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ZÜRCHER UNTERNEHMER l 3 l 2012 l 67 L O C AT I O N G R O U P Rekordmieten und Schlüsselgelder In der neuesten Retail-Marktstudie* der Location Group wurden die 65 beachtenswertesten internationalen Metropolen der Modewelt untersucht. Dabei wurden 850 Retailer, 600 Einkaufsstrassen und 450 Shopping Center unter die Lupe genommen. Teures aber lukratives Pflaster für den Einzelhandel: Die Zürcher Bahnhofstrasse. TEXT URS HUEBSCHER International tätige Anbieter, vor 20 Jahren in der Schweiz noch bedeutungslos, sind auf dem Vormarsch. Davon profitieren die Konsumenten. Der Schweizer Detailhandel wird sich weiter öffnen müssen. Hart umkämpft zeigt sich der Einzelhandel heute. Keine 20 Jahre ist es her, da fand man noch eine heile Welt in der Branche vor. Unter den 25 grössten Anbietern sorgte damals nur gerade der holländische Textilhändler C & A, für etwas Wettbewerb. Inzwischen hat sich das Bild verändert. Immer mehr internationale Konzerne wollen sich einen Teil des lukrativen Schweizer Marktes abschneiden. Vom Umsatzvolumen von 97,8 Mrd. Franken entfielen im letzten Jahr rund 14 Prozent auf ausländische Händler. Vor zehn Jahren waren es nur 8,6 Prozent, im Jahr 1990 noch fast gar nichts. Unabhängig von möglichen Neueintritten wird sich der Preiskampf im Handel weiter verstärken. Expansion internationaler Retailer Die Schweiz ist trotz der schwierigen Bedingungen für «Neueinsteiger» ein äusserst interessanter Markt, denn die Umsätze der Einzelhändler sind dank der nahezu ungebrochenen Nachfrage und dem Zuzug von rund 70 000 meist deutschen Arbeitnehmern stabil geblieben und in einigen Segmenten sogar steigend. Auch oder gerade Luxusanbieter haben in der Schweiz steigende Umsätze verbuchen können, während dies international gesehen im Zuge der Wirtschaftskrise eines der Segmente mit den höchsten Umsatzeinbrüchen ist. Das Interesse der Luxusfirmen zeigt sich am besten im Vergleich der sogenannten Flagship Stores mit Deutschland. Marktführer Louis Vuitton ist siebenmal in der Schweiz und «nur» zehnmal in Deutschland vertreten. Gut halten sich beispielsweise die Luxusläden an der Zürcher Bahnhofstrasse: Die meisten Geschäfte werden nach 2010 das zweitbeste Resultat überhaupt erzielen, wie eine Umfrage bei Uhren-, Lederwaren- und Mode-Läden ergeben hat. Das liege vor allem an den Touristen, namentlich den Chinesen. Die letzte Neuvermietung mit 12 500 Franken pro Quadratmeter Verkaufsfläche im Jahr untermauert, dass das Umsatzpotential an der Bahnhofstrasse von mehr als 100 000 Franken und bis zu 225 000 Franken pro Quadratmeter immer mehr internationale Brands anlockt. Wird eine Ladenfläche frei, gibt es gut und gerne 300 Bewerber dafür. Das Umsatzpotenzial an der Bahnhofstrasse liegt gerade bei Juwelieren oft bei mehr als 100 000 Franken pro Quadratmeter und geht beispielsweise bei Apple bis zu 225 000 Franken pro Quadratmeter im Jahr. Auf der 1,4 Kilometer langen Einkaufsmeile befinden sich 140 Geschäftsflächen mit einem Filialisierungsgrad von 87 Prozent. Das bedeutet, dass nur noch Foto: Location Group 13 Prozent aller Flächen individuell genutzt werden. Dieser Tatsache hat Zürich auch zu verdanken, dass es auf dem dritten Platz der lukrativsten Einzelhandelsstandorte weltweit liegt, direkt hinter Causeway Bay in Hong Kong (14 312 Franken) und der 5th Avenue in New York (19 882 Franken). Ungebremste internationale Expansionen In London eröffnete das Label Forever 21 im 2011 sein erstes Geschäft an der Oxford Street im ehemaligen HMV Entertainment Store auf 3 250 Quadratmetern. Für das Ladenlokal wurde eine Ablösesumme von rund 13,75 Mio. Pfund (etwa 17 Mio. Euro) bezahlt. Der jährliche Mietzins beträgt 3,25 Mio. Euro mit einer festen Vertragslaufzeit von 15 Jahren. Oder ein anderes Beispiel: Kurz bevor Escada 2008 in New York in Insolvenz ging, zahlte der Vermieter Jeff Sutton Escada bereits die beträchtliche Summe von 10 Mio. US-Dollar für die Aufgabe des Ladenlokals. Ausserdem wurde vereinbart, dass Escada am Tag des Auszugs zusätzliche 15 Mio. USDollar erhalten sollte. Nachfolger an der noblen Adresse 715 Fifth Avenue ist Dolce & Gabbana. Der Mietvertrag wurde auf 15 Jahre und über 300 Millionen US-Dollar abgeschlossen. * Die 500 Seiten umfassende Retail-Studie ist für CHF 750.– erhältlich bei www.location.ch.