden daraufhin die Ersatzteile für die abgetrennten Schaufelbereiche angefügt. Im letzten Schritt stellen die Reparaturspezialisten mit einem adaptiven Fräsprozess die Schaufelgeometrie wieder her. „Dieser Erfolg kam nicht über Nacht“, sagt Eckart, „natürlich arbeiten wir schon seit Jahren an einem solchen Reparaturverfahren.“ Als nationaler Systempartner setzt das Unternehmen fast alle Triebwerke der deutschen Luftwaffe instand. „Daher musste natürlich auch für die damals neue BliskTechnologie ein Reparaturverfahren entwickelt werden“, berichtet Eckart. Leichter gesagt als getan, denn als fest mit dem Rotor verbundene Bestandteile gehören die Schaufeln der Bliskbauweise in die für rotierende Bauteile geltende Sicherheitsklasse eins. Mit den gängigen Methoden konnte man die Integraltechnik nicht reparieren. Mit einem Das Wolframplasma-Lichtbogenschweißen garantiert eine hochwertige Schweißnaht. < Ein EJ200-Blisk bei der optischen Profilüberprüfung nach dem Verblenden. 12 Technik + Wissenschaft Egalisieren der Fräszeilung und Angleichen an die vorhandene Kontur. über Jahre hinweg in akribischer Kleinarbeit verbesserten Plasmaschweißverfahren erreichten Eckart und das Team die höchste Nahtqualität. „Die Prozessstabilität konnte durch eine umfangreiche Schutzgasabdeckung verbessert werden und erreicht die geforderte Schweißnahtqualität“, sagt Eckart. Das Reparaturergebnis liegt nahezu auf Neuteilniveau – unabhängig von der Anzahl der reparierten Schaufeln. Zudem birgt Patching Sparpotenzial: Bei dem neuen Verfahren muss man mit deutlich geringeren Kosten als für das Neuteil rechnen. „Für die zweite Niederdruckverdichterstufe im EJ200 haben wir bereits die Zulassung“, so Eckart, „die für die Stufe eins folgt noch in diesem Jahr.“ Von der neuen Technologie im militärischen Bereich werden langfristig auch unsere zivilen Programme profitieren. Auch hier nimmt der Einsatz von Blisks stark zu. In Neubauten kommt die Technologie heutzutage fast ausschließlich zum Einsatz“, erklärt Eckart. Dort sieht er auch die Zukunft: Mit Patching könnte man die Wirtschaftlichkeit von Flugzeugflotten enorm erhöhen. Eckart: „Wenn eine Anfrage aus dem zivilen Bereich kommt, sind wir bereit und stellen unsere Reparaturexpertise gerne unter Beweis.“ Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema: Dirk Eckart +49 89 1489-8338 Interessante Multimedia-Services zu diesem Artikel unter: www.mtu.de/108Patching PECM - Weltweit Spitze Um Metalle und auch Schweißnähte an Blisks abzutragen, entwickelt die MTU ein weiteres Hightech-Verfahren: Das Pulsed Electro Chemical Machining, kurz: PECM, ist eine Methode zum präzisen Abtragen von Material auf Basis der anodischen Metallauflösung während der Elektrolyse. PECM kommt ohne mechanischen Kontakt zwischen Werkzeug und Werkstück aus. Somit werden beim Bearbeiten der Blisk-Triebwerksschaufeln keine Kräfte übertragen. Das Verfahren arbeitet mit extrem kleinen Spaltbreiten zwischen Werkstück und Werkzeug. Der Abtrag entspricht nahezu exakt der Elektrodenform, weil die Stromlinien im Wesentlichen nur senkrecht zur Oberfläche verlaufen können. Da bei kleinen Spaltbreiten von ca.10 -100 μm ein Elektrolytaustausch durch Strömung nicht mehr funktioniert, muss dem Vorschub ein mechanisches Pulsen überlagert werden. Das Verfahren zeichnet sich durch besondere Wirtschaftlichkeit mit garantiert eigenspannungsfreiem Materialabtrag, sanften Übergängen und glatter Oberfläche aus. 13 Eine neue Marke geht an den Start Thorsten Rienth K now-how-Transfer ist das Schlagwort, wenn es um das boomende Zuliefergeschäft geht. Mit der neuen Marke MTU Aero Solutions positioniert sich Deutschlands führender Triebwerkshersteller branchenübergreifend als Lösungsanbieter für Spitzentechnologie. Nicht nur die Luftfahrt profitiert von der langjährigen Erfahrung und Kompetenz, auch anderen metallverarbeitenden Industriezweigen wird das komplette Leistungsangebot – Engineering, Testing, Teilefertigung und Oberflächentechnologie – zur Verfügung gestellt. Der Zeitpunkt für den Einstieg ins Zuliefergeschäft könnte günstiger kaum sein: Der Markt entwickelt sich rasant, die OEMs stellen hohe Anforderungen an Hightech-Produkte und Kosteneffizienz, gliedern zunehmend Teilbereiche aus und setzen auf Flexibilität. Die Chancen, auf diesem Markt erfolgreich zu agieren, stehen gut. Die MTU hat das erkannt und gehandelt: Neben der MTU Aero Engines und MTU Maintenance wurde eine dritte Marke, die MTU Aero Solutions, geschaffen. Sie wird sich auf der diesjährigen Internationalen Luftfahrtausstellung ILA, 27. Mai bis 1. Juni, in Berlin erstmals präsentieren und als eigenständige Marke positionieren, die vom Erfahrungsschatz der MTU Aero Engines profitiert. Organisatorisch und optisch bleibt Aero Solutions fest im MTU- Markenverbund integriert, agiert aber selbstständig. Für die neue Marke wurde eine Bilderwelt geschaffen, welche klar als MTU zugehörig erkennbar ist, jedoch eine eigenständige Note besitzt, die die Besonderheiten und Leistungsmerkmale differenzierend transportiert. Der Markenname reflektiert das umfassende Leistungsspektrum für den Kunden: „Aero“ hebt die jahrzehntelange Erfahrung, Kompetenz und Zuverlässigkeit der MTU als Programmpartner in der innovativen Luftfahrtindustrie hervor; „Solutions“ unterstreicht den individuellen Serviceansatz zum Nutzen des Kunden. Der neue Geschäftsbereich ist für die anstehenden Herausforderungen bestens gerüstet. „Wir haben die gesamte Produktionskette im Haus. Da liegt es nahe, auch einzelne Teile daraus anzubieten“, erklärt MTUVertriebsingenieur Hans-Christian Melzer. Da sämtliche Entwicklungen längst erprobt und zertifiziert sind, entfällt für die Kunden ein langwieriges Zulassungsprozedere. Es entsteht eine Win-win-Situation: Der Kunde profitiert von jahrzehntelanger Erfahrung, Kompetenz und dem Innovationspotenzial der MTU in den Bereichen Triebwerksentwicklung, -herstellung und -testing, erhält aus München termingerecht maßgeschneiderte Bauteile von hoher Qualität und sichert sich so den technologischen Vorsprung. Für den MTU-Konzern erhöhen die Zulieferaufträge die Auslastung der Entwicklungsabteilungen, der Prüfstände sowie der Fertigungslinien und verbessern die Kosteneffizienz. Als erster Kunde hat die japanische IHI Corporation das neue MTU-Angebot genutzt und Mitteldruckverdichter-Scheiben für die RollsRoyce-Triebwerke Trent 700 und RB211 geordert. Der Auftrag kann sich zum Auftakt der neuen Marke sehen lassen: Der Umsatz liegt im zweistelligen Millionenbereich. Darauf folgte die Order über die Fertigung von Niederdruckturbinen-Laufscheiben für den NextGeneration-Antrieb – GEnx – von General Electric. Weitere Aufträge – besonders aus Werben mit der Formel 1: Boxenstopp ... 