das schuhmacherhandwerk - Einbecker Geschichtsverein eV
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das schuhmacherhandwerk - Einbecker Geschichtsverein eV
R DAS SCHUHMACHERHANDWERK este irreparabler Schuhe von zahlreichen Grundstücken im Stadtgebiet ermöglichen originalgetreue Rekonstruktionen des in Einbeck vom 13. bis frühen 16. Jh.s üblichen Schuhwerks. Die Schuster verarbeiteten Kalbs-, Rind- und Ziegenleder, seltener Leder aus Hunde-, Schweine- oder Hirschhäuten. Die Sohlen der Schuhe bestanden meist aus Rindsleder, während für die Schuhoberteile Kalbs- oder Ziegenleder bevorzugt wurde. 4 5 7 63 Schuhe des frühen 16. Jh.s: 4 Halbschuh mit vorne liegender Schuhschnalle für einen Erwachsenen. 5 Rahmengenähter Kuhmaulschuh für einen Jugendlichen. 6 Schlupfschuh. 7 Kuhmaulschuh für ein Kind mit Schnalle und Befestigungsriemen. gewiesenen Exemplare aus der Zeit zwischen 1250 und 1350 sind halbhohe und hohe Stiefel mit Schnürverschluß um den Knöchel (Vitrine). Der schönste erhaltene Schuh Einbecks (1) stammt aus der Zeit um 1300. Er ist mit feinen ausgestanzten Mustern aufwendig verziert. Eine charakteristische, europaweite Erscheinung aus der Zeit unmittelbar nach den großen Pestzügen des 14. Jh.s sind bestimmte Formen von Schnabelschuhen (2). Die beiden Schusterheiligen Crispinus und Crispinianus in ihrer Werkstatt. Auf dem Ladentisch liegt das typische Schustermesser mit dem geknickten Rücken. Daneben stehen fertige Schuhe und hölzerne Leisten. Mit dem zweiten typischen Schustermesser, dem Halbmond, wird Leder geschnitten. Rechts an der Wand hängen fertige Kuhmaulschuhe. Tafelbild des zweiten Berner Nelkenmeisters, um 1510. Bis um 1500 handelt es sich durchgängig um „wendegenähte“ Schuhe, die mit der Innen1 seite nach außen über einem Schuhleisten genäht, und anschließend gewendet wurden. Danach kommt als neue Technik der „rahmengenähte“ Schuh auf, 2 der in Einbeck mit einigen „Kuhmaulschuhen“ des 16. Jh.s belegt ist. Bezogen auf unser heutiges Maßsystem variieren die Schuhgrößen zwischen 17 (Babyschuhe) und 50. 3 Entsprechend der Funktion und der jeweiligen Mode gibt es verschiedenartige Schuhtypen. Diese sind, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, in ganz Europa zwischen Skandinavien, England, Frankreich, Italien und der Schweiz verbreitet. Die ältesten in Einbeck nach- Seit der 1. Hälfte des 14. Jh.s finden sich Halbschuhe mit vorn liegendem Schnürverschluß (3). Mit Schuhschnalle wird dieser Schuhtyp noch im frühen 16. Jh. gefertigt (4). Zu diesem Zeitpunkt werden die spitzen oder gerundeten Schuhe des Mittelalters abgelöst von den breiten „Kuhmaulschuhen“, die die Mode der Renaissance und Reformation bestimmen (5 + 7). 8 8 Trippen, universelle Schuhschoner: links 13./14. Jh., rechts frühes 16. Jh. Die relativ dünnen, ledernen Schuhsohlen waren nicht für die Beanspruchung der steinigen oder feuchtschlammigen mittelalterlichen Straßen gedacht. Wer aus dem Haus ging oder sonst seine guten Lederschuhe schonen wollte, benutzte dazu ein zusätzliches Paar hölzerner Trippen (8). In diese konnte man leicht hineinschlüpfen. Ihre hohen mit Eisen beschlagenen Stollen verhinderten, daß man all zu tief im Schlamm versank. Unter den Lederfunden fehlen Fragmente von Taschen, Beuteln, Handschuhen, Gürteln und Bekleidungsstücken. Dies mag unter anderem damit zusammenhängen, daß für diese Gegenstände weicheres mit Fett oder Alaun gegerbtes Leder verwendet wurde, das sich als Bodenfund nicht erhält.