Celebrating Slava!
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Celebrating Slava!
Celebrating Slava! In remembrance of Mstislav Rostropovich Live Recordings from the Cello Festival 2007 David Geringas, Natalia Gutman, Lynn Harrell, Gidon Kremer, Mischa Maisky, Miklós Perényi Kremerata Baltica, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks and many others Celebrating Slava! 27. März 1927 - 27. April 2007 – Mstislav Rostropovich lebte ein Künstlerleben von unvorstellbarer Schaffenskraft. Und so sind nun 27 Werke auf den vier vorliegenden CDs verewigt – alles Werke, die durch den Künstler und Menschen Mstislav Rostropovich angeregt, die ihm gewidmet oder einstmals von ihm uraufgeführt wurden. Es sind Live-Aufnahmen des achten Kronberger Cello Festivals „in remembrance – celebrating Slava“, zu dem sich Freunde, ehemalige Schüler und Weggefährten Mstislav Rostropovichs im Jahr seines Todes eingefunden haben, um seiner zu gedenken und zu zeigen, wie sehr dieser Jahrhundertkünstler die Welt bereichert hat, was er in der Musikwelt angestoßen und was er ihr hinterlassen hat. Mein großer Dank gilt den Künstlern, die die Mitschnitte ihrer Konzerte, die sie im Rahmen des dichten Festival-Programms gegeben haben, honorarfrei zur Verfügung gestellt und damit dieses einmalige und lebendige Dokument erst möglich gemacht haben. Es ist eine Verbeugung vor Slava und ein beseeltes Zeugnis dafür, wie Mstislav Rostropovich künftige Musikergenerationen berührt hat und wie er durch sie weiterlebt. Zeit seines Lebens hat sich Mstislav Rostropovich von dem Gedanken leiten lassen, dass man auf der Welt ist, um dem Nachwuchs Türen in die Zukunft zu öffnen. Dieses gemeinsame Ziel vor Augen, war er der Kronberg Academy über viele Jahre ein anspornender und aufrührerischer Partner bei der Förderung junger Künstler. Der Erlös der CD-Box kommt der Rostropovich Cello Foundation zugute, die Mstislav Rostropovich 1997 in Kronberg, seiner „Welthauptstadt des Cellos“, zur Förderung junger Cellisten gegründet hat. Raimund Trenkler Künstlerischer Leiter der Kronberg Academy Celebrating Slava! 27 March 1927 - 27 April 2007 – Mstislav Rostropovich’s life as a musician was one of incredible creative power. And now 27 works on four CDs – all of them inspired by the artist and human being Mstislav Rostropovich, dedicated to him or once premiered by him have been recorded on these four CDs as a lasting homage to the maestro. The recordings were made live at the eighth Kronberg Cello Festival “in remembrance – celebrating Slava”, where friends, former students and companions of Mstislav Rostropovich gathered in the year of his death to honour his memory and to bear witness to all that the unique artist bestowed on the world, to what he pioneered in the world of music and to what he has left behind. I am deeply grateful to the artists for waiving their fees to use the recordings of the concerts that they gave as part of the densely packed Cello Festival programme, thus making it possible to produce this unique, living testimony. It is a tribute to Slava and bears witness to all that Mstislav Rostropovich has bequeathed future generations of musicians and to the fact that he lives on through them. During his lifetime Mstislav Rostropovich was guided by the thought that we are in this world to pave the way for the next generation. For many years that common goal united him with Kronberg Academy as a motivating und inspiring partner in the task of providing support and encouragement for young artists. The proceeds from the sale of this set of CDs will go to the Rostropovich Cello Foundation, which Mstislav Rostropovich set up in Kronberg, his “world capital of the cello”, in order to provide support for young cellists. Raimund Trenkler Artistic Director Kronberg Academy CD 1 Sir William Walton Passacaglia for solo cello C 98, dedicated to and premiered by Mstislav Rostropovich (1) (05’34) Sebastian Hess violoncello Giya Kancheli “Nach dem Weinen” for solo cello, dedicated to and premiered by Mstislav Rostropovich (2) (10’11) Julius Berger violoncello Benjamin Britten Cello Suite No 2 in D Major Op. 80, dedicated to and premiered by Mstislav Rostropovich (8) I Declamato: Largo (9) II Fuga:Andante (10) III Scherzo:Allegro molto (11) IV Andante Lento (12) V Ciaccona:Allegro Miklós Perényi violoncello (02’53) (03’07) (01’36) (04’03) (05’48) Henri Dutilleux 3 Strophes sur le nom de Paul Sacher, dedicated to and premiered by Mstislav Rostropovich (3) I Un poco indeciso (4) II Andante sostenuto (5) III Vivace László Fenyö violoncello (03’43) (03’02) (03’13) Alfred Schnittke Improvisation for solo cello, dedicated to Mstislav Rostropovich, work commissioned for the Rostropovich Cello Competition, Paris (6) (10’50) Eun-Sun Hong violoncello (Concert by young artists) Witold Lutosławski Sacher Variations, premiered by Mstislav Rostropovich (7) (03’48) Leonard Elschenbroich violoncello (Concert by young artists) CD 2 Alfred Schnittke Minuet for String Trio, premiered by Gidon Kremer, Yuri Bashmet and Mstislav Rostropovich (1) (03’13) Gidon Kremer violine Ula Ulijona Zebriunaite viola David Geringas violoncello Sergei Prokofiev Valse from “Cinderella” arranged for violoncello and piano by Mstislav Rostropovich (2) (03’07) Lynn Harrell violoncello Pavel Gililov piano CD 2 Continue Sergei Prokofiev March from “The Love for three Oranges” arranged for violoncello and piano by Mstislav Rostropovich (3) (01’54) Lynn Harrell violoncello Pavel Gililov piano Mstislav Rostropovich Humoresque Op. 5 (4) (02’13) Gabriel Schwabe violoncello Pavel Gililov piano Mstislav Rostropovich Etude for solo cello (5) (04’30) Young-Chang Cho violoncello Claude Debussy Nocturne et Scherzo, premiered by Mstislav Rostropovich (6) (05’19) Gary Hoffman violoncello David Selig piano Astor Piazzolla Grand Tango, dedicated to and premiered by Mstislav Rostropovich (7) (11’18) Young-Chang Cho violoncello Pavel Gililov piano Giya Kancheli With a Smile for Slava, dedicated to and premiered by Mstislav Rostropovich (8) (03’51) Mischa Maisky violoncello Pavel Gililov piano Yuri Shaporin The Russian Song and Scherzo, dedicated to and premiered by Mstislav Rostropovich (9) (03’02) (10) (01’57) Andreas Brantelid violoncello Pavel Gililov piano Alfred Schnittke Musica Nostalgica, dedicated to and premiered by Mstislav Rostropovich (11) (04’17) Arto Noras violoncello Ralf Gothóni piano Benjamin Britten Sonata for violoncello and piano in C Major Op. 65, dedicated to and premiered by Mstislav Rostropovich (12) I Dialogo – Allegro (13) II Scherzo.pizzicato – Allegretto (14) III Elegia – Lento (15) IV Marcia – Energico (16) V Moto perpetuo – Presto Natalia Gutman violoncello Viacheslav Poprugin piano (07’19) (02’20) (05’40) (02’12) (02’49) „Schreiben Sie für mich, was immer Sie wollen.“ Mstislav Rostropovich und seine Komponisten Einundzwanzig Jahre alt war Rostropovich, als er 1948 zum ersten Mal ein Werk uraufführte, das explizit ihm gewidmet war: die zweite Cellosonate von Nikolai Miaskovsky. Diese Premiere stellte gewissermaßen die Initialzündung für eine in der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts wohl einzigartige Konstellation dar: die künstlerische Zusammenarbeit eines Interpreten mit einer Vielzahl von Komponisten, die zur Entstehung von weit über 150 Werken führte. Eine Auswahl von 27 Werken in dieser CD-Box dokumentiert die Vielfalt und Qualität der Ergebnisse dieser Zusammenarbeit. Zu Rostropovichs frühen und zugleich engsten Weggefährten gehörte neben Dmitri Shostakovich auch Sergei Prokofiev, der von der Interpretation der Miaskovsky-Sonate spontan so begeistert war, dass er dem jungen Cellisten die Komposition einer Sonate in Aussicht stellte. An der Entstehung der Sonate op. 119 war Rostropovich intensiv beteiligt, und so mag es erstaunen, dass sie trotzdem nicht ihm gewidmet ist. Möglicherweise sah sich Prokofiev hier in einem Gewissenskonflikt: Als Klavierpartner für die Uraufführung wünschte er sich seinen engen Freund Svjatoslav Richter, dem er schon zahlreiche seiner Klavierwerke zugeeignet hatte. Vielleicht damit sich weder Richter noch Rostropovich gekränkt fühlen konnten, ist die Sonate deshalb keinem von beiden gewidmet. Bis zu seinem Tod schuf Prokofiev noch weitere Werke für Rostropovich, darunter auch die für das Cellospiel so bahnbrechende Sinfonia Concertante op. 125. Die Fertigstellung des geplanten Concertino op. 132 gelang ihm dann nicht mehr; Rostropovich vervollständigte das nur skizzierte Andante selbst und arbeitete auch die Version für Cellosextett aus. Mit Bearbeitungen des Walzers aus Cinderella und des Marsches aus Die Liebe zu den drei Orangen erwies der Interpret dem Komponisten