Lösungen 2010
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Berufsmaturitätsschule Frauenfeld Aufnahmeprüfung Deutsch 2010 Lösungen Kandidatin / Kandidat: Name: Vorname: Kandidaten-Nr. Lehrberuf: Auswertung: Punkte Textverständnis: Punkte Grammatik: Punkte Total: Note: Unterschrift Experte: Prüfungsdauer: 90 Minuten Hinweise: Nicht mit Bleistift schreiben! Es dürfen keine Hilfsmittel verwendet werden. Bitte achten Sie auf eine saubere Darstellung. Erstellt: 17.05.2010 Dok: Seite: 1/10 Berufsmaturitätsschule Frauenfeld Aufnahmeprüfung Deutsch 2010 Lösungen Teil A Textverständnis Lesen Sie den folgenden Text aufmerksam durch und beantworten Sie anschliessend die Fragen. Beachten Sie, dass im kursiv geschriebenen Text absichtlich die Kommas fehlen! Eine schöne Beziehung 5 10 15 20 25 30 35 Grete Hehmke hatte das nordfriesische Dorf, in dem sie geboren und aufgewachsen war, nur einmal in ihrem Leben für längere Zeit verlassen: vor 50 Jahren, 1933, als eine dreiwöchige Hochzeitsreise ihr den unauslöschlichen Eindruck vermittelte, dass es im südlichen Harz immer regnet. Ihr Mann war ja nun tot. Aber Grete Hehmkes Lust zu leben war noch nicht erschöpft. Es gab mehr als nur den einen Edeka-Laden, das wusste sie genau. Mit dem Autobus in die Kreisstadt - das war schon ein Erlebnis! Gierig nach neuen Eindrücken warf sie sich energisch ins Getümmel. Sie war aufgeregt, glücklich, neugierig. Futter für den alten Kopf. Wunderbar. Als Höhepunkt das Warenhaus. Nein, so was Schönes aber auch! Hunger! Restaurant? Da! Ein freier Tisch, Handtasche über die Stuhllehne hängen, Mantel an den Haken, in Blickrichtung. Hinsetzen, Erleichterung. Bedienung kommt nicht. Aha, es gibt gar keine Bedienung hier. Genau hinsehen, wie die anderen das machen. Kapiert. Grete Hehmke verlässt ihren Tisch, reiht sich ein in die Schlange, greift sich das orangefarbene Tablett. Ordert selbstbewusst Kohlroulade mit Salzkartoffeln und einen Karamelpudding, eine Brause dazu, bezahlt an der Kasse. Teuer ist es ja, muss man schon sagen. Trägt das Tablett zu ihrem Tisch, nimmt Platz. Die Kohlroulade sieht elend aus, man müsste ihr mal was zu futtern geben - Grete Hehmke ist voller Heiterkeit. Aber sie hat kein Besteck. Wo bekommt man hier denn Messer und Gabel? Einen kleinen Löffel braucht sie auch. Und eine Serviette. Aha, da neben den orangefarbenen Tabletts. Aufstehen, hingehen, holen. Grete Hehmke kommt an ihren Tisch zurück. Sie stutzt, setzt sich. Auf ihrem Platz hockt ein Neger und isst von ihrem Teller. Ganz manierlich. Es schmeckt ihm. Grete Hehmke nimmt gegenüber von dem schwarzen Mann Platz. Der lächelt einladend. Grete Hehmke wundert sich über nichts mehr. Sie lächelt ebenfalls freundlich und zieht das orangefarbene Tablett behutsam, aber bestimmt in die Tischmitte. Die Portionen in diesem Kaufhaus sind ja reichlich bemessen, das reicht schon für zwei. Sie speisen. Teilen jede Kartoffel, er schiebt ihr ein besonders appetitliches Gürkchen zu, sie überlässt ihm ein größeres Stück Roulade. Er ist schließlich ein kräftiger junger Mann. Der Neger gießt gelbe Brause in das Glas, bietet ihr zuvorkommend an, trinkt selbst aus der Flasche. Manchmal klappern ihre Teelöffel gegeneinander, wie sie sich den Pudding geschwisterlich