Nordhessen – deftig, pur und ursprünglich

Transcrição

Nordhessen – deftig, pur und ursprünglich
Genussreise
Slow Food
05_2012
Nordhessen –
deftig, pur und
ursprünglich
Diese Region rund um Kassel strotzt nur so vor Natur
und hochwertigen Rohprodukten. Sie ist geprägt von der
Landwirtschaft, weshalb sich heute noch an vielen
Ecken leidenschaftliche Kleinbauern, Köche und Gastronomen mit großen Ambitionen finden lassen.
Alle leben sie die karge Ursprünglichkeit und pflegen das
Traditionsbewusstsein, und dennoch traut man
sich nicht zu, eine Genussregion zu sein.
Dabei hat Nordhessen das Zeug dazu! Da ist sich unsere
Autorin Silke Silke Liebig-Braunholz ganz sicher.
Foto © Stefan Abtmeyer, www.fishinheaven.de
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Rezept
Hessenlasagne
aus der Poststation Zum Alten Forstamt, Familie Raabe
Zutaten für 4 Personen
für die Semmelknödel 6 altbackene Brötchen,
1/2 l Milch, 2 Eier, 2 EL Mehl;
für die Lasagne 50 g Zwiebelwürfel, Rapsöl,
500 g grob gewolftes Rehfleisch (alternativ auch anderes), 2 EL Tomatenmark, 100 ml Rotwein, Rosmarin,
Pfeffer, Salz, geriebener Hartkäse (z. B. Pfaffenberger
vom Kirchhof in Oberellenbach); außerdem Alufolie.
Die Semmelknödel am Tag vorher zubereiten, dafür
die altbackenen Brötchen in grobe Würfel schneiden
und mit 1/2 Liter kochender Milch übergießen, mit
Eiern und Mehl gut verarbeiten.
Mit Hilfe von Alufolie eine dicke Rolle formen und
einwickeln, in reichlich siedendem Wasser ca. 30 Minuten gar ziehen lassen.
Für die Lasagne die Zwiebelwürfel in Öl glasig schwitzen und das Rehfleisch darin anbraten.
Mit dem Tomatenmark und Rotwein aufkochen lassen.
Würzen mit Rosmarin, Pfeffer und Salz.
Die Semmelrolle in dünne Scheiben schneiden,
für den besseren Geschmack kurz in Rapsöl kross
braten und mit dem geschmorten Rehfleisch schichten. Obenauf geriebenen Hartkäse geben und bei
160 Grad Celsius im vorgeheizten Ofen ca. 10 Minuten
backen.
Dazu passt eine Pilzsoße oder junger Lauch in
Kräuterrahm.
Jedes Jahr beweist das Spezialitätenfestival „Nordhessen geschmackvoll!“ in Melsungen erneut, wie viele Schätze diese
Mittelgebirgsregion verbirgt. Es ist nicht
nur die Ahle Wurscht – wie der Nordhesse
seine liebste Rohwurst nennt. Es sind auch
die Streuobstwiesen, die Landkäsereien,
Bäckereien, Forellenhöfe, Imkereien, Brauhäuser, Brennereien, Ölmühlen, Bauernmolkereien, Pralinenwerkstätten und Kellereien, die diesen Landstrich rund um die
Documenta-Stadt Kassel bis in die Rhön im
Süden, Eisenach im Osten, Winterberg im
Westen und Hofgeismar im Norden prägen.
Die Inhaber und Produzenten sind stolz
auf ihre Bodenständigkeit sowie die Her-
Foto © Dirk Deichmann
stellung ihrer Produkte nach den teilweise
überlieferten Rezepten.
Beispiel: Die Kellerei und Brennerei Joachim Döhne in Schauenburg-Breitenbach
mit ihrem Apfel-Schaumwein nach Champagnerverfahren. Seit 1996 stellt Döhne sein Produkt auf diese Weise her und
verwendet dafür vornehmlich BoskoopÄpfel, die er auf einer fünf Hektar großen
Streuobstwiese an 600 hoch- und halbstämmigen Bäumen heranwachsen lässt,
um sie einmal im Jahr von Hand zu ernten.
„Hier beginnt sich die Qualität des Endproduktes bereits zu entwickeln. Durch
das Ernten von Hand können wir sofort
Nordhessen geschmackvoll!
