"Schweine-News" Juli 2010
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"Schweine-News" Juli 2010
Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift für Kunden 1. Juli 2010 Schweine News Eine gesunde Herde beginnt bei gesunden Klauen Ausgabe 17 In dieser Ausgabe Teil1: Klauengesundheit Klauengesundheit 1 Teil 2 folgt in der nächsten Ausgabe Von Dr. Doris Verhovsek Ferkelkastration 3 Lahmheiten und deren Effekte auf das • Gelenke, Sehnen, Knochendichte Wohlbefinden und auf die Produktivität Mangan der Sauen werden noch immer häufig • Gesunde Lederhaut, Wundheilung, unterschätzt. Die meisten Risikofaktoren für Lahm- Sohle, Hornelastizität - Zink, Biotin heitsgeschehen bei Sauen und Jungsau- und Kupfer en sind hinlänglich bekannt: • Gewebe, gesunde weiße Linie Kupfer • Genetik • • • • Dermatitis ulzerosa 4 Jungsauenselektion Management Entstehung Zink, Biotin • des Klauenhorns Aufstallung Ernährung Eine wesentliche Rolle, die im Zusammenhang mit Klauengesundheit oft übersehen wird, spielt die Ernährung. Dabei von großer Bedeutung sind einige Mineralstoffe und Spurenelemente. Mangan Zink Kupfer Zink/Kupfer Die wichtigsten Spurenelemente und ihre Hauptwirkungsorte: Fortsetzung auf Seite 2 Erkennen Sie die Krankheit? Bei einer trächtigen Zuchtsau treten langsam fortschreitende Hautveränderungen am Ohrgrund, an den Schenkelinnenflächen, sowie im Bereich des Gesäuges auf. Die veränderten Hautpartien sind scharf von der gesunden Haut abgegrenzt, rötlich gefärbt, nässend aber nicht schmerzhaft. Durch den Schmutz aus der Umgebung bilden sich schmierige Beläge, die leicht abzulösen sind. Die Zitzen sind nicht betroffen. Auflösung auf Seite 4 Ausgabe 17 Seite 1 – Fortsetzung von Seite 1 Klauenverletzungen sind ein wesentli- Einige Beispiele für typische Klauencher Faktor im Lahmheitsgeschehen veränderungen: der Sauen. Untersuchungen haben gezeigt, dass bei 97% der Sauen mit Lahmheiten und bei 90% der ausgeschiedenen Sauen Klauenverletzungen die Ursachen sind. Lahmheiten selbst führen zu einer verringerten Futteraufnahme, dadurch zu einer schlechteren Fruchtbarkeit und im Endeffekt zum früheren Ausscheiden der Sauen aus der Herde. Studien der Universität in Minnesota haben ergeben, dass Sauen, die in den ersten zwei Säugewochen weniger als 3,2 kg Futter am Tag fressen, eher frühzeitig ausgeschieden werden, als Sauen die 3,2 kg und mehr fressen. Daten aus dem Amerikanischen Ge- Leichte Wucherung und Erosion am Zu langes Klauenhorn an allen vier s u n d h e i t s - u n d M a n a g e m e n t - Ballen Klauen Überwachungs-Programm (NAHMS) zeigen, dass 15,2 % der Sauen direkt aufgrund von Lahmheiten ausgeschieden werden und dass Lahmheiten zumindest einen Einfluss bei 47% der ausgeschiedenen Sauen haben. Lange, tiefe Trennung des Ballens Langer, vertikaler Spalt in der Klauvon der Sohle enwand Gründe für das Ausscheiden von Sauen: Alter: 36,6% Fruchtbarkeit: 26,3% Leistung: 13% Lahmheit: 15,2% Verletzung: 4% Andere: 4,9% Quelle: NAHMS 2007 Futtermittelstudien haben ergeben, dass durch Futterzusätze, die die Klauengesundheit stärken, Klauenverletzungen verringert werden können und so letztlich auch die Fruchtbarkeitsleis- Langer Riss entlang der weißen Li- Mehrere tiefe, horizontale Spalten in tungen verbessert werden können. nie der Klauenwand Seite 2 Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift Ferkelkastration mit Einsatz von Schmerzmitteln Die herkömmliche chirurgische Kastration ohne Betäubung wird schon seit längerem im gesamten EU-Raum heftig diskutiert. So hat auch das Gesundheitsministerium Anfang dieses Jahres die Arbeitsgruppe „Schwein“ des TGDs beauftragt, die