Die Betriebsdatenerfassung
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Die Betriebsdatenerfassung
Praxisbeiträge zum IRD-Modell der kundenorientierten Fertigungsorganisation Handlungsansatz 8 Betriebsdatenerfassung Abschnitt 8.1 Datenerfassung Wird die tatsächlich benötigte Zeit aufgeschrieben und den richtigen Arbeitsvorgängen an den richtigen Kostenstellen zugeordnet? Teil 1: Definition der Zeitarten Zur Information der Mitarbeiter sollte an den Arbeitsplätzen eine Liste vorhanden sein, in der die möglichen Tätigkeiten und ihre Zuordnung auf die gültigen Arbeitsvorgänge und/oder Zeitarten dargestellt sind. Damit wird verhindert, daß außerplanmäßige Arbeiten am Auftrag oder an den Maschinen allgemein dem falschen Konto zugeschrieben werden. Parallel dazu muß allen Mitarbeitern die Wichtigkeit der Tageszettelaufschreibungen verdeutlicht werden. Der TAZ ist kein Instrument zur Kontrolle der Leistungsfähigkeit einer Person, sondern ein Hilfsmittel zur Bestimmung des Auftragsergebnisses, zum Erkennen von Schwachstellen im betrieblichen Ablauf beziehungsweise Problemen bei Materialien und Auftragsschwierigkeiten. Werden die Mitarbeiter der Technik umfassend über den Zweck der Aufschreibungen informiert, ist auch die Motivation zum korrekten Ausfüllen vorhanden. Selbstverständlich sollte sein, die tatsächlich aufgewendeten Zeiten für die einzelnen Tätigkeiten aufzuschreiben. Denn nur durch die Kenntnis der echten Zeiten und Leistungen erhalten die zuständigen Mitarbeiter der Technik und der Verwaltung die Informationen, die sie zum Erkennen von Trends in der Leistungsfähigkeit, beim Auftreten von Fehlern und Fehlerursachen usw. benötigen. Davon profitiert natürlich auch die Nachkalkulation und die Aktualisierung des Leistungskatalogs wird sicherer. Fehler werden weitgehend ausgeschlossen. Es ist niemandem geholfen, wenn auf den Tagsarbeitszetteln irgendwelche Fantasieleistungen oder -zeiten stehen, die ein völlig falsches Bild vermitteln. Dies gilt für Verschiebungen nach oben und unten. Darüber hinaus ist die Einführung der 0,1-Stunden-Takte zu forcieren. Bei immer komfortableren Maschinen und Geräten werden die Zeiten für einen Arbeitsgang immer kürzer. Dem sollte mit kleineren Aufschreibungstakten Rechnung getragen werden. Die vielfach noch üblichen 0,25 Stunden (oder noch antiquierter: ¼, ½ Stunde usw.) müssen der Vergangenheit angehören. Folgende Zeitarten sind im Tageszettel enthalten: IRD e.V. 8.1 – 01 1 Fertigungszeiten Auftragsfix Dazu gehören alle Arbeitsvorgänge, die einmal pro Auftrag anfallen. Beispiele: Auftragsübergabe oder Maschine einrichten. Auftragsvariabel Darunter sind mengenabhängige Arbeitsvorgänge zu verstehen. Beispiele: Texterfassung oder Fortlauf. Auftragsbedingte Unterbrechungen Arbeitsvorgänge, die durch besondere Anforderungen des Auftrags oder des Kunden verursacht werden. Beispiele: Warten auf den Kunden, Warten auf Trocknung bei Kleinauflagen zum Umschlagen. Störungen und Unterbrechungen Hilfszeiten Dies sind Unterbrechungen eines Arbeitsvorgangs, die nicht oder nur in losem Zusammenhang mit der Arbeitsaufgabe stehen, die aber zur Beseitigung von Fehlern oder zur Erhaltung der Betriebsbereitschaft notwendig sind beziehungsweise, um den Auftrag in der geforderten Art und Weise zu fertigen. Die kleinsten Zeiteinheiten zur Aufschreibung betragen in Abhängigkeit der betriebsspezifischen Arbeitsabläufe in den verschiedenen Fertigungsstufen zum Beispiel 0,1 oder 0,2 Stunden. Treten mehrere gleichartige Arbeitsunterbrechungen in kurzen Abständen hintereinander auf, sind diese zusammengefaßt als Summe aufzuschreiben (zum Beispiel mehrere Rückfragen während der Auftragsdurchführung). Dadurch kann der Aufwand für das Ausfüllen des Tageszettels reduziert werden. Dazu kommen alle Wartezeiten, die vom Betrieb oder seinen Zulieferern verursacht wurden. Verteilzeiten Zeiten, die kürzer sind als die vereinbarten kleinsten Zeiteinheiten (0,1 beziehungsweise 0,2 Stunden), sind Verteilzeiten und sind als Prozentsatz in den Fertigungszeiten enthalten. Sonst gilt die gleiche Definition wie bei den Hilfszeiten. Wichtig ist dies nur beim Vergleich mit externen Zeitwerten, zum Beispiel mit IRD-Tabellen, oder bei der Erstellung eigener Leistungstabellen auf der Basis von betrieblichen Zeitstudien. Ausfallzeiten Betriebsversammlungen, Arztbesuche, Tätigkeiten für den und im Betriebsrat, Zeiten ohne Arbeit (wenn kein Anschlußauftrag vorhanden ist), Großreparaturen über vier Stunden sowie zeitliche Aufwendungen für die Ausbildung von Mitarbeitern. Im folgenden werden Beispiele für Arbeitsvorgangsschlüssel dargestellt. Die Beispiele umfassen jeweils Fertigungszeiten, Hilfszeiten und Ausfallzeiten. 8.1 – 01 2 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Praxisbeiträge zum IRD-Modell der kundenorientierten Fertigungsorganisation Handlungsansatz 8 Betriebsdatenerfassung Abschnitt 8.1 Datenerfassung Wird die tatsächlich benötigte Zeit aufgeschrieben und den richtigen Arbeitsvorgängen an den richtigen Kostenstellen zugeordnet? Teil 2: Beispiel zur Vorstufe Arbeitsvorgang/Zeitart Tätigkeiten Fertigungszeiten Digitale Datenübernahme (incl. Ausgabeservice) Durchsicht und ggf. Besprechung der Auftragsunterlagen; Sicherungskopie der Daten erstellen; Schriften laden; Öffnen und Prüfung der Datei; Bildintegration; Datenkonvertierung; Ausgabeparameter einstellen und Ausgabe starten; Datei und Programm schließen; Ausführen von Korrekturen; Auftragsunterlagen zusammenstellen. Texterfassung Durchsicht und ggf. Besprechung der Auftragsunterlagen; Programm öffnen; Erfassen von Zeichen; Erfassen von Codierungen (Absatzformatnamen und Schriftformatierungen); Ausführen von Korrekturen; Speichern; Programm schließen; Auftragsunterlagen zusammenstellen. Bildverarbeitung (Bilderfassung und Bildbearbeitung) Durchsicht und ggf. Besprechung der Auftragsunterlagen; Bilderfassung: Vorbereitung der Vorlage; Einstellen der Scanparameter; Scannen; Scankontrolle; Entnehmen der Vorlage; Bildbearbeitung: Öffnen der Datei; IRD e.V. 8.1 – 02 1 Arbeitsvorgang/Zeitart Tätigkeiten Durchführen von Gradationskorrekturen, Retuschen, Ton- und Farbwertkorrekturen, Motivfreistellungen, Vektorisierungen; Ausführen von Korrekturen; Speichern; Programm schließen; Auftragsunterlagen zusammenstellen. Seitengestaltung Durchsicht und ggf. Besprechung der Auftragsunterlagen; Manuskriptauszeichnung; Programm öffnen; Texterfassung; Textbearbeitung (z. B. Unterschneidungen); Seitengestaltung (Layout und Umbruch erstellen); Bildintegration; Ausführen von Korrekturen; Speichern; Programm schließen; Auftragsunterlagen zusammenstellen. Prüfung Durchsicht und ggf. Besprechung der Auftragsunterlagen; Durchführen von Erst- und Folgeprüfungen; Anzeichnen der Fehlerstellen; Auftragsunterlagen zusammenstellen. Digitale Bogenmontage Durchsicht und ggf. Besprechung der Auftragsunterlagen; Programm öffnen; Aufruf und Kontrolle der Stand- und Falzbogen; Einlesen der Seiten; Eingeben der Ausschießparameter; Starten des Ausschießberechnung; Speichern; Programm schließen; Auftragsunterlagen zusammenstellen. 8.1 – 02 2 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Störungen Diese gliedern sich in zwei Gruppen: 1. Verteilzeiten (nicht planbar) werden nicht gesondert erfaßt Beispiele: Nachfragen zum Auftrag oder zu allgemeinen Informationen, Materialbeschaffung usw. Zu den Verteilzeiten gehören auch persönliche Verrichtungen wie private Gespräche, Zigarettenpausen. 