14 MTU Global ... rasante Überholmanöver ... Fernost – sind in Aussicht. „Man spürt schon, dass wir auf dem Markt gefragt sind“, freut sich Melzer. Kernmarkt von MTU Aero Solutions bleibt die Luftfahrt. Klar ist aber schon jetzt: Die Spitzentechnologie aus München ist auch in anderen Industriezweigen gefragt. Unternehmen, die weder die MTU-Verfahren noch deren Standards haben, können sich die MTU-Expertise in der Luftfahrtindustrie zunutze machen. Mittelfristig wird der Knowhow-Transfer vor allem für die Gasturbinenindustrie von Vorteil sein – etwa durch die Anwendung hochwertiger Oberflächentechniken; langfristig würde er sich auch für weitere Unternehmen der stahl- und metallverarbeitenden Industrie lohnen. „MTU Aero Solutions ist im Prinzip für jeden interessant, der es mit Metall zu tun hat. Und mit Dingen, die sich besonders schnell drehen und eine enorme Hitze aushalten müssen“, fasst Melzer zusammen. Weltweit kann die MTU Aero Engines mit dem hohen Qualitätsanspruch „Made in Germany“ Probleme lösen – branchenübergreifend, schnell und zuverlässig. Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema: Hans-Christian Melzer +49 89 1489-6599 Interessante Multimedia-Services zu diesem Artikel unter: www.mtu.de/108AeroSolutions ... Luftfahrt-Hightech für andere Branchen. 15 Wachstumswunder in der Wüste Andreas Spaeth V or über 40 Jahren war Dubai ein verschlafenes Nest am Persischen Golf, in dem es nur weiß getünchte Häuser und staubige Pisten gab. Die Menschen lebten in erster Linie von der Perlenfischerei – bis im Wüstensand Erdöl gefunden wurde. Seit 1966 boomt die Region. Wesentlicher Motor ist Dubais staatliche Fluggesellschaft Emirates, eine der dynamischsten Airlines der Welt, deren phänomenales Wachstum weitergeht – mit A380-Flugzeugen: Emirates wird mit 58 Exemplaren die größte Mega-Airbus-Flotte der Welt bewegen. 16 Kunden + Partner Die Erfolgsgeschichte geht bis auf die Eröffnung des Dubai International Airports 1959 zurück. Der Flughafen hatte eine 1.800 Meter lange Start- und Landebahn und unterhielt bis Mitte der 1960er-Jahre gerade einmal sechs interkontinentale Verbindungen pro Woche. Zu den damals in Dubai operierenden Carriern gehörten BOAC, MEA, Gulf Air und Iran Air. 1969 bedienten neun Airlines die Wüstenstadt und verbanden sie mit 20 Zielorten. Jahrzehntelang landeten die meisten Flugzeuge hier zwischen Europa und Asien nur zum Auftanken. Das änderte sich erst Anfang der 1990er-Jahre, als die neu eingeführte Boeing 747-400 mit ihrer größeren Reichweite die Tankstopps überflüssig machte. 1985 erschien Emirates auf der Bildfläche. Sie war die erste in der Stadt ansässige Airline und sollte in den kommenden Jahrzehnten eine atemberaubende Entwicklung erleben. „Wir haben damals ein einziges Mal staatliche Investitionen bekommen – zehn Millionen Dollar, um unseren Betrieb zu starten, danach gab es nie wieder Geld von der Regierung“, betont Tim Clark, der heutige Chef von Emirates, der schon bei der Gründung dabei war. Der arabische Neuling begann am 25. Oktober 1985 und flog mit drei geleasten Boeing 727-200 Istanbul, Mumbai, Delhi und Karachi an; später kamen zwei geleaste Airbus A300 aus Pakistan dazu. 1987 wurden die ersten Verbindungen nach Europa aufgenommen, dreimal wöchentlich wurde unter anderem die Strecke Dubai – Istanbul – Frankfurt bedient. Als die anderen Golf-Flughäfen durch den Wegfall der Tankstopps von Europäern und Asiaten beträchtlich an Verkehr und Umsatz verloren, änderte Dubai 1995 die Marschrichtung und setzte auf Tourismus. Zu jener Zeit dümpelte der Flughafen bei sieben Millionen Passagieren pro Jahr herum. Heute sind es 33 Millionen Menschen und für 2010 werden 60 Millionen Passagiere angepeilt. 17 Fast alle der im Geschäftsjahr 2006/07 beförderten 17,5 Millionen Emirates-Passagiere flogen ab oder über Dubai, wobei die Gesellschaft bis zum Frühjahr 2008 als Verlängerung ihrer Dubai-Dienste auch eine tägliche Route Hamburg – New York anbot. Anfang 2008 flog Emirates mit 113 Flugzeugen über 100 Zielorte in 62 Ländern auf sechs Kontinenten an. Die arabische Fluggesellschaft gilt als der Wachstumsgigant der Luftfahrtbranche schlechthin und ist hoch profitabel. Derzeit stehen weit über 100 neue Flugzeuge für Emirates in den Auftragsbüchern der Flugzeughersteller, darunter die mit jetzt 58 Exemplaren größte Order für den Riesen-Airbus A380. Im Jahr 2000 war die Dubai-Airline der Launch Customer für das größte Verkehrsflugzeug der Welt und hat seitdem die Zahl der gewünschten A380 stetig aufgestockt. Ihre erste Maschine wird Emirates im Sommer dieses Jahres erhalten; sie wird als kommerzielle Premiere mit dem Dubais neues Terminal: Im Concourse 3 werden die Passagiere ab 2010 über drei Brücken gleichzeitig ins Haupt- und Oberdeck des A380 einsteigen. GP7000-Triebwerk fliegen, an dessen Entwicklung und Bau die MTU zu über 22 Prozent beteiligt ist. Die Deutschen zeichnen für die Niederdruckturbine, Teile der Hochdruckturbine sowie das Turbinenzwischengehäuse verantwortlich. Die A380-Flotte wird das Rückgrat der weiter expandierenden arabischen Fluggesellschaft sein. Das Riesenflugzeug soll sowohl auf Ultra-Langstrecken – etwa nach New York oder Sydney – eingesetzt werden, als auch auf regionalen Routen mit starkem Aufkommen, etwa auf den indischen Subkontinent. Aus diesem Grund wird Emirates als einziger Betreiber den A380 in drei Versionen einsetzen: mit 517 beziehungsweise 489 Sitzen in drei Klassen sowie mit 600 Sitzen in zwei Klassen für kürzere Verbindungen. Kein Zweifel: Dubai wird bald der größte A380Flughafen der Welt sein. Am neuen Terminalkomplex, der im Mai eröffnet wird, sind bereits sieben A380-taugliche Gebäudepositionen vorhanden; im sogenannten Concourse 3, dessen Fertigstellung für 2010 geplant ist, werden 18 der 20 Flugsteige den Mega-Flieger aufnehmen können, jeweils mit gleichzeitigem Einsteigen der Passagiere durch drei Brücken ins Haupt- und Oberdeck. Für die Betreuung der Riesen hat Emirates am Flughafen Dubai eines der weltgrößten Wartungszentren eröffnet: Auf der Nordseite sind nicht weniger als sieben Wartungshallen 18 Kunden + Partner und eine Lackierhalle entstanden, deren Grundfläche je 11.500 Quadratmeter umfasst und damit größer ist als zwei Fußballfelder. Bei seiner Entwicklung zu einem der wichtigsten Drehkreuze des Weltluftverkehrs macht sich das Emirat vor allem seine geografische Lage zunutze: Innerhalb eines Radius von 6.400 Kilometern – oder etwa acht Flugstunden – leben 3,5 Milliarden Menschen und damit mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Die aktuellen Erfolgszahlen beeindrucken: Das Bruttoinlandsprodukt Dubais ist in den letzten Jahren durchschnittlich um 16 Prozent gewachsen, das Aufkommen am Flughafen erhöhte sich 2007 um über 19 Prozent und Emirates musste im vergangenen Jahr ein Wachstum um 30 Prozent verkraften. Die florierende Fluglinie setzt nicht nur auf den Umsteigeverkehr, der etwa 40 Prozent des Aufkommens am Heimatflughafen ausmacht, sondern auf den „Dubai-Faktor“, wie es Tim Clark ausdrückt, also die Anziehungskraft dieser Retortenstadt in der Wüste. Besonders stark ist Emirates in Deutschland vertreten; bisher sind Frankfurt, München und Düsseldorf mehrfach sowie Hamburg einmal täglich an das Wüsten-Drehkreuz angebunden. Stuttgart und die ILA-Stadt Berlin stehen ganz oben auf der Wunschliste. Emirates hat sich in Deutschland auch als Sponsor der Fußball-WM 2006 engagiert und der Schriftzug prangt nach wie vor auf den Trikots der Fußball-Bundesligaspieler des Hamburger SV. Im Passagierservice zählt Emirates zu den führenden Anbietern der Branche, wie eine Vielzahl an Auszeichnungen durch Vielflieger immer wieder bestätigt. Allerdings macht es das extreme Wachstum nicht immer leicht, das Niveau in allen Bereichen konstant zu halten. Von den fast 22.000 Angestellten der Fluggesellschaft kommt nur ein verschwindend geringer Teil aus Dubai beziehungsweise aus der arabischen Region; insgesamt rekrutiert sich das Personal aus rund 70 Ländern, was in den boomenden Staaten am Persischen Golf und speziell bei den dortigen Fluggesellschaften nicht ungewöhnlich ist. Emirates ist damit wahrlich eine Welt-Airline. Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema: Heidrun Moll +49 89 1489-3537 Emirates erhält den ersten A380-Airbus – mit GP7000-Triebwerken der Engine Alliance – im Sommer 2008. Weitere Informationen zu diesem Artikel unter: www.mtu.de/108Emirates 19 eine Umrüstung der jetzigen Triebwerke auf die stärkere Variante als ein großes Modifikationspaket anbieten können“, fügt Linden hinzu. Ähnlich verhält es sich mit dem Triebwerksregler, den die MTU von der Hardware- und Betriebssystemseite für das MTR390-E neu entwickelt. „Wir verwenden elektronische Bauteile der neuesten Generation. Dadurch wird das neue Gerät bei gleicher Baugröße wesentlich leichter und sicherer und bleibt dennoch kompatibel zur alten Version“, erläutert Dr. Andreas Kreiner, MTU-Chefingenieur für die Regelung des MTR390. MTR390 Das MTR390 wurde von MTR entwickelt, einem Gemeinschaftsunternehmen der MTU Aero Engines, Turbomeca und Rolls-Royce. Von der Basisversion MTR390-2C wurden bislang 238 Exemplare ausgeliefert: 106 an Deutschland, 67 an Frankreich, 51 an Australien und 14 an Spanien. Alles in allem steuert die MTU zum MTR390-EProgramm die Brennkammer und die Hochdruckturbine bei sowie Anbaugeräte; ihr Programmanteil beläuft sich auf etwa ein Drittel. In München finden zudem Rig-Erprobungen statt sowie Triebwerk-ThermofarbenLäufe. Kompaktes Kraftpaket Bernd Bundschu D as MTR390-Enhanced hat innere Größe: Bei nur 44 Zentimetern Breite, 68 Zentimetern Höhe und 108 Zentimetern Länge leistet es 1.094 Kilowatt – umgerechnet 1.487 PS. Der Antrieb ist die leistungsgesteigerte Version des MTR390 für den Eurocopter Tiger und das modernste Triebwerk seiner Klasse. Im Doppelpack sorgt es im deutschfranzösischen Unterstützungs- und Panzerabwehrhubschrauber für die nötige Power. „Die Enhanced-Version ist ein Kraftpaket und ein deutlicher Technologiesprung“, erklärt Programmleiter Peter Harster von der MTU Aero Engines. Das Wellenleistungstriebwerk hat 14 Prozent mehr Power für Einsätze in heißen und hoch gelegenen Gebieten als sein Vorgänger – wie vom Neukunden Spanien gefordert – und punktet damit auch in gemäßigten Klimazonen. Harster: „Hier kann der Hubschrauber mehr Nutzlast mit sich führen.“ Die Vorzüge haben auch die beiden Nationen Frankreich und Deutschland über- 20 Kunden + Partner zeugt: Von ihren jeweils 171 bestellten MTR390-Triebwerken lassen sich die Franzosen 80 in der Enhanced-Version liefern und die Deutschen immerhin zehn – mit der Option auf 24 weitere. Der Ergänzungsvertrag wurde von der europäischen Beschaffungsbehörde OCCAR Ende vergangenen Jahres unterzeichnet. gramm“, freut sich Clemens Linden, Geschäftsführer der beiden Firmen MTR und MTRI. Letztere ist die Schwesterfirma des MTR390-Triebwerkskonsortiums und koordiniert unter Beteiligung des spanischen Unternehmens Industria de Turbo Propulsores (ITP) die Entwicklung, Produktion und Betreuung des Enhanced-Antriebs. „Die Entscheidung Deutschlands für die leistungsgesteigerte Version ist ein wesentlicher Meilenstein im MTR390-Triebwerkspro- Ein weiterer Pluspunkt des MTR390-E: Das Triebwerk ist zum Teil identisch mit der Basisversion und eine Hochrüstung auf die Zum ersten Mal gelaufen ist die EnhancedVersion im vergangenen Jahr auf dem Prüfstand von Turbomeca. Seit Januar wird die Serienfertigung bei der MTU Aero Engines in München vorbereitet. Geplant ist, dass Spanien das erste Serien-MTR390-E im September 2009 erhält; insgesamt erwarten die Iberer 50 Exemplare. leistungsgesteigerte Version lässt sich problemlos bewerkstelligen. Da die Schnittstelle Triebwerk/Hubschrauber für beide MTR390Versionen gleich ist, kann ohne großen Aufwand die Ausrüstung des Waffensystems Tiger mit dem verbesserten Antrieb erfolgen. „Damit werden wir den Kunden bei Bedarf Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema: Peter Harster +49 89 1489-3309 Interessante Multimedia-Services zu diesem Artikel unter: www.mtu.de/108MTR390 Parallel zur Serienproduktion in München werden derzeit in den Betreiberländern die erforderlichen Instandsetzungskapazitäten aufgebaut. In Deutschland wird ab September bei der MTU Aero Engines in München instandgehalten; die französischen Antriebe betreut Atelier Industriel Aéronautique (AIA) in Bordeaux. Seit November 2007 existiert zudem ein zertifizierter Instandsetzungsbetrieb in Bankstown nahe Sydney, Australien. Die Instandhaltung erfolgt nach dem Prinzip der On-Condition-Maintenance: Das Triebwerk wird regelmäßigen Vor- und Nachflugkontrollen unterzogen und alle 400 Einsatzflugstunden per Boroskop inspiziert. Im Einsatz wird das Triebwerk permanent überwacht und bei entsprechenden Meldungen durch das eingebaute Überwachungsmodul – für das die MTU verantwortlich ist – in die Instandsetzung gegeben. Einer der letzten Arbeitsgänge: Drehmomentkontrolle der Verschraubung am Nutzturbinenmodul. Eingebaut in den Prüfstandsschnellwechselrahmen wird das MTR390 für den Abnahmeprüflauf vorbereitet. 21 Meilensteine Martina Vollmuth E in Programm kommt immer mehr in Fahrt: Seit November vergangenen Jahres passiert das TP400-D6, der Antrieb des neuen Militärtransporters A400M, einen Meilenstein nach dem anderen. Bei Marshall Aerospace im englischen Cambridge wird im März 2008 eine Hercules C -130 als Fliegender Prüfstand mit einem TP400-D6 ausgestattet. Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema: Gerhard Bähr +49 89 1489-8542 Weitere Informationen zu diesem Artikel unter: www.mtu.de/108TP400 Nach der Auslieferung des Flying-TestbedTriebwerks zu Marshall Aerospace im englischen Cambridge Ende 2007 konnte das Triebwerkskonsortium EPI Europrop International Ende Februar weitere Erfolge vermelden: Pünktlich wurde der letzte der vier Antriebe für den Erstflug des A400M-Prototypen von der MTU zu Airbus nach Sevilla verschickt, wo der Militärtransporter zusammengebaut wird. Etwa zur gleichen Zeit haben die Antriebe auf den europaweiten Bodenprüfständen die 1.000-Stunden-Marke erreicht. Ebenfalls termingerecht wurde die 2003 Das TP400-D6 hat das Rennen gemacht: Airbus Military will den A400M mit diesem Antrieb ausrüsten. 