Jahresbericht - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
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Jahresbericht - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau Jahresbericht 2009/2010 glaube an Gott, den Vater,Ich glaube an Ich glaube an Gott, den Vater Ich glaube an Ich Gott, den Vater, Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Allmächtigen, den Allmächtigen, den Schöpferden Schöpfer den Allmächtigen, den Schöpferden Schöpfer Himmels und der Erde. des Himmels und derdesErde. Himmels und der Erde. des Himmels und derdesErde. Und an Jesus Christus,Und an Jesus Christus,Und an Jesus Christus,Und an Jesus Christus eingeborenen unsern Herrn eingeborenen unsern Herrn,seinenseinen eingeborenen Sohn,Sohn, unsern Herrn, seinenseinen eingeborenen Sohn,Sohn, unsern Herrn, empfangen den Heiligen empfangen den Heiligen durch dendurch Heiligen Geist, Geist empfangen durch dendurch Heiligen Geist, Geist,empfangen geboren von der Jungfrau Maria geboren von der Jungfrau Maria,geboren von der Jungfrau Maria, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten Pontius Pilatus Pontius Pilatus,gelitten unterJahresbericht Pontius unter Pilatus, gelitten untergelitten Pontius unter Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben gekreuzigt, gestorben und begraben,gekreuzigt, gestorben und begraben, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes hinabgestiegen in das Reich des Todes,hinabgestiegen in das Reich des Todes, hinabgestiegen in das Reich des Todes, drittenTage Tageauferstanden auferstandenvon vonden denToten, Toten drittenTage Tageauferstanden auferstandenvon vonden denToten, Toten,amamdritten amamdritten aufgefahren in denaufgefahren Himmel. in den Himmel.aufgefahren in denaufgefahren Himmel. in den Himmel. ErRechten sitzt zur Rechten Gottes ErRechten sitzt zur Rechten Gottes,Er sitzt zur Gottes, Er sitzt zur Gottes, des allmächtigen Vaters. des allmächtigen Vaters. des allmächtigen Vaters. des allmächtigen Vaters. Von dort wird er kommen Von dort wird er kommen,Von dort wird er kommen, Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden die Toten. zu richten die Lebenden die Toten. zu richten die Lebenden und die und Toten. zu richten die Lebenden und die und Toten. glaube an denGeist, Heiligen Geist glaube an denGeist, Heiligen Geist,Ich glaube Ich an den Heiligen Ich glaube Ich an den Heiligen die heilige christliche Kirche die heilige christliche Kirche,die heilige christliche Kirche, die heilige christliche Kirche, Heiligen, der Heiligen Gemeinschaft derGemeinschaft Heiligen, der Heiligen,Gemeinschaft derGemeinschaft Vergebung der Sünden,Vergebung der Sünden,Vergebung der Sünden,Vergebung der Sünden der Toten der Toten Auferstehung der Auferstehung Toten Auferstehung der Auferstehung Toten und das ewige Leben. Amen. und das ewige Leben. Amen. und das ewige Leben. Amen. und das ewige Leben. Amen. der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Zahlen und Bilder aus den Jahren 2009/2010 EKHN-Jahresbericht 2009/2010 Inhalt Alltag und Glaube gehören zusammen Vorwort von Kirchenpräsident Dr. Volker Jung Bekenntnis zum Dialog Elfte Kirchensynode konstituiert Die EKHN-Finanzen sind ein kleiner Teil des gefährdeten Finanzsystems Finanzdezernent Heinz Thomas Striegler zur finanziellen Lage Geistliche und gesellschaftliche Vielfalt Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) im Profil Taten, die im kirchlichen Bereich besonders schwer wiegen Sexualisierte Gewalt in der Gesellschaft und in der EKHN Geh, dein Glaube hat dir geholfen Religiöse Orientierung in der Kindertagesstätte in Nieder-Kinzig, Odenwald Gott im Sandkasten Monika-Christine Mohr-Tyrai, Leiterin der Kita Kindernest, über evangelisches Profil Auf der Suche nach Maßstäben für das eigene Leben Konfirmandenfreizeit der Erlösergemeinde Wiesbaden-Sauerland Mehr als Wissensvermittlung Pfarrer Andreas Jung über die Chancen der Konfirmandenzeit 2 Am Puls der Stadt Kulturprojekte der Evangelischen Stadtakademie Frankfurt 23 Bin ich gut integriert? Petra Tutsch, ehrenamtliche Mitarbeiterin bei »Römer 9«, über evangelische Identität in der Großstadt 24 Eine schöne Abwechslung Überraschungsgottesdienste in Bromskirchen 26 Aufgeschlossen für Ungewohntes Gemeindepfarrer Uwe Buß experimentiert mit Liturgien 27 10 Das Wunder des Schweigens Mainzer und Heinebacher Kinder pilgern auf der Bonifatius-Route 28 12 Was mich trägt Für Guido Wenzel ist die Kinderbetreuung mehr als ein Studentenjob 30 Restaurierter Oldtimer für Indien Ökumeneprojekt der Jugend in Gießen 31 Schrauben verbindet Sozialpädagoge Ulrich Berck über evangelische Jugendarbeit 32 Mit viel Herz Workshop »Gospel alive« in Nierstein 34 Die stärkste Kraft in meinem Leben Sechs Sängerinnen und Sänger über die Faszination der Gospel 35 Die EKHN beim Tierarzt Aktion »Von Gott reden an ungewöhnlichen Orten« im Dekanat Hochtaunus 36 Herzenssache Tierarzt Diederik R. Vogelezang über Glaube in seiner Praxis 37 4 5 6 8 14 15 16 Konfirmation für die ganze Familie Stammtisch der Konfieltern in Mainzlar 18 Ein anderer Blick auf das eigene Kind Fünf Konfieltern über ihren Stammtisch 19 Ein Lächeln wie am ersten Tag Goldene Hochzeit in der Burgkirche Dreieichenhain 20 Zwei Augenmenschen Für Ingrid und Gerold Schmidt ist ihr Trauspruch auch nach 50 Jahren noch aktuell 22 Ein Stück Heimat Die indonesische Gemeinde der EKHN in Frankfurt und Darmstadt Da gab es nur einen Ausweg Frank Madrikan übt seine deutschindonesische Identität Die Menschen stärken Christliche Flüchtlingshilfe in Egelsbach und Erzhausen (CFEE) Aus Überzeugung protestantisch Stefan Buckendahl, Geschäftsführer der CFEE, kämpft gegen Ungerechtigkeit 38 Würde für die letzten Tage Das Palliativzentrum am Markus-Krankenhaus in Frankfurt 54 40 Damit keine und keiner verloren geht Pfarrer Dr. Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks, über tätigen Glauben 56 41 Gott hat uns ausgesucht Dr. Angelika Berg, ärztliche Leiterin der Station, über ihre Berufung 57 Jahresergebnis 2009 Einnahmen und Ausgaben der EKHN im Jahr 2009 58 Verwendung des Haushalts 2009 Ausgaben für kirchliche Arbeit 60 Adressen 64 Impressum 64 42 Prinzip Nächstenliebe Warum Norbert Frerichmann die CFEE mitbegründet hat 43 Von der Gotik zum Glashaus Die Kirchengebäude in Ortenberg/Wetterau und Eppstein-Bremthal/Taunus 44 Wo der Geist zur Ruhe kommt Architektin Jutta Bechthold-Schlosser über die Funktion einer Kirche 46 Das älteste dreistimmige Geläut Deutschlands Kirchenglocken in Nidda-Ulfa/Wetterau 48 Die gute Seele des Gotteshauses Erich Ludwig war 43 Jahre lang Kirchendiener in Nidda-Ulfa 49 Mit offenen Armen empfangen Service-Stelle für Kirchenferne: die »Schwalbe 6« in Wiesbaden 50 Zurückgefunden Warum Christian Schlamp wieder in die Kirche eingetreten ist 51 Mitten im Adventstrubel Die Aktion »Himmlisch-Nah« im Main-TaunusZentrum in Sulzbach 52 Man begibt sich in die Hände des Heiligen Geistes Petra Herfel-Stürz über die Aktion im Einkaufszentrum 53 Zahlen und Fakten Mitgliedschaften Kirchengebiet und Kennzahlen n Mitarbeiter/-innen n Pfarrstellen n Kirchenleitung n Kindertagesstätten n Konfirmationen, Taufen n Religionsunterricht n Trauungen n Gottesdienste, Kindergottesdienste n Kinder- und Jugendgruppen n Internationale Beziehungen n Kirchenmusik n Bildungsveranstaltungen n Hilfsangebote für Flüchtlinge n Gebäude n Zielgruppenorientierte Pfarrstellen in großen Städten n Aufnahmen n Fach- und Profilstellen n Hospiz, Sterbebegleitung, Palliativstation n Seelsorge n Diakonisches Werk in Hessen und Nassau (DWHN) n Besuchsdienstkreise n n 8 9 10 10 11 14 15 17 21 27 29 33 35 36 42 45 50 51 53 54 55 56 57 3 Vorwort von Kirchenpräsident Dr. Volker Jung Alltag und Glaube gehören zusammen Liebe Leserin, lieber Leser, in diesem Jahresbericht erzählen Menschen, wie der christ ihn der richtige ist. Jede und jeder kann und muss dafür liche Glaube sie persönlich trägt und wie sie sich deswegen eigene Wege suchen. Als Kirche begleiten wir Menschen in der Kirche engagieren. Es sind berührende Zeugnisse, dabei und versuchen, ihnen für ihre Entscheidungen wie viel die Erfahrung von Liebe, Zuspruch und Barmherzig Orientierung anzubieten. keit bewirken kann. Auf den folgenden Seiten finden Sie Fotografien und Geschichten, die Einblicke in unsere Kirche geben. Es So gewinnt unsere Kirche Gestalt in der Vielfalt der Gaben, die Menschen bei uns einbringen. Dies tun wir in der Hoffnung, dass der Heilige Geist seine Kirche dabei leitet. sind Beispiele für die Fülle ihrer Aktivitäten zum Wohl Das Evangelium bezeugen – das kann dem Leben Einzelner und der Gesellschaft. Statistische Informationen, einen großartigen Sinn geben. Das kann aber auch zu einer eine Darstellung unserer finanziellen Situation und eine übergroßen Last werden. Gerade dann sind wir eingeladen, Übersicht über unseren Haushalt vervollständigen diesen uns der Barmherzigkeit Gottes anzuvertrauen und im Ver Jahresbericht. trauen auf ihn das Leben zu gestalten. Handeln und Gottvertrauen Dankbar Die Menschen und Geschichten, die im Folgenden vorge Die Kirche Jesu Christi ist auf die Gaben angewiesen, die stellt werden, verbinden den Alltag und den Glauben. Menschen ihr zur Verfügung stellen. Wir sind unseren Eigenes Handeln und Gottvertrauen gehören seit jeher Mitgliedern dankbar, dass sie mit uns Kirche sind. Wir sind zusammen. Diese Überzeugung ist wesentlicher Teil der den Aktiven dankbar für das Engagement, mit dem sie die jüdischchristlichen Tradition und sie gehört deshalb auch EKHN mitgestalten. Wir danken allen, die uns im Rahmen zum Urgestein der evangelischen Kirche. Wir haben sie ihrer Möglichkeiten finanziell unterstützen, sei es mit ihrer auch zum Thema dieses Jahresberichts 2009/2010 gemacht. Kirchensteuer, Kollekte oder Spende. Wir sind dankbar Die geschilderten Arbeitsfelder variieren diese Überzeugung für das Wohlwollen, für die konstruktive Kritik und für die und zeigen, wie viele persönliche Facetten der christliche Gebete, die unsere Kirche begleiten und fördern. Glaube entfalten kann. Mit diesem Jahresbericht lade ich Sie zu Streif zügen durch unsere Kirche ein. Vielleicht ergeht es Ihnen Mehr als Ethik dabei ähnlich wie mir in den ersten 18 Monaten meiner Eigenes Handeln und Gottvertrauen gehören untrennbar Amtszeit als Kirchenpräsident. Bei meinen vielen Fahrten zusammen. Auch Jesus hat das gefordert und praktiziert. kreuz und quer durch die Evangelische Kirche in Hessen Wo es daran mangelt, verliert der Glaube seinen Bezug zur und Nassau bin ich vielen beeindruckenden Menschen Realität. Dann wird er nur noch hinter dicken Kirchen begegnet, deren Engagement das Herz erwärmt. Sie geben mauern gefeiert, aber außerhalb nicht mehr gelebt. Gleich ein Zeugnis davon, was der Glaube an die erlösende Kraft zeitig würde dann aber auch das Leben verkümmern, denn von Jesus Christus alles bewirken kann. es braucht den Bezug zum Glauben. Der christliche Glaube bezieht beides aufeinander. Deshalb lässt er sich weder auf einen feierlichen Ritus reduzieren, noch ist er lediglich eine Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen Ethik, die sich damit begnügen könnte, für die Gesellschaft Ihr und ihre Mitglieder Werte bereitzustellen. Er bietet beides: Ritus und Ethik – aber eben nur zusammen. Nur so wird das Zeugnis vom Gott der Bibel komplett. Eigene Wege Als evangelische Kirche sind wir davon überzeugt, dass kein Mensch dem anderen vorschreiben kann, wie der Einzelne zum Glauben findet und welcher Glaubensweg für sie oder 4 Dr. Volker Jung Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-291 E-Mail [email protected] Elfte Kirchensynode konstituiert Bekenntnis zum Dialog M it ihrer konstituierenden Sitzung am 27. Mai 2010 hat die Elfte Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ihre Arbeit aufgenommen. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre. Sie besteht aus 150 Personen, 138 wurden von den Dekanats synoden der EKHN gewählt. Zehn Mitglieder wurden aufgrund ihres besonderen Sachverstands von der Kirchen leitung berufen. Zwei Synodale repräsentieren die EvangelischReformierte Stadtsynode aus Frankfurt. Von den Synodalen sind 51 Pfarrerinnen und Pfarrer sowie 99 Ehrenamtliche. Das entspricht der Kirchenordnung, die etwa ein Drittel Pfarrerinnen und Pfarrer sowie zwei Drittel Ehrenamtliche vorschreibt. Die Synode ist gemäß der Kirchenordnung das »maßgebende Organ der EKHN«. Sie erlässt Gesetze, besetzt durch Wahl wichtige Leitungs ämter, beschließt den Haushalt und trifft wichtige kirchen politische Entscheidungen. Ausschüsse und regionale Arbeitsgruppen bereiten ihre Entscheidungen vor. Geleitet wird die Synode ehrenamtlich vom Kirchensynodalvorstand mit dem Präses an der Spitze. Neuer Präses Am ersten Tag wählte die Synode den Wormser Studien direktor Dr. Ulrich Oelschläger zum Präses und die Pfarrerin der Deutschen evangelischreformierten Gemeinde in Frankfurt Dr. Susanne Bei der Wieden als Stellvertreterin. Als drängende Themen für die Kirche benannte Dr. Ulrich Oelschläger Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-308 E-Mail synodalbuero @ekhn-kv.de Oelschläger den ökumenischen Dialog, den Dialog mit anderen Religionen sowie mit der Philosophie und mit der Politik. Er bekannte sich zu einem Glauben, der danach drängt, die Gesellschaft mitzugestalten, und zu einer Kirche, die ihre Sicht in den öffentlichen Diskussionen lebhaft zu Gehör bringt. Das neue Amt ist ihm bestens vertraut. Seit 1992 gehört er der Kirchensynode an. Seit 1998 ist er zudem Mitglied im Kirchensynodalvorstand. Oel schläger ist der erste Präses aus dem rheinlandpfälzischen Teil des Kirchengebiets. Ulrich Oelschläger studierte Germanistik, Theologie, Philosophie und Deutsche Volkskunde. Er unterrichtet die Fächer Deutsch, evangelische Religion, Philosophie und Ethik sowie Hebräisch. Berufsbegleitend studierte er Judaistik und schloss mit einer Promotion zum jüdisch christlichen Verhältnis ab. n 5 Finanzdezernent Heinz Thomas Striegler zur finanziellen Lage Die EKHN-Finanzen sind ein kleiner Teil des gefährdeten Finanzsystems Nun ist die Finanz- und Wirtschaftskrise auch in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) angekommen. Nach den ersten vier Monaten des Jahres 2010 ist absehbar, dass die Einnahmen nicht ausreichen werden, um die Ausgaben decken zu können. D ie Jahresrechnung 2009 ist allerdings noch Landeskirchen in Deutschland) in Höhe von 16 Mio. Euro zu besser ausgefallen als erwartet. Im Jahr 2009 nennen. Darüber hinaus sind Mindereinnahmen gegenüber konnten Kirchensteuern im Volumen von rund dem Planansatz zu verzeichnen. 431 Mio. Euro in den Haushalt überführt werden. Dies entspricht einem Minus von rund 30 Mio. Von dem Überschuss sollen 11 Mio. Euro der zweck gebundenen Rücklage »Ergebnisorientierte Komponente Euro gegenüber dem Jahr 2008, zugleich überschreiten des Entgelts 2009« für die etwa 20.000 Beschäftigten und sie aber den Planansatz um 16 Mio. Euro. Das Jahr 2009 31,73 Mio. Euro der gesamtkirchlichen Ausgleichrücklage markiert also eine Trendwende und beendet eine vier Jahre zugeführt werden. Angesichts der eher sehr gedämpften währende Zeitspanne von 2006 bis 2009, die für die EKHN Erwartungen für das Jahr 2009 ist das ein insgesamt noch Finanzen sehr positiv war. 2009 ist die Kirchenlohnsteuer sehr erfreuliches Ergebnis. um 4,61 Prozent gesunken, die Kircheneinkommensteuer sogar um 23,26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zurück Stand der Rücklagen zuführen ist dies auf stark eingebrochene Unter nehmens Nach den Einbrüchen des Jahres 2008 haben sich im Jahr gewinne, die Wiedereinführung der Pendlerpauschale und 2009 auch die Kapitalmärkte erholt und stille Reserven die Rückabwicklung der offenen Veranlagungen 2007 und wurden wieder aufgebaut. Die Umstrukturierung der 2008. Auch die Einführung der Abgeltungsteuer und die Vermögensanlagen in den letzten Jahren im Sinne einer damit verbundene Absenkung des Steuertarifs hat das breiten Diversifizierung – also Streuung der Vermögens Kircheneinkommensteueraufkommen deutlich gemindert. anlagen in viele verschiedene Anlageklassen – hat sich gerade 2009 im Rahmen der Erholung und Normalisierung der Märkte bewährt. Am Ende des Jahres 2009 weist die Versorgungsstiftung wieder einen Deckungsgrad von Kirchensteuereinnahmen [Mio. Euro] Planansatz Rechnungsergebnis 2009: 430,9 500 450 100 Prozent auf und im Treuhandvermögen konnten sogar alte Höchststände wieder erreicht werden. Trotz dieser positiven Entwicklung ist Vorsicht angezeigt. In den 400 besonders sensiblen Vermögensbereichen wie Treuhand vermögen (hohe Zinsverpflichtungen) und der Kirchbau 350 rücklage (ohne stille Reserve 2009 gestartet) haben wir 300 zusätzliche Sicherungsinstrumente verankert, um sie bei 2002 2004 2006 2008 2010 2012 erneuten Einbrüchen der Märkte stabilisieren zu können. Rücklagen auf Sollniveau 6 Der Saldo von Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 2009 Die EKHNRücklagen einschließlich der Kirchbaurücklage, ergibt unbereinigt 42,7 Mio. Euro. Als Gründe dafür sind auf aber ohne Clearingrückstellung und Versorgungsstiftung, der Einnahmenseite die bereits erwähnten Steuer mehr entsprechen derzeit in etwa den Ausgaben eines Haushalts einnahmen von 16 Mio. Euro gegenüber dem Planansatz jahrs und damit nach der EKDweiten Darstellungsform sowie eine Steuerrückzahlung aus dem Clearingverfahren auch annähernd der anzustrebenden Zielmarke. Aber mit (dem internen Verrechnungsverfahren der evangelischen den geplanten Rücklagenentnahmen des Jahrs 2010 in Die Kirchensynode hat Oberkirchenrat Heinz Thomas Striegler am 24. November 2009 zum Leiter der Kirchenverwaltung gewählt. Er trat sein Amt am 1. August 2010 an und übernahm damit die Nachfolge von Oberkirchenrätin Sigrid Bernhardt-Müller, die in den Ruhestand ging. Höhe von 43 Mio. Euro wird dieses zunächst positive Bild Die hohen Staatsschulden und der damit verbundene wieder relativiert. Zudem rechnen wir damit, auch im Jahr Konsolidierungsdruck werden die Konjunktur eher bremsen 2011 wieder Rücklagenentnahmen einplanen zu müssen. und Wachstumsraten in andere Regionen der Welt verlagern. Wir wollen sie nach den derzeitigen Zielvorstellungen auf Dies wird sich auch auf die EKHN negativ auswirken. Wir maximal 20 Mio. Euro begrenzen. Frühestens 2012 können stellen uns darauf ein. Zur vorsorgenden Finanzpolitik der wieder schwarze Zahlen eingeplant werden. letzten Jahre zählen: n■ die Bildung einer Kirchbaurücklage zur nachhaltigen Negativtrend hält 2010 an Entlastung der Kirchengemeinden bei den Bauunter Im laufenden Jahr 2010 hat sich der negative Trend bei den haltungsverpflichtungen für Kirchengebäude Kirchensteuereinnahmen noch weiter verschärft. In den n■ ersten vier Monaten 2010 konnten knapp 5 Prozent – rund 7 Mio. Euro – weniger in den Haushalt der EKHN überführt die Stärkung der allgemeinen Rücklagen und der Versorgungsstiftung n■ die Bildung einer zweckgebundenen Rücklage für werden als im Vorjahr. Aufgrund von statistischen Sonder energiesparendes Bauen in Kirchengemeinden und effekten klingt diese Zahl aus den ersten vier Monaten nicht Dekanaten (Ökofonds) ganz so negativ wie erwartet. Für das gesamte Jahr 2010 ist Angesichts dieser Maßnahmen ist die EKHN ein Minus von gut 10 Prozent bei den Steuereinnahmen ein vergleichsweise gut gerüstet, auch Krisenzeiten zu geplant worden. meistern. Sie leistet damit zudem einen Beitrag zur Generationengerechtigkeit. Regulierung der Finanzmärkte vordringlich Gerade die Zeiten zurückgehender Einnahmen Nach der Banken, Finanzmarkt und Wirtschaftskrise sind machen uns noch intensiver bewusst, in welchem Maße wir nunmehr die Staatsfinanzen besonders in der westlichen bei der Erfüllung unserer Aufgaben auf unsere Mitglieder Welt Sorgenkind Nummer eins. Die stark divergierende angewiesen sind. An dieser Stelle danke ich daher herzlich Wirtschaftskraft in den Ländern der Währungsunion und all jenen, die Kirchensteuern zahlen und damit unsere die mangelnde Stringenz bei der Einhaltung der Maastricht Arbeit in den Bereichen der Verkündigung, der Seelsorge kriterien hat unsere Währung in ein schwieriges Fahr und Beratung, der Diakonie und der Ökumene sowie in der wasser gebracht. Diese Entwicklung wurde durch die Bildung und der gesellschaftlichen Verantwortung ermög weltweite Krise an den Finanzmärkten nur beschleunigt. lichen. Der Euro steht vor seiner ersten harten Bewährungsprobe. Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte lehrt, dass eine konsequente Konsolidierungspolitik erforderlich, aber auch geeignet ist, um aus der Verschuldungsfalle wieder herauszukommen. Was aber nutzt ein langfristiges Konsoli dierungskonzept mit schmerzhaften Sparanstrengungen, wenn aus den globalen Finanzmärkten neues Ungemach droht? Diese Fragestellung zeigt, wie vordringlich eine Regulierung der globalen Finanzmärkte ist. Heinz Thomas Striegler Leiter des Dezernats Finanzen, Bau und Liegenschaften Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-344 E-Mail [email protected] 7 Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) im Profil Geistliche und gesellschaftliche Vielfalt Ganz unterschiedliche Regionen, Lebensstile und Glaubenstraditionen finden in der EKHN zusammen. Zu ihr gehören das Rhein-Main-Gebiet mit seiner quirligen und internationalen Urbanität sowie Teile der umliegenden Mittelgebirge mit ihren traditionsreichen Städten und dörflichen Lebensgewohnheiten. Die EKHN hat lutherische und reformierte, liberale und pietistische Traditionen. Diese geistliche und gesellschaftliche Vielfalt gibt der EKHN ihr besonderes Profil. Traditionen Die EKHN ist aus den evangelischen Kirchen im Fürstentum Nassau, im Großherzogtum HessenDarmstadt und der ehemals freien Reichsstadt Frankfurt hervorgegangen. Die Gemeinden der drei Ursprungskirchen brachten ihre reformierte, lutherische oder die unierte Tradition mit. Besonders im Nordwesten des Kirchengebiets, zum Sieger land hin, ist der Einfluss des Pietismus spürbar. In den großen Städten dominiert die liberale volkskirchliche Frömmigkeit. Die verschiedenen regionalen Traditionen in der EKHN spiegeln sich zum Teil in den Namen der Propsteien wider: n■ NordNassau umfasst den Westerwald, den Taunus, das hessische Hinterland und Teile des LahnDillGebiets. n■ SüdNassau umfasst den Taunus, den Rheingau und den Taunussüdhang von Wiesbaden bis Bad Homburg. D n■ Oberhessen umfasst Gießen, den Vogelsberg und die n■ Rheinhessen umfasst Mainz, den Wonnegau und das n■ RheinMain umfasst Frankfurt, Offenbach, das nördliche Wetterau. ie EKHN liegt im mittleren Westen Deutschlands. Zwei Drittel ihres Gebiets befinden sich im süd westlichen Hessen und ein Drittel im östlichen RheinlandPfalz. Politisch gesehen umfasst die rheinhessische Hügelland. EKHN in ihrem rheinlandpfälzischen Teil die kreisfreien Städte Mainz und Worms sowie die Landkreise Ried, die Gemarkung Dreieich und den Rodgau. n■ AlzeyWorms und MainzBingen sowie den Westerwaldkreis Starkenburg umfasst Darmstadt, den Odenwald, die Bergstraße und das südliche Ried. und den RheinLahnKreis. Im hessischen Teil der EKHN liegen die kreisfreien Städte Gießen, Wiesbaden, Frankfurt, Offenbach und Darmstadt sowie die Landkreise MarburgBiedenkopf (teil weise), LimburgWeilburg, Gießen, GroßGerau, Darmstadt Dieburg und Offenbach, dazu der LahnDillKreis, der Vogelsbergkreis, der Hochtaunuskreis, der Wetteraukreis, der RheingauTaunusKreis, der MainTaunusKreis, der Kreis Bergstraße und der Odenwaldkreis. Die Städte Wetzlar und Braunfels werden vom Gebiet der EKHN umschlossen, sind aber Teil der Evangelischen Kirche im Rheinland. 