7. Oktober 2012 | Das Spezialitätenfestival Nordhessen geschmackvoll! findet auch 2012 wieder am
ersten Wochenende nach Erntedank statt. Am 7. Oktober werden in der Zeit von 11 bis 17 Uhr etwa 60 regionale Produzenten bzw. Genusshandwerker in der Fachwerkstadt Melsungen verdeutlichen, wie eine an Slow
Food Kriterien orientierte Lebensmittelwirtschaft funktioniert. An den Ständen auf diesem Erzeugermarkt
bieten die Produzenten unter anderem Käse, Ahle Wurscht, Kaffee, Honig, Wein, Fisch, Schokolade und vieles
mehr an. Zugelassen werden nur Produzenten, die sich überprüfbar an die Slow Food Kriterien für eine gute,
saubere und faire Lebensmittelerzeugung halten. Dies bedeutet insbesondere, dass die angebotenen Produkte in handwerklicher Art, frei von gentechnisch veränderten Rohstoffen, weitgehend frei von chemischen
Zusatzstoffen und ohne Prozesshilfsstoffe hergestellt wurden.
Rathausplatz, 34212 Melsungen, www.nordhessen-geschmackvoll.de
selektieren und anschließend das reine
Apfelprodukt in der Schaber-Mühle verarbeiten, in der die Kerne nicht zerstört werden“, erklärt er den Vorgang.
Für die weitere Verarbeitung benötigt Döhne mit seinem kleinen Team ein
ganzes Jahr. In Tanks ermöglicht er dem
Most eine aromaschonende Kaltgärung,
bei der Apfelwein entsteht. Anschließend
stellt er die Cuvée zusammen und füllt sie
in Flaschen, wo die zweite Gärung etwa
fünf Wochen dauert. Danach lagern die
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Fotos © Silke Liebig-Braunholz
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Nass Bierbrauer Hans Zenker (links) testet
den Stärkeabbau der Maische in der Hessischen Löwenbier Brauerei.
Trocken und Brut Döhnes Apfel-Schaumwein
wird in den Sorten trocken und Brut sowie
Sortenreiner Boskop (nicht auf dem Foto) hergestellt. Bei der Arbeit: Joachim Döhne (unten)
verschließt die Flaschen für die zweite Gärung.
Landwirtschafts-Gesellschaft ausgezeichnet und in zahlreichen nordhessischen
Gastwirtschaften zu haben.
In dem kleinen Hugenottendorf Kelze
bei Hofgeismar tischt Wirt Wolfgang
Schultz im Gasthaus „Zum Jean Bonnet“
Gästebier, Pils, Schorch und
Hefeweizen auf der Knallhütte
Flaschen mehrere Monate, bevor sie auf
dem Rüttelpult einige Wochen täglich gedreht werden und sich die Hefe absetzen
kann. In einigen nordhessischen Gastwirtschaften können die Gäste das Produkt
dann genießen. Die Kellerei produziert
etwa 30 000 Flaschen pro Jahr.
Im nahegelegenen Brauhaus Knallhütte bei Baunatal steht das Produkt auf
der Speisekarte. Das Gasthaus gehört zur
Hütt-Brauerei, die gleichfalls die Hessische
Löwenbier Brauerei in Malsfeld betreibt.
„Wir produzieren hier noch handwerklich“,
beschreibt Bierbrauer und Mälzer Hans
Zenker seine Tätigkeit. Er ist seit 31 Jahren im Betrieb und braut heute noch so,
wie er es einst gelernt hat – zwei bis drei
Mal pro Woche, immer noch in einem offenen Sudkessel und bei Arbeitsschritten
wie dem Maischen noch per Hand. Firmen-
chef Frank Bettenhäuser umschreibt die
daraus entstehende Geschmacksrichtung
des Hessischen Löwenbräu mit Charakterisierungen wie karamellisiert, mehr Stammwürze, goldgelb und kristallklar. „Unser
Malsfelder Pils riecht wie eine Streuobstwiese“, schwärmt er.