22 Produkte + Services Regler-Software für die Integrationstests am sogenannten Iron Bird bei Airbus geliefert. Läuft alles nach Zeitplan weiter, wird der erste Militärtransporter im Sommer zu seinem Jungfernflug abheben. Bei der MTU Aero Engines in Ludwigsfelde läuft unterdessen die Vorbereitung der Endmontage der Serientriebwerke auf Hochtouren. Alle TP400-D6-Triebwerke werden hier exklusiv zusammengebaut. „Zudem beschäftigen wir uns mit der Frage der Instandhaltung im Einsatz stehender Triebwerke“, 2004 Die MTU präsentiert die erste TP400-D6-Komponente – den Mitteldruckverdichter. Er läuft Ende November das erste Mal in München. erklärte MTU-Chef Egon Behle. Die MTU möchte der Luftwaffe auch bei diesem Programm bestmögliche Unterstützung bieten und kann auf jahrelange gute Erfahrungen mit dem Kooperativen Modell verweisen, so Behle. 2005 Das TP400-D6 hat die Feuertaufe bestanden und den Erstlauf auf dem neuen Prüfstand der MTU in Ludwigsfelde absolviert. 2006 Die Zulassungstests beginnen: Bei der MTU wird ein Triebwerk für umfangreiche Bodenläufe zusammengebaut. 2007 Die Flugerprobung rückt näher: Ende November wird bei der MTU das TP400-D6 für den Fliegenden Prüfstand versandfertig gemacht. 2008 Ende Februar ist das erste Triebwerksset für den Erstflug des A400M fertiggestellt. Die vier Triebwerke gehen zur A400M-Endmontagelinie nach Sevilla. 23 Schub für Saudi-Arabien Patrick Hoeveler D urchbruch auf dem außereuropäischen Markt: Der Eurofighter Typhoon feiert mit dem Auftrag aus Saudi-Arabien seinen zweiten Exporterfolg. Das Königreich hat 72 Flugzeuge bestellt, für die das Eurojet-Konsortium bestehend aus Avio, ITP, MTU Aero Engines und Rolls-Royce 144 EJ200-Triebwerke liefert. Mit an Bord befindet sich die Hardware der MTU Aero Engines. Der milliardenschwere Auftrag könnte Signalwirkung für weitere Verkäufe des Kampfjets auf dem Weltmarkt haben. 24 Produkte + Services „Der Auftrag ist für uns sehr wichtig, betrachtet man allein das Umsatzvolumen des Erstauftrags, das sich in der Größenordnung von 300 Millionen Euro bewegt“, erklärt Klaus Günther, Programmleiter EJ200 bei der MTU. Der Erstauftrag schließt Ersatztriebwerke und Supportleistungen ein. Danach rechnet man mit Folgeaufträgen, etwa für weitere Ersatztriebwerke, Ersatzteile und Instandsetzungsleistungen. An ihnen partizipiert die MTU entsprechend ihrer EJ200-Beteiligung: Deutschlands führender Triebwerkshersteller zeichnet für 33 Prozent der Entwicklungsleistungen und 30 Prozent der Fertigung verantwortlich. Die Deutschen fertigen Hoch- und Niederdruckverdichter und steuern die Regelungs- und Überwachungsanlage DECMU (Digital Engine Control and Monitoring Unit) bei. Bei der MTU sind rund 600 Mitarbeiter mit dem EJ200-Programm befasst. 25 Die ersten EJ200-Triebwerke werden 2009 ausgeliefert; bei der MTU ist die Bauteilfertigung bereits angelaufen. Entsprechen werden die Antriebe dem Tranche-2-Standard. Größte Neuerung im Vergleich zu den insgesamt 363 ausgelieferten Exemplaren der Tranche 1 ist die DECMU: Bisher war jedes EJ200 mit einem Regler sowie einer in der Flugzeugzelle untergebrachten Überwachungseinheit für beide Antriebe ausgestattet. „Nun haben wir die Digital Engine Control Unit und die Engine Monitoring Unit in einer Box zusammengefasst“, erläutert Günther. „Diese Anordnung senkt die Kosten und spart Platz in der Zelle, der jetzt anderen Anwendungen zur Verfügung steht – etwa der Avionik.“ Das hoch komplexe Hightech-System kombiniert sämtliche Steuerungs- und Überwachungsfunktionen des Triebwerks, das mit gezündetem Nachbrenner auf eine Leistung von 90 Kilonewton kommt. Die DECMU ist knapp 13 Kilogramm schwer und muss einer Vielzahl von Kriterien genügen; eine der anspruchsvollsten Forderungen ist das fehlerfreie Funktionieren der Elektronik in einem Temperaturspektrum von minus 40 bis plus 125 Grad Celsius. 26 Produkte + Services Neuland. Günther: „Die MTU unterhält gute Beziehungen zu Saudi-Arabien. Ein wichtiger Kunde der MTU Maintenance ist etwa Saudi Arabian Airlines.“ Die positiven Erfahrungen mit dem Panavia Tornado-Jet und dem Turbo-Union RB199 dürften ein Grund für die saudische Eurofighter-Entscheidung gewesen sein. Der Kampfjet soll hier wie bei der britischen Royal Air Force den Tornado in der Luftverteidigungsrolle unterstützen. „Dafür ist diese Maschine als modernstes und leistungsfähigstes Waffensystem der Welt eine logische Wahl“, sagt der MTU-Programm-Manager. Tornado der Royal Saudi Air Force. Die DECMU wird bei der MTU Aero Engines in München an das EJ200 montiert. Für den Einsatz bei der Al Quwwat al Jawwiya al Malakiya as Sa’udiya (Royal Saudi Air Force) benötigt das EJ200 laut Günther keine Modifikationen. Der im Zulassungsverfahren übliche Sand-Test wurde mit Bravour bestanden. Günther: „Das EJ200 ist für den Wüsteneinsatz gerüstet. Bei der Entwicklung sind Erfahrungen aus dem Flugbetrieb des Tornado-Triebwerks in Saudi-Arabien eingeflossen. Das RB199 ist dort seit 1986 im Einsatz.“ Auch im zivilen Bereich ist das Wüsten-Königreich für die Münchner kein Programmstatus Beim EJ200-Programm laufen die Endmontagelinien in den vier Eurojet-Partnerländern Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien auf Hochtouren. Die Auslieferung der 519 Tranche-2-Antriebe wurde Mitte des Jahres 2007 begonnen und soll bis zum Frühjahr 2012 abgeschlossen sein. Parallel dazu werden die Triebwerke für den saudi-arabischen Kunden gefertigt. Nach einer Anlaufphase soll die Triebwerksendmontage vor Ort erfolgen. „Der Kampfjet befindet sich mittlerweile seit mehreren Jahren im Einsatz und die Erfahrungsberichte sind sehr positiv“, so MTUProgrammchef Günther. Die Piloten der vier Partnerländer sowie beim ersten Exportkunden Österreich sind mit der Leistung und Zuverlässigkeit des Strahltriebwerks mehr als zufrieden. Es ermöglicht sogar den Flug im Überschallbereich, ohne den Nachbrenner einsetzen zu müssen. Man will jedoch noch besser werden. Derzeit werden konzeptionelle Gespräche mit der NETMA (NATO Eurofighter & Tornado Management Agency) über eine mögliche Weiterentwicklung des Triebwerks geführt. Im Mittelpunkt stehen eine weitere Senkung der Lebenswegkosten und eine Schubsteigerung – bis zu 30 Prozent gelten als möglich. Aber auch die Agilität kann optimiert werden. Günther: „Schubvektorsteuerung ist weiterhin eine interessante Konfiguration.“ Bereits Mitte der 1990er-Jahre hatten ITP und die MTU erfolgreiche Tests mit einer Schubdüse durchgeführt. Neueste Analysen zeigen, dass eine Einführung ohne strukturelle Änderungen an der Maschine möglich ist. Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema: Klaus Günther +49 89 1489-3308 Interessante Multimedia-Services zu diesem Artikel unter: www.mtu.de/108EJ200 27 „Eurofighter – Zukunftssystem der Luftwaffe“ D er Eurofighter geht in die nächste Phase seiner Beschaffung – die Tranche 2. In der Luftwaffe sammeln bereits zwei Geschwader Einsatzerfahrung: Wie zuverlässig ist er? Wo liegen seine Stärken und Herausforderungen? Welche Bedeutung hat er für die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe? Wir fragten Generalleutnant Klaus-Peter Stieglitz. Der Inspekteur der Luftwaffe ist selbst Pilot und fliegt regelmäßig Europas modernsten und leistungsstärksten Fighter. Herr General, nachdem der Eurofighter jetzt bereits seit einiger Zeit bei der Luftwaffe im Einsatz steht; wie sind die Erfahrungen der Truppe mit dem Flugzeug? Der Eurofighter fliegt nun schon seit fast vier Jahren in der Luftwaffe. Die Luftwaffe erfährt mit dem Eurofighter einen deutlichen Fähigkeitszuwachs. Die entscheidenden Fortschritte dieses Flugzeugs liegen im außergewöhnlich hohen Schub-Gewichtsverhältnis, in der unerreichten Manövrierfähigkeit sowie in der Waffenreichweite und -präzision, um nur einige zu nennen. Wir haben allerdings auch die Erfahrung gemacht, dass das Bedienen der zahlreichen Computer – vor allem während des Fluges – eine weitere Steigerung gegenüber dem Waffensystem Tornado erfahren hat. Dies ist eine große Herausforderung. Die jungen Offiziere, die dieses Kampfflugzeug führen, müssen nicht nur gut fliegen können, sondern auch viel vom Management komplexer Systeme verstehen. Wie macht sich das Triebwerk EJ200 im Einsatz? Das von Ihren Mitarbeitern konstruierte und gebaute Triebwerk ist eine der herausragenden Komponenten des Eurofighters. Bedingt durch die Einsatzcharakteristiken, wie beispielsweise Agilität und Steigleistung, um in allen Lagen überlebens- und durchsetzungsfähig zu sein, ist dieses Triebwerk gewissermaßen das Herzstück dieses Kampfflugzeugs. Sehen Sie im Einsatz des Eurofighters künftig andere oder zusätzliche Aufgaben? Für die Luftwaffe ist der Eurofighter zukünftig nicht mehr nur Jagdflugzeug im klassischen Sinne, sondern auch der Träger des Luftangriffs, wie wir es nennen. Das heißt, der Eurofighter wird zukünftig in der Lage sein, im Einsatzfall nicht nur eine günstige Luftlage zu garantieren oder zu erringen, sondern auch gegnerische Angriffe auf dem Boden abzuwehren und alle Ziele bei Tag und Nacht, bei jedem Wetter und auf jede Distanz zielgenau zu bekämpfen und dabei Kollateralschäden zu vermeiden. Sehen Sie den Eurofighter für künftige Aufgaben ausreichend gerüstet oder zeichnet sich an der einen oder anderen Stelle der Bedarf für ein Update ab? 28 Interview + Reportage Eurofighter mit Nachbrenner im Einsatz beim Jagdgeschwader 73 „Steinhoff“ in Laage. Mit dem Eurofighter erhält die Luftwaffe ein Kampfflugzeug der vierten Generation, das hinsichtlich seiner operationellen Vielseitigkeit, seiner Leistungsfähigkeit und seines technologischen Aufwuchspotenzials zumindest in Europa derzeit ohne Konkurrenz ist. Andererseits muss jede Art von Militärtechnologie stetig weiterentwickelt und ständig verbessert werden. Insbesondere der Eurofighter ist genau dafür ausgelegt, da die Phasen der Entwicklung, der Produktion und der Nutzung überlappen. So können aus der Nutzung gewonnene Erkenntnisse direkt in die Weiterentwicklung des Flugzeugs zurückfließen. Welche Bedeutung hat für die Luftwaffe die Beschaffung der Tranche 3 des Eurofighters? Der Eurofighter ist das Zukunftssystem der Luftwaffe. Erst mit der 3. Tranche wird die Erneuerung der fliegenden Waffensysteme der Luftwaffe abgeschlossen. Parallel zur Einführung dieses Kampfflugzeuges wird der Bestand an älteren und im Unterhalt ungleich teureren Kampfflugzeugen erheblich reduziert. Ab ca. 2017 stehen der Luftwaffe insgesamt 180 Eurofighter und 85 Tornado zur Durchführung ihres Auftrages zur Verfügung. Nur wenn wir den Eurofighter im geplanten Umfang einführen, können wir den Bestand an älteren Kampfflugzeugen in der Luftwaffe absenken und dabei gleichzeitig unsere Fähigkeiten weiter verbessern. Die Beschaffung der 3. Tranche Eurofighter ist für die Luftwaffe zwingend erforderlich. Wie sehen Sie generell die Rolle des bemannten Kampfflugzeugs in den nächsten Jahrzehnten in Abgrenzung zur unbemannten Kampfdrohne? Unbemannte Luftfahrzeuge – die Luftwaffe spricht von unbemannten Luftfahrzeugen, nicht von Drohnen – werden bemannte Luftfahrzeuge nicht vollständig ersetzen können, sondern diese bis zu einem gewissen Grad im Waffensystemverbund des Luftkrieges sinnvoll ergänzen. Bemannte Luftfahrzeuge werden in Zukunft nur noch in geringer Stückzahl zur Verfügung stehen und dabei immer mehr potenzielle Einsatzoptionen im Sinne einer Mehrrollenfähigkeit gleichzeitig abdecken müssen. Hier wirken unbemannte Systeme entlastend und erschließen überdies eine neue Qualität der Fähigkeitsausprägung. Entsprechend eingesetzte UAV werden bei der Projektion von Luftmacht zu einem unverzichtbaren Instrument. Welche Erfahrungen haben Sie persönlich als Flugzeugführer mit dem Eurofighter? Ein Kampfflugzeug, das rundherum begeistert – und ich beneide die jungen Flugzeugführer und Flugzeugführerinnen, die ihre Karriere in der Luftwaffe auf diesem Luftfahrzeug beginnen. Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema: Odilo Mühling +49 89 1489-2698 Weitere Informationen zu diesem Artikel unter: www.mtu.de/108Interview 29 les (UAVs), auf militärischen Missionen; eingesetzt werden sie etwa als Drohnen außerhalb des kontrollierten Luftraums. Im zivilen Bereich sollen UAVs in einem ersten Schritt zunächst der zivilen Wissenschaft zur Verfügung stehen, etwa für Umweltüberwachungen, Vulkanbeobachtungen oder in der Atmosphärenforschung. Dabei profitieren die pilotenlosen Fluggeräte davon, dass sie wesentlich länger in der Luft bleiben können als bemannte Flugzeuge. In Europa beschäftigen sich Forscher mit der Tauglichkeit ziviler UAVs für ein neues Luftverkehrssystem: Die Europäische Verteidigungs-Agentur EDA betreibt derzeit eine Roadmap-Studie, die die Vereinbarkeit ziviler UAV-Einsätze mit dem gleichzeitigen Betrieb bemannter Flugzeuge im engen europäischen Luftraum überprüfen soll. Ein Konsortium von zwölf führenden europäischen Luftund Raumfahrtunternehmen entwickelt ein Szenario, wie dies spätestens Ende 2015 umgesetzt werden kann. Fliegen ohne Piloten Andreas Spaeth D er Witz ist so alt wie der Autopilot: Im Cockpit eines modernen Flugzeugs sitzen nur noch ein Pilot und ein Hund. Der Pilot hat die Aufgabe, den Hund zu füttern, und der Hund ist dafür da, den Piloten zu beißen, sobald er etwas berührt. Experten sind sich sicher, dass alles auf lange Sicht noch viel extremer wird: Das Luftverkehrssystem steuert unaufhaltsam auf eine vollständige Automatisierung und den Einsatz cockpitloser Flugzeuge zu. Die Frage ist: Werden die Passagiere da mitmachen? „Pilotenlose Flugzeuge werden kommen, es ist nicht die Frage ob, sondern wann. Wir müssen uns darauf einstellen“, erklärt Denis Chagnon von der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO in Montréal. In Europa und den USA wird bereits emsig geforscht: Das Passagierflugzeug der Zukunft könnte quasi autonom seinen Weg am Himmel finden – ohne Piloten an Bord, überwacht und bei Bedarf gesteuert vom Boden aus. Damit soll das Fliegen effizienter, umweltfreundlicher und sicherer werden. Nichts Neues mehr sind unbemannte Fluggeräte, sogenannte Unmanned Aerial Vehic- 30 Interview + Reportage Gleichzeitig treibt die Europäische Kommission das Forschungsprojekt „Innovative Future Air Transport System“, kurz: IFATS, voran, das von der französischen Forschungsorganisation Onera koordiniert wird; beteiligt ist auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das IFATS-Konzept