Politik des Welthandels (II)
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Politik des Welthandels (II)
c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Politik des Welthandels (II) Multilaterale Außenwirtschaftspolitik 1 Georg Koopmann Universität Hamburg Wintersemester 2009/10 Vorlesung Außenwirtschaftspolitik Modul 5 19. November 2009 Theorie und Praxis der WTO 1 2 3 4 ÖKONOMISCHE RATIONALITÄT MULTILATERALER AUßENWIRTSCHAFTSPOLITIK: LÖSUNG EINES GEFANGENENDILEMMAS 4 INSTITUTIONALISIERUNG MULTILATERALER AUßENWIRTSCHAFTSPOLITIK IN DER WTO 22 POLITISCHE ÖKONOMIE MULTILATERALER LIBERALISIERUNG UND REGELSETZUNG 38 POLITISCHE ÖKONOMIE DER DURCHSETZUNG MULTILATERALER REGELN AM BEISPIEL DER STREITSCHLICHTUNG 50 ANHANG 1: STAND DER DOHA-RUNDE 58 ANHANG 2: STREITSCHLICHTUNG 72 LITERATUR 76 1 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Die Doha-Runde in der WTO • Spiegelbild multilateraler Handelspolitik • Start (November 2001) in Doha (Katar) • Cancún (September 2003), Revision („JuliPaket“ 2004), Hongkong (Dezember 2005), Suspendierung (Juni 2006) • Neustart (Februar 2007) und erneute Krise (Juli 2008) • Problem der „Quadratur eines doppelten Dreiecks“: Themen und Spieler • Themen: Agrarsubventionen; Agrarimportzölle; Marktzugang bei Industriegütern und Dienstleistungen • Spieler: EU, USA, G-20 • „Zeitfenster“: 2010/11 (post US-Wahlen) Die Doha-Runde (2001 -) ist das Spiegelbild multilateraler Handelspolitik bzw. der „real existierenden“ Welthandelsorganisation (World Trade Organisation/WTO): • Verschärfte Interessengegensätze aufgrund neuer Knappheit bei Agrarprodukten und chinesischer „Exportoffensive“ bei Industriegütern, die bei Marktöffnung verstärkt auch andere Schwellenländer treffen könnte. • Drei Hauptspieler: Europäische Union, Vereinigte Staaten von Amerika und G20 (Gruppe von 20 plus „aufstrebenden“/“emerging“ Volkswirtschaften/Entwicklungsländern; nicht zu verwechseln mit der neuen G20 der führenden Wirtschaftsnationen). • Drei Hauptthemen der Marktzugangsagenda (zu unterscheiden von der „Regel“Agenda) mit unterschiedlichen Konstellationen zwischen “demandeurs“/Antragstellern und Adressaten: 1. Agrarsubventionen (Export- und Inlandssubventionen): EU und G20 versus USA. 2. Agrarimportzölle: USA und G20 versus EU. 3. Marktzugang im Industrie- und Dienstleistungssektor (Abbau von Zöllen und Regulierungen): EU und USA versus G20. 2 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Zum aktuellen Stand der Verhandlungen in der Doha-Runde s. auch Anhang 1. Multilaterale Außenwirtschaftspolitik: Übersicht 1. Ökonomische Rationalität multilateraler Außenwirtschaftspolitik: Lösung eines Gefangenendilemmas 2. Institutionalisierung multilateraler Außenwirtschaftspolitik in der WTO 3. Politische Ökonomie multilateraler Liberalisierung und Regelsetzung 4. Politische Ökonomie der Durchsetzung multilateraler Regeln am Beispiel der Streitschlichtung 5. WTO-Vorgaben für die nationale/regionale Handelspolitik 3 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 1 19.11.2009 12:17:00 Ökonomische Rationalität multilateraler Außenwirtschaftspolitik: Lösung eines Gefangenendilemmas Kurzbeschreibung Die ökonomische Rationalität multilateraler Außenwirtschaftspolitik ergibt sich aus dem Gefangenendilemma. Das Gefangenendilemma in der Handelspolitik durch Anbahnung von Kooperation zwischen Staaten zu überwinden, ist die zentrale Aufgabe der WTO. Die WTO ist der Exponent multilateraler Außenwirtschaftspolitik. Standardökonomische Erklärung des handelspolitischen Gefangenendilemmas bzw. des nichtkooperativen Gleichgewichts basierend auf dem Optimalzollargument. Politökonomische Erklärung des handelspolitischen Gefangenendilemmas/nichtkooperativen Gleichgewichts basierend auf dem Modell des Politischen Marktes für Protektion. Krugman&Obstfeld (2009) behandeln das Gefangenendilemma in Kap. 9.4.1., das Optimalzollargument in 9.2.1 und den Politischen Markt für Protektion im Rahmen von 9.3. Die ökonomische Analyse multilateraler Außenwirtschaftspolitik setzt bei der Frage an, worin eigentlich der Zweck – die Rationalität – eines multilateralen Handelsabkommens besteht. M.a.W.: Es wird ein Problem gesucht, das bestünde, wenn es ein solches Handelsabkommen nicht gäbe, und das durch handelspolitische Kooperation gelöst werden könnte. Dieses Problem wird durch das Gefangenendilemma treffend abgebildet. Eine mögliche Lösung des Problems ist die handelspolitische Kooperation in der WTO (Bagwell/Staiger 2002). 4 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Ökonomische Rationalität der WTO • Ökonomische Theorie - Starker Anreiz für unilaterale Marktöffnung - Paul Krugman: “If economists ruled the world, there would be no need for a World Trade Organization”. • Empirische Evidenz: Protektion und Kosten der Protektion • Politische Ökonomie - Verbreiteter Protektionismus - Notwendigkeit handelspolitischer Kooperation • Fazit: Die WTO ist ein Produkt des Widerspruchs zwischen ökonomischer und politischer Logik. Ökonomische Theorie Starker Anreiz für Länder, die Märkte einseitig zu öffnen bzw. offenzuhalten. Fragwürdigkeit des Protektionismus: Joan Robinson, eine der herausragenden Ökonomen des 20. Jahrhunderts und seinerzeit Mitglied der Cambridge School, karikiert den Protektionismus mit folgendem Bild: „If your trading partner throws rocks into his harbour, that is no reason to throw rocks into your own.“ Ähnlich argumentiert Frédéric Bastiat, ein französischer Nationalökonom des 19. Jahrhunderts: Zölle gegen Zölle zu setzen, sei genau so sinnlos, wie die eigenen Häfen deshalb zu versperren, weil andere Länder Felsenküsten haben. Die Methode Bastiats war “reductio ad absurdum”. Ein Beispiel dafür ist die Petition Bastiats im französischen Parlament zugunsten der Kerzenmacher und mit ihnen verbundener Branchen: Da deren härtester und unendlich überlegener Konkurrent die Sonne sei, die zu einem unglaublich niedrigen Preis/zum Nulltarif den Inlandsmarkt überflutete, forderte Bastiat ein Gesetz, das es zur Auflage machte, alle Rollos zu schließen, um das Sonnenlicht auszublenden und die heimische Kerzenindustrie in Schwung zu bringen. Diverse Differenzierungen und Relativierungen (kleines Land/großes Land; Industrie/Entwicklungsland; infant industry; strategische Handelspolitik etc.) stellen den wohlfahrtsökonomischen Grundsatz, dass unilateraler Freihandel die beste Lösung ist, nicht fundamental in Frage. 5 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Folglich wären auch internationale Institutionen, die Marktöffnung auf Gegenseitigkeit ermöglichen sollen, nicht notwendig. Zitat Paul Krugman: “If economists ruled the world, there would be no need for a World Trade Organization” (Krugman 1997, p. 113). Empirische Evidenz However, history has shown that, contrary to what economic theory would predict, it is not free trade, but rather protectionism, that prevailed in trade politics. A famous exception was Great Britain in the 19th century. The unilateral lifting of agricultural tariffs in Great Britain in 1846 (introduced in 1815 as a counter-action against Napoleon’s continental blockage) led to a significant expansion of trade in relation to GDP (gross domestic product) and consequently to large income increases in the country. Even today, the international exchange of goods and services is still far away from the theoretically ideal state of free trade, which is most obvious in the present global financial and economic crisis.1 Krugman und Obstfeld (2009, S. 289) bemerken in diesem Zusammenhang, dass “die Stadt Hongkong, die rechtlich zu China gehört, aber eine unabhängige Wirtschaftspolitik betreibt, … vielleicht die einzige moderne Volkswirtschaft ohne Zölle oder Importquoten (ist)“. Governments interfere with free trade in various ways, in order to protect domestic firms against foreign competitors on domestic markets (e.g. by imposing tariffs or quotas on imports) or to support them on foreign markets (through the granting of export subsidies, for instance) or to restrain domestic supply on international markets (such as through raising export taxes). 1 Ample evidence on this is provided at http://www.globaltradealert.org. 6 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Derartige Maßnahmen sind gesamtwirtschaftlich mit erheblichen Kosten verbunden, wie aus den folgenden Folien beispielhaft zu ersehen ist. Geschätzte Kosten der Protektion (in Prozent des Nationaleinkommens) Brasilien (1966) 9,5 Türkei (1987) 5,4 Philippinen (1978) 5,4 USA (1983) 0,26 Quelle: Krugman&Obstfeld (2009) Auswirkungen des Protektionismus in den USA (in Milliarden Dollar) Auswirkungsbereich Beklei Textilien dung Alle Wirtschaftszweige Konsumentenkosten 21,16 3,27 32,32 Produzentengewinn 9,90 1,75 15,78 Zolleinnahmen 3,55 0,63 5,86 Quotenrente 5,41 0,71 7,12 Produktions- und Konsumverzerrungen 2,30 0,18 3,55 Wohlfahrtsverlust insgesamt 7,71 0,89 10,42 Quelle: Krugman&Obstfeld (2009) 7 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Politische Ökonomie Doppelter Ansatz: 1. Erklärung von Phänomenen die der ökonomischen Logik widersprechen. Ein solches Phänomen ist der Protektionismus, der in den internationalen Handelsbeziehungen weit verbreitet ist. Beispiel für modernen/aktuellen Protektionismus: Antidumpingmaßnahmen der Europäischen Union und der Vereinigten Staaten von Amerika gegenüber China. 2. Erklärung der Funktionsweise von Institutionen zur Überwindung solcher Phänomene. Institutionalisierung internationaler Kooperation in der Handelspolitik. Reaktion auf exzessiven Handels- und Währungsprotektionismus (spiralenförmige handelspolitische Aufrüstung und Abwertungswettlauf der Währungen) in der Folge des Börsenkrachs von 1929 und des US-Handelsgesetzes (Smoot-Hawley Tariff Act) von 1930. Erkenntnis, dass Kooperation zwischen Staaten sich ohne internationale Institutionen nur schwer organisieren und aufrechterhalten lässt (Narlikar 2005, p. 3). Eine solche internationale Institution ist die WTO. Fazit Das multilaterale Handelssystem – und damit die WTO – ist ein Produkt des Widerspruchs zwischen ökonomischer und politischer Logik. Die Hauptrolle der WTO besteht darin, diesen Widerspruch zu überwinden, indem die Staaten zur Kooperation veranlasst und dadurch in die Lage versetzt werden, sich aus einem handelspolitischen Gefangenendilemma zu befreien. 8 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Das Gefangenendilemma in der Handelspolitik Nicht gestehen Gestehen Optionen Gefangener A Grundschema des Gefangenendilemmas Optionen Gefangener B Nicht gestehen 2, 2 Gestehen 4, 1 1 = Straffreiheit 2 = milde Strafe 3 = mittlere Strafe 1, 4 3 ,3 4 = harte Strafe Strafmaß für Gefangenen A vor dem Komma Strafmaß für Gefangenen B hinter dem Komma Im Grundmodell des Gefangenendilemmas wird gezeigt, dass die beiden Gefangenen, weil sie sich untereinander nicht absprechen können, am Ende ihr gemeinsam begangenes Verbrechen gestehen, obwohl es für beide besser gewesen wäre, nicht zu gestehen. Es kommt zu einem nicht-kooperativen Gleichgewicht, bei dem die Beteiligten ein suboptimales Ergebnis erzielen: Zwei Strafgefangene haben gemeinsam ein schweres Verbrechen begangen. Die Polizei verfügt über genügend Beweise für ein Vergehen zweiten Grades, das zu einer milden Strafe führen würde, aber nicht für ein Vergehen ersten Grades, das mit einer harten Strafe verbunden wäre. Um der Strafe zu entgehen, können die Gefangenen sich als Kronzeugen zur Verfügung stellen. Das Ausmaß der Strafe hängt dann davon ab, wie sich der jeweils andere Gefangene verhält: Wenn z.B. der Gefangene A nicht gesteht und der Gefangene B sich als Kronzeuge anbietet, geht B straffrei aus, während A die Höchststrafe erhält. Wenn beide gestehen, werden beide bestraft. Das Strafmaß liegt in diesem Fall zwar unterhalb der Höchststrafe, aber es liegt höher als in dem Fall, in dem keiner gesteht und damit höher als die milde Strafe. Die beste Lösung für beide Gefangene ist also, nicht zu gestehen. Zu dieser Lösung kommt es aber nicht, weil die beiden Gefangenen sich untereinander nicht absprechen können. Beide werden deshalb ein Geständnis ablegen und die mittlere Strafe erhalten. Dieses nichtkooperative 9 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Ergebnis wird nach seinem Entdecker John Nash, Nobelpreisträger in Ökonomie und Mathematiker der Princeton University, auch Nash equilibrium genannt. Das Gefangenendilemma lässt sich auf die Handelspolitik übertragen. In der folgenden Folie sind die Strafmaße durch Wohlfahrtsmaße und die beiden Gefangenen durch zwei Länder (A und B) ersetzt. Die Wohlfahrt für das Land A ist in jedem einzelnen Feld unten links, die Wohlfahrt für das Land B oben rechts angegeben. Wir betrachten zunächst ein einstufiges (Prozess-) Spiel, bei dem keine internationale Kooperation stattfindet bzw. keine internationalen Institutionen wie die WTO existieren. Das Gefangenendilemma in der Handelspolitik Marktöffnung Land B Nein Ja 10 10 Nein Marktöffnung Land A Ja 12 3 3 12 5 5 Zahlen links unten in jedem Feld: Wohlfahrtsmaß für Land A Zahlen rechts oben in jedem Feld: Wohlfahrtsmaß für Land B Vor die Wahl gestellt, die Märkte offen zu halten (oder zu öffnen) oder Handelsschranken zu errichten (oder beizubehalten), werden beide Länder sich dafür entscheiden, Handelschranken zu errichten. Dabei glaubt jedes einzelne Land, das beste Ergebnis erzielen zu können, wenn es selbst Handelsschranken errichtet und das andere Land seine Märkte offen hält. In der Logik des Gefangenendilemmas führt dies dazu, dass beide Länder ihre Märkte geschlossen halten, obgleich es für beide Länder besser – und für die (in diesem Modell aus zwei Ländern bestehende) Welt insgesamt am besten – wäre, die Märkte zu öffnen. Ohne Kooperation ist für beide Länder Marktabschließung die dominante Strategie. 10 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Erklärung des Gefangenendilemmas Erklärung des Gefangenendilemmas • Wohlfahrtsökonomischer Erklärungsansatz: - Modell des benevolenten Staates, der durch Optimalzölle eine Verbesserung der Terms-ofTrade anstrebt. - Wohlfahrtseinbußen durch simultane Optimalzollstrategien. • Politökonomischer Erklärungsansatz: - Modell des interessegeleiteten Staates, der an Stelle ökonomischer politische Kosten und Nutzen von Maßnahmen abwägt. - Politische Einbußen durch simultane Protektionsstrategien. Zwei Erklärungsansätze für das nichtkooperative Gleichgewicht: Wohlfahrtsökonomie und Politische Ökonomie 1. Im wohlfahrtsökonomischen Modell versuchen die Länder unabhängig voneinander, durch handelspolitische Interventionen ihre Terms-of-Trade (das Verhältnis von Export- zu Importpreisen) zu verbessern. Dabei liegt die Vorstellung von einem homogenen, benevolenten Staat zugrunde, der unbeeinflusst von spezifischen Interessen die Wohlfahrt seiner Bürger zu maximieren sucht. Das klassische Optimalzollargument (s. unten stehende Folien) besagt in diesem Zusammenhang, dass ein (großes) Land durch Zollpolitik (Erhebung von Importzöllen) den Weltmarktpreis beeinflussen und dadurch bessere Terms-ofTrade erzielen kann. Infolgedessen würde die nationale Wohlfahrt steigen und die Wohlfahrt der Handelspartner sinken. In der Terminologie des Gefangenendilemmas/der Spieltheorie wäre der Optimalzoll für jeden einzelnen Staat die dominante handelspolitische Strategie. Aus der Parallelität bzw. dem Gegeneinander der dominanten Strategien folgt aber, dass die Länder nicht nur Wohlfahrtsgewinne erzielen, sondern auch Wohlfahrtsverluste erleiden und am Ende insgesamt schlechter dastehen als bei handelspolitischer Abstinenz bzw. in einer Konstellation ohne handelspolitische Interventionen: Die Kombination dieser 11 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 dominanten handelspolitischen Strategien ist wohlfahrtsökonomisch dabei jeder anderen handelspolitischen Kombination eindeutig unterlegen. Preiswirkung eines Zolls Quelle: Krugman&Obstfeld (2009) Wohlfahrtseffekte eines Zolls Quelle: Krugman&Obstfeld (2009) 12 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Das Terms-of-Trade-Argument für einen Zoll – Ein großes Land, das die Auslandexportpreise zu beeinflussen vermag, kann mit Hilfe eines Zolls die Importpreise senken und seine Terms of Trade verbessern. • Dieser Nutzen muss gegen die Kosten des Zolls abgewogen werden, die sich aus dem Anreiz zur Produktions- und Konsumverzerrung ergeben. – In manchen Fällen kann der Termsof-Trade-Gewinn eines Zolls dessen Kosten aufwiegen. • Für ein großes Land ist Freihandel daher nicht unbedingt die beste Politik. Quelle: Krugman&Obstfeld (2009) Der Optimalzoll Quelle: Krugman&Obstfeld (2009) 13 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Optimalzoll • Der Zoll, der die nationale Wohlfahrt optimiert • Der Optimalzoll nimmt für ein großes Land stets einen positiven Wert an, liegt aber unterhalb des Prohibitivzolls, der jegliche Importe verhindern würde. • Für ein kleines Land liegt er bei Null, weil dieses seine Terms of Trade nicht beeinflussen kann. Quelle: Krugman&Obstfeld (2009) 2. Im politökonomischen