KulTour Lachen
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KulTour Lachen
Gemeinde Lachen KulTour Lachen 2 Willkommen! Lachen ist sehenswert! Wer das Dorf Lachen besucht, wird begeistert sein. Wunderschön am oberen Zürichsee gelegen, bietet die gegen die Abendsonne gelegene Lachner Seebucht seit je her ein eindrückliches Postkartenmotiv. Doch nicht nur die Dorfstruktur, die vielen historischen Bauten und natürlich die alles überragende Pfarrkirche Heilig Kreuz tragen zu diesem gefälligen Gesamtbild bei. Ein schönes Dorf muss auch belebt sein. Fast hundert Vereine, viele gelebte Traditionen und ein intakter Gemeinsinn sind ein offensichtlicher Beweis für diese Belebtheit der Gemeinde Lachen. Die Lebensqualität im Dorf ist hoch: Perfekte Verkehrsanbindungen, ein umfassendes Bildungsangebot in unmittelbarer Nähe, örtliche Spitalversorgung, Sportanlagen, Badeanstalt, Einkaufsmöglichkeiten und vor allem ein Naherholungsgebiet in einer herrlichen Berg- und Seelandschaft gehören zu den bestechenden Eigenschaften von Lachen. Die Lachnerinnen und Lachner heissen Sie herzlich willkommen und laden Sie ein, unser Dorf zu besichtigen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Sehenswert! Lachen am See Willkommen! Kulturhistorischer Rundgang Diese Broschüre vermittelt Informationen zur Dorfgeschichte und führt den Benutzer auf einem Spaziergang durch Lachen an den bedeutendsten und kulturhistorisch interessantesten Gebäuden und Plätzen vorbei. Praktisch alle beschriebenen Objekte befinden sich im Ortskern, einzig die sehenswerte «Kapelle zur Schmerzhaften Mutter Gottes im Ried» liegt wenige Meter ausserhalb des Zentrums, lohnt sich aber umso mehr für eine Besichtigung. Der vorgeschlagene Weg ist auf einem Ortsplan (Seiten 14/15) eingezeichnet und dient als Vorschlag. Eine Kurzbeschreibung von drei wichtigen, althergebrachten und jährlich wiederkehrenden Anlässen des Dorfes (Fasnacht, Kapellfest und Chilbi) runden die Broschüre ab. Die Lachnerinnen und Lachner wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre und beim Rundgang durch unser schönes Dorf! Lohnenswerter Lachner Dorfrundgang 3 4 Die Geschichte von Lachen Geschichte von Lachen Die Ortsbezeichnung «Lachen» kann erstmals in einem Urbar des Klosters Einsiedeln als «de lachun» nachgewiesen werden. Die wohl im Spätmittelalter höchstens als kleines Fischerdorf wahrnehmbare Siedlung gehörte zum Pfarrsprengel Altendorf. Erst 1520 konnte die Abkurung von Altendorf und somit die Errichtung einer eigenen Pfarrpfrund erreicht werden. Der Einfluss von Lachen stieg mit der Verlandrechtung der March mit Schwyz, welches seit 1386 und vor allem 1405 und dann definitiv 1414 seine territorialen Ansprüche am südlichen Gebiet des oberen Zürichsees geltend machte. 1411 installierten die Schwyzer – als Gegengewicht zum habsburgischen Rapperswil – einen Dienstagsmarkt in Lachen, den König Sigismund 1415 bestätigte. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung als Marktflecken nahm auch die politische Bedeutung des aufstrebenden Dorfes zu. Die öffentlichen Institutionen wurden von Altendorf nach Lachen verlegt. Schon im 15. Jahrhundert tagte der Landrat in Lachen, 1506 erbauten die Märchler ein imposantes Rathaus. Lachen war fortan Sitz der politischen Behörden und Hauptort der weitgehend autonomen Landschaft March, die allerdings zunehmend in die Abhängigkeit des obrigkeitlichen, eidgenössischen Ortes Schwyz gedrängt wurde. Gesteigertes Selbstbewusstsein äusserte sich nicht nur in den verschiedenen