Cinderella
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Cinderella
VON FANS FÜR FANS (powered by kitag.com) Über die Produktion (Achtung: Spoiler-Alarm) DAS VERMÄCHTNIS EINES KLASSIKERS Jahre lang schon hatten die Walt Disney Studios Interesse daran gezeigt, CINDERELLA wieder auf die grosse Leinwand zu bringen. Die zeitlose Geschichte sollte für ein modernes Publikum neu erzählt werden, aber auf der Nostalgie und den Erinnerungen aufbauen, die von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt geteilt werden. Von grösster Wichtigkeit war es, dass der Film so unterhaltsam wie nur möglich sein sollte. Er sollte Spass machen und die Märchenfiguren menschlich zeichnen, gleichzeitig aber die unvergesslichen Elemente des Zeichentrickklassikers nie aus den Augen verlieren. Regisseur Kenneth Branagh (HAMLET („Hamlet“, 1996), THOR („Thor“, 2011)) hatte noch nie mit dem Gedanken gespielt, bei einem Märchen Regie zu führen, aber nachdem er das Drehbuch von Chris Weitz (ABOUT A BOY („About a Boy oder: Der Tag der toten Ente“, 2002) gelesen hatte, stellte er fest, dass ihn die Geschichte auf eine Weise ansprach, die er sich niemals vorgestellt hätte. „Ich war gefesselt von der Kraft der Geschichte und hatte den Eindruck, in Einklang mit der visuellen Kunstfertigkeit zu sein, die für den Film entwickelt wurde“, sagt Branagh. „Es ist eine klassische Geschichte. Die Hauptfigur geht auf eine Reise, mit der wir uns alle identifizieren können. Also waren die Textur der Geschichte und die Welt, in der sie spielen würde, ein wunderbares Vehikel, um damit als Regisseur zu spielen.“ Branaghs langjähriger Produktionspartner David Barron (JACK RYAN: SHADOW RECRUIT („Jack Ryan: Shadow Recruit“, 2013)) wusste, dass Branagh der richtige Mann für den Job war. „Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren mit Ken, und er ist einfach die goldrichtige Wahl für CINDERELLA“, meint Barron. „Er ist ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler und besitzt die seltene Gabe, jede Situation auf ihre menschliche Komponente herunterzubrechen, auch wenn es sich um ein Märchen handelt.“ Um den Film relevant für das Kinopublikum von heute zu machen, war dieser Kern aus Güte und Mitgefühl von fundamentaler Bedeutung. Die Filmemacher waren überzeugt, dass diese umwerfende Geschichte in Kombination mit aussergewöhnlich talentierten Schauspielern und einem starken Drehbuch mit fein ausgearbeiteten und realistischen Figuren der Stoff für ein durch und durch unterhaltsames Kinoerlebnis sein würde. Produzentin Allison Shearmur (PRIDE AND PREJUDICE AND ZOMBIES (2015)) sagt: „CINDERELLA ist einer der grössten Kinoschätze der Filmgeschichte. Es ist ein spektakulärer Film. Entsprechend gross war die Verantwortung, sich den Stoff aufs Neue vorzunehmen. In meiner Produktionsfirma war es eine gewaltige Aufgabe für alle Beteiligten. Aber jeder einzelne von uns liebt den ursprünglichen Film, und es war unsere erklärte Absicht, ihn in Ehren zu halten.“ Disneys Zeichentrickmärchen CINDERELLA („Aschenputtel“, 1950), das die magische Liebesgeschichte einer schlecht behandelten Heldin erzählt, deren Träume sich erfüllen, ist ein grosser Moment in der reichen filmischen Geschichte von Disney. Das Produktionsbudget von drei Millionen Dollar stellte für damalige Verhältnisse ein gewaltiges Risiko für das Studio dar. Aber als er am 15. Februar 1950 in die Kinos kam, löste der Film eine Welle der Begeisterung aus und wurde ein grosser finanzieller Erfolg: Er spielte 34 Millionen Dollar ein und etablierte das Studio endgültig als wichtige Kraft in der Filmindustrie. 65 Jahre später ist CINDERELLA einer der Filme des Studios, der immer noch am meisten geschätzt wird. Er wird vom American Film Institute in der Liste der „10 besten Animationsfilmealler Zeiten“ geführt und ist aus der Landschaft der amerikanischen Popkultur nicht mehr wegzudenken. Shearmur erinnert sich, dass sie CINDERELLA das erste Mal als Kind in einem örtlichen Kino in Long Island, New York, gesehen hat und es als eine der magischsten Erfahrungen ihres Lebens empfand. „Nicht weil es um ein kleines Mädchen geht, dem das Leben übel mitgespielt hat und dessen Träume auf einmal wider Erwarten in Erfüllung gehen“, meint sie. „Es war vielmehr die Grösse dieser Welt und die Tatsache, dass sich ihre Welt komplett wandeln konnte, was mich wirklich berührte.“ Die Bedeutung und Beliebtheit von Märchen hat sich bis heute nicht geändert. Ihre Geschichten und Illustrationen beflügeln weiterhin die Fantasie der Kinder; ihre Moral und Auflösungen unterstützen Kinder bei ihrer emotionalen und psychologischen Entwicklung. Die Geschichte von CINDERELLA ist denkbar simpel und berührt doch die Herzen der Menschen auf der ganzen Welt. Produzent Simon Kinberg (X-MEN: DAYS OF FUTURE PAST („X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“, 2014)) findet, dass stets die einfachsten Geschichten diejenigen sind, die man nicht mehr vergisst. „Es steckt etwas Fundamentales in ihnen“, erklärt er. „Es spielt keine Rolle, wie oft sie neu erzählt werden, wie oft sie neu interpretiert werden, Geschichten wie die von CINDERELLA überdauern Jahrhunderte, manchmal auch Jahrtausende.“ Für viele wurde die zeitlose Geschichte 1950 in dem berühmten Zeichentrickfilm zum Leben erweckt, aber ihre Ursprünge reichen zurück bis ins erste Jahrhundert, zu dem ägyptischen Märchen „Rhodopis“ des griechischen Historikers Strabo – zumindest gilt dies als älteste verbürgte Version. 1697 interpretierte der Franzose Charles Perrault die Geschichte neu unter dem Titel „Cendrillon, ou la Petite Pantoufle de verre“ („Aschenputtel oder Der kleine gläserne Schuh“). In dieser Variante finden sich erstmals die Gute Fee, die Kürbis-Kutsche und der Glasschuh. Die Gebrüder Grimm veröffentlichten ihr „Aschenputtel“ in der Schweiz im Jahr 1812. Anstelle der Guten Fee ist es hier ein Strauch oder ein Baum, der auf dem Grab der verstorbenen Mutter wächst. Der Ton ist insgesamt düsterer. Perraults Adaption der Geschichte ist es jedoch, die die Grundlage für den Disney-Film bildet und ihm am ähnlichsten ist. Seither gab es zahllose weitere Interpretationen in allen möglichen Medien, in Print, im Kino, im Fernsehen, auf der Bühne, in der Musik und in der Kunst. Cate Blanchett (BLUE JASMINE („Blue Jasmine“, 2013), THE AVIATOR („Aviator“, 2004)), hat Märchen schon immer geliebt – und ganz besonders dieses –, weil sie stets komplexe Themen so aufbereiten, dass auch Kinder sie nachvollziehen und verstehen können. „Viele Geschichten, die heute erzählt werden, vermitteln Kindern das Gefühl, dass sie Helden sind, die jedes Problem lösen können, und dass die Welt ein perfekter Ort ist“, sagt sie. „Aber die klassischen Märchen wie Cinderella erinnern uns stets daran, dass die Welt ein schlimmer Ort sein kann und dass man viel Mut und Hartnäckigkeit mitbringen muss, um in ihr überleben zu können.“ DIE ZEITLOSE GESCHICHTE Ella (Lily James) ist eine bildschöne junge Frau, deren idyllisches Leben zusammenbricht, als ihr Vater (Ben Chaplin) nach dem tragischen Tod der Mutter (die Golden-Globe®-nominierte Hayley Atwell) erneut heiratet. Um ihren liebevollen Vater zu unterstützen, heisst Ella ihre Stiefmutter Lady Tremaine (Cate Blanchett) und deren Töchter Anastasia (Holliday Grainger) und Drisella (Sophie McShera) herzlich in der Familie willkommen. Doch als auch ihr Vater unerwartet stirbt, ist Ella schutzlos der Eifersucht und den Grausamkeiten ihrer neuen Familie ausgeliefert. Als sie bald zu einer einfachen Dienerin degradiert und von allen hämisch „Cinderella“ genannt wird, scheint für Ella alles verloren. Doch ungeachtet all der Gemeinheiten, der sie ausgesetzt wird, lässt sich Ella nicht unterkriegen, ist sie nicht bereit zu verzweifeln oder jene zu verachten, die ihr Böses wollen. Sie ist entschlossen, die letzten Worte ihrer Mutter zu achten: Sei mutig und freundlich. Als Ella eines Tages in den Wäldern einem gutaussehenden Fremden (Richard Madden) begegnet, scheint sie endlich einen Seelenverwandten gefunden zu haben. Sie hält den charmanten Mann namens Kit für einen Bediensteten im königlichen Palast, nichtsahnend, dass er in Wirklichkeit der Prinz selbst ist. Als der Hof alle jungen Frauen des Landes zu einem grossen Ball einlädt, sieht Ella die Gelegenheit gekommen, ihn wiederzusehen. Doch ihre Stiefmutter macht ihr alle Hoffnung zunichte: Sie verbietet den Besuch des Balls kategorisch und zerstört gefühllos Ellas Kleid. Gleichzeitig ersinnt der berechnende Grossherzog (Stellan Skarsgård) einen Plan, wie er die Hoffnungen des Prinzen, wieder mit Ella zusammenzukommen, zunichtemachen kann und macht dafür gemeinsame Sache mit der Stiefmutter. Aber wie in allen guten Märchen, ist Hilfe nicht weit. Die Gute Fee (Helena Bonham Carter) greift ein, um Ellas Leben mit Hilfe eines Kürbisses, ein paar Mäusen und einem Zauberstab ein für alle Mal zu verändern... Disneys CINDERELLA ist ein Realfilm, der von dem klassischen Märchen inspiriert wurde. Er erweckt die beliebten Figuren und zeitlosen Bilder des Zeichentrickmeisterwerks von 1950 in einem visuell überbordenden Spektakel für eine ganz neue Generation zu neuem Leben. Regie führte der fünffach Oscar®-nominierte Kenneth Branagh, als Produzenten fungieren Simon Kinberg, Allison Shearmur und David Barron; ausführender Produzent ist Tim Lewis. Das Drehbuch stammt von dem Oscar®-nominierten Chris Weitz. Zu dem herausragenden Team hinter der Kamera zählen: Kameramann Haris Zambarloukos, der dreifach mit einem Oscar® prämierte Szenenbildner Dante Ferretti, die dreifach mit einem Oscar® prämierte Kostümdesignerin Sandy Powell, der Oscar®-prämierte Schnittmeister Martin Walsh und der zweifach Oscar®nominierte Komponist Patrick Doyle. WIE MAN EIN MÄRCHEN ZUM LEBEN ERWECKT Kenneth Branagh ist einer der talentiertesten und renommiertesten Filmemacher unserer Zeit. Shakespeare ist ihm ebenso vertraut wie Tom Clancy oder Superhelden aus dem Marvel- Universum. Zusätzlich zu seinen beachtlichen Leistungen als Regisseur ist er auch noch ein preisgekrönter Schauspieler, Autor und Produzent. 2011 erhielt er für seine Darstellung des Sir Laurence Olivier in MY WEEK WITH MARILYN („My Week With Marilyn“, 2011) seine fünfte Nominierung für einen Oscar®, was ihn zu einem der ersten Künstler machte, der Nominierungen in fünf verschiedenen Kategorien erhalten hat (Darsteller, Nebendarsteller, Regie, Drehbuch und Kurzfilm). Produzentin Allison Shearmur erzählt: „Kenneth Branagh ist einer der grössten Schauspieler der Welt und obendrein auch noch einer der grössten Regisseure. Uns war also von Anfang an bewusst, dass er die Beziehungen komplex behandeln würde, dass er bei den Figuren und Themen der Geschichte nicht nur an der Oberfläche bleiben würde. Und dann ist da auch noch die epische Vision, mit der er THOR so ungewöhnlich und einzigartig machte. Die Kombination dieser Elemente in ein und demselben Filmemacher zu finden, war fast zu gut, um wahr zu sein.