An diesem Standort plant Bettenhäuser demnächst eine Kleinbrauerei entstehen zu lassen, in der sich die Gäste ihr
eigenes Bier brauen können. „Wir wollen
hier Spezialbiere entwickeln, die hochinteressant im Geschmack sein werden und
mit Edelweinen vergleichbar sind“, erklärt
er. Das Hessische Löwenbräu soll dann in
der Hütt-Brauerei auf der Knallhütte mit
produziert werden. Momentan wird in
Malsfeld neben dem Pils noch das Schorch
sowie das Hefeweizen produziert – jedes
Bier ist mit Goldmedaillen der Deutschen
zu seinen Gerichten allerdings lieber
Waldmeister-Apfelsaft-Schorle oder Rosenblüten-Apfel-Schorle auf. Die Äpfel
für sein Produkt bezieht er von einer der
drei Streuobstinitiativen in der Region
Nordhessen. Für Hanns-Ernst Kniepkamp,
Conviviumleiter Nordhessen und ehemaliges Vorstandsmitglied von Slow Food
Deutschland (2010 bis Juni 2012), erfüllt
das Gasthaus mit der konsequent regio­
nalen und verantwortungsvollen Philosophie höchste Slow Food Kriterien. „In
der Tat verwenden wir ausschließlich Produkte regionaler Herkunft und leben eine
gewisse Wahrhaftigkeit vor, die sich auf
dem Teller des Gastes widerspiegelt“, beschreibt Schultz seine Arbeit im Gasthaus
mit der über 100-jährigen Tradition.
Mit seiner Lebensgefährtin Annette
Zimmermann pflegt er die französische
Landküche, in der das Beste aus den
Produkten der Region als gute Portion
auf den Teller kommt. Beide fühlen sich
Fotos © Silke Liebig-Braunholz
Gar nicht trocken Ein Gericht auf der Speise­
karte im Gasthaus „Zum Jean Bonnet“ ist der
Rollbraten vom Kelzer Schwein, mit Kohldistel
eingewickelt, Kamille sowie Honig- und Rotklee
verziert.
Wild Kräuterfrau Annette Zimmermann
präsentiert dort auch die Wildkräuterplatte – in
zwei Varianten, mit Fleisch und vegetarisch.
der von den Hugenotten nach Kelze gebrachten Tradition verpflichtet und pflegen ihre Lieferanten, etwa die Metzgerei
Hack aus Hofgeismar oder die Dworaks
aus Wülmersen, die ihnen Forellen und
Saiblinge liefern. Darüber hinaus bieten sie in ihrem Gasthaus eine Kräutervielfalt, die einmalig ist für die Region
Das Beste aus der Region –
gewürzt z. B. mit Gundermann
Nordhessen. Als Gartenbau-Technikerin
ist Annette Zimmermann verantwortlich
für die Ernte der wilden Zutaten und veranstaltet mit den Gästen auch Kräuterwanderungen. Ein Höhepunkt auf der
Speisekarte ist ihre Wildkräuterplatte,
auf der sich beispielsweise Rot- und Honigklee, Löwenzahn und Apfelrose wiederfinden – sehr geschmackvoll garniert
in der Variante mit Nuggets vom Galloway, gewürzt mit Gundermann.
Etwas weiter im Süden wird in der Hofkäserei der Kommune Niederkaufungen eine
für Nordhessen einzigartige Spezia­lität
hergestellt: „Blauer Kaufunger“, ein mindestens drei Monate alter, meist noch älterer weicher Schnittkäse mit Blauschimmel. Die Milch geben zehn Kühe der alten
Zuchtrichtung des schwarz-bunten Niederungsrinds, von der außerdem ein weiterer
Hart- und Schnittkäse sowie zwei Weichkäse – mit und ohne Edelschimmel – hergestellt werden, die auch auf dem Spezia­
litätenfestival angeboten werden. Auch
das Ökobier aus „Schinkels Brauhaus“
war hier bereits vertreten. Hergestellt wird
es in Witzenhausen, ganz in der Nähe von
Kaufungen. Bierbrauer und Getränke­
techniker Rainer Schinkel hat sich seit
1997 dieser Besonderheit verschrieben
und nach seiner Zeit bei einer Großbraue­
rei die alte Bäckerei der Familie genutzt,
um hier ökologisches Bier zu produzieren.
In der Staatsdomäne Hofgeismar lässt er
die Gerste anbauen, den Hopfen bezieht
er aus der Holledau in Bayern, in Mellrichstadt in der Rhön lässt er mälzen, in Witzenhausen produziert er jede Woche Pils,
Weizen- und saisonal auch Bockbier, das
er anschließend unter anderem in
Mit Pils und Weizen Rainer Schinkel (links)
produziert in Witzenhausen ökologische Biere
und ein konventionelles Schwarzbier.
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Ohne Hefe In die Brotsorten von Henner
Gädtke (unten) gelangt nur Roggen, Weizen,
Dinkel, Wasser und Salz – keine Hefe.
