Stärken-Schwächen-Analyse für den Landkreis Soltau
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Stärken-Schwächen-Analyse für den Landkreis Soltau
- Stärken-Schwächen-Analyse für den Landkreis Soltau-Fallingbostel Baustein II im Rahmen des Integrierten Entwicklungskonzeptes NIEDERSÄCHSISCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG Stärken-Schwächen-Analyse für den Landkreis Soltau-Fallingbostel Baustein II im Rahmen des Integrierten Entwicklungskonzeptes im Auftrag des Landkreises Soltau-Fallingbostel und seiner Kommunen sowie der Sparkassen Soltau und Walsrode Hannover, den 8. Januar 2003 Königstraße 53 ! 30175 Hannover ! " 0511 / 12 33 16 30 ! Telefax 0511 / 12 33 16 55 ! e-mail: [email protected] Vorstand: Prof. Dr. Ludwig Schätzl (Vorsitz) ! Prof. Dr Lothar Hübl (Stellvertr.) ! Geschäftsführer: Dr. Rainer Ertel II Landkreis Soltau-Fallingbostel Der vorliegende Baustein ist Teil des Projektes Integriertes Entwicklungskonzept für den Landkreis Soltau-Fallingbostel im Auftrag des Landkreises Soltau-Fallingbostel und seiner Kommunen sowie der Sparkassen Soltau und Walsrode Auftragnehmer für das Gesamtprojekt IES Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH Lister Str. 14 30169 Hannover Bausteine des Projektes Baustein I: Perspektiven des ländlichen Raums (IES) Baustein II Stärken-Schwächen-Analyse (NIW) Baustein III: Entwicklungskonzept (IES) Bearbeiter des vorliegenden Bausteins II Stärken-Schwächen-Analyse Prof. Dr. Hans-Ulrich Jung (Projektleiter im NIW) Dipl.-Geogr. Kai Weber (NIW) Dipl.-Geogr. Matthias Franck (NIW) N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung Königstraße 53 30175 Hannover Tel.: 0511 / 12 33 16 30 Fax: 0511 / 12 33 16 55 E-Mail: [email protected] Der Band ist zu beziehen durch: Landkreis Soltau-Fallingbostel Wirtschaftsförderung und Raumplanung Winsener Str. 17 29614 Soltau Tel.: 05191 / 970 – 673 / 714 Fax: 05191 / 970 - 753 [email protected] [email protected] III Stärken-Schwächen-Analyse Stärken- und Schwächen-Analyse für den Landkreis Soltau-Fallingbostel Baustein II des Integrierten Entwicklungskonzeptes Seite 1. 2. 3. GRUNDZÜGE DER RAUMSTRUKTUR UND DER STANDORTBEDINGUNGEN 1 1.1 Raum- und Siedlungsstruktur 1 1.2 Großräumliche Lage und Verkehrsinfrastruktur 2 1.3 Flächennutzung und Umweltpotenziale 6 1.4 Wirtschaftsstandorte und Arbeitsmarktverflechtungen 9 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG UND WOHNBAUTÄTIGKEIT 11 2.1 Bevölkerungsentwicklung 11 2.2 Altersstruktur der Bevölkerung 16 2.3 Wohnbauflächenangebot und Wohnbautätigkeit 19 2.3.1 Wohnbauflächenangebot 19 2.3.2 Wohnbautätigkeit 21 WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND WIRTSCHAFTLICHER STRUKTURWANDEL 23 3.1 Grundzüge der Wirtschaftsstruktur 23 3.2 Wirtschafts- und Beschäftigtenentwicklung insgesamt 27 Wirtschaftliches Wachstum Beschäftigtenentwicklung 3.3 Struktur und Entwicklung des Produzierenden Gewerbes 32 Branchenstrukturen Sonstige strukturelle Merkmale Entwicklung des Produzierenden Gewerbes insgesamt 3.4 3.5 Struktur und Entwicklung der Dienstleistungen 40 3.4.1 Bedeutung der Dienstleistungen 40 3.4.2 Einzelhandel 42 3.4.3 Distributions- und Verkehrssektor 44 3.4.4 Tourismus und Freizeitwirtschaft 46 3.4.5 Gesundheits- und Sozialwesen 56 3.4.6 Finanzdienstleistungen und unternehmensbezogene Dienstleistungen 58 3.4.7 Gebietskörperschaften unter besonderer Berücksichtigung des Militärischen Sektors 60 3.4.8 Entwicklung der Dienstleistungen insgesamt 67 Unternehmensgründungen 68 IV Landkreis Soltau-Fallingbostel Seite 4. ARBEITSMARKT UND EINKOMMEN 4.1 6. 7. Entwicklung des Arbeitskräfteabgebots 70 4.1.1 Entwicklung der Erwerbsfähigen 70 4.1.2 Entwicklung der Erwerbsbeteiligung 70 4.1.3 Überregionale Arbeitsmarktverflechtungen 73 4.2 Arbeitslosigkeit 74 4.3 Frauen- und Teilzeitbeschäftigung 75 4.4 Ausbildung und Qualifikation 77 4.4.1 Berufliche Erstausbildung 77 4.4.2 Qualifkation der Beschäftigten 4.5 5. 70 79 Löhne und Einkommen 82 4.5.1 Löhne und Entgelte 83 4.5.2 Pro-Kopf-Einkommen 84 KOMMUNALE FINANZEN 87 5.1 Steuereinnahmen 87 5.2 Ausgewählte Positionen der Ausgabenseite (noch offen) 95 WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG UND GEWERBEFLÄCHEN 99 6.1 Wirtschaftsförderung auf Landkreisebene 99 6.2 Wirtschaftsförderung in den Städten und Gemeinden 99 6.3 Gewerbeflächennachfrage und -angebot 101 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG UND PERSPEKTIVEN 103 7.1 Raumstruktur und Standortbedingungen 103 7.2 Bevölkerung und Wohnen 106 7.3 Wirtschaftlicher Strukturwandel und wirtschaftliche Entwicklung 108 7.4 Unternehmerischer Strukturwandel und Unternehmensgründungen 115 7.5 Innovationsorientierung und Qualifizierung 118 7.6 Kommunale Finanzen 119 7.7 Wirtschaftsförderung und Standortmarketing 121 V Stärken-Schwächen-Analyse Vorwort Der Landkreis Soltau-Fallingbostel, seine Kommunen sowie die Sparkassen Soltau und Fallingbostel haben im Mai 2002 das IES Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung an der Universität Hannover mit der Erarbeitung eines Integrierten Entwicklungskonzeptes für den Landkreis Soltau-Fallingbostel beauftragt. Dieses Entwicklungskonzept wird in seiner Endfassung aus drei Bausteinen bestehen I. Perspektiven des ländlichen Raums, II. Stärken-Schwächen-Analyse, III. Entwicklungskonzept. Das NIW wurde vom IES beauftragt, die Stärken-Schwächen-Analyse (Baustein II) zu erarbeiten. Im Rahmen der Arbeiten wurden zahlreiche Materialien und Dokumente ausgewertet, u.a. das vorliegende Regionale Raumordnungsprogramm für den Landkreis Soltau-Fallingbostel. Zentrale Grundlagen für die notwendigen regionalwirtschaftlichen Analysen waren u.a. Auswertungen der umfangreichen Regionaldatenbanken des NIW. Darüber hinaus wurden Fachgespräche mit der Landkreisverwaltung geführt. Besonderes Gewicht hatten im Rahmen der Stärken-Schwächen-Analyse Gesprächsrunden mit Hauptverwaltungsbeamten und Mitarbeitern in allen Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) sowie im Gemeindefreien Bezirk Osterheide, die im August 2002 durchgeführt wurden. Die Gespräche hatten neben einer ersten Überprüfung der Grundlagenanalysen die Zielsetzungen - die Entwicklungschancen und -hemmnisse der jeweiligen Stadt/Gemeinde/Samtgemeinde zu diskutieren, - bestehende Planungen und Projekte sowie ggf. Projektideen aufzunehmen, - die gemeindespezifischen Positionen zu den verschiedenen Konflikt- und Handlungsfeldern im Landkreis zu erfassen sowie - die Möglichkeiten und die Grenzen von gemeindeübergreifenden Zielen und Aktivitäten abzuschätzen. Themenschwerpunkte der Gespräche mit den Städten und Gemeinden/Samtgemeinden waren - Bevölkerungsstruktur und -entwicklung, Wohnbauentwicklung, - Struktur und Entwicklung der örtlichen Wirtschaft, - Situation des lokalen Einzelhandels, - Bedeutung und Entwicklung von Tourismus und Freizeitwirtschaft, - Verkehrssituation, Engpässe und Handlungsbedarfe, - Gewerbeflächensituation und –entwicklung, - Wirtschaftsförderungsaktivitäten der Stadt bzw. Gemeinde sowie - Kommunale Finanzen. Im Rahmen und im Nachgang dieser Gespräche wurden von den Gemeinden zahlreiche weiterführende Auswertungen und Dokumente zur Verfügung gestellt. VI Landkreis Soltau-Fallingbostel Am 30. September wurden grundlegende Ergebnisse der Stärken-Schwächen-Analyse in einer Veranstaltung im Kurhaus Bad Fallingbostel der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Entwürfe der Stärken-Schwächen-Analyse wurden ausführlich in der Lenkungsgruppe für das Integrierte Entwicklungskonzept diskutiert. Darüber hinaus haben alle Städte und Gemeinden in Form schriftlicher Stellungnahmen ihre Kritik und Anregungen sowie Wünsche hinsichtlich ergänzender Analysen eingebracht. Die Hilfsbereitschaft sowie die offene und konstruktuive Diskussion der regionalen Entwicklungsprobleme und –chancen im Landkreis haben die Arbeit der Gutachter sehr erleichtert. Soweit als möglich wurden alle Anliegen in den endgültigen Text eingearbeitet. Die Arbeiten wurden am NIW unterstützt durch Herrn Klaus-Jürgen Hentschel (Datenbanken und Graphik) sowie die Studentischen Mitarbeiter Mareike Bode (Recherchen, Dokumentation der Gemeindegespräche, Redaktionsarbeiten), Oliver König (statistische Auswertungen, Redaktionsarbeiten) und Hendrik Nee (Karten). Wir möchten uns bei allen Beteiligten herzlich bedanken. 1 1. Stärken-Schwächen-Analyse GRUNDZÜGE DER RAUMSTRUKTUR UND DER STANDORTBEDINGUNGEN 1.1 Raum- und Siedlungsstruktur Der Landkreis Soltau-Fallingbostel mit 140.000 Einwohnern 1 ist Teil des dünn besiedelten, ländlich geprägten Raums im mittleren Niedersachsen, gelegen zwischen dem Verdichtungsraum Hamburg mit den Landkreisen Harburg und Lüneburg im Norden, dem Verdichtungsraum Bremen mit dem Landkreis Verden im Nordwesten und der Region Hannover im Süden. Im Westen schließen sich die ebenfalls ländlich strukturierten Landkreise Nienburg und Rotenburg (Wümme) sowie im Osten Uelzen und Celle an (Karte 1). 2 Ländlicher Raum zwischen den Verdichtungsräumen Hamburg, Hannover und Bremen Mit insgesamt 75 Einwohnern je km , in Teilräumen sogar weniger als 50 Einwoh2 nern je km zählen der Landkreis Soltau-Fallingbostel und sein Umfeld zu den Regionen mit der geringsten Bevölkerungsdichte in Deutschland. Grund für die dünne Besiedlung sind neben der ländlichen Struktur auch die naturräumlichen Potenziale und der beträchtliche Umfang militärischer Sperrgebiete. Dünn besiedelter ländlicher Raum Von den fast 1.900 km² Fläche des Landkreises entfallen beispielsweise alleine 132 km² (7,1 %) auf das Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ im Norden sowie 178 km² (9,4 %) auf den Gemeindefreien Bezirk Osterheide (NATOTruppenübungsplatz Bergen). Insgesamt besteht der Landkreis SoltauFallingbostel zu 2 Hohe Anteile von militärischen Übungsflächen sowie Landschaftsschutzund Naturschutzgebieten - 17 % aus den drei militärischen Übungsplätzen Munster-Süd und -Nord sowie Bergen, - 9 % aus Landschaftsschutzgebieten, - 8 % aus Naturschutzgebieten. Damit ist auf rund einem Drittel der Fläche des Kreisgebietes eine Siedlungsentwicklung ausgeschlossen bzw. nur in eingeschränktem Umfang möglich. Der Landkreis Soltau-Fallingbostel (Karte 2) umfasst die fünf Städte - Walsrode (24.100 Einwohner 3), - Soltau (21.900 Einwohner), - Schneverdingen (18.400 Einwohner), - Munster (17.800 Einwohner) und - Bad Fallingbostel (11.700 Einwohner), des weiteren die vier Einheitsgemeinden - Bomlitz (7.100 Einwohner), - Bispingen (6.000 Einwohner), 1 2 3 1.1.2001 Landkreis Soltau-Fallingbostel: Regionales Raumordnungsprogramm 2000 1.1.2001 2 - Neuenkirchen (5.800 Einwohner) und - Wietzendorf (3.800 Einwohner) Landkreis Soltau-Fallingbostel sowie im Aller-Leine-Tal die drei Samtgemeinden - Schwarmstedt (11.300 Einwohner), - Ahlden (6.600 Einwohner) und - Rethem (4.900 Einwohner). Darüber hinaus liegt im Osten des Kreisgebietes der Gemeindefreie Bezirk Osterheide (900 Einwohner 4). Kein dominierendes Zentrum, sondern drei Mittelzentren 1.2 Der Landkreis Soltau-Fallingbostel verfügt über kein dominierendes Zentrum wie beispielsweise die benachbarten Landkreise Celle oder Lüneburg. Kreissitz ist die Stadt Bad Fallingbostel, Teilfunktionen der Kreisverwaltung sind zudem in der Stadt Soltau ansässig. Nach dem Landesraumordnungsprogramm 5 sind die drei Städte Walsrode, Soltau und Munster als Mittelzentren dargestellt. Die Kernorte der Städte Schneverdingen und Bad Fallingbostel sowie der Einheits- und Samtgemeinden 6 sind als Grundzentrum eingestuft 7. Großräumliche Lage und Verkehrsinfrastruktur Landkreis im Spannungsfeld der großen Verdichtungsräume Hamburg, Hannover und Bremen Der Landkreis Soltau-Fallingbostel liegt zentral im Spannungsfeld der großen norddeutschen Verdichtungsräume Hamburg im Norden und Hannover im Süden sowie mit Einschränkungen auch Bremen im Nordwesten (Karte 3). Von der Kreisgrenze aus sind es nach Hannover etwa 30 km, nach Hamburg etwa 45 km und nach Bremen etwa 50 km. Randbereiche gerade noch im Einfluss der Suburbanisierungsprozesse Bei diesen Entfernungen profitieren zumindest die entsprechenden Randbereiche des Landkreises, v.a. die Samtgemeinden Schwarmstedt und Ahlden im Süden sowie die Stadt Schneverdingen und die Gemeinde Bispingen im Norden von Suburbanisierungstendenzen, d.h. der Zuwanderung von Bevölkerung aus den Kernbereichen der Verdichtungsräume in das nähere und weitere Umland. Außerordentliche Standortgunst durch zentrale Achsen der Bundesautobahnen A 7 und A 27 Die Anbindung an die umliegenden Verdichtungsräume über die Autobahnen - A 7 (Skandinavien - Hamburg - Hannover - Süddeutschland) und - A 27 (Nordseeküste - Bremen - Walsroder Dreieck, A 7) ist sehr gut. Insbesondere bei der A 7 handelt es sich um eine überregional bis international bedeutende Verkehrsachse. Diese außerordentliche Lagegunst hat die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises Soltau-Fallingbostel in der 4 5 6 7 ohne 800 deutsche und 1.200 britische nicht meldepflichtige Mitglieder der Streitkräfte und deren Angehörige (Quelle: GB Osterheide) Landesraumordnungsprogramm 1994, unverändert im Entwurf 2002 Grundzentrum in der SG Ahlden ist die Ortschaft Hodenhagen Landkreis Soltau-Fallingbostel: Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Karte 1: Großräumliche Lage des Landkreises Soltau-Fallingbostel Bevölkerungsdichte und Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern Kreise und kreisfreie Städte Bevölkerung ab 100.000 Einwohner am 1.1.2000 (absolut) 100000 2000000 Bevölkerungsdichte (Einwohner je qkm) am 1.1.2000 1179 505 244 167 129 95 und mehr bis unter 1179 bis unter 505 bis unter 244 bis unter 167 bis unter 129 unter 95 4 Landkreis Soltau-Fallingbostel Vergangenheit - vor allem in Hinblick auf bestimmte Distrubutionsfunktionen - außerordentlich beflügelt. Direkte Erreichbarkeit der Autobahnen aus fast allen Standorten Aus den meisten Städten und Gemeinden kann die nächste Autobahnanschlussstelle zügig erreicht werden. Lediglich aus der Stadt Schneverdingen, der Gemeinde Neuenkirchen sowie der Samtgemeinde Rethem ist die Entfernung mit jeweils rund 15 km etwas weiter und führt durch Ortsdurchfahrten. Anbindung in Richtung Ost, Südwesten und Nordwesten weniger gut Während die straßenverkehrliche Erreichbarkeit aller drei norddeutschen Verdichtungsräume über die Nord-Süd-Achse A 7 und die A 27 hervorragend ist, ist die Anbindung Richtung Osten, Südwesten und Richtung Nordwesten weniger gut ausgebaut. Hier ist der Landkreis lediglich über Bundesstraßen angebunden, in deren Verlauf Ortsdurchfahrten z.T. für Engpässe sorgen. Hierzu zählen die - B 3 Buchholz (A 1) - Schneverdingen - Soltau - Bergen - Celle - B 71 Rotenburg - Neuenkirchen -- Soltau (A 7) - Munster - Uelzen - Salzwedel, - B 209 Bad Fallingbostel (A 7) - Walsrode - Rethem - Nienburg, - B 214 Celle - Schwarmstedt - Nienburg, - B 440 Bad Fallingbostel / Dorfmark (A 7) - Visselhövede - Rotenburg Die wichtigsten den Landkreis Soltau-Fallingbostel betreffenden regionalen und überregionale Planungsvorhaben im Straßenverkehr sind Erschließung im Schienenverkehr ... - die Einrichtung einer Anschlussstelle „Zentralheide“ (Bispingen-Süd) an der A 7 zur Verbesserung der verkehrlichen Anbindung der Städte und Gemeinden im nördlichen Kreisgebiet, - der sechs-streifige Ausbau der A 7 zwischen der Anschlussstelle Soltau-Ost und dem Dreieck Walsrode sowie - der Neubau der A 39, die u.a. durch den Landkreis Uelzen führen wird und die überregionale Erreichbarkeit des Landkreises im Osten verbessern wird. Im Schienenverkehr ist die großräumliche Anbindung des Landkreises erheblich ungünstiger als im Straßenverkehr. Die Hauptstrecken der Bundesbahn Hannover - Hamburg und Hannover - Bremen umfahren das Kreisgebiet weiträumig. Das Kreisgebiet wird lediglich von den zwei nicht elektrifizierten Strecken erschlossen: - der „Heidebahn“ (Hannover) - Bennemühlen - Walsrode - Soltau - Buchholz (Hamburg) (Kursbuchstrecke 123) sowie der Bahnstrecke - der „Amerika-Linie“ Bremen - Langwedel - Soltau - Munster - Uelzen (Kursbuchstrecke 116). Haltepunkte im Landkreis Soltau-Fallingbostel gibt es entlang der Heidebahn in Lindwedel, Schwarmstedt, Hademstorf, Eickeloh, Hodenhagen, Walsrode, Bad Fallingbostel, Dorfmark, Soltau, Wolterdingen, Hemsen, Schneverdingen und Wintermoor. Die Bahnstrecke Bremen - Uelzen verfügt über Haltepunkte in Soltau und Munster. Beide Linien kreuzen sich im Bahnhof Soltau. Für den Güterverkehr von Bedeutung sind darüber hinaus die OHE-Strecken Soltau-Lüneburg und Celle-Soltau sowie der OHE-Bahnhof in Soltau. Die OHE führt Karte 2: Städte und Gemeinden (Samtgemeinden) im Landkreis Soltau-Fallingbostel Verwaltungsgliederung im Landkreis Soltau-Fallingbostel Gemeinden bzw. Samtgemeinden (Verwaltungseinheiten) im Landkreis Soltau-Fallinigbostel Schneverdingen,St. Bispingen Neuenkirchen Soltau,St. Munster,St. Wietzendorf Bomlitz Fallingbostel,St. Walsrode,St. Osterheide Häuslingen Böhme Hodenhagen SG Rethem/Aller Rethem Frankenfeld Ahlden SG Ahlden Grethem Eickeloh Hademstorf Gilten Essel SG Schwarmstedt Schwarmstedt Buchholz Lindwedel 6 Landkreis Soltau-Fallingbostel seit vielen Jahren den gesamten Schienengüterverkehr im Landkreis im Auftrag der DB durch. Geringe Attraktivität der Schienenanbindung an die großstädtischen Zentren Vor dem Hintergrund der Fahrzeiten und insbesondere der Taktfrequenzen ist die Anbindung an die großstädtischen Zentren Hannover, Hamburg und Bremen im Personenschienenverkehr ausgesprochen unattraktiv: - Beispielsweise benötigt die durchgehende Regionalbahn von Bremen nach Soltau eineinhalb Stunden. - Von Soltau nach Hamburg sind es im schnellsten Fall 1 Std. 20 Min. mit Umsteigen in Buchholz. - Die Fahrzeit von Walsrode nach Hannover beträgt (mit der durchgehenden Regionalbahn, d.h. ohne Umsteigen in Bennemühlen) eine Stunde. Die wichtigsten den Landkreis Soltau-Fallingbostel betreffenden regionalen und überregionalen Planungsvorhaben im Schienenverkehr sind - der Ausbau bzw. Neubau der Hochgeschwindigkeitsstrecken Hannover - Hamburg und Hannover - Bremen (Y-Trasse). Gefordert wird vom Landkreis SoltauFallingbostel in diesem Zusammenhang ein Haltpunkt Walsrode-Süd mit Übergang zur Kursbuchstrecke 123. - der Ausbau der „Heidebahn“ (Kursbuchstrecke 123) sowie Ausbau und Elektrifizierung der „Amerika-Linie“ (Kursbuchstrecke 116) zur Erhöhung der Geschwindigkeit sowie zur Verbesserung der Taktfrequenzen, - die Ausweitung des S-Bahnnetzes der Region Hannover in den Landkreis Soltau-Fallingbostel hinein sowie - insgesamt eine Attraktivitätssteigerung der Bahnhöfe und Bahnhofsumfelder in den Grund- und Mittelzentren. Güterverkehrszentrum in Harber Im Güterverkehr wird der Ausbau eines Güterverkehrszentrums in Harber angestrebt. Sehr gute Anbindung an leistungsfähige Verkehrsflughäfen Vergleichsweise günstig ist vor allem aus dem südlichen Kreisgebiet die Erreichbarkeit des internationalen Verkehrsflughafens Hannover-Langenhagen über die direkten Autobahnverbindungen A 27 bzw. A 7 und A 352. Für das nördliche Kreisgebiet spielt die Anbindung an den internationalen Verkehrsflughafen Hamburg-Fuhlsbüttel eine Rolle. Im Westen ist der Flughafen Bremen gut erreichbar. 1.3 Flächennutzung und Umweltpotenziale Naturräumliche Potenziale Die ländliche Prägung des Landkreises Soltau-Fallingbostel und sein naturräumliches Potenzial lässt sich anhand der Anteile verschiedener Arten der Flächennutzung verdeutlichen: - 8 Die bebaute Fläche des Landkreises macht lediglich knapp 8% (72 8) der Gesamtfläche aus. Das ist noch weniger als im Regierungsbezirk Lüneburg Bundesgebiet West = 100 Karte 3: Grundzüge der Raumstrukturen im mittleren Niedersachsen IC ICE IC IC ICE IC IC IC IC IC ICE IC ICE Autobahnen Pendlerbilanz (Einpendler abzgl. Auspendler) 2000 in % d. SVaW Bundesstraßen > +50 % wichtige Bahnstrecken +10 % bis < +50 % IC ICE wichtige Bahnhöfe Flughäfen -10 % bis < +10 % -30 % bis < -10 % -50 % bis < -30 % < - 50 % Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort 2000 200.000 Kartengrundlage: ÜKN 1:500.000 Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen (Maßstab verändert) 50.000 10.000 2.000 NIEDERSÄCHSISCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG 8 Landkreis Soltau-Fallingbostel insgesamt (86). Prägend für die bebauten Flächen im Landkreis sind ländliche Siedlungen und dörfliche Strukturen. - Der Anteil der Landwirtschaftsfläche zeigt, dass der Landkreis trotz seiner ländlichen Strukturen nur unterdurchschnittlich durch landwirtschaftliche Nutzungen geprägt ist. Landwirtschaftsflächen machen im Landkreis Soltau-Fallingbostel nur 40% (74) des Kreisgebietes aus. Dieser Anteil ist im Regierungsbezirk Lüneburg (107) und im Land Niedersachsen (113) deutlich höher. - Waldflächen sind mit 32 % (107) der Gesamtfläche überdurchschnittlich vertreten. Innerhalb des Landkreises ist der Waldanteil insbesondere in den Gemeinden Bispingen (48 %) und Bomlitz (44 %) sowie in der Stadt Soltau (43 %) hoch. Damit haben Waldflächen im Landkreis eine deutlich größere Bedeutung als im Regierungsbezirk Lüneburg (80) und in Niedersachsen insgesamt (71). - Wasserflächen haben im Landkreis Soltau-Fallingbostel mit knapp 1% (40) nur einen unterdurchschnittlichen Anteil. Erwartungsgemäß ist die Bedeutung im Aller-Leine-Tal am größten (SG Ahlden 3,8%, SG Rethem/Aller 2,8% und SG Schwarmstedt 2,1%). Potenziale für Tourismus und Freizeitnutzungen sowie Wohnstandortqualität Die ländliche Struktur des Landkreises und insbesondere seine naturräumlichen Qualitäten bieten Potenziale für naturnahe Tourismus- und Freizeitnutzungen, kulturlandschaftliche „Highlights“ und sind wichtige weiche Standortfaktoren für die Wohnbevölkerung. Der Landkreis Soltau-Fallingbostel hat Anteil an drei großen naturräumlichen Einheiten 9: Lüneburger Heide - Mehr als zwei Drittel des Landkreises zählen zur Lüneburger Heide. Das nordöstliche Kreisgebiet ist Teil der „Hohen Heide“ und der gesamte mittlere Teil gehört zur „Südheide“. Das Gebiet der „Hohen Heide“ ist einerseits geprägt durch die historische Heidelandschaft mit Zwergstrauch- und Wacholderheiden, andererseits durch die Ruderalflächen, die z.T. militärisch genutzt werden (Truppenübungsplatz Munster-Nord und –Süd). Der Bereich der „Südheide“ ist u.a. gekennzeichnet durch alte Waldgebiete sowie sensible Moor- und Flußniederungsbereiche, aber auch landschaftstypische Bebauung sowie ebenfalls militärische Nutzungen (Truppenübungsplatz Bergen). Auf den militärischen Flächen bestehen z.T. Kontaminationen. Dieses betrifft insbesondere den Übungsplatz Munster-Nord. Stader Geest - Ein kleiner Teil des westlichen Kreisgebietes zählt zur „Stader Geest“ mit der Wümmeniederung im Nordwesten und mit einem kleinen Streifen der AchimVerdener Geest im Westen. Hier sind v.a. die zahlreichen und unterschiedlichen Feuchtgebiete charakteristisch. Allertal - Etwa ein Viertel des Kreisgebietes wird im Süden vom Allertal eingenommen. Hierzu gehören unterschiedliche Talauen, Dünen-Talsandgebiete und Moorgebiete. Im stärker durch kontinentales Klima geprägten östlichen Teil des WeserAller-Flachlandes sind u.a. zahlreiche ehemalige Torfstechgebiete und Moorlandschaften zu finden, die jedoch z.T. nicht mehr ganz intakt sind. Schutzmaßnahmen im Bereich der Lünebuger Heide Da große Teilbereiche der Lüneburger Heide intensiv durch den Fremdenverkehr genutzt werden, sind hier in den letzten Jahren zunehmend Schutzmaßnahmen getroffen worden, um den Naturraum nicht zu zerstören. U.a. aus diesem Grund 9 Landkreises Soltau-Fallingbostel: Regionales Raumordnungsprogramm, 2000 9 Stärken-Schwächen-Analyse wird versucht, weitere Erholungsgebiete im Landkreis zu erschließen, die den Naturraum Lüneburger Heide entlasten und weitere Tourismuspotenziale ausschöpfen (z.B. Rhiens-Heide). Eine Entlastung ist u.a. auch bei den diversen Moorflächen notwendig, die z.T. bereits stark degradiert sind, z.B. Westenholzer und Esseler Bruch, Wittmoor bei Südkampen, Wietzenbruch sowie das Teweler und Grauener Moor. Diese Moorflächen befinden sich im Niedersächsischen Moorschutzprogramm. 1.4 Schutz von Moorflächen Wirtschaftsstandorte und Arbeitsmarktverflechtungen Unter den Arbeitsplatzzentren innerhalb des Landkreises Soltau-Fallingbostel hat die Stadt Soltau mit rund 10.000 Beschäftigten die größte Bedeutung. Mit deutlichem Abstand folgen die Städte Walsrode (6.900 Beschäftigte), Bad Fallingbostel (4.400 Beschäftigte), Munster (4.200 Beschäftigte) und Schneverdingen (4.000 Beschäftigte). Weitere wichtige Wirtschaftsstandorte sind die Gemeinden Bomlitz (3.200 Beschäftigte) und Bispingen (2.200 Beschäftigte) sowie die Samtgemeinde Schwarmstedt (2.100 Beschäftigte). Größte Arbeitsplatzzentren: Stadt Soltau sowie Städte Walsrode, Bad Fallingbostel, Munster und Schneverdingen Die größte Arbeitsplatzzentralität - dargestellt anhand der Pendlerbilanz - haben die Stadt Soltau mit 2.700 Einpendlern, d.h. einem Einpendlerüberschuss von 37 % 10 und die Gemeinde Bomlitz (600, 23 %). Ebenfalls einen positiven Pendlersaldo haben die Stadt Bad Fallingbostel (400, 11 %) und die Gemeinde Bispingen (200, 10 %). Bei allen genannten Städten und Gemeinden steht die Funktion als Wirtschaftsstandort gegenüber der Wohnstandortfunktion mehr oder weniger deutlich im Vordergrund. Nur geringe Auspendlerüberschüsse, d.h. ein noch ausgewogenes Verhältnis von Arbeits- und Wohnfunktionen haben die Städte Walsrode (-13 %) und Munster (-15 %). Arbeitsplatzzentralität Alle übrigen Gemeinden haben höhere Auspendlerüberschüsse, womit hier die Wohnfunktionen eindeutig im Vordergrund stehen. Besonders deutlich wird dies bei der SG Rethem / Aller (-62 %), der Gemeinde Neuenkirchen (-50 %) der SG Schwarmstedt (-46 %) und der Gemeinde Wietzendorf (-43 %). Einen ebenfalls deutlichen, wenn auch geringeren Auspendlerüberschuss haben die SG Ahlden (-36 %) und die Stadt Schneverdingen (-30 %). Wohnstandorte Eine nähere Betrachtung der Pendlerströme verdeutlicht die engen Verflechtungen des Landkreises mit den umliegenden Verdichtungsräumen Hannover und Hamburg sowie eingeschränkt auch mit Bremen. Darüber hinaus bestehen enge Pendlerbeziehungen mit den Landkreisen Rotenburg und Celle. Arbeitsmarktverflechtungen des Landkreises mit den Verdichtungsräumen Hannover und Hamburg Bei rund 40.000 Beschäftigten am Arbeitsort im Landkreis Soltau-Fallingbostel werden ca. 7.000, d.h. 18 % der Arbeitsplätze von Einpendler aus anderen Regionen eingenommen. An der Spitze stehen hierbei die Landkreise Rotenburg und Celle, aus denen jeweils über 1.000 Beschäftigte einpendeln (Übersicht 1.4-1). 18 % der Arbeitsplätze von Einpendlern (über die Kreisgrenze) eingenommen 10 Einpendler abzgl. Auspendler in v.H. der Sozialversicherungspfl. Beschäftigten am Wohnort 10 Übersicht 1.4-1 Landkreis Soltau-Fallingbostel Pendlerverflechtungen des Landkreises Soltau-Fallingbostel Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 30.6.1999 Auspendler abs. Beschäftigte am Wohnort Einpendler in % in % der Besch. der Pendler 44.341 100,0 Nichtpendler 33.113 74,7 Auspendler 11.228 25,3 abs. Beschäftigte am Arbeitsort Pendlerbilanz in % in % abs. der Besch. der Pendler 39.927 100,0 33.113 82,9 6.814 17,1 100,0 in % der Besch. 100,0 Einpendler Pendlerbilanz (Ein- abz. Auspendler) Stadt Hannover 2.082 Landkreis Hannover 1.509 Region Hannover 3.591 4,7 3,4 8,1 18,5 13,4 32,0 158 374 532 0,4 0,9 1,3 2,3 5,5 7,8 -4.414 -1.924 -1.135 -3.059 -10,0 -4,3 -2,6 -6,9 Stadt Hamburg LK Harburg Raum Hamburg 1.639 654 2.293 3,7 1,5 5,2 14,6 5,8 20,4 207 292 499 0,5 0,7 1,2 3,0 4,3 7,3 -1.432 -362 -1.794 -3,2 -0,8 -4,0 Stadt Bremen LK Verden Raum Bremen 379 699 1.078 0,9 1,6 2,4 3,4 6,2 9,6 85 327 412 0,2 0,8 1,0 1,2 4,8 6,0 -294 -372 -666 -0,7 -0,8 -1,5 876 208 253 823 2,0 0,5 0,6 1,9 7,8 1,9 2,3 7,3 1.109 283 360 1.258 2,8 0,7 0,9 3,2 16,3 4,2 5,3 18,5 233 75 107 435 0,5 0,2 0,2 1,0 LK Rotenburg LK Nienburg LK Lüneburg LK Celle Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung 8/2002 Jeder vierte Erwerbstätige Auspendler (über die Kreisgrenze) Von den etwa 45.000 Beschäftigten am Wohnort gehen über 11.000 oder 25 % als Auspendler in anderen Regionen einer Erwerbstätigkeit nach. Wichtigste Zielregion von Pendlern aus dem Landkreis Soltau-Fallingbostel ist mit 3.600 Beschäftigten die Region Hannover. Mit einigem Abstand folgt der Raum Hamburg (2.300 Auspendler). Etwas geringere Bedeutung für die Beschäftigen im Landkreis haben der Raum Bremen (1.100) sowie die Landkreise Rotenburg und Celle (jeweils 850). Damit ergibt sich per Saldo ein Auspendlerüberschuss oder „Arbeitsplatzdefizit“ von etwa 4.500 Personen oder 10 %. Überregionale Pendlerverflechtungen Insgesamt gesehen sind die Pendlerverflechtungen nach Süden (Region Hannover, Landkreise Celle und Nienburg) stärker als in Richtung Norden (Raum Hamburg, Landkreis Lüneburg). Weniger stark ausgeprägt sind die Pendlerbeziehungen in Richtung Westen (Raum Bremen, Landkreis Rotenburg). Auch bei isolierter Betrachtung der umliegenden Zentren ist die Bedeutung der Landeshauptstadt Hannover größer als die der Stadt Hamburg. Die Stadt Bremen spielt im Vergleich der großstädtischen Wirtschaftszentren nur eine geringe Rolle. Innerhalb des Landkreises sind allerdings die nördlichen Städte und Gemeinden mit dem Zentrum Soltau sehr stark mit dem Hamburgischen Wirtschaftsraum und das südliche Kreisgebiet mit den Arbeitsplatzzentren Fallingbostel, Fallingbostel und Walsrode stärker mit der Region Hannover verflochten. 11 2. Stärken-Schwächen-Analyse BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG UND WOHNBAUTÄTIGKEIT Die Bevölkerungsstruktur und -entwicklung sowie die Zusammensetzung der Bevölkerung nach Altersgruppen bilden wichtige Rahmendaten für die regionalwirtschaftliche Entwicklung. Sie sind nicht nur eine grundlegende Bestimmungsgröße für das Angebot an Arbeitskräften auf dem regionalen Arbeitsmarkt, sondern prägen auch in wesentlichen Zügen die Nachfrage der Bevölkerung und der Haushalte in der Region nach haushaltsorientierten Dienstleistungen, nach Wohnungen sowie nach Infrastrukturleistungen und sonstigen öffentlichen Dienstleistungen. Die Entwicklung der auf die lokalen Märkte ausgerichteten Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe einer Region hängt damit in hohem Maße von der Bevölkerungs- und Haushaltsdynamik ab. 2.1 Bevölkerungsstruktur und -entwicklung als wichtige Determinante der Regionalentwicklung Bevölkerungsentwicklung Die Bevölkerungsentwicklung insgesamt ergibt sich aus dem Zusammenspiel von vier Komponenten: den Geborenen und den Sterbefällen (natürliche Entwicklung) sowie den Zu- und Fortzügen (Wanderungssaldo). Natürliche Entwicklung und Wanderungen wirken sich sehr unterschiedlich auf die Bevölkerungsdynamik und auf den Bevölkerungsaufbau aus. Andererseits beeinflussen die Besonderheiten im demographischen Aufbau auch in starkem Maße die natürliche Entwicklung. Komponenten der Bevölkerungsentwicklung Der Landkreis Soltau-Fallingbostel hatte in den 80er Jahren eine ausgesprochen schwache Bevölkerungsentwicklung. Von 1980 bis 1989 schrumpfte die Bevölkerung sogar um fast 1.500 Personen (Abb. 2.1-1). Dies war erheblich ungünstiger als im Bundes- und Landestrend. Alle umliegenden Landkreise mit Ausnahme von Nienburg und Uelzen hatten in diesem Zeitraum Bevölkerungszuwächse. Die Ursachen lagen in einer ungünstigeren natürlichen Bevölkerungsentwicklung, die durch relativ geringe Wanderungsgewinne nicht kompensiert werden konnte (Abb. 2.1-2). Die natürliche Entwicklung war wiederum Folge eines Altersaufbaus mit gering besetzten jüngeren Jahrgängen und überdurchschnittlich starken Jahrgängen älterer Menschen. Rückläufige Bevölkerungszahlen in den 80er Jahren In der ersten Phase nach der Wiedervereingung und den Zuwanderungswellen aus Mittel- und Osteuropa und von Asylbewerbern stiegen auch die Bevölkerungszahlen im Raum Soltau-Fallingbostel stark an, die Entwicklung erreichte aber zunächst nur knapp die Dynamik von Bundes- und Landestrend (Abb. 2.1-1). Trotzdem gewann der Landkreis von 1989 bis 1993 fast 5.600 Einwohner hinzu. Das Geborenendefizit verringerte sich aufgrund der Zuwanderungen deutlich. Fast alle Standorte (mit Ausnahme von Bomlitz, Walsrode und Munster) hatten überdurchschnittliche Zuwächse. In der ersten Phase nach der Wiedervereinigung nur knapp im Bundestrend Nach 1993 flachte sich bundesweit die Bevölkerungsentwicklung auf Grund der nicht mehr ganz so starken Zuwanderungen aus dem Ausland ab, im Landkreis blieb sie aber weiterhin ausgesprochen stark (Abb. 2.1-2). Von 1993 bis 1996 nahm die Bevölkerungszahl um weitere 5.200 Personen zu. Von den Zuwanderungen in dieser Phase profitierten weiterhin alle Städte und Gemeinden, in ganz besonderem Maße nunmehr aber Wietzendorf sowie Munster und Bad Fallingbostel. Bevölkerungsentwicklung von 1993 bis 1996 Auch im weiteren Verlauf der 90er Jahre blieb die Bevölkerungsdynamik im Landkreis ausgesprochen hoch (Abb. 2.1-1 und 2.1-2). Von 1996 bis 2001 stiegen die Einwohnerzahlen nochmals um 5.400 Personen oder 7,9 v.T. im Jahresdurch- Entwicklung seit 1996 weit überdurchschnittlich 12 Abb. 2.1-1: Landkreis Soltau-Fallingbostel Bevölkerungsentwicklung in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Anfang der 80er Jahre 124 1980=100 122 120 118 116 114 LK Soltau-Fallingbostel 112 Niedersachsen früheres Bundesgebiet 110 108 106 104 102 100 98 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980 bzw 1989 01 02 05.09.02 6Feb02.xls]LK SFA schnitt, was erheblich über dem Landeswert (3,7 v.T.) oder dem westdeutschen Durchschnitt (2,4 v.T.) lag. - Die Entwicklung wird aber nach wie vor deutlich übertroffen von den näher zu Hamburg liegenden Nachbarregionen, dem Landkreis Harburg (15,1 v.T.) im unmittelbaren Hamburger Umland sowie den Landkreisen Lüneburg (13,5 v.T.) und Rotenburg (11,5 v.T.), die eine herausragende Anziehungskraft für Zuwanderungen aus dem Hamburger Raum entwickeln konnten. - Im Landkreis Hannover ist die Bevölkerungsentwicklung (5,8 v.T.) entsprechend deutlich schwächer. - Das Umland von Bremen erreicht im Landkreis Verden (7,2 v.T.) fast die gleiche Dynamik wie der Landkreis Soltau-Fallingbostel. - Die östlich angrenzenden Landkreise Uelzen (2,9 v.T.) und Celle (2,9 v.T.) sowie der Landkreis Nienburg (3,0 v.T.) können bei weitem nicht die Bevölkerungsdynamik des Landkreises Soltau-Fallingbostel entwickeln. Offensichtlich fehlt hier die Qualität der verkehrlichen Anbindung an die Verdichtungsräume Hamburg und Hannover über die Autobahn. 13 Abb. 2.1-2: Komponenten der Stärken-Schwächen-Analyse Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Soltau- Fallingbostel seit Anfang der 80er Jahre Bevölkerungsentwicklung je 1.000 Einwohner 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 Soltau-Fall., LK -4 früheres Bundesgebiet -6 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Wanderungssaldo je 1.000 Einwohner 18 Soltau-Fall., LK 16 früheres Bundesgebiet 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Natürliche Bevölkerungsentwicklung je 1.000 Einwohner 2 0 -2 -4 Soltau-Fall., LK früheres Bundesgebiet 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 6.9.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Entwbild Bevökerungsentwicklung seit 80 3teiliges Bild.xls]Entwicklug Die Wanderungsverflechtungen des Landkreises Soltau-Fallingbostel mit den übrigen niedersächsischen Regionen, mit den anderen Bundesländern und mit dem Ausland sind ausgesprochen vielschichtig. - Der Wanderungssaldo (Zu- abzüglich Fortzüge) mit dem Großraum Hannover ist seit langem positiv. Von 1996 bis 2000 hatte der Landkreis gegenüber der Region einen Wanderungsgewinn von etwa 1.100 Personen, darunter 800 Personen aus dem Landkreis Hannover. In den Jahren 1992 bis 1995 hat der Wanderungsgewinn gegenüber der Region noch bei 560 Personen gelegen. Wanderungsverflechtungen Wohnstandortorientierte Zuwanderungen aus dem Großraum Hannover 14 Abb. 2.1-3: Landkreis Soltau-Fallingbostel Wanderungssalden in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1989 bis 1993, 1993 bis 1996 und 1996 bis 2001 Wanderungssaldo, jeweils 1.1. Deutschland 1989 - 1993 früheres Bundesgebiet 1993 - 1996 Niedersachsen 1996 - 2001 LK Soltau-Fallingbostel Wietzendorf SG Schwarmstedt Schneverdingen, Stadt SG Ahlden Neuenkirchen Bispingen Soltau, Stadt Walsrode, Stadt Bomlitz Fallingbostel, Stadt SG Rethem/Aller Munster, Stadt -5 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 in v.T. (jahresdurchschnittlich) Die überwiegend wohnstandortorientierten Wanderungen im weiteren Umfeld des Verdichtungsraums haben sich demnach erheblich ausgeweitet. Wohnstandortorientierte Zuwanderungen aus dem Raum Hamburg - Aus Hamburg und seinem unmittelbaren Umland (Landkreis Harburg) gewann der Landkreis im gleichen Zeitraum knapp 1.200 Personen, darunter allein aus dem Landkreis Harburg 460 Personen. Auch hier hatten die Wanderungsgewinne von 1992 bis 1995 nur eine Größenordnung von 400 Personen erreicht. Insgesamt sind also die Wanderungsgewinne aus der Suburbanisierung erheblich angewachsen. Zuwanderungen von Spätaussiedlern - Erhebliche Wanderungsgewinne in der Größenordnung von etwa 1.000 Personen hatte der Landkreis im Zeitraum 1996 bis 2000 aus den Standorten der Grenzdurchgangslager u.