02a.Gl serne Kunden und der Metro Future Store.Tandetzky
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02a.Gl serne Kunden und der Metro Future Store.Tandetzky
Max Tandetzky Matrikelnummer 88291 Informatik Diplom 3. Fachsemester Email [email protected] Proseminar – RFID Radio Frequency Identification Gläserne Kunden und der Metro Future Store Verfasser Max Tandetzky 8. August 2007 Veranstalter Prof. Dr. Eberhard Zehender Institut für Informatik Fakultät für Mathematik und Informatik FSU Jena Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines über RFID 1.1 Was ist RFID . . . . . . . 1.2 Technische Einführung . . 1.3 Kosten von RFID-Tags . . 1.4 Wo wird RFID eingesetzt . . . . 1 1 1 1 2 2 Zwei Technologien im Zusammenhang mit RFID 2.1 EPC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 EDI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 3 3 Vorteile des Einsatzes von RFID 3.1 Einzelhandel . . . . . . . . 3.2 Lagerhaltung . . . . . . . . 3.3 Ausweise, Dokumente . . . 3.4 Menschen . . . . . . . . . . 3.5 Wohnbereich . . . . . . . . 3.6 Allgemein . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 4 4 5 5 5 4 Nachteile 4.1 Einschränkung der Privatsphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Wirkung auf das Bewusstsein und das Handeln der Menschen . . . . . . . 5 5 6 5 Entgegenkommen von Wirschaft und Handel 6 6 Akzeptanz von den Kunden 7 7 Der 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Metro Future Store Ziele und Absichten der Metro Gruppe . Wie sollen die Ziele erreicht werden? . . Pilotprojekte zur Erforschung von RFID Das Pilotprojekt Metro Future Store“ . ” Kritik am Pilotprojekt . . . . . . . . . . Beginn der StopRFID-Kampagne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . im Handel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Rechtslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 7 7 8 8 8 9 9 9 Maßnahmen gegen Spionage durch RFID-Tags 10 10 Fazit 10 1 Allgemeines über RFID 1 Allgemeines über RFID 1.1 Was ist RFID RFID steht für Radio Frequency Identification. Es bezeichnet eine Technologie deren Aufgabe der Austausch von Informationen ist. Die Informationen werden auf Chips gespeichert, den sogenannten Transpondern, RFID-Tags oder RFID-Chips. Die Besonderheit der Technologie besteht darin, dass die Daten völlig kontaktlos über Funk übertragen werden. Die Chips sind sehr vielfältig einsetzbar, nicht zuletzt wegen ihrer geringen Größe und der Vielzahl an Bauformen. 1.2 Technische Einführung Ein RFID-Tag besteht im wesentlichen aus einem Schaltkreis mit einer Antenne. Man kann prinzipiell zwischen zwei Arten von RFID-Chips unterscheiden, den passiven und den aktiven Chips. Sie unterscheiden sich in der Energiequelle, Größe, Reichweite“und ” in den Kosten. Die aktiven Transponder besitzen eine eigene Energiequelle, wodurch sie größere Ausmaße haben als die passiven und teurer sind, allerdings können Daten dadurch über größere Strecken übertragen werden. Aufgrund der fehlenden Energiequelle der passiven Transponder benötigen diese eine stärkere Leseeinheit. Sie speichern die vom Scanner gesendete Energie in einem Kondensator und nutzen diese um anschließend selbst zu senden. Die Herstellung von RFID-Tags wird momentan noch vollständig mit metallischen Leitern realisiert. In Zukunft sind jedoch Änderungen in den Herstellungsprozessen für passive Transponder abzusehen. Auf Polyesterfolien druckbare Tags sind bereits in Entwicklung. Es gibt sehr viele unterschiedliche Bauformen, zum Beispiel Nägel, Schrauben, Papieretikett, Glastransponder und Chipcoins (knopfrunde Bauweise). Zur Zeit wird an Tags, die in Verpackungen integriert sind gearbeitet. Verschiedene RFID-Chips sind gegen verschiedene Umwelteinflüsse gerüstet. Es ist möglich Chips herzustellen, die große Temperaturunterschiede aushalten und gegen Schmutz, Wasser und Öl geschützt sind. RFID-Tags sind daher nahezu überall einsetzbar. 