sieht die Etablierung einer neuen globalen Luftraumverwaltung vor, die für alle Teilnehmer des Luftverkehrs vierdimensionale Flugrouten errechnet. „Das ist ein revolutionäres System, weil es in den Flugzeugen keine Piloten gibt und keine Fluglotsen; beide werden durch Steuerungssysteme am Boden ersetzt“, erklärt Claude Le Tallec von der Onera. Wesentlicher Effekt ist die bessere Ausnutzung des Luftraums durch eine automatische Kontrolle der Flugzeuge in allen Flugphasen – angefangen beim Losrollen am Ausgangsflughafen bis zum Abstellen des Flugzeugs am Ziel-Airport. Das IFATS-Team macht sich auch Gedanken über die voraussichtlichen Kosten eines cockpitlosen Passagierflugzeuges: Die Entwicklungsinvestitionen würden 525 Millionen Euro betragen und die Anschaffung einer Maschine mit 230 Sitzen könnte knapp 38 Millionen Euro kosten. Anstelle des Cockpits wäre Platz für zehn zusätzliche Passagiere. Der Effizienzgewinn: Die Maschine würde pro Jahr 80 Stunden länger fliegen als ein konventioneller Jet und pro Stunde bis zu 3.000 Liter weniger Treibstoff verbrauchen. Bereits ohne Lokführer unterwegs: Die erste vollautomatische U-Bahn Deutschlands wird seit 2008 in Nürnberg betrieben. Noch gibt es bei diesen revolutionären Planspielen viele Unbekannte: So müsste sichergestellt werden, dass sich die Kontrolle der Flugzeuge vom Boden aus nicht verbrecherisch manipulieren lässt. Die absolut wichtigste Frage aber betrifft die Passagiere: Haben Menschen Vertrauen in ein automatisiertes System? Die Nutzung führerloser U-Bahnen ist heute vielerorts Alltag, bei einem ICE ohne Lokführer würden viele Fahrgäste aber bereits zögern. In ein pilotenloses Flugzeug würden einer deutschen Umfrage zufolge 33 Prozent der Passagiere grundsätzlich nicht einsteigen und 48 Prozent nur dann, wenn ein Pilot an Bord die Computer überwachen würde; lediglich 19 Prozent der Befragten gaben an, es würde ihnen nichts ausmachen, mitzufliegen. Und dabei sprechen die Fakten für das führerlose Flugzeug: Viele Flugkatastrophen werden nachweislich durch menschliche Fehler verursacht – und genau die lassen sich durch automatisierte Flugzeuge beinahe ausschließen, sind sich etwa die Onera-Experten sicher. Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema: Heidrun Moll +49 89 1489-3537 Weitere Informationen zu diesem Artikel unter: www.mtu.de/108UAV 31 Perfektionisten am Himmel Fliegt die Staffel ihr komplettes Programm, sind die sechs Angels gut eine Stunde lang in der Luft. Im vergangenen Jahr wurden sie von etwa 15 Millionen Menschen bestaunt; seit der Staffelgründung im Jahr 1946 waren es etwa 427 Millionen. Damit die Show in ihrer Präzision ablaufen kann, muss sie exakt vorbereitet und mit höchster Konzentration geflogen werden. Jeder Auftritt wird aufgezeichnet und anschließend analysiert. Grundvoraussetzung für eine gefahrlose Flugshow ist der optimale technische Zustand der Maschinen. Durch die starken Belastungen bei den Flugmanövern muss die Bodencrew die Jets intensiver betreuen als normales Gerät. Seit 1987 fliegt die Staffel die F/A-18A/B Hornet von McDonnell Douglas. Die Jets sind mit zwei General Electric F404-Triebwerken ausgestattet, an denen die MTU seit Anfang 2007 beteiligt ist: Der deutsche Triebwerkshersteller produziert für das F404 die Trommel des Hochdruckverdichters. Für das Nach- Robert Wouters A ls sportlicher Höhepunkt ist das Finale der US-Football-Profiliga nicht zu toppen. Der Super Bowl begeistert jedes Jahr 75.000 Menschen vor Ort im Stadion und rund 100 Millionen an den Bildschirmen weltweit. Anfang Februar gab es in Glendale, Arizona, eine weitere Ikone des amerikanischen Showbizz zu sehen: Die Blue Angels, die legendäre Kunstflugstaffel der US Navy, startete mit einem „Flyover“ in ihre diesjährige Saison. Bis November werden die „Blues“ an gut 40 Flugshows in den USA teilnehmen. 32 Anekdote folgemodell F414, bisher ausschließlich in der Super Hornet eingesetzt, stellt die MTU auch die Deckbänder der beiden Turbinen her. Kondensstreifen am Himmel Derzeit sind zwölf Jets im Einsatz, davon zehn einsitzige F/A-18A für die Show und zwei zweisitzige F/A-18B für VIP-Flüge. Die Hornets befinden sich fast im Serienzustand: Die M61-Vulcan-Flugzeuggeschütze wurden ausgebaut und um die Kontrolle über das Flugzeug während des Überkopffluges zu 33 Albert hebt nach weniger als 500 Metern ab und erreicht innerhalb kürzester Zeit eine Höhe von über 300 Metern, fliegt eine Bahn über den Flugplatz und landet wieder. Auftakt der Flugshow: „Fat Albert“, eine C-130 Hercules, startet. verbessern, wurde eine Feder an den Steuerknüppel angefügt. Zwischen den Triebwerken ist ein Tank für Paraffinöl installiert. Durch die Öleinspritzung entstehen Kondensstreifen am Himmel, die die Sicherheit und Positionierung der Piloten erhöhen. Weiterer Vorteil: Die Zuschauer können die Flugzeuge besser sehen. Die Show mit ihren extremen Manövern läuft immer nach dem gleichen Muster ab. Optimales Flugwetter herrscht bei einer horizontalen Sichtweite von mindestens 5,5 Kilometern und einer Wolkenuntergrenze von mindestens 2,5 Kilometern. Dann drehen die Blues voll auf. Auftakt ist der Start der C -130 Hercules, die den Spitznamen „Fat Albert“ trägt und ansonsten den Transport der Bodencrew sowie der Ersatzteile übernimmt. Spektakulär wirken die Zusatztriebwerke, die an der Maschine für den „jet assisted take off“ montiert sind. Die Fat Waghalsige Manöver halten die Zuschauer in Atem. 34 Anekdote Dann starten die Hornets. Die ersten vier Maschinen nehmen die Diamant-Formation ein, das heißt, sie fliegen in extrem kleinem Abstand voneinander entfernt – Flügelspitze und Cockpithaube zweier Flugzeuge sind nur etwa 45 Zentimeter auseinander. Für dieses Manöver sind die Blues weltberühmt; kein anderes Kunstflugteam beherrscht es. Die beiden anderen Maschinen sind als Solo unterwegs und absolvieren als erstes Manöver den „Opposing Knife Edge Pass“: Sie rasen im Tiefflug direkt aufeinander zu, um im Abstand von nur wenigen Metern aneinander vorbei zu sausen. Daraufhin folgen mehrere Rollen und Loopings. Nach dem „Sneak Pass” donnert ein Solo in nur rund 15 Meter Höhe über die Startbahn und beschleunigt auf fast 700 Knoten. In atemberaubender Folge kommen die Zuschauer in den Genuss von etwa 30 Manövern. Beim „Section High Alpha Pass” zeigen die Nasen der Hornets steil in den Himmel, während sie auf dem Leitwerk balancieren. Zusammen fliegen die sechs Angels eine Rolle in der Delta-Formation, bevor die Diamonds mit der „Fleur de Lis“ die Signatur der Formation zeigen: Sie malen eine stilisierte Lilie in den Himmel. Zum Schluss schwenken die Piloten wieder auf den Mittelpunkt des Flugfeldes ein und überflie- Im Tiefflug geht’s über die Startbahn. gen ihn gleichzeitig – in verschiedenen Höhen. Nach einem erneuten Überflug des Platzes im Delta brechen die Maschinen einzeln aus und setzen zur Landung an. Die besten Flieger der USA Kommandiert wird die Staffel, die auf eine aufregende Geschichte zurückblickt, derzeit von Kevin Mannix. Auf Anweisung von Admiral Chester W. Nimitz wurde sie als Navy Flight