später noch einmal postum seine Reverenz. Als Rostropovich im Jahre 1960 mit Shostakovichs erstem Cellokonzert in London gastierte, saß Benjamin Britten im Publikum, der kurze Zeit später seine Cellosonate op. 65 für ihn komponierte. Auch aus dieser Begegnung erwuchs eine langjährige Freundschaft und zugleich setzten die drei für Rostropovich komponierten Solosuiten Brittens erneut Maßstäbe in der Celloliteratur, die seither um zahlreiche und vielgestaltige Werke für Cello solo bereichert wurde. In der freundschaftlichen Zusammenarbeit mit Prokofiev, Britten oder Shostakovich deuten sich Charakteristika an, die auch für die Arbeit mit allen weiteren Komponisten kennzeichnend waren: Alle fühlten sie sich von Rostropovichs virtuoser Griff- und Spieltechnik, vom Farbenreichtum und der Gefühlstiefe seines Spiels inspiriert und versuchten, ihm in ihrem Metier darin zu entsprechen. Henri Dutilleux etwa bewunderte seine Fähigkeit, dem hohen Register einen ganz besonderen Ton entlocken zu können. Seine 3 Strophes sur le nom de Paul Sacher sind – ebenso wie unter anderem auch die Sacher-Variationen von Witold Lutoslawski – einem Aufruf Rostropovichs zu verdanken, dem großen Schweizer Musikmäzen Paul Sacher zu seinem 70. Geburtstag im Jahre 1976 Stücke für Cello solo über die Tonfolge (e)S-A-C-H-E-R(e) (=D) zu schenken. Rostropovich entwickelte im Laufe der Jahrzehnte eine wahre Leidenschaft, immer weiter auch Komponisten jüngerer Generationen zu Cellowerken anzuregen; dass er das Uraufführungsrecht für sich beanspruchte, ja regelrecht Uraufführungen „sammelte“, war für ihn ebenso eine Selbstverständlichkeit wie die Freimütigkeit, die Stücke nach der Premiere auch jedem anderen Cellisten zur Verfügung zu stellen: Das Repertoire für Cello sollten sie bereichern, das war sein vordringlichstes Interesse. Auf den kuriosen Umstand, dass ihm eine solche Repertoire-Erweiterung auch mit einem Stück von Claude Debussy gelang, der immerhin neun Jahre vor seiner eigenen Geburt verstorben war (Nocturne und Scherzo von 1882 war Manuskript geblieben und wurde erst 1995 veröffentlicht), war er immer besonders stolz. Dass die zeitgenössischen Komponisten und ihr Werk von der Popularität des Interpreten profitierten, war ihm nicht nur recht, sondern er spürte bisweilen wohl auch eine innere Verpflichtung, vor allem den aus den ehemaligen Sowjet-Republiken stammenden Komponisten auf diese Weise seine Unterstützung anzubieten. Jedem neuen Stück widmete Rostropovich sich mit Neugier und zugleich Demut, wie er einmal bekannte: „Ich habe immer sehr viel von diesen Komponisten gelernt, wenn sie mich baten, ihr neues Werk einzustudieren und ihnen vorzuspielen. Ich wollte dann genau wissen, was hinter den Noten stand, (...) was der Komponist gefühlt und gedacht hat.“ Ein dezidiertes „Lieblingsstück“ hat er nie gehabt – er spielte jedes Stück immer mit der Haltung, dass es im Moment seiner Aufführung das wichtigste und beste überhaupt sei und alle Aufmerksamkeit sowie höchsten Einsatz verdiene. Umso bedeutsamer ist deshalb sein Urteil über Alfred Schnittkes Epilog, den er einmal, so berichtet David Geringas, als das beste Stück seit Beethovens Cellosonaten bezeichnet habe. Seit seiner ersten Begegnung mit Schnittkes Musik im Jahr 1987 war er beeindruckt, und die folgende Zusammenarbeit, aus der zahlreiche Werke erwuchsen, wurde damals ausgelöst durch seine dringende Bitte: „Ich bin gerade sechzig geworden und weiß nicht, wie lange ich noch in einer ausreichend guten Verfassung sein werde, um Cello spielen zu können. Deshalb setzen Sie mich bitte an die Spitze Ihrer Liste. Schreiben Sie für mich, was immer Sie wollen.“ Dr. Susanne Schaal-Gotthardt CD 3 Alfred Schnittke Epilogue from the ballet “Peer Gynt”, arranged by Alfred Schnittke for piano, cello and tape-recorder, dedicated to and premiered by Mstislav Rostropovich (1) (20’33) David Geringas violoncello Jascha Nemtsov piano Nikolai Miaskovsky Cello Sonata No 2, dedicated to and premiered by Mstislav Rostropovich (2) I Allegro moderato (3) II Andante cantabile (4) III Allegro con spirito Natalia Gutman violoncello Viacheslav Poprugin piano (08’39) (06’43) (05’44) Sergei Prokofiev Cello Sonata in C Major Op. 119, premiered by Mstislav Rostropovich (5) I Andante grave (6) II Moderato (7) III Allegro ma non tropo Andreas Brantelid violoncello Pavel Gililov