1.3 Kosten von RFID-Tags Die Kosten eines RFID-Tags hängen von verschiedenen Faktoren ab. Einerseits ist die Art des Chips relevant, also ob es sich um Einweg- oder Mehrweg-Chips handelt, ob die Chips aktiv oder passiv sind und andererseits in welcher Menge die Chips abgenommen werden. Ein kleines Zahlenbeispiel verdeutlicht die Kostenunterschiede aufgrund verschiedener Stückzahlen. Für passive RFID-Chips, die zu einer Menge von zwischen einer und zehn Milliarden Stück abgenommen werden, zahlt man pro Chip ca 5 bis 10 Cent. Bezieht man von den gleichen Chips lediglich c.a. 10.000 Stück, so kostet ein Chip zwischen 50 Cent und einem Euro. Daran wird klar, dass sich die Nutzung von RFID-Tags nicht überall lohnt, wie beispielsweise der Einsatz in einer Kaugummipackung. 1 2 Zwei Technologien im Zusammenhang mit RFID 1.4 Wo wird RFID eingesetzt Die Einsatzgebiete von RFID-Chips sind sehr vielfältig und es werden ständig neue erschlossen. In der Wirtschaft werden sie derzeit hauptsächlich in der Lagerhaltung – zum Beispiel zur Verfolgung von Paletten – eingesetzt. Privatkunden werden momentan am häufigsten auf RFID-Tags in Tickets stoßen, allerdings ist geplant die Technologie in Kürze auch in Ausweisen und Dokumenten einzusetzen. Ein weiteres Einsatzgebiet ist im Tierbereich. Tiere können auf zwei Arten mit einem Chip gekennzeichnet werden, entweder wird der Chip eingepflanzt oder am Körper getragen, beispielsweise mit einem Halsband. Auch bei Menschen ist der Einsatz denkbar und teilweise bereits Realität. Ebenso wie bei Tieren gibt es die zwei Möglichkeiten einen Menschen mit einem RFIDTag zu versehen eingepflanzt oder am Körper tragend. Eine tragende Rolle wird RFID in Zukunft auch im Einzelhandel spielen. Absicht der Handelskonzerne ist es jeden einzelnen Artikel mit einem Chip zu versehen. 2 Zwei Technologien im Zusammenhang mit RFID Die Technologien EPC und EDI werden im Zusammenhang mit RFID eingesetzt, um die Daten, die auf einem RFID-Chip gespeichert werden sinnvoll zu verwalten. Man nutzt diese Technologien hauptsächlich im Einzelhandel. In diesem Bereich Fallen sehr viele Daten an, insbesondere wenn jeder einzelne Artikel einen RFID-Chip trägt. Ohne EPC und EDI wäre es nicht möglich Daten die durch die Nutzung von RFID entstanden sind branchenübergreifend zu nutzen. 2.1 EPC EPC steht für Electronic Product Code. Dies steht dafür, dass jedes einzelne Produkt eine eigene weltweit eindeutige Identifizierungsnummer erhält. Diese Nummer wird auf dem RFID-Chip gespeichert. Durch EPC wird also eine Mehrfachverwendung von gleichen Nummern vermieden. Es gibt mehrere mögliche Standards für EPC. Eine Organisation spielt dabei eine wichtige Rolle: EPCglobal Inc, diese hat ein Modell und Standards für branchenweiten Einsatz von EPC-RFID entwickelt. Der Standard sieht einen 96 Bit großer Schlüssel auf dem Chip vor. Die Vision von EPCglobal Inc ist einen RFID-Tag an jeder Produktpackung versehen zu können, vollautomatisches Kassieren ohne Personal an den Kassen zu ermöglichen, Echtzeitüberblick über Bestände in Lager- und Verkaufsregalen zu haben und informiert zu werden, wenn eine Ware im Regal zur Neige geht. Diese Vision teilen viele der weltgrößten Konsumgüterhersteller, sowie große Pharmaund Logistikunternehmen. Eben aus diesem Grund sind viele von ihnen in EPCglobal Inc vertreten. Der von EPCglobal Inc entwickelte Standard stellt den am meisten verwendeten Standard für EPC bereit. Er wird auf der ganzen Welt branchenweit eingesetzt, unabhängig vom einzelnen Handelskonzern. Dies ist ein klarer Vorteil für die Mitgliedskonzerne. Im