zurzeit vorhandenen Alternativen zur momentan angewandten Methode auf Tierschutzgerechtheit und Praxistauglichkeit zu prüfen. Von Dr. Doris Verhovsek Auf Basis der Empfehlung dieser Arbeitsgruppe, die auch das Institut der Schweineklinik der Vet. Med. Universität Wien hinzugezogen hat, wird nun mit Vertretern der Landwirtschafts- und Wirtschaftskammer sowie des VÖS der Einsatz von Schmerzmitteln bei der Kastration überlegt. Der Einsatz solcher Schmerzmittel zur R e d ukt io n k a st rat io n s be di ng te r Schmerzen bedeutet einen Schritt nach vorne, der die momentane Situation der Saugferkel deutlich verbessern könnte und auch den Druck der Öffentlichkeit auf die Schweinebranche vorerst verringern würde. Als Schmerzmittel bei der Kastration der Saugferkel sind in Österreich momentan folgende Präparate zugelassen: Finadyne®, Melovem® und Metacam®. Bei diesen Medikamenten handelt es sich um so genannte nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID), die eine schmerzstillende, entzündungshemmende und fiebersenkende Wirkung haben. vor Schmerz- und Lautäußerungen. Denn bei dieser Form der Schmerzmitt el ga b e ko mm t e s z u k e in e r Schmerzausschaltung während der Kastration und der Akutschmerz wird vom Ferkel nach wie vor wahrgenommen. Das ist auch der große Kritikpunkt an dieser Methode im Vergleich zu anderen möglichen Alternativen. Nicht zu vergessen ist auch die entzündungshemmende Wirkung der Präparate. Finadyne® hat eine starke, bis zu 24 Stunden anhaltende Wirkung auf das Entzündungsgewebe der Kastrationswunde, was zu einer schnelleren, komplikationslosen Abheilung führt. Wissenschaftlicher Hintergrund Dennoch konnte in Studien, wie auch in jener von Langhoff et al. (2009), anhand der Messung der Kortisolkonzentration im Serum von Ferkeln vor und nach der Kastration, eine deutliche Schmerzreduktion nach dem Eingriff bewiesen werden. Langhoff et. al. (2009) untersuchten auch bestimmte postoperative Verhaltensweisen, wie Schwanzzittern, Hängenlassen des Schwanzes und oftmaligen Positionswechsel, durch die die Ferkel Schmerzen äußern. Auch diese Verhaltensweisen konnten durch den Einsatz von Schmerzmitteln reduziert werden. Die größte Wirkung dabei erzielte Finadyne®. Dieses veränderte Verhalten nach Anwendung in der Praxis Aus gegebenem Anlass wurde im Juni dieses Jahres am Betrieb der Familie Sophie und Josef Kowald in Allerheiligen bei Wildon die Kastration mit dem Schmerzmittel Finadyne® der Firma SP Intervet durchgeführt, um dessen Praxistauglichkeit zu überprüfen. Die männlichen Tiere im Alter von 6 - 7 Lebenstagen wurden herausgesucht und bekamen Finadyne® intramuskulär injiziert. Die Dosierung betrug 0,1 ml pro Ferkel. Die Anwendung dieser Utensilien für die fachgerechte Fergeringen Dosis war durch die dafür kelkastration konzipierte Spritze leicht durchführbar. der Kastration durch vorherige InjektiDa der Hersteller eine Anflutungszeit on eines Schmerzmittels wird dem von 15 bis 30 Minuten bis der maxima- Landwirt jedoch nur bei sehr genauer le Wirkspiegel im Blut erreicht ist, vor- und stundenlanger Tierbeobachtung gibt, wurden die Ferkel 25 Minuten auffallen. Einen weiteren positiven Efnach der Applikation in einem Kastrati- fekt konnten Schmidt et al. (2009) in onsgerät kastriert. Die Wirkungsdauer ihrer Studie aufzeigen. Die mit der Schmerzreduktion hält beim Pro- Schmerzmittel behandelten Ferkel verdukt Finadyne® laut Hersteller bis zu brachten mehr Zeit am Gesäuge, als 24 Stunden an. die unbehandelten Tiere. So konnte Wie zu erwarten war, zeigten die Fer- eine Verbesserung des Säugeverhalkel während der Kastration nach wie tens durch