Modell versuchen die Regierungen der Länder unabhängig voneinander, in der Handelspolitik ihren politischen Nutzen zu maximieren. Der politökonomische Ansatz stellt die Annahme des traditionellen ökonomischen Ansatzes in Frage, dass Regierungen allein die allgemeine (nationale) Wohlfahrt im Auge haben, und geht stattdessen davon aus, dass verteilungspolitische Überlegungen bzw. spezifische Interessen bei der Wahl handelspolitischer Instrumente eine wesentliche Rolle spielen und damit auch das Regierungshandeln interessengeleitet ist. Das politische Kosten-Nutzen-Kalkül dominiert in diesem Fall das ökonomische Kosten-Nutzen-Kalkül. Handelspolitik wird auf einem politischen Markt im Sinne der Theorie des Kollektivhandelns definiert. Als dominante, den politischen Nutzen maximierende handelspolitische Strategie ergeben sich dabei häufig protektionistische Maßnahmen, die einer kleinen Minderheit beträchtliche Vorteile auf Kosten der großen Mehrheit verschaffen (und zugleich die allgemeine Wohlfahrt beeinträchtigen). Analog zum wohlfahrtsökonomischen Modell führt aber die Parallelität dieser dominanten Strategien zwischen den Regierungen dazu, dass nicht nur politische Gewinne erzielt, sondern auch politische Verluste eingefahren werden (insbesondere von Seiten der Exportindustrie, die von den ausländischen Protektionsmaßnahmen negativ betroffen ist), so dass letztlich die Regierungen sich auch politisch (ebenso wie gesamtwirtschaftlich) mit Protektionismus schlechter 14 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 stellen als ohne Protektionismus: Die Kombination dieser dominanten handelspolitischen Strategien ist damit auch politökonomisch (ebenso wie wohlfahrtsökonomisch) jeder anderen handelspolitischen Kombination eindeutig unterlegen. Erläuterungen zum politökonomischen Ansatz Außer Märkten für Waren und Dienstleistungen gibt es auch Märkte für politische Aktivitäten (politische Märkte), wie z.B. einen Markt für handelspolitische Protektion. Auf einem solchen Markt wird Schutz vor ausländischer Konkurrenz gehandelt, d.h. angeboten und nachgefragt. Dies wird in der folgenden Folie modellhaft dargestellt. Der nationale Markt für Protektion Einzelwirtschaftliche Interessen Interessenkoordination Nachfrageseite Handelspolitische Maßnahmen Interessen der Politiker Institutioneller Rahmen Angebotsseite Quelle: Rodrik (1995); Smeets (2002); eigene Darstellung. Das Modell besteht im wesentlichen aus vier Komponenten, von denen zwei die Nachfrageseite und zwei weitere die Angebotsseite des Marktes für Protektion repräsentieren: Nachfrageseite 1 Einzelwirtschaftliche Interessen bzw. individuelle Präferenzen für restriktive handelspolitische Maßnahmen: Die Intensität dieser Interessen ist von den erwarteten Wirkungen protektionistischer Maßnahmen auf das individuelle Einkommen abhängig. 15 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Nachfrageseite 2 Interessenkoordination bzw. Aggregation und „Kanalisierung“ der individuellen Präferenzen im Rahmen von Interessengruppen oder politischen Parteien: Von solchen Organisationen geht dann in verschiedener Form (z.B. durch Lobbytätigkeit, Wahlkampfspenden oder Anträge im Parlament) politische Nachfrage nach Protektion aus. Angebotsseite 1 Interessen/Präferenzen der Politiker: Streben sie nach Wiederwahl, wollen sie nahestehende Gruppen begünstigen oder die nationale (vielleicht sogar die internationale) Wohlfahrt fördern? Angebotsseite 2 Institutioneller Rahmen, in dem die Interessen der Politiker artikuliert werden: „Bündelung“ der Politikerinteressen, z.B. in Parteien, Fraktionen, Ausschüssen oder in Regierungsgremien. Wer entscheidet unter welchen Einschränkungen? Entscheidungsbefugnisse auf nationaler Ebene (z.B. Rollen-/Kompetenzverteilung zwischen Parlament und Regierung). Einschränkung des nationalen Entscheidungsspielraums durch internationale Verpflichtungen/Bindungen, z.B. auf supranationaler Ebene (wie in der EU) oder auf multilateraler Ebene (wie in der WTO). Anbieter auf dem Markt für Protektion sind z.B. Politiker, die wiedergewählt werden wollen; Nachfrager sind z.B. Unternehmen (organisiert in einschlägigen Verbänden), die im Wettbewerb gegen Importe stehen (importkonkurrierende Unternehmen/Industrien). Diese Unternehmen würden von der Protektion profitieren. Andere Unternehmen, z.B. Importeure von Vor- und Zwischenprodukten, würden dagegen benachteiligt, ebenso wie Verbraucher, die nunmehr höhere Preise für importierte Endprodukte bezahlen müssen. Die Entscheidung der Politiker wird durch ein Kosten-/Nutzen-Kalkül bestimmt, bei dem politische (an Stelle ökonomischer) Kosten- und Nutzen-Überlegungen ausschlaggebend sind. Die Frage, mit der sich Politiker konfrontiert sehen, bzw. die Abwägung, die Politiker in diesem Zusammenhang treffen müssen, lautet in solchen Fällen: Was wiegt schwerer, die politische Unterstützung durch die Nutznießer einer protektionistischen Maßnahme oder die politische Gegnerschaft derjenigen Gruppen, die durch eine solche Maßnahme geschädigt würden? 16 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Über den Erfolg protektionistischer Bestrebungen entscheidet letztlich die Schlagkraft der Interessengruppen, die Protektion nachfragen und das Ausmaß der „Asymmetrie der Betroffenheit“ durch Protektion. Dies lässt sich anhand der von Mancur Olson entwickelten Theorie des Kollektivhandelns zeigen (Olson 1965). Theorie des Kollektivhandelns • Interessenpolitische Aktivitäten sind ein beschränktes öffentliches Gut - Nichtrivalität - Nichtausschließbarkeit • Erfolgsbedingungen: - Größe der Gruppe - organisatorischer Zusammenhalt • Dominanz des politischen Kalküls über das ökonomische Kalkül: - Politisch übersteigt der Nutzen von Protektionismus häufig die Kosten. - Ökonomisch ist es in der Regel umgekehrt. 17 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Kollektiventscheidungen – Dieser Ansatz wertet die politische Aktivität als ein öffentliches Gut. • Die Einführung eines Zolls beispielsweise schützt alle Unternehmen einer Branche, doch die Kosten für die vorangegangene LobbyArbeit wurden von nur wenigen Unternehmen getragen. – Eine Handelspolitik, die hohe Gesamtverluste verursacht, stößt bisweilen nicht auf Opposition, wenn diese Verluste auf zahlreiche Einzelunternehmen oder Konsumenten aufgeteilt sind. • Branchen, die gut organisiert sind (oder aus wenigen Unternehmen bestehen) können protektionistische Maßnahmen durchsetzen. Quelle: Krugman&Obstfeld (2009) Der Theorie des Kollektivhandelns zufolge sind politische Aktivitäten, wie z.B. die Suche nach Schutz vor ausländischer Konkurrenz, ein öffentliches Gut/Kollektivgut. Dies gilt für die jeweilige Gruppe, die politisch tätig wird. Es handelt sich in diesem Fall deshalb um ein beschränktes öffentliches Gut mit den bekannten Eigenschaften der Nicht-Rivalität und Nicht-Ausschließbarkeit: • Nicht-Rivalität („non-rivalry“) im Konsum: Ein Gut wird als “nichtrivalisierend” angesehen, wenn seine Nutzung durch eine Person nicht seine Nutzung durch eine andere Person beeinträchtigt. Das Standardbeispiel ist der öffentliche Park, der von vielen genutzt werden kann, ohne dass der Nutzen für jeden einzelnen dadurch gemindert wird. Um eine möglichst große Nutzung zu gewährleisten, sollte das Gut daher kollektiv bereit gestellt werden. • Nicht-Ausschließbarkeit („non-excludability“) bei der Nutzung: Es entstehen positive externe Effekte (d.h. Nutzen für Dritte, für den der Urheber keinen Preis erzielen kann); Trittbrettfahren („free-riding“) wird möglich. Beispiele sind die Landesverteidigung, der Umweltschutz und Investitionen in neues technisches Wissen. Jede dieser Bestrebungen führt zu Ergebnissen, die zumindest teilweise nicht ausschließbar bzw. nicht „privatisierbar“ sind. Private Märkte würden folglich solche Produkte entweder gar nicht oder nur in einem Umfang hervorbringen, der den Ansprüchen der Bürger nicht genügt bzw. hinter der potentiellen Nachfrage 18 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 zurückbleibt. Insoweit wäre es Aufgabe der Regierung, solches Marktversagen zu korrigieren bzw. entsprechende Märkte erst zu generieren. Politische Aktivitäten einer Gruppe haben insofern Kollektivgut-Charakter, als sie nicht nur den Aktivisten, sondern auch allen übrigen Mitgliedern der Gruppe nützen. Wir haben es daher hier, wie schon erwähnt, mit einem auf eine bestimmte Gruppe beschränkten Kollektivgut zu tun. Dabei hängt es von der Größe der Gruppe und von ihrem organisatorischen Zusammenhalt ab, inwieweit politische Aktivität stattfindet bzw. wie erfolgreich sie ist: • Je kleiner die Gruppe ist, desto größer ist der Nutzen einer politisch durchgesetzten Maßnahme für jedes einzelne Gruppenmitglied, also der Nutzen pro Kopf. • Je besser die Gruppe organisiert ist, um so eher lässt sich politische Aktivität mobilisieren. Auf diese Weise wird erklärbar, warum häufig politische Maßnahmen ergriffen werden, die einer kleinen Minderheit beträchtliche Vorteile auf Kosten der großen Mehrheit bzw. der Gesamtheit und des Gemeinwohls verschaffen. Beim Protektionismus ist dies meistens der Fall: Den Nutzen ziehen relativ wenige Produzenten, die gegen Importe konkurrieren, während die „große Masse“ der Konsumenten, Anwender, Nutzer, Verarbeiter usw., die vom Import profitieren würden, die Kosten trägt. Die Maßnahmen kommen zu Stande, weil das politische Kalkül das ökonomische Kalkül dominiert und politisch der Nutzen des Protektionismus seine Kosten übersteigt. Ökonomisch gesehen ist es in der Regel umgekehrt: Die Kosten protektionistischer Maßnahmen überwiegen ihren Nutzen. 19 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Die Modellierung des politischen Prozesses Interessengruppen „kaufen“ die Politik, indem sie ihre finanzielle Unterstützung nach der erwarteten Regierungspolitik bemessen. Quelle: Krugman&Obstfeld (2009) Wer wird geschützt? – In den Industrieländern konzentriert sich der Protektionismus häufig auf zwei Branchen: • Landwirtschaft – Die Landwirte sind gut organisiert, und in den USA z.B. begünstigt die politische Struktur ihre Einflussnahme. • Bekleidung – Sowohl die Textil- als auch die Bekleidungsbranche ist stark geschützt. Dieser Sektor beschäftigt gering qualifizierte Arbeitnehmer und weist einen hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad auf. – Künftig wird die Protektion beider Sektoren (infolge internationaler Handelsgespräche) sehr wahrscheinlich abnehmen. Quelle: Krugman&Obstfeld (2009) Vor diesem Hintergrund kann die WTO als der institutionalisierte Versuch interpretiert werden, die in ihr organisierten Staaten durch Kooperation aus dem handelspolitischen Gefangenendilemma herauszuführen. Bevor dies – in den Kapiteln 3 und 4 – im 20 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Einzelnen untersucht wird, wird im folgenden Kapitel zunächst die Entstehung der WTO, ihre Struktur und ihre Funktionsweise dargestellt. 21 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 2 19.11.2009 12:17:00 Institutionalisierung multilateraler Außenwirtschaftspolitik in der WTO Kurzbeschreibung Der Weg vom GATT zur WTO: Kurzer historischer Abriss und Strukturvergleich der beiden Institutionen/Organisationen. Dabei wird deutlich, dass die WTO einen „Quantensprung“ gegenüber dem GATT darstellt. Institutioneller Aufbau der WTO und Entscheidungsmechanismus. Charakterisierung und Spezifizierung der Grund- und Komplementärfunktionen der WTO: • Liberalisierung des internationalen Handels und Regelsetzung für die nationale/regionale Handelspolitik: Grundfunktionen. • Streitschlichtung zwischen Handelspartnern und Überwachung der Handelspolitik in den Partnerländern: Komplementärfunktionen. Krugman&Obstfeld (2009) gehen hauptsächlich im Rahmen von Kap. 9.4 auf diese Themen ein. In der WTO ist multilaterale Handelspolitik „institutionalisiert“. Institutionen sind formelle und informelle Regeln und Normen. Sie definieren Rechte und Pflichten, durch die soziales Verhalten vorhersehbar wird (Schmidt 1995: 428). North (1990) unterscheidet zwischen Institutionen und Organisationen. Danach sind Institutionen die „Spielregeln“ einer Gesellschaft (bzw. die Regeln, z.B. niedergelegt in Verträgen, die das Verhalten wirtschaftlicher Akteure leiten), während Organisationen formale Strukturen darstellen, die im Rahmen der von den Institutionen der Gesellschaft vorgegebenen Spielregeln bestimmte Zielsetzungen verfolgen. Die WTO ist beides: Eine Organisation mit formalen Strukturen und ein „Bündel“ formeller und informeller Institutionen, welche die Handelspolitik der Staaten vorhersehbar/berechenbar machen sollen und es erlauben, nicht-regelkonformes, opportunistisches Verhalten einzelner Staaten zu sanktionieren bzw. von derartigem Verhalten betroffene Staaten zu autorisieren, Sanktionen zu verhängen. 22 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Die WTO im Institutionengefüge der Weltwirtschaft • Welthandelsorganisation (WTO) - Freiheit für Internationalen Handel und Internationale Investitionen - Mitarbeiter: ca. 600 • Internationaler Währungsfonds (IWF) - Zahlungsbilanzausgleich und Währungsstabilität - Mitarbeiter: ca. 3000 • Weltbank - Wirtschaftliche Entwicklung; Strukturanpassung - Mitarbeiter: ca. 10000 Die WTO (World Trade Organisation) wurde zum 1. Januar 1995 gegründet. Sie ist einer der drei Hauptpfeiler des Weltwirtschaftssystems. Die beiden anderen Hauptpfeiler sind die zwei zentralen Internationalen Finanzinstitutionen (IFIs): 1. IWF (Internationaler Währungsfonds). 2. Weltbank bzw. Weltbankgruppe, bestehend aus International Bank for Reconstruction and Development (IBRD), International Development Association (IDA), International Finance Corporation (IFC), Multilateral Investment Guarantee Agency (MIGA) und International Center fort the Settlement of Investment Disputes (ICSID).1 Das Mandat der drei Weltwirtschaftsorganisationen lässt sich kurz wie folgt umreißen: • WTO: Freiheit für Handel und Investitionen. • IWF: Zahlungsbilanzausgleich und Währungsstabilität. • Weltbank: Wirtschaftliche Entwicklung und Strukturanpassung. 1 Die Hauptaktivitäten der Weltbankgruppe sind: (1) Kreditvergabe an „normale“ Entwicklungsländer zu Marktkonditionen (IBRD); (2) Kreditvergabe an die ärmsten Entwicklungsländer zu Vorzugskonditionen (IDA); (3) Beteiligung an Investitionen des Privatsektors in Entwicklungsländern (IFC); (4) Risikoabsicherung für ausländische Direktinvestitionen (MIGA); (5) Streitbeilegung zwischen Regierungen und Privatinvestoren (ICSID). 23 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Das gemeinsame Leitbild dieser Institutionen ist die außenwirtschaftliche Offenheit der Volkswirtschaften. Vom GATT zur WTO Entwicklungsstufen des Multilateralen Handelssystems • GATT 1947: Fragment der Havanna-Charta für eine Internationale Handelsorganisation (ITO) • Altes Bretton-Woods-System (Kleine Lösung): IWF, Weltbank, GATT 1947 (vorläufig) • GATT 1994: Teil der neuen Welthandelsorganisation (WTO) • Neues Bretton-Woods-System (Große Lösung): IWF, Weltbank, WTO Die WTO ist aus dem GATT entstanden, dem Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (General Agreement on Tariffs and Trade), das ein Fragment der nach dem Zweiten Weltkrieg geplanten International Trade Organisation (ITO) war, die in ihren Grundzügen der WTO ähnelte, aber seinerzeit nicht realisiert wurde. Als erste internationale Wirtschaftsorganisationen waren nach dem Zweiten Weltkrieg der IWF und die Weltbank gegründet worden. Die beiden Internationalen Finanzinstitutionen werden auch Bretton-Woods-Organisationen genannt, nach dem Ort im US-Staat New Hampshire, wo im Juli 1944 die internationale Konferenz stattfand, auf der sie konzipiert und auf den Weg gebracht wurden. Der IWF sollte hauptsächlich als internationale „Feuerwehr“ bei Zahlungsbilanzkrisen, die Weltbank als Kreditgeber für Wiederaufbau und Entwicklung fungieren.1 Für die Regelung des internationalen Handels war eine eigene Institution vorgesehen. Der Rechtsrahmen für die International Trade Organisation war die Havanna-Charta, die im März 1947 auf der UNO1 Das erste Weltbankdarlehen (250 Mill. US-$) wurde 1947 an Frankreich zur Finanzierung des Wiederaufbaus nach dem Krieg vergeben. 