“ Branagh fühlte sich zu dem Material zunächst wegen der Kraft der Geschichte angezogen, ihm gefielen aber auch die Stärke und Durchsetzungskraft der Titelfigur. „Bei CINDERELLA kann man davon ausgehen, dass der grösste Teil des Publikums, egal welchen Alters, die Geschichte bereits kennt“, sagt Branagh. „Was man als Regisseur also noch hinzufügen kann ist, wie man die klassischen ikonischen Momente der Geschichte einfängt – das habe ich sofort als wunderbare Herausforderung für mich begriffen.“ Er fährt fort: „In der Lage zu sein, im 21. Jahrhundert CINDERELLA zu inszenieren, bedeutet, dass man die Kontrolle darüber besitzt, einen Mythos zu präsentieren, der die Jahrhunderte überdauert hat, weil er die Menschen auf eine ganz profunde Weise anspricht.“ Als sich Branagh und Shearmur zunächst zusammensetzten, um das Projekt zu besprechen, stellte der Regisseur gleich klar, dass er einen Film drehen wollte, in dem die Psychologie der Figuren komplexer herausgearbeitet wird. Man sollte noch besser verstehen können, wer diese Figuren sind. Zudem schwebte ihm ein Film vor, in dem Güte wie eine Superkraft behandelt wird. Shearmur erklärt: „Ich fand immer schon, dass Güte eine Qualität ist, die Cinderella definiert – die Idee, diese Qualität aber als Grundlage für ihre Stärke zu verankern, für Cinderellas Fähigkeit, Menschen zu verändern und grösste Schwierigkeiten zu bewältigen und das Gute durch Güte über das Böse triumphieren zu lassen, war überaus reizvoll.“ Sie fährt fort: „Es ist dieses Mass an innerer Stärke und Klarheit, das es ihr möglich macht, all diese Dinge, die sie durchmachen muss, zu ertragen. So erträgt sie die Kälte, das wenige Essen, das man ihr gibt, den Mangel an menschlichem Zuspruch. Und sie erträgt es mit einem ganz klaren Verständnis, woran sie glaubt. Und während sie immer wieder auf die Probe gestellt wird und es Momente gibt, in denen sie den Glauben und alle Hoffnung verliert, hält sie doch an ihren Überzeugungen fest. Und damit gelingt es ihr nicht nur, ihr eigenes Leben neu zu formen, sondern auch das Leben der Menschen um sie herum.“ Die Aufgabe, ein Drehbuch zu schreiben, das ganz souverän die Balance hält zwischen der Essenz des Zeichentrickfilms und dem Bemühen, die Figuren noch reizvoller und relevanter zu gestalten, legte man in die erfahrenen Hände von Drehbuchautor Chris Weitz. Wie Branagh ist auch Weitz ein versierter Schauspieler (CHUCK & BUCK („Chuck & Buck“, 2000)), Produzent (A SINGLE MAN („A Single Man“, 2009)) und Regisseur (A BETTER LIFE (2011), THE GOLDEN COMPAss („Der goldene Kompass“, 2007)). Er war fasziniert von der Aussicht darauf, die Geschichte noch ein Stück grösser aufzuziehen, um dem Publikum einen Blick in die Hintergründe und Motivationen der einzelnen Figuren zu gestatten. Den Filmemachern schwebte ein Film vor, der der klassischen Familienunterhaltung entspricht, für die Disney berühmt ist. Sie verloren aber nie aus den Augen, dass die Familien von heute anders sind, als sie zur goldenen Ära des Studios gewesen waren. Shearmur erklärt: „Uns geht es mehr darum, die Geschichte als innere Reise zu gestalten, die die Innenwelten der Figuren offenbart – uns war es nicht so wichtig, den visuellen Aspekt in den Mittelpunkt zu rücken. Wichtig war aber auch, dass das Drehbuch dem originalen Zeichentrickfilm jederzeit gerecht werden musste.“ „Wir erzählen keine revisionistische Version von CINDERELLA“, findet auch Chris Weitz. „Sie macht all die Dinge, die sie auch im Märchen getan hat. Um den Stoff für das Publikum von heute zu modernisieren, entschlossen wir uns, dieselbe Heldin zu haben, deren Tugend darin besteht, sich ihre gutes Wesen und ihren Charakter zu bewahren, egal wie sehr sie auch zu leiden hat.“ Im Drehbuch finden sich Szenen, die Ella als Kind mit ihrer Mutter und ihrem Vater zeigen. Der Fokus liegt auf dem pittoresken Leben, das sie mit ihren liebenden Eltern in einem harmonischen Umfeld geteilt hat, bevor ihre Mutter stirbt. In diesen Szenen sehen wir, wie Ella das Konzept, mutig und freundlich zu sein, zu verstehen beginnt, weil es ihr von ihren Eltern vorgelebt wird. So kann sie dieses Konzept verinnerlichen und im Verlauf des Films unerschütterlich darauf vertrauen. „Das ist die Hinterlassenschaft ihrer Mutter“, findet Produzent David Barron. „Es sind ganz einfache Worte, aber für Ella bedeuten sie alles. Sie geben ihr Kraft und die Entschlossenheit, mit all den Dingen fertig zu werden, die sie erwarten – ohne dass ihr bewusst sein kann, wie sehr ihre Entschlossenheit auf die Probe gestellt werden wird.“ „In der Zeichentrickversion von CINDERELLA sehen wir ihre Mutter überhaupt nicht – sie ist nach den ersten beiden Sätzen der Erzählung für immer verschwunden“, sagt Weitz. „Ich fand aber, dass es für das Publikum wichtig sein würde, sie zu sehen. Ich wollte nicht nur den Verlust für Ella greifbar machen, sondern auch, was sie von ihr gelernt hat. Wir wollten einen Prüfstein, mit dessen Hilfe man sich an ihre nicht greifbaren Gaben erinnern kann.“ Branagh erzählt: „Cinderella hat einen starken Sinn für Humor und Reife. Sie geht davon aus, dass die Menschen nicht wirklich grausam sein wollen und nicht unbedingt schlecht sind. Sie ist kein hilfloses, sich bemitleidendes Opfer. Sie kann die Dinge auch lustig finden. Das ist ein Ausdruck ihrer Stärke – nicht ihrer Schwäche.“ Und Barron schlägt vor: „Man könnte sagen, dass Cinderellas Reise sich in der Reise ihrer Stiefmutter spiegelt. Beide müssen Verlust und Herzschmerz erleiden, der Unterschied liegt in den Entscheidungen, die sie treffen. Ella könnte sehr leicht verbittert werden oder zornig wie ihre Stiefmutter. Es gäbe Anlass genug dafür, aber sie entscheidet sich für das Gute, was ihre Stiefmutter nur noch wütender werden lässt.“ Ein weiteres neues Konzept, das im Drehbuch angedacht wird, ist die Idee, dass wir die Entscheidung treffen, mit wem wir den Rest unseres Lebens verbringen. In dem klassischen Zeichentrickfilm wurde den Figuren diesbezüglich keine grosse Wahl gelassen. Um seine Vorstellung umzusetzen, hatte Weitz den Einfall, dass sich Ella und der Prinz bereits früher in der Geschichte zum ersten Mal begegnen und nicht realisieren, mit wem wie sie es da zu tun haben: Sie treten sich völlig unvoreingenommen gegenüber und stellen fest, dass sie viele Ansichten miteinander teilen. Branagh erläutert: „Wir haben unseren Prinz so angelegt, dass stets durchschimmert, dass er im Krieg war und aus persönlichen Erfahrungen weiss, welchen Preis man im Krieg zahlen muss. Er ist nicht so strahlend unschuldig wie viele der Filmprinzen, denen wir in der Vergangenheit begegnet sind. Er hat ganz eigene philosophische und politische Ansichten, wie ein Land regiert werden sollte. Und er ist umgeben von Menschen, die überzeugt sind, dass Länder effektiv regiert werden, indem sie Kriege führen.“ Gleichzeitig fanden die Filmemacher es wichtig, dass Cinderella eine verwandte Seele finden sollte... einen reifen Menschen, mit dem sie spirituell und emotional auf einer Wellenlänge liegt. Oft kommt es in Märchen vor, dass die männlichen Figuren neben den weiblichen die zweite Geige spielen. Also erdachte man den Prinzen als nachdenklichen und leidenschaftlichen jungen Mann, der eben auch attraktiv und intelligent ist. Branagh sieht es so: „Der Prinz entdeckt in Cinderella eine verwandte Seele, die wie er findet, dass es wichtig ist, sich nicht mit anderen Menschen im Krieg zu befinden, sondern mutig zu sein im Leben, gut zu sein und grossartig und, wenn es möglich ist, auch die andere Backe hinzuhalten. Wir wollten ihn als Denker zeichnen, als sensiblen Menschen, der auch lustig sein kann. Er ist ein pragmatischer Realist in einer undurchschaubaren politischen Welt. Er muss sich als moralisch ebenbürtig mit Cinderella erweisen, als Mann, der ebenso gefühlsbetont und verständnisvoll ist wie sie.“ Ein weiteres zusätzliches Element im Film sind Einblicke darin, warum die Stiefmutter zu einem solch hartherzigen, ungerechten Menschen werden konnte. Sie ist nicht einfach nur der Bösewicht der Geschichte und sie ist nicht einfach nur grausam. Tatsächlich gibt es Gründe für ihr Verhalten, und der Film spricht auch das an. Shearmur erklärt: „Das Publikum sieht in unserem Film, dass auch die Stiefmutter weiss, was Verlust bedeutet. Auch sie muss trauern und hat ein gebrochenes Herz, aber ihre Antwort darauf ist Wut und der Entschluss, notfalls auch bis zum Äussersten zu gehen, damit das Leben für sie und ihre Töchter lebenswert ist.“ Sie fährt fort: „Unsere Geschichte spielt in einer anderen Zeit und einer anderen Gesellschaft, als es Frauen noch nicht möglich war, auf eigene Faust loszuziehen und einen Beruf zu finden und sich um ihre Familie zu kümmern. Eine Ehe war das einzige probate Mittel, um sich abzusichern. Das ist es, was diese Figur so vielschichtig macht: Ihre Gründe sind nachvollziehbar.“ Die Stiefmutter ist stolz darauf, sich nach aussen stets vorzeigbar zu präsentieren: Ihr Auftreten, ihr Zuhause und ihre Töchter müssen stets perfekt sein. Ihr ist es ungemein wichtig, was andere Menschen von ihr halten. Und doch fällt es ihr schwer, ihren emotionalen Schmerz zu verbergen, als sie feststellt, dass ihr neuer Ehemann immer an seine verstorbene Frau denkt, Ellas Mutter, die die wahre Liebe seines Lebens war. Als er stirbt, werden ihre widersprüchlichen Gefühle zusätzlich verstärkt. Zugleich werden ihr die grundlegenden Unterschiede zwischen Cinderella und ihren Mädchen bewusst, was sie noch wütender werden lässt. Weitz meint: „Mir war von Anfang an wichtig, dass die Stiefmutter ein Eigenleben besitzt. Nicht nur musste sie selbst in der Vergangenheit Schmerz und Leid verkraften, sie kann obendrein auch eine sehr charmante, verführerische Frau sein.