8 ➔ Weiter auf Seite 11 Mitgliedschaften in der EKHN 2009 Mitglieder Aufnahmen insgesamt davon: n Kindertaufen n Erwachsenentaufen n Wiedereintritte n Austritte n Bestattungen n n 1.746.407 17.443 13.056 1.179 3.208 11.330 21.460 Kennzahlen der EKHN 2009 Kirchengebiet der EKHN Bevölkerung im Kirchengebiet n davon EKHN-Mitglieder mit erstem Wohnsitz innerhalb der EKHN n Propsteien n Dekanate n Gemeinden n Beschäftigte n Ehrenamtliche davon circa zwei Drittel Frauen, ein Drittel Männer 13.359 km2 4,9 Mio. n n Kassel 1.7 Mio. 6 47 1.169 ca. 20.000 ca. 65.000 Korbach Hallenberg Bromskirchen Heinebach Battenberg Nordrhein-Westfalen Hessen Biedenkopf Bad Hersfeld Siegen Marburg Gladenbach Hachenburg Montabaur Marienfels Weilmünster Runkel Schotten Ulfa Butzbach Limburg Fulda Laubach Gedern Freiensteinau Nidda Bad Nauheim Friedberg Lahnstein Ortenberg Büdingen Nastätten Grünberg Fernwald Lich Wetzlar Usingen Nassau Gießen Weilburg Bad Ems Lauterbach Mainzlar Diez Koblenz Selters Höhr-Grenzhausen Alsfeld Homberg Schlitz Fraurombach Waldgirmes Westerburg Dillenburg Herborn Bad Marienberg Haiger St. Goarshausen Bad Schwalbach Taunusstein Mainz Frankfurt Wiesbaden Ingelheim Karben Bad Vilbel Bad Soden Eppstein Sulzbach Eltville Rüdesheim Bad Homburg Idstein Bingen Offenbach Neu-Isenburg Seligenstadt Dietzenbach Dreieichenhain Langen Rüsselsheim Egelsbach Groß-Gerau Bad Kreuznach Badenheim Wöllstein Nierstein Oppenheim Darmstadt Riedstadt Alzey Rheinland-Pfalz Gernsheim Bürstadt Worms Ludwigshafen Aschaffenburg Bayern Dieburg Groß-Umstadt Ober-Ramstadt Pfungstadt Osthofen Hanau Seeheim-Jugenheim Nieder-Kinzig Michelstadt Bensheim Heppenheim Amorbach Beerfelden Viernheim Mannheim Heidelberg Erbach Baden-Württemberg Neckarsteinach 9 Pfarrstellen in der EKHN 2009 Gemeindepfarrstellen EKHN-Mitarbeiter/-innen 2009 [Beschäftigte] Beschäftigte ohne Pfarrdienst mit mindestens einer halben Stelle: n Erzieher/-innen n Sekretariat/Sachbearbeitung n Gemeinde-/Sozialpädagogik, Sozialarbeit n Krankenpflegeberufe n Reinigungskräfte n Hauswirtschaft n Küster/-innen und Hausmeister/-innen n Kirchenmusiker/-innen n andere Berufe 5.289 1.486 593 958 911 509 299 203 2.531 12.779 Beschäftigte mit weniger als einer halben Stelle Beschäftigte insgesamt 7.206 19.985 Regionale Pfarrstellen n Dekanspfarrstelle n Krankenhaus-, Kur-, Reha- und Hospizseelsorge n Altenheimseelsorge n Alten-, Kranken- und Hospizseelsorge (AKH-Stellen) n Gehörlosen- und Behindertenseelsorge n Gefängnisseelsorge n Schulseelsorge n Notfallseelsorge n Telefonseelsorge n Stadtkirchenarbeit n Stadtjugendarbeit n Studierendengemeinden n Fach- und Profilstellen n Schule (ohne Schulseelsorge) Gesamtkirchliche Pfarrstellen n Kirchensynode, Kirchenleitung n Kirchenverwaltung n Gesamtkirchliche Bildungseinrichtungen n Zentren n sonstige gesamtkirchliche Pfarrstellen n Diakonie Pfarrstellen insgesamt [Stellen] 1.034 35,75 51 9 14 10,5 12,5 13 8 4,5 10 7 8 72,75 149 405 13,5 15,5 21 33,5 21,5 8,5 113,5 1.552,5 Sexualisierte Gewalt in der Gesellschaft und in der EKHN Taten, die im kirchlichen Bereich besonders schwer wiegen I 10 n seinem Bericht vor der Kirchensynode im Mai 2010 zwei Fällen geblieben. Gegen zwei weitere Personen wird hat sich Kirchenpräsident Volker Jung auch über noch ermittelt.« sexualisierte Gewalt geäußert: »Das Thema sexueller Insgesamt ist die EKHN mit circa 30 Betroffenen im Missbrauch hat in den letzten Wochen und Monaten viele Gespräch. Deren Missbrauchserfahrungen liegen zumeist Menschen sehr bewegt. Es ist ein gesamtgesellschaftliches zehn bis 30 Jahre zurück. Diese Gespräche zeigen auf Thema. Die Kirchen stehen dabei besonders im Blickpunkt, erschütternde Weise, wie schwer es sein kann, ein erfülltes denn sexualisierte Gewalt wiegt im kirchlichen Bereich Leben zu führen, wenn man in der Kindheit und Jugend besonders schwer. Und das hat etwas mit dem Zuspruch sexualisierte Gewalt erfahren hat. Viele Betroffene und dem Anspruch zu tun, mit dem wir und unter dem wir sprechen zum ersten Mal über das Erlebte. Manche haben leben. Denn als Kirche wollen wir zum Wohl von Leib, Seele große Scheu vor einer juristischen Auf arbeitung, da sie und Persönlichkeit von Menschen beitragen. Es ist sicher so, ihnen neue und große seelische Qual zumuten würde. dass die römischkatholische Kirche noch einmal in anderer Menschen, die jetzt nach oft jahrzehntelangem Schweigen Weise und deutlich intensiver von dem Thema betroffen ist zu sprechen wagen, nähern sich dem Thema aus unterschied als die evangelische Kirche. Trotzdem gibt es auch in der lichen Motiven: Manchmal soll das Erlebte noch juristisch EKHN Menschen, die sich gemeldet haben, weil sie Opfer aufgearbeitet werden oder die Täter sollen gestehen und von Missbrauch auch in unserer Kirche gewesen sind – ihre Taten bereuen. Vielfach steht der Wunsch nach seel manche vor vielen Jahren. Im ersten Halbjahr 2010 ist es bei sorglicher oder therapeutischer Hilfe im Vordergrund. ➔ Fortsetzung von Seite 8 Aufgaben der Pröpstinnen und Pröpste bleiben die geist liche Leitung in ihrem Bereich, die Ordination der Konfessionen Pfarrerinnen und Pfarrer sowie die Visitation der Gemeinden, Die Gebiete der EKHN sind seit der Reformzeit überwiegend Dekanate und Institutionen. Neu hinzugekommen ist die evangelisch. Ausnahmen sind der Großraum Mainz, der Dienstaufsicht über die Dekaninnen und Dekane, die bisher Rheingau, der Rodgau und die Bergstraße, die traditionell vom Kirchenpräsidenten ausgeübt wurde. Dekaninnen und Dekane, Pröpstinnen und Pröpste mehrheitlich katholisch geprägt sind. Die konfessionellen Anteile in der Bevölkerung haben sich infolge der großen sowie der Kirchenpräsident erhalten in Zukunft einen Mobilität in den vergangenen Jahrzehnten stark ange festen Predigtauftrag in einer Kirchengemeinde und das glichen. Dennoch sind die traditionellen Prägungen zum sogenannte Predigtrecht. Das ist das Recht, in allen Beispiel an der Zentral oder Randlage der Kirchen und an Gemeinden ihres Verantwortungsbereichs auf Wunsch ihrem Alter oft noch erkennbar. predigen zu können. Auch das ist neu. Neue Kirchenordnung Jahre lang beraten worden. Eine Vielzahl an Gemeinden Die Änderungen der Kirchenordnung waren vier Seit Mai 2010 gilt in der EKHN eine neue Kirchenordnung. und Einzelpersonen hatte Vorschläge dazu gemacht. Am Dieses Gesetz ist eine Art »Verfassung der EKHN«. Es enthält 20. Februar 2010 schließlich beschloss die Zehnte Kirchen wichtige kirchenrechtliche Grundlagen und regelt den synode die neue Fassung mit mehr als der erforderlichen Auftrag und den Aufbau der Gemeinden, Dekanate und der Zweidrittelmehrheit. n gesamtkirchlichen Institutionen. Wichtigste Neuerung: Der Kirchenleitung gehören nun auch die Pröpstinnen und Pröpste sowie mit beratender Stimme die Dezernenten der Kirchenverwaltung und ein Vorstandsmitglied des Diakonischen Werks an. Das Leitende Geistliche Amt (LGA), dem die Pröpstinnen und Pröpste bislang angehörten, wird mit der Kirchenleitung verschmolzen. Die geistliche und die recht liche Leitung der EKHN wird damit in einem Gremium zusammengefasst. Das macht die Entscheidungswege klarer Die neue Zusammensetzung der Kirchenleitung n n n n n n n Kirchenpräsident Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten Leiter der Kirchenverwaltung sechs Pröpstinnen und Pröpste zwei Mitglieder des Kirchensynodalvorstands zwei bis vier nicht ordinierte Gemeindemitglieder, die von der Kirchensynode gewählt werden beratend: drei Dezernentinnen und Dezernenten der Kirchenverwaltung sowie ein Vorstandsmitglied des Diakonischen Werks und kürzer. Maßnahmen Unabhängige Prüfung der Vorwürfe Auf Bitten der EKHN bietet das Evangelische Zentrum für Bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch schaltet die EKHN Beratung und Therapie am Weißen Stein in Frankfurt grundsätzlich die Staatsanwaltschaft ein, damit die Vor Betroffenen professionelle Soforthilfe und mittelfristige würfe möglichst sachbezogen und unabhängig geprüft Begleitung an. Die EKHN ist bereit, Kosten für Therapien werden. Dies unterbleibt nur, wenn das Opfer es ausdrück Juristin und Gleichstellungsbeauftragte Maren Cirkel Telefon (06151) 405-423 E-Mail maren.cirkel @ekhn-kv.de und Rechtshilfe bei sexuellem Missbrauch in ihrem Bereich lich wünscht. Beschuldigte werden in der Regel bis zum unbürokratisch zu erstatten. Eine eigene Kontaktstelle für Ende der Ermittlungen vom Dienst suspendiert. Nach Täter – oder Menschen, die fürchten, zu Tätern zu werden – Abschluss eines eventuellen strafrechtlichen Verfahrens wird eingerichtet. Die Ausbildungsgänge werden daraufhin führt die EKHN ein eigenes disziplinarrechtliches Verfahren geprüft, ob die Problematik ausreichend vermittelt wird. durch. Bereits 2001 wurden in der EKHN regionale sowie Die EKHN ermutigt Menschen, die in der EKHN zentrale Ansprechpersonen für diese Fragen benannt. Seit Opfer sexueller Übergriffe geworden sind, entweder mit der damals gibt es Informationsbroschüren darüber. Sie können Polizei, einer kirchlichen Person ihres Vertrauens oder den kostenlos bei der EKHN bestellt oder unter www.ekhn.de offiziellen Ansprechpersonen Kontakt aufzunehmen. heruntergeladen werden. n 11 Religiöse Orientierung in der Kindertagesstätte in Nieder-Kinzig, Odenwald Geh, dein Glaube hat dir geholfen Die Kita Kindernest hat ihren religionspädagogischen Ansatz weiterentwickelt. Dabei hat sie auf neue Weise entdeckt, was sie als evangelische Einrichtung ausmacht. Sie setzt damit ein Anliegen um, das die Kirchensynode formuliert hat und das auch ein Baustein der Qualitätssicherung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist: ein erkennbares evangelisches Profil. L eider fehlen ihm inzwischen ein Pfeifenputzerarm Hier werden 45 Kinder aus dem nördlichen Teil der Kirchen und ein hölzernes Bein. Einem minimalistischen gemeinde Kirchbrombach betreut, die acht Dörfer umfasst. Kunstwerk gleich hängt der Gekreuzigte am Eingang der Kita Kindernest in NiederKinzig, vor Ein blinder Bettler ihm kurven Kinder auf Dreirädern und BobbyCars. Heute ist Gottesdiensttag. Im Gruppenraum singen die »Früher hätten wir das wohl nicht gemacht, ein Kreuz auf Kinder ein Lied: »Jesus kommt in unsere Stadt«. Ein Mann gehängt«, überlegt die Leiterin der Einrichtung, Monika in weißem langen Gewand und einem Tuch über dem Kopf Christine MohrTyrai. Inzwischen scheut sich die Kita nicht tritt ein. »Oh, störe ich?« Lachen. »Das ist Pfarrer Klein«, mehr, ihr evangelisches Profil sichtbar zu zeigen. Dem ruft ein Junge. Der Mann sagt, er sei Jesus, und lädt alle ein, voraus ging ein längerer Findungsprozess, an dessen Ende ihm nach Jerusalem zu folgen. Neugierig drängelt sich die eine wichtige Erkenntnis stand: Gerade indem wir Offenheit Kinderschar durch den schmalen Gang, der in den Turnraum zulassen, gewinnen wir Profil. Der unvollständige Jesus am führt. Hier erwartet sie großes Geschrei: »Jesus, hier bin Kitaeingang, den ein Junge auf eigene Faust zusammen ich, hilf mir!« Die Erzieherinnen sind genervt: »Ein blinder gezimmert hat, ist dafür nicht das schlechteste Symbol. Bettler, was will er, er soll ruhig sein.« Jesus wendet sich NiederKinzig im Odenwald, gut 800 Einwohner, ist dem Schreienden, Bartimäus, zu: »Holt ihn her!« Aufmerk heute ein Stadtteil von Bad König, aber das konnte seinem sam verfolgen die Kinder das Geschehen. Gleich finden sich dörflichen Charakter nichts anhaben. Seit vielen Jahren ist zwei, die den Blinden – in Wirklichkeit eine Erzieherin – im alten Dorfschulhaus die evangelische Kita untergebracht. 12 führen. Sie trägt eine Binde vor den Augen, die Jesus ihr jetzt abnimmt. Ganz still ist es. »Geh, dein Glaube hat dir geholfen.« »Das ist ein glücklicher Tag für Bartimäus. Wir können uns mit ihm freuen«, meldet sich eine Erzieherin zu Wort. Alles steht auf, ein Lied wird angestimmt und im Nu verwandelt sich die Szenerie in ein fröhlich tanzendes Durcheinander. Am Ende singen alle gemeinsam einen Segen: »Geh nun in Frieden, Gott wird euch leise begleiten.« Ein typischer Gottesdienst im Kindernest. Gemein sam vorbereitet von den Erzieherinnen und dem Pfarrer, mit wachsen, berichtet Helmut Klein. Gezielt angegangen dem Anspruch, eine biblische Geschichte nicht einfach zu worden sei die Weiterentwicklung des religionspädago erzählen, sondern erlebbar zu machen. Die Kinder sollen gischen Profils mit dem Antritt von MonikaChristine Mohr zur Mitwirkung bewegt werden, ihren Ort in dem Geschehen Tyrai als Leiterin 1999, fortgeführt wurde sie mit dem finden, sagt Helmut Klein, Diplompädagoge und seit Einstieg in das Qualitätsentwicklungsprogramm der Landes 20 Jahren Pfarrer der Gemeinde Kirchbrombach. Aufgeteilt kirche, bei dem die Kita das Schwerpunktthema Religions in zwei Gruppen lassen die Kinder die Geschichte noch ein pädagogik wählte. mal Revue passieren. »Uns ist es wichtig, dass die biblische Ganz am Anfang standen Gespräche mit den Handlung nicht isoliert stehen bleibt, sondern ins Leben Erzieherinnen über Kirche und Glauben. »Das Thema war hineingetragen wird«, sagt MohrTyrai. Aber der Weg dahin sehr angstbesetzt«, erinnert sich der Pfarrer. Unter den braucht Freiräume und keine vorschnellen didaktischen Erzieherinnen gab es die Sorge, nicht die »richtige« Schlüsse. Daher lassen die Erzieherinnen die Eindrücke evangelische Einstellung zu haben und vermitteln zu der Kinder stehen. Häufig, sagt die Leiterin, kommen die können. »Aber der Glauben selbst ist kein Können, das Kinder sogar selbst auf ein Thema zurück. Der Zeitpunkt erlernt werden muss.« In seiner Unfertigkeit gilt es ihn wird kommen, die Verbindung zum übergeordneten Thema anzuerkennen, findet Klein. Nächstenliebe zu ziehen. Für das Kollegium sei dieser Weg hin zu einem evangelischen Profil, hinter dem alle stehen können, »wie Mit den Kindern auf die Reise gehen eine Befreiung« gewesen, berichtet die Leiterin. Und Diese offene pädagogische Haltung, die weniger Antworten das, obwohl das städtische Einzugsgebiet für eine bunte vorgeben als die Lust am Fragen wecken will, musste erst Mischung in der Kita sorgt: Neben türkischen Kindern gibt es auch einige aus russischen Aussiedlerfamilien baptistischen Glaubens. »Es war daher eine wichtige Frage Kirchengemeinde Kirchbrombach Pfarrer Helmut Klein Telefon (06063) 1471 E-Mail ev.kirchbrombach @t-online.de für uns, wie wir Ausgrenzung verhindern.« Gottesdienste werden rechtzeitig angekündigt, damit Eltern ihr Kind früher abholen können, wenn sie das möchten. Der befürchtete Widerstand von Eltern sei allerdings ausge blieben. »Und wenn er käme, würden wir uns jetzt nicht schwertun zu sagen: Dann sind Sie in dieser Kita falsch«, ist sich das Team einig. Immer wieder erleben die Erzieherinnen, dass die Entdeckungslust der Kinder eigene Wege geht und für sie Kita Kindernest Leiterin Monika-Christine Mohr-Tyrai Telefon (06063) 875 E-Mail evang.kitakindernest @t-online.de ein unvorhergesehener Zauber in Details liegt. Nach dem Gottesdienst hält die sechsjährige Amelie die Augenbinde in der Hand und hält sie an die Nase. »Sie riecht nach Bartimäus«, meint sie. Andere Kinder wollen auch riechen. Ehrfürchtiges Nicken. »Was machen wir jetzt damit?«, fragt ein Junge. Eins ist gewiss, sie werden auf diese Geschichte zurückkommen. n 13 Monika-Christine Mohr-Tyrai, Leiterin der Kita Kindernest, über evangelisches Profil Gott im Sandkasten eine Riesenerlaubnis, durch die ich eigentlich erst an fangen konnte, eine kindgerechte Religionspädagogik zu entwickeln.« Feiern Sie in der Kita auch andere religiöse Feste – etwa mit den muslimischen Kindern das Zuckerfest? MOHR-T yRAI: »Nein, dadurch würden wir nach meiner Ansicht auch unsere Glaubwürdigkeit verlieren. Aber wir bemühen uns, gute Gastgeber zu sein. Dazu gehört, dass wir nach Möglichkeit religiöse Essensvorschriften achten. Und wir kommen gerne, wenn wir eingeladen werden – etwa vor kurzem in das muslimische Gebetshaus in Höchst.« Monika-Christine Mohr-Tyrai ist seit 1999 Leiterin der Kita Kindernest. Sie hat selbst ein Handbuch zur Religionspädagogik ver fasst mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis. Wie würden Sie Ihren heutigen religionspädagogischen Welchen Mehrwert hat die christliche Religion im Umgang mit Ansatz beschreiben? den Kindern? MOHR-T yRAI: »Er ist sehr alltagsnah, viele Fragen ent MOHR-T yRAI: »Für mich sind das christliche Menschenbild stehen spontan in Gesprächen. Mir ist bei einer Tagung mal und das Verständnis von Nächstenliebe ein gutes Vorbild für die Formulierung von ›Gott im Sandkasten‹ begegnet, die die Beziehung, die wir anstreben: Es geht um Zuwendung fand ich sehr passend. Ausgangspunkt und Maßstab ist die und bedingungslose Annahme und die Bereitschaft, die Lebenswelt der Kinder. Es geht darum, Themen und kindliche Perspektive auf die Welt anzuerkennen.« n Materialien anzubieten und Fragen zu motivieren. Die Kinder sollen Erfahrungen mit biblischen Texten machen, die positiv besetzt sind.« Kindertagesstätten in der EKHN 2009 Lag dieser Ansatz für Sie persönlich immer auf der Hand? MOHR-T yRAI: »Nein, überhaupt nicht. Ich habe zum Beispiel früher in einer Gemeinde gearbeitet, da sollte ich freitags den Kindern immer den Bibeltext vorlesen, der sonntags als Predigttext dran war. Ich empfand das als hohles Ritual, völlig losgelöst von der Lebenswirklichkeit der Kinder.« Wie sind Sie da weitergekommen? MOHR-T yRAI: »Es waren immer wieder Menschen, zum Beispiel auf Fortbildungen, die mir das Gefühl gegeben haben: Es ist okay, wenn auch du im Glauben zweifelst und dich auf die Suche nach Gestaltungsformen machst, die besser für dich passen. Für mich war das wie ein Türöffner – 14 Hessen Kitas Kita-Gruppen n Kita-Plätze n belegte Plätze n Auslastung n Mittagessen für Kinder n Kinder mit Migrationshintergrund n n 489 1.472 34.003 31.623 93,0 % 18.341 12.333 RheinlandPfalz 111 327 7.614 7.043 92,5 % 3.451 2.395 EKHN 600 1.799 41.617 38.666 92,9 % 21.792 14.728 Die Anzahl der Einrichtungen bleibt weitgehend konstant. Die Anzahl der Gruppen erhöht sich um knapp 2 %. Mit einer deutlichen Zunahme an Gruppen wird erst für 2010/2011 gerechnet. Die Anzahl der Plätze erhöht sich nur sehr geringfügig. Mehr als jedes zweite Kind erhält eine Mittagsverpflegung. Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund erhöht sich nochmals leicht und liegt bei circa 38 % (Vorjahr 36 %). Konfirmandenfreizeit der Erlösergemeinde Wiesbaden-Sauerland Auf der Suche nach Maßstäben für das eigene Leben Pubertät ist spannend. Die Jugendlichen lehnen sich auf gegen das System der Älteren. Testen ihre Grenzen, setzen auf Konfrontation. Sie suchen aber auch nach Maßstäben und Werten für ihr Leben. Die Konfirmandenzeit ist da mittendrin und kann Orientierung bieten. Deshalb stellt Pfarrer Andreas Jung in Wiesbaden die Konfis mit ihrer Lebenssuche in den Mittelpunkt und verknüpft sie mit elementaren Symbolen und biblischen Aussagen. D ie Braut ist wunderschön. Sie trägt ein bunt bedrucktes Kleid, ist mit Blüten geschmückt, darüber weht ein zarter Schleier. Doch etwas stimmt nicht. Sieht man genau hin, blitzen im Brustausschnitt Glasscherben. Die Mundwinkel des Maskengesichts sind nach unten gezogen, unter den Augen kullern Tränen. Leonie steht neben der von ihr gestalteten lebensgroßen Figur. Die Konfirmandin der Wiesbadener Erlösergemeinde ist zusammen mit acht Gleich altrigen – drei Mädchen und fünf Jungen – auf Freizeit. An der idyllischen Stickelmühle mitten im Odenwald sucht Leonie nach Worten. »Was ist los mit dieser Braut?« »Sie ist enttäuscht, weil sie ihr Freund betrügt – seit zwei Jahren schon.« Das zierliche Mädchen spricht leise und stockend: »Ihr Traum ist zerbrochen, wie ein Spiegel.« Pfarrer Andreas Jung fragt beharrlich nach: »Welcher Traum ist da geplatzt?« »Der, eine eigene Familie zu haben.« »Was ist so toll daran?« »Sie bietet Geborgenheit, aber auch die Möglichkeit, selbst ständig zu leben.« Dann erfährt Jung, dass die Frau auch Konfirmationen, Taufen in der EKHN wütend ist. Auf den Betrüger, die Nebenbuhlerin oder viel Konfirmationen 2009 Taufen 1995 Taufen 2009 leicht auch auf sich selbst? Leonie geht auf das Frage AntwortSpiel ein. »Was kann der Frau helfen?« »Sich ab lenken, vergessen reicht wohl nicht. Sie braucht einen 40.000 18.784 18.978 14.919 30.000 guten Freund, der ihr hilft, den richtigen Weg zu finden«, so Leonies Fazit. Die andern Konfis haben aufmerksam zu gehört. Kurzer Blick ins Innere Pfarrer Jung hat in seiner langjährigen Arbeit mit Konfir 20.000 10.000 0 1959 1969 1979 1989 1999 2009 mandinnen und Konfirmanden – oft auch kurz »Konfis« genannt schon manches ausprobiert. Eine alte Schneider puppe, die er zufällig am Straßenrand fand, brachte ihn auf die jüngste Idee. Die Jugendlichen stylen sie selbst – mit ➔ Weiter auf Seite 17 Nahezu alle getauften 14-Jährigen lassen sich auch konfirmieren. Das zeigen die um 14 Jahre versetzt, weitgehend parallel, laufenden Linien von Konfirmationen und Taufen. Beide sind seit Jahren aufgrund der geringeren Geburtenzahlen rückläufig. Von den 18.784 Konfirmandinnen und Konfirmanden im Jahr 2009 wurden 825 erst anlässlich der Konfirmation getauft. 15 Pfarrer Andreas Jung über die Chancen der Konfirmandenzeit Mehr als Wissensvermittlung Welche Spuren hinterlässt die Konfirmandenzeit bei den gemacht. Ich legte beispielsweise einer Konfirmandin einen Jugendlichen? Stein in die Hand. Sie sollte sich vorstellen, dieser Stein JUNG: »Zu Beginn der Konfirmandenzeit sind die Jugend würde für Gott stehen. Als ich sie fragte, was Gott zu ihr lichen noch unsicher, was sie erwartet. Sie haben Vorkennt gesagt habe, antwortete sie: ›Er hat mich gefragt: Kann ich nisse aus dem Religionsunterricht, aber der Gottesdienst ist dir helfen?‹ Ich erlaube den Konfirmanden, mit Rollen zu den meisten eher fremd. Sie verhalten sich anfangs neu spielen. Dabei entdecken sie, welche Rolle Gott in ihrem gierig, aber abwartend. Nach und nach zeigen sie sich mehr Leben spielt.« und es gibt spannende, kontroverse Diskussionen. Einer sagte mir: Seit er in der Konfirmandenzeit ist, ist Gott ihm Und wie lange wirken diese intensiven Erfahrungen aus der nähergekommen. Am Ende der Konfirmandenzeit haben Konfirmandenzeit nach? sie sich auch in gottesdienstliche Formen eingeübt. Sie JUNG: können sicher am Abendmahl teilnehmen. Ich kann mit die Jugendlichen ihre Konfirmandenzeit erleben. Wir haben ihnen dann auch über die Predigt des Sonntags reden. Eine in unserer Gemeinde einen ganz jungen Küster. Er war bei »Ich bin manchmal selber überrascht, wie intensiv Konfirmandin hat neulich sogar die halbe Predigt wieder uns Konfirmand und hat einen so guten Kontakt zur Kirche geben können!« bekommen, dass er jetzt einer unserer Mitarbeitenden ist.« Welche Themen und Inhalte vermitteln sie den Und wie reagieren die Eltern auf die Zeit ihrer Kinder als Konfirmandinnen und Konfirmanden? Konfirmanden? JUNG: »Mir geht es um viel mehr als die bloße Wissens JUNG: »Sie sehen, dass ihre Kinder gerne zur Konfirmanden vermittlung. Mich interessiert: Was denken sie selber bei zeit gehen. Und sie spüren, dass die Jugendlichen mich diesem oder jenem Thema? Wie stellen sie sich Gott vor? Was als Gesprächspartner und Begleiter in dieser Phase bedeutet er ihnen? Natürlich vermittle ich Konfirmanden akzeptieren.« die Gottesbilder der Bibel. Aber dabei bleibe ich nicht stehen. Ich habe intensive Erfahrungen mit Symbolen 16 n ➔ Fortsetzung von Seite 15 Kleidern, Stoffen und Accessoires, die in großen Kisten bereitliegen. Als Kopf fungiert eine bemalte Gipsmaske des jeweiligen Konfirmanden. Eine Umfrage zum Thema »Was ist der Mensch?« auf Darmstadts Straßen bildet die Grund lage. Die interessantesten Aussagen sind im Gruppenraum auf Flipcharts gesammelt. »Der Mensch ist ein Fisch – er schwimmt mit dem Strom«, steht da zu lesen. »Er ist zu allem fähig. Ein Tier wie alle anderen, nur schlauer.« Jeder Jugendliche sucht sich einen der Sätze, einen Gefühlszustand aus. Den stellt er dann in Maske und Figur dar und beschreibt ihn in Worten. Der Erfolg dieser Methode hat Pfarrer Jung selbst überrascht. Die Jugendlichen be schäftigten sich dabei mit elementaren Fragen, ohne dass durch die Erlebnisse in der Gruppe. Dazu gehören auch das sie sagen müssen: »Das bin ich.« Obwohl sie dabei doch viel große Wiesbadener Konficamp mit Zeltlager und gemein von sich zeigen. same Projekte, wie die Befragung eines Zeitzeugen der Ein paar durchschauen das. Wie die lebhafte Naziherrschaft. »Ich fand das sehr interessant«, sagt Vanessa. »Sie machen eine indirekte Therapie mit uns«, Thomas. »Hatte vorher noch nicht viel darüber gehört.