ä. Einrichtungen, durch die überwiegend Spätaussiedler, aber auch Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge zuwanderten. In den Jahren 1992 bis 1995 lag diese Größenordnung bei etwa 650 Personen. Unterschiedliche Bilanzen gegenüber den übrigen Nachbarregionen - Gegenüber den benachbarten Kreisen im Westen hatte der Landkreis im Zeitraum 1996 bis 2000 überwiegend Wanderungsverluste, so gegenüber Verden 70 Personen und Rotenburg 170 Personen. Aus den östlichen Landkreisen konnte Soltau-Fallingbostel überwiegend Wanderungsgewinne erzielen, so ge- 15 Abb. 2.1-4: Stärken-Schwächen-Analyse Räumliche Verteilung der Bevölkerung im Landkreis Soltau-Fallingbostel 1989 und 2001 Bevölkerung am 1.1. Walsrode, Stadt Soltau, Stadt Schneverdingen, Stadt 1989 2001 Munster, Stadt Fallingbostel, Stadt SG Schwarmstedt Bomlitz SG Ahlden Bispingen Neuenkirchen SG Rethem/Aller Wietzendorf 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 absolut NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs Apr2002.xls]SoFa genüber Celle 150 Personen und Uelzen 70 Personen. An Lüneburg verlor der Landkreis per Saldo hingegen 110 Personen. - Erhebliche Zuwanderungen hatte der Landkreis aus den neuen Bundesländern, in den Jahren 1996 bis 2000 in einer Größenordnung von fast 1.800 Personen. Im Zeitraum 1992 bis 1995 hatte die Bilanz noch bei 1.400 Personen gelegen. Zuwanderungen aus den neuen Bundesländern - Gegenüber dem Ausland war der Wanderungssaldo in den Jahren 1996 bis 2000 mit 70 Personen fast ausgeglichen. In den Jahren 1992 bis 1995 waren per Saldo noch 1.900 Personen gekommen. Wanderungsverflechtungen mit dem Ausland ausgeglichen Insgesamt konnte damit die Einwohnerzahl im Landkreis Soltau-Fallingbostel von 1989 bis 2001 um fast 14 % oder mehr als 17.000 Personen gesteigert werden. Die Gewinne verteilen sich aber unterschiedlich auf die einzelnen Städte und Gemeinden (Abb. 2.1-3). - Innerhalb des Landkreises hatten von 1989 bis 2001 die Stadt Schneverdingen, die Stadt Soltau, die SG Schwarmstedt und die Stadt Walsrode die höchsten absoluten Zuwächse. Bis Mitte der 90er Jahre konnte auch die Stadt Munster deutliche absolute Zuwächse verzeichnen. Entwicklung seit 1989 in den Städten und Gemeinden 16 - Vergleich der räumlichen Verteilung von 1989 und 2001 2.2 Landkreis Soltau-Fallingbostel Nach den (relativen) Wachstumsraten standen aber die kleineren Wohnstandorte wie Wietzendorf, SG Schwarmstedt, die SG Ahlden, und Bispingen an der Spitze. Hinzu kommt die Stadt Schneverdingen. Ein abschließender Vergleich der räumlichen Verteilung der Bevölkerung innerhalb des Landkreises in den Jahren 1989 und 2001 macht deutlich, dass alle Städte und Gemeinden (Samtgemeinden) Bevölkerungszuwächse zu verzeichnen hatten (Abb. 2.1-4). - Besonders starke absolute Zuwächse hatten die SG Schwarmstedt sowie die Städte Schneverdingen, Soltau und Walsrode. - Die Städte Munster und Bad Fallingbostel konnten nicht in dem Maße profitieren. - Vergleichsweise gering waren die absoluten Bevölkerungszuwächse in der Gemeinde Bomlitz und in der SG Rethem. Altersstruktur der Bevölkerung Altersaufbau der Bevölkerung und Bevölkerungsentwicklung Der Altersaufbau der Bevölkerung, der sich besonders anschaulich in einer so genannten "Bevölkerungspyramide" darstellen lässt, ist eine wichtige Grundlage zur Bewertung der gegenwärtigen und Abschätzung der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung, da Altersaufbau und Bevölkerungsdynamik eng zusammenhängen. Zum einen bildet der jahrgangsweise Aufbau der Pyramide die Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung früherer Perioden ab, zum anderen lässt sich an der Alterspyramide der zukünftige Alterungsprozess der Bevölkerung prognostizieren. Auswirkungen der Verwerfungen im Altersaufbau auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens Die Alterspyramide der Bundesrepublik Deutschland weist erhebliche Abweichungen von einer Pyramide als der „Idealform“ einer stabil wachsenden Bevölkerung auf. Tiefe Einschnitte und Ausbuchtungen sind auf außergewöhnliche Vorgänge in der Vergangenheit zurückzuführen. So ist z.B. die schmale Bevölkerungsbasis in den letzten zwei Jahrzehnten eine Folge des Geburtenrückgangs ab Mitte der 60er Jahre. Deutlich bilden sich auch die geburtenstarken Jahrgänge der ersten Hälfte der 60er Jahre sowie die scharfen Einschnitte durch kriegs- und krisenbedingten Geburtenausfälle ab. In dem Maße, wie diese „Anomalien“ durch die Bevölkerungspyramide hindurchwachsen, sind erhebliche Veränderungen im Altersaufbau zu erwarten, die sich auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens auswirken, z.B. eine zunehmende Überalterung der Bevölkerung, sehr viel geringere Zahlen junger Menschen in der Familiengründungsphase und damit auch niedrigere Geborenenzahlen (die sich in einer noch geringeren Bevölkerungsbasis auswirken werden) sowie insgesamt eine stark rückläufige Bevölkerungsentwicklung in den kommenden Jahrzehnten. Altersaufbau der Bevölkerung im Landkreis SoltauFallingbostel: Abweichungen von Bundesgebiet Die Altersstruktur des Bevölkerung im Landkreis Soltau-Fallingbostel weist insgesamt einige wichtige Abweichungen vom westdeutschen Durchschnitt auf. Allerdings sind sowohl die noch nicht schulpflichtigen Kinder als auch die Kinder und Jugendlichen von 6 bis unter 18 Jahren leicht überrepräsentiert. Da in der Summe auch der Anteil der älteren Menschen leicht höher ist als im Bundesdurchschnitt, sind die Altersjahrgänge zwischen 25 und 55 Jahren etwas schwächer vertreten, vor allem die Altersjahrgänge zwischen 25 und 35 Jahren. Altersstruktur in den Städten und Gemeinden Innerhalb des Landkreises sind die Abweichungen in der Altersstruktur allerdings schon etwas größer und bilden vor allem die Wanderungsbewegungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte ab, die in besonderer Weise von der Größe und Lage der Standorte geprägt sind (Abb. 2.2-2). 17 Abb. 2.2-1: Stärken-Schwächen-Analyse Altersaufbau der Bevölkerung in Westdeutschland und im Landkreis SoltauFallingbostel 2001 99 - Männer Frauen 96 - 97 93 - 94 früheres Bundesgebiet __________ 90 - 91 87 - 88 84 - 85 81 - 82 78 - 79 75 - 76 72 - 73 69 - 70 66 - 67 63 - 64 60 - 61 57 - 58 54 - 55 51 - 52 48 - 49 45 - 46 42 - 43 39 - 40 36 - 37 33 - 34 30 - 31 27 - 28 24 - 25 21 - 22 18 - 19 15 - 16 12 - 13 9 - 10 6- 7 3- 4 0- 1 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 1.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[bevpyr Bevölkerungspyramide Dez2000.xls]Tabelle311200 - So sind die Kinderzahlen aktuell ausgesprochen hoch vor allem in den Wohnstandortgemeinden mit starken Zuzügen von jüngeren Familien aus den umliegenden Verdichtungsräumen, so in Wietzendorf und Bispingen im nördlichen Kreisgebiet sowie in den SG Ahlden und Schwarmstedt im Allertal. - Überdurchschnittliche Kinderzahlen (vor allem im schulpflichtigen Alter) haben auch die stärker vom Zuzug ausländischer Bevölkerung bzw. von Aussiedlern geprägten Standorte Rethem, Bomlitz, Neuenkirchen und die Stadt Bad Fallingbostel. 1,6 1,8 2,0 18 Abb. 2.2-2: Landkreis Soltau-Fallingbostel Anteil der Kinder und Jugendlichen sowie der älteren Menschen in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 2001 Anteil der Bevölkerung 'unter 18' und '65 und älter' an insgesamt Deutschland 65 u. älter Bundesgebiet West, oh.B.(W) unter 18 Niedersachsen LK Soltau-Fallingbostel Munster, Stadt SG Ahlden SG Rethem/Aller SG Schwarmstedt Bomlitz Wietzendorf Bispingen Walsrode, Stadt Neuenkirchen Schneverdingen, Stadt Soltau, Stadt Fallingbostel, Stadt 0 5 10 15 20 25 in % NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs Apr2002.xls]SoFa - Ausgesprochen hoch ist der Anteil der Bevölkerung zwischen 18 und 25 Jahren am Bundeswehrstandort Munster. - Das Defizit der 25- bis unter 45-jährigen betrifft vor allem Bomlitz und die Städte Soltau, Walsrode und Schneverdingen. - Der Anteil der älteren Menschen ist weit überdurchschnittlich in den Städten Bad Fallingbostel, Soltau und Schneverdingen 19 2.3 2.3.1 Stärken-Schwächen-Analyse Wohnbauflächenangebot und Wohnbautätigkeit Wohnbauflächenangebot Die Nachfrage nach Wohnbauland ist derzeit in den meisten Städten und Gemeinden verhalten. Ausnahmen bilden - die Stadt Schneverdingen und die Gemeinde Bispingen, die im Norden des Kreisgebietes auf den Verdichtungsraum Hamburg ausgerichtet sind und aufgrund dieser Lagegunst eine beträchtliche Nachfrage aus dieser Region realisieren können, - die Gemeinde Wietzendorf, die aufgrund der dort sehr günstigen Grundstückspreise eine anhaltende hohe Wohnbaulandnachfrage verzeichnet sowie - die Samtgemeinden Ahlden und Schwarmstedt im Süden, die allerdings in Zukunft eher „mit Augenmaß“ Bauland ausweisen möchten, um die Belastungen der Gemeinden bei der Integration der neuen Bewohner nicht zu groß werden zu lassen. Die Wohnbauflächenentwicklung konzentriert sich in den verschiedenen Gemeindegebieten in der Regel auf die jeweiligen Kernorte. - In der Stadt Bad Fallingbostel spielt auch der Stadtteil Dorfmark für die Wohnbauentwicklung eine Rolle, gleiches gilt in der Gemeinde Bomlitz für den Ortsteil Benefeld. - Die Stadt Soltau entwickelt derzeit aus den Siedlungen und Ortsteilen Wolterdingen, Ahlften und Friedrichseck einen neuen, die Kernstadt ergänzenden und entlastenden Siedlungsschwerpunkt Nord. Im Siedlungsschwerpunkt befinden sich außerdem ein Campingplatz und der Heide-Park Soltau mit geplanter Freizeitwohnanlage. Es werden großflächig auf ca. 200.000 qm Baugebiet Grundstücke angeboten, um ein günstiges Angebot für Bauwillige zu bieten. Der neue Siedlungsschwerpunkt soll zusammen mit den bestehenden Ortschaften weoit über 2.000 Einwohner ausmachen - In allen anderen Gemeinden findet die Ausweisung von Wohnbauland in den übrigen Ortsteilen nur im Rahmen der Eigenentwicklung statt. - Die Siedlungsentwicklung im Bereich der Samtgemeinde Schwarmstedt findet nicht nur im Rahmen der Eigenentwicklung statt. Vielmehr stellen die Gemeinden Schwarmstedt, Buchholz (Aller) und Lindwedel auf Grund der verkehrsgünstigen Lage und ihres günstigen Baulandangebotes einen attraktiven Wohnstandort vor allem für Bauwillige aus der Region Hannover dar. Trotz der ländlichen Struktur des Landkreises und seiner geringen Bevölkerungsdichte, d.h. der großen Freiraumreserven bestehen verschiedene Engpässe in der Ausweisung von neuem Wohnbauland, u.a. wegen - hoher naturräumlicher Qualitäten und der dadurch bedingten Restriktionen durch Natur- und Landschaftsschutz sowie - der Entwicklungseinschränkungen durch militärische Funktionen, insbesondere der Truppenübungsplätze. Nachfrage nach Wohnbauland Konzentration der Wohnbauflächenentwicklung weitgehend auf die Kernorte Engpässe in der Ausweisung von neuem Wohnbauland 20 Abb. 2.3-1: Landkreis Soltau-Fallingbostel Zugang an Wohnungen in Niedersachsen und im Landkreis SoltauFallingbostel seit Ende der 80er Jahre Zugang an Wohnungen, Veränderung in % 3,5 3,0 LK Soltau-Fallingbostel Niedersachsen 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 87 88 89 90 91 92 93 94 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 95 96 97 98 99 00 3.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[wohn97 Wohngebäude und Wohnungen.xls]Bilder Entwicklung und Vermarktung von Wohnbauflächen Attraktivitätsfaktoren der Wohnstandorte Grundsätzlich streben alle Städte und Gemeinden des Landkreises SoltauFallingbostel an, zu entwickelnde Wohnbauflächen in öffentliches bzw. quasiöffentliches Eigentum zu übernehmen und entsprechend zu vermarkten. Zur Mobilisierung und Erschließung von Wohnbauflächen bedienen sich die Gemeinden vielfach kommunaler Grundstücksentwicklungsgesellschaften: - Über eigene Entwicklungsgesellschaften verfügen die Städte Soltau und Schneverdingen. - Die Gemeinden des nördlichen Kreisgebietes bedienen sich teilweise der „Kommunale Heide-Dienstleistungsgesellschaft“, die gemeinsam von allen Städten und Gemeinden des ehemaligen Landkreises Soltau sowie der Gemeinde Bomlitz gegründet wurde. - Die Stadt Walsrode und die Samtgemeinde Schwarmstedt betreiben Wohnbauentwicklung in Zusammenarbeit mit einer Entwicklungsgesellschaft der Sparkasse. Die Attraktivität der Wohnstandorte im Landkreis besteht aus Sicht der Städte und Gemeinden in den auch touristisch relevanten naturräumlichen Potenzialen sowie dem teilweise noch dörflichen oder zumindest ländlichen Charakter vieler Wohnstandorte in Verbindung mit der schnellen Erreichbarkeit der umliegenden großen Zentren Hamburg, Hannover und Bremen. Hinzu kommen die günstigen Baulandpreise, die je nach Standort in den neuen, gemeindeeigenen Wohngebieten inklusive Erschließung zwischen € 30,- und € 70,- betragen und damit deutlich unter den Preisen für zentrennähere Wohnbauflächen liegen. 21 Abb. 2.3-2: Stärken-Schwächen-Analyse Zugang an Wohnungen in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1993 bis 1996 und 1996 bis 2001 Zugang an Wohnungen (in Wohn- und Nichtwohngebäuden), jeweils 1.1. bis 1.1. Deutschland 1993 - 1996 früheres Bundesgebiet 1996 - 2001 Niedersachsen LK Soltau-Fallingbostel Wietzendorf Schneverdingen, Stadt SG Schwarmstedt Bispingen SG Ahlden Neuenkirchen Bomlitz Walsrode, Stadt Munster, Stadt Fallingbostel, Stadt Soltau, Stadt SG Rethem/Aller 0 1 2 3 4 5 in % (jahresdurchschnittlich) NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs 2.3.2 Apr2002.xls]SoFa Wohnbautätigkeit Die Wohnbautätigkeit im Landkeis Soltau-Fallingbostel lag bereits Ende der 80er Jahre auf landesdurchschnittlichem Niveau (Abb. 2.3-1). Nach der Wiedervereinigung ist der Zugang an Wohnungen dann beträchtlich gestiegen. In den Jahren 1994 und 1995 war ein absoluter Höchststand von mehr als 1.600 bzw. 1.400 zusätzlichen Wohnungen zu verzeichnen, und seit 1998 geht die Wohnbautätigkeit deutlich zurück. Insgesamt ist aber die Wohnbautätigkeit im Landkreis SoltauFallingbostel seit Mitte der 90er Jahre deutlich überdurchschnittlich. Wohnbautätigkeit seit Mitte der 90er Jahre überdurchschnittlich Im Landkreis entfallen – wie in anderen ländlichen Regionen auch – mehr als zwei Drittel der Wohnungen (69 %) auf Ein- und Zwei-Familienhäuser. In einzelnen Standorten wie den SG Ahlden und Schwarmstedt sowie den ländlichen Gemeinden SG Rethem, Neuenkirchen, Bispingen und Wietzendorf liegt der Anteil bei über 80 %. Die Attraktivität dieser Wohnstandorte liegt eindeutig in bodennahen Wohnformen möglichst in freistehenden Einfamilienhäusern auf größeren bzw. kostengünstigen Grundstücken. Der Zugang an Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern ist seit Mitte der 90er Jahre fast auf gleichem Niveau geblieben, wäh- Zugang an Wohnungen vor allem in Ein- und Zwei-Familienhäusern 22 Landkreis Soltau-Fallingbostel rend vor allem ein deutlicher Rückgang der Wohnbautätigkeit von Mehrfamilienhäusern zu verzeichnen war. Bautätigkeit nach Städten und Gemeinden Die Wohnbautätigkeit nach Standorten entspricht weitgehend der Bevölkerungsentwicklung (Abb. 2.3-2). - Die höchsten absoluten Zugänge an Wohnungen verzeichneten im Zeitraum 1996 bis 2001 die Städte Schneverdingen (1.100 Wohnungen) und Walsrode (800), die SG Schwarmstedt (640) sowie die Städte Soltau (600), Munster (500) und Bad Fallingbostel (450). - Von relativen Zuwachs steht allerdings Wietzendorf (jährlich 5,1 %), das in seiner Gemeindeentwicklung sehr stark auf Wohnen setzt, weit an der Spitze. Es folgen die Stadt Schneverdingen (3,0 %), die SG Schwarmstedt (2,9 %), die Gemeinde Bispingen (2,7 %) und die SG Ahlden (2,5 %). - Unterdurchschnittlich war die Wohnbauentwicklung 1996 bis 2001 in den Städten Walsrode (jahresdurchschnittlich 1,5 %), Munster (1,5 %), Bad Fallingbostel (1,5 %) und Soltau (1,2 %). Besonders schwach ist die Wohnbautätigkeit in der SG Rethem (1,0 %). 23 3. Stärken-Schwächen-Analyse WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND WIRTSCHAFTLICHER STRUKTURWANDEL Der langfristige wirtschaftliche Strukturwandel in der Bundesrepublik Deutschland verläuft zu Gunsten der Dienstleistungen und auf Kosten der Produzierenden Bereiche. Innerhalb des industriellen Sektors profitieren diejenigen Zweige, die durch Produktinnovationen neue Märkte erschließen und die in der Produktion nicht nur modernste Technologien, sondern auch viele qualifizierte Kräfte einsetzen. Verlierer sind energie-, rohstoff- oder umweltintensive Produktionen, die mit einfacheren Technologien v.a. gering qualifizierte Arbeitskräfte benötigen. Gewinner im Dienstleistungssektor sind vor allem einzelne haushaltsbezogene Dienste wie das Sozial- und Gesundheitswesen sowie die eng mit dem industriellen Sektor verflochtenen unternehmensbezogenen Dienstleistungen, während Handel und Verkehrssektor stagnieren und die öffentlichen Dienstleistungen sogar schrumpfen. Langfristiger Strukturwandel zu Gunsten der Dienstleistungen und auf Kosten der Produzierenden Bereiche Die Öffnung der Grenzen zur ehemaligen DDR beschleunigte vorübergehend das Wachstum der westdeutschen Bundesländer stark, wobei sich das sektorale Wachstumsmuster beträchtlich zu Gunsten der konsumgüterproduzierenden Industrien und der Bauwirtschaft sowie der haushaltsorientierten und Distributionsdienstleistungen verschob. Vorübergehender Wachstumsschub für Westdeutschland durch die Wiedervereinigung Zum Motor des Strukturwandels wurde in den 90er Jahren die durch weltweite Trends zur Privatisierung und Liberalisierung von Güter-, Dienstleistungs- und Faktormärkten ausgelöste zunehmende Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen. Andererseits ermöglichten erst die Leistungssteigerungen der Transport- und Kommunikationstechnologien und die Senkung der Raumüberwindungskosten diese Expansion grenzüberschreitender Aktivitäten in bisher nicht gekanntem Ausmaß. Globalisierung als Motor des Strukturwandels Der dadurch ausgelöste Wettbewerbsdruck auch auf bislang „geschützte“ Bereiche ließ nach dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms im Jahr 1992 die bis dahin überdeckten Strukturprobleme der westdeutschen Wirtschaft mit zunehmender Schärfe zu Tage treten. In der Folge brach die Beschäftigung in allen Bereichen des industriellen Sektors mehr oder weniger stark ein. Erst durch erhebliche Steigerungen der Produktivität vor allem in den „internationalen Sektoren“ ist es der deutschen Wirtschaft in den letzten Jahren gelungen, die Wettbewerbsfähigkeit wieder durchgreifend zu verbessern. Anpassungsdruck durch Internationalisierung 3.1 Grundzüge der Wirtschaftsstruktur Die Bruttowertschöpfung aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist der umfassendste Indikator zur Bewertung der in einem Wirtschaftsraum produzierten Güter und Dienstleistungen. Allerdings liegen die Daten auf Kreisebene immer erst mit großer zeitlicher Verzögerung und auch nur in grober wirtschaftsfachlicher Gliederung vor, so dass derzeit nur die Entwicklung bis zum Jahr 2000 dargestellt werden kann. Wertschöpfung als umfassendster Indikator zur Messung der wirtschaftlichen Leistung Mit den Erwerbstätigen am Arbeitsort aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung liegt eine umfassende Schätzung aller Arbeitsplätze einschließlich der Landwirtschaft sowie der in der Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit nicht berücksichtigten Selbständigen und Beamten vor. Allerdings leidet auch hier die Aktualität der Daten unter den aufwendigen Schätzverfahren. Die jüngsten Statistiken liegen für 2000 vor. Zur Darstellung der Wirtschaftsstruktur in grober Gliederung eignen sich die Daten aber in besonderer Weise. Umfassende Schätzung aller Arbeitsplätze in den Erwerbstätigenzahlen Im Landkreis Soltau-Fallingbostel wird eine gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung von 3,11 Mrd. EUR 11 von zusammen 64.200 Erwerbstätigen am Arbeitsort 12 erbracht, darunter von etwa 40.700 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 13. 3,11 Mrd. EUR Wertschöpfung von mehr als 64.000 Erwerbstätigen 11 12 13 2000, Berechnungsstand Februar 2002 2000 30.6.2000 24 Abb. 3.1-1: Landkreis Soltau-Fallingbostel Grundzüge der Wirtschaftsstruktur in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel 2000 Wertschöpfung und Erwerbstätige am Arbeitsort Anteil der Wirtschaftsbereiche an insgesamt 100% 90% 80% 70% 60% 50% Land- und Forstwirtschaft 40% Produzierendes Gewerbe 30% Dienstleistungen 20% 10% 0% LK SoltauFallingbostel Niedersachsen früheres Bundesgebiet, oh.B.(W.) Bruttowertschöpfung 2000 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover LK SoltauFallingbostel Niedersachsen früheres Bundesgebiet, oh.B.(W.) Erwerbstätige 2000 30.8.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[bws u et Bilder.xls]Tabelle neu Der Anteil der nicht sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im Landkreis vor allem auf Grund der hohen Bedeutung des öffentlichen Sektors 14 durch die Bundeswehr (Beamte und Soldaten) höher als in anderen Regionen. Wirtschaftskraft um ein Sechstel unter dem Bundesdurchschnitt Die Wirtschaftskraft liegt mit 22.500 EUR je Einwohner (84 15) um etwa ein Sechstel unter dem westdeutschen Durchschnitt. Dabei ist allerdings in Rechnung zu stellen, dass der Landkreis insgesamt einen Auspendlerüberschuss aufweist. Wirtschaftsstruktur nach dem Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung Nach dem Beitrag der einzelnen Wirtschaftsbereiche zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung weicht die Wirtschaftsstruktur im Landkreis Soltau-Fallingbostel vom westdeutschen Durchschnitt ab (Abb. 3.1-1): - 14 15 16 Die Landwirtschaft ist mit 2,6 % der Bruttowertschöpfung (250 16) weit überdurchschnittlich vertreten. Beamte und Soldaten sind nicht sozialversicherungspflichtig jeweiliger Bundeswert (WD) = 100 Spezialisierung, Anteil an der Bruttowertschöpfung insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 25 Stärken-Schwächen-Analyse - Das Produzierende Gewerbe hat mit 28,8 % der Wertschöpfung (92) ein geringeres Gewicht. - Die Dienstleistungen sind mit 68,5 % der Wertschöpfung (101) geringfügig überrepräsentiert. Bezogen auf den Einsatz der Erwerbstätigen 17 sind die Abweichungen der Wirtschaftsstruktur im Landkreis Soltau-Fallingbostel vom westdeutschen Durchschnitt deutlich schärfer. Wirtschaftsstruktur nach dem Einsatz der Erwerbstätigen am Arbeitsort Die Landwirtschaft ist mit etwa 2.700 Erwerbstätigen (177 18) zwar überdurchschnittlich vertreten, die ländlichen Nachbarregionen wie die Landkreise Rotenburg (308) oder Nienburg (287) oder auch Uelzen (265) sind aber nach wie vor sehr viel stärker auf die Agrarproduktion ausgerichtet. Vergleichbare Anteile weisen die Landkreise Verden (192) und Harburg (183) im Umfeld von Bremen bzw. Hamburg auf. Der (ehemalige) Landkreis Hannover (100) hat demgegenüber eine sehr viel geringere agrarische Prägung. Die im Vergleich zu Nachbarregionen geringere Bedeutung der Landwirtschaft dürfte vor allem auf den erheblich geringeren Anteil an landwirtschaftlicher Nutzfläche 19 zurückzuführen sein, die im Landkreis Soltau-Fallingbostel nur knapp 40 % der Kreisfläche ausmacht. Landwirtschaft überdurchschnittlich, aber geringer als in den ländlichen Nachbarkreisen Das Produzierende Gewerbe ist mit 15.100 bzw. 23,5 % aller Erwerbstätigen (79 20) in der Wirtschaftsstruktur deutlich unterrepräsentiert, darunter vor allem das Verarbeitende Gewerbe mit zusammen 10.000 Erwerbstätigen oder 15,6 % (69). Im überregionalen Vergleich hat das Verarbeitende Gewerbe im Landkreis damit in etwa das gleiche Gewicht wie in den Kreisen Lüneburg (76) und Rotenburg (74), aber eine deutlich geringere Rolle als in den westlichen Nachbarkreisen Verden (93) oder Nienburg (90). Produzierendes Gewerbe mit knapp einem Viertel aller Erwerbstätigen deutlich unterrepräsentiert - Die Dienstleistungen sind in der Wirtschaftsstruktur des Landkreises insgesamt mit 46.400 oder 72,3 % aller Erwerbstätigen (106 21) überdurchschnittlich vertreten. Damit ist die Dienstleistungsorientierung auf der einen Seite erheblich stärker als in den Landkreisen Nienburg (92), Rotenburg (96) und Verden (98), auf der anderen Seite aber geringer als in den Kreisen Lüneburg (107), Celle (109) und Harburg (110). Dienstleistungen mit fast drei Viertel aller Erwerbstätigen überdurchschnittlich vertreten - Innerhalb der Dienstleistungen sind die öffentlichen und sonstigen privaten Dienstleistungen 22 mit 21.800 oder 34,0 % (125 23) aller Erwerbstätigen weit überrepräsentiert. In diesen Zahlen drückt sich vor allem die besondere Be- Öffentliche und sonstige private Dienstleistungen stehen mit einem Drittel aller Erwerbstätigen weit im Vordergrund - 17 18 19 20 21 22 23 Erwerbstätige am Arbeitsort, Berechnungen im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, 2000 Spezialisierung, Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 hoher Waldanteil sowie militärisch genutzte Flächen Spezialisierung, Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Spezialisierung, Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen, Erbringung von sonstigen öffentlichen und privaten Dienstleistungen wie Abwasser- und Abfallbeseitigung, Kultur, Sport und Unterhaltung, Reinigung und Körperpflege Spezialisierung, Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 26 Landkreis Soltau-Fallingbostel deutung der Bundeswehr aus. Allerdings ist die Prägung durch den öffentlichen Sektor in den Kreisen Celle (135), Lüneburg (131) und Uelzen (128) noch höher. In den Randbereichen der großstädtischen Zentren, den Landkreisen Verden (92), Harburg (91) und Hannover (90) spielen sie eine sehr viel geringere Rolle. Handel, Gastgewerbe, Verkehr leicht überdurchschnittlich - Handel, Gastgewerbe, Verkehr sind im Landkreis mit 17.900 oder 27,9 % (108 24) der Erwerbstätigen insgesamt nur leicht überdurchschnittlich vertreten. Deren Bedeutung ist vor allem in den Randbereichen der benachbarten Verdichtungsräume sehr viel höher, so in den Landkreisen Verden (121), Hannover (135) und Harburg (147). Finanzdienstleistungen und unternehmensbezogenen Dienstleistungen nur sehr schwach vertreten - Demgegenüber sind die Finanzdienstleistungen und unternehmensbezogenen Dienstleistungen im Landkreis mit zusammen 6.700 oder 10,4 % (69 25) der Erwerbstätigen deutlich unterrepräsentiert. Diese Wirtschaftsbereiche sind in besonderem Maße auf die Standortbedingungen der großstädtischen Zentren ausgerichtet, wie die Beispiele Hamburg (158), Hannover (164) und Bremen (106) zeigen. In den großstädtischen Umlandbereichen ist der Anteil bereits deutlich geringer, so in den Landkreisen Hannover (88) und Harburg (78). Neben der Lage spielen offensichtlich auch Größe und wirtschaftliches Potenzial der Standorte eine wichtige Rolle. Entsprechend ist die Bedeutung im Landkreis Lüneburg (73) höher als im Landkreis Soltau-Fallingbostel, dessen Situation vergleichbar mit den Kreisen Verden (69) und Celle (68) ist. In den ländlichen Kreisen Rotenburg (58), Nienburg (56) und Uelzen (53) sind die Anteile der unternehmensbezogenen Dienstleistungen noch geringer. 24 25 Spezialisierung, Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Spezialisierung, Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 27 3.2 Stärken-Schwächen-Analyse Wirtschafts- und Beschäftigtenentwicklung insgesamt Die Wirtschaft der Untersuchungsregionen ist eng in die nationale Volkswirtschaft eingebunden. Daher sind die wirtschaftlichen Trends und Beschäftigtenentwicklungen im Bundesgebiet eine wichtige „Messlatte“ zur Bewertung der regionalen Entwicklung. Bundestrend als Vergleichsmaßstab bei der Beschäftigtenentwicklung Die Beschäftigtenentwicklung in Westdeutschland und in Niedersachsen seit Anfang der 80er Jahre wurde durch verschiedene Konjunkturzyklen sowie strukturelle Schwächephasen geprägt. Beschäftigtenentwicklung durch verschiedene Phasen geprägt ... - Nach der Überwindung der starken Rezession in der ersten Hälfte der 80er Jahre stieg die Beschäftigung nur sehr allmählich wieder an, und die Entwicklung beschleunigte sich erst gegen Ende der 80er Jahre wieder. Erst kurz vor der Wiedervereinigung wurde wieder der Beschäftigtenstand von 1980 erreicht. Die Entwicklung in Niedersachsen war in den 80er Jahren deutlich ungünstiger als im Bundestrend. Die Rezession war schärfer ausgeprägt und der Wiederanstieg zunächst erheblich schwächer. Erst gegen Ende der 80er Jahre holte Niedersachsen auf. ... in den 80er Jahren - Von dem einschneidenden Ereignis der Öffnung der innerdeutschen Grenze Ende 1989 und der Wiedervereinigung profitierte die westdeutsche Wirtschaft zunächst sehr stark. In einer ersten Phase von 1989 bis 1992 entstanden durch den Nachfrageschub mehr als 1,9 Mio. zusätzliche Arbeitsplätze. Niedersachsen konnte in dieser ersten Phase nach der Wiedervereinigung aufgrund seiner Lage und seiner Wirtschaftsstruktur mit 235.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen weit überdurchschnittlich profitieren. ... in der erste Phase nach der Wiedervereinigung - Eine scharfe Rezession sowie vor allem die strukturelle Krise der bundesdeutschen Wirtschaft ließ die Beschäftigung in den Jahren nach 1992 wieder stark zurückgehen. Von 1992 bis 1995 gingen bundesweit mehr als 900.000 und von 1995 bis 1998 nochmals etwa 500.000 Arbeitsplätze verloren. Erst 1998 konnte der Rückgang gestoppt werden. Seitdem steigt die Beschäftigung wieder, von 1998 auf 1999 in Westdeutschland um mehr als 200.000 Personen. Die Beschäftigtenentwicklung der niedersächsischen Wirtschaft blieb auch nach 1992 etwas günstiger als im westdeutschen Durchschnitt. So ging die Beschäftigung von 1992 bis 1998 nur um insgesamt knapp 95.000 Personen zurück. ... von 1992 bis 1998 - Seit 1998 steigt bundesweit die Beschäftigung wieder. In Niedersachsen wuchsen von 1998 bis 2000 die Beschäftigtenzahlen um etwa 90.000. Von 2000 auf 2001 sank die Beschäftigung in Niedersachsen aber entgegen dem Bundestrend um ungefähr 15.000 Personen. ... seit 1998 Die Beschäftigtenentwicklung im Landkreis Soltau-Fallingbostel folgt in den Grundzügen den konjunkturellen Entwicklungsphasen der westdeutschen Wirtschaft. Trotzdem gibt es signifikante Abweichungen. Beschäftigtenentwicklung im Landkreis SoltauFallingbostel ... - In den 80er Jahren war die Beschäftigtenentwicklung im Landkreis SoltauFallingbostel deutlich schwächer als im Bundestrend, vor allem in der zweiten Hälfte der 80er Jahre blieb sie erheblich zurück (Abb. 3.2-1). Insgesamt ging die Beschäftigung von 1980 bis 1989 um etwa 560 Personen zurück. ... schwache Entwicklung in den 80er Jahren - In der ersten Phase nach der Wiedervereinigung verzeichnete der Landkreis dann eine überdurchschnittliche Entwicklung. Von 1989 bis 1992 entstanden etwa 4.200 zusätzliche Arbeitsplätze, und die jährliche Zuwachsrate von 3,7 % lag deutlich über dem westdeutschen Durchschnitt (2,9 %). Fast alle Standorte im Landkreis mit Ausnahme des Industriestandorts Bomlitz verzeichneten in diesen ersten drei Jahren nach der Wiedervereinigung Zuwächse (Abb. 3.2-2). Die mit Abstand höchsten absoluten Beschäftigtengewinne hatte die Stadt Soltau, aber auch Walsrode, Bad Fallingbostel und die SG Schwarmstedt profitierten überdurchschnittlich. ... hohe Dynamik in der ersten Phase nach der Wiedervereinigung 28 Abb. 3.2-1: Landkreis Soltau-Fallingbostel Beschäftigtenentwicklung insgesamt in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Anfang der 80er Jahre 125 1980=100 120 LK Soltau-Fallingbostel Niedersachsen früheres Bundesgebiet 115 110 105 100 95 90 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980 bzw 1989 00 01 04.09.02 6Feb02.xls]LK SFA ... weiterhin starker Zuwachs bis Mitte der 90er Jahre - Während in Westdeutschland und in den meisten Wirtschaftsregionen die Beschäftigung nach 1992 zurück ging, stieg sie im Landkreis Soltau-Fallingbostel bis Mitte der 90er Jahre fast unvermindert an. Von 1992 bis 1995 verzeichnete der Landkreis einen Zuwachs von weiteren 1.400 Beschäftigten, was eine jährliche Wachstumsrate von 1,2 % bedeutete, während im westdeutschen Durchschnitt im gleichen Zeitraum eine Rückgang um jährlich 1,3% zu verzeichnen war. Die höchsten absoluten Zuwächse hatten in dieser Phase die Stadt Soltau sowie Bispingen und die SG Ahlden. Verluste verzeichnete vor allem die Stadt Munster. ... beträchtlicher Einbruch im Zeitraum 1995 bis 1998 - In der zweiten Hälfte der 90er Jahre konnte der Landkreis nicht an die Erfolge der ersten Hälfte des Jahrzehnts anknüpfen. Im Gegenteil, von 1995 bis 1998 brach die Beschäftigung sogar deutlich ein und innerhalb der drei Jahre gingen etwa 2.000 Arbeitsplätze verloren. Die größten absoluten Verluste hatten die Stadt Soltau, Bomlitz sowie die Städte Schneverdingen, Munster und Walsrode. Den höchsten relativen Verlust (von insgesamt 30 % der Beschäftigung) verzeichnete die SG Rethem. Beschäftigungszuwächse hatte in dieser Phase vor allem die Stadt Bad Fallingbostel. 29 Abb. 3.2-2: Stärken-Schwächen-Analyse Beschäftigtenentwicklung insgesamt in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1989 bis 1992, 1992 bis 1995 und 1995 bis 2000 Beschäftigtenentwicklung, jeweils 30.6. Deutschland 1989 - 1992 früheres Bundesgebiet 1992 - 1995 Niedersachsen 1995 - 2000 LK Soltau-Fallingbostel Wietzendorf SG Ahlden SG Schwarmstedt Fallingbostel, Stadt Schneverdingen, Stadt Bispingen Neuenkirchen Walsrode, Stadt Soltau, Stadt Munster, Stadt Bomlitz SG Rethem/Aller -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 in % (jahresdurchschnittlich) NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs - Von 1998 bis 2000 war die Beschäftigtenentwicklung wieder positiv. Insgesamt lag der Zuwachs mit der Größenordnung von 1.400 Beschäftigten in etwa im Bundestrend. Weiterhin rückläufige Beschäftigung hatte der Standort Bomlitz, Zuwächse verzeichneten u.a. die Städte Soltau, Schneverdingen und Walsrode. Die ersten vorliegenden Zahlen für 2001 weisen allerdings – ebenso wie für Niedersachsen insgesamt - wieder einen leichten Rückgang aus, der für den Landkreis in der Größenordnung von etwa 500 Beschäftigten liegt. Insgesamt war die Beschäftigtenentwicklung der Städte und Gemeinden im Landkreis damit im Zeitraum von 1989 bis 2000 sehr unterschiedlich. Die räumliche Verteilung der Beschäftigten (Arbeitsplätze) innerhalb des Landkreises hat sich damit seit Ende der 80er Jahre deutlich verschoben (Abb. 3.2-3). Eindeutiger Gewinner ist die Stadt Soltau (+2.600 Beschäftigte), mit Abstand folgen die Stadt Walsrode (+840), Bispingen (+660), die SG Schwarmstedt (+580), die Städte Bad Fallingbostel (+520) und Schneverdingen (+510) sowie die SG Ahlden (+500). Beschäftigtenverluste hatten die Gemeinden Bomlitz (-950), die SG Rethem (-230) und die Stadt Munster (-110). Die relativen Zuwächse von Standorten wie Bispin- Apr2002.xls]SoFa ... Beschäftigtenzuwachs von 1998 bis 2000, 2001 erneuter leichter Rückgang Verschiebung der räumlichen Verteilung der Beschäftigten seit Ende der 80er Jahre 30 Abb. 3.2-3: Landkreis Soltau-Fallingbostel Räumliche Verteilung der Beschäftigten auf die Städte und Gemeinden des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1989 und 2000 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6. Soltau, Stadt Walsrode, Stadt 1989 2000 Fallingbostel, Stadt Munster, Stadt Schneverdingen, Stadt Bomlitz Bispingen SG Schwarmstedt SG Ahlden Neuenkirchen Wietzendorf SG Rethem/Aller 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 absolut NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs Apr2002.xls]SoFa gen, SG Schwarmstedt und SG Ahlden sind damit allerdings höher als die der größeren Städte des Landkreises. Räumliche Ungleichverteilung von Bevölkerung und Arbeitsplätzen Der Beschäftigtenbesatz, der letztlich die Gleich- bzw. Ungleichverteilung von Bevölkerung und Arbeitsplätzen und damit auch die Arbeitsplatzzentralität darstellt, hat sich entsprechend verändert (Abb. 3.2-4). - Bomlitz hat aufgrund seiner hohen Arbeitsplatzverluste den ersten Rang unter den Städten und Gemeinden eingebüßt. Soltau hat seinen Beschäftigtenbesatz erheblich ausweiten können und sich damit an die erste Stelle geschoben. - Auf dem dritten Rang liegt die Stadt Bad Fallingbostel, die ihre Position nur geringfügig verbessern konnte. - Den vierten Rang nimmt aufgrund von außerordentlich starken Beschäftigtenzuwächsen mittlerweile die Gemeinde Bispingen ein. - Erst an fünfter Stelle folgt mit deutlichem Abstand die Stadt Walsrode. 