Landesbauten, sondern auch in den kirchlichen Gebäuden. Eine Kapelle ist bereits 1456 erwähnt, 1571 konnte eine Pfarrkirche eingeweiht werden. Diese wurde nach 1708 durch eine mächtige, doppeltürmige Pfarrkirche an gleichem Ort ersetzt. Aufschwung gab es nicht nur durch die günstige Lage für den Nahund Fernhandel (z.B. von Zürich zu den Ostalpenpässen), die grosse Dichte an verschiedenen Gewerbe- und Kunsthandwerksbetrieben, Lachen, 1826 Gemälde von Georg Anton Gangyner (1807–1876) Die Geschichte von Lachen Der Lachner Hafen ist erstmals 1571 im Zusammenhang mit dem Susthaus erwähnt. sondern auch durch das Pilgerwesen. Grundlage dafür waren die Pilgerströme nach Einsiedeln, nach 1664 jedoch auch die lokale Pilgerfahrt zur heilwirkenden Pietà in der Lachner Rietkapelle. Immer wieder war Lachen das Zentrum des Widerstandes gegen die drückenden Lasten von Schwyz. Nach der Zeit der helvetischen Staatsumwälzung (1798) und der Franzosenzeit (bis 1803), in welchen Lachen mehrmals wechselnde Besatzungstruppen aufnehmen musste, bildete sich in Lachen spätestens nach 1814 eine selbstbewusste und fordernde Bürgerschicht, die den liberalen Ideen gegenüber offen stand. Zur Zeit der Kantonstrennung wurde Lachen 1833 Hauptort des kurzzeitig existierenden «Kantons Schwyz, äusseres Land». Der durch den grossen Hafen geprägte Handel zu Wasser erfuhr durch die Eröffnung der Eisenbahnlinie Zürich–Chur im Jahre 1875 tiefe Veränderung. Lachen entwickelte sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem Industriestandort, in welchem die Möbelindus trie und die mechanische Weberei-Industrie vorherrschend waren, später zunehmend zu einem Dienstleistungszentrum. Das Wappen Früher: am Taukreuz hängende silberne Schlange auf blauem Grund. Es handelt sich dabei um das so genannt e Moseskreuz, das schon in frühchristlicher Zeit als Erlöserkreuz Christi verwendet wurde. 1722 ist das Wappen in dieser Form auf dem Tabernakel der Pfarrkirche abgebildet. Später wird auch die Grundfarbe Rot – analog zum Kantonswappen – verwendet (seit 1969 per Gemeinderatsbeschluss definitiv). Das Wappen nimmt Bezug auf das Patrozinium der Pfarrkirche: das Heilige Kreuz. Weitere Angaben Gemeindefläche: Höhenlage: Einwohner: 519 Hektaren 405 Meter ü. M. (Seespiegel) 416 Meter ü. M. (Bahnlinie) 436 Meter ü. M. (höchster Punkt) ca. 1000 E. (1700); 1300 E. (1800); 1971 E. (1900); 7466 E. (2008); 7699 E. (2009) 5 6 Historische Bauten 01 Hafenanlagen Der Lachner Hafen wird erstmals 1571 erwähnt. Bis zum Aufkommen der Eisenbahn 1875 hatte er grosse Bedeutung als Waren-Umschlagsplatz für den Weitertransport zu Lande und zu Wasser. Eine Umgestaltung des Hafens erfolgte 1843 mit der Einrichtung einer Dampfschiffverbindung nach Zürich. Am Lachner Hafen befanden sich bis 1929 auch Lagerplätze für Sandsteine und Holz sowie die Depots verschiedener Bierbrauereien. 1981 entstand im südlichen Teil der Raffplatz zu Ehren des Komponisten Joseph Joachim Raff (1822–1882), 2005 erfolgte eine vollständige Erneuerung der Anlage. 