“ Die Stiefmutter heckt einen Plan mit dem Grossherzog aus, dem durchtriebenen und pragmatischen Vertrauten der königlichen Familie – ein weiteres Element, das im Zeichentrickfilm nur angelegt ist, für den neuen Film aber zusätzlich ausgearbeitet wurde. Für den Grossherzog ist eine Heirat nichts anderes als ein geschäftliches Arrangement: Er findet, der Prinz sollte eine Frau heiraten, die von politischem Wert für die königliche Familie ist. Er empfindet es als seine Pflicht, den Prinzen davon abzuhalten, Cinderella zu finden und zu heiraten. Also schliesst er sich mit der Stiefmutter zusammen, um seine Pläne in die Tat umsetzen zu können. MÄRCHENHAFTE FIGUREN Eine märchenhafte Figur wie Cinderella auf eine Art und Weise neu zu erfinden, dass sie im unberechenbaren Kinomarkt von heute bestehen kann, war eine gewaltige Aufgabe für die Filmemacher. Aber sie waren nicht bereit, Kompromisse einzugehen oder den Kern der Geschichte substanziell zu verändern. Wie alle geliebten Klassiker hat auch CINDERELLA eine loyale Fangemeinde, die die entscheidenden Momente in Disneys bahnbrechendem Zeichentrickfilm längst verinnerlicht hat. Zunächst einmal war es entscheidend für die Filmemacher, die perfekte Schauspielerin für die Darstellung der Ella zu finden, eine Darstellerin, die Güte und Unschuld ausstrahlen sollte. Und sie musste in der Lage sein, das Publikum über ihr gutes Aussehen hinwegsehen und stattdessen auf die Geschichte hinter ihrer Schönheit konzentrieren zu lassen. Die Rolle der liebenswürdigen und gutherzigen Ella, die junge schöne Frau, deren Lebensgeister nicht gebrochen werden können, ging an Lily James, die das Publikum vor allem als aufsässige Lady Rose aus der Erfolgsserie „Downton Abbey“ kennt. Kenneth Branagh kommentiert: „Es war extrem schwierig, jemanden zu finden, der pfiffig und smart sein konnte, bissig aber nicht grausam, der funkelnde Augen besitzt und eine innere wie auch äussere Schönheit, aber Lily James’ Cinderella erfüllt alle diese Anforderungen. Man muss unbedingt auf Cinderellas Seite sein, man muss sich in sie verlieben, man muss zu ihr halten, also war es wichtig, mit einer Schauspielerin zu arbeiten, der wie von selbst die Herzen zufliegen.“ Er fährt fort: „Lily brachte all das mit, als sie zu ihrem ersten Vorsprechtermin erschien. Sie ist ein sehr junges, bildschönes Mädchen, und sie strahlt eine innere Wärme aus, die ihre Schönheit absolut verbindlich macht. Irgendwie hat man das Gefühl, man könne sich trotz ihrer strahlenden Schönheit jederzeit mit ihr anfreunden.“ Allison Shearmur merkt an: „Lily James IST Cinderella. Sie ist gütig. Sie interessiert sich für die stillste Person im Raum, sie interessiert sich für die unterschiedlichsten Menschen. Sie hat ein grosses Herz. Sie ist ein guter Mensch und sie ist spektakulär schön, aber sie ist kein Cartoon.“ Produzent David Barron stimmt seiner Kollegin zu und sagt: „An der Oberfläche bringt Lily eine wunderbare, grossäugige Unschuld mit, sie strahlt pure Lebensfreude aus und hat grosse Lust, die Welt um sich herum zu entdecken. Aber sie ist auch wunderbar intelligent und hat eine direkte Art und emotionale Intelligenz, die es uns erlaubten, unsere Cinderella genauso vielschichtig auf Film zu bannen, wie wir uns das erhofft hatten.“ Für James ging ein Traum in Erfüllung, eine der meistgefeierten und beliebtesten Filmfiguren der Welt spielen zu können. Sie erklärt: „Mir gefiel, dass Ken den Film ganz leicht und magisch erzählen wollte, eben wie ein richtiges Märchen. Und nicht nur ist Cinderella so besonders und so gütig und einzigartig. Wir hatten auch die einmalige Gelegenheit, ein komplettes Leben jenseits des Märchens zu erschaffen, die Geschichte noch reicher zu machen und für jede einzelne Figur eine ganz eigene Hintergrundgeschichte zu erzählen.“ Sie fährt fort: „Im Herz der Geschichte steckt Ellas Stärke und wie es ihr ungeachtet der schlimmsten Umstände dennoch gelingt, immer gut, rein und positiv zu sein.“ Um sich auf den Film vorzubereiten, versuchte Lily James möglichst gesund zu leben. Sie machte jeden Tag Yoga, um die für den Film richtige Körperhaltung und Anmut und Eleganz zu bekommen und förmlich in die Rolle der Ella hinein zu wachsen. Sechs Wochen lang nahm sie Reitunterricht, und obendrein stellte sie Recherchen über Spiritualität an und las Bücher über grosse Leitfiguren und Pazifisten wie Gandhi. „Ich wollte Ella so echt wie nur möglich spielen, aber ich wollte sie nicht makellos erscheinen lassen, weil ich Angst hatte, das Publikum könne sich nicht richtig mit ihr identifizieren, wenn sie zu perfekt gewesen wäre“, berichtet Lily James. Richard Madden wurde für die Rolle des Prinzen gewählt. Er war sofort begeistert von dem Stoff und freute sich darauf, den schneidigen und nachdenklichen Kit zu spielen, den klugen jungen Mann, der seine wahre Identität zunächst vor Ella verbirgt. Der Schauspieler, den man als Robb Stark, König des Nordens, aus der HBO-Erfolgsserie „Game of Thrones“ kennt, war begeistert, dass der Prinz nicht die flache, eindimensionale Figur sein sollte, wie man sie aus dem Zeichentrickfilm kennt, sondern ein Typ, dem das Publikum wirklich abnehmen würde, dass Ella sich in ihn verliebt. Madden sagt: „Ken und ich unterhielten uns lange über junge Herrscher und wie sie zu den traditionellen Ansichten der älteren Generation stehen würden. Der Prinz will nur das machen, was am besten für sein Königreich ist. Aber er hat ein paar frische Ideen und neue Philosophien, wie man das am besten anstellt.“ Shearmur findet: „Ken ist immer interessiert, was seine Mitstreiter denken. Er ist ein Traumregisseur und idealer Kollaborateur für alle anderen, die am Film beteiligt sind. Er arbeitet eng mit den Schauspielern und gibt ihnen genau die Zeit, die sie brauchen, um sich bereit für die richtige Darstellung in den verschiedenen Szenen zu fühlen. Er versteht einfach perfekt, wie der Verstand eines Schauspielers funktioniert.“ Die Beziehung zwischen dem König und dem Prinz wächst im Verlauf des Films und das Publikum erlebt regelrecht mit, wie ein junger Mann zu dem wird, der er werden muss, um das Königreich für die Zukunft flott zu machen. Madden erklärt: „Sein Vater ist ein älterer, mehr traditioneller König, der das beste für seinen Sohn und sein Königreich im Sinn hat, aber sie haben einfach verschiedene Sichtweisen und sind sich nicht einig, was das genau bedeutet. Ihr Ziel ist das selbe, aber wie man dort hingelangt, darüber sind sie uneins.“ Er fährt fort: „Das war etwas, das mir sehr am Herzen lag, von dem ich mir wünsche, dass es gerade die jüngere Generation versteht: Vieles kann bewegt und geleistet werden, wenn jemand Dinge mit neuen, frischen Augen betrachtet und tatsächlich die Ideen und Taten der vorangegangenen Generation auf den Prüfstand stellt.“ Über die Beziehung des Prinzen zu Ella sagt Madden: „Da steckt viel Humor in dieser Beziehung, auch wenn es sich um einen historischen Filmstoff handelt. Wie die beiden miteinander umgehen, fühlt sich sehr modern an.“ Im Film wissen der Prinz und Ella nichts übereinander, als sie sich zum ersten Mal treffen. Also hat es nichts damit zu tun, dass er ein Prinz ist und sie ein ganz einfaches Mädchen, sondern dass sie sich als Menschen zueinander hingezogen fühlen. Lily James findet: „Der Prinz lernt tatsächlich sehr viel von Cinderella. Und die Figur ist sehr clever geschrieben, weil man sieht, dass sie bei ihm einen Denkprozess angestossen hat, der ihn dazu führt, die Ansichten seines Vaters in Frage zu stellen.“ Und Branagh sagt: „Lily James und Richard Madden strahlen in ihren Darstellungen grosse Intelligenz, Tiefe und Komplexität aus, wenn man sich ansieht, wie sie auf Dinge reagieren, wie sie sich halten, wie sie ihren Gedanken Ausdruck verleihen. Dies sind Menschen, die uns vermitteln, dass sie besonders intensiv fühlen, die aber auch den Spass und den zärtlichen Umgang nicht aus den Augen verlieren.“ Für die Rolle der gefürchteten – und doch missverstandenen – Stiefmutter konnten sich die Filmemacher keine bessere Schauspielerin als Cate Blanchett vorstellen, weil sie sicher waren, dass sie diese ikonische Figur realistisch spielen konnte und sie nicht zur Karikatur verkommen lassen würde. Die Schauspielerin, die sechsmal für einen Oscar® nominiert wurde (viermal für die Darstellung real existierender Figuren: Elizabeth I in ELIZABETH („Elizabeth“, 1998) und ELIZABETH: THE GOLDEN AGE („Elizabeth – Das goldene Königreich“, 2007), Katherine Hepburn in THE AVIATOR („Aviator“, 2004), Bob Dylan in I’M NOT THERE („I’m Not There“, 2007) und Sheba Heart in NOTES ON A SCANDAL („Tagebuch eines Skandals“, 2006)), spielt die Rolle der eleganten Witwe, die vom Leben gezeichnet ist und Ella für ihre Jugend, Schönheit und Anmut verachtet. „Dies ist eine Geschichte, in der Güte eine Art Superkraft darstellt – darüber unterhielt ich mich mit Ken schon sehr früh und ich fand das wirklich aufregend“, erinnert sich Cate Blanchett. „Dazu kommt, dass ich drei Söhne grossziehe, also bin ich mir all der Filme mit männlichen Superhelden bewusst – deshalb war ich sehr froh, bei einem Film mitspielen zu können, bei dem die Frauen im Mittelpunkt stehen.“ Weil sie die Stiefmutter nicht vollends unsympathisch zeichnen wollte, injizierte Blanchett ihre Rolle mit ausreichend Pfiff und Emotion. Ihre Darstellung geht in die Vollen, aber es lassen sich dennoch kleine Nuancen finden, die Hinweise auf ihren tief empfundenen inneren Schmerz zulassen. „Wir wollten dem Publikum zeigen, dass diese Figur einst durchaus noble und nachvollziehbare Ziele hatte“, sagt Branagh. „Zum Beispiel strebt sie nach einem finanziell abgesicherten Leben und eine glückliche Zukunft für ihre Töchter. Das kann man verstehen. Allerdings sind die Mittel, die sie anwendet, eher ungewöhnlich und ziemlich exzessiv.“ Allison Shearmur merkt zusätzlich an: „Cates Darstellung ist unglaublich, wenn sie in ganz winzigen Momenten der Nachdenklichkeit rüberbringt, dass die Stiefmutter ein Leben voller zerstörter Träume geführt hat.“ „Bei einer wirklich grossartigen Schauspielerin wie Cate sehen wir eine Stiefmutter, die nicht eindimensional ist, sondern voller komplexer und detaillierter Menschlichkeit steckt“, berichtet Kenneth Branagh. „Sie strahlt absolute Gelassenheit aus und ist so schön und da ist so viel los hinter ihren Augen. Die Stiefmutter, wie von ihr gespielt, ist beängstigend, leidenschaftlich und intelligent. Und sie ist gefährlich.“ Er sagt weiter: „Dass wir in der Lage waren, ihre Figur mit einer glaubwürdigen Hintergrundgeschichte auszuschmücken und das dann von einer Schauspielerin wie Cate mit grosser Leichtheit und Mühelosigkeit spielen zu lassen, ist einer der Gründe, warum sich unser Film von anderen Versionen ähnlicher Märchenverfilmungen abhebt. Und ich denke, dass das moderne Publikum das goutieren wird.“ Blanchett wusste, dass es Spass machen würde, in die Haut einer so schillernden Figur zu schlüpfen. Aber sie wollte die Rolle nicht überdreht spielen, was sich in Märchen oftmals förmlich anbietet. Branagh wollte vielmehr, dass sie in der Figur einen Kern der Wahrheit ausfindig macht, was sich als ziemlicher Balanceakt erwies. „Niemand ist böse durch und durch... Jeder hat immer einen Grund, eine Motivation“, meint Cate Blanchett. „Die Stiefmutter ist das Resultat, wenn gute Absichten pervertiert werden: Das lässt einen Menschen bösartig werden. Ich hatte Lust darauf herauszufinden, was einen Menschen bösartig werden lässt.