Handel hat Einsatz von RFID deshalb fast ausschließlich mit EPC zu tun. 2 3 Vorteile des Einsatzes von RFID 2.2 EDI EDI steht für Electronic Data Interchange und ist ein Überbegriff für Industriestandards für elektronischen Austausch von Geschäftsdokumenten. EDI-Dokumente sind die Basis für Erteilung von Aufträgen. Im Zusammenhang mit der Technologie RFID wird EDI genutzt um die RFID-EPC Daten für mehrere Handelsgruppen gleichzeitig nutzbar zu machen. Diese Daten werden in eine Datenbank eingetragen und können damit sinnvoll verwaltet werden. Um lückenlose Informationen zu erhalten müssen die Hersteller den Inhalt jeder Lieferung per EDI ankündigen. 3 Vorteile des Einsatzes von RFID 3.1 Einzelhandel Durch RFID verändert sich aufgrund der weitreichenden neuen Möglichkeiten die Welt des Einzelhandels sowohl für den Händler als auch für die Kunden. Ein wesentlicher Unterschied zu der bisherigen Methode Artikel zu erfassen – dem Scannen jeder einzelnen Ware mit einem Barcode-Scanner – ist, dass RFID-Chips ohne Kontakt gescannt werden können. Dies hat weitreichende Auswirkungen. Folgendes Szenario gibt ein Beispiel, wie einkaufen in Zukunft ablaufen könnte. Eine Kundin nimmt eine Jacke aus einem intelligenten Regal. Ein PlasmaWerbebildschirm macht daraufhin die Interessentin auf die passende Hose oder den zugehörigen Rock aufmerksam und bietet ihr einen günstigen Kombipreis an. Bei der Anprobe ermöglichen Funketiketten in der Kleidung, dass die Kundin außerdem farbliche Varianten des Modells oder passende Accessoires per Bildschirm offeriert bekommt. Entscheidet sie sich zum Kauf, so passiert sie eine Schranke, wo nach Einlesen der RFID-Chips auf den Artikeln direkt die Abbuchung von der Kreditkarte veranlasst wird. Dazu muss die Kundin die Sache nicht einmal mehr aus der Tasche nehmen. Mit Verkaufs- oder Kassenpersonal kommt die Käuferin nicht in Kontakt. Personal bleibt beim Einkauf weitgehend unsichtbar und hat vorwiegend Aufsichtsfunktion. Nur falls die Abbuchung nicht reibungslos klappt, kommt eine Überwachungskraft, die die Ausgangsschleusen per Bildschirm im Blick hat, zu Hilfe. Das stetige Nachpacken von Ware übernehmen ferngesteuerte technische Einheiten, die an der Decke entlangfahren. Menschen kontrollieren und ordnen allenfalls die Warenströme, den bargeldlosen Zahlungsverkehr und verwalten Datenbanken. In einer solchen Datenbank ist dann auch die Käuferin der Markenkleidung registriert, sie wird künftig automatisch mit entsprechenden Werbebotschaften versorgt. Wenn beim Verlassen des Kaufhauses keine Deaktivierung der RFID-Etiketten erfolgt, ist noch Jahre später verfolgbar, wann die Jacke durch wen wo gekauft wurde und bei welchem Entsorger sie schließlich im Müll landete. 1 1 Vgl.: ver.di: RFID Basisinformation – Was Betriebsräte über den Einsatz von Funkchips wissen sollten, 3 3 Vorteile des Einsatzes von RFID An dem Szenario werden die Vor- und Nachteile der modernen Technologie im Einzelhandel deutlich. Angenehm für die Kunden ist der neue Standard an Komfort und die Zeitersparnis, die entsteht, da es keine Wartezeiten mehr an den Kassen gibt. Es ist außerdem keine direkte Bezahlung mehr nötig. Es wird ein einfaches Einkaufen mit abschließender Bestätigung der Zahlung durch Fingerabdruck am Ausgang ermöglicht. Weiterhin bringt RFID Geldeinsparungsmöglichkeiten mit sich. In Regalen eingebaute Lesegeräte ermöglichen vollautomatisches Einräumen und Entnehmen von Waren und das Erfassen von Überschreitung des Haltbarkeitsdatums. Neben der eben genannten Möglichkeit, bestimmte Tätigkeiten automatisieren zu können, wodurch nicht mehr so viel Angestellte benötigt werden, kann durch RFID eine bessere Kontrolle der Produktion, etc. erreicht werden. Für Die Handelskonzerne hat die