31 Abb. 3.2-4: Stärken-Schwächen-Analyse Beschäftigtenbesatz in den Städten und Gemeinden des Landkreises SoltauFallingbostel 1989 und 2000 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte je 1.000 Einwohner Deutschland 1989 früheres Bundesgebiet 2000 Niedersachsen LK Soltau-Fallingbostel Soltau, Stadt Bomlitz Fallingbostel, Stadt Bispingen Walsrode, Stadt Munster, Stadt SG Ahlden Schneverdingen, Stadt Wietzendorf SG Schwarmstedt Neuenkirchen SG Rethem/Aller 0 100 200 300 400 500 600 in v.T. NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs - Die Stadt Munster, die zu Ende der 80er Jahre noch gleichauf mit Walsrode lag, hat ihre Position deutlich verschlechtert. - Die SG Ahlden und die SG Schwarmstedt konnten im Gegenzug ihren Beschäftigtenbesatz steigern. - Verschlechtert hat sich die Relation zwischen Beschäftigten und Einwohnern in den Gemeinden Wietzendorf, Neuenkirchen und der SG Rethem. Während dies in Wietzendorf auf die extrem hohe Bevölkerungsdynamik zurückzuführen ist, sind in der SG Rethem die starken Beschäftigungsverluste dafür verantwortlich. Apr2002.xls]SoFa 32 3.3 Landkreis Soltau-Fallingbostel Struktur und Entwicklung des Produzierenden Gewerbes Entwicklung des Produzierenden Gewerbes beeinflusst Prosperität von Regionen stark Das Produzierende Gewerbe und insbesondere das Verarbeitende Gewerbe haben zwar im Zuge des gesamtwirtschaftlichen Strukturwandels seit Anfang der 70er Jahre sowohl hinsichtlich Wertschöpfung als auch Beschäftigung erheblich an Gewicht verloren, im regionalwirtschaftlichen Kontext bestimmt aber offensichtlich nach wie vor der auf überregionale Märkte ausgerichtete industrielle Sektor in entscheidendem Maße auch die Entwicklung der meisten übrigen Wirtschaftszweige. Zum einen beeinflusst das Einkommenspotenzial der vom Verarbeitenden Gewerbe abhängigen privaten Haushalte über regionale Multiplikatorwirkungen die Entwicklung der lokalen Dienstleistungssektoren. Zum anderen sind die Industrien in vielfältiger Weise mit der regionalen Wirtschaft verflochten. Nicht zuletzt wird auch der Finanzspielraum der öffentlichen Haushalte auf kommunaler Ebene entscheidend durch die von der Ertragslage abhängigen Gewerbesteuerzahlungen der Unternehmen vor Ort geprägt. Produzierendes Gewerbe mit fast 13.000 Beschäftigten Der Landkreis Soltau-Fallingbostel hat 12.700 Beschäftigte 26 im Produzierenden Gewerbe (WZ 93) und 8.500 Beschäftigte in 70 Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes 27. Größte Industriestandorte Die größten Standorte des Verarbeitenden Gewerbes im Landkreis SoltauFallingbostel sind - Bomlitz (2.640 Beschäftigte 28), - Stadt Soltau (1.700 Beschäftigte), - Stadt Bad Fallingbostel (1.280 Beschäftigte), - Stadt Schneverdingen (900 Beschäftigte), - Walsrode (660 Beschäftigte) sowie - Bispingen (470 Beschäftigte). Betriebsgrößenstruktur Betriebsgrößen als wichtiger Strukturindikator Eine Grundlage zur Bewertung des Verarbeitenden Gewerbes in einer Region sind neben der Branchenzugehörigkeit der Betriebe auch ihre sonstigen Betriebs- und Unternehmensstrukturen. Besonders wichtig sind die Betriebsgrößenstrukturen, weil mittelgroße (und häufig mittelständische) sowie auch kleine Betriebe im Allgemeinen als wachstumsgünstiger gelten als großbetriebliche Produktionen, die in den meisten Branchen seit langem in erheblichem Maße an Beschäftigung verlieren. Auf der anderen Seite gewähren die Großbetriebe ihren Mitarbeitern in der Regel besondere außertarifliche Leistungen. Prägung der Betriebsgrößenstruktur eher von mittleren und kleineren Betrieben Lediglich zwei Betriebe im Landkreis haben eine Größenordnung von mehr als 500 Beschäftigten und sind demnach als Großbetriebe zu bezeichnen, ein traditionsreicher Betrieb der Chemischen Industrie in Bomlitz und ein Unternehmen der Ernährungsindustrie in der Stadt Bad Fallingbostel. 32 Betriebe haben eine Größenordnung zwischen 50 und 500 Beschäftigten und weitere 80 Betriebe mit zusammen 1.200 Beschäftigten weniger als 50 Beschäftigte 29. Mit Ausnahme der Standorte Bomlitz und Bad Fallingbostel ist die Betriebsgrößenstruktur damit eher von mittleren und kleinen Betrieben geprägt. 26 27 28 29 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001 in Betrieben von Unternehmen mit im allgemeinen 20 und mehr Beschäftigten sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93 einschließlich industrieller Kleinbetriebe 33 Stärken-Schwächen-Analyse Branchenstruktur Ein zentrales Kriterium zur Bewertung der Entwicklung und der Perspektiven des Produzierenden Gewerbes ist die auf dem Markt angebotene Güterpalette. Dies wird in erster Linie in der Branchenzusammensetzung deutlich. Dabei ist zum einen die absolute Größe, d.h. die Beschäftigtenzahl einer Branche zu berücksichtigen, die das regionalwirtschaftliche Gewicht und ihren Beitrag zum Arbeitsplatzangebot insgesamt ausdrückt. Zum anderen interessiert aber auch die „Spezialisierung“ der regionalen Wirtschaft auf bestimmte Branchen unabhängig von ihrer Größenordnung. So kann z.B. eine Region in besonderer Weise auf eine bundesweit kleine Branche (wie etwa die Textilindustrie) spezialisiert sein 30. Absolute Beschäftigtenzahl und Spezialisierung zur Charakterisierung der Wirtschaftsstruktur Die größten Branchen des Verarbeitenden Gewerbes im Landkreis SoltauFallingbostel sind (Abb. 3.3-1): Branchenstrukturen - die Chemische Industrie mit 2.400 Beschäftigten 31 (Herstellung und Veredelung von Kunststoff- und Zellulose-Folien, Zellulose-Chemie), - die Ernährungswirtschaft mit 2.100 Beschäftigten 32 (Käse und Feinkostprodukte, Saucen, Majonaise, Dressings, Herstellung von Fruchtsäften, Herstellung von Brot und Dauerbackwaren, Kuchen, Kartoffelerzeugnisse), - die Kunststoffverabeitung mit 1.050 Beschäftigten (Automobilzulieferteile, Fenster- und Türenbau), - die Metallerzeugung und -bearbeitung mit 970 Beschäftigten (Herstellung von Zinngeräten, Werkzeugbau, Zink- und Aluminiumgießerei für die Automobilindustrie) - das Papier-, Verlags- und Druckgewerbe mit zusammen 510 Beschäftigten (Druckhaus, Verpackungen aus Wellpappe) sowie - die Textil- und Bekleidungsindustrie mit zusammen 460 Beschäftigten (Bettfedern, Daunen, Filzfabrikation, Strickmoden). - der Maschinenbau mit 470 Beschäftigten (Spezialmaschinen- und Anlagenbau, Verpackungsmaschinenbau, Fahrzeugteile, Papier- und Holzbearbeitungsmaschinen), - die Elektrotechnik mit 360 Beschäftigten (Leuchten und Strahler, Montage von Freileitungen und anderen Elektroanlagen) - der Straßenfahrzeugbau mit 200 Beschäftigten 33 (Kommunalfahrzeuge, Automobilzubehör) sowie - die Holzindustrie mit 100 Beschäftigten (Möbelindustrie, Sägewerksprodukte). 30 31 32 33 Die Spezialisierung einer Region auf eine Branche wird mit einem Spezialisierungskoeffizienten gemessen, der den Anteil der Branche an der Gesamtbeschäftigung der Region auf den entsprechenden Anteil im Bundesgebiet (alte Bundesländer) bezieht (in v.H.). Bei einem Wert von 100 hat die Region genau denselben Beschäftigtenanteil wie der Referenzraum. Werte über 100 drücken entsprechende Spezialisierung aus, Werte unter 100 signalisieren, dass die entsprechende Branche in der Wirtschaftsstruktur der Region nicht das gleiche Gewicht hat wie im Bundesgebiet. Schätzung sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93 einschließlich der Reparatur von Straßenfahrzeugen 34 Abb. 3.3-1: Landkreis Soltau-Fallingbostel Branchenspezialisierung des Produzierenden Gewerbes im Landkreis SoltauFallingbostel 2000 11 Anteil der Wirtschaftszweige an den Beschäftigten insgesamt in % 10 9 im LK Soltau-Fallingbostel 8 im früheren Bundesgebiet 7 6 5 4 3 2 1 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover Schiffbau Mineralölverarbeitung Feinkeramik Herst. v. Musikinstr. u.a. Papiererzeugung NE-Metallindustrie Glasindustrie Herst. v. ADV-Geräten Luftfahrzeugbau Gummiverarbeitung Bergbau Gießereien Papierverarbeitung Eisen- u. Stahlindustrie Stahlbau Steine u. Erden Feinmechanik, Optik Druckereien Land-, Forstwirtschaft Textil-, Bekleidungsindustrie Energie-, Wasserversorgung Stahlverformung Kunststoffverarbeitung Holzindustrie Herst. v. EBM-Waren Chemie Maschinenbau Ernährungsgewerbe Elektrotechnik Baugewerbe Straßenfahrzeugbau 0 01.07.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Badsvbb mit2000.xls]LK SoFa Spezialisierungsmuster des Verarbeitenden Gewerbes Die Branchenstruktur des Verarbeitenden Gewerbes im Landkreis SoltauFallingbostel zeigt ein ausgesprochenes Spezialisierungsmuster (Abb. 3.3-1). In besonderer Weise ausgerichtet ist es auf - die Chemische Industrie, auf die fast 6 % aller Beschäftigten und etwa 27 % aller Industriebeschäftigten entfallen (289 34), - die Ernährungswirtschaft, in dem weitere 24 % der Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbe angesiedelt sind (192). - Beide Branchen zusammen machen mehr als 60 % der gesamten Industriebeschäftigung aus. Sie werden darüber hinaus im Kern von zwei großen Betriebe geprägt. Weitere Branchen, auf welche die Wirtschaft des Landkreis spezialisiert ist, sind 34 Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100, 30.6.2001 35 - die Kunststoffverabeitung (162) sowie - das Textil- und Bekleidungsgewerbe (142). Stärken-Schwächen-Analyse Alle anderen Branchen sind mehr oder weniger deutlich unterrepräsentiert, dazu zählen auch - das Papier-, Verlags- und Druckgewerbe (59), - die Metallerzeugung und -verarbeitung (55) sowie vor allem - der Maschinenbau (27), - die Elektrotechnik (20) und - der Fahrzeugbau (19). Kontrollstrukturen Für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region sind darüber hinaus die Kontrollstrukturen der Unternehmen von Bedeutung, d.h. die Einbindung der Betriebe in Unternehmensstrukturen bzw. Konzerne und die damit verbundene Steuerung. Positiv bewertet wird, wenn ein Wirtschaftsraum über viele Unternehmens- und Konzernzentralen verfügt, die wirtschaftliche Aktivitäten in anderen Räumen kontrollieren. Ungünstiger eingeschätzt wird demgegenüber, wenn seine Betriebe in hohem Maße als Zweigbetriebe oder konzerneingebundene Unternehmen von außen gesteuert werden. Zwar sind die Perspektiven von Zweigbetrieben und in Konzernstrukturen eingebundenen Unternehmen zunächst nicht grundsätzlich schlechter als die von eigenständigen Unternehmen. Es gelten aber doch einige Einschränkungen, vor allem natürlich für Standorte in Verdichtungsräumen. - Zum einen existiert bei den in Unternehmensstrukturen eingebundenen Betrieben in der Regel ein sehr scharfer Wettbewerb zwischen den konkurrierenden Konzernstandorten, so dass auf regionale Verschlechterungen von Standortbedingungen besonders sensibel (und häufig mit Produktionsverlagerungen) reagiert wird. - Zum anderen werden grundlegende betriebliche Entscheidungen an Standorten außerhalb der Region getroffen und sind damit einer Beeinflussung (z.B. von Politik und Verwaltung) aus der Region heraus schwer zugänglich. - Darüber hinaus kommt es bei Übernahmen von Betrieben und ihrer Einbindung in Konzerne in der Regel zu einer Bereinigung der betrieblichen Funktionen, insbesondere einer Ausdünnung der dispositiven Funktionen (und damit Erhöhung der Außensteuerung). Kontrollstruktur bzw. Einbindung in Unternehmensstrukturen als wichtiges Strukturmerkmal Das Produzierende Gewerbe im Landkreis hat nur eine größere Unternehmenszentrale. Von den 100 größten niedersächsischen Unternehmen (gemessen am Umsatz) erreicht die Wolff Walsrode AG 35 mit 789,7 Mio. DM Umsatz und 2.067 Mitarbeitern 36 den 53. Rang. Landkreis SoltauFallingbostel: Nur eine größere Unternehmenszentrale Eine Sonderauswertung der Kontrollstruktur der größten Industriebetriebe des Landkreises zeigt, dass „eigenständige“ Betriebe zwar die größte Zahl aller Betrieben ausmachen, aber doch mit knapp der Hälfte der Arbeitsplätze erheblich schwächer vertreten sind als im Landesdurchschnitt. Entsprechend sind „außengesteuerte“ Betriebe überrepräsentiert, vor allem mit Sitz im übrigen Bundesgebiet. Externe Steuerung der meisten größeren Industriebetriebe 35 36 als Tochter des Bayer-Konzerns Norddeutsche Landesbank, Volkswirtschaftliche Abteilung: Die 100 größten niedersächsischen Unternehmen nach ihrem Umsatz (Unternehmensangaben 2000) 36 Landkreis Soltau-Fallingbostel Betriebe internationaler Konzerne sind etwa durchschnittlich vertreten. Von den 52 größten Industriebetrieben - sind 42 mit etwa 49 % der Arbeitsplätze eigenständige Unternehmen (Landesdurchschnitt 65 %), - sieben Betriebe, auf die 39 % der Arbeitsplätze entfallen, mit Unternehmenssitz im übrigen Bundesgebiet (Landesdurchschnitt 19 %) sowie - drei Betriebe, die 18 % der Arbeitsplätze stellen, mit Unternehmenssitz im Ausland (Landesdurchschnitt 16 %). Funktionalstrukturen Bedeutung der Funktionalstrukturen für die betriebliche und regionale Entwicklung Neben den Branchenstrukturen haben auch die Funktionalstrukturen, d.h. die einzelnen Unternehmensfunktionen wie Fertigung, Management und Verwaltung, Ein- und Verkauf oder Forschung und Entwicklung, eine Bedeutung für die betriebliche und regionale Entwicklung sowie die Qualität der Arbeitsplätze. Für diese Funktionalstrukturen wird insbesondere bei Mehrbetriebsunternehmen eine ausgeprägte räumliche Arbeitsteilung festgestellt, nach der sich die „höherwertigen“ Unternehmensfunktionen in besonderer Weise in den großstädtischen Unternehmens- und Konzernzentralen konzentrieren, während in den Standorten der ländlichen und peripheren Räume die Fertigungsfunktionen stärker im Vordergrund stehen. - Die Fertigungsintensität misst den Anteil der in Fertigungsberufen beschäftigten Arbeitnehmer 37. Sie ist somit ein Maß für die Fertigungsorientierung einer Branche bzw. einer Region. - Die Dienstleistungsintensität ist sozusagen die „Kehrseite“ der Fertigungsintensität. Innerhalb der Dienstleistungstätigkeiten, die beispielsweise auch Lager- und Transporttätigkeiten umfassen, interessieren besonders die Verwaltungs- und kaufmännischen Tätigkeiten, weil sie Hinweise über die Bedeutung von Unternehmenszentralen geben. Anteil der Fertigungstätigkeiten über dem Bundesdurchschnitt Der Anteil der Fertigungstätigkeiten im Produzierenden Gewerbe des Landkreises Soltau-Fallingbostel ist zwar mit fast 63 % 38 (107 39) leicht überdurchschnittlich, liegt aber bezogen auf die ländlichen Regionen in Niedersachsen eher im unteren Mittelfeld. Vor allem die Chemische Industrie ist vor Ort ausgesprochen fertigungsintensiv, aber auch in den meisten anderen Industriebranchen werden vergleichsweise viele Arbeitskräfte in der Fertigung beschäftigt. Dienstleistungen im Produzierenden Gewerbe schwächer vertreten Die Dienstleistungsfunktionen innerhalb des Produzierenden Gewerbes sind damit im Produzierenden Gewerbe des Landkreises (92) entsprechend schwächer vertreten. Nur in wenigen Fällen sind allerdings die Verwaltungsfunktionen stärker ausgeprägt (wie z.B. im Textil- und Bekleidungsbereich, im Papier- und Druckgewerbe sowie in der Kunststoffverarbeitung), in den meisten Fällen haben die Distributionstätigkeiten ein überdurchschnittliches Gewicht (so z.B. im Ernährungsgewerbe und im Textil- und Bekleidungsbereich). 37 38 39 In der Beschäftigtenstatistik wird die tatsächlich ausgeübte berufliche Tätigkeit und nicht der erlernte Beruf erfasst. Anteil der Beschäftigten mit Fertigungsberufe an allen Beschäftigten (im Produzierenden Gewerbe), sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1999 jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 37 Stärken-Schwächen-Analyse Insgesamt spricht die Funktionalstruktur mit Ausnahme der Großbetriebe, die hier ein Sonderrolle einnehmen, für eine eher traditionell ausgerichtete Industriestruktur wie sie für ländliche Regionen typisch ist. Forschung und Entwicklung Im Produzierenden Gewerbe des Landkreises Soltau-Fallingbostel sind nur etwa 330 Ingenieure und Wissenschaftler beschäftigt. Seit 1989 sind die Zahlen allerdings absolut um 100 gestiegen. Der Einsatz an Ingenieuren und Wissenschaftlern (53) liegt damit bei etwas mehr als der Hälfte des Bundesdurchschnitts. Niedersachsen insgesamt (81) weist zwar hinsichtlich der Beschäftigung von Forschungspersonal im Produzierenden Gewerbe ein ausgesprochenes Defizit auf, aber auch vor diesem Hintergrund ist die Position des Landkreises recht ungünstig Ähnlich ungünstige Werte weisen die benachbarten Kreise Rotenburg (42), Nienburg (48) und Uelzen (49) auf. Der Einsatz von Ingenieuren und Wissenschaftlern im Landkreis konzentriert sich darüber hinaus in starkem Maße auf die Chemische Industrie. Auf den weiteren Positionen folgen die Ernährungsindustrie und der Maschinenbau. Einsatz von Ingenieuren und Wissenschaftlern im Produzierenden Gewerbe ausgesprochen gering Konzentration auf wenige Branchen Struktur und Entwicklung des Baugewerbes Das Baugewerbe ist mit 3.900 Beschäftigten 40 und einem Anteil von etwa 10 % an allen Beschäftigten (150 41) in der Wirtschaftsstruktur weit überrepräsentiert. Hierin drückt sich die ausgesprochen günstige Lage des Landkreises zu den drei norddeutschen Verdichtungsräumen mit ihren großen Märkten für Bauleistungen aus. Auf der anderen Seite ist die Abhängigkeit von der Entwicklung der Baunachfrage in den benachbarten Wirtschaftsräumen ausgesprochen hoch. Baugewerbe mit 3.900 Beschäftigten weit überrepräsentiert Das Baugewerbe ist in fast allen Standorten im Landkreis überdurchschnittlich vertreten: Baugewerbe in allen Standorten vertreten - Die größten Standorte sind die Städte Schneverdingen (850 Beschäftigte 42), Walsrode (740 Beschäftigte), Soltau (530 Beschäftigte) und Bad Fallingbostel (490 Beschäftigte). - Besonders auf das Baugewerbe spezialisiert sind allerdings neben der Stadt Schneverdingen (304 43) eher die kleineren Standorte wie Neuenkirchen (377), Bispingen (228) und Wietzendorf (201). 40 41 42 43 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93 Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93 Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 38 Landkreis Soltau-Fallingbostel Entwicklung des Produzierenden Gewerbes Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes Die Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes im Landkreis SoltauFallingbostel weicht in den einzelnen Entwicklungsphasen seit Anfang der 80er Jahre deutlich vom jeweiligen Bundestrend ab (Abb. 3.3-2): ... ungünstige Entwicklung in den 80er Jahren - In den 80er Jahren hat sich das Produzierende Gewerbe ausgesprochen ungünstig entwickelt. Nach der Rezession in der ersten Hälfte des Jahrzehnts stagnierte die Beschäftigung praktisch. Von 1980 bis 1989 gingen im Landkreis entsprechend fast 2.000 Arbeitsplätze verloren, darunter allein etwa 700 im Baugewerbe. -... überdurchschnittliche Wachstumsimpulse nach der Wiedervereinigung - Nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze und der Wiedervereinigung erhielt das Produzierende Gewerbe im Landkreis weit überdurchschnittliche Wachstumsimpulse. Allein in den drei Jahren von 1989 bis 1992 entstanden mehr als 2.000 Arbeitsplätze, darunter 1.400 im Verarbeitenden Gewerbe und knapp 600 im Baugewerbe. Die größten Gewinner im industriellen Sektor waren das Ernährungsgewerbe, die Holzverarbeitung, die Elektrotechnik und die Kunststoffverarbeitung. ... positive Entwicklung bis Mitte der 90er Jahre - Nach 1992 ging die Beschäftigung des Produzierenden Gewerbes bundesweit wieder deutlich zurück. Im Landkreis Soltau-Fallingbostel blieb die Beschäftigung weiter auf hohem Niveau bis etwa 1995. Innerhalb des industriellen Sektors verloren zwar die Chemische Industrie und das Ernährungsgewerbe an Beschäftigung, das Baugewerbe und auch einige kleinere Branchen legten aber gegen den Trend weiter zu. ... weit überdurchschnittlicher Beschäftigteneinbruch in der zweiten Hälfte der 90er Jahre - in der zweiten Hälfte der 90er Jahre brach die Beschäftigung des Produzierenden Gewerbes dann überdurchschnittlich stark ein. Von 1995 bis 2000 gingen weitere 1.800 Arbeitsplätze verloren, darunter etwa 1.200 im Verarbeitenden Gewerbe und 600 im Baugewerbe. Die größten Verlierer im Verarbeitenden Gewerbe waren das Ernährungsgewerbe, die Chemische Industrie und die Elektrotechnik. ... aktuell weiter Verluste - Die jüngsten Zahlen signalisieren einen weiteren Beschäftigtenrückgang des Produzierenden Gewerbes von 2000 auf 2001 um 500 Personen, darunter 200 im Baugewerbe. Im langfristigen Strukturwandel trotzdem vergleichsweise geringer Verlust an industriellen Arbeitsplätzen Insgesamt sind aber im Landkreis Soltau-Fallingbostel trotzdem im langfristigen wirtschaftlichen Strukturwandel seit Ende der 80er Jahre weniger industrielle Arbeitsplätze verloren gegangen als im Bundes- oder Landesdurchschnitt. Während bundesweit die Beschäftigung des Produzierenden Gewerbes im Jahr 2000 um fast 20 % unter dem Niveau von 1989 lag, waren es im Landkreis SoltauFallingbostel nur knapp 4 %. Allerdings wurde nach der Wiedervereinigung die Beschäftigung stark ausgeweitet und dann wenige Jahre später wieder erheblich zurück gefahren. Dies ist ein typisches Muster für ländliche Regionen, die in der Folge der Wiedervereinigung vorübergehend stark profitieren konnten. 39 Abb. 3.3-2: Stärken-Schwächen-Analyse Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Anfang der 80er Jahre 1980=100 140 LK Soltau-Fallingbostel 130 Niedersachsen früheres Bundesgebiet 120 110 100 90 80 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93), Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar. N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980 bzw 1989 01.07.02 6Feb02.xls]Amm 40 3.4 Landkreis Soltau-Fallingbostel Struktur und Entwicklung der Dienstleistungen Nach wie vor deutliche Abhängigkeit der regionalen Dienstleistungsentwicklung von der Prosperität der Produzierenden Bereiche Das räumliche Muster der Beschäftigtendynamik im Dienstleistungsbereich zeigte in der Vergangenheit eine hohe Übereinstimmung mit dem der Produzierenden Bereiche. In den letzten Jahren ist dieser Zusammenhang etwas schwächer geworden. Trotzdem wird offensichtlich nach wie vor die wirtschaftliche Prosperität von Regionen in starkem Maße von ihrer industriellen Entwicklung geprägt. Wenn sich die unternehmensbezogenen Dienstleistungen tendenziell auch stärker auf die überregionalen Märkte ausrichten, ist ihre Expansion doch nach wie vor maßgeblich von der regionalen Nachfrage und damit von der Entwicklung der Produzierenden Bereiche bestimmt. Auch die von der privaten Nachfrage abhängigen Dienste sind nach wie vor eng daran gebunden, welche Beschäftigungsmöglichkeiten und Einkommen die auf überregionale Märkte ausgerichteten Produktionen ermöglichen. Die regionale Entwicklung des öffentlichen Sektors ist demgegenüber nur so weit an die Wirtschaftskraft vor Ort gebunden, als dass die unternehmerischen Aktivitäten über die Gewerbesteuereinnahmen die Finanzkraft der öffentlichen Haushalte bestimmen. Ansonsten liegen der überregionalen Infrastruktur (Schulen, Hochschulen, Gesundheitswesen) häufig andere Standortkriterien (so z.B. die der flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung) zu Grunde. Dienstleistungsbesatz als Indikator für die „Zentralität“ Der Dienstleistungsbesatz, d.h. die Relation zwischen Beschäftigten im Dienstleistungssektor und der Bevölkerungszahl, ist ein erster grober Hinweis auf Zu- bzw. Abfluss von Dienstleistungsnachfrage und damit für die „Zentralität“ eines Standortes oder einer Region. 3.4.1 Bedeutung der Dienstleistungen Dienstleistungen mit fast 27.000 Beschäftigten überrepräsentiert Die Dienstleistungen sind in der Wirtschaftsstruktur des Landkreises SoltauFallingbostel mit insgesamt 26.900 Beschäftigten 44 und einem Anteil von 66,5 % an allen Beschäftigten (106 45) überrepräsentiert. Allerdings liegt der Beschäftigtenbesatz 46 (90 47) um etwa ein Zehntel unter dem westdeutschen Durchschnitt. Wichtigste Dienstleistungsstandorte Die Dienstleistungen haben in den einzelnen Städten und Gemeinden des Landkreises eine unterschiedliche Bedeutung. Die größten Dienstleistungsstandorte im Landkreis sind die Städte - Soltau mit 7.600 Beschäftigten 48 (164 49) - Walsrode mit 5.300 Beschäftigten (104) - Munster mit 3.500 Beschäftigten (93) - Bad Fallingbostel mit 2.600 Beschäftigten (105) und - Schneverdingen mit 2.200 Beschäftigten (56). 44 45 46 47 48 49 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93 Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100, 30.6.2000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 41 Abb. 3.4-1: Branchenspezialisierung der Stärken-Schwächen-Analyse Dienstleistungen im Landkreis Soltau- Fallingbostel 2000 11 Anteil der Wirtschaftszweige an den Beschäftigten insgesamt in % 10 9 8 7 im LK Soltau-Fallingbostel 6 im früheren Bundesgebiet 5 4 3 2 1 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover Schiffahrt Eisenbahnen Verlagswesen Telekommunikation Reinigung, Körperpflege Versicherungen Straßenverkehr Gebäudereinig.,Abfallbeseit. Techn. Beratung, Plan. Übriger Verkehr Rechts-, Wirtsch.beratung Organis. oh. Erwerbszweck Kreditinstitute Übr. untern.bez.DL Wissenschaft,Bildung,Medien Heime, Gastgewerbe Geb.körpersch., Sozialvers. Großhandel Gesundheitswesen Einzelhandel 0 01.07.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Badsvbb mit2000.xls]LK SoFa Unter diesen Städten hat lediglich die Stadt Soltau einen deutlichen Bedeutungsüberschuss und ist damit das größte Dienstleistungszentrum im Kreisgebiet. Der Dienstleistungsbesatz von Bad Fallingbostel und Walsrode liegt nur geringfügig über dem Durchschnitt, in Munster sogar leicht darunter. Der Dienstleistungsbesatz in der Stadt Schneverdingen ist weit unterdurchschnittlich. Soltau mit deutlichem und Walsrode sowie Bad Fallingbostel mit leichtem „Bedeutungsüberschuss“ 42 3.4.2 Landkreis Soltau-Fallingbostel Einzelhandel Einzelhandel mit 3700 Beschäftigten in der Wirtschaftsstruktur deutlich überrepräsentiert Der Einzelhandel ist mit insgesamt 3.700 Beschäftigten 50 (117 51) in der Wirtschaftsstruktur des Landkreis Soltau-Fallingbostel deutlich überrepräsentiert. Bezogen auf die Bevölkerung liegt die Beschäftigung des Einzelhandels im sog. Einzelhandelsbesatz 52 (100) genau im Bundesdurchschnitt. Vor diesem Hintergrund dürften sich Zu- und Abflüsse von Kaufkraft weitgehend die Waage halten. Standorte des Einzelhandels Am Beispiel der Verteilung der Einzelhandelsaktivitäten wird die polyzentrische Struktur des Landkreises deutlich. - Der größte Einkaufsstandort im Landkreis ist die Stadt Soltau mit 1.140 Beschäftigten 53 und einem Besatz (195), der für eine weit überdurchschnittliche Zentralität spricht. - Mit deutlichem Abstand folgt die Stadt Walsrode mit 820 Beschäftigten und einem deutlich geringeren Besatz (128), obwohl in der Wirtschaftsstruktur der Stadt der Einzelhandel mit mehr als 12 % ein außerordentlich hohes Gewicht hat. - An dritter Stelle steht die Stadt Schneverdingen mit 460 Beschäftigten und einem leicht unterdurchschnittlichen Besatz (95). - Es folgen die Standorte Munster (360 Beschäftigte), SG Schwarmstedt (325 und die Stadt Bad Fallingbostel (190 Beschäftigte). In der SG Schwarmstedt (110) liegt der Einzelhandelsbesatz über dem Bundesdurchschnitt, in Munster (74) und vor allem Bad Fallingbostel (62) deutlich darunter. Einzelhandelsrelevante Kaufkraft und Zentralität Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft 54 im Landkreis Soltau-Fallingbostel liegt mit 5.500 EUR je Einwohner (98 55) leicht unter dem westdeutschen Durchschnitt. Insgesamt ergibt sich für den Landkreis eine Einzelhandelszentralitätskennziffer von 99 56, d.h. per Saldo fließt lediglich 1 % der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft ab. Angesichts der polyzentrischen Raumstruktur des Landkreises, seiner ländlichen Prägung sowie der Lage zwischen den Zentren Hamburg, Hannover und Bremen ist diese Kaufkraftbindung respektabel. Positiv dürfte sich zudem der durch den Tourismus bedingte Kaufkraftzufluss auf die Einzelhandelszentralität auswirken. Einzehandelszentralität der umliegenden Regionen Die umliegenden Landkreise Harburg (68), Rotenburg/Wümme (88), Celle (95) und Uelzen (96) sowie der ehemalige Landkreis Hannover (90) verzeichnen per Saldo teils deutlich höhere Kaufkraftabflüsse. Aus diesen Landkreisen ist z.T. mit Kaufkraftzuflüssen in den Landkreis Soltau-Fallingbostel zu rechnen. Stärker ist die Kaufkraftbindung in den benachbarten Landkreisen Verden (128) und Lüne50 51 52 53 54 55 56 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93 Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100, 30.6.2000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93 Quelle: GfK Bundesgebiet West = 100 Werte > 100 bedeuten für eine Region per Saldo einen Kaufkraftzufluss, während Werte < 100 einen Abfluss von Kaufkraft anzeigen. 43 Abb. 3.4-2: Stärken-Schwächen-Analyse Beschäftigtenbesatz im Einzelhandels in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre 35 Beschäftigte je Einwohner 30 25 20 15 10 LK Soltau-Fallingbostel Niedersachsen früh. Bundesgebiet 5 0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93), Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar. N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2001 02.09.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[div DL je Einw ab 89.xls]Tabelle1 burg (102). Der Landkreis Nienburg liegt in etwa auf dem Niveau des Landkreises Soltau-Fallingbostel. Die Städte und Gemeinden im Landkreis Soltau-Fallingbostel verfügen meist über nur eingeschränkte Einzelhandelsangebote für den aperiodischen und den gehobenen Bedarf 57. Einzig die Einzelhandelsaktivitäten in der Stadt Soltau sowie mit Abstand in der Stadt Walsrode sind mit einem vergleichsweise großen Angebot in diesen Bereichen vertreten. In den übrigen Gemeinden konzentriert sich das Angebot überwiegend auf den periodischen Bedarf, der aber in den meisten Gemeindezentren gut abgedeckt werden kann. Struktur des Einzelhandelsangebots in den Städten und Gemeinden Nach einer leicht überdurchschnittlichen Entwicklung in den 80er Jahren und einer vorübergehenden Schwächephase zu Beginn der 90er Jahre entwickelt sich der Einzelhandel seit Mitte der 90er Jahre wieder ausgesprochen dynamisch (Abb.3.4-2). Entwicklung des Einzelhandels seit den 80er Jahren - 57 In der ersten Phase nach der Wiedervereinigung von 1989 bis 1992 entwickelte sich der Einzelhandel im Landkreis deutlich schwächer als im übrigen Bundesgebiet. Ergebnisse der Gemeindegespräche 44 Planung des Factory Outlet Centers in Soltau 3.4.3 Landkreis Soltau-Fallingbostel - Von 1992 bis 1995 ging die Beschäftigung vorübergehend sogar zurück. - Seit Mitte der 90er Jahre steigen die Beschäftigtenzahlen aber wieder deutlich, von 1995 bis 2000 um fast 800 Personen. An erster Stelle der Zuwächse steht hier die Stadt Soltau, aber auch Walsrode und Schneverdingen sowie die SG Schwarmstedt gewinnen hinzu, ebenso die Gemeinde Bispingen. - Die Einzelhandelsentwicklung entsprach damit weitgehend der der Nachbarregionen, lediglich im Raum Harburg sowie im Umland von Bremen und Hannover war die Dynamik höher. Seit Mitte der 90er Jahre entwickelt sich der Einzelhandel stärker als in allen Umlandkreisen. - Seit Ende der 90er Jahre haben vor allem Soltau und auch Schneverdingen überdurchschnittlich profitiert, die Entwicklung in Walsrode war zwar ebenfalls überdurchschnittlich, aber bei weitem nicht so dynamisch wie in den beiden anderen Zentren. In der SG Schwarmstedt und in der SG Rethem war die Entwicklung eher schwächer. - Der Strukturwandel im Einzelhandel zu Gunsten der großflächigen Verkaufsformen und der Verkaufsketten auf Kosten der kleinbetrieblichen (zumeist inhabergeführten) Geschäfte wirkt sich allerdings auch in den Einkaufsstandorten im Landkreis Soltau-Fallingbostel aus. Deutlich wird dies an Leerständen von Landenlokalen z.B. in den Städten Soltau, Munster und Walsrode. Auf dem Gebiet der Stadt Soltau (Ortsteil Harber) ist die Errichtung eines Factory Outlet Centers (FOC) in Planung. Die Stadt Soltau wird von fast allen anderen Städten und Gemeinden im Landkreis Soltau-Fallingbostel, insbesondere von den in der „Heideregion“ zusammen geschlossenen Gemeinden des nördlichen Kreisgebietes bei ihren Planungsabsichten für dieses herausragende Einzelhandelsprojekt unterstützt, ausgenommen der Stadt Walsrode. Der Kreistag hat eine befürwortende Resoluition abgegeben. Distributions- und Verkehrssektor Die Region hat aufgrund ihrer Standortbedingungen in den 80er und 90er Jahren in besonderer Weise versucht, sich als Standort der Distributions- und Verkehrswirtschaft zu profilieren. Besondere Ansiedlungsprojekte waren Verteilzentren (u.a. alli, Deichmann, BMW, jawoll) oder auch Speditionen für Neufahrzeuge, wobei letztere allerdings eine großen Flächenbedarf haben und nur in geringem Umfang Beschäftigung bieten. Großhandel und Verkehrssektor in der Wirtschaftsstruktur nach wie vor unterrepräsentiert Sowohl der Großhandel mit seinen 1.260 Beschäftigten (72 58) als auch der Verkehrssektor mit 2.000 Beschäftigten 59 (92) sind eher schwächer als im Bundesdurchschnitt vertreten. Auf den Distributions- und Verkehrsbereich entfallen insgesamt aber trotzdem 3.000 Beschäftigte, wenn man die etwa 230 Beschäftigten im Bereich Nachrichtenübermittlung abzieht. 58 59 Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93 45 Abb. 3.4-3: Stärken-Schwächen-Analyse Beschäftigtenbesatz im Distributions- und Verkehrssektor 60 in West- deutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre 45 Beschäftigte je Einwohner 40 35 30 25 20 15 LK Soltau-Fallingbostel Niedersachsen früh. Bundesgebiet 10 5 0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93), Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar. N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2001 02.09.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[div DL je Einw ab 89.xls]Tabelle1 Der größte Standort des Großhandels ist Soltau mit 730 Beschäftigten 61 (180 62), mit deutlichem Abstand folgen Bad Fallingbostel mit 210 Beschäftigten (97) sowie Walsrode, SG Schwarmstedt und Bispingen mit zwischen 100 und 150 Beschäftigten. Größte Standorte des Großhandels Der größte Standort des Verkehrsgewerbes ist ebenfalls die Stadt Soltau mit 690 Beschäftigten 63 (176 64) in diesem Bereich. Die SG Schwarmstedt mit 370 Beschäftigten (189), die Stadt Walsrode mit 240 Beschäftigten (55) und die Stadt Bad Fallingbostel mit 230 Beschäftigten (109) sowie die SG Ahlden mit 150 Beschäftigten (131) folgen mit deutlichem Abstand. Standorte des Verkehrssektors 60 61 62 63 64 Großhandel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93 Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93 Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 46 Landkreis Soltau-Fallingbostel Die Entwicklung des Distributions-.und Verkehrssektors war seit Ende der 80er Jahre deutlich stärker als im Bundestrend (Abb. 3.4-3). In der zweiten Hälfte der 90er Jahre ging die Beschäftigung dann vorübergehend im Großhandel zurück, seit 1998 ist aber wieder eine positive Entwicklung zu verzeichnen. 