“ Sie fährt fort: „Im Verlauf unseres Films erhält man Hinweise, dass es sich um eine Frau handelt, die versucht hat, ihr Leben noch einmal von vorn zu beginnen. Was an ihr nagt wie ein Geschwür ist ihre Eifersucht, weil ihr neuer Ehemann seine Tochter mehr zu lieben scheint als sie. Weder ist sie so schön, noch ist sie so gut und gütig. Als Ellas Vater stirbt, nimmt auch der finanzielle Druck zu. Ihre Panik und ihre Eifersucht steigern sich ins Unermessliche. Das ist es, was sie bösartig werden lässt.“ Die Gute Fee ist eine hinreissend exzentrische Frau – und eine der beliebtesten Figuren in Disneys Zeichentrickfilm. Allison Shearmur erzählt: „Die Figur im Zeichentrickfilm ist fantastisch und ikonisch. Es wäre eine grosse Herausforderung gewesen, wenn wir versucht hätten, das ganz unmittelbar in unseren Film zu übernehmen – zumal wir nicht die musikalische Unterstützung durch ein begleitendes Lied gehabt hätten. Also haben wir uns lieber auf die Qualitäten fokussiert, die die Gute Fee so beliebt haben werden lassen.“ Die Filmemacher suchten nach einer Schauspielerin, die die Rolle mit einem Hauch von Schwerelosigkeit spielen könnte, gleichzeitig aber auch mütterlich und lustig sein sollte und obendrein überzeugend genug, dass ihr das Publikum abnimmt, dass sie zaubern kann. Helena Bonham Carter kam ihnen schnell in den Sinn, weil sie wussten, dass sie ganz eigene Ideen für die Figur mitbringen würde und in der Lage war, die Fee weder zu perfekt noch zu liebenswert zu spielen. Bonham Carter, die im Verlauf ihrer Karriere unterschiedlichste Rollen gespielt hat, von liebenswerten, unterwürfigen Figuren wie Lucy Honeychurch in A ROOM WITH A VIEW („Zimmer mit Aussicht“, 1986) und Lady Jane Grey in LADY JANE (1986) hin zu düsteren, schrägen Figuren wie die Bellatrix Lestrange in den HARRY POTTER-Filmen, die Rote Königin in ALICE IN WONDERLAND („Alice in Wonderland“, 2010) und Mrs. Lovett in SWEENEY TODD: THE DEMON BARBER OF FLEET STREET („Sweeney Todd: Der teuflische Barbier aus der Fleet Street“, 2007), fühlt sich traditionell von Filmfiguren angezogen, die ihr den kreativen Freiraum geben, sie zu analysieren und herauszufinden, was sie ticken lässt. „Man erhält nicht oft das Angebot, das Rad noch einmal neu zu erfinden – aber so sah ich das, weil es kein klares Bild davon gibt, wer die Gute Fee eigentlich ist“, sagt Bonham Carter. „Es hat viel Spass gemacht über Dinge nachzudenken wie: Wie ist sie eigentlich an den Punkt gekommen, an dem sie sich befindet. Ich soll so etwas wie ein Designer sein, weil ich ja Dinge erschaffe, die Cinderella bei ihrer Vorbereitung auf den Ball helfen sollen. Also entwerfe ich ihr Kleid, ihre Schuhe, die Lakaien und die Kutsche.“ Sie erzählt weiter: „Ich machte mir auch Gedanken darüber, warum sie ausgerechnet einen Kürbis nimmt, um daraus eine Kutsche zu machen. Meine Antwort war, dass es ein Zufall war. Eigentlich hatte sie vor, die Kutsche aus einer Wassermelone herzustellen. Die Möglichkeiten sind endlos, und als Schauspielerin liebe ich es, mir Dinge auszudenken, die mir helfen, meine Figuren besser zu verstehen.“ Chris Weitz gefiel es, diese Rolle in seinem Drehbuch etwas grösser anlegen zu können. Das bedeutete, dass er sich eine neue Figur einfallen lassen konnte: eine alte Bettlerin, ebenfalls gespielt von Helena Bonham Carter, die Ella zunächst anspricht und von ihr mit der ihr typischen Freundlichkeit behandelt wird. Erst daraufhin gibt sie sich als Gute Fee zu erkennen. Er musste sich Dialogzeilen und Momente einfallen lassen, die sich nahtlos in diese Szene einfügen. Er sagt: „Helena hatte eine Version der Figur im Kopf, die absolut perfekt zu der Guten Fee passt, wie man sie aus dem Zeichentrickfilm in Erinnerung hat. Gleichzeitig wollte sie ihr einen besonderen Dreh verpassen, der gut mit ihrem ganz eigenen Gespür für Komödie harmoniert.“ „Ich dachte, dass es doch interessant wäre, wenn sie nicht bei allem, was sie macht, absolut perfekt ist. Vielleicht ist sie im Stress, weil ihr Zeitrahmen so eng gesteckt ist, und deshalb macht sie Fehler“, meint Bonham Carter. „Sie sind zu spät dran für den Ball, und sie ist ziemlich alt und klapprig und geistig nicht ganz auf der Höhe. Das macht sie im Grunde noch liebenswerter.“ Kenneth Branagh merkt an: „Ich habe etwas Interessantes über die ursprüngliche Gute Fee gelesen, wo der Ausdruck ,gutartige Verwirrtheit’ verwendet wurde. Stimmt, auch im Zeichentrickfilm hat die Gute Fee etwas leicht Verwirrtes. Und Helena baut bei ihrer Darstellung darauf auf und setzt den Gedanken fort.“ Er sagt ausserdem: „Sie ist sehr leidenschaftlich, sehr pfiffig, aber hat ihre Magie nicht immer ganz unter Kontrolle. Sie liebt Cinderella und eindeutig hegt sie mütterliche Gefühle für das Mädchen. Das spürt man in jedem Moment.“ „Es besteht keine Frage, dass die Gute Fee viel Liebe für Cinderella empfindet“, meint auch Produzent David Barron. „Aber sie geht auch etwas hemdsärmelig mit ihr um und hat viel Spass dabei. Und weil sie nicht alles ganz perfekt hinbekommt, obwohl sie doch die Gute Fee ist, ist das auch sehr komisch.“ Zwei weitere erinnerungswürdige Figuren des Zeichentrickfilms sind Cinderellas rüpelhafte und schlecht erzogene Stiefschwestern Anastasia und Drisella, hier gespielt von Holliday Grainger aus „Bonnie and Clyde“ und Sophie McShera aus „Downton Abbey“. Beide Rollen haben mehr Tiefe als in vorangegangenen Versionen, aber sie dienen auch hier vor allem für befreiende Komik. „Die Stiefschwestern sind ziemlich kleingeistige, kleinkarierte Puten“, findet Allison Shearmur. „Sie haben kein Innenleben, kennen keine Dankbarkeit und lassen die Fähigkeit vermissen, die Schönheit in den Dingen um sie herum zu erkennen. Das einzige, was sie sehen, ist das, was sie wollen und was sie nicht haben.“ Sie fährt fort: „Beide Figuren sind tief in sich drin ziemlich hässlich. Äusserlich sind sie recht hübsch, aber sie haben einfach kein Gespür dafür, wie weit man bei der Frisur, dem Makeup, der Grellheit der Garderobe gehen kann, ohne dass es geschmacklos wirkt. Ihr Auftreten spiegelt perfekt wider, dass sie nur an sich interessiert sind und andere Menschen ihnen völlig egal sind... so drückt sich ihre Hässlichkeit aus.“ Grainger führt diesen Gedanken noch weiter aus: „Anastasia ist die jüngere der beiden Stiefschwestern. Sie und Drisella treten immer als Paar auf, ganz als wären sie siamesische Zwillinge. Sie beide verlangen stets nach Aufmerksamkeit und bewundern ihre Mutter so sehr, dass sie über keinerlei Selbstwertgefühl verfügen. Daraus resultiert die Eifersucht auf Cinderella, die die Selbstsucht der Schwestern mit voller Wucht zu spüren bekommt. Aber es ist nicht ihre Schuld, dass sie nicht attraktiv sind oder talentiert und dass niemand sie heiraten will.“ „Wir sind ziemlich widerwärtig, aber wir sehen auch total lächerlich aus. Man kann also eigentlich gar nicht anders, als Mitleid mit uns zu empfinden“, merkt McShera an. Es wäre falsch zu sagen, dass Cinderella ihre Stiefschwestern nicht mag. Sie ist einfach nicht in der Lage, andere Menschen zu hassen. Es ist vielmehr so, dass sie die beiden Mädchen nicht im Geringsten verstehen kann. „Ich denke, dass sie Mitleid mit ihnen hat“, findet Lily James. „Sie erkennt, dass sie zutiefst unglückliche, selbstsüchtige menschliche Wesen sind. Aber ich denke, dass sie manchmal auch über sie lachen muss und sie lustig findet.“ Es war den Filmemachern wichtig, dass das Publikum die Schwestern als bösartig und unausstehlich empfindet, sie sollten aber auch glaubwürdig sein. Beim Dreh ermutigte der Regisseur Grainger und McShera zur Improvisation. Auf diese Weise sollten sie ein Zusammenspiel entwickeln, das sie als Schwestern überzeugend macht. Cate Blanchett sagt: „Sophies angeborenes komisches Timing ist exquisit. Sie und Holliday sind so unaffektiert, dass man ihnen wirklich abnimmt, dass sie glauben, niemand im Raum könne klüger sein als sie – und niemand schöner. Und obwohl sie so auffällig gekleidet sind, haben sie ihr Blatt niemals überreizt. Sie haben sofort die richtige Balance gefunden.“ Für die Rolle des Königs, des Vaters des Prinzen, wandte sich Branagh an seinen häufigen Mitstreiter, den gefeierten britischen Bühnen- und Leinwandschauspieler Derek Jacobi, der ihn als jungen Mann inszeniert und ihm als Mentor fungiert hatte, als er sein Bühnendebüt in „Hamlet“ gab. Jahre später revanchierte sich Branagh bei Jacobi, indem er ihn in seinem Filmregiedebüt HENRY V („Henry V“, 1989) besetzte. Jacobi erzählt: „Ich kenne Ken seit 1979, als ich den Hamlet am Old Vic spielte und er ein Schüler an der Royal Academy of Dramatic Arts war und mich für die Hauspostille der Academy interviewte. Nach seinem Abschluss wurde er über Nacht zur Schauspielsensation. Unsere Freundschaft ist seither unverändert eng geblieben.“ Jacobi beschreibt seine Rolle folgendermassen: „Der König ist sehr traditionell. Er will, dass sein Sohn ein sicheres und gefestigtes Königreich erbt. Das bedeutet aber auch, dass er sich zu einer arrangierten Ehe bereit erklären muss, die allen Parteien zum Vorteil gereicht. Wir sehen gleich, dass seine Beziehung zu seinem Sohn stark ist. Sein Sohn will nämlich ein einfaches Mädchen vom Land heiraten, das er im Wald kennengelernt hat. Und wir sehen, dass der König seinen Sohn so sehr liebt, dass er schliesslich sagt: ,Also, in dieser Angelegenheit vertraue ich dir. Ich denke, du bist ein mutiger Junge, und du musst auf dein Herz hören.’“ Jacobi berichtet weiter: „Der König erkennt, dass Liebe, Güte und Mut Werte sind, die ebenso wertvoll sind wie Land, Soldaten und Adel. Da gibt es eine berührende Szene, in der Cinderella kurz vor Mitternacht Hals über Kopf aus dem Ballsaal flieht und mit dem König zusammenstösst. Bevor sie weiterläuft, sagt sie ihm, was für einen wunderbaren Sohn er hat und wie sehr sein Sohn ihn liebt. Das ist wohl der Auslöser dafür, dass der König erstmals realisiert, dass es womöglich nicht die schlechteste Sache auf der Welt ist, wenn die beiden heiraten.“ Stellan Skarsgård (THE GIRL WITH THE DRAGON TATTOO („Verblendung“, 2012)) spielt den Grossherzog, dessen Aufgabe es ist, dass im Königreich und der Aussenpolitik alles reibungslos läuft. Dazu gehört auch das Einfädeln von Geschäften, die dem Land zum Vorteil gereichen könnten. Skarsgård erklärt: „Er hält die Show am Laufen. Er ist sehr pragmatisch und ist ganz und gar nicht einverstanden mit der albernen Idee, dass jemand aus Liebe heiratet. Das betrifft auch den Prinz.