Technologie noch weitere Vorteile, wie beispielsweise die Rückverfolgbarkeit des Transportwegs der Ware. Dies erleichtert Rückrufaktionen. Außerdem wird durch RFID die Ware diebstahlsicher. Eine wichtige Verbesserung betrifft auch die Möglichkeit zu jedem Zeitpunkt feststellen zu können, welche Palette sich gerade auf welchem LKW befindet. In Zukunft werden weitere Möglichkeiten hinzukommen RFID zu nutzen. Es wird zum Beispiel die Frischeprüfung von Fleisch durch in Fleisch integrierte Sensoren derzeit erforscht. Damit würde keine Fälschung von Herstellungs- und Haltbarkeitsdatum mehr möglich sein. Ein weiterer Vorteil, der deutlich auf Seiten der Einzelhändler liegt, ist dass RFID die Möglichkeit bietet die Kunden als unbezahlte Arbeiter“zu nutzen, ähnlich wie dies be” reits mit dem Prüfen und Abwiegen der Waren geschehen ist. Mit der neuen Technologie ist es möglich die Kunden zu Kassierern zu machen, indem sie ihre Waren selbst scannen und anschließend bargeldlos bezahlen. Diebstahl ist bei den sogenannten Selbstzahlerkassen nur schwer möglich, da der Wagen vor dem Kassieren über eine Waage gefahren wird, wodurch sich prüfen lässt, ob das Gewicht der gescannten Ware mit dem tatsächlichen Gewicht der Ware übereinstimmt. 3.2 Lagerhaltung RFID ermöglicht in der Lagerhaltung eine ständige Kontrolle wo sich die Waren befinden damit werden Transparenz und Kostenersparnis bei der Überwachung von der Herstellung bis zum Verkauf des Produktes erreicht. 3.3 Ausweise, Dokumente Die Nutzung von RFID in Ausweisen, beispielsweise dem Reisepass ermöglicht es mehr Daten über eine Person zu speichern und diese schneller zu verarbeiten als es bisher möglich war. 2007 , Seite 18 4 4 Nachteile 3.4 Menschen Tragen Menschen RFID-Tags bei sich oder unter der Haut, so haben diese zum Beispiel die Möglichkeit komfortabler zu zahlen z.B. im Schwimmbad mit einem Chip im Armband. Ein wohl noch wichtigerer Vorteil ist mit der Sicherheit verbunden. So wird RFID beispielsweise in der Uniklinik Jena eingesetzt um sicherzustellen, dass die Medikamente dem richtigen Patienten gebracht wurden. 3.5 Wohnbereich Im Wohnbereich kann RFID für Behinderte Menschen sehr nützlich sein. Beispielsweise gibt es Scanner für Blinde, so dass sie die Gegenstände in ihrem Haushalt identifizieren können. Dies wird mit Sprachausgabe umgesetzt. In Zukunft ist es abzusehen, dass die Nutzung von RFID im Wohnbereich für die breite Bevölkerung sinnvoll wird. So wird der Bedienkomfort der Haushaltsgeräte steigen, z.B. indem die Waschmaschine erkennt, wenn Sachen in der Maschine sind, die nicht zusammen gewaschen werden dürfen oder der Kühlschrank verbrauchte Güter nach bestellt. 3.6 Allgemein Manche Dienste würden aus Kostengründen wegfallen, wenn RFID nicht zum Einsatz käme. Ein Beispiel hierfür ist die Münchener Bibliothek, die sich nicht mehr finanzieren konnte und heute nur noch besteht, da das Personal durch automatische Scanner mit RFID ersetzt wurde. Ein Vorteil für die Krankenkassen ist zum Beispiel, dass sie sich Informationen über Kunden holen können, um einschätzen zu können, wie groß das Risiko ist, dass diese krank werden, z.B. durch ungesunde Ernährung. 4 Nachteile Die Vorteile für den einen können Nachteile für einen anderen mit sich bringen. Dies wird bei dem letzten Beispiel für die Vorteile von RFID klar. Der Vorteil für die Krankenkassen, die Kunden besser einschätzen zu können bringt einen Nachteile für die Kunden aufgrund der möglichen Überwachung mit sich. Der Vorteil der Verringerung der Preise im Einzelhandel aufgrund des eingesparten Personals kann ein Verschwinden von Service zur Folge haben. Nicht zu verachten ist auch der in Zukunft mögliche Abbau von Arbeitsplätzen der mit RFID einhergeht. 