piano (11’12) (04’51) (07’42) CD 4 Rodion Shchedrin Slava! Slava! Ein festliches Glockengeläut, dedicated to Mstislav Rostropovich on his 70th birthday (1) (06’30) Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Neeme Järvi conductor Hans-Werner Henze Trauerode für Margret Geddes, for cello sextet, premiered by Mstislav Rostropovich and Cellissimo in 1997 (2) (08’59) Cellissimo* Sergei Prokofiev Second Movement of the Concertino in G Minor, arranged for cello sextet and dedicated to Mstislav Rostropovich, premiered by Mstislav Rostropovich and Cellissimo in 1999 (3) (06’46) Cellissimo* Rodion Shchedrin “Na pososhok...” (“One for the road...”) in remembrance of Slava, for six violoncelli and treble recorder – World Premiere (4) (05’43) Cellissimo* Sabine Ambos recorder Romualds Kalsons Aluzija for two solo celli, cello ensemble, harp and percussion, dedicated to Mstislav Rostropovich (5) Andante con moto Monika Leskovar violoncello Giovanni Sollima violoncello Cellissimo** Lucianne Brady harp Andrei Pushkarev percussion David Geringas conductor (06’04) Leonard Bernstein Three Meditations from “Mass” for cello, dedicated to Mstislav Rostropovich and premiered by Mstislav Rostropovich (6) Lento assai, molto sostenuto (7) Andante sostenuto (8) Presto Gary Hoffman violoncello Kremerata Baltica David Geringas conductor (04’24) (03’51) (08’00) Giya Kancheli Silent Prayer, dedicated to Mstislav Rostropovich on his 80th birthday and to Gidon Kremer on his 60th birthday – World Premiere (9) (23’47) Gidon Kremer violin Marie-Elisabeth Hecker violoncello Kremerata Baltica * Julius Berger, László Fenyö, Sebastian Hess, Wolfgang Lehner, Wolfgang Tiepold, Raimund Trenkler ** Yi-Bing Chu, Sebastian Hess, Wolfgang Lehner, Raimund Trenkler “Write for me whatever you want.” Mstislav Rostropovich and his composers Rostropovich was 21 years old when, in 1948, he gave his first premiere performance of a work which had been explicitly dedicated to him – the Second Cello Sonata by Nikolai Miaskovsky. In a way, that premiere triggered what was probably a unique constellation in the history of music in the twentieth century – the artistic cooperation of a musical interpreter with a number of composers, producing far more than 150 works. The selection of 27 works in this CD box set documents the variety and quality of the outcome of that cooperation. Rostropovich’s early and closest companions included both Dmitri Shostakovich and Sergei Prokofiev. Prokofiev was so full of spontaneous enthusiasm about the rendering of the Miaskovsky Sonata that he promised to compose a sonata for the young cellist. Rostropovich was so deeply involved in the composition of Sonata Op. 119 that it might come as a surprise to learn that it is not dedicated to him. Prokofiev possibly found himself in something of a moral dilemma. As the pianist in the premiere performance, he wanted to have his close friend Sviatoslav Richter, to whom he had already dedicated many of his piano works. Perhaps to avoid offending either Richter or Rostropovich, the sonata is therefore dedicated to neither of them. Until his death Prokofiev created other works for Rostropovich, including the Sinfonia Concertante Op. 125, which pioneered new dimensions of cello playing. He did not manage to finish the planned Concertino Op. 132; Rostropovich filled out the sketch of the Andante himself and put together the version for cello sextet. With arrangements of the waltz from Cinderella and the march from The Love for three Oranges the musical interpreter later paid a further posthumous tribute to the composer. In 1960 when Rostropovich gave a performance of Shostakovich’s First Cello Concerto in London, Benjamin Britten was in the audience and composed his Cello Sonata Op. 65 for him shortly afterwards. The meeting also led to a long-standing friendship and, at the same time, Britten’s three solo suites set new standards in the cello literature, which has since been enriched by the addition of a large and varied range of works for solo cello. Aspects of the friendly creative association with Prokofiev, Britten or Shostakovich also influenced the way he worked with all other composers. All of them felt inspired by Rostropovich’s masterly fingering and playing techniques, by the wealth of colour and the depth of feeling in his playing and tried to do