2. Hilfszeiten (planbar und nicht planbar) werden generell erfaßt Beispiele: Organisatorische Wartezeiten; Warten auf Daten, auf Informationen, auf Verantwortliche zur Entscheidung bei Problemen; Warten auf Anschlußauftrag (der Auftrag ist im Haus, aber noch nicht in der Technik, aus welchen Gründen auch immer); Auftragsübergreifende Datenorganisation (zum Beispiel Pflege der Bilddatenbank); Materialwechsel am Ausgabegerät; Bedienung der Entwicklungsmaschine; Tests und Programmentwicklung; Reparaturen bis vier Stunden Dauer; Aufräum- und Reinigungsarbeiten, soweit unter 4 Stunden Dauer. Ausfallzeiten siehe Teil 1 Praxisbeiträge zum IRD-Modell 8.1 – 02 3 Praxisbeiträge zum IRD-Modell der kundenorientierten Fertigungsorganisation Handlungsansatz 8 Betriebsdatenerfassung Abschnitt 8.1 Datenerfassung Wird die tatsächlich benötigte Zeit aufgeschrieben und den richtigen Arbeitsvorgängen an den richtigen Kostenstellen zugeordnet? Teil 3: Beispiel zum Bogenoffsetdruck Arbeitsvorgang/Zeitart Tätigkeiten Fertigungszeiten Einrichten Grundform (direkte Rüstzeit) Plattenwechsel entsprechend der Farbigkeit des Auftrags; die dazu notwendigen Farbwechsel inklusive Nachwaschen bei Farbwechsel von dunkel auf hell; Formatwechsel in den meisten aller Fälle; Einpassen und Farbestellen; Einrichten Wechselform (direkte Rüstzeit) Plattenwechsel im Satz oder Folgeform; Einpassen und Farbestellen; Zusätzliche kunden- und auftragsbedingten Zeiten (indirekte Rüstzeit) Warten auf Trocknung bei Auflagen bis _____ Bogen; Warten auf Kunden zum Abstimmen; Abstimmen durch den Kunden; zusätzliche Aufgaben, z. B. Farbwechsel beim Abstimmen; Farbemischen nach Rezept oder neu nach Muster; kundenbezogenes Abdecken der Platten, z. B. bei Änderungen; Fortdruck/-lauf Laufzeit, in Abhängigkeit von den Auftragskriterien (z. B. Material, Auflage, Schwierigkeit usw.) inklusive der Fertigungsnebenzeiten wie Stapelwechsel und Gummituchwaschen bzw. anderen Reinigungsarbeiten, die planbar sind und in regelmäßigen Abständen (Waschintervallen) vorkommen; IRD e.V. 8.1 – 03 1 Störungen Diese gliedern sich in zwei Gruppen: 1. Verteilzeiten (nicht planbar), werden nicht gesondert erfaßt Unterbrechungen des Arbeitsvorgangs, die nicht oder nur in losem Zusammenhang mit der Arbeitsaufgabe stehen, die aber zur Erhaltung der Betriebsbereitschaft notwendig sind – oder um den Auftrag in der geforderten Art und Weise zu ermöglichen – und in der Summe nicht länger dauern als ca. 12 Minuten (= 0,2 Stunden); Beispiele: Nachfragen zum Auftrag oder zu allgemeinen Informationen, Materialbeschaffung usw.; kleinere Plattenkorrekturen; Zu den Verteilzeiten gehören auch persönliche Verrichtungen wie private Gespräche, Zigarettenpausen. Dies hat nichts damit zu tun, daß diese Unterbrechungen in Zeiten gelegt werden sollten, in denen die Maschine produziert, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden. Zur Aufschreibungsmethodik gehört aber das Notieren auch der über 0,2 Stunden liegenden persönlichen Zeiten, um das oben erwähnte Ergebnis nicht zu verfälschen. 2. Hilfszeiten (planbar und nicht planbar), werden generell erfaßt Gleiche Definition wie bei den Verteilzeiten, nur mit dem Unterschied, daß es um Zeiten größer als 0,2 Stunden geht. In diesen Fällen sind die angefallenen Zeiten lang genug, daß der Mitarbeiter diese auf dem Tagesarbeitszettel vermerken kann. Dazu kommen alle Wartezeiten, die vom Betrieb oder seinen Zulieferern verursacht wurden: Organisatorische Wartzeiten; Warten auf Material, auf Platten, auf Informationen, auf Verantwortliche zur Entscheidung bei Problemen; Warten auf Anschlußauftrag (der Auftrag ist im Haus, aber noch nicht druckreif, aus welchen Gründen auch immer); Reparaturen bis vier Stunden Dauer; größere Plattenkorrekturen; regelmäßige Wartungsintervalle mit Reinigungsarbeiten und Austausch von Verschleißteilen, soweit unter 4 Stunden Dauer; persönliche Verrichtungen über 0,2 Stunden. An- und Auslauf Der An- und Auslauf (planbare Hilfszeit) insgesamt gilt der Betriebsbereitschaft der Maschinen und Systeme. Er umfaßt alle planbaren Tätigkeiten wie Schmieren, Ölen, die Aufwärmphase am Morgen inklusive Vorlauf bis zum Zählerstellen, die täglichen kurzen Reinigungsarbeiten sowie die ausführlicheren am Freitag Abend. Enthalten sind nicht die menschlichen Anlaufschwierigkeiten und Gespräche am Montagmorgen. Ausfallzeiten siehe Teil 1 8.1 – 03 2 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Praxisbeiträge zum IRD-Modell der kundenorientierten Fertigungsorganisation Handlungsansatz 8 Die Betriebsdatenerfassung Abschnitt 8.2 Prüfung und Eingabe bei elektronischer Erfassung Haben wir ein durchgängiges Konzept für die Umstellung auf ein elektronisches Datenerfassungssysteme? Die Frage nach der Konzeption ist in zweierlei Hinsicht von Bedeutung. Zum einen muß man sich klar darüber werden, daß sich mit der elektronischen Betriebsdatenerfassung die bis dato vorzufindenden Informationsverarbeitungsprozesse sehr verändern. Das zeigt sich ganz deutlich, wenn man den herkömmlichen Ablauf dem der „neuen“ Informationstechnik gegenüberstellt und beide miteinander vergleicht: Ablauf mit elektronisch unterstützter BDE Zeitversetzte, manuelle Erfassung der Betriebsdaten auf Tageszettel durch den Mitarbeiter Permanente manuelle, halbautomatische oder automatische Datenerfassung durch Abfrage der Daten an den Erfassungsstationen ➪ herkömmlicher Ablauf mit “Tageszettel“ ➪ ➪ ➪ Weitergabe der Tageszettel an die Buchhaltung zur Eingabe in die EDV ➪ ➪ Zeitversetzte Rückfragen der Buchhaltung bei Unklarheit über die betreffende Kontrollinstanz und/oder direkt mit dem betreffenden Mitarbeiter Wahlweises, lückenloses Protokollieren der Fehleingaben und Korrekturläufe sowie (Vor-)Bearbeiten der Daten entsprechend den Anforderungen des Empfängers ➪ Eingabe der Betriebsdaten in die EDV; Kontrolle der Daten auf Vollständigkeit, Richtigkeit, Aktualität Je nach Verbindung zu anderen Rechnern sofortige umfangreiche Plausibilitätskontrollen und Aufforderung zu weiterer/erneuter Dateneigabe an der Erfassungsstation ➪ Gegebenenfalls Ergänzen/Berichtigen der Daten durch die Kontrollinstanz, Rückfrage oder Rückgabe an den betreffenden Mitarbeiter Sukzessive Weitergabe der erfaßten Daten an Sammelstationen (Rechner) über ein Netzwerk ➪ Manuelle Kontrolle der Daten auf Vollständigkeit und Richtigkeit ➪ Zeitpunktorientierte Weitergabe der Tageszettel an eine (Vor-)Kontrollinstanz Zeitunabhängiger Abruf definierter Daten von einem berechtigten Rechner bzw. sukzessives Senden von relevanten Daten an einen definierten Empfänger (Terminstelle, Einkauf, Qualitätssicherung, Buchhaltung usw.) ➪ Gegebenenfalls Berichtigen/Korrigieren der Daten möglich IRD e.V. 8.1 – 04 1 Mit der elektronisch unterstützten BDE vollzieht sich der Wandel in der Kommunikation und der Informationstechnologie in der Weise, daß eine unmittelbare Erfassung, Verarbeitung und Auswertung der Betriebsdaten ermöglicht wird. Der Trend zur arbeitsplatznahen Datenerfassung wird technologisch durch die Entwicklung „intelligenter“ Terminals, Maschinenleitstände und lokaler Netzwerke unterstützt. Terminals mit einer vergleichbaren Intelligenz wie ein PC ermöglichen, zentral verwaltete Auftragsdaten an bestimmte Arbeitsplätze zu leiten, die Daten vor Ort zu bearbeiten, direkt zu prüfen und anschließend wieder abspeichern zu können. Das erhöht die Sicherheit der betrieblichen Kommunikation, die durch die lokalen Netzwerke zudem wesentlich direkter und schneller werden kann. Zum andern ist für eine erfolgreiche Umsetzung von Betriebsdaten-Erfassungs-Vorhaben