Artikel OP vom 10. Mai 2012 - Kolping Diözesanverband Mainz
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Artikel OP vom 10. Mai 2012 - Kolping Diözesanverband Mainz
Artikel publiziert am: 10.05.2012 - 03.00 Uhr Artikel gedruckt am: 13.08.2012 - 10.22 Uhr Quelle: http://www.op-online.de/nachrichten/obertshausen/kleiberkorb-kolpingfamilieobertshausen-not-familien-2311274.html „Viele wollen nur reden“ Obertshausen - Die Regale in den beiden kleinen, eher funktionalen Räumen sind gut gefüllt. Blaue Jeans im Miniaturformat, Schlabberlätzchen, Röcke, kreischend bunten Stofftiere, einige Puzzle und Schaukelstühlchen. Von Sebastian Faerber © Faerber Nicht nur Kleider wie rote Röckchen (Vordergrund) warten auf Bügeln aufgereiht im Kleiderkorb der Kolpingfamilie. Auch helfende Hände und offene Ohren bieten (von links) Renate Wilz, Agathe Kalla, Sigrid Meier und Alexa Langner den jungen Familien. Daneben Puppen, die darauf warten, endlich wieder in ihrer Berufung aufzugehen und sich die langen Haare von Kinderhand kämmen zu lassen. Doch all die Anziehsachen und das Spielzeug zeigen nur vordergründig, was der Kleiderkorb der Kolpingfamilie zu bieten hat. „Viele wollen einfach nur mit uns reden“, sagt Renate Wilz. Seit fast vier Jahren wartet an der Kirchstraße 2 Hilfe auf in Not geratene Familien und Alleinerziehende. Und die Nachfrage hat sich gut entwickelt, wobei man in diesem Fall wohl nicht wirklich von einem positiven Anstieg sprechen kann. „Inzwischen kommen so um die 60 Familien regelmäßig zu uns“, sagt Sigrid Meier, die zwei der insgesamt acht helfenden Hände stellt. Die teurer werdenden Lebenshaltungskosten könnten eine Rolle spielen, spekuliert Meier, aber auch dass der Kleiderkorb mittlerweile ein Selbstläufer ist und sich die Anlaufstelle unter den Müttern auf den Spielplätzen rumgesprochen hat. Die anderen sechs Hände Die anderen sechs Hände gehören Renate Wilz, Agathe Kalla und Alexa Langner. Gemeinsam verteilen sie im Haus der Pfarrgemeinde Herz Jesu „Kinderzubehör“, wie Meier schmunzelnd zusammenfasst. Nach Verfügbarkeit können das auch mal größere Sachen wie Betten, Fahrräder oder ein Kindersitz für das Auto sein. Die Artikel gibt es allerdings nicht für jeden. Etwa bei der Caritas, der Gemeinde oder dem Roten Kreuz können sich Familien einen Nachweis über die Bedürftigkeit ausstellen lassen. Damit können sie sich bei den vier Damen jeden ersten und dritten Dienstag im Monat (17 bis 19 Uhr) oder nach telefonischer Vereinbarung (Tel.: 06104 45570) die benötigten Artikel abholen. Daneben bieten die Frauen, die mit ihrem Kleiderkorb Teil der „Aktion Lichtblicke“ sind, auch Beratung und ein offenes Ohr bei allerlei Problemen, beispielsweise anfänglichen Schwierigkeiten bezüglich der neuen Aufgaben als Mutter oder nach der Trennung vom Partner. „Es kommen auch Teenie-Mütter zu uns“ „Es kommen auch Teenie-Mütter zu uns“, verrät eine der Frauen. Bei diesen sei es mit dem bloßen Mitgeben von Spielzeug oft nicht getan. Denn ohne Anleitung kann der Nachwuchs die Geheimnisse nur schwer entdecken. „Ich zeige schon mal, wie man mit einem Kind ein Bilderbuch durchblättert, also auch ein bisschen was dazu erzählt“, sagt Renate Wilz. Klar, dass das Quartett zu einigen der Kinder im Lauf der Jahre eine Beziehung aufgebaut hat. Eine Mutter kam kurz nach der Eröffnung mit ihrem drei Monate alten Sohn, der das Down-Syndrom hat. „Ich seh ihn immer noch in seinem kleinen Wagen“, sagt eine der Helferinnen schwelgend. Mittlerweile sei er viel größer und laufe eifrig umher. „Er ist ein richtiger Sonnenschein geworden und wird uns sehr fehlen, wenn er aus unserem Ziel-Alter rausgewachsen ist“, sagt Wilz und scheint von dieser Aussicht ein wenig gerührt. Wer Stücke spenden will, stößt auf offene Arme. Aber „wir nehmen nur sehr gut Erhaltenes. Am Anfang haben wir uns nicht getraut, das zu sagen. Doch wir haben einfach zu viel Müll bekommen“. Schließlich sei es ein Zeichen der Wertschätzung, die Kleinsten nicht mit abgenutzten Sachen auszustatten. „Es wirkt sich positiv auf Kinder aus, wenn sie das Gefühl haben, etwas Gutes zu haben“, ist sich eine Helferin sicher. Und was soll man schon mit einer Puppe, der die Haare ausgefallen sind – vielleicht die Glatze polieren? Artikel lizenziert durch © op-online Weitere Lizenzierungen exklusiv über http://www.op-online.de