justice to him in their art. Henri Dutilleux, for example, admired his ability to achieve a very special tone in the top range. His 3 Strophes sur le nom de Paul Sacher are – as are the Sacher Variations by Witold Lutoslawski, for example – the outcome of a prompting by Rostropovich to give the great Swiss music patron Paul Sacher a 70th birthday present in 1976 consisting of pieces for solo cello based on the sequence of notes (e)S(=E flat)-A-C-H(=B)-E-R(e)(=D). Over the decades Rostropovich developed a real passion for encouraging young composers to write for the cello; it went without saying that he reserved the right to give the works their first public performance and indeed he “collected” premiere performances. He likewise took it for granted that he was free to make the pieces available to all other cellists once the premiere was over. The works were to enrich the cello repertoire – that was his main concern. He was always particularly proud of the curious set of circumstances which also allowed him to add a piece by Claude Debussy, who had died nine years before he was born, to the repertoire. (Nocturne and Scherzo dated 1882 had remained in manuscript form and was not published until 1995.) Not only was he happy for contemporary composers and their oeuvre to benefit from his popularity as a musical interpreter, he was at times keenly aware of an inner obligation to give that kind of support, in particular, to composers from the former Soviet Republics. Rostropovich dedicated his attention to each new piece with a combination of curiosity and humility. As he once acknowledged, “I always learned such a lot from these composers when they asked me to study their new work and perform it. I wanted to know exactly what was behind the notes, (...) what the composer had felt and thought.” He never had a favourite dedicated work – his approach to every piece was always to treat it during its performance as the most important and best of all, deserving of full attention as well as of the utmost dedication. That makes his opinion of Alfred Schnittkes Epiloque all the more significant; according to David Geringas, he once described it as the best piece since Beethoven’s Cello Sonatas. His first encounter with Schnittke’s music in 1987 made a lasting impression on him, and the ensuing cooperation, which produced numerous works, arose as a result of his urgent request: “I have just turned 60 and do not know how long I will be in sufficiently good form to play the cello. Therefore please put me at the top of your list. Write for me whatever you want.” Dr Susanne Schaal-Gotthardt „Genies schreiben ihre Musik für die Zukunft“ Mstislav Rostropovich, wie sollte das Verhältnis zwischen Solist und Komponist sein? Ich bin ein bisschen böse auf meine Kollegen im 18. Jahrhundert, die Beethoven und Mozart kannten. Das waren ganz gute Cellisten, aber als Musiker waren sie nicht besonders klug. Man muss die Freundschaft zu Komponisten suchen, sie zu Konzerten einladen, ihnen etwas vorspielen, mit ihnen ausgehen, mit ihnen essen und trinken. Man muss sie auf den Knien bitten, etwas zu schreiben! Hat Ihre Freundschaft mit Prokofiev, Britten und Shostakovich bewirkt, dass Sie ihre Musik auf eine andere Art gespielt haben? Nein, das glaube ich nicht. Denn bevor ich diese Komponisten kannte, spielte ich bereits seit langem Erstaufführungen anderer Komponisten. Diese praktische Erfahrung führt dazu, dass ich mich, selbst wenn ich Beethoven oder Tchaikovsky dirigiere, nicht einfach an die Aufführungstradition halte. Ich studiere die Noten und schaue, was der Komponist dort geschrieben hat. Schreibt der Komponist nicht „ritardando“, mache ich möglichst kein „ritardando“ usw. Das ist auch ein Grund, warum Prokofiev und Shostakovich mein Spiel mochten. Wenn ich Musik aufführe, spiele ich nur, was der Komponist hinein getan hat. Meine Fantasie ist uninteressanter als die von Prokofiev, Shostakovich oder Britten. Aber als die Werke für Sie geschrieben wurden, waren Sie daran beteiligt, als Berater für die Möglichkeiten des Cellos? Manchmal habe ich Komponisten Vorschläge gemacht, aber sehr selten. Nur wenn ich mir 100 Prozent sicher war. Einmal wollte ich einem Komponisten etwas zur Musik sagen, und ich weiß nicht warum, aber ich sagte nichts. Ich erinnere mich bis heute daran. Und danke Gott, dass ich schwieg, denn es wäre so dumm gewesen! Gott sei Dank! Ich habe nicht alle meine Wünsche den Komponisten mitgeteilt. Und darüber bin ich heute sehr froh. Sie haben auch selbst komponiert, die „Humoreske“ zum Beispiel. Ja. Ich schrieb die „Humoreske“ für meinen Lehrer. Es war sein Geburtstag und ich hatte kein Geld für ein Geschenk. In einer Nacht schrieb ich dieses schwere Stück und übte es in der selben Nacht ein. Am nächsten Morgen kam ich in die Klasse und alle waren dabei, ihm zu gratulieren. Es war ein runder Geburtstag, sein 60. oder 70. Ich sagte: „Ich habe ein Geschenk für Sie, ich werde es vorspielen.