“ Produzent David Barron erzählt weiter: „Die Beziehung zwischen dem Grossherzog, dem Prinz und dem König ist sehr kompliziert. Letztlich wollen alle nur das Beste, aber sie haben unterschiedliche Ansichten, was das Beste nun genau sein soll und wie man es erreicht.“ Er fährt fort: „Der Grossherzog will den Prinz nicht einfach aus Selbstzweck manipulieren. Er ist fest davon überzeugt, dass er nur das Beste für die Nation will und wird alles daran setzen, diese Überzeugung zu verteidigen.“ Die Besetzung wird komplettiert von Nonso Anozie aus JACK RYAN: SHADOW RECRUIT („Jack Ryan: Shadow Recruit“, 2013) als der Hauptmann, der Berater und beste Freund des Prinzen; Ben Chaplin aus MURDER BY NUMBERS („Mord nach Plan“, 2002) als Ellas Vater; und Hayley Atwell aus CAPTAIN AMERICA: THE WINTER SOLDIER („The Return of the First Avenger“, 2014) als Ellas Mutter. EIN WEIT ENTFERNTES KÖNIGREICH Die Dreharbeiten von CINDERELLA begannen im Sommer 2013 in den Bühnenhallen der britischen Pinewood Studios und an Drehorten in und um London. Da es sich um ein zeitloses Märchen handelt, das an einem frei erfundenen Ort spielt, beschlossen die Filmemacher zu einem frühen Zeitpunkt, dass sie sich nicht sklavisch an eine bestimmte geschichtliche Ära halten mussten. Das gab dem Produktionsteam die nötige Freiheit, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und ihre ganz eigene ungewöhnliche Vision einer magischen Zeit und eines magischen Orts zu gestalten. „CINDERELLA hat ganz bestimmte grosse Momente“, sagt Kenneth Branagh. „Wir sahen uns also konfrontiert mit der Herausforderung, den Erwartungen des Publikums zu entsprechen, damit es nicht enttäuscht ist. Gleichzeitig mussten wir die Erwartungen aber auch übertreffen und es unserer eigenen Vision erlauben, sich zu entfalten und durchscheinen zu lassen. Wir wollten einen Film machen, der originell und unerwartet ist.“ Der gefeierte Szenenbildner Dante Ferretti, der im Lauf seiner herausragenden Laufbahn mit grossartigen Filmemachern wie Federico Fellini, Martin Scorsese, Franco Zeffirelli und Francis Ford Coppola gearbeitet hat, startete eine aufwändige Recherche und liess sich von der nordeuropäischen Architektur des 16., 17. und 18. Jahrhunderts inspirieren. Ferretti sagt: „Ken wollte den Look des Films irgendwo im 19. Jahrhundert verorten, was uns die Gelegenheit gab, auch frühere Architekturstile in unsere Entwürfe einzuarbeiten. Die Figuren leben in Gebäuden, die teilweise Jahrhunderte vor der Zeit, in der unser Film spielt, gebaut wurden. Ganz besonders fühlte ich mich von der magischen und opulenten Anmutung des Barock angezogen. Ich machte mich also daran, eine Welt entstehen zu lassen, die im Grunde auf historischen Realismus fusst, aber mit Fantasy vermischt wird, weil ich eine Atmosphäre anstrebte, die ebenso glaubwürdig wie fantastisch sein sollte.“ Er fährt fort: „Ich erinnere mich, wie mich meine Eltern als kleinen Jungen in Macerata in Italien ins Kino mitnahmen, wo wir uns den Zeichentrickfilm CINDERELLA ansahen. Als man mich ansprach, ob ich Interesse an CINDERELLA hätte, habe ich mir den Film sofort wieder angesehen und war wieder hingerissen von seiner Pracht und Würde. Es ist ein Film, der einen mitnimmt in eine andere Welt voller Schlösser und Ballsäle und gewaltiger Treppen.“ Branagh wollte, dass sein Film eine majestätische Opulenz ausstrahlt, die einem Königreich gerecht werden sollte. Man sollte sich vorstellen können, dass in ihr auch Magie stattfinden und eine Gute Fee einschreiten kann. Gleichzeitig wollte er gewährleisten, dass die Kulissen so glaubwürdig wie nur eben möglich aussahen. Zu den von Ferretti entworfenen und erschaffenen Kulissen zählen das Äussere des Königspalasts, eine gewaltige Struktur, in der auch eine riesige Treppe nicht fehlen darf, prächtige Gärten und verschnörkelte Brunnen, Ellas Kindheitszuhause und – last but not least – der grosse Ballsaal des Palasts, wo Ella ihren unvergesslichen Auftritt hat und mit dem Prinzen tanzt. Simon Kinberg berichtet, dass die meisten Filme den Ballsaal vermutlich mit Hilfe von Computereffekten erschaffen hätten, aber dass diese Option für die Produktion nicht in Frage kam. „Es war Dante und Ken ungemein wichtig, dass sich dieser Ort, der ikonischste Ort der gesamten Geschichte, in dem sich eine der ikonischsten Szenen aller Zeiten abspielt, unbedingt echt anfühlt.“ Und Ferretti meint: „Ich hatte die Vorstellung, eine Atmosphäre des Europas der alten Welt zu erwecken, weil ich wusste, dass das perfekt mit der Magie der Geschichte und den farbenfrohen Figuren harmonieren würde“, sagt Ferretti. „Realismus war mein Fokus und ich ziehe es grundsätzlich vor, Kulissen zu erschaffen, die ich tatsächlich berühren kann. Ich denke, den Schauspielern geht es genauso... es hilft ihnen, sich in ihren Figuren zu verlieren.“ Branagh und Ferretti hatten zahlreiche Diskussionen und stimmten beide überein, dass das Augenmerk tatsächlich auf praktischen Sets liegen sollte. Also wurde alles entweder in Bühnenhallen oder auf dem Studiogelände errichtet. Zu Ferrettis Designprozess gehörte seine langjährige Mitstreiterin, die Setdekorateurin Francesca Loschiavo-Ferretti, mit der er bereits an mehr als 30 Filmen gearbeitet hat. Er erklärt: „Ich entwerfe sämtliche Skizzen, und dann geht Francesca jede einzelne Zeichnung durch, um zu gewährleisten, dass auch alle Details stimmen. Aber wir wollten nicht, dass die Dinge zu perfekt aussehen, deshalb streuten wir absichtlich kleine Fehler in sämtliche Entwürfe ein, um sie realer wirken zu lassen.“ Richard Madden sagt: „Die Kulissen in diesem Film haben genauso viel Persönlichkeit wie die Figuren. Das hilft ungemein, die Geschichte zu erzählen, wer diese Figuren wirklich sind. Als Zuschauer kann man sich gar nicht an den Kulissen sattsehen. Und den Schauspielern dienen sie als Inspiration.“ Er meint zudem: „Diese lebendigen, realistischen Noten tragen dazu bei, dass sich alles noch echter und noch besonderer anfühlt.“ DER BEZAUBERNDE KÖNIGLICHE BALL Für den grossen Ball wollte Kenneth Branagh den grössten Ballsaal sehen, den man sich vorstellen kann. Die Kulisse wurde in der berühmten 007-Halle der Pinewood Studios errichtet, der grössten in ganz Europa, in der bereits hunderte von gewaltigen Produktionen untergebracht waren. Allison Shearmur erinnert sich an das erste Mal, als sie die Halle betrat: „Ich war völlig begeistert, als ich feststellte, was für eine riesige Grotte die Kulisse war. Es ist im Grunde eine riesige, aus Zement gefertigte Grotte, grösser als ein paar Fussballfelder aneinandergereiht. Dort entwarf und fertigte Dante Ferretti tatsächlich einen dreistöckigen Ballsaal, der die komplette Halle ausfüllte und in den schönsten Raum verwandelte, den man sich überhaupt nur vorstellen kann.“ Sie meint weiter: „Den Drehort zu betreten war, als würde man den Fuss an einen Ort setzen, den es eigentlich nur in Märchenbüchern geben sollte.“ „Der Palast musste magisch sein. Also studierte ich französische Architektur, ich sah mir den Louvre an, die Palais Opéra und das Hôtel de Soubise, die alle endlos lange Treppen in ihre Struktur eingearbeitet haben“, sagt Ferretti. „Also begannen wir mit der Treppe und arbeiteten uns immer weiter voran, darunter den Haupteingang mit dem Marmorbogen und den Brunnen im Inneren.“ Ferretti und seine Mannschaft erschufen einen Ballsaal, der endlos und üppig wirkt. Er mass in der Länge 17 Meter, war 12 Meter breit und 10 Meter hoch. Zu ihm gehörten eine beeindruckende Treppe, die in den Ballsaal führt, Marmorböden und wände, goldene Statuen, tausende Blumen, Freskos und Vorhänge, die aus 2000 Meter Stoff geschneidert worden waren. Teil des Ballsaals waren auch 17 riesige, handgefertigte Kerzenhalter aus Italien, in denen knapp 5000 Kerzen steckten. Jede einzelne musste von Hand entzündet werden. Francesca Loschiavo- Ferretti wollte, dass die Kerzenhalter, die im Gang auf den Weg zum Ballsaal und im Ballsaal selbst zu sehen sind, völlig over the top sind. Schliesslich liess man sie in Wien handfertigen – jeder einzelne von ihnen ist ein kleines Kunstwerk. „Ich wollte ein Maximum an Pracht vermitteln, wenn Ella erstmals in den Raum tritt, aber gleichzeitig durfte man sich nicht eingeengt und eingeschüchtert fühlen, da musste eine Leichtigkeit sein“, berichtet Kenneth Branagh. „Als Lily den Saal mitten in der Sequenz erstmals betrat, war das einer der aufregendsten, bewegendsten und schönsten Tage meiner gesamten Karriere. Selbst die abgebrühtesten Handwerker und die zynischsten Makeup-Künstler hatten Tränen in ihren Augen.“ Lily James stimmt dem Regisseur zu: „Das erste Mal den Saal zu betreten, was unfassbar. Der Ballsaal war die magischste Sache, die ich jemals gesehen habe. Als ich reinkam und sich alle Augen auf mich richteten, stand ich Todesängste aus, aber es war nicht nur der Höhepunkt des Films, sondern natürlich auch mein persönlicher Höhepunkt.“ Cate Blanchett fügt hinzu: „Als ich die Ballsaal-Kulisse betrat, musste ich erst einmal wieder meinen Kiefer vom Boden kratzen... Es war ein perfekter MGM-TechnicolorMoment. Was das Kino anbetrifft, war es, als hätten wir eine Zeitreise in die Vergangenheit in eine bessere Zeit angetreten. Als Cinderella und der Prinz sich zu ihrem Tanz zusammenfanden, war das ein überaus bewegender Moment.“ „Dante hat einen Sinn für leisen Humor und Witz und natürlich für Stil, aber er drängt sich nicht auf, ist nicht zu schwülstig oder kitschig, seine Entwürfe haben genau den Glamour, den man braucht“, erklärt Kenneth Branagh. „Der Ballsaal hat alles, was man sich womöglich erwarten könnte, und obwohl man sich an viele der anderen berühmten Ballsäle erinnert fühlt wie in Wien, Paris oder London, ist er doch unverkennbar der unsere.“ HOME SWEET HOME Zusätzlich zum Palast und den Ballsaalkulissen errichteten Dante Ferretti und seine Crew die Fassade von Ellas Familienzuhause vor Ort in Black Park, ein ausladender Park auf dem Land in Wexham, Buckinghamshire (nicht weit entfernt von den Pinewood Studios), der zudem Ställe, den Brunnen und das Gewächshaus im Garten umfasste. Lily James sagt: „Die Aussendrehorte, wie die Wiesen mit ihren langen, wilden und farbenfrohen Blumen, wo Pollen durch die Luft wirbelten, und Schafe, Gänse und Pferde herumliefen, waren spektakulär.