Ohne Hilfe Die Limousin-Rinder grasen auf
dem Gut Friedrichsbrück vom Frühjahr bis in
den Spätherbst auf den Weiden. Die Kälber
werden von ihren Müttern großgezogen.
Fotos © Silke Liebig-Braunholz
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seinem „Schinkel’s Brauhaus“ oder im
Gasthaus „Zur Krone“ anbietet.
In unmittelbarer Nachbarschaft macht
Bäcker Henner Gädtke etwa zehn Sorten
Brot noch von Hand und verkauft sie dann
auf Märkten in der Umgebung. In seiner
Backstube steht eine eigene Mühle, in der
er drei Mal pro Woche vor dem Backprozess
das Mehl herstellt. Das Getreide dafür bekommt er vom drei Kilometer entfernten
Hofgut Fahrenbach, auf dem außerdem
eine
Aberdeen-Angus-Mutterkuhherde
lebt. Die 65 Kühe und ihre Nachzucht werden auf 200 Hektar Weidefläche artgerecht gehalten und mit Biofutter ernährt
– die Grundlage für ein feinfaseriges und
marmoriertes Rindfleisch, das bis nach
Göttingen und Frankfurt verkauft wird.
Außerdem betreiben Brigitte Weidinger,
Hans-Jürgen Müller und Christoph Raue,
die den Hof seit 1984 gemeinsam bewirtschaften, auch einen Hofladen.
Das Gut Friedrichsbrück in Hessisch
Lichtenau hat seinen Hofladen leider geschlossen. Lediglich die Metzgerei Rohde in Kassel bezieht noch Fleisch aus der
reinrassigen Limousin-Mutterkuhherde.
Ansonsten werden die rund 250 Tiere des
reinrassige Limousinkühe –
für die Zucht und Metzgerei Rohde
Biobetriebs für die Zucht verkauft – Verwalterin Nicole Dilling lebt seit mehr als
20 Jahren mit dieser Rasse, die ein Garant
für beste Zuchtprodukte ist und Fleisch für
Gourmets bietet. „Wir bewirtschaften heute
rund 270 Hektar, unter anderem leben auch
Heidschnucken auf unserer Weide“, erzählt
Dilling. Pro Monat werden auf dem Gut bis
zu 12 Kälber der robusten Limousin-Rasse
geboren, immer noch das Herzstück des
landwirtschaftlichen Betriebs.
In der Nachbarschaft, im Jugenddorf
Hoher Meißner, tischen Anke Roß und Robert Trube einen hervorragenden Hirschschinken aus ihrer Naturparkküche auf.
Das Wild stammt direkt aus dem Meißner
– einem Bergmassiv mit Naturpark. Verarbeitet wird es von Metzger Günther Casselmann aus Großalmerode, der aus den
Überläufern oder Frischlingen sowie dem
Rotwild den Wildschwein- und Hirschschinken sowie Hüttenspeck produziert. Roß
und Trube sind Jäger und erlegen das Wild
meist selbst. In ihrem Gasthaus bieten sie
dann von dem Fleisch beispielsweise eine
Wilderer-Pfanne mit Wildgulasch, Klößen,
Preiselbeergelee und Apfelrotkohl an.
Etwas weiter südlich kann sich der
Gast im „Landgasthof Zum Stern“ am
Fuße des Hunsrücks unter anderem eine
gemischte Wurstplatte mit der Langenhainer Ahlen Wurscht schmecken lassen.
In der dazugehörenden Metzgerei werden
pro Jahr bis zu 200 Schweine geschlachtet
und verarbeitet. Die Ahle Wurscht ist eine
Spezialität – gerade auch aufgrund ihrer
traditionellen Herstellungsweise. Metzger Oskar Volkmar produziert sie seit 1974
nach einem alten Hausrezept der Familie,
Fotos © Silke Liebig-Braunholz
wie zu Urgroßmutters Zeiten und achtet auf
seine Prinzipien. „Wenn diese Wurst nicht
mindestens ein halbes Jahr alt ist, ist es keine alte Wurst“, erklärt er. Der Geschmack
entfalte sich erst durch den Reifeprozess.
Generell ist die Herstellung in jedem
nordhessischen Betrieb gleich. Dennoch
hat jeder Metzger eine andere Raffinesse,
mit der er seine Ahle Wurscht verfeinert.
