Der Überflieger von Falun - WSV

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Der Überflieger von Falun - WSV
SPORT
Der Überflieger von Falun
Freitag, 27. Februar 2015
Nummer 48
/
Seite 11
Dritte Medaille, zweites Gold: Waldkirchener Severin Freund triumphiert mit Riesenvorsprung auf der Großschanze
Von Eric Dobias
Stand nach 16 von 21 Entscheidungen
G
S
B
Norwegen
7
3
4
Deutschland
5
1
1
Schweden
2
3
1
Österreich
1
1
2
Russland
1
1
0
Frankreich
0
2
2
Italien, Japan
0
1
1
Kanada, USA
0
1
1
Schweiz
0
1
0
Finnland
0
0
1
Polen
0
0
1
WM-ERGEBNISSE
Skispringen
Männer Großschanze HS 134
Gold: Severin Freund (Waldkirchen/WSV Rastbüchl) 267,7 Pkt.
(134,0/135,5 Meter)
Silber: Gregor Schlierenzauer (Österreich) 246,4 (128,0/130,0 m)
Bronze: Rune Velta (Norwegen)
242,9 (125,5/128,5 m)
Es folgen: 4. Peter Prevc (Slowenien) 241,8 (134,0/125,5); 5. Stefan
Kraft (Österreich) 237,7 (125,0/
125,5); 6. Anders Bardal (Norwegen)
236,5 (131,5/122,0); 7. Anders Fannemel (Norwegen) 233,9 (129,0/127,0);
8. Roman Koudelka (Tschechien)
233,6 (123,5/124,5); 9. Piotr Zyla (Polen) 229,8 (123,0/121,5); 10. Markus
Eisenbichler
(Siegsdorf)
227,9
(122,5/127,5); ...15. Richard Freitag
(Aue) 219,0 (124,0/120,5).
Severin Freund riss die Gold-Ski
mit einem lauten Jubelschrei in den
Nachthimmel von Falun, dann
nahm der „König der Lüfte“ die
Glückwünsche der jubelnden
Teamkollegen und beeindruckten
Konkurrenten entgegen. Mit einer
überragenden Flugshow hat sich
der 26-Jährige zum sechsten deutschen Einzel-Weltmeister der WMGeschichte gekrönt und den deutschen Skispringern den ersten Titel auf der Großschanze seit Martin Schmitt vor 14 Jahren beschert.
„Das war ein wahnsinnig geiler
Wettkampf, in dem alles aufgegangen ist. Es hat brutal Spaß gemacht. Das braucht sicher Zeit, bis
dieser Erfolg nachwirkt“, sagte
Freund. Bei seinem Triumphzug
distanzierte der 26-Jährige am
Donnerstag Gregor Schlierenzauer aus Österreich um sagenhafte
22,3 Punkte. Bronze ging an Rune
Velta aus Norwegen, der Freund
auf der Normalschanze um 0,4
Punkte Gold weggeschnappt hatte.
Bundestrainer Schuster
zu Tränen gerührt
Nach seinem glanzvollen Sieg
verneigte sich Freund vor dem PuGold-Coup made in Rastbüchl: Die verschmitzte Freude über den ersten WM-Einzeltitel eines deutschen Skispringers seit 14 Jahren steht „Bayerwald-Adler“ Severin Freund ins Gesicht geschrieben.
− Foto: dpa
Nord. Kombination
Einzel Großschanze/10 km
Gold: Bernhard Gruber (Österreich)
22:45,8
Min.
(119,8
Pkt./22:45,8)
Silber: François Braud (Frankreich)
0:11,9 (118,0/22:50,7)
Bronze: Johannes Rydzek (Oberstdorf) + 0:14,9 (107,1/22:09,7)
Es folgen: 9. Tino Edelmann (ZellaMehlis) + 0:31,5 (110,4/22:39,3); 10.
Eric Frenzel (Oberwiesenthal) +
0:31,5 (113,8/22:53,3); 12. Fabian
Rießle
(Breitnau)
+
0:36,3
(100,8/22:06,1); 23. Björn Kircheisen
(Johanngeorgenstadt)
+
1:31,7
(100,6/23:00,5)
Ski-Langlauf
Damen-Staffel 4 x 5 km
Gold: Norwegen (Heidi Weng, Therese Johaug, Astrid Uhrenholdt Jacobsen, Marit Bjørgen) 49:04,7 Min.
Beim Schanzenrekord setzte Freund bei 135,5 m noch den Telemark.
Silber: Schweden (Bleckur, Kalla,
Rydqvist, Nilsson) + 0:29,2.
Bronze: Finnland (Saarinen, Niskanen, Roponen, Pärmäkoski) +
0:30,8.
Es folgen: 4. USA + 1:49,9; 5. Polen
+ 1:52,3; 6. Deutschland (Victoria
Carl, Stefanie Böhler, Denise Herrmann, Nicole Fessel) + 1:54,5.