« Für sagt sie dem Pfarrer auf den Kopf zu und erkennt: »Sie Hauke war es eher eine Ergänzung. »Mein Opa erzählt mir können uns helfen, Probleme zu lösen.« Die anderen auch häufiger Geschichten aus dieser Zeit.« steigen mit ein. Es wird intensiv diskutiert, nun fühlen die Das Fazit von Vanessa, Alexandra und Leonie Konfis dem Pfarrer auf den Zahn. Der bietet keine wohl bestätigt Jungs Konzept: »Der Konfiunterricht hat uns feilen Antworten – sondern Bibelstellen, von denen sich näher zusammengebracht. Und er hat uns auch viele jeder Konfirmand für seine Figur eine aussuchen darf. »Von Themen nähergebracht. Man denkt mehr nach.« Etwa über allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über Umwelt und Bewahrung der Schöpfung. Die drei Mädchen mich.« – Dieses Psalmwort hat René überzeugt. »Gott ist da, erkennen und schätzen auch die Rolle des Pfarrers dabei: er hat immer die Kontrolle.« Seine Maske ist tiefrot, mit »Er lässt vieles zu, hat seine ganz eigene Methode, uns zu schwarzen, starrenden Augen, und stellt die Wut dar. motivieren.« n Erlösergemeinde Wiesbaden-Sauerland Pfarrer Andreas Jung Telefon (0611) 421175 E-Mail andreas.jung. [email protected] Während er erzählt, ist der Junge mit der Baseballkappe selbst kaum zu bändigen, ständig in Bewegung – mit den Augen, dem ganzen Körper. »Die Menschen akzeptieren ihn nicht, weil sie denken, alle müssten gleich sein«, resümiert er. »Aber er ist eigenartig – einzigartig.« Am Ende präsentieren die Konfis ihre Figuren, ihre Geschichten zu Hause im Vorstellungsgottesdienst. Dabei erlauben sie vielleicht einen kurzen, intensiven Blick in ihr Inneres, darin ein Stückchen ihrer Glaubenssuche. Religionsunterricht im EKHN-Gebiet 2009 Schulen Lehrer/-innen für evangelischen Religionsunterricht n Gemeindepfarrer/-innen im Religionsunterricht n Schulpfarrer/-innen davon mit Zusatzauftrag Schulseelsorge n n 1.617 5.961 1.193 203 86 Pro Woche werden circa 24.000 Stunden von Lehrerinnen und Lehrern sowie circa 7.200 Wochenstunden von Pfarrerinnen und Pfarrern erteilt. Glaubenssuche Darum geht es Pfarrer Andreas Jung. Nach seiner Erfahrung lernen die Konfis durch ihr Tun, weniger durch Reden, und 17 Stammtisch der Konfieltern in Mainzlar Konfirmation für die ganze Familie Die Konfirmandenzeit nutzt Pfarrerin Jutta Martini, um auch die Eltern ihrer Schützlinge anzusprechen. Beim Stammtisch kommen Fragen des Glaubens und des Zusammenlebens auf. Der Gesprächsstoff reicht von den großen Sorgen der Erziehung bis zu kleinen Absprachen zur Konfirmation. E s ist noch was los im Schwanen. Die Tür zur Gast Schwanen sind sie heute gespannt, was Pfarrerin Jutta stube ist in stetiger Bewegung. Der Schwan ist Martini ihnen berichten wird. Die lädt nun seit sieben traditioneller Treffpunkt in Mainzlar, einem Dorf Jahren die Eltern jeden Konfirmandenjahrgangs drei Mal nördlich von Gießen. Direkt an der Hauptstraße, zum Stammtisch ein. Freiwillig und ohne Tagesordnung. deren Lärm hereinschwappt, wann immer die Tür Die Themen ergeben sich von selbst. sich öffnet. Am letzten Tisch, etwas abseits vom Trubel, So auch an diesem Aprilabend, dem der bullernde sitzen fünf Frauen mittleren Alters zusammen – später Holzofen in der Ecke wohlige Wärme spendet. »Haben die kommt noch ein Mann dazu. Sie kennen das Lokal seit Kinder von der Freizeit was erzählt?«, fragt die Pfarrerin die Kindertagen, wie sie sich untereinander kennen. Sie ziehen Runde und erntet einhelliges Kopfschütteln. Also versucht eigene Kinder groß, die demnächst konfirmiert werden. Im Martini, die Neugierde der Erwachsenen zu befriedigen, berichtet davon, wie die Jugendlichen gemeinsame Regeln Kirchengemeinde Kirchberg Pfarrerin Jutta Martini Telefon (06406) 5399 E-Mail [email protected] finden sollten für das Leben auf einer einsamen Insel. Das Ergebnis löst spontanes Gelächter aus – vor allem die Forderungen nach einem Putzplan und dem Einhalten der Zimmerlautstärke. »Genau das, was sie sonst nicht wollen«, meint eine Mutter. Daneben finden die Konfirmandinnen und Konfirmanden freilich auch anderes unverzichtbar, wie den Schutz der Umwelt, die Meinungs und Religionsfreiheit sowie das Gebot »Du sollst nicht töten«. »Ich glaube, wenn man die Aufgabe uns Er wachsenen stellen würde, käme etwas ganz Ähnliches heraus«, resümiert die Pfarrerin. Eine 18 Fünf Konfieltern über ihren Stammtisch Ein anderer Blick auf das eigene Kind S U S A N N E P F E I F F E R ( 47 ) , M A I N Z L A R : »Ich finde es interessant, überhaupt zu erfahren, was im Konfiunterricht passiert. Mein Sohn erzählt wenig. In Sachen Glauben und Kirche soll er sich seine eigene Meinung bilden. Ob und wie er das später praktiziert, wird man sehen.« zweite Umfrage unter ihren Sprösslingen stimmt die Mütter DIRK KERN (48), S TAUFENBERG: »Durch das, was die dann nachdenklich: Was verhindert das Gespräch in der Pfarrerin erzählt, bekommt man ein anderes Bild von Familie? – Da geht es ans Eingemachte. Die meisten Jugend seinem Kind, lernt eine Seite kennen, die man bisher viel lichen nennen Recht haberei als den wichtigsten Grund – leicht gar nicht gesehen hat. Mein Sohn hatte den Wunsch, noch vor dem Wunsch nach Ruhe und dem Medienkonsum. konfirmiert zu werden. Ich selbst bin kein großer Kirch Praktisch wird es bei der Gestaltung des bevor gänger und finde auch, dass das nicht unbedingt nötig ist. stehenden Konfirmationsgottesdienstes. Da wirken die Man muss seinen Glauben leben und das tue ich, etwa durch Eltern aktiv mit. Sie überreichen kleine Buchsbäume, meine Arbeit beim Roten Kreuz.« sprechen Fürbitten und singen ihren Kindern ein Lied, dessen Text sie verändern. ALExANDRA BIERAN-PEPPLER (41), MAINZL AR: Genau diese Mischung aus den ganz großen und den »Der Stammtisch bietet auch die Gelegenheit, familiäre Probleme kleinen Fragen des Glaubens und Zusammenlebens schätzt mit den anderen zu bereden. Ich versuche allerdings, diese Jutta Martini an den Gesprächen. Eigentlich verlangen sie Dinge selbst zu lösen. Ich war lange Zeit kirchlich sehr nach einer Fortsetzung über die Zeit des Konfirmanden engagiert, auch in einer freien evangelischen Gemeinde. unterrichts hinaus. »Doch dazu fehlt mir die Zeit«, sagt die Irgendwann war ich voll und bin ausgestiegen. Mein Glaube Seelsorgerin, die für rund 2.600 Mitglieder der Kirchen ist mir geblieben und den habe ich auch an meine Tochter gemeinde Kirchberg in den Orten Mainzlar und Staufenberg weitergegeben, denke ich. Sie soll aber selbst entscheiden, zuständig ist. Sie registriert aber sehr wohl, dass Eltern für was sie möchte. Ich schreibe ihr da nichts vor.« kirchliches Engagement ansprechbar sind. »Viele kommen von sich aus und wollen gerne mitmachen. Das merke ich C O R N E L I A S C H L A P P ( 47 ) , M A I N Z L A R : mir natürlich.« Eltern sind beim Verteilen des Gemeinde die anderen Eltern kennenzulernen und sich austauschen »Ich finde es gut, briefs oder im Besuchskreis aktiv. Einzelne wurden gar in zu können über alles Mögliche – je länger der Abend, desto den Kirchenvorstand gewählt. Weitermachen wollen auch mehr Themen kommen auf den Tisch. Im Alltag unserer ihre Kinder: Zehn von 15 Konfirmandinnen und Kon Familie spielen Glauben und Spiritualität keine so große firmanden des aktuellen Jahrgangs sind bereit, Helfer zu Rolle. Mein Sohn hat sich entschieden, zum Konfiunterricht sein für die, die nach ihnen drankommen. n zu gehen, und es macht ihm auch Spaß. Ganz anders als uns damals: Für uns bedeutete die Vorbereitung auf die Konfirmation Stress mit einer Prüfung am Schluss.« ELENA GRöLZ (49), MAINZLAR: »Ich stamme aus Rumänien und war ursprünglich orthodox. Seit zwei Jahren bin ich Mitglied der evangelischen Kirche und besuche regelmäßig die Gottesdienste, weil mir die sehr gut gefallen. Meine beiden Kinder begleiten mich häufig. Mein Sohn erzählt auch, was sie im Konfiunterricht machen. Zum Stammtisch komme ich, um mich mit den anderen Eltern auszutauschen und mit der Pfarrerin zu sprechen.« n 19 Goldene Hochzeit in der Burgkirche Dreieichenhain Ein Lächeln wie am ersten Tag In der Kirche heiraten – das gehört für viele Paare zur Hochzeit einfach dazu. Viele spüren auch, dass sie für diesen weitreichenden Schritt im Leben etwas brauchen, das außerhalb ihrer eigenen Kraft steht – das gute Geleit Gottes, seinen Segen. In der romantisch gelegenen Burgkirche in Dreieichenhain gibt es besonders viele Trauungen, bis zu 35 in einem Jahr. Zu ihnen gehörten Ingrid und Gerold Schmidt – vor 50 Jahren. Ihre goldene Hochzeit haben sie nun wieder dort gefeiert, mit einem Gottesdienst. Der Glaube des Paars wird jedoch auch im Alltag sichtbar. » 20 Feiern Sie das Leben!«, ruft Pfarrerin Von weißem Flieder und Äppelwoi Nicole Oehler dem Paar und der Fest So trägt Ingrid Schmidt, die »Braut«, in der Kirche auch gemeinde zu. Kantorin Bettina Wißner kein Weiß. Weiß aber ist während der Andacht der Flieder lässt die Orgel groß aufblühen. Blumen auf dem Altar. »Die gleichen Blumen wie vor 50 Jahren«, kinder streuen rote Rosen. Und das Paar hat die Pfarrerin von dem Paar erfahren. Die Lehnen der zieht aus der Burgkirche in Dreieichenhain hinaus. Vor der Stühle, auf denen das Goldpaar sitzt, verbindet ein weißes Kirche bildet sich eine Schlange zum Gratulieren. Dann Herz. Und auch das am Altar hängende Tuch ist weiß – Fest verlässt ein Autokorso hupend die Burganlage: Ein gemein zeit in der Burgkirche. Ein Kichern perlt durch den Kirchen samer Weg liegt vor dem Paar, das bereits eine nicht gerade raum. Nicole Oehler erzählt gerade vom Kennenlernen des kurze Strecke hinter sich gebracht hat: 50 Ehejahre! Paars. »Natürlich auf der Kerb!« Zwei Wochen zuvor, als die Trauungen in der EKHN 2009 evangelisch/evangelisch evangelisch/römisch-katholisch n evangelisch/anders christlich n evangelisch/nicht christlich n sonstige n n 2.165 1.132 113 460 25 3.895 Seelsorgerin Gerold und Ingrid Schmidt in deren Haus besuchte, hatte sie selbst nicht viel geredet, sondern sich erzählen lassen, Fragen gestellt und Notizen gemacht. Jetzt zeichnet sie die überraschenden Bahnen der Liebe nach. Sie erzählt mit Sinn für Komik, sodass die Besucher wie von selbst zu lächeln beginnen. Der Lebensgeschichte gibt sie mithilfe biblischer Gedanken einen Rahmen. Und das von ihr gerahmte Bild ist schön. »Gott hat ein liebendes Auge auf Sie geworfen«, sagt sie. Auch der Blick der Pfarrerin wirkt nicht etwa auf kühle Weise professionell, sondern liebevoll: Sonst gingen nicht Details wie der erste gemeinsame Äppelwoi in die Predigt ein. Das Alltägliche findet Wohnrecht in der Kirche. Auch schwere Zeiten werden angesprochen, jedoch: Gott wandert mit. Er ist ein Schirm – was an diesem regnerischen Vor mittag sehr eindrücklich wirkt. Der Segen: eine fließende Kraft Nicht anders als bei Trauungen kann bei einer goldenen Hochzeit das Paar öffentlich, in der Kirche und vor Gott seine Liebe bekunden, sagt Nicole Oehler. Danklieder werden gesungen. Und die Stimme des Solisten Uwe Meier füllt zart und kraftvoll den Raum. Das ist offenbar so bewegend, dass Urenkel Lucas zu wandern beginnt und seine Urgroßeltern vor dem Altar besucht. Im Gebet zählt die Pfarrerin auf, was danken lässt. So viel! Das klingt üppig, lebensfroh und wirkt auf frische Weise unbegrenzt – nicht viel anders als der Flieder auf dem Altar. Im Mittel punkt aber steht eine ganz einfache Geste: Mann und Frau geben einander die rechte Hand, die Pfarrerin legt ihre dazu – ein Dreierbündnis, der Segen. Mag er mit natur wissenschaftlichen Methoden auch nicht nachweisbar sein, so gilt dennoch: »Er ist gut spürbar«, sagt Nicole Oehler: »Da fließt eine Kraft, die auf einer anderen Ebene liegt.« Burgkirchengemeinde Dreieichenhain Pfarrerin Nicole Oehler Telefon (06103) 2029422 E-Mail [email protected] www.burgkirche.de n 21 Für Ingrid und Gerold Schmidt ist ihr Trauspruch auch nach 50 Jahren noch aktuell Zwei Augenmenschen aufs Atmen behalten. »Wenn mich etwas stört, muss es gleich heraus«, sagt Ingrid Schmidt. Sie haben eine sehr bewegliche Art gefunden, den Unmut verrauchen zu lassen. Sie schimpft – laut! Er geht durch die Wohnung auf der Suche nach einem ruhigen Ort. Sie folgt ihm, er bricht wieder auf, sie folgt ihm erneut. So bleiben sie gemeinsam unterwegs. Ein Engel, der kein bisschen Arbeit macht Urenkel Lucas steht jetzt am Wohnzimmertisch. Ingrid Schmidt ist mit 19 erstmals Mutter geworden. Immer waren Kinder in der Nähe, mit 59 wurde sie Uroma. Lucas’ älterem Bruder Maximilian liest der Uropa Geschichten aus der Kinderbibel vor. Sie schauen auch selbst in die Bibel hinein, Gerold hat sogar eine im Nachtschränkchen. »Man darf sie S halt nicht wörtlich verstehen«, meint Ingrid. Die beiden ie schauen einander immer wieder einmal an. »Wo sie ist, da bin auch ich«, sagt Gerold Schmidt. Und seine Frau ergänzt: »Wir haben alles zusammen interpretieren die Bibel mit ihrem Leben. Neben Lucas, der nach dem Erdbeerkuchen greift, ist noch ein Bub zu sehen: Jesus – auf den Armen seiner gemacht: Arbeit, Urlaub, Kochen.« Wenn es Kartoffelsalat Mutter Maria. Die Figur stammt von einer Großtante und ist gibt, kommt er oft in eine riesige Schüssel, erzählt Enkelin stets im Blick. Und dann ist da auch noch ein Engel im Jasmin, die im selben Haus wohnt. »Der reicht für Treppenhaus, der »nie verstaubt«. So viel haben sie im 20 Leute.« Gerold kauft ein, schält die Kartoffeln, Ingrid Leben gearbeitet, gepflanzt, gesät, geerntet. Die Engelsfigur kümmert sich um Zubereitung und Geschmack. Beide aber macht keine Arbeit: »Der putzt sich selbst.« Vorsichtig wollen sich eben nicht nur um sich selber drehen. »Meine und verwundert sagen sie das. Den kostbaren Engel haben Augen schauen stets zum Herrn«, lautete der Bibelvers zu sie aus Dankbarkeit erworben, als sie mit dem Hausbau eine ihrer Trauung vor 50 Jahren. Er ist zum Motto ihres Lebens schwere Zeit überstanden hatten. »Das Geld hat oft nur bis geworden.»Wenn ich nachts aufwache, fühle ich oft neben zur Mitte der Woche gereicht.« Damals merkten sie: »Vom mich: Ist sie noch da?«, erzählt er. Doch auch an diesem Arbeiten allein kann man nicht leben, es braucht Freunde.« Nachmittag im Garten, im Gewächshaus oder auf dem Sofa Umgekehrt haben sie auch den Freunden geholfen, sind berühren sie sich, was wie die gestische Untermalung ihres zusammen in Urlaub gefahren und essen bei Festen noch Trauspruchs wirkt: Auf den anderen achten – auch darin immer Kartoffelsalat aus der großen Schüssel. kann ein Augenaufschlag Gottes liegen. »Ich werde sie immer lieben« Eine sehr bewegliche Form des Streitens Der Trauspruch soll leben: »Meine Augen schauen stets zum Einander anschauen – das geht freilich nur, wenn man auch Herrn.« Dabei spüren sie: Er schaut auch auf uns. Mag es auf Abstand gehen kann. »Wir haben uns bereits am Tag, noch so schwere Zeiten gegeben haben: »Er behütet uns, er nachdem wir uns kennengelernt haben, gestritten.« Sie schützt.« Jedoch: »Es kommt auch darauf an, selbst etwas wollte sich von ihm nicht einladen lassen. Der Grund? zu tun.« Einmal hat Gerold Schmidt einer dementen Frau Wieder war es die Aufmerksamkeit: »Er hat damals doch aus der Bibel vorgelesen. Als sie sonst niemanden mehr sehr wenig Geld verdient.« Der eigene Wille hat das Recht erkannte, habe sie ihn kurz vor dem Tod beim Namen ge nannt. »Das war ein Wunder!«, sagt seine Frau. Auch fahren sie mit dem Kleinbus Gemeindemitglieder zu Andachten in die Schlosskirche Philippseich. »Dann sind schon mal tausend Jahre im Bus!«, sagt sie. Und plötzlich lächelt sie – verzaubert wie ein junges Mädchen. Der Mann neben ihr nämlich hat gerade gesagt: »Ich möchte in der Kirche einfach noch mal sagen: Ja, ich liebe sie, ich habe sie immer geliebt.« 22 n Kulturprojekte der Evangelischen Stadtakademie Frankfurt Am Puls der Stadt Offen, mutig, mitten im Leben: Das ist das Bild von Kirche, wie Ute Knie, Leiterin der Evangelischen Stadtakademie mit dem Namen »Römer 9«, sie sich wünscht. Es ist zugleich das Leitmotiv des Akademieprogramms, mit dem sich die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in das kulturelle und gesellschaftspolitische Geschehen in der Stadt Frankfurt einmischt – zum Beispiel mit der Gruppenausstellung »transzendent«. H and aufs Herz: »Was bereuen Sie aufrichtig in Ihrem Leben? Wie viele Personen ernähren Sie? Erzählen Sie vom Augenblick, als sich Ihr Leben komplett veränderte.« Solche Fragen, auf leuchtend orangefarbene Stellwände geschrieben, waren Teil der Ausstellung »transzendent«, die an einem eisigen Februarabend eröffnet wurde. Noch eingehüllt in Schal und Mantel, die Wangen rot vor Kälte ließen die Sätze der Künstlerin Vera Bourgeois viele Be trachter innehalten. Doch auch die Arbeiten der anderen beiden Künstler bargen Herausforderungen: »Hast du die Bilder da vorne schon gesehen? Erst dachte ich, sie schläft ...« Eine Besucherin führte ihre Freundin zu zwei Fotografien von Daniel Schumann. Auf beiden ist eine alte Frau zu sehen: einmal in die Kamera lächelnd, auf dem zweiten scheint sie zu schlafen, das Lächeln nur mehr an gedeutet. Tatsächlich aber hat der junge Fotograf in einem Frankfurter Hospiz seine Kamerablicke auf Menschen im Ute Knie, die Leiterin der Akademie, und ihr Kurator Leben und im Tod gerichtet. Die Bilder strahlen Würde und Christian Kaufmann wollen mit ihren Veranstaltungen alle Respekt aus. Sinne ansprechen, daher legen sie großen Wert auf einen WortBildDialog: indem Künstler Diskussionsabende Denk- und Sehgewohnheiten überschreiten inspirieren oder umgekehrt, indem Ausstellungen aus Keine leichte Wahrnehmungskost also, die geboten wurde – theoretischen Fragestellungen erwachsen. Zuletzt war das doch die Besucher scheuten davor nicht zurück, sondern so beim Thema Transzendenz. Dieser schillernde Begriff diskutierten mit Freunden, Fremden und den Künstlern zündete bei Kaufmann die Idee für die Gruppenausstellung selbst. Das ist ganz im Sinn der Evangelischen Stadt »transzendent«. Er sprach Künstler an, die sich mit grenz akademie Römer 9, einer Einrichtung des Frankfurter überschreitenden Wahrnehmungen oder nicht Darstell Evangelischen Regionalverbandes, die mit Kooperations barem beschäftigen, denn: »Kunst vermittelt doch immer, partnern wie der Evangelischen Akademie Arnoldshain oder was fremd ist.« der GoetheUniversität zusammenarbeitet. Die Stichworte der Veranstaltungen reichen von Kinderakademie über ➔ Weiter auf Seite 25 Migration bis Stadtarchitektur. Die Leitfragen: Wie können Religion und Kultur in einen anregenden Dialog mitein ander treten? Welche Impulse für die Stadtgesellschaft und Stadtpolitik Frankfurts können damit gegeben werden? – Für die Frankfurter Kirchengemeinden ist die Stadt akademie dabei keine Konkurrenz, sondern Unterstützung, indem sie ihnen etwa Referenten für Themenabende ver mittelt. 23 Petra Tutsch, ehrenamtliche Mitarbeiterin bei »Römer 9«, über evangelische Identität in der Großstadt Bin ich gut integriert? Petra Tutsch (45) engagiert sich als Ehrenamtliche in der Evangelischen Stadtakademie Römer 9, beruflich arbeitet sie als Managerin für Kommunikation und Controlling. » Auslöser für meine Mitarbeit war ein Erlebnis vor den Nächsten, ob fremd oder vertraut. Menschen zuein drei Jahren: Damals klingelte bei uns die Tochter ander zu bringen ist für mich ein zentrales Thema des einer kurdischen Familie aus der Nachbarschaft, christlichen Glaubens. Zu dieser Art Vermittlungsprozess die wir gut kannten, und sagte: ›Wir brauchen 500 Unter fällt mir eine Bibelstelle ein (Jeremia, Kapitel 29, Vers schriften, um nachweisen zu können, dass wir integriert 13 – 14): ›Denn so spricht der Herr: Wenn ihr mich von sind.‹ Die Familie hatte vor Längerem Asyl beantragt und ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch nun ein Amtsschreiben erhalten: Der Vater und sie, damals finden lassen.‹ Er spricht zu einem Volk, das in der Fremde 16jährig, müssten zurück in die Türkei, die Mutter mit den lebt, ›Suchen und Finden‹ heißt also in diesem Zusammen beiden hier geborenen Söhnen dürfe bleiben. Es erschien hang: sich verwirren lassen, anfangen zu verstehen. Und mir entsetzlich, diese Familie auseinanderreißen zu wollen, dann: heimisch werden, um gemeinsam Neues zu gestalten. und gleichzeitig stellte ich mir die Frage: Bin ich nach diesen Anforderungen ›gut integriert‹? Mein Partner und ich sind beide nach dem Studium Es ist ein Menschenbild, das für mich persönlich mit dem Bild des liebenden Gottes verbunden ist. Zu wissen, dass ich gewollt bin und einen Wert habe, so wie ich bin. nach Frankfurt gekommen. Die meisten unserer Freunde Die Würde des Menschen, die hinter diesem Bild steht, gibt arbeiten hier, wohnen aber außerhalb. In ›meiner‹ Stadt, mir Halt und die persönliche Freiheit – jenseits ökono stellte ich fest, gab es für mich keine Verwurzelung oder mischer Leistungs und Effizienzkriterien –, bei gesell Gemeinschaft – das wollte ich ändern und mich stärker schaftlichen Aufgaben mitzuwirken. Dieses positive Gefühl einbringen und vernetzen. Am meisten sprachen mich dafür wieder nach außen zu tragen empfinde ich als meine die Veranstaltungen von Römer 9 an, denn es ist eine Aufgabe.« n Einrichtung, die Grundfragen stellt: Wie kann ich in einer modernen Stadtgesellschaft meinen Glauben leben? Was heißt Integration? Was heißt Gemeinschaft? Und die auch den Ort bietet, wo all das diskutiert werden kann. Für meine Verwandten war ein solches Engagement ganz normal – Freunde dagegen fragten: ›Warum ausge rechnet bei der Kirche?‹ Das Thema Glauben ist, zumindest in dem beruflichen Kreis, in dem ich mich bewege, mit einem gestrigen Touch behaftet. Und tatsächlich gibt es für den Personenkreis zwischen 30 und 55 leider kaum anspruchsvolle Angebote. Die Gemeinden bemühen sich entweder um junge Familien mit Kindern oder um die über 60Jährigen. Vielleicht war mein Glaube auch aus diesem Grund lange Zeit eine sehr private Angelegenheit. Doch ich halte christlichen Glauben gerade in der heutigen Zeit für sehr wichtig. Wie oft höre ich von Menschen, die sich isoliert fühlen und sagen, ihnen fehle der Halt oder das Gefühl von Heimat. Großstädte können sehr unwirtlich sein, deswegen brauchen wir gerade hier in Frankfurt eine Einrichtung wie Römer 9, die ein Menschenbild vermittelt, das offen ist für 24 Evangelische Stadtakademie Römer 9 Die Evangelische Stadtakademie Römer 9 ist eine Einrichtung des Evangelischen Regionalverbandes, Fachbereich I: Beratung, Bildung, Jugend. Einige weitere Veranstaltungen in den Jahren 2009/2010: n Passion Afrika – Globalisierungskritik aus afrikanischer Perspektive. Lesung und Podiumsdiskussion. n Mama ist krank – Opa ist gestorben. Wie Bücher Kindern helfen können, Sorgen und Trauer zu verarbeiten. n Heilige Texte. Lesung und Gespräch aus Tora, Bibel und Koran über heilige Zeiten. n Talentförderung oder Elitebildung? Vortrag von Prof. Dr. Gesine Schwan zum Thema Bildungsgerechtigkeit. ➔ Fortsetzung von Seite 23 Das Fremde in uns und um uns worten nachdenken – und habe zum Teil noch gar keine Die Auseinandersetzung mit Grenzbereichen sowie »dem gefunden. Sehr spannend.« Der Glaube ist eben nichts Fremden« zieht sich wie ein roter Faden durch die Fertiges, das man aus einer Ausstellung oder einer Kirche Akademiearbeit. Dazu passt auch, nomen est omen, der mitnehmen könnte. Der Glaube ist immer im Werden, in Zuname der Evangelischen Stadtakademie Römer 9. Er be jedem Einzelnen. n zieht sich zum einen auf die Frankfurter Adresse am Römer berg, aber zum anderen verweist er auch auf das Kapitel 9 des Römerbriefs und gibt der Akademie ihr biblisches Motto. Schließlich ermutigt Apostel Paulus darin zu einer »Freiheit aus Glauben«, die zu einer entschlossenen und verant wortungsvollen Auseinandersetzung mit der Welt führen möge, denn »so sind wir alle gerechtfertigt aus Glauben«. Pfarrerin Knie beobachtet, »wie sehr Menschen nach Antworten suchen«, und empfindet es als Auftrag, Austausch zu ermöglichen und Lösungsvorschläge aufzu zeigen, die glaubwürdig sind. »Wenn wir merken, es bewegt die Stadtgesellschaft, sollten wir uns einmischen. Mit klaren Positionen nämlich erreichen wir auch Menschen, die sonst eher selten in die Kirche gehen.