24 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Konferenz für Handel und Beschäftigung von 54 Staaten unterzeichnet wurde. Die Havanna-Charta enthielt ein Kapitel über Handelspolitik (Chapter IV: Commercial Policy) und darüber hinaus Regelungen für eine Reihe weiterer Politikbereiche wie z.B. Beschäftigungs-, Entwicklungs-, Rohstoff- und Wettbewerbspolitik. Außerdem wurden die Struktur und Funktionsweise der International Trade Organisation geregelt: Organigramm, Mitgliedschaft, Beschlussverfahren, Vertragsdurchsetzung, Streitschlichtung. Initiator der Havanna-Charta waren die USA, genauer: der „erste Arm“ der USRegierung - die Exekutive/Administration - und innerhalb der Exekutive das Außenministerium (State Department). Demgegenüber war der zweite Arm der Regierung - die Legislative/der Kongress - aus unterschiedlichen und z.T. gegensätzlichen Motiven mehrheitlich (in einer Art „unheiligen Allianz“) gegen das Vorhaben eingestellt. Für die einen war es mit zu viel wirtschaftspolitischem Dirigismus verbunden, für die anderen bedeutete es eine unzulässige Einmischung in innere Angelegenheiten.1 Für die „Perfektionisten“ war es ein Dokument voller Ausnahmetatbestände, für die „Protektionisten“ ein Dokument der Kapitulation vor Billigeinfuhren (Narlikar 2005, S. 14). Unter diesen Umständen – angesichts der zu erwartenden Niederlage - legte der damalige amerikanische Präsident – Harry S. Truman – dem Kongress die Havanna-Charta erst gar nicht zur Abstimmung vor. Die USA waren somit zugleich spiritus rector und Totengräber der Internationalen Handelsorganisation. Aus diesem Grunde kam die große Lösung – eine Architektur der Weltwirtschaft mit den drei „Pfeilern“ IWF, Weltbank und ITO – seinerzeit nicht zustande. Von der Havanna-Charta blieb nur das Kapitel Handelspolitik übrig. Es wurde von 18 Ländern zusammen mit einer Reihe bereits vorher zwischen diesen (und weiteren) Ländern ausgehandelter gegenseitiger Zollsenkungsverpflichtungen zum 1.1.1948 als Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen (General Agreement on Tariffs and Trade/GATT) provisorisch (auf der Grundlage eines „Protokolls der vorläufigen Anwendung“) in Kraft gesetzt.2 Realisiert wurde daher nur die kleine Lösung, bestehend aus den beiden Internationalen Finanzinstitutionen und dem GATT. Diese Konstruktion wird auch als das alte Bretton-Woods-System bezeichnet. 1 „Weil die ITO den Protektionisten zu liberal und den Liberalen zu protektionistisch war, lehnte eine Mehrheit der Abgeordneten den Vertrag aus gegensätzlichen Argumenten ab“ (Senti 2000, S. 19). 2 Da es sich beim GATT “nur” um einen internationalen Vertrag, nicht aber um eine internationale Organisation handelte, war in diesem Fall in den USA eine Zustimmung durch den Kongress nicht erforderlich. 25 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Das Provisorium GATT - in den Worten von Claus-Dieter Ehlermann, ehemals Richter am Europäischen Gerichtshof und Mitglied der Revisionsinstanz (Appellate Body) der WTO, ein „völkerrechtliches Gespenst“ - hat nahezu 50 Jahre lang, von 1948 bis 1994, den internationalen Handel „regiert“ und dabei auch ein institutionell-organisatorisches Eigenleben entwickelt: Aus dem Vertrag erwuchs eine „Institution mit organisationsidentischen Eigenschaften“ (Senti 1986, S. 39). Das GATT entwickelte zugleich eine hohe Anziehungskraft auf Außenstehende und damit insbesondere auf Entwicklungsländer1: Die Mitgliederzahl stieg von 18 auf 100 „Vertragsparteien“ (Contracting Parties). Am 1. Januar 1995 ging das GATT 1947 als GATT 1994 in der WTO auf. Damit wurde am Ende die große Lösung doch noch realisiert und der Kreis geschlossen. Das neue Bretton-Woods-System war etabliert, in dem die WTO gleichberechtigt neben dem IWF und der Weltbankgruppe steht (Jackson 1995, S. 20). GATT und WTO im Vergleich • 100 Vertragsparteien • 153 Mitglieder (2009) 1995: 76 (1994); 1948: 18 • Internationale • Internationaler Organisation Vertrag • Multi-Fokus: Waren/ • Uni-Fokus: Dienste, Handel/ Warenhandel Faktorwanderungen “negative“ “negative“ und “positive“ Regulierung Regulierung • Single undertaking • À la carte-Ansatz Die WTO unterscheidet sich vom GATT hauptsächlich in vier Punkten: • Universalität Der WTO gehören gegenwärtig (November 2009) 153 Länder bzw. Zollgebiete an, verglichen mit zuletzt 100 GATT-Vertragsparteien.2 Zum Gründungszeitpunkt am 1 Hierzu schreibt Narlikar (2005, S. 21): „Developing countries, despite their frequent complaints about the exclusionary GATT system, were falling over each other to accede to the organization“. 2 Im Fall der Europäischen Union sind sowohl die Gemeinschaft selbst (bzw. die „Europäischen Gemeinschaften“) als auch ihre Mitgliedstaaten Mitglied der WTO. Insoweit besteht ein gewisses Maß an Doppelzählung bei der Mitgliederzahl. 26 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 1.1.1995 waren es nur 76 Mitglieder.1 Das jüngste WTO-Mitglied ist Tonga (seit 27. Juli 2007). Die WTO hat somit eine außerordentlich hohe Anziehungs- und Expansionskraft bewiesen. Weitere 32 Länder (einschl. der Vatikanstadt) haben Beobachter-Status bei der WTO. Die Mehrzahl dieser Staaten steht in Verhandlungen mit dem Ziel eines Beitritts zur WTO. Zu den Beitrittskandidaten gehört an prominenter Stelle Russland. Nur wenige Länder stehen noch ganz außerhalb der WTO, wie z.B. Nordkorea und Syrien. Die WTO kann daher in hohem Maße Universalität beanspruchen. zumal ihre 153 Mitglieder mehr als 95 Prozent des gesamten Welthandels mit Gütern und Dienstleistungen repräsentieren. Dieser belief sich im Jahre 2008 auf 19,5 Billionen $.2 Die folgende Folie zeigt die Veränderungen in der Mitgliedschaft der WTO zwischen Industriestaaten einerseits sowie Entwicklungs- und Transformationsländern andererseits seit 1948. Es wird deutlich, dass der Mitgliederzuwachs von den Entwicklungs- und Transformationsländern bestimmt wird, die 1948 knapp 45 Prozent der GATT-Vertragsparteien repräsentierten und heute mehr als drei Viertel (77 Prozent) der WTO-Mitglieder stellen (und zugleich eine sehr heterogene Ländergruppe bilden). 1 Folglich sind nicht alle der zuletzt 100 GATT-Vertragsparteien sogleich auch WTO-Mitglied geworden. Dies hat in erster Linie rechtstechnische Ursachen in Verbindung mit der Ratifizierung des WTOAbkommens. 2 Der weltweite Warenexport betrug 2008 15,7 Billionen $, der Dienstleistungsexport 3,8 Billionen $. Dies entspricht jeweils mehr als 95% der gesamten Weltexporte. Quelle: WTO International Trade Statistics 2009. 27 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Composition of WTO Membership, 1948-2009* 118 104 16 19 18 18 1948 1955 1960 59 61 66 20 22 22 22 22 22 23 23 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 Industrialised Countries Source: WTO. • 28 76 54 45 8 10 117 35 2009 Developing and Transformation Countries * Until 1994 signatory states of the General Agreement on Tariffs and Trade (GATT) Rechtsstatus und institutionelle Gestaltung Während das GATT 1947 ein internationaler Vertrag war, für den in den USA allein die Exekutive (im Rahmen einer generellen Ermächtigung durch die Legislative) zuständig war, ist die WTO eine internationale Organisation mit eigener Rechtspersönlichkeit (und damit ein Völkerrechtssubjekt). Die Etablierung der WTO war in den USA nur mit ausdrücklicher Zustimmung (Ratifizierung) durch den Kongress möglich. In institutioneller Hinsicht ist die WTO eine „Charta-Institution“, während das GATT 1947 eine „Vertrags-Institution“ war. Die Charta für eine WTO – in Analogie zur Havanna-Charta für eine ITO - ist das „Abkommen zur Errichtung der Welthandelsorganisation“ (WTO-Abkommen). Darin ist die institutionelle und prozedurale Struktur niedergelegt, die eine effektive Anwendung der substantiellen/materiellen Regeln/Vorschriften für die Handelspolitik ermöglichen soll. Institutionelle Defizite des GATT 1947: - Gewährung von „grandfather rights“ im Protokoll der vorläufigen Anwendung des GATT und damit Vorrang der bestehenden nationalen Gesetzgebung vor GATTBestimmungen. - Entscheidungsfindung in „Klub“-Räumen/“Green Rooms“ „auf Einladung“ und c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 damit Ausschluss insbesondere von Entwicklungsländern („Marginalisierung“). - In den Verhandlungen vorherrschender Principal-Supplier-Grundsatz, demzufolge die Hauptanbieter und Hauptnachfrager von Produkten in Liberalisierungsverhandlungen eintraten, mit dem Ergebnis, dass tendenziell vor allem Produkte aus Entwicklungsländern weitgehend von der Liberalisierung ausgeklammert blieben. - Schwacher Streitschlichtungsmechanismus, insbesondere auf Grund der „positiven“ Konsensregel (s. weiter unten, Gliederungspunkt 4). • Thematischer Fokus Das GATT 1947 war auf die Regelung und Liberalisierung des internationalen Warenhandels fokussiert und im Rahmen der Liberalisierung des Warenhandels auf den Abbau von Zöllen und mengenmäßigen Handelsbeschränkungen, d.h. von Handelsschranken, die „an der Grenze“ errichtet sind („border barriers“). Dies wird auch als „negative Liberalisierung“ oder „negative Regulierung“ bezeichnet, da es hauptsächlich darum gehe, den Regierungen zu sagen, was sie nicht tun sollen (nämlich Handelsschranken zu errichten bzw. wieder zu errichten). Die WTO erfasst dagegen außer dem Warensektor auch den Dienstleistungssektor und bezieht außer Handelsströmen auch Faktorwanderungen (Direktinvestitionen, Arbeitsmigration, Wissenstransfer) mit ein. Darüber hinaus enthält die WTO verstärkt Elemente „positiver Regulierung“, indem sie auch in binnenwirtschaftliche Politikbereiche „hineinregiert“.1 Dabei wird davon ausgegangen, dass die Binnenwirtschaftspolitik sich in der Form von Handelsschranken „hinter der Grenze“ („behind-the-border barriers“) nachhaltig auf den internationalen Handel auswirken kann. Die WTO verlangt von den nationalen Regierungen z.B. Disziplin bei der Subventionsvergabe, bei der Vergabe öffentlicher Aufträge oder beim Schutz geistiger Eigentumsrechte. In diesen Fällen wird den Regierungen daher eher gesagt, was sie tun sollen („positive Regulierung“). In diesem Zusammenhang ist auch von der „neuen“ bzw. „tiefen“ handelspolitischen Agenda die Rede, die auch weitere binnenwirtschaftliche Politikbereiche wie z.B. Wettbewerbspolitik und Regelungen für ausländische Investitionen sowie Umwelt- und Sozialstandards umfasst (Young and Peterson 2007, S. 2). Unter dem GATT 1947 waren auch im Warensektor ganze Wirtschaftsbereiche 1 Die WTO geht insoweit über das im Westfälischen Frieden von 1648 niedergelegte Prinzip der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten der Staaten hinaus. Dieses völkerrechtliche Prinzip besagt, dass internationale Regelungen sich auf internationale Beziehungen beschränken und innerhalb der nationalen Grenzen die Staaten allein das Sagen haben sollen. 29 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 durch Sonderregelungen weitgehend von der (negativen) Liberalisierung ausgeschlossen, in erster Linie die Landwirtschaft und die Textil- und Bekleidungsindustrie. In der Uruguay-Runde, die zur WTO geführt hat, wurden diese „Blindstellen“ „erleuchtet“. Allerdings ist die Landwirtschaft auch in der WTO der Sektor, an dem sich die Geister scheiden und auch die laufende DohaRunde - die erste multilaterale Handelsrunde unter WTO-Ägide – bisher vergeblich „knackt“. • Vorgehensweise und Verbindlichkeit Für das GATT 1947 war ein „à la carte“-Ansatz charakteristisch. Dies galt insbesondere für den Bereich der nichttarifären Handelshindernisse (im Unterschied zu den Zollschranken). Der Abbau nichttarifärer Handelsschranken wurde in einer Reihe von Unterverträgen – Kodizes – geregelt, bei denen die Vertragsparteien des GATT wählen konnten, ob sie beitreten bzw. welchem Kodex sie beitreten wollten. Es gab z.B. Kodizes über Dumping-Praktiken, über Subventionen, über Einfuhrlizenzen oder über die Methoden zur Ermittlung des Zollwertes. Tatsächlich gehörte jeweils nur eine Minderheit der Vertragsparteien einem solchen „Klub“ an. Insbesondere die Entwicklungsländer waren nur sporadisch repräsentiert. Die Folge war eine Zersplitterung – „Balkanisierung“ - des GATT. Die WTO verfolgt demgegenüber den Ansatz des „single undertaking“. Single Undertaking bedeutet zweierlei: (1) In Verhandlungen in der WTO, wie z.B. derzeit in der Doha-Runde, gilt der Grundsatz, dass nichts vereinbart ist, solange nicht alle alles vereinbart haben. (2) Alle WTO-Mitglieder sind an alle unter dem Dach der WTO geschlossenen Abkommen gebunden.1 Die Konzipierung der WTO als „single undertaking“ schafft einen starken Anreiz, der Organisation beizutreten: Die Kosten eines Nichtbeitritts - insbesondere der Ausschluss von der „Meistbegünstigung“ in allen Regelungsbereichen der WTO – dürfte deutlich wiegen schwerer als die Verpflichtungen, welche die einzelnen WTO-Abkommen auferlegen.2 1 Von dieser Regel gibt es allerdings zwei Ausnahmen: Die WTO-Abkommen über den Flugzeugbau und das öffentliche Auftragswesen sind plurilaterale Abkommen, denen nur eine begrenzte Anzahl von WTO-Mitgliedern beigetreten ist. 2 „The GATT/WTO has had network effects, whereby the addition of every new member makes the organization more valuable to members and more desirable to nonmembers. The diversion of trade and investment associated with exclusion from the regime generated global demand to join and led to an expansion of the GATT from a small club of nations into the WTO, with nearly 150 members” (Barton et al. 2006, pp. 2-3). 30 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Das GATT ist also zugleich Vorläufer und Bestandteil der WTO; die WTO ist ein GATT plus. Struktur, Arbeitsweise und Entscheidungsmodus der WTO Struktur der WTO Struktur der WTO GATS GATT Regeln für den Warenhandel Liberalisierung des Warenhandels Regeln für den Dienstleistungshandel Liberalisierung des Dienstleistungshandels TRIPs Regeln für den Schutz geistiger Eigentumsrechte Drei-Säulen-Konstruktion des „Hauptgebäudes“ der WTO: 1. GATT (General Agreement on Tariffs and Trade) 1994: Regelsetzung und Liberalisierung im Warensektor. 2. GATS (General Agreement on Trade in Services): Regelsetzung und Liberalisierung im Dienstleistungssektor. 3. TRIPs-Abkommen (Agreement on Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights): Regelsetzung im Wissenssektor. Außer diesen drei „Tragpfeilern“ hat das „Hauptgebäude“ zwei „Stützpfeiler“: 1. den Streitschlichtungsmechanismus zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen WTO-Mitgliedern und 31 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 2. den Handelspolitischen Überprüfungsmechanismus zur Beurteilung der Handelspolitik in den Mitgliedstaaten. Neben dem „Hauptgebäude“ gibt es zwei „Nebengebäude“: die plurilateralen Abkommen über den 1. Flugzeugbau und über das 2. Öffentliche Auftragswesen. Im Unterschied zu den multilateralen WTO-Abkommen gelten die plurilateralen WTOAbkommen jeweils nur für eine begrenzte Anzahl der WTO-Mitglieder. Diese Abkommen widersprechen daher dem erwähnten Selbstverständnis der WTO als Single Undertaking; sie sind ein Fremdkörper im System. Gefüge der WTO-Abkommen Das Gefüge der WTO-Abkommen Abkommen zur Errichtung der Welthandelsorganisation g Multilaterale Abkommen über den Warenhandel g Vereinbarung über • Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen (GATT) 1994 Regeln und Verfahren zur Beilegung von Streitigkeiten g Mechanismus zur Überprüfung der Handelspolitik • Abkommen über die Landwirtschaft • Abkommen über die Anwendung gesundheitspolizeilicher und pflanzenschutzrechtlicher Maßnahmen • Abkommen über Textilwaren und Bekleidung (bis 31.12.2004) • Abkommen über technische Handelshemmnisse • Abkommen über handelsbezogene Investitionsmaßnahmen • Abkommen über Antidumping • Abkommen über Zollwertermittlung • Abkommen über Kontrollen vor dem Versand • Abkommen über Ursprungsregeln g Plurilaterale Handelsabkommen • Abkommen über das öffentliche Beschaffungswesen • Abkommen über den Handel mit Zivilluftfahrzeugen • Abkommen über Einfuhrlizenzverfahren • Abkommen über Subventionen und Ausgleichsmaßnahmen • Abkommen über Schutzmaßnahmen g Allgemeines Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen (GATS) g Abkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums (TRIPs-Abkommen) In dem dargestellten Gefüge der WTO-Abkommen spiegelt sich die beschriebene Konstruktion des WTO-Gebäudekomplexes mit (multilateralem) Hauptgebäude und (plurilateralen) Nebengebäuden, Tragpfeilern und Stützpfeilern wider. Auffällig ist die Vielzahl der Abkommen im Warensektor, der - wie gezeigt - die Keimzelle des 32 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 multilateralen Handelssystems bildet. Neben dem allgemeinen Abkommen für den Warensektor, dem GATT 1994 (d.h. dem GATT 1947 zzgl. einiger in der UruguayRunde vereinbarter Interpretationen von und Ergänzungen zu GATT 1947Bestimmungen sowie der Länderlisten mit den vereinbarten Zollsenkungen), gibt es eine Reihe spezifischer Abkommen zu bestimmten Sektoren (Agrar und Textil), bestimmten Transaktionen (Direktinvestitionen) und bestimmten handelspolitischen Instrumenten (Antidumpingmaßnahmen, Subventionsgewährung und Ausgleichsmaßnahmen, allgemeine Schutzmaßnahmen, technische Handelshemmnisse, Zollwertermittlung, Einfuhrlizenzen, Warenkontrollen vor Versand, Ursprungsregeln). Diese Abkommen sind zum Teil aus den unter dem GATT 1947 vereinbarten Kodizes über nichttarifäre Handelsschranken hervorgegangen. Im Unterschied zu den Kodizes sind sie jedoch gemäß dem Grundsatz des Single Undertaking für alle WTO-Mitglieder verbindlich. Der Dienstleistungssektor wird durch das multilaterale Dienstleistungsabkommen (GATS) repräsentiert: Zentrale Stellung der Regelung internationaler Faktorwanderungen (im Unterschied zu internationalen Handelsströmen) im GATS verglichen mit deren eher peripherer Stellung in den Abkommen über den Warenhandel, die sich in dieser Hinsicht im Wesentlichen auf die Regelung der Handelsaspekte von Direktinvestitionen (im Rahmen des TRIMs (Trade-Related Aspects of Investment Measures) - Abkommens) beschränken. Unterscheidung zwischen vier Arten der Erbringung („modes of supply“) internationaler Dienstleistungen: 1. Grenzüberschreitende Dienstleistungen („cross-border supply“). Die Dienstleistung wird in Land A erbracht und in Land B genutzt, wie zum Beispiel bei der Übermittlung von Telefongesprächen, dem Consulting via Telefon oder E-Mail oder auch auf dem konventionellen Postweg, der Erstellung medizinischer Ferndiagnosen oder dem Fernstudium/E-Learning an „virtuellen“ Universitäten. 