02 Alte Sust Schon der Vorgängerbau diente als Landesschule der March und zugleich als Zeughaus und Sust, d.h. als Lagerhaus und Waren-Umschlagsplatz für Güter, die im Hafen angeliefert wurden. Nach dem Ausbau der Hafenanlage wurde das heutige Gebäude als Ersatz für die baufällige Sust aus dem Spätmittelalter erstellt. Es verlor mit dem Aufkommen der Eisenbahn (1875) rasch an ökonomischer Bedeutung und diente abermals als Zeug- und Schulhaus. Von 1928 bis 2001 war die Gemeindekanzlei in der Alten Sust domiziliert. Historische Bauten 03 Haus Seehof / Alte Kaplanei Das Haus Seehof wurde im 18. Jahrhundert mit eingemauertem Garten erbaut. Es war der Wohnsitz der Familie von Kantonsrichter und Gemeindepräsident Josef Anton Diethelm (1809–1877), dem Mitbegründer der «Sparkasse der March» und erstem Bezirksagenten der Mobiliar Versicherung. Sein Sohn Adolf führte die Geschäfte seines Vaters im Haus weiter. Der Seehof diente nach 1933 als Wohnhaus der Menzinger Lehrschwestern, die an den Lachner Schulen unterrichteten. Nach 1955 wohnte der jeweilige Kaplan im Seehof. 04 Gasthaus Ochsen Das Gasthaus «Zum Ochsen» nahm als Wirtschaft am Hafen eine wichtige Stellung ein. Im 19. Jahrhundert war der Ochsen Mittelpunkt des politischen Lebens. Hier wirteten von 1820 bis 1835 Bezirkslandammann Franz Joachim Schmid (1781–1839), der 1831/33 bei der Trennung des Kantons Schwyz in zwei Halbkantone eine bedeutende Rolle spielte, und danach bis 1880 die Familie von Kantonsstatthalter Josef Benedikt Düggelin (1794–1850). Das Hotel Ochsen – 1941 bis 1955 «Du Lac» genannt – erfuhr seit 1960 mehrere Umbauten, die letzte im Jahre 2006. 7 8 Historische Bauten 05 Gasthaus zur Sonne Das Gasthaus «Sonne» wird schon 1794 als einem Ratsherrn Schwyter «bey der Sonne» gehörende Schenke erwähnt und besteht bis heute als Restaurant/Bar. Das Wirtshaus ist ein spätklassizistischer Bau am früheren Hauptplatz, dem heutigen Rathausplatz. In der «Sonne» befand sich unter dem einstmaligen Besitzer Franz Anton Oetiker (1859–1926) eine Auswanderungs-Agentur. Diese vermittelte auswanderungswillige Märchler nach Amerika und Kanada. 06 Alter Adler Das Haus wird 1791 als Gasthaus «Zum Adler» erwähnt. Ab 1937 gab es einen neuen «Adler», der frühere «Kronenhof», heute eine Filiale der Crédit Suisse an der Schützenstrasse. Der Alte Adler wurde 1943 von der katholischen Vereinshaus-Stiftung erworben und diente Vereinen wie Gesellenverein, Pfadfinder und Blauring als Versammlungslokal. Das Haus enthielt auch die Schul- und Pfarreibibliothek. Im April 1975 wurde der Alte Adler durch einen Brand weitgehend zerstört und später mit neuem Fachwerk wieder aufgebaut. Historische Bauten 07 Rathaus Der Kern des Rathauses stammt aus dem Jahr 1506, die heutige Ausgestaltung ist von 1837 respektive von 1925 (Bemalung). Das Rathaus diente als Amtshaus, Markthalle, Standort von Anken- und Brotwaage, Pranger, Gericht und Polizeiposten. Die Bezirksverwaltung hat das Haus 1974 verlassen. Über den Fenstern prangen die Wappen aller neun Marchgemeinden, über der Eingangstüre das bekrönte Bezirkswappen. Die Wappenscheiben der eidgenössischen zugewandten Orte im alten Ratssaal (1. Stock) gelten als bedeutendes Kulturgut der March. Heute dient das Rathaus vorab gesellschaftlichen Zwecken. 08 Gasthaus Ratskeller Das Haus wird schon 1852 als Wirtshaus zum «Schwert» erwähnt. 1907 wurde die unmittelbar neben dem Rathaus gelegene Gaststätte von Wirt Jakob Gyr in «Ratskeller» umbenannt. Sie besitzt ein spätbarockes Mansardwalmdach und in den Räumen des heutigen Restaurationsbetriebs eindrückliche Gewölbe. Zu den Nachbarhäusern ist der Ratskeller durch schmale Feuergassen getrennt. 9 10 Historische Bauten 09 Gasthaus Rössli Beim «Rössli» handelt es sich wohl um das älteste nachweisbare Gasthaus des Marktfleckens Lachen. Es wird schon 1499 namentlich erwähnt, ein erster Bau stammt sicher aus dem 15. Jahrhundert. Das Haus erfuhr im Laufe der Jahrhunderte mehrere Besitzerwechsel, von Schnellmann über Wysshans, Brunner, Stählin, Knobel, Pfister, Oetiker usw. 1881 fiel das Haus einem Grossbrand zum Opfer und wurde als Gasthaus mit eigener Metzgerei wieder aufgebaut. Um 1912 war das «Rössli» auch das katholische Vereinshaus mit Theatersaal. 