« Mit leuchtenden Augen formuliert Ute Knie ihre Vision von einem Diskurs, der Glauben und Religion intensiv mit einbezieht. Provozieren? Einmischen? – Dazu gehören Offenheit, Mut und ein gutes Standing mitten im Glauben, mitten im Stadtleben. Aber auch das Beantworten der Frage: Muss Kirche so was machen? »Aber ja!«, nickt die Studienleiterin. Inspirierend und berührend »Gute Kunst lässt uns eine Ausstellung mit mehr Fragen verlassen, als wir sie betreten haben«, sagt Kaufmann. Dass dies nicht in Verwirrung führt, sondern eine genauere Betrachtung ermöglicht, bestätigen die Rückmeldungen, die Vera Bourgeois erhalten hat. Darunter etwa diese: »Ihre Fragen und die Hospizfotos fand ich sehr berührend. Ich muss noch immer sehr viel über die wirklichen Ant Stadtakademie Römer 9 Leiterin Pfarrerin Ute Knie Telefon (069) 1741526-13 E-Mail [email protected] www.roemer9.de 25 Überraschungsgottesdienste in Bromskirchen Eine schöne Abwechslung Bromskirchen, die nördlichste Gemeinde der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, lädt einmal im Monat zu einem Gottesdienst in anderer Form ein. Welchem Ablauf er folgen wird, ob meditativ oder mit viel »Action«, das wissen die Besucherinnen und Besucher vorher nicht. Heute wird es die evangelische Messe mit Musik aus der internationalen und ökumenischen Kommunität in Taizé. Kantor und Organist Marius Schmidt, 22, hat die getragenen Gesänge einstudiert. »Fünf Abende haben wir geprobt«, erzählt Karola Steuber, 52, danach. Und weil im Alt noch Stimmen fehlten, hat sie ihre Tochter gebeten, mitzukommen. »Zunächst hat sie noch gemeint: ›Mama, das ist doch nix für mich.‹ Aber haben Sie gesehen, wie sie strahlend mitgesungen hat?« Zum Mitsingen projiziert ein Beamer die englischen, französischen und lateinischen Texte samt ihrer Über setzung an die Wand. »Ich lade ein«, sagt Pfarrer Buß, »durch die Musik und äußere Ruhe zu innerer Stille zu kommen.« Dann stellt er seinen Amtskollegen Claus Becker V aus Battenfeld vor, der heute predigt. In der evangelischen or dem Haus wecken ungewohnte Klänge Neu Messe wird die Liturgie von den beiden Pfarrern gesungen. gier. »Die Schola singt sich warm«, erklärt Das ist ungewohnt, der Klang entfaltet aber eine meditative Gemeindepfarrer Dr. Uwe Buß. Rechts und links Atmosphäre. des Altars haben sich ein gutes Dutzend Sängerinnen und Sänger positioniert. «Bless Mehr Licht the lord, my soul, and bless God’s holy name«, intonieren Die weißen Talare und die lila Stolen harmonieren mit der sie. »Meine Seele preise den Herrn …« Dann eine Bitte in Musik, dem Raum und den flackernden Kerzen, die Kinder lateinischer Sprache: »Veni sancte spiritus. Komm, Heiliger entzündet haben und mit Vorsicht balancieren. Sie bieten Geist ...«. Uwe Buß begrüßt die rund 100 Menschen im auch den Einstieg zur Predigt. »Was macht ihr, wenn ihr im proppenvollen Gottesdienstraum. Sie warten gespannt Dunkeln im Bett liegt und Angst habt?« Nach kurzem darauf, welche Art Gottesdienst sie feiern werden, denn Zögern folgt die Antwort: »Wir machen Licht an.« »Ja«, heute ist »Kirchenüberraschung«, eine besondere Gottes erwidert Becker, »Licht ist freundlich und tut gut. Und so dienstreihe, bei der einmal im Monat unterschiedliche kommt Jesus als Licht und frohe Botschaft in die Welt.« Er Formen zum Tragen kommen. Es könnte ein Lobpreis schließt mit dem Verweis: »Jesus will leben und scheitert gottesdienst mit vielen modernen Liedern sein. Oder ein an den Menschen mit diesem Wunsch.« Mit Blick auf das »Perlen des Glaubens«Gottesdienst mit verschiedenen moderne Kreuzgemälde hinter dem Altar erhält das Lied Stationen und Aktionen in der Kirche. Oder eine evange »Oculi nostri ad Dominum Jesum« seinen tieferen Sinn – lische Messe, wie sie Luther ursprünglich gefeiert hat. Oder, »Unsere Augen schauen stets auf den Herrn ...«. oder. Pfarrer, Kantor sowie die Jugendlichen Sandra und Jonas tragen Fürbitten vor. Kinder bringen Brot und Wein Kirchengemeinde Bromskirchen Pfarrer Dr. Uwe Buß Telefon (02984) 31017 E-Mail uwebuss @googlemail.com www.kirche-bromskirchen.de zum Altar, die Gemeinde feiert Abendmahl. Dem Gottesdienst folgt ein weiteres Mahl. Fleißige Hände haben Brote vorbereitet, es gibt Getränke, man plaudert. Auf die Frage, wie ihm diese Gottesdienstform gefällt, äußert sich Siegfried Rudolph, 72, etwas bedeckt. »Ich weiß nicht, ob man sich in der Liturgie so dem Katholischen anpassen soll«, sagt der kirchlich engagierte 26 Gemeindepfarrer Uwe Buß experimentiert mit Liturgien Aufgeschlossen für Ungewohntes » Jésus le christ, lumière intérieure – Christus, dein Licht verklärt unsere Schatten. Lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht ...«, singt die Gemeinde in Hallenberg. Fremdsprachige Lieder und ge sungene Liturgie auf dem Lande? Pfarrer Dr. Uwe Buß, 42, lacht. »Wissen Sie«, sagt er, »ich stamme aus der Gegend Mann. Ute Dersch, 37, hingegen lobt »die einladende, offene Form, die zudem ohne Gesangbuch auskommt«. von Lich und es ist ein großes Vorurteil, dass Gemeinden Und auch Klaus Wiegand, 61, ist begeistert, »dass junge auf dem Land nicht für neue Formen aufgeschlossen sind.« Menschen durch solche Gottesdienste viel besser mit ein Er selbst habe bereits im Studium evangelische Messen bezogen werden können«. Zum Beispiel die 14jährige kennen und die sinnliche und ausführliche Liturgie mit Gesang, Gebeten, den Abendmahlelementen Brot und Wein Sandra. »Klar«, sagt sie, »ich mache gerne mit – denn das ist immer eine schöne Abwechslung.« n schätzen gelernt. »Anstöße haben mir auch meine Auseinander setzung mit der Geschichte des Gottesdiensts in der Gottesdienste in der EKHN 2009 evangelischen Kirche gegeben«, sagt Buß. Bis ins 19. Jahr Insgesamt wurden im Jahr 2009 an Sonn- und Feiertagen 72.555 Gottesdienste gefeiert. Fünf Mal im Jahr werden die Gottesdienstbesucher/-innen gezählt: Invokavit (Beginn der Passionszeit im Februar) Karfreitag n Erntedank n Erster Advent n Heiligabend n n 63.529 77.609 159.420 85.821 556.283 Gottesdienstvorbereitungskreise Teilnehmende Kindergottesdienste im Jahr Teilnehmende pro Sonntag, durchschnittlich n Kinderbibelwochen Teilnehmende n Kindergottesdienstvorbereitungskreise Teilnehmende Gebrauch. »Das Bunte verschwand als liturgische Kleidung erst flächendeckend mit der Einführung schwarzer Talare durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. seit 1811«, erklärt er. überraschung« sechs unterschiedliche Gottesdienstformen vor. Alle drücken auf eigene Weise etwas vom Glauben aus. 276 1.844 Danach sind die Gemeindeglieder eingeladen, auf einem Fragebogen ihre Meinung dazu zu äußern. Das wird dann diskutiert. Buß betont: »Oft finden gerade die Älteren die Kindergottesdienste in der EKHN 2009 n die der evangelischen Messe von heute sehr ähnlich sind. Auch die bunten liturgischen Gewänder waren lange in Insgesamt stellt er im Rahmen der Reihe »Kirchen Der Gottesdienstbesuch sinkt parallel zur Mitgliederzahl leicht. Seit Jahrzehnten besuchen etwa vier Prozent der Mitglieder den Gottesdienst. n hundert hinein wurden vielerorts Gottesdienste gefeiert, Gottesdienste ansprechend, die Gesprächselemente und 27.643 11.099 561 19.791 877 4.421 moderne Musik enthalten, die sie aus dem abendlichen Fernsehprogramm kennen.« Und ebenfalls verblüffend sei, dass sich Jugendliche besonders von den feierlichen Messen oder TaizéGottesdiensten angesprochen fühlten. Buß’ Fazit: »Gemeinden haben ein Anrecht auf Formen, die zu ihnen passen. Und wir Pfarrer müssen uns einen Ruck geben, ausprobieren und uns auf Neues einlassen.« n 27 Mainzer und Heinebacher Kinder pilgern auf der Bonifatius-Route Das Wunder des Schweigens Eine im doppelten Sinne ungewöhnliche Freizeit: Kinder pilgern auf der Bonifatius-Route. Dabei erleben sie sich selbst und Jesus unter dem Motto »Wunder« neu. Zugleich ist diese Freizeit gelebte Kooperation zwischen einer Gemeinde der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Mainz und der Gemeinde Heinebach in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. sollen die Acht bis 13Jährigen Ruhe erfahren und Zeit bekommen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Beides ist rar im modernen, verschulten und verplanten Kinderleben. Wenzel und Wolf sind dafür ein gutes Team, sind warmherzig für die Kinder da und trauen ihnen gleich zeitig auch vieles zu. So wird die Schweigezeit nicht von den Betreuern, sondern in der Kinderrunde festgesetzt. Gestern etwa auf 45 Minuten nach dem Start. Das stellt sich als recht lang heraus, wird aber konsequent durchgehalten – sogar in den Ortschaften, wo Wenzel und Wolf unverhofft auf Zeichensprache zurückgreifen mussten, um die wuselige Pilgerschar sicher durch den Verkehr zu leiten. Charme der Botschaft Jedes Kind erhält ein Pilgertagebuch, darin Bilder der verschiedenen Stationen sowie Gebets und Liedtexte. Besonders die Mädchen gestalten die Seiten liebevoll aus. Nach der Schweigezeit glucksen sie sich verschwörerisch zu, holen ihre Tagebücher aus den Rucksäcken und stimmen das Lieblingslied dieser Pilgerreise an: »Eines Tages kam einer, der hatte einen Zauber in seiner Stimme, ... einen L Charme in seiner Botschaft, ... eine Offenheit in seinem euchtender die gelben Rapsfelder, süßer die Triller der Feldlerchen und aufmerksamer als sonst die Herzen.« Bis auf die beiden Jüngsten waren alle schon Kinderaugen – Schweigezeit beim Pilgern. Die letztes Jahr beim ersten Pilgern dabei. Gewandert wird auf Idee zur Pilgerreise haben die Kinder und der BonifatiusRoute, die von Mainz bis Fulda verläuft und Jugendbetreuer Simone Wolf aus Heinebach bei so in einem schönen Bogen die beiden Gemeinden aus Melsungen und Guido Wenzel aus Mainz gemeinsam ent HessenNassau und KurhessenWaldeck verbindet. Letztes wickelt. Wenzel, der als Praktikant im Heinebacher Kinder Jahr starteten sie in Mainz, dieses Jahr in Sindelfingen, garten war, erklärt: »Wir wollen ihnen fern von Unterricht dem Ziel der Wanderung im letzten Jahr. Jan, Jasmin, Cara und Alltag neue Facetten von Jesus zeigen.« Außerdem und all die anderen, die nur bei diesem Kinderpilgern zusammenkommen, wollen auch nächstes Jahr wieder eine Etappe weiter pilgern. In vier Etappen wandern sie etwa 35 Kilometer am Tag und übernachten in Gemeindehäusern am Weg. Zwischendrin sorgt ein Schwimmbadbesuch für die Grundreinigung. Einmal am Tag taucht Joshua auf – alias Guido Wenzel – und erzählt von Jesus. Heute Morgen berichtete er in seiner orangefarbenen Pilgerkutte von der Speisung der 28 Kinder- und Jugendgruppen in der EKHN 2009 Kindergruppen Teilnehmende n Jugendgruppen Teilnehmende n Einzelveranstaltungen Teilnehmende n 1.329 11.912 962 7.472 2.840 52.360 5.000 mit nur einem Brot. Danach wird heftig diskutiert: Wie kann das sein? Hat wirklich ein Brot für alle gereicht? Oder war das eine Aufforderung an jeden, der etwas hatte, zu teilen? Der achtjährige Leon meint, »Jesus muss gehext haben«, doch Leonie ist überzeugt: »Jesus soll bestimmt ein Vorbild sein.« Jesus als Vorbild Für heute einigen sich die Kinder wieder auf 30 Schweige minuten – wie im letzten Jahr. Das Verblüffende: In dieser Zeit ist plötzlich alles anders. Die Grüppchen sortieren sich neu und manche laufen jetzt allein, ohne deshalb einsam zu wirken. Die Blicke müssen nun mehr sagen als vorher. Danach sprudelt die 13jährige Janine: »Wenn ich schweige, achte ich viel mehr auf die Natur: Vorhin sind Vögel ganz knapp vor uns her geflogen und haben Loopings gemacht.« »Bei mir ist das wie Runterkommen. Alles geht Kirchengemeinde Mainz-Gonsenheim Pfarrerin Dr. Angela Rinn Telefon (06131) 465936 E-Mail angelarinn @t-online.de Diakon Guido Wenzel Telefon (0173) 8666346 E-Mail [email protected] langsamer, das finde ich gut«, erklärt Jan. »Reli ist sonst nicht mein Fach, aber hier finde ich schön, wie wir singen und über Jesus reden«, gesteht Cara und Jasmin fügt www.bonifatiusroute.de hinzu: »Wir erleben so viel Neues hier. Blöd, dass meine Freundinnen finden, das sei langweilig, nur Laufen und Schlafen.« Tatsächlich ist diese Pilgerreise eine besondere Auszeit. Ein stärkendes, gemeinsames Erleben, während man freundlichen und unfreundlichen Passanten begegnet, Hunger und Durst, sich mit einer unbequemen Hose, dem schweren Rucksack, Regen und verwirrenden Wegzeichen herumschlagen muss. »Am Ende freue ich mich, dass ich etwas geschafft habe«, lächelt Thea. n 29 Für Guido Wenzel ist die Kinderbetreuung mehr als ein Studentenjob Was mich trägt Wir reagieren andere darauf, dass Sie gläubig sind und Theologie studieren? WENZEL: »Ich habe gute Freunde, die mit völligem Unver ständnis auf Religion reagieren. Was ich sehr dogmatisch finde, weil sie nur ein beschränktes Bild vom Glauben zu lassen. Oft kommt die Reaktion: ›Aha. Komischer Kerl. Wie Guido Wenzel, 27, studiert Theologie im 5. Semester und betreut Kinder und Jugendliche in der evangelischen Kirchengemeinde MainzGonsenheim. naiv muss der sein.‹ Ich verstehe mich eigentlich nicht als naiv. Es wäre aber keine schlechte Art von Naivität, wenn ich trotz allem, was mir in der Welt begegnet, etwas spüre, das mich trägt.« Gibt es eine biblische Geschichte, die Sie begleitet? WENZEL: »Eine Stelle aus der Bergpredigt: ›Selig, die hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, denn sie werden Wie kam der Glaube in Ihr Leben? WENZEL: »Ich bin nicht gläubig erzogen und habe mich satt werden.‹ Ein zentraler Gedanke für mich ist, dass es im Kleinen wie im Großen sehr viel Ungerechtigkeiten gibt. auch lange nicht als gläubig verstanden. Es gab da kein Dieser Vers sagt mir: Das kann sich ändern. Für mich ist er ›Erweckungserlebnis‹, aber eine Phase der Sinnsuche. keine Vertröstung, sondern eine Zusage: Auch wenn du es Damals habe ich mich mit dem Buddhismus beschäftigt, der nicht erlebst, es kommt.« durch seine Offenheit ja sehr attraktiv ist. Aber der 30 christliche Glaube hat mich dann durch das Gehaltensein Gibt es ein Symbol für Gottes Handeln in Ihrem Leben? und das VertrauenKönnen auf Gott eingenommen. Mein WENZEL: Religionslehrer in der Oberstufe hat viel dazu beigetragen. unwohl, wenn ich es vergessen habe. Aber eigentlich fehlt Er hat sich genau so für eine gerechte Wirtschaftsordnung mir noch ein Symbol für die Verantwortung füreinander. »Das Kreuz. Ich trage eines und fühle mich eingesetzt wie für einen fairen Umgang miteinander. Er Vielleicht ist es ja das Abendmahl. Letzte Woche war ich in unterrichtete auch als Einziger im Stuhlkreis. Anfangs einem Gottesdienst, wo der Pfarrer nicht herumgegangen wollten wir das gar nicht. ›Gut‹, sagte er, ›machen wir das ist mit dem Brot und dem Kelch. Er hat beides weiterreichen eben rückgängig.‹ Aber danach fühlten wir uns plötzlich lassen und vorgeschlagen, ›Sie können sagen ›Christi Leib total beengt. Wir spürten, dass da tatsächlich eine andere für dich gegeben‹, oder ›Gott sagt ja zu dir‹.‹ ›Gott sagt ja zu Atmosphäre war, und räumten wieder um. Viele Lehrer dir‹ – meine Nachbarin hat das total irritiert und sie hat sagen ja nur, dass Frontalunterricht nicht ideal ist, ändern dann freudig überrascht ›Danke‹ geantwortet. Das war un aber nichts. Altgewohntes zu durchbrechen ist schwierig – erwartet, aber ein schönes Zeichen. Darin zeigt sich das gerade deswegen hat mich sein Selbstvertrauen fasziniert. Gemeinsame, unser Füreinander. Deswegen finde ich auch Für mich kam das aus seinem Glauben.« so wichtig, dass man sich ehrenamtlich betätigt.« n ökumeneprojekt der Jugend in Gießen Restaurierter Oldtimer für Indien In einer Montagehalle richten Jugendliche einen alten Mercedes wieder her, lernen etwas Praktisches, erleben Gemeinschaft und unterstützen gleichzeitig ein ökumenisches Partnerschaftsprojekt des evangelischen Dekanats. E s knattert, röhrt und qualmt. In der Lagerhalle liegt Benzingeruch in der Luft. Eine Handvoll junger Menschen steht um einen dröhnenden Automotor und strahlt um die Wette. Wenige Meter daneben liegt die Karosserie eines Mercedes Ponton 180 D, Baujahr 1955, in »stabiler Seitenlage«: Haube, Kotflügel und jede Menge Einzelteile. Seit vielen Samstagen treffen sich Jugendliche samstags im Gewerbegebiet in der Gießener Weststadt, um gemeinsam einen Oldtimer wiederherzurichten. Die Idee erläutert der Sozialpädagoge Ulrich Berck: »Wir setzen einen Oldtimer wieder instand und versteigern ihn öffent lichkeitswirksam für einen guten Zweck.« Berck hat das Angebot mit dem alten Mercedes in einer Oldtimerzeit schrift gefunden. Bei der Finanzierung half das Dekanat unbürokratisch mit Projektmitteln. Der Erlös ist für eine Jugendwerkstatt in Nordindien bestimmt. Die dortige Partnerkirche der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die Evangelische Kirche in der Diözese Amritsar, unterhält Förderprojekte für Dalits, die Ent rechteten und Ausgestoßenen im indischen Kastensystem. »Ein wichtiger Teil des Projekts ist, dass wir uns regelmäßig mit der Situation in Indien beschäftigen«, bekräftigt Berck. Heute jedoch ist zunächst einmal harte Arbeit an der Karosserie angesagt. Um die Truppe zu motivieren, lärmt vorher noch kurz der Motor. »Als der zum ersten Mal wieder lief, war das so etwas wie ein Wendepunkt«, erklärt Leon (17), »da ist uns so richtig das Herz aufgegangen.« Zuvor hatten ihn die Jugendlichen komplett auseinander genommen, gereinigt und wieder zusammengebaut. Ehrenamtlich unterstützt werden die Jugendlichen von einem echten Profi: Helmut Schäfer, KfzMeister, wurde bei einem Straßenfest am Reformationstag auf das Projekt aufmerksam. Der 50Jährige, der momentan von Hartz IV und einer selbstständigen Tätigkeit lebt, ist ein echter Oldtimerfreak. »Diese Modelle sind sehr wartungsfreundlich und nicht bloß Hightech, was teure Rechnungen in der Werkstatt verursacht«, schwärmt er. ➔ Weiter auf Seite 33 31 Sozialpädagoge Ulrich Berck über evangelische Jugendarbeit Schrauben verbindet Was ist an dem Projekt evangelisch? BERCK: »Es gehört zum Konzept des Stadtjugendpfarramts, Möglichkeiten für eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu einmal anriefen, nachdem sie in der Presse über das Projekt gelesen hatten. Das Projekt öffnete ihnen die Tür zur Kirche. Es ist übrigens immer noch offen für neue Interessierte.« schaffen, aber auch Glaubensaspekte praktisch werden zu lassen. Mit dem Oldtimer wird das ökumenische Partner schaftsprojekt mit einer neuen Facette der Jugendarbeit BERCK: verknüpft. Nicht zuletzt geht es auch um das Thema Arbeit Zeitfenster beispielsweise durch ein begonnenes Studium 32 »Die meisten. Ein Problem ist, dass bei vielen das in einem Team. Das bedeutet, gemeinsam Erfolge zu feiern, nicht sehr weit offen ist. Wir haben ja auch Konkurrenz an aber auch Frustrationen wegzustecken. Sich zu engagieren den Samstagen, zum Beispiel durch Sportvereine. Die und Solidarität mit anderen zu beweisen, ist ein wichtiges jenigen, die ausgestiegen sind, taten das aus Zeitgründen – christliches Ziel.« nicht, weil sie keine Lust mehr hatten.« Wieso fiel die Wahl auf Indien? Gibt es christliche Bilder und Bibelverse, die nach Ihrer BERCK: Stadtjugendpfarramt Gießen Ulrich Berck Telefon (0151) 22907839 E-Mail [email protected] www.stadtjugendpfarramtgiessen.de Und bleiben auch alle Jugendlichen dabei? »Erstens ist es ein Partnerschaftsprojekt unseres Erfahrung in der Jugendarbeit besonders wichtig sind? Dekanats. Zweitens wollten wir unser Jugendprojekt auch BERCK: mit einem Jugendprojekt vor Ort verknüpfen und in drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten Amritsar gibt es eine Werkstatt, die Jugendliche ausbildet. unter ihnen.‹ Für Jugendliche ist es ein gutes Gefühl, auch »Zum einen ist das Matthäus 18,20: ›Wo zwei oder Den Kontakt zu pflegen ist manchmal ähnlich schwierig, bei schwierigeren Projekten wie dem Oldtimerprojekt nicht wie den Oldtimer zu reparieren. Oft fehlen klare Ansprech alleine zu sein. Gemeinsam können wir auf Gottes Kraft partner, aber irgendwie bahnen wir schon Wege an. Ein vertrauen und hoffen, dass das Projekt gelingen wird. Höhepunkt war, als uns der indische Bischof in Gießen Zum anderen fällt mir 1. Korinther 13,1 ein: ›Wenn ich mit besuchte und den Oldtimer in Augenschein nahm.« Menschen und mit Engelszungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Stammen die Jugendlichen eher aus den Gemeinden oder Schelle.‹ Man muss Jugendliche annehmen und Freude an hatten sie bisher weniger Kontakt zur Kirche? der Arbeit mit ihnen haben. Diese Einstellung überträgt BERCK: »Wir haben eine bunte Mischung aus Jugendlichen, sich auf die Jugendlichen und schafft ein ganz anderes die bereits Erfahrung mit Angeboten der Kirche gemacht Miteinander. Das ist für mich die Basis für die Arbeit mit haben, und solchen, die autobegeistert sind und einfach Jugendlichen überhaupt.« n ➔ Fortsetzung von Seite 31 Ans Aufgeben denkt keiner Das Ziel, den Oldtimer im nächsten Sommer in voller Schön Die Gruppe musste auch mit Frustrationen klarkommen. heit bewundern zu können, ist fest im Blick. Vor der Ver Und die gab es nicht nur einmal. Als man die Karosserie mit steigerung können die Jugendlichen mit ihrem Oldtimer Walnussgranulat sandgestrahlt hatte, erkannte man erst jedoch mindestens mal eine Runde durch Gießen drehen, richtig, in welch schlechtem Zustand der Oldtimer wirklich stellt Berck in Aussicht. n war. Doch ans Aufgeben denkt hier keiner. Alle wollen die Karosserie möglichst bald wieder auf die Räder stellen. Zu guter Letzt muss der Wagen dann vom TÜV abgenommen werden. Das Team kennt seine Grenzen. Daher lässt es sich bei bestimmten Arbeiten unterstützen. Zum Beispiel über nehmen eine Lackiererei und eine Sattlerei zu günstigen Preisen Arbeiten. Gewissermaßen Fundraising – auch eine gute Erfahrung für die Jugendlichen. Die Jugendwerkstatt, die vom evangelischen Dekanat mitgetragen wird, stellte ihr Fahrradlager als Montagehalle zur Verfügung, Schweißgerät und Kompressor inklusive. Mietfrei. »Die Arbeitskleidung«, lacht Leon, »haben die Eltern gesponsert.« Und die musste in diesem Winter sehr warm sein. »Für mich ist der Samstag ein Ziel, auf das ich die ganze Woche hinarbeite«, erklärt Leon. Was sie fasziniert? Das handwerkliche Arbeiten, das praktische Lernen fürs Leben, der gute Zweck. Internationale Beziehungen Die EKHN unterhält internationale Beziehungen n zum Ökumenischen Rat der Kirchen n zur Konferenz Europäischer Kirchen n zur Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa n zu Partnerkirchen in Südkorea, Indonesien, Indien, Südafrika, Ghana, Tansania, den USA, Polen, Tschechien und Italien Die EKHN arbeitet zusammen mit n dem Evangelischen Missionswerk in Südwestdeutschland n der Vereinten Evangelischen Mission n dem Evangelischen Missionswerk in Deutschland Viele Gemeinden der EKHN verstehen sich als Teil der weltweiten Ökumene und engagieren sich zum Beispiel entwicklungspolitisch, in Partnerschaftsbeziehungen, im Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen. Die »Ökumene vor Ort« – die Zusammenarbeit mit den katholischen, freikirchlichen und ausländischen Gemeinden – ist heute vielerorts eine Selbstverständlichkeit. In mehr als 100 Gemeinden der EKHN sind Gemeinden anderer Sprache und Herkunft regelmäßig zu Gast. 33 Workshop »Gospel alive« in Nierstein Mit viel Herz Gospel, die ehemals von Sklaven in Amerika entwickelte Musik, begeistert auch in Deutschland immer mehr Menschen. Viele Liedtexte schöpfen aus dem Schatz der biblischen Bilder. Die rhythmische und melodiöse Musik ist vollgesogen mit Sehnsucht, Gefühl, Hoffnung und Glauben. Das zieht viele in ihren Bann und Gospelangebote wie der Workshop in Nierstein » haben regen Zulauf. Hopp, hopp, hopp« – zugegeben: Wenn die Teilnehmenden am GospelWorkshop nehmenden weit über die Region hinaus. Durch Infoflyer, im Saal des Niersteiner JohannesBusch Gemeindebriefe, Mailverteiler und Pressenotizen bekannt Hauses ihre Stimmen mit steigernden gemacht, ist der Kurs meist schon mehrere Monate im Rufen in Schwung bringen, dann klingt das Voraus ausgebucht. Im Dekanatsbüro in Oppenheim laufen zunächst eher nach Fußballstadion. Doch wer wenig später die organisatorischen Fäden zusammen. »Es soll ein jähr ihr »Give glory to God« hört, der spürt eine Kraft hinter den liches musikalisches Angebot im und für das Dekanat sein«, Tönen. »Gospel alive« – der Titel der Veranstaltung scheint sagt Dautermann. Die Musik hat eine religiöse Komponente, sehr passend. Da wird tatsächlich etwas lebendig, Funken etwas, das berühren muss. Deshalb gehört sie für ihn auch springen über. Und HansJörg Fiehl ist einer, der Funken in einen Gottesdienst, für den er nach passenden Formen versprüht. Er hat die Musik der schwarzen Sklaven, bei der sucht. »Denn so, wie die Amerikaner das machen – mit viel es so sehr auf das richtige Feeling ankommt, im Herzen und Bewegung, Begeisterung und Kitsch –, funktioniert es bei im Körper. Seine Arme, seine Lippen, seine Augen führen uns nicht.