Schwererziehbare Familienmitglieder
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Schwererziehbare Familienmitglieder
FREIZEIT&REISEN Hauseigentümer – Ausgabe Nr. 1 – 15. Januar 2015 25 Haustiere – Der Charakter einer Katze sitzt bombenfest; daran können auch die eifrigsten Büsihalter nichts ändern: Faulenzer, aschkatzen und wilde Jäger behalten im Normalfall ihre Eigenschaften und denken nicht daran, sich umerziehen zu lassen. An einigen N Marötteli unserer Stubentiger lässt sich allerdings durchaus etwas ändern. Schwererziehbare Familienmitglieder E ine Katze verändern kann (und soll) man nicht, es kann aber durchaus Sinn ergeben, die Mieze auch mal zu fordern und aus ihrem gewohnten Trott heraus- SUSY UTZINGER Journalistin, Tierexpertin zuholen: Dem Faulenzer tut es ganz gut, wenn wir ihn hin und wieder aus seiner Hängematte locken und ihn mit verschiedenen Spielsachen dazu bringen, Luftsprünge zu vollführen. Und verfressene Naschkatzen sollten ihre geliebten Leckerli nicht etwa «gratis» serviert kriegen, sondern ruhig ein wenig dafür arbeiten: Versteckte Belohnungen bringen solche Gourmet-Königinnen dazu, freudig durch die ganze Wohnung zu streifen. Wilde Jäger lassen sich gerne mit Feder- und Fellspielsachen zu Jagdspielen im Haus verführen. Nicht selten erweisen sie sich sogar als sehr apportierfreudig und bringen ihre Beute zurück, damit die Indoor-Jagd von Neuem losgehen kann. Mensch und Katze: ein Thema mit Geschichte Menschen und ihre Katzen – ein ganz besonderes Thema. Seit rund 9000 Jahren gehen Katzen und Menschen gemeinsam durchs Leben, und unsere heutigen Stubentiger sind ihrer wilden Stammform nach wie vor sehr ähnlich. Unter anderem diese Eigenschaft ist es wohl, die die meisten Katzenhalter von ihren Superpumas schwärmen lässt. Da spielt es keine Rolle, ob der Katzenpapi Strassenfeger oder Bankdirektor ist: Sie alle gehen auf, wenn sie darüber berichten, welche ganz speziellen Eigenschaften ihre Katze hat und was sie am liebsten mag. Diese Geschichten sind denn auch selten langweilig. Kein Wunder: Die wenigsten dieser KatzenStorys ähneln sich, denn Katzen haben zum einen ihren ganz individuellen Charakter und zum anderen bauen sie zu jedem Menschen eine ganz eigene Beziehung auf. Entsprechend ist auch das Einfühlungsvermögen der Katzenhalter gefragt, wenn ein unerwünschtes Verhalten der Mieze die Mensch-Katzenbeziehung trübt: Der Katzenhalter kennt sein Büsi am besten und kann (durchaus auch mit Hilfe von Fachpersonen) herausfinden, wo der Schuh drückt und warum sich das Verhalten seines vierbeinigen Familienmitgliedes plötzlich verändert. Die Katze, das unbekannte Wesen Wussten Sie, dass unsere Samtpfoten ein Riechorgan mehr besitzen als wir Menschen? Interessiert sich ein Stubentiger für einen Geruch ganz besonders, beginnt er einfach zu «flehmen» und zieht sich dabei den besonderen Geschmack mit leicht geöffnetem Maul durch sein «Jacobsonsches Organ». Ausserdem verfügen die edlen Pelztiere über eine sehr empfindliche Zunge und einen Geschmackssinn, der sich von unserem stark unterscheidet: So können sie verschiedene Geschmacksrichtungen von Wasser unterscheiden, besitzen aber im Gegenzug kaum Rezeptoren für Süsses. Diese Eigenschaft kann für die Katze sogar gefährlich werden, und zwar dann, wenn sie von unwissenden Menschen mit Schokolade verwöhnt wird. Die ist für die Gattung Samtpfote nämlich giftig, und bereits eine Tafel der süssen Masse reicht zum tierischen Verenden. Wer also seine Weihnachtsschöggeli mit seinem vierpfotigen Liebling teilt, verübt einen geradezu fiesen Vergiftungsanschlag. Noch gefährlicher ist Alkohol: Wer seiner Katze zu den Festtagen Sekt ins Trinkwasser giesst, leistet sich einen dummen und gefährlichen Scherz und kann nur hoffen, dass die Katze dieses Getränk instinktiv verweigert. Ist das Büsi plötzlich wieder unsauber, hat dies meistens Gründe. Lassen sich keine solchen ausmachen, sollte man die Katze zum Tierarzt bringen. Gewaltsame Massnahmen stellen wie überall keine Lösung dar, sondern verunsichern das Tier noch zusätzlich. BILD ABSOLUTIMAGES ⁄ FOTOLIA Sprechen Sie kätzisch? Sie denken, das Gespräch mit einer Katze müsse zwangsläufig sehr einseitig verlaufen? Da irren Sie! Wer darauf achtet, der erhält ganz schön viele Infos von seinem Büsi. Freilich muss der Mensch dazu ein wenig kätzisch lernen, um Fragen und Antworten seines Stubentigers deuten zu können. Alleine das gute alte Miauen kann vieles bedeuten. Es deutet aber immer darauf hin, dass die Katze Aufmerksamkeit will. Wer angemauzt wird, muss seine Katze genau beobachten, um herauszufinden, was sie gerade möchte. Miau kann bedeuten: «Ich habe Hunger», «Ich will gestreichelt werden» oder auch «mir tut etwas weh, mich regt etwas auf». Dieses Miau ist ein Überbleibsel aus der Kinderzeit unserer Katzen. Als Babys miauen sie nach der Mutter, wenn sie sie benötigen. Und unsere Hauskatzen behalten dieses Miau auch im Erwachsenenalter bei und benutzen es als Kommunikationsmittel mit menschlichen Lebenspartnern. Neben dieser Art der Sprache setzen unsere Miezen auch ihren Körper zur Kommunikation ein: Ohren, Augen, Mund, die ganze Körperhaltung und auch der Schwanz sprechen Bände für denjenigen, der Katzen verstehen will. Unsauberkeit: Strafe muss nicht immer sein! Eines der häufigsten Probleme, das zwischen Mensch und Katze auftaucht, ist eine plötzliche Unsauberkeit des Büsis. Es ist einleuchtend, dass sich kein Zweibeiner freut, wenn es in seiner Wohnung plötzlich riecht wie in einem überdimensionalen, schlecht gereinigten Katzenklo. Klar ist aber auch, dass Katzen nicht aus berechnender Bösartigkeit «rumbiseln», sondern vielmehr mit ihrer Unsauberkeit einem Problem Ausdruck verleihen. Brutale Massnahmen, wie zum Beispiel das Nase-in-den-Urin-drücken, sind grausam und unwirksam: Das einzige, was das Büsi daraus lernen wird, ist schreckliche Angst vor seinem Halter zu empfinden. Anstelle von Gewalt muss der Mensch hier seinen Kopf einsetzen: Zuallererst gilt es abzuklären, ob der Gang zur Katzentoilette überhaupt möglich ist. Ist etwa die Tür geschlossen oder verängstigen Geräusche (z. B. schleudernde Waschmaschine) die Katze bei ihrem Geschäft? Sind Katzenklo, Putzmittel oder Einstreu neu oder für die Mieze unangenehm oder kassiert der Stubentiger bei seinen Toiletten-Besuchen sogar Prügel von der Zweitkatze, weil diese das Klo als ihr Revier beansprucht? Wenn solche Punkte ausgeschlossen werden können, steht der Gang zum Tierarzt an: Der klärt dann ab, ob vielleicht gesundheitliche Probleme dem Stubentiger das rechtzeitige Erreichen der Toilette verunmöglichen. Erweist sich die Mieze als körperlich gesund, empfiehlt sich eine fachliche Besprechung mit einem tierpsychologischen Berater. Auch wenn sich Katzen oft als erziehungsresistent erweisen und ihren Katzenschädel durchsetzen wollen, ist gegen die meisten kätzischen «Unarten» ein Mittelchen gewachsen. paar Tropfen Baldrian machen den Katzenbaum noch interessanter. Und sobald sich Ihr Stubentiger daran gewöhnt hat, seine Krallen am Kratzbaum zu wetzen, können Sie damit beginnen, den Baum jeden Tag ein paar Zentimeter in Richtung des gewünschten Platzes zu verrücken. Die Plastikfolie sollte allerdings solange auf dem Sessel bleiben, bis sich die Katze definitiv an ihren neuen Kratzplatz gewöhnt hat. ■U nerwünschte KrallenwetzAttacken Katzenbesitzer, die ihre Tapeten und Polstermöbel vor den scharfen Krallen ihrer Mieze schützen wollen, besorgen sich am besten einen Kratzbaum (irgendwo müssen die Katzenkrallen ja gewetzt werden). Stellen Sie den Baum direkt neben das bisher bevorzugt attackierte Möbelstück, zum Beispiel vor den Sessel, und verkleiden Sie den Sessel mit einer Plastikfolie – dieser wird jetzt erst mal verschont bleiben. Ein ■K üchen-Lektionen: Unangenehm, aber ungefährlich Ein Sprung auf den Herd hatte schon bei vielen Katzen ernsthafte Brandverletzungen zur Folge. Völlig schmerzfrei bringen Sie Ihrem Stubentiger bei, diesen Küchenbereich zu meiden, indem Sie ein doppelseitiges Klebeband auf dem Kochherd anbringen. Der Kontakt mit dem Klebestreifen ist für die Mieze zwar unangenehm, aber ungefährlich. So lernt das Büsi, den Herd zu meiden. Ist Katzenerziehung unmöglich? Auch Katzenhalter haben Pflichten Wer sich eine Katze anschafft, weil er glaubt, er hätte mit einem pflegeleichten Schmusetier gar keine Pflichten, der irrt sich. Neben den jährlichen Impfungen und regelmässigen Entwurmungen haben die Miezen nämlich auch einen Anspruch auf tägliche Spiel- und Schmusestunden sowie auf Gesundheitskontrollen, Fell- und Körperpflege (je nach Haarlänge sogar täglich). Daneben darf ein zukünftiger Katzenhalter auch die gesteigerte Wohnungspflege nicht vergessen: Regelmässiges Reinigen der Katzentoilette, Katzenhaarentfernung auf allen möglichen Schlaf- und Liegeplätzen und die Erstellung von Aussichtsplätzen und Spielmöglichkeiten gehören ebenso zur Katzenhaltung wie die Eliminierung möglicher Gefahrenquellen in der Wohnung und die Sicherung des Balkons mit einem Katzennetz. Auch Büsis, die Auslauf ins Freie geniessen, sind mehr als nur Gäste in der Wohnung ihres Halters und haben Anspruch auf eine Katzentoilette, die ihnen zumindest die Möglichkeit gibt, Nachbars Garten zu verschonen. Das alles ist keine Hexerei, aber ein Aufwand, den Katzenhalter ihren Miezen schuldig sind – und für den uns unsere Stubentiger immer wieder mit wohligem Schnurren danken.