Outlaw Motorcycle Gangs

Transcrição

Outlaw Motorcycle Gangs
Christian J. Schmid
Dipl.-Sociologist
Telefon:
Telefax:
E-Mail:
Internet:
0231/755-6615
0231/755-6611
[email protected]
www.zfw.uni-dortmund.de/wilkesmann
Outlaw Motorcycle Gangs
Der unwahrscheinliche Fall gelingender organisationaler Integration
delinquenter und/ oder devianter Individuen
Abweichendes Verhalten von Organisationen
ƒ Forschungsgegenstand: Outlaw Motorcycle
Gangs (OMCGs) in Deutschland
ƒ Forschungsinteresse: Innenleben organisierter
Devianz
ƒ Methode:
M th d ethnographischer
th
hi h Z
Zugang, IInterviews
t i
ƒ Perspektive: Organized Crime Æ Organizing
Criminals
ƒ Mehrwert?
Von lokalen Peer Groups zum Global
Player
ƒ Geburtsstunde
ƒ 1940er Jahre in Kalifornien
ƒ Deutschland
ƒ 1950/60er Jahre: HalbstarkenLifestyle-Phänomen
ƒ 1985/86: Prozess gegen den
Hells Angels MC Hamburg
ƒ Heute
Früher: Bones MC Mannheim um 1970
Hells Angels MC Heute
ƒ Weltweite Übernahme-Wellen/
Expansion und
Professionalisierungstendenzen
Heute: ???? MC 2007
Quantitative Ausbreitung
Hells Angels MC World
Outlaws MC World
191 Charter
196 Chapter
Q ll htt
Quelle:
http://www.route81.de/modules.php?warp=texte&textid=6
//
t 81 d / d l
h ?
t t &t tid 6
Quelle: www.outlawsmc-ireland.com/images/worldmap.gif
www outlawsmc ireland com/images/worldmap gif
= „Okkupiertes Territorium“
Chapter/ Charter = „lokale
lokale Niederlassung
Niederlassung“;; meistens in Großstädten
Forschungsleitende Fragestellung
„Geradezu paradox muss es erscheinen, wenn die vom Clubmitglied erstrebte
Freiheit nach dem Beitritt in einen Rocker-Club
Rocker Club durch eine (...)
( )
Freiheitspflicht umgeformt wird.“
(Opitz 1990: 176)
„(…) schon vorgekommen, dass sich Clubmitglieder untereinander
beschossen haben
haben. Wenn es dann ans Eingemachte geht
geht.“
Erklärungsbedarf
Widerspruch zwischen individuellem Freiheitsstreben und Club-Regeln
ƒ Frage I: Relation Member - Organisationsinhalte/-weisen
ƒ Frage II: Relation Member - (übergeordneter) Member
Wer wird hier organisiert? Der Member
Individuelle Devianz-Gesinnung
Devianz Gesinnung
„Mein
Mein Motto: Deine Freiheit hört da auf
auf, wo meine beginnt
beginnt.“
„Das
Das nach außen tragen hängt schon auch damit zusammen
zusammen, dass man
provozieren will. Das gehört mit der Grundeinstellung der Rocker
zusammen.“
Wie wird organisiert?
Die formale Organisation
ƒ Bestimmungsversuch OMC
Club/CharterPresident
Club-le
evel
ƒ Streng hierarchischer Aufbau
ƒ Gruppenzwang
ƒ Selbstgeschaffene Regeln und
Satzungen
ƒ Zusammengehörigkeit wird durch
Tragen von Uniformen und
Abzeichen demonstriert
ƒ Ausgeprägte Devianzgesinnung
ƒ Rockerkriminalität (Zuhälterei,
Waffen- und Drogenhandel etc.)
National/ international leadership
Road Captain
Secretary
Vice President
Sergeant
Treasurer
Full Member
Prospect
(Quelle: Polizeidossier)
ƒ Outlaw vs. totale Institution?
Hang-arounds/ Supporter
Was wird organisiert?
Lebensstilintendierte Devianz
„Wenn du also in dem Club bist, dann
hast Du das ja erreicht
erreicht, was du willst
willst.
Dann hast du lauter Brüder, die zu Dir
stehen. Ja! (...) Deswegen macht man
d ja
das
j auch.“
h“
„Wenn wir hier die Türe zumachen.
Dann können wir machen,
machen was wir
wollen. Und wir lassen uns da halt
von niemandem reinreden und (...).“
Organisierte Devianz
„Wir sind ein Ein-Prozent-Club. Das
heißt wir gehören zu dem einen
heißt,
Prozentanteil der Biker-Szene, der
sich Rocker nennen darf. Und als
R k h
Rocker
haben
b wir
i eine
i h
harte
t G
Gangart,
t
das wird immer so bleiben.“
„A 1%er is the one of a hundred of us
who have given up on society
society. ((…)) We
are saying we don’t want to be like
you or look like you. So stay out of
our face!’ – OFFO (Outlaws Forever –
Forever Outlaws).”
(O tl
(Outlaws
MC W
World)
ld)
Organizationale Symbolik – Das Colour
„Ich bin stolz dieses Colour
zu tragen.
t
Di
Diese
JJacke
k iistt
meine Religion. (…) Ich
glaube an dieses Colour. Die
Leute die es repräsentieren.
Leute,
repräsentieren “
Besondere
Auszeichnung
Charter/ Chapter
„Spezial
Spezial“-Kommando
Kommando
Anforderungen an die Mitgliederstruktur
„Familien, in die du reingeboren wirst, kannst du dir nicht aussuchen.
Und diese Familie,
Familie die bauen wir uns selbst.
selbst Wir entscheiden,
entscheiden
wer in diese Familie reinpasst, rein darf und rein kann. Wer in
unseren Augen da reinpasst.“
ƒ Imperativ eines doppelten Passungsverhältnisses
ƒ Passung mit Organisation(skultur)
ƒ Notwendige Homogenität der Mitglieder untereinander
Commitment „bis unter die Haut“
„
„Ich
denke,, hier geht
g
es wirklich um
dieses Einstehen für den Club. Um die
Bereitschaft, sich krankenhausreif
schlagen
hl
zu lassen.“
l
“
Vom Gegenstand lernen!?
Mechanismen der Mitgliederselektion –
„Der feine Unterschied
Unterschied“?
?
„Man kann Rocker spielen.
Aber so einer wird über kurz
oder lang sehr unglücklich mit
seiner Entscheidung.
g ((...))
Dadurch vermeiden wir, dass wir
so Wochenendrocker oder SpielRocker reinbekommen
reinbekommen.“
„Fake
Fake“ – Harley Owners Group Munich
ƒ Auswahl-Formel
Impression
p
Management
g
entlarven und Habitus
erkennen
„Real
Real Deal
Deal“
Antizipatorische Sozialisation
ƒ Vergemeinschaftung durch Wahlverwandtschaft
(siehe Bourdieu 1987: 373 f.)
„Also, der Organisationseintritt
O
könnte so ablaufen,
f
dass man sich
zunächst einmal im Dunstkreis dieser Organisation betätigt. (...)
Wenn uns einer sucht, dann hat er das auf der Straße zu tun, nicht
i IInternet.“
im
t
t“
„Angel wird man nicht, als Angel wird man erkannt.“
(Slogan der Hells Angels)
Der Selektionsprozess –
Begriffsloses Erkennen
ƒ Begriffsloses Erkennen
(siehe Bourdieu 1987: 736 f.)
„Also, (…) er muss dazupassen. Es ist ja nicht so, dass ich darauf
trainieren muss, wie in einem Sportverein. Sondern das kann
man nicht.
nicht Entweder man hats oder auch nicht. Also: wie soll
ichs umschreiben?“
Der Selektionsprozess Charakterwettkämpfe
ƒ Charakterwettkämpfe
(siehe Goffman 1986: 233 ff.)
„Allein
Allein die bloße Anwesenheit an bestimmten Orten [Territorium
rivalisierender Clubs] oder das Nicht-Zurückweichen, das bloße
Stehen bleiben wird schon gefordert. Er darf seinen Schwanz nicht
einziehen.“
„Also das ist ja … Es gibt zumindest Clubs, in denen die Prospects
all die Dinge tun, die knastträchtig sind.“
Machtbeziehungen – Legitime Autorität
ƒ Symbolische Macht durch Vorbildlichkeit
(vgl. Hallett 2003)
„Der, der dann richtig grad steht für den Club. Der hat
sich über Jahrzehnte einen Namen gemacht und den
K f hi
Kopf
hingehalten.“
h lt “
Situationen der Machtausübung
ƒ Situationen der Machtausübung
„Bierflasche,
tausend Scherben. Scheiße. (...) Und dann nicht: Du,
du du.
du,
du Scherben wegmachen
wegmachen. Das gibts bei uns nicht.
nicht (...)
( )
Einzig wenn Gäste da sind, dann haben sich die Leute ein
bisschen anders zu benehmen.“
„Da bin ich der, der sich erst mal zurücklehnt. Da schau ich mir das
G
Ganze
erstt mall an und
d sag dann:
d
Okay,
Ok
jetzt
j t t passtt mir
i was
nicht.“
Ende
Dankeschön …
Supportt your
S
local sociologist