Der Förderverein Nordhessische Ahle
Wurscht e. V. – ein Projekt von Slow Food
Nordhessen – achtet jedoch akribisch auf
die konsequent traditionelle Herstellung,
die vornehmlich das Gewicht der Schweine,
die Warmverarbeitung des Fleisches, das
gewolft werden muss sowie die Zutaten
und den Reifeprozess vorgibt. Neben dem
„Landgasthof Zum Stern“ ist beispielsweise auch das Gasthaus „Der Teichhof“ in
Ringgau-Grandenborn Mitglied in dem Ver-
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Winter!
Echt bio Brigitte Weidinger vom Gut Fahrenbach mit der Aberdeen-Angus Mutterkuhherde
auf der Weide.
Echt alt Oskar und Frank Volkmar vor der
Wurstekammer, in der die Ahle Wurscht für
den Landgasthof in Wehretal-Langenhain
hergestellt wird.
ein. Regina und Edgar Linhose bieten neben dieser Traditionswurst in ihrem Haus
ein kleines Paradies für Feinschmecker.
2007 und 2010 zählten sie zu den bes­
ten Metzgereien Deutschlands. Im Hofladen gibt es neben der Ahlen Wurscht,
die in den Wurstekammern auf einer 800
Quadratmeter großen Fläche reift, auch
Leberkäse, Schinkenwurst oder handgemachtes Natursauerteigbrot. Im Gasthaus serviert das Team Blechkuchen aus
dem eigenen Holzbackofen oder deftige
Hausmannskost, wie etwa die Über-
Die erste
BioSchokolade
mit Marz ipanAmarettoFüllung
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Fotos © Silke Liebig-Braunholz
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raschungspfanne Teichhof mit
Schweinefilet, Rumpsteak und
Bratwurst an Champignon­
sauce mit Grilltomate, Bohnenbündeln und Bratkartoffeln. Dazu reicht das Team eine
typisch nordhessische Gastlichkeit mit dem Herz auf dem
richtigen Fleck.
In unmittelbarer Nachbarschaft präsentieren Aloys und
Heike Brüggemann Lebensart
im „Heuhof“. Das Paar hat sich
mit dem Heuhotel und Restaurant einen
Traum vom Leben auf dem Land erfüllt und
bietet hier unzählige Eigenprodukte – insbesondere Chutneys mit hohem Fruchtanteil von Früchten aus eigenen Gärten. Etwas
weiter westlich reifen auf dem 145 Hektar
großen landwirtschaftlichen Kirchhof in
Alheim-Oberellenbach edle Käsesorten heran, für deren Milch hier die robuste Toggenburger Ziege sowie Rinder gehalten
werden. Im Hofladen gibt es fünf Grundsorten Käse aus der Ziegenmilch und sieben
Grundsorten aus Kuhmilch – eine Besonderheit ist der Pfaffenberger, ein Hartkäse,
der mindestens zwölf Monate reift und aufgrund seiner ausgezeichneten Qualität auf
dem Spezialitätenfestival in Melsungen bereits Preise gewonnen hat.
Der Kirchhof beliefert auch das nahe
gelegene Gasthaus „Poststation Zum Alten Forstamt“. Familie Raabe bringt hier
wieder den fast vergessenen Geschmack
Edel Ute Schultz mit ihren Käsespezialitäten vom
Maliesenhof. Auf dem Hof in Waldeck-Freienhagen leben
die Toggenburger Ziege und die bunte deutsche Edelziege
gemeinsam.
Slow Ein Dessert in der „Poststation Zum Alten Forstamt“
in Morschen: Dreierlei von Rhabarber mit Ragout im Streuselblatt, ein hausgemachtes Sorbet und ein Maisgrießbällchen gebacken.
von Innereien auf den Teller: „Mal eine Niere, mal ein Herz, mal eine Leber, mal eine
Lunge“, sagt Thomas Raabe. Er ist ein Verfechter des Slow Food Gedankens und verarbeitet beispielsweise alles vom Kalb.
„Wir versuchen, unsere Gäste mit kleinen
Tricks wieder an den normalen Geschmack
heranzuführen“, betont er. Für Ursprünglichkeit setzt sich auch der Inhaber von
„Micha‘s Fischladen“ in Melsungen ein,
der seine täglich frischen Regenbogenforellen noch in den zum Familienbesitz gehörenden elf etwa 150 Quadratmeter großen Teichen aufzieht, die einst die Mühle
des Großvaters mit Wasser versorgten. Das
reine Quellwasser aus dem Tal und die artgerechte sowie langsame Fütterung sorgen
für eine hervorragende Fleischqualität der
Forellen.