3.4.4 Tourismus und Freizeitwirtschaft Stellenwert und Potenziale des Tourismus- und Freizeitsektors Der Tourismus besitzt aufgrund seiner Bedeutung als Wirtschaftsfaktor, Arbeitgeber und Imageträger einen hohen Stellenwert für die Gemeinden, Samtgemeinden und Städte des Landkreises Soltau-Fallingbostel. Die Lüneburger Heide sowie das Aller-Leine-Tal bieten als Natur- und Erlebnisregion eine Vielzahl an freizeitorientierten Angeboten wie die großen Tier- und Freizeitparks (Vogelpark Walsrode, Heidepark Soltau, Serengeti-Park Hodenhagen) sowie im Rahmen der „Ferienparks der zweiten Generation“ erweiterte Angebote im Beherbergungsangebot mit vielfältigen Freizeit- und Unterhaltungseinrichtungen (Center Parcs Bispingen und mit Einschränkung Südseecamp Wietzendorf). Das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide mit den größten zusammen hängenden Heideflächen Mitteleuropas zieht vor allem zur Saison der Heideblüte zwischen August und September eine große Anzahl an Touristen an. Hier, ebenso wie im Aller-Leine-Tal, bestehen natur- und sportorientierte Freizeitmöglichkeiten in den Bereichen Wandern, Radwandern, Paddeln und Reiten. Dieser naturnahe Tourismus ist allerdings durch seine starke Saisonalität gekennzeichnet. Potenziale im Tourismus Die Potenziale im Tourismus spiegeln sich auch in einer überwiegend zweigleisigen Strategie der Gemeinden, Samtgemeinden und Städte wider, die sowohl das Landschaftserlebnis des Naturraums als auch die überregional bekannten Erlebnisparks in ihrer Funktion als Besuchermagneten vermarkten. Innerhalb dieser grundsätzlichen Strategie ist der Trend feststellbar, dass die jeweiligen Gemeinden, Samtgemeinden und Städte verschiedene Schwerpunkte in ihrer zukünftigen Tourismusentwicklung und –förderung setzen, indem sie entweder den traditionellen Heidetourismus (z.B. Neuenkirchen) oder den neuen „Fun-Tourismus“ (z.B. Bispingen), ausgedrückt durch die Ferien- und Freizeitparks, durch neue, ergänzende Projekte bzw. den Ausbau bestehender Einrichtungen unterstützen. Gerade für den Fun-Tourismus zeichnen sich zukünftig günstige Perspektiven ab, da mit der Zunahme an Zweit- und Dritturlauben bzw. Kurzreisen Angebote der Ferienparks verstärkt wahrgenommen werden sowie künstliche Freizeit- und Erlebniswelten den neuen Ansprüchen der Touristen nach Abwechslung und Unterhaltung entsprechen. Darüber hinaus besteht aus Sicht einzelner Gemeinden zumindest in Zukunft die Möglichkeit, dass sich der aktuelle Trend mit einer Sättigung des Wunsches nach den Erlebnis- und Kunstwelten wieder zu einer verstärkten Nachfrage nach dem Naturerlebnis wendet. Gemeinden wie z.B. Bispingen, die Angebote sowohl im Bereich des FunTourismus als auch des Heidetourismus besitzen, stellen zudem fest, dass zwischen beiden Tourismusarten kein Konflikt zu belegen ist, sondern dass es faktisch zu einer räumlichen Trennung der verschiedenen Nachfrager kommt. 47 Abb. 3.4-4: Stärken-Schwächen-Analyse Übernachtungen im Reiseverkehr 65 in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre 2.400 18.000 2.200 16.000 2.000 absolut in 1.000 1.600 12.000 1.400 10.000 1.200 8.000 1.000 800 6.000 600 je 1.000 Einwohner 14.000 1.800 4.000 400 Übernachtungen absolut (in 1.000) in LK Soltau-Fallingbostel 200 Übernachtungen je 1.000 Einwohner in LK Soltau-Fallingbostel 2.000 Übernachtungen je 1.000 Einwohner in Niedersachsen 0 0 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 5.9.02 C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[reise88f Reiseverkehr.xls]Bild Der Landkreis Soltau-Fallingbostel zählt mit 221 Beherbergungsbetrieben 66, 11.500 Betten und knapp 2,1 Mio. Übernachtungen zu den großen Tourismusregionen in Niedersachsen. Die Zahl der Übernachtungen je Einwohner (377) liegt bei fast dem vierfachen des westdeutschen Durchschnitts. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist mit 3,7 Tagen um ein Viertel höher als im Bundesdurchschnitt, und die Bettenauslastung ist mit knapp 50 % ebenfalls außerordentlich gut. Lediglich der Anteil der Ausländer an den Übernachtungen ist mit 4,5 % vergleichsweise niedrig. Mit 221 Beherbergungsbetrieben und 2,1 Mio. Übernachtungen bedeutsamer Tourismusstandort in Niedersachsen Die Übernachtungszahlen sind bereits in den 80er Jahren bis Mitte der 90er Jahre überdurchschnittlich gestiegen (Abb. 3.4-4). Einen erheblichen Sprung verzeichnete die Region allerdings dann von 1994 bis 1996 durch die Eröffnung des CenterParcs in Bispingen im Jahre 1995, der die Übernachtungszahlen im Landkreis fast verdoppelt hat. Seitdem haben sich die Übernachtungen auf hohem Niveau eingependelt. Weit überdurchschnittliche Entwicklung der Übernachtungszahlen Insgesamt sind im Landkreis Soltau-Fallingbostel etwa 2.440 Beschäftigte im Gastgewerbe 67 tätig. Die Beschäftigtenintensität (186), d.h. die Beschäftigung bezogen auf die Einwohnerzahlen, ist damit fast doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt und signalisiert den besonderen Stellenwert. Insgesamt knapp 2.500 Beschäftigte im Gastgewerbe 65 66 67 Betriebe mit 9 und mehr Betten, ohne Campingplätze mit 9 und mehr Betten, ohne Campingplätze, 2000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93 48 Abb. 3.4-5: Landkreis Soltau-Fallingbostel Beschäftigtenbesatz im Gastgewerbe in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre 25 Beschäftigte je Einwohner 20 15 10 LK Soltau-Fallingbostel Niedersachsen früh. Bundesgebiet 5 0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93), Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar. N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2000 2001 02.09.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[div DL je Einw ab 89.xls]Tabelle1 Größte Standorte im Landkreis Beschäftigtenentwicklung im Gastgewerbe weit überdurchschnittlich Die größten Standorte innerhalb des Landkreises sind - Bispingen mit 660 Beschäftigten 68 (1.200 69) als Standort des CenterParks, - die Stadt Walsrode mit 370 Beschäftigten (187), - die Stadt Soltau mit 330 Beschäftigten (164), - die Stadt Schneverdingen mit 280 Beschäftigten (165), - die SG Schwarmstedt mit 270 Beschäftigten (263) sowie - Wietzendorf mit 200 Beschäftigten (602). Die Beschäftigtenentwicklung war seit Ende der 80er Jahre weit überdurchschnittlich (Abb. 3.4-5). - 68 69 Von 1989 bis 1998 entstanden in diesem Bereich etwa 400 zusätzliche Arbeitsplätze. Dies bedeutet einen weit überdurchschnittlichen jährlichen Zuwachs von 2,3 % (Westdeutschland 0,8 %). sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93 Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 49 Stärken-Schwächen-Analyse - Von 1998 bis 2000 war ein weiterer Zuwachs von 260 Beschäftigten oder jährlich 5,8 % zu verzeichnen, was allerdings im überregionalen Trend liegt (Westdeutschland 5,9 %). - Erste Auswertungen für 2001 belegen allerdings leicht rückläufige Beschäftigtenzahlen. Großprojekte des Tourismus- und Freizeitsektors Der Tourismus- und Freizeitsektor im Landkreis Soltau-Fallingbostel ist in besonderem Maße durch eine Reihe von Großprojekten geprägt, die im Folgenden kurz vorgestellt werden sollen: Vogelpark Walsrode Der im Jahre 1962 eröffnete Vogelpark umfaßt als weltweit größter Park seiner Art auf einer Fläche von ca. 20 ha verschiedene Vogelhäuser und –anlagen mit einer Vielzahl an Vogelarten, eine Tropenwaldhalle, eine großflächige Park- und Gartenlandschaft sowie verschiedene auf Familien mit Kindern ausgerichtete Angebote wie Streichelzoo und Abenteuerspielplatz. Neben Besuchern, die an den Vogelarten des Parks interessiert sind, soll durch die landschaftliche Gestaltung eine größere Zielgruppe angesprochen werden. Der seit 2000 ganzjährig geöffnete Park zählt ca. 400.000 Besucher pro Jahr, wobei die Zahlen in der Vergangenheit überwiegend rückläufig waren. Obgleich der Park vor allem Tagestouristen anzieht, werden über Kooperationen mit ortsnahen Hotels auch Pauschalangebote geboten. Darüber hinaus bestehen seit kurzem Kooperationen des Vogelparks mit der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen und der DB Regio Niedersachsen, die den Transport der Vogelparkbesucher mit Bussen vom Bahnhof Walsrode in der Sommersaison organisieren. Das am Wochenende sowie an Feier- und Brückentagen geltende Angebot gewährt Besuchern, die die Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wählen, einen Rabatt auf den Eintrittpreis. Der Vogelpark beschäftigt ca. 140 Arbeitnehmer zuzüglich ca. 200 geringfügig Beschäftigten. Obwohl der Park größtenteils auf Bomlitzer Gemeindegebiet liegt, trägt er aufgrund seiner historischen Entwicklung den Namen „Walsrode“. Das Image des überregional bekannten Vogelparks nutzt auch die „Vogelparkregion“, zu der die Städte Walsrode und Bad Fallingbostel und die Gemeinde Bomlitz zählen und die im Bereich der touristischen Vermarktung der Region über die Tourismusagentur Vogelparkregion (TAV) aktiv ist. 50 Landkreis Soltau-Fallingbostel Südseecamp Wietzendorf Das Südseecamp, das seit Ende der 60er Jahre stufenweise ausgebaut wurde, umfasst heute ein Gelände von ca. 80 ha sowie einen 3,5 ha großen See. Neben über 800 offiziellen Stellplätzen in verschiedenen Campingbereichen bietet das Camp ein Erlebnisbad sowie das 1999 eröffnete Schwedendorf „Bullerby“, das jährlich ca. 75.000 Übernachtungen zu verzeichnen hat und die Saisonalität des Campingplatzes teilweise ausgleicht, da es gerade zur Weihnachtszeit viele Besucher anzieht. Zudem weist das Südseecamp eine hohe Anzahl an Dauercampern auf, die im Jahre 2001 mehr als 50% der ca. 400.000 Campingübernachtungen ausmachten. Im Rahmen einer umfangreichen Animation werden den Besuchern des Südseecamps eine Vielzahl an sportlichen und erlebnisorientierten Aktivitäten geboten sowie Tages- und Mehrtagesausflüge in den Großraum Hamburg, nach Dänemark sowie zu den Nordfriesischen Inseln. Aufgrund dieses vielfältigen Angebots halten sich die Besucher darüber hinaus vornehmlich innerhalb des Geländes auf. Das Südseecamp beschäftigt über 100 Arbeitnehmer. Da die Übernachtungen mit durchschnittlich 26 € pro Übernachtungsperson jährlich ca. 12,6 Mio. € ergeben, stellt es einen bedeutenden Wirt-schaftsfaktor für die Gemeinde Wietzendorf dar, von dem auch der Einzelhandel der Gemeinde profitiert. CenterParcs Bispingen Der 1995 eröffnete CenterParcs Bispingen ist der einzige CenterParcs Deutschlands. Gemäß des CenterParcs Konzepts umfasst er ein ca. 100 ha großes Gelände und bietet neben 3.500 Betten in Bungalows und Apartments ein Erlebnisbad, eigene Gastronomie und Einzelhandel sowie eine Vielzahl an erlebnisorientierten Aktivitäten sowie Sportangeboten. Seit seiner Eröffnung fand dabei eine stufenweise Anpassung des CenterParcs Konzepts an die spezifischen Bedürfnisse des deutschen Marktes und der deutschen Urlauber statt. Der in der Projektund Bauphase stark zwiespältig diskutierte „Ferienpark der zweiten Generation“ zählt ca. 1 Mio. Übernachtungen jährlich bei einer Auslastung von über 90%. Das CenterParcs Konzept ist auf eine breite Zielgruppe ausgerichtet, die generell alle Altersgruppen, jedoch speziell Familien mit Kindern und Eltern ansprechen soll. Für das damit verfolgte Segment des Kurzurlaubs und des Erholungsurlaubs bietet der CenterParcs zusätzliche Pauschalangebote. Mit über 550 Beschäftigten stellt der CenterParcs einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Gemeinde Bispingen und darüber hinaus dar. Zusätzlich zu den direkt Beschäftigten sind dabei die über die Vergabe von Verträgen an lokale Handwerksunternehmen indirekte Beschäftigungseffekte zu zählen. Zukünftig bestehen Pläne zur Erweiterung des Parks um weitere 75 Bungalows, die derzeit noch aufgrund einer Restrukturierung innerhalb der Geschäftsleitung zurückgestellt worden sind. 51 Stärken-Schwächen-Analyse Heidepark Soltau Der 85 ha große Heidepark Soltau bietet als „Norddeutschlands größter Freizeitund Familienpark“ über 40 Fahrattraktionen. Seit der Eröffnung des Parks im Jahre 1978 fand fast jährlich eine Ergänzung des Fahrangebots statt; so wurden in der Saison 1999 rund 13 Mio. DM in den Aus- und Neubau der Attraktionen investiert. Aufgrund des gestiegenen Anspruchs der Besucher wird auch die zukünftige Entwicklung des Parks von dem weiteren Aus- und Neubau bestimmt sein. Der saisonal geöffnete Park zählte zwischen Ende März bis Ende Oktober 2001 ca. 1 Mio. Besucher mit jedoch rückläufiger Tendenz. Im Vergleich hierzu konnten insbesondere in den Jahren nach der deutschen Wiedervereinigung Besucherzahlen von über 2 Mio. realisiert werden. Der Heidepark besitzt keine klar definierte Zielgruppe, sondern wirbt für Besucher aller Altersklassen mit verschiedenen Angeboten innerhalb des Parks. Ein besonderer Schwerpunkt wird weiterhin auf Familien sowie Gruppen gelegt. Die wirtschaftliche Bedeutung des Heideparks erklärt sich nicht nur in seiner Funktion als überregionaler Besuchermagnet, sondern auch in der Bereitstellung von ca. 900 Arbeitsplätzen, davon ca. 450 in Vollzeitbeschäftigung. In Zukunft ist eine Erweiterung des Heideparks um ein Feriendorf geplant. Die bereits seit 12 Jahren geplante Anlage wurde im Jahre 1996 auf 110 ha Gesamtfläche Landesplanerisch festgestellt und soll ca. 4.500 Betten in Hotels und Ferienhäusern umfassen sowie weitere Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen. Die Bauleitplanung ist bereits abgeschlossen Serengeti Park Hodenhagen Der im Jahre 1974 gegründete Serengeti Park bietet auf einer Fläche von ca. 165 ha als Deutschlands größtes Serengeti- und Großwildreservat vier verschiedene Themenparks mit Fahrattraktionen. Kernattraktion ist die Safari-Strecke, die über eine Distanz von 9 km und auf einer Fläche von 65 ha mit eigenen Pkw oder dem Serengeti-Bus befahren wird und es dabei ermöglicht, über 1.000 Tiere zu beobachten. In den vergangenen Jahren wurde in den Park durch die Eröffnung neuer Attraktionen und Tieranlagen stark investiert. Weiterhin werden jährlich ca. 1,5 Mio EUR für Werbung ausgegeben. Der Serengeti-Park zählte 1999 ca. 670.000 Besucher und erzielte einen Umsatz von 16 Mio. DM. In den Jahren 2000 und 2001 kam es aufgrund des Abzuges der Besucher durch die EXPO sowie der Maul- und Klauenseuche zu einem Rückgang der Besucherzahlen. Zu den Zielgruppen des Parks zählen v.a. Familien mit Kindern unterschiedlichen Alters, aber es werden auch Pauschalangebote für Senioren und Erwachsene mittleren Alters angeboten. Der saisonal geöffnete Serengeti Park beschäftigt zwischen März und Ende Oktober ca. 300 Mitarbeiter; in der Nebensaison sind ca. 100 Mitarbeiter in den Bereichen Tierpflege, Technik, Verwaltung und Marketing beschäftigt. Der Serengeti Park kooperiert seit kurzem mit der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen und der DB Regio Niedersachsen, die den Transport der Besucher mit Bussen vom Bahnhof Hodenhagen in der Sommersaison organisieren. Das 52 Landkreis Soltau-Fallingbostel Angebot ist an Wochenenden sowie Feier- und Brückentagen erhältlich und gewährt Besuchern, die die Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wählen, einen Rabatt auf den Eintrittpreis. Struktur und Organisation, Kooperationen Organisation des Tourismus auf regionaler Ebene Zweckverband AllerLeine-Tal Die hohe Bedeutung des Tourismus im Landkreis Soltau-Fallingbostel spiegelt sich auch in seiner regionalen Organisationsstruktur wider. Alle Städte, Gemeinden und Samtgemeinden des Landkreises besitzen eigene Tourismusorganisationen und -verbände, die meist als gemeindlicher oder städtischer Eigenbetrieb, in Form einer GmbH oder eines Vereins betrieben werden. Hierzu zählen folgende Organisationen: - Fremdenverkehrsgesellschaft Bispingen mbH - Munster-Touristik (Eigenbetrieb der Stadt Munster) - Heide-Touristik Neuenkirchen (Eigenbetrieb der Gemeinde Neuenkirchen) - Schneverdingen Touristik (Eigenbetrieb der Stadt Schneverdingen) - Soltau-Touristik-GmbH - Verkehrsverein Wietzendorf e.V. - Zweckverband Aller-Leine-Tal der SG Ahlden, Schwarmstedt und Rethem (Aller) - Tourismusagentur Vogelparkregion der Städte Bad Fallingbostel und Walsrode und der Gemeinde Bomlitz Der Zweckverband Aller-Leine-Tal wurde 1998 von den drei Samtgemeinden Ahlden, Rethem (Aller) und Schwarmstedt gegründet. Der Zusammenschluss ergab sich aus einer Projektinitiative des Amts für Agrarsruktur Verden (Afa) sowie unter der fachlichen Begleitung durch das Planungsbüro Koris. Als eine Aufgabe des Zweckverbands gilt es, die als große Gemeinsamkeit der Region vorhandenen Entwicklungspotenziale im Tourismus stärker zu nutzen. Die Stärken der Region werden dabei in Natur und Landschaft gesehen: Das Aller-Leine-Tal ist ein Urstromtal in der südlichen Lüneburger Heide und durch eine abwechselungsreiche Landschaft mit Marsch-, Heide-, und Mooreinheiten gekennzeichnet. Diese naturräumlichen Potenziale sollen im Rahmen von Erholungstourismus sowie AktivUrlaub verstärkt genutzt werden. Betont wird vom Zweckverband zudem die Bedeutung der Entwicklung des touristischen Angebots unter dem Gesichtspunkt der Freizeiterholung der lokalen Bevölkerung. Der Zweckverband hat bereits u.a. ein gemeinsames Buchungssystem realisiert, ein gemeinsames Logo sowie Imageprospekte entwickelt und die Vernetzung von Rad- und Fußwanderwegen mit eigenem Kartenmaterial erreicht. Im Bereich der Infrastruktur sollen in Zukunft noch bestehende Lücken geschlossen werden, so z.B. der Ausbau des Allerfernradwegs, des Leineradwegs sowie das Angebot von „shuttle bikes“ und Paddelmöglichkeiten. 53 Stärken-Schwächen-Analyse Das Ziel der Bildung eines Gemeinsamen Planungsausschusses der Städte Bad Fallingbostel und Walsrode sowie der Gemeinde Bomlitz im Jahre 1975 war die verstärkte regionale Zusammenarbeit in dem Bereich Bauleitplanung, die der engen räumlichen Verflechtung der Gemeinden gerecht werden sollte. Von den definierten Schwerpunktthemen wurde bislang eine verstärkte Kooperation in der Tourismusförderung und –vermarktung umgesetzt, die unter dem Namen „Vogelparkregion“ die Region nach außen vertritt. Langfristig ist jedoch geplant, die Kompetenzen der Vogelparkregion stufenweise auszubauen und z.B. auch auf die Wirtschaftsförderung zu erweitern. Als Folge einer Restrukturierung der Organisationsstrukturen wurde im Jahre 2002 die „Tourismusagentur Vogelparkregion“ (TAV) als neue Gesellschaft in der Vogelparkregion gegründet. Die Anteile an der Gesellschaft teilen sich wie folgt auf: Bomlitz 15%, Walsrode 45%, Bad Fallingbostel 40%. Die TAV betreibt Touristeninformationsstellen im Auftrag der Gesellschafter. Als touristische Stärke der Region wird der Aktivurlaub verstanden. Radwandern, Bootfahren und Reiten sowie Urlaub auf dem Reiterhof stehen im Mittelpunkt. Bad Fallingbostel bietet darüber hinaus Angebote im Bereich Wellness und Gesundheitsvorsorge an. Vogelparkregion Als Nachfolgeorganisation der „Werbegemeinschaft Heidekreis“ seit 2001 übernimmt die „Erlebniswelt-Heide-GmbH“ als neue Touristik-Gesellschaft auf Kreisebene die Förderung und Entwicklung des Tourismus im Kreisgebiet. Zu den Gesellschaftern der GmbH zählen die Tourismusverbände des Landkreises sowie andere im Bereich des Tourismus tätige Organisationen sowie private Unternehmen bzw. Personen. Erlebniswelt-Heide-GmbH Die wesentlichen Aufgaben der Gesellschaft konzentrieren sich auf die Marketingund Öffentlichkeitsarbeit, die Beratung und Unterstützung der Gesellschafter und die Koordination aller Aktivitäten. Richtungsweisend ist dabei die enge Zusammenarbeit mit allen Organisationen. Der Landkreis und alle im Kreisgebiet tätigen Fremdenverkehrsvereine sind langjährige Mitglieder sowie z.T. Gründungsmitglieder des 1926 als Fremdenverkehrsverband Lüneburger Heide gegründeten Tourismusverband Lüneburger Heide e.V. Er umfasst neben neun Landkreisen, 42 Städten und Gemeinden sowie 29 (Fremden-) Verkehrsvereinen eine Reihe von Verbänden und privaten Unternehmen. Der Tourismusverband ist außerdem alleiniger Gesellschafter der Lüneburger Heide Tourismus GmbH. Die Gründung der GmbH erfolgte 1997 mit dem Ziel, die Zimmervermittlung zu übernehmen. Seitdem hat stufenweise eine Ergänzung ihrer Kompetenzen stattgefunden, so dass sie vermehrt das Regionalmarketing der Tourismusregion Lüneburger Heide übernimmt und so z.B. die Messebesuche und die Erstellung von Broschüren koordiniert. Im Sinne einer besseren Bündelung der vorhandenen Ressourcen, der für die Touristen eher verwirrenden Aufgabenteilung der Organisationen sowie aufgrund der in den Städten, Gemeinden und Samtgemeinden ähnlichen Tourismusstrategien wäre aus Sicht vieler Standorte eine Restrukturierung der bestehenden Organisationen sinnvoll und erforderlich. Lüneburger Heide Tourismus GmbH 54 Landkreis Soltau-Fallingbostel Perspektiven der Tourismus- und Freizeitwirtschaft Heidetourismus bzw. naturnaher Tourismus Eine Vielzahl der Gemeinden, Samtgemeinden und Städte sieht touristische Potenziale in Ergänzung zu den Ferien- und Freizeitparks der Region in einer verstärkten Profilierung ihres Natur- und Umweltbezugs. Die Gemeinde Neuenkirchen plant, mit Hilfe eines Fremdenverkehrsentwicklungskonzepts den Bereich des „sanften Heidetourismus“ weiterzuentwickeln. In diesem Rahmen soll ein naturräumliches Gebiet zwischen Neuenkirchen und Soltau, u.U. im Rahmen eines Leader+-Projekts, mit einem landschaftspflegerischen Konzept zum ursprünglichen Bewuchs mit Heideflächen und Mischwald zurückgeführt werden. Weitere Möglichkeiten im Heidetourismus bietet der Schäferhof, ein von einem Verein unterhaltener Besucherhof, dessen Veranstaltungen durch ein gastronomisches Angebot ergänzt werden könnten. Der zeitgenössische Kunst fördernde Kunstverein und Stiftung Springhof besitzt mit seinen über das ganze Gemeindegebiet verteilten Installationen überregionale Bedeutung, die für die touristische Vermarktung stärker genutzt werden soll. Die Stadt Soltau strebt im Heide-Tourismus ein Alleinstellungsmerkmal an, das eher in Richtung von Urbanität entwicklet werden soll. Das Spielzeugmuseum im Soltau, das kurzfristig erweitert werden soll, gehört bundesweit zu den besucherstärksten Angeboten seiner Art (mit derzeit ca. 40.000 Besuchern pro Jahr). Abgerundet wird das Angebot in der Stadt Soltau durch die Soltau-Therme. Potenziale im Heidetourismus werden auch von der Stadt Schneverdingen gesehen. Neben Investitionen in den Ausbau und die Unterhaltung der Heideflächen plant die Stadt, sich um die Landesgartenschau 2008 zu bewerben. Hiervon erwartet die Stadt einen Schub für den Tourismus. Die Flussläufe der Oerze sowie der Aller und der Leine bieten nach Einschätzung der Stadt Munster und der Samtgemeinden des Aller-Leine-Tals sinnvolle Bereiche der touristischen Entwicklung im Rahmen des naturnahen Aktiv-Urlaubs. Ähnliche Potenziale sehen auch die Gemeinden der Vogelparkregion. „Fun“- bzw. Erlebnis-Tourismus Eine Anzahl an Gemeinden und Städten des Landkreises plant Projekte im Bereich des erlebnisorientierten Tourismus. Die Gemeinde Bispingen beabsichtigt, in dem Gewerbegebiet an der A 7 eine Skihalle zu errichten. Das Konzept, für das bereits verschiedene private Interessenten vorhanden sind, soll als Zielgruppen Besucher des CenterParcs, Schulklassen sowie Seminar- und Konferenzveranstalter ansprechen. Weitere Planungen im Umfeld der Skihalle umfassen die Ansiedlung eines Healthland Sportcenters und eines Funcenters. Bispingen ist zudem Standort des CenterParcs, der eigene Pläne für eine zukünftige Erweiterung besitzt. Projekte für die Errichtung eines Feriendorfs werden außerdem in der Gemeinde Bomlitz und den Städten Soltau und Walsrode erwogen. In der Gemeinde Bomlitz 55 Stärken-Schwächen-Analyse gibt es Überlegungen bezüglich der Einrichtung eines „Feriendorf Löverschen“ im Norden der Gemeinde auf einem ehemaligen Munitionsgelände, dessen Verwirklichung bisher noch unsicher ist. Auch die Stadt Walsrode entwickelt Pläne über ein Jugend-Feriendorf „Leben in der Steinzeit“. Die Stadt Soltau schließlich ist Standort des Heideparks Soltau, der Pläne zur Erweiterung des Parks um ein Feriendorf hat. Gesundheits- und Kurtourismus Die Stadt Bad Fallingbostel konzentriert sich im Rahmen ihrer jüngeren Ernennung zum „Bad“ auf den Bereich des Gesundheits- und Kurtourismus. Hier sollen neue touristische Angebote geplant und umgesetzt werden. In diesem Segment sieht auch die Gemeinde Neuenkirchen Potenziale. Der geplante Bau eines Wellnesshotels, für das die Gemeinde zur Zeit einen Investor sucht, würde zudem ihr kleinbetrieblich strukturiertes Beherbergungsangebot erweitern. Weitere Projekte Als Defizit in der bestehenden Tourismusstruktur sind aus Sicht der Gemeinden fehlende Angebote bei schlechtem Wetter zu nennen. Die Stadt Schneverdingen sieht hier eine Möglichkeit in der Entwicklung eines Freizeitbades aus dem bestehenden städtischen Hallenbad. In der Stadt Munster soll das bestehende Panzermuseum, das bereits jährlich 70.000 Besucher anzieht und derzeit erweitert wird, in Ergänzung zum Erlebnisangebot in der Lüneburger Heide und als Besuchsoption bei schlechtem Wetter stärker vermarktet werden. Darüber hinaus wird derzeit in der Stadt Munster überprüft, inwieweit im touristischen Bereich mit der Bundeswehr zusammengearbeitet werden kann. Weiterhin gibt es in Bispingen als Invidualprojekt eines Berliner Investors die „Iserhatsche“. Die bestehende Anlage, deren Kernstück eine Jagdvilla bildet, soll in Zukunft u.a. durch den derzeit in Bau befindlichen Kunstberg „Montagnetto“ ergänzt werden. 56 3.4.5 Landkreis Soltau-Fallingbostel Gesundheits- und Sozialwesen Sozial- und Gesundheitswesen mit 4.500 Beschäftigten Das Sozial- und Gesundheitswesen ist im Landkreis Soltau-Fallingbostel mit insgesamt 4.500 Beschäftigten 70 und einem Anteil von mehr als 11 % (105 71) an allen Beschäftigten in der Wirtschaftsstruktur leicht überrepräsentiert. Beschäftigtenbesatz um fast ein Sechstel unter dem Durchschnitt Der Beschäftigtenbesatz im Sozial- und Gesundheitswesen 72 (88 73) liegt demgegenüber aber doch deutlich unter dem westdeutschen Durchschnitt, d.h. insgesamt ist mit einem deutlichen Nachfrageabfluss aus diesem Bereich in andere Regionen zu rechnen. Wichtigste Standorte: Soltau und Walsrode Die wichtigsten Standorte sind die Städte Soltau mit 1.500 Beschäftigten 74 (192 75), Walsrode mit knapp 1.400 Beschäftigten (156) sowie Bad Fallingbostel mit etwa 500 Beschäftigten (108) und Schneverdingen mit fast 400 Beschäftigten (55). Sechs Krankenhäuser und vier Vorsorge- und Reha-Einrichtungen mit zusammen über 1.200 Betten Das Gesundheitswesen im Landkreis wird in besonderer Weise durch sechs Krankenhäuser mit zusammen 611 Betten 76 sowie vier weitere Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen mit zusammen 625 Betten geprägt. Der Bettenbesatz im Krankenhausbereich (72 77) ist allerdings deutlich unterdurchschnittlich, bei den Vorsorge- und Reha-Einrichtungen (177) liegt er aber beträchtlich über dem Landeswert. - Die Krankenhäuser befinden sich in Walsrode (228 Betten), in Soltau (zwei Einrichtungen mit 314 Betten) sowie in Munster (zwei Einrichtungen mit 49 Betten) sowie eines in Bad Fallingbostel (20 Betten). - Die Vorsorge- und Rehabiltationseinrichtungen konzentrieren sich auf Bad Fallingbostel (zwei Einrichtungen mit zusammen 290 Betten), Soltau (265 Betten) und Walsrode (70 Betten). Überdurchschnittliche Einbußen im Zuge der Gesundheitsreform Im Zuge der Strukturreformen des Gesundheitswesens sind die Bettenzahlen in den Krankenhäusern von 1991 bis 2000 um 125 oder 17 % reduziert worden (Landesdurchschnitt 11 %). Bei den Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sind die Bettenzahlen um 20 oder knapp 4 % reduziert worden, während sie im Landesdurchschnitt um 40 % ausgeweitet wurden. Beschäftigtenentwicklung des Sozial- und Gesundheitswesens ... Die Beschäftigtenentwicklung des Sozial- und Gesundheitswesens im Landkreis Soltau-Fallingbostel war bis Anfang der 90er Jahre ausgesprochen stark, danach folgte eine deutliche Schwächeperiode (Abb. 3.4-6). 70 71 72 73 74 75 76 77 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93 Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Beschäftigte im Sozial- und Gesundheitswesen bezogen auf die Einwohnerzahlen jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100, 30.6.2001 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93 Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 31.12.1999 Betten je Einwohner, Niedersachsen = 100 57 Abb. 3.4-6: Stärken-Schwächen-Analyse Beschäftigtenbesatz im Sozial- und Gesundheitswesen in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre 40 Beschäftigte je Einwohner 35 30 25 20 15 LK Soltau-Fallingbostel Niedersachsen früh. Bundesgebiet 10 5 0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93), Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar. N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2001 02.09.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[div DL je Einw ab 89.xls]Tabelle1 - Nachdem von 1980 bis 1989 etwa 1.000 Arbeitsplätze entstanden waren, wuchs die Beschäftigung von 1989 bis 1995 nochmals um fast 1.000 Personen. Somit war die Entwicklung bis Anfang der 90er Jahre weit überdurchschnittlich. ... überdurchschnittliche Entwicklung bis Anfang der 90er Jahre - Nach 1992 verlangsamte sich aber die Entwicklung bereits und brach dann nach 1995 deutlich stärker als im Bundestrend ein. Von 1995 bis 1998 kostete dies den Landkreis 430 Arbeitsplätze in diesem Bereich. Die Entwicklung in diesem Zeitraum war besonders von der Schließung und Umstrukturierung von Krankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen u.a. in Schneverdingen und Bad Fallingbostel geprägt. ... starker Einbruch nach 1995 - Seit 1998 steigen die Beschäftigtenzahlen im Landkreis wieder. Von 1998 bis 2001 war ein Zuwachs von 320 Arbeitsplätzen oder jährlich 2,5 % zu verzeichnen, was den westdeutschen Trend (2,2 %) wieder leicht übertraf. ... seit 1988 wieder steigende Beschäftigtenzahlen Seit August 2002 darf die Stadt Fallingbostel das Prädikat „Bad Fallingbostel“ führen. Man geht davon aus, dass dies einen positiven Beitrag zur Stabilisierung der Wettbewerbsposition auf diesem hart umkämpften Markt leisten kann. Prädikat „Bad Fallingbostel“ 58 3.4.6 Landkreis Soltau-Fallingbostel Finanzdienstleistungen und unternehmensbezogene Dienstleistungen Finanzdienstleistungen mit etwas über 1.000 Beschäftigten deutlich unterrepräsentiert Die Finanzdienstleistungen 78 sind im Landkreis Soltau-Fallingbostel mit insgesamt 1.040 Beschäftigten 79 und einem Anteil an allen Beschäftigten von etwa 2,6 % (61 80) in der Wirtschaftsstruktur deutlich unterrepräsentiert. Bezogen auf die Einwohnerzahlen ist die Beschäftigung vor Ort (51 81) sogar noch geringer. Dies spricht für einen erheblichen Abfluss von Nachfrage, vor allem in die umliegenden Verdichtungsräume. Dominierende Standorte Walsrode und Soltau Die beiden dominierenden Standorte der Finanzdienstleistungen im Landkreis sind Walsrode (440 Beschäftigte) und Soltau (330 Beschäftigte). Entwicklung der Finanzdienstleistungen in etwa im Bundestrend Die Entwicklung der Finanzdienstleistungen entspricht seit langem in etwa dem Bundestrend (Abb. 3.4-7). - Nach einem leichten Aufholprozess von 1989 bis 1992 war die Entwicklung bis Mitte der 90er Jahre etwas ungünstiger. - Von 1998 bis 2001 war nur noch ein geringer Zuwachs von 30 Beschäftigten oder jährlich etwa 1 % zu verzeichnen, womit die Region aber genau im westdeutschen Trend liegt. Unternehmensbezogene Dienstleistungen unterrepräsentiert Auf die unternehmensbezogenen Dienstleistungen 82 entfallen im Landkreis Soltau-Fallingbostel etwa 2.650 Beschäftigte 83 (59 84), auch sie sind damit in der Wirtschaftsstruktur erheblich unterrepräsentiert. Der Besatz, d.h. die Beschäftigung in den unternehmensbezogenen Dienstleistungen bezogen auf die Einwohnerzahl (50 85) ist noch geringer und erreicht gerade die Hälfte des Bundesdurchschnitts. Größte Standorte der unternehmensbezogenen Dienstleistungen Die größten Standorte der unternehmensbezogenen Dienstleistungen im Landkreis Soltau-Fallingbostel sind 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 die Stadt Bad Fallingbostel mit 580 Beschäftigten 86 (135 87) Kreditinstitute und Versicherungen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93 Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Datenverarbeitung und –banken, Forschung und Entwicklung, Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung, Architektur- und Ingenieurbüros, technische, physikalische und chemische Untersuchung, werbung, gewerbsmäßige Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften, Schutzdienste, Reinigung von Gebäuden, Erbringung sonstiger Dienstleistungen für Unternehmen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93 Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93 Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 59 Abb. 3.4-7: Stärken-Schwächen-Analyse Beschäftigtenbesatz in den Finanzdienstleistungen in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre 20 Beschäftigte je Einwohner 15 10 LK Soltau-Fallingbostel Niedersachsen früh. Bundesgebiet 5 0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93), Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar. N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2001 02.09.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[div DL je Einw ab 89.xls]Tabelle1 - die Städte Walsrode und Soltau mit je 400 Beschäftigten, - die Stadt Schneverdingen mit 350 Beschäftigten und - die Stadt Munster mit 270 Beschäftigten. Die Entwicklung der unternehmensbezogenen Dienstleistungen im Landkreis Soltau-Fallingbostel war seit Ende der 80er Jahre ähnlich dynamisch wie im Bundesgebiet (Abb. 3.4-8). Von 1989 bis 1998 entstanden in diesem Bereich etwa 1.150 zusätzliche Beschäftigte, die jährliche Zuwachsrate von 8,1 % übersteigt den Bundesdurchschnitt (5,5 %) deutlich, allerdings ist das niedrige Ausgangsniveau in Rechnung zu stellen. In den letzten Jahren ist (bei einer geänderten Abgrenzung der unternehmensbezogene Dienstleistungen) die Entwicklung weiterhin positiv, denn von 1998 bis 2001 sind weitere 550 Beschäftigte hinzugekommen. Die Entwicklungsdynamik entspricht mit einem Zuwachs von jährlich 8,0 % etwa dem westdeutschen Durchschnitt. Entwicklung der unternehmensbezogenen Dienstleistungen 60 Abb. 3.4-8: Landkreis Soltau-Fallingbostel Beschäftigtenbesatz in den Unternehmensorientierten Dienstleistungen in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre 45 Beschäftigte je Einwohner 40 35 30 25 20 15 LK Soltau-Fallingbostel Niedersachsen früh. Bundesgebiet 10 5 0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93), Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar. N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 1998 1999 2000 2001 02.09.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[div DL je Einw ab 89.xls]Tabelle1 3.4.7 Öffentlicher Sektor unter besonderer Berücksichtigung des Militärischen Sektors Personal im öffentlichen Dienst Im Landkreis Soltau-Fallingbostel sind nach der Personalstandserhebung derzeit 6.600 Beschäftigte im Öffentlichen Dienst 88, darunter 2.400 bei Bundeseinrichtungen 89. 2.300 sind im Landesdienst und etwa 1.700 bei den Gemeinden und Gemeindeverbänden. Der Beschäftigtenbesatz liegt insgesamt (81) um fast ein Fünftel unter dem Landesdurchschnitt, bei Bundeseinrichtungen (240) aufgrund der Bedeutung der Bundeswehr aber deutlich darüber. Bezogen auf die Landeseinrichtungen (71) und auch die kommunale Ebene (88) ist der Besatz deutlich unterdurchschnittlich (Abb. 3.4-9). 88 89 darin enthalten sind allerdings auch Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser (soweit öffentlich) u.a. überwiegend Bundeswehr 61 Abb. 3.4-9: Stärken-Schwächen-Analyse Beschäftigtenbesatz in der Öffentlichen Verwaltung 90 in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre 45 Beschäftigte je Einwohner 40 35 30 25 20 15 LK Soltau-Fallingbostel Niedersachsen früh. Bundesgebiet 10 5 0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93), Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar. N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2001 02.09.