4.1 Einschränkung der Privatsphäre RFID ermöglicht die Träger der Chips zu überwachen. Ein solcher Träger kann neben dem Menschen, der einen Chip direkt und bewusst trägt, fast jedes beliebige Produkt sein, dass man kaufen kann. Damit ist auch der Mensch, der dieses Produkt gekauft hat indirekt ein Träger eines RFID-Tags, ohne dass ihm das bewusst sein muss. Die Person, die einen getaggten Artikel mit sich trägt kann man überwachen. Noch besser lässt sich 5 5 Entgegenkommen von Wirschaft und Handel eine solche Überwachung ermöglichen, wenn eine Person einen ihm direkt zuzuordnenden Informationsträger mit sich führt, beispielsweise eine Kundenkarte für einen bestimmten Markt. Somit kann in einem Geschäft überprüft werden, welcher Kunde sich wie lange welche Produkte ansieht wenn an den Regalen RFID-Scanner angebracht sind. Die Nachverfolgbarkeit der Personen ist auch außerhalb des Geschäftes möglich, überall wo sich RFID-Scanner befinden. Durch RFID lässt sich sogar nachvollziehen, wer von wem etwas bekommen hat und damit auch, wer mit welchen Personen in Kontakt steht und wer nicht. Damit ist eine sehr umfangreiche Überwachung von Personen möglich, sogar ohne dass diese etwas davon mitbekommt. Ein weiteres großes Problem ist, dass man nicht immer die Wahl hat, ob man diese Technologie nutzt oder nicht. Einerseits erhält man preisliche Vergünstigungen durch eine Kundenkarte, die einen RFID-Chip enthält, andererseits kann es unmöglich sein bestimmte Angebote nutzen ohne in Kauf zu nehmen mit RFID konfrontiert zu werden. Benötigt man nach Anfang November 2007 einen neuen Reisepass, so kann man nicht mehr wählen, ob man einen RFID-Chip mit sich tragen möchte oder nicht, man ist in bestimmten Situationen dazu gezwungen. 4.2 Wirkung auf das Bewusstsein und das Handeln der Menschen Aus der Möglichkeit Menschen derart zu überwachen kann eine Beeinflussung des Bewusstseins der Menschen, ein Individuum zu sein und Freiheit zu haben, hervorgehen, da ein ständiges Gefühl von Transparenz und Überwachung herrschen könnte, wenn RFID-Scanner weit verbreitet sind. Dieses Bewusstsein in Verbindung mit der personenbezogenen Werbung, die RFID ermöglicht kann Auswirkungen auf die Persönlichkeit der Menschen haben. RFID hat die Macht die Gesellschaft an einen Punkt zu bringen, an dem man immer so handeln muss, wie es vom Gesetz und der Gesellschaft vorgeschrieben ist oder man schon bei kleinen Abweichungen von diesen Regeln und Normen mit Konsequenzen rechnen muss. Neben den positiven Konsequenzen, der Vorbeugung und der besseren Nachvollziehbarkeit von evt. Straftaten hat dies einen gravierenden Nachteil. Die Persönlichkeit der Menschen könnte sich aufgrund des Wissens ständig überwacht zu werden und aufgrund der auf sie bezogenen Werbebotschaften verändern. Sowohl in der Arbeit als auch in der Freizeit kann durch RFID eine sehr starke Überwachung erfolgen, wenn RFID-Scanner flächendeckend eingesetzt werden. 5 Entgegenkommen von Wirschaft und Handel Wirtschaft und Handel wollen, um die Vorteile von RFID praktisch ausschöpfen zu können, die Nutzung der Technologie für Kunden reizvoll machen. Um dies zu erreichen müssen die Nachteile die für die Kunden entstehen zumindest vordergründig abgebaut oder zumindest reduziert werden. Aus diesem Grund wird im Einzelhandel die Möglichkeit angeboten die RFID-Tags die sich an den gekauften Waren befindenzu deaktivieren. Damit soll das Problem der Verfolgbarkeit von Produkten und damit der möglichen Überwachung der Personen, die diese Produkte mit sich tragen verhindert werden. Allerdings werden die Tags nicht tatsächlich 6 6 Akzeptanz von den Kunden unbrauchbar gemacht, die Informationen stehen nach dem Deaktivieren weiterhin zur Verfügung und können noch ausgelesen werden. Es werden nur ein paar, relativ unwichtige Informationen vom RFID-Chip gelöscht, die weltweit eindeutige EPC-Nummer bleibt jedoch auf dem Chip bestehen. Der Chip ist nach der sogenannten Deaktivierung noch funktionsfähig und man kann den EPC-Code wie bei einem normalen RFID-Tag auslesen. 