“ – und spielte die „Humoreske“. Das war gut, denn dafür musste ich nichts bezahlen. Bis 1948 habe ich viel komponiert. Ich war in der Kompositionsklasse von Shostakovich. Weil ich so lange komponiert habe – es gibt zwei Klavierkonzerte, usw. – bin ich der modernen Musik näher gerückt, und das ist mir wichtig. Deshalb interessiere ich mich sehr für Schnittke, Lutosławski, usw. (...). Ich finde, von größter Bedeutung in meinem Leben ist, dass sich in meiner Karriere vier unterschiedliche Elemente vereinen. Das ist das erste Element: Komposition. Das zweite Element ist mein Klavierspiel: 35 Jahre lang habe ich meine Frau am Klavier begleitet. Als ich am Moskauer Konservatorium Cellist war, spielte ich als Pianist das 2. Rachmaninov-Konzert. Und das hilft mir enorm als Cellist. Denn das Cello hat als Instrument eine Stimme, aber das Klavier hat viele Stimmen-Polyphonie. Und das dritte Element schließlich ist meine Karriere als Dirigent. Alle drei Elemente zusammen geben mir eine tiefere Einsicht in die Musik, die ich auf dem Cello spiele. Was haltenSie von historischer Aufführungspraxis? Wenn man z.B. Bach seiner Zeit gemäß spielt? Ich habe meine persönliche Meinung dazu. Die Aufführung dieser Musik im Barockstil und auf alten Instrumenten – ehrlich, ich habe da meine Zweifel. Und ich sage Ihnen, warum: Jedes Genie hat natürlich seine Fähigkeiten von Gott erhalten. Lebt er noch, erkennen die Menschen seine Genialität nicht. Sie verstehen nicht, dass er seiner Zeit voraus ist um 100, vielleicht 200 Jahre. Gewöhnliche Menschen verharren in ihrer eigenen Zeit. Deshalb war Beethoven zu seiner Zeit nicht sehr berühmt. Wäre Beethoven heute noch am Leben, hätte er 2000 Ehrendoktortitel von Universitäten erhalten. Weil heute jeder versteht, wer Beethoven war. Und in meiner Zeit erkannte man nicht, wer Shostakovich und Prokofiev waren. (...). Dies ist der Grund warum man Genies nicht versteht: Genies schreiben ihre Musik für die Zukunft. Jetzt hat Shostakovich dreimal mehr Erfolg und bessere Aufführungen, als zu Lebzeiten. Es tut mir so leid, dass er nicht hört, wie man heute seine Werke spielt! Und ich glaube, ein Komponist schreibt nicht für ein zeitgenössisches Instrument. Er trifft in etwa eine Einschätzung des Instruments. Doch seine Idee ist viel größer als die derzeitigen Möglichkeiten des Instruments. Ich gebe Ihnen ein gutes Beispiel aus meinem Leben: Ich probte das 2. Cellokonzert von Shostakovich, in dem es eine sehr schwere Kadenz für zwei Hörner gibt. Während einer Pause daß ich mit Shostakovich im Flur des Moskauer Konservatoriums. In der Pause übten die beiden Hornisten ihre Kadenz. Plötzlich sagte Shostakovich zu mir: „Slava, ich bin so unglücklich!“ Ich fragte, warum. „Weil ich sterben werde, bevor jemand es schafft, ein wirklich gutes Horn zu bauen. Ich werde vorher tot sein. Ich glaube, dass zukünftige Hörner zugleich präzise und kräftig sein werden.“ Denn er hörte, wie schlecht sie spielten. Nun stelle man sich vor, in 100 Jahren sagt ein Cellist: „Für das 2. Cellokonzert muss ich die Hörner haben, die Shostakovich hatte.“ Shostakovich würde im Grab rotieren wie ein Ventilator! Also alles entwickelt sich weiter... Genau! Aufführungen verändern sich auch, und zum Vorteil, ganz ehrlich. Als Prokofiev und Shostakovich zu Lebzeiten aufgeführt wurden, war das viel schlechter als heute. Schnittke lebt nicht mehr, Britten auch nicht... Meine Balance ist viel mehr da oben als hier unten. Und sie warten alle dort oben auf mich! Mein Tod bereitet mir keine Sorgen! Arbeiten Sie noch mit zeitgenössischen Komponisten? Das fällt mir inzwischen schwer. Ich würde gerne mein letztes Konzert als Cellist mit einem Werk von Penderecki geben, im Rahmen meines kleinen Festivals in Wien. Weil das Werk vom Wiener Musikverein in Auftrag gegeben wurde, kann ich es nur mit den Wiener Philharmonikern aufführen. Aber die Wiener Philharmoniker sind ausgebucht bis 2007! In meinem Terminplan mit den Wiener Philharmonikern steht, dass ich 2005 das “War Requiem” von Benjamin Britten dirigieren soll. Und ich sagte ihnen: „Lasst uns das “War Requiem” auf 2007 verlegen, und stattdessen 2005 das Penderecki-Konzert aufführen.