“ Das Innere des Zuhauses, darunter alle Schlafzimmer, der Studienraum des Vaters und der Dachboden, in den Ella später zum Schlafen verbannt wird, wurde komplett in Studiohallen errichtet – ebenso wie eine exakte Kopie der Fassade des Hauses. Ferretti erzählt: „Wir gestalteten das Innere des Hauses ausgesprochen farbenfroh, um den Look eines Märchens zu erzielen. Die Tapeten im beinahe ganzen Haus, die wir entwarfen und druckten, sind vom Stil her bourgeois, während die Tapeten im Studienraum des Vaters orientalisch anmuten und ziselierter sind. Und weil er vom Beruf ein Kaufmann ist, füllten wir den Raum mit Gegenständen, die er im Verlauf seiner Reisen auf der ganzen Welt gesammelt hat.“ Kenneth Branagh merkt an: „Wir wollten, dass Ellas Zuhause viel Wärme ausstrahlt, für das Publikum sollte es das Symbol einer glücklichen Familie sein. Es sollte vermitteln, dass ein Haus ein Zuhause werden kann, wenn man sich mit so viel Liebe darum kümmert.“ Helena Bonham Carter fügt hinzu: „Dies ist ein gewaltiger Film mit riesigen Kulissen, was mir als Schauspielerin wirklich half. Ich habe viele Filme vor GreenscreenTechnik gemacht, wo man sich buchstäblich alles vorstellen muss, was sich um einen befindet. Entsprechend hilfreich fand ich es, meine Szenen in einem Garten zu drehen, in dem das Gewächshaus und Ellas Haus tatsächlich da waren und einen inspirieren konnten.“ KOSTÜME FÜR KÖNIGE Ebenso wichtig für die Bedürfnisse der Produktion waren die richtigen Kostüme. Eine Aufgabe, für die die gefeierte Kostümdesignerin Sandy Powell offensichtlich mehr als qualifiziert war. Zusätzlich zu ihren beeindruckenden Arbeiten an unabhängigen Filmen wie THE CRYING GAME („The Crying Game“, 1992), FAR FROM HEAVEN („Dem Himmel so fern“, 2002) und ORLANDO („Orlando“, 1992) und ihren Oscar®prämierten Leistungen für THE YOUNG VICTORIA („Young Victoria“, 2009), SHAKESPEARE IN LOVE („Shakespeare in Love“, 1998) und THE AVIATOR („Aviator“, 2004) hat Powell viele Jahre damit zugebracht, Kostüme für Männer in Männerfilmen zu entwerfen. Entsprechend aufgeregt war sie von der Aussicht, an einem Film mit so vielen starken weiblichen Figuren arbeiten zu können. Es war von entscheidender Bedeutung, dass es einen geschlossenen Look & Feel zwischen den Kostümen und dem Produktionsdesign gab. Also arbeitete Powell sehr eng mit Szenenbildner Dante Ferretti. Glücklicherweise hielten sie sich während der Vorproduktion im selben Studio auf und konnten einander täglich problemlos und ohne Aufwand besuchen, um sicherzustellen, dass wirklich jedes Element aufeinander abgestimmt war. Powell hatte mit ihren Konzepten für das Aussehen der einzelnen Figuren ungefähr zwei Jahre vor Beginn der tatsächlichen Dreharbeiten begonnen. Sie überlegte, dass es interessant wäre, wenn die Kostüme nicht aussehen würden wie direkt aus dem 19. Jahrhundert, sondern wie man sich die Garderobe der Epoche wohl in den Vierzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts vorgestellt hätte. Sie ging an den Film heran, wie man an ein Bilderbuch für Kinder herangehen würde: sehr lebhaft und farbenfroh, man sollte an den Kostümen gleich erkennen können, wer zu den Guten gehört und wer zu den Bösen. Wenn man die Kostüme für einen Film entwirft, muss man viele unterschiedliche Dinge in Betracht ziehen, also muss man das Drehbuch wirklich perfekt verstehen“, sagt Powell. „Es ist nicht gut, wenn man ein Kostüm designt, das nicht auf die anderen Kostüme abgestimmt ist. Ich wollte, dass der Film eine ,Es war einmal...’Qualität ausstrahlt. Und da es sich um ein Märchen handelt, mussten wir uns an keine strikten Regeln halten.“ Sie fährt fort: „Die Geschichte spielt ganz grob gesagt rund um 1830, aber es ist natürlich toll, wenn man der künstlerischen Massgabe folgen darf, im Zweifelsfall immer das machen zu dürfen, was für die einzelne Figur am besten ist. Es gibt verschiedene Stile und unterschiedliche Einflüsse für jede einzelne Figur. Oder besser gesagt: für jede Gruppe von Figuren.“ Powell studierte zunächst einmal den Zeichentrickfilm, bevor sie selbst ans Werk ging. Das tat sie aber eher aus Neugier und nicht unbedingt, weil sie den Film als Inspirationsquelle erachtete. Als sie allerdings mit ihren eigenen Entwürfen begann, stellte sie fest, dass es gewisse Ähnlichkeiten gab, also musste sie doch unterbewusst von der Vorlage inspiriert worden sein, auch wenn ihr das gar nicht klar war. „Die Bilder des Zeichentrickfilms sind so ikonisch, dass sie tief in unserer Erinnerung verankert sind“, findet sie. Powell wollte nicht, dass Ella bei ihrer Tagesgarderobe in den Lumpen und dem zusammengeschusterten Kleid, wie man es aus dem Zeichentrickfilm kennt, gewandet ist. Stattdessen trägt Ella ein Kleid, das aussieht wie ein Kleid, das sie in glücklicheren Zeiten vor dem Tod ihres Vaters getragen haben könnte. Es wurde aus blauem Baumwollschleierstoff gefertigt und war beeinflusst von Blumenprints aus den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts mit grossen blassen rosa Blumen, die fast komplett im Stoff verschwinden. Anders als im Zeichentrickfilm ist es allerdings nicht zerfetzt und zerrissen, sondern einfach nur abgenutzt und verblasst im Lauf der Zeit. Das Kleid, in dem Cinderella ihren dramatischen Auftritt beim grossen Ball im Palast hat, bedurfte monatelanger Vorbereitungen für Powell und ihre Mannschaft, aufgrund der verschiedenen Prototypen, Anproben und immer wieder neuer Anläufe. Es musste auch die Bewegungsfreiheit bedacht werden und die Tatsache, dass es wunderschön beim Tanzen aussehen muss. „Nicht nur muss sie darin tanzen können, sie muss darin auch über die Treppe vom Ball fliehen können“, merkt Powell an. „Das Ballkleid ist sehr klug entworfen, denn obwohl es voluminös und üppig wirkt, ist es doch sehr ausgeglichen und ausbalanciert.“ Sie fährt fort: „Es ist noch nicht einmal schwer, denn es sitzt auf eine Weise am Körper und ist so angebracht, dass man sich unter all den verschiedenen Unterkleidern verblüffend mühelos und frei darin bewegen kann. Es ist nicht das ziselierteste oder am teuersten aussehende Kleid auf dem Ball, aber es musste auffallen und sich vom Rest der Kleider in der Menge abheben und doch zugleich das einfachste und zarteste Kleid sein.“ Powell hoffte, mit dem Kleid einen Sinn für Leichtigkeit und Einfachheit rüberzubringen. Und obwohl es riesig ist, sollte es schwerelos wirken. Um das zu erzielen, benutzte sie verschiedene Lagen feinsten Stoffes, alle in verschiedenen Blautönen, die, wenn man sie zusammensetzt, eine Anmutung vom Blau einer Wasserlilie ergeben sollten. „Die feinen Lagen von Stoff funktionierten hier ganz wunderbar, weil sie um sie herum zu fliessen scheinen, wenn sie sich bewegt. Lily sieht darin zugleich aber auch klein und zart aus, um einen noch stärkeren Kontrast zu ihrem bisherigen Aussehen im Film zu erzielen. Ich wollte, dass das Kleid aussieht, als wäre es mit Wasserfarben gemalt worden“, meint Sandy Powell. Dazu kam noch ein Korsett, mit dem James’ ohnehin feine Kurven zusätzlich akzentuiert wurden und sich ihre 50-Zentimeter-Taille noch zusätzlich von dem voluminösen Rock abhebt. Powell entschied sich dagegen, ihr Schmuck oder eine Tiara zu geben: In ihrer Einfachheit sollte sie sich extrem von der Menge abheben. „Cinderella gewinnt das Herz des Prinzen wegen ihrer Ehrlichkeit und Güte, und das sollte sich in ihren Kostümen widerspiegeln“, sagt die Kostümdesignerin. Dann hatte sie den Einfall, dass Schmetterlinge auf dem Kleid landen sollten, nachdem es von der Guten Fee gemacht worden war, was sich dann wiederum in den Stickereien des Kleides niederschlagen sollte. Letztendlich wurden neun verschiedene Versionen von Cinderellas Ballkleid angefertigt. Jedes einzelne verschlang 90 Meter Stoff und umfasste mehrere Unterröcke, mehr als 10.000 Swarovski-Kristalle und mehr als fünf Kilometer Säume. „Als ich Cinderellas Kleid zum ersten Mal im Studio von Sandy Powell sah, stockte mir der Atem“, gesteht Allison Shearmur. „Sie sagte mir, ich könne es ruhig berühren, aber ich traute mich nicht. Als ich es schliesslich doch tat, fühlte es sich an, als würde man Luft anfassen. So muss sich wohl eine Wolke anfühlen. Und doch befindet sich eine unfassbare Menge Stoff in diesem Rock.“ Am meisten Spass hatte Powell indes bei den Entwürfen der Kleider für die berüchtigte böse Stiefmutter. Cate Blanchett war die erste Schauspielerin, die für den Film besetzt wurde, also konnte sich Powell die Oscar®-Gewinnerin schon zu Beginn ihrer Arbeit vor ihrem geistigen Auge vorstellen. Powell hatte Cate Blanchett zuvor bereits in Martin Scorseses THE AVIATOR angezogen – und unlängst auch wieder in Todd Haynes’ neuem Film CAROL („Carol“, 2015). Blanchetts Figur wird im Drehbuch als grosse Schönheit (oder zumindest als ehemals grosse Schönheit) beschrieben. Powell wollte die Stiefmutter so einkleiden, dass man erahnt, dass sie sich ihrer Schönheit immer bewusst gewesen war. Powell wollte dem Publikum vermitteln, dass die Stiefmutter und ihre Töchter das komplette Geld von Cinderellas Vater für ihre Garderobe verprassen, deshalb sieht man sie ausschliesslich in exquisiten Gewändern, die sie überdies regelmässig wechseln. Powell sagt. „Ich wollte sie vor allem einschüchternd aussehen lassen, und Cate bringt das alleine schon mit ihrer aussergewöhnlichen Körperhaltung rüber. Sie trägt jedes Outfit, als wäre sie dafür geboren worden. Für einen Designer ist sie ein Traum, der in Erfüllung geht, weil man sich kaum einen Menschen vorstellen kann, den man lieber anzieht. Es gibt nur eine Handvoll Schauspieler, an denen einfach alles gut aussieht – und sie gehört dazu.“ „Sandy und ich liessen uns von Bildern inspirieren, die in den Vierzigerjahren von Leinwandlegenden wie Marlene Dietrich und Joan Crawford gemacht wurden – Frauen, die wir auch heute noch bewundern. Sie strahlen grosse Gefahr aus, sind geheimnisvoll, nicht zuletzt, weil sie so dramatisch ausgeleuchtet wurden“, sagt Blanchett. Und Powell fügt hinzu: „Cates Silhouette ist sehr graphisch, und ich setzte bei ihr eine Palette aus starken Juwelentönen und viel Schwarz ein. Sie sah wunderschön aus, aber dennoch hatte sie Ecken und Kanten.“ Powell entwarf überdies die Schuhe und Stiefel der Stiefmutter, die allesamt von Salvatore Ferragamo gefertigt wurden. Für die Stiefschwestern liess sich Powell Entwürfe einfallen, die gnadenlos über das Ziel hinausschossen (und das nicht gerade in einer besonders schmeichelnden Weise) – genau das war ihre Absicht. Sie erklärt: „Die Kleider waren sehr grell und bunt und sind mit zu vielen Dingen bestickt. Sie sind sehr linkisch und richtig prollig.