01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0.1

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01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0.1
Sonderdruck aus
image hifi 3/2015
Phonovorstufe Acoustic Solid Phono Amp
Autor: Eric van Spelde Fotografie: Rolf Winter
Quadratisch, günstig, gut
Analog geht auch ohne Materialschlacht oder Voodoo, und das ziemlich gut: Mit dem kleinen Phono Amp
der schwäbischen Plattenspielerschmiede Acoustic Solid, der so klar
und einfach gestaltet ist wie sein
Name, kann man eigentlich nichts
falsch machen. Dazu gibt's ihn auch
noch zum Freundschaftspreis.
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Was man für vergleichsweise moderate 740 Euro vom Händler als
Gegenwert in die Hände gedrückt bekommt, sieht auf den ersten
Blick eher preisklassenkonform aus: ein ziemlich kleines Kästchen
mit einer wertig anmutenden, hochglänzend schwarzen Acrylfront
samt mittlerweile obligatorischer blauer LED zur Anzeige des Betriebszustandes (die gegen Aufpreis auch als Aussteuerungsanzeige
dient und dann rot wird, sobald das Signal 14 dB unterhalb der
Clipping-Grenze liegt) und ein Steckernetzteil. Der Anschluss von
Letzterem an das Gerät ist dagegen etwas sicherer und schöner
gelöst, als man es gewohnt ist: mit einer vierpoligen Steckerverbindung und Schraubverschluss hinten am Verstärker statt der sonst
üblichen Miniklinkenstecker. Dreht man das Gehäuse um, geht einem dann ein Licht auf: Mittels sechs „Mäuseklavieren“ lassen sich
Eingangsempfindlichkeit (zwischen 32 und 64 dB, also gerüstet für
nahezu alle Eventualitäten im MM- und MC-Bereich), Abschlusskapazität (wichtig für MM-Systeme) und Abschlusswiderstand in
überaus kleinen Schritten einstellen und so an den gerade benutzten Tonabnehmer optimal anpassen. Es sind sechs solche Schalterblocks vorhanden – zweimal drei –, denn die Verstärkerschaltung ist
aus zwei identischen Monovorstufen aufgebaut. Wie man schon
beim Betrachten des kleinen, flachen Gerätes vermutet, wird nur
per Halbleiter verstärkt. Dabei wird sowohl passiv als auch aktiv
nach RIAA-Norm entzerrt, worauf zwei Verstärkungsstufen folgen.
Laut Hersteller sind alle Teile der Elektronik der Phonovorstufe
gleichspannungsgekoppelt, was dafür sorgen soll, dass auch im
unteren Frequenzbereich verzerrungsfrei und phasenlinear gearbeitet wird.
Die geringe Ausgangsimpedanz von 50 Ohm und die maximale
Stromstärke von 35 mA schützt dabei das Musiksignal vor Einbußen bei großen Kabellängen zwischen Phonostufe und (Vor)verstärker. Das Ganze ist nach Großserienart fein säuberlich aufgebaut auf einer einzelnen Platine, die die ganze Grundfläche des
Gerätes in Anspruch nimmt. Nur ein kleiner Kabelstrang hebt sich
längs in der Mitte zwischen Erdungsklemme und Netzadapteranschluss an der Rückwand nach vorne von dieser streng geordneten
Landschaft aus Mikroelektronik ab (abgesehen natürlich von ein
paar Drähtchen, die von der Platine zur Leuchtdiode auf der Front-
Auf der Unterseite des Geräts befinden sich
sechs „Mäuseklaviere“, mit denen man kanalgetrennt Abschlussimpedanz, Abschlusskapazität und Verstärkung einstellen kann
Die komplette Schaltung ist auf einer Platine
aufgebaut und besteht aus zwei identischen
Monovorverstärkern. Die RIAA-Entzerrung
verläuft sowohl passiv (über Widerstände)
als auch aktiv
Aufgeräumt gibt sich das Anschlussfeld auf
der Rückseite: Je ein Paar Cinch-Buchsen für
Ein- und Ausgang, eine Masseklemme und
der verschraubbare Anschluss für das externe Steckernetzteil – das ist schon alles
platte führen), denn die zwei Reihen Cinch-Buchsen für den Einund Ausgang stecken direkt auf der Platine. Dass eine solche pragmatische Bauweise durchaus ihre Vorteile hat, beweist der Acoustic
Solid gleich, nachdem er angeschlossen und der Lautstärkeregler
meines Vorverstärkers probeweise aufgedreht worden ist. Läuft er
jetzt oder nicht? So eine Grabesstille habe ich – zumal bei gewählten 60 dB Verstärkung, da gerade mein Ortofon SPU mit einer nominellen Ausgangsspannung von schlappen 0,2 mV im Tonarm
steckte – selten zuvor im Phonozweig erlebt und schon gar nicht bei
den von mir sonst bevorzugten gegenkopplungsfreien Röhrenphonovorstufen und vorgeschalteten MC-Übertragern. Also Nadel in
die Rille gesenkt – er läuft doch, und zwar so gut, das ich mein im
Nachhinein weiter hochgezüchtetes
Röhrentrumm im Format eines ausgewachsenen Vollverstärkers erst mal gar
