J.MAYER H. -‐ A.WAY -‐ Eine Vision der Mobilität
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J.MAYER H. -‐ A.WAY -‐ Eine Vision der Mobilität
Symposium Smart Grids & Elektromobilität – 30.03.2011 J.MAYER H. -‐ A.WAY -‐ Eine Vision der Mobilität in der Stadt im Jahre 2030 Audi Urban Future Award A.WAY ist ein Märchen über die Zukunft der Mobilität, entstanden als Beitrag für den Audi Urban Future Awards 2010. Die Vision geht davon aus, dass sich bereits im Jahre 2030 ein bedeutender Wandel in der individuellen Mobilität in Ballungszentren vollzogen hat. Die entwickelte Modellstadt der Zukunft, stellvertretend "Pokeville" genannt, wird anhand von Bildern und kurzen Texten exemplarisch als die ultimative, digital durchflutete Stadt vorgestellt. Dieser Entwicklung vorausgegangen sind erhebliche gesellschaftliche und technologische um die Jahrtausendwende beginnende Umbrüche mit dem Aufkommen der digitalen Medien. J. MAYER H. geht davon aus, dass große Fortschritte in den digitalen Technologien das Wesen des Stadtverkehrs grundsätzlich verändern werden. So ist denkbar, dass die heute bekannte Einteilung in ruhenden und fließenden Verkehr zugunsten eines immer konstant fließenden Verkehrs aufgegeben werden kann. Daraus folgt, dass Parkplatzflächen verteilt im Stadtraum nicht länger erforderlich sind und die Autos mit entsprechenden Sendern zum Abruf durch den Fahrgast ausgestattet werden. Die Autos selber sind so immer in Bewegung, konstant fließend im Stadtzentrum und in der näheren Umgebung. Damit diese Technologie auf alle Fahrzeuge im Stadtbereich angewandt werden kann, ist es denkbar die Zufahrtsberechtigung zu Zonen hoher Ballungsdichte auf Autos mit möglicher automatischer Steuerung zu beschränken. Der Vorteil einer elektronisch gesteuerten Verkehrsregelung ist, dass Stauungen vermieden und auch die Anzahl der Fahrbahnen deutlich reduziert werden kann. Der so wieder gewonnene Stadtraum längs des Verkehrsstroms kann dadurch an die Stadt und deren Bürger zur Nutzung zurückgegeben werden, wodurch die Stadt erstmals nicht nur nach außen, sondern auch nach innen wachsen wird; die Stadt 2030 verdichtet sich gewissermaßen innerhalb des bestehenden Gewebes nach. Dieser neu verfügbare frei werdende urbane Raum wird nun genutzt, um einen elastischen Raum zu entwickeln, der die Grenzen zwischen innen und außen, öffentlich und privat, kommerziell und gemeinnützig neu verhandelbar macht. Das Auto selbst würde sich anderen heute bekannten technischen "Gadgets" wie z.B. Smart-Phones in Optik und Funktion angleichen. Die Autoindustrie der Zukunft wäre dadurch eng mit der Branche der Telekommunikation verknüpft und würde ein gemeinsames Geschäftsmodell für mobile Netzwerkanbieter entwickeln. Die im Jahre 2030 in "Pokeville" abrufbaren digitalen Technologien bieten den Autofahrern neue Möglichkeiten der Interaktion mit ihrem Umfeld. Vorlieben des Nutzers und andere maßgeschneiderte virtuelle Informationen werden abwechselnd auf die Scheibe als Screen projektiert. Die Nutzer der Autos der Zukunft kommunizieren gleichfalls mit ihrem Umfeld während sie sich in der Stadt bewegen. Straßenräume werden so zu einem Ort des allgemeinen Informationsaustausches von Passanten, Autoinsassen und Stadtraum. Durch die Interaktion mit der Windschutzscheibe als Touch Screen wird der Nutzer zum Gestalter seiner eigener urbanen Umgebung. Für ihn relevante Bereiche der Stadt werden selektiv hervorgehoben, während irrelevante ausgeblendet werden können. Das Auto, als bloßes Fortbewegungsmittel hat sich so zu einer individuellen Erfahrungsmaschine entwickelt. Social-Network-Anwendungen erweitern diese Möglichkeiten, indem sie neue Formen der Interaktion zwischen Auto und Mensch fördern. Denkbar wäre auch, dass das Auto in der Lage ist, selbständig die Stadt nach digitalen Daten zu durchstöbern und auf das Nutzerprofil passende Informationen herauszufiltern. Diese können als Hinweis auf dem Screen eingeblendet werden. Das Auto würde eine temporäre digitale Spur dieser Interaktion zwischen Nutzer und Stadt hinterlassen. Durch die Erweiterung der digitalen Technologien auf das Auto, können körperliche Sinneswahrnehmungen in "Pokeville" rund um die Uhr an jedem Ort beliebig ausgetauscht werden. Die Grenzen zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten verwischen und verschieben sich zunehmend, ebenso die Art und Weise wie wir miteinander leben und kommunizieren. J. MAYER H. s Vision dieser neuen Mobilität, könnte eine beispiellose Veränderung der Stadtbeschaffenheit einleiten. Der Fahrer wird zum Erfahrenden und schließlich in der Lage sein die Umwelt durch die digitalen Werkzeuge des Autos zu erfahren und entsprechend seiner Neigungen zu manipulieren. Dieses Verwischen der Grenzen zwischen dem Realen und dem Virtuellen eröffnet dem Stadtbewohner einen verlockenden Raum der Sinneswahrnehmung. Das Auto wird dadurch das primäre Interface zwischen dem Körper und der gesamten das Auto umgebenen Umwelt. Das urbane Umfeld kann als ein innerer Raum erfahren werden, indem interaktive und intelligente Materialien bei einer Erfahrung mitwirken, die sowohl den Tast-, Geruchs-, Geschmacks- und Hörsinn ansprechen könnten. So spielen am Ende alle fünf Sinne beim Erschaffen einer neuen Verinnerlichung der städtischen Umwelt eine Rolle. --------------------J. MAYER H. Architekten, von Jürgen Mayer H. 1996 in Berlin gegründet, arbeiten an den Schnittstellen von Architektur, Kommunikationsdesign und Neuen Technologien. Dabei spielt der Einsatz interaktiver Medien und responsiver Materialien eine zentrale Rolle bei der Produktion von Raum. Aktuelle Projekte sind der Neubau einer Mensa der Hochschulen Karlsruhe, Die Villa Dupli.Casa nahe Ludwigsburg, Metropol Parasol – die Neugestaltung der Plaza de la Encarnacion in Sevilla, das Bürohaus AdA1 in Hamburg und die Erweiterung des Wissenschaftsparks Danfoss Universe in Nordborg, Dänemark. In kooperativen Teams wird, von Installationen bis zu städtebaulichen Entwürfen und internationalen Wettbewerben, multidisziplinäre Raumforschung zum Verhältnis von Körper, Natur und Technologie erarbeitet und realisiert. J. MAYER H. s Arbeiten wurden mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Mies-van-der-Rohe-Preis-Emerging-Architect-2003, dem Winner Holcim-Award-Bronze-2005 für nachhaltige Architektur und dem 1. Preis des Audi Urban Future Award 2010. Das Büro ist ebenfalls mit Projekten in Sammlungen wie dem MoMA NY und dem SF MoMA vertreten.