Entscheidung heute
13.30 Uhr: Ski-Langlauf Staffel Männer 4 x 10 km (ZDF, Eurosport live)
blikum und genoss dann bei der
Siegerehrung mit geschlossenen
Augen die deutsche Hymne. Auch
Bundestrainer Werner Schuster
war gerührt und wischte sich eine
Glücksträne aus dem Auge. „Das
ist ein bewegender Moment. Ich
gratuliere ihm von Herzen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal einen
Weltmeister feiern darf. Das ist das
Ergebnis jahrelanger Arbeit. Dan-
ke an das ganze Team“, sagte
Schuster.
Bei Freunds Gala-Vorstellung
applaudierte auch Schwedens
Monarch Carl XVI. Gustaf. Denn
der „König der Lüfte“ blieb bei
schwierigen Bedingungen ganz
cool. Nach seinem ersten Versuch
auf 134 Meter legte Freund noch
einen drauf und segelte im Finale
zum Schanzenrekord von 135,5
gen, das war mega-geil. Er
schwimmt auf einer Erfolgswelle,
man kann nur den Hut ziehen“,
lobte Richard Freitag seinen Zimmerkollegen.
Der Sachse wurde mit 124 und
127,5 Metern 15. Markus Eisenbichler landete mit 122,5 und
127,5 Metern auf Rang zehn. „Das
interessiert mich heute gar nicht“,
sagte der WM-Neuling. „Ich freue
mich einfach nur für Severin.“
Innerhalb von zwölf Monaten
ist Freund zu einem überragenden
Springer gereift. In Falun ist der
Team-Olympiasieger und SkiflugWeltmeister mit Silber auf der Normalschanze sowie Gold im Mixed
und auf dem großen Bakken endgültig in die großen Fußstapfen der
Weltmeister Jens Weiflog und Martin Schmitt oder Sven Hannawald,
Neben Freund schafften es Gregor Schlierenzauer (links) aus Österreic h dem einzigen Grand-Slam-Gewinund der Norweger Rune Velta aufs Podest.
− F.: dpa ner bei der Vierschanzentournee,
getreten.
Metern. Damit blieb er um einen tischen Wettkampf gemacht, ist of- Am Samstag bietet sich Freund im
halben Meter über seiner im Vor- fensiv geblieben und hat sich mit Mannschaftswettbewerb
die
jahr beim Weltcupsieg an gleicher Gold belohnt. Ich bin sehr ge- Chance auf die vierte Medaille.
Stätte aufgestellten Bestmarke.
rührt“, erklärte der 46 Jahre alte Dann wird Team-Olympiasieger
„Ich bin voll im Angriffsmodus Chefcoach.
Andreas Wellinger sicher fehlen,
geblieben. Wenn man auf SicherAuch Freund Teamkollegen wa- denn der 19-Jährige musste mit eiheit geht, verliert man meistens“, ren aus dem Häuschen. „Diesen nem Magen-Darm-Virus kurzfrisschilderte der Halbzeit-Spitzenrei- Sprung wird er nie vergessen. Der tig passen und verfolgte die Goldter seine Taktik für das Finale. war einfach nur genial. Man kann Show seines Teamkollegen im
Schuster war begeistert von seiner keinen schöneren Sprung sehen. Mannschaftshotel vor dem FernseNummer eins. „Er hat einen fantas- Severin hat hier eine Show abgezo- her.
„Superman“ Rydzek schnappt sich dritte Medaille
Nach zweimal Gold holt Oberstdorfer Bronze – Österreicher Gruber gewinnt WM-Titel
Der „Superman“ stürmte zu
seinen Eltern und fiel ihnen
glückselig in die Arme. Johannes
Rydzek ist bei den 50. Nordischen Ski-Weltmeistschaften in
Falun zu seiner dritten Medaille
geflogen und ist schon jetzt der
erfolgreichste Nordische Kombinierer dieser Titelkämpfe.
Nach
zwei
Goldmedaillen
schaffte der Oberstdorfer gestern im Wettbewerb von der
Großschanze Bronze und feierte
das mit seinen Liebsten: „Mit ihnen diese Emotionen zu teilen,
ist wahnsinnig schön“, sagte er.
Anschließend feierte Rydzek
überschwänglich mit den beiden
überraschend vor ihm Platzierten. Bernhard Gruber holte den
ersten WM-Titel nach Österreich, Francois Braud Silber für
Frankreich. Vor allem Gruber
verstand die Welt nicht und hätte auch noch lange nach dem
Wettbewerb jeden umarmen
können, der ihm über den Weg
lief.
„Es ist alles wie im Traum, was
hier abläuft“, jubelte Rydzek,
der wie in den Tagen zuvor unter
seiner Wettkampfkleidung ein
„Superman“-Trikot trug. Das
Auf der Zielgeraden hatte Johannes Rydzek (links) gegenüber dem
Norweger Magnus Moan das bessere Stehvermögen und sicherte
sich Rang drei.