2. Konsum der Dienstleistung im Ausland durch Inländer („consumption abroad“): Die Dienstleistung wird in Land B erbracht und dort von Bürgern aus Land A genutzt. Beispiele sind Touristen, Studenten oder Patienten aus dem Inland, die im Ausland die entsprechenden Dienstleistungen in Anspruch nehmen. 3. Erbringung der Dienstleistung im Ausland durch inländische juristische Personen („commercial presence“): Ein Unternehmen aus Land A gründet oder erwirbt eine 33 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Niederlassung in Land B, die dort ihre Dienstleistungen anbietet. Hierzu gehören beispielsweise Banken, Versicherungen, Hotelketten, Baufirmen oder Bildungseinrichtungen, die in ihrer jeweiligen Branche Direktinvestitionen im Ausland vornehmen, um dort zu „produzieren“. 4. Erbringung der Dienstleistung im Ausland durch inländische natürliche Personen („movement of natural persons“): Die Dienstleistung wird in Land B von Bürgern aus Land A angeboten. Beispiele sind Ingenieure, Monteure, Informatiker, Softwarespezialisten, Consultants, Manager, Ärzte oder Dozenten aus dem Inland, die selbständig oder für eine Firma/Einrichtung im Ausland tätig werden. The Four Modes of Supply in Goods and Services Internationalisation* (billion US $) United States Japan Goods Services Goods Mode 1 803 Mode 2 Mode 3 Mode 4 144 335 94 1000 1164 5 France Services 62 280 22 302 335 Germany Goods Services Goods Services 25 481 42 118 0 181 5 65 41 327 214 4 * Averages (2000-01) of exports and imports or sales and purchases. Source: Bénassy et al. (2006, p. 2). Der Wissenssektor wird durch das multilaterale Abkommen über den Schutz geistiger Eigentumsrechte (TRIPs-Abkommen) geregelt: Prototyp für „positive“ Regulierung in der WTO; Musterbeispiel für den Einzug handelsferner Zielsetzungen in die WTO. 34 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Arbeitsweise der WTO Organe der WTO Ministerkonferenz Allgemeiner Rat als Handelspolitisches Überprüfungsorgan Allgemeiner Rat Allgemeiner Rat als Streitschlichtungsgremium Rat für Dienstleistungshandel Rat für Warenhandel Rat für geistige Eigentumsrechte Ausschuss Multilaterale Verhandlungen (Durchführung der Doha-Runde) Ausschüsse für Plurilaterale Abkommen Flugzeugbau öffentliches Auftragswesen Weitere Ausschüsse, Arbeitsgruppen etc. An der Spitze der WTO-Hierarchie steht die Ministerkonferenz (die mindestens alle zwei Jahre einmal - und vom 30.11. - 2.12.2009 zum siebten Male - zusammentritt); darunter rangiert der (für das Tagesgeschäft zuständige) Allgemeine Rat (der ständigen Vertreter der Mitgliedsländer), der sich wiederum in je einen Rat für Warenhandel, Dienstleistungshandel und den Schutz geistiger Eigentumsrechte (entsprechend der zentralen WTO-Struktur) verzweigt. Der Allgemeine Rat wird vom Streitschlichtungsgremium und vom Handelspolitischen Überprüfungsorgan flankiert. Diesen Hauptorganen sind zahlreiche Ausschüsse und Arbeitsgruppen zugeordnet, unter denen der Ausschuss für multilaterale Verhandlungen angesichts der laufenden Doha-Runde eine zentrale Rolle spielt. 35 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Entscheidungsfindung in der WTO Entscheidungsmodus in der WTO • Entscheidungen werden vorzugsweise im Konsens getroffen. • Bei Abstimmungen gilt Ein Land – eine Stimme und - als Regel - die einfache Mehrheit. • In der Realität haben Mehrheitsentscheide geringe Bedeutung. • Dynamik der Entscheidungsfindung: -„Green-room meetings“ - Ländergruppen und Koalitionen - Lenkungsgruppen Die WTO versteht sich als mitgliedergeleitete Organisation („member-driven organisation“). Dies zeigt sich auch in einer eng begrenzten Machtfülle für die WTOExekutive, d.h. das WTO-Sekretariat. Hoekman und Mavroidis (2007, p. 124) zitieren in diesem Zusammenhang die Äußerung eines Vertreters eines Mitgliedslandes bzw. einer Vertragspartei gegenüber dem Generaldirektor des GATT während der UruguayRunde: Sir, there is a difference between you and me; I am a Contracting Party [to the GATT] and you are a Contracted Party. Mit der Gründung der WTO hat sich an diesem Verhältnis im Prinzip nichts verändert. Gemäß Artikel IX des WTO-Abkommens werden Entscheidungen vorzugsweise im Konsens getroffen (Artikel IX WTO-Abkommen). Wenn kein Konsens möglich ist, gilt (wie bei den Vereinten Nationen) die Regel „Ein Land, eine Stimme“. Die Stimmen der Mitgliedsländer werden daher nicht gewichtet, etwa entsprechend ihrem Anteil am Welthandel (wie analog z.B. beim Internationalen Währungsfonds, mit einer Stimmengewichtung gemäß den eingezahlten Quoten). Grundsätzlich gilt bei Abstimmungen in der WTO die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen. In wichtigen Ausnahmefällen gelten aber andere Quoren. Für die Freistellung eines Mitgliedslandes von einer Vertragsverpflichtung („waiver“) etwa sind drei Viertel aller 36 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Stimmen erforderlich. Das Gleiche gilt bei Neuinterpretationen von Vertragsbestimmungen. Die Europäische Gemeinschaft verfügt über 27 Stimmen, entsprechend der Anzahl ihrer Mitgliedstaaten. Ebenso wie ihre Mitgliedstaaten ist auch die Europäische Gemeinschaft selbst WTO-Mitglied. Sie verfügt aber nicht über eine zusätzliche Stimme. In der Realität haben Mehrheitsabstimmungen in der WTO eine relativ geringe Bedeutung. Bei hoher und wachsender Mitgliederzahl ist es naturgemäß schwierig, Konsens zu erzielen. Bereits unter dem GATT 1947 wurden deshalb Mechanismen zur Reduzierung der aktiven Teilnehmerzahl an Verhandlungen entwickelt. An erster Stelle ist in diesem Zusammenhang der „Green-room“-Prozess zu nennen. „Green-room meetings“ wurden so bezeichnet, weil sie in dem grün ausgekleideten Konferenzraum im WTOHauptquartier neben dem Büro des Generaldirektors stattfanden. An diesen Sitzungen, in denen die wesentlichen Entscheidungen vorgeprägt wurden, nahmen regelmäßig die großen Industrieländer – die sog. Quad-Länder EU, USA, Kanada und Japan -, einige kleinere Industrieländer und eine Handvoll Entwicklungsländer teil. Der „Green-room“-Prozess hat insbesondere in der Endphase des GATT 1947, in der die Uruguay-Runde (1986-1994) stattfand, die multilaterale Entscheidungsfindung geprägt. In der Folgezeit haben sich die Machtverhältnisse im multilateralen Handelssystem deutlich verändert. Dies hat sich vor allem in der Bildung zahlreicher Ländergruppen und Koalitionen zwischen Entwicklungsländern gezeigt. Eine Hauptrolle spielt dabei die bereits erwähnte G-20, eine Gruppe von 20 plus Entwicklungsländern, die überwiegend zu den „aufstrebenden“ Volkswirtschaften (“emerging economies“) zählen. In der Doha-Runde hat sich zwischenzeitlich eine Vierer-Gruppe aus Industrie- und Schwellenländern (EU, USA, Brasilien und Indien) gebildet, bei der die Verhandlungsfäden zusammenlaufen. Im Folgenden wird die WTO „in Aktion“ betrachtet: Zunächst werden die beiden Grundfunktionen der WTO – Liberalisierung und Regelsetzung – diskutiert (Kapitel 3). Anschließend wird die multilaterale Streitschlichtung – als „Repräsentant“ der Komplementärfunktionen der WTO – Streitschlichtung und Überprüfung der Handelspolitik - näher untersucht. 37 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 3 19.11.2009 12:17:00 Politische Ökonomie multilateraler Liberalisierung und Regelsetzung Kurzbeschreibung Hier wird der Mechanismus dargestellt, der im Prinzip zur Lösung des Gefangenendilemmas via multilaterale Verhandlungen führen kann. Krugman&Obstfeld (2009) analysieren die „fehlgeschlagene“ Doha-Runde in Kap. 9.5. Essenz der multilateralen Außenwirtschaftspolitik: Liberalisierung, Regelgebung und Durchsetzung des Regelwerks Die WTO in Aktion • Liberalisierung Reziproker Austausch von Marktzugangsrechten auf nichtdiskriminierender Basis: - Abbau von Zöllen - Abbau nichttarifärer Handelshemmnisse - Abbau regulatorischer Handelsschranken • Regelgebung Bindung unilateraler und bilateral-regionaler Handelspolitik an gemeinsame Normen, mit doppelter Zielsetzung: - Zwischenstaatlicher Schutz der „Schwachen“ vor den „Starken“ - Innerstaatlicher Schutz der Regierung vor der Lobby • Durchsetzung des Regelwerks - Streitschlichtung zwischen WTO-Mitgliedern - Überprüfung der Handelspolitik in den Mitgliedsländern Durch Liberalisierung des internationalen Handels (d.h. durch den Abbau von Zöllen, nichttarifären Handelshemmnissen und regulatorischen Handelsschranken) werden die Märkte der WTO-Mitgliedsländer für ausländische Produkte geöffnet. Dadurch soll die internationale Arbeitsteilung ausgeweitet und die Effizienz der weltweiten Ressourcennutzung erhöht werden. Durch Regelsetzung wird die nationale und internationale Handelspolitik an von den WTO-Mitgliedern gemeinsam festgelegte Normen gebunden. Die hierbei zu Grunde liegende ökonomische Rationalität ist eine doppelte Schutzgewährung: 38 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 1. Zwischenstaatlicher Schutz “Schwache“ WTO-Mitglieder werden gegen „starke“ WTO-Mitglieder in Schutz genommen. „It may be safe to say that, especially if a country is small and weak, its international economic life without an international trade organization would be ‚nasty, brutish, and short’“ (Narlikar 2005, p. 7). 2. Innerstaatlicher Schutz Die Regierung eines Landes wird innenpolitisch gegen die eigene Lobby geschützt, um wirtschaftliche Nachteile/Wohlfahrtsverluste abzuwenden, die durch Protektion und/oder Vergeltungsmaßnahmen der Handelspartner gegen eine solche Protektion entstünden. Immunisierung nationaler Regierungen gegen politische Einflussnahme durch Vertreter spezifischer Interessen, indem auf gebundene Hände und mögliche Vergeltungsschläge verwiesen wird. Internationale Organisationen wie die WTO können sich auf die innenpolitischen Auseinandersetzungen in ihren Mitgliedsländern in der Weise auswirken, dass sie von den Regierungen dieser Länder unter Verweis auf unabwendbare internationale Verpflichtungen als eine Art Schutzschild gegen Interessenvertreter genutzt werden. Durch externe „Einbindung“/“Verankerung“ der Politik würde folglich der Einfluss spezieller Interessen auf die Handelspolitik gemindert; internationale Organisationen wären für die nationalen Regierungen eine Art „Sündenbock“ in der innenpolitischen Debatte (Vaubel 1991). Zur innenpolitischen Schutzfunktion äußerte sich z.B. Pascal Lamy, der WTOGeneraldirektor, beim Munich Economic Summit am 4.5.2006 wie folgt: „There will always be pressures on governments to find quick-fix protectionist solutions to certain trade problems. .... WTO rules help governments to defuse those pressures, by providing the domestic political process with an external point of reference to bolster its position in favour of a more measured response. The WTO, in this respect, functions like an anchor, helping governments to resist the waves of protectionism“ (WTO News 4.5.2006: „Europe and the New Division of Labour“). 39 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Bei den gesetzten Regeln selbst kann zwischen Grundregeln, Spezialregeln und Ausnahmen von den Regeln unterschieden werden: Grundregeln, Spezialregeln, Ausnahmen • Grundregeln - Nichtdiskriminierung (Meistbegünstigung und Inlandsbehandlung) und Reziprozität - Transparenz, Verbot nichttarifärer Handelsschranken, Zollbindung • Spezialregeln Dumping und Antidumping Subventionen und Ausgleichsmaßnahmen Importflut und Schutzklauseln • Ausnahmen Zollunionen und Freihandelszonen • Die zentralen Grundregeln oder auch Prinzipien der WTO sind die Nichtdiskriminierung - bestehend aus Meistbegünstigung (d.h. alle Handelspartner werden gleich behandelt) und Inlandsbehandlung (d.h. inländische und ausländische Produkte werden gleich behandelt) – und die Reziprozität (d.h. die Liberalisierung des Handels, ebenso wie eine eventuelle Ent-Liberalisierung, findet auf Basis der Gegenseitigkeit statt1). • Weitere Grundregeln sind die Transparenz der Handelspolitik, das Verbot nichttarifärer Handelsschranken („tariffs-only rule) und die Zollbindung (d.h. Festlegung von Zollobergrenzen, die nur in besonderen Fällen und nur gegen Kompensation - d.h. eine Zollerhöhung bei einem Produkt muss durch eine Zollsenkung bei anderen Produkten ausgeglichen werden – überschritten werden dürfen). • Zu den Spezialregeln zählen in erster Linie die Vorschriften zur Antidumpingpolitik (Bestimmung der Dumpingmarge, der „Schädigung“ 1 Bagwell/Staiger (2002, S. 55) weisen auf diese doppelte Bedeutung der Reziprozität hin: “Both when tariffs are being lowered in negotiation rounds and when tariffs are being raised as part of a renegotiation process, the principle of reciprocity implies a “balance” in the commercial treatment between GATT members.” 40 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 heimischer Industriezweige und der Kausalität zwischen Dumping und Schädigung), zur Gewährung von Subventionen („Ampel-Regelung“: verbotene („rot“), vergeltungsfähige („gelb“) und erlaubte („grün“) Subventionen1) und entsprechenden Ausgleichsmaßnahmen und zur Verhängung von Schutzmaßnahmen (bei starkem und unvorhergesehenem Importanstieg und dadurch verursachter „Schädigung“ heimischer Branchen). • Die wichtigste Ausnahme ist das Recht der WTO-Mitglieder, Zollunionen und Freihandelszonen zu bilden. Die Mitglieder von Zollunionen und Freihandelszonen bauen untereinander Handelsschranken ab, aber nicht gegenüber anderen WTOMitgliedsländern. Dies ist ein klarer Verstoß gegen das Prinzip der Meistbegünstigung. Dieser Verstoß wird jedoch in der WTO als Ausnahme geduldet und istan bestimmte Auflagen gebunden. Der Streitschlichtungsmechanismus der WTO soll gewährleisten, dass die multilateralen Regeln von den WTO-Mitgliedern auch tatsächlich eingehalten werden (ausführlicher zur Streitschlichtung s. Gliederungspunkt 3). Der Handelspolitische Überprüfungsmechanismus (Trade Policy Review Mechanism/TPRM) ist der „Zwilling“ des Streitschlichtungsmechanismus. Er dient ebenfalls der Durchsetzung des multilateralen Regelwerks. Im Unterschied zum „harten“ Streitschlichtungsverfahren ist der TPRM jedoch ein „weiches“ Instrument, das durch „Einflussnahme unter Gleichen“ (Peer Pressure) die Einhaltung des Regelwerks zu fördern sucht. Lösung des Gefangenendilemmas 1 Die „Grün“-Option ist allerdings inzwischen ausgelaufen bzw. nicht verlängert worden, d.h. alle Subventionen sind nunmehr im Prinzip anfechtbar. 41 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Lösung des Gefangenendilemmas • Die WTO „produziert“ das universelle Kollektivgut Freihandel bzw. Liberalisierung. • Mehr-Ebenen-Spiel: - Innenpolitische Ebene - Internationale Verhandlungsebene - Ebene regionaler Staatengemeinschaften • Zentraler Mechanismus: Reziproker Austausch von Marktzugangsrechten auf nichtdiskriminierender Basis • Beispiel Stahlindustrie • Produzenteninteressen (Export- und Importkonkurrenzsektor) werden – am Konsumenteninteresse vorbei – gegeneinander ausgespielt. • Zweistufiges Spiel: Institution und Prozess Die WTO ist ein Forum, in dem die Vertreter nationaler Regierungen zusammenkommen, um Regeln für die Handelspolitik und eine Liberalisierung des internationalen Handels auszuhandeln. Sie dient dazu, die Mitgliedsländer zur Kooperation in der Handelspolitik zu führen und damit aus einem Gefangenendilemma zu befreien, in dem sie ohne Kooperation stecken würden. Kollektivgut Freihandel Internationale Organisationen wie die WTO sind ein Instrument zur Förderung internationaler Kooperation. Zweck der Kooperation ist die Bereitstellung öffentlicher Güter/Kollektivgüter (mit den oben beschriebenen Eigenschaften der NichtRivalität und Nicht-Ausschließbarkeit). Öffentliche Güter im Kontext internationaler Kooperation sind Güter, die in allen an der Kooperation beteiligten Ländern die Wohlfahrt steigern und ohne Kooperation nicht erstellt würden. Ein solches öffentliches Gut ist z.B. Freihandel oder Liberalisierung des internationalen Handels. Im Unterschied zu der oben beschriebenen politischen Aktivität, die auf eine bestimmte Gruppe konzentriert ist und dementsprechend ein beschränktes Kollektivgut repräsentiert, haben wir es beim Freihandel mit einem universellen Kollektivgut zu tun: 42 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Freihandel nutzt allen Ländern. Die Nutzung des Freihandels durch ein Land wird nicht dadurch beeinträchtigt, dass andere Länder ebenfalls davon Gebrauch machen. Folglich besteht Nicht-Rivalität beim Gebrauch des Gutes. Zugleich werden einzelne Länder von sich aus das Gut Freihandel nicht bereitstellen, wenn sie sich von einem protektionistischen Verhalten mehr Vorteile als vom Freihandel versprechen und wenn sie davon ausgehen können, dass sie die Vorteile des Freihandels auch dann in Anspruch nehmen können, wenn sie sich selbst nicht an der Bereitstellung beteiligen. Dieses handelspolitische Dilemma/Gefangenendilemma kann durch internationale Kooperation gelöst werden. Mehr-Ebenen-Spiel in der Handelspolitik Handelspolitik als Mehr-Ebenen-Spiel Grundmodell Erweitertes Modell (EU-Variante) International Ebene IIb International Ebene II Europäische Union Ebene IIa / Ebene Ib National Mitgliedstaaten Ebene I Ebene Ia Quelle: Young (2002); eigene Darstellung. Handelspolitik findet, wie in der voranstehenden Folie dargestellt, in der Regel auf mehreren Ebenen statt, die zueinander in Beziehung stehen.1 Das Grundmodell des Mehr-Ebenen-Spiels umfasst die • innenpolitische Ebene und die 1 Das Konzept des Mehr-Ebenen-Spiels liefert generell einen Analyserahmen für strategische Interaktionen in der internationalen Wirtschaftspolitik. Grundlegend hierzu vgl. Evans/Jacobson/Putnam (1993), Milner (1997) und Putnam (1988). Zur Anwendung auf die Handelspolitik vgl. Grossman/Helpman (1995), Helpman (1999) und Young (2002), letzterer unter besonderer Berücksichtigung der Handelspolitik der Europäischen Gemeinschaft. 