die Beschäftigung mit den Daten von großer Bedeutung. Man muß sich frühzeitig entscheiden, ob ein integriertes Datenerfassungs-Konzept angestrebt wird und welche Daten erfaßt werden sollen. Das ist erforderlich, um überhaupt die Anforderungen an das Erfassungssystem stellen zu können. Das ist vor allem aber deshalb notwendig, weil je nach Konzeption unterschiedliche Funktionen einbezogen werden müssen. Soll die BDE Daten für die Kostenträger- und Kostenstellenrechnung bereitstellen, sind die Fertigungszeiten sowie die Hilfs- und Ausfallzeiten zu erfassen. Oder: Will der Verkauf jederzeit den Kunden über den Stand seines Auftrags informieren können, ist die elektronische Arbeitsfortschrittsüberwachung anzustreben. Hierbei müßte nicht nur der Verkauf, sondern auch die Terminstelle eingebunden werden, weil gerade sie entscheidend von einer EDV-unterstützten Fortschrittskontrolle profitieren würde. Weitere Beispiele für den Einsatz und den Nutzten einer Betriebsdatenerfassung zeigt die Übersicht auf der nächsten Seite. Die Ziele der Betriebsdatenerfassung ergeben sich aus den Anforderungen der Datenempfänger. Diese müssen mit Verbrauchsdaten aus dem Betrieb versorgt werden, damit sie ihre spezifischen Aufgaben (noch besser als bis dato) leisten können. Sie werden dazu in die Lage versetzt, wenn die Versorgung mit genauen, zeitnahen und fehlerfreien Daten gewährleistet werden kann. Der erste Schritt in einem BDE-Projekt ist immer die Zieldefinition. Danach werden das organisatorische Umfeld, die vorhandene EDV und die betrieblichen Abläufe einbezogen sowie die Anforderungen in einem Lastenheft zusammengetragen. Dann erfolgt die Auswahl des geeigneten Anbieters sowie die Umwandlung des Anforderungskatalogs in das Pflichtenheft des BDESystems (Vertragsbestandteil). 8.1 – 04 2 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Praxisbeiträge zum IRD-Modell 8.1 – 04 3 Qualitätsplanung Materialplanung Leistungsgestaltung Investitionsplanung Arbeitsplanung (im Sinne von Produktionsplanung) Quelle: Handbuch zur Ergebnissteuerung, Bundesverband Druck Wiesbaden, 1989 Fehlerarten Fehleranzahl Fehlerorte erfaßte Meßwerte Fehleranalyse/-bewertung Qualitätsregelkarte • • • • Materialverfolgung Lagersteuerung Materialbewegung Materialbestände Halb- und Fertigwaren Restposten Palettenbewegung Qualitätsdaten Leistungskontrolle Schwachstellenanalyse • • • • • • Arbeitssteuerung Terminsteuerung Personaleinsatz produktive Zeiten Gut-Mengen und Makulatur Arbeitsplatz/Maschinennutzung Reparaturen Fehlerarten • • • • • • Qualitätsmanagement • Prozeßdaten • Auftragsstati • Störungen Einkauf Produktion BDE Terminsteuerung Anwendungsmöglichkeiten der BDE Praxisbeiträge zum IRD-Modell der kundenorientierten Fertigungsorganisation Handlungsansatz 8 Die Betriebsdatenerfassung Abschnitt 8.1 Datenerfassung Wird die tatsächlich benötigte Zeit aufgeschrieben und den richtigen Arbeitsvorgängen an den richtigen Kostenstellen zugeordnet? Teil 4: Beispiele zur Weiterverarbeitung Schneiden von Akzidenzaufträgen Arbeitsvorgang/Zeitart Tätigkeiten Einrichten (direkte Rüstzeit) Erstellen des Programms beziehungsweise Programm einlesen; Probeschnitt Fertigung Schneiden in Abhängigkeit von den Auftragskriterien wie Material, Format, Auflage, Schnittzahl usw.) inklusive der Fertigungsnebenzeiten wie Stapelwechsel; zu beachten ist hierbei besonders der Personaleinsatz bei der Bedienung des Rüttlers. Kleinmengen z. B. bis 500 Bogen Ohne Programm, Einstellung nur mit Skala; Zeitaufschreibung nach tatsächlichem Aufwand für das Schneiden, ohne Trennung in Einrichten und Fertigung Störungen Diese gliedern sich in zwei Gruppen: 1. Verteilzeiten (nicht planbar), werden nicht extra erfaßt Unterbrechungen des Arbeitsvorgangs, die nicht oder nur in losem Zusammenhang mit der Arbeitsaufgabe stehen, die aber zur Erhaltung der Betriebsbereitschaft notwendig sind, oder um den Auftrag in der geforderten Art und Weise zu ermöglichen und in der Summe nicht länger dauern als zirka sechs Minuten (= 0,10 Stunden) Beispiele: Nachfragen zum Auftrag oder zu allgemeinen Informationen, Materialbeschaffung usw. Zu den Verteilzeiten gehören auch persönliche Verrichtungen wie private Gespräche, Zigarettenpausen. Praxisbeiträge IRD e.V. zum IRD-Modell 8.1 – 05 1 Dies hat nichts damit zu tun, daß diese Unterbrechungen in sonstige Zeiten gelegt werden sollten. An solchen überwiegend manuell beeinflußten Arbeitsplätzen ist dies aber nur bedingt möglich. Zur Aufschreibungsmethodik gehört auch das Notieren der über 0,10 Stunden liegenden persönlichen Zeiten, um das oben erwähnte Ergebnis nicht zu verfälschen. 2. Hilfszeiten (planbar und nicht planbar), werden generell erfaßt. Gleiche Definition wie bei den Verteilzeiten, nur mit dem Unterschied, daß es um Zeiten größer als 0,10 Stunden geht. In diesen Fällen sind die angefallenen Zeiten lang genug, daß der Mitarbeiterdiese auf dem Tagesarbeitszettel vermerken kann. Dazu kommen alle Wartezeiten, die vom Betrieb oder seinen Zulieferern verursacht wurden: • Organisatorische Wartzeiten; • Warten auf Material, auf Informationen, auf Verantwortliche zur Entscheidung bei Problemen; • Warten auf Anschlußauftrag (der Auftrag ist im Haus, aber noch nicht produktionsreif, aus welchen Gründen auch immer); • Reparaturen bis vier Stunden Dauer; • Messerwechsel; • regelmäßige Wartungsintervalle mit Reinigungsarbeiten und Austausch von Verschleißteilen, soweit unter vier Stunden Dauer; • persönliche Verrichtungen über 0,10 Stunden. An- und Auslauf Der An- und Auslauf (planbare Hilfszeit) insgesamt gilt der Betriebsbereitschaft der Maschinen und Systeme. Er umfaßt alle planbaren Tätigkeiten wie Schmieren, Ölen, die täglichen kurzen Reinigungsarbeiten, sowie die ausführlicheren am Freitag Abend. Enthalten sind nicht die menschlichen Anlaufschwierigkeiten und Gespräche am Montagmorgen. Ausfallzeiten Betriebsversammlungen, Arztbesuche, Tätigkeiten für den und im Betriebsrat, Zeiten ohne Arbeit (wenn kein Anschlußauftrag vorhanden ist), Großreparaturen über vier Stunden sowie zeitliche Aufwendungen für die Ausbildung von Mitarbeitern. 8.1 – 05 2 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Praxisbeiträge zum IRD-Modell der kundenorientierten Fertigungsorganisation Handlungsansatz 8 Die Betriebsdatenerfassung Abschnitt 8.1 Datenerfassung Wird die tatsächlich benötigte Zeit aufgeschrieben und den richtigen Arbeitsvorgängen an den richtigen Kostenstellen zugeordnet? Teil 5: Beispiele zur Weiterverarbeitung Falzmaschine Arbeitsvorgang/Zeitart Tätigkeiten Einrichten Falzartwechsel, Formatwechsel, Papierdickenwechsel, Signatur-(direkte Rüstzeit)wechsel, Probelauf Fortlauf Fortlauf in Abhängigkeit von den Auftragskriterien wie Einlauflänge, Material, Falzart, Auflage usw. inklusive der planbaren Fertigungsnebenzeiten (Stapelwechsel, Verpacken) Störungen Diese gliedern sich in zwei Gruppen: 1. Verteilzeiten (nicht planbar), werden nicht extra erfaßt Unterbrechungen des Arbeitsvorgangs, die nicht oder nur in losem Zusammenhang mit der Arbeitsaufgabe stehen, die aber zur Erhaltung der Betriebsbereitschaft notwendig sind, oder um den Auftrag in der geforderten Art und Weise zu ermöglichen und in der Summe nicht länger dauern als zirka sechs Minuten (= 0,10 Stunden) Beispiele: Nachfragen zum Auftrag oder zu allgemeinen Informationen, Materialbeschaffung, Papierlaufstörungen in der Maschine usw. Zu den Verteilzeiten gehören auch persönliche Verrichtungen wie private Gespräche, Zigarettenpausen. Dies hat nichts