Erfahrungsbericht - Student und Arbeitsmarkt
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Erfahrungsbericht - Student und Arbeitsmarkt
Erfahrungsbericht Praktikum Valencia. Zwischen Paella, Horchata, Palmen und Klassenzimmer. Nach dem Examen gleich ins das Referendariat? – Das war mir zu kurzatmig. Nach meinem Studium der Sonderpädagogik und dem Master „Prävention, Inklusion und Rehabilitation bei Hörschädigung“ an der Ludwig-Maximilians-Universität wollte ich vor dem Schuldienst in Deutschland eine Zeit im Ausland- ich wollte mehr, andere Erfahrung, neue Herausforderungen und eine neue Sprache lernen. Schon während meines Studiums hatte ich mir gewünscht ein Auslandssemester in Spanien machen zu können, ich erhielt auch einen Erasmus-Platz, doch aufgrund meines Doppelabschlusses und damit verbundenen zeitlichen Einschränkungen, konnte ich den Platz letztendlich nicht annehmen. Mein Wunsch blieb und so habe ich beschlossen, diese Erfahrung nach Beendigung des Staatsexamens nachzuholen. Für mich war klar, dass mich diese Erfahrung für meinen weiteren Weg im Schuldienst bereichern würde. Ich entschied mich nach einem Praktikum in Spanien zu suchen und da mich die internationale Pädagogik interessiert, habe ich vor allem eine Stelle als Assistent-Teacher an Schulen gesucht. Ich habe mich auch an deutschen Schulen in Barcelona und Valencia beworben, aber mich letztendlich für eine spanische Schule entschieden, um noch mehr in Sprache und Kultur einzutauchen. Außerdem entschied ich mich für Valencia, da ich eine Stadt mittlerer Größe bevorzuge, und auch das Spanisch in Valencia ziemlich akzentfrei ist. Meine Praktikumsstelle habe ich letztendlich auf der Karriereseite des Studenten- und Arbeitsmarkts der Ludwig-Maximilians-Universität München gefunden. Im Zeitraum von 07.03.2015 bis zum 03.07.2015 absolvierte ich ein freiwilliges Praktikum am Colegio San Pablo in Moncada, eine Privatschule die an die Cardenal Herrera Universität (CEU) angeschlossen ist. Der Kontakt zur Schule lief zuerst über das International Office der Universität. Die zuständige Mentorin hat mir gleich Kontakt zu einem Betreuer der internationalen Arbeitsgruppe verschafft, als auch Kontakt zu ehemaligen bzw. noch aktuellen Praktikanten. Der Kontakt zur CEU war sehr gut und ich erhielt immer sehr rasch Antwort auf meine Mails und Fragen. Der Kontakt mich anderen Praktikanten hat mir Sicherheit verschafft. Der enge und reibungslose Kontakt war letztendlich ein Grund warum ich mich für das Praktikum an der CEU entschieden hatte. Der Praktikumszeitraum wurde festgelegt und die Vorbereitungen konnten losgehen. Etwas skeptisch war ich schon – das festmachen des Praktikums schien mir fast zu einfach und ich hatte Angst, dass es vielleicht gar nicht verbindlich festgemacht ist. Vorbereitungen Meine Flüge buchte ich über Ryanair und ich informierte mich über Sprachschulen in Valencia, von meinen Freunden wurde mir die Schule Hispania empfohlen. Ich schrieb mich gleich ein, da ich mit nur sehr geringen Sprachkenntnissen nach Valencia kam. Ich habe meine Ankunft deshalb so geplant, dass ich eine Woche vor Beginn ankomme und zuerst einen Intensivkurs absolviere. Der Unterricht an der Hispania ist sehr flexibel, dynamisch und praxisorientiert. Besonders gutes habe ich von der Escuela de Idiomas der Universität Valencia gehört. Da ich jeden Tag von 9 bis 17 Uhr arbeitete ging ich dann während dem Praktikum zweimal pro Woche am Abend von 18 bis 20 Uhr in die Sprachschule. Doch nach einigen Monaten war ich nach der Arbeit zu geschafft, sodass ich dann nicht mehr zur Sprachschule ging. Die Wohnungssuche konnte ich ganz entspannt beginnen, da ich zuerst bei einer Bekannten in Valencia unterkommen konnte. Da ich eine Wohnung mit guter Verkehrsanbindung an die Metro Nummer 1 suchte war ich in der Auswahl etwas eingeschränkt, ABER keine Sorge, die Wohnungssuche in Valencia ist wirklich ganz easy! Ich empfehle zum Suchen die Seiten: www.pisocompartido.es als auch www.idealista.es. Letztendlich habe ich eine tolle WG mit zwei Spanierinnen gefunden. Wir haben uns sofort super verstanden. Das war perfekt für mich, und ich habe mich sehr glücklich geschätzt, da wir immer auf Spanisch sprachen und ich so meine Sprachkenntnisse gut anwenden und verbessern konnte. Außerdem konnte ich die Spanische Kultur super kennenlernen. Für ein Zimmer zahlt man in Valencia zwischen 150 und 300 