Amanda „Moni“ Parpalioni „Meine Eltern waren zunächst im
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Amanda „Moni“ Parpalioni „Meine Eltern waren zunächst im
Amanda „Moni“ Parpalioni geb. Spindler - 70 Jahre - verheiratet, drei erwachsene Kinder (48, 44, 34 Jahre) „Meine Eltern waren zunächst im Zirkusbereich tätig und wechselten 1948 zur Schaustellerei“ Mein Lebenslauf Schulischer Werdegang 1946 in Ingolstadt in einer Sammelklasse eingeschult, Schulbesuch auf der Reise, Volksschulabschluss 1948 mit den Eltern vom Zirkus- ins Schaustellergewerbe gewechselt Ausbildung Im elterlichen Betrieb zur Artistin ausgebildet, Schwerpunkte: Bodengymnastik („Kautschuk“), Messerwurf/Rotierende Scheibe Stationen im Schaustellergewerbe 1948 reiste ich mit meinen Eltern und ihrer Artistenschau 1953 eröffneten wir die Schaubude „Illusionen und Artistenprogramm“ 1960 habe ich in die Schaustellerfamilie Parpalioni hineingeheiratet; meine Schwiegereltern hatten das Fahr- bzw. Belustigungsgeschäft „Teufelsrad“ 1961 machten sich mein Mann Louis und ich mit dem Gewinnspiel „Ringwerfen“ selbständig, eigenes Geschäft / Geburt von Tochter Monika 1964 kam eine kleine Losbude/Tombola hinzu 1965 erweiterten wir den Betrieb mit einer „Kindereisenbahn“ / Geburt von Tochter Christa 1975 Geburt unseres Sohnes Louis Johann 1978 ersetzten wir unsere kleine Losbude durch eine größere Warenausspielung 2000 wurde eine zusätzliche, kleinere Ausspielung angeschafft, mit der Sohn Louis reist Unsere älteste Tochter Monika betreibt ein Kosmetikstudio in Herford und beschickt mit einem Crepes-Stand Volksfeste. Christa, die zweite Tochter, reist mit Entenangeln und einem Champignonstand. Einer meiner Tage auf der Kirmes und für was ich alles verantwortlich bin Morgens frühstückt die Familie gemeinsam in unserem schönen Wohnwagen. Danach machen wir uns zurecht. Als Koch für die Familie und unsere Mitarbeiter fungiert mein Mann, für alle anderen Hausarbeiten bin ich zuständig. Ab 13:00 Uhr geht es ins Geschäft. Alles muss vorbereitet werden, damit wir pünktlich um 14:00 Uhr oder, je nach Wochentag, auch schon früher öffnen können. Meist bis 23:00 Uhr ist dann „Spielzeit“ wie wir das nennen. Beim Rekommandieren, so nennen wir die Ansprache des Publikums, und bei der Herausgabe von Gewinnen wechsle ich mich mit Schwiegertochter und Sohn ab. Zum Schluss des Spieltages steht das gemeinschaftliche Aufräumen an. Dazu gehört auch das Fegen und Entfernen der Nieten vor unserem Geschäft. Den Einkauf von Ware für unser Geschäft machen mein Mann und unser Sohn gemeinsam. Für die Buchhaltung ist ebenfalls mein Mann zuständig. Was für mich das Kirmesleben ausmacht Alles – denn ich kenne ja nichts anderes. Die Schaustellerei ist mein Leben, jeder Tag bringt etwas Neues und verläuft anders, als der vorangegangene. Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe? Nun, meine Kinder sind heute schon erwachsen und haben ihre eigenen Familien. Früher haben wir unsere Kinder stets mit auf die Reise genommen. Sie haben dann jeweils die Schulen vor Ort besucht. Das war nicht immer einfach, zumal auf den verschiedenen Schulen beileibe nicht immer die gleichen Inhalte unterrichtet wurden. Ich habe mich immer für einen speziellen Lehrplan für die Schaustellerkinder und dafür, dass die Schulen anhand der Unterrichtsmaterialen und Bücher die Schaustellerkinder unterrichten, eingesetzt. Somit war sichergestellt, dass die Kinder alle wichtigen Unterrichtseinheiten durchsprachen und lernten. Unterstützt bei der Betreuung der Kinder hat mich auch meine Schwiegermutter. Heute bin ich richtig stolz darauf, dass alle unsere Kinder den Schulabschluss der Mittleren Reife erreicht haben. Was ich mit Sim-Jü verbinde Sim-Jü gehört zu den immer noch guten Kirmessen. In Werne wird noch richtig traditionell gefeiert. Ich freue mich jedes Jahr besonders auf das Kaffeetrinken im Kloster sowie das Fußballspiel und die anschließende gemeinsame Feier mit Werner Bürgern. Wir Schausteller werden hier außerordentlich freundlich aufgenommen. Liane Seonie geb. Bügler - 39 Jahre - verheiratet, zwei Kinder (11 und 6 Jahre) „Meine Eltern und deren Vorfahren waren alle Schausteller“ Mein Lebenslauf Ich bin 1971 in die Schaustellerei hineingeboren. Meine Eltern, Großeltern und deren Vorfahren sind bzw. waren alle Schausteller. Die Geschichte meiner Familie reicht bis weit ins 19. Jahrhundert zurück. Seit 1998 bin ich mit dem Schausteller Daniel Seonie verheiratet. Wir haben zwei Kinder, Jeffrey (11) und .Jane (6). Als Jungschausteller haben wir mit einem Crepes-Stand begonnen. Im Laufe der Jahre haben wir unseren Betrieb ausgebaut und zwei Mandelwagen hinzugenommen. 2008 haben wir noch einmal erweitert, als wir von einem Kollegen einen kompletten Imbissbetrieb übernehmen konnten. Stationär zu Hause sind wir in Hamm. Unsere Kinder besuchen dort eine feste Schule. Bei mir war das anders. Während ich im Winter tagein – tagaus zur selben Schule gegangen bin, besuchte ich während der Reisezeit meist wöchentlich eine andere Schule. Als Kind ging ich jedes Jahr im Oktober, wenn sich die Saison langsam dem Ende zuneigte, also auch in Werne zur Schule. Heute ist Werne für mich wie ein Stückchen Heimat, zumal mein Mann und ich auch regelmäßig zur Mai-Kirmes und übers Jahr auch zu anderen Veranstaltungen in Werne stehen. Einer meiner Tage auf der Kirmes und für was ich alles verantwortlich bin Ich bin gleichzeitig verantwortlich für die Familie und unseren Betrieb. Das heißt, ich habe jeweils sowohl die Tagesarbeit in einem unserer Geschäfte als auch im Background die Büroarbeit zu erledigen. Entsprechend mache ich täglich einen Spagat zwischen Hausarbeit, Büro und Geschäft. Der Tag ist lang. Morgens heißt es früh aufstehen, abends geht es spät ins Bett. Kurzum: Ich manage zusammen mit meinem Mann, der ebenfalls vielfältige Aufgabenbereiche erledigt, unser kleines Familienunternehmen. Was das Kirmesleben für mich ausmacht Ich habe eine Arbeit, die nicht alltäglich ist und genau das macht den Reiz aus. Dabei lerne ich viele Leute auf den unterschiedlichen Plätzen kennen und pflege dadurch menschliche Kontakte. Sicher ist mein Leben auch mit Stress verbunden, aber wenn man seinem Lieblingsberuf nachgehen darf, dann wiegt es das wieder auf. Ich bin zufrieden, denn ich mache beruflich das, was ich immer machen wollte. Und das Beste daran ist, dass ich da alles gemeinsam mit meiner Familie machen kann. Allein deswegen käme ein anderer Beruf für mich überhaupt nicht in Frage. Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe Familie und Beruf, das bekomme ich gut unter einen Hut. Wir machen alles gemeinsam und haben den Tagesablauf entsprechend darauf abgestimmt. Meine beiden Kinder gehen ja fest in Hamm zur Schule und an den Wochenenden reisen wir gemeinsam. Mein Mann und ich sind ein Team, wir teilen uns die Arbeit auf. Dabei ist die Hausarbeit mein Part, die Büroarbeit bewältigen wir gemeinsam. So schreibe ich zum Beispiel die Bewerbungen für die Plätze. In unseren verschiedenen Geschäften stehen wir ebenfalls gemeinsam. Kurz und gut: Es klappt! Was ich mit Sim-Jü verbinde Zu Sim-Jü habe ich eine besondere Beziehung. Werne ist für mich ein Stückchen Heimat. Hier bin ich seit meiner Geburt immer gewesen. Viele Werner kenne ich schon mein ganzes Leben lang. Das Besondere an Werne und damit an Sim-Jü ist das Miteinander und der Zusammenhalt der Menschen, aber auch der Schausteller, die hier gastieren. Sim-Jü ist eine sehr traditionelle, harmonische Veranstaltung mit persönlichem Charakter. Ramona Berghaus geb. Schneider - 40 Jahre - verheiratet, zwei Kinder (10 und 11 Jahre) „Meine und meines Mannes Familien sind seit vielen Generationen Schausteller“ Mein Lebenslauf Nach dem Hauptschulabschluss bin ich mit 16 Jahren im Betrieb meiner Eltern, die damals einen Musik-Express hatten, angefangen. Lange Jahre war ich auch mit meinem Bruder an der aus der Familie meiner Mutter stammenden Geisterbahn tätig, die nach dem 2. Weltkrieg häufig in Werne gestanden hat. 1998 heiratete ich meinen Mann, den Schausteller Frank Berghaus. Seitdem reisen wir selbständig mit dem „Twister“. Einer meiner Tage auf der Kirmes und für was ich alles verantwortlich bin. Selbst und ständig arbeiten – immer für meine Familie, das Geschäft und das gesamte Drumherum da sein. Was das Kirmesleben für mich ausmacht Der Kirmesplatz ist mein Zuhause! Ob ich mir eine andere Tätigkeit vorstellen könnte? Nein !!! Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe Wir arbeiten als Familie in drei Generationen zusammen und wenn der Papa an der Kasse sitzt und die Mama im Lakritzwagen arbeitet, bringt der Opa die Kinder zur Schule und die Oma kocht. Was ich mit Sim-Jü verbinde Die Geburt unserer Tochter Lilly! Eine gut organisierte Kirmes mit sehr viel Tradition. Nach Werne kommen wir gerne!!! Dagmar Bonner geb. Lietz - 45 Jahre - verheiratet, eine 20-jährige Tochter „Ich habe in die Schaustellerfamilie Bonner eingeheiratet. Ich bin also „von Privat“, wie man das in Schaustellerkreisen nennt.“ Lebenslauf Nach der Mittleren Reife habe ich eine 2-jährige Ausbildung zur Kosmetikerin absolviert. In diesem Beruf habe ich drei Jahre gearbeitet, bis ich meinen Mann kennen lernte und wir heirateten. Stationen im Schaustellergewerbe 1990 heiratete ich den Schausteller Christian Bonner, mit dessen elterlichem Betrieb wir fortan gereist sind. Zunächst betrieben wir einen „kleinen“ Breakdance, seit 1994 sind wir auch mit einer größeren Version dieser Fahrgeschäftsart auf Tour. Einer meiner Tage auf der Kirmes und für was ich alles verantwortlich bin Morgens, nach dem gemeinschaftlichen Frühstück, erledige ich alle Arbeiten einer „normalen“ Hausfrau. Der Wohnwagen ist in Ordnung zu halten, ich kaufe ein, koche für insgesamt 10 Personen, mache die Wäsche und, und, und ... Ab Kirmesbeginn sitze ich in der Regel in der Chipkasse, während mein Mann am Fahrstand ist und von da das Karussell steuert. Abends – nach Geschäftsschluss mache ich die Tagesabrechnung und führe Buch. – Egal, was ich tue, ich fühle mich stets für die gute Stimmung in der Truppe (Familie und Mitarbeiter) verantwortlich. Mittlerweile nimmt mir meine Tochter schon etwas von der vielen Arbeit ab. Was das Kirmesleben für mich ausmacht Obwohl ich ja „von Privat“ bin könnte ich mir niemals mehr etwas anderes vorstellen, als Schaustellerin zu sein. Kirmesleben bedeutet Freiheit und Selbstständigkeit, jede Woche an einen anderen Ort zu sein und fortwährend neue Menschen kennen zu lernen. Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe Unser Beruf ist Berufung. Es gibt nichts Schöneres als Tag und Nacht mit der ganzen Familie zusammen zu sein. Jeder ist für den anderen da, alle stehen 100 % hinter dem Betrieb. Das ist unser Leben, das ist das was uns ernährt. Was verbinden Sie mit Sim-Jü? Eine Großveranstaltung mit sehr viel Flair. Nette Leute, viele positive Kontakte, große Herzlichkeit, kurzum eine süße kleine Stadt ... und Herbstwetter. Heidemarie Arens geb. Laffontien - 65 Jahre - verheiratet, zwei Kinder „Wir sind ein Familienbetrieb und betreiben eine Reisegastronomie (Ausschank). Im Schaustellergewerbe ist unsere Familie schon seit mindestens sieben Generationen tätig.“ Lebenslauf / Stationen im Schaustellergewerbe Ich selbst bin am 08.10.1944 im Wohnwagen auf einer Kirmes zur Welt gekommen. Meine Eltern haben mich immer mit auf die Reise genommen, so dass ich unterwegs zur Schule gegangen bin. Mit 16 habe ich den Volksschulabschluss gemacht und fortan im elterlichen Betrieb mitgearbeitet. 1967 heiratete ich den Schausteller Hans-Peter Arens. Wir machten uns mit dem Spielgeschäft „Pik-As“, einem so genannten Blinker, selbständig. Im selben Jahr kam unser erster Sohn zur Welt und 1969 der zweite. 1969 erweiterten wir unser Unternehmen um eine Kindereisenbahn, mit der wir von Veranstaltungsort zu Veranstaltungsort reisten. 1974/75 kam die Überschlagschaukel „Looping the Loop“ hinzu und später – für einige Jahre – das Fahrgeschäft „Terminator“. 1983 strukturierten wir den Betrieb um und stiegen in die Reisegastronomie ein. Heute sind wir mit mehreren „Bistros“ und einem Grillschinken-Stand auf der Reise. Wernes Sim-Jü und auch die MaiKirmes gehören zu unserer klassischen Route. Einer meiner Tage auf der Kirmes und für was ich alles verantwortlich bin Eigentlich ist man Mädchen für alles. Insbesondere bin ich für den Personaleinsatz und fürs „Rundlaufen“ unsere Betriebe zuständig. Hinzu kommt die normale Hausarbeit, die ja auch im Wohnwagen anfällt. Und da ich ja schon Oma bin, kümmere ich mich natürlich auch um die Enkelkinder. Was für mich das Kirmesleben ausmacht Ständig auf der Reise und an anderen Orten zu sein, das macht für mich das Kirmesleben aus. Ich könnte mir nicht vorstellen, in einem anderen Beruf zu arbeiten. Wir Schausteller sind eine große Familie, die sich immer wieder auf anderen Plätzen zusammenfindet. Das ist etwas ganz Besonderes, was man in anderen Berufen sicherlich nicht in dieser Form vorfindet. Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe Familienleben wird bei uns ganz groß geschrieben. Bei der Betreuung unserer Kinder haben meine Schwiegereltern uns sehr unterstützt. Unsere eigene Selbständigkeit war hier auch eine große Hilfe. Uns war es sehr wichtig, dass die Kinder an einem festen Ort zur Schule gingen. Sie haben erst die Grundschule und danach das Gymnasium in Dortmund besucht. Um das zu realisieren, haben wir uns die Unterstützung von Pflegeeltern gesucht. Wenn die Betreuung aus unterschiedlichen Gründen in Dortmund nicht möglich war, haben wir die Kinder morgens nach Dortmund zur Schule gefahren. Wir konnten sogar mit der Schule eine Sonderregelung aushandeln. Damit wir auch mal mit der ganzen Familie in Urlaub fahren konnten, haben unsere Kinder im Winter schon mal 14 Tage Schulbefreiung bekommen. Was verbinden Sie mit Sim-Jü? Ich komme nun schon seit 42 Jahren nach Werne und fühle mich hier wie Zuhause. Elfriede Isken-Jacob geb. Isken - 53 Jahre - verheiratet, drei Kinder (34, 30 und 28 Jahre) „Meine Familie ist schon seit Generationen auf der Reise“ Lebenslauf In der Vorschulzeit bin ich immer mit meinen Eltern, die einen Auto-Skooter besaßen, mitgereist. Das erste Schuljahr habe ich bei meinen Großeltern in Hagen verbracht. Ich hatte jedoch soviel Heimweh nach meinen Eltern, dass diese mich ab dem 2. Schuljahr wieder mit auf die Reise genommen haben. In den ersten Jahren hatte ich mit vielen Vorurteilen bei den MitschülerInnen zu kämpfen. Später änderte sich das, denn da wir den Auto-Skooter – ein bei der Jugend sehr beliebtes Fahrgeschäft – hatten, wollte jeder mit mir gut Freund sein. Nach dem Hauptschulabschluss bin ich direkt in den Familienbetrieb mit eingestiegen. 1975 habe ich den Schausteller Peter Meyer geheiratet, und wir haben uns dann mit einem Imbiss selbständig gemacht. Seitdem gastieren wir regelmäßig auf Sim-Jü. 1976 kam unser erstes Kind auf die Welt. 1980 das zweite und 1981 das dritte Kind. Die Kinder haben wir immer mit auf die Reise genommen, bis wir uns 1984 trennten. Danach war ich für alles allein verantwortlich. Bis 1985 sind die Kinder immer mit mir gereist. Als 1985 mein zweiter Sohn eingeschult wurde, habe ich für zu Hause ein Kindermädchen organisiert, das immer da war, wenn ich auf den Kirmesplätzen stand. Die Wochenenden haben die Kinder, wenn eben möglich, immer bei mir verbracht. Mein zweiter Mann, Thomas Jacob, ein gelernter Bäcker und Konditor aus Lüdenscheid, mit dem ich 1990 eine zweite Ehe eingegangen bin, ist inzwischen – wie ich – mit Leib und Seele Schausteller. Während ich seither den Imbissbetrieb führe, leitet mein Mann den Süßwaren-Wagen, den wir uns kurz nach der Hochzeit als zweites Standbein zugelegt haben. Einer meiner Tage auf der Kirmes und für was ich alles verantwortlich bin Eigentlich für alles, was anfällt. Es fängt mit dem Einkauf der Ware an, weiter geht’s mit dem Einsatz des Personals, und für die Kalkulation und den Verkauf bin ich auch selbst verantwortlich. Was macht das Kirmesleben für Sie aus? Wenn ab Februar die ersten warmen Sonnenstrahlen wieder da sind, muss ich auf Tour. Das Reisen liegt mir im Blut: Jedes Jahr die gleiche Route, die Menschen wiedertreffen in den einzelnen Orten. Die riesengroße Nachbarschaft, nur immer in anderen Orten. Eine andere Tätigkeit kann und will ich mir gar nicht vorstellen. Was verbinden Sie mit Sim-Jü? Seit 35 Jahre gehöre ich zum Stamm von Sim-Jü. Hier in Werne fühle ich mich immer ganz besonders wohl, weil’s hier noch stimmt mit der Kirmes und dem Publikum. . Leni Schmidt-Friese geb. Friese - 60 Jahre - verheiratet, ein Sohn „Wir sind als Familienbetrieb in der achten Generationen auf Festplätzen in ganz Deutschland unterwegs“ Mein Lebenslauf Schulische Ausbildung In Minden, während der Mindener Messe, geboren, habe ich die Schulzeit bis zur Mittleren Reife im Internat verbracht. Danach bin ich direkt in den Betrieb meiner Eltern eingestiegen. Stationen im Schaustellergewerbe Wir sind als Familienbetrieb bereits in der achten Generation im Schaustellergewerbe unterwegs. In den 50er-Jahren betrieben meine Eltern eine Tierschau, eine Menagerie und eine Schaubude. Aus wirtschaftlichen Gründen trennten sie sich 1960 von Tierschau und Schaubude und schafften sich stattdessen einen Schießwagen an, der bereits 1965 gegen einen neueren ausgetauscht wurde. 1973 heiratete ich den Schausteller Willi Schmidt aus Herford, der ebenfalls aus einer uralten Schaustellerfamilie stammt. Im gleichen Jahr wurde nach meinen Ideen ein Doppel-Schießwagen für uns gebaut, der seit 2003 von unserem Sohn betreiben wird und immer auf Sim-Jü steht. Bereits in den 70er-Jahren haben wir unseren Betrieb um einen Ausschank nach Schaustellerart, Grundlage für die größer werdende Familie, erweitert. Heute reisen mein Mann und ich mit einem größeren Ausschank, der wie die Schießwagen unseres Sohnes regelmäßig auch Sim-Jü ansteuert. Einer meiner Tage auf der Kirmes und für was ich alles verantwortlich bin 09:00 Uhr Frühstück, danach Einkaufen und schauen, ob alle Vorbereitungen für das Geschäft laufen. Kochen für die Mitarbeiter. Um 14:00 Uhr wird dann in der Regel geöffnet bis ca. 23:00 Uhr oder auch länger. Ich stehe meist gemeinsam mit meinem Mann in unserem Geschäft, für das wir durchgehend 2 bis 3 Mitarbeiter beschäftigen. Außer dem Tagesdienst bin ich auch zuständig für den Wareneinkauf und die Buchführung, während mein Mann sich mehr mit den technischen Dingen befasst. Was das Kirmesleben für mich ausmacht Herzblut für den Berufsstand. Das pulsierende Leben. Die immer neuen Herausforderungen. Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe Unser Sohn war früher die Woche über stets bei meiner Mutter und kam nur an den Wochenenden und in den Schulferien zu uns auf die jeweiligen Jahrmärkte. Das ist nun mal Schaustellerschicksal. In der Winterpause waren wir dann aber immer alle in unserem Haus in Lemgo versammelt. - Heute bin ich tagtäglich mit meinem Mann zusammen, während unser Sohn mit seiner Familie längst seinen eigenen Betrieb führt. Auf Plätzen wie „Sim-Jü“ treffen wir uns freilich immer. Was ich mit Sim-Jü verbinde Das Erhalten alter Kirmestraditionen – eine kontaktfreudige Bevölkerung – Kaffeetrinken im Kloster und das traditionelle Fußballspiel – und meist gut Geschäfte! Katja Luxem geb. Küchenmeister - 38 Jahre - verheiratet, eine Tochter (5 Jahre) „Wir sind seit 4 Generationen ein Schausteller-Familienbetrieb.“ Lebenslauf Ich wurde in Schwerte geboren und habe meine Kindheit in Herford verbracht. Dort besuchte ich die Realschule, die ich mit der Mittleren Reife abgeschlossen habe. Im Anschluss daran (ab 16) arbeitete ich im Auto-Scooter-Betrieb meiner Eltern mit. Nach der Heirat mit dem Schaustellersohn Hansi Luxem machten wir uns in der Imbissbranche selbständig. Heute betreiben wir eine Pizzeria. Beschreiben Sie mal einen Ihrer Tage auf der Kirmes Für was sind sie alles verantwortlich?? 08:00 Uhr 09:00 Uhr 10:00 Uhr 13:30 Uhr 14:00 Uhr 23:00 Uhr Aufstehen und das Frühstück vorbereiten. Personal einweisen Haushaltsaufgaben Geschäftsvorbereitungen Öffnen der Pizzeria, Herstellung und Verkauf oder später: Geschäftsschluss, danach Kassensturz und Abrechung Was macht das Kirmesleben für Sie aus? Ständig äußerst flexibel sein und das Leben selbständig Einteilen zu können. Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe Die Familie ist voll in den Betrieb integriert oder besser noch: Die Familie ist der Betrieb. Mein Mann und ich haben die gleiche Arbeitsstelle, und wir können unsere kleine Tochter bislang noch mit zu unserer Arbeitsstelle nehmen. Schwieriger dürfte es erst werden, wenn die Schulzeit beginnt. Was verbinden Sie mit Sim-Jü? Da auch meine Eltern die Sim-Jü-Kirmes beschicken, habe ich hier schon meine Kindheit und Jugendzeit verbracht. Ich fühle mich rundum wohl in Werne, ich mag die Menschen hier, weil sie uns gegenüber sehr aufgeschlossen sind, und so freue ich mich jedes Jahr aufs Neue auf „Sim-Jü“. Marikka Bügler geb. Mack - 63 Jahre - verheiratet, zwei erwachsene Kinder „Wir sind ein Familienbetrieb, schon in der 4. bzw. 5. Generation.“ Lebenslauf Ich bin als „Kellerkastenkind“ (d.h. im Wohnwagen) am 29.08.1947 als 2. von 5 Kindern der Schaustellerfamilie Mack auf die Welt gekommen. Mein Vater war einer der vier berühmten Gebrüder Mack, die sich in ganz Deutschland einen Namen als waghalsige Steilwandfahrer gemacht haben. Wir Kinder waren alle immer mit auf Reisen und haben an den jeweiligen Orten die Schule besucht. Mit 14 Jahren hatte ich den Hauptschulabschluss. Zu diesem Zeitpunkt hatten meine Eltern eine Gastronomie an der Radrennbahn in Bielefeld übernommen. Dort arbeitete ich mit und besuchte die Berufsschule. Nachdem meine Eltern den stationären Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben hatten, gingen wir wieder ins Schaustellergewerbe zurück und betrieben eine „Fahrende Gastronomie“ und eine Pfeilwurfbude. In diesen Geschäften arbeitete ich mit. Während der Winterpause habe ich immer in Herford, wo wir Zuhause waren, in unterschiedlichen Betrieben gearbeitet. Stationen im Schaustellergewerbe Mit 23 Jahren, 1970, heiratete ich den Schausteller Horst Bügler, von dessen Eltern wir das Schaustellergeschäft mit Ringwerfen und Fadenziehen übernahmen. Die Eltern meines Mannes setzten sich damals aus Altersgründen zur Ruhe. Im Juli 1971 kam unsere Tochter Liane zur Welt, und im Mai 1973 Sohn David. Unsere Familie war größer geworden, die Einnahmen aus den beiden Geschäften blieben jedoch gleich bzw. entwickelten sich sogar leicht rückläufig. Aus diesem Grunde orientierten wir uns um und gründeten nach einer Idee meines Mannes den Imbissbetrieb „Prager Schinken“, wofür wir einen speziellen neuen Wagen bauten. Für mich war diese Sparte nicht fremd, zumal ich Gastronomie bereits bei meinen Eltern gelernt hatte. Es dauerte jedoch fast fünf Jahre, bis wir uns mit unserem völlig neuen Produkt auf den Volksfesten etabliert hatten. Insgesamt 28 Jahre blieben wir dieser Sparte - zunächst mit dem einen, dann noch mit einem zweiten Wagen – treu und standen stets auch zu Sim-Jü in Werne. 2005 übernahm unser Sohn David das Geschäft und arbeitete sich eine neue Reiseroute aus. Mein Mann und ich haben uns noch einmal umgestellt und betreiben seitdem das Automatengeschäft „Große Freiheit Nr. 7“, mit dem wir auf Anhieb und bis heute erfolgreich unterwegs sind. Einer meiner Tage auf der Kirmes und für was ich alles verantwortlich bin Nach dem morgendlichen gemeinsamen Frühstück steht der Haushalt auf dem Programm. Ich räume auf und putze, kaufe ein und bereite das Mittagessen. Danach mache ich mich fertig für die Arbeit im Geschäft, das mein Mann in der Regel öffnet, während ich ihn später ablöse. Nach Geschäftsschluss müssen noch die Automaten mit Gewinnen aufgefüllt werden und wir machen Kassensturz. Unser Tag auf der Kirmes endet in der Regel nie vor 02:00 Uhr morgens. Dafür schlafen wir dann etwas länger. Während mein Mann für alles Technische verantwortlich ist, mache ich auch noch die Buchführung und den Wareneinkauf, erledigen den Schriftverkehr und alles was sonst noch anfällt. Was für mich das Kirmesleben ausmacht Kirmes, das ist mein Leben, ich bin durch und durch ein Kirmeskind. Das wurde schon damals deutlich, als es noch eine richtige Winterpause für uns Schausteller gab und ich in unterschiedlichen Herforder Betrieben gearbeitet habe. Dort hätte man mich gerne länger als drei Monate beschäftigt. Doch wenn im Frühling die Sonne am Himmel stand, hat es mich dort nicht mehr gehalten – ich musste einfach wieder auf die Reise. Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe Wir haben unsere Kinder immer mit auf die Reise genommen. Als sie im schulpflichtigem Alter waren, haben wir unsere Tour stets so geplant, dass sie die überwiegende Zeit in Hamm zur Schule gehen konnten. Das heißt, im Umkreis von 100 km von Hamm, haben wir die Kinder meistens zur heimischen Schule gebracht und wieder abgeholt. Wenn wir mal weiter weg waren, besuchten unsere Kinder jeweils die Schulen vor Ort. Was ich mit Sim-Jü verbinde An Sim-Jü hängt unser Herz, wir kommen gerne nach Werne, mein Mann bereits seit seiner frühesten Kindheit in den 50er-Jahren! Sim-Jü hatte und hat schon immer ein besonderes Flair. Hier werden wir Schausteller von der Bevölkerung akzeptiert und bemerkenswert gut aufgenommen. Marion Arens geb. Mikli - 33 Jahre - verheiratet, zwei Kinder (13 und 9 Jahre) „Wir reisen in der fünften Generation als Familienbetrieb mit dem China-Imbiss „Tam Tam“ und unserem „Eis-Café“ Lebenslauf Nach dem Schulabschluss mit der „Mittleren Reife“ habe ich zunächst im Betrieb meiner Eltern - „Spielzeugland Mikli“ – gearbeitet. Unser zweites Standbein war ein kleiner Imbissbetrieb. Nach meiner Heirat mit dem Schausteller Pascal Arens habe ich gelernt, Speiseeis herzustellen und an den Mann/die Frau zu bringen. Heute betreiben wir einen eigenen Eiswagen und seit einigen Jahren unseren Imbissbetrieb mit China-Spezialitäten. Mit beiden Geschäften stehen wir seit Jahren zu Sim-Jü in Werne. Was für mich das Kirmesleben ausmacht Trotz der vielen Aufgaben, die ich als Frau im Betrieb und in der Familie auszufüllen habe, möchte ich mit keinem anderen Beruf tauschen. Kirmes, das ständige Unterwegssein und immer wieder neue Kennenlernen andere Menschen, ist mein Leben. Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe Familie und Geschäftsleben sind bei Schaustellern untrennbar miteinander verbunden. Es bedarf einer guten Organisation, um beides unter einen Hut zu bekommen. Ich glaube, da den richtigen Weg gefunden zu haben. Was verbindet sie mit Sim-Jü? Ich fühle mich in Werne immer wie „Zuhause“. Die Menschen hier empfangen uns Schausteller stets mit offenen Armen. Das gibt es in dieser ausgeprägten Form nur in den wenigsten Orten. Marlies Kohlwes geb. Block - 63 Jahre - verwitwet, ein erwachsener Sohn „Ich bin vom Artistenleben ins Schaustellergewerbe gewechselt, in dem mein Mann schon die vierte Generation seiner Familie vertrat.“ Lebenslauf Nach Erlangung der mittleren Reife habe ich eine kaufmännische Ausbildung abgeschlossen. 1966 heiratete ich einen namhaften Raubtier-Dompteur, mit dem zusammen ich bis 1982 bei unterschiedlichen Zirkussen in ganz Europa engagiert war. 1967 ist unser Sohn zur Welt gekommen, der während der gesamten Saison immer mit uns gereist ist. Wir gingen ganz nach Deutschland zurück, als der Junge eingeschult wurde. Während der Schulzeit lebte unser Sohn – immer wenn wir auf Tournee waren – bei meinen Eltern, die ihn in jeder Hinsicht betreuten. Nachdem meine Ehe zerbrochen war, lernte ich 1984 den Schausteller Willi „Bubi“ Kohlwes kennen, mit dem ich 1984 eine zweite Ehe einging. Seither reisten wir mit unserem „Mandelstübchen“ und beschickten Plätze in ganz Nordrhein-Westfalen. Nach dem Tode meines Mannes im Frühjahr diesen Jahres reise ich allein mit unserem Betrieb weiter und werde dabei – je nach Platz – von zwei bis drei Mitarbeitern unterstützt. Einer meiner Tage auf der Kirmes und für was ich alles verantwortlich bin Nach dem morgendlichen Frühstück und der Hausarbeit im Wohnwagen steht die geschäftliche Arbeit an: Wareneinkauf, Personaleinsatz und ab ca. 11:00 die Herstellung frischer Ware (gebrannte Mandeln, kandierte Früchte und mehr) stehen auf dem Programm. Meistens 14:00 Uhr wird geöffnet und bis mindestens 22:00 Uhr „gespielt“, wie wir von der Reise sagen. Nach dem Aufräumen und Schließen des Geschäftes ist die Abrechnung zu machen. Außerdem habe ich alle Arbeiten einer normalen Hausfrau zu erledigen wie waschen, putzen und kochen. Und so ganz nebenbei muss ich natürlich auch Buch führen und den Schriftverkehr mit Behörden und sonstigen Veranstaltern erledigen. Was für mich das Kirmesleben ausmacht Freies Leben, Selbständigkeit und fast jedes Wochenende eine neue Stadt mit neuen Menschen Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe Solange mein Mann lebte, haben wir neben unserem gemeinsam ausgeübten Beruf ein harmonisches Familienleben geführt. Das Besondere bei uns Schaustellern ist ja, dass wir ständig, sowohl im Betrieb als auch im Wohnwagen, auf engstem Raum beieinander sind. Da muss es harmonisch zugehen, sonst funktioniert das Leben auf der Reise nicht. Was verbindet sie mit Sim-Jü ? Nachdem mein verstorbener Mann vor ca. 25 Jahren den Betrieb einer älteren Schaustellerfrau übernommen hat, kommen wir nach Werne zu Sim-Jü. Hier in der Stadt an der Lippe wird man immer herzlich empfangen und die gesamte Bevölkerung zeigt sich sehr offen gegenüber uns vom „Fahrenden Volk“. Man freut sich jedes Jahr auf Sim-Jü – nicht nur, weil diese Kirmes lukrativ ist, sondern auch wegen der alten Traditionen, die hier noch etwas gelten. Auch gesellschaftlich stimmt es hier. Solche zwischenmenschlich bedeutsamen Veranstaltungen wie das Kaffeetrinken der Schaustellerfrauen im Kapuzinerkloster oder der jährlich feucht-fröhlichen Fußball-Abend am Rande von Sim-Jü führen uns mit den Bürgern zusammen. So etwas ist nur in den wenigsten Kirmesstädten üblich. Maria „Mary“ Mikli 59 Jahre - verheiratet „Wir sind ein Schausteller-Familienbetrieb in der 2. Generation“ Lebenslauf Nach dem Volksschulabschluss habe ich zwei Jahre die Handelsschule besucht und anschließend eine dreijährige Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht. In diesem Beruf habe ich 18 Jahre lang gearbeitet. Im Jahre 1993 heiratete ich den Schausteller Johann Mikli, den ich bereits zehn Jahre kannte. Stationen im Schaustellergewerbe: „Von privat kommend“, wie man im Schaustellergewerbe sagt, habe ich die neue Materie von der Pike auf lernen müssen. Gemeinsam mit meinem Mann beschicke ich heute, wie vor uns die Eltern meines Mannes, die Plätze mit Spielzeugständen und einem Ballonstand. Einer meiner Tage auf der Kirmes und für was ich alles verantwortlich bin Bei Doppelplätzen (Beispiel: während Sim-Jü steht mein Mann stets auf dem Münsteraner „Send“) heißt es für mich: 12 bis 16 Stunden durchgehend am Tag arbeiten. Sobald die Veranstaltung öffnet, ohne Pause am Geschäft sein, zumal wir keine weiteren Mitarbeiter beschäftigen. Nach Feierabend fahren wir meist nach Iserlohn-Sümmern, wo wir Zuhause sind. Nur bei ganz weit entfernten Plätzen (z. B. Aachen oder Bonn) nehmen wir unseren Camping mit. Was für mich das Kirmesleben ausmacht Ich bin ein Mensch, der gerne im Freien und unter Menschen ist, daher ist der Kirmesplatz ein ideales Betätigungsfeld für mich. Nachdem ich lange Jahre im Büro gearbeitet habe, kann ich heute sagen, dass ich richtig gehandelt habe, als ich in zur Schaustellerei wechselte. Das ist zwar mit zunehmendem Alter sehr anstrengend, aber man hat seine Freiheiten und die sind mir wichtig. Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin vereinbare Da wir keine Kinder haben, ist die Organisation von Beruf und Familie für uns leichter zu regeln als für andere. Unser Betrieb, von dem wir leben, geht allerdings vor. Nach der Arbeit oder an freien Tagen widmen wir uns unserem Haus und dem Garten. Was ich mit Sim-Jü verbinde 1. Ich verbinde mit Sim-Jü den Begriff „Traditionsveranstaltung“, das heißt für mich: Oma und Opa gehen noch gemeinsam mit Kindern und Enkelkindern auf die Kirmes. Viele Kinder haben hier noch Kirmesgeld, wie es früher generell üblich war. 2. Das Ende der Saison ist da. Für uns kommt nur noch die Allerheiligenkirmes in Soest. Danach gehen wir in die wohlverdiente Winterpause. Einen Weihnachtsmarkt halten wir seit zwölf Jahren schon nicht mehr. Rita Prinz 65 Jahre - verheiratet, ein erwachsener Sohn „Wir sind ein Familienbetrieb und betreiben ein Kinderfahrgeschäft sowie einen Ausschankbetrieb. Ich selber komme nicht aus dem Schaustellergewerbe, bin „Private“, wie wir sagen, und durch Heirat Schaustellerin geworden.“ Lebenslauf Aufgewachsen bin ich in Werdohl. Dort habe ich auch die Volksschule besucht und anschließend ein Lehre als Einzelhandelskauffrau absolviert. 1967 heiratete ich Bernhard Prinz, einen Schausteller. Ab da reisten wir gemeinsam mit der Tante meines Mannes und deren Kinderkarussell. 1972 machten wir uns mit dem Kinderfahrgeschäft „Baby 2000“ selbständig. Im Jahr darauf wurde unser Sohn geboren. 1987 eröffneten wir unseren reisenden Ausschankbetrieb „Drachenschänke“. Im Jahre 1994 übernahmen wir dann zusätzlich das Kinderkarussell der Tante meines Mannes. Gleichzeitig übergaben wir den Ausschankbetrieb an unseren Sohn, der seither mit seiner Familie, Frau und zwei Kinder, eine eigene Tour hält. Einer meiner Tage auf der Kirmes und wofür ich alles verantwortlich bin Nach dem Aufstehen wird erst mal für alle Familienmitglieder und Mitarbeiter das Frühstück bereitet. Danach stehen ganz normale Hausarbeiten auf dem Programm: waschen, putzen, einkaufen usw. Zur Mittagszeit muss das Essen auf dem Tisch stehen, und in der Regel ab wird 14.00 Uhr das Karussell in Betrieb genommen. Bis zum Geschäftsschluss (jeweils ca. 22:00 Uhr) bin ich für das Betreiben des Karussells zuständig, wobei ich von meinem Mann abgelöst werde. Nach Feierabend werden Kassensturz und Tagesabschluss gemacht. Da bleibt während der Spieltage nicht viel Freizeit. Was für mich das Kirmesleben ausmacht Freies Arbeiten, selbst gestalten, der Umgang mit immer anderen Menschen. Das spezielle Leben, das Reisen zu immer anderen Orten. Zwei Monate im Winterquartier und eine Woche Urlaub irgendwo an der See, das reicht mir vollkommen aus. Wenn der Frühling kommt, hält mich und meinen Mann nichts mehr zu Hause. – Nur meine Mutter könnte sich etwas anderes für mich vorstellen – ich selbst bin mit meiner Tätigkeit rundum zufrieden. Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe Unseren Sohn bekamen wir, da war ich 28 Jahre alt. Die ersten Jahre ist er immer mitgereist. Als er dann im Kindergartenalter war, haben wir nur noch Plätze angefahren, die im Umkreis von 100 bis 150 km von Zuhause entfernt lagen. Meiner Mutter können wir verdanken, dass unser Sohn täglich zu Hause zum Kindergarten und anschließend auch zu einer festen Schule gehen konnte. An den Wochenenden war er dann bei uns auf den Kirmessen. Im Umkehrschluss habe ich mich in den letzen Jahren um meine Mutter gekümmert. Was verbinden Sie mit Sim-Jü? Wir kommen sehr gerne nach Werne, sind schon seit unserer Heirat jedes Jahr an Sim-Jü dabei. Hier wird die Kirmes noch von der gesamten Bevölkerung getragen und gefeiert. Wir Schausteller spüren regelrecht, dass wir hier gern gesehen und als Bürger auf Zeit akzeptiert werden. Susanne Burghard geb. Kleuser - 45 Jahre - verheiratet, ein Sohn (10 Jahre) „Wir sind ein typischer Schausteller-Familienbetrieb, gegründet 1880 und heute in der vierten Generation auf der Reise.“ Lebenslauf Ich bin am 23. November 1965, während der Winterpause, zur Welt gekommen. Meine Eltern reisten mit dem „Columbia-Rad“ von Kirmes zu Kirmes. Mein Bruder ist 1969 geboren. Bis zur Einschulung war ich immer mit meinen Eltern zusammen, meine Schuljahre verbrachte ich in einem Wuppertaler Internat, in dem auch andere Schaustellerkinder untergebracht waren. An den Wochenenden und während der Ferienzeit war ich dann gemeinsam mit meinen Eltern auf den Plätzen unterwegs und im Winter zu Hause in Dortmund. Nach der 10. Klasse des Gymnasiums habe mit der Mittleren Reife der Schule den Rücken gekehrt. Ich wollte nicht mehr von meiner Familie getrennt sein, zumal mich die Reise faszinierte. Ab 16 habe ich dann am elterlichen Riesenrad mitgearbeitet. Vier Jahre später kam auch noch mein jüngerer Bruder hinzu, der jedoch im Alter von 21 Jahren tödlich verunglückt ist. Das hat unsere Familie sehr getroffen. Im Laufe der Jahre habe ich die unterschiedlichsten Fortbildungen besucht, die spezial für das Schaustellergewerbe angeboten werden. Eine festgeschriebene Berufsausbildung gibt es für Schausteller ja nicht. Mit Mitte zwanzig lernte ich meinen heutigen Mann, Michael Burghard kennen, der auch einer alten Schaustellerfamilie entstammt. Einige Jahre später haben wir geheiratet. Damals überlegten meine Eltern, sich kleiner zu setzen und haben uns angeboten, ihr seit einigen Jahren neues „Columbia-Rad II“ zu übernehmen. In den ersten Jahren unserer Selbständigkeit wurden wir von den Eltern sehr unterstützt. Am 1. März 2000 kam unser Sohn zur Welt und in der Saison 2002 legten wir uns ein zweites, noch größeres Riesenrad, das „Roue Parisienne“, zu. Seither reisen wir mit zwei Riesenrädern und von Zeit zu Zeit mit einem Ausschankbetrieb, der auch stets auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt präsent ist. Damit wir unsere Familie nicht aufteilen müssen, wird das kleinere Riesenrad inzwischen von einem angestellten Geschäftsführer betrieben. Das Familienleben ist uns eben sehr wichtig. Einer meiner Tage auf der Kirmes und für was ich mich alles verantwortlich fühle Morgens steht erst einmal das Frühstück auf dem Programm. Dann wird der Haushalt gemacht, eingekauft und das Mittagessen für die Mitarbeiter und die Familie gekocht. Damit ist der Vormittag gut ausgefüllt. Je nachdem, wann die Kirmes öffnet, bin ich für die Kasse, den Kartenverkauf zuständig. Im Laufe des Tages wechseln mein Mann und ich uns dabei immer wieder mal ab. Zum Beispiel muss ich ja auch Zeit dafür haben, das Abendbrot zuzubereiten. Und wenn unser Sohn da ist, muss auch der zu seinem Recht kommen, das heißt, wir müssen etwas Zeit für ihn haben. Nach dem Kirmesschluss stehen dann der Kassensturz und die Abrechnung auf dem Programm. Und auch für die Buchführung und unseren mittlerweile umfangreichen Schriftverkehr muss ich gerade stehen. Was das Kirmesleben für mich ausmacht Das Schaustellerleben ist sehr abwechslungsreich. Wir sehen immer wieder neue Städte und lernen neue Menschen kennen. Das ist das eine, was dieses Leben ausmacht. Das andere ist die gute Gemeinschaft unter den Schaustellerfamilien. Ich könnte mir einen anderen Beruf wirklich nicht vorstellen. Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist bei Schaustellern nicht immer einfach. Als unser Sohn im Jahre 2000 geboren wurde, hat das unseren täglichen Lebensrhythmus schon erheblich verändert. Bis zur Einschulung haben wir ihn immer mit auf Reisen genommen. In manchen Orten, wie zum Beispiel in Werne, konnten die Kinder auch einen örtlichen Kindergarten besuchen. In der Winterpause, von November bis März ging unser Sohn in Dortmund in den Kindergarten. Das war uns auch sehr wichtig, denn Kinder gehören zu Kindern. Als er dann in die Grundschule kam, hat uns mein Vater sehr unterstützt. Er hat es uns ermöglicht, dass unser Sohn in Dortmund die örtliche Grundschule besuchen konnte, denn er hat für diese vier Jahre die Betreuung komplett übernommen. An den Wochenenden und in den Ferien war unser Sohn dann immer bei uns. Jetzt wechselt er zur weiterführenden Schule und geht in Hamm-Heessen ins Internat. Was ich mit Sim-Jü verbinde Ich komme schon seit meiner Geburt Jahr für Jahr zur Kirmes nach Werne. SimJü ist eine Traditionsveranstaltung mit viel Flair. Für uns Schausteller gibt es ein schönes Beiprogramm. Vom Kaffeetrinken im Kapuzinerkloster bis zum Fußballspiel gegen Werneraner Bürger. Das ist schon etwas Besonderes, genauso wie die menschliche Wärme, die uns Schaustellern hier auf Schritt und Tritt entgegengebracht wird. Ursula Bonner geb. Schäfer - 71 Jahre - verwitwet, drei erwachsene Kinder „Ich gehöre zu einer Schaustellerfamilie, die in der 5.Generation in diesem Gewerbe tätig ist“ Lebenslauf Ich bin als Tochter der traditionsreichen Schwerter Schaustellerfamilie Schäfer groß geworden. Nach Abschluss meiner Schulzeit mit der „Mittleren Reife“, habe ich mit 18 Jahren den 2008 verstorbenen Wittener Schausteller Hermann Bonner geheiratet. Gemeinsam waren wir fortan auf den Kirmesplätzen in ganz Deutschland mit unterschiedlichen Fahrgeschäften und Attraktionen, zum Beispiel mit Auto-Skooter, Musikexpress, Schlittenfahrt, Ranger , Fliegendem Teppich, Para Tower, Kino, Spider (Polyp) sowie mit Imbiss und Schießwagen unterwegs. Heute reist unsere Familie mit zwei „Breakdancern“. Einer meiner Tage auf der Kirmes und für was ich mich alles verantwortlich fühle Obwohl ich als Rentnerin (mit Dackel!) aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden bin, bin ich nach wie vor die Anlaufstelle für meine ganze Familie. Was das Kirmesleben für mich ausmacht Früher „Alles“: Das ganze unstete Schaustellerleben, die Selbständigkeit und permanente Bewegung bei immer neuen Begegnungen und Kontakten auf der Reise. Ein anderes Leben ? - Das habe ich mir nie vorstellen können! Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe In einem Familienunternehmen gehören Beruf und Familie untrennbar zusammen. Das funktioniert, weil man sich gegenseitig hilft und immer füreinander da ist. Letzteres gilt – bei aller Konkurrenz – auch in Bezug auf die Kollegen. Was ich mit Sim-Jü verbinde Schon 1950 war ich mit meinen Eltern, die die Sim-Jü-Kirmes beschickten, in Werne. Daher hat die Sim-Jü-Stadt für mich schon eine lange Tradition. Auch heute, als Rentnerin, komme ich immer wieder gerne hier hin – obwohl ich nicht mehr im Wohnwagen mitreise. Das Besondere ist die hohe Akzeptanz, die wir Schausteller hier genießen. Marion Wendler geb. Kracke - 55 Jahre - verheiratet, zwei verheiratete Töchter „Unser Schausteller-Familienbetrieb besteht seit mindestens vier Generationen“ Lebenslauf Ich bin ein typisches Kirmeskind. Meine Eltern sowie alle Onkel und Tanten waren schon Schausteller. Die Krackes stammen aus Ochtrup, dort bin ich auch geboren. Bis zur Einschulung haben mich meine Eltern immer mit auf Reisen genommen. Die Schulzeit habe ich aber ganz in Ochtrup verbracht. Als ich acht Jahre alt war, ist mein Vater bereits verstorben. Ab dem 12. Lebensjahr bin ich an den Wochenenden und in den Ferien mit meiner Mutter, meinem Onkel und meiner Tante auf den Kirmesplätzen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen unterwegs gewesen und habe beim Verkauf geholfen. Wir hatten verschiedene „Kuchenwagen“ mit Lebkuchen und sonstigen Kirmesspezialitäten. Die Schule habe ich nach dem Hauptschulabschluss verlassen, um ganz in den Familienbetrieb einzusteigen. 1974 habe ich den Schausteller Rudolf Wendler aus Unna geheiratet. Nach der Hochzeit übernahmen wir von den Eltern meines Mannes das Fahrgeschäft „Musikexpress“, mit dem wir seither durch die Lande touren. 1975 kam unsere Tochter Verena zur Welt. Das war zu der Zeit, als wir uns einen neuen zweiten Musikexpress zulegten. Cirka zwei Jahre sind wir dann mit zwei dieser Fahrgeschäfte auf Kirmessen und Volksfesten aller Art unterwegs gewesen. Danach haben wir den älteren Musikexpress verkauft und sind bis heute mit dem neueren auf Reisen. 1979 wurde dann unsere zweite Tochter Gertrud geboren. Einer meiner Tage auf der Kirmes und für was ich alles verantwortlich bin Nach dem Aufstehen wird erst einmal gefrühstückt. Dabei spreche ich mit meinem Mann schon mal das Tagesprogramm durch. Anschließend steht die Hausarbeit sowie der tägliche Einkauf auf dem Programm. Dann koche ich für unsere fünf Mitarbeiter und die Familie das Mittagessen. Meistens ab 14:00 Uhr ist mein Platz dann am Fahrstand unseres Karussells bzw. in der Chipkasse. Eine Tätigkeit, bei der mich mein Mann regelmäßig ablöst. Am Schluss des Spieltages mache ich Kassensturz und den Kassenbericht. Das sind - kurz gesagt - meine Hauptaufgaben. Was das Kirmesleben für mich ausmacht Eine andere Tätigkeit könnte ich mir nicht vorstellen. Kirmesleben ist ständiges Unterwegssein, von einem Ort zum anderen. Aber auch das Treffen mit den Verwandten, Bekannten und Kollegen aus dem Schaustellergewerbe. Und schließlich ist es die gute Gemeinschaft der Schaustellerfamilien untereinander. Wie ich mein Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe Ja, das war manchmal nicht so einfach. Als die Kinder noch klein waren, haben wir sie immer bei uns gehabt. Als unsere erste Tochter in die Schule kam, hat uns meine Schwester (sie ist eine „Private“) unterstützt. Unsere Tochter lebte unter der Woche bei ihr in Wesel und besuchte dort die Grundschule. Das Abschiednehmen nach den Wochenenden, die sie bei uns auf den jeweiligen Kirmesplätzen verbrachte, ist mir nicht immer leicht gefallen. Als vier Jahre später die zweite Tochter auch schulpflichtig wurde und der Schulwechsel für die Große anstand, haben sich unsere Nachbarn in Unna bereiterklärt, während der Schulzeit die Kinder zu betreuen. Sie wurden sozusagen die Pflegeeltern unserer Mädchen. Als unsere Älteste die Schule abgeschlossen hatte, wollte unsere Jüngste partout nicht alleine bei den Pflegeeltern bleiben. Daraufhin haben wir uns entschieden, sie mit auf Reisen zu nehmen, und sie - je nach Standort - die ansässigen Schulen besuchen zu lassen. Egal wie – haben wir uns immer bemüht, ein möglichst normales Familienleben zu führen, was uns mit Abstrichen auch gut geklungen ist. Was verbinden Sie mit Sim-Jü? Da wir schon so lange und ununterbrochen zu den Beschickern dieser traditionsreichen Kirmes zählen, ist es jedes Mal so, als kämen wir hier nach Hause. Werne liegt uns schon sehr am Herzen, wir haben hier längst Freunde und Bekannte und fühlen uns als voll akzeptierte Bürger auf Zeit. Das hat auch etwas mit dem Fußballspiel und dem Kaffeetrinken im Kloster zu tun, in Werne gelten Schausteller und die Kirmes noch etwas, das merkt man auf Schritt und Tritt. Peggy Schierenbeck 40 Jahre - drei Kinder, zwei Söhne (14 und 12 Jahre) und eine Tochter (10 Jahre) „Wir sind ein Familienbetrieb und haben die Achterbahn im Dunkeln, „Black Hole“ und seit 2009 eine Riesenrutsche, die „Bayern Rutsch‘n“. Lebenslauf Geboren wurde ich in Neuwied, wie sollte es anders anders sein, während der Herbstkirmes. Zur Schule gegangen bin ich „unterwegs“, das heißt, dort, wo meine Eltern gerade mit ihrem Irrgarten auf der Kirmes waren. 1985 habe ich meinen Hauptschulabschluss erworben und gelernt dann im elterlichen Betrieb; alles, was ich für meinen Traumberuf Schaustellerin wissen musste. Meinen Mann habe ich 1992 kennengelernt. Er ist erst nach Abitur und Banklehre in den Schaustellerbetrieb seiner Mutter eingestiegen. 1993 im Herbst haben wir uns das „Black Hole“ gekauft, damals noch in Besitz der Firma Ludewigt aus Oldenburg. Nach und nach haben wir es renoviert und zu dem Schmuckstück gemacht, das es heute noch ist. Bis zu ihrer Einschulung waren unsere Kinder selbstverständlich bei uns, dann sind sie bei ihre Großeltern zur Schule gegangen. Bis zu deren Tod 2007, seitdem kümmerst sich eine Erzieherin, die während meiner Abwesenheit bei uns zu Hause wohnt, um die Versorgung der Kinder und um alle Belange rund um die Schule. So oft es geht, bin auch ich zu Hause; in den Ferien und an den Wochenenden sind wir natürlich alle zusammen am jeweiligen Spielort. Das ist eine Seite meines Lebens. Vor einigen Jahren habe ich angefangen zu malen (auch eine Tradition meiner Familie mütterlicherseits) und ein kleines Unternehmen gegründet: heute biete ich Kunstausstattung an; ich male passgenaue Bilder für Restaurants, Büros und Privaträume. Wer möchte, wirft einmal eine Blick auf meine Homepage: www.pschierenbeck.de Beschreiben Sie mal einen Tag auf der Kirmes. Für was fühlen Sie sich verantwortlich? Das ist ganz unterschiedlich, während des Ab-und Aufbaus koche ich für unsere 7-9 Mitarbeiter, mache die Abrechnung und die Buchführung. Während der Spielzeit teilen mein Mann und ich uns die Kassenzeiten. Im Herbst schreibe ich dann rund 150 Bewerbungen für die kommende Tournee. Um die Tourneeplanung kümmern mein Mann und ich uns