« Nicht nur das Temperament, sondern auch die die Sängerinnen und Sänger auf die richtige Spur – und es Formen der Frömmigkeit sind einfach zu verschieden. Beim klingt. Workshop, der im Frühjahr stattfindet, erarbeiten die Teil Das Charisma und die Energie des 35Jährigen, der www.gospelworkshop.com 34 nehmenden an einem dicht gedrängten Wochenende das sein Knowhow nicht an Hochschulen, sondern durch Programm. Am Sonntagabend präsentieren sie es dann bei jahrelange Praxis als Chorleiter und Pianist erwarb, haben einem Konzert mit Bandbegleitung in der Kirche. Im Herbst auch Pfarrer Richard Dautermann beeindruckt. Selbst wird manches davon in einem Gottesdienst noch einmal begeisterter Gospelsänger, stellte er den Niersteiner Work aufgegriffen – eine Art Zweitverwertung. shop gemeinsam mit Fiehl vor fünf Jahren erstmals auf die Kirchengemeinde Nierstein Pfarrer Richard Dautermann Telefon (06133) 570465 E-Mail [email protected] www.martinskirchenierstein.de Beine. Der entwickelte sich zum Renner mit bis zu 100 Teil Sechs Sängerinnen und Sänger über die Faszination der Gospel Damit die Konzentration während des Workshops erhalten bleibt, hält Fiehl seine Sängerinnen und Sänger auf Trab: Aufstehen, in die Hände klatschen – Gospel heißt Bewegung. Auch im Kopf. Noten sucht man vergeblich. Der Chorleiter setzt auf andere Methoden, singt einzelne Stimmen vor und lässt nachsingen – wieder und wieder, bis die Sängerinnen Die stärkste Kraft in meinem Leben und Sänger es können. »By heart« – das Englische trifft es in diesem Fall deutlich besser. Ein paar Textzeilen noch schnell auf einen Zettel gekritzelt, mehr Zeit bleibt den HEIKE FLICK (57), WES THOFEN: Teilnehmenden kaum. Fiehl hält sie ohne viele Worte Ausdruck persönlichen Glaubens. Ich habe auch andere »Gospel ist für mich ständig am Singen. Hinkt eine Synkope, werden die Füße kirchliche Angebote ausprobiert, aber das war mir meistens zur Hilfe genommen, sie treten den Takt – und schon lichtet zu wortlastig, da kam nicht viel rüber.« sich der rhythmische Nebel: »Einmal auf den Schlag, einmal daneben – so ist es.« n KATHRIN ELLER (36), NIERS TEIN: »Der Workshop ist für mich ein Highlight des Jahres. Die Texte, die Musik und der Rhythmus bringen mich auf eine höhere Ebene.« CAROLINE GRITTNER (42), OPPENHEIM: »Diese Musik führt mich schon näher an Gott heran. Aber selbst wenn ich nichts mit dem Glauben am Hut hätte, würde ich den Work shop besuchen.« RENI KOKOSCHA (40), DExHEIM: »Diese Musik gibt mir viel Freude – auch wenn’s mir mal nicht so gut geht. Die Ausstrahlung von HansJörg Fiehl, die Art, wie er uns mit reißt, macht ganz viel aus. Es ist richtig ernüchternd, wenn der Workshop vorbei ist.« ULRICH DöRR (52), MAINZ-GONSENHEIM: »In anderen Chören, in denen ich mitsinge, springt der Funke oft nicht über. Das liegt an der Art des Umgangs mit den Stücken: Ich singe technisch, weiß aber nicht, worum es geht. Hier ist es umgekehrt: Ich singe das gar nicht, ich lebe es.« HANS-JöRG FIEHL (35), BAD KREUZNACH: »Mir selbst hat die Gospelmusik über viele Hürden hinweggeholfen. Sie ist die stärkste Kraft in meinem Leben. Es gibt immer wieder Momente, in denen so etwas wie ›das Wirken des Heiligen Kirchenmusik in der EKHN 2009 Chöre, inklusive circa 150 Gospelchören Sänger/-innen n Bläserchöre ■ Mitglieder n Instrumentalkreise ■ Mitglieder n Kinder- und Jugendchöre, Musikgruppen ■ Mitglieder n Konzerte ■ Besucher/-innen n ■ hauptamtliche Kirchenmusiker/-innen nebenamtliche Chorleiter/-innen* n nebenamtliche Organist(inn)en* n n Geistes‹ spürbar wird. Eine Kraft, die durch mich hindurch 934 21.264 436 7.393 317 3.025 342 4.812 3.963 366.978 geht und auch andere Menschen emotional berührt. Diese Musik will eine Botschaft rüberbringen, die Botschaft des Evangeliums. Das ist mehr, als in einem Konzert normaler weise passiert.« n 203 1.100 3.300 *Honorarkräfte mit geringem Stundenaufwand in den Gemeinden 35 Aktion »Von Gott reden an ungewöhnlichen Orten« im Dekanat Hochtaunus Die EKHN beim Tierarzt Glaube und Alltag sollen einander durchdringen – dieser Gedanke gehört zum Urgestein evangelischer Theologie. Aber konkret: Was hat Gott mit dem Familienausflug in den Freizeitpark oder mit einer Tierarztpraxis zu tun? Von Gott reden zwischen Riesenrutsche, Pommes frites und Tollwutimpfung? Warum nicht, dachte man sich im Dekanat Hochtaunus und begann die Gesprächsreihe »Von Gott reden an ungewöhnlichen Orten«. T Dekanat Hochtaunus yvonne Dettmar Referentin für Bildung Telefon (06172) 3088-18 E-Mail yvonne.dettmar @evangelisch-hochtaunus.de www.evangelischhochtaunus.de ierarztpraxis Vogelezang in Usingen: Die Katze Tag tue und welche Bedeutung das für mein Leben hat – Mary Poppins, Huskydame Siku, Labradorrüde dann sehe ich mein Leben auf einmal aus einem anderen Albert und andere vierbeinige, gefiederte und Blickwinkel und es kann sein, dass ich anfange von Gott zu schuppige Patienten sitzen mit ihren besorgten sprechen.« Herrchen und Frauchen im Wartezimmer. Heute haben sich Yvonne Dettmar und Dr. Alexander Dietz vom Grundlegende Fragen des Lebens Evangelischen Dekanat Hochtaunus zu ihnen gesellt. »Ach Die Initiatoren des Projekts »Von Gott reden an ungewöhn Sie sind von der Kirche?«, wundert sich die Dame mit Mary lichen Orten« haben das Thema »Ehrfurcht vor dem Leben« Poppins und krault dabei ihre schon etwas in die Jahre für ihren Besuch in der Tierklinik gewählt. Und leichtfertig gekommene rotweiße Katze. Beim Warten unterhält man gehen die Tierfreunde, die an diesem Morgen in der Praxis sich ja schon mit den anderen Tierhaltern, tauscht sich sind, ganz bestimmt nicht damit um. Im Verlauf der Ge über die Tiere und deren Eigenarten und Pflege aus – aber spräche erzählt die Besitzerin von Mary Poppins sichtlich Religion ist noch nie Thema im Wartezimmer gewesen. »Die gerührt, wie sie die Katze halb verhungert aufgenommen Menschen in der Praxis sind besorgt um ihre Tiere. Und wer und gepflegt hat. Für eine andere Besucherin der Praxis hat sich um Tiere kümmert, fühlt sich doch auch verbunden mit »Ehrfurcht vor dem Leben« eine doppelte Bedeutung: Über der Natur, mit der Schöpfung«, erläutert Dr. Alexander die Liebe zu ihren Hunden und die Konfrontation mit dem Dietz, Referent für Gesellschaftliche Verantwortung im Leben und Tod der Tiere hat sie auch eine intensivere Dekanat Hochtaunus. Und wer sich liebevoll um andere Beziehung zu anderen Menschen gewonnen. »Mein Haus Lebewesen sorgt, wer sich mit der Natur verbunden fühlt, steht auch für Menschen immer offen«, erzählt die junge der beschäftigt sich bereits, ob er sich dessen bewusst ist Frau aus einem Usinger Nachbarort. Sie berichtet von einer oder nicht, mit religiösen Themen. »Unser Leben hat immer langen Freundschaft zu einer alten Frau, die sie bis in den mit Gott zu tun«, ergänzt Yvonne Dettmar, Referentin für Tod begleitet habe. Die Auseinandersetzung mit dem Bildung im Dekanat. »Wenn ich mich frage, was ich jeden Sterben und dem Tod gehöre für sie zum Leben dazu. »Viele Bildungsveranstaltungen in der EKHN 2009 Einzelne Diskussionsund Bildungsveranstaltungen in Gemeinden über ... n theologische Themen n ökumenische Themen n diakonische und gesellschaftspolitische Themen n andere Themen [Zahl] [Teilnehmende] 2.219 1.320 44.996 48.431 788 3.040 21.193 277.160 Ständige Gesprächskreise in Gemeinden über ... n theologische Themen n andere Themen 811 543 5.475 5.151 Frauenkreise Männerkreise n Seniorenkreise 910 74 692 12.328 1.083 16.485 n n 36 Weitere ungewöhnliche Gesprächsorte 2008/2009: Bahnhof Usingen, Fitnessstudio Neu-Anspach, Freizeitpark Lochmühle bei Wehrheim, Römerkastell Saalburg, Supermarkt in Friedrichsdorf, Bildungsstätte einer Gewerkschaft in Steinbach, Tanzschule in Kronberg 2010: Flohmarkt Usingen, Autobahnraststätte Taunusblick, Opel-Zoo in Königstein, Gipfel des Feldbergs Menschen beschäftigen sich mit den grundlegenden Fragen des Lebens, ohne zu wissen, dass es religiöse Fragen sind«, glaubt Alexander Dietz. Und genau hier möchte das Projekt »Von Gott reden an ungewöhnlichen Orten« seine Wirkung Tierarzt Diederik R. Vogelezang über Glaube in seiner Praxis Herzenssache zeigen: mit Menschen über religiöse Themen ins Gespräch kommen, die sonst wenige Berührungspunkte mit der Kirche und dem christlichen Glauben haben. Gesprochen wird über Gott und die Welt, über Zeit und Lebenssinn, über Natur und Wunder. Und vielleicht finden dabei einzelne Menschen Antworten auf die Frage: »Was hat das alles mit Gott und meinem eigenen Leben zu tun?« Jede Aktion ist » Ich bin evangelischer Christ und mit meiner Arbeit helfe ich nicht nur den Tieren, sondern bin auch nah dran an den Menschen. Darum habe ich bei dieser ungewöhnlichen Anfrage sofort ja gesagt. Ich nehme einzigartig und auf den jeweiligen Ort zugeschnitten. Jede mir die Zeit, den Tierhaltern zu erklären, was mit ihren Aktion ist da, wo die Menschen in ihrem Alltag sind. Als Tieren los ist. Das Leiden der Tiere nimmt auch die Menschen Anregung und Denkanstoß werden bei jedem Termin Karten mit. Ich höre zu und erkläre auch gerade Kindern, was zu mit Sprüchen und Bibelzitaten zu dem jeweiligen Thema verteilt. tun ist. Besonders Kindern liegen ihre Tiere sehr am Herzen. n Manchmal ist ein ›tierischer‹ Lebensbegleiter nicht mehr zu retten und wird sterben. In diesen Fällen mache ich Haus besuche und versuche, auch den betroffenen Menschen Nähe zu geben. Ich hoffe, dass sich mein Glauben durch mein Verhalten manifestiert. Bis zu meinem 22. Lebens jahr war ich in der Jugendarbeit der Kirchengemeinde Pfaffenwiesbach bei Usingen engagiert. Genauso wie wir damals im ganzen Ort unterwegs waren, so finde ich es heute wichtig, dass Christen nicht nur warten, bis die Menschen in die Kirche kommen. Besonders außerhalb der Kirchenmauern ist das Gespräch zu suchen. Bei dem Besuch der evangelischen Kirche in meiner Praxis herrschte eine offene Gesprächsatmosphäre. Das hat mir gut gefallen!« n 37 Die indonesische Gemeinde der EKHN in Frankfurt und Darmstadt Ein Stück Heimat Vor fünf Jahren wurde die Evangelische Indonesische Kristusgemeinde »Jemaat Kristus Indonesia Rhein-Main« Teil der EKHN. Für ihre Mitglieder war das ein bedeutsamer Schritt der Integration in ihre zweite Heimat, das Rhein-Main-Gebiet, und die dortige evangelische Kirche. Ihre besondere kulturelle Eigenart hat die Gemeinde damit natürlich nicht aufgegeben, aber ein bisschen verändert hat es sie doch. Das gilt auch umgekehrt. Für die EKHN ist diese neue Gemeinde eine geistliche Bereicherung geworden. Nach dem Segen geht die Gemeinde geschlossen in das Gemeindehaus, um sich auszutauschen und die traditionelle indonesische Suppe zu essen. Ein Familienfest. Gemeinde im Aufbau Seit ihrer Aufnahme in die EKHN hat die Kristusgemeinde ihren Sitz am Frankfurter Römerberg, doch Pfarrerin Yunita RondonowuLasut betreut zwei Gemeinden, die sich im Prozess der Vereinigung befinden: die Darmstädter, studentisch und eher charismatisch geprägt, sowie die Frankfurter, die schon seit 30 Jahren besteht und in ihrer traditionellen Ausrichtung den deutschen EKHNGemeinden ähnelt. Vier Sonntage im Jahr feiern alle gemeinsam den Ibadah Minggu. Ansonsten predigt die Seelsorgerin im Wechsel einmal hier und einmal dort, jeweils vertreten durch Kollegen aus Indonesien oder der EKHN. Wenn etwa F in Frankfurt Dekan Dietrich Neuhaus einspringt, predigt er amiliär geht es zu: Die Menschen umarmen und sogar für einige Minuten auf Indonesisch, leicht hessisch begrüßen sich herzlich, Essenspakete werden eingefärbt. abgestellt. Wieder und wieder öffnet sich die Die Liturgie leitet ein Mitglied der Gemeinde. Es Glastür der Frankfurter Alten Nikolaikirche, wo sind weiche Klänge, die jetzt ertönen, wiegende Silben, sich die Kristusgemeinde gerade zum Gottesdienst aus denen sich dem deutschen Gast nur vereinzelt Worte versammelt. Auch für die Kinder ist gesorgt, sie werden im erschließen, etwa Christus, Jesus, Matthäus oder Allah. hinteren Teil des Kirchenschiffs betreut und haben dort »Allah«? Später erklärt die Pfarrerin: »Das Indonesische hat ihren eigenen Platz. Die Liturgie des »Ibadah Minggu«, viele arabische Sprachanteile, Allah ist unser Wort für Gott, Gottesdienstsonntags, folgt zwar einem traditionellen oft sagen wir aber auch ›Tuhan‹, Herr.« evangelischen Ablauf, ist aber deutlich indonesisch geprägt. Dafür sorgen schon die melodiöse indonesische Sprache Kulturelle Vielfalt und auch die vielen ergreifend schönen Lieder. Außerdem Indonesien gilt als Paradebeispiel für ein gelungenes Mit dauert der Gottesdienst viel länger als in Deutschland. Und: einander der Kulturen, denn das Land in der Größe Europas umfasst etwa 17.000 Inseln. Rund 240 Millionen Einwohner haben ihre Wurzeln in mehr als 300 ethnischen Herkünften. Die Mehrzahl sind Muslime. Die Minderheit der Christen lebt überwiegend auf Sumatra oder Sulawesi. Im Norden Sulawesis ist auch die MinahasaKirche, die Partnerkirche der EKHN, beheimatet. Diese über viele Jahre gewachsene Partnerschaft hat den Weg der indonesischen Christen des RheinMainGebiets in die EKHN geebnet. 38 Das Eigene bewahren Schon seit 1980 bestanden gute und enge Kontakte. Eine Aufnahme in die EKHN lag nahe. Dennoch wurde zunächst kontrovers diskutiert. Groß war die Sorge, die eigene Sprache und auch die gewohnten Traditionen seien nicht willkommen, das Besondere und Sinnstiftende müsse aufgegeben werden. »Doch die Vertreter der Landeskirche haben uns gleich versichert‚ dass sie bewahren wollen, was uns einzigartig macht«, erinnert sich Frank Madrikan, der damals im Gemeindevorstand saß. Trotzdem hat sich manches verändert. Nun be stimmt der Kirchenvorstand, vorher war es die ganze Gemeinde. Und der Verwaltungsaufwand, Madrikan rollt mit den Augen, dann aber zählt er ernsthaft die Vorteile auf: Die Gemeinde ist nicht mehr Gast bei anderen, sondern endlich eigenständig, »wir haben unsere Pfarrerin, dürfen Hochzeiten, Taufen und Begräbnisse durchführen. Ich kann anderen diesen Schritt nur empfehlen, allerdings muss alles gut mit der Gemeinde besprochen werden.« Pfarrerin Yunita Jemaat Kristus Indonesia Rhein-Main Pfarrerin yunita Rondonowu-Lasut Telefon (069) 92034753 E-Mail yunita_lasut @yahoo.com RondonowuLasut hat eine weitere wichtige Veränderung bemerkt: Seit der Aufnahme ist das Selbstbewusstsein ihrer Gemeinde enorm gewachsen, denn: »Jetzt stehen wir nicht mehr am Rand.« Davon wiederum profitiert auch die EKHN, denn selbstbewusste und engagierte Gemeinden wie die indonesische oder koreanische, die ebenfalls Teil der EKHN geworden ist, lässt die Landeskirche erfahrungsreicher in die Zukunft blicken. n 39 Frank Madrikan übt seine deutsch-indonesische Identität Da gab es nur einen Ausweg Dort haben manche Gemeinden nichts, ihre Mitglieder sind Reisbauern und stellen trotzdem eine Kirche hin. Ich würde mir wünschen, dass man hier davon etwas annimmt.« Zudem vertritt er die Kristusgemeinde beim Frankfurter Internationalen Konvent. »Es ist lehrreich, mit Christen zusammen zu sein, die einen anderen Hintergrund, eigene Traditionen haben. Bei den afrikanischen Christen etwa habe ich viel Emotionalität beim Ausleben des Glaubens gespürt. Ich bin ja mehr ein Kopfmensch, bei ihnen aber Frank Madrikan (34) studiert Politik und Wirtschaft an der Frankfurter Goethe-Universität, seine Eltern kamen 1972 als »Gastarbeiter«. Er gehört zu den engagiertesten Mitgliedern der indonesischen Kristusgemeinde Rhein-Main. M habe ich erkannt, dass dieser Aspekt genauso wichtig ist it der Sonntagsschule begann für Frank Madrikan wie Rationalität und Nachvollziehbarkeit.« Im Vergleich die Einführung in die indonesische Gemeinde. »Wir zwischen Deutschen und Indonesiern macht Frank waren 20 Kinder und hatten neben dem Kinder Madrikan die Unterschiede des Glaubenslebens vor allem gottesdienst auch religiösen Unterricht – indonesische Lieder singen, Bibeltexte zusammen lesen ...« Als Jugend beginnen auch Geburtstagsfeiern immer mit einer Andacht. licher wurde er dann plötzlich im Oberstufenunterricht mit Der gesamte Alltag wird durch gemeindliche Aktivitäten der historischkritischen Analyse der Bibel konfrontiert bestimmt – ich will nicht generalisieren, aber zumindest in und der Kinderglaube bekam Risse. Für ihn eine harte meinem deutschen Freundeskreis ist das anders.« Glaubensprüfung. Heute empfindet er das als notwendigen Als Schlüsselerlebnis für Gottes Wirken erlebte er Teil der persönlichen Entwicklung. »Ich nehme das, was mir mit 23 Jahren die Trauerfeier für eine Freundin der Familie: moderne Theologie und Geschichte geben, mit in mein »Sie starb in meinem ersten Jahr als Gemeindevorsitzender. Glaubensleben hinein. Ich verbinde es mit dem, was ich aus Sie stand mir sehr nahe, daher sollte ich die Trauerrede der indonesischen Tradition kennengelernt habe.« Nach halten. Vorher war ich noch nie mit dem Tod in Berührung seiner Lieblingsstelle in der Bibel befragt, antwortet er gekommen – eine Stunde vor dem Gottesdienst saß ich hier ohne Zögern: »1. Korinther 13 ›Das Hohe Lied der Liebe‹ im Gemeindehaus noch immer vor einem leeren Blatt. Da und 1. Johannes 4,16 ›Gott ist die Liebe‹. Gerade, weil ich in gab es nur einen Ausweg: Ich habe um Hilfe gebetet. meinem Leben oft nicht so gehandelt habe, wie es dort Plötzlich wurde ich ruhig und fing an zu schreiben. Als ich steht. Für mich ist das nicht nur Maßstab, sondern auch dann in der Kirche redete, war es totenstill, und ich dachte, Trost. Dass Gott diese Liebe hat und man sich als Mensch mache ich irgendetwas falsch? Aber dann sah ich, dass daran orientieren sollte.« manche weinten. Das war ganz eindeutig nicht meine Madrikan ist in der EKHN Mitglied der Kirchen synode und des Partnerschaftsausschusses, der die Kon 40 in der Alltagspraxis aus. »Wir beten vor dem Essen und Fähigkeit. Bis heute bedeutet es für mich, dass es keine Situation gibt, die so verzweifelt ist, dass man nicht einen takte mit der indonesischen MinahasaKirche pflegt. Dabei Weg herausfindet – und dass auch in diesen Augenblicken wird ihm immer wieder bewusst, »wie gut wir es hier haben. Gott bei mir ist.« n Christliche Flüchtlingshilfe in Egelsbach und Erzhausen (CFEE) Die Menschen stärken Seit 20 Jahren hat die CFEE einen besonderen Ansatz: Menschen, die Asyl suchen, werden hier in Wohnungen untergebracht und durch Sozialpädagoginnen betreut. Das Leitmotiv: menschenwürdige Behandlung. Das Ergebnis: ein friedvolles Miteinander vor Ort und Flüchtlinge, die in Deutschland ihren Platz finden. Ansiedlungsprojekt der UNO D Im Rahmen eines Programms des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen zur Umsiedlung (Resettlement) hat Deutschland 2.500 irakische Flüchtlinge aufgenommen. Etwa 180 von ihnen befinden sich in Hessen, 120 in RheinlandPfalz. Die erste Familie wurde in der Christlichen Flüchtlingshilfe in Egelsbach untergebracht. Resettlement ist Hilfe für Flüchtlinge, die absehbar nicht in ihre Heimat zurückkehren können. Unter den irakischen Flüchtlingen betrifft das besonders religiöse Minderheiten, überwiegend Christen. Seit Oktober 2009 unterstützt die EKHN dieses Programm durch eine Projektstelle im Diakonischen Werk in Hessen und Nassau. Sie ist mit Pfarrerin Dr. Ursula Schoen besetzt. as kleine Büro der Flüchtlingshilfe ist ein Taubenschlag und doch einladend. Gerade kommt der 17jährige Kerim nach Hause und winkt durchs Fenster. Drinnen sitzt die fünf jährige Khadisha an einem Computerlernspiel und nebenan findet die Hausaufgabenhilfe statt. »Wir sind immer ansprechbar«, sagt Verone Schöninger, Sozial pädagogin und Mitbegründerin des Projekts, nachdem sie ihrer Kollegin Dorothea Ernst das erneut klingelnde Telefon gereicht hat. »Bei uns können sie alles loswerden. Es stärkt die Menschen, dass man ihnen zuhört.« Genau das ist der Hilfe statt Angst besondere Ansatz der CFEE. Weiterer wichtiger Punkt im Vor 20 Jahren wurden 50 Asylbewerberinnen und bewerber Konzept: Privatsphäre. Hier leben nicht, wie sonst oft in einem ehemaligen Hotel am Rand des Orts untergebracht, üblich, sechs Personen gedrängt in einem Raum, sondern worauf die Anwohner mit Angst und Argwohn reagierten. jede Familie oder Einzelperson in einer abgeschlossenen Um die Situation zu befrieden, trat eine Gruppe von Egels Wohneinheit. So lange, wie es im Rahmen ihres Asylantrags bacher Bürgern als Arbeitskreis Flüchtlinge für die ihrer notwendig ist. ➔ Weiter auf Seite 42 41 Stefan Buckendahl, Geschäftsführer der CFEE, kämpft gegen Ungerechtigkeit Aus Überzeugung protestantisch » Greifbare Ungerechtigkeit« kann Stefan Bucken die Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien tun dahl nicht ausstehen. Und die fällt ihm ein, wenn könnte. »Wir hatten von dem Arbeitskreis in Egelsbach er an Flüchtlingsunterkünfte denkt: »Wie die gehört und fuhren dorthin, um zu erleben, wie die das Menschen dort leben müssen – da kann ich als Christ nicht machen.« Der erste Kontakt zur CFEE. Wieder zehn Jahre weggucken.« Dieser Gedanke zieht sich seit 30 Jahren wie später zog er mit seiner Familie nach Egelsbach und ist nun ein roter Faden durch sein Leben: Als 17Jähriger half er Geschäftsführer der Initiative. beim Arbeitskreis Flüchtlinge, der in seiner evangelischen Egelsbach sei ein Phänomen: »Unsere Kirchen Gemeinde in Braunschweig Tamilen in Not unterstützte. gemeinde ist sehr offen und flexibel. Dass so etwas wie die Zehn Jahre später beratschlagte man in seiner neuen Christliche Flüchtlingshilfe möglich ist, ist auch ein Aus Gemeinde im Frankfurter Stadtteil Niederrad, was man für druck dieses Orts. Gut, dass wir auch eine politische Kirchen gemeinde sind, die sich einmischt.« Allem voran die Arbeit mit der Jugend. Kein Zufall, dass er diesen Schwerpunkt Stefan Buckendahl, von Beruf technischer Leiter bei Lufthansa Flight Training, ist seit 2002 Geschäftsführer der Christlichen Flüchtlingshilfe. wählte, denn an die Jugendarbeit in Braunschweig erinnert er sich mit Begeisterung. »Ich bin aus Überzeugung protestantisch und das begann, als ich Ostern verstanden habe – verstanden habe, was Vergebung und Auferstehung heißt.