10 Altes Pfarrhaus Das Gebäude diente bis 1935 als Pfarrhaus. Die Lachner Kirchgenossen kauften das Haus 1691 von Zeugherrn Salomon Gugelberg, der dort ein Gasthaus Ochsen betrieb. 1866 wurde das Alte Pfarrhaus renoviert. Auf dem Satteldach ist noch heute ein grosser Kelch aus hellen Ziegeln als Hinweis auf den früheren Pfarrhof zu sehen. Es handelt sich im Kern um ein spätgotisches Haus, das ortsbildlich am Kirchplatz eine wichtige Funktion einnimmt. Es befindet sich heute in Privatbesitz. Historische Bauten 11 Pfarrkirche Die Pfarrkirche Heilig Kreuz wurde 1708/11 von den Vorarlberger Barockbaumeistern Gabriel und Peter Thumb erbaut. Sie erscheint an prominenter Lage am See als mächtige, doppeltürmige Barockkirche. Hl. Kreuz befindet sich als mindestens drittes Gotteshaus an gleicher Stelle. Als besonders qualitätvoll gelten die Altäre sowie der Apostelzyklus (um 1650) über den Emporen. Sechs Turmglocken verleihen dem Dorf ein schönes Geläut. Die Kirche verfügt über einen eindrücklichen und reichen Kirchenschatz. Die Lachner Pfarrkirche prägt das Dorfbild und gilt weitherum als schönste Barockkirche. 12 Altes Schulhaus Das imposante Gebäude wurde von 1838 bis 1842 erbaut und diente dem Bezirk March ab 1853 als Knabensekundarschule, ab 1870 der Gemeinde zur Führung der Mädchensekundarschule sowie ab 1884 der Kleinkinderschule. Zum Schulhaus gehörte gegen den See hin ein Turnplatz, auf dem auch der Turnverein seine Übungen abhielt. Früher waren in den obern Stockwerken die Kaplanei sowie eine Lehrer- und Sigristenwohnung untergebracht. Von 1975 bis 1992 war das Haus die Kaufmännische Berufsschule, 1994 zog die Gemeindeverwaltung ein. 11 12 Historische Bauten 13 Pfarrhaus Das klassizistische Wohnhaus mit einem – vom See her gesehen – wichtigen Ortsbildwert wurde nach 1835 erbaut. Es war Wohnsitz und Werkstätte von Steinmetz Zeno Hämmerli und ab 1866 seines Sohnes Bildhauer Peter Hämmerli. Ab 1914 erfuhr das Haus mehrere Handänderungen. 1935 verkaufte Nachbar und Besitzer Dr. med. Carl Ebnöther das Gebäude samt Garten der Gemeinde. Seit 1936 ist das Haus der Lachner Pfarrhof und somit das Wohnhaus des katholischen Pfarrers der Pfarrei Lachen. 14 Haus zur Seerose Das herrschaftliche Gebäude wurde um 1838 von Gerbermeister Josef Anton Schnellmann (1814–1875) erbaut. Gegenüber stand seine Rotgerberei. Ab 1876 wohnte und praktizierte Rechtsanwalt Dr. Otto Diethelm (1864–1908) in der Seerose. Seine Witwe erstellte nach 1906 einen grossen Park mit einem Bootshaus und schönem Baumbestand. Nach 1920 war zuerst die Arztpraxis von Dr. med. Carl Ebnöther und ab 1948 von Dr. med. Josef Marti im Haus untergebracht, nach seeseitigen Zubauten in den 1990er Jahren Wohn- und Geschäftsräume. Historische Bauten 15 Schorno-Haus Um 1700 wurde das stattliche Haus für einen Schorno erbaut. Das Familienwappen Schorno, einer in Lachen und der March politisch aktiven Familie aus Schwyz, prangt oberhalb der heutigen Eingangstüre. Schon 1781 waren Fassbind auf der Liegenschaft, bevor das Gebäude 1809 an Schwiegersohn Meinrad Appert überging. 1870 bestand beim Hause eine Trotte mit Brennerei und spätestens ab 1882 eine Wirtschaft. 1925 verkauften die Apperts das Barockhaus an die Familie von Hauptmann Heinrich Weber. 