“ Die Idee dahinter war, dass es sich um Figuren handelt, die auf den ersten Blick attraktiv sind, ihre Hässlichkeit und Eitelkeit kommt vielmehr von innen heraus. Wenn Powell sie alle hässlich aussehen lassen wollte, konnte ihr das nur gelingen, indem sie die beiden albern wirken liess. Sie erzählt: „Ich entschied mich, sie immer identisch zu bekleiden, wie es Disney schon in seinem Zeichentrickfilm gemacht hatte, ein bisschen wie Freundinnen, die zusammen einkaufen gehen und sich die gleichen Sachen, allerdings in verschiedenen Farben, kaufen, oder wie Zwillinge, die auch immer identisch gekleidet sind, nur eben in verschiedenen Farben. Sie berichtet: „Im Grunde ist bei ihnen alles einen Tick zu viel. Ich benutzte die billigsten Stoffe, die ich finden konnte und ging bei den Entwürfen immer einen Schritt zu weit, ohne es visuell allerdings zu durcheinander wirken zu lassen. Diese Strategie trug auch dazu bei, den Fokus stets auf die Stiefmutter gerichtet zu lassen.“ Powell findet, dass keine Figur im Film ihrem Gegenstück im Zeichentrickfilm näher kommt als der Prinz. Er musste natürlich schneidig und attraktiv aussehen, und es stand immer ausser Zweifel, dass er bei der Ballszene eine weisse Uniform tragen würde (die einzige im ganzen Ballsaal übrigens). Sie brachte verschiedene BlauSchattierungen zum Einsatz, um seine blauen Augen zu akzentuieren. Anstatt bei ihm auf gedeckte maskuline Farben zu setzen, kleidete sie ihn in Hellblau, Grün und Weiss. Und weil er im Militär gedient hatte, wählte sie eine perfekt sitzende, hautenge Uniform für ihn aus, auch wenn sie historisch höchst unkorrekt ist. Enge weisse Reithosen mit weiten Knien wären realistischer gewesen, aber Powell fand, dass hautenge Hosen besser an ihm aussahen. Helena Bonham Carters Kostüme erwiesen sich als grosse Herausforderung, weil sie im Grunde in doppelter Ausführung auftrat. Alles schien bei ihr möglich. Powell entwarf schliesslich zuerst die Garderobe der Bettlerin, die sich Cinderella nähert, nachdem die Stiefmutter ihr Ballkleid zerfetzt hat. „Ich war dagegen, sie wie eine traditionelle Bettlerin in einem zerlumpten Wollumhang mit Kapuze aussehen zu lassen“, merkt Sandy Powell an. „Ich fand es viel interessanter, wenn sie an die Wälder erinnert, aus denen sie kommt.“ Bei der Guten Fee ging es Powell darum, den Traum jedes jungen Mädchens zu erfüllen und die seit Jahrzehnten geschätzte Figur auf eine strahlende und magische Weise zum Leben zu erwecken. Um das zu erzielen, schuf sie eine weisse Robe mit silbernen Flügeln, die aus 130 Metern Stoff, 10.000 Swarovski-Kristallen und 400 kleinen LED-Lampen bestand, die in das Material eingenäht waren und zum Leuchten gebracht wurden, wenn sie zu zaubern beginnt. Bonham Carter sagt: „Das Kostüm war fast ein Meter zwanzig breit und nicht unbedingt besonders praktisch. Es gab keine Position, in der ich ausruhen konnte, und es war wegen des Korsetts eigentlich unmöglich zu atmen, also war ich die meiste Zeit völlig erschöpft und teilweise regelrecht im Delirium.“ Sie fährt fort: „Das Kleid sah natürlich wunderbar aus, wenn ich es erst einmal anhatte, aber wenn ich dazu aufgefordert wurde mich zu bewegen, war ich ein wandelndes Desaster, weil ich alles aufsammelte und mit mir riss, was mir in den Weg kam.“ Die Schauspielerin anzukleiden und für ihren Auftritt fertig zu bekommen, erwies sich als zeitaufwändiger Prozess. „Besonders traurig ist doch, dass man mich anfangs als alte Bettlerin sieht. Aber es hat länger gedauert, mich wie die Gute Fee aussehen zu lassen als wie eine alte Frau“, sagt sie schmunzelnd. „Sandy ist brillant und detailliert und immer perfekt vorbereitet. Und trotzdem schenkt sie den Schauspielern – oder anderen Leuten wie mir – immer ein offenes Ohr und hört sich unsere Vorschläge an“, merkt Kenneth Branagh an. „Bei dem Kleid der Guten Fee war es einfach so, dass Helena sich unbedingt Flügel in den Kopf gesetzt hatte. Am Ende ist es eine Kombination von Sandys Arbeit und von dem, was wir in der Postproduktion anstellen können, was die Gute Fee leuchtend und edel aussehen lässt, witzig und exzentrisch, aber trotzdem immer schön, sehr attraktiv und sehr mütterlich.“ Für die Gäste, die den Ball im Palast besuchen, liess sich Powell Entwürfe einfallen, für die sie sich von Ballsaalszenen klassischer Filme wie Luchino Viscontis IL GATTOPARDO („Der Leopard“, 1963) und Alexander Halls ONCE UPON A TIME („Pinky und Curly“, 1944) inspirieren liess. So entstand ein bunter Mix dieser Looks und Stile aus verschiedenen Jahrhunderten, womit der Punkt unterstrichen wurde, dass es sich um einen Ball für wirklich Jedermann handelt. Mehr als 200 Statisten kamen bei den Ballsaal-Szenen zum Einsatz. Dazu gehören 25 Wachen, 20 Diener, 54 professionelle Tänzer und 30 Orchestermusiker, die allesamt in Kostüme gekleidet wurden, die von Sandy Powell und ihrem Team entworfen und geschaffen wurden. Der gesamten Ballsaal-Sequenz gingen drei Monate der Planung und Vorbereitung voraus, wozu Besetzung, Anproben und Proben gehörten, die von 35 Regieassistenten begleitet wurden. „Wir wollten, dass alles so bunt und farbenfroh aussieht wie nur möglich“, sagt Sandy Powell. „Der gesamte Ballsaal ist eine Explosion aus Farbe – opulent, üppig und in manchen Fällen weit übers Ziel hinausschiessend, weil viele der Gäste angereist sind, um aufzufallen und, wie sie hoffen, das Herz des Prinzen zu gewinnen.“ Das umfasst einen bunten Mix von Figuren aus unterschiedlichsten sozialen und ökonomischen Klassen sowie Prinzessinnen aus dem Nahen Osten, China, Japan, Wales, Indien, Afrika, Spanien und Russland. DER UNVERGEssLICHE GLAssCHUH Die obligatorischen Glasschuhe, die Cinderella zum Ball trägt und von denen sie einen schliesslich bei ihrer überstürzten Flucht verliert, sind eines der beliebtesten Elemente in Charles Perraults ursprünglicher Geschichte. Für Sandy Powell erwies sich der Designprozess als ausgesprochen aufregend, aber auch ungemein fordernd. „Ich überlegte mir viele verschiedene Möglichkeiten, wie man diesen Glasschuh machen könnte, und realisierte, dass eine Sache am wichtigsten war: Er musste funkeln. Und das bedeutete, dass wir ihn aus Kristallen würden machen müssen, denn Glas funkelt nicht“, überlegt sie. „Ich wusste genau, welche Form der Schuh haben sollte. Tatsächlich basierte mein Entwurf auf einem Schuh aus den 1890er-Jahren, den ich in einem Schuhmuseum in Northampton entdeckt hatte. Der Schuh war unmöglich winzig mit einem Zwölf-Zentimeter- Absatz und er war ganz einfach elegant.“ Powell stellte schnell fest, dass die Endfertigung eines Kristallschuhs unweigerlich zum Scheitern verurteilt sein würde, wenn man nicht die österreichische Kristallfirma Swarovski als Mitstreiter an seiner Seite hätte. Als bei der Firma angefragt wurde, erwies sich das traditionsreiche Unternehmen der Herausforderung mehr als gewachsen. Damit begann eine Zusammenarbeit, die aus den Entwürfen Powells und der Umsetzung von Swarovski bestand. Sie hielt über mehrere Monate an und führte zu zahlreichen Tests und Versuchen. Die Mühen zahlten sich aus: Die Ergebnisse waren umwerfend. Sandy Powell erklärt: „Wir scannten den Schuh und machten mehrere verschiedene Versionen davon aus Harz, aber es war eine echte Herausforderung, die tatsächliche Form des Schuhs genau hinzubekommen und auszutüfteln, wie man den Schuh schliesslich tatsächlich mit so wenig Gelenken wie möglich herstellt. Auf dem Weg gab es eine Reihe technischer Probleme zu bewältigen, da erst einmal eine eigene Maschine entwickelt werden musste, die diese Arbeit erledigen konnte, aber irgendwann hatten wir dann einen Schuh, der aussah, als wäre er aus nur einem Kristall gefertigt, was von Anfang an unser Ziel gewesen war. Der Tag, an dem sie uns den Schuh zeigten, war ziemlich unglaublich. Die Erleichterung war riesengross.“ Acht Kopien des Schuhs wurden schliesslich hergestellt – keiner von ihnen konnte tatsächlich getragen werden, da sich Kristall nicht im Geringsten bewegen lässt. Sie wurden vielmehr als Requisiten eingesetzt, entweder in den Szenen, in denen die Jungfrauen des Königreichs sich anstellen, um herauszufinden, ob der Schuh ihnen passt, oder als Modelle, die vor der Kamera in Scherben zerbrechen. Kenneth Branagh merkt an: „Sandy produzierte einen wirklich faszinierenden 3DSchuh, der so geformt war, dass er einen leuchtenden Kristall-Look hatte. Das heisst, dass es egal war, aus welchem Winkel man den Schuh betrachtete, stets reflektierte er strahlende, farbige Lichtstrahlen. Man spürte förmlich die Magie, die Dynamik, die von dem Schuh ausging.“ MOMENTE AUF FILM EINFANGEN Nicht minder gewaltig waren die Aufgaben, die auf Kameramann Haris Zambarloukos (LOCKE („No Turning Back“, 2013), THOR („Thor“, 2011)) zukamen. Auch er musste viel Zeit in die Planung und Vorbereitung stecken – und dazu noch jede Menge Leidenschaft. Glücklicherweise fühlte sich Zambarloukos in der riesigen 007-Halle gleich wie Zuhause, denn dort hatte er bereits für MAMMA MIA! („Mamma Mia!“, 2008) die Szenen in einem griechischen Fischerdorf sowie die Szenen mit dem überfluteten Tunnel in JACK RYAN: SHADOW Recruit („Jack Ryan: Shadow Recruit“, 2013) gedreht. Über seinen Ansatz beim Dreh der Ballsaal-Sequenz sagt Zambarloukos: „Konzeptionell wollten wir die elegante Atmosphäre eines exquisiten, ganz und gar in Kerzenlicht getauchten Balls heraufbeschwören. Gleichzeitig war es natürlich auch oberstes Gebot, dass man jedes Detail von Dante Ferrettis Design und Sandy Powells prächtiger Ballkleider sehen können musste. Wir wussten natürlich auch, dass wirklich grossartige Darstellungen so einzigartig sind, dass man sie nur selten wiederholen kann.“ Zambarloukos und seine Crew hatten vor, jeden einzelnen Moment der Tanzsequenzen aus so vielen Blickwinkeln wie nur möglich festzuhalten. Dafür kamen fünf Kameras zum Einsatz und zwei Kräne, die für besonders ausschweifende Bilder sorgten und die gewaltige Grösse der Kulisse und die Choreographie ausstellten. Das Kamerateam baute überdies von Hand dutzende von Ausleuchtungsgerätschaften, um das richtige Ambiente für diese Szenen zu etablieren. Sie wurden an den „Reds“ (die Balken an der Denke einer Bühnenhalle) angebracht und konnten mit Hilfe eines Computers ferngesteuert und kontrolliert werden. Der gesamte Film wurde auf Film gedreht, nicht digital. Dabei kam 200 ASA und 50 ASA Film zum Einsatz, was man in der heutigen Industrie nur noch ganz selten erlebt. Zambarloukos benutzte anamorphische Objektive, um den gewünschten Breitwand-CinemaScope-Effekt zu erzielen. Er erklärt: „Kenneth und mir schwebte ein absolut klassischer, zeitloser Film vor... ein Film, der von wirbelnden Musicals und epischen Abenteuern inspiriert ist. Und wir setzen deshalb einige der Werkzeuge ein, die auch in diesen frühen Meisterwerken zum Einsatz gekommen waren.