Eine ähnliche Philosophie verfolgen
Ute Schultz und Andreas Regniet in ihrer
Ziegenkäserei auf dem Maliesenhof im wal-
deckischen Freienhagen, etwa eine Stunde
von Melsungen entfernt. Ihre 40 Ziegen
geben die Milch für die verschiedenen Käsesorten und werden artgerecht gehalten.
Dazu gehört unter anderem, dass die Ziegen zehn Wochen vor der Lammzeit nicht
gemolken werden. Nach der Geburt der
Lämmer werden diese bei ihren Müttern
mit Ziegenmilch großgezogen – eine der
Besonderheiten, die Ute Schultz gern herausstellt, wenn sie auf die Qualität ihrer
Käseprodukte angesprochen wird.
Es sind wirklich eine Menge leidenschaftlicher Produzenten, Kleinbauern und
Gastronomen in Nordhessen zu finden.
Viele von ihnen sind auf dem Spezialitätenfestival „Nordhessen geschmackvoll!“ am
ersten Sonntag im Oktober in Melsungen
anzutreffen, die mittlerweile achte Veranstaltung dieser Art. Der erste Schritt zur offiziell anerkannten Genussregion ist nämlich längst getan.
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Trendelburg-Wülmersen
Hofgeismar / -Kelze
Breuna
Waldeck-Freienhagen
Schauenburg-Breitenbach
Baunatal
Kassel
Kaufungen
Witzenhausen / -Dohrenbach
Großalmerode-Weißenbach
Hessisch-Lichtenau
Meißner-Vockerode
Eschwege-Niederhone
Wehretal-Langenhain
Ringgau / -Grandenborn
Sontra-Breitau
Sontra-Diemerode
Nentershausen-Bauhaus
Friedewald-Lautenhausen
Rotenburg a. d. Fulda
Alheim-Oberellenbach
Morschen
Melsungen
Wabern-Harle
Fritzlar-Lohne
Bad Zwesten-Oberurff
Homberg-Mühlhausen
Frielendorf-Allendorf
Knüllwald-Hergetsfeld
Neukirchen-Seigertshausen
Gilserberg
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Fotos © Silke Liebig-Braunholz
Karte © cartogis, Berlin
LOHNENDE ZIELE
in Nordhessen
ˆ„ 16 Heuhof * (Foto: Heike Brüggemann bietet verschiedene Chutney-Sorten, aber auch Schlehen-Apfelwein oder Holunderblütensekt an )
Hotel, Restaurant, Café und Hofladen
Keudelsgasse 6, 36205 Sontra-Breitau,
Tel 05653. 91 45 13, www.heuhof-breitau.de
22 Poststation Zum Alten Forstamt *
Nürnberger Landstr. 13, 34326 Morschen,
Tel 05664. 939 30, www.poststation-raabe.de
EINKAUFEN
Käse & Molkereiprodukte
Adressen
Empfehlungen vom Slow Food Convivium Nordhessen
erkennen Sie am *, Slow Food Förderer sind mit (SFF)
gekennzeichnet.
ESSEN & TRINKEN
02 Zum Jean Bonnet *
Hugenottenstr. 6, 34369 Hofgeismar-Kelze,
Tel 05671. 10 49, www.zum-jean-bonnet.de
09 Schinkels Brauhaus *
Burgstr. 20, 37213 Witzenhausen, Tel 05542. 91 12 10,
www.schinkels-brauhaus.de
10 Jausenstation (SFF)*
Weißenbachstr. 1, 37247 Großalmerode-Weißenbach,
Tel 05604. 67 49, www.jausenstation.de
12 Gasthaus Zum Kupferbach *
im Jugenddorf Hoher Meißner,
Schwalbentaler Straße, 37290 Meißner-Vockerode,
Tel 05657. 10 32, www.zum-kupferbach.de
14 Landgasthof Zum Stern * Mit Metzgerei
Hunsrückstr. 33, 37287 Wehretal-Langenhain,
Tel 05651. 408 96, www.zum-stern-wehretal.de
15 Der Teichhof * (Foto links oben: Regina und
Edgar Linhose verwöhnen ihre Gäste mit nordhessischen Spezialitäten)
Am Teich 5, 37296 Ringgau-Grandenborn,
Tel 05659. 810, www.derteichhof.de
04 Maliesenhof – Ziegenkäserei *
Nordstr. 30, 34513 Waldeck-Freienhagen,
Tel 05634. 18 68, www.milchundkaesestrasse.de/
betrieb/176
08 Käserei der Kommune Niederkaufungen *
Hof Birkengrund, Kirchweg 1, 34260 Kaufungen,
Tel 05605. 800 70, www.milchundkaesestrasse.de/
betrieb/171
15 Ringgauer Landkäserei
Am Teich 21, 37296 Ringgau-Grandenborn,
Tel 05659. 92 32 55, www.ringgauer-landkaeserei.de
20 Rotenburger Ziegenkäse *
Grundmühle mit Hofladen, 36199 Rotenburg,
Tel 06623. 73 86, www.milchundkaesestrasse.de/
betrieb/197
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Martina Göldner-Kabitzsch / Susann Kreihe
delikat &
formvollendet
Besondere Menüs perfekt inszeniert
Fotos © Silke Liebig-Braunholz
Das Auge
isst mit!