6 Akzeptanz von den Kunden Trotz der Nachteile der RFID-Technologie erfreuen sich moderne Märkte mit Selbstzahlerkassen großer Beliebtheit. Dies ist ein wenig paradox betrachtet man, dass der Zeitaufwand zum Scannen der eingekauften Waren an Selbstzahlerkassen deutlich größer ist, als wenn dies eine routinierte Verkäuferin erledigt. Allerdings werden die Wartezeiten an den Kassen im Gegensatz zu der Zeit, in der man selbst tätig ist, als sehr lästig empfunden. Man kann sagen, dass die Menschen die Technologie durchaus freiwillig nutzen, entweder aus Gründen der Bequemlichkeit, um Geld zu sparen oder weil sie es gar nicht wissen, dass sie überwacht werden und sich darüber keine Gedanken machen. RFID wird solange von den Menschen akzeptiert werden, solange die Gleichung geschätzter Nut” zen (Bequemlichkeit) gegen geschätztes Risiko“ 2 zu Gunsten der neuen Technik ausfällt. Man verkauft seine Privatsphäre tagtäglich gegen Bequemlichkeit oder Geld. 7 Der Metro Future Store 7.1 Ziele und Absichten der Metro Gruppe Die Metro Handelsgruppe forscht im Bereich RFID um die eigene Effizienz zu erhöhen und um in Zukunft weiterhin konkurrenzfähig zu sein. Man erhofft sich Aufgrund der neuen Möglichkeiten die RFID bereit stellt einen Quantensprung bei der Verbesserung ” der Geschäftsprozesse“ 3 zu erreichen. Die Metro Gruppe hat errechnet, dass ein Handelsunternehmen, das vorher – ohne die Verwendung von RFID – fünf Lagerarbeiter benötigte nun mit einer Kraft auskommt. 7.2 Wie sollen die Ziele erreicht werden? Die Handelsunternehmen nutzen RFID um die Logistik zu automatisieren. Damit erreicht man eine Einsparung von Arbeitskräften und einen besseren Überblick über die Bestände. Die Bestände in den Lagern können gesenkt werden und die Menge des gebundenen Kapitals lässt sich verringern. Mit Hilfe von RFID kann man eine Rationalisierung und Optimierung im Warenverkehr und eine lückenlose Kontrolle jeder einzelnen Ware mittels EPC erreichen. Ein Beispiel: Mit Hilfe von RFID können Geräte automatisch 2 3 Vgl.: arte: RFID – Die smarte Revolution Wie ein Chip die Welt verändert Vgl.: ver.di: RFID Basisinformation – Was Betriebsräte über den Einsatz von Funkchips wissen sollten, 2007, Seite 23 7 7 Der Metro Future Store reagieren, wenn ein bestimmter Prozessschritt abgeschlossen ist oder wenn er nicht der Planung entspricht. So kann ein RFID-Funksignal im Wareneingang selbstständig den Prozess der Warenannahme anstoßen, also z.B. den Staplerfahrer alarmieren. Außerdem kann RFID von den Händlern dazu genutzt werden Kunden durch ungefragte Angebote von Ergänzungsprodukten während des Einkaufens zum Kauf möglichst vieler weiterer Artikel zu animieren. 7.3 Pilotprojekte zur Erforschung von RFID im Handel Viele Handelsketten betreiben Forschung bezüglich RFID um klassische Scanner im Einzelhandel zu ersetzen, zum Beispiel Wal-Mart, Rewe, Otto Versand und die Metro Gruppe. Wal-Mart ist heute mit dem Einsatz von RFID im Handel am weitesten fortgeschritten. Einige Handelsketten haben Pilotpojekte mit RFID laufen. Diese dienen zum Testen der Technik, sowie zum Analysieren des Umgangs und der Akzeptanz der Endkunden. 