teilen. Eine Unterhaltung findet darüber hinaus nicht statt. Nur gelegentlich ein Blick des Einverständnisses. Seele essen Angst auf. Mit den Papierservietten die Münder abwischen, ein liebenswürdiges Kopfnicken, der Neger steht auf und geht. Na, danke schön hätte er ja wenigstens sagen können. Grete Hehmke hat doch Grund an den Umgangsformen der Schwarzen zu zweifeln. Ihre Handtasche ist weg. Sie hing über der Lehne des Stuhls, auf dem dieser Neger saß. Auf, auf! Hinterher! Haltet den Dieb! Eben geht er hinaus. Grete Hehmke dreht sich um, stößt an den Stuhl in ihrem Rücken. Gott sei Dank! Da hängt ja die Handtasche. Es gibt auch anständige Neger. Die Kohlroulade auf dem orangefarbenen Tablett auf dem Nebentisch ist leider schon etwas kalt. Aber den Karamelpudding könnte sie noch essen. Na, und eine halbe Brause schafft sie wohl auch noch ... Henning Venske (Nicht mit dir und nicht ohne dich. Lesebuch für schlaflose Nächte; Svende Merian und Norbert Mey [Hrsg.]; Rowohlt Verlag, Hamburg 1983) Erstellt: 17.05.2010 Dok: Seite: 2/10 Berufsmaturitätsschule Frauenfeld Aufnahmeprüfung Deutsch 2010 Lösungen Aufgaben zum Textverständnis (Teil A) Name / Vorname: Kandidaten - Nr.: Nr. Fragen / Antworten Punkte 1. Geben Sie den Inhalt der Kurzgeschichte mit eigenen Worten in 3-5 vollständigen Sätzen wieder. (5 Punkte) In der Kurzgeschichte „Eine schöne Beziehung“ geht es um eine alte Dame, Grete Hehmke, die allein in einem nordfriesischen Dorf lebt. Eines Tages fährt sie mit dem Autobus in die Kreisstadt, und da sie Hunger verspürt, geht sie ins Selbstbedienungsrestaurant eines Warenhauses. Als sie nochmals von ihrem Platz aufsteht um Besteck zu holen, irrt sie sich im Tisch und setzt sich zu einem Schwarzen. Sie isst von dessen Teller, in der Meinung, es sei ihr eigener. Sie scheint bis zum Schluss den Irrtum nicht zu bemerken. 2. Überlegen Sie, ob die folgenden Aussagen richtig oder falsch sind und setzen Sie entsprechend Kreuze. (Pro richtige Zuordnung ½ Punkt) richtig falsch a) In der Kreisstadt gibt es einen Edeka-Laden. b) Grete reist gerne, am liebsten in den südlichen Harz. c) Ein Schwarzer setzt sich an Gretes Tisch. d) Sie teilen sich das Essen geschwisterlich. e) Nach dem Essen geht der Schwarze ohne zu bezahlen. f) Grete isst den Karamellpudding, den jemand auf dem Nebentisch stehen gelassen hat. 3. An welcher Stelle im Text bemerken wir, dass sich Grete im Platz getäuscht hat? (2 Punkte) In der Zeile 35 bemerkt Grete, dass ihre Handtasche an der Stuhllehne am Nebentisch hängt. Erstellt: 17.05.2010 Dok: Seite: 3/10 Berufsmaturitätsschule Frauenfeld Aufnahmeprüfung Deutsch 2010 Lösungen Nr. Fragen / Antworten Punkte 4. Beschreiben Sie kurz, wie sich Grete verhält, als sie ihren Irrtum bemerkt (3 Punkte) Eigentlich bemerkt sie den Irrtum gar nicht. Sie ist froh, ihre Handtasche wieder zu haben und betont, dass es doch noch „anständige Neger“ gebe. Dann isst sie ohne Kommentar den Karamellpudding am Nebentisch. 5. Gretes Esspartner ist aufmerksam, höflich und hat Humor. Suchen Sie im Text zwei Beispiele, die diese Aussage stützen. (2 Punkte) Der Mann lächelt einladend. Er bietet ihr zuvorkommend gelbe Brause im Glas an. Er teilt ohne Weiteres mit ihr sein Essen. 