Kochen ist unsere Leidenschaft,
verbunden mit der Vorfreude auf
den anschließenden Genuss. Schon
beim Kochen selbst werden Nase und
Gaumen verwöhnt, und es stellt sich
die Frage, wie die Speisen gekonnt
angerichtet werden können, damit
auch das Auge genießen kann. Fantasievoll präsentierte Speisen sind
auch ein liebevolles Kompliment an
Ihre Gäste. Als Köche haben wir die
Möglichkeit, selbst mit einfachsten Mitteln unsere Kreationen so zu
präsentieren, dass allein schon deren
Anblick die Gäste verzaubert: indem
Sie Ihre Suppe einmal nicht wie sonst
im tiefen Teller servieren, sondern
in einem formschönen Glas oder in
einer Cappuccino-Tasse, indem Sie
Ihren Salat erblühen lassen und mit
Pralinen verfeinern, Ihren Fisch aufrollen oder in Pergament servieren
oder indem Sie einzelne Komponenten schichten.
Alle Rezepte in diesem Buch zeichnen
sich durch raffinierte Kombinationen
aus, gepaart mit fantasievollen Präsentations- und Dekorationsideen, die
für besondere »Wow-Effekte« sorgen.
Selbst einfache Zutaten bekommen
durch eine originelle Art der Zubereitung und durch kunstvolle Inszenierung eine glamouröse Note.
Lassen Sie sich inspirieren!
21 Kirchhof (SFF) * (Foto links: Godehart Hannig
mit Pfaffenberger Hartkäse) Kuh- und Ziegenmilchkäse
An der Kirche 6, 36211 Alheim-Oberellenbach,
Tel 05664. 17 98, www.kirchhof-oberellenbach.de
09 Bäckerei Gut Fahrenbach * Lieferservice im
Raum Witzenhausen
Henner Gädtke, Bielsteinstr. 39,
37216 Witzenhausen-Dohrenbach, Tel 05542. 87 61
Upländer Bauernmolkerei (SFF) * Mit Molkereiladen
Korbacher Str. 6, 34508 Willingen-Usseln,
Tel 05632. 948 60, www.bauernmolkerei.de
19 Rhön-Honig Imkermeisterin Christa Siebold
Auf der Röth 12, 36289 Friedewald-Lautenhausen,
Tel 06674. 12 48, www.rhoen-honig.de
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23 Konditorei und Backstuben Klabunde
Schwarzenberger Weg 25, 34212 Melsungen,
Tel 05661. 21 50, www.klabunde.de
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Liebe zum Detail angerichteter Speisen,
die nicht nur lecker sind, sondern auch
sensationell anzusehen.
Es zeigt, wie man köstlich kocht,
ideenreich drapiert oder kunstvoll
stapelt, wie man mit unterschiedlichen
Farben gestalten und mit wenigen
(Pinsel-)Strichen einen Teller perfekt
dekorieren kann.