Exhibition Team am 24. April 1946 gegründet. Das Weltkriegs-Fliegerass Lieutenant Commander Roy „Butch“ Voris wurde beauftragt, die ersten Piloten anzuwerben. Keine leichte Aufgabe für ihn, denn schon damals wollte man nur die Besten. In Voris Augen konnten nur zwei Flieger bestehen, um zusammen mit ihm auf der Naval Air Station in Jacksonville, Florida, stationiert zu werden. Im Juni 1946 flogen die drei mit der Grumman F6F Hellcat auf der Southeastern Air Show in Jacksonville ihre erste Vorführung. Rund 17 Minuten dauerte die erste Show, die aus einigen Formationsflügen bestand. In den nächsten Wochen trat die Staf- fel an mehreren Orten in den Vereinigten Staaten auf. Während eines Aufenthalts in New York einigte man sich auf den offiziellen Staffelnamen Blue Angels – wohl in Anlehnung an den berühmten New Yorker Nachtclub. Auch heute gehören die Blue Angels-Piloten zu den besten Fliegern der Vereinigten Staaten. Stationiert sind sie in Pensacola, Florida. Von Januar bis März trainieren sie auf der Naval Air Facility in El Centro, Kalifornien. Das ist auch die Anlaufstelle für Piloten, die aufgenommen werden wollen. Die Bewerber müssen einen anspruchsvollen Auswahlprozess mit verschiedenen Trainingseinheiten durchlaufen; 15 kommen in die engere Wahl, um dann von der Staffel in namentlicher Abstimmung für einen der wenigen frei werdenden Plätze ausgewählt zu werden. Für die Flugsaison 2008 haben das vier geschafft. Seit Bestehen der Staffel saßen insgesamt 232 Piloten und 32 Flight Leaders in den Cockpits der Blues; ihr Durchschnittsalter beträgt 33 Jahre. Eine Dienstperiode dauert zwei Jahre und wird nicht speziell vergütet. Jeder Pilot der Staffel ist Mitglied der US Navy oder des US Marine Corps. Er muss für Trägerlandungen qualifiziert sein und mindestens 1.250 JetFlugstunden hinter sich haben. Der Jet mit der Nummer Eins ist dem Kommandierenden Offizier oder dem „Boss“, wie die Blues sagen, vorbehalten. Er wird vom Chief of Naval Air Training nominiert. Voraussetzungen sind über 3.000 Stunden Flugerfahrung sowie ein Kommando über eine Jetstaffel. Die Fat Albert fliegen grundsätzlich nur Marines, die sich als Aircraft Commander qualifiziert haben – hohe Anforderungen für eine anspruchsvolle Formation. Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema: Heidrun Moll +49 89 1489-2760 Weitere Informationen zu diesem Artikel unter: www.mtu.de/108BlueAngels 35 NEWS V2500-Großauftrag von US Airways Einen Großauftrag über rund 884 Millionen Euro hat die amerikanische Fluglinie US Airways platziert: Sie bestellt bei International Aero Engines (IAE) SelectOne™-Antriebe für 78 Flugzeuge der A320-Familie, die in diesem Jahr ausgeliefert werden sollen. Auf 75 weitere Flugzeuge wurde eine Kaufoption erteilt. Für die MTU Aero Engines bedeutet der Auftrag einen Umsatz in Höhe von etwa 100 Millionen Euro und die Auslastung für ein Jahr bei diesem Triebwerksprogramm. Als Mitbegründer von IAE ist sie mit rund elf Prozent am V2500 beteiligt und steuert die Niederdruckturbine bei. Maßgeblich mitgewirkt hat der deutsche Triebwerkshersteller an der Entwicklung der SelectOne™-Version. Michael Schreyögg leitet Militärische Programme Michael Schreyögg hat am 1. Februar dieses Jahres die Leitung des MTU-Geschäftsbereichs Militärische Programme übernommen. Er tritt die Nachfolge von Dr. Roland Fischer an, der die MTU verlassen hat. Positive Bilanz „2007 war erneut ein erfolgreiches Geschäftsjahr für die MTU“, erklärte Egon Behle, Vorstandsvorsitzender der MTU Aero Engines Holding AG Mitte März auf der Bilanz-Pressekonferenz in München. Erstmals präsentierte der MTU-Chef den Geschäftsabschluss 2007, der sich sehen lassen konnte: Die MTU hat ihren Umsatz von rund 2,4 Milliarden Euro auf rund 2,6 Milliarden Euro verbessert (+ 7 %) und damit das angestrebte Niveau erreicht. Überproportional gewachsen ist der operative Gewinn: Er stieg um 24 Prozent auf 392,9 Millionen Euro (2006: 318,2 Millionen Euro). Damit übertrifft die MTU ihre im Jahresverlauf erhöhte Prognose von 385 Millionen Euro. Einen deutlichen Anstieg verzeichnet das Unternehmen beim bereinigten Gewinn nach Steuern. Er hat sich nach 121,8 Millionen Euro im Jahr 2006 um 22 Prozent auf 148,2 Millionen Euro verbessert. Behle: „Diesen Erfolgskurs wollen wir auch 2008 beibehalten. Unser oberstes Ziel ist es, die gute Marktposition im zivilen und militärischen Triebwerksgeschäft weiter auszubauen und profitabel zu wachsen.“ Zu bedenken gab er: „Die Dollarkursentwicklung könnte das Wachstum auf Euro-Basis jedoch neutralisieren. Sie macht daher weitere Kostenoptimierungen notwendig.“ Im laufenden Geschäftsjahr 2008 will die MTU weiter profitabel wachsen: Der Umsatz soll auf dem Vorjahresniveau liegen, was einem dollarkursbereinigten Wachstum von rund 6 Prozent entspricht. Der bereinigte operative Gewinn soll rund 390 Millionen Euro und damit trotz deutlich steigender MTU Aero Engines – Eckdaten für 2007 Michael Schreyögg Traumhafte Forschung 44 Partner aus Industrie und Wissenschaft, ein 40-Millionen-Euro-Budget und ein traumhafter Name: Mit ValiDation of Radical Engine Architecture SysteMs, kurz: Dream, ist ein neues, europäisches Technologieprogramm gestartet worden, dessen Ziel es ist, neue Triebwerkskonzepte zu entwickeln. Mit von der Partie ist die MTU Aero Engines. 36 News Der deutsche Triebwerkshersteller leitet eins von fünf Dream-Teilprojekten: Im Rahmen der „Innovative Systems“ untersucht die MTU gemeinsam mit Volvo Aero und der Technischen Universität Graz verschiedene Turbinenzwischengehäuse. Im Mittelpunkt der Arbeiten zum Thema „Active Turbine“ steht die Aktive Spaltkontrolle. Beteiligt sind unter anderem die Firmen Magna Steyr und Schreyögg arbeitet seit 17 Jahren bei der MTU Aero Engines, Deutschlands führendem Triebwerkshersteller. Er war in verschiedenen zivilen und militärischen Programmen tätig und zeichnete zuletzt für das Militärprogramm TP400-D6 verantwortlich. Dieses Triebwerk sorgt für Power im neuen A400MMilitärtransporter. Vibro-Meter sowie die Universität Stuttgart und die Universität der Bundeswehr in München. Die Kick-off-Veranstaltung fand im Februar in München statt. „Damit unterstützen wir die Weiterentwicklung des Getriebefans für die Nachfolge-Flugzeuge der A320Familie und der Boeing 737“, erklärt Dr. Günter Wilfert, MTU-Programmleiter für Dream. MTU Aero Engines Umsatz davon OEM-Geschäft davon ziviles Triebwerksgeschäft davon militärisches Triebwerksgeschäft davon zivile Instandhaltung EBITDA (vergleichbar gerechnet) davon OEM-Geschäft davon zivile Instandhaltung EBITDA-Marge (vergleichbar gerechnet) im OEM-Geschäft in der zivilen Instandhaltung Net Income (IFRS) Net Income (bereinigt) Ergebnis je Aktie (bereinigt) Free Cashflow Forschungs- und Entwicklungsausgaben davon eigenfinanzierte F&E davon fremdfinanzierte F&E Investitionen Auftragsbestand dollarkursbereinigt Auftragsbestand davon OEM-Geschäft davon zivile Instandhaltung Auftragswert vertraglich gebundener Triebwerke in US-$ Mitarbeiter Investitionen und der Belastungen durch den Dollarkurs den Wert des Jahres 2007 erreichen. Beim Jahresüberschuss rechnet die MTU mit rund 180 Millionen Euro, einer Steigerung von knapp 20 Prozent. Zur guten Geschäftsentwicklung beitragen wird vor allem das zivile Triebwerksgeschäft. In der zivilen Instandhaltung und im Militärgeschäft rechnet die MTU mit einem stabilen Verlauf. Im Geschäftsjahr 2008 wird die MTU über das übliche Niveau hinaus investieren. Geplant sind vor allem strategische Investments wie zusätzliche Programmbeteiligungen, Erweiterungsmaßnahmen bei der MTU Maintenance Hannover und der Aufbau des neuen Standorts in Polen. Dennoch erwartet die MTU einen Free Cashflow von rund 100 Millionen Euro. (Beträge in Mio. €, vergleichbar gerechnet, Rechnungslegung nach IFRS. Vergleichbar gerechnete Werte adjustieren die IFRS-Ergebnisse des Unternehmens um Restrukturierungs- und Transaktionskosten, kapitalisierte F&E-Kosten sowie die Effekte aus IFRS Purchase Accounting.) 