“ Die meisten digitalen Kameras reagieren extrem sensibel auf Licht. Das heisst: Was die Augen sehen, nimmt auch die Kamera wahr. Da bei CINDERELLA ein traditionellerer Stil des Filmemachens gewünscht war, mussten sich die Filmemacher den gewünschten Effekt vorstellen und entsprechend herstellen, wie man es im goldenen Zeitalter von Hollywood ebenfalls schon gemacht hatte. „Das Ergebnis ist pure Magie und viel opulenter als das, was moderne Kameras zu leisten in der Lage sind“, schwärmt der Kameramann. „Die grossen Disney-Klassiker waren allesamt von Hand gezeichnet und waren geprägt von einer Liebe zur Kunst und der Wertschätzung menschlicher Vorstellungskraft. Also reisten wir in der Zeit zurück, um einen Look zu erschaffen, der unser Tribut an dieses wunderbare Erbe ist.“ DIE LIEBENSWÜRDIGSTE ALLER JUNGEN SCHÖNHEITEN Wenn die Kinozuschauer Lily James als Ella zum allerersten Mal auf der Leinwand sehen, sollte sie nach Ansicht der Filmemacher so simpel und natürlich aussehen wie möglich. Diese Aufgabe fiel der Makeup-Designerin Naomi Donne (SKYFALL („Skyfall“, 2012), CHOCOLAT („Chocolat“, 2000) und der Oscar®-nominierten Haarstylistin Carol Hemming (MARY SHELLEY’S FRANKENSTEIN („Mary Shelley’s Frankenstein“, 1994)) zu. Erreicht wurde dieses Ziel durch ein sehr reduziertes Makeup, das sie hervorstechen liess, gerade weil sie nicht so aufgedonnert war. Donne erklärt: „Es ging darum, ihre Haut makellos erscheinen zu lassen. Und da Lilys Haut von Natur aus schon ziemlich makellos ist, fokussierten wir uns auf Rouge als Hilfsmittel, um ihre gerade empfundenen Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Wenn sie traurig oder niedergeschlagen war, hielten wir es blasser. Wenn sie aufgeregt war oder ihre Verliebtheit zu Tage trat, hoben wir ihre Wangen mehr hervor.“ Für den Ball erhielt Lily James von Donne mehr Glitzer: Cinderella sollte strahlen und eine wirklich märchenhafte Aura verströmen, als wäre sie Teil eines Zaubers. Diesen Look erreichte Donne durch eine eigens zusammengemischte Lotion mit weissem Glitzer, die auf James’ Haut aufgetragen wurde. Auch auf ihre Augenlider kamen Glitzerpartikel, und Hemming und ihr Team schmückten schliesslich noch ihr Haar mit Kristallen, um den glitzernden Effekt zu verstärken. „Die Creme war sehr zart, aber sie reflektierte sehr viel Licht. Deshalb sah ihre Haut sehr strahlend und wie beleuchtet aus“, erklärt sie. Für die Hochzeitsszene wollten Donne und Hemming einen glamouröseren und mondäneren Look für Cinderella, um die Tatsache zu unterstreichen, dass sie nun eine Ehefrau wird. Dazu wurde ein nuanciertes Makeup mit Lippenstift und Eyeliner aufgetragen. „Das bisschen Makeup machte einen grossen Unterschied, weil sie in den Szenen vorher so gut wie gar nicht geschminkt gewesen war“, sagt Donne. „Und als wir ihre Haare hochsteckten, sah sie plötzlich ganz erwachsen aus.“ Neben allen Haupt- und Nebendarstellern zeichneten Donne und Hemming auch für die Frisuren und das Makeup sämtlicher Statisten der Ballszene verantwortlich, was an diesen Drehtagen dann 50 Makeup-Künstler und Friseure zusätzlich nötig werden liess. In enger Zusammenarbeit mit Powell und deren Team dauerte es pro Statist fünf Stunden lang, bis alles sass – schliesslich musste jeder Statist angezogen, frisiert und geschminkt werden, fotografiert und in die Kartei aufgenommen werden. EIN JUWEL VON EINER KUTSCHE Bezüglich der ikonischen Kutsche wollte Szenenbildner Dante Ferretti etwas Frisches und wirklich Spezielles realisieren. Allerdings gestalteten sich der Entwurf und die Ideenfindung für das Herzstück einer der berühmtesten Verwandlungsszenen der Geschichte alles andere als einfach. Die unvergessliche Sequenz beginnt, als die Gute Fee ein transportfähiges Behelfsmittel sucht, das Cinderella zum Ball in den königlichen Palast bringen könnte. Sie verwandelt kurzerhand einen in der Nähe liegenden Kürbis in eine wunderschöne Kutsche, bestückt mit ihren eigenen Kutschern und Lakaien. Cinderella muss dann mit dem letzten Glockenschlag des Mitternachtsläutens zuhause sein, weil sich die Kutsche danach wieder in einen Kürbis zurückverwandelt. Lily James erzählt: „Ken wollte die Fahrt in den Palast so gestalten, dass wirklich jedes Mädchen auf der Welt den Wunsch bekäme, in dieser Kutsche mitfahren zu dürfen. Und ich hoffe, dass es für alle auch tatsächlich das Schönste ist, was sie je gesehen haben. Es war wirklich einer der surrealsten Momente, als ich zum ersten Mal in diese Kutsche gestiegen bin. Es war absolut atemberaubend.“ „Wir wollten diese Szene gar nicht im Detail genau nachgestalten. Aber wir wussten, dass die Geschichte einen Kürbis und eine Kutsche erforderte. Die Inspiration aus dem Animationsfilm von 1950 war nicht daran gebunden, was sie dort getan haben, sondern wie sie es getan haben“, erzählt Kenneth Branagh. „Sie machten es mit grosser Lebensfreude. Ich spüre in dem Film eine wunderbare Leidenschaft, Freude und Leichtigkeit – und genau das wollten wir auch haben.“ Branagh fährt fort: „In diesem Kontext mussten wir uns überlegen, welche Stuntarbeit erforderlich war bei der in unseren Augen sehr spannenden Verfolgungsjagd aus dem Palast, als Cinderella sozusagen gegen die Zeit, gegen das Mitternachtsläuten anrennt. Dies erforderte akribisches Storyboarding und eine Vor-Visualisierung in einer Art animierten Sequenz.“ Am Ende wurde die Szene dann mit einer voll funktionstüchtigen, wunderschönen goldenen, einem Kürbis ähnelnden Kutsche gedreht, die von vier Schimmeln gezogen wurde. Sie war drei Meter hoch, fünf Meter lang und wog beinahe zwei Tonnen. Was das Design anbelangt, ging Ferretti zunächst von einem Schmuckstück aus und nicht so sehr von einer Frucht beziehungsweise einem Gemüse. Seine Idee war, dass die Kutsche ein Schmuckstück war, das Cinderella einhüllte - wobei eigentlich ja Cinderella selbst das Schmuckstück der Geschichte ist. Ferretti erklärt: „Ich musste mich im Grunde selbst als Schauspieler betätigen und schlüpfte in die Rolle einer Fee, beziehungsweise in diesem Fall eines Zauberers. Daraufhin liess ich den Kürbis in meiner Fantasie und Vorstellungskraft in eine Kutsche verwandeln, wie wir sie schliesslich im Film zu sehen kriegen. Ich studierte unter anderem Schmuckstücke und Schmuckschatullen, und nach zahleichen Skizzen und Entwürfen kristallisierte sich das finale Ergebnis heraus.“ Ferretti erzählt weiter: „Wir fassten den Entschluss, die Verwandlung im Gewächshaus in Aschenputtels Garten stattfinden zu lassen, in dem sie den ursprünglichen Kürbis auch angepflanzt hatte. Deshalb bauten wir architektonische Elemente des Gewächshauses in die Gestaltung der Kutsche mit ein.“ Stuart Heath (MALEFICENT („Maleficent – Die dunkle Fee“, 2014)) von BGI Supplies gestaltete ein Fahrgestell, das die Kürbiskutsche tragen konnte. Diese wurde von einem polnischen Kutschenbauer aus Gusseisen und Stahl gefertigt. Das Fahrgestell wurde dann angemalt und verziert, damit es möglichst mystisch und märchenhaft aussah. „Die Form des Kürbis musste unbedingt mit dem Gewächshaus harmonieren“, erzählt Heath. „Der Kürbis wächst und wächst, bis er schliesslich das Dach sprengt, aber wir mussten Elemente des Gewächshauses zum Kürbis hinzufügen. Das Band, das schliesslich oben herumläuft, ist genau dasselbe wie zunächst oben auf dem Gewächshaus; und der Sitz, auf dem Cinderella Platz nimmt, ist auch ein Sitz, der zuvor im Gewächshaus war.“ David Watkins (WORLD WAR Z („World War Z“, 2013)), Leiter der Special Effects, übernahm anschliessend mit seinem Team. Ihre Aufgabe war es, die Szene zum Leben zu erwecken, in der die Kutsche vom Palast wegrast und sich dabei auf eine sehr holprige Fahrt begibt. Watkins und sein Team nahmen das von BGI entwickelte Fahrgestell und montierten daran pneumatische Stössel, Riemenscheiben und Kabel, damit sie jeden Holperer während der von ihnen selbst gesteuerten Fahrt kontrollieren konnten. Zuletzt fügte die Elektroabteilung ihre Generatoren an und das Kamerateam seine Kameras. GLÜCKLICH UND ZUFRIEDEN BIS AN IHR LEBENSENDE... Vom ersten Tag an teilten alle, die an CINDERELLA mitarbeiteten, die gleiche Leidenschaft und denselben Enthusiasmus in Bezug auf die Neuerzählung der Geschichte, immer bedacht darauf, die klassischen Elemente und Reize des Zeichentrickfilms aufrecht zu erhalten und einen schönen, warmen, menschlichen Film zu realisieren, der sich durch ein zeitgemässes Feingefühl auszeichnet und etliche zukünftige Generationen begeistern soll. Die beeindruckenden Kostüme und opulenten Szenenbilder unterfüttern die voller Magie steckende Geschichte, und die Ehrlichkeit und Tiefe, die den Figuren verliehen wurde, erweckten sie in einer märchenhaften, aber dennoch glaubwürdigen Weise zum Leben. Wenn CINDERELLA im März 2015 seinen Kinostart erlebt, wird das Publikum das Gefühl haben, als würde es die Geschichte zum ersten Mal erzählt bekommen. „Wir alle kennen die Geschichte von Cinderella. Wir alle kennen die Geschichte von Hamlet. Aber wir schauen uns ‚Hamlet’ immer wieder an, weil uns die besten Inszenierungen doch wieder glauben lassen, dass er Claudius dieses Mal töten wird“, sagt Cate Blanchett. Sie fährt fort: „Mit unserem CINDERELLA wird es den Leuten genauso gehen und sie werden von vielen Szenen überrascht sein, weil sie so wahr sind und deswegen zutiefst lustig und gleichzeitig zutiefst tragisch.“ Die meisten Märchen werden in animierter Form erzählt. Dadurch wird das Publikum daran gehindert, sich den Figuren wirklich anzunähern. Bei CINDERELLA ist die Wirkung jedoch unmittelbar und greifbar. „Wenn man sieht, wie Cinderella zu Leben erweckt wird, kommt man zu einer ganz direkten Menschlichkeit zurück, die in Märchen oft personifiziert wird durch fiktionale Figuren wie dem grossen bösen Wolf oder der bösen Stiefmutter“, sagt Blanchett. „Die Zuschauer werden Cinderella ganz aufrichtig die Daumen drücken.“ Mit ihrer Zeitlosigkeit - im wahrhaft besten Sinne - wird die Mischung aus Humor, Romanze und Abenteuer Jungen, Mädchen, Männer und Frauen auf der ganzen Welt fesseln und unterhalten. „Dies ist eine Geschichte, die niemals alt wird“, sagt Allison Shearmur. „Wir alle möchten glauben, dass Freundlichkeit und Güte am Ende des Tages siegen werden.“ „Wir sind angetreten, eine zufriedenstellende und unironische Version von CINDERELLA zu realisieren. Doch in diesem Rahmen ergeben sich allerhand Extras wie auch interessante Fragen, mit denen wir den Zuschauer konfrontieren“, sagt Chris Weitz. Kenneth Branagh fügt hinzu: „Die Ursprungsidee ist Cinderellas grundlegende Menschlichkeit, die die gesamte Geschichte beeinflusst. Der Film soll Spass machen, aber er hat auch das nötige Herz.“ Redaktion: CineMani (Quelle: The Walt Disney Company Switzerland)