16 Alte Krone Schon 1540 wird ein Haus zur Krone erwähnt. Das heutige dreigeschossige Biedermeierhaus wurde um 1865 erbaut. Nach 1867 bestand darin die Bäckerei und Konditorei von Johannes Brunner-Hegner (1812–1876) und später der Familie Martin Stählin-Brunner und deren Nachkommen. Bis heute wird das Haus als Bäckereigeschäft geführt. Ein unmittelbar neben dem Haus stehender Kirchbrunnen versorgte das ehemalige Waschhaus und die frühere Landmetzg gegenüber mit Wasser. Der grosse gusseiserne Brunnen von 1890 wurde 1966 ersetzt. 13 14 Kolumnentitel Ortsplan 34 1 29 2 4 3 5 6 28 7 12 13 9 10 8 27 26 25 24 18 17 11 19 14 16 20 15 Kolumnentitel Ortsplan 33 32 30 31 4 23 22 21 15 16 Historische Bauten 17 Gangynerhaus Das mit einem schwungvollen Mansarddach versehene, grosse Eckhaus wurde Ende des 18. Jahrhunderts erbaut und war der Wohnsitz der bedeutenden Lachner Familie Gangyner. Das 1557 in der March eingekaufte Geschlecht ist 1931 ausgestorben. Die Gangyner stellten dem Dorf Lachen während vieler Jahre Behördenmitglieder, Geistliche, Offiziere, Musiker und Künstler. Herausragend war Kunstmaler Georg Anton Gangyner (1807–1876), einer der vielfältigsten Kunstschaffenden des Dorfes. Das Gebäude hat einen grossen Situationswert für das Ortsbild. 18 Hirschen Der massive, herrschaftliche Steinbau wird schon um 1626 als Haus «bim Hirtzen» als Gasthaus erwähnt. Als Lachen ab 1760 Postpferde wechselstation der sankt-gallischen Kantonalpost wurde und hier Postkutschen von Uznach nach Schwyz und von Glarus nach Richterswil vorbeikamen, gab es grosse Stallungen beim Hirschen. Hier wurden die Postpferde gewechselt, und die Postillons übernachteten im Gasthaus. Als 1875 die Eisenbahn kam, wurde der Postkutschenbetrieb aufgehoben. 1886 endete auch der Gastwirtschaftsbetrieb. Historische Bauten 19 Zimmerlihaus Im Kern des Hauses steckt ein massiver Bau aus dem 17. Jahrhundert, der als grosses Bürgerhaus in der wichtigen Herrengasse und zusammen mit dem gegenüberliegenden «Hirschen» und dessen Vorplatz eine dominante Stellung hatte. Der traufständige Eckbau hat ein Mansardengiebeldach, das nach 1820 hinzugefügt wurde. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts beherbergte das Haus verschiedene Textilfachgeschäfte, unter anderem das Geschäft der Familie Zimmerli (heute Modehaus Schöchlin). 20 Schwesternhaus / Villa Max Stählin An der Gabelung der Herrengasse und der ehemaligen Prachtsstrasse des Dorfes – der nach 1870 erbauten Mittleren Bahnhofstrasse – erstellte 1925 Möbelfabrikant Max Stählin-Schwyter (1879–1925) seine Villa. Seit 1950 ist das Gebäude von Architekt Alfred Abbühl im Besitze der Gemeinde Lachen. Es diente von 1950 bis 1972 als Wohnhaus der Menzinger Lehrschwestern, die an den Lachner Schulen und in den Kindergärten wirkten. Heute sind Therapiestellen des Kantons darin domiziliert, im Keller befindet sich das Gemeinde archiv. 17 18 Historische Bauten 21 Eintracht Das Haus ist ein historistischer Neubau, ein schmuckes Haus aus dem 19. Jahrhundert, in dem Pius Züger nach 1867 eine Gastwirtschaft mit dem Namen «Zur Eintracht» führte. Es handelte sich um eine typische Erststockwirtschaft, wie es sie in Lachen an vielen Orten gab. Dem Haus angegliedert war eine Kartoffel- und Gemüsehandlung. Das Gebäude hat als klassisches Bürgerhaus mit seiner zur Strasse hin abgewinkelten Lage einen hohen ortsbildschützerischen Stellenwert an der Herrengasse und ist bis heute im Besitz der Lachner Familie Züger. 