damit zu tun, daß diese Unterbrechungen in Fortlauf-, Warte- oder sonstige Unterbrechungszeiten gelegt werden sollten. Zur Aufschreibungsmethodik gehört aber das Notieren auch der über 0,10 Stunden liegenden persönlichen Zeiten, um das oben erwähnte Ergebnis nicht zu verfälschen. Praxisbeiträge IRD e.V. zum IRD-Modell 8.1 – 06 1 2. Hilfszeiten (planbar und nicht planbar), werden generell erfaßt. Gleiche Definition wie bei den Verteilzeiten, nur mit dem Unterschied, daß es um Zeiten größer als 0,10 Stunden geht. In diesen Fällen sind die angefallenen Zeiten lang genug, daß der Mitarbeiter diese auf dem Tagesarbeitszettel vermerken kann. Dazu kommen alle Wartezeiten, die vom Betrieb oder seinen Zulieferern verursacht wurden, zum Beispiel: • Organisatorische Wartzeiten; • Warten auf Material, auf Informationen, auf Verantwortliche zur Entscheidung bei Problemen; • Warten auf Anschlußauftrag (der Auftrag ist im Haus, aber noch nicht produktionsreif, aus welchen Gründen auch immer); • Reparaturen bis vier Stunden Dauer; • Werkzeugwechsel aufgrund von Verschleiß (Falzmesser, Walzen usw.); • regelmäßige Wartungsintervalle mit Reinigungsarbeiten und Austausch von Verschleißteilen, soweit unter vier Stunden Dauer; • persönliche Verrichtungen über 0,10 Stunden. An- und Auslauf Der An- und Auslauf (planbare Hilfszeit) insgesamt gilt der Betriebsbereitschaft der Maschinen und Systeme. Er umfaßt alle planbaren Tätigkeiten wie Schmieren, Ölen, sowie die täglichen und wöchentlichen Reinigungsarbeiten (z. B. Leimaggregat). Ausfallzeiten Betriebsversammlungen, Arztbesuche, Tätigkeiten für den und im Betriebsrat, Zeiten ohne Arbeit (wenn kein Anschlußauftrag vorhanden ist), Großreparaturen über vier Stunden sowie zeitliche Aufwendungen für die Ausbildung von Mitarbeitern. 8.1 – 06 2 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Praxisbeiträge zum IRD-Modell der kundenorientierten Fertigungsorganisation Handlungsansatz 8 Betriebsdatenerfassung Abschnitt 8.1 Prüfung und Eingabe der Tagesarbeitszettel Grundsätzliches zu den einzelnen Fragen Teil 1: Anforderungen an die Tagesarbeitszettel Trotz überwiegendem Einsatz von EDV – auch in kleineren Unternehmen – ist der Tagesarbeitszettel zur Erfassung der geleisteten und teilweise auch der zu bezahlenden Stunden der am meisten verwendete Datenbeleg für die Eingabe in das EDV-System. Der Datenanfall in der Produktion ist durch die technologische Entwicklung, gestiegene Produktivität, kürzere Durchlaufzeiten und niedrigere Auflagenhöhen eher mehr als weniger geworden. Aus diesem Grund sind an die Eintragungen, Prüfung und Eingabe der Daten qualifiziertere Anforderungen zu stellen, um eine sinnvolle und wirtschaftliche Nutzung der wichtigen Informationen aus der Technik zu gewährleisten: (1) Die Eintragungen der tatsächlich benötigten Zeiten und Mengen sowie die Art der Leistungen müssen nach jedem eingegebenen Arbeitsvorgang erfolgen. (2) Die Tagesarbeitszettel sollen zum Ende einer jeden Schicht bzw. Arbeitszeit abgegeben werden. (3) Durch kurze Stichproben sollen Ordnungsmäßigkeit und Vollständigkeit vor bzw. mit dem Absignieren durch den jeweiligen Vorgesetzten geprüft werden. Er kennt die Mitarbeiter und den Tagesablauf, so dass offensichtliche „Fehler“ oder Abweichungen bereits korrigiert werden können (4) Spätestens am nächsten Arbeitstag werden die Daten in das EDV-System eingegeben. (5) Durch die im System hinterlegten Werte des Leistungskataloges sollen die Eingaben auf ihre Plausibilität geprüft werden. Bei Abweichungen über die jeweils festgelegten Toleranzgrenzen werden diese Fehler zwecks Abklärung und eventueller Berichtigung ausgedruckt. Dies ist auch für die Beurteilung und Kontrolle der gleichzeitig mit erfassten Hilfszeiten und Ausfallzeiten von Bedeutung. Auf der Grundlage des geplanten Nutzungsgrades lassen sich Richtwerte für einzelne Hilfszeitarten hinterlegen, zumindest für die in Häufigkeit und zeitlicher Höhe vermeidbaren bzw. beeinflussbaren Hilfsstunden. (6) Für bestimmte Kostenstellen bzw. Maschinen mit den Kriterien Kapitalintensivität, EngpassSituation, Leistungsträger, Störanfälligkeit empfiehlt es sich, täglich eine verdichtete Leistungsstatistik vom Vortag und kumuliert seit Monatsanfang ausdrucken zu lassen. Bei größeren, über eine längere Zeit laufende Aufträgen sollte eine wöchentliche oder kürzere selektierte Auftragsabrechnung ausgewählter Kostenstellen mit Gegenüberstellung zur Auftragskalkulation erfolgen, um rechtzeitig erforderliche Maßnahmen treffen zu können. Ziel: Durch eine straff organisierte Abwicklung der Leistungsrechnung ist die betriebliche Zeitwirtschaft in den Griff zu bekommen, da die Leistungen die Kosten und letztendlich die Wirtschaftlichkeit bestimmen. Praxisbeiträge IRD e.V. zum IRD-Modell 8.1 – 07 1 Praxisbeiträge zum IRD-Modell der kundenorientierten Fertigungsorganisation Handlungsansatz 8 Betriebsdatenerfassung Abschnitt 8.1 Prüfung und Eingabe der Tagesarbeitszettel Grundsätzliches zu den einzelnen Fragen Teil 2: Zusammenhänge und Beeinflussbarkeit der Daten Um das Verständnis und die Akzeptanz für die Bedeutung der Leistungsrechnung in der Produktion zu erhalten, müssen für die einzelnen Mitarbeiter und deren verantwortliche Vorgesetzten nicht nur Klarheit über die betriebswirtschaftlichen Begriffe Fertigungs-, Hilfs- und Ausfallzeiten sowie Nutzungs- und Beschäftigungsgrad, sondern auch über deren Zusammenhänge und über die Beeinflussbarkeit der Daten durch die Qualität der Eintragungen auf dem Tagesarbeitszettel bzw. den Datenbelegen bestehen. Die nachstehende Abbildung „Beeinflussbarkeit der Daten“ soll die Zusammenhänge und deren Auswirkungen auf die Relationen zwischen den produktiven Zeiten (Fertigungszeiten) und den unproduktiven Zeiten (Hilfszeiten) aufzeigen. Leistungserfassung Ursachen Leistungen Nutzungsgrad Betriebsabrechnungsbogen/Kostenstellenrechnung Stundensatz Nachkalkulation/ Kostenträgerrechnung Weniger Fertigungszeiten, mehr Hilfszeiten Höher Niedriger Höher Besser Mehr Fertigungszeiten, weniger Hilfszeiten Niedriger Höher Niedriger Schlechter Tatsächliche Fertigungszeiten werden zwischen zwei und mehr Aufträgen verschoben Höher bzw. niedriger, wenn unterschiedliche Einflussgrößen vorliegen Unverändert Unverändert Besser bzw. schlechter; Abweichungen durch Gegenüberstellung mit Kalkulation sichtbar Tatsächliche Fertigungszeiten werden innerhalb eines Auftrags zwischen Einrichten und Laufzeit verschoben Höher bzw. niedriger bei Einrichten oder Laufzeit Unverändert Unverändert Unverändert; Abweichungen durch Gegenüberstellung mit Kalkulation sichtbar Auftragsergebnis Beeinflussbarkeit der Daten Praxisbeiträge IRD e.V. zum IRD-Modell 8.1 – 08 1 Erläuterungen: Die Fertigungszeiten bestehen aus Rüsten (Einrichten) und Ausführungszeit (Laufzeit). Sie fallen bei der Herstellung eines Auftrags an und belasten ihn zeit- und damit kostenmäßig direkt. Soweit die tatsächlich angefallenen Zeiten nicht die kalkulierten übersteigen, besteht eine verkaufbare Leistung. Die Hilfszeiten tragen nur indirekt zum Auftragsfortschritt bei, sie dienen zur Erhaltung der Betriebsbereitschaft sowie zur Beseitigung von Störungen und Mängeln. Sie sind überwiegend im Anfall, in Häufigkeit und Zeitdauer von der jeweiligen Kostenstelle selbst beeinflussbar. Organisationsbedingte Wartezeiten unterliegen „externen“ Einflüssen. Der Nutzungsgrad zeigt die wirtschaftliche Nutzung der Arbeitszeit einer Kostenstelle bzw. Maschine auf und wird wie folgt ermittelt: Fertigungszeit × 100 = % Fertigungs- und Hilfszeit (= Arbeitszeit) Der Stundensatz – auch Kostensatz genannt – einer Fertigungs-Kostenstelle wird je Abrechnungsperiode – wie Monat, Quartal oder Jahr – ermittelt: Fertigungskosten × 100 = DEM/EUR je Stunde Fertigungsstunden Die noch fehlenden Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten – VV-Kosten – werden durch einen Prozent-Zuschlag und einem Festbetrag oder Prozesskostensatz je Auftrag ermittelt. Ziel: Die Mitarbeiter und deren Vorgesetzte (Schicht- und Abteilungsleiter) sind von Zeit zu Zeit über die Aufgabe und Bedeutung der Tagesarbeitszettel oder andere Datenbelege durch Schulung oder Unterweisung zu informieren. Dazu gehört natürlich auch, dass sie laufend über die Ergebnisse der Datenauswertung informiert werden. Nur so ist eine funktionsfähige und aussagekräftige Leistungsrechnung als elementare Grundlage für eine kosten- und leistungsgerechte Kalkulation und Auftragsabrechnung (Nachkalkulation) zur Planung, Steuerung und Kontrolle der betrieblichen Leistungsfähigkeit gewährleistet. 