Pfadfinder-Versprechen amWasserfall - Pfadfinder

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Pfadfinder-Versprechen amWasserfall - Pfadfinder
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Reportage am Samstag
Nummer 204
Sa., 3. / So., 4. September 2016
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Das Sumpfgelände im
Nationalpark der Adirondack Mountains brodelt
in der Mittagshitze.
Bilder: hfz (11)
Father Sam, ehemaliger Eagle-Scout der BSA, setzte den Gästen den Indianerschmuck auf – Zeichen besonderer Zeremonie und großer Ehre.
Ein touristisches Muss: das Washington Monument in der Hauptstadt.
Pfadfinder-Versprechen am Wasserfall
Mücken, Schwarzbären,
Wassermassen, extreme
Hitze, aber auch „extrem
freundliche Menschen“:
Das größte und teuerste
Gruppenunternehmen in
der Stammesgeschichte
der St.-Georgs-Pfadfinder
Sulzbach ist abgeschlossen.
Zehn erschöpfte, aber
glückliche Reisende stiegen
in München aus dem
Flugzeug. Drei Wochen
USA und Kanada endeten
stilgerecht: in einer echten
bayerischen Brotzeit.
Die Niagarafälle erkundete das Team auch mit
dem Schiff „Maid of the
Mist“ bis zur Höhle der
Winde.
Von Joachim Gebhardt
Sulzbach-Rosenberg. Viele Monate
Vorbereitung, Arbeit und Engagement steckte der Rovertrupp „Oichkatzl“ in die Vorbereitung, bis das
Budget von rund 22 000 Euro stand
– auch dank einiger großzügiger
Sponsoren. Die Begegnung mit
nordamerikanischen Pfadfindern
rückte in greifbare Nähe. Vom Bürgermeister verabschiedet, ging es
zwölf Stunden von München über
Paris nach Washington – das Abenteuer konnte beginnen.
Tages-Hike im Naturpark – Pfadfinder wandern oft und gerne.
Der Fernsehturm von Toronto bildete vor dem Abendessen ein beliebtes Motiv.
Einsamkeit auf der National Road zwischen Kingston und Ottawa nördlich des Lake Ontario.
Washington Monument, Weißes
Haus, Lincoln Memorial, Kongress,
Museen – all das in drei Tagen zu
D
as Pfadfinderwesen
ist in Amerika weiter
verbreitet als bei uns
und genießt hohen
Stellenwert
Leiter Tobias Gräf
absolvieren, stellte schon die erste
Herausforderung dar. Vier Tage in
New York mit all seinen Attraktionen mündeten in eine unerwartete
Begegnung auf dem Empire State
Building: Ein Trupp Pfadfinder aus
Florida staunte nicht schlecht über
die Kollegen aus Übersee.
Unvergesslich bleiben den Herzogstädtern auch die Niagara-Fälle:
Per Schiff und zu Fuß erkundeten
sie das Weltwunder bei Buffalo. Sie
trafen auch einen Alt-Pfadfinder,
mit dem sie schon übers Internet
Kontakt geknüpft hatten: Harry DeBan, der internationale Repräsentant des Bezirks der Boyscouts of
America an der Grenze zu Kanada,
Sie haben es geschafft: Das nächtliche Versprechen am Wasserfall in den Adirondacks krönt das langersehnte rote Rover-Tuch.
freute sich sehr über den einmaligen Besuch. Father Sam, ehemaliger Pfadfinder und jetzt der örtliche Priester, ließ die Gruppe in seiner Kirche übernachten und versorgte sie mit Pizza.
Ein ganzes altes Fort bei Buffalo,
malerisch gelegen am Ontario-See,
hatten die Sulzbach-Rosenberger
dann für sich allein. Das Old Fort
Niagara aus dem 17. Jahrhundert
bot Platz für eine einsame OpenAir-Übernachtung mit herrlichem
Blick auf die 80 Kilometer entfernte
Skyline von Toronto über den Niagara River. Zwei Tage in der kanadischen Großstadt brachten jede
Menge Erlebnisse.
doch recht friedlichen Schwarzbären bereiteten die Reisenden auf
den Höhepunkt des Trips vor: Das
feierliche Pfadfinderversprechen,
abgelegt im nächtlichen Wald im
Fackelschein an einem Wasserfall,
machte die Pfadfindergruppe allesamt zu Rovern – das werden sie ihr
Leben lang nicht vergessen.
Stadtwimpel. Von Buffalo führte
der Rückflug über den größten
Flughafen der Welt in Atlanta nach
München – dort warteten die Eltern und machten mit einer bayerischen Brotzeit den drei Wochen
Fastfood das ersehnte Ende.
Die örtlichen Pfadfinder in Buffalo setzten mit einem Barbecue und
einer Pool-Party den gastfreundlichen Schlusspunkt. Gegenseitiger
Austausch von Informationen über
Kluft und Aufgaben mündete in die
Übergabe des Gastgeschenks, der
vom Bürgermeister mitgegebenen
Tobias Gräf, Vorsitzender des Stammes, erläuterte unserer Zeitung die
Besonderheiten des Trips. „Das
Pfadfinderwesen ist in Amerika
weiter verbreitet als bei uns und
genießt hohen Stellenwert“, erklärt
er die „extreme Gastfreundschaft“.
See wie ein Meer
Raus aus dem Großstadtdschungel
und auf ins kanadische Hinterland
bei Ottawa, lautete die neue Devise. Übernachtung auf Campingplätzen am meeresähnlichen Lake
Ontario (so groß wie RheinlandPfalz) und im Fitzroy Provincial
Park machten den Pfadfindern die
Weite und Unberührtheit der kanadischen Wildnis bewusst. Zwei Abstecher nach Ottawa und Montreal
beschlossen den Kanada-Aufenthalt, die Adirondack Mountains im
Bundesstaat New York lockten die
Gruppe zu einem viertägigen Camping-Abstecher.
Baden in kristallklaren Seen,
Wandern in den riesigen Wäldern
um die High Peak Mountains und
mehrfacher Kontakt mit letztlich
Harry DeBan vom örtlichen Stamm
organisierte eine kostenlose Bootsfahrt, eine Übernachtung und ein
Barbecue für die Gäste.
Extrem gastfreundlich
Total beeindruckt habe die Gruppe die enorme Weite und unendliche Natur ohne jegliche Besiedlung, stundenlange Fahrten über
die Highways vorbei an Wäldern
und Seen. Aber auch das Bekenntnis zu den Werten der Pfadfinder
beim Erhalt der roten Halstücher
im nächtlichen Versprechen – Reflexion über eigenen Werdegang
vom Wölfling über Jungpfadfinder
und Pfadfinder bis zum Rover.
Aggressive Mücken waren nur
mit amerikanischen Chemie-Keulen abzuwehren, extreme Hitze bis
zu 40 Grad ließ sich am besten in
den beiden klimatisierten Mietwagen ertragen, mit denen die Gruppe rund 3700 Kilometer zurücklegte durch Washington D.C., Maryland, New Jersey, New York, Pennsylvania sowie Ontario und Quebec
in Kanada.
„Fast Food, Shakes und Süßigkeiten sind unglaublich billig, Gemüse
aber sehr teuer“, erläutert Tobias
Gräf den Nahrungsmittel-Sektor.
Burger und Sandwiches, kein
Schwarzbrot weit und breit: „Wir
haben bayerisches Essen sehr vermisst!“ Trotzdem habe kaum je- Montreal war die letzte Großstadt in Kanada auf der dreiwöchigen Reise der Pfadfindergruppe.
mand zugenommen, schließlich
gab es jede Menge lange Wegstrecken zu bewältigen.
Fazit: ein herrliches, prägendes
Erlebnis für die Gruppe, einmalig,
rekordverdächtig und in echter
Pfadfindertradition perfekt vorbereitet und absolviert. Im Oktober
werden die Sponsoren und Gönner
zu einem Grill- und Fotoabend ins
Pfadfinderheim eingeladen, dann
dürfen alle Anteil haben an diesem
Ereignis. Erfüllt hat sich auf jeden
Fall der Wunsch, den ihnen alle Daheimgebliebenen mitgegeben haben auf die lange Reise: Gut Pfad!
Oichkatzl
Das ist die USA-Kanada-Truppe
der DPSG Sulzbach:
■ Leiter: Tobias Gräf (Vorsitzender); Pascal Platzer, Katrin Mertel.
■ Pfadfinder: Korbinian Wirth,
René Zimmermann, Paul Wolfsteiner, Max Pilhofer, Luca Henselmann, Tobias Hermann, Alexander Kopp. (ge)
Auf dem Empire State Building trafen die Herzogstädter einen BSA-Trupp aus dem fernen Florida.