− Foto: dpa
scheint ihm überirdische Kräfte
zu verleihen, denn die Ausgangsposition im Kampf um eine Medaille war nach dem
Springen nicht rosig.
„Wir haben auf der Schanze einiges liegenlassen. Deshalb hieß
es in der Loipe nur noch: Zocken, Zocken, Zocken“, resümierte Bundestrainer Hermann
Weinbuch mit heiserer Stimme.
Bei Rydzeks erfolgreichem Zielsprint hatte er immer wieder
„Jaaa, Jaaa, Jaaa“ geschrien und
war wie ein Flummi auf der Strecke herumgesprungen.
Der Oberstdorfer DoppelWeltmeister musste 54 Sekunden auf Sprungsieger Gruber
wettmachen, der gemeinsam in
einer Gruppe mit den laufstarken Franzosen Braud und Jason
Lamy Chappuis vornweg stürmte. „Das war ein sehr taktisch geprägtes Rennen. Die Verfolger
hatten unheimlich viel Respekt
voreinander, keiner wollte wirklich Führungsarbeit leisten“, erzählte Weinbuch die Renngeschichte. Seine Schützlinge hielten sich auch zurück, um der
Konkurrenz keinen Windschatten zu bieten. „Deshalb sind die
vorn auch durchgekommen“,
betonte Weinbuch.
In der letzten Runde starteten
der Norweger Magnus Moan
und Rydzek dann doch noch die
Verfolgungshatz. Bis ganz nach
vorn reichte es nicht mehr, aber
um Bronze lieferten sich beide
ein erbittertes Finish. „Ich musste wirklich bis zur Ziellinie
kämpfen. Wir haben in Oberstdorf noch einmal den Spurt geübt und daran habe ich mich erinnert. Ich habe alles rausgeballert, was ich hatte“, sagte Rydzek. Der 23-Jährige war zuvor
schon Weltmeister von der Normalschanze und im Team geworden. Dass er den starken Moan
bezwingen konnte, schob er die-
sen Erfolgen zu. „Mit so einem
Gefühl in den Beinen geht einiges mehr“, betonte der Allgäuer.
Erneut nichts ging bei Titelverteidiger Eric Frenzel in der
Loipe. Beim Springen landete er
auf Platz sechs mit der zweitgrößten Weite. „Ich habe mich
körperlich gut gefühlt und mich
auf das Rennen gefreut“, sagte
der Oberwiesenthaler, der gemeinsam mit Tino Edelmann auf
Platz neun einkam. „Ich weiß
nicht, was mit ihm los ist. Wir
müssen das für den Team-Sprint
genau analysieren, uns zusammensetzen und alles erörtern,
um zu einem richtigen Ergebnis
zu kommen“, sagte Weinbuch.
Frenzel wird jede Entscheidung
hinnehmen. „Ich fühle mich bereit, aber wenn die Trainer sagen,
Tino ist unser Mann, dann ist
das auch okay“, bemerkte der
dreimalige Weltmeister.
Edelmann, der eine noch bessere Platzierung sowohl auf der
Schanze als auch bei einer Bandenberührung im Anstieg vergab, sieht sich derzeit noch außen vor: „Im Team-Sprint bin ich
vielleicht Ersatzmann“, sagte
der Thüringer.
− dpa
DSV-Frauenstaffel
ohne Medaillenchance
Die deutsche Langlauf-Staffel der Damen
hat die erhoffte Medaille bei den nordischen
Ski-Weltmeisterschaften verfehlt. Gestern belegten Victoria Carl, Stefanie Böhler, Denise
Herrmann und Nicole Fessel Platz sechs. Den
Sieg sicherte sich das favorisierte norwegische
Quartett mit Heidi Weng, Therese Johaug, Astrid Jacobsen und Marit Björgen in 49:04,7 Minuten mit 29,2 Sekunden Vorsprung vor
Schweden und Finnland, das 30,8 Sekunden
Rückstand hatte. Für Björgen war es das 14.
WM-Gold, womit sie den Rekord der Russin
Jelena Välbe einstellte. „Natürlich hatten wir
uns das anders vorgestellt“, sagte Böhler, die
bereits mit einem uneinholbaren Rückstand
von 1:07 Minuten in die zweite Runde ging.
Herrmann und Fessel hielten die Hoffnungen
wenigstens auf Platz vier lange offen, waren im
Zielsprint dann aber unterlegen.
− dpa
Norwegens Gold-Staffel mit (v.l.) Heidi Weng,
Astrid Jacobsen, Therese Johaug und Marit Biörgen jubelt im Ziel.
− Foto: dpa
Name: sp-11-sr - Ausgabe: sr - Res: sp - Ersch.: 27.02.2015 Ausdruck: 27.02.2015 11:44:35 - Cyan Magenta Gelb Schwarz