22 Schlössli Schon 1675 nannte man den markanten Bau «Schlössli» (erbaut um 1640). Der achteckige Dachturm kam erst nach dem Umbau einer Lukarne um 1900 dazu, die Fassade wurde damals mit historistischen Stilelementen bemalt. Neben dem Schlössli zum See hin stand früher die 1881 abgebrochene Dreifaltigkeitskapelle. Wegen dieser Kapelle nannte man die Marktstrasse bis 1876 Kappeligasse. Das Schlössli war früher Wohnhaus begüterter und bedeutender Familien wie der Schorno, Knobel, Ruhstaller und Diethelm. Es gilt als Haus mit grosser Schutzwürdigkeit. Historische Bauten 23 Oetikerhaus Der vorab im Innern noch qualitätvolle klassizistische Bau mit älte rem Kern ist das ehemalige Wohnhaus von Ständerat, Regierungsrat und Rechtsanwalt Franz Anton Oetiker (1809–1852), der dem ersten Regierungsrat des modernen Kantons Schwyz von 1848 angehörte. Nach 1869 war das Oetikerhaus die Heimstätte von Staatsanwalt Arnold Stählin (1838–1886). Dieser eröffnete 1874 im Gebäude auch eine Wirtschaft. Nach der Ära Stählin bewohnte bis 1978 wieder die Familie Oetiker das Haus. Die Zahnärzte Oetiker und Renggli betrieben jahrzehntelang ihre Praxen im Oetikerhaus. 24 Hotel Bären Das mächtig dimensionierte Haus mit seitlich geschweiften barocken Giebeln wurde kurz nach 1800 erstmals als Gasthof erwähnt. 1874 erfolgte ein Saalaufbau über den Stallungen. Unter dem bekannten Arzt und Politiker Dr. Melchior Diethelm (1800–1873), einem der liberalen Führer bei der Kantonstrennung 1833, diente der «Bären» auch als Arztpraxis, Apotheke, Gemeindekanzlei, Post und Postpferdewechselstation. Der «Bären» war aufgrund seiner Grösse und der Säle jahrzehntelang der gesellschaftliche Mittelpunkt Lachens. 19 20 Historische Bauten 25 Konditorei Knobel Der auffällige Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert ist aufgrund seiner Ausgestaltung als offenes Riegelhaus in Lachen eine Rarität. 1860 bis 1875 war die Lachner Poststelle im Haus untergebracht. Das Gebäude gehörte spätestens seit 1791 den Familien Mächler und ab 1850 der Familie von Posthalter und Gemeinderat Heinrich ZügerGräzer (1811–1870). Ab 1882 befand sich darin eine Konditorei, im 20. Jahrhundert während Jahrzehnten das «Kaffee Odermatt» mit Verkaufsladen, heute Bäckerei und Konditorei Knobel. 26 Traube Am Türsturz des Wirtshauses prangt das Stählin-Wappen, weil das Haus 1633 für Ulrich Stählin erbaut wurde. 1852 wird das Gebäude erstmals als Gasthaus bezeichnet und 1886 aufgestockt sowie die Fassade vollständig umgebaut. 1933 restaurierte die Besitzerfamilie Weber die Wirtschaft und richtete eine gemütliche Gaststube mit Wappenscheiben und historisierenden Ausmalungen (einheimische Geschlechterwappen) ein. 1988 erfolgte eine erneute umfassende Restaurierung und Weiterführung als Restaurant (bis 2009). Historische Bauten 27 Gambrinus Das im Kern um 1700 erbaute Haus verfügt in seinem Innern über qualitätvolle Ausbauten. Vorab die erhaltenen Stuckdecken sowie die Holzarbeiten (Türgerichte, Holzdecken) zeugen von einer wohlhabenden Bauherrschaft. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gehörte das Haus der Lachner Familie Hegner, die der Landschaft March über 300 Jahre lang bedeutende Politiker und Landesbeamte zur Verfügung stellte. Nach 1870 besass Postinspektor Rudolf Stählin das stattliche Haus. Er eröffnete im Jahre 1884 das Gasthaus Gambrinus. Die Wirtschaft wurde 1946 aufgegeben. 28 Storchen Das Haus hat eine interessante Besitzergeschichte, ist doch schon 1545 ein «Eberlin zum Storchen» erwähnt. 