“ Also wird mein letzter Auftritt als Cellist im Jahre 2005 sein.* Was 2007 betrifft, wohin das Requiem von Britten verschoben wurde, sagte ich ihnen: „Ich werde selbstverständlich an der Aufführung teilnehmen. Entweder dirigiere ich, oder ich höre mir das Konzert – von einem anderen Ort aus – gemeinsam mit dem Komponisten an!“** Das Interview mit Mstislav Rostropovich führten Kate und Sebastian Hess für die Kronberg Academy, Kronberg 2003 * Sein letztes Konzert als Cellist gab Mstislav Rostropovich am 20. Juni 2005 mit den Wiener Philharmonikern unter Leitung von Seiji Ozawa. Er spielt die Uraufführung des ihm gewidmeten Largo per violoncello ed orchestra von Krzysztof Penderecki. ** Das War Requiem führten die Wiener Philharmoniker im Juni 2007 unter der Leitung von Ingo Metzmacher „in memoriam Mstislav Rostropovich“ auf. “Geniuses write their music for the future” Mstislav Rostropovich, what kind of relationship should exist between a soloist and a composer? I’m a bit angry with my colleagues in the eighteenth century who knew Beethoven and Mozart. They were quite good cellists but they weren’t particularly clever musicians. You have to try to befriend composers, invite them to concerts, play something for them, go out with them, eat and drink with them. You have to beg them to write something! Do you think that being such good friends with Prokofiev, Shostakovich and Britten made you play their music in a different way? No, I don’t think so. Because even before I knew these composers, I had already spent a long time playing first performances of many other composers. Because I have this practical experience, even when I am conducting Beethoven or Tchaikovsky, I don’t just do it in the usual tradition. I look at the music and see what the composer has written there. If the composer didn’t write “ritardando”, I try not to make a “ritardando”, etc. I think that’s also a reason why Prokofiev and Shostakovich liked my performance. When I perform music, I only play what the composer put in the music. I don’t create my own fantasy. I don’t risk that. My fantasy is less interesting than that of Prokofiev, Shostakovich and Britten. But when the works were written for you, were you actually involved in the process of writing the piece as an adviser on what they could write for the cello? Of course, sometimes I made suggestions to the composers, but very rarely. Only if I was hundred percent sure. Once I wanted to say something about the music to a composer, and I don’t know why, but I did not say it. I still remember that moment. And thank God I didn’t say it because it would have been so stupid! Thank God! I didn’t tell all of my wishes to great composers, and I’m very happy about that now. But you actually composed yourself, the “Humoresque” for example. Yes. I wrote the “Humoresque” for my teacher. It was his birthday and I had no money to buy him a present, so in one night I composed this difficult piece. And I practiced it the same night. The next morning, when I came into class, all the people were congratulating him. It was a round date, his 60th or 70th birthday. And I told him, “I have a gift for you. I will play it for you.” So I played the “Humoresque”. That was good, because I didn’t have to pay for that. Until 1948, I composed a lot. I was in the composition class given by Shostakovich. That I composed for such a long time – I have two piano concertos, etc. – has taken me nearer to modern music, and that’s important for me. That’s why I’m very interested in Schnittke, Lutosławski, etc. (...). For me, the most important thing in my life is that my career brings four different elements together: That’s the first element: composition. The second element is my piano playing. For 35 years I accompanied my wife on the piano. When I left Moscow Conservatory it was as a cellist, but as a pianist I also played the second Rachmaninov concerto and that helped