8.1 – 08 2 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Praxisbeiträge zum IRD-Modell der kundenorientierten Fertigungsorganisation Handlungsansatz 8 Die Betriebsdatenerfassung Abschnitt 8.3 Auswertung durch Betriebsabrechnung und Controlling Werden Nachbeserungsarbeiten aufgrund von Fehlleistungen gesondert ausgewiesen? Grundsätzliches Nacharbeiten (Fehlleistungen) fallen während oder nach der Auftragsausführung an und verursachen Mehrkosten, die über den normal notwendigen und damit kalkulierten (verkaufbaren) Zeitund Kostenaufwand liegen. Bei diesen Mehrkosten ist zu unterscheiden nach Nacharbeiten, die betriebsbedingt sind und Zusatzleistungen, die kundenbedingt sind. Die Nacharbeiten sind intern verursachte Kosten für Fehlleistungen in Folge Aus- oder Nachbesserungen, um die gewünschte bzw. erforderliche Qualität zu erreichen. Bei den Zusatzleistungen dagegen handelt es sich um durch den Kunden verursachte Kosten, die zusätzlich zu dem vereinbarten Auftrag anfallen und daher an den Kunden weiterberechnet werden sollen (müssen). Dazu gehören vor allem • • • • Kundenkorrekturen, nachträgliche Änderungen während der Produktion, Warten auf Abstimmung durch den Kunden, Überstunden, Nacht- und Wochenendarbeit bei kurzfristige Terminstellung (Schnellschuss). Erfassung und Weiterberechnung dieser Zusatzleistungen werden im Handlungsansatz 3, Abschnitt 3.10 „Wird kurzfristig fakturiert“ ausführlich behandelt. Wie schon erwähnt, fallen Nacharbeiten vor oder nach der Auslieferung eines Auftrags an. Durch laufende, wirtschaftliche Überwachung und vor allem Eigenkontrolle sollten Fehlleistungen so weit wie möglich eingeschränkt werden. Leistungen und Qualität entstehen zum gleichen Zeitpunkt der Herstellung, sie bilden quasi eine untrennbare Einheit. Mit anderen Worten, Qualität kann nicht nachträglich in ein Produkt hineingeprüft werden. Daher sollen Fehler und offensichtliche Mängel vor der Auslieferung intern festgestellt werden, um Nachbesserungen und eine weitgehend Schadenbegrenzung zu ermöglichen. Dagegen führen Fehler oder Mängel, die erst durch den Kunden festgestellt werden, zu Reklamationen mit der Folge von Nacharbeiten oder sogar Ersatzlieferungen. Dadurch sollen die Qualitätsanforderungen am fehlerhaften Produkt noch nachträglich erfüllt werden. Eine Ausnahme hierbei sind die verfahrensbedingten Korrekturen bei der Text- und Bildherstellung, die als auftragsbedingte Kosten kalkuliert und so normal abgerechnet werden. Praxisbeiträge IRD e.V. zum IRD-Modell 8.3 – 01 1 Die am häufigsten vorkommenden Nacharbeiten sind: • • • • • • zweite oder mehr Korrekturen bei der Text- und Bildherstellung, Ersatz für Fehlaufnahmen sowie Fehlplatten und -zylindern, dadurch bedingtes zusätzliches Einrichten (Rüsten). Ergänzen der Auflagen in Druck und Verarbeitung, Ausbesserungen, Einzelsortierungen. Erfassung und Verrechnung der Kosten Nacharbeiten werden in der Regel von mehreren Kostenstellen erbracht und verursachen zusätzlich Kosten an Fertigungsmaterial und Fremdarbeit. Nacharbeiten sind nicht absatzbestimmende Eigenleistungen und erbringen daher keine Erlöse. Die Kosten für diese Fehlleistungen sollen nicht dem Auftrag zugeordnet werden, bei dem sie angefallen sind. Die zufällig aufgetretenen Fehler (Kosten) würden sonst zu einer verzerrten Aussage über das Ergebnis eines Kostenträgers oder über die Deckungsbeiträge der Produktgruppen führen. Aus diesem Grund sind diese Fehlleistungen auf einem zusätzlichen Kostenträger „Nacharbeit zu Auftragsnummer .......................“ zu erfassen und verursachungsgerecht zu Vollkosten ohne VV-Zuschlag zu verrechnen. Die Stundensätze der Vor- und Nachkalkulation werden wie bisher mit einem kalkulatorischen Fertigungswagnis belastet, das auf den Erfahrungswerten der Vergangenheit, möglichst differenziert nach Kostenstellen(gruppen) oder Fertigungsstufen, basiert. Abweichungen zwischen kalkulatorisch verrechneten und tatsächlich angefallenen Fertigungswagnis (Fehlleistungen) werden in den proportionalen Gemeinkosten bei der Ermittlung des Betriebsergebnisses der Periode berücksichtigt. Allerdings kann es aus Gründen einer wirtschaftlicheren Abrechnung opportun sein, für weitere Korrekturen bei der Text- und Bildherstellung sowie Druckformherstellung die Zeiten über spezielle Arbeitsvorgangsnummern erfassen zu lassen und „unter dem Strich“ nach dem Auftragsergebnis statistisch für die periodischen Abgleichungen mit dem kalkulatorisch verrechneten Wagnis und auch für die weitere Auswertung bei der Fehleranalyse auszuweisen. Analyse der Fehler und Mängel Damit die Ursachen und Gründe wiederholt auftretender Fehlleistungen erkannt und Folgemaßnahmen getroffen werden können, ist nicht nur die gesonderte und vollständige Erfassung und Verrechnung der dafür angefallenen Kosten, sondern noch vielmehr die unterschiedlichen Fehlermerkmale mit ihren Ursachen, Häufigkeit und Kosten von Bedeutung. Daher sind die laufend gesammelten Daten statistisch aufzubereiten und gezielt auszuwerten nach: Fehlerquelle: Fehlerursache: Fehlerart: Produktgruppe: Fehlerort: Fehlerkosten: 8.3 – 01 2 Wo ist der Fehler entstanden? Wodurch und wer hat sie verursacht? Welches Merkmal hat der Fehler? Bei welchem Auftrag und welcher Erzeugnisart? Wo ist der Fehler (sichtbar) aufgetreten? Wie hoch sind die dafür angefallenen Kosten? Praxisbeiträge zum IRD-Modell Mit Hilfe der ABC-Analyse lassen sich die Schwerpunkte und Prioritäten für die zu treffenden Maßnahmen erkennen, sowohl hinsichtlich der Häufigkeit der aufgetretenen Fehlerarten als auch der Höhe der am meisten verursachten Kosten. Mängel und Schwachstellen im Unternehmen werden dadurch deutlich sichtbar und Ansatzpunkte für eine gezielte und effiziente Verbesserung der erforderlichen Qualität zur Existenzsicherung aufgezeigt. Schwerwiegende und umfangreiche Nacharbeiten sind unmittelbar bei Anfall zu untersuchen und aufzuklären, während die statistisch gesammelten Einzelfälle monatlich oder vierteljährlich – fallweise sogar in Teamarbeit auszuwerden und gemeinsam Lösungsvorschläge zu erarbeiten sind. Praxisbeiträge zum IRD-Modell 8.3 – 01 3 Praxisbeiträge zum IRD-Modell der kundenorientierten Fertigungsorganisation Handlungsansatz 8 Die Betriebsdatenerfassung Abschnitt 8.3 Auswertung durch Betriebsabrechnung und Controlling Werden die Auftragsabrechnungen analysiert? Teil 1: Durchführung der Analyse In der betrieblichen Praxis werden viele Daten erfasst, aber immer noch zu wenig und vor allem