43 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot • 19.11.2009 12:17:00 internationale Verhandlungsebene. Auf beiden Ebenen der Handelspolitik finden strategische Prozesse statt, die auch die Vorgänge auf der jeweils anderen Ebene mit einbeziehen. Eine Regierung, die z.B. mit einer anderen Regierung ein Freihandelsabkommen aushandelt, ist sich der inländischen Konsequenzen eines solchen Abkommens wohl bewusst; gleichzeitig ist inländischen Interessengruppen, die Einfluss auf die Politik nehmen wollen, der internationale Verhandlungsprozess und das Für und Wider alternativer Ergebnisse gewärtig: Die innerstaatliche und zwischenstaatliche Ebene der Handelspolitik „kommunizieren“ miteinander. Der diplomatische Spielraum der Unterhändler, die simultan an den beiden Verhandlungstischen agieren, wird daher von zwei Seiten begrenzt: von Seiten inländischer Interessengruppen und von Seiten der Unterhändler anderer Länder. Für beide Seiten muss das Verhandlungsergebnis akzeptabel sein. Diese Restriktionen determinieren die Menge der gewinnträchtigen Lösungen/Optionen (win-set). Mit anderen Worten: Ein internationales Abkommen (auf der Ebene II) muss zu einer Lösung führen, die innenpolitisch ausreichende Unterstützung findet. Es muss sich also um eine Lösung handeln, die in der Schnittmenge zwischen den Kreisen bzw. Ellipsen auf der nationalen Ebene (Ebene I) liegt. Das Grundmodell erhält eine weitere Ebene, wenn Länder – z.B. die Mitglieder einer Integrationsgemeinschaft - sich zusätzlich untereinander abstimmen müssen, bevor bzw. während sie Verhandlungen mit Drittstaaten führen. Diese Ebene erfüllt eine Doppelfunktion: • Sie fungiert als internationale Ebene, auf der die Mitglieder der Integrationsgemeinschaft miteinander verhandeln (Ebene IIa). • Sie fungiert zugleich als nationale Ebene, von der aus die Mitglieder der Integrationsgemeinschaft mit Drittstaaten verhandeln (Ebene Ib). Ein passendes Beispiel hierfür liefert die Handelspolitik der Europäischen Union. In politökonomischer Sicht stellt sich die EU-Handelspolitik als ein Spiel auf drei Ebenen (national, europäisch, international) bzw. als ein doppeltes Zwei-Ebenen-Spiel dar. Dabei repräsentiert die EU einmal die internationale Ebene, auf der die Mitgliedstaaten eine gemeinsame Position zu erreichen suchen, und zum anderen die nationale/inländische Ebene, von der aus die Gemeinschaft mit anderen Ländern/Ländergruppen in Verhandlungen eintritt. Eine wichtige Rolle spielen in beiden Fällen die Vertreter spezifischer Interessengruppen (Industrieverbände, 44 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Nichtregierungsorganisationen etc.), die vom internationalen Handel betroffen sind und daher eine ihnen genehme Handelspolitik durchsetzen möchten. Die Interessenvertreter versuchen auf der nationalen Ebene, Einfluss auf die Haltung „ihrer“ Regierungen im innergemeinschaftlichen Aushandlungsprozess zu nehmen, und sind zugleich mit wachsender Intensität bestrebt, auch unmittelbar – auf der EU-Ebene – bei der handelspolitischen Positionsbestimmung der Gemeinschaft gegenüber Drittländern mitzuwirken. Aufgrund dieser dreistufigen Ausformung des handelspolitischen Entscheidungsprozesses in der EU könnte die Menge der gewinnträchtigen Lösungen auf der internationalen Ebene für die EU geringer sein als für die ausländischen Regierungen, mit denen sie verhandelt. Die Ursache hierfür wäre darin zu sehen, dass der „win-set“ der EU in den internationalen Verhandlungen aus den Vorverhandlungen zwischen den Mitgliedstaaten gefiltert wird. Dies könnte zugleich erklären, warum die EU international als ein besonders schwieriger und schwerfälliger Verhandlungspartner betrachtet wird (Meunier 1998; Young 2002). Mit gewachsener Mitgliederzahl in der EU – und dementsprechend erhöhter Schwierigkeit, einen gemeinsamen Nenner für die Verhandlungen zu finden – könnte es für Drittländer noch problematischer geworden sein, mit ihr zu verhandeln. Die komplizierte Entscheidungsfindung in der EUHandelspolitik wird daher auch als ein nichttarifäres Handelshemmnis eigener Art angesehen (Senti 2002, S. 114). Zentraler Verhandlungsmechanismus Im „Forum WTO“ werden Liberalisierungsverpflichtungen zwischen den Mitgliedsländern ausgetauscht. Die WTO kann daher mit einem Marktplatz verglichen werden, auf dem Marktzugangsrechte gehandelt werden. Es findet eine Art Naturaltausch statt (z.B. Zollsenkungen bei Autos gegen Zollsenkungen bei Getreide), ohne das Tauschmedium Geld. Dabei liegt die (merkantilistische) Vorstellung zugrunde, dass Exporte gut sind bzw. Exportsteigerungen einen Verhandlungssieg darstellen, während Importe schlecht sind und eine Verhandlungsniederlage repräsentieren. In den WTO-Verhandlungen können die merkantilistischen Instinkte der Akteure aber zu positiven Ergebnissen für alle Verhandlungsteilnehmer führen. Die WTOVerhandlungen erlauben es den Regierungen, den liberalisierungsfeindlichen Einfluss der mit Importen konkurrierenden Produzenten zu neutralisieren, indem sie die 45 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Interessen der exportierenden liberalisierungsfreundlichen Produzenten in die Waagschale werfen: „Internationale Verhandlungen können die einheimischen Exporteure als Gegengewicht ins Spiel bringen“ (Krugman und Obstfeld 2009, S. 308). Rodrik (2009) weist in diesem Zusammenhang auf Verschiebungen in der Konstellation der politischen Interessen hin: Für jeden Arbeitnehmer und für jede Firma, auf die sich die Importkonkurrenz nachteilig auswirkt, gibt es einen oder mehrere Arbeiter und Firmen, die damit rechnen, vom Zugang zu Märkten im Ausland zu profitieren. Die Exporteure haben sich zunehmend Einfluss verschafft, häufig in Form von großen multinationalen Gesellschaften. Die Länder versuchen, politische Gewinne durch verbesserten Zugang zu den Märkten der Handelspartner zu erzielen, und sind bereit, dafür politische Kosten durch Erleichterung des Zuganges zu den eigenen Märkten in Kauf zu nehmen. Diese Bereitschaft wird zusätzlich dadurch gefördert, dass sie von den Verhandlungspartnern gefordert wird: Das innenpolitische Kräfteverhältnis zwischen Protektionsbefürwortern und –gegnern wird auf der multilateralen Ebene durch den Druck der Verhandlungspartner zugunsten von Liberalisierung verändert. Das Beispiel der Stahlindustrie Die von Stahlverbrauchsbranchen in den USA gebildete innenpolitische Abwehrfront gegen die (bzw. Pressure Group für den Widerruf der) Erhöhung der Stahlimportzölle im Frühjahr 2002 zum Schutz der US-Stahlindustrie erhielt Verstärkung aus dem Ausland – in der Form der Androhung von Vergeltungsmaßnahmen, die sich zudem gegen Produkte aus politisch „sensiblen“ Bundesstaaten der USA, wie z.B. Zitrusfrüchte aus Florida und Harley-Davidson-Motorräder aus Wisconsin richten sollten -, so dass für den amerikanischen Präsidenten die kalkulierten politischen Kosten einer Beibehaltung der Protektion am Ende höher waren als der hiervon erhoffte politische Nutzen und die Stahlzölle – Ende 2003 – wieder aufgehoben wurden. Diese Entwicklung spielte sich im Rahmen der WTO-Streitschlichtung ab. Unter solchen Bedingungen können multilaterale Verhandlungen, auch wenn sie auf ökonomisch falschen Prämissen (nämlich auf der Vorstellung, dass Exporte nützlich und Importe schädlich sind) beruhen, die Wohlfahrt in allen beteiligten Ländern 46 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 beträchtlich steigern. Sie können zu einem ähnlichen Ergebnis führen, wie es sich einstellen würde, wenn die Regierungen sich ökonomisch richtig verhielten, nämlich einseitig liberalisieren würden. In der Terminologie der Spieltheorie kommt es zu einem Positiv-Summen-Spiel (in dem beide Seiten gewinnen), obgleich in den Köpfen der Verhandlungsteilnehmer die Vorstellung von einem Null-Summen-Spiel vorherrscht, bei dem des einen Gewinn des anderen Verlust ist: „Schlechte Ideen führen zu guten Resultaten“ (Paul Krugman). Der politökonomische Grundwiderspruch (Konzentration der Protektionsgewinner/Nutznießer vs. Dispersion der Protektionsverlierer/Leidtragenden) wird überwunden, indem Produzenteninteressen – am Konsumenteninteresse vorbei – gegeneinander ausgespielt werden. Prozess- und Organisationsspiel Die WTO kann dazu verhelfen, die Präferenz der Länder bzw. Regierungen für Protektion zu überwinden, und die Länder/Regierungen damit aus dem Gefangenendilemma „befreien“. Im spieltheoretischen Modell wird dies deutlich, wenn wir das einstufige Spiel zu einem zweistufigen Spiel ausweiten.1 Dabei wird der prozesspolitischen Entscheidung (Marktöffnung Ja/Nein) eine institutionelle Entscheidungsstufe vorgeschaltet: Vor der Entscheidung über die Handelspolitik wird die Entscheidung über eine Mitgliedschaft in der WTO getroffen. Auch dies ist eine Ja/Nein-Entscheidung. Beim Beitritt zur WTO fallen außerdem Organisationskosten an (etwa durch Mitgliedsbeiträge), die hier mit 1 angesetzt sind. 1 Vgl. hierzu Klein (2005). 47 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Institutionen- und Prozessspiel WTO -Mitg lieds chaft Ja La Nein 9 9 nd B 5 4 M ar k töffn ung Land Nein A Ja WT O -Mitg lieds c h af Nein t Lan dA Ja Mark töffn ung Land Ja B Nein 10 10 12 3 3 12 5 5 4 5 5 5 Zahlen links unten in jedem Feld: Wohlfahrtsmaß für Land A Zahlen rechts oben in jedem Feld: Wohlfahrtsmaß für Land B Treten beide Länder der WTO bei, entscheiden sich beide auf der zweiten Stufe für Marktöffnung. Der Grund ist das Prinzip der Gegenseitigkeit (Reziprozität) oder Titfor-Tat-Prinzip („Wie du mir, so ich dir“), auf dem die WTO basiert (zusammen mit dem Prinzip der Nichtdiskriminierung). Die Mitglieder der WTO wissen, dass sie nur die Wahl haben, entweder (1) simultan Marktzugang zu gewähren (Ja/Ja), oder (2) den Marktzugang simultan zu verweigern (Nein/Nein). Die Alternative (1) führt zur höheren Auszahlung bzw. höheren Wohlfahrt und wird deshalb gewählt. Dem linken oberen Feld im institutionellen Spiel ist also das linke obere Feld im prozesspolitischen Spiel zugeordnet. Die Auszahlung im Organisationsspiel ergibt sich aus der zugeordneten Auszahlung im prozesspolitischen Spiel abzüglich der Organisationskosten. 48 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Ergebnis multilateraler Liberalisierung Multilateraler Zollabbau Zollsatz in % 40 40% Gründung des GATT Genf 1947 30 Annecy 1949 30% Torquay 1950-51 25% 20 Genf 1956 23% Dillon-Runde 1960-62 Kennedy-Runde Tokio-Runde 1964-67 1973-79 15% 10 10% Uruguay-Runde 1986-93 6,4% 0 1947 49 51 56 62 3,8% 79 67 93 Quelle: Senti (2000). Abbau nicht-tarifärer Handelsschranken EU Mengenbezogene Restriktionen Voluntary export restraints Lizensierung Sonstige Preisbezogene Restriktionen Variable Abgaben Antidumping / Antisubvention Sonstige Insgesamt USA Japan vorher nachher vorher nachher vorher nachher 20,4 1,7 18,3 0,6 12,9 10,5 15,9 0,0 17,3 0,0 0,3 0,0 5,1 1,5 0,0 0,0 10,1 9,8 0,2 0,2 6,1 0,6 2,8 0,6 13,2 9,2 3,2 2,4 15,4 0,1 7,6 0,1 0,8 0,8 0,7 0,6 1,1 0,9 15,3 7,6 0,0 0,0 3,1 0,0 0,1 0,1 0,0 0,0 27,3 8,2 24,1 8,6 14,4 11,9 Quelle: Daly/Kuwahara (1998); eigene Zusammenstellung. Vorher/nachher bezogen auf Uruguay-Runde. 49 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 4 19.11.2009 12:17:00 Politische Ökonomie der Durchsetzung multilateraler Regeln am Beispiel der Streitschlichtung Kurzbeschreibung Hier wird die Funktionsweise der multilateralen Streitschlichtung dargestellt, und es werden die politökonomischen Faktoren analysiert, die über Erfolg oder Misserfolg der Streitschlichtung entscheiden. Krugman&Obstfeld (2009) diskutieren die multilaterale Streitschlichtung hauptsächlich in Kap. 9.4.5. Essenz der multilateralen Streitschlichtung Multilaterale Streitschlichtung • Institutionelle Innovation: „Harte“ Durchsetzung des Regelwerks via „Gericht“ • Zweistufiger Aufbau: - Untersuchungsausschuss (Panel) - Revisionsinstanz (Appellate Body) • Straffung des Verfahrens mit bindenden Fristen • Umkehr der Konsensregel: Vom positiven zum negativen Konsensprinzip • Indirekte Sanktionsmacht der WTO in Streitfällen: Autorisierung von Vergeltungsmaßnahmen Der Streitschlichtungsmechanismus der WTO soll gewährleisten, dass die multilateralen Regeln von den WTO-Mitgliedern auch tatsächlich eingehalten werden. Die Streitschlichtung wird als „Kronjuwel“ der WTO-Abkommen angesehen (Hauser und Zimmermann 2003, S. 242). Krugman und Obstfeld (2009, S. 314) nennen die Schlichtung von Streitfällen als “wichtigste(r)n neue(r)n Aspekt der WTO.” Benedek (2007, S. 31) gelangt zu dem Schluss, dass „the DSM has allowed for a fair settlement of disputes, strengthened the credibility and stability of the WTO system and has thus become the backbone of the WTO.“ Tatsächlich stellt die Reform der 50 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Streitschlichtung die wohl bedeutendste institutionelle Innovation im Zuge der WTOGründung dar. Die Streitschlichtung verschafft der WTO indirekt Sanktionsmacht, wenn auch keine unmittelbare Auflagenkompetenz, wie sie beispielsweise der IWF besitzt, oder Zwangsmittel, über die etwa der Europäische Gerichtshof verfügt. Die indirekte Sanktionsmacht der WTO besteht im wesentlichen darin, dass die WTO einzelne Mitgliedsländer (oder Gruppen von Mitgliedsländern) gegebenenfalls zu Vergeltungsmaßnahmen autorisieren kann. Die entscheidenden Reformelemente sind • der Übergang vom positiven zum negativen Konsensprinzip (Umkehr der Konsensregel), • die Einrichtung einer Revisionsinstanz (Appellate Body) und • die zeitliche Straffung des Verfahrens mit bindenden Fristen. Vor allem die Umkehr der Konsensregel kommt einem Quantensprung gleich: Der neuen Konsensregel zufolge muss ein Schiedsspruch des Untersuchungsausschusses (Panel), der über den anstehenden Streitfall in erster Instanz berät, nicht mehr einstimmig von den Handelspartnern (einschl. der Verlierer-Partei) gebilligt werden – damit waren Vetoblockaden vorprogrammiert1 -, sondern gilt immer dann, wenn er nicht einstimmig (und damit einschließlich der Sieger-Stimme) abgelehnt oder vor der Revisionsinstanz angefochten wird. Das Urteil der Revisionsinstanz wiederum ist endgültig und bindend, wenn es nicht - ebenfalls einstimmig - von den WTO-Mitgliedern zurückgewiesen wird. 1 Auch die Einrichtung eines Panel selbst konnte von interessierter Seite verhindert werden; dies ist heute nicht mehr möglich. 