7.4 Das Pilotprojekt Metro Future Store“ ” Die Metro AG hatte einen eigenen Test-Supermarkt – einen modifizierten Extra-Markt – in Rheinberg bei Duisburg. Dieser wurde im Januar 2004 geöffnet. In dem Markt wurden einige Neuerung getestet, wie elektronische Werbeschilder, einen Einkaufsführer (ein Computer am Einkaufswagen), etc. Die Kunden bekommen eine Kundenkarte und die Waren sind mit RFID-Chips ausgestattet. Den Kunden wurde allerdings verschwiegen, dass in ihrer Kundenkarte ein versteckter RFID-Chip enthalten war und über die Risiken für die Privatsphäre wurde kein Wort verloren. Kein Händler weltweit hat bis dahin zugegeben eine Kundenkarte mit einem RFIDChip ausgestattet zu haben. Trotzdem wird der Future-Store von RFID-Lobbyisten international als gelungener Feldversuch mit RFID angeführt. Dies blieb zumindest bis Mitte Januar 2004 so. Als der versteckte RFID-Chip in der Karte gefunden wurde, wurden Stimmen laut, die deutschen Kunden seien Versuchskaninchen für die ganze Welt. 7.5 Kritik am Pilotprojekt Die bereits genannten Nachteile von RFID hinsichtlich der Privatsphäre schienen im Metro Future Store eizutreten. Der Chip in der Kundenkarte ermöglicht es Kunden auszuspionieren. Es ist somit ohne weiteres möglich das Kaufverhalten hinsichtlich wer was wann und wo gekauft oder in die Hand genommen hat und wer vor welchem Regal wie lange stand zu analysieren. Außerdem erhält der Händler durch die Kundenkarte die Möglichkeit Personen beim betreten des Ladens zu identifizieren. Damit kann auf den Kunden zugeschnittene Werbung auf den Monitoren präsentiert, kundenspezifische Sonderangebote auf digitalen Preisschildern gemacht und die Preise für bestimmte, unbeliebte Kunden verteuert werden. 8 8 Rechtslage 7.6 Beginn der StopRFID-Kampagne Nachdem bekannt wurde, dass die von der Metro Gruppe ausgegebenen Kundenkarten einen RFID-Chip enthalten musste sich die Metro Gruppe den Vorwürfen stellen die Kunden nicht angemessen zu informieren und ihre Privatsphäre zu verletzen. Auf diese Anschuldigungen reagierte die Metro Gruppe sehr ungeschickt. Nachdem eine Röntgenaufnahme der Kundenkarte bewiesen hat, dass diese einen RFID-Chip besitzt, wurde die Metro Gruppe angerufen und zur Rede gestellt. Diese ist jedoch auf die Frage nach einem Hinweise auf dem Chip in der Kundenkarte erst nicht eingegangen. Später wurden Fotos zugesandt, die Schildchen an Regalen mit Hinweisen auf RFID in den Kundenkarten an einem DVD-Regal zeigen. Allerdings wurden ein paar Tage vorher von eben diesem Regal ein Foto gemacht, worauf diese Etiketten noch nicht zu sehen sind. Demnach wurden erst auf den Anruf hin die Regale nachgerüstet und aktuell am Montag fotografiert. Metro äußerte sich dazu mit der Aussage, dass die Schilder bereits seit Wochen dort hingen. Aufgrund der offensichtlich gewordenen Einschränkung der Privatsphäre und des Verhaltens der Metro Gruppe wurde die sogenannte StopRFID-Kampagne“ von FoeBud ” e.V. – einem Verein, der sich für Datenschutz einsetzt – ins Leben gerufen. FoeBud organisierte eine Demonstration vor dem Future Store und erreiche am 27.02.2004, dass die Metro versprach den Chip aus der Kundenkarte zu entfernen und alle bis dahin ausgegebenen Kundenkarten zurückzunehmen. Die Metro AG hat gut sechs Wochen nach ihrer Ankündigung tatsächlich die Kundenkarten mit RFID gegen neue Karten, die mit Barcode funktionieren getauscht. Die Metro Gruppe erhielt bereits am 24.08.2003 den BigBrother Award für den Feldversuch Future Store. Der BigBrother Award ist eine negative Auszeichnung für besonders schlechten Berücksichtigung des Datenschutzes. 