6. Was könnte der Satz bedeuten „Seele essen Angst auf“? Antworten Sie in vollständigen Sätzen! (3 Punkte) Es könnte heissen, dass Grete ihre Angst vor dem fremden schwarzen Mann verliert, weil sich jener ihr gegenüber höflich verhält, sie freundlich anlächelt, sein Essen mit ihr teilt, sie Blicke des Einverständnisses miteinander tauschen. Anspielung auf Fassbinders „Angst essen Seele auf“. Total Punkte ( 18 ) Erstellt: 17.05.2010 Dok: Seite: 4/10 Berufsmaturitätsschule Frauenfeld Aufnahmeprüfung Deutsch 2010 Lösungen Teil B Grammatik Name / Vorname: Kandidaten - Nr.: Nr. Fragen / Antworten Punkte 1. Wo müssen die fehlenden Kommas gesetzt werden? Setzen Sie ein Kreuz in die entsprechenden Kästchen. (3 Punkte; je 0.5 Punkte Abzug für nichtgesetztes oder falsches Komma.) Grete Hehmke hatte das nordfriesische Dorf in dem sie geboren und aufgewachsen war nur einmal in ihrem Leben für längere Zeit verlassen: vor 50 Jahren 1933 als eine dreiwöchige Hochzeitsreise ihr den unauslöschlichen Eindruck vermittelte dass es im südlichen Harz immer regnet. Ihr Mann war ja nun tot. Aber Grete Hehmkes Lust zu leben war noch nicht als nur den einen Edeka-Laden das wusste sie erschöpft. Es gab mehr genau. 2. Tragen Sie die eingeklammerten Personalformen in der entsprechenden Verbform der indirekten Rede auf die unten stehenden Linien ein. Meiden Sie dabei die „würde-Form“. (4 Punkte; je 0.5 Punkte Abzug für fehlende oder falsche Antwort.) Beispiel: Die Bedienung (kommt) 1 nicht. 1 komme Gierig nach neuen Eindrücken (warf) 1 sich Grete energisch ins Getümmel. Sie (war) 2 aufgeregt. Sie (verlässt) 3 ihren Tisch, (reiht) 4 sich ein in die Schlange, (greift) 5 sich das orangefarbene Tablett, (ordert) 6 selbstbewusst Kohlroulade mit Salzkartoffeln und einen Karamelpudding und (bezahlt) 7 an der Kasse. Teuer (ist) 8 es ja, das (muss) 9 man schon sagen, und sie (nimmt) 10 gegenüber von dem schwarzen Mann Platz. Sie (speisen) 11 und (teilen) 12 jede Kartoffel. 1 habe geworfen 7 bezahle 2 sei gewesen 8 sei 3 verlasse 9 müsse 4 reihe 10 nehme 5 greife 11 speisten 6 ordere 12 teilten Erstellt: 17.05.2010 Dok: Seite: 5/10 Berufsmaturitätsschule Frauenfeld Aufnahmeprüfung Deutsch 2010 Lösungen Nr. Fragen / Antworten Punkte 3. Bestimmen Sie die Fälle, indem Sie die Abkürzungen „N“, „G“, „D“, „A“ auf die unten stehenden Linien schreiben. (3 Punkte; je 0.5 Punkte Abzug für fehlende oder falsche Fallangabe.) Bedienung (1) kommt nicht. Aha, es gibt gar keine Bedienung (2). Genau hinsehen, wie die anderen das machen. Grete Hehmke ist voller Heiterkeit (3). Wo bekommt man (4) hier denn Messer und Gabel (5)? Aha, da neben den orangefarbenen Tabletts (6). Sie stutzt, setzt sich. Auf ihrem Platz (7) hockt ein Neger. Grete wundert sich über nichts (8) mehr. 4. 1 N 3 G 5 A 7 D 2 A 4 N 6 D 8 A Satzglieder a) Wie viele Satzglieder hat der unten stehende Satz ohne die verbalen Teile? (0.5 Punkte) 3 b) Trennen Sie die Satzglieder durch senkrechte Striche voneinander ab. (0.5 Punkte) Die Kohlroulade auf dem orangefarbenen Tablett auf dem Nebentisch / ist / leider / schon etwas kalt. 5. Formen Sie in die geforderte Zeitform um: (2 Punkte; je 0.5 Punkte Abzug für falsche Form.) Futur II Grete verlässt ihren Tisch. Grete wird ihren Tisch (wohl) verlassen