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[div DL je Einw ab 89.xls]Tabelle1 Militärische Präsenz und Truppenreduzierung im Landkreis Soltau-Fallingbostel Auch nach den Truppenreduzierungen in den 90er Jahren ist der Landkreis SoltauFallingbostel der Kreis mit der größten Präsenz sowie Flächeninanspruchnahme durch militärische Streitkräfte in Niedersachsen. Der durch die britischen Stationierungskräfte und insbesondere die Bundeswehr geprägte militärische Sektor bestimmt in starkem Ausmaß die Rahmenbedingungen für die regionale und wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises Soltau-Fallingbostel. Standorte Die Stadt Munster ist der dominierende Militärstandort im Landkreis SoltauFallingbostel. Mit etwa 4.000 bis 5.000 Soldaten ist Munster die bedeutendste Garnisonsstadt des deutschen Heeres und der größte Standort gepanzerter Truppen der Bundeswehr. In Munster sind mehr als die Hälfte der Einwohner Soldaten 90 Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung Konzentration des Militärs am Standort Munster 62 Landkreis Soltau-Fallingbostel und Zivilbeschäftigte der Bundeswehr 91. Nahezu alle Felder der Stadtentwicklung werden von der Bundeswehrpräsenz und der Lage zwischen den Truppenübungsplätzen in hohem Maß beeinflusst. Weitere Militärstandorte und Konversion Drei Truppenübungsplätze Neben Munster gibt es im Landkreis Soltau-Fallingbostel weitere Militärstandorte, die im Zuge der Truppenreduzierung jedoch oftmals an Bedeutung verloren haben: - Während im Gemeindefreien Bezirk Osterheide / Oerbke die niederländischen Streitkräfte Anfang der 90er Jahre vollständig abgezogen wurden, sind die Streitkräfte der Britischen Rheinarmee noch vorhanden. Etwa 3.000 britische Soldaten und Familienangehörige wohnen u.a. in der nahegelegenen Stadt Bad Fallingbostel und tätigen hier einen Großteil ihrer Ausgaben. - In der Stadt Walsrode befand sich das Nachschubausbildungszentrum der Bundeswehr. Das Munitionshauptdepot wird nach den Plänen des „Ressortkonzept Stationierung“ des Bundesministeriums für Verteidigung (BMVg) auch zukünftig Bestand haben und 90 Dienstposten umfassen. Von dem Munitionsdepot an der Autobahnanschlussstelle Walsrode-Süd soll u.U. ein Teil freigegeben werden, der gewerblich nachgenutzt werden könnte. - Die Stadt Schneverdingen war Standort eines Lagers der britischen Armee. Die freigewordene Liegenschaft ist an die Stadt und einen privaten Investor veräußert worden und beherbergt heute die Alfred-Töpfer-Akademie sowie ein Seminarhotel. - Die Stadt Soltau war Standort der britischen Armee. Die etwa 10 ha große Fläche der ehemaligen Kaserne innerhalb des Stadtgebiets wird seitens der Stadtverwaltung als städtebauliche Entwicklungschance gewertet und in erster Linie einer Wohnnachnutzung zugeführt. - Kleinere Bundeswehreinrichtungen befanden sich in Hodenhagen und bei Neuenkirchen (Hiddingen/Drögenbostel im Landkreis Rotenburg/Wümme). Im Rahmen der weiteren regionalen Entwicklung des Landkreises SoltauFallingbostel spielen auch die drei Truppenübungsplätze eine zentrale Rolle 92: - Der NATO-Truppenübungsplatz Bergen ist mit einer Fläche von insgesamt 285 km² der größte Truppenübungsplatz Westeuropas. Mit 186 km² auf Gebiet des Landkreises Soltau-Fallingbostel nimmt er 10 % der Landkreisfläche ein. Bis zu 12.000 Soldaten aus sieben Nationen haben hier gleichzeitig geübt. In den letzten Jahren war ein deutlicher Rückgang der Übungsintensitäten festzustellen. - Der insgesamt 100 km² große Bundeswehrtruppenübungsplatz Munster-Nord belegt im Landkreis Soltau-Fallingbostel eine Fläche von mehr als 60 km². Noch aus der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkrieges stammt eine starke Kontamination mit Kampfmitteln. - Der 64 km² große NATO-Truppenübungsplatz Munster-Süd wird als NATOArtillerie- und Übungsplatz genutzt. Die Frequentierung hat in den letzten Jahren stark abgenommen. 91 92 RROP für den Landkreis Soltau-Fallingbostel 2000, S. 257 NIW 1992, S. 87 ff.; RROP für den Landkreis Soltau-Fallingbostel 2000, S. 257 63 Stärken-Schwächen-Analyse Die drei Truppenübungsübungsplätze sowie sonstigen militärischen Sperreinrichtungen nehmen mit einer Fläche von 324 km² einen Flächenanteil von 17% des Landkreises Soltau-Fallingbostel ein. Von der insgesamt in Niedersachsen militärisch genutzten Fläche befindet sich somit ein Drittel im Gebiet des Landkreises 93. Flächeninanspruchnahme durch militärische Sperrgebiete Truppenstärke und direkte Beschäftigung Im Landkreis Soltau-Fallingbostel sind auch nach den Truppenreduzierungen der 90er Jahre noch immer bis zu 8.000 Soldaten der Bundeswehr und der Britischen Rheinarmee stationiert. Hinzu kommen die im Kreisgebiet auszubildenden und übenden Bundeswehrangehörigen, die Stärken zwischen 5.000 und 10.000 Soldaten (einschließlich Wehrpflichtigen) einnehmen. Die Soldaten nahmen somit einen Anteil von durchschnittlich rund 10 % der Bevölkerung ein (Land Niedersachsen: 1,6%). Bis zu 18.000 Soldaten Zudem ist die Bundeswehr – nach der Wolff Walsrode AG – der zweitgrößte zivile Arbeitgeber im Landkreis Soltau-Fallingbostel. Die insgesamt knapp 1.7900 zivilen Mitarbeiter weisen sehr unterschiedliche Qualifikationsniveaus auf. 1.700 zivile Beschäftigte der Bundeswehr ... - Die Panzertruppenschule Munster ist die zentrale Ausbildungsstätte der gepanzerten Truppen der Bundeswehr. Hier werden jährlich knapp 6.000 soldatische Lehrgangsteilnehmer ausgebildet. Zusammen mit der Panzerlehrbrigade 9, dem Sanitätszentrum und dem Instandsetzungsbataillon sind hier neben den militärischen auch rund 700 zivile Dienstposten angesiedelt. - Die Standortverwaltung Munster beschäftigt gut 500 zivile Mitarbeiter. - Die Truppenübungsplatzkommandantur Munster ist mit etwa 360 zivilen Beschäftigten für den Betrieb und Unterhalt der Truppenübungsplätze zuständig. - Das Wehrwissenschaftliche Institut für Schutztechnologien – ABC-Schutz (WIS) befasst sich mit dem Schutz vor ABC-Kampfmitteln, Brandschutz und Umweltschutzfragen. Am WIS sind 300 zivile, zum Teil hochqualifizierte Mitarbeiter beschäftigt. Die Zahl der zivilen Beschäftigten bei den Britischen Streitkräfte lag Anfang der 90er Jahre bei 725 deutschen und 435 britischen Zivilbeschäftigten 94. Nach den Truppenreduzierungen der 90er Jahre dürfte diese Zahl insgesamt noch bei etwa 700 liegen. ... und etwa 700 zivile Beschäftigte bei den Britischen Streitkräften Darüber hinaus besteht in Walsrode eine Schule des Grenzschutzpräsidiums als Aus- und Fortbildungseinrichtrung des Bundesgrenzschutzes mit mehr als 300 Unterkunftsplätzen. Schule des Grenzschutzpräsidiums Nach der amtlichen Statistik sind im Landkreis Soltau-Fallingbostel von den insgesamt 6.600 Beschäftigten im Öffentlichen Dienst 95 etwa 2.400 Personen bei Bundeseinrichtungen beschäftigt. Die dominierende Einrichtung ist hierbei die Bun- Amtliche Statistik: Beschäftigte bei Bundeseinrichtungen 93 94 95 RROP für den Landkreis Soltau-Fallingbostel 2000, S. 255 NIW 1992, S. 95 f. Voll- und Teilzeitbeschäftigte am 30.6.2000 64 Landkreis Soltau-Fallingbostel deswehr. Der Beschäftigtenbesatz bei Bundeseinrichtungen erreicht im Landkreis Soltau-Fallingbostel (240) 96 ein deutlich überdurchschnittliches Niveau. Auf je 1.000 Einwohner entfallen 17 Beschäftigte bei Bundeseinrichtungen. Dieser hohe Anteilswert spiegelt die überdurchschnittlich hohe Bedeutung der Bundeswehr für den Landkreis Soltau-Fallingbostel wider: Im Land Niedersachsen sowie im Regierungsbezirk Lüneburg entfallen lediglich 6 Beschäftigte bei Bundeseinrichtungen auf 1.000 Einwohner. Auch in den umliegenden Landkreisen spielt die Beschäftigung bei Bundeseinrichtungen ausnahmslos eine geringere Rolle: Uelzen (12), Celle (10), Rotenburg/Wümme (8), Lüneburg (5), Nienburg/Weser (5), ehem. LK Hannover (3), Verden (3), Harburg (2). Truppenreduzierungen in den 90er Jahren Reduzierungen der Bundeswehr in den 90er Jahren Nach den Reduzierungsplänen des BMVg von 1991 belief sich der Truppenabbau im Landkreis Soltau-Fallingbostel in der ersten Hälfte der 90er Jahre auf unterdurchschnittliche 27 % (landesweit 34 %). Die wirtschaftlichen und infrastrukturellen Nachteile der Truppenreduzierungen im Landkreis Soltau-Fallingbostel betrafen insbesondere Munster, Bad Fallingbostel, Wietzendorf, Walsrode und Soltau 97. Der Standort Munster verlor etwa 2.500 militärische und 600 zivile Arbeitsplätze bei der Bundeswehr und bei den britischen Streitkräften 98. Reduzierungen bei der Britischen Rheinarmee Seit Anfang der 90er Jahre reduzierten auch die britischen Streitkräfte ihre im Landkreis Soltau-Fallingbostel stationierte Truppe. Die Standorte Munster mit 700 Soldaten und Soltau mit 300 Soldaten wurden aufgegeben. Die Einrichtungen in Osterheide / Oerbke nahe der Stadt Bad Fallingbostel sind mit etwa 2.300 britischen Soldaten erhalten geblieben 99. Der Abzug der etwa 1.000 britischen Soldaten und ihrer Familienangehörigen aus Munster und Soltau sowie die Nachnutzung der freigewordenen Liegenschaften waren Konversionsanforderungen, die von den betroffenen Kommunen unter Zuhilfenahme von EU-Fördermitteln (KONVER II) beispielhaft bewältigt werden konnten. In Soltau erhöhte sich durch den Abzug das Angebot an privatem Wohnraum um ca. 200 Wohnungen. In Soltau wurden unter erheblichen Anstrengungen der Stadt die Chancen einer freigewordenen größeren innenstadtnahen Liegenschaft zur Entwicklung eines Dienstleistungszentrums und zum Bau von Wohnungen genutzt. Abzug der niederländischen Streitkräfte 1992 gaben zudem die niederländischen Streitkräfte ihren Standort Langemannshof auf. Hier entfielen etwa 1.000 Soldaten. Hiervon war insbesondere die Gemeinde Wietzendorf betroffen. Insgesamt haben die Truppenreduzierungen und Schließungen von Standorten vor allem den Städten Munster, Soltau und Schneverdingen erhebliche Anstrengungen abverlangt. 96 97 98 99 Bundeswert = 100 RROP für den Landkreis Soltau-Fallingbostel 2000, S. 252 Schreiben der Stadt Munster an den OKD des Landkreis Soltau-Fallingbostel vom 20.2.2001 RROP für den Landkreis Soltau-Fallingbostel 2000, S. 259 65 Stärken-Schwächen-Analyse Indirekte Beschäftigung Neben den direkten Beschäftigungseffekten ergeben sich aufgrund der stationierungsbedingten Nachfrage auch eine Vielzahl von indirekten Beschäftigungswirkungen, so dass der militärische Sektor insgesamt einen großen Beitrag für die Wirtschaftskraft des Landkreises Soltau-Fallingbostel leistet. Die Standortverwaltung Munster tätigte im Jahr 1990 Ausgaben in Höhe von insgesamt fast 100 Mio. DM, die sich aufteilten auf die Bereiche Baumaßnahmen (43 Mio. DM), Bauunterhaltung (18 Mio. DM), Bewirtschaftung (23 Mio. DM) und Beschaffungen (8 Mio. DM). Diese Größenordnung dürfte auch noch gegenwärtig Bestand haben. Allerdings wird seitens der Standortverwaltung betont, dass die auftragnehmenden Unternehmen ihren Sitz zumeist außerhalb des Landkreises Soltau-Fallingbostel haben 100. Über die Ausgaben der britischen Streitkräfte liegen dem NIW keine Daten vor. Ausgaben der Streitkräfte Die privaten Ausgaben der Soldaten und ihrer Familienangehörigen werden vorrangig regional getätigt und stärken die ansässigen Dienstleistungsbetriebe. Über das Konsumverhalten und die Höhe der Ausgaben der deutschen und britischen Soldaten und ihrer Angehörigen liegen keine aktuellen Daten vor. Private Ausgaben der Soldaten und Familienangehörigen Über die direkte Beschäftigung von militärischen und zivilen Dienstposten sowie die indirekten Beschäftigungswirkungen ergeben sich auch Einkommensteuereinnahmen und Schlüsselzuweisungen für die Kommunen. Einkommensteuereinnahmen Belastungen Die militärische Präsenz hat neben ihrer wirtschaftlichen Bedeutung auch negative Auswirkungen: - Die militärischen Aktivitäten haben Fahrzeug- und Schießlärm, Staubaufwehungen und Erschütterungen zur Folge. Insgesamt kommt es somit zu Nutzungskonflikten, v.a. mit Wohnen, Erholung und Tourismus. - Auch die historischen Kampfmittelkontaminationen auf dem Truppenübungsplatz Munster-Nord schränken die Entwicklungsmöglichkeiten in diesen Bereichen ein. Die durch die militärische Präsenz entstehenden Belastungen gingen im letzten Jahrzehnt deutlich zurück. Gründe dafür sind die vollzogenen Maßnahmen der Truppenreduzierung, die Verringerung der Übungsintensitäten sowie der zunehmende Einsatz von modernen Militärtechnologien (Übungssimulatoren). Nachteile der militärischen Präsenz ... ... nehmen in den letzten Jahren ab Perspektiven Während das Verbleiben der Britischen Rheinarmee im Landkreis SoltauFallingbostel möglicherweise langfristig als fraglich erscheinen kann, ist die Präsenz der Bundeswehr im Landkreis Soltau-Fallingbostel gesichert. Nach dem ak100 vgl. NIW 1992, S. 96 ff. Bundeswehrpräsenz ... 66 Abb. 3.4-10: Landkreis Soltau-Fallingbostel Beschäftigtenentwicklung der Dienstleistungen in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Anfang der 80er Jahre 1980=100 140 130 120 110 100 LK Soltau-Fallingbostel 90 Niedersachsen früheres Bundesgebiet 80 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93), Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar. N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980 bzw 1989 01.07.02 6Feb02.xls]Amm tuell umzusetzenden „Ressortkonzept Stationierung“ des BMVg verbleiben der Standort Walsrode (Munitionshauptdepot mit 90 zivilen und militärischen Dienstposten) sowie der dominierende Standort Munster (5845 zivile und militärische Dienstposten). ... und Standort Munster gesichert Der Standort Munster geht aufgrund der Stationierungsplanungen und der Konzentration der Bundeswehrstandorte eher gestärkt aus der Reform hervor. Seine Existenz dürfte auch zukünftig gesichert sein, da die militärischen Einrichtungen der Bundeswehr in besonderer Weise spezialisierten und hochwertigen Ausbildungs- und Forschungsfunktionen dienen. Die tragenden Säulen sind die Panzerlehrbrigade 9, die Standortverwaltung, die Truppenübungsplatzkommandantur und insbesondere die Panzertruppenschule und das WIS. Militär weiterhin wichtige Rahmenbedingung für die regionale Entwicklung Die militärische Präsenz wird auch zukünftig den Landkreis Soltau-Fallingbostel prägen. Die vom Militär ausgehenden direkten und indirekten Beschäftigungswirkungen werden weiterhin eine große wirtschaftliche Bedeutung innehaben. Insgesamt wird der militärische Sektor auch in der Zukunft in starkem Ausmaß die 67 Stärken-Schwächen-Analyse Rahmenbedingungen für die regionale und wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises Soltau-Fallingbostel mitbestimmen. 3.4.8 Entwicklung der Dienstleistungen insgesamt Die Entwicklung der Dienstleistungen insgesamt war über lange Zeit schwächer als im Bundestrend. Vor allem von der Wiedervereinigung konnte die Region nicht so stark profitieren. Seit Anfang der 90er Jahre hat die Region aber aufgeholt und liegt in den letzten Jahren insgesamt im Bundestrend (Abb. 3.4-10). - In der ersten Phase nach der Wiedervereinigung konnte nicht ganz die bundesdurchschnittliche Dynamik erreicht werden. Von 1989 bis 1992 entstanden zwar 2.200 Arbeitsplätze, in den umliegenden Regionen war die Entwicklung aber teilweise beträchtlich dynamischer. - Von 1992 bis etwa 1995 war die Entwicklung dann stärker als im Bundestrend, die Beschäftigung wuchs um weitere 2.000 Personen. Starke Gewinne verzeichneten in diesem Zeitraum der Distributions- und Verkehrsbereich und die unternehmensbezogenen Dienstleistungen vor allem auch durch Ansiedlungen von Betrieben. - Von 1995 bis 1998 war dann ein leichter Rückgang von fast 200 Beschäftigten zu verzeichnen, der fast alle Standorte betraf. Besondere Verlierer waren der Großhandel, das Gesundheitswesen sowie die Gebietskörperschaften (Bundeswehr). Weiterhin günstig war die Entwicklung des Einzelhandels und des Verkehrssektors. - Seit 1998 ist insgesamt ein Zuwachs von 1.900 Arbeitsplätzen im Dienstleistungssektor zu verzeichnen. In besonderer Weise tragen dazu der Handel, das Gesundheitswesen, der Verkehrssektor und die unternehmensbezogenen Dienstleistungen bei. Die Öffentliche Verwaltung hat rückläufige Beschäftigtenzahlen. Zurückgeblieben hinter der allgemeinen Entwicklung sind gemessen an den jeweiligen bundesdurchschnittlichen Branchentrends das Gastgewerbe, die Dienstleistungen für Unternehmen sowie die Öffentliche Verwaltung. Entwicklung der Dienstleistungen 68 3.5 Landkreis Soltau-Fallingbostel Unternehmensgründungen Unternehmensgründungen als Baustein zur Erneuerung der Wirtschaftsstruktur Unternehmensgründungen sind als ein wesentlicher Baustein der Erneuerung der Wirtschaftsstruktur in jüngerer Zeit in das Zentrum des Interesses gerückt. Grundlagen der nachfolgenden Sonderauswertungen der Unternehmensgründungen durch das ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim) für die Jahre 1990 bis 1998 ist der vom Verband der Vereine Creditreform (VVC) und ZEW gepflegte GründungspanelWest. In diesem Datensatz sind alle vom VVC erfassten Unternehmensgründungen enthalten. Zur Datenerhebung führt der VVC eine systematische Recherche aller öffentlichen Register (z.B. Handelsregister) und Meldungen (z.B. Konkurs- und Vergleichsmeldungen), Tageszeitungen, Geschäftsberichte und veröffentlichten Bilanzen durch. Neben der Handelsregisterdurchsicht stellen die durch Anfragen hinsichtlich der Kreditwürdigkeit ausgelösten Recherchen die wichtigsten Quellen für die Erfassung neuer Unternehmen dar. In den vorliegenden Daten werden originäre Neugründungen von anderen Gründungsformen bzw. der Umwandlung oder Übernahme existierender Unternehmen abgegrenzt, Scheingründungen ohne wirtschaftliche Aktivitäten sind somit nicht enthalten. Eine gewisse Untererfassung ist allerdings auf Grund der Offenlegungs- und Eintragungspflichten der Unternehmen bei Kleinstbetrieben (sog. Kleingewerbebetriebe) sowie bei Freien Berufen zu vermuten. Die verwendeten Gründungszahlen beziehen sich auf den gewerblichen Bereich, d.h. sie klammern die Landwirtschaft, die Organisationen ohne Erwerbszweck sowie die Gebietskörperschaften aus. Indikator Gründungsintensität Das Ausmaß des Gründungsgeschehens wird in der folgenden Analyse anhand der Gründungsintensität bewertet, in der die absolute Zahl der Gründungen auf die Erwerbsfähigen - d.h. die Einwohner im Alter von 15 bis 65 Jahren - bezogen wird 101. Leichter Rückstand bei den Gewerbeanmeldungen in den letzten Jahren Gründungsintensitäten nach Branchen Nach der neuen Statistik der Gewerbeanmeldungen hatte der Landkreis SoltauFallingbostel in den Jahren 1996 bis 2000 insgesamt 1070 Gewerbeanmeldungen 102 (Abb. 3.5-1). Die Gründungsintensität 103 (84 104) blieb damit deutlich hinter dem Bundesdurchschnitt zurück. Vor allem im Umland von Hamburg war die Gründungsintensität erheblich höher, so in den Landkreisen Harburg (128) und Lüneburg (96). Im Landkreis Rotenburg (90) sowie im Landkreis Verden (88) sind ebenfalls mehr Gründungsaktivitäten zu verzeichnen. Dagegen sind sie in den Landkreisen Nienburg (75) und Celle (73) eher ungünstiger. Insgesamt haben sowohl die Stadt Hannover (84) als auch der ehemalige Landkreis (88) vergleichsweise geringe Zahlen von Betriebsgründungen. Ebenso wie im Bundesgebiet und im übrigen Niedersachsen konzentrieren sich die Gründungen im Landkreis Soltau-Fallingbostel in absoluten Zahlen betrachtet im Handel, in den unternehmensbezogenen Dienstleistungen und im Baugewerbe. Insgesamt sind die Gründungsintensitäten im Verarbeitenden Gewerbe (75), im Baugewerbe (77) und auch im Handel (82) sowie in den unternehmensbezogenen Dienstleistungen (87) jeweils deutlich geringer als im Bundesgebiet. Vergleichsweise günstig hingegen ist die Situation im Gastgewerbe (97) sowie im Verkehrssektor (99). 101 102 103 104 Die absoluten Zahlen der Gründungen können aufgrund einer Vereinbarung mit dem ZEW nicht weitergegeben werden. echte Neuerrichtungen, Hauptniederlassungen Gewerbeanmeldungen bezogen auf die Erwerbsfähigen (Personen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren) jeweiliger Bundeswert (Deutschland) = 100, Jahre 1996 bis 2000 69 Abb. 3.5-1 Stärken-Schwächen-Analyse Gewerbeanmeldungen nach Wirtschaftsbereichen im Bundesgebiet, in Niedersachsen und im Soltau-Fallingbostel 1996 bis 2000 Gewerbeanmeldungen* 1996 - 2000 (JD) je 10.000 Erwerbsfähige** 40 35 30 25 Deutschland Niedersachsen 20 LK Soltau-Fallingbostel 15 10 5 * Betriebsgründungen; Hauptniederlassung übrige Wirtschaftszweige sonstige Dienstleistungen unternehmensbez. Dienstleistungen Finanzdienstleistungen Verkehr,Nachrichtenübermittlung Gastgewerbe Handel Bau Verarbeitendes Gewerbe Land-,Forstwirtschaft,Fischerei 0 ** Bev. im Alter v. 15 b. unt. 65 Jahren NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 6.9.02 C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[gewanm00 Gewerbeanmeldungen Betriebsgründungen 96b00.xls]Grafiken 70 4. 4.1 Landkreis Soltau-Fallingbostel ARBEITSMARKT UND EINKOMMEN Entwicklung des Arbeitskräfteangebots Die Bevölkerung im Alter von 18 bis unter 65 Jahren (Erwerbsfähige) stellt jeweils den maximalen Rahmen für das Arbeitskräftzepotenzial einer Region dar. Die Bevölkerungsentwicklung und der demograhpische Wandel können von daher das Arbeitskräfteangebot einer Region erheblich beeinflussen. Komponenten des Arbeitskräfteangebots Die (tatsächliche) Erwerbsbeteiligung berechnet sich als Anteil der Beschäftigten (am Wohnort) an den Erwerbsfähigen. Damit wird aber nur die Erwerbstätigkeit ausgewiesen, die tatsächlich am Arbeitsmarkt realisiert werden kann. Zieht man zu den Beschäftigten (am Wohnort) die Arbeitslosen hinzu, so erhält man eine Schätzgröße für die potenzielle Erwerbsbeteiligung, d.h. die Erwerbsneigung (unter den jeweils gegebenen Arbeitsmarktbedingungen). Dabei muss berücksichtigt werden, dass Veränderungen der Arbeitskräftenachfrage, z.B. durch höhere Löhne oder attraktivere Arbeitsplätze auch die Erwerbsneigung beeinflussen. 4.1.1 Entwicklung der Erwerbsfähigen Parallel zur Entwicklung der Bevölkerung ist auch das Arbeitskräftepotenzial 105 im Landkreis Soltau-Fallingbostel überdurchschnittlich gestiegen (Abb. 4.1-1). Von 1993 bis 2001 sind die Erwerbsfähigenzahlen im Westdeutschland um 0,1 %, in Niedersachsen um 1,6 % und im Landkreis Soltau-Fallingbostel um 5,1 % gestiegen. Dieser überdurchschnittliche Zuwachs an Erwerbsfähigen hat das Arbeitskräfteangebot vor Ort deutlich erhöht und damit auch den regionalen Arbeitsmarkt tendenziell „belastet“. 4.1.2 Entwicklung der Erwerbsbeteiligung Erwerbsbeteiligung der Männer etwa im Bundesdurchschnitt Die tatsächliche Erwerbsbeteiligung der Männer liegt im Landkreis SoltauFallingbostel mit 56,2 % 106 (97,5 107) rechnerisch leicht unter dem westdeutschen Durchschnitt. Durch das Ausblenden von Beamten und Soldaten dürfte damit die Erwerbsteiligung etwas unterschätzt werden, so dass die Region etwa im Bundesdurchschnitt liegt. Im Vergleich zu den umliegenden Regionen ist die Erwerbsbeteiligung nicht ganz so hoch wie etwa in den Landkreisen Verden (104), Nienburg (104) oder Rotenburg (103), aber doch höher als in den stärker von Arbeitslosigkeit geprägten Nachbarkreisen Lüneburg (90), Celle (93), Lüneburg (90) und Uelzen (89). Erwerbsbeteiligung der Männer seit Mitte der 90er Jahre rückläufig Allerdings ist das Niveau der Erwerbsbeteiligung der Männer im Landkreis SoltauFallingbostel seit Mitte der 90er Jahre – bezogen auf den westdeutschen Durchschnitt – schrittweise zurück gegangen. So lag die tatsächliche Erwerbsbeteiligung zwischen 1995 (102,0) und 1997 (102,4) noch über dem Durchschnitt und ging in 105 106 107 Erwerbsfähige im Alter von 18 bis unter 65 Jahren geben den weitesten Rahmen für die tatsächlich Erwerbstätigen ab und können als Arbeitskräftepotenzial bezeichnet werden. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort bezogen auf die Bevölkerung im Alter von 18 bis unter 65 Jahren, 30.6.2000 jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 71 Abb. 4.1-1: Stärken-Schwächen-Analyse Entwicklung der Erwerbsfähigen (Bevölkerung im Alter von 18 bis unter 65 Jahren) in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis SoltauFallingbostel seit Ende der 80er Jahre 1,8 Veränderug zum Vorjahr in % 1,6 1,4 LK Soltau-Fallingbostel Niedersachsen früh. Bundesgebiet 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 -0,2 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2000 2001 05.09.02 C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[bev_1865 Bevölkerung im Alter von 18 bis 65 Jahren.XLS]Grafik den Folgejahren 1998 (99,6) und 1999 (98,0) deutlich zurück. Somit wirkt sich auch in der tatsächlichen Erwerbsbeteiligung die veränderte Arbeitsmarktsituation aus. Es ist davon auszugehen, dass der Arbeitsmarkt die starke Zuwanderung in den letzten Jahren nicht vollständig verkraftet hat. Die tatsächliche Erwerbsbeteiligung der Frauen liegt im Landkreis SoltauFallingbostel mit 47,2 % 108 (103,7 109) deutlich über dem Durchschnitt. Dies spiegelt auch das offensichtlich höhere Arbeitsplatzangebot für Frauen in der Region, das in einem überdurchschnittlichen Frauenanteil an den Beschäftigten (am Arbeitsort) zum Ausdruck kommt. Hier ist einerseits die Situation in den Randkreisen der großen Dienstleistungszentren wie dem Landkreis Hannover (106,2), dem Landkreis Verden (103,5) und dem Landkreis Harburg (101,5) relativ günstig. Auf der anderen Seite spielt auch die Dienstleistungsorientierung der Wirtschaftsstruktur vor Ort eine Rolle. Dies ist so z.B. in den Nachbarkreisen Lüneburg 108 109 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort bezogen auf die Bevölkerung im Alter von 18 bis unter 65 Jahren, 30.6.2000 jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Vergleichsweise günstige Erwerbsbeteiligung der Frauen 72 Abb. 4.1-2: Landkreis Soltau-Fallingbostel (Tatsächliche) Erwerbsteiligung der Männer und Frauen in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 2000 Erwerbsquoten der Männer und Frauen in % früheres Bundesgebiet Männer Niedersachsen Frauen LK Soltau-Fallingbostel Wietzendorf Fallingbostel,Stadt Soltau,Stadt Bispingen Bomlitz SG Schwarmstedt Munster,Stadt Walsrode,Stadt SG Ahlden Schneverdingen,Stadt Neuenkirchen SG Rethem/Aller 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort an der Bevölkerung im Alter von 18 bis unter 65 Jahren Erwerbsbeteiligung der Männer für Stadt Munster verzerrt (Bundeswehrstandort) N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 05.09.02 C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[erwbteil Erwerbsbeteiligung.xls]Bilder (103,2) und Rotenburg (102,8) der Fall, in den Nachbarkreisen Nienburg (98,2), Celle (98,7) und Uelzen (97,4) ist die Ewerbsbeteiligung der Frauen entsprechend gering. Auch bei Frauen tendenziell rückläufige Erwerbsbeteiligung seit Mitte der 90er Jahre Aber auch bei den Frauen haben sich die veränderten Arbeitsmarktbedingungen im Landkreis und seinem Umfeld in einer tendenziell rückläufigen Erwerbsbeteiligung ausgewirkt. Die tatsächliche Erwerbsbeteiligung lag Mitte der 90er Jahre noch deutlich über dem westdeutschen Durchschnitt und ist von 1995 (108,4), über 1997 (107,3) und 1999 (104,1) auf das derzeitige Niveau (103,7) zurück gegangen. Innerregionales Gefälle in der Erwerbsbeteiligung der Männer ... Bei den Männern und Frauen ergeben sich beträchtliche innerregionale Unterschiede in der Erwerbsbeteiligung (Abb. 4.1-2). 73 Stärken-Schwächen-Analyse - So ist die tatsächliche Erwerbsbeteiligung der Männer weit überdurchschnittlich am Industriestandort Bomlitz (120), aber auch in der SG Ahlden (109) sowie in der Stadt Bad Fallingbostel (108). - Sie ist unterdurchschnittlich in der Stadt Schneverdingen im Nordosten des Kreisgebietes sowie extrem gering in der Stadt Munster 110 (67). - Die Erwerbsbeteiligung ist in allen Städten und Gemeinden seit 1995 zurück gegangen. Auch bei der tatsächliche Erwerbsbeteiligung der Frauen ergibt sich ein innerregionales Gefälle, das sich aus dem Arbeitsplatzangebot erklären lässt. - An der Spitze stehen die Gemeinde Wietzendorf (115), die Städte Bad Fallingbostel und Soltau (110) sowie Bispingen (110) und Bomlitz (108). - Deutlich geringer ist die Erwerbsbeteiligung der Frauen in der Stadt Schneverdingen (98), in der Gemeinde Neuenkirchen (94) und vor allem in der SG Rethem (86). 4.1.3 Überregionale Arbeitsmarktverflechtungen Sowohl das regionale Arbeitskräfteangebot als auch die –nachfrage werden durch die interregionalen Arbeitskräfteverflechtungen beeinflusst. Regionen und Standorte mit attraktivem Angebot an Arbeitsplätzen dürften einen Einpendlerüberschuss realisieren. Auf der anderen Seite führen die günstigen Wohnstandortbedingungen im Umfeld der großen Städte und der Verdichtungsräume zum Zuzug von Haushalten, die in hohem Maße aber ihre angestammten Arbeitsplätze in den Zentren beibehalten. Von daher führt diese sog. Suburbanisierung zu einer Verstärkung der Pendlerströme und der interregionalen Arbeitsmarktverflechtungen. Auch für den Landkreis Soltau-Fallingbostel lässt sich eine Verstärkung der überregionalen Verflechtungen in den letzten Jahren feststellen. Von 1994 bis 2000 sind die Zahlen der Erwerbstätigen am Wohnort im Landkreis um etwa 120 gestiegen, die der Beschäftigten (am Arbeitsort) gleichzeitig um 390 gesunken. Damit sind die Zahlen der Auspendler über die Kreisgrenze im gleichen Zeitraum um 1.630 und die der Einpendler um 1.240 angewachsen, d.h. die Pendlerbilanz hat sich etwa um 320 Personen „verschlechtert“. Insgesamt konnte der Zuwachs der Erwerbstätigenzahlen (bei relativ sinkender Erwerbsbeteiligung) nur durch steigende Außenverflechtungen erreicht werden. 110 geringe Aussagekraft wegen der Untererfassung von Beamten und Soldaten ... und auch der Frauen 74 4.2 Landkreis Soltau-Fallingbostel Arbeitslosigkeit Hohe und wieder wachsende Arbeitsmarktungleichgewichte als größte Herausforderung für die Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik Mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze und dem damit verbundenen (vorübergehenden) Wachstumsschub in den westdeutschen Ländern gingen die Arbeitslosenbestände trotz nicht unbeträchtlicher Zuwanderungen und wachsender Einpendlerzahlen (in den ehemaligen Grenzgebieten) mit zunehmender Geschwindigkeit zurück. Im Jahresdurchschnitt 1991 wurde in Westdeutschland eine Zahl von 1,7 Mio. unterschritten. Seit Anfang 1992 stiegen angesichts des sich verschärfenden Strukturwandels die Arbeitslosenzahlen wieder mit zunehmendem Tempo an. Von einem kurzfristigen Rückgang im Jahr 1994/95 unterbrochen, wuchsen die Arbeitslosenzahlen bis 1997, überschritten im Jahresdurchschnitt 1997 die Grenze von 3,0 Mio. in Westdeutschland und erreichten in Deutschland mit insgesamt fast 4,4 Mio. einen bisherigen Höchststand. Seit Anfang 1998 schmolzen die Arbeitslosenzahlen zunächst leicht und dann mit steigendem Tempo ab. Im Jahresdurchschnitt 2000 lagen die Zahlen in Westdeutschland noch bei 2,53 Mio. und im Jahresdurchschnitt 2001 bei 2,48 Mio. Allerdings hat sich das Wirtschaftswachstum seit Anfang 2001 deutlich verlangsamt und angesichts einer drohenden Rezession steigen die Arbeitslosenzahlen wieder. Mitte 2002 lagen sie in Gesamtdeutschland bereits um 7 % über dem Vorjahresniveau. Arbeitsmarktposition seit 1997 langsam, aber kontinuierlich verschlechtert Allerdings hat sich die Arbeitsmarktsituation im Landkreis Soltau-Fallingbostel in den letzten Jahren tendenziell verschlechtert (Abb. 4.2-1). So sind die Arbeitslosenzahlen binnen Jahresfrist um 11,4 % gestiegen (in Westdeutschland 7,6 %). Die Arbeitslosenquote lag entsprechend Mitte 2001 (100) genau im westdeutschen Durchschnitt und 2000 (93) sogar deutlich darunter. Im Jahr 1997 (90) war die Arbeitsmarktsituation – trotz absolut höherer Zahlen – im Vergleich zum übrigen Westdeutschland sogar erheblich günstiger, seitdem ist der Vorsprung zunehmend geschrumpft. Dies bedeutet, das sich die relative Arbeitsmarktposition des Landkreises seit etwa 1997 (trotz rückläufiger absoluter Arbeitslosenzahlen) langsam, aber fast durchgehend verschlechtert hat. Überdurchschnittliche saisonale Probleme auf dem Arbeitsmarkt Der Arbeitsmarkt im Landkreis Soltau-Fallingbostel ist durch ausgesprochen hohe saisonale Schwankungen der Arbeitslosenzahlen gekennzeichnet mit niedrigen Werten in der Sommersaison und vergleichsweise hohen in den Wintermonaten (Abb. 4.2-1). Dies ist auf die Wirtschaftsstruktur zurückzuführen, in der saisonabhängige Branchen wie das Gastgewerbe und die Freizeitdienstleistungen sowie das Baugewerbe ein überdurchschnittliches Gewicht haben. Konzentration der Arbeitslosigkeit in der Städten Innerhalb des Landkreises ist die Arbeitslosigkeit besonders hoch in der Stadt Munster (117 111) sowie in den Städten Soltau (116) und Schneverdingen (115) (Abb. 4.2-2). Auch in den Städten Bad Fallingbostel und Walsrode (beide 107) sind die Arbeitslosenzahlen überdurchschnittlich. Durchweg geringer sind die Arbeitsmarktprobleme in den übrigen Städten und Gemeinden (mit Ausnahme von Neuenkirchen). Seit dem letzten Höchststand im Jahr 1997 sind die Arbeitslosenzahlen in den SG Rethem/Aller und Schwarmstedt sowie in den Städten Munster und Schneverdingen überdurchschnittlich zurückgegangen (Abb. 4.2-2). Gestiegen sind die Arbeitsmarktprobleme hingegen in Wietzendorf, was mit der außergewöhnlich starken Zuwanderung im Zusammenhang stehen dürfte. 111 Arbeitslosenquoten Ende Juni 2002, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland = 100) 75 Abb. 4.2-1: Stärken-Schwächen-Analyse Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Westdeutschland und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre Arbeitslosenquoten Quartalswerte und Trendwerte in % 13 12 früheres Bundesgebiet 11 10 9 8 LK Soltau-Fallingbostel 7 6 5 4 3 2 Differenz zum Bundeswert in %-Punkten 1 0 -1 -2 -3 88 89 90 91 92 93 94 95 96 Ende des Quartals 97 98 99 00 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 01 02 01.07.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Alalqkrs ALQ seit 88.xls]Tabelle1 4.3 Frauen- und Teilzeitbeschäftigung Seit Ende der 70er Jahre hat sich die Beschäftigung der Frauen durchgehend günstiger entwickelt als die der Männer. So ist von 1980 bis 1999 die Beschäftigtenzahl der Männer im Bundesgebiet um etwa 1 % gesunken, die der Frauen demgegenüber um fast 19 % gestiegen. Der Frauenanteil an den Beschäftigten hat sich entsprechend von knapp 39 % auf über 43 % erhöht. Begünstigt wird die Frauenbeschäftigung durch den sektoralen Strukturwandel zu Gunsten der Dienstleistungen. Die gestiegene Qualifikation der Frauen hat zudem deren Arbeitsmarktchancen beträchtlich erhöht. Darüber hinaus kommt das steigende Angebot an Teilzeitbeschäftigungsmöglichkeiten den Beschäftigungswünschen und -möglichkeiten vieler Frauen entgegen. Die trotz steigender Erwerbsbeteiligung von Frauen nach wie vor großen regionalen Unterschiede in der Frauenbeschäftigung zeigen allerdings, dass das Arbeitskräftepotenzial der Frauen bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Bundesweit steigender Frauenanteil an den Beschäftigten 76 Abb. 4.2-2: Landkreis Soltau-Fallingbostel Arbeitslosigkeit in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1997 und 2002 Arbeitslosenquote am 30.6. Deutschland Bundesgebiet West, oh.B.(W) Niedersachsen 1997 LK Soltau-Fallingbostel 2002 Wietzendorf Bispingen SG Schwarmstedt SG Rethem/Aller Bomlitz SG Ahlden Fallingbostel, Stadt Walsrode, Stadt Neuenkirchen Schneverdingen, Stadt Soltau, Stadt Munster, Stadt 0 2 4 6 8 10 12 in % NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 5.9.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs Apr2002.xls]SoFa Frauenanteil an den Beschäftigten überdurchschnittlich Der Anteil der Frauen an den Beschäftigten 112 liegt im Landkreis SoltauFallingbostel mit mehr als 46 % (107 113) deutlich über dem Bundesdurchschnitt (Abb. 4.3-1). Geprägt wird der Anteil der Frauen von der Wirtschaftsstruktur des Landkreises, dem hohen Dienstleistungsanteil und hier insbesondere vom Tourismus sowie dem Sozial- und Gesundheitswesen. Zwar ist in den sich östlich anschließenden Kreisen Lüneburg (114) und Uelzen (115) der Frauenanteil noch höher, in allen anderen Nachbarkreisen hat er aber eine vergleichbare Größenordnung, so z.B. in den Landkreisen Harburg (106) und Hannover (104) sowie Rotenburg (104). Lediglich in den stärker industriell bestimmten Landkreisen Verden (99) und Nienburg (99) ist der Anteil der Frauen an den Arbeitsplätzen vor Ort niedriger. Große Unterschiede im Frauenanteil zwischen den Standorten Auch innerhalb des Landkreises wird die Prägung durch die Wirtschaftsstruktur vor Ort deutlich (Abb. 4.3-1). So reicht die Spannbreite von dem Industriestandort 112 113 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.1999. Die Erwerbstätigkeit der Frauen (als mithelfende Familienangehörige) wird allerdings von der Beschäftigtenstatistik nicht erfasst. jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 77 Stärken-Schwächen-Analyse Bomlitz (53) und dem Bundeswehrstandort Stadt Munster (92) bis hin zu den Dienstleistungszentren Soltau (115) und Walsrode (125). In den meisten Standorten konnte der Frauenanteil seit Ende der 80er Jahre mehr oder weniger stark ausgeweitet werden, in einigen ist er aber auch zurück gegangen, so z.B. in der SG Ahlden und der Gemeinde Neuenkirchen. 4.4 Ausbildung und Qualifikation Qualifizierte und hochqualifizierte Kräfte gewinnen im wirtschaftlichen Strukturwandel in Deutschland zunehmend eine zentrale Bedeutung. Von daher sind das Angebot und die Mobilisierbarkeit qualifizierter Kräfte auch ein Standortfaktor mit steigendem Gewicht. Allerdings ist insbesondere beim Angebot an hochqualifizierten Kräften ein sehr starkes Stadt-Land-Gefälle zu beobachten; bei den mittleren Qualifikationen ist das räumliche Muster weit weniger eindeutig. Es gibt industriell geprägte und auch ländliche Regionen mit nach wie vor hohem Anteil an Arbeitskräften ohne abgeschlossene Berufsausbildung und solche, in denen intensiv ausgebildete Kräfte eingesetzt werden. Die Qualifikationsstruktur der Beschäftigten ist jeweils auch ein wichtiges Spiegelbild der Wirtschaftsstruktur. 