1583 waren Marx Bodmer, 1597 Hauptmann Nikolaus Frischherz Wirte «zum Storchen». Anfangs des 19. Jahrhunderts kam das Haus in den Besitz der Familie Krieg, die ab 1838 im Eisenhandelsgeschäft tätig war. Auch unter den Besitzern Knobel und Weibel war im Storchen eine Eisenwarenhandlung. Der heutige markante Eckbau stammt von 1830 und ist als Gebäude mit spätklassizistischer Fassade ausgestaltet. 21 22 Historische Bauten 29 Neue Krone Die «Neue Krone» ist ein in Lachen seltener Vertreter eines mit Holzschindeln verkleideten Blockbaus. Das Gebäude wurde 1759 erbaut. Spätestens 1877 betrieb Alois Janser darin das Gasthaus zur Krone; die alte «Krone» an der Zürcherstrasse war damals schon zehn Jahre lang ein Bäckereibetrieb. Das Gasthaus Krone bestand bis nach dem Ersten Weltkrieg. Später wurden Ladenlokale vorgebaut. Das Gebäude nimmt als gegen den Kreuzplatz gerichteter breiter Kopfbau eine wichtige Stellung für das Ortsbild ein und wurde 2007 umfassend restauriert. 30 Kreuzplatz Der Kreuzplatz markierte früher den Dorfrand. Er hatte als Platzanlage zwischen der Pfarrkirche und der Rietkapelle eine wichtige Funktion inne, nicht zuletzt bei kirchlichen Prozessionen. Seinen Namen erhielt der Platz durch das dem Brunnen beigestellte Bruderschaftskreuz. Der spätbarocke «Marienbrunnen» trägt die Jahreszahl 1794. An der Brunnensäule stehen ein Löwe, der das Lachner Wappen hält und vier Löwen, von denen zwei das Maul aufreissen. Sie wird von einer Madonnenfigur abgeschlossen, deren Vorlage vom berühmten Bildhauer Johann Babtist Babel (1716–1799) geschaffen wurde. Historische Bauten 31 Gasthaus Schützenhaus Seit über 150 Jahren steht an der Strassengabelung Schützenstrasse/ St. Gallerstrasse das Restaurant Schützenhaus. Der Gasthausname und der Strassenname weisen auf das von 1879 bis 1928 auf dem Seeplatz gelegene Schützenhaus mit einem grossen 300-Meter-Scheibenstand hin. Das Schützenhaus galt nicht nur für die mehreren Schützenvereine Lachens, sondern auch für viele andere Dorfvereine als wichtiger Treffpunkt. Während Jahrzehnten führte die legendäre Wirtefamilie Züger das Schützenhaus. 32 Riethöfli Das stattliche Bürgerhaus wurde gemäss Inschrift 1707 erbaut. Das gut erhaltene Wohnhaus mit Lukarnen, Satteldach und spätgotischen Fensterstöcken ist im Innern mit einer aus der Bauzeit stammenden bemalten Holzdecke versehen. Das Haus war Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Wohnsitz der Familien Bruhin, die auch Landammänner stellte und spätestens nach 1863 bis 1920 der Familie Hegner. Das Riethöfli stand früher am äussersten nördlichen Dorfrand zum Ried hin und erhielt so seinen Namen. 23 24 Historische Bauten 33 Rietkapelle Die Barockkapelle «Zur Schmerzhaften Muttergottes im Riet» wurde von 1679 bis 1684 erbaut. Schon um 1536 wird an selber Stelle ein «heiliges heüßlin», das seit 1543 wohl auch als Richtstattkapelle diente, erwähnt. Im 18. Jahrhundert wurde die Rietkapelle eine sehr bekannte Wallfahrtskapelle, in deren Zentrum eine spätgotische Pietà (um 1500) steht. Dieser Pietà kamen Heilkräfte zu, unter anderem aufgrund der Heilung von Maria Bemba Joffer im Jahre 1664. Zur Anlage gehören zudem das Pilgerhöflein mit Kreuzgang sowie das Eremitenhaus. 