haben. Plusquamperfekt Das wusste sie genau. Das hatte sie genau gewusst. Präteritum Er bietet ihr zuvorkommend an. Er bot ihr zuvorkommend an. Perfekt Er giesst Brause in das Glas. Er hat Brause in das Glas gegossen. Erstellt: 17.05.2010 Dok: Seite: 6/10 Berufsmaturitätsschule Frauenfeld Aufnahmeprüfung Deutsch 2010 Lösungen Nr. Fragen / Antworten 6. Wortarten: Bestimmen Sie die unterstrichenen Wörter im unten stehenden Textauszug möglichst genau, indem Sie die entsprechende Ziffer einsetzen. (3 Punkte; 0.5 Punkte Abzug für fehlende oder falsche Ziffer.) 1 2 3 4 5 6 Modalverb Hilfsverb Vollverb Partizip 2 Verbzusatz Adjektiv Punkte 7 8 9 10 11 12 Personalpronomen Reflexivpronomen Demonstrativpronomen Konjunktion Präposition Nomen Grete Hehmke hatte das nordfriesische Dorf nur einmal in ihrem Leben für längere Zeit verlassen. (...) Grete wundert sich über nichts mehr. Sie lächelt ebenfalls freundlich und zieht das orangefarbene Tablett behutsam, aber bestimmt in die Tischmitte. Die Portionen in diesem Kaufhaus sind ja reichlich bemessen. (...) Er schiebt ihr ein besonders appetitliches Gürkchen zu. (...) Aber den Karamelpudding könnte sie noch essen. Hehmke 12 behutsam 6 hatte 2 aber 10 für 11 diesem 9 verlassen 4 ihr 7 sich 8 zu 5 zieht 3 könnte 1 Total Punkte ( 16 ) Erstellt: 17.05.2010 Dok: Seite: 7/10 Berufsmaturitätsschule Frauenfeld Aufnahmeprüfung Deutsch 2010 Lösungen Teil C Textproduktion Verfassen Sie einen Aufsatz zu einem der drei unten angeführten Themen im Umfang von 1-1½ Seiten. Denken Sie daran, Ihre Arbeit in Abschnitte zu gliedern! Korrigiert wird nach folgendem Bewertungsschema: Bewertungsschema: Punkte Thema verstanden und durchgehalten Textumfang ausreichend klare Zusammenhänge logischer Aufbau Phantasie 6-0 Ausdruck: abwechslungsreicher Wortschatz keine überflüssigen Wiederholungen geeignete Wortwahl keine Wortverwechslungen 3-0 Rechtschreibung angemessene Satzlängen richtige Konjugation und Deklination vollständige Sätze Zeichensetzung Blattgestaltung 3–0 Inhalt: Form: Themen zur Auswahl: 1. Heimat Grete Hemke hat ihr Heimatdorf nur einmal für kurze Zeit verlassen; andere Menschen verlassen ihre Heimat für immer. Beschreiben Sie, was für Sie „Heimat“ bedeutet und unter welchen Umständen Sie Ihre Heimat verlassen würden, vorübergehend oder für immer. 2. Selbstbedienung Selbstbedienungsläden und Einkaufszentren sind Begegnungsstätten von verschiedenartigen Menschen. Erzählen Sie von einer speziellen Begebenheit an einem solchen Ort, die Sie nie mehr vergessen werden. Ergänzen Sie Ihre Arbeit mit Ihren Empfindungen und Gefühlen, die Sie haben, wenn Sie sich dort aufhalten. 3. Vorurteile Überlegen und erörtern Sie die Frage, weshalb Menschen gegenüber „Andersartigen“ Vorurteile hegen. Fügen Sie Beispiele an, wo Ihnen Ähnliches auch schon passiert ist und beschreiben Sie, welche Folgen dies für Sie oder diesen „anderen“ Menschen gehabt hat. Erstellt: 17.05.2010 Dok: Seite: 8/10 Berufsmaturitätsschule Frauenfeld Aufnahmeprüfung Deutsch 2010 Lösungen Themen zur Auswahl: Name / Vorname: Erstellt: 17.05.2010 Dok: Kandidaten-Nr.: Seite: 9/10 Berufsmaturitätsschule Frauenfeld Aufnahmeprüfung Deutsch 2010 Lösungen Name / Vorname: Erstellt: 17.05.2010 Dok: Kandidaten-Nr.: Seite: 10/10