4.4.1 Qualifikationsstruktur der Arbeitskräfte als Standortfaktor Berufliche Erstausbildung Der Anteil der Auszubildenden an den Beschäftigten spiegelt die Ausbildungsanstrengungen der Wirtschaft wider. Er ist seit Mitte der 80er Jahre, wo er im Bundesdurchschnitt bei 8,9 % lag, fast durchgehend gesunken und liegt mittlerweile bei 5,6 %. Die Ursachen hierfür liegen zum einen in der (demographisch bedingt) geringeren Nachfrage nach Ausbildungsplätzen, zum anderen auch im Abbau von Ausbildungskapazitäten vor allem in der Industrie. Neben einer rein quantitativen Betrachtung spielt unter regionalwirtschaftlichen Gesichtspunkten vor allem eine Rolle, in welchen Berufen ausgebildet wird. Die Zusammensetzung der Ausbildungsberufe hängt dabei eng mit der Wirtschaftsstruktur einer Region zusammen. In den ländlichen Räumen wird zwar in der Regel intensiv ausgebildet, die Ausbildung konzentriert sich aber häufig auf wenige Ausbildungsberufe, und das Spektrum ist gegenüber großstädtischen Räumen stark eingeengt. Ein vielfältiger Ausbildungsstellenmarkt ist aber gerade unter dem Aspekt der Anpassung der Qualifikationen im Zuge des wirtschaftlichen Strukturwandels von großer Bedeutung. Bundesweiter Rückgang der Ausbildungsleistung in der beruflichen Erstausbildung seit Mitte der 80er Jahre In der niedersächsischen Wirtschaft wird seit langem - gemessen an den Beschäftigtenzahlen - überdurchschnittlich ausgebildet. Die Zahl der Auszubildenden ist seit Ende der 80er Jahre in Niedersachsen allerdings überproportional zurückgegangen. Im Jahr 1989 lag die Auszubildendenquote 114 (121 115) noch erheblich über dem Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2000 übertraf sie (112) den Bundeswert allerdings immer noch deutlich. In allen Teilräumen des Landes sind die Auszubildendenquoten seit Ende der 80er Jahre zurückgegangen, besonders stark aber in den Regionen, die ehemals weit überdurchschnittlich ausgebildet haben, so dass die regionalen Unterschiede deutlich geringer geworden sind. Vor allem in den ländlichen Regionen des westlichen Niedersachsen wird nicht mehr so stark ausgebildet. Nach wie vor aber sind die großen Industriestandorte und die Großstädte die Schlusslichter hinsichtlich der Intensität der beruflichen Erstausbildung. Trotz allgemeinen Rückgangs der Auszubildendenzahlen nach wie vor überdurchschnittliche Ausbildungsleistungen in Niedersachsen Die Auszubildendenzahlen gingen in dem Zeitraum 1988 bis 1996 im Landkreis Soltau-Fallingbostel, analog zu den Entwicklungen in den umliegenden Landkreisen sowie in Niedersachsen, deutlich zurück. Seit 1997 ist im Landkreis wieder ein Anstieg der Auszubildendenzahlen zu verzeichnen. Entwicklung der Auszubildendenzahlen uneinheitlich 114 115 Anteil der Auszubildenden an den (sozialversicherungspflichtig) Beschäftigten Anteil an den Beschäftigten, jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100 78 Abb. 4.4-1: Landkreis Soltau-Fallingbostel Auszubildende in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1989 und 2000 Anteil der Auszubildenden an den Beschäftigten insg. am 30.6. Deutschland früheres Bundesgebiet 1989 Niedersachsen 2000 LK Soltau-Fallingbostel Walsrode, Stadt Neuenkirchen Wietzendorf Schneverdingen, Stadt Bispingen SG Rethem/Aller Soltau, Stadt SG Schwarmstedt Bomlitz SG Ahlden Munster, Stadt Fallingbostel, Stadt 0 2 4 6 8 10 12 in % NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs Apr2002.xls]SoFa Auszubildendenquote über Bundes- und Landesdurchschnitt Mit rund 2.500 Auszubildenden liegt die Auszubildendenquote im Landkreis SoltauFallingbostel mit 6,3 %116 (111 117) in etwa im Landesdurchschnitt (Abb. 4.4-1). Diese Ausbildungsleistung der Wirtschaft wird allerdings von den meisten benachbarten ländlich geprägten Landkreisen wie Nienburg (117), Rotenburg (125), Uelzen (133) und Celle (141) mehr oder weniger deutlich übertroffen. Etwa gleiches Niveau haben hingegen die Kreise Harburg (112) und Lüneburg (114) im südlichen Hamburger Umland. Deutlich geringer sind hingegen die Ausbildungsleistungen in den Randbereichen der Verdichtungsräume Bremen und Hannover mit den Landkreisen Verden (99) und Hannover (88). Große Unterschiede zwischen den Gemeinden Innerhalb des Landkreises gibt es ein beträchtliches Gefälle in den Auszubildendenquoten (Abb. 4.4-1). An der Spitze stehen die Stadt Walsrode, die ländlichen Gemeinden Neuenkirchen, Wietzendorf und Bispingen sowie die Stadt Schneverdingen. Im Mittelfeld liegen die Stadt Soltau und die SG Schwarmstedt. Vergleichsweise gering sind die Auszubildendenzahlen in Bomlitz, in der SG Ahlden 116 117 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000 jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) =100 79 Stärken-Schwächen-Analyse sowie in den Städten Munster und Bad Fallingbostel. In allen Städten und Gemeinden mit Ausnahme von Wietzendorf sind die Auszubildendenzahlen seit Ende der 80er Jahre stark zurück gegangen. 4.4.2 Qualifikationsstruktur der Beschäftigten Der Qualifikation der Beschäftigten kommt im internationalen Wettbewerb der hoch entwickelten Volkswirtschaften und ihrer Regionen eine immer stärkere Bedeutung zu. Qualifizierte Arbeitnehmer sind eine Voraussetzung für die Entwicklung, Produktion und Vermarktung hochwertiger Güter und Dienstleistungen, bei denen ein Land wie die Bundesrepublik mit hohen Einkommensansprüchen komparative Vorteile besitzt. Qualifizierte Arbeitskräfte sind deshalb heute ein wichtiger Standortfaktor, und viele Anzeichen sprechen dafür, dass die Entwicklungsperspektiven von Regionen in Zukunft noch entscheidender von der Mobilisierbarkeit qualifizierter Kräfte bestimmt werden. Besondere Bedeutung der Qualifikation der Beschäftigten als Standortfaktor Der sektorale Wandel der Beschäftigung in der Bundesrepublik wird begleitet von einem beträchtlichen qualifikatorischen Strukturwandel. So ist die Zahl der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung von 1990 bis 2000 in Westdeutschland um 16 % zurückgegangen, die Beschäftigung der mittleren Qualifikationen (mit abgeschlossener Berufsausbildung, ohne Fachhochschul- und Hochschulausbildung) ist demgegenüber um 1 %, diejenige der hoch Qualifizierten (mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss) um etwa 43 % angestiegen. Beträchtlicher qualifikatorischer Strukturwandel Trotz eines hohen Ausbildungsniveaus bleibt nach wie vor etwa ein Sechstel jedes nachwachsenden Altersjahrgangs in Deutschland ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Diese Arbeitskräfte haben auf dem Arbeitsmarkt sehr ungünstige Aussichten. Das Nachholen von versäumten schulischen und beruflichen Abschlüssen wird in Zukunft noch wichtiger werden. Besondere Problemgruppe der Beschäftigten ohne Berufsabschluss Aber auch die erworbenen Qualifikationen vieler Fachkräfte werden oftmals durch die technischen Entwicklungen und den sektoralen Strukturwandel entwertet. Verstärkt wird dieser Prozess noch durch neue Formen der Arbeits- und Managementorganisation in den Betrieben. Sofern es nicht gelingt, durch Anpassungsqualifizierung und eine nachfragegerechte Ausbildung gegenzusteuern, wird es in Zukunft in noch stärkerem Maße zu einem Nebeneinander von Arbeitslosigkeit wenig qualifizierter und fehlqualifizierter Arbeitnehmer und Engpässen bei hochqualifizierten Kräften kommen. Technische Entwicklungen und sektoraler Strukturwandel erzwingen nachfragegerechtere Ausbildung und Anpassungsqualifizierung Hinsichtlich der Qualifikationsstrukturen der beschäftigten Arbeitnehmer ist in Deutschland ein beträchtliches regionales Gefälle mit einem weit überdurchschnittlichen Anteil von hochqualifizierten Beschäftigten (mit Fachhochschul- und Hochschulausbildung) in den großstädtischen Verdichtungsräumen und sehr niedrigen Anteilen in den ländlichen und peripheren Räumen zu beobachten. Bei der Beschäftigung von wenig oder unqualifizierten Kräften (ohne abgeschlossene Berufsausbildung) ist das regionale Verteilungsmuster hingegen nicht so eindeutig. Der Einsatz von wenig Qualifizierten ist offensichtlich in starkem Maße abhängig von der Wirtschafts- bzw. Industriestruktur der Region. Regionales Gefälle hinsichtlich der Qualifikationsstrukturen der Beschäftigten Der sektorale Wandel der Beschäftigung in der Bundesrepublik wird begleitet von einem beträchtlichen qualifikatorischen Strukturwandel. So ist die Zahl der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung von 1980 bis 1996 bundesweit um 35 % zurückgegangen, die Beschäftigung der mittleren Qualifikationen (mit abgeschlossener Berufsausbildung, ohne Fachhochschul- und Hochschulausbildung) ist demgegenüber um 22 %, diejenige der hoch Qualifizierten (mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss) sogar um etwa 94 % angestiegen. Starker qualifikatorischer Strukturwandel zu Gunsten der qualifizierten und hoch qualifizierten Beschäftigungen 80 Abb. 4.4-2: Landkreis Soltau-Fallingbostel Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1990 und 2000 Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung an insgesamt am 30.6. Deutschland 1990 früheres Bundesgebiet 2000 Niedersachsen LK Soltau-Fallingbostel Neuenkirchen SG Rethem/Aller Schneverdingen, Stadt Soltau, Stadt Walsrode, Stadt SG Ahlden Bomlitz Fallingbostel, Stadt Munster, Stadt Bispingen SG Schwarmstedt Wietzendorf 0 5 10 15 20 25 30 35 40 in % NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs Landkreis SoltauFallingbostel: vergleichsweise geringe Beschäftigung von wenig Qualifizierten Große Unterschiede beim Anteil gering Qualifizierter zwischen den Gemeinden Apr2002.xls]SoFa Im Landkreis Soltau-Fallingbostel werden vergleichsweise wenige unqualifizierte Kräfte eingesetzt, denn der Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung liegt mit 16,3 % 118 (86 119) deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (Abb. 4.4-2). Die meisten benachbarten Landkreise - mit Ausnahme von Verden (90) Rotenburg (97) und Nienburg (103) weisen allerdings noch geringere Anteile an unqualifizierten Beschäftigten auf, so die Landkreise Celle (74), Uelzen (75) und Lüneburg (79) sowie Harburg (77) und Hannover (80). Innerhalb des Landkreises ist der Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung in den meisten kleineren Gemeinden sowie in Munster und den Industriestandorten Bad Fallingbostel und Bomlitz vergleichsweise hoch (Abb. 4.4-2). Die geringsten Anteile an unqualifizierten Beschäftigten haben die Gemein- 118 119 Anteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt (ohne Auszubildende), 30.6.2000 Anteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100, 30.6.2000 81 Abb. 4.4-3: Stärken-Schwächen-Analyse Hochqualifizierte Beschäftigte in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1990 und 2000 Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Fachhochschuloder Hochschulabschluss an insgesamt am 30.6. Deutschland früheres Bundesgebiet Niedersachsen 1990 2000 LK Soltau-Fallingbostel Bomlitz Soltau, Stadt Schneverdingen, Stadt Walsrode, Stadt Fallingbostel, Stadt Neuenkirchen Bispingen SG Rethem/Aller Munster, Stadt Wietzendorf SG Ahlden SG Schwarmstedt 0 2 4 6 8 10 in % NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs Apr2002.xls]SoFa den Neuenkirchen, die SG Rethem sowie die Städte Schneverdingen, Soltau und Walsrode. Seit Ende der 80er Jahre ist der Anteil an Beschäftigten ohne Berufsabschluss in allen Standorten erheblich zurückgegangen. Entsprechend stehen im Landkreis Soltau-Fallingbostel die mittleren Qualifikationen 120 (111 121) eindeutig im Vordergrund. Fast 80 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten können eine abgeschlossene Berufsausbildung nachweisen. Dieser Anteil liegt etwa auf dem Niveau der Landkreise Harburg (112), Uelzen (112), Celle (111) und übertrifft die Nachbarkreise Hannover (109), Lüneburg (108) und Nienburg (106) leicht. Das Spektrum der mittleren Qualifikationen der Beschäftigten innerhalb des Landkreises Soltau-Fallingbostel reicht von 70 % in Wietzendorf über beispielsweise 81 % in der Stadt Soltau bis hin zu 86 % in der SG Rethem. 120 121 Beschäftitgte mit abgeschlossener Berufsausbildung, ohne Fachhochschul- und Hochschulqualifikation Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100, 30.6.2000 Beschäftigung von mittleren Qualifikationen steht deutlich im Vordergrund Unterschiede bzgl. der mittleren Qualifikation zwischen den Gemeinden 82 Deutliches Defizit bei der Beschäftigung von hoch qualifizierten Kräften Große Unterschiede beim Anteil hoch Qualifizierter zwischen den Gemeinden Steigender Anteil von Hochqualifizierten, aber Rückstand zum Bundesdurchschnitt eher größer geworden 4.5 Landkreis Soltau-Fallingbostel In Niedersachsen ist seit langem ein beträchtliches Defizit bei der Beschäftigung von hoch qualifizierten Kräften zu beobachten. Der Landkreis Soltau-Fallingbostel liegt dabei – vergleichbar zu vielen anderen ländlichen Regionen – noch deutlich unter dem niedersächsischen Durchschnitt und weist lediglich einen Anteil von 4,1 % (44 122) der beschäftigten Kräfte mit Fachhochschul- und Hochschulbildung auf (Abb. 4.4-3). Das Gefälle von den Zentren der umliegenden Verdichtungsräume Hamburg (143), Stadt Bremen (131) und Hannover (146) ist beträchtlich. Aber selbst die benachbarten Landkreise Verden (68), Celle (70) und Lüneburg (80) beschäftigten in sehr viel stärkerem Maße hochqualifizierte Kräfte. Innerhalb des Landkreises Soltau-Fallingbostel hat der Standort Bomlitz (95) den mit Abstand höchsten Anteil an hochqualifizierten Beschäftigten (Abb. 4.4-3). Mit erheblichem Abstand folgen die Städte Soltau (51), Schneverdingen (47), Walsrode (45) und Bad Fallingbostel (43). Die geringsten Anteile an Beschäftigten mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss haben die Standorte Wietzendorf (27), SG Ahlden (23) und SG Schwarmstedt (21). Der Anteil der hochqualifizierten Beschäftigten ist auch im Landkreis SoltauFallingbostel seit Anfang der 90er Jahre deutlich angestiegen, von 3,3 % (50) im Jahr 1990 auf 4,4 % (46) im Jahr 2000 (Abb. 4.4-3). Der relative Abstand zum westdeutschen Durchschnitt ist damit aber eher geringfügig größer geworden, keinesfalls konnte die Region im qualifikatorischen Strukturwandel hinsichtlich der hochqualifzierten Kräfte aufholen. Löhne und Einkommen Regionales Lohnniveau als Determinante des Einkommensniveaus und als Kostenfaktor für die Unternehmen Das regionale Lohn- und Einkommensniveau spielt unter zwei Gesichtspunkten eine wichtige Rolle. Zum einen ist die Möglichkeit zur Erzielung eines ausreichenden Einkommens für die Bevölkerung einer Region - basierend auf einem quantitativ ausreichenden und qualitativ ausgewogenen Angebot an Arbeitsplätzen - eines der wichtigsten Kriterien zur Bewertung der materiellen Lebensbedingungen. Zum anderen stellt das Lohnniveau als Kostenbelastung durch den Produktionsfaktor Arbeit für die Unternehmen einen bedeutenden Standortfaktor dar. Die erzielten Löhne und Gehälter sind abhängig vom Geschlecht und den beruflichen Qualifikationen der Arbeitskräfte sowie vom Wirtschaftszweig. Ein regionales Lohngefälle, wie man es von den städtischen Zentren zu den peripheren, ländlichen Regionen hin beobachtet, wird zum Teil von den Unterschieden in der Geschlechtsund Qualifikationsstruktur der Arbeitskräfte sowie der Wirtschaftsstruktur bestimmt, spiegelt aber auch tatsächliche Differenzen in der Entlohnung vergleichbarer Tätigkeiten als Folge der allgemeinen Angebots-Nachfrage-Relationen auf den regionalen Arbeitsmärkten wider. 122 Anteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100, 30.6.2000 83 Abb. 4.5-1 Stärken-Schwächen-Analyse Bruttojahresentgelte nach Wirtschaftsbereichen in Westdeutschland und im Landkreis Soltau-Fallingbostel 1996 70.000 Bruttojahresentgelt der ganzjährig Beschäftigten 1996 in DM 60.000 früheres Bundesgebiet LK Soltau-Fallingbostel 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 Gebietsk.,Sozialvers. Org.oh.Erw.,Priv.H. Dienstleist.,a.n.g. Kreditinst.,Versich. Verkehr,Nachr. Handel Dienstleist.insg. Baugewerbe Verarb.Gewerbe Energie,Wass.,Berg. Prod.Gewerbe Land-,Forstw.,Fisch. Insgesamt 0 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 5.9.02 C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\weitere aber nicht ganz aktuelle\[besnds96 Bruttojahresentgelt 96.xls]Bilder 4.5.1 Löhne und Gehälter Das durchschnittliche Entgeltniveau der Wirtschaftsbereiche insgesamt 123 liegt im Landkreis Soltau-Fallingbostel (85 124) deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Die Verdienstmöglichkeiten im Landkreis Soltau-Fallingbostel entsprechen damit aber in etwa dem Niveau der umliegenden Landkreise Rotenburg (85), Lüneburg (87), Harburg (87) sowie Nienburg (88) und Celle (90). In den umliegenden Verdichtungszentren Hamburg (110), Bremen (105) und Hannover (108) sowie ihren Umlandbereichen wie den Landkreisen Verden (94) und Hannover (92) sind die Verdienstmöglichkeiten jeweils deutlich günstiger. Im Landkreis Soltau-Fallingbostel ist sowohl im Produzierenden Gewerbe (87) als auch in den Dienstleistungsbereichen (86) das Entgeltniveau deutlich unterdurchschnittlich (Abb. 4.5-1). Innerhalb des Produzierenden Gewerbes sind die Entgelte 123 124 Entgeltstatistik der sozialversicherungspflichtigen Entgelte, die für alle Wirtschaftszweige (auch den Dienstleistungssektor) vorliegen. Derzeit aktuellste Daten für das Jahr 1996. Bruttojahresentgelt je Person; jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100 Entgeltniveau im Landkreis Soltau-Fallingbostel um ein Sechstel unter dem Bundesdurchschnitt 84 Landkreis Soltau-Fallingbostel im Verarbeitenden Gewerbe (86) besonders niedrig, während im Baugewerbe (99) fast durchschnittliche Werte erzielt werden. Im Dienstleistungssektor sind die Entgelte im Handel (85) vergleichsweise niedrig, während in den Gebietskörperschaften (98) durch die Bundeswehr fast bundesdurchschnittliche Löhne und Gehälter gezahlt werden. Lohnniveau der Arbeiter im Verarbeitenden Gewerbe erheblich unter dem Bundesdurchschnitt Das Lohnniveau der Arbeiter im Verarbeitenden Gewerbe liegt im Landkreis Soltau-Fallingbostel mit 29,09 DM 125 (79 126) erheblich unter dem Landeswert (99) und dem Bundesdurchschnitt. Im Umfeld haben die Landkreise Rotenburg (79) und Uelzen (75) ein vergleichbares Lohnniveau, in den Nachbarkreisen Nienburg (82), Lüneburg (84), Verden (86) und Celle (90) ist es deutlich höher. Von besonderer Attraktivität sind im Umfeld natürlich die Großstädte Hannover (120), Hamburg (112) und Bremen (106). Rückstand bei den Angestelltengehältern geringer Der Rückstand bei den Angestelltengehältern im Verarbeitenden Gewerbe ist im Landkreis Soltau-Fallingbostel mit 83.700 DM 127 (91 128) nicht ganz so stark. 4.5.2 Pro-Kopf-Einkommen Einkünfte aus der Lohnund Einkommensteuer als umfassender Indikator für die regionale Einkommenssituation Ein vergleichsweise umfassendes, aber wegen der langen Veranlagungszeiträume leider wenig aktuelles Bild von den regionalen Einkommensdisparitäten vermittelt die Lohn- und Einkommensteuerstatistik. Wenn sich auch die steuerliche Einkommensdefinition nicht ganz mit dem volkswirtschaftlichen Begriff deckt (insbesondere werden geringe Einkommen auf Grund von Freibeträgen etwas unterschätzt oder auch nicht steuerpflichtige Transfereinkommen ausgeklammert), so ist das Bild doch in den Grundstrukturen relativ unverzerrt. Zurzeit liegen die Ergebnisse von 1995 vor. Als Indikator zur Messung der Einkommensunterschiede wird der Gesamtbetrag der Einkünfte der Lohn- und Einkommensteuerpflichtigen auf die Bevölkerung bezogen (Pro-Kopf-Einkommen). Pro-Kopf-Einkommen leicht unter dem Bundesdurchschnitt Das Pro-Kopf-Einkommen liegt im Landkreis Soltau-Fallingbostel (89 129) insgesamt um mehr als ein Zehntel unter dem Bundesdurchschnitt und damit auch unter dem Landeswert (94). Die Region liegt dabei im Spannungsfeld eines großräumlichen Gefälles von den Randbereichen der großstädtischen Verdichtungsräume zu den ländlichen Räumen hin. Die höchsten Einkommen finden sich in den attraktiven Wohnlagen in den Landkreisen Harburg (128) und Hannover (112) sowie im Landkreis Verden (112). Auch die Landkreise Lüneburg (98) und Celle (93) sowie Rotenburg (93) können insgesamt ein höheres Pro-Kopf-Einkommen erzielen. Im Umfeld erreichen die Landkreise Uelzen (87) und Nienburg (85) nicht ganz das Pro-Kopf-Einkommen von Soltau-Fallingbostel. Der Landkreis wird hier eindeutig durch die gute Erreichbarkeit der umliegenden Verdichtungsräume Hamburg und Hannover begünstigt. Daneben stabilisiert auch die etwas höhere Erwerbsbeteiligung das Pro-Kopf-Einkommen, während das vergleichsweise niedrige eigene Lohnniveau sich eher abschwächend auswirkt. Seit Ende der 80er Jahre konnte der Landkreis seine Einkommensposition verbessern, von 1989 (84) über 1992 (86) bis 1995 (89). 125 126 127 128 129 Lohnsumme je geleisteter Arbeiterstunde, 2000 jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Gehaltssumme der Angestellten, 2000 jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100, 1995 85 Abb. 4.5-2 Stärken-Schwächen-Analyse Pro-Kopf-Einkommen in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1989 und 1995 in DM je Einwohner Deutschland früheres Bundesgebiet Niedersachsen 1989 LK Soltau-Fallingbostel 1995 Bispingen SG Schwarmstedt Soltau, Stadt SG Ahlden Bomlitz Wietzendorf Fallingbostel, Stadt Walsrode, Stadt Schneverdingen, Stadt Neuenkirchen SG Rethem/Aller Munster, Stadt 0 20 40 60 80 100 BG = 100 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs Innerhalb des Landkreises ist ein deutliches Gefälle im Pro-Kopf-Einkommen festzustellen, das von den Erwerbsmöglichkeiten des eigenen Standortes und des Umfeldes, aber auch in besonderer Weise von der Bevölkerungs- und Sozialstruktur geprägt wird (Abb. 4.5-2). - Das höchste Pro-Kopf-Einkommen wird in der Gemeinde Bispingen (100) erzielt, deren Strategie, sich auf gehobene Wohnfunktionen zu konzentrieren hier deutlich auszahlt. Ende der 80er Jahre war das Einkommensniveau (89) noch erheblich geringer. - An zweiter Stelle steht die SG Schwarmstedt (98). Auch hier hat die Wohnortstrategie die Gemeinden seit 1989 (89) beträchtlich voran gebracht. Dies gilt in noch stärkerem Maße für die SG Ahlden (96). - An dritter Stelle im Landkreis steht die Stadt Soltau (96). - An dem Industriestandort Bomlitz (93) wirken sich die hohen Verdienstmöglichkeiten vor Ort aus. Apr2002.xls]SoFa Gefälle im Pro-KopfEinkommen innerhalb des Landkreises 86 Landkreis Soltau-Fallingbostel - Im Mittelfeld des Landkreises liegt auch die Gemeinde Wietzendorf (93), die ebenfalls ihre Position seit Ende der 80er Jahre verbessern konnte. - Die Städte Bad Fallingbostel (91), Walsrode (90) und Schneverdingen (86) haben vor allem im Vergleich zu Soltau vergleichsweise niedrige Pro-KopfEinkommen. - Das Schlusslicht bildet neben den ländlich geprägten Gemeinden Neuenkirchen und SG Rethem die von der Bundeswehr geprägte Stadt Munster. 87 5. 5.1 Stärken-Schwächen-Analyse KOMMUNALE FINANZEN Einnahmen der kommunalen Ebene Die kommunale Finanzsituation ist eine wichtige Rahmengröße für den Handlungsrahmen zur Gestaltung der regionalen Wohn- und Unternehmensstandortbedingungen und hier insbesondere wichtiger Teilbereiche der wirtschaftsnahen Infrastruktur. Die Steuereinnahmen der Gemeinden, d.h. die Einnahmen aus der Grundsteuer A und B sowie der Gewerbesteuer und der Gemeindeanteil an der Lohn- und veranlagten Einkommensteuer stellen die wichtigste Einnahmequelle der kommunalen Ebene dar. Sie entscheiden wesentlich über die Finanzkraft der Gemeinden. Im Jahr 1999 beispielsweise entfallen mehr als 38 % der Einnahmen der laufenden Rechnung von Gemeinden auf Steuereinnahmen. Die Gewerbesteuer, die sich in früheren Berichtszeiträumen noch aus einem Kapital- und Ertragsbestandteil zusammensetzte, ist auch ein wichtiger Indikator zur wirtschaftlichen Entwicklung der (gewerbesteuerpflichtigen) Betriebe in einer Gemeinde. Bei den Realsteuern können die Städte und Gemeinden darüber hinaus die Hebesätze in eigener Verantwortlichkeit festsetzen. Ein hohes Niveau der Hebesätze beschert zwar den Kommunen auch höhere Steuereinnahmen, es kann sich gerade bei der Gewerbesteuer aber auch negativ auf die Attraktivität des Standortes auswirken. Auf der anderen Seite müssen die regionalen Unterschiede der Gewerbesteuerhebesätze auch im Zusammenhang mit den Infrastrukturleistungen der Kommunen gesehen werden. Kommunale Finanzsituation als Rahmengröße der Gestaltung der Wohn- und Unternehmensstandortbedingungen Steuereinnahmen der Gemeinden Die Gewerbesteuereinnahmen der Gemeinden unterliegen insgesamt vergleichsweise starken Schwankungen. Sie liegen derzeit im Landkreis Soltau-Fallingbostel mit 386 DM je Einwohner 130 (86 131) um ein Sechstel unter dem Landesdurchschnitt (Abb. 5.1-1). Bereits seit langem sind die Gewerbesteuereinnahmen – von einzelnen Jahren abgesehen - deutlich schwächer als im Landesdurchschnitt. Allerdings hat sich der Abstand seit Ende der 80er Jahre etwas verringert. Die Ursachen dürften in der Branchenstruktur und -entwicklung, aber auch in der Einbindung von Betrieben in nationale und internationale Unternehmen bzw. Konzernstrukturen liegen. Vor allem die steuerstarken Gemeinden haben in den letzten Jahren verloren. Gewerbesteuereinnahmen insgesamt ein Drittel unter dem Landesdurchschnitt Innerhalb des Landkreises gibt es große Unterschiede in den Gewerbesteuereinnahmen. Weit an der Spitze stehen die beiden großen Industriestandorte des Kreises, die Gemeinde Bomlitz (270) und die Stadt Bad Fallingbostel (223). Überdurchschnittliche Gewerbesteuereinnahmen hat auch die SG Ahlden (151), die Stadt Soltau (101) liegt etwa im Landesdurchschnitt. In den übrigen Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) liegen die Einnahmen deutlich unter dem Landeswert. Mit Abstand am geringsten sind sie in der SG Rethem (27). Große Unterschiede in den Gewerbesteuereinnahmen zwischen den Gemeinden Die Gewerbesteuerhebesätze in den Gemeinden des Landkreises SoltauFallingbostel liegen mit durchschnittlich 336 Punkten (91 132) deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Sie sind damit erheblich niedriger als im Landkreis Hannover (103) und vor allem auch niedriger als in der Stadt Hannover (125). Die Hebesätze der übrigen benachbarten Kreise Nienburg (90), Verden (90) sowie Lüneburg (94) Gewerbesteuerhebesätze deutlich unter dem Landesdurchschnitt 130 131 132 in DM je Einwohner, 2000 jeweiliger Landeswert = 100 jeweiliger Landeswert = 100 88 Abb. 5.1-1: Landkreis Soltau-Fallingbostel Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen in Niedersachsen und in den Städten und Gemeinden des Landkreises Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre Gewerbesteuer (netto) in DM je Einwohner 500 400 300 200 100 LK Soltau-Fallingbostel Niedersachsen 0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 3.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[realst_2 Steuern Zeitreihe.xls]Grafiken Krs und Celle (95) liegen etwa auf dem gleichen Niveau, lediglich im Landkreis Rotenburg (85) sind sie deutlich geringer. Einnahmen der Gemeinden aus der Einkommensteuer leicht unter dem Landeswert Der Gemeindeanteil an der Einkommensteuer (je Einwohner) liegt in den Gemeinden des Landkreises Soltau-Fallingbostel mit durchschnittlich 447 DM je Einwohner 133 (94 134) ebenfalls leicht unter dem Landesdurchschnitt (Abb. 5.1-3). Das Umfeld ist dabei durch ein Gefälle geprägt, das weitgehend dem o.g. Pro-KopfEinkommen folgt. - Der Landkreis Hannover (122) mit seinen einkommensstarken Haushalten in den attraktiven Wohnlagen im Umfeld der Landeshauptstadt übertrifft dabei die Stadt Hannover (114) noch deutlich. - Auch die Landkreise Harburg (129) und Verden (112) haben aufgrund ihrer verkehrsgünstigen Lage zu den Großstädten Hamburg bzw. Bremen vergleichsweise hohe Einnahmen aus der Einkommensteuer. - Stärker von dem Einkommensteueranteil profitieren auch die Landkreise Lüneburg (100) und Celle (99). 133 134 2000 jeweiliger Landeswert = 100 89 Abb. 5.1-2: Stärken-Schwächen-Analyse Gewerbesteuereinnahmen in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 2000 Gewerbesteuereinnahmen (netto) je Einwohner Deutschland früheres Bundesgebiet Niedersachsen LK Soltau-Fallingbostel Bomlitz Fallingbostel, Stadt SG Ahlden Soltau, Stadt Bispingen Walsrode, Stadt SG Schwarmstedt Schneverdingen, Stadt Wietzendorf Neuenkirchen Munster, Stadt SG Rethem/Aller 0 50 100 150 200 250 Nds = 100 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 3.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[realst_2 Steuern Zeitreihe.xls]Grafiken Krs - Etwa auf dem gleichen Niveau liegen die Einnahmen in den Landkreisen Rotenburg (94) und Uelzen (92). - Im Raum Nienburg (87) sind sie demgegenüber deutlich niedriger. Die Einnahmen aus der Einkommensteuer sind landesweit zu Beginn der 90er Jahre deutlich angestiegen und dann in der zweiten Hälfte wieder deutlich eingebrochen (Abb. 5.1-3). In den letzten Jahren steigen sie wieder moderat. Der Rückstand des Landkreises zum Landesdurchschnitt, der sich in der Mitte der 90er Jahre etwas vergrößerte, hat sich in den letzten Jahren damit wieder leicht verringert. Das Gefälle hinsichtlich der Gemeindeeinnahmen aus der Einkommensteuer (Abb. 5.1-4) ist innerhalb des Landkreises bei weitem nicht so groß wie bei den Gewerbesteuereinnahmen (Abb. 5.1-2). Es spiegelt weitgehend die Unterschiede in dem Pro-Kopf-Einkommen wider. An der Spitze steht die Industriegemeinde Bomlitz, gefolgt von den Städten Soltau, Bad Fallingbostel und Walsrode. Vergleichsweise günstig ist auch die Position der Pendlergemeinden Bispingen und Unterschiede zwischen den Gemeinden 90 Abb. 5.1-3: Landkreis Soltau-Fallingbostel Entwicklung des Gemeindeanteils an der Einkommensteuer in Niedersachsen und in den Städten und Gemeinden des Landkreises Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre Gemeindeanteil an der Einkommensteuer in DM je Einwohner 600 500 400 300 200 LK SoltauFallingbostel Niedersachsen 100 0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 3.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[realst_2 Steuern Zeitreihe.xls]Grafiken Krs SG Schwarmstedt. Ausgesprochen gering sind die Einkommensteuereinnahmen der Städte Munster und Schneverdingen sowie der Samtgemeinden Rethem und Neuenkirchen. Einnahmen aus Grundsteuer A überdurchschnittlich, aber nur von geringer Bedeutung Die Steuereinnahmen aus der Grundsteuer A, mit der land- und forstwirtschaftliches Grundvermögen besteuert werden, sind im Landkreis Soltau-Fallingbostel zwar überdurchschnittlich, mit knapp 17 DM je Einwohner 135 (117 136) aber insgesamt vergleichsweise bedeutungslos. In einigen ländlich geprägten Gemeinden sind die Beträge weit überdurchschnittlich, so in Neuenkirchen (220), Wietzendorf (224) und der SG Rethem (325). Einnahmen aus Grundsteuer B ergiebiger, aber unterdurchschnittlich Die Grundsteuer B erbringt in den Gemeinden des Landkreises Soltau-Falligbostel mit 184 DM je Einwohner (85) deutlich weniger als im Landesdurchschnitt. Darin drückt sich vor allem der ländliche Charakter des Landkreises mit niedrigeren Bodenwerten aus. Extrem niedrig sind die Einnahmen auch in der von der Bundeswehr geprägten Stadt Munster (64). 135 136 2000 jeweiliger Landeswert = 100 91 Abb. 5.1-4: Stärken-Schwächen-Analyse Gemeindeanteil an der Einkommensteuer in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 2000 Gemeindeanteil an der Einkommensteuer je Einwohner Deutschland früheres Bundesgebiet Niedersachsen LK Soltau-Fallingbostel Bomlitz Soltau, Stadt Fallingbostel, Stadt Walsrode, Stadt SG Schwarmstedt Bispingen SG Ahlden Wietzendorf Munster, Stadt Schneverdingen, Stadt SG Rethem/Aller Neuenkirchen 0 20 40 60 80 100 Nds = 100 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs Apr2002.xls]SoFa In der Steuereinnahmekraft der Gemeinden im Landkreis Soltau-Fallingbostel überlagern sich die Einnahmen der Grundsteuern mit den Gewerbesteuereinnahmen sowie den Einnahmen aus der Einkommensteuer. Die Steuereinnahmekraft der Gemeinden im Landkreis Soltau-Fallingbostel insgesamt (99 137) erreicht insgesamt genau den Landesdurchschnitt (Abb. 5.1-5). Damit konnte der Landkreis seinen Rückstand in der Steuereinnahmekraft von Ende der 80er Jahre vollständig abbauen. Vorübergehend war aber die Steuereinnahmekraft in den letzten Jahren auf Grund ausbleibender Gewerbesteuereinnahmen schwächer. Gegenüber Ende der 80er Jahre hat sich die Steuereinnahmekraft damit insgesamt deutlich verbessert. Insgesamt deutlich unterdurchschnittliche Steuereinnahmekraft Innerhalb des Landkreises ergibt sich entsprechend ein erhebliches Gefälle in der Steuereinnahmenkraft (Abb. 5.1-6): Innerregionales Gefälle in der Steuereinnahmekraft - 137 Überdurchschnittliche Werte weisen die Stadt Bad Fallingbostel und Bomlitz auf. jeweiliger Landeswert = 100 92 Abb. 5.1-5: Landkreis Soltau-Fallingbostel Entwicklung der Steuereinnahmekraft in Niedersachsen und in den Städten und Gemeinden des Landkreises Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre Steuereinnahmekraft in DM je Einwohner 1.300 1.200 1.100 1.000 900 800 700 600 500 400 300 LK SoltauFallingbostel Niedersachsen 200 100 0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 3.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[realst_2 Steuern Zeitreihe.xls]Grafiken Krs Positionsverschiebungen seit Ende der 80er Jahre - Mit Abstand folgen die SG Ahlden und die Stadt Soltau. - Das Mittelfeld des Landkreises wird von Bispingen angeführt, es folgen die SG Schwarmstedt sowie die Städte Schneverdingen und Walsrode. - Die übrigen ländlichen Gemeinden und vor allem die Stadt Munster haben eine Steuereinnahmekraft von unter 70 % des Landeswertes. Gegenüber Ende der 80er Jahre haben Bomlitz und Wietzendorf sehr stark verloren. Bad Fallingbostel und die SG Ahlden konnte ihre Position erheblich ausbauen (Abb. 5.1-6). Walsorde hat an Steuerkraft verloren, Soltau konnte etwas hinzugewinnen. Die Positionen der übrigen Gemeinden sind fast gleich geblieben. 93 Abb. 5.1-6: Stärken-Schwächen-Analyse Steuereinnahmekraft in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1989 und 2000 Steuereinnahmekraft je Einwohner Deutschland früheres Bundesgebiet 1989 Niedersachsen 2000 LK Soltau-Fallingbostel Fallingbostel, Stadt Bomlitz SG Ahlden Soltau, Stadt Bispingen SG Schwarmstedt Schneverdingen, Stadt Walsrode, Stadt Wietzendorf Neuenkirchen Munster, Stadt SG Rethem/Aller 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 Nds = 100 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 2.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs Apr2002.xls]SoFa Allgemeine Zuweisungen an die Landkreis- und Gemeindeebene Allgemeine (nicht zweckgebundene) Zuweisungen sind die zweite wichtige Finanzierungsquelle der Gemeinden und Landkreise, mit denen allgemeine Deckungsmittel für die Aufgaben der Einzelpläne 0 bis 8 aufgebracht werden. Allgemeine Zuweisungen Die Zuweisungen an die niedersächsischen Kreise und Gemeinden im Verwaltungshaushalt 138 lagen im Jahresdurchschnitt 2000 in der Größenordnung von 638 DM je Einwohner und setzen sich zusammen aus Zusammensetzung der Zuweisungen - Schlüsselzuweisungen vom Land in der Größenordnung von 537 DM und - sonstigen allgemeinen Zuweisungen vom Land von etwa 105 DM. 138 Allgemeine (nicht zweckgebundene) Zuweisungen für Investitionen, die es in Niedersachsen seit 1993 gibt und die im Durchschnitt der Jahre 1998 bis 2000 in den Landkreis- und Gemeindehaushalten (ohne Landkreis Hannover) etwa 71 DM je Einwohner ausmachten, sind im Rahmen des Vermögenshaushaltes gesondert zu betrachten. 