2007 2.575,9 1.599,5 1.102,0 497,5 1.004,7 392,9 305,7 87,9 15,3 % 19,1 % 8,7 % 154,1 148,2 2,83 € 131,7 176,4 88,8 87,6 106,1 31. Dez. 07 2006 2.416,2 1.483,1 993,5 489,6 954,7 318,2 217,7 103,4 13,2 % 14,7 % 10,8 % 89,1 121,8 2,25 € 115,7 169,9 80,6 89,3 114,1 31. Dez. 06 Veränderung + 6,6 % + 7,8 % + 10,9 % +1,6 % + 5,2 % + 23,5 % + 40,4 % - 15,0 % 3.513,3 3.311,1 3.216,8 94,7 7.426,6 7.130 3.342,3 3.342,3 3.218,4 124,1 4.847,0 7.077 + 5,1 % - 0,9 % - 0,05 % - 23,7 % + 53,2 % + 0,7 % + 73,0 % + 21,7 % + 25,8 % + 13,8 % + 3,8 % + 10,2 % - 1,9 % - 7,0 % Veränderung 37 Neue Dimensionen Ein Schwergewicht ist bei der MTU Aero Engines gelandet: Seit Anfang dieses Jahres wird in München ein A380-Antrieb getestet. Das GP7277 läuft auf dem Prüfstand III, der eigens dafür umgebaut worden ist. Die MTU hat die Testzelle für insgesamt 4,2 Millionen Euro aufrüsten lassen, um in Zukunft auch Triebwerke bis 400 Kilonewton Schub testen zu können. Mit dem Erstlauf des GP7000 hat der aufgerüstete Prüfstand seinen Betrieb aufgenommen, der zunächst seine Funktionsfähigkeit unter Beweis stellen muss. In mehreren Läufen werden Drücke, Temperaturen und Schwingungen an Triebwerk und Prüfstand gemessen. „Sobald wir den Behörden Testergebnisse von einem Triebwerk vorlegen können, das mehr als 300 Kilonewton Schub geliefert hat, wird der unbefristete Genehmigungsbescheid zum Betrieb des Prüfstands rechtskräftig. Das GP7000 hat 350 Kilonewton Schub“, erklärte Kurt Scheidt, Leiter Erprobung Zivile Programme. Mit der unbefristeten Genehmigung rechnet er im Laufe dieses Jahres. Neue Kompetenzzentren in München und Hannover Die MTU Aero Engines hat zwei neue Kompetenzzentren gegründet: Mit der Universität der Bundeswehr München entwickelt der Triebwerksbauer „More Electric Engines“ und mit der Leibniz Universität Hannover sowie dem Laser Zentrum Hannover Reparaturverfahren. Die Vertragsunterzeichnungen fanden Mitte Dezember vergangenen Jahres in München sowie Ende März in Hannover statt. Leibniz Universität Hannover Das Münchner Kompetenzzentrum „More Electric Engine“ soll Konzepte für Triebwerke entwickeln, die verstärkt mit mechatronischen Systemen und Komponenten ausgerüstet werden und die die hohen Anforderungen an elektrischer Energie für zukünftige Flugzeuggenerationen befriedigen können. Zudem sollen die dafür erforderlichen Komponenten, Mess- und Regelungssysteme entwickelt werden. Unter dem Dach der neuen Einrichtung werden verschiedene Fachdisziplinen langfristig und interdisziplinär zusammenarbeiten: Auf Universitätsseite sind das Institut für Strahlantriebe – ein langjähriger Forschungspartner der MTU –, der Lehrstuhl für Elektrische Antriebstechnik und der Lehrstuhl für Sensorik und Messsysteme beteiligt. Ein Arbeitsschwerpunkt ist die Inbetriebnahme eines hochmodernen Flugtriebwerks als Versuchsträger im Triebwerksprüfstand des Instituts für Strahlantriebe. Dieser Antrieb soll eine zentrale Rolle bei den geplanten interdisziplinären Forschungsarbeiten spielen. Nutzbringende Impulse und Synergien erwarten sich die Partner vom Technologievorhaben „More Electric Aircraft“, einer Initiative des Lehrstuhls für Elektrische Antriebstechnik der Universität der Bundeswehr München und der EADS. Reparaturkompetenz in Hannover Im Mittelpunkt des neuen MTU-Kompetenzzentrums in Hannover stehen langfristige und kontinuierliche Forschungs- und Entwicklungsaufgaben im Bereich Reparaturverfahren und Reparaturprozesse. Gemeinsam wollen die Leibniz Universität Hannover, das Laser Zentrum Hannover und die MTU ihre jeweilige Wettbewerbsfähigkeit stärken, für Praxisnähe der Hochschulforschung sorgen und die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses fördern. Auf Hochschulseite sind die Institute für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen, für Werkstoffkunde sowie für Turbomaschinen und Fluid-Dynamik beteiligt. Bei Bedarf können noch weitere Fachrichtungen eingebunden werden. Bei der MTU arbeiten ebenfalls mehrere Disziplinen zusammen. Für den Triebwerkshersteller ist die neue Einrichtung das sechste Kompetenzzentrum in Deutschland; insgesamt arbeitet die MTU an fünf Standorten mit 21 Instituten zusammen. „Uns ist es sehr wichtig, die universitäre Lehre und Ausbildung zu unterstützen“, erklärte MTU-Technik-Vorstand Dr. Rainer Martens, der beide Verträge unterzeichnete. Impressum Herausgeber MTU Aero Engines GmbH Eckhard Zanger Leiter Unternehmenskommunikation und Investor Relations Chefredaktion Heidrun Moll Anschrift MTU Aero Engines GmbH Dachauer Straße 665 80995 München • Deutschland Tel. +49 89 1489-3537 Fax +49 89 1489-4303 E-Mail: [email protected] Internet: www.mtu.de Autoren Bernd Bundschu, Denis Dilba, Nicole Geffert, Patrick Hoeveler, Odilo Mühling, Thorsten Rienth, Andreas Spaeth, Martina Vollmuth, Robert Wouters Layout Manfred Deckert Sollnerstraße 73 81479 München • Deutschland Bildnachweis Titelseite Pratt & Whitney, Fotograf G. Roberts Seite 2–3 Mitsubishi Heavy Industries Ltd; Eurofighter; Bildarchiv MTU Aero Engines Seite 4–7 Pratt & Whitney; Mitsubishi Heavy Industries Ltd; Bildarchiv MTU Aero Engines Seite 8–11 IAE International Aero Engines AG; Airbus, Fotograf H. Goussé; Bildarchiv MTU Aero Engines Seite 12–13 Bildarchiv MTU Aero Engines Seite 14–15 Bildarchiv MTU Aero Engines Seite 18–19 Airbus; Dubai Civil Aviation (DCA); Engine Alliance LLC; Bildarchiv MTU Aero Engines Seite 20–21 Eurocopter Deutschland GmbH; Bildarchiv MTU Aero Engines Seite 22–23 Airbus Military S.L.; Marshall Aerospace; Bildarchiv MTU Aero Engines Seite 24–27 Eurofighter; Airbus; Bildarchiv MTU Aero Engines Seite 28–29 Bundesministerium der Verteidigung; Eurofighter Seite 30–31 © künstlerisches Composing: www.CDonline.de; SiemensPressebild Seite 32–34 © Patrick Hoeveler; United States Navy Seite 36–39 Bildarchiv MTU Aero Engines; Leibniz Universität Hannover; Universität der Bundeswehr München Druck Graphische Betriebe Eberl GmbH Kirchplatz 6 87509 Immenstadt im Allgäu • Deutschland Texte mit Autorenvermerk geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangtes Material wird keine Haftung übernommen. 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