gemeinsam. Wenn die Kinder da sind, versuchen wir immer, die Gegend zu erkunden. Auf diese Weise haben wir schon fast alle Zoos gesehen und viele Burgen. Was macht das Kirmesleben für Sie aus? Zum einen viele neue Städte kennen zu lernen. Mit unserer Achterbahn waren wir u.a. schon in London, Salzburg, Brüssel, Bregenz am Bodensee, Basel, Tilburg und Eindhoven in Holland und natürlich kreuz und quer in Deutschland. Die vielen Mentalitäten kennen zu lernen ist wirklich toll. Und fast überall feiern die Menschen ihre Kirmes anders; gibt es einen eigenen Flair. Und oft, wenn ich unsere Kirmesbesucher beobachte, dann kommt mir ein Satz aus dem Schaustellergebet in den Sinn: „Lass mich bedenken mein Vorrecht, als Schausteller Freude und Vergnügen zu bringen allen Menschen, besonders aber den Armen, den Einsamen und denen, die vom Glück benachteiligt sind“. Könnten Sie sich auch eine andere Tätigkeit vorstellen? Ja! Zwar nicht jetzt, sondern wenn wir in den Ruhestand gehen, vielleicht schaffen wir das ja mit 55. Vielleicht kann ich dann meine Kunst weiter ausbauen. Und ich würde mit meinem Mann gern viele Reisen unternehmen. Was verbindet Sie mit SimJü? Die Werner lieben ihre Kirmes und das spürt man: sie feiern ihre Kirmes und sind alle miteinander alle vier Tage präsent. Bärbel Johanna Schütze geb. Römer - 69 Jahre - verheiratet, ein Sohn (45) „Selbst aus einer uralten Schausteller- und Komödiantenfamilie stammend, bin ich seit 47 Jahren mit dem Schausteller Rudolf Schütze verheiratet.“ Lebenslauf An einem 28. August wurde ich in Breslau geboren, habe also am gleichen Tag Geburtstag wie Goethe. Ich entstamme einer uralten Komödiantenfamilie, durch deren Adern schon seit über 200 Jahren Schaustellerblut fließt. Aufgewachsen bin ich in einem intakten liebevollen Elternhaus, meine Eltern besaßen ein Hunde- und Affentheater. In diesem Theater führte ich bereits mit neun Jahren meine eigene Taubengruppe vor, die ich unter Anleitung meines Vaters selbst dressiert hatte. Meinen Mann, den Schausteller Rudolf Schütze, kenne ich seit meiner Kindheit. Wir standen häufig auf bayerischen Plätzen zusammen, die Schützes mit ihrer Geisterbahn und wir mit unserer Schaubude. Da wir gleichaltrig sind, gingen wir oft zusammen in die jeweils örtliche Volksschule. Ich erinnere mich noch genau: Während des 8. Schuljahres haben unsere Familien auf dem Volksfestplatz in Speyer am Rhein überwintert. Damals hat mein heutiger Mann – ganz Kavalier – mir jeden Morgen die Schultasche bis zur Schule getragen. Sechs Jahre später – 1962 – haben wir geheiratet. Nach weiteren drei Jahren kam unser Sohn Rudolf (Ronny) zur Welt. Gleichzeitig machten wir uns mit der Geisterbahn meiner Schwiegereltern, die seit 1923 in diesem Genre tätig waren, selbständig. Ende der 60er-Jahre haben wir erstmals in Werne gestanden und von da ab haben wir mit wenigen Ausnahmen stets an Sim-Jü teilgenommen. Werne kannte ich aber schon aus den 50er-Jahren, als ich hier mit meinen Eltern mehrfach gastiert habe. 1975 haben wir unsere alte Geisterbahn „eingemottet“. Sie wird nur noch hin und wieder auf historischen Jahrmärkten oder zu Filmaufnahmen eingesetzt. Unsere neue, bei der Firma Mack im Schwarzwald gebaute, Stockwerkgeisterbahn kam auf Anhieb gut an beim Publikum. – Heute betreiben wir zusammen mit unserem Sohn Ronny und seiner Familie zwei solcher Anlagen und ein Kinderfahrgeschäft. Zwischendurch besaßen wir auch eine Reihe von Jahren ein so genanntes Laufgeschäft mit Irrgarten und allerlei weiteren Effekten. Unsere Familie ist nun schon fast 90 Jahre ununterbrochen mit Geisterbahnen unterwegs, das ist für Deutschland einmalig. Einer meiner Tage auf der Kirmes und für was ich mich alles verantwortlich fühle Morgens mache ich das Frühstück für die Familie und unser Personal – das können mitunter bis zu 14 Personen sein! Nach dem täglichen Einkauf sowie Putzen und Waschen muss auch das Mittagessen rechtzeitig auf dem Tisch stehen. Anschließend geht’s in die Geisterbahn-Kasse, wo ich versuche, die Kirmesbesucher durch entsprechendes Rekommandieren zum Besuch unserer Bahn zu animieren. Gleichzeitig muss ich darauf achten, dass die Bahn einwandfrei läuft. Natürlich werde ich bei diesen Aufgaben auch immer wieder von meinem Mann abgelöst. Nach Geschäftsschluss erfolgt der Kassensturz und ich fertige den täglichen Kassenbericht an. Überhaupt gehört das Führen der Bücher und Anschreiben der Plätze, die wir halten möchten, zu meinen Aufgaben. Mein Tag ist also rundum ausgefüllt, da bleibt nicht viel Spielraum für persönliche Interessen. Was macht das Kirmesleben für mich ausmacht Kirmes ist meine Arbeitsstätte, mein Hobby, mein Zuhause, meine große Liebe, kurz: Kirmes ist mein Leben. Eine andere Tätigkeit käme für mich nie in Frage, zumal unsere Familie schon seit über 200 Jahren auf der Reise ist und uns das „Kirmes-Gen“ im Blut steckt. Wie ich das Familienleben mit dem Beruf als Schaustellerin in Einklang bringe Ein intaktes Familienleben ist für uns Schausteller unabdingbar. Wir müssen stets an einem Strang ziehen, nur so funktioniert es auf der Reise. Für mich ist es sehr wichtig, Tag und Nacht mit der Familie zusammen zu sein. Doch leider kommt unser Familienleben in der Hektik unseres Berufes öfters zu kurz, was uns aber nicht so bewusst wird, zumal wir auf engstem Raum zusammenleben. Die Unannehmlichkeiten, die der Schaustellerberuf mit sich bringt, nehmen wir aus Liebe und Überzeugung zu unserer Aufgabe in Kauf. Was verbinden Sie mit Sim-Jü? Sim-Jü hat einen guten Namen in unseren Kreisen. Mit dieser traditionellen Kirmes und Werne an der Lippe verbinden mich schönste Kindheits- und Jugenderinnerungen. So bin ich zum Beispiel oft hier zur Schule gegangen. Da gab es in den 50er-Jahren übrigens eine aus Breslau stammende Lehrerin, bei der schon mein Vater in seiner alten Heimat zur Schule gegangen ist – die Welt ist klein. Heute ist es ein Muss für mich, immer wenn wir in Werne stehen, einige der Kastanien von den Bäumen am Hagen aufzusammeln, die mich dann übers Jahr als Glücksbringer begleiten. Es gibt aber auch traurige Erinnerungen. So ist mein Großvater Robert Karl Römer hier zu Sim-Jü im Jahre 1952 am Hornebach vorbei zu Grabe getragen worden – später ebenso meine geliebte Tante Hanni Scholz und ihr Sohn Horst, die nach dem Krieg immer Werne beschickt haben. – Mit den liebenswerten Werner Bürgern verbindet mich eine außerordentliche Sympathie – man wird hier als Bürger auf Zeit akzeptiert und tagtäglich beim Einkäufen von vielen begrüßt und auch angesprochen. So viel menschliche Wärme schlägt uns Schaustellern beileibe nicht überall entgegen. – Als gläubige Menschen schätzen wir auch die Offenheit der Kapuzinerpatres uns Schaustellern gegenüber sehr, nicht zu vergessen das Fußballspiel und die vielen weiteren zwischenmenschlichen Begegnungen und Beziehungen, die sich im Laufe der Jahre aufgebaut haben … und geschäftlich stimmt es hier in Werne auch.