« Seit den Bibelkreisen von damals treibt ihn die Bergpredigt an »und das Bild, dass ich von Gott gerufen bin, dass ich meinen Gott spüre, nicht nur eine Laune der Natur bin – aber auch, dass ich einen Auftrag habe: etwas Gutes aus meinem Leben zu machen«. n Weitere Hilfsangebote für Flüchtlinge in der EKHN In ungezählten Kirchengemeinden finden Flüchtlinge Gruppenräume, Hausaufgabenhilfe und andere Unterstützung. n In vielen regionalen Diakonischen Werken gibt es Beratungsstellen für Flüchtlinge. n Das Diakonische Werk im Hochtaunuskreis unterhält eine Flüchtlingsunterkunft. n Mitarbeitende der EKHN und der Caritas beraten, unterstützen und begleiten neu ankommende Flüchtlinge am Flughafen seelsorgerlich. n In der hessischen Einrichtung zur Erstaufnahme in Gießen betreut ein Pfarrer Flüchtlinge. Haupt- und Ehrenamtliche bieten unabhängige Verfahrensberatung und Deutschkurse an. n In den Abschiebungshaftanstalten in Ingelheim und Offenbach betreuen zwei Pfarrer die Insassen seelsorgerlich. In Ingelheim bieten Diakonie und Caritas Rechts- und Verfahrensberatung an und haben einen Rechtshilfefonds eingerichtet. n Kirche und Diakonie sind mit je einem Mitglied in der Härtefallkommission des Hessischen Innenministeriums vertreten. n In ökumenischer Kooperation begleiten zwei Beobachterinnen auf dem Frankfurter Flughafen Abschiebungen. n Im Zentrum für Beratung und Therapie in Frankfurt erhalten traumatisierte Flüchtlinge und Folteropfer Unterstützung und Hilfe. n Der Verein Frauenrecht ist Menschenrecht, entstanden nach dem Weltgebetstag 1980, Mitglied im Diakonischen Werk in Hessen und Nassau, berät Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution sowie Familien in der Illegalität und unterstützt Migrantinnen bei der Wahrnehmung ihrer Rechte. n Mit einer Pfarrstelle trägt die EKHN zur Ansiedlung irakischer Flüchtlinge und zur Unterstützung des Resettlementprogramms der UNO bei. n Diakonisches Werk in Hessen und Nassau Hildegund Niebch Referentin für Flucht und Migration Telefon (069) 7947300 E-Mail hildegund.niebch @dwhn.de ➔ Fortsetzung von Seite 41 seits verängstigten Flüchtlinge ein. Sie entwarfen ein Hilfs und Betreuungskonzept und überzeugten dann die Kirchen vor Ort, eine ökumenische gemeinnützige Gesell schaft Christliche Flüchtlingshilfe zu gründen. Daran beteiligten sich die zwei evangelischen Gemeinden und die katholische Gemeinde in Egelsbach und Erzhausen sowie das evangelische Dekanat Dreieich und der Caritasverband Offenbach. Das Land Hessen weist ihr Flüchtlinge zu, die sie dann im Auftrag des Kreises Offenbach betreut. Zeitweise betrieb die Initiative drei Wohnhäuser. Weil die Zahl der Menschen, die Asyl suchen, sank, ist nur noch die Unter kunft für rund 40 Personen in Betrieb, welche die CFEE vor 15 Jahren selbst gebaut hat. Jetzt klopft es. Schüchtern lugt Khadishas Mutter, eine schmale, blasse Irakerin, durch die Tür. Schöninger macht eine einladende Geste und geht dann mit der jungen Frau ins Nebenzimmer, wo beide nun ungestört einen Packen Formulare durcharbeiten. Die irakische Familie hat Glück im Unglück, denn sie kam mit dem durch die Ver einten Nationen bereits anerkannten Status »Flüchtlinge«. 42 Dadurch standen ihr im Gegensatz zu den meisten anderen von Anfang an Integrations und Deutschkurse zu. Da die deutsche Sprache gerade bei Ämtern sehr wichtig ist, bemüht sich die Initiative um Kurse für Mütter und ältere Kinder. Schicksale und Fluchtgeschichten Verone Schöninger kennt viele Fluchtgeschichten und keine lässt sie unberührt. Etwa die des traumatisierten jungen Sudanesen, dem man in der Ausländerbehörde sagte, seine Aussichten auf Asyl seien sehr schlecht. Dann schaffte er wider Erwarten die Hauptschule, landete bei der CFEE, über die er einen Ausbildungsplatz fand. Danach lobte ihn der Richter ob seines Integrationswillens und bewilligte den Antrag, »das habe ich noch nie erlebt«, entfährt es Schöninger. Die CFEE bietet dem jungen Mann stärken, dass sie der Gesellschaft und ihren Männern gegen auch jetzt noch einen sicheren Ort zum Aussprechen. Ihm über selbst ihre Rechte durchsetzen. Und Norbert Frerich wie all den anderen, die vor ihm das Haus bewohnten, aus mann, der wie Schöninger zu den Gründern der CFEE zählt, Ländern wie dem Kosovo oder dem Libanon, aus Pakistan, ergänzt: »Aufgrund der Achtung, die sie durch uns erfahren, Syrien oder Kambodscha. und der Selbstbestimmung sind die Flüchtlinge bei uns Was die beiden Frauen unbedingt vermeiden viel entspannter als anderswo, das spürt der ganze Ort. Der wollen: »ihnen unser Weltbild überzustülpen. Wenn wir ehemalige Bürgermeister hat mir mal gesagt, ihr habt uns etwa anfingen, die Frauen zu emanzipieren, würden ihre die Dornen aus den Füßen gezogen.« Eine vorbildliche, freie Männer sie nicht mehr zu uns lassen.« Besser, sie so zu und zugleich mütterliche Form der Integration. Christliche Flüchtlingshilfe in Egelsbach und Erzhausen (CFEE) Verone Schöninger und Dorothea Ernst Telefon (06103) 42570 E-Mail [email protected] n Warum Norbert Frerichmann die CFEE mitbegründet hat Prinzip Nächstenliebe K ein analytischer Mensch sei er, eher einer, der an Projekt Christliche Flüchtlingshilfe sei es gut, »dass es packt, urteilt Norbert Frerichmann über sich selbst. jemanden gibt, der in beiden Kirchen zu Hause ist.« »Man kann immer etwas machen«, ist seine Lebens Sein Engagement für die CFEE berührt auch eine Gewissens erfahrung, seine kirchliche Prägung auch. Als Kind hat er frage, die er sich immer wieder stellt: »Wo hätte ich ge Gemeinde vor allem als (Hilfs)Gemeinschaft erlebt. Der standen vor 70 Jahren? Ich bin leicht zu begeistern ...« schwer kranke Vater konnte die Familie kaum ernähren, Daher will er sich klar und richtig positionieren. Seine dennoch gab es eine Waschmaschine oder eine Weihnachts Richtschnur dafür ist das Prinzip Nächstenliebe geblieben. gans, gespendet von den Nachbarn. »Und trotzdem waren Im christlichen Sinn will er das Zeugnis ablegen: »Ich bin wir eine geachtete Familie«, resümiert er. Als Jugendlicher bereit, etwas für andere zu tun. Ich sehe den Asylbewerber habe er Kirche dann als beengend empfunden, »Messdiener, als Mitmenschen, in dem uns Gott begegnet.« n Kirchenzeitung austragen, ein konfessionelles Kranken haus, ein Kindergarten – und überall war ich mit meinem Zwillingsbruder eingebunden – wir fühlten uns wie befreit, als wir von dort weggezogen sind. Obwohl wir gern in der Norbert Frerichmann, von Beruf Steuerberater, ist Mitbegründer und Schatzmeister der CFEE. Kirche waren, das war zu viel für uns.« Die Botschaft des damaligen Religionslehrers wiederum begleitet ihn bis heute: »Nächstenliebe war sein zentrales Anliegen.« Frerichmann sieht sich nicht in erster Linie als Katholik, sondern als Christ. Er hat evangelisch geheiratet und den Sohn evangelisch taufen lassen. Für das ökumenische 43 Die Kirchengebäude in Ortenberg/Wetterau und Eppstein-Bremthal/Taunus Von der Gotik zum Glashaus Gott wird bei den Menschen wohnen, heißt es in der Offenbarung des Johannes. Die Wohnungen, in denen sich die Menschen Gott besonders nahe fühlen, sehen höchst unterschiedlich aus. Die mittelalterliche Marienkirche in Ortenberg und die 1997 eingeweihte Emmauskirche in Eppstein-Bremthal könnten auf den ersten Blick nicht gegensätzlicher sein – und haben doch überraschend viele Gemeinsamkeiten. H ier nimmt der Besucher einen tiefen Atemzug Geschichte, dort erscheint vor seinen Augen fang des 14. Jahrhunderts errichtet wurde. Den mächtigen das Antlitz der Moderne. Hier steht ein Gottes gotischen Turm vollendete man 1368. »Ganz oben ist noch haus, das den Glauben in gotisch dicken Stein Holz der ersten Dachbestuhlung«, berichtet Pfarrer packt, dort ein Gebäude, das vom christlichen Johannes Schatz. Er öffnet das Rundbogenportal, das wohl Gedanken ätherisch durchströmt zu sein scheint. Hier alt noch vom romanischen Vorgängerbau stammt, und betritt evangelisches Stammland, dort protestantische Diaspora – die dreischiffige Hallenkirche. Sie wirkt innen über raschend nur jeder fünfte Bewohner ist evangelisch. Dennoch dienen handlich, wie die Puppenstubenausgabe einer großen beide Kirchen ein und demselben Zweck – den Menschen gotischen Kathedrale. An der linken Seitenwand haben von Jesus Christus zu berichten und seine Botschaft in die Epitaphien ihren Platz: Grabmale ehemaliger Pfarrer und Welt zu bringen. Patronatsherren. Das wirkt wie eine Beschwernis – doch Hier, das ist die Marienkirche von Ortenberg, einem schmucken Städtchen in der Wetterau, zwischen Büdingen und Nidda. Wehrhaft, fast ein wenig unnahbar wirkt das auf 44 einer beträchtlichen Anhöhe gelegene Gotteshaus, das An fällt der Blick nach vorne und an die Decke, stellt sich rasch ein lichtes, leichtes Gefühl ein. Dort, das ist die Emmauskirche in EppsteinBremthal, im MainTaunusKreis nicht weit von Wiesbaden. Von außen erinnert wenig an ein Gotteshaus. Ein fast rundum ver glastes Gebäude mit Holzdach lehnt sich an einen Hügel an. Am First hängt ein schmales Transparent mit der Aufschrift »Glocken für Emmaus«. Auf der anderen, höher gelegenen Seite ist der Eingang zum Kirchenraum, der sozusagen im ersten Stock liegt, von Licht durchflutet. Statt auf Gemälde oder andere Kunstgegenstände blickt der Betrachter auf Rapsfelder und Apfelbäume, durch die Glasfront wandert das Auge über die Taunuslandschaft. 1997 ist das Gotteshaus eingeweiht worden. Geplant hat es Jutta BechtholdSchlosser, Professorin für Bau konstruktionslehre an der Fachhochschule Erfurt. Als Leit wort wählte sie Sacharja 2,8: »Jerusalem soll ohne Mauern bewohnt werden.« Die Architektur sollte nicht eine ab strakte Kirchlichkeit abbilden, sondern ein Spiegel des alltäglichen Gemeindelebens sein, sagt Pfarrer Moritz Gebäude in der EKHN 2009 Mittag: »Die Kirche ist nahe bei den Menschen.« Dass sich der Kirchenraum zur Natur öffnet, wirkt sich auch auf die Predigten aus: »Ich beziehe das Außen sehr stark ein«, so der 51jährige Geistliche. Jenen wiederum, die draußen sind, ist beim Blick ins Gotteshaus eine gewisse Schüchtern heit anzumerken. »Wir sehen oft, was Schwellenangst ist«, berichtet Mittag. Auch Störungen gehören dazu: Bei einer Konfirmationsfeier, erinnert sich der Gemeindepfarrer, warf ein Nachbar plötzlich seinen Rasenmäher an – ließ sich aber überzeugen, sein Grün anderntags zu kürzen. Kirchen Gemeindehäuser n Pfarrhäuser n Kindertagesstätten n sonstige Gebäude n n ■ 1.287 968 972 311 619 4.157 Die meisten Gebäude sind Eigentum der Kirchengemeinden. Lediglich 60 Gebäude gehören der Landeskirche. Neun von zehn Kirchen in der EKHN stehen unter Denkmalschutz. ➔ Weiter auf Seite 46 45 Architektin Jutta Bechthold-Schlosser über die Funktion einer Kirche Wo der Geist zur Ruhe kommt » Jutta Bechthold-Schlosser wohnt in Darmstadt und ist Professorin für Architektur in Erfurt. Sie hat für die EKHN bereits einige Bauprojekte geplant. Als Architektin verstehe ich mich als Übersetzerin Meine persönliche Idealvorstellung eines Kirchenbaus – der der Vorstellungen des Bauherrn in eine bauliche nur als solcher genutzt wird – hat eine große Spannweite. Umsetzung. Die Kirchengemeinde Bremthal wollte Sie reicht von einem romanischen Bau wie der Michaels ein Haus haben, das neben dem Gottesdienst auch dem kirche neben dem Dom in Fulda bis zum modernen Christus Gemeindeleben Raum bietet. Der letzte Punkt erschien mir pavillon, dem ehemaligen Kirchengebäude auf der Expo in wesentlich – eine Kirchengemeinde muss sich auch außer Hannover, das heute in Volkenroda steht. Ich liebe beide halb des Gottesdienstes als Gemeinde verstehen können. wegen ihrer unaufgeregten Gestaltung. Ein Kirchenraum Menschen wie Pfarrer Mittag stehen für eine offene, ein sollte Kontemplation ermöglichen und einen Fokus geben – ladende Kirche. Der Ort mit einem wunderbaren Blick auf das Kreuz, der Altar, ein Bild, auf dem das Auge ruhen kann den Taunus erforderte, diesen in die Planung einzu und der Geist zur Ruhe kommt – ganz im Gegensatz zu den beziehen. So entstand eine offene Struktur – ein großes barocken Kirchenräumen, aber auch mancher moderner beschützendes Dach auf Stahlstützen mit Glasfassaden, ein Kirche. Dachreiter bildet die Verbindung zum Himmel und bringt Licht in den Raum. Der entstandene Raum ist eher Gemeindehaus denn Zu einem Gespräch mit Gott muss ich nicht unbe dingt in eine Kirche gehen, ein Waldspaziergang oder eine Bergbesteigung ist für mich durchaus gleichwertig. In der Kirche. Erst durch den zuschaltbaren Altarbereich ver Kirche suche ich Gemeinschaft mit anderen, so wie es in der ändert der Raum seinen Fokus und wird zur Kirche und hat Emmausgemeinde praktiziert wird. Sie verbindet Glaube damit das, was wir Architekten unter Multifunktionalität und Gemeinschaft, Gottesdienst und Gemeindeleben in verstehen. Die durchgehende Nutzung des Raums neben idealer Weise miteinander – so stelle ich mir Kirche vor, dem sonntäglichen Gottesdienst spricht für die richtige denn sie muss weit mehr sein, als nur ein Haus für den sonn Entscheidung für mein ›offenes Haus‹. täglichen Gottesdienst.« ➔ Fortsetzung von Seite 45 etwa durch den VulkanWanderweg oder den Bonifatiusweg, n der durch Ortenberg führt. Ortenberg atmet Geschichte und lebt mit Widersprüchen. Besuchern kann der Ortenberger Pfarrer etwas »Das ist eine gewachsene Kirche«, sagt Pfarrer Johannes vor weisen, was man »Alleinstellungsmerkmal« nennt: Ein Schatz und deutet damit schon die historischen Brüche protestantisches Gotteshaus mit Maria im Namen, das ist an. Der romanische Teil des Gotteshauses ist der älteste, selten. »Die Kirche ist ursprünglich eine katholische Kirche mindestens zehn Bauphasen lassen sich unterscheiden. gewesen«, sagt Schatz. »Maria hat eine Funktion in der Im Jahr 1324 erlaubte Papst Johannes XXII. brieflich die Christenheit, auch wenn sie für uns keine zentrale Rolle Renovierung der Kirche. Die damals in Ortenberg regieren spielt.« Die Mutter Jesu wird in der katholischen Kirche den Herren von Eppstein – jenem Eppstein, in dem heute als Heilige verehrt – ein Gedanke, der reformatorisch die Emmauskirche steht – träumten von einer großen Stadt gesinnten Christen fremd ist. »Wir stehen hier in einem in der Wetterau, samt Passionsspielen und Pilgerströmen. historischen Gebäude und feiern Gottesdienst des 21. Jahr Sie hofften vergebens. »Faktisch wuchs danach nichts hunderts. Das darf durchaus in einer Spannung stehen«, mehr«, erläutert Johannes Schatz. Heute hat die Wetterau fügt der Geistliche hinzu. wirtschaftlich zu kämpfen. Vor allem in den 1980er und Die Ortenberger Protestanten lassen sich ihre Maria 1990erJahren gingen viele Betriebe kaputt, es gibt viel nicht so einfach wegnehmen. Auch nicht von der Landes Armut. Pfarrer Schatz sieht neue Chancen im Tourismus, kirche, mit der man einst heftig stritt, ob eine Kopie des berühmten Ortenberger Altars in der Kirche aufgestellt wird. Das spätgotische Meisterwerk aus dem 15. Jahrhundert zeigt die Sippschaft Mariens mit etlichen »angedichteten Verwandten«, wie Schatz ein wenig schelmisch sagt. Das Original hängt heute im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt, während die Nachbildung ihren liturgischen Dienst tut: Vom Karfreitag bis in die Osternacht wird das Altarbild zugeklappt. Dauerhaft zu sehen sind hingegen die 46 faszinierenden floralen Zeichnungen an der Decke, die 1956 freigelegt wurden. Erst vor kurzem hat sich ein Freund des Pfarrers, ein Kunsthistoriker und Katholik, die Darstel lungen etwas genauer angesehen: »Es sind alles Pflanzen, die im Zyklus der Marienkräuter vorkommen.« Evangelische Architektur Wann eigentlich begannen die Christen, sich Gotteshäuser zu bauen? Jesus war, wie wir wissen, im jüdischen Tempel, In der EKHN gibt es mehr als 1.400 Orgeln. Circa 600 davon stehen unter Denkmalschutz. aber nie in einer Kirche. Dass ein Raum, in dem der Glaube gelebt und weitergegeben wird, einen besonders sakralen Charakter haben muss, war den ersten Christen wohl eher fremd. Erst als das Christentum im vierten Jahrhundert mit Kaiser Theodosius I. Staatsreligion im römischen Reich wird, ändert sich das. Nun werden nach dem Stil der römischen Tempel und Königshäuser, die nach wie vor Basilika hießen, Kirchen gestaltet. Das späte Mittelalter bringt in den Kathedralen architektonische Meisterwerke hervor – vor allem die aufstrebende Gotik zeigt den Menschen, wie klein sie sind im Vergleich zu den Pfeilern und Kirchenfenstern, die zum Himmel streben. Die Reformation greift zunächst auf die bestehen Im Zuge der Umgestaltung, die der Dieburger Architekt Claus Giel betreute, ist im rechten südlichen Seitenschiff ein vielseitig nutzbarer Veranstaltungsort entstanden. den Kirchbauten zurück. Neu entstehen allein Schloss kapellen – im Jahr 1544 ist jene im Schloss Hartenfels bei Ob alt oder neu, Kirche ist teuer Torgau der erste protestantische Neubau eines Gottes In die Ortenberger Marienkirche wurden 1,3 Mio. Euro hauses. Dort erhält die Kanzel, also die Predigt, besonderes investiert, 300.000 musste die Gemeinde selbst aufbringen – Gewicht. Eine spezifisch evangelische Architektur ent unter anderem mit Pflasterpatenschaften und einer Wein wickelt sich erst in Abgrenzung zum süffigsinnenfreudigen, flaschenaktion. »Was uns Geld bringen würde, wäre eine katholisch geprägten Barock. Später wird heftig darüber Stiftung«, sagt Schatz. Diese Sorgen hat sein Amtsbruder diskutiert, ob der protestantische Kirchbau eher sakralen Moritz Mittag in EppsteinBremthal nicht mehr. Seine Charakter haben oder eher als Heimstatt der Gemeinde Kirchenstiftung hat inzwischen 140.000 Euro Kapital, sie dienen sollte. Was steht im Vordergrund: der Altar als Ort ist die »Altersvorsorge« der Emmauskirche. Und ein Förder des Abendmahls oder aber die Kanzel als Stätte der Predigt? verein sorgt als »Bausparkasse« für den Unterhalt. Das Die Frage ist nicht einhellig entschieden. Kein Wunder, der ganze Gotteshaus kostete seinerzeit 1,6 Mio. DMark – ein Protestantismus ist die Kirche der Freiheit. geistliches Schnäppchen. Dafür sind die Glühlampen aus dem Baumarkt. »Wir haben lauter so günstige Lösungen Dieser Raum spricht zu mir Blickt man in der Emmauskirche von EppsteinBremthal gesucht«, so Mittag. Die Hanglage. Das den Kirchenraum erfüllende nach vorne, fällt der kleine Altarraum ins Auge. Dort steht Licht. Das protestantisch Vertraute. Die liturgische und ein Tisch aus hellem Holz, dessen linker Fuß ein silber gemeindliche Nutzung unter einem Dach. Die Spur Wider farbenes Taufbecken bildet. Abendmahl und Taufe: Die spenstigkeit, auch gegen die eigene Landeskirche. Der beiden Sakramente sind hier in einer horizontalen und Glaube an Gott und die Botschaft Jesu: Der gotische Bau vertikalen Linie verbunden. Der Altarraum kann mit einer von Ortenberg und das Glashaus in EppsteinBremthal mobilen Trennwand abgeteilt werden. Auf ihr und im haben vieles gemeinsam. Gemeinsam ist ihnen auch, dass Kirchengemeinde Ortenberg Pfarrer Johannes Schatz Telefon (06046) 7529 E-Mail [email protected] Fenster nebenan hat der Glaskünstler Johannes Schreiter noch Dinge fehlen, es Hoffnungen gibt. »Das Gemeindehaus seine Spuren hinterlassen – mit einem für ihn typischen schreit nach Renovierung«, sagt Pfarrer Schatz in Orten Grad von Abstraktion, der zu vielerlei christlichen Deu berg. Auf eine neue Orgel will er gar nicht erst hoffen, ob tungen einlädt. Die Wand deutet die Vielfalt an, mit der die wohl sich »die alte gerade in ihre Bestandteile auflöst«. Kirche genutzt werden kann. Auch die Marienkirche in Ortenberg korrespondiert Sein Kollege Moritz Mittag in Eppstein freut sich auf die Glocken, die kurz nach Ostern gegossen wurden. Und dann mit der Moderne. Sie wurde in den vergangenen Jahren wäre da noch die doppelte Verglasung, die in der Bauzeit als grundlegend umgestaltet, das Ergebnis kann sich sehen optimal galt. Heute ist Dreifachglas angesagt. So schnell lassen. »Dieser Raum spricht zu mir«, heißt es im Gäste überholt sich die Moderne und Neues steht an. buch, oder: Hier sei ein »Zwiegespräch mit Gott« möglich. Kirchengemeinde Bremthal Pfarrer Moritz Mittag Telefon (06198) 33770 E-Mail [email protected] www.emmaus-bremthal.de n 47 Kirchenglocken in Nidda-Ulfa/Wetterau Das älteste dreistimmige Geläut Deutschlands Glocken sind für viele ein Stück Heimat, andere sind von ihren Geräuschen eher genervt. Der weithin tragende Klang der Glocken weckt Gefühle, er steht für Freude und Trauer, für Gebet und Gefahr. Glocken gibt es seit Jahrtausenden, im christlichen Bereich seit dem vierten Jahrhundert. Das wohl älteste zusammenhängende Geläut Deutschlands stammt aus dem Jahr 1334 und hängt in der evangelischen Kirche von Nidda-Ulfa. O ben im Kirchturm ist es eng und düster. Die Glocken glänzen nicht, sie sind uralt und sehen auch so aus. Klopft man sie leicht an, beginnen sie zu summen und entfalten ein intensives Leuchten, das von einer uner schütterlichen Sicherheit erzählt. Doch Vorsicht! Läuten die Glocken, wackeln die Wände des Kirchturms, der Holz boden des Glockenstuhls vibriert. Erschrecken kann bereits der Hammer, wenn er jede Viertelstunde gegen eine Glocke schlägt. So wird sie zur Uhr für die Ohren. »Mich nervt das morgens«, sagt ein Junge vor der Schule, die der Kirche gegenüberliegt. Er könne dann nicht schlafen. »Ich wohne direkt neben der Kirche.« Ein anderer findet es schön, wenn es »glockelt«. Auf dem Weg zur Schule mache das wach. Für ein Mädchen ist es das Signal zum Aufbruch: »Wenn ich morgens meinen Hasen füttere, weiß ich dann immer: Jetzt In den Kirchen der EKHN gibt es circa 4.000 Glocken. Etwa drei Viertel davon waren in den Weltkriegen verloren gegangen und mussten neu gegossen werden. Sachverständiger für Glocken und Orgeln in der EKHN: Thomas Wilhelm Telefon (06039) 486071 E-Mail thomas.wilhelm @zentrum-verkuendigung.de Kirchengemeinde Ulfa Pfarrer Reiner Isheim Telefon (06043) 985515 E-Mail [email protected] muss ich zur Schule.« Mutprobe für Jugendliche Die Glocken auf dem Kirchturm faszinieren, ziehen an und gelten als gefährlich: »Das ist eine Mutprobe, fast wie ein Initiationsritus«, sagt Pfarrer Reiner Isheim über die Kletter partie den Kirchturm hinauf. Sie nehmen die Konfirmandinnen und Konfirmanden kurz vor ihrer Kon firmation in Angriff. »Kaum einer, der unten bleiben will.« In der Regel befindet man sich aber auf dem Erdboden, wenn man den Klang der Glocken hört, etwa um zum Gottes dienst zu rufen. Wobei diese Aussage nicht präzise ist: Das Läuten am Sonntagmorgen gehört in Ulfa nämlich zum Gottesdienst dazu: Um zehn Uhr, wenn die Gemeinde schon versammelt ist, läutet es fünf Minuten. Das dreistimmige Tönen markiert auch den Anfang von Beerdigungen, der Wind trägt es oft wie in Wellen zum Friedhof, sagt Pfarrer Isheim. Dann überlegt er, wem in all den Jahrhunderten die 48 Erich Ludwig war 43 Jahre lang Kirchendiener in Nidda-Ulfa Die gute Seele des Gotteshauses Glocken schon geläutet haben: bei Taufen, Hochzeiten, in Krieg und Gefahr. »Was schaffen wir eigentlich Schönes, das » Musikalisch bin ich ganz und gar nicht«, sagt Erich Ludwig. Trotzdem hat er sich als Kirchen diener Jahrzehnte intensiv um die Glocken der Kirche in NiddaUlfa gekümmert. Früher hat der 82Jährige sie sogar noch von Hand geläutet – alle drei. »Keine Kunst«, in vielleicht 300 Jahren noch Bestand hat?« sagt er: »Man muss einfach nur ein wenig auf Zack sein.« Geheimnis des Klangs Das gilt für seine Jahre als Kirchendiener insgesamt: »Er Die zwei tiefen Glocken sind auf cis und d gestimmt, was zu war sehr genau«, sagt seine Frau Marianne. »Immer wieder reibenden, eigentümlich schwebenden Tönen führt. Sie ist er den Kirchturm nach oben geklettert, hat dort auch erinnern an ein wogendes Meer, von dem sich die auf g geschweißt.« Gleich bestätigt der ehemalige Kirchendiener gestimmte kleine Glocke hell absetzt. Ihr Klang freilich ist den Charakterzug der Genauigkeit, indem er korrigiert: vom Wogen nicht völlig losgelöst, sondern flattert gleich »Nicht geschweißt – gelötet!« Seine Frau hat ihm bei den Küsterdiensten oft sam in dessen Gischt, wie hell bewegtes Lachen über dem geholfen, Ferien gab es nicht. Allein bei der Trauung des Meer. Sohnes wurden sie vertreten. Ein einziges Mal in 43 Jahren? Das Alter des Geläuts ist dank eines Schadens ent deckt worden. Bis vor wenigen Jahren dachte man, allein »Wenn ich etwas mache, dann richtig«, sagt Ludwig. die größte Glocke sei 1334 geschaffen worden, in sie »Auch habe ich es nicht wegen des Geldes gemacht, es hat ist auch die Jahreszahl aufgegossen. Aus ihr fiel in der einfach Spaß gemacht!« Wenn die Konfirmandinnen und Silvester nacht 2001/2002 der Klöppel. Nach der not Konfirmanden unruhig wurden, hat er ihnen »Gutzjes« dürftigen Reparatur löste er sich erneut ein Jahr später – gegeben, Bonbons, erzählt er und lacht: »Schon lutschten wiederum in der Silvesternacht. Bei der Sanierung der die, wurden still.« Nun aber hat der malade Rücken dem Dienst des Glocken stellte man fest: Alle sind 1334 gegossen worden, Küsters ein Ende gemacht. Manchmal kommt er morgens denn sie gleichen sich bis in winzige Details, haben ähn liche Klangeigenschaften und auch die Zusammensetzung kaum noch aus dem Bett. Dann geht ihm ein Lied aus dem der Metallanteile stimmt überein. Als die Glocken endlich Gesangbuch durch den Kopf: »Jesu, geh voran auf der wieder tönten, feierte man nicht nur ihre Rückkehr, Lebensbahn! Und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich sondern auch ihr hohes Alter: Posaunenchor und Gesang nachzueilen.« Jesus ist für ihn wie »ein Wegweiser«, gerade verein waren zu hören, es ging nicht gerade leise zu – was in schweren Tagen. In seinem Namen hat er viele Schritte dem Sinn der Glocken entspricht, sagt Pfarrer Isheim: »Sie unternommen – auch nachts. Einst wurde die Kirche noch mit Koks und Holz geheizt. Da konnte es passieren, dass das helfen, bei sich einzukehren, und machen den Glauben zugleich weithin hörbar, also öffentlich.« n Kircheninnere morgens voller Rauch war. Um zwei Uhr nachts ist er aufgestanden, kontrollierte den Ofen, damit am nächsten Morgen klare Blicke möglich sind. Unzählige Male ist er die steilen Stiegen und Leitern zu den Glocken hinaufgestiegen. Einmal ganz schnell – mitten im Gottes dienst. Die VaterunserGlocke nämlich schwieg – aber nicht lange, rasch konnte er den Fehler beseitigen. »Mit allen Pfarrern bin ich gut ausgekommen«, sagt er. Und dann zählt er sie nacheinander auf. Ludwig klingt dabei nicht wie ein Statistiker. Der angeblich Unmusikalische spricht die Namensreihe vielmehr melodisch, weich und rhythmisch wie ein Geläut. n 49 Service-Stelle für Kirchenferne: die »Schwalbe 6« in Wiesbaden Mit offenen Armen empfangen Manchmal beginnen erst Erwachsene, sich für den Glauben und die Kirche zu interessieren. Oder sie entdecken ihr Interesse neu, nachdem sie sich vor Jahren aus Ärger oder Desinteresse abgewandt hatten und aus der Kirche ausgetreten waren. Wege zurück in die Kirche führen über die Kirchengemeinden vor Ort. Aber nicht nur. In der EKHN gibt es zudem 13 Wiedereintrittsstellen, die meisten in städtischen Zentren. Eine von ihnen ist das »KirchenFenster Schwalbe 6« in Wiesbaden. Und das bietet weit mehr als einen Eintritt. Zielgruppenorientierte Pfarrstellen in großen Städten Stadtkirchenarbeit Stadtjugendarbeit n Studierendengemeinden n n 10 7 8 die eher nicht die Stufen zu einem Pfarrbüro hochgehen, deren Glaubensgeschichte aber noch nicht zu Ende ist. 2003 wurde das »KirchenFenster« als zentrale Informationsstelle für das vielfältige kirchliche Angebot in der Stadt sowie als Forum für Begegnung und Beratung gegründet. Seit 2004 dient es auch als Kircheneintritts stelle. Lange Öffnungszeiten sorgen für gute Erreichbarkeit. Eingereiht in die Ladenzeile eines eher nüchternen Zweck baus, geht der Blick aus dem großen Schaufenster direkt auf die viel befahrene Schwalbacher Straße. Sie gab der W Einrichtung ihren Namen. Drinnen gibt es Kaffee und er in der Passionszeit am »KirchenFenster Kuchen, wie in einem Café sind locker Tische gruppiert. Schwalbe 6« vorüberging, fand einen Tisch mit kleinen Steinen am Bürgersteig Viele wollen einfach reden vor. »Dein Sorgenstein – leg ihn am Kreuz Häufig führen praktische Anliegen die Menschen hierher: ab«, war als Aufforderung beigefügt. Nicht Eine Hochzeit ist geplant, ein Kind soll getauft werden. Und wenige setzten das nach kurzem Nachdenken in die Tat um. manchmal kommt jemand aus einer der umliegenden Arzt »Wir schaffen Hingucker und Anlässe zur Unterbrechung praxen, mit einer bedrückenden Diagnose im Gepäck. »Viele des Weges«, sagt Stadtkirchenpfarrerin Annette Majewski, nehmen einen Umweg und suchen etwas an unserer Info die gemeinsam mit einer Festangestellten und zwölf Ehren wand«, weiß Karin Weißenberg, pensionierte Religions amtlichen in der Einrichtung in der Wiesbadener City ar lehrerin und von Anfang an als Ehrenamtliche dabei. »Aber beitet. »Unsere Zielgruppe sind die Suchenden.« Menschen, dann wollen sie einfach reden. Über ihr Leben, über den Glauben.« Seit Neuestem bietet die Diakonie wöchentlich eine Beratung an. Über die Jahre ist ein buntes Veran staltungsprogramm entstanden – von der Pilgerberatung über eine Fastengruppe bis hin zu aktuellen Diskussions runden. Wiedereintrittsgespräch mit Segenswort Zum Angebot gehört auch der Service an Getaufte, unbüro kratisch wieder in die Kirche eintreten zu können. Sie 50 Warum Christian Schlamp wieder in die Kirche eingetreten ist Zurückgefunden » Mein Leben war immer so: Vollgas, hier komme ich.« Christian Schlamp, 40 Jahre, schaut nüchtern auf seine Vergangenheit. Dann wurde seine betagte Großmutter krank und pflegebedürftig. »Sie war die Leitfigur in meinem Leben«, sagt er. Er empfand es als völlig normal, zu ihr zu ziehen und sie rund um die Uhr zu pflegen. In diesen zweieinhalb Jahren, bis seine Groß mutter starb, hat sich etwas in ihm verändert. Vorher waren Geld und Status die entscheidenden Werte in seinem Leben. Jetzt erfuhr er, welche Bereicherung darin liegt, für jemand Seit 2009 ist er wieder Mitglied, in seiner Heimatgemeinde anderen da zu sein. Er war überrascht, wie gut es ihm gelang, die Großmutter aufzupäppeln. Aber da war auch die in TaunussteinBleidenstadt. Er hat die Kirche neu kennen Erkenntnis: »Es gibt Kräfte, die stärker sind als man selbst.« gelernt: »als Wegbereiter, Wegbegleiter, als modern und weltoffen«. Ein Konfirmandengottesdienst überzeugte ihn 1998 ist Christian Schlamp aus der Kirche ausge treten. Die Kirchensteuer, gibt er unumwunden zu, war ein durch seine Mischung aus »erhabener Distanz« und ent entscheidender Grund. Aber auch die Distanz zu der spannter Fröhlichkeit. »Wir haben in der Kirche gelacht und Institution. Als es mit der Großmutter zu Ende ging, kam geklatscht – das war doch früher undenkbar.« Was er glaubt? – »Dass es mit dem Tod nicht vorbei auf ihren Wunsch Gottfried Mallon vorbei, ein ihr vertrauter ist, dass das Gute siegt«. Ein paar Dinge hat er sich fest Pfarrer, der inzwischen pensioniert war. Er hat sie auch beerdigt. »Es hat mich berührt, dass er das so selbstverständ vorgenommen: Die Zehn Gebote als »Daily Code of Conduct« lich gemacht hat«, sagt Christian Schlamp. ernst zu nehmen. Regelmäßig den Gottesdienst zu be Die »Schwalbe 6« lernte Christian Schlamp über ihn suchen. Die Kirchensteuer, so sieht Christian Schlamp es heute, ist »gut und nachhaltig angelegtes Geld«. Die kennen, der dort als Ehrenamtlicher arbeitet. Wiederholt sprach er dort mit dem Pfarrer. Dabei reifte sein Entschluss, Gesellschaft brauche die Kirche. Ihn beeindruckt, was sie es noch einmal mit der Kirche zu versuchen. »Ich habe die alles leistet, allein im sozialen Bereich. »Es ist ein gutes Erfahrung gemacht, dass man sich auf diese Gemeinschaft Gefühl, wieder in dieser Gemeinschaft zu sein.« n verlassen kann«, sagt er. können diesen Schritt entweder in einer Eintrittsstelle wie dieser oder in ihrer örtlichen Gemeinde tun. Neueintritte – also Taufen – werden allerdings nach wie vor in der Ge meinde am Wohnort gefeiert. Das Wiedereintrittsgespräch in »Schwalbe 6« führt die Pfarrerin, aber auch drei Ehren amtliche sind dafür von der Kirche beauftragt. Der formale KirchenFenster Schwalbe 6 Pfarrerin für Stadtkirchenarbeit Annette Majewski Telefon (0611) 1409216 E-Mail [email protected] www.kirchen-wiesbaden.de Akt selbst ist denkbar einfach, ein Formular wird ausgefüllt, die Taufurkunde oder Austrittsbescheinigung sollte vor gelegt werden. »Am Ende stehe ich auf, heiße offiziell will kommen in der evangelischen Kirche und spreche ein Aufnahmen in die EKHN 2009 Segenswort«, berichtet die Pfarrerin. Oft sei das berührend, manche weinen. Besonderen Wert legt sie darauf, die Aufnahme von Menschen, die zuvor ... n aus der evangelischen Kirche ausgetreten waren n Mitglied der römisch-katholischen Kirche waren n Mitglied einer anderen christlichen Kirche waren Gemeinde sofort zu informieren, damit diese mit einem Begrüßungsbrief die Verbindung aufrechterhält. »Wir müssen eine Willkommenskultur pflegen«, ist ihre Über ■ 1.916 1.080 146 3.208 zeugung. Schon einmal seien diese Menschen von der Kirche enttäuscht worden, fügt Karin Weißenberg an. »Nun sollen sie gute Erfahrungen mit ihrer Kirche machen.« 52 Menschen sind hier im Jahr 2009 in die evangelische Kirche einge treten. Etwa so viele wie in den Vorjahren auch. n 51 Die Aktion »Himmlisch-Nah« im Main-Taunus-Zentrum in Sulzbach Mitten im Adventstrubel Weihnachten ist nicht nur ein Fest der Geschenke und der Familie. Es hat eine christliche Botschaft. Die trägt eine Aktion der evangelischen und der katholischen Kirche seit vier Jahren mitten in den vorweihnachtlichen Einkaufstrubel des Main-Taunus-Zentrums. Die Kirche verlässt damit ihre eigenen Mauern und begibt sich auf den modernen Marktplatz. Eine spannungsreiche Begegnung zwischen Konsum und Glauben. und Taunus. Viele Passanten sind stehen geblieben, lauschen und klatschen. »Darf ich Ihnen einen Segen zum Advent geben?« Petra HerfelStürz, Mitarbeiterin im Team der Kirchen, strahlt den jungen Mann an und hält ihm ein paar bunte Karten im Scheckkartenformat hin. »Den kann man immer brauchen«, sagt die blonde Begleiterin des Mannes. Zögernd greift der Angesprochene zu. »Ich will auch eine«, sagt die Blonde und zieht eine andere Farbe. »Du bist reich beschenkt«, steht darauf. Retter der Welt Es ist bereits der vierte Adventssamstag, den die Kirchen im » größten Einkaufszentrum der Region mit ihrem Programm »HimmlischNah« gestalten. Von zehn bis 22 Uhr sind sie da. Während überall Weihnachtslieder dudeln und Christmas in aller Munde ist, weisen die Kirchen auf die in Vergessenheit geratene Jahreszeit des Advents hin. Ihr Thema ist Vor Und nebenan an unserem FairSchenken freude. Christen erwarten die Ankunft von Jesus Christus, Stand bekommen Sie einen heißen dem Sohn Gottes, in der Welt. »Weihnachten ist himmlisch Mexikaner.« Fabian Vogt hält das Mikro nah«, formuliert es HansA. Genthe, Projektleiter und fon in die Höhe und zieht seinen Schal Referent für Öffentlichkeitsarbeit des Dekanats Kronberg. fester an. Heute sinkt das Thermometer Und das meint mehr als ein niedliches Kind in einer Krippe, auf zwölf Grad minus. Dann ruft er: »Und jetzt latein sondern den Retter der Welt, der all diesen Menschen amerikanische Weihnachtslieder.« Auf der Himmlisch nahekommt. Das ist das Thema des Advents. Und damit NahBühne im MainTaunusZentrum glitzert der große muss die Kirche auf den Marktplatz gehen, sagt Genthe. Weihnachtsbaum. Mit ihren Ponchos um die Schultern Tatsächlich sind es 50.000 und mehr, die an einem flöten, singen und trommeln sie los, die Gäste aus Süd solchen Adventssamstag durch das MainTaunusZentrum amerika. Sie gehören zum Adventsprogramm der strömen. CenterManager Matthias Borutta ist begeistert evangelischen und der katholischen Kirche zwischen Main vom Programm der Kirchen. Die Moderation sei professionell und das Programm großartig. Verkaufen sei sein Geschäft, aber auch diese inhaltliche Tiefe brauchten die Menschen. Das MainTaunusZentrum unterstützt HimmlischNah logistisch und technisch. Waren aus armen Ländern Auch der Verkaufsstand Fair Schenken nahe der Bühne gehört dazu. Hier gibt es Waren aus armen Ländern, die vor Ort Arbeitsplätze mit angemessenen Löhnen schaffen. Meist 52 Petra Herfel-Stürz über die Aktion im Einkaufszentrum Man begibt sich in die Hände des Heiligen Geistes Frau Herfel-Stürz, Sie haben bei Himmlisch-Nah mitgewirkt, Menschen angesprochen und Segenskarten verteilt. Was fasziniert Sie an dem Projekt? HERFEL-STÜRZ: »Ich finde es so spannend, sich mit der Lage der Menschen auseinanderzusetzen und ihnen ausgesetzt zu sein. Und die vielen positiven Erfahrungen sind es Geschenksets mit Kaffee und Süßigkeiten, Schoko machen Mut und Lust, etwas Spirituelles in einen Raum lade und ausgesuchte Weine aus aller Welt. Sie helfen, dass hineinzutragen, wo es Geistliches anscheinend nicht gibt, Menschen in armen Regionen der Welt ihren Lebensunter und dann ereichen wir tatsächlich diese andere Dimension halt selbst verdienen können. Genau das gehört hierher, in des Menschen.« den vorweihnachtlichen Rummel des Einkaufszentrums. Und Schokoladenbischöfe, die an Nikolaus von Myra er Segenskarten im Einkaufsgewühl zu verteilen ist mutig. innern, keine Weihnachtsmänner. Den Stand betreuen HERFEL-STÜRZ: DritteWeltGruppen aus der Region. Der Erlös geht an ein verstehe mich ganz bescheiden als so etwas wie ein Durch Kinderschutzprojekt auf den Philippinen. lauferhitzer Gottes. Und man bekommt so viel zurück, Gesang klingt von der Bühne herüber. Es ist das »Ich verschenke gern Gottes Liebe und Dankbarkeit, Ermutigung.« HimmlischNahLied »Du, der Himmel reißt auf«. Die Um stehenden halten Liedkarten in der Hand und singen tat Welche Begegnung war besonders eindrucksvoll? Oder sächlich mit. Später können sie Maxipostkarten mit dem schwierig. Lied als Adventsgruß verschicken. Kleine MiniCDs gibt’s HERFEL-STÜRZ: als Präsent dazu. hat gesagt: Meinen Sie, ich hab’ das nötig? Aber sie hat ein Seit vier Jahren wächst und wandelt sich das »Der junge Mann mit der Blondine im Arm Kärtchen haben wollen. Und dann hatten wir ein längeres Programm. Und quer durch 60 Kirchengemeinden geht die Gespräch miteinander. Schließlich war er ganz offen.« Diskussion, ob man nicht doch inhaltlich tiefgründiger sein sollte. Aber würde es das gemischte Publikum erreichen? Viele sagen, die Kirche soll sich nur um ihre Mitglieder kümmern. Einig sind sich alle darin: Die Kirche gehört auf den Markt HERFEL-STÜRZ: platz, wie es schon der Apostel Paulus vorgemacht hat, um Familie, viele in der Gemeinde sind dagegen, wehren sich Jesus Christus zu bezeugen. n »Da geht der Riss oft quer durch die gegen ›das Missionarische‹, wie sie dann sagen. Das ist wohl die Angst, da etwas nicht im Griff zu haben. Man begibt sich Evangelisches Dekanat Kronberg Pfarrer Hans-A. Genthe, Referent für öffentlichkeitsarbeit Telefon (06196) 5601-12 E-Mail [email protected] www.dekanat-kronberg.de, www.himmlisch-nah.de [Stellen] 17,9 16,6 23,5 14,75 72,75 anderen, evangelischen und katholischen.« widerstehen, statt sich ihm anzupassen. Fach- und Profilstellen wurden im Rahmen der Dekanatsstrukturreform seit dem Jahr 2000 eingerichtet. Sie geben den Dekanaten die Möglichkeit, in wichtigen kirchlichen Handlungsfeldern zusätzliche Impulse zu setzen. Bildung n Gesellschaftliche Verantwortung n Öffentlichkeitsarbeit n Ökumene alltägliche Weltsituation zu stellen, und zwar mit vielen Muss nicht die Kirche gerade im Advent dem Kommerz Fach- und Profilstellen in der EKHN 2009 n irgendwie in die Hände des Heiligen Geistes, das trauen sich viele nicht. Und es tut so gut, sich als Christ in eine [Personen] 30 26 27 26 109 HERFEL-STÜRZ: »Es geht doch nicht um den Konsum, sondern darum, dass wir mit Gottes Segen auch an unge wöhnliche Orte gehen. Den Adventsegen haben auch die Müllarbeiter von mir bekommen, die die Papierkörbe leeren. Die haben sich gefreut, dass sie eingeschlossen sind.« n Petra Herfel-Stürz ist Köchin in einer evangelischen Kindertagesstätte in Schwalbach. Die Prädikantin engagiert sich bei Himmlisch-Nah ehrenamtlich. 53 Das Palliativzentrum am Markus-Krankenhaus in Frankfurt Würde für die letzten Tage Die Würde des Menschen zu wahren in der letzten Phase seines Lebens ist eine Herausforderung für unsere Gesellschaft, der sich auch die EKHN stellt. Eine Modelleinrichtung dafür ist das Palliativzentrum im Markus-Krankenhaus in Frankfurt-Ginnheim. Es betreut unheilbar erkrankte Menschen medizinisch, geistlich, sozial und persönlich. Dafür wird auch die Seelsorge in das medizinische Team integriert – Neuland für alle. E ine Abschiedskerze leuchtet in einer Nische gleich am Eingang. Sie ist weiß und einen halben Meter hoch. Neben ihr steht ein Holztischchen mit einem kleinen Leuchtturm und Muscheln darauf. Und ein Korbsessel. In anderen Stationen steht hier der Essenswagen. Man merkt gleich: Hier weht ein anderer Geist. Weiße Pusteblumen und ein Mann mit Hut, den der Wind mit seinem Regenschirm davonzuziehen scheint – diese Motive hängen im sonnengelben Flur, sie wechseln sich ab mit Landschaften in hellen Holzrahmen. Hoffnungs bilder – ausgewählt vom Team und von einer innovativen Klinikleitung finanziert. Seit Juli 2009 gehört das zweitgrößte Palliativ Hospiz, Sterbebegleitung, Palliativstation Der Begriff Hospiz stammt aus der lateinischen Sprache, in der »hospitium« eine Herberge und damit einen Ort der Gastfreundschaft meint. Heute geht es dabei um Gastfreundschaft für Menschen kurz vor dem Tod. Entstanden ist eine Hospizbewegung, die sich aus humanitären und christlichen Gründen überwiegend ehrenamtlich engagiert. In ihren Einrichtungen sollen Menschen ihre letzte Lebensphase in Würde und möglichst erfüllt erleben sowie zuletzt in Frieden sterben können. Dabei sind Schmerzen und andere Beschwerden zu lindern sowie psychologische, soziale und geistliche Fragen zu bewältigen. Ein Hospiz hat in der Regel eher eine privat-wohnliche Anmutung mit wenigen Betten. Es ist ähnlich wie ein Pflegeheim organisiert. Im Bereich der EKHN gibt es ein Hospiz in Frankfurt, ein weiteres entsteht derzeit in Darmstadt. Von der medizinischen Seite her haben sich auch viele Krankenhäuser dieser Aufgabe gestellt. Sie haben für Menschen in der letzten Lebensphase eigene Palliativstationen eingerichtet. Bei deren Palliativmedizin steht nicht mehr die Gesundung im Vordergrund, sondern die Linderung von Schmerzen und anderen Beschwerden. Ziel bleibt dennoch, Patienten wieder nach Hause entlassen und dort weiterbetreuen zu können. Das Angebot entwickelt sich, dabei bezieht es mehr und mehr auch psychologische, soziale und spirituelle Aspekte ein. 54 zentrum Deutschlands zum MarkusKrankenhaus. 13 Einzel zimmer werden von unheilbar erkrankten Menschen be wohnt. Bald sollen es wieder 20 Betten sein wie bei seiner Gründung 1996, als das Palliativzentrum in der Frankfurter Rechneigrabenstraße als Evangelisches Hospital für Palliativmedizin das erste seiner Art in Deutschland war. Seitdem ist auch die leitende Ärztin Angelika Berg dabei. Wer hierherkommt, wird nicht mehr kuriert, bleibt im Durchschnitt zwei Wochen, soll dann wieder nach Hause oder in eine andere Einrichtung. Ein Drittel der Patienten stirbt jedoch im Palliativzentrum. Ernst Ehmer, 75 Jahre alt, hat einen Tumor im Gallengang – und als Patient eine wahre Odyssee hinter sich. So wie fast alle, die letztlich im Palliativzentrum ankommen. Und darum geht es auch: um das Ankommen. »Fehmarner Kaffeepott«, steht auf der bauchigen Tasse, die Angelika Berg mit beiden Händen umfasst. Sie sitzt im Wohnzimmer der Station. »Ich trinke jeden Tag daraus. Sie ist ein Stück zu Hause. Ein Stück Ruhe«, sagt sie. Beides sollen auch die Menschen im Zentrum bekommen: Ruhe und das Gefühl, zurückzukommen zu sich selbst. Zu sich selbst kommen Nach einer langen Krankheitsgeschichte sind viele zer mürbt. Auf der Palliativstation wird nicht mehr die Ursache ihrer Krankheit behandelt, sondern die Symptome. »Ziel ist, dass die Menschen hier ihren letzten Abschnitt mit Würde leben können«, sagt der leitende Pfleger Holger Fiedler. Bewährte Mittel dafür sind schmerzlindernde Medikamente, Krankenhausseelsorgerin Pfarrerin Andrea Klimm-Haag Telefon (069) 9533-2255 E-Mail andrea.klimm-haag @fdk.info Mut machende Gespräche, Seelsorge und Therapeuten, die dabei helfen, mit der Krankheit und dem Sterben zu leben. Außerdem ein größtmögliches Maß an Autonomie. »Die Seelsorge in der EKHN 2009 Patienten sind die Bestimmenden«, sagt Angelika Berg. Die Patienten dürfen nicht nur entscheiden, welche Bilder sie in ihr Zimmer hängen möchten, sie bestimmen auch darüber, wann die Visite kommt, und wann sie etwas essen wollen. »Wer nicht will, der schickt uns wieder raus«, sagt die Ärztin. Im Palliativzentrum darf jeder seinen eigenen Lebensrhythmus haben, das ist das Konzept. Ernst Ehmer will. Meistens. Er freut sich über die Besuche der Musiktherapeutin, die ihm auf Holzinstru menten vorspielt. Mit der Kunsttherapeutin kann er nicht so viel anfangen, malen ist nicht so seine Sache. Ob er schon mit der KrankenhausSeelsorgerin gesprochen hat? »Die kann gerne kommen – aber missionieren wird sie mich nicht«, sagt Ernst Ehmer, er ist zu Scherzen aufgelegt. Seine Frau lacht, sie ist dankbar über die Zeit im Palliativ zentrum. Ernst Ehmer streckt den Zeigefinger aus, seine Pfarrer/-innen n Krankenhäuser, Kurkliniken n Altenheime n Alten-, Kranken- und Hospizseelsorge n Gehörlose, Blinde, Behinderte n Strafgefangene, Angehörige und Bedienstete n Schulseelsorge n Flüchtlinge und Ausländer n Flughafen n Notfallseelsorge n Polizeiseelsorge n Telefonseelsorge ■ Pädagog(inn)en n Krankenhauspatient(inn)en n Asylsuchende n Behinderte n Blinde n Trauernde ■ [Stellen] 51 9 14 10 12,5 13 2,5 1 8 3 4,5 128,5 [Stellen] 9,75 1,25 1 1 0,5 13,5 ➔ Weiter auf Seite 57 55 Pfarrer Dr. Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks, über tätigen Glauben Damit keine und keiner verloren geht » ›Die Liebe ist das Tatwort des Glaubens‹. Dieser politik. Denn der Markt braucht eine Grenze, einen Rand, Satz von Johann Hinrich Wichern, dem geistigen dessen Überschreitung wir nicht wünschen können. Vater der modernen Diakonie, leitet auch mich. Diakonisches Handeln geschieht mitten in der Welt, auch Im Hamburger Armenviertel St. Georg sieht Wichern die zu mitten im Wettbewerb und trotz Wettbewerbs. Ihr Motto ist engen Wohnungen, er erkennt die Not des Hungers, den auch unter schwerer gewordenen Rahmenbedingungen: Mangel – auch an menschlicher Zuwendung. Dazu sagt er: Nicht flüchten, sondern standhalten, damit keine und ›Die Liebe hat ein scharfes Auge.‹ Sie sieht auch hin, wenn keiner verloren geht. Zu Recht fragt Dietrich Bonhoeffer: es wehtut oder unangenehm ist. Dieser liebende Blick ›Konnten wir wissen, dass deine Liebe, Gott, so weh tut? ... kommt von Jesus her und sieht das Kreuz dort, wo es immer Die Jüngergemeinde schüttelt das Leid nicht ab, als hätte gestanden hat: mitten in unserer Welt. sie nichts damit zu schaffen, sondern sie trägt es.‹ An der Die Haltung, mit der Wichern glaubt und lebt, heißt: mitleidenschaftlichen Praxis entscheidet sich, ob uns die ›Not sehen, Not benennen, Not überwinden‹. Es fängt also Botschaft von der Auferstehung und von der Hoffnung für damit an, die blinden Flecken in der Wahr nehmung der die Welt abgenommen wird. gesellschaftlichen Realität zu überwinden – nicht weg Aus dieser Glaubenspraxis heraus schöpfen die schauen, wo alle gerne drüber hinwegsehen. Und dann Kirche und ihre Diakonie die Kraft und die Hoffnung, für heißt es: Handeln. In unseren Tagen werden Rettungs den sozialen Ausgleich einzutreten. Dazu gehört auch, sich pakete geschnürt mit Summen, von denen Wichern nur mit anderen zu vernetzen, die wie sie dafür eintreten: Barm träumen konnte. Nur sind diese leider nicht für die Not herzigkeit drängt auf Gerechtigkeit. Und gerecht ist das, leidenden Menschen bestimmt. Für die ist vielmehr seit was Menschen einander schulden, die an einem Ort oder in Jahren immer weniger Geld vorhanden. In unserem so einer Gemeinschaft zusammenleben. Gerechtigkeit ist das reichen Land ist das ein Armutszeugnis. Gebot der Stunde, denn nur gemeinsam können wir leben. Daher kommt der Kirche und ihrer Diakonie die Karl Barth wurde nach einem Gottesdienst gefragt: Aufgabe zu, zusammen mit den anderen Wohlfahrts ›Werde ich meine Lieben im Himmel wiedersehen?‹ Darauf verbänden und mit befreundeten Organisationen zur antwortete er: ›Ja, aber die anderen auch.‹ Die anderen Lenkung und zur Begrenzung des Wettbewerbs beizutragen: auch! Das ist der rote Faden unseres Auftrags, damit die zum Vorrang der Lebensdienlichkeit vor der Wettbewerbs Türen weit aufgehen und keiner verloren geht.« n Diakonisches Werk in Hessen und Nassau (DWHN) 2009 200 Rechtsträger mit 366 Einrichtungen und 21.056 Betten/Plätzen 13 Vereine für Jugend- und Erwachsenenhilfe/Betreuungsvereine 48 Dekanate der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau 261 Mitglieder des DWHN mit insgesamt rund 15.500 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Das DWHN gibt einen eigenen Jahresbericht heraus, den Sie hier anfordern können: Diakonisches Werk in Hessen und Nassau Ederstraße 12 60486 Frankfurt Telefon (069) 7947-0 E-Mail [email protected] [Arbeitsbereiche] Krankenhilfe n Jugendhilfe n n Familienhilfe n Altenhilfe n Behindertenhilfe Hilfen für Personen in besonderen sozialen Situationen n Ausbildung n Sonstige Einrichtungen n n 56 Gesamt [Zahl] 15 33 33 28 5 1 32 87 31 10 25 13 8 10 4 9 6 5 1 10 366 55 [Einrichtungen] Krankenhäuser stationäre Einrichtungen teilstationäre Einrichtungen Beratungsstellen sowie ambulante Dienste stationäre Einrichtungen Tageseinrichtung Beratungsstellen sowie ambulante Dienste vollstationäre Einrichtungen inklusive Kurzzeitpflege Betreutes Wohnen für Senioren und Altenwohnungen Tages- und Nachtpflegeeinrichtungen stationäre Einrichtungen Tageseinrichtungen Beratungsstellen sowie ambulante Dienste stationäre Einrichtungen Tageseinrichtungen Beratungsstellen sowie ambulante Dienste Ausbildungsstätten stationäre Einrichtungen Tageseinrichtung weitere Einrichtungen und Dienste Diakoniestationen sind dem DWHN nach § 13 Abs. 1 Satz 2 des Diakoniegesetzes angeschlossen. [Betten/Plätze] 2.964 1.150 1.100 133 498 119 7.944 1.450 157 2.079 1.935 319 289 20 67 432 287 75 28 21.046 Dr. Angelika Berg, ärztliche Leiterin der Station, über ihre Berufung Gott hat uns ausgesucht Sie tragen ein kleines goldenes Kreuz um den Hals. Bedeutet ➔ Fortsetzung von Seite 55 es etwas? blauen Augen leuchten. »Schreiben Sie, dass hier alle ihr BERG: Menschenmögliches tun.« im Norden sagen, war regelmäßig zu Besuch. Er war immer »Ich bin christlich erzogen und der Pastor, wie wir ein sehr integrativer Faktor, kannte die ganze Familie und Seelsorge im Team war zu allen wichtigen Festen da.« Im evangelischen MarkusKrankenhaus spielt Pfarrerin Andrea KlimmHaag eine wichtige Rolle. Seit sieben Jahren Hilft Ihnen der Glaube bei Ihrer Arbeit im Palliativzentrum? besucht sie Patienten, hört sich die Sorgen der Mit BERG: arbeitenden an und kümmert sich um Angehörige. Seit Fundament. Vor allem, wenn ich manchmal zweifle: Sind wir einem Jahr auch im Palliativzentrum. Anders als auf den richtigen Weg mit dem Patienten gegangen, haben wir anderen Stationen gehört sie hier als Pfarrerin zum die richtigen Entscheidungen getroffen? Und dann hilft mir »Meine christliche Erziehung ist ein wesentliches Behandlungsteam. Denn das Konzept verfolgt einen ganz auch der Spruch meiner Großmutter, die sehr gläubig war: heitlichen Ansatz: Medizinische, physische, psychische und ›Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein spirituelle Sorge um die Patientinnen und Patienten sollen Lichtlein her.‹ Durch meine christliche Erziehung habe ich verschmelzen. Das Wissen aus den Teambesprechungen hilft das Grundvertrauen, dass jeder Mensch hier gut aufgehoben der Seelsorgerin, sich an ihre Patienten »heranzutasten«, ist, auch wenn er noch so krank ist.« wie sie es nennt. Denn die religiöse Prägung der Menschen auf der Station entspricht dem Multikulti in Frankfurt Wie beeinflusst Ihre Arbeit Ihren Glauben? selbst. Viele haben eine religiöse Patchworkidentität, nur BERG: »Ich habe mit unheilbar erkrankten Menschen zu bei ungefähr einem Drittel der Patienten kann sie an tun. Mit Menschen an ihrem Lebensende. Ich sehe das evangelische Glaubenseinstellungen anknüpfen und diese Leben bewusster als Geschenk. Bei kleineren Streitereien als Anker für die seelsorglichen Gespräche nutzen. In gibt es die Einsicht: Es gibt etwas, was viel größer ist, jeder Begegnung aber muss sie die Lebenshorizonte und nämlich das Leben. Besonders bei jungen Menschen, die religiösen Vorstellungen erst herausfinden. Deshalb wünscht sterben müssen, frage ich mich oft: Warum müssen wir da sie sich mehr Zeit mit den Patienten auf der Station. »Jesus jetzt durch? Und dann hilft es mir, dass ich mir sage: Gott sagt: Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.« So hat uns ausgesucht, wir sind die Begleiter. Außerdem ist lautet ihr Glaubenssatz. Und so möchte die Seelsorgerin es der Tod nicht das Ende, sondern der Anfang. Im christ auch machen. Heute ist sie bei den trauernden Ange lichen Sinne fängt etwas Schönes an. Daran glaube ich.« n hörigen. Die elektrische Kerze in der Nische am Eingang des Zentrums leuchtet immer dann, wenn ein Patient für immer gegangen ist. n Besuchsdienstkreise in der EKHN 2009 In der EKHN gibt es 519 Besuchsdienstkreise. 4.606 Ehrenamtliche besuchen Senioren und Kranke. 57 Einnahmen und Ausgaben der EKHN im Jahr 2009 Jahresergebnis 2009 Einnahmen 2008 2009 2009 Anteil an den Gesamteinnahmen [%] 2009 Veränderung gegenüber 2008 [%] 2010 Planzahlen [T Euro] [T Euro] 460.594,67 447.527,30 78,8 – 2,8 360.000,00 32.215,62 34.558,55 6,1 + 7,3 16.385,02 Staatsleistungen und -erstattungen 15.588,82 15.868,90 2,8 + 1,8 17.220,35 Zins- und Vermögenserträge 23.823,53 15.688,97 2,8 – 34,1 15.594,31 [T Euro] Laufende Einnahmen Kirchensteuer netto [1, 2] Erlöse, Kostenerstattungen Sonstige laufende Einnahmen 40.364,70 24.693,95 4,3 – 38,8 12.008,97 572.587,34 538.337,66 94,8 – 6,0 421.208,65 801,92 2.235,02 0,4 + 178,7 1,50 3.245,19 27.472,19 4,8 + 746,6 56.117,82 Vermögenswirksame Einnahmen Veräußerungen Rücklagenentnahmen Sonstige vermögenswirksame Einnahmen [3] 10,70 2,13 0,0 – 80,1 3,00 4.057,81 29.709,34 5,2 + 632,2 56.122,32 576.645,15 568.047,00 100,0 – 1,5 477.330,97 Summe aller Einnahmen Erläutert werden Veränderungen von mehr als 10 Prozent und einem Mindestumfang von 10.000 Euro gegenüber dem Vorjahr. Einnahmen [1] Im Jahr 2009 hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mehr Kirchensteuern eingenommen, als sie aufgrund der wirtschaftlichen Prognosen erwarten konnte. [2] Für 2010 rechnet die EKHN aufgrund schwacher Konjunkturdaten, Veränderungen im Steuerrecht und der demografischen Entwicklung mit geringeren Einnahmen. [3] Trotz der Mehreinnahmen konnte der Haushalt 2009 nur durch Rücklagenentnahmen ausgeglichen werden. Dies ist auch 2010 zu erwarten. Ausgaben [4] Ein Teil vom Überschuss des Vorjahrs kam den Kirchengemeinden mit einer einmaligen Sonderausschüttung und deren Beschäftigten mit einer Bonuszahlung zugute. Gegenüber dem Vorjahr wurden weniger Mittel aus dem Ökofonds für energetische Baumaßnahmen ausgeschüttet. Die laufenden Gebäudezuweisungen erhalten die Gemeinden nach einem neuen System, sie sind deshalb nun teilweise in ihrem Betrag enthalten. Die Dekanate erhielten ebenfalls eine Sonderausschüttung und erstmalig Mittel für besondere Projekte in der Region. Aufgrund der niedrigeren Einnahmen konnten nur geringere Beträge in die Rücklagen eingestellt werden. Zuweisungen an die Regionalverwaltungen waren bislang bei den Kirchengemeinden mit enthalten und werden hier erstmalig separat dargestellt. [5] Die Zuweisung an den Evangelischen Entwicklungsdienst ist an die Kirchensteuereinnahmen der Vorjahre gekoppelt und wurde 2009 entsprechend erhöht. Die EKHN hat ein Projekt zur Zukunftssicherung der Diakoniestationen mit 200.000 Euro bezuschusst und die neue Diakoniestiftung mit 1 Mio. Euro gefördert. Die Evangelische Fachhochschule erhielt Zuschüsse in Höhe von 500.000 Euro für ihre bauliche Sanierung sowie einen Mietzuschuss während der Bauphase. Für das Familienbudget wurden ebenfalls Zuschüsse bereitgestellt. Die Zuführung in Höhe von 10 Mio. Euro für die Versorgungsstiftung wird aufgrund geänderter Haushaltssystematik jetzt hier dargestellt. [6] Nach Sonderausgaben im Jahr 2008 wurde 2009 wieder die normale Ausgabenhöhe erreicht. [7] Aus dem unerwarteten Überschuss des Jahres 2008 wurden rund 44 Mio. Euro in die Rücklagen überführt. 58 Ausgaben 2008 2009 [T Euro] [T Euro] 2009 Anteil an den Gesamtausgaben [%] 2009 Veränderung gegenüber 2008 [%] 2010 Planzahlen [T Euro] Zuweisungen an Kirchengemeinden und Dekanate 134.004,04 154.387,84 + 15,2 126.257,13 Gebäudeinvestitionen und -unterhaltung Kirchengemeinden 50.529,11 38.141,04 – 24,5 41.050,00 Dekanate, regionale Verwaltung 29.942,54 39.722,00 + 32,7 32.880,00 Zuführungen an kirchengemeindliche Rückstellungen und Rücklagen 80.552,99 16.625,73 – 79,4 2.700,00 0,00 7.001,73 + 100,0 6.982,00 295.028,68 255.878,34 – 13,3 209.869,13 18.217,33 18.625,52 + 2,2 17.598,17 Zuweisungen an Regionalverwaltungen [4] 45,0 Zuweisungen an kirchliche Einrichtungen Diakonisches Werk Evangelischer Entwicklungsdienst/ »Bekämpfung der Not in der Welt« Zuweisungen an andere kirchliche Einrichtungen [5] 4.440,52 4.958,60 + 11,7 4.673,44 13.643,23 26.763,98 + 96,2 16.853,50 36.301,08 50.348,10 + 38,7 39.125,11 7.744,87 8.317,38 + 7,4 9.026,08 18.687,10 19.205,94 + 2,8 19.590,00 1.428,49 1.551,15 + 8,6 1.288,66 8,9 EKD-Umlagen Allgemeine Umlage Finanzausgleich an östliche Landeskirchen Ostpfarrerversorgung Andere Umlagen 666,82 710,40 28.527,28 29.784,87 + 6,5 770,69 + 4,4 30.675,43 105.012,64 6.336,37 114.538,21 + 9,1 110.777,98 6.695,93 + 5,7 7.076,12 5,2 Personalausgaben Pfarrdienst (inkl. Altersvorsorge und -versorgung) Beamte Angestellte und Arbeiter 19.815,08 21.189,70 + 6,9 22.146,75 Personalnebenkosten (inkl. Beihilfe) 15.219,42 14.955,67 – 1,7 16.758,39 146.971,29 157.379,50 + 7,1 157.366,28 23.856,64 18.178,05 – 23,8 20.521,73 27,7 Laufende Sachausgaben Ausgaben für den laufenden Betrieb Zinsaufwendungen, Tilgungen [6] 8.396,87 8.676,68 32.253,50 26.854,73 11.965,87 3.962,03 4,7 + 3,3 8.020,80 – 16,7 28.542,54 – 66,9 6.650,97 Vermögenswirksame Ausgaben Investitionen und Instandhaltung Zuführungen an Rückstellungen und Rücklagen der Gesamtkirche [7] 25.597,45 43.839,43 + 71,3 5.101,51 37.563,32 47.801,46 8,4 + 27,3 11.752,48 576.645,15 568.047,00 100,0 – 1,5 477.330,97 Summe aller Ausgaben 59 Ausgaben für kirchliche Arbeit Verwendung des Haushalts 2009 Ausgaben [T Euro] Anteil an den Gesamtausgaben [%] Veränderung gegenüber 2008 [%] Budgetbereich Kirchliche Arbeit auf Gemeindeund Dekanatsebene Kirchengemeinden und Dekanate Kirchengemeinden n■davon Kindertagesstätten 118.165,61 – 11,8 41.918,96 + 40,8 Gebäudeinvestitionen und -unterhaltung 38.141,04 – 24,5 Dekanate 39.722,00 + 32,7 Regionalverwaltungen 7.001,73 + 100,0 Zuführungen an kirchengemeindliche Rückstellungen/ Rücklagen 7.812,00 + 6,6 Summe Kirchengemeinden und Dekanate Summe Pfarrdienst (ohne Beihilfe und Versorgung) [4] 252.761,35 44,5 + 1,0 62.598,02 11,0 + 7,3 315.359,36 55,5 + 2,2 Budgetbereich Verkündigung Gottesdienst 24,34 – 90,2 Bibelgesellschaften 310,00 + 29,2 Allgemeine kirchenmusikalische Dienste 103,70 – 17,2 Evangelische Kirchentage Evangelische Studierendengemeinden Sonstige Verkündigung einschließlich Stadtkirchenarbeit [8] Aufwendungen für den Prädikantendienst wurden 2008 einmalig unter dieser Haushaltsstelle verbucht. Das Bibelmuseum erhielt eine erhöhte Zuweisung für seinen Umbau sowie einen einmaligen Zuschuss für die Ausstellung der Ottheinrich-Bibel in Höhe von 100.000 Euro. In der Kirchenmusik wurde die Ausbildung intensiviert. Der Kirchentag findet alle zwei Jahre statt und verursacht jeweils im Veranstaltungsjahr gegenüber den Zwischenjahren erhöhte Ausgaben. In Frankfurt wurde die Evangelische Studierendengemeinde neu eingerichtet. [9] Die Hospizarbeit hat eine EKHN-weite Kollekte, die hier aufgeführt war, in ihre Rücklage überführt. In etlichen Seelsorgebereichen konnten 2009 im Vorjahr noch vakante Stellen besetzt werden. Einzelne Stellenanteile wurden innerhalb des Handlungsfelds umgewidmet. 60 Zentrum Verkündigung 26,21 + 159,6 2.194,20 + 107,5 994,84 + 5,2 2.536,66 + 3,7 n■davon Leitung und Verwaltung 934,46 + 3,4 n■davon Gottesdienstgestaltung, Kunst und Kultur 308,84 + 22,3 n■davon Kirchenmusik 942,36 + 2,3 n■davon missionarisches Handeln und geistliches Leben 351,00 – 4,6 [8] 6.189,95 1,1 + 22,0 Budgetbereich Seelsorge Krankenhausseelsorge 3.129,65 Altenheimseelsorge + 6,2 495,96 + 14,1 72,81 – 58,3 Altenheim-, Krankenhaus- und Hospizseelsorge 893,26 + 100,0 Gehörgeschädigten-, Gehörlosenseelsorge 293,50 + 12,6 Behindertenseelsorge 381,56 + 24,6 Notfallseelsorge 556,45 + 7,8 Telefonseelsorge 273,46 + 43,1 Polizei- und Zollgrenzdienstseelsorge 239,41 + 7,7 Hospizarbeit Flughafenseelsorge 160,83 + 7,4 Gefangenenseelsorge 838,03 + 19,5 30,00 – 25,0 844,37 + 1,5 Sonstige Seelsorge Zentrum Seelsorge und Beratung [9] 8.209,30 1,4 + 9,3 Ausgaben [T Euro] Anteil an den Gesamtausgaben [%] Veränderung gegenüber 2008 [%] Budgetbereich Bildung Stadtjugendpfarrstellen 187,29 Religionspädagogisches Zentrum – 13,4 926,83 + 4,9 1.197,19 + 11,1 10.045,91 + 10,7 7,80 + 77,6 Gemeindepädagogen, Schule 142,66 + 100,0 Kirchliche Grundschulen 848,93 – 1,9 Religionspädagogisches Amt Religionsunterricht, Schulseelsorge Konfirmandenunterricht Laubach-Kolleg (gymnasiale Oberstufe und Internat) 2.692,68 – 11,0 Evangelisches Gymnasium Bad Marienberg 976,52 + 164,6 Evangelische Akademie Arnoldshain 692,65 + 2,0 45,00 + 125,0 Freizeitheim Ebernburg Sonstige Bildung 1.529,88 + 5,0 Zentrum Bildung 4.989,27 – 19,7 n■davon Leitung/interne Verwaltung n■davon Kinder- und Jugendarbeit n■davon Erwachsenen- und Familienbildung n■davon Fachbereich Kindertagesstätten n■davon Jugendkirchentag 267,40 – 27,3 n■davon Jugendkulturkirche Frankfurt 387,57 + 12,0 Betriebsgemeinschaft Tagungshäuser 869,89 + 25,4 1.784,44 – 29,4 579,87 – 7,7 1.100,09 + 14,4 696,34 [10] 24.978,93 + 100,0 4,4 + 4,6 Budgetbereich Gesellschaftliche Verantwortung und Diakonie Diakonisches Werk in Hessen und Nassau Sonstige Gesellschaftliche Verantwortung und Diakonie Besondere Pfarrstellen Diakonie Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung [11] 18.625,49 + 2,2 749,73 – 96,6 196,51 + 18,0 1.481,44 – 4,1 21.053,17 3,7 – 49,9 Budgetbereich ökumene Missionswerke und Partnerkirchen 3.131,18 Friedensdienst Bekämpfung der Not in der Welt Evangelischer Entwicklungsdienst + 1,5 79,98 – 1,4 254,60 – 94,3 4.682,27 + 100,0 Ökumenische Bildungsarbeit, interkonfessioneller und interreligiöser Dialog 189,07 + 19,8 Sonstige Ökumene 512,04 + 292,9 Zentrum Mission und Ökumene 2.040,59 [12] 10.889,72 – 5,9 1,9 + 8,2 [10] Veränderungen sind durch Stellenwechsel und Vakanzen bedingt. Einzelne Stellenanteile wurden innerhalb des Handlungsfelds umgewidmet. Besondere Konfirmandenprojekte erhielten eine Förderung. Gemeindepädagogen im Schuldienst werden erstmalig hier veranschlagt. Das Evangelische Gymnasium Bad Marienberg wurde erweitert. Die dabei entstandenen Mehrausgaben im Personalbereich sind refinanziert. Die EKHN hat zur baulichen Sanierung des Freizeitheims Ebernburg ihren Zuschuss erhöht. Im Zentrum Bildung hat die EKHN in die technische Ausstattung investiert. Die Stelle des Landesjugendpfarrers war vakant. Der Jugendkirchentag findet alle zwei Jahre statt und verursacht in den Zwischenjahren geringere Ausgaben. Die Jugendkulturkirche in Frankfurt erhält einen höheren Zuschuss. [11] Die EKHN hat das treuhänderisch verwaltete Stammkapital des Evangelischen Hilfswerks ausgezahlt. Vorhandene Pfarrstellen in der Diakonie wurden erstmals hier veranschlagt. [12] Der Kirchliche Entwicklungsdienst wurde hier erstmals in einem eigenen Unterbudget veranschlagt. Für irakische Flüchtlinge hat die EKHN Hilfsmittel in Höhe von 300.000 Euro bereitgestellt, zum kleineren Teil bereits verausgabt und zum größeren Teil in eine zweckgebundene Rücklage überführt. 61 Ausgaben für kirchliche Arbeit Verwendung des Haushalts 2009 [Fortsetzung] Ausgaben [T Euro] Anteil an den Gesamtausgaben [%] Veränderung gegenüber 2008 [%] Budgetbereich Theologische Ausbildung Vorbereitungsdienst der Vikarinnen und Vikare 1.123,18 – 9,9 40,65 – 42,9 Theologisches Seminar Herborn 756,29 + 8,1 Kirchliche Studienbegleitung 114,94 – 2,9 69,78 + 14,2 3.614,16 + 2,8 Sozialstipendien/-darlehen aus zweckgebundenen Kollektenmitteln Universitäten, Theologiestudium Evangelische Fachhochschule Darmstadt Berufspraktikum Gemeindepädagogen, sozialpädagogische Fachschulen und Aus- und Fortbildung 483,03 + 7,2 Kirchliche Personalberatung 178,48 + 5,7 Zentrum für Organisationsentwicklung und Supervision [13] Sozialstipendien sind in geringerem Umfang in Anspruch genommen worden. Das Zentrum für Budgetbereich Gesamtkirchliche Dienstleistungen Organisationsentwicklung und Supervision hat vermehrt Langzeit- Leitung interne Verwaltung fortbildungen durchgeführt. Organisationsentwicklung und Steuerungsunterstützung [14] Eine vorhandene Sekretariatsstelle wurde neu zugeordnet. In der Öffentlichkeitsarbeit verursacht die Besetzung einer bislang vakanten Stelle höhere Personal- und Reisekosten. Vorhandene Stellen im juristischen Dienst wurden neu zugeordnet. Das Dezernat 1 hat im Jahr 2009 die Kirchenvorstandswahl organisiert. 2009 wurde der Verwaltungsnachwuchs intensiver fortgebildet. 1.673,12 [13] 62 + 13,8 1,4 + 3,2 369,74 – 30,0 587,95 – 4,6 Stabsbereich Öffentlichkeitsarbeit 513,47 + 12,9 Gleichstellung 127,20 + 9,4 Stabsbereich Recht 307,62 + 84,5 Bibliothek, Zentralarchiv 912,07 + 7,0 Dezernat 1 – Kirchliche Dienste 2.809,83 + 55,3 Dezernat 2 – Personal und Organisation 7.168,57 + 9,9 Ausbildungswesen 298,58 + 21,4 Kantine Kirchenverwaltung 228,08 + 4,4 Dezernat 3 – Finanzen, Bau und Liegenschaften 3.550,80 + 6,5 Sonstige Verwaltung 1.081,48 – 4,7 [14] [15] Das Medienhaus benötigte einen um 45.000 Euro erhöhten Zuschuss, um gestiegene Entgelte und konjunkturbedingte Mindereinnahmen bei der Werbung zu kompensieren. Die Pfarrstelle für Mitgliederorientierung war nach Vakanz wieder besetzt. Das Projekt »Mobile Lichtkirche« wurde mit rund 250.000 Euro realisiert und prägt nun den Beitrag der EKHN auf der Landesgartenschau. Mehr Wechsel in Leitungsstellen verursachten erhöhte protokollarische Kosten. 8.053,64 17.955,39 3,2 + 12,2 Budgetbereich öffentlichkeitsarbeit Medienhaus 2.357,15 Sonstige Medienarbeit + 19,5 2.015,28 – 1,8 Interne und externe Kommunikation 419,13 + 37,2 Projekte »Evangelisch aus gutem Grund« 417,22 + 62,2 61,65 + 9,9 Koordinationsstelle Regionale Öffentlichkeitsarbeit [15] 5.270,43 0,9 + 13,5 Ausgaben [T Euro] Anteil an den Gesamtausgaben [%] Veränderung gegenüber 2008 [%] Budgetbereich Zentrales Gebäudemanagement [16] 6.716,66 1,2 + 51,7 663,98 0,1 + 9,2 736,44 0,1 + 4,2 1.007,99 0,2 + 1,4 Budgetbereich Synode Budgetbereich Kirchenleitung [16] Die EKHN hat mehr Gebäude saniert als in den Vorjahren. Allein für die Sanierung des Studierendenwohnheims in Mainz wurden 1,2 Mio. Euro bereitgestellt. Davon ist ein Fünftel durch Landeszuschüsse gegenfinanziert. Für das Arbeitslosenprojekt »Neue Arbeit Vogelsberg« wurde für knapp 300.000 Euro eine Immobilie gekauft. Budgetbereich Leitendes Geistliches Amt Budgetbereich Vermögensverwaltung, Altersversorgung Umlagen 171,35 + 8,3 Versorgungsleistungen Pfarrer/-innen 37.856,84 + 9,7 Versorgungsstiftung 10.000,00 ± 0,0 Sonstige Altersversorgung Beihilfen, Unterstützungen Überbrückungsfonds/Übergangsstellenplan Kirchensteuerverwaltung/Clearing Sammelversicherungen Zuführung an gesamtkirchliche Rücklagen/Rückstellungen Sonstige Vermögensverwaltung 12,82 – 12,1 14.758,99 + 0,5 614,52 – 35,9 0,33 + 11,0 2.818,65 + 42,9 40.701,79 – 9,1 2.896,24 [17] – 60,2 109.831,52 19,3 – 4,0 1.345,64 0,2 – 4,0 29.784,86 5,2 + 4,4 568.047,00 100,0 – 1,5 Budgetbereich Rechnungsprüfung EKD EKHN-Anteil am EKD-Haushalt und Finanzausgleich mit östlichen Landeskirchen Summe [17] Der Übergangsstellenplan konnte durch Ruhestandsversetzungen, Übergänge in die Freistellungsphasen bei Altersteilzeit sowie die Beendigung von Dienstverträgen im Pfarrdienst stark abgebaut werden. Die EKHN hat den Umfang ihres Versicherungsschutzes um die Wohngebäudeversicherung erweitert. Anders als 2008 war im Jahr 2009 keine Aufstockung des Darlehensfonds erforderlich. 2008 hatten Zustiftungen aus Nachlassgeldern für die Stiftung »Gemeinde im Aufbruch« die Haushaltsstelle deutlich erhöht. 63 Impressum Adressen EKHN © Juli 2010 Herausgegeben von der Kirchenleitung der EKHN Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-504 E-Mail [email protected] www.ekhn.de Wir freuen uns über Ihre Fragen, Anregungen, Kritiken oder Kommentare Verantwortlich: Oberkirchenrat Pfarrer Dr. Joachim Schmidt Kirchenpräsident Pfarrer Dr. Volker Jung Telefon (06151) 405-291 E-Mail [email protected] Redaktion/Koordination: Kirchenrat Pfarrer Stephan Krebs, Pfarrer Matthias Pape Darstellung des Haushalts: Dipl.-Betriebswirtin Ulrike Gaube-Franke Statistische Daten: Oberkirchenrat Dr. Franz Grubauer, Robin Pejas Gestaltung: Prof. Gregor Krisztian, Prof. Marian Nestmann Produktion: Prof. Marian Nestmann Korrektorat: Peter Schughart, Iljitsch Rumpf Texte: n Lilith Becker: Seiten 54 – 55, 57 n Gesine Bonnet: Seiten 12 – 14, 50 – 51 n Bernd Buchner: Seiten 44 – 47 n Dr. Rainer Didszuweit: Seiten 26 – 27 n Jörn Dietze: Seiten 31 – 33 n Jörg Echtler: Seiten 15 – 17, 18 – 19, 34 – 35 n Hans-A. Genthe: Seiten 52 – 53 n Dr. Wolfgang Gern: Seite 56 n Dr. Volker Jung: Seite 4 n Stephan Krebs: Seiten 5, 8 – 11 n Georg Magirius: Seiten 20 – 22, 48 – 49 n Jens-Markus Meier: Seiten 36 – 37 n Sylvia Meise: Seiten 23 – 25, 28 – 30, 38 – 40, 41 – 43 n Heinz Thomas Striegler: Seiten 6 – 7 Fotos: n Hans-A. Genthe: Seiten 52 – 53 n Eva Giovannini: Seiten 10, 12 – 14, 36, 37 oben, 41 – 43, 54, 55, 57 n Stephan Krebs: Seite 5 n Jule Kühn: Seiten 4, 15 – 17, 20, 21 links, 22, 28 – 30, 34 – 35, 37 unten, 38 – 40, 48 – 49 n Franz Möller: Seite 56 n Ingrid & Gerold Schmidt: Seite 21 rechts n Friederike Schaab: Seiten 7, 8, 18, 19, 23 – 25, 26 – 27, 31 – 33, 44 – 47, 50 – 51 64 EKHN Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten Oberkirchenrätin Pfarrerin Cordelia Kopsch Telefon (06151) 405-297 E-Mail [email protected] Leiter der Kirchenverwaltung und des Dezernats Finanzen Oberkirchenrat Heinz Thomas Striegler Telefon (06151) 405-344 E-Mail heinz-thomas.striegler @ekhn-kv.de Leiterin des Dezernats Kirchliche Dienste Oberkirchenrätin Pfarrerin Christine Noschka Telefon (06151) 405-305 E-Mail [email protected] Leiter des Dezernats Personal und Organisation Oberkirchenrat Pfarrer Dr. Walter Bechinger Telefon (06151) 405-375 E-Mail [email protected] Leiter der öffentlichkeitsarbeit Oberkirchenrat Pfarrer Dr. Joachim Schmidt Telefon (06151) 405-289 E-Mail [email protected] Ansprechpartner für Fragen rund um die Kirchensteuer Kirchenrat Bernd Karn Telefon (06151) 405-353 E-Mail [email protected] Kirchenamtsrat Peter Lemke Telefon (06151) 405-352 E-Mail [email protected] Dies ist bereits der 10. Jahresbericht der EKHN Präses der Kirchensynode Dr. Ulrich Oelschläger Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-308 E-Mail [email protected] Propstei Nord-Nassau Propst: Pfarrer Michael Karg Friedrich-Birkendahl-Straße 31 35745 Herborn Telefon (02772) 3304 E-Mail ev.propstei.nord-nassau @ekhn-net.de Propstei Oberhessen Propst: Pfarrer Matthias Schmidt Lonystraße 13 35390 Gießen Telefon (0641) 7949610 E-Mail [email protected] Propstei Rheinhessen Propst: Pfarrer Dr. Klaus-Volker Schütz Am Gonsenheimer Spieß 1 55122 Mainz Telefon (06131) 31027 E-Mail propstei.rheinhessen @t-online.de Propstei Süd-Nassau Propst: Pfarrer Dr. Sigurd Rink Humperdinckstraße 7A 65193 Wiesbaden Telefon (0611) 522475 E-Mail ev.propstei.sued-nassau @ekhn-net.de Propstei Rhein-Main Pröpstin: Pfarrerin Gabriele Scherle Saalgasse 17 60311 Frankfurt Telefon (069) 287388 E-Mail ev.propstei.rhein-main @ekhn-net.de Propstei Starkenburg Pröpstin: Pfarrerin Karin Held Ohlystraße 71 64285 Darmstadt Telefon (06151) 41151 E-Mail propstei.starkenburg @t-online.de Zentrum Bildung Leitung: Oberkirchenrätin Pfarrerin Martina Klein Erbacher Straße 17 64287 Darmstadt Telefon (06151) 6690-100 E-Mail [email protected] www.zentrumbildung-ekhn.de Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung Leitung: Oberkirchenrat Pfarrer Christian Schwindt Albert-Schweitzer-Straße 113 – 115 55128 Mainz Telefon (06131) 28744-0 E-Mail [email protected] www.zgv.info Zentrum ökumene Leitung: Oberkirchenrat Pfarrer Detlev Knoche Praunheimer Landstraße 206 60488 Frankfurt Telefon (069) 97651811 E-Mail [email protected] www.zentrum-oekumene-ekhn.de Zentrum Verkündigung Leitung: Oberkirchenrätin Pfarrerin Sabine Bäuerle Markgrafenstraße 14 60487 Frankfurt Telefon (069) 71379-0 E-Mail willkommen @zentrum-verkuendigung.de www.zentrum-verkuendigung.de Zentrum Seelsorge und Beratung Leitung: Oberkirchenrat Pfarrer Christof Schuster Kaiserstraße 2 61169 Friedberg Telefon (06031) 162950 E-Mail [email protected] www.zsb-ekhn.de Institut für Personalberatung, Organisationsentwicklung und Supervision in der EKHN Leitung: Gerd Bauz Kaiserstraße 2 61169 Friedberg Telefon (06031) 162970 E-Mail [email protected] www.ipos-ekhn.de