8 Rechtslage Die Rechtslage um die Nutzung von RFID ist momentan nicht vollständig geklärt. Im deutschen Recht gibt es bisher kein Schutzgesetz, dass alle Fragen zum VerbraucherRecht regelt. Rechtsnormen die Ziele des Verbraucherschutz dienen, sind über Einzelgesetze verstreut. Wichtige Gesetze, die Richtlinien für den Einsatz von RFID vorgeben sind jedoch Artikel zwei des Grundgesetzes, welcher die freie Entfaltung der Persönlichkeit sichert. Außerdem besteht nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes 65,1ff das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, welches Besagt: jeder hat ” das Recht grundsätzlich selbst über seine Daten zu bestimmen und darüber welche Informationen über ihn wo und wie gespeichert und verwendet werden“, insbesondere muss ” jeder Bürger erkennen können, wer was über einen weiß“. RFID-Chips werden bislang vom Gesetz nicht erfasst. Theoretisch müssen Kunden nicht darüber informiert werden, wenn Chips in Produkte integriert werden - erst dann, wenn persönliche Daten damit verknüpft werden. Allerdings kann man einen Personenbezug zu einem RFID-Chip, der einen eindeutige Nummer trägt bereits herstellen, wenn der Kunde den Artikel mit einer EC-Karte bezahlt hat. Trotzdem sieht die Regierung 9 9 Maßnahmen gegen Spionage durch RFID-Tags keinen Regelungsbedarf. Die Sicht der Bundesregierung ist, dass RFID-Etiketten, die persönliche Daten enthalten eine kurze Reichweite haben und von dem Nutzer bewusst und unmittelbar an den Scanner gehalten werden müssen. Etiketten, die aus größeren Entfernungen ausgelesen werden können haben keine personenbezogenen Daten. Vernachlässigt man den möglichen Personenbezug der RFID-Tags, strahlt eine Person beim Betreten eines Shops dennoch mehr Informationen über sich selbst aus als man anfänglich vermuten mag. Die Informationen, die er aufgrund einstmalig gekaufter Waren mit sich trägt können vom Verkäufer ausgenutzt werden z.B. durch Sannen nach Markenkleidung. Damit gibt der Kunde unbewusst persönliche Informationen preis. Dies ist eine neue Qualität gegenüber Barcodes. Laut der Bundesregierung wird eine solche Kombination von Produkt und Käuferdaten jedoch nicht eingesetzt. Damit sei nach gegenwärtigem Stand der Technik solche Nutzung praktisch ausgeschlossen. Ein weiterer Bedarf an gesetzlicher Regelung bestehe derzeit nicht. 9 Maßnahmen gegen Spionage durch RFID-Tags RFID ist trotz seiner Vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und obwohl die Technologie schon recht weit entwickelt ist nicht absolut resistent gegen Störungen oder äußere Einflüsse. Dies haben sich einige Gegner zu Nutze gemacht und Techniken entwickelt RFID-Tags zu stören. Der sogenannte RFID-Guardian sendet Störwellen und verhindert, dass RFIDChips in der Näheren Umgebung erfolgreich gescannt werden können. Die Daten, die vom RFID-Tag gesendet werden können von einem RFID-Scanner nicht von den Störsignalen des RFID-Guardians unterschieden werden. Desweiteren wurden Geräte entwickelt, die einen RFID-Chip dauerhaft zerstören, so z.B. der RFID-Zapper, welcher ein umgebauter Fotoapparat ist. Dabei wird der Kondensator der ursprünglich für das Laden des Blitzes zuständig ist mit einer Spule verbunden. Wird der Kondensator geladen und über der Spule wieder entladen wird ein starkes elektromagnetisches Feld erzeugt, welches RFID-Tags in der direkten Umgebung zerstört. 10 Fazit Die Technologie RFID bietet eine riesige Vielfalt an Möglichkeiten, die sehr viele Vorteile, aber ebenso gravierende Nachteile mit sich bringt. Es ist meines Erachtens nicht sinnvoll die Technik zu verfluchen, weil sie so viele Möglichkeiten bietet, zum Nachteil anderer ausgenutzt zu werden. Es muss ein Rechtssystem geschaffen werden, welches die Nutzung von RFID kontrolliert und die Ahndung der Nutzung auf Kosten der Privatsphäre des Einzelnen vorsieht. Dies ist umso wichtiger, wenn man bedenkt, dass die Technologie einer sehr starken Entwicklung unterliegt und eine Tragende Rolle im Leben der Zukunft haben wird. 10 Literatur Literatur Aus folgenden Werken wurden Textstellen zitiert. [1] arte: RFID – Die smarte Revolution Wie ein Chip die Welt verändert [2] ver.di: RFID Basisinformation – Was Betriebsräte über den Einsatz von Funkchips wissen sollten, 2007 11