eine Schmerzreduktion Ausgabe 17 nach der Kastration bewiesen werden. Kastration mit Fixierung im Kastrationsgerät Die Vorteile für den Landwirt bei dieser Methode sind der verhältnismäßig geringe Mehraufwand und die niederen zusätzlichen Kosten. Laut PIGCAS betragen diese ca. 0,20 € je Ferkel. Aufgrund dieser positiven Effekte auf das Wohlbefinden der zu kastrierenden Ferkel ist der Einsatz von Schmerzmitteln vor der Kastration zu befürworten. Fazit Um weitere Verbesserungen in Hinblick auf die Schmerzausschaltung erzielen zu können, ist ein gemeinsames Erarbeiten und ein ehrlich geführter Dialog zwischen Landwirtschaft, Tierärzteschaft und der für den Tierschutz verantwortlichen Personen von großem Vorteil und Nutzen für die Zukunft. Literatur: LANGHOFF R. , ZÖLS S., BARZ A., PALZER A., RITZMANN M., HEINRITZI K. (2009): Berl Münch Tierärztl Wochenschr 122: 325 - 332. SCHMIDT T., KÖNIG A., BORELL E.: KTBL-Schrift 479. Seite 3 Schweine News Auflösung von Seite 1 Erkennen Sie die Krankheit? Dermatitis Ulzerosa DR.VET - Die Tierärzte Jöss 6a, 8403 Lebring Für den Inhalt verantwortlich: Dr. Ursula Friedmann Dr. Doris Verhovsek Dipl.Tzt. Markus Urschler Dipl.Tzt. Birte Drews Dr. Peter Irgang Telefon Apotheke: 03182/4166 E-Mail: [email protected] Notruf: 0664/8341769 > Mo-Fr ab 17 Uhr, Sa, So und Feiertag w w w. d r - ve t . at ( D e r z e it i n A r b e i t ) Von Dipl.Tzt. Markus Urschler Als Dermatitis ulzerosa bei Zuchtsauen wird eine Erkrankung der Haut unbekannter Genese bezeichnet. Sie tritt sporadisch und sehr selten auf, wobei stets mehrgebärende Sauen betroffen sind. Ursächlich wird eine Fehlreaktion des Immunsystems diskutiert (Autoimmunerkrankung), wobei auch der Hormonstatus der Sau eine Rolle spielen dürfte, da es in der Säugezeit meist zu einer deutlichen Besserung der Symptome kommt, während sich der Zustand nach dem Absetzen wieder verschlimmert. Das Allgemeinbefinden Veränderte Hautstelle der Tiere ist nicht gestört, auch ist ein Säugen der Ferkel möglich, da die Zitzenhaut von den Veränderungen nicht Die Krankheit ist für andere Sauen nicht betroffen ist. ansteckend, eine Therapie gibt es nicht, Möglich ist auch eine genetische Dispo- die betroffenen Tiere sollten nach der sition, da, wenn auch selten, in Betrie- Laktation ausgeschieden werden, da ben, die Jungsauen selbst nachzüchten, sich die Veränderungen bei neuer solche Fälle gehäuft auftreten können. Trächtigkeit ausbreiten und keine HeiIn diesem Fall ist anzuraten, Jungsauen lung zu erwarten ist. zuzukaufen. Kastration der besonderen Art Elli, ein weibliches Minischwein, war eigentlich ganz gesund. Zu gesund vielleicht sogar, denn die Hormone gingen wohl etwas durch mit der Kleinen. Ihren Besitzern war es schließlich doch zu viel, da sie überall und bei jedermann aufreiten wollte und kaum zu bremsen war. und zu narkotisieren. Wie bei einer Ferkeloperation üblich, wurde alles vorbereitet und ein paar Minuten später war alles vorbei. Elli erholte sich rasch und siehe da, die Operation war erfolgreich und Elli führt seither ein ruhigeres Leben - ganz wie ihre Besitzer. M.U. Hier wird wieder zugenäht Elli in Narkose, bereit für die Operation Elli vor der Operation Also wurde beschlossen: Elli kommt unter das Messer und ihre Eierstöcke heraus, in der Hoffnung, damit dem Spuk ein Ende zu bereiten. Nachdem Elli mit dem Vorhaben zunächst gar nicht einverstanden war, gelang es den zwei Tierärzten mit vereinten Kräften doch, sie einzufangen Seite 4 Die „Beute“ Elli in Narkose, bereit für die OP Ein vorgelagerter Eierstock Alles ist vorbei, Elli schläft noch Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift