Weihnachtsbrief

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Weihnachtsbrief
Liebe Marinefunk-Freunde,
ich darf euch über unsere Aktivitäten im Dezember informieren und dabei auch meinen traditionellen
„Weihnachtsbrief“ als Jahresrückblick anfügen.
Die Auswertung zum INC2011 wird noch bis zum Frühjahr andauern, man darf aber gespannt sein und sich freuen, da
wieder etliche CA`s, insbesondere aus unseren Nachbarländern, sehr tüchtig on-the-air waren.
MNI TKS den Stationen die am 21. 12. an unserem 113-Jahr-OE-Marinefunk-Jubiläum teilnahmen und via Funk
daran erinnerten. OM Ernst, OE1EOA, #133 und OM Hanno, OE1JJB, #43 waren aus Wien qrv. Diesmal leider nicht wie
angekündigt von Bord exPB NIEDERÖSTERREICH sondern als „Landstation“, da der Zugang zum Schiff durch ein
Kommunikationsproblem (Schlüsselübergabe) nicht möglich war – SRI. Das Schiff wird ja von der Marinekameradschaft
„Erzherzog Franz Ferdinand“ betrieben und wir sind an Bord „nur“ Gäste. Eine Lösung ist dennoch in Sichtweite !
Während des laufenden Funkbetriebes zu OE6XMF/1 wurde in meinem QRL am Fliegerhorst in Zeltweg „unser“
Clubcall OE6XMF (symbolisch) aus der Verantwortung vom MFCA-Ehrenvorsitzenden OM Sepp, OE6ESG, #004 in
die Hände von OM Charly, OE6CAG, #89 gelegt und so wird ab 2012 OM Charly (OE6CAG) als
Stationsverantwortlicher OE6XMF betreuen. Nachdem wir unter unserem einzigen Clubcall sehr aktiv waren, war es
nicht immer leicht, Übersicht über tausende QSO`s zu bewahren. OM Charly ersucht daher zu recht, dass jede
Verwendung unseres Clubcalls nur mit Genehmigung von OE6CAG und OE6NFK erfolgt. Andererseits sind wir sehr
froh darüber, dass unsere Mitglieder während der maritimen Events besonders auf Schiffen mit dem Clubcall so aktiv
waren. Das sollte auch in Zukunft weiter so sein.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei OM Sepp, OE6ESG, der OE6XMF - MFCA100 am 2. Mai 1997 gemeinsam mit
OE8NIK aus der Taufe holte und 15 Jahre betreute bzw. zusammen mit anderen op`s das einzige maritime Clubcall in OE
so häufig auf Schiffen und Events mit Leben erfüllte (s. Fotos).
Mit dem Funksignal von OE6XMF/1 im Hintergrund gratulierten mir Sepp und Charly zum 55. Geburtstag und Nik,
OE8NIK, #003 überreichte mir unsere gemeinsame Schutzpatronin, eine schöne Bronzestatue der Hl. Barbara, sowie die
nostalgische Auszeichnung „Signum Laudis“ als „Zeichen des Lobes“ – vln dk !
Die kleine Zeremonie der vorerst noch symbolischen Clubrufzeichen-Übergabe (Lizenz-Änderung notwendig) fand vor
einer schön maritim geschmückten Vitrine mit dem Modell SMS Budapest (Leihgabe OE8NIK) neben dem AMRSFunkraum statt.
PS: gerne erwähne ich auch, dass ich am selben Tag während der Weihnachtsfeier meiner Batterie vom BtKdt ein kleines
Modell vom dtsch. U 96 (mangels OE-U-Boot Modelle am Markt) als Geburtstagsgeschenk erhielt.
Die diesjährige MFCA-Weihnachtskarte zeigt ein schlichtes Foto eines österreichischen Marinefunkers an seiner
Seefunkstation vor 93 Jahren. Anton Rosenauer wurde ein Jahr vor Kriegsende (1917) aus dem Alpenland (OE5) an die
Adriaküste zur k.u.k. Kriegsmarine einberufen. Dessen Sohn Elmar Rosenauer durften wir heuer bei der „Lissafeier“ am
Traunsee an Bord DS Gisela kennenlernen. Es kann also noch nicht so lange her sein, als Österreich noch Küste und
Flotte besaß - vor einem Menschenleben - dennoch eine Ewigkeit.
Die gekürzte Biographie von Anton Rosenauer (s. Beilage) möchte ich stellvertretend für alle unsere Marinefunker zu
Weihnachten mit einem wahrhaft stimmigen Spruch weitergeben: „Tod ist nur, wer vergessen ist“ !
Der MFCA hütet die Asche & Flamme unserer Marine- (funk) tradition !
Abschließend wünsche ich euch erholsame Feiertage und für 2012 „immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“ !
Werner, OE6NFK
1. Vors. MFCA (#58)
MF 841, RNARS 4582, ARMI A/204, NRA 101
Werner Pfeiffer, OE6NFK
1. Vorsitzender MFCA
Pebalstrasse 33
A-8700 Leoben
[email protected]
http://mfca.oe1.oevsv.at
Leoben, 26. Dezember 2011
Liebe Marinefunk-Freunde,
zum Jahresausklang dürfen wir wieder auf ein aktives Jahr zurückblicken und zuversichtlich ins 15. MFCA-Jahr segeln.
Ein 15-Jahr-Jubiläums-Diplom, das Sonderrufzeichen OE15XMF sowie unsere JHV in PULA sind sichtbares
Zeichen.
Auch heuer war der MFCA bei den internationalen Marinefunker-Events gut vertreten:
so haben wir am International Museum Ships Event mit zwei OE-Schiffen teilgenommen:
am Bodensee-Dampfer HOHENTWIEL (HB9DAR) und am exÖBH-Patrouillenboot NIEDERÖSTERREICH (OE1EOA,
OE1JJB).
Am Österreichischen Marinegedenktag waren wir (OE1EOA, OE1JJB, OE5OZL, OE6NFK) am 21. Juli wieder bei der
„Lissa-Feier“ des Österreichischen Marine-Verbandes in Gmunden am Traunsee vertreten und ganztägig am NostalgieDampfer GISELA (auch während der Schifffahrt) qrv.
Zum International Lighthouse Weekend konnten wir (OE1EOA, OE1JJB) den Leuchtturm MÖRBISCH am
Neusiedlersee (AT0004) aktivieren. Drei Wochen später auch den LT PODERSDORF (OE4PWW).
Die 12. MFCA-JHV wurde an Bord DS SCHÖNBRUNN mit 34 JHV-Besucher, davon 17 Mitglieder abgehalten.
Während der ganztägigen Donau-Schifffahrt wurde auch eifrig der Marinefunk gepflegt (DJ7AC, OE1JJB, OE6NFK).
MNI TKS an unsere treuen JHV-Teilnehmer aus den Nachbarländern (DL9LBQ, DK9HH, HB9DAR, DJ7AC) für die
weite Anreise zur JHV.
Bei den maritimen Contesten belegten unsere Mitglieder schöne Ränge: hervorzuheben ist OM Walter, OE4PWW der je
einen 2. Rang beim INORC-, RNARS- und INC erreichte. Auch DL0MFM sowie HE9SOL erreichten beim INC2010
einen 2. bzw. 1. Rang. Beim MF-Aktivitäts-WE erreichte SWL Helmuth den 1. Rang. Der MFCA zählt so unter den
teilnehmenden Naval-Clubs zu den aktivsten Clubs. Congrats es TNX allen CA-op`s !
Unter …/MM bzw. auf See (Törns/Kreuzfahrten) gingen heuer: OE3KJN (Adria), OE1DPW (Adria), OE3FFC (Donau
und ostdeutsche Binnengewässer), OE1GTU (Sizilien/Malta/Tunesien), DK6LH (Ostsee), DK9HH (u. a. Donau), …
Gerne erwähne ich die Neuaufnahmen 2011: OM Reinhold, OE3RBS, #146 und Wiedereintritt von OM Hans Werner,
DL1EKN, #19. Willkommen an Bord !
Am 21. 12. waren wir zum 113-Jahr-OE-Marinefunk-Jubiläum wieder qrv und unsere Funkcrew OE1EOA & OE1JJB
konnte eine Reihe von Marinefunkern arbeiten und somit an dieses Funk-Jubiläum via Äther erinnern.
Während des laufenden Funkbetriebes wurde unser Clubcall OE6XMF aus der Verantwortung von OM Sepp, OE6ESG,
#004 in die Hände von OM Charly, OE6CAG, #89 gelegt und dieser wird ab 2012 als Stationsverantwortlicher OE6XMF
betreuen. Es sei erwähnt, dass unser Clubcall vor allem auf Schiffen und Leuchttürmen bzw. bei o. a. Events häufig zum
Einsatz kam und seltener als „Landstation“.
Leider mussten wir auch „silent key“ vermelden: OM Dieter, OE5GD, #008, OM Hans, DL1JX, #132 und OM Ferdi,
OE6EFG, #005 werden uns durch ihre einmalig vergebene MFCA-Nummer stets in Erinnerung bleiben.
Danken möchte ich auch wieder jenen op`s die 2011 eines unserer MFCA-Awards erworben haben.
Ich darf mich auch beim Vorstand sowie allen Funkfreunden für ihre Unterstützung herzlich bedanken und Euch ersuchen
im Jubiläums-Jahr 2012 wieder eifrig die Marinefunker-Tradition zu pflegen.
Mein besonderer Dank gilt vor allem jenen sehr aktiven op`s, die mit viel Engagement alle Marinefunker-Events
vor Ort mit Leben erfüllen !
Im Herbst 2012 laden wir zur 13. MFCA-JHV in die ehem. k.u.k. Hafenstadt PULA (bis 1918 österr. POLA) ein. Neben
der Verleihung des 15-Jahr-MFCA-Jubiläums-Diplomes ein wirklicher Höhepunkt in unserer (erst kurzen)
Vereinsgeschichte – zum 1. Mal (wieder) am Meer !
Ich freue mich, Euch im kommenden Jahr wieder bei unseren interessanten Marinefunk-Aktivitäten am Band bzw. an
Bord der Schiffe begrüßen zu dürfen.
Vy 73 de Werner, OE6NFK (MFCA 58)
Nach einem persönlichen Treffen an Bord DS GISELA während des Österr. Marinegedenktages in Gmunden
am Traunsee im September 2011 wurden mir freundlicherweise Kopien der Militärunterlagen von Elmar
Rosenauer (Oberst d. Res.) über seinen Vater Anton Rosenauer überreicht.
Auszug aus der Biographie des Matrosengefreiten Anton Rosenauer, Oberförster i. R.
(geb. 5. Juni 1899 – gest. 15. Jänner 1998 im 99. Lebensjahre)
- Musterung (Assentierung) am 7. Sept. 1917 in Salzburg,
- Meldung als Kriegsfreiwilliger für die k. u. k. Kriegsmarine 1917,
- Grundausbildung in der Marinekaserne in Pola als Matrose 4. Klasse,
- 11. Nov. 1917 Ehrenkompanie zum Empfang des dtsch. Kaisers Wilhelm II. in Pola,
- Ausbildung für Radio- und Telegraphie (Hafenschiff SMS GAMMA),
- März 1918 für 2 Monate Marinesignalstation Lussin-piccolo (Anm: Mali Losinj),
- weitere Ausbildung in Pola in Radiotelegraphie,
- nach bestandener Prüfung Ernennung zum Matrosen 1. Klasse,
- Einschiffung als 2. Telegraphist auf Hochsee-Tropedoboot 98M,
- Stationierung am südl. Marinestützpunkt der Monarchie (Booche di Cattaro/Bucht von Kotor),
- laufender Einsatz für die albanische Front in Minen- und U-Bootverseuchten Gewässern
(Konvoisicherung),
- eingesetzt zum nächtlichen Abschleppen eigener und deutscher U-Boote zur „Otrantostraße“:
- Fahrten gg. feindl. U-Boote,
- 2 ½ Monate Telegraphist auf Kreuzer ERZHERZOG KARL.
Beim Zusammenbruch der Donaumonarchie am 1. 11. 1918 gelangte Anton Rosenauer zusammen mit 3.000
Soldaten/Matrosen auf dem Truppentransporter GÄA von der Booche (Kotor) nach Fiume (Rijeka), dann
erfolgte der Bahntransport zurück in die Heimat, … nach Oberösterreich.
SMS ERZHERZOG KARL
10.600t, 126m, 740 Mann,
Stapellauf 1903 in Triest,
Indienststellung 1906,
1920 in Frankreich
abgewrackt
SM Torpedoboot 98M
260t, 60m, 40 Mann
1920 an Gr., 1944 versenkt
Anton Rosenauer schreibt in seiner Biographie u. a.:
„… meldete ich mich, trotz meines ausgefallenen Berufes zur Kriegsmarine, wo ich tatsächlich nach meiner
Assentierung in Salzburg nach Pola einberufen wurde.
Am Bahnhof Pola (Anm.: Pula) allein mit meinem Köfferchen neugierig angekommen, empfing mich wider
Erwarten gleich eine 3-Mann-Matrosenpatrouille, die mich nach Abnahme meines Fahrscheines mit
gepflanzten Gewehr in die Marinekaserne eskortierte. Dort wurde ich einem schon eingesammelten
gleichalterigen Rekrutenhaufen aller Sprachen und Nationen des damaligen Österr. Ungarn zugeteilt.
Nächsten Tages erhielten wir nebst einem riesigen Seesack 1blaue Tuch-2 Leinenweiße und 1
Zwilcharbeitsuniform. Voll freudigen stolzes befestigten wir uns gleich die erhaltenen Mützenbänder mit den
lustig flatternden Enden. Kaum aber hatte der Maat das aber gesehen, schrie er: Runter damit ihr grünes
Gemüse ! – und wir sahen mit unseren leeren Mützen wie jämmerliche Strafgefangene aus. Die ersten Tage
wurden wir in unseren Zwilchuniformen zu Erdarbeiten (Kabelverlegungen, etc.) eingesetzt und dann 6
Wochen in Infanterieausbildung gedrillt.
Die Menage war knapp und nach den Fleischtöpfen der Meierei für mein Fassungsvermögen viel zu wenig.
Auch gab es zeitweise schon das berüchtigte Dörrgemüse (oder „Stacheldrahtverhau“). Nach unserer
Ausbildung durften wir endlich auch die Mützenbänder tragen und erhielten gelegentlich Ausgang in der Stadt
Pola. In mondhellen Nächten besuchten uns regelmäßig italienische Flieger, die aber bei der heftigen Abwehr
wenig Schaden anrichteten.
Dann kam die große Entscheidung, welcher speziellen Waffenausbildung wir zugeteilt werden sollten. Da den
meisten keine andere Wahl blieb, meldete auch ich mich zur Torpedowafffe und wurde auch gleich U-tauglich
befunden. Das war aber gar nicht nach meinem Geschmack. Doch wieder entschied ein gütiges Schicksal:
Ich wurde letztlich für die Radio- und Telegraphieausbildung ausgewählt.
Dieser Kurs wurde auf einem alten Holzschiff (1866) „Gamma“, das in der Fisella-Bucht im Hafen von Pola
lag zusammengezogen und verlief unter strengem milit. Reglement. Großer Wert wurde auf das MorseGehörlesen gelegt und (da) erreichte ich (die) beachtliche Zahl von 100 Zeichen pro Minute.
Nach der exakten Prüfung, die vor einer Seeoffizierskommission abzulegen war, erhielt ich die Order und
Zuweisung auf das Hochseetorpedoboot 98M, das allerdings in der Booche di Cattaro (Anm.: Bucht von
Kotor) lag. Ich fuhr mit dem dorthin in See gehenden schnellen Kreuzer „Helgoland“ (30 Sm) mit
Unterbrechung in Sebenico (Anm.: Sibenic) und einer beachtlichen Schießübung ab. Nach 2 Tagen in der
Booche angekommen, suchte ich mir am Liegeplatz das Tboot 98M und meldete mich an Bord, wo ich als 2.
Telegrafist dem Quartiermeister-Telegrafisten Seischegg, einem Südsteirer zugeteilt wurde. Das Boot war ein
modernes Hochseetp. Boot, Baujahr 1913/1915, 250t, 5000PS, 28 Sm/h, Turbinenantrieb, 60m lang, 5,5m
breit, Tiefgang 1,5m, mit 2/7cm Geschützen, 2doppel-Torpedorohren, 38Mann-Besatzung, Kohle- und
Naphtaantrieb.
Das Boot, unter dem Befehl eines Linienschiffsleutnants erhielt gleich am nächsten Abend den Befehl zur
Konvoisicherung nach Durazzo (Anm: Durres in Albanien) auszulaufen. Die Radiostation erhielt immer erst
vor dem Auslaufen den notwendigen Chiffern-Kodex vom Seeoffizier, der nach Beendigung der Aktion immer
abzugeben war.
Nach der Tele. Prüfung wurde ich zum Matr. Gefreiten befördert.
Gleich nach dem Auslaufen, ca. 25 Sm, stießen wir auf ein getauchtes U-Boot, das von uns sofort angegriffen
und mit Wasserbomben bekämpft wurde. Wir fuhren die ganze Nacht mit abgeblendeten Lichtern und
umkreisten mit einem Zerstörer wie Schäferhunde den viel zu langsam fahrenden Konvoi (8-15 Sm) der mit
Kriegsmaterial und Truppenersatz an die albanische Front beladen war. Nachdem wir das Einlaufen des
Transportes in den Hafen von Durazzo (Anm: Durres) noch gesichert hatten, fuhren wir mit äußerster Kraft
wieder Richtung Booche zurück.
Die aufklärenden Flieger von Valona (Anm.: Vlora) griffen nunmehr die zurückfahrenden Schiffe mit
Bordwaffen und leichten Bomben an. Die feindl. Flieger kamen sehr häufig tagsüber über die Booche und
suchten ihre Ziele, wie den Bahnhof von Melije, das Dock, die deutsche U-Boot Station und die Liegeplätze der
Tp. Boote. Trotz Einsatz heftiger Luftabwehr habe ich nie den Absturz eines Fliegers erlebt. Einmal allerdings
traf eine feindliche Bombe einen zum Auslaufen vollbesetzten Transporter im Hafen und tötete 67 Mann.
Nachts schleppten wir unsrige und deutsche U-Boote weit südwärts, um ihnen möglichst viel Betriebsstoff zu
ersparen oder wir liefen, drei Torpedoboote und ein Zerstörer aus, um mit den neuen Horchgeräten feindliche
U-Boote zu orten …
… unerwartet erhielt ich plötzlich 14 Tage Urlaub und fand eine lebensmittelarme und bedrückte Heimat vor.
Vom Urlaub über die bosnische Bahn auf „Erzherzog Karl“ zurückgekehrt, konnte ich bereits eine gewisse
Unruhe feststellen. Nach der Torpedierung eines österr. Spitalschiffes durch die Italiener ergingen von unserer
Radiostation heftige Proteste an das englische und französische Flottenkommando in Malta und Korfu.
Mit Wirkung des Waffenstillstandes Ende Oktober 1918 hatte auch die österr. –ungar. Kriegsmarine zu
bestehen aufgehört.
Ich hatte ein sehr bedrücktes Gefühl als unsere bewährte Flagge von der Rah formlos eingeholt und stattdessen
die jugoslawische gehisst wurde. Zu diesem Zeitpunkt lief auch der französische Zerstörer „Kabyle“ schon als
Unterhändler in die Booche (Bucht) ein, von den Jugos stürmisch mit „Zivio“ begrüßt. Die mit der allgemeinen
Auflösung ihres Eides entbundenen Mannschaften suchten nun je nach Nation schleunigst abzuhauen.
Unser ehem. Kommandant war der Korvettenkapitän Alois Ulbing aus Attersee (Anm.: Oberösterreich).
Die als Restösterreicher zurückkehrenden Leute wurden unter Mitnahme ihrer Seesäcke auf einen an der Boje
liegenden ehem. russ. Passagierdampfer (Anm.: Gäa, ex Fürst Bismarck, Nordatlantikfahrten, 12.130t, 153m,
1909 für die k.u.k. Kriegsmarine angekauft), der während der Kriegszeit als Munitionierungsschiff den
deutschen U-Booten gedient hatte, überschifft und als ich sah, dass der Offiziersstab sich auch anschloss, tat
ich ebenfalls ein gleiches.
Nach den Waffenstillstandsabkommen konnten alle Marineangehörigen außerhalb einer gewissen Zone Süd
unbehelligt heimfahren, während alle Soldaten aus dem Raume Pola, Triest, Fiume (Anm.: Rijeka) in die harte
italienische Gefangenschaft gingen.
Wir fuhren nachts über Spalato (Anm.: Split) nach Fiume (Anm.: Rijeka) und wurden mehrmals von
französischen Kanonenbooten kontrolliert. Unsere Marineoffiziere erwiesen sich jedoch als hervorragende
Dolmetscher.
Wir wurden dann durch den Einfluss unserer Offiziere rasch bahnverladen und dann ging es über Gr.
Kanischa (Anm.: Nagykanisza, ungar.) - Wr. Neustadt - Wien heimwärts wo ich am 13. November 1918 eine
traurige Heimat antraf.
Die Etappen-Nutznießer und Schieber beherrschten die Szene und es wurde fast jeder uniformierte
zurückkehrende Soldat angepöbelt, so dass ich auf meine Uniform verzichtete und in meinen alten Kleidern
ging.
Hatte ich mich bisher mit dem nicht untauglichen Gedanken beschäftigt als Marine-Radio-Telegraphist mir
über die Handelsmarine einen neuen Beruf zu schaffen (denn ich hatte großen Gefallen an dieser Funktion und
relativen Freiheit gefunden) so belehrte mich der Kriegsausgang wieder eines anderen. Ich versuchte wieder
Anschluss an meinen alten Forstberuf zu finden“ …
Die Parte von Anton Rosenauer zierte der k. u. k. Telegraphistenanker von 1908,
welcher seit 15 Jahren auch das Emblem des MFCA ist.
Zusammengestellt von Werner Pfeiffer, 1. Vors. MFCA