01 Fischzuchtbetriebe Reinhardswald
Familie Dworak, 34388 Trendelburg-Wülmersen,
Tel 05675. 395, www.fischzucht-dworak.de
02 Feinkostfleischerei Hack Claudia Hack
Unterer Graben 1, 34369 Hofgeismar,
Tel 05671. 30 06, http://feinkostfleischerei-hack.de
07 Feinkost Fleischerei Rohde (SFF) *
Frankfurter Str. 67 und 77b, 34121 Kassel,
Tel 0561. 20 06 80, www.feinkost-rohde.de
15 Landfleischerei Opfer *
Leipziger Str. 18, 37296 Ringgau, Tel 05658. 87 45,
www.landfleischerei-opfer.de
13 Fleischerei Wenderoth *
Jestädter Str. 10, 37269 Eschwege-Niederhone,
Tel 05651. 27 71, www.eschweger-ahle-wurscht.de
17 Diemeröder Hof * Ahle Wurscht und mehr
Pfaffenbergweg 3, 36205 Sontra-Diemerode,
Tel 05653. 14 73, www.diemeroeder-hof.gmxhome.de
23 Fleischerei Willi Ross *
Fritzlarer Str. 15, 34212 Melsungen, Tel 05661. 29 81,
www.fleischerei-ross.de
23 Micha’s Fischladen * Mit Restaurant
Fritzlarer Str. 19, 34212 Melsungen, Tel 05661. 527 12,
www.michas-fischladen.de
24 Wiegand Wurstwaren *
Sälzer Weg 5, 34590 Wabern-Harle, Tel 05683. 89 33,
www.dieahlewurscht.de
25 Bredenhof Ahle Wurscht und mehr
Gudensberger Str. 22, 34560 Fritzlar-Lohne,
Tel 05622. 27 86, www.kulinarisches-vom-bauernhof.
de/Betriebe/Betriebe_anzeigen.asp?Id=2
29 Forellenhof Hergetsfeld *
34593 Knüllwald-Hergetsfeld, Tel 05686. 522,
www.teichwirtschaftsforum.de/viewtopic.php?t=331
30 Landmetzgerei Luckhardt *
Im Höfchen 2, 34626 Neukirchen-Seigertshausen,
Tel 06694. 70 74, www.schwaelmer-ahle-wurscht.de
Im Buchhandel erhältlich oder unter
www.thorbecke.de
[email protected]
Tel. 0711/4406-194
31 Schwälmer Brotladen
Viehmeier GmbH mit mehreren Filialen in Nordhessen
Treysaer Weg 6a, 34630 Gilserberg, Tel 06696. 14 53,
www.schwaelmer-brotladen.de
Weitere Höfe & Produzenten
03 Dr. Walter Weymann * Anbau u.a. von bis zu 90
Kürbis- und mehr als 40 Kartoffelsorten.
Rhodaerstr. 4, 34479 Breuna, Tel 05693. 51 02, http://
bit.ly/Ox18nA
09 Gut Fahrenbach * Biorindfleisch, mit Hofladen
(3 Kilometer von Dohrenbach)
37216 Witzenhausen, Tel 05542. 63 88,
www.gutfahrenbach.de
11 Gut Friedrichsbrück * (Foto rechts: Nicole Dilling mit ihrer Limousin-Mutterkuhherde)
Biolandwirtschaft, Rind und Schwein
Lindenallee 22, 37235 Hessisch Lichtenau,
Tel 05602. 67 89, www.gut-friedrichsbrueck.de
18 Bauhaus Ölmühle
Leinöl, Leindotteröl, Kokosmus, Kokosöl
Schulstr. 1, 36214 Nentershausen-Bauhaus,
Tel 06627. 91 53 15, www.gutes-aus-waldhessen.de/
betrieb.php?id=74
26 Kellerwaldhof
Eigene Schlachtung und Hofkäserei
Heideweg 1, 34596 Bad Zwesten-Oberurff,
Tel 05626. 261, www.kellerwaldhof.de
27 BioHof Groß * Bioladen mit Vollsortiment
Dorfbrunnen 1, 34576 Homberg-Mühlhausen,
Tel 05681. 939 02 96, www.biohofgross-hofladen.de
Flüssiges mit Prozenten
05 Kellerei und Brennerei Döhne *
Hauptstr. 31, 34270 Schauenburg-Breitenbach,
Tel 05601. 44 86, E-Mail: [email protected]
Brot, Backwaren, Süßes
06 Hütt-Brauerei (SFF) * Mit Brauhaus Knallhütte
Knallhütte, 34225 Baunatal, Tel 0561. 49 90 70,
www.hessisches-loewenbier.de
07 Pralinenwerkstatt *
Friedrich-Ebert-Str. 85, 34119 Kassel,
Tel 0561. 288 73 11, www.pralinenwerkstatt.de
28 Weizenbrennerei Hahn
Holzweg 8, 34621 Frielendorf-Allendorf,
Tel 05684. 88 07, www.weizenbrennerei-hahn.de