34 Seeanlagen Die Lachner Seeanlagen wurden auf früherem Riedland und dem Gebiet der ehemaligen Abfallsammelstelle des Dorfes seit 1929 kontinuierlich vergrössert, ausgebaut und verschönert. Als eigentlicher Schöpfer gilt der Lachner Bahnhofsvorstand Jakob Häusli (1875–1949), der als passionierter Hobbygärtner bis zu seinem Tode während Jahren persönlich in der Parkanlage arbeitete. Die Lachner Seeanlagen gelten als Schmuckstück des Dorfbildes und sind in der neuesten umfassenden Sanierung und Neugestaltung der Hafenanlagen ausgezeichnet in die Gesamtkonzeption einbezogen worden. Kultur und Brauchtum Fasnacht Die Lachner Fasnacht wird seit der Mitte des 19. Jahrhunderts geregelt veranstaltet. Eine eigentliche Fasnachtstradition setzte mit der Gründung der ältesten Fasnachtsgesellschaft, der Narrhalla Lachen, im Jahre 1864 ein. An den Fasnachtstagen regieren die durch das Brauchtum überlieferten Fasnachtsfiguren wie der Rölli (Bild), der Fosli, das Domino, die Hexen und viele andere. Aber auch das Maskenlaufen mit einem Sujet – zum Beispiel als Bauer, Polizist, Soldat, Arzt, Sportler und vieles mehr – gehört zum traditionellen Fasnachtsbild. Die verkleideten Leute, so genannte «Butzenen», fordern zum Gespräch und intrigieren mit stark verstellter Stimme (bröügnen). Einen eigentlichen Schub erfuhr die Lachner Fasnacht mit dem Fasnachtsumzug von 1950, an welchem zum ersten Mal der charakteristische, riesige und stets lachende «Lachner Grind» mitgeführt wurde, eine faszinierende Schöpfung des Lachner Kunsthandwerkers Heinrich Diethelm (1905–1986). Der Lachner Grind ist heute bis weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. In jüngerer Zeit kamen zur traditionellen Fasnachtsgesellschaft Narrhalla weitere Fasnachtsvereine und Gruppen dazu. Sie alle tragen zu einem lebhaften und urchigen Fasnachtstreiben bei. 25 26 Kultur und Brauchtum Kapellfest Zu Ehren der «Schmerzhaften Mutter Gottes im Riet», der in der gleichnamigen Kapelle verehrten Pietà, wird einmal jährlich dem Stiftungsereignis der Kapelle gedacht, indem das Allerheiligste in der Kapelle ausgesetzt wird. Am Morgen des Passionssonntags wird eine feierliche Messe zelebriert, am Nachmittag hören die Gläubigen die Ehrenpredigt in der Kapelle. Vor der feierlichen Lichterprozession von der Kapelle zurück in die Pfarrkirche wird ein Miserere gesungen. Unzählige brennende Kerzen auf den Fenstergesimsen der Häuser entlang der Prozessionsroute säumen die Prozession. Diese wird von einer militärischen Ehrenwache, angeführt von einem Offizier des Dorfes, beschirmt und von Schulkindern, Standesvereinen und Vereinsfahnendelegationen, dem Kirchenchor und der Harmoniemusik sowie den Gemeindebehörden begleitet. Unter dem Himmel trägt ein Priester das Allerheiligste in der prachtvollen Monstranz von 1625. Abgeschlossen wird die Lichterprozession mit einem feierlichen Te Deum in der Pfarrkirche. Das Kapellfest hat immer auch einen weltlichen Teil: Viele auswärts lebende Lachnerinnen und Lachner kehren an diesem Tag in ihre alte Heimat zurück. Kultur und Brauchtum Chilbi Weitherum ist die Lachner Chilbi bekannt. Zahlreiche Schausteller bringen Jahr für Jahr am Wochenende des ersten Septembersonntags ihre Chilbi-Bahnen und Reitschulen ins Dorf. Diese stehen auf dem Hafengelände und der Haab. Sie werden gesäumt von vielen Marktständen, welche die verschiedensten Waren anbieten und sich bis weit ins Dorf hinein – über die Marktstrasse und die Schützenstrasse wieder hinunter zur Haab – ziehen. Die Chilbi ist längst ein Anlass, der die Dimensionen eines ehemaligen Kirchweihfests übertroffen hat. Tausende strömen jeweils an die Gestade des Sees und geniessen für einige Stunden Chilbiluft. 27 28 Kontaktadressen Gemeindeverwaltung Lachen Kulturkommission Gemeindekanzlei Alter Schulhausplatz 1 Postfach 263 8853 Lachen Telefon +41 (0)55 451 26 00, Fax +41 (0)55 451 26 01 Texte: Kaspar Michel Bilder: Klaus Pichler / (Titelbild: S & K Werbefotografie AG) Gesamtherstellung: Gutenberg Druck AG, Lachen März 2010