94 Landkreis Soltau-Fallingbostel Gegengerechnet werden Ausgaben wie - die Einheitsumlage, die von 1991 bis 1998 von Gemeinden und Landkreisen über das Land abzuführen war 139 sowie - die seit 1999 bestehende Finanzausgleichsumlage, die ausgewählte steuerstarke Kommunen zu entrichten haben 140. Von den allgemeinen Zuweisungen an die kommunale Ebene insgesamt im Jahr 2000 in der Größenordnung von 638 DM je Einwohner 141 flossen 294 DM an die Gemeinden 142 und etwa 344 DM an die Landkreise 143. Allgemeine Zuweisungen des Landes Umlagen zwischen Gemeinde- und Landkreisebene Im Landkreis Soltau-Fallingbostel sind im Jahr 2000 folgende allgemeine Zuweisungen des Landes zu verbuchen. - Auf der Gemeindeebene liegen sie in der Größenordnung von 260 DM je Einwohner (89 144), und sind entsprechend der Steuereinnahmekraft niedriger als im Landesschnitt. - Der Landkreis hat allgemeine Zuweisungen von 386 DM je Einwohner (112 145) erhalten, was deutlich über dem Landeswert liegt. - Insgesamt haben demnach Landkreis- und Gemeindeebene zusammen betrachtet allgemeine Zuweisungen in der Größenordnung von 648 DM je Einwohner (101 146), was geringfügig den Landesdurchschnitt übersteigt. Von den der Gemeindeebene zufließenden Steuereinnahmen und Zuweisungen wird ein Teil als sog. Kreisumlage abgeschöpft und dient zu einem nicht unbeträchtlichen Teil der Finanzierung der Landkreisebene. Allgemeine Deckungsmittel Allgemeine Deckungsmittel (brutto) Die Allgemeinen Deckungsmittel (brutto), die den Finanzspielraum der kommunalen Ebene abbilden, ergeben sich Steuereinnahmen und allgemeine Zuweisungen der Gemeinden abzüglich Kreisumlage - 139 140 141 142 143 144 145 146 auf der Gemeindeebene aus der Summe der Steuern und Zuweisungen abzüglich der Umlagen zwischen Gemeinden und Gemeindeverbänden (insbesondere Kreisumlage) und im Durchschnitt aller Landkreisen und Gemeinden (ohne Landkreis Hannover) in den Jahren 1997 und 1998 zwischen 59 und 60 DM je Einwohner im Durchschnitt aller Landkreise und Gemeinden (ohne Landkreis Hannover) 3,94 DM je Einwohner 1999 und 3,67 DM in 2000 im Durchschnitt der Jahre 1998 bis 2000 ohne kreisfreie Städte und ohne Landkreis Hannover ohne Landkreis Hannover Gemeinden in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte und ohne Landkreis Hannover) = 100, 2000 Landkreise in Niedersachsen (ohne Landkreis Hannover) = 100, 2000 Gemeinden und Landkreise in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte und ohne Landkreis Hannover) = 100, 2000 95 - Stärken-Schwächen-Analyse auf der Landkreisebene aus den Einnahmen aus Allgemeinen Zuweisungen und den (praktisch unbedeutenden) Steuereinnahmen zuzüglich der o.g. Umlagen (insbesondere Kreisumlage). Die Umlagen zwischen Gemeinden und Gemeindeverbänden (überwiegend Kreisumlage) sind im Landkreis Soltau-Fallingbostel offensichtlich vergleichsweise hoch. - Nach der Umverteilung liegen die Allgemeinen Deckungsmittel (brutto) auf der Gemeindeebene mit 692 DM je Einwohner (88,6 147) deutlich unter dem Landesdurchschnitt. - Die Landkreisebene hat Allgemeine Deckungsmittel in der Größenordnung von 1.054 DM (115,9 148), was erheblich über dem Landeswert liegt. - Insgesamt sind die Allgemeinen Deckungsmittel der Gemeinde- und Landkreisebene mit 1.748 DM (103,2 149) leicht überdurchschnittlich. Die Unterschiede der Allgemeinen Deckungsmittel je Einwohner auf der Gemeindeebene im Landkreis Soltau-Fallingbostel sind erwartungsgemäß vergleichsweise groß. - An der Spitze stehen im Jahresdurchschnitt 1998-2000 die Stadt Fallingbostel (118 150), die Gemeinde Bomlitz (113) sowie die SG Ahlden (110). - Mit deutlichem Abstand folgen die Städte Soltau (97) und Walsrode (92). - Auch in den Städten Munster (78) und Schneverdingen (77) sind sie ausgesprochen niedrig. - Ausgesprochen gering sind die Allgemeinen Deckungsmittel auch in den übrigen ländlichen Gemeinden. 5.2 (Steuereinnahmen und) allgemeine Zuweisungen der Landkreisebene zuzüglich Kreisumlage Allgemeine Deckungsmittel (brutto) Unterschiede in den Allgemeinen Deckungsmittel auf Gemeindeebene Ausgaben der kommunalen Ebene Ausgaben der Gemeindeebene Die Personalausgaben der Gemeinden im Landkreis (100 151) liegen mit 584 DM je Einwohner in etwa im Landesdurchschnitt (Abb. 5.2-1). Deutlich überdurchschnittlich sind sie lediglich in der einnahmestarken Gemeinde Bomlitz (145). In den Städte liegen sie erwartungsgemäß etwas über dem Durchschnitt, so z.B. in Bad Fallingbostel (121) und Walsrode (117). Vergleichsweise niedrig sind sie - in Relation zur Stadtgröße und –funktion – in der Stadt Soltau (104) sowie besonders in den Städten Munster (81) und Schneverdingen (74). Möglicherweise kommt im Nordkreis die Auslagerung von kommunalen Funktionen auf Gesellschaften zum Tragen. In den kleineren Gemeinden sind die Personalausgaben mit Ausnahme 147 148 149 150 151 Gemeinden in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte, ohne Landkreis Hannover) = 100, 2000 Landkreise in Niedersachsen (ohne Landkreis Hannover) = 100, 2000 Landkreise in Niedersachsen (ohne kresifreie Städte, ohne Landkreis Hannover) = 100, 2000 Gemeinden in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte, ohne Landkreis Hannover) = 100, 2000 Gemeinden in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte) = 100, 2000 Personalausgaben im Landesdurchschnitt 96 Abb. 5.2-1: Landkreis Soltau-Fallingbostel Entwicklung der Ausgaben der kreisangehörigen Gemeinden im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre in DM je Einwohner 3.250 3.000 2.750 2.500 2.250 Kreisumlage 2.000 Schuldentilgung 1.750 Invest.-Zuschüsse u. sonst. Ausgaben Sachinvestitionen 1.500 1.250 Zinsausgaben 1.000 Sozial- und Jugendhilfe Laufende Sachausgaben Personalausgaben 750 500 250 0 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 3.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[einaus2 Ausgaben haushaltsmäßig Zeitreihe Krs u VE.xls]Grafik der SG Schwarmstedt (119) und der Gemeinde Neuenkirchen (101) deutlich unterdurchschnittlich. Laufende Sachausgaben unterdurchschnittlich Die laufenden Sachausgaben (92) sind in den Gemeinden des Landkreises SoltauFallingbostel insgesamt leicht unterdurchschnittlich. Ausgaben für Sozial- und Jugendhilfe deutlich überdurchschnittlich Die Ausgaben für Sozial- und Jugendhilfe auf der Gemeindeebene sind mit 284 DM je Einwohner (114) überdurchschnittlich. Ausgesprochen hoch sind sie in der Stadt Walsrode (176) sowie in Bomlitz (136) und in den Städten Munster (132), Soltau (121) und Bad Fallingbostel (121). Die Ausgaben konnten aber in fast allen Fällen in den letzten Jahren leicht zurückgeführt werden. Zinsausgaben ausgesprochen gering Die Zinsausgaben 152 der Gemeinden im Landkreis Soltau Fallingbostel (65) sind insgesamt relativ gering. Die Verschuldung ist damit offensichtlich vergleichsweise niedrig. Dies gilt vor allem für die Städte des Landkreises. Allerdings verzeichnen einigen kleinere Gemeinden überdurchschnittliche und steigende Zinsausgaben, so z.B. die SG Rethem (156) und die Gemeinden Bispingen (190) und Wietzendorf (227). Bei letzteren beiden dürfte dies im Zusammenhang mit der expansiven Wohnstandortpolitik stehen. 152 einschließlich Zinsen für Kassenkredite 97 Stärken-Schwächen-Analyse In den Gemeinden des Landkreises Soltau-Fallingbostel ist seit Ende der 80er Jahre fast durchweg überdurchschnittlich investiert worden. Erstmalig 1999 und 2000 sind die Ausgaben für Investitionen unter den Landeswert gefallen. Im Jahresdurchschnitt 1998 bis 2000 153 lagen sie dennoch mit 457 DM (107154) noch über dem Landesdurchschnitt. Extrem hoch sind die Investitionsausgaben in Wietzendorf (297), überdurchschnittlich u.a. auch in der Stadt Bad Fallingbostel (160), in der SG Ahlden (148), in Bomlitz (130) und in Neuenkirchen (128). Vergleichsweise gering sind die Investitionsausgaben in den Gemeindehaushalten der Städte Munster (81), Schneverdingen (76) und vor allem Soltau (66). Sachinvestitionen überdurchschnittlich Die Ausgaben der Gemeinden für die Kreisumlage ist im Landkreis SoltauFallingbostel mit durchschnittlich 662 DM je Einwohner 155 (111 156) vergleichsweise hoch 157. Die höchsten Kreisumlagen zahlen die Stadt Fallingbostel (213), die Gemeinde Bomlitz (127) sowie die Städte Soltau (110) und Walsrode (105). Kreisumlage vergleichsweise hoch Ausgaben der Landkreisebene Die Ausgaben der Landkreisebene sind insgesamt deutlich überdurchschnittlich. Dies spricht insgesamt dafür, das der Landkreis vergleichsweise viele Aufgaben für die Gemeinden übernimmt. - Die Personalsausgaben liegen mit 365 DM je Einwohner 158 (125 159) um etwa ein Viertel über dem Durchschnitt der niedersächsischen Landkreise. - Die Laufenden Sachausgaben sind mit 429 DM (182) weit höher als im Landesdurchschnitt. - Die Ausgaben für Sozial- und Jugendhilfe liegen mit 578 DM (118) ebenso wie bei den Gemeinden über dem Landeswert. - Die Zinsausgaben sind mit 56 DM (127) deutlich höher als in den übrigen Landkreisen. - Allerdings wird auch vergleichsweise viel investiert. Die Ausgaben für Sachinvestitionen liegen mit 108 DM (152) erheblich über dem Landeswert der Landkreise. Dies gilt auch für den Jahresdurchschnitt 1998 bis 2000 (132). Ausgaben der Landkreis- und Gemeindeebene Auch auf der Gemeinde- und Landkreisebene zusammen weichen im Jahr die Ausgabenpositionen teilweise deutlich vom Landesdurchschnitt ab (Abb. 5.2-1). - 153 154 155 156 157 158 159 Die Personalausgaben insgesamt sind mit 949 DM je Einwohner (108) leicht überdurchschnittlich. Bei Investitionen ist es sinnvoll, mehrere Jahre zu betrachten. Gemeinden in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte) = 100, Jahresdurchschnitt 1998-2000 2000 Gemeinden in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte) = 100 Diese Aussage ist rein deskriptiv. Die Ausgaben der Kreisebene und damit auch der „Beitrag“ der Gemeinden durch die Kreisumlage sind insgesamt auch Ausdruck der spezifischen Aufgabenteilung zwischen Kreis- und Gemeindeebene in dem jeweiligen Landkreis. 2000 Landkreise in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte) = 100 98 Abb. 5.2-1: Landkreis Soltau-Fallingbostel Entwicklung der Ausgaben des Landkreises und der kreisangehörigen Gemeinden im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre in DM je Einwohner 5.000 4.500 4.000 3.500 Schuldentilgung 3.000 Invest.-Zuschüsse u. sonst. Ausgaben 2.500 Sachinvestitionen 2.000 Zinsausgaben 1.500 Sozial- und Jugendhilfe 1.000 Laufende Sachausgaben 500 Personalausgaben 0 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 3.7.02 C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[einaus2 Ausgaben haushaltsmäßig Zeitreihe Krs u VE.xls]Grafik - Die laufenden Sachausgaben überschreiten mit 780 DM je Einwohner (120) des Landeswert deutlich. - Die Ausgaben für Sozial- und Jugendhilfe der Landkreis- und Gemeindeebene zusammen sind mit 862 DM (117) ebenfalls deutlich überdurchschnittlich, - Dies gilt vor allem auch für die laufenden Sachausgaben (121). - Vergleichsweise geringe Zinsausgaben (80) weisen auf eine niedrige Verschuldung hin. Entsprechend geringer ist auch die Schuldentilgung (89). - Die Zinsausgaben sind mit 107 DM (80) deutlich unterdurchschnittlich. - Die Sachinvestitionen (98) entsprechen hingegen knapp dem Landesdurchschnitt. Im Jahresdurchschnitt 1998 bis 2000 (110) lagen sie noch deutlich darüber. 99 6. 6.1 Stärken-Schwächen-Analyse WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG UND GEWERBEFLÄCHEN Wirtschaftsförderung auf Landkreisebene Die Städte und Gemeinden des Landkreises stellen der Wirtschaftsförderung des Landkreises im Hinblick auf die Fördermittelberatung ein gutes Zeugnis aus. Die entsprechenden Kompetenzen werden gewürdigt und in Anspruch genommen. Dass es aufgrund der eingeschränkten personellen Kapazitäten kaum darüber hinaus gehende Wirtschaftsförderungsaktivitäten auf regionaler Ebene gibt, wird dagegen von zahlreichen Kommunen beklagt. Insbesondere bei der Koordinierung behördlicher Genehmigungsprozesse, der Existenzgründungsberatung, dem Regionalmarketing und der überregionalen Akquisition von Neuansiedlungen werden Verbesserungsmöglichkeiten gesehen. Zudem wird gefordert, der Wirtschaftsförderung innerhalb der Landkreisverwaltung einen insgesamt höheren Stellenwert einzuräumen, d.h. die unternehmerischen Belange in den verschiedenen Bereichen der Kreisverwaltung stärker zu berücksichtigen. Angestrebt wird auch ein regelmäßiger, intensiverer Austausch zwischen dem Landkreis und seinen Gemeinden in Fragen der Wirtschaftsförderung. Als Vorschlag wurde die Bildung eines Wirtschaftsförderungsnetzwerkes im Landkreis genannt. In der Frage, ob für eine Verbesserung der Wirtschaftsförderung auf regionaler Ebene auch ein Ausbau der personellen Ausstattung bei der Kreisverwaltung anzustreben ist, vertreten die Städten und Gemeinde keine einheitliche Position. Die Forderungen reichen von der Gründung einer personell gut ausgestatteten Wirtschaftsförderungs-GmbH bis zur Beibehaltung der derzeitigen Konstellation. Uneinheitlich sind zudem die Standpunkte der Gemeinden in der Frage, ob der Landkreis überhaupt die richtige Ebene für eine Intensivierung der regionalen Wirtschaftsförderungsaktivitäten darstellt. Teilweise werden hierfür die regionalen Mittelebenen wie z.B. die Vogelparkregion bzw. die Heideregion oder zumindest eine Arbeitsteilung zwischen Landkreisebene, Mittelebene und Gemeindeebene favorisiert. 6.2 Wirtschaftsförderung in den Städten und Gemeinden Die Wirtschaftsförderungsaktivitäten der Städte und Gemeinden im Landkreis Soltau-Fallingbostel beschränken sich überwiegend auf die Bestandsentwicklung, d.h. die Betreuung der ansässigen Betriebe. Im Mittelpunkt steht die Begleitung der Betriebe bei behördlichen Genehmigungsverfahren, die Bereitstellung von Gewerbeflächen sowie die Beseitigung von Hemmnissen für die betriebliche Entwicklung. Die Kontakte zu den lokalen Unternehmen sind meist reaktiv, d.h. sie kommen erst dann zustande, wenn besonderer Handlungsbedarf besteht. Eine systematische und regelmäßige Kontaktpflege findet nur vereinzelt statt. Teilweise besteht aber über informelle Kontakte ein regelmäßiger Austausch zwischen der Verwaltungs- 100 Übersicht 6.3-1: Landkreis Soltau-Fallingbostel Ausgewählte sofort verfügbare Gewerbeflächen entlang der A 7 (Entfernung max. 3 km) im Landkreis Soltau-Fallingbostel Stadt / Gemeinde Gewerbegebiet Anschlussstelle sofort verfügbar (ca.) Buchholz, SG Schwarmstedt Schwarzer Berg Schwarmstedt 10 ha Bad Fallingbostel, Stadt Ost, An der Autobahn Fallingbostel 35 ha Soltau, Stadt Soltau-Süd Soltau-Süd 8 ha Wietzendorf Lührsbockel Soltau-Süd 12 ha Quelle: www.KomSIS.de, August 2002 spitze und den jeweils wichtigsten Betrieben. Dieses gilt insbesondere für die kleineren Gemeinden sowie bei besonders standortprägenden Betrieben. Darüber hinaus gehende Aktivitäten der Wirtschaftsförderung sind nur vereinzelt anzutreffen. Hierzu zählen beispielweise spezielle Anstrengungen zur überregionalen Vermarktung von Gewerbegebieten, die von einzelnen Gemeinden z.T. in Zusammenarbeit mit externen Beratern und Maklern durchgeführt wurden. Die entsprechenden Aktivitäten hatten aber nach übereinstimmender Auskunft aller Gemeinden bislang keinen nennenswerten Erfolg und sind größtenteils wieder eingestellt worden. Darüber hinaus werden von den Gemeinden auch Maßnahmen zur Verbesserung weicher Standortfaktoren unter dem Stichwort „Wirtschaftsförderung“ genannt. In erster Linie geht es hierbei um den Ausbau der Wohn- und Freizeitqualitäten sowie die Wirtschaftsfreundlichkeit der Verwaltung. In der Regel nehmen der Hauptverwaltungsbeamte sowie ggf. ein weitere Vertreter der Verwaltung (z.B. Kämmerer, Bauamtsleiter) die Aufgaben der Wirtschaftsförderung neben ihren eigentlichen Tätigkeiten wahr. Die Städte und Gemeinden im Landkreis Soltau-Fallingbostel verfügen nur in Einzelfällen über eigens für Wirtschaftsförderung zuständiges Personal: - In der Stadt Soltau werden in interessanter Weise Stadtentwicklung, Liegenschaftspolitik und Wirtschaftsförderung einschließlich der Einzelhandels- und Tourismusförderung miteinander verknüpft. Durch die Verknüpfung mit der Liegenschaftspolitik Soltau hat ein Citymanagement eingeführt. Aufgabe der städtischen Gesellschaft AWS bzw. des Amtes für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung mit sieben Mitarbeitern für Liegenschaften, Wirtschaftsförderung und Gebäudemanagement sind neben den klassischen Aufgaben der Liegenschaftsverwaltung, Gebäudemanagement und der Wirtschaftsförderung auch Tourimsusförderung und Kulturmanagement, Citymanagement und die Durchführung von Stadtentwicklungsprojekten. - Die Stadt Walsrode verfügt über einen eigenen Wirtschaftsförderer. - Die Stadt Munster verfügt im Rahmen der „Arbeitsgemeinschaft Stadtmarketing Munster“, an der die örtliche Wirtschaft, die Bundeswehr sowie die Stadtverwaltung beteiligt sind, seit kurzem über einen Stadtmanager, der in Verbindung mit seinen Aufgaben im Bereich Stadtmanagement / Stadtmarketing künftig auch Wirtschaftsförderung betreiben wird. Kernaufgabe soll die Pflege von Unternehmenskontakten sein. 101 Übersicht 6.3-2: Stärken-Schwächen-Analyse Ausgewählte weitere sofort verfügbare Gewerbeflächen im Landkreis Soltau-Fallingbostel Stadt / Gemeinde Gewerbegebiet sofort verfügbar (ca.) Walsrode, Stadt Honerdingen 16 ha Bomlitz Industriepark Walsrode, Bayersdorfer Weg 17 ha Munster, Stadt Gewerbepark Ilster 8 ha Schneverdingen, Stadt Heber 6 ha Quelle: www.KomSIS.de, August 2002 - Die Stadt Schneverdingen hat ein Konzept zur Intensivierung der Wirtschaftsförderung erstellen lassen, dass in Schritten umgesetzt wird. Hierfür sollen aber zunächst die vorhandenen personellen Kapazitäten sowie projektbezogen externe Berater eingesetzt werden 6.3 Gewerbeflächennachfrage und -angebot Die Gewerbeflächennachfrage in der Vergangenheit entsprang in erster Linie dem lokalen und teilweise auch regionalen Verlagerungs- und Erweiterungsbedarf. Lediglich in den autobahnnahen Gewerbegebieten konnten vereinzelt auch überregionale Ansiedlungen realisiert werden. Die aktuelle Nachfragesituation wird allerdings von einem allerorten zu beobachtenden, konjunkturell bedingten Einbruch der Gewerbeflächenumsätze dominiert. Das Gewerbeflächenangebot der Städte und Gemeinden im Landkreis SoltauFallingbostel weist keine nennenswerten quantitativen Defizite auf. Insbesondere unmittelbar entlang der A 7 ist ein großer Umfang verkehrlich sehr gut angebundener Gewerbeflächen sofort verfügbar 160 (Übersicht 6.3-1). Diese Gewerbegebiete beziehen ihre Standortqualität v.a. aus der Lage zwischen den Wirtschaftsräumen Hamburg und Hannover sowie von der Tatsache, dass die A 7 eine der wichtigen überregionalen Verkehrsachsen in Europa ist. Damit eignen sich diese Standorte in besonderem Maße für fernverkehrsaffine Betriebe und überregionale Ansiedlungen. Darüber hinaus gibt es in etwas größerer Entfernung zur A 7 (bis max. 10 km) eine Reihe weiterer Gewerbegebiete mit sofort verfügbaren Flächen (Übersicht 6.3-2). Die Qualität dieser Standorte und damit ihre Vermarktungschancen leiden nach Einschätzung der entsprechenden Gemeinden aber unter der Konkurrenz zu den jeweiligen autobahnnäheren, d.h. verkehrlich günstiger gelegenen Standorten. In der überwiegenden Zahl der Fälle wird von den Städte und Gemeinden angestrebt, die Gewerbegebiete im Zuge der Flächenentwicklung in kommunales Ei160 Unmittelbar an der A 27 sind derzeit keine Gewerbeflächen sofort verfügbar. Die Stadt Walsrode plant aber in Zusammenarbeit mit einem privaten Investor die Entwicklung eines Gewerbegebietes an der Anschlussstelle „Walsrode-West“. 102 Landkreis Soltau-Fallingbostel gentum zu übernehmen, um Einfluss auf die Vermarktung der Grundstücke zu erhalten und den Flächenpreis als strategisches Instrument der Wirtschaftsförderung einsetzen zu können. Teilweise bedienen sich die Gemeinden hierzu eines Projektentwicklers bzw. einer kommunalen Erschließungsgesellschaft. In den Fällen, in denen es nicht gelungen ist, die Gewerbeflächen in öffentliches Eigentum bzw. das Eigentum einer kommunalen Erschließungsgesellschaft zu bekommen, hatte die kommunale Wirtschaftsförderung kaum Einfluss auf die privaten Veräußerungsstrategien, was sich negativ auf die Belegung der Gewerbegebiete ausgewirkt hat. 103 7. Stärken-Schwächen-Analyse Zusammenfassende Bewertung und Perspektiven Vor dem Hintergrund der allgemeinen Rahmenbedingungen und Entwicklungstrends in Deutschland sowie der spezifischen Situation im Landkreis SoltauFallingbostel und seinen Städten und Gemeinden werden im Folgenden die Perspektiven der zukünftigen Entwicklungen und Herausforderungen abgeleitet sowie - soweit als möglich - erste Handlungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten benannt. Im weiteren Verlauf des Prozesses zur Erarbeitung des Integrierten Entwicklungskonzeptes werden einzelne dieser Handlungsfelder dann vertieft behandelt. 7.1 Ableitung von Perspektiven und Handlungsvorschlägen aus allgemeinen Entwicklungstrends und spezifischer Situation im Landkreis Raumstruktur und Standortbedingungen Die Globalisierung und die Internationalisierung der Wirtschaftsbeziehungen führen zu einem verschärften überregionalen und internationalen Wettbewerb der Regionen und Standorte. Mit dieser neuen Option zur Arbeitsteilung wird auch die „Standortsensibilität“, d.h. die Sensibilität hinsichtlich Standortvor- und -nachteilen nicht nur im internationalen Rahmen („Standort Deutschland“), sondern auch im regionalen Rahmen größer. Die neue Mobilität des Kapitals wird möglicherweise unterschätzt, denn sie äußert sich nicht nur in konkreten Betriebsverlagerungen, als vielmehr in zunächst nicht sichtbaren Verschiebungen von Investitionsschwerpunkten zwischen einzelnen Standorten eines Unternehmens oder zwischen Unternehmen. Auf diese Weise kann es durch unterlassene Investitionen zu einem schleichenden Substanzverlust der regionalen Wirtschaft kommen. Veränderte Rahmenbedingungen und allgemeine Trends Regionale Standortbedingungen gewinnen wieder stärker an Gewicht, wobei die Bedeutung einzelner Aspekte der Standortbedingungen je nach Größe, Branche und Betriebstyp ausgesprochen unterschiedlich sein kann. Folgende Aspekte der so genannten „harten“ Standortbedingungen sind insgesamt von Bedeutung: „Harte“ Standortbedingungen - die überregionale Lage sowie das Bevölkerungs- und Wirtschaftspotenzial (u.a. die Lage zu den wichtigsten Bezugs- und Absatzmärkten, der Zentralitätsgrad des Standorts und die Siedlungsstruktur des Umfeldes sowie mögliche Agglomerations- und Lokalisationsvorteile auf Grund der Konzentration verschiedener oder gleichartiger Branchen), - die Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur (d.h. die quantitative und qualitative Ausstattung mit Straßen, Eisenbahnen, Wasserstraßen und Häfen, Luftverkehrseinrichtungen, Öffentlichem Personennahverkehr, Telekommunikationseinrichtungen), - das Angebot an Gewerbeflächen und Gebäuden (Verfügbarkeit bzw. quantitatives und qualitatives Angebot sowie Preise von Gewerbeflächen, Gewerbeimmobilien, Büroflächen, Gewerbeparks u.ä.), - Arbeitsmarktfaktoren (Verfügbarkeit und Arbeitskosten von Arbeitskräften, u.a. von un- und angelernten Kräften, Facharbeitern und hochqualifizierten Kräften), - die Qualifizierungsinfrastruktur (Ausstattung mit allgemein- und berufsbildenden Schulen, Fachhochschulen und Hochschulen, Weiterbildungseinrichtungen), 104 Wachsende Bedeutung „weicher“ unternehmensund haushaltsbezogener Standortfaktoren Landkreis Soltau-Fallingbostel - die Ver- und Entsorgungsinfrastruktur (Ausstattung und Preise für Elektrizität, Gas, Wasser, Abwasser- und Abfallbeseitigung), - die Wissenschafts- und Forschungsinfrastruktur (Ausstattung mit bzw. räumliche Nähe zu Hochschulforschungseinrichtungen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Einrichtungen der Technologieförderung und des Technologietransfers), - das naturräumliche Potenzial (naturräumliche Ausstattung u.a. als Potenzial für Freizeit und Tourismus, Rohstofflagerstätten) sowie - sonstige standortbezogene Kostenfaktoren (wie z.B. regionale Hebesätze für die Grund- und Gewerbesteuer, sonstige Gebühren sowie Instrumente der regionalen Wirtschaftsförderung). Neben den unabdingbaren „harten“ Standortfaktoren spielen in stärkerem Maße auch „weiche“ unternehmens- und haushaltsbezogene Standortbedingungen eine Rolle, die sich nicht direkt als Kostenfaktoren niederschlagen, aber doch direkt und indirekt für die Entwicklung von Betrieben von Bedeutung sind, u.a. durch die Attraktivität der Regionen und Standorte für (Führungs-)Personal sowie die Qualität des unternehmerischen Umfeldes. Dazu zählen - neben den Wohn- und Lebensbedingungen mit dem Einkaufs-, Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebot sowie der Umweltqualität in einer Region besonders auch - das Image, die „Wirtschaftsfreundlichkeit“ und letztlich auch die Leistungsfähigkeit der Akteure im Bereich der Wirtschaftsförderung. Diese Standortbedingungen sind natürlich nur zum Teil aus den Regionen heraus „gestalt- und veränderbar“, vieles ist durch Entscheidungen auf Bundes- und Landesebene sowie die Ausstattung einer Region und ihr wirtschaftliches Umfeld vorgeprägt. Und auch die Standortanforderungen stellen sich je nach Wirtschaftszweig und Betriebstyp sehr unterschiedlich dar. Zentrale, aus der Region heraus gestaltbare Aktionsfelder sind und bleiben aber Situation im Landkreis Soltau-Fallingbostel - die Bereitstellung der wirtschaftsnahen Infrastruktur vor Ort, insbesondere von attraktiven Gewerbeflächen für die Erweiterung, die Umsiedlung und die Ansiedlung von Betrieben sowie - die Ausgestaltung der Wirtschaftsförderungsaktivitäten von Städten und Gemeinden auf der einen und von Landkreisebene auf der anderen Seite sowie von weiteren Akteuren, die in diesen Prozess eingebunden werden müssen. Die unternehmerischen Standortbedingungen im Landkreis Soltau-Fallingbostel entsprechen im Großen und Ganzen den Bedingungen, die man für ländlich geprägte Räume erwarten würde. Die herausragenden naturräumlichen Potenziale der Heide und des Aller-LeineTales prägen die Wohnstandortqualitäten der Region und bilden wichtige Voraussetzungen für Tourismus und Freizeitwirtschaft. Eine herausragende Standortqualität stellt die zentrale Lage zwischen den drei norddeutschen Verdichtungsräumen Hamburg, Hannover und Bremen als auch 105 Stärken-Schwächen-Analyse besonders die sehr gute Erreichbarkeit im Straßenverkehr über die Autobahnen A 7 und A 27 dar. Von dieser Standortqualität hat ein breites Spektrum an Unternehmen im Landkreis Soltau-Fallingbostel in der Vergangenheit profitiert. Neben dem überregional orientierten Verarbeitenden Gewerbe zählen dazu u.a. auch das auf die benachbarten Wirtschaftsräume ausgerichtete Baugewerbe, der Verkehrsund Distributionsbereich sowie die Freizeitwirtschaft. Die Anbindung in Richtung Osten, Südwesten und Richtung Nordwesten ist weniger gut ausgebaut. Hier ist der Landkreis lediglich über Bundesstraßen angebunden, in deren Verlauf Ortsdurchfahrten z.T. für Engpässe sorgen. Die Bundesstraßen, die den Landkreis Soltau-Fallingbostel anbinden, sind die - B 3 Buchholz (A 1) - Schneverdingen - Soltau - Bergen – Celle, - B 71 Rotenburg - Soltau (A 7) - Munster - Uelzen - Salzwedel, - B 209 Bad Fallingbostel (A 7) - Walsrode - Rethem - Nienburg, - B 214 Celle - Schwarmstedt – Nienburg sowie die - B 440 Bad Fallingbostel / Dorfmark (A 7) - Visselhövede - Rotenburg. Es muss das besondere Interesse des Landkreises bleiben, seine bisher ausgesprochen günstigen überregionalen Straßenverkehrsabindungen leistungsfähig zu halten und die Erreichbarkeit an die Verkehrsachsen möglichst noch zu verbessern. Dazu kommt auch eine Lösung innerörtlicher Verkehrsprobleme. Perspektiven und Handlungserfordernisse Die wichtigsten den Landkreis Soltau-Fallingbostel betreffenden regionalen und überregionale Planungsvorhaben im Straßenverkehr sind Projekte und Planungen im Straßenverkehr - die Einrichtung einer Anschlussstelle „Zentralheide“ (Bispingen-Süd) an der A 7 zur Verbesserung der verkehrlichen Anbindung der Städte und Gemeinden im nördlichen Kreisgebiet, - der sechs-streifige Ausbau der A 7 zwischen der Anschlussstelle Soltau-Ost und dem Dreieck Walsrode sowie - der Neubau der A 39, die u.a. durch den Landkreis Uelzen führen und die überregionale Erreichbarkeit des Landkreises im Osten verbessern wird. Weitere Vorhaben und Planungen der Städte und Gemeinden: - Nord-Ost-Tangente der Stadt Soltau mit durchgehender Verbindung von der B 71 West über die B 3 Nord zur B 71 Ost (Verkehrsentwicklungsplan 2000 der Stadt Soltau) - Süd-Tangente zur Verbindung zwischen der B 3 Süd und der B 71 Ost zur Entlastung der Kernstadt Soltau(Verkehrsentwicklungsplan 2000 der Stadt Soltau) - Maßnahmen zur Kernstadt und zum städtischen ÖPNV Soltau (Verkehrsentwicklungsplan 2000 der Stadt Soltau) - Ortsumgehung der Stadt Walsrode (A 7 – A 27) - Umsetzung eines äußeren Erschließungsringes um die Stadt Schneverdingen 106 Projekte und Planungen im Schienenverkehr Landkreis Soltau-Fallingbostel Die Anbindung an die umliegenden Wirtschaftsräume Hannover, Hamburg und Bremen im Schienenverkehr ist im Gegensatz zum Straßenverkehr ausgesprochen ungünstig. Zur Attraktivitätssteigerung der Wohnstandortfunktion sowie für die Weiterentwicklung von Tourismus, Freizeitwirtschaft, Gesundheitswesen und Bildungswesen ist die Verbesserung der überregionalen Anbindungen wichtig. Die wichtigsten Projekte sind - der Ausbau bzw. Neubau der Hochgeschwindigkeitsstrecken Hannover - Hamburg und Hannover - Bremen (Y-Trasse). Gefordert wird vom Landkreis SoltauFallingbostel in diesem Zusammenhang ein Haltpunkt Walsrode-Süd mit Übergang zur Kursbuchstrecke 123. - der Ausbau der „Heidebahn“ (Kursbuchstrecke 123) mit der Verringerung höhen gleicher Bahnübergänge sowie Ausbau und Elektrifizierung der „AmerikaLinie“ (Kursbuchstrecke 116) zur Erhöhung der Geschwindigkeit sowie zur Verbesserung der Taktfrequenzen, - die Ausweitung des S-Bahnnetzes der Region Hannover in den Landkreis Soltau-Fallingbostel hinein sowie - insgesamt eine Attraktivitätssteigerung der Bahnhöfe und Bahnhofsumfelder in den Grund- und Mittelzentren. Weitere Vorhaben und Planungen der Städte und Gemeinden: - Ausbau des Haltepunktes Wolterdingen im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung des Siedlungsschwerpunktes im Soltau Nord - Verlegung des Haltepunktes Soltau-Nord von der K 2 an die Reha-Klinik Auf dem Gebiet der Stadt Soltau ist im Entwicklungsschwerpunkt Soltau-Ost an der Bundesautobahnanschlussstelle Soltau-Ost eine KLV-Anlage geplant. Betreiber wird die Firma Cargo-Terminal-Soltau, an der die OHE beteiligt ist. 7.2 Bevölkerung und Wohnen Veränderte Rahmenbedingungen und allgemeine Trends Die Bevölkerungszahlen in Deutschland werden - je nach Annahmen über Ausmaß der zukünftigen Zuwanderungen - in der zweiten Hälfte des laufenden Jahrzehnts nicht mehr weiter steigen und danach mit zunehmender Geschwindigkeit zurückgehen. Der Bevölkerungsverlust von 2005 bis 2020 kann sich auf 1,2 Mio. Menschen kumulieren. Ohne Zuwanderungen wäre sogar ein Rückgang von fast 5,4 Mio. Menschen möglich. Zudem würde die Überalterung der Bevölkerung wesentlich schneller voranschreiten, denn die Zuwanderer sind nicht nur jünger als der Durchschnitt der heimischen Bevölkerung, sie tragen auch stärker zur Geborenenentwicklung bei. Hinter der prognostizierten Veränderung verbergen sich massive Verschiebungen im Altersaufbau, die sich in fast allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens auswirken werden 161. 161 Der Anteil der unter 20-jährigen wird um 18 % sinken. Vgl. zum Folgenden: Prognos. Deutschland-Report 2002 - 2020, Basel 2002. 107 Stärken-Schwächen-Analyse - Die Bevölkerung von 20- bis unter 35 Jahren dürfte um 12 % und die Bevölkerung von 35 bis unter 50 Jahren sogar um 21 % zurückgehen. - Die Bevölkerung in den Altersjahren von 50 bis unter 65 Jahren steigt voraussichtlich um 25 %. - Die Bevölkerung von 65 bis unter 80 Jahren wird um 17 % und von 80 und mehr Jahren sogar um 86 % ansteigen. Der Anteil der unter 20-jährigen bezogen auf die 20- bis unter 65-jährigen (Jugendquotient) sinkt von heute 34 % auf 29 % und der Altersquotient (65 Jahre und älter bezogen auf die 20- bis unter 65-jährigen) steigt von 27 % auf 37 %. Der Gesamtquotient, der die Relation der zu versorgenden Bevölkerung zu der potenziell erwerbstätigen Bevölkerung darstellt, steigt von heute 61 % um gut 5 %-Punkte auf 66 %. Die Zahl der privaten Haushalte wird zwar weiterhin stiegen, bis 2020 ist mit einer weiteren Zunahme um 1,9 Mio. Haushalte zu rechnen. Der Rückgang der durchschnittlichen Haushaltsgröße wird aber anhalten. In der Vergangenheit waren die Gründe hierfür abnehmende Kinderzahlen pro Haushalt (Entwicklung wird sich offensichtlich nicht fortsetzen), die frühere Loslösung junger Menschen aus dem Familienverbund, ein verändertes Heiratsverhalten und eine wachsende Zahl von Ehescheidungen. Der steigende Anteil älterer Bevölkerung bleibt die entscheidende Größe für die Zunahe von Ein- und Zweipersonenhaushalten. Es ist demnach parallel mit einer Zunahme von 1,4 Mio. Einpersonen- und 1,9 Mio Zweipersonenhaushalten und einer Abnahme von 1,5 Mio. Drei- und Mehrpersonenhaushalten zu rechnen. Die seit Ende der 80er Jahre ausgesprochen starke demographische Entwicklung des Landkreises war in besonderer Weise von Zuwanderungen geprägt. Sowohl die nördlichen als auch die südlichen, Hannover zugewandeten Gemeinden des Landkreises verzeichneten Zuwanderungen im Rahmen der sog. Suburbanisierung, d.h. von Stadt-Umland-Wanderungen überwiegend jüngerer und mittlerer Haushalte in Standorte mit attraktiven Wohnmöglichkeiten und niedrigeren Bodenpreisen. Diese Wanderungen wurden zeitweise stark überlagert durch Zuwanderungswellen aus dem Ausland (u.a. deutschstämmige Bevölkerung aus den ehemaligen GUS-Staaten) sowie aus den neuen Bundesländern. Die starken Zuwanderungen haben den Städten und Gemeinden in der Vergangenheit z.T. Investitionen und auch hohe Integrationsanstrengungen abverlangt. Situation im Landkreis Soltau-Fallingbostel Die Bevölkerungsentwicklung wird auch in Zukunft in sehr starkem Maße von Zuwanderungen geprägt sein. In den kommenden Jahren dürfte vor allem die Zuwanderung aus den umliegenden Verdichtungsräumen nicht mehr ganz so stark sein, weil sich der Wettbewerb der Wohnstandorte mit generell schwächer werdender Bevölkerungsdynamik tendenziell verschärfen wird. Perspektiven und Handlungserfordernisse - Die Zuwanderungen aus dem Ausland bzw. von Aussiedlern stellen auch weiterhin ein großes Potenzial dar, sie sind aber in starkem Maße von den äußeren Rahmenbedingungen abhängig. Aus Sicht der Region sollten die beträchtlichen Integrationsleistungen nicht aus den Augen verloren werden. 108 7.3 Landkreis Soltau-Fallingbostel - Zuwanderung aus den umliegenden Landkreisen und den neuen Bundesländern dürften auch weiterhin vor allem arbeitsplatzorientiert sein. Die Perspektiven hängen sehr stark von der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung ab. - Die Zuwanderung aus den umliegenden Verdichtungsräumen zielen auf den ländlichen Raum und werden vor allem von niedrigen Bodenpreisen gesteuert. Die präferierten Wohnformen sind freistehende Einfamilienhäuser bzw. Doppeloder Reihenhäuser. Der Geschosswohnungsbau ist heute bereits weitgehend zusammengebrochen und wird auch zukünftig bei weitem nicht mehr das Gewicht erreichen wie Mitte der 90er Jahre. - Im Zuge der sich allgemein abschwächenden Bevölkerungsdynamik wird aber zunehmend deutlich werden, dass die Standorte im Wettbewerb mit anderen (preisgünstigen) Angeboten im Umland von Hannover und Hamburg stehen. Der qualitative Wettbewerb der Wohnstandorte wird vor diesem Hintergrund eher zunehmen. - Das Angebot an Beschäftigungsmöglichkeiten vor Ort für Zeitverdiener macht in diesem Zusammenhang neben der Infastrukturausstattung eine besondere Wohnstandortattraktivität aus. Die Wohnstandortstrategien sind demnach zu ergänzen durch eine Beschäftigungsförderung vor Ort. - Einige Gemeinden fahren bereits jetzt eine stärker selektive Strategie bzw. vorsichtigere Expansionsstrategie. Sie streben kein Wachstum um jeden Preis an, möchten der heimischen Bevölkerung Zeit lassen, die Zuwanderer in das soziale Leben der Städte und Dörfer zu integrieren, und vor allem auch keine sozialen Problemgruppen „importieren“. Wirtschaftlicher Strukturwandel und wirtschaftliche Entwicklung Veränderte Rahmenbedingungen für die regionale Entwicklung Die Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Regionen in Deutschland, für die regionale Struktur- und Arbeitsmarktpolitik sowie die regionale und kommunale Wirtschaftsförderung haben sich in den letzten Jahren vor dem Hintergrund des sich beschleunigenden innovations- und qualifikationsorientierten Strukturwandels in vielerlei Hinsicht verändert. Produzierendes Gewerbe Leitlinien des wirtschaftlichen Strukturwandels Auch in Zukunft werden sich die Zweige gut behaupten und an Beschäftigung gewinnen können, die in ihrer Produktion relativ viel Forschung und Entwicklung sowie (hoch)qualifiziertes Personal einsetzen und entsprechend international wettbewerbsfähige, technologisch hochwertige Produkte anbieten können (Luft- und Raumfahrzeugbau, weite Teile des Maschinenbaus und der Elektroindustrie, hochwertige Chemie). Diese forschungsintensiven Zweige unterliegen im Gegensatz zu weitgehend standardisierten Produktionen eher einem Qualitäts- als einem Preiswettbewerb, in dem deutsche Anbieter gegenüber Konkurrenten aus Ländern mit Produktions- und vor allem Lohnkostenvorteilen eindeutig im Nachteil sind. Zu den Verlierern des Strukturwandels dürften auch zukünftig neben den Herstellern einfacher Konsum- und Investitionsgüter vor allem die energie- und rohstoffintensiven Produktionen sowie umweltbelastende Produktionszweige zählen. 109 Stärken-Schwächen-Analyse Seit Beginn der 90er Jahre hat sich der Prozess der Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen beschleunigt. Weltweite Trends zur Privatisierung und Liberalisierung der Güter- und Finanzmärkte bewirken eine Expansion grenzüberschreitender Aktivitäten in bisher nicht gekanntem Ausmaß. Ermöglicht wird der Prozess allerdings durch die Leistungssteigerungen der Transport- und vor allem der Kommunikationstechnologien. Davon sind nicht nur die ohnehin von Anpassungsproblemen gekennzeichneten Branchen mit einfachen, standardisierten Produkten, sondern auch die Domänen der deutschen Wirtschaft wie die Chemische Industrie, die Elektrotechnik, der Maschinenbau und der Fahrzeugbau betroffen. Weiter beschleunigt durch die Integration der osteuropäischen Volkswirtschaften, dürften in Zukunft immer weitere, bislang eher national und regional ausgerichtete Wirtschaftszweige von der Internationalisierung erfasst werden und unter zunehmenden Wettbewerbsdruck geraten. Trotz schrittweiser Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit in Schlüsselbranchen und einer Ausweitung der Produktion wird in den meisten Branchen das Produktionswachstum auch zukünftig nicht ausreichen, um den Beschäftigungsabbau zu stoppen und nachhaltig umzukehren. Verschärfter Wettbewerb durch Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen Das Verarbeitende Gewerbe ist durch zwei dominierende Großbetriebe der Chemischen Industrie und des Ernährungsgewerbes geprägt, ansonsten dominieren klein- und mittelbetriebliche Strukturen in eher traditionellen Feldern. Die Betriebe sind in starkem Maße auf den inländischen Markt ausgerichtet bzw. als Zulieferer von anderen inländischen Produktionen abhängig. Ein vergleichsweise hoher Anteil der industriellen Arbeitsplätze im Landkreis ist in überregionale und internationale Konzernstrukturen eingebunden und wird dementsprechend mehr oder weniger stark „von außen“ gesteuert. Dies bedeutet vor allem, dass die Betriebe einem besonders scharfen überregionalen Wettbewerb ausgesetzt sind. Situation im Landkreis Soltau-Fallingbostel Seit Ende der 80er Jahre sind im langfristigen wirtschaftlichen Strukturwandel im Landkreis Soltau-Fallingbostel aber insgesamt trotzdem weniger industrielle Arbeitsplätze verloren gegangen als im Bundes- oder Landesdurchschnitt. Allerdings wurde nach der Wiedervereinigung die Beschäftigung stark ausgeweitet und dann nach der Mitte der 90er Jahre wieder erheblich zurückgefahren. Dies ist ein typisches Muster für ländliche Regionen, die in der Folge der Wiedervereinigung vorübergehend stark profitieren konnten. Die Perspektiven des Verarbeitenden Gewerbes im Landkreis Soltau-Fallingbostel dürften in Zukunft nicht mehr ganz so günstig sein wie in der Vergangenheit. - Zum einen betrifft dies die großbetrieblichen Strukturen. Großbetriebe bergen immer ein besonderes Risiko für die regionalwirtschaftliche Entwicklung, weil sich auch kleinere Veränderungen deutlich auf die Standortgemeinden bzw. die Region auswirken können. Allerdings sind derzeit keine weiteren Schrumpfungstendenzen zu erkennen. Die Chemische Industrie hat im Wettbewerb mit den neuen ostdeutschen Standorten bereits erhebliche Anpassungsprozesse hinter sich. - Die grundsätzlichen Risiken für die übrigen Bereiche liegen in der starken Fertigungsorientierung und technologisch nur z.T. anspruchsvollen Produktionen, so dass auch weiterhin ein starker Kosten- und Rationalisierungsdruck herrschen wird. Grundsätzlich handelt es sich um Produktionen, die von Verlagerungstendenzen nach Osteuropa geprägt sind. Zumindest wäre aber eine stärkere Perspektiven und Handlungserfordernisse 110 Landkreis Soltau-Fallingbostel Strategie einer „Arbeitsteilung“ mit sog. „Billiglohnstandorten“ denkbar, die zwar einerseits Arbeitsplätze kosten würde, die Betriebe aber insgesamt wettbewerbsfähiger machen und ggf. auch neue Märkte erschließen würde. - Die beträchtliche „Außensteuerung“ der Betriebe spricht dafür, dass der Wettbewerb der Produktionsstandorte auch weiterhin scharf sein wird. Der daraus entstehende Anpassungsdruck sowie die potenzielle Gefährdung für die regionalen Betriebe dürfte steigen. - Forschung und Entwicklung vor Ort spielt mit Ausnahme der Chemischen Industrie praktisch nur eine sehr geringe Rolle. Dies ist zwar ein übliches Bild in vielen ländlichen Regionen, jedoch bleibt der Zwang unvermindert bestehen, durch Produktinnovationen die Wettbewerbsposition zu verteidigen und möglichst auszubauen. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Aufgabe, die regionalen Betriebe bei ihren Innovationsprozessen z.B. durch Technologietransfer bzw. -förderung zu unterstützen, ein besonderes Gewicht. Baugewerbe Allgemeine Trends Situation im Landkreis Soltau-Fallingbostel Das Baugewerbe ist bundesweit von einer Krise erfasst, die durch einen erheblichen Rückgang des Umsatzes und der Beschäftigung seit Mitte der 90er Jahre geprägt ist. Rückgänge im Geschosswohnungsbau, rückläufige Investitionen der kommunalen Haushalte im Tief- und Hochbau sowie geringere gewerbliche Bauinvestitionen sind gleichermaßen für diese Entwicklung verantwortlich: - Trotz weiterhin wachsender Haushaltszahlen ist im Wohnungsbau nur noch ein gering steigender Wohnraumbedarf zu verzeichnen, - die Investitionen der kommunalen Ebene dürften auf Grund der Finanzprobleme auch längerfristig eher rückläufig bleiben, - im Zuge des Strukturwandels verliert der gewerbliche Bau an Bedeutung und die Büroflächennutzung steigt, - stärker wachsende Felder sind Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten. Das Baugewerbe als starkes Standbein der Region hat sich bis in die jüngste Vergangenheit als ausgesprochen entwicklungsstark erwiesen, Umsatz- und Beschäftigtenverluste der letzten Jahre waren noch vergleichsweise moderat. Insgesamt ist die Abhängigkeit von den benachbarten Wirtschaftsräumen und hier vor allem von den Verdichtungsräumen Hamburg und Hannover aber ausgesprochen hoch. Der militärische Sektor mit seinen früher erheblichen Bauinvestitionen und Erhaltungsausgaben hat im Verlauf des letzten Jahrzehnts erheblich an Bedeutung verloren. Die Perspektiven der Bauwirtschaft im Landkreis sind angesichts des rückläufigen Bauvolumens auch in den umliegenden Märkten der Verdichtungsräume zukünftig aber eher schwächer, und es dürfte weiterhin mit rückläufiger Beschäftigung zu rechnen sein. Wachsende Felder wie Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten sind aber Entwicklungspotenziale, die durch spezifische Kompetenzen und Qualifikationen genutzt werden können. 111 Stärken-Schwächen-Analyse Dienstleistungen In Zukunft werden neue Arbeitsplätze fast ausschließlich im Dienstleistungssektor entstehen. Der Dienstleistungssektor insgesamt ist einem rasanten Strukturwandel ausgesetzt, der von Verschiebungen zwischen den einzelnen Bereichen, aber auch Veränderungen innerhalb der einzelnen Zweige geprägt ist. Unterschiedliche Dynamik innerhalb der Zweige des Dienstleistungssektors - Es entstehen z.T. völlig neue Dienstleistungsangebote und -betriebe. Dazu zählen nicht nur die vielen Betriebe der Informations- und Kommunikationsdienstleistungen einschließlich der so genannten Call-Centers, sondern auch neue Bündelungen von Dienstleistungsangeboten z.B. im Facility Management (Gebäudedienstleistungen aus einer Hand). Die hierfür notwendigen Standortvoraussetzungen begünstigen z.T. völlig andere Regionen und Standorte. ... neue Dienstleistungsangebote - In zunehmendem Maße werden bestimmte Funktionen aus den industriellen Betrieben ausgelagert und in neue eigenständige betriebliche Einheiten eingegliedert (Outsourcing), die dem Dienstleistungssektor zuzurechnen sind. Dies betrifft Teile der Verwaltung, Reinigung, Sicherheitsdienste, Gebäudemanagement, aber auch zentrale Bereiche wie Marketing, Vertrieb, Forschung und Entwicklung u.a.. Besonders intensiv läuft dieser Prozess im Umfeld von großbetrieblichen Strukturen ab. ... Auslagerung von Funktionen Unternehmensbezogene Dienstleistungen Weit an der Spitze der Beschäftigtenentwicklung werden auch weiterhin die unternehmensorientierten Dienste stehen, d.h. Informations- und Kommunikationsdienste, Wirtschaftsberatung, Technische Beratung und Planung, Werbung und Marketing u.ä., wobei die ohnehin stark steigende Nachfrage nach diesen Dienstleistungen durch Auslagerungstendenzen solcher Funktionen aus den Produktionsunternehmen in eigenständige Unternehmen (Outsourcing) überlagert wird. Allgemeine Trends Diese Dienstleistungen sind bislang in besonderer Weise an großstädtische Standorte und ihr engeres räumliches Umfeld gebunden. Sie bieten aber auch durchaus Entwicklungspotenziale für ländliche Regionen mit guter Erreichbarkeit in der Nähe von sich dynamisch entwickelnden Wirtschaftsräumen. Der Landkreis hat hier in der Vergangenheit eine für ländliche Räume relativ gute Entwicklung genommen, auch in den letzten Jahren sind hier fast 600 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden (Umstrukturierung in der Chemischen Industrie). Die Perspektiven sind auch weiterhin günstiger als in den ländlichen Räumen in Niedersachsen insgesamt, vor allem auf Grund der Lagevorteile zu den großen Zentren. Dies setzt aber eine aktive Akquisitionsstrategie im Rahmen des Standortmarketing voraus. Perspektiven 112 Landkreis Soltau-Fallingbostel Distributions- und Verkehrssektor Allgemeine Trends Bundesweit ist mit einer weiteren Steigerung der Verkehrsleistungen des Güterverkehrs bis 2010 in ähnlicher Größenordnung wie in den 90er Jahren zu rechnen. Es wird weitere Anteilgewinne der Straße gegenüber der Schiene geben, obwohl die ordnungspolitischen Weichenstellungen noch offen sind. Vor allem von der erwarteten Trennung von Netz und Betrieb ist eine Verbesserung des Angebots durch den steigenden Wettbewerb zu erwarten. Situation im Landkreis Soltau-Fallingbostel Der Landkreis Soltau-Fallingbostel hat auf Grund der sehr guten Erreichbarkeit der drei norddeutschen Verdichtungsräume herausragend günstige Standortbedingungen für den Verkehrs- und Logistikbereich. Dies hat in der Vergangenheit zur Ansiedlung von Distributionszentren geführt, und auch in den letzten drei Jahren sind trotz schwieriger Rahmenbedingungen in diesem Bereich 250 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden. Die Nachfrage nach zusätzlichen Gewerbeflächen ist in den letzten Jahren demgegenüber eher schwächer geblieben. Es ist noch offen, ob dies rein konjunkturelle Gründe hat, oder ob sich auch neue großräumliche Distributionsmuster abzeichnen, in denen auf Grund der stärkeren Bedeutung osteuropäischer Produktionsstandorte Distributionsstandorte in den neuen Bundesländern ein stärkeres Gewicht erhalten. Perspektiven Insgesamt ist aber zumindest damit zu rechnen, dass die Entwicklung des Distributionsstandortes Soltau-Fallingbostel mit verbesserter Konjunkturlage wieder an Dynamik gewinnt. Das geplante privatwirtschaftliche Güterverkehrszentrum in Soltau ist zwar im ersten Anlauf gescheitert, soll aber weiter geführt werden. Finanzdienstleistungen Allgemeine Trends Bei den Finanzdienstleistungen dürften verstärkte Rationalisierungsanstrengungen, insbesondere im Zusammenhang mit der Einführung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, ebenfalls zu rückläufiger Beschäftigung führen. Besonders betroffen sind die sog. „back-office“-Funktionen. Die Finanzdienstleistungen weisen in den letzten Jahren nur noch ein sehr geringes Wachstum auf. Da kaum überdurchschnittliche Entwicklungsimpulse durch den regionalen Markt zu erwarten sind, ist mit einem leichten Beschäftigungsrückgang zu rechnen. Die Entwicklungschancen für Ansiedlung von back-officeFunktionen sind eher gering, und auch hier zeigen sich bundesweit erhebliche Konzentrationstendenzen auf „bewährte“ Standorte. Sozial- und Gesundheitswesen Allgemeine Trends Ein überdurchschnittliches Wachstum ist auch zukünftig für die Sozial- und Gesundheitsdienstleistungen zu erwarten, wenn derzeit auch die Einschnitte der Gesundheitsreform die Entwicklung deutlich verlangsamt haben. Wichtigste Wachstumsfaktoren sind das steigende Gesundheitsbewusstsein und auch die sich ver- 113 Stärken-Schwächen-Analyse ändernde Altersstruktur der Bevölkerung. Eine absehbare stärkere Deregulierung lässt allerdings weitere strukturelle Veränderungen auf Kosten der traditionellen Felder und zu Gunsten innovativer unternehmerischer Angebote erwarten. Die Entwicklung des Sozial- und Gesundheitsbereichs im Landkreis SoltauFallingbostel war in der jüngeren Vergangenheit nach einer Umstrukturierungsphase der überregionalen Angebote (z.T. Schließungen) im Kliniken- und Rehabilitationsbereich vergleichsweise günstig. In den letzten drei Jahren sind allein mehr als 320 zusätzliche Arbeitsplätze in diesem Bereich entstanden. Weitere Profilierungen erscheinen allerdings schwierig (Bad Fallingbostel). - Positive Standortvorteile sind die großräumlichen Lagevorteile (Bevölkerungspotenzial von fast 10 Mio. Einwohnern im Umkreis von 100 km), die naturräumlichen Potenziale, die vorhandene Tourismus- und Freizeit-Infrastruktur sowie der Bekanntheitsgrad und das Image durch die vorhandenen Großeinrichtungen. - Nachteile liegen in den z.T. noch nicht ganz ausgeräumten Konflikten mit militärischer Nutzung, der derzeit schlechten Erreichbarkeit im Öffentlichen Personennahverkehr sowie (noch) fehlenden spezifischen Infrastrukturen. Situation im Landkreis Soltau-Fallingbostel Die Stadt Fallingbostel hat durch die Beantragung des Status „Bad“ deutlich gemacht, dass es auf diese Strategie setzt. Bad Fallingbostel wird erhebliche Anstrengungen in eine Profilierung des Standortes setzen müssen. Tourismus und Freizeitdienstleistungen Im Gast- und Beherbergungsgewerbe wird sich der Wettbewerb der Regionen und Standorte weiter verschärfen. Verlierer werden die kleinen Betriebe und die eher traditionellen Angebotsformen sein. Potenziale liegen auch im Inland in großbetrieblichen Angebotsformen bzw. innovativen und qualitativ hochwertigen Angeboten, die unterschiedliche Funktionen wie Erholung und Naturerlebnis, Gesundheit, Bildung und Kultur miteinander verknüpfen. Allgemeine Trends Die Perspektiven des herkömmlichen „Heidetourismus“ sind eher begrenzt. Neue Marktsegmente dürften sich angesichts der wachsenden Konkurrenz der inländischen Destinationen nur durch innovative Angebotsformen sowie ein gezielteres Marketing erschließen. Perspektiven - Allerdings haben sich die vor Jahren befürchteten negativen Auswirkungen durch Großprojekte (insb. CenterParks) nicht bewahrheitet. Im Gegenteil sind eher positive Effekte zu verzeichnen. Der Bekanntheitsgrad der Region hat sich erhöht, durch neue Kooperationen und eine Politik der kleinen Schritte sind neue Märkte erschlossen worden. - Grenzen des Wachstums ergeben sich auch durch die nicht stärker belastbaren Bereiche der Zentralheide. Hier könnte eine Strategie zur Etablierung von Entlastungsstandorten (u.a. Aller-Leinetal, Munster, Wietzendorf) sinnvoll sein. - Tourismus und Freizeitwirtschaft im Landkreis Soltau-Fallingbostel sind in starkem Maße durch großbetriebliche EInrichtungen geprägt. In einigen Segmenten sind Entwicklungsgrenzen erreicht bzw. dürfte die Konkurrenz neuer groß- 114 Landkreis Soltau-Fallingbostel betrieblicher Freizeiteinrichtungen in anderen Regionen das Marktpotenzial beschränken. Trotzdem gibt es nach wie vor Potenziale für neue und zusätzliche Angebote. - Ein wichtiges strategische Ziel liegt in der Erhöhung der Aufenthaltsdauer von Kurzurlaubern und Tagestouristen und einer noch stärkeren Verknüpfung regionaler Angeboten. Die geplante Angliederung von Übernachtungsmöglichkeiten an Freizeitgroßeinrichtungen (Heide-Park Soltau) geht in diese Richtung. Handel und haushaltsbezogene Dienstleistungen Allgemeine Trends Die Entwicklung von Einzelhandel und übrigen haushaltsorientierten Dienstleistungen ist in starkem Maße von der (regionalen) Entwicklung der Bevölkerung bzw. der Kaufkraft abhängig. Innerhalb des Handels sind - bei insgesamt stagnierender oder sogar rückläufiger Beschäftigung - sehr differenzierte Entwicklungen zu erwarten. Einerseits werden sich die starken Trends zu großflächigen Angeboten mit umfassenden Güter- und Dienstleistungsangeboten (in den meisten Fällen auf Kosten der innerstädtischen Standorte) fortsetzen, andererseits sind auch Entwicklungen hin zu hochwertigen spezialisierten Angeboten (überwiegend in den Zentren) zu erwarten. Perspektiven Auf Grund der dynamischen Bevölkerungsentwicklung und der damit verbundenen Stärkung der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft haben sich in den vergangenen Jahren erhebliche Impulse auf die Entwicklung der Beschäftigung im Einzelhandel ergeben. Dies ist allerdings mit einem beträchtlichen Strukturwandel von kleinbetrieblichen hin zu großbetrieblichen Angebotsformen verbunden, die sich überwiegend in Gewerbegebieten am Rand der Innenstädte konzentrieren. In den Innenstadtstandorten wird dies u.a. auch an den vermehrten Geschäftsaufgaben und Leerständen sichtbar. Die Städte haben aber allesamt erhebliche Anstrengungen zur Attraktivitätssteigerung der Innenstadtstandorte unternommen, z.T. auch durch Etablierung von Citymarketing u.ä. Das geplante FOC/DOC in Soltau dürfte bei der Verwirklichung durch seine Beschäftigungs- und Umsatzwirkungen erhebliche Entwicklungsimpulse zumindest für die Stadt Soltau und den nördlichen Teilraum des Landkreises bedeuten. - Positive Standortfaktoren sind die großräumliche Lage mit dem zu erschließenden Bevölkerungs- bzw. Marktpotenzial und die Erreichbarkeit durch Autobahnen sowie der städtebaulich weitgehend konfliktfreie Mikrostandort unmittelbar an der Autobahn. - Die zu erwartenden zusätzlichen Belastungen und konterkarierende regionalwirtschaftlichen Effekte in den Städten und Gemeinden der Region können grundsätzlich weitgehend kompensiert werden (Heiderregion). Offen bleibt allerdings die Frage nach den sicherlich gravierenderen Auswirkungen bei einer zu erwartenden beträchtlichen Umverteilung der Nachfrage auf die umliegenden Mittel- und Oberzentren. 115 - Stärken-Schwächen-Analyse Eine denkbare Verknüpfung mit dem Tourismus und anderen Großeinrichtungen der Freizeitwirtschaft könnte die regionalwirtschaftlichen Effekte für den Landkreis noch weiter stärken. Die Stadt Soltau hat als größtes Zentrum im Zentralraum zwischen Hamburg, Bremen und Hannover in seiner Stellungnahme zum Landesraumordnungsprogramm die Übertragung oberzentraler Ergänzungsfunktionen bzw. Teilfunktionen gefordert. Gebietskörperschaften unter besonderer Berücksichtigung des militärischen Sektors Die Beschäftigung in den Gebietskörperschaften im engeren Sinne (wenn man von den von ihnen getragenen Einrichtungen wie Schulen, Hochschulen, Krankenhäusern und Heimen absieht) wird auch in Zukunft eher rückläufig sein. Allgemeine Trends Die Gebietskörperschaften im Landkreis sind in erheblichem Maße durch den militärischen Sektor geprägt. Perspektiven - Während das Verbleiben der Britischen Rheinarmee im Landkreis SoltauFallingbostel möglicherweise langfristig als fraglich erscheinen kann, ist die Präsenz der Bundeswehr im Landkreis Soltau-Fallingbostel gesichert. Nach dem aktuell umzusetzenden „Ressortkonzept Stationierung“ des BMVg verbleiben der Standort Walsrode (Munitionshauptdepot mit 90 zivilen und militärischen Dienstposten) sowie der dominierende Standort Munster (5845 zivile und militärische Dienstposten). - Der Standort Munster geht auf Grund der Stationierungsplanungen und der Konzentration der Bundeswehrstandorte eher gestärkt aus der Reform hervor. Seine Existenz dürfte auch zukünftig gesichert sein, da die militärischen Einrichtungen der Bundeswehr in besonderer Weise spezialisierten und hochwertigen Ausbildungs- und Forschungsfunktionen dienen. Die tragenden Säulen sind die Panzerlehrbrigade 9, die Standortverwaltung, die Truppenübungsplatzkommandantur und insbesondere die Panzertruppenschule und das WIS. - Die militärische Präsenz wird auch zukünftig den Landkreis Soltau-Fallingbostel prägen. Die vom Militär ausgehenden direkten und indirekten Beschäftigungswirkungen werden weiterhin eine große wirtschaftliche Bedeutung innehaben. Insgesamt wird der militärische Sektor auch in der Zukunft in starkem Ausmaß die Rahmenbedingungen für die regionale und wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises Soltau-Fallingbostel mitbestimmen. 7.4 Unternehmerischer Strukturwandel und Unternehmensgründungen Der Strukturwandel ist auch durch erhebliche Veränderungen der Unternehmensund Konzernstrukturen gekennzeichnet: Veränderte Rahmenbedingungen und allgemeine Trends - Übernahmen und Eingliederungen Zum einen verzeichnen wir eine Neuordnung der Unternehmens- und Konzernstrukturen mit verstärkten Übernahmen und Eingliederungen von bislang selb- 116 Landkreis Soltau-Fallingbostel ständigen Betrieben in Unternehmensverbünde. Die wachsende externe Kontrolle und Außensteuerung der regionalen Betriebe im Zuge der Globalisierung und Unternehmenskonzentration macht aus regionaler Sicht den Zugang zu den Entscheidungsträgern schwieriger. Die betrieblichen Entscheidungsträger sind in vielen Fällen nicht mehr in der Region ansässig und fühlen sich nicht mehr so stark mit ihr verbunden. Konzentration auf Kernkompetenzen, schlanke Produktion, Outsourcing - Zum anderen findet eine Neuordnung der Betriebs- und Unternehmensstrukturen durch Konzentration auf Kernkompetenzen, schlankere Produktion und Outsourcing von betrieblichen Funktionen und Bereichen statt. Die durch Outsourcing entstehenden neuen Unternehmensstrukturen machen eine intensive Beobachtung der Unternehmensentwicklung durch die Wirtschaftsförderung notwendig („was tut sich in den Unternehmen“), um ggf. schnell reagieren zu können. Erneuerung der Wirtschaftsstruktur durch Existenzgründungen - Seit einigen Jahren hat sich darüber hinaus auch die Erneuerung der Wirtschaftsstruktur durch Unternehmensfluktuation beschleunigt. Einem Höchststand an Insolvenzen und Betriebsaufgaben steht ein Rekord an Neugründungen gegenüber. Insbesondere die „Welle von Existenzgründungen“ führt zu einer neuen Zielgruppe der Wirtschaftsförderung mit sehr spezifischen Problemen und Engpässen in den unterschiedlichen Phasen der Unternehmensgründung und -entwicklung. Dies macht eine Intensivierung und Neuordnung der Dienstleistungsangebote aller an diesem Prozess beteiligten Akteure notwendig, d.h. von den Kammern und Verbänden über die Arbeitsverwaltung, die Genehmigungsbehörden bis hin zur Wirtschaftsförderung in den Standortgemeinden und auf Regionsebene. Unternehmensgründungen und Ansiedlungen Situation im Landkreis Soltau-Fallingbostel Die Situation im Landkreis Soltau-Fallingbostel war während der letzten beiden Dekaden zunächst durch eine positive Entwicklung geprägt. Stärkere Ansiedlungsaktivitäten in den 80er Jahren hielten während des Wiedervereinigungsbooms bis Mitte der 90er Jahre an. Infolge der verkehrsgünstigen Lage siedelten sich besonders stark Unternehmen aus dem Verkehrs- und Logistikbereich an, deren Aktivitäten bei z.T. hohen Flächenbedarfen aber nur geringe Beschäftigungswirkungen zeigen. Hinzu kamen nicht unwesentlich auch Ansiedlungen aus dem Handelsbereich (Ketten); vergleichsweise wenige Ansiedlungen waren im Bereich des Produzierenden Gewerbes zu verzeichnen. Seit Mitte der 90er Jahre weisen die Ansiedlungsaktivitäten im Landkreis jedoch stark rückläufige Zahlen aus. Trotzdem sind die Perspektiven zur Ergänzung der Wirtschaftsstruktur durch Gründungen und Ansiedlungen nicht ungünstig. Die Standortvoraussetzungen sind gerade für Betriebe mit großen Absatzradius nicht ungünstig. Auch sind die grundsätzlichen Voraussetzungen für Existenzgründer im ländlichen Raum mit guter erreichbarkeit der umliegenden Wirtschaftsräume gut. Allerdings bedarf die Nutzung dieser Potenziale einer intensiveren Beratung und Betreuung durch die Wirtschaftsförderung und die übrigen relevanten Akteure im Bereich der Gründungsförderung. 117 Stärken-Schwächen-Analyse Bei der Existenzgründungsförderung handelt es sich in aller Regel um eine spezialisierte Beratungsform, die in enger Abstimmung mit verwaltungsexternen Akteuren der Gründungsberatung und –förderung in einem Existenzgründungsnetzwerk organisiert werden sollte. Im Einzelnen sollten durch die Wirtschaftsförderung künftig folgende Aufgaben verstärkt bzw. neu wahrgenommen werden: - Erstberatung von Gründungsinteressenten (überwiegend Landkreis-, aber auch Gemeindeebene), - Abstimmung der verschiedenen Gründungsdienstleistungen im Rahmen von weiter zu entwickelnden Gründungsnetzwerken, - Weitervermittlung von Gründungsinteressenten, Existenzgründern und jungen Unternehmen im Rahmen des Existenzgründungsnetzwerks. Bestandssicherung und -entwicklung bestehender Unternehmen Die Bestanddssicherung und –entwicklung bestehender Betriebe gewinnt angesichts der schwierigen Ansieldungsbedingungen und der wachsenden Herausforderungen für die bestehenden Betriebe eine immer stärkere Bedeutung. Eine systematische Wirtschaftsförderung als Dienstleistung für Unternehmen besteht bislang im Landkreis und seinen Städten und Gemeinden durchweg nicht. Die Wirtschaftsförderungsaktivitäten sind sehr stark nachfrageinduziert, sie stehen in der Regel im Zusammenhang mit der Veräußerung von Gewerbegrundstücken sowie den für Veränderungen notwendigen Genehmigungsvorhaben. Eine systematische und prophylaktische „dienstleistungsorientierte“ Bearbeitung von Feldern wie die Beratung über Fördermöglichkeiten, die Erfassung von Entwicklungsproblemen und -engpässen sowie (Vermittlung von) Innovations- und Technologieberatungsdienstleistungen durch Dritte wird derzeit nicht durchgeführt. Situation im Landkreis Die Entwicklung des Betriebsbestandes, d.h. die Förderung des bereits ansässigen, endogenen Unternehmenspotenzials muss die wichtigste Aufgabe für die Wirtschaftsförderung sein. Im Einzelnen sollten durch die kommunale Wirtschaftsförderung folgende Aufgaben verstärkt bzw. neu wahrgenommen werden: Perspektiven - systematische Betriebsbesuche und allgemeine Kontaktpflege zu den Unternehmen, Ermittlung spezifischer Beratungsbedarfe, - Beratung und Dienstleistungen für ansässige Unternehmen und Einrichtungen, - Mithilfe bzw. Koordinierung bei behördlichen Genehmigungsverfahren („OneStop-Agency“), eingespielte Kontakte zu Genehmigungsbehörden, - Fördermittelberatung, Förderantragsberatung und -abwicklung (in Zusammenarbeit mit Kreditinstituten und Expertennetzwerken), - ggf. Weitervermittlung von Unternehmen an spezielle Beratungsdienstleister, - Betreuung von Unternehmensnetzwerken sowie - Fragen der Kooperation mit benachbarten Regionen (z.B. RITTS-Projekte im Regierungsbezirk Lüneburg). 118 7.5 Landkreis Soltau-Fallingbostel Innovationsorientierung und Qualifizierung Veränderte Rahmenbedingungen und allgemeine Trends Ein zentrales Charakteristikum des wirtschaftlichen Strukturwandels ist seine zunehmende Innovations- und Qualifikationsorientierung. Entscheidende Größen im internationalen wie im regionalen Wettbewerb sind das Hervorbringen von innovativen Produkten und Dienstleistungen sowie der Einsatz modernster Technologien. Damit eng verbunden ist die Beschäftigung von qualifizierten und zunehmend auch hoch qualifizierten Arbeitskräften im Produktentwicklungs-, Produktions- und Vermarktungsprozess. Dies gilt nicht nur für den industriellen Sektor. Auch innerhalb des Dienstleistungssektors wachsen diejenigen Bereiche stärker, die Produktinnovationen realisieren und in höherem Maße qualifiziertes Personal einsetzen. Eine zentrale Rolle spielen dabei die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Qualifikation des regionalen Arbeitskräfteangebots spielt eine zunehmende Rolle in der Bewertung von Standorten. Damit rücken die Ausbildungsleistungen der Unternehmen sowie das Angebot und die Qualität von außerbetrieblichen Ausbildungs- und Weiterbildungseinrichtungen in den Vordergrund. Eine entscheidende Weichenstellung für das regionale Arbeitskräfteangebot wird bereits in der schulischen Ausbildung gelegt. Wichtige Prüfkriterien sind auf der einen Seite Schulabsolventen ohne Schulabschluss und auf der anderen Seite die Beteiligung an der Sekundarstufe II, die als Voraussetzung für höherqualifizierte Tätigkeiten gilt. Situation im Landkreis Soltau-Fallingbostel Der Landkreis Soltau-Fallingbostel weist zwar mit seinem überdurchschnitlichen Anteil an Auszubildenden relativ große Anstrengungen in der beruflichen Erstausbildung auf. Entsprechend ist der Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung geringer als im Bundesdurchschnitt. Eher problematisch ist aber, dass die Zahlen der Auszubildenden in den letzten Jahren weit überdurchschnittlich zurückgegangen sind. Unter dem Landesdurchschnitt liegt der Landkreis insgesamt auch im Bereich des Besuchs der Sekundarstufe II der allgemeinbildenden Schulen. Auch der Anteil der Beschäftigten mit Fachhochschul- und Hochschulqualifikationen ist im Landkreis Soltau-Fallingbostel – auch für eine ländliche Region – ausgesprochen niedrig. Er ist zwar in den letzten Jahren gestiegen, der Rückstand zum Bundesdurchschnitt ist aber eher größer geworden. Perspektiven Von großer Bedeutung für die Anpassung der Qualifikationen im Zuge des wirtschaftlichen Strukturwandels ist ein vielfältiger Ausbildungsstellenmarkt für die nachkommenden Generationen sowie die Bereitstellung zukunftsorientierter Qualifikationen. Darüber hinaus ist eine bedarfsorientierte Ausrichtung der regionalen und eine Verbesserung der Einbindung in überregionale Weiterbildungsangebote anzustreben. Folgende Handlungsfelder zeichnen sich ab: - Erhöhung des Anteils an Absolventen der Sekundarstufe II in den nachwachsenden Generationen, 119 Stärken-Schwächen-Analyse - Stabilisierung und Erhöhung der Zahlen der Jugendlichen in der beruflichen Erstausbildung, - Stärkung der Beschäftigung von Hochqualifizierten in kleinen und mittelständischen Betrieben, - Anpassungsqualifizierung für im Zuge des Strukturwandels entwertete Tätigkeiten, - (Nach-)Qualifizierung von Arbeitnehmern ohne Berufsabschluss sowie - Weiterentwicklung der berufsbildenden Schulen. Den Kooperationen und Netzwerken von Anbietern (Einrichtungen und Institutionen der Wissenschaft und Forschung) auf der einen und den betrieblichen Nachfragern auf der anderen Seite werden entscheidende Impulse für die regionale Entwicklung zugeschrieben. Entsprechend gewinnen die Förderung und Gestaltung des Innovations- und Technologietransfers sowie das Knüpfen von Kooperations- und Kommunikationsnetzwerken als Aufgaben der Wirtschaftsförderung an Bedeutung. Folgende Felder sind hierbei verstärkt zu bearbeiten: - Stärkung der Transfereinrichtungen und –initiativen, vor allem mit den Fachhochschulen und Hochschulen des Umfeldes (u.a. Universität und FHS Hannover, Universität Lüneburg und FHS Nordostniedersachsen, TU HamburgHarburg, Universität und Hochschule Bremen). - Bildung von Kompetenznetzwerken bzw. Förderung der Beteiligung von Betrieben an bestehenden Netzwerken (z.B. im Rahmen des RITTS-Prozesses) sowie - generell die Ausweitung der betrieblichen Innovationsförderung. 7.6 Kommunale Finanzen Die Handlungsspielräume des öffentlichen Sektors haben sich im Verlauf des letzten Jahrzehnts erheblich verändert. Dies gilt in besonderem Maße auch für die kommunalen Haushalte. Wachsenden Aufgaben und Ausgabenbelastungen stehen tendenziell sinkende Einnahmen gegenüber. So haben sich z.B. die Ausgaben für Sozial- und Jugendhilfe der Landkreise und Gemeinden in Niedersachsen von Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre um mehr als 42 % gesteigert, während die Steuereinnahmen als wichtigste kommunale Einnahmequelle um 33 % und die Einnahmen insgesamt sogar nur um 27 % gestiegen sind. Den Ausgabenumschichtungen stehen rückläufige Ausgaben für Investitionen gegenüber. Damit wächst die Gefahr, dass die Ausstattung und Qualität der kommunalen Infrastruktur zurückfällt und bei baulichen Anlagen langfristig sogar überhöhte Reparaturaufwendungen notwendig werden. Die engeren Finanzspielräume machen gerade hinsichtlich der Daseinsvorsorge und der Ausgestaltung der wirtschaftlichen Standortbedingungen einen Strategiewechsel notwendig. Auf mittlere und längere Sicht wird „nicht mehr überall alles möglich sein“. Daraus folgt die Notwendigkeit zur Konzentration und Arbeitsteilung im Infrastrukturbereich. Veränderte Rahmenbedingungen und allgemeine Trends 120 Landkreis Soltau-Fallingbostel Eine Steigerung der Effizienz ist nur durch neue zwischengemeindliche Kooperationen in unterschiedlichen Feldern zu erreichen. Situation und Perspektiven im Landkreis SoltauFallingbostel Die o.g. Herausforderungen gelten grundsätzlich auch für die Städte und Gemeinden und den Landkreis Soltau-Fallingbostel. Die Steuereinnahmen und allgemeinen Zuweisungen als Indikator für die Finanzkraft liegen im Durchschnitt der ländlichen Räume Niedersachsens. Sie haben sich in den letzten Jahren zwar wieder verbessert, liegen aber nach wie vor unter dem Niveau von Anfang der 90er Jahre. Positiv ist zu bewerten, dass die Investitionstätigkeit im Landkreis und in den Gemeinden seit langem überdurchschnittlich hoch ist. Von daher wird Vorsorge für eine Modernisierung der Infrastruktur getroffen. Trotzdem sind in einigen Bereichen die Ausgaben pro Kopf der Bevölkerung verglichen auch mit Nachbarregionen relativ hoch. Angesichts rückläufiger Einnahmen insbesondere aus der Gewerbesteuer und nicht zu erwartender Kompensation durch Zuweisungen muss konsequent der Weg der Durchleuchtung öffentlicher Ausgaben- und Einnahmen sowie der Notwendigkeit und Effizienz öffentlicher Aufgaben gegangen werden. Dabei sind neben der Effizienz der Aufgabenerfüllung vor allem auch die regionalwirtschaftlichen (Aus-)Wirkungen einzelner Ausgabenpositionen zu betrachten. Wenngleich die Kooperationskultur im Landkreis in der Vergangenheit nicht besonders ausgeprägt war, so denken die Städte und Gemeinden verstärkt an übergemeindliche Kooperationen und praktizieren solche Kooperationen bereits in unterschiedlichen Zusammenhängen und Bereichen, wie das ‚Aller-Leine-Tal‘, die ‚Heideregion‘, die ‚Vogelparkregion‘ sowie weitere Kooperationen belegen. Insgesamt wächst die Einsicht, durch Arbeitsteilung und durch Aufteilung von Kosten und Erträgen gemeindeübergreifende Aufgaben und Problemstellungen anzugehen. Die Einstellung der Städte und Gemeinden zu Kooperatiopnsfragen variiert, je nach Erfahrungen und Interessenkonstellationen. Die Verwaltung ist in vielen Gemeinden der Vorreiter, die kommunale Politik hat dies noch nicht in allen Fällen nachvollzogen. Insgesamt muss aber der Weg der verstärkten innerregionalen Kooperation weiter gegangen werden, um im Wettbewerb der Wohnstandorte und der Wirtschaftsstandorte durch ein differenziertes und leistungsfähiges Angebot bestehen zu können. Dazu ist die Bündelung der regionalen Kräfte notwendig. Der Landkreis sollte seine Chancen im Umfeld meherer großer Wirtschaftsräume mit leistungsfähigen Angeboten und Einrichtungen der Wirtschafts-, Technologieund Qualifzierungsförderung noch stärker für seine eigene Profilierung nutzen. Es sind intensiv alle Möglichkeiten für einen Ausbau von sachthemen- und fachbezogenen überregionalen Kooperationen zu prüfen. Damit ließen sich kostengünstig Dienstleistungen und Angebote in den Dienst der regionalen Wirtschaftsförderung stellen, die im Alleingang und aus eigener Kraft nicht zu erbringen sind. 121 7.7 Stärken-Schwächen-Analyse Wirtschaftsförderung und Standortmarketing Standortmarketing nach innen und nach außen ist ein zentraler Teilbereich der Wirtschaftsförderungsaktivitäten, gleichzeitig aber auch als langfristige Strategie, d.h. als eine Art „Philosophie“ der Wirtschaftsförderung zu verstehen. Veränderte Rahmenbedingungen und allgemeine Trends Charakteristika einer marktorientierten Wirtschaftsförderung im Sinne des Standortmarketings sind - eine sehr stark servicegeprägte Orientierung am Kunden, - ein Denken in Zielgruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Ansprüchen, - eine fachlich-integrative Vorgehensweise durch Einbeziehung unterschiedlicher Akteure, - intensive Kommunikation, Koordination und Kooperation sowie - eine Projekt- und Prozessorientierung. Angesichts des Wettbewerbsvorsprungs der benachbarten Regionen in Fragen der Ausgestaltung der Wirtschaftsförderung sowie weiterer Anstrengungen, ist eine Intensivierung und Effizienzsteigerung der Wirtschaftsförderung durch den Aufbau eines Wirtschaftsförderungsnetzwerkes sowie die Etablierung eines Standortmarketings dringend angeraten. Perspektiven