51 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Ablauf der Streitschlichtung Das Streitschlichtungsverfahren in der WTO Konsultationen 60 Tage 20 Tage Panel-Einsetzung 6-9 Monate Panel-Verfahren 60 Tage (ohne Revision) Bericht an Streitschlichtungsgremium 120 Tage (mit Revision) Annahme der(s) Berichte(s) “angemessener“ Zeitraum Umsetzung der Entscheidung Revisionsinstanz bei Nicht-Umsetzung Kompensation Vergeltung / Kreuzvergeltung gleicher Sektor andere Sektoren andere Abkommen 52 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Am Beispiel der im Frühjahr 2002 von den USA verhängten Schutzzölle auf Stahl lässt sich die Arbeitsweise der Streitschlichtung gut darstellen: Das Beispiel Stahl: EU gegen USA • USA erhöhen Importzölle auf Stahl um ca. 30 Prozent (Frühjahr 2002). • WTO setzt auf Antrag der EU Untersuchungsausschuss (Panel) ein. • Panel entscheidet zugunsten der EU • USA gehen in die Revision. • Appellate Body entscheidet zugunsten der EU. • EU kündigt Vergeltungsmaßnahmen an. • USA ziehen die Zollerhöhung zurück (Ende 2003). Aus ökonomischer Sicht ist das Streitschlichtungsverfahren der WTO in erster Linie daran zu messen, welchen Beitrag es zur Sicherung eines WTO-konformen Verhaltens der Mitglieder leistet. Der Schlüssel liegt damit bei der Umsetzung der PanelEntscheide bzw. der Urteile des Appellate Body in den betreffenden Mitgliedsländern. Ein entscheidender Faktor dabei sind die mit einem „Rechtsbruch“ verbundenen internationalen Reputationskosten. Derartige Kosten können sich etwa in einer Missbilligung abweichenden Verhaltens durch die WTO-Mitglieder, in negativen Rückwirkungen auf die Glaubwürdigkeit des betreffenden Landes als zukünftiger Verhandlungspartner oder „gar im Zerfall der gesamten multilateralen Handelsordnung“ (Hauser 2000, S. 2) äußern. Die Institution der multilateralen Streitschlichtung kann ebenso wie die Institution der WTO insgesamt auch als Versuch interpretiert werden, ein handelspolitisches Gefangenendilemma zu lösen. Denn für die einzelnen WTO-Mitglieder kann es eine dominante Strategie sein, sich nicht an die vereinbarten Regeln zu halten bzw. „falsch zu spielen“. Der Streitschlichtungsmechanismus erlaubt es den betroffenen 53 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Handelspartnern in einer solchen Situation, den Regelverstoß des Anderen mit einem eigenen Regelverstoß zu sanktionieren. Die „institutionelle Erwartung“ dabei ist, dass am Ende eine kooperative Lösung zu Stande kommt, bei der die Einhaltung der Regeln für beide Parteien die dominante Strategie ist. Politische Ökonomie der WTO-Streitschlichtung Einflussfaktoren bei der Umsetzung von Panel- bzw. Appellate Body-Entscheiden: • Innenpolitischer Gewinn aus Handelsbeschränkung (G) • Innenpolitische Kosten aus Handelsbeschränkung (K1) • Innenpolitische Kosten durch Vergeltung (K2) • Reputationskosten (R) Ergebnis: Wenn G ·/. K1 ·/. K2 ·/. R > Null, dann Nicht-Umsetzung Wenn G ·/. K1 ·/. K2 ·/. R < Null, dann Umsetzung Inwieweit Anreize zur Umsetzung von Panel-Entscheiden bestehen, hängt im wesentlichen von dem Gewicht ab, das folgenden Faktoren zugemessen wird: Innenpolitischer Gewinn aus der Weiterführung/Beibehaltung handelsbeschränkender/handelsverzerrender Maßnahmen: Politische Unterstützung durch den Nutznießer solcher Maßnahmen (Beispiel: US-Stahlindustrie im Falle der Stahlzollerhöhung im Frühjahr 2002). Innenpolitische Kosten aus der Weiterführung/Beibehaltung handelsbeschränkender/handelsverzerrender Maßnahmen: Politische Gegnerschaft durch den Leidtragenden solcher Maßnahmen (Beispiel: Stahl verbrauchende Industrien in den USA im Falle der Stahlzollerhöhung im Frühjahr 2002). Innenpolitische Kosten durch Sanktionen von Seiten der Handelspartner(Beispiel: von der EU angedrohte Vergeltungsschläge (Importrestriktionen) gegen US-Produkte aus politisch besonders sensiblen Bundesstaaten (wie z.B. Harley-Davidson-Motorräder aus 54 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Wisconsin und Zitrusfrüchte aus Florida) im Falle der US-Stahlzollerhöhung im Frühjahr 2002). Negative internationale Reputationseffekte. Nur wenn die erwarteten internationalen Reputationskosten höher sind als die innenpolitischen Vorteile, die per Saldo mit der betreffenden restriktiven Handelspolitik assoziiert werden, würde demnach Panel-Entscheiden Folge geleistet. Statistik zur Streitschlichtung Streitschlichtungsverfahren in der WTO, 1995-2007a) Beklagter Kläger a) b) c) d) e) EU USA Japan übrige IL EL Gesamt EU / 13 0 1 9 23 USA 2 / 4 5 10 21 Japan 0 3 / 0 0 3 übrige ILb) 1 10 0 2 3 17 ELc) 10(1e)) 18(2e)) 1 3 13 45 Gruppend) 5 3 1 4 4 18 Gesamt 18 47 6 15 39 125 Bis einschl. Dezember 2007; Anzahl der Fälle ab Erreichen der Panel-Stufe. Übrige Industrieländer. Entwicklungsländer, einschl. Transformationsländer. Mehrere Kläger aus verschiedenen Länderkategorien. Mehrere Kläger. Quelle: WTO, eigene Zusammenstellung. 55 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Streitschlichtungsverfahren in der WTO, 1995-2007a) In Klammern die Anzahl der gewonnenen Fälle aus der Sicht des Klägers Beklagter Kläger a) b) c) d) EU USA Japan übrige IL EL Gesamt EU / 13 (11) 0 1 (1) 9 (9) 23(21) USA 2 (1) / 4 (3) 5 (5) 10 (9) 21 (19) Japan 0 3(2) / 0 0 3 (2) übrige ILb) 1 (0) 10 (8) 0 2 (2) 3 (2) 16 (12) ELc) 10 (9) 18 (16) 1(1) 3 (3) 13 (3) 45 (40) Gruppend) 5(5) 3(3) 1(1) 4 (3) 4 (4) 18 (16) Gesamt 18(16) 47 (40) 6 (5) 15 (14) 39 (35) 125 (110) Bis einschl. Dezember 2007; Anzahl der Fälle ab Erreichen der Panel-Stufe. Übrige Industrieländer. Entwicklungsländer, einschl. Transformationsländer. Mehrere Kläger aus verschiedenen Länderkategorien. Quelle: WTO, eigene Zusammenstellung. Streitschlichtungsverfahren in der WTO, 1995-2007a) In Klammern die Anzahl der eingesetzten Appellate Bodies Beklagter Kläger a) b) c) d) EU USA Japan übrige IL EL Gesamt EU / 13 (10) 0 1 (0) 9 (5) 23 (15) USA 2 (2) / 4 (2) 5 (3) 10 (6) 21 (13) Japan 0 3 (3) / 0 0 3 (3) übrige ILb) 1 (1) 10 (6) 0 2 (1) 3 (2) 16 (10) ELc) 10 (7) 18 (13) 1 (1) 3 (2) 13 (6) 45 (29) Gruppend) 5 (3) 3 (3) 1 (1) 4 (4) 4 (3) 18 (14) Gesamt 18 (13) 47 (35) 6 (4) 15 (10) 39 (22) 125 (84) Bis einschl. Dezember 2007; Anzahl der Fälle ab Erreichen der Panel-Stufe. Übrige Industrieländer. Entwicklungsländer, einschl. Transformationsländer. Mehrere Kläger aus verschiedenen Länderkategorien. Quelle: WTO, eigene Zusammenstellung. 56 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Dispute Settlement in the WTO: Cases 1995-20081 Respondent 1 complainant EU Several complainants 1 EU USA Japan Other developed economy2 Economy in transition Developing economy LDC Total / 12 0 1 0 9 0 22 USA 2 / 3 4 0 11 0 20 Japan 0 3 / 0 0 0 0 3 Other developed economy 2 7 0 2 0 1 0 12 Economy in transition 0 0 0 0 0 1 0 1 Developing economy 8 19 1 2 0 14 0 44 LDC 0 0 0 0 0 0 0 0 Several developed economies 2 2 1 2 0 5 0 12 Developed and developing economy/ -ies 4 2 0 0 0 0 0 6 Several developing economies 0 2 0 0 0 0 0 2 Total 18 47 5 11 0 41 0 122 Cases in which a panel was established. 2 Canada, Iceland, Switzerland, Norway, Australia and New Zealand. Source: WTO; own compilation and calculation. 57 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 ANHANG 1: STAND DER DOHA-RUNDE Teil 1: WTO: 2009 NEWS ITEMS 23 October 2009 TRADE NEGOTIATIONS COMMITTEE Lamy calls for intensified, text-based Doha negotiations to bridge gaps. Recent talks among senior negotiators have seen no backsliding on ambition in the Doha Round, but no tangible progress either, Director-General Pascal Lamy concluded on 23 October 2009 when he summarized the overall situation for the Trade Negotiations Committee, which he chairs. This is what he said: Thank you all for coming to this meeting. As I foreshadowed at Tuesday's General Council, and in the fax I sent out to delegations convening this meeting, I think it is useful for us today to review what has happened in this week in light of renewed activity in Geneva following the work programme we adopted a month ago. I also think it useful that we discuss the next steps in our work for November, so that the week of negotiations benefiting from the presence of Senior Officials — 23-27 November, can register a qualitative change in the negotiating dynamics and progress on substance. As I indicated in my statement to the General Council which was circulated to delegations in document JOB(09)/143, in addition to Chairs' consultations and small group meetings that have been taking place during this week, I also held consultations on the key issues of agriculture, NAMA (Non-Agricultural market Access) and Services together with the respective chairs, in variable geometry, with a view to providing Members with avenues for engagement. In addition, I held a Green Room meeting yesterday afternoon and I will be reporting to you shortly on these consultations. Let me now briefly review each area of the negotiations in turn, starting with the areas I held consultations on this past Wednesday. First, Agriculture. As has become clear during the course of this week, work in agriculture is proceeding smoothly and with the full of support of Members on a twotrack approach. One track, template work, is advancing with contributions from many Members. Step 1 of this template work concerns the identification of base data and appropriate tables; this Step is expected to conclude soon with work to start in 58 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 November on Step 2, namely the preparation of the templates to be used for scheduling commitments. The other track of work in agriculture is the Chair's informal consultations on the bracketed and otherwise annotated issues in the draft modalities and associated documentation. There have been discussions on domestic support and market access issues, including useful work on sensitive products, tariff cap, TRQ expansion and tariff simplification. In November these consultations will broach the S&D issues in the modalities — SSM, special products, tropical products, preference erosion - with then the opportunity in December to return to some of the matters. My sense from consultations which have taken place this week is that there is a collective endeavour to not lowering the current level of ambition in agriculture. In sum, the work in agriculture is re-engaged, has the support of Members and is moving forward. I strongly encourage you to continue in this vein, knowing that all issues need to be resolved to conclude these negotiations. Turning now to NAMA, my consultations this week have focussed on how to move forward the NTB negotiation. You will recall that during the year, the Negotiating Group has been discussing the various NTB textual proposals through a process of questions and answers. This exchange has contributed to a better understanding and clarification of the different proposals. However, there still remains a lot of work to be done. This is what has emerged from the consultations I held. There are proposals that are more mature than others, there are texts which relate to the same sector and where marrying them might be necessary, and finally there are still proposals that remain to be developed into legal texts. Concerning next steps, there is a NAMA week beginning on 2 November, during which some NTB proposals will be discussed in an open-ended meeting. Following this meeting, the Chair intends to hold consultations in different formats on the various proposals with a view to making progress on them. So, as mentioned earlier, much technical work remains to be done on this complex area of the NAMA negotiation and negotiators now have to work on developing language. On Services, the purpose of my consultations was to clarify the way ahead and how best to proceed with these negotiations at this stage. The focus was mainly on the market access pillar but also briefly touched upon the rule-making side as well as the implementation of LDC modalities. 59 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 It was stressed that the services negotiations cannot be separated from the rest of the DDA and that as we progress on Agriculture and NAMA, we need to have commensurate clarity on services. There was also the general sense that while some time had passed since the Signalling Conference of July 2008, and while recognizing that those signals were conditional, there were no intentions of back-tracking. While it was recognized that more clarity should be pursued by bilateral and plurilateral meetings, it was also understood that whatever comes out of such efforts, should not be labelled as “final offers”. On the rule-making part, there was a general feeling that work should be intensified on domestic regulation, and that senior officials should pay more attention to the rulemaking agenda within services, focusing on text based negotiations. The week of 9 November has been designated as a “services week” to pursue desired levels of comfort on all areas of the services negotiations including the implementation of LDC modalities, which have reached a stage of preparation allowing involvement of a larger number of Members. Let me also take the opportunity if this meeting to briefly detail work in other negotiating areas which has taken place over the last weeks. In the Rules area, work has proceeded in accordance with the Group's work programme. The Group held a two-week cluster from 16-25 September, and another cluster is scheduled for next week. On anti-dumping and subsidies, the Group continues to review the Chair's text of December 2008, including bracketed, un-bracketed and unaddressed issues, a process which should be completed early next year. On fisheries subsidies, the Group expects to complete discussion of the Roadmap, and to begin consideration of new proposals as requested by various delegations, by December. The group has a full rules cluster next week where delegations will have a further opportunity to engage. On regional trade agreements (RTAs), the Chair is consulting informally with Members on how to advance in various questions relating both to the transparency of RTAs and systemic issues. Concerning the negotiations on the register of GIs for wine and spirits, the Chair held consultations with a small group of delegations on 18 September during the first SOM week when he proposed a work programme for the coming months. With regard to methodology, he indicated that his aim would be to move from exchanges on the different positions currently on the table, towards a focused substantive discussion based on a list of four questions suggested by himself, which would in turn evolve into some “Chair's papers”. 60 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 An open-ended informal meeting was held on 2 October for transparency purposes and also to consult with delegations on how to organize the work in October and November. He indicated his intention to present a short handover report, updating the technical areas already addressed in his predecessor's report (TN/IP/18 of June 2008) with some indications as to moving towards solutions. At that informal meeting the Chair indicated that he would hold a formal meeting this afternoon, to continue on 28 October afternoon, in order to undertake substantive discussion on the Chair's list of four questions. Another formal session is scheduled for 25 November 2009. On Trade and Environment, the CTESS held a Workshop on Environmental Goods and Services at the end of September with the participation of experts from governments, the private sector and other international organizations. The workshop provided an opportunity for in-depth examination of the different environmental goods sectors, with a particular focus on relevant goods and technologies, their environmental benefits, and the market drivers and trade barriers faced in these sectors. The workshop also addressed some development-related aspects of the mandate, including the issue of technology transfer. These discussions should provide a useful basis for delegations to engage in the next phase under the Paragraph 31(iii) work programme, in which Members have been invited by the Chair to identify environmental goods of interest. Consultations on this issue, as well as on other parts of the negotiating mandate will be held in the lead-up to the next CTESS meeting scheduled in November. In the area of Trade Facilitation, the new agreement is taking shape. In line with the work programme, the Negotiating Group has successfully completed the first part of its task of producing a consolidated negotiating text. This text covers GATT Articles V (transit) and X (transparency), and work has started on the task of consolidating the text on Special and Differential Treatment. At Group's next meeting in November, the intention is to consolidate the negotiating text on GATT Article VIII (fees and formalities), on customs cooperation and on cross-cutting issues in the new Agreement, and to complete the job of producing consolidated negotiating text on Special and Differential treatment. All Members have contributed constructively to this exercise. The Chair has expressed confidence that the Group will succeed in meeting its target of producing a draft consolidated negotiating text on Trade Facilitation after its next meeting on the week of 9 November. 