nicht systematisch und konsequent genug ausgewertet und analysiert. Das gilt im besonderen Maße für abgerechnete Aufträge, wenn nur eine Zahl als Auftragsergebnis ermittelt wird: „was unter dem Strich steht“. Dabei ist die Auftragsabrechnung die betriebliche Fundgrube für die eigenen Stärken und Schwächen, um Ursachen zu erkennen und Fehler abzustellen. Bei einer gleichen Betrachtung der Auftragsergebnisse allein bleiben die unterschiedlichen Einflussfaktoren unbekannt, folglich können auch nicht die erforderlichen Maßnahmen getroffen werden. Um diese Faktoren sichtbar zu machen, ist das Auftragsergebnis in Teilergebnisse aufzuspalten. Durch Gegenüberstellung der Auftragskalkulation mit der Auftragsabrechnung werden die Abweichungen ermittelt. Dadurch wird die Auftragsabrechnung zum Bestandteil eines aussagefähigen Kontroll- und Steuerungsinstruments. Das Auftragsergebnis lässt sich wie folgt untergliedern: IRD e.V. 8.3 – 02 1 Auftragsergebnis (Ist) Erlösschmälerungsabweichung Ergebnisabweichungen Leistungsergebnis Verkaufsergebnis -Zeit-/Mengenabweichungen -Auftragsergebnis (Soll) -Fremdleistungsabweichung -Nicht weiterberechnete Kosten -Materialverbrauchsabweichung -Mehrlieferungsergebnis -Verfahrensabweichung -Vertriebskostenabweichung -Ausbringungsmengenabweichung -Sonstige Abweichungen Anmerkung: Die Erlösschmälerungen durch Skonti, Gutschriften für Mängelrügen sowie Zahlungsausfälle werden nach den neuen Richtlinien „Kosten- und Leistungsrechnung Druckindustrie“ des BVDM nicht mehr als Kalkulatorische Kosten behandelt, sondern zusätzlich zu den Selbstkosten kalkuliert. Damit ist eine inhaltliche Übereinstimmung mit der Finanzbuchhaltung bis auf die zeitlichen Abgrenzungen gegeben. Die einzelnen Teilergebnisse werden wie folgt ermittelt: Auftragsergebnis (Ist) AE Saldo aus den bei der Ausführung eines Auftrages verursachten Selbstkosten und dem erzielten Nettoerlös. der Auftragsabrechnung Erlösschmälerungsabweichung EA Abweichung ist abhängig von der Veränderung beim Nettoerlös Leistungsergebnis LE Summe der Abweichungen zwischen den kalkulierten und den angefallenen Kosten des Auftrages sowie die Auswirkung von Über- oder Unterlieferung der Auftragsmenge auf den Nettoerlös Das Leistungsergebnis als Summe aller nachstehend genannten Einzelabweichungen spiegelt die quantitative und qualitative Leistungsfähigkeit der Produktion wieder. 8.3 – 02 2 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Zeit-/Mengenabweichung ZM Wertmäßige Abweichung zwischen kalkulierten und angefallenen Fertigungsstunden bzw. der Mengen bei prozessorientierten Arbeitsvorgängen zu Stückkosten. Materialverbrauchsabweichung MA Wertmäßige Abweichung zwischen kalkuliertem und tatsächlichem Verbrauch an Fertigungsmaterial und Fremdleistungsabweichung FA Fremden Arbeiten. Verfahrensabweichung VA Differenz zwischen den kalkulierten Kosten des geplanten und des tatsächlichen Arbeitsvorganges oder zwischen den Kosten der Eigen- und Fremdleistung. Vertriebskostenabweichung VK Wertmäßige Abweichung zwischen kalkulierten und angefallenen Vertriebseinzelkosten und Vertriebsgemeinkosten (bei direkter Verrechnung). Ausbringungsabweichung AA Überlieferung oder Unterlieferung der Auftragsmenge (=Bestellmenge plus Zugabe für geplante Überlieferung). Die Bewertung erfolgt mit dem dafür vereinbarten Verkaufspreis. Sonstige Abweichungen SA Sonstige Abweichungen können sein: Nicht kalkulierte Arbeitsvorgänge, Materialarten, Vertriebseinzelkosten oder direkt zurechenbare Vertriebsgemeinkosten. (Prozesskosten) Verkaufsergebnis VE Differenz zwischen den gesamten Ergebnisabweichungen und betrieblichem Leistungsergebnis oder die Summe der nachstehend aufgeführten Einzelabweichungen. Das Verkaufsergebnis ermöglicht Rückschlüsse auf die Marktsituation und die Leistungsfähigkeit des Verkaufs. Auftragsergebnis (Soll) VP Differenz zwischen den kalkulierten Selbstkosten und dem Nettoerlös basierend auf dem vereinbarten Verkaufspreis der Auftragskalkulation Praxisbeiträge zum IRD-Modell 8.3 – 02 3 Nicht weiterberechnete Kosten NK Die vom Verkauf an den Kunden nicht weiterberechneten Zusatzleistungen für auftragsbedingte Wartezeiten (auf Abstimmen oder bei Änderungen) sowie für kundenbedingte Korrekturen, Andrucke und Änderungen. Dazu gehören auch nicht berechnete Sondereinzelkosten der Fertigung (Schicht- und Überstunden-Zuschläge) und des Vertriebes (Lagerkosten). Mehrlieferungsergebnis ME Die Menge, die zusätzlich zur Bestellmenge und dem kalkulierten Zuschuss als Zugabe für eine geplante Mehrlieferung in die Produktion geht und an den Kunden ausgeliefert werden kann. Sie ist mit den anteiligen auflagenfixen Proportionalkosten der Auftragskalkulation zu bewerten, wenn diese Mehrlieferung nicht nur zu den sogenannten Fortdruckkosten berechnet wird. 8.3 – 02 4 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Praxisbeiträge zum IRD-Modell der kundenorientierten Fertigungsorganisation Handlungsansatz 8 Die Betriebsdatenerfassung Abschnitt 8.3 Auswertung durch Betriebsabrechnung und Controlling Werden die Auftragsabrechnungen analysiert? Teil 2: Voraussetzungen für die Aufspaltung des Auftragsergebnisses Damit eine analytische Auswertung der einzelnen Aufträge mit Hilfe der Auftragsabrechnung vorgenommen werden kann, sind folgende Voraussetzungen zu erfüllen: (1) Zeitwert- bzw. Stückkostenkalkulation bei nur mengenabhängigen Arbeitsvorgängen, (2) weitgehend vollständige und richtige Datenerfassung der Leistungen (Fertigungsstunden) und Mengen. Für die lückenlose Erfassung des Materialverbrauchs sind entsprechende Materialscheine erforderlich, (3) gleiche Bewertung der Kostensätze in Auftragskalkulation und Auftragsabrechnung zu Plankosten, (4) Festlegung des Zuschusses in der Auftragskalkulation und Erfassung des Ausschusses in der Auftragsabrechnung, (5) die Auftragskalkulation basiert stets auf den erhaltenen Auftragsunterlagen und -vorlagen, damit ein aussagefähiger Vergleich zwischen Kalkulation und Auftragsabrechnung möglich ist, (6) eine Zugabe für eine geplante Mehrlieferung ist bei den auflagenabhängigen Positionen entsprechend zu berücksichtigen; Bestellmenge plus Zugabe für Mehrlieferung =Auftragsmenge, (7) für Periodika oder Standardaufträge wird die Auftragskalkulation je nach Menge und Umfang sowie Ausführungsart aus der vorhandenen Standard-Kalkulation abgeleitet. Neben den Verlustaufträgen sollten auch Gewinnaufträge mit untersucht werden; denn neben den verlustverursachenden Schwachstellen sind auch die gewinnbringenden Stärken des Unternehmens sichtbar zu machen, um sie für die Verkaufspolitik und für Investitionsentscheidungen nutzen zu können. Anstoß für eine Auftragsanalyse sollte nicht nur der Gewinn oder Verlust eines einzelnen Auftrages sein, da die Ursachen oft durch auftragsbedingte Faktoren beeinflusst werden, die keinen Rückschluss auf strukturelle Stärken und Schwächen des Unternehmens zulassen. Aus diesem Grund sind von Zeit zu Zeit Schwerpunktanalysen zusätzlich durchzuführen, die sich auf bestimmte Kunden, Erzeugnisgruppen oder Produktionsbereiche – wie Textherstellung, Bildherstellung oder Weiterverarbeitung – beziehen. IRD e.V. 8.3 – 03 1 Bei sporadischen Einzelanalysen ist es wichtig, dass die Untersuchungen kurzfristig nach erfolgter Produktion beziehungsweise Produktionsstufe vorgenommen werden; denn sonst besteht die Gefahr, dass sich die zuständigen Mitarbeiter nicht mehr an Besonderheiten bei der Auftragsausführung erinnern können. In der Praxis hat sich bewährt, die Analyse von Aufträgen anhand folgender Unterlagen durchführen zu lassen: (1) Angebotskalkulation (2) Auftragskalkulation (3) Auftragsabrechnung (Kostenträgereinzelrechnung) (4) Auftragstasche (5) Andrucke, Druckmuster (6) wenn noch greifbar: Manuskripte, Vorlagen, Layout. Wenn die Auftragsabrechnung einen Soll-Ist-Vergleich mit Ausweis der Abweichungen nicht oder nur teilweise zulässt, empfiehlt sich die Gestaltung eines besonderen Auswertungsblattes, wie nachstehend dargestellt. 