Euro mit Nebenkosten, je nachdem wo und was man sucht. Ich empfehle zum Leben die Viertel Benimaclet, Aragon oder die Stadtmitte (Ruzafa, Angel Guimera). Benimaclet und Aragon sind studentische Viertel, toll ist, dass es weder zur Stadt, noch zu, Strand Weit ist. Die Zimmer werden fast immer möbliert vermietet und oft wird eine Monatsmiete Kaution verlangt. Um sich in Valencia fortzubewegen empfehle ich unbedingt ein Valenbisi Abo, damit kann man die öffentlichen Fahrräder der Stadt benutzen. Es gibt viele Stationen und das Jahresabo kostet nur 30 Euro. Es kann öfter mal sein, dass man kein Fahrrad mehr an der Station erwischt, das ist ein bisschen nervig. Deswegen kann es auch super praktisch sein sich ein eigenes Fahrrad zuzulegen. Das kann man nach seinem Aufenthalt wieder verkaufen, z.B. auf der Seite: mileanouncios.es. Die Seite ist auch sonst ganz gut, wenn man irgendwas sucht, sei es Fahrrad, Inliner etc. Für die Metro und den Bus kann man sich eine Karte in den Tabaco-Läden kaufen. Am günstigsten ist es, wenn man ein Bonometro oder Bonobus- Abo kauft, das sind 10 Fahrten und man bezahlt dann ca. 80 Cent für eine Fahrt, ist also ziemlich günstig. Lebensmittel bekommt man in bekannten Supermärkten wie „Consum“ oder „Mercadonna“, was mir aber am aller besten gefällt sind die vielen kleinen Obst und Gemüse Läden! Dort bekommt man ganz günstig frisches leckeres Obst und Gemüse oder Wasser. Diese Läden haben im Gegensatz zu den Supermärkten auch Sonntags geöffnet. Die Geschäfte in der Innenstadt, bzw. in der Haupteinkaufszeile haben auch Sonntags geöffnet, die restlichen Geschäfte sind aber geschlossen. Um im Ausland „flüssig“ zu bleiben empfehle ich, sich eine Kreditkarte zuzulegen, mit der man im Ausland kosten abheben kann. Leider musste ich im ersten Monat meines Aufenthalts auch viele Erfahrungen mit Ärzten und Krankenhaus machen, da ich ziemlich von Krankheit geplagt war. Das war nicht so einfach und hat mir den Start ziemlich erschwert. Da ich am Anfang kauf Spanisch konnte suchte ich nach englisch-sprachigen Ärzten, aber vergeblich. Ich war ziemlich frustriert und fühlte mich unverstanden, letztendlich wurde mir von einem Bekannten ein Arzt empfohlen, der Deutsch kann und zwar in der „Clinica Westfalia“, das war schon eine Erleichterung für mich. Ich habe für das Praktikum das Versicherungspaket der Continentalen mit dem DAAD genommen und war damit sehr zufrieden. Mir wurden alles Kosten zurückerstattet, man muss allerdings mit einer Wartezeit von vier bis fünf Wochen rechnen. Apotheken sind reichlich zu finden und es gibt auch nicht wenige Apotheken, die 24h geöffnet sind. Arbeit an der Schule Am Anfang des Praktikums wurde ich gleich ins kalte Wasser geschmissen. Erstmal sollte ich die Lehrkraft der Englisch und Deutsch-AG vertreten, und dann war auch sonst alles anders als geplant. Ich wurde nicht im „Infantil“, das ist quasi die Vorschule oder der Kindergarten, eingesetzt, sondern in der Grundschule in den Klassen 1 bis 6. Dazu erhielt ich einen Stundenplan, wann ich mit welchem Lehrer in der Klasse sein würde. Für mich war es vollkommen in Ordnung, und es war mir sogar lieber doch in der Grundschule lehren und arbeiten zu können. Mir wurde in der Schule ein Tutor zugeteilt, an den ich mich mit meinen Vorstellungen, Ideen und Fragen wenden konnte. Das war super. Die ersten Tage meines Praktikums verfolgte ich jedoch nicht diesen vorgesehen Stundenplan, sondern war mit einer Lehrkraft in der Klasse, um mich einzuführen. Die Vertretungsstunden liefen für mich super chaotisch, ich holte die Kinder ab und führte sie zum Klassenraum, wo ich die Stunde mit vorgefertigtem Material abhielt, aber ich würde ganz schön von den Schülern auf die Probe gestellt. Dass ich nur sehr geringe Sprachkenntnisse hatte, machte die Situation nicht einfacher. Trotzdem genoss ich die Verantwortung die mir damit entgegengebracht wurde und sah dies als Chance mich als neue Lehrkraft vorzustellen. In den ersten Wochen lernte ich die Schule, Lehrkräfte und Schüler kennen. Alle Lehrkräfte waren total offen und liebenswert. Das Klima unter den Kollegen war sehr gut und ich wurde gleich in den Kollegenkreis aufgenommen. Ich fühlte mich willkommen, geschätzt und ernstgenommen. Ich begann dann den Unterricht in verschiedenen Klassen zu begleiten. Die CEU San Pablo bietet die Fächer „Science, Art und Physical Education“ auf Englisch an. Ich begleitete die 3. und 5. Klassen in Science und im Fach Englisch. Hier konnte ich besonders aktiv mitwirken. Ich übernahm teile der Stunden in Kooperation mit den Lehrkräften und führte eigenständig Stunden durch. In der 3. Klasse bereitete ich das Thema „Amphibien“ auf und in der 5. Klasse führte ich die Unterrichtseinheit „Matter and Forces“ durch, zu der es Experimente in Gruppen gab. Generell war ich auch im English Unterricht sehr aktiv und erklärte vor der Klasse Grammatik und Vokabeln. Ich genoss es aber auch sehr, in anderen Stunden (wenigen) einfach mal zuschauen zu können und den Unterricht auf Spanisch zu erleben. Es war außerordentlich spannend für mich, so viele verschiedene Lehrkräfte beobachten zu können, denn jeder einer hat seine eigene Weise, die Klasse zu führen und zu lehren, ich konnte mir so einiges abschauen, reflektieren und Lehren. Klar habe ich schon viele Praktika in Schule gemacht, aber so viele Lehrkräfte im Kontrast zu sehen war was anderes und sehr interessant! Nach einigen Wochen an der Schule kam die Idee auf, dass ich bei den Vorbereitungen zum Cambridge-Examen, ein Englisch-Zertifikat für Schüler, helfen könnte. Mir wurde vorgeschlagen, den mündlichen Part mit den Schülern zu trainieren und ich empfand das als gute Idee. Mein Curriculum hat sich daraufhin angepasst, und ich hatte nun ein ganzes Paket an Trainingsstunden, in denen ich einzelne Schüler aus der Klasse herausgenommen und den Test geübt habe. Die Trainingsstunden mit den Schülern haben mir wirklich sehr viel Spaß gemacht und ich hatte den Eindruck, den Schülern auch. Ein interessanter Aspekt am Schulleben, waren für mich die langen Mittagspausen, typisch für Spanien. Oft kehren die Spanier zur Mittagszeit in ihr Haus zurück um dort zu essen. Interessant für mich war auch die Auswirkung des Klimas auf das Schulleben, das Lernen und die Schüler. Die Sommerferien beginnen in Spanien schon Mitte/Ende Juni. Und ich kann die Spanier verstehen! Es ist wirklich sehr anstrengend für die Schüler und auch die Lehrkräfte sich bei so hohen Temperaturen zu konzentrieren. Die Schüler sind dann unruhig und das Lernen fällt bei 38 °C ohne Klimaanlage wirklich nicht leicht. Nach der Beendigung des Schuljahres wird von vielen Schulen eine „Escuela de verano“ angeboten. In der Summerschool wird viel spielend gelernt, Ausflüge gemacht, gesungen, gespielt… aber es gibt auch Hausaufgaben, Bücher und Lernphasen. Nach dem 19. Juni wirkte ich als Lehrkraft in der Summerschool mit. Es war ein ganz anderes Arbeiten, als das Lehren in der Schule und ich arbeitete im Kleinkinder-Bereich, was eine ganz neue Erfahrung für mich war. Generell war es für mich sehr spannend eine anderes Schulsystem und einen anderen Schultag kennenzulernen. Manche Sachen werde ich mir für den deutschen Unterricht abgucken. Freizeit, Land und Leute Valencia hat einen Haufen zu bieten. Einmalig sind die Fallas im März, die sollte man auf keinen Fall verpassen. Sehr interessant ist auch das Albufera, ein Naturschutzgebiet, das einen See und Reisfelder umfasst. Die Feria de Tapas in Benimaclet im Juni sollte man auf keinen Fall verpassen. In Spanien gibt es eine Menge Festivals in den Sommermonaten. Eines direkt in der Stadt ist das Indie, Pop, Rock Festival in La Ciudad de la Arte y Sciencias. Um Valencia herum gibt es auch eine Menge zu entdecken. Nachbardörfer und -städte wie Xátiva, Sagunt, Alicante, Moreira, Denia sind Sehenswert. Die Valencianer sind äußerst Stolz auf ihre Paella. Eine gute Paella gibt es in El Saler am Strand. Unbedingt probieren sollte man auch Horachata, ein Getränk auf Erdmantelmilch, dazu gibt es Farton, so etwas wie Michbrötchen/Croissants. Dazu kann man einen schönen Sonntagausflug nach Alboraya machen. In Valencia wird viel Sport getrieben. Ich persönlich habe mich beim Sport der Politechnischen Universität angemeldet. Für nicht-Studierende ist es ziemlich teuer! Ca. 160 Euro für ein halbes Jahr, aber man kann alle (!) Sportarten betreiben. Ich habe mir das Abo mit einer anderen Studentin geteilt, so dass es letztendlich nicht so teuer war. Ich bin sehr glücklich über meine Auslanderfahrung in Valencia und würde jedem ein Praktikum dieser Art empfehlen. Als Assistent-Teacher war es wichtig für mich Selbstinitiative zu zeigen und zu sehen wo ich mich einbringen kann. So habe ich auf professioneller als auch auf persönlicher Ebene eine große Bereicherung erfahren.