61 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 The next and final stage will involve negotiations to narrow down the differences in positions that are currently reflected in the text so as to arrive at a consensus agreement. On the negotiations on Special and Differential Treatment, text-based discussions on the Monitoring Mechanism have been continuing on the basis of the Chairs non paper. I am pleased to hear that Members have been able to make some progress and further fine tuned some of the elements contained therein. As a result, the Chairman is in the process of revising his non paper, which will form the basis for continued discussions on the Monitoring Mechanism. This work will continue in the small group format, with open ended meetings being held as and when necessary, to brief the wider Membership of any developments as well as to give them an opportunity to feed into the process. Let me also mention the DSU (Dispute Settlement Understanding) negotiations, although they are not part of the Single Undertaking. In the week of 12 October, the Chairman of the DSB Special Sessions held a series of consultations to discuss selected issues covered in the Chairman's text of July 2008, which is the basis for the current work. These consultations covered proposals relating to transparency, amicus curiae briefs, remand, and flexibility and Member-control. This was followed by an informal open-ended meeting of the Special Session to report on the consultations to the entire Membership. A further series of consultations is scheduled for the week of 9 November. These consultations will address sequencing, post-retaliation, special and differential treatment, including compliance-related aspects, and timeframes. With these consultations, all the proposals covered in the Chairman's text will have been discussed this year. The Chairman's intention remains to work towards revised text as soon as possible. Let me now briefly report to you on the Green Room meeting I held yesterday afternoon. In essence, the meeting focused on taking stock of the various activities and meetings that had taken place this past week, including my consultations, and on the next steps in the process leading to the third week of November where Senior Officials will come to Geneva again. The meeting also heard reports from a number of delegations regarding the bilateral and plurilateral processes they had been involved in. My general impression of the past week has seen useful engagement in focused and constructive discussions. There has been no backsliding on the level of ambition. But at the same time, we have not yet seen tangible progress in the negotiations and, overall, I would say that the current speed with which we are advancing is too slow to arrive at modalities latest by early next year as we need to do to be in a position to wrap this Round next year. This is the reality. 62 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 The key now is not process, but rather what happens in the negotiations. Specifically, we now need to engage in text based negotiations to bridge gaps, particularly on Agriculture and NAMA which still remain key to these negotiations, but also on services and on the rest of the topics on our agenda. This is the only way these negotiations can bear fruit. I will, as usual, continue working closely with the Negotiating Group Chairs and the General Council Chairman to help you getting to grips with the substantive issues which remain open. I will also continue to consult regularly with you, in various configurations to prepare the next SOM meeting in November. The focus remains, as it should be, on the multilateral process, which will continue in all areas of the negotiations in the spirit with which we have worked up to now — a step-by-step and bottom-up approach with full respect for inclusiveness and transparency. The November SOMs week needs to be carefully prepared so that it results in progress which the Ministerial Meeting could take stock of. It has to be a negotiating session, not a discussion session, and we have to prepare for it collectively! This concludes my report today. For transparency purposes I suggest that Members who have taken the initiative of holding bilateral and plurilateral discussions during this week also report on their activities. The floor is open. Teil 2: WTO: 2009 NEWS ITEMS 17 November 2009 GENERAL COUNCIL Geneva Ministerial a “unique occasion” to send strong signals on WTO issues — Lamy Director-General Pascal Lamy, in his report to the General Council on 17 November 2009, said that while the upcoming WTO Ministerial Conference would not be a negotiating session, it would be “a platform for ministers to review the functioning of this house,” including the Doha Round, and an occasion “to send a number of strong signals to the world with respect to the entire WTO waterfront of issues — from monitoring and surveillance to disputes, accessions, Aid for Trade, technical assistance and international governance”. Report by the Chairman of the Trade Negotiations Committee 63 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Thank you Mr Chairman. Since my last report to the General Council on 20 October, I have met with the Negotiating Chairs and the General Council Chairman on a number of occasions to exchange views on the overall process and to coordinate activities so as to facilitate the work of delegations. You will all have received the organizational fax on 10 November outlining the schedule of meetings during the Senior Officials' Week. The Negotiating Chairs, the General Council Chairman and I are still fine-tuning this programme with a view to ensure predictability, inclusiveness and transparency in the context of an intensive meeting schedule. There may be a few minor changes to the overall schedule of meetings and I intend to outline these at the informal TNC on 23 November. Before I provide you with a brief overview of the state-of-play and outlook of the negotiating groups, let me pay tribute to the Negotiating Chairs for their work and commitment. The past year has been one of modest, but nevertheless progress in all areas of negotiations, albeit of a different type. In some cases progress has meant a better understanding of positions; in some others, however, there has been tangible progress and we are about to capture this in a draft negotiating text, as is the case with trade facilitation. Before the year ends, we still have two weeks of Senior Official engagement which need to be used to continue to move the ball forward. What is clear is that if we are to conclude this Round in 2010 as you have pledged to, we will need to take a hard look at where things stand early in the new year and map the road that would lead us to a successful result. With your permission I will report at slightly greater length than normal, in order to include a brief review of the year's progress in each area. I believe this may be useful to prepare the up-coming Ministerial Conference. Let me now turn to a brief overview of each of the negotiating areas: AGRICULTURE Following his appointment in April as the new Chair of the Committee on Agriculture in Special Session, Ambassador Walker held detailed consultations with members to determine where useful progress could be made, particularly in light of the subsequent renewed political mandate from the G20 in London and the G8 in L'Aquila. The consultations included Room E and open-ended informal meetings of the negotiating group, resulting in a steady programme of technical work and further discussions on outstanding issues in the texts before the negotiators. Thus, now it has become clear that work in agriculture is proceeding with the support of members on a two-track approach. One track, template work, is advancing well, with substantive contributions from members. Step 1 of this template work concerns the identification of base date and appropriate tables; it is expected to conclude this month, with Step 2 then to start, namely the preparation of templates to be used for scheduling. This technical work will continue with every prospect that it can conclude early in the new year. 64 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 The other track of work in agriculture is the Chair's informal consultations on the bracketed and otherwise annotated issues in the draft modalities and associated documentation. There have been discussions on domestic support — where again it is clear that a solution on cotton is fundamental — and on market access issues, including useful work on sensitive products, tariff cap, TRQ [tariff rate quota] expansion and tariff simplification. Starting this week the Chair's consultations will branch the S&D [special and differential treatment] issues in the modalities with then an opportunity in December and early in the new year to return to some of these matters. In sum, the work on agriculture is engaged, has the support of members and holds the prospect, given political will, of moving towards agreed modalities in the new year. I strongly urge you to continue in this vein, to keep the level of ambition, knowing that all issues need to be resolved to conclude the work. NAMA [non-agricultural market access] Turning to the Negotiating Group on Market Access, the main activities of the year that I would report on are as follows: The Group has spent a substantive amount of time during the year on non-tariff barriers [NTB]. During the course of the four NTB dedicated sessions held this year, members were able to deepen their understanding of the NTB proposals through questions and answer sessions, and discussion. Additionally, workshops have been organized by the sponsors of some of these proposals in these NAMA weeks in order to further enhance members' understanding of their proposals. More recently and as a follow-up to the last senior official meeting, the Chairman of the Negotiating Group has been engaging in a series of consultations with a view to seeing how we can narrow differences among delegations on these texts. I believe that the discussions have been good with real engagement. You will also recall from my July report that the Negotiating Group has spent time this year on the technical exercise of scheduling. A Workshop on Electronic Negotiating Files was organized in July, and this exercise was repeated during the recent Geneva Week. I would also note that “scheduling” is now a regular component of all NAMArelated technical assistance programmes. Next week senior officials will also be getting a taste of “scheduling”. In any case, it is a complex but essential exercise and delegations need to be familiar with the contents of these electronic negotiating files. Turning to sectorals, during the year, the sectoral negotiation has been led by the sponsors of such initiatives. They have undertaken technical work which has then been used in outreach activities. In this regard, information sessions have been conducted by the sponsors on their various proposals during the NAMA weeks. Members have been kept appraised of this work through reports by the sponsors in the open-ended transparency sessions. At this stage I think it would be fair to say that results are “subliminal”, to borrow an expression used by a Minister at the recent APEC meeting. Regarding the next steps, a NAMA week has been scheduled for the week of 7 65 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 December. The focus will be NTBs and the hope is that discussions will be pursued on the basis of updated NTB textual proposals which take account of the comments exchanged during the previous months. SERVICES During 2009, there has been only incremental progress in the services negotiations. Members agreed early in the year to continue work on the basis of the roadmap contained in the July 2008 services text, and held several negotiating clusters to further those objectives. On the market access side, work has concentrated on technical discussions, in small groups and bilaterals, largely aimed at clarifying signals made at the July Ministerial gathering. With respect to GATS [General Agreement on Trade in Services] rules, progress has been minimal in the three areas of subsidies, emergency safeguards, and government procurement. In domestic regulation, negotiations have continued on the basis of a Chair draft. On the implementation of LDC [least-developed countries] modalities, a small group of members has been discussing a draft text of a waiver, which I understand will soon be forwarded to the Special Session. It is clear that the services negotiations can only proceed in tandem with those in the other areas of the DDA [Doha Development Agenda]. Progress will therefore depend on the extent that progress is achieved in agriculture and NAMA. There is also a need for balance within the services negotiations, between market access and rule making. On market access, there is clear room for offers to be improved, while in rule making further progress needs to be made, especially with respect to the text on domestic regulation presently under discussion. And in my view, we should be able to make headway on the issue of the implementation of LDC modalities soon. Next year, a services cluster is planned for the week beginning 8 February. It is intended to be a negotiating week similar to that held on 9 November, but will naturally take into account any direction of the negotiations given by members over the next few weeks. RULES Regarding rules, the Chairman circulated new draft texts on anti-dumping and subsidies, as well as a roadmap on fisheries subsidies, in late December 2008. Thus the Negotiating Group has focused its efforts in 2009 on working through these documents. To this end, the Group has continued to meet intensively and on the substance in openended format in week-long clusters in February, May, June, September and October 2009. The process has been long and sometimes tedious, but the work has advanced. The Group is likely to have completed its first review of the horizontal subsidies text by its December meeting, immediately after the Ministerial, and to be near completion of its review of the anti-dumping text. On fisheries subsidies, it will complete discussion of the roadmap in December and begin consideration of new proposals by members. It has also completed a first discussion of possible transposition in the context of differences between the provisions on anti-dumping and countervail. Next week, the Group will meet in open-ended session with Senior Officials to take stock. 66 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 There has been some progress on technical issues, and the Group has advanced on some of the preparatory work necessary for conclusion of the Round. There has not, however, been any signs of significant convergence on major political issues. To the contrary, the level of engagement to seek convergence on such issues has been limited. As in other areas of the negotiations, a renewed level of commitment by all members will be necessary if we are to bring our work to a successful conclusion. With respect to Regional Trade Agreements, the Negotiating Group has not met since early 2007, although there have been small group meetings among interested members and between interested members and the Chair. As we all know, the Negotiating Group has already produced a good result in this area with the adoption of the new Transparency Mechanism on RTAs which has been operating successfully. It now remains for the Group to review it and agree to make it into a permanent WTO instrument. Negotiations on systemic issues of RTAs have unfortunately not progressed and I understand that the Chair intends to discuss ways of reinvigorating these negotiations with Senior Officials next week. One cannot but be perplexed by the limited focus by members over this major systemic issue for the multilateral trading system, especially if one compares it to the flurry of academic activity on this same topic. CTD SS [Committee on Trade and Development — Special Session] On special and differential treatment, work in the Special Session, this year, has focused on the Monitoring Mechanism. This work, which has largely taken place in small group format, has been carried out on the basis of the Chairman's non paper which he tabled in May 2009. Periodic open-ended meetings have also been held to inform the wider membership of the progress. The Chairman has recently revised his non paper which will now form the basis of work on the Monitoring Mechanism. While some progress has been made on elements of the Monitoring Mechanism, there are still a number of areas where members will need to focus their efforts in order to reach convergence. In particular, discussions are continuing on the scope of the Mechanism and on the sequencing of the monitoring process. There are some other issues, including those relating to the objectives and mandate of the Mechanism, which would also need to be fine tuned. In the coming months, the Chairman intends to continue concentrating on closing these gaps on the basis of his revised non paper. In addition, he is keeping open the possibility of reverting back to the Agreement specific proposals, depending largely on members putting forward new ideas and language that will enable progress to be made on these proposals. The Chairman has also informed me that he will be working in close collaboration with the relevant Chairpersons to determine the best way to make progress on the Category II proposals which are being addressed in other WTO bodies. TRIPS SS [Trade-related Aspects of Intellectual Property Rights — Special Session] 67 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 The Special Session of the Council for TRIPS, which deals with the multilateral system of notification and registration of geographical indications (GIs) for wines and spirits — in short, 'the Register' — held three formal meetings, on 5 March, on 10 June, and on 23 and 28 October, and is scheduled to hold another on 27 November. Between the formal meetings, the Chair has consulted delegations in various settings - bilaterally, in small groups and in open-ended informal sessions. The March and June discussions took up the three categories of issues identified in the Chair's report of June 2008: • consequences/legal effects of registrations and participation; • notification and registration; • and other issues such as fees, costs and administrative burdens, in particular for developing and least-developed country members, and special and differential treatment. The Chair has signalled a need for the negotiating process to move from the restatement of known concerns and established positions towards a substantive, structured discussion of the issues under negotiation. He has, therefore, structured the discussions since June around a list of four questions drawn up on his own responsibility. The two first questions relate to consequences/legal effects of the Register, the third question concerns members' participation in the Register, and the last addresses special and differential treatment. The issue of consequences/legal effects continues to be the core of the discussions. Several delegations have very usefully explained what the implementation of the proposed systems would entail in their current domestic laws, e.g. how the information on the Register could be taken into consideration or account. There is a serious division between delegations as to whether the entry of a geographical term on the Register by one member should produce a prima facie evidence of the eligibility of that term for protection as a GI in any other member. Further progress in discussing the other questions of the Chair's list and issues such as fees, costs or administrative burdens largely depends on the resolution of the major stumbling block of consequences/legal effects. As you know, Ambassador Clarke is preparing a handover report in view of the formal meeting of 27 November and will be consulting delegations in the coming days. In addition to reporting on the work hitherto achieved, he would, based on the discussions he has conducted, seek to identify in his report the areas where there seems to be some convergence of views and those where differences remain. TRADE FACILITATION Good progress has been made this year on trade facilitation and the outlines of a new Agreement are beginning to take shape. In the first six months of the year, the Negotiating Group built on its compilation of members' proposals, and comments on those proposals, on all elements of the mandate — GATT Articles V, VIII and X, special and differential treatment, and Customs cooperation. 68 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 In September, members agreed to take their work to the next level by drafting a consolidated negotiating text. That process has proceeded well, under the Chairmanship of Ambassador Sperisen-Yurt and with the assistance on the issue of S&D of the Friend of the Chair, Matthew Wilson of Barbados. Last week, the Negotiating Group completed its review of all issues in its mandate and a draft consolidated negotiating text will be issued in the next few days. Negotiations on the consolidated text will start again early in the new year to narrow down areas of disagreement and produce a consensus result. ENVIRONMENT In trade and environment, members agreed to continue working on the basis of the Work Programme contained in the July 2008 Chair's Report to the TNC with updated timeframes. With respect to the relationship between WTO and MEAs [multilateral environmental agreements], a process of consultations has been initiated to clarify further the areas of convergence and outstanding issues with the objective of preparing for text-based negotiations. On environmental goods and services, members had exchanged ideas and examined in more detail key environmental sectors at a workshop held in September. This has provided a useful basis for the next phase under the Work Programme, where delegations are expected to identify environmental goods of interest and put forward concrete proposals on cross-cutting and development-related issues, without prejudice to members' positions. This exercise has formally started and a few contributions have already been made by certain members, while others have given indications that work is still being undertaken in capitals to come forward with submissions on goods of interest and on cross-cutting issues. The CTESS [Committee on Trade and Environment — Special Session] will be meeting later this week and again in mid-February to continue negotiations pursuant to the Work Programme. The discussions will require engagement on a broad basis and substantive inputs from members for a successful outcome to be achieved in the negotiations. Hopefully, there is scope for further technical work to be undertaken in this area and linkages with other areas of the negotiations should not prevent this work from going forward. DISPUTE SETTLEMENT In 2009, the Chairman of the DSB [Dispute Settlement Body] Special Session continued his series of week-long group consultations with interested delegations. The consultations aimed at addressing the universe of 12 issues covered in the text that the Chairman issued in July 2008, and were based on the drafting proposals reflected in that text. Each week of consultations ended with a brief informal meeting of the DSB Special Session, where the Chairman reported back to the membership at large and discussed the steps ahead. Three of the 12 issues have not been covered in the consultations this year; they will be 69 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 addressed at a further week of consultations scheduled for January. Following that discussion, the Special Session will have covered the complete universe of 12 issues addressed in the Chairman's Text of July 2008. Accordingly, at that point the Special Session will take stock of the progress made since the issuance of the Chairman's Text, and assess how it can move forward towards a prompt conclusion of the DSU [Dispute Settlement Understanding] negotiations as mandated by Ministers in Hong Kong. Discussions in 2009 have been useful, but still much remains to be done to bridge the differences on the drafting language reflected in the Chairman's Text. During the coming weeks and early next year, the Chairman will consult with delegations individually and in groups on how to adjust the negotiating process with a view to successfully concluding the DSU negotiations. GIs AND CBD [Convention on Biological Diversity] Turning to the two TRIPS issues on which I have been mandated to pursue consultations as Director-General - the relationship between TRIPS and the CBD and the extension of Article 23 GI protection - I can report continued progress in working through the substantive issues, although we are plainly not on the verge of a breakthrough either on the modalities of how we are to take forward these issues beyond the consultation process nor on the content of what a substantive outcome would look like. That is not to minimize, however, the significance and value of the concrete, focussed and thoughtful dialogue that we are conducting. As for all participants on both issues, I sense that we have a clearer grasp of the central policy issues and legal options, and the concerns and interests that drive members' positions in these sensitive policy areas. We are halfway through the current phase of work, that is a series of thematic clusters of questions posed by participating members, with the next set of consultations now scheduled for 9 December expected to work through the remaining clusters. Then, frankly, we will have to consider realistically where we stand, what we have learned from the process so far, how we can harvest in a usable form the understanding gleaned from these consultations, and then how to build on this foundation in the new year. RECENT CONSULTATIONS Let me also briefly report to you on my recent participation in meetings of African Trade Ministers in Cairo as well as my discussions with the Trade Ministers of APEC. At both of these meetings, I briefed Ministers on the state-of-play of the DDA negotiations in Geneva as well preparations for the Ministerial Conference. I stressed that the timing of this meeting was very opportune because it would allow Ministers to send a very clear and strong political message that concluding the DDA in 2010 remains a priority and that the work programme until the end of this year provides the launchpad for a further intensification and a further push towards modalities in the first quarter of next year. The message that I have taken back from these meetings is one of commitment to the conclusion of the DDA in 2010 and recognition of the important role of the WTO in the context of global economic developments. 70 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 THE MINISTERIAL CONFERENCE Mr Chairman, in less than two weeks your Minister will be calling the 7th Ministerial Conference to order and open the proceedings. It will be the first time in almost four years that we bring together our political masters to review the activities of the multilateral trading system and provide the necessary guidance to the institution for the next few years. In other words, the forthcoming ministerial gathering is long overdue. We have all agreed that this regular Ministerial Conference will not be a negotiating session and that the DDA is on its own, separate track. At the same time, I think we agree that what is needed more than anything in the current economic situation is a platform for ministers to review the functioning of this house in its entirety and to renew their commitment to a strong, well functioning multilateral trading system. The DDA clearly ranks among such issues. I see the upcoming Ministerial Conference as a unique occasion for the WTO membership to send a number of strong signals to the world with respect to the entire WTO waterfront of issues - from monitoring and surveillance to disputes, accessions, Aid for Trade, technical assistance and international governance. On this latter point, I think we have a collective interest in setting a positive and constructive tone for international cooperation ahead of the Climate Change Summit in Copenhagen. I hope the presence of Senior Officials in Geneva next week will set the stage for a positive Ministerial Conference. I believe we all have an interest in taking a constructive, yet honest assessment of the engagement in the Geneva process across the board of the DDA to the Conference. This would be conducive to a successful ministerial meeting and towards facilitating the political commitment needed to conclude the Round next year. Finally, you will have seen the schedule of meetings for the up-coming Senior Officials' Week. To provide delegations with a certain amount of predictability for that week and to ensure a high degree of transparency and inclusiveness, I intend to hold an informal TNC on Monday 23 November in the afternoon. At the end of the week, on Friday 27 November, I will also be holding an informal TNC to “wrap up”, so to speak, the Senior Officials' Week and to provide my assessment of the week's activities. That assessment will, of course, also be circulated to delegations ahead of the Ministerial Conference and will, I believe, set the tone for the principles of Full Participation, Inclusiveness and Transparency that you, Mr Chairman, have identified for the meeting. This concludes my last report today, Mr Chairman. It is a bit longer than is normally the case, but I thought it would be important to provide members with a somewhat more comprehensive re-cap of where we are at this juncture. Thank you. 71 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 ANHANG 2: STREITSCHLICHTUNG WTO: 2009 PRESS RELEASES PRESS/578 6 November 2009 DISPUTE SETTLEMENT WTO disputes reach 400 mark On the eve of its 15th “birthday”, the WTO earlier this month reached the milestone of having the 400th trade dispute brought to the body’s dispute settlement mechanism. “This is surely a vote of confidence in a system which many consider to be a role model for the peaceful resolution of disputes in other areas of international political or economic relations,” said Director-General Pascal Lamy to mark the occasion. On the eve of its 15th “birthday”, the World Trade Organization (WTO) earlier this month reached the milestone of having the 400th trade dispute brought to the body's dispute settlement mechanism. Since coming into existence in January 1995, the WTO's 153 members initiated an average of approximately 27 disputes per year under the provisions of the Dispute Settlement Understanding, the WTO treaty governing the settlement of all disputes among the organization's members. “This is surely a vote of confidence in a system which many consider to be a role model for the peaceful resolution of disputes in other areas of international political or economic relations,” said WTO Director-General Pascal Lamy to mark the occasion. “All the political muscle-flexing and grandiloquence is discarded at the door once the case enters the WTO.” Of the 400 cases filed so far, approximately half have eventually been settled directly between the parties, under the system's mandatory consultation requirements, without going to litigation. Of the remainder, 169 have been the subject of panel and, where appealed, Appellate Body proceedings, 17 are currently in adjudication, and 12 are still the subject of active consultation between the parties. “The dispute settlement system is widely considered to be the jewel in the crown of the WTO,” said DG Lamy. “Some critics claim that the system is monopolized by the developed countries, especially the US and EC. Certainly, these two trading giants are the most frequent users of the system. This is not surprising since they are the world's biggest traders, as is increasingly the case with China. But the figures also show that developing countries do not play coy hand-maidens to their richer trading partners. During the period 1995-2009, developing countries have been complainants in more than 45 per cent of all cases, and have been respondents in more than 42 per cent of the cases. “No trade negotiator enters a negotiation without some assurance that the agreements he negotiates will be underpinned by a credible dispute settlement system. The ongoing 72 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 review of the functioning of the WTO's dispute settlement system has given rise to many proposals for clarification and improvement. But WTO Members agree that, as the bedrock of the multilateral trading system, the dispute settlement system will not be subject to any seismic shift in its fundamental structure as a result of the Members' deliberations,” said DG Lamy. WTO members involved in disputes (Total No. of disputes: 400 as of 2 November 2009) Member Complainant Respondent Antigua and Barbuda 1 0 Argentina 15 16 Australia 7 10 Bangladesh 1 0 Belgium 0 3 Brazil 24 14 Canada 33 15 Chile 10 13 China 6 17 Chinese Taipei 3 0 Colombia 5 3 Costa Rica 4 0 Croatia 0 1 Czech Rep 1 2 Denmark 0 Member Complainant Respondent Ireland 0 3 Japan 13 15 Korea 13 14 Malaysia 1 1 Mexico 21 14 Netherlands 0 1 New Zealand 7 0 Nicaragua 1 2 Norway 3 0 Pakistan 3 2 Panama 5 1 Peru 2 4 Philippines 5 5 Poland 3 1 Portugal 0 1 Romania 0 2 Singapore 1 0 1 Dominican Republic 0 3 Ecuador 3 3 Slovak Rep 0 3 Egypt 0 4 South Africa 0 3 73 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 European Communities 81 66 France 0 3 Germany 0 Spain 0 1 Sri Lanka 1 0 Sweden 0 1 Switzerland 4 0 Thailand 13 3 0 2 1 Greece 0 2 Guatemala 7 2 Honduras 6 0 Trinidad & Tobago Hong Kong, China 1 0 Turkey 2 8 0 2 Hungary 5 2 United Kingdom India 18 20 United States 93 107 Indonesia 4 4 Uruguay 1 1 Venezuela 1 2 Summary of disputes (as of 2 November 2009) To date, 400 disputes have been brought to the WTO, of which: 74 • 84 appear to have been resolved bilaterally but for which no outcome notified to WTO • 95 were resolved bilaterally for which outcome notified to WTO • 23 were resolved bilaterally after a panel was established but before the panel was composed • 12 are currently the subject of active consultations between parties • 186 went into litigation c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 Disputes per Year: Year Disputes 1995 25 1996 39 1997 50 1998 41 1999 30 2000 34 2001 23 2002 37 2003 26 2004 19 2005 11 2006 21 2007 13 2008 19 2009 12 (as of 2 Nov.) 75 c:\users\hilfskraefte\appdata\local\microsoft\windows\temporary internet files\low\content.ie5\tsxo1e35\modul_5_(multilaterale_awp_1)_text[1].doc Vorlage:Nomos5_D.Dot 19.11.2009 12:17:00 LITERATUR Generell: Krugman&Obstfeld (2009), Kapitel 9. 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