8.3 – 03 2 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Analyse der Auftragsabwicklung Datum: Menge Auftragsnummer: Kunde: Erzeugnis: Produktgruppe: Bestellmenge: Zugabe für Mehrlieferung Auftragsmenge: Auslieferungsmenge Über-/Unterlieferung: Erstauflage-Nachdruck mit/ohne Änderungen Auftragskalkulation Position 1 1 Textherstellung 2 Bildherstellung 3 Kundenkorrektur 4 Druckformherstellung 5 Vorstufe (1 bis 4) 6 Druck 7 Verarbeitung 8 Fertigungskosten (5 bis 7) 9 davon: Proportionalkosten 10 Fixkosten 11 Fremdleistungskosten 12 Fertigungs- und Fremdleistungskosten (8+11) 13 Gemeinkostenzuschlag AV/TL 14 Gemeinkostenzuschlag Verwaltung 15 Verwaltungskosten (13+14) 16 Materialkosten Vorstufe 17 Druck 18 Verarbeitung 19 Materialeinzelkosten (16-18) 20 Gemeinkostenzuschlag Material 21 Materialkosten (19+20) 22 Herstellkosten (12,15,21) 23 Vertriebseinzelkosten 24 Gemeinkostenzuschlag Vertrieb 25 Vertriebskosten (23+24) 26 Selbstkosten (22+25) 27 Bruttoerlös (Verkaufserlös) 28 Erlösschmälerungen (von 27) 29 Nettoerlös 30 Auftragsergebnis (29÷26) Praxisbeiträge zum IRD-Modell Stunden/ Menge 2 Betrag 3 % 100 + - Auftragsabrechnung Abweichungen Stunden/ Menge 4 Betrag Betrag 5 6 Art 7 - FA - EUR + % EUR + % - EUR + % MA - EUR + % VK AA EA % AE 8.3 – 03 3 31 Zeit- /Mengenabweichung, Pos. 1 bis 4+ 6 +7 ZM 32 Fremdleistungsabweihung Pos. 11 FA 33Materialverbrauchsabweichung Pos. 16 bis 18 MA 34Verfahrensabweichung Pos. 1 bis 7 VA 35 Vertriebskostenabweichung Pos. 25 VK 36 Auslieferungsmengenabweichung (Über/Unterlieferung) 37 Sonstige Abweichungen Pos. 27 AA Pos. SA 38 Leistungsergebnis 39 Auftragsergebnis (Soll) 40 Nicht weiterberechnete Kosten LE Pos. 30/Spalte 3 (Auftragskalkulation) Pos. AE NK 41 Mehrlieferungsergebnis ME 42 Verkaufsergebnis VE 43 Erlösschmälerungsabweichung Pos. 28 EA 44 Auftragsergebnis (Ist) Pos. 30/Spalte 5 (Auftragsabrechnung) AE Zu den in den Zeilen 13,14,20 und 24 aufgeführten Gemeinkostenzuschlägen ist anzumerken, dass diese jeweils aus Festbeträgen je Auftrag in Euro und Prozentsätzen (für die restlichen Gemeinkosten basierend auf den Fertigungskosten in Pos. 8) bestehen. Bei einer bereits vorhandenen integrierten, prozessorientierten Kalkulation werden die Festbeträge je Auftrag durch individuelle Prozesskosten je Mengeneinheit (Auftrag, Materialpositionen, Paletten/Rollen, Auslieferung oder km. Entfernung) ersetzt, wie sie im „Handbuch Prozesskostenrechnung Druckindustrie“ ausführlich und beispielhaft behandelt werden. 8.3 – 03 4 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Praxisbeiträge zum IRD-Modell der kundenorientierten Fertigungsorganisation Handlungsansatz 8 Die Betriebsdatenerfassung Abschnitt 8.3 Auswertung durch Betriebsabrechnung und Controlling Werden die Auftragsabrechnungen analysiert? Teil 3: Auswertung der Analyse Der Vordruck „Analyse der Auftragsabwicklung“ zeigt, dass das Auftragsergebnis allein nicht die nötige Aussagekraft haben kann. Erst durch die Aufspaltung in einzelne Teilergebnisse werden die Ursachen für die Abweichungen sichtbar und führen so zu Ansatzpunkten für betriebliche Verbesserungen. Damit die Schwerpunkte der betrieblichen Schwachstellen bei der Auftragsabwicklung erkannt werden können, sollten die Ergebnisse der Auftragsanalyse in Fehlerursachenlisten festgehalten werden. Um eine Fehlergewichtung zusätzlich vorzunehmen, können die für die einzelnen Abweichungen ermittelten Beträge erfasst und mittels einer ABC-Analyse ausgewertet werden. Dazu ist noch anzumerken, dass nicht bei jedem Auftrag so ausführlich auszuwerten ist. Je nach Betriebsgröße sowie Anzahl und Wert der Aufträge ist fallweise zu entscheiden. Auch hier gilt: nur so viel wie nötig, aber nicht so viel wie möglich! IRD e.V. 8.3 – 04 1 8.3 – 04 2 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Verkauf Kalkulation Arbeitsvorbereitung AuftragsTerminbearbeitung stelle Ausführung Produktion Maschine Material Anzahl 100 % Gesamt Monat\Quartal\Jahr................................... Anmerkung: Erlösschmälerungsabweichung ist durch die Auslieferungsmengenabweichung bedingt und daher nicht auswertbar; der Prozentsatz ist in Auftragskalkulation und Auftragsabrechnung gleich hoch. Mehrlieferungsergebnis Verkaufsergebnis Gesamtanzahl Nicht weiterberechnete Kosten Sonstige Abweichungen Leistungsergebnis Auftragsergebnis (Soll) Ausbringungsmengenabweichung Vertriebskostenabweichung Verfahrensabweichung Materialverbrauchsabweichung Art der Abweichungen Zeit/Mengenabweichungen Fehlerursachen Fehlerursachenliste Auftragsabwicklung (Strichliste der Fehlerhäufigkeiten) Praxisbeiträge zum IRD-Modell 8.3 – 04 3 Materialverbrauchsabweichung wie bei Zeit-/ Mengenabweichungen Kalkulation: Rechenfehler falsche Materialart falsche Mengenbestimmung (Schätzungsfehler) Zeitwerte nicht aktualisiert Auftragsbearbeitung: mangelhafte Vorbereitung, Anweisungen, Unterlagen Terminstelle: Auftragsunterbrechung wie bei Zeit/Mengenabweichungen Maschine: mangelhafte Wartung und Instandhaltung Überalterung nicht geprüftes Material verwendet, mangelhafter Zustand, falsche Materialart, zu „billiges“ Material Bedienung: mangelnde Qualifikation unzureichende Einarbeitung Wiederholung von Arbeitsvorgängen (Fehlaufnahmen, Fehlbelichtungen; zweiter und weitere Andrucke, falsche Codierungen) Zeit/Mengenabweichungen fehlende bzw. unvollständig Kalkulation: ausgefüllte Anfrage-Vordrucke, falscher Arbeitsvorgang Auftragsunterbrechungen infol- falscher Zeitwert ge Kundenforderung falsche Mengenberechnungen nicht kalkulierte, aber weiterberechnete kundenbedingte Kosten für Korrekturen, Änderungen u.ä. Produktion Material Arbeitsvorbereitung AusführungMaschine Verkauf Art der Abweichung Fehlerursachen Zur Unterstützung der betrieblichen Schwachstellenforschung sind die in der Praxis anzutreffenden Fehlerursachen nach der Art der Abweichungen aufgeführt. Da die auftrags- und kundenbedingten Gegebenheiten unterschiedlich sind, kann diese Auflistung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Fehlerursachen in der Auftragsabwicklung 8.3 – 04 4 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Terminzusage ohne Rücksprache mit Terminstelle Kalkulation: Unterschätzung der Auftragsschwierigkeit falscher Verfahrensweg Auftragsbearbeitung: Vergessene oder verspätete Materialbereitstellung Terminstelle: Fehldisposition Ausbringungsmengenabweichung Auftragsunterbrechung infolge Terminzusage ohne vorherige Abstimmung mit Terminstelle Auftragsunterbrechung (en) infolge Kundenforderung Nicht- Einhalten des festgelegten Versandweges und bzw. oder der Versandart Kalkulation: Vergessen des Zuschusses für einzelne Arbeitsvorgänge falsche Zuschuss-Sätze Terminstelle: Nicht Einhalten des zugesagten Termins führte zu Teillieferungen und bzw. oder zu anderen Versandarten Vertriebskostenabweichung Fehlende bzw. unvollständig Kalkulation: ausgefüllte Anfrage- Vordrucke falsche VertriebskostenScheinbare Mehrkosten bei art Provision, Frachten infolge falsche Kostenermittlung echter Überlieferung aus nicht verbrauchtem, kalkulierten