nicht vermisse. Tonal lässt die Zigarrenschachtel nichts anbrennen und dynamisch erst recht nicht. Der unverkennbare Klangcharakter des SPU Royal N
wird durch die Phonostufe nicht gebremst. So ist das Auflegen von „Whole
Lotta Love“ auf Led Zeppelins zweiter
LP (Atlantic 40 037) ein geradezu
durchschlagender Erfolg – Gitarren und
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Phonovorstufe Acoustic Solid Phono Amp
Schlagzeug sowie die kreischende Stimme Robert Plants kommen rau und körperhaft, Perkussion und Effekte im
Break glasklar und mit explosiver Dynamik herüber. Gangart und Direktheit
der Acoustic-Solid-Schachtel verleiten
mich danach geradezu, mal wieder in
meine „Schwarze Szene“-Jahre einzutauchen und den 1986er-Kult-Hit
„Push“ von The Invincible Limit (ZYX
5596) in der 12"-Maxi-Version herauszusuchen. Dieser besteht hauptsächlich
aus dem so ziemlich fiesesten SynthieRiff, das ich kenne, untermalt von einem
rudimentären Bumm-Tschack-Rhythmus und begleitet von der sägenden
Stimme Thomas Lüdkes – ein zwar von
jeder Art von Subtilität freies und nicht
sehr nachbarfreundliches, aber wahrscheinlich gerade daher überaus effizientes Rezept, das die Phonostufe in Verbindung mit dem SPU ganz vorzüglich
in Szene zu setzen versteht. Nachdem
ich meinen Spaß gehabt habe, kann ich
im weiteren Verlauf der ersten Hörsession feststellen, dass Räumlichkeit und
Transparenz auch zu den gut entwickelten Fähigkeiten des Acoustic Solid zu
gehören scheinen – ob die 1967erDoors-Scheibe oder die letzten Veröffentlichungen von Within Temptation
oder Trentemøller, stets weiß der Phonoverstärker zu überzeugen mit exzellenter Durchhörbarkeit und überdurchschnittlicher räumlicher Staffelung,
wobei der Mittelhochtonbereich nie
aufgesetzt oder überbelichtet wirkt. Was
den Tieftonbereich angeht, liegt gerade
auf dem tiefsten Part im Vergleich zu
anderen preislich moderaten Lösungen
besonderes Gewicht – nach unten hin
lässt der Acoustic Solid überhaupt nicht
nach und entlarvt bisweilen ziemlich of-
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fensiv, wo der zuständige Toningenieur des Guten zu viel getan hat
– und das ist gerade im Bereich moderner elektronischer Stilrichtungen, zumal auf 12-Zoll-Maxis, recht oft der Fall, was insbesondere dann überdeutlich wird, wenn es hakt beim Zusammenspiel
von Tonarm und System und es auch noch Raummoden zu kontrollieren gilt.
Grenzen gibt's natürlich auch, selbst die überaus vernünftigen und
sparsamen Schwaben können zu einem dreistelligen Preis nicht
zaubern. An der Stimmenwiedergabe gibt es preisklassenbezogen
nichts zu mäkeln, aber so emotionsgeladen, farbintensiv und mitreißend wie ein hochwertiges Röhrengerät wie beispielsweise der
Fonel Appassionata (image hifi 5/2014) bekommt sie der Phono
Amp nicht hin. Bei nicht unbegrenztem Budget für den Phonoteil
der Anlage muss man andererseits feststellen, dass man auch in dieser Hinsicht oft noch besser bedient ist mit der „einfacheren“ Phonostufe und einem vergleichsweise teureren, hochwertigen System
im Tonarm. Die alte Weisheit, dass im Rahmen eines bestimmten
Etats am Anfang und Ende der Analogkette am meisten zu holen ist
– also bei den Komponenten, die mechanische Energie in elektrische umwandeln und umgekehrt, im Klartext: beim Tonabnehmer
und den Lautsprechern –, hat noch immer Gültigkeit. Wobei den
verstärkenden Gliedern der Phonostufe dann wieder der höchste
Stellenwert zukommt. Auch bei relativ bescheidenem Budget 790
Euro für den Acoustic Solid auszugeben, wäre also ebenso gut angelegtes Geld, wie ihn in schon anspruchsvolleren Ketten einzusetzen.
Es ist durchaus mehr als nur schlicht und solide, was Karl Wirth mit
seinem solide gebauten und schlicht „Phono Vorverstärker“ benannten kleinen analogen Problemlöser anbietet. Anhören und
überraschen lassen!
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Phonovorstufe
Acoustic Solid Phono Amp
Prinzip: Transistor-Phonovorverstärker
Ein- und Ausgänge: je 1 x Cinch Ausstattung: Erdungsklemme, externes Steckernetzteil Abschlussimpedanz: 67-stufig
schaltbar, 50 Ohm–47 kOhm Abschlusskapazität: 10-stufig schaltbar, 100 – 600 pF
Verstärkungsfaktor: 32–64 dB, in 4-dB-Schritten schaltbar Ausgangswiderstand:
50 Ohm Abmessungen (B/H/T): 15/7/20 cm Garantie: 2 Jahre Preis: 790 Euro
Kontakt: Wirth Tonmaschinenbau GmbH, Bohnäckerweg 5, 72655 Altdorf, Telefon
07127/32718, www.acoustic-solid.com, www.acoustic-solid.de
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