Ausschuss Verfahrensabweichung Bedienung: mangelnde Qualifikation unzureichende Einarbeitung Wiederholung von Arbeitsvorgängen Wie bei Zeit-/ Mengenabweichungen Bedienung: Materialschwierigkeiten Kapazitätsausfall infolge Urlaub oder Krankheit Maschine: Kapazitätsausfall durch Maschinenschaden Qualitätsanforderungen sind nicht erfüllbar, daher Einsatz anderer Maschinen oder Vergabe von Fremdarbeit erforderlich Praxisbeiträge zum IRD-Modell 8.3 – 04 5 Auftragsergebnis (Soll) Sonstige Abweichungen Negatives Ergebnis: Erstauftrag, Prestigeauftrag, Unterbeschäftigung, „schwacher Verkäufer“, Unterschreitung des Preislimits Terminstelle: Fehldisposition Auftragsunterbrechung Auftragsbearbeitung: von der Kalkulation abweichende Festlegung des Zuschusses Terminstelle: Auftragsunterbrechung Kalkulation: Vergessen von Arbeitsvorgängen Vergessen von Materialarten Vergessen der Vertriebseinzelkosten Fehlende sachliche und rechnerische Kontrolle der Kalkulation Maschine: mangelnde Wartung und Instandhaltung Überalterung (Toleranzüberschreitung) 8.3 – 04 6 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Mehrlieferungsergebnis Nicht weiterberechnete Kosten Kunde verweigert (teilweise) Abnahme der geplanten Mehrlieferung Verkaufspreis für zusätzliche Mehrlieferung unter den auftragsveränderlichen Kosten Serviceleistung: Erstauftrag Hauptkunde Anpassung an Konkurrenzverhalten „schwacher Verkäufer“ Auftragsbearbeitung: zusätzliche Mehrlieferung ohne vorherige Rücksprache mit Verkauf festgelegt Bedienung: Kalkulation: Arbeitsvorgang vergesfehlerhafte Auftragsausführung sen, Material .vergessen“ Terminstelle: Terminüberschreitung infolge Fehldisposition, bzw. nicht rechtzeitige Information des Verkaufs fehlerhaftes, minderwertiges Kundenmaterial Praxisbeiträge zum IRD-Modell der kundenorientierten Fertigungsorganisation Handlungsansatz 8 Die Betriebsdatenerfassung Abschnitt 8.3 Auswertung durch Betriebsabrechnung und Controlling Werden die Auftragsabrechnungen analysiert? Teil 4: Auftragsabrechnung in der Deckungsbeitragsrechnung Unternehmen, die in der Angebotsphase die Preisbildung sowohl auf der Basis von Vollkosten als auch Deckungsbeiträgen vornehmen oder vorzunehmen beabsichtigen, müssen ihr Kalkulationssystem zu einer Parallelkalkulation ausbauen. In der Vollkostenrechnung werden additiv sämtliche Kosten verrechnet, während in der DB-Rechnung retrograd vorerst nur ein Teil der anfallenden Kosten, die beschäftigungsabhängigen (variablen) Proportionalkosten, und anschließend schrittweise die kostenstellenfixen Fertigungsgemeinkosten und die Sekundärkosten, die Umlagekosten, belastet werden. Dieses Kalkulationsverfahren vereint in sich die Vorteile der Vollkostenrechnung als auch der DB-Rechnung. Die Vollkostenrechnung ist nicht so für dispositive, planerische Aufgaben geeignet, dafür aber als Richtwert für die Festlegung von Angebotspreisen und für die Verkaufsverhandlungen. Die Parallelkalkulation erscheint als ein arbeitsaufwendiges Verfahren, kann aber mit Hilfe der EDV wirtschaftlich realisiert werden. Nähere Ausführungen dazu sind in den KLR Druckindustrie des BVDM in den Abschnitten IV und VI enthalten. Die Auftragsabrechnung in der Deckungsbeitragsrechnung erfolgt im Prinzip wie in der Vollkostenrechnung. Aus der Parallelkalkulation wird die Ermittlung des Deckungsbeitrages und des Nettoergebnisses für die Auftragskalkulation abgeleitet und der entsprechend aufgebauten Auftragsabrechnung gegenübergestellt, wie der folgende Vordruck zeigt. Mengen und Kostenabweichungen bleiben unbeachtet. Der Schwerpunkt der Analyse liegt in der Veränderung bei den Überschüssen und Deckungsbeiträgen sowie deren Auswirkungen auf das Nettoergebnis, ob die periodisch vorgegebenen Soll – Deckungsbeiträge erwirtschaftet werden konnten oder nicht. Nicht gedeckte Fixkosten sind durch erzielte Gewinne bei anderen Aufträgen wieder auszugleichen, um den betrieblich geplanten Gewinn nicht zu gefährden. Es ist auch hier zweckmäßig, diese Auswertungsergebnisse nach Kunden, Produktgruppen und Verkaufsteams zeitlich zu verdichten und auszuwerten IRD e.V. 8.3 – 05 1 Soll- Ist– Vergleich der Auftragsabwicklung in der Deckungsbeitragsrechnung Auftragsnummer: Erzeugnis: Datum: Kunde: Produktgruppe: Position AuftragsAuftragsAbweiKalkulation Abrechnung chungen Betrag Betrag Betrag 1 2 1 Angebotserlös 3 4 - - Erläuterungen 5 ±Überlieferung/ 2 Auftragsmenge/ Auslieferungsmenge Unterlieferung 3 Verkaufserlös (Bruttoerlös) 4 Erlösschmälerungen...% von (3) ±Überlieferung 5 Nettoerlös (3÷4) Unterlieferung 6 Vertriebseinzelkosten 7 Verkaufsüberschuss (5÷ 6) ±Mengen-/ Kostenabweichungen ±Kosten/Verfahrensabweichungen 8 Materialeinzelkosten 9 Fremdleistungseinzelkosten 10 Produktionsüberschuss (7÷8/9) Zeit-/Mengen-/ Verfahrensabweichungen 11 Proportionalkosten Vorstufe 12 Druck 13 Verarbeitung 14 Proportionalkosten Fertigung (11 -13) 15 Deckungsbeitrag 10 ÷ 14 16 Fixe Fertigungskosten - Die Fixkosten 17 Fixe Gemeinkostenzuschläge AV/TL - 18 Verwaltung - 19 Material - 20 Vertrieb - der Auftragskalkulation sind identisch in derAuftragsabrechnung 21 Fixe Gemeinkosten (16 bis 20) SollDeckungsbeiträge 22 Nettoergebnis (15÷21) Abgeleitet aus „Kosten- und Leistungsrechnung Druckindustrie“ 8.3 – 05 2 Praxisbeiträge zum IRD-Modell Erläuterung der Abweichungen Angebotserlös ist eine fiktive Größe in der Angebotsphase und nimmt daher keinen direkten Einfluss auf das Nettoergebnis der Auftragsabrechnung. Die Differenz zwischen Verkaufspreis und Angebotspreis spiegelt die eigene Verkaufsleistung und die Marktsituation wieder. Ausbringungsmengenabweichung durch Über- oder Unterlieferung der Auftragsmenge (=Bestellmenge + Zugabe für geplante Überlieferung) und Auslieferungsmenge. Verkaufserlös (Bruttoerlös) Die Auftragsabrechnung erfasst die realisierte Ausbringungsmenge und die dafür in Rechnung gestellten Bruttoerlöse. Die Mengenabweichungen zeigen die wirtschaftliche Differenz zwischen kalkuliertem Zuschuss und verursachtem Ausschuss (Makulatur) auf. Erlösschmälerungen Die Differenz sind die bewerteten Mengenabweichungen unter (2); der betriebliche zu ermittelnde Prozentsatz (für Skonti, Zahlungsausfälle und Mängelrügen) ist in Auftragskalkulation und -abrechnung gleich. Der Prozentsatz kann nach Kunden (-gruppen) oder Erzeugnisgruppen unterschiedlich festgelegt werden Vertriebseinzelkosten Abweichungen treten auf durch Ausbringungsmengen und veränderte Vertriebsarten bzw. -wege (wie Eigen- oder Fremdleistungen). Materialeinzelkosten Abweichungen sind mengen- und/oder kostenbedingt, verfahrensbedingte Abweichungen können zusätzlich auftreten. Fremdleistungseinzelkosten Abweichungen sind verfahrens- und/oder kostenbedingt, auch durch Veränderungen zwischen Eigen- und Fremdleistungen. Proportionalkosten der Fertigung Die Kostenbewertung erfolgt in der Auftragsabrechnung zu gleichen Plankostensätzen, die durch den erfassten Zeit- und Mengenverbrauch zu bewerteten Verbrauchs- und Verfahrensabweichungen führen. Fixe Gemeinkosten Diese Soll- Deckungsbeiträge werden in gleicher Höhe aus der Auftragskalkulation übernommen, so dass es keine Abweichungen gibt. Nettoergebnis ist die Differenz zwischen dem Ist- Deckungsbeitrag (15) und den erforderlichen Soll- Deckungsbeiträgen (21); das Nettoergebnis zeigt auf, ob und wie der abgerechnete Auftrag die anteilig zugeordneten Fixkosten decken konnte und durch welche einzelnen Abweichungen das Soll- Nettoergebnis der Auftragskalkulation beeinflusst wurde. Praxisbeiträge zum IRD-Modell 8.3 – 05 3