me enormously as a cellist, because the cello is a one-voice instrument but the piano has many voices, polyphony. The third element is my career as a conductor. All three together enable me to really understand the music I play on my cello. What do you think about historical performing practice, of playing Bach in a period way? I have my personal opinion about that. Performing this music in baroque style and on old instruments – honestly, I have my doubts about that. And I will tell you why. Each genius has, of course, received his abilities from God. When he is still alive, people don’t understand he is a genius, people don’t understand that he is ahead of his time by 100, maybe 200 years. Normal people remain in their own time period. That’s why Beethoven was not so famous in his time. If Beethoven was still alive now, he’d have received 2,000 “honoris causa” from universities because now everybody understands who Beethoven is. In my time, people did not understand who Shostakovich and Prokofiev were. I will tell you why people don’t understand geniuses. Geniuses write their music for the future. Now Shostakovich has three times more success and better performances, than during his life. I am so sorry he can’t hear how his compositions are performed now! And I think a composer doesn’t compose for an instrument as it exists in his time. He makes an approximate register of the instrument but his idea is much bigger than the possibilities of the instrument at the time. I will give you a very good example from my life. I was rehearsing the second Shostakovich cello concerto, where there is a very difficult cadenza for two French horns. During an interval in the rehearsal, we sat in the hall of the Moscow Conservatory. In this interval, the two horn players were practising the cadenza. Suddenly Shostakovich said to me: “Slava, I’m so unhappy!” I asked him why. “Because I will die before they manage to construct a really great French horn. I will die before. I believe that a future instrument will sound really secure and strong.” Because he heard how badly they were playing. Now imagine, if after 100 years, some cellist says: “If I perform the second concerto, I must have the horns that existed in Shostakovich’s time.” Shostakovich will rotate in his grave like a ventilator! So things are always changing... Performances are also changing and for the better, I tell you honestly. When Prokofiev and Shostakovich were performed during their lifetime, it was much worse than it is now. Schnittke isn’t alive anymore, Britten isn’t either... My balance is much more up there than down here. And all the people are waiting for me up there! I don’t worry about my death! Are you still now working together with contemporary composers? That’s difficult for me now. I would like to give my last performance as a cellist with a Penderecki composition, which I will perform in my small festival in Vienna. Because the commission was made by the Musikverein Vienna, I can only perform it with the Vienna Philharmonic Orchestra. But the Vienna Philharmonic is already busy until 2007! In my schedule with the Vienna Philharmonic, I have to conduct the War Requiem by Benjamin Britten in 2005. And I said to them, “Let’s change the War Requiem to 2007 and give this period in 2005 to my performance of Penderecki.” So I will perform for the last time in my life in 2005.* Regarding 2007, to when I postponed the War Requiem by Britten, I told them, “I will of course participate in this performance. Either I am conducting, or I will hear this performance – from somewhere else – together with the composer!”** Mstislav Rostropovich was interviewed by Kate and Sebastian Hess on behalf of Kronberg Academy, Kronberg 2003 * Mstislav Rostropovich gave his last performance as a cellist on 20 June 2005. With the Vienna Philharmonic conducted by Seiji Ozawa, his last concert included the first performance of the Largo per violoncello ed orchestra by Krzysztof Penderecki, which the composer dedicated to him. ** The War Requiem was performed by the Vienna Philharmonic in June 2007 and was conducted by Ingo Metzmacher “in memoriam Mstislav Rostropovich”. Die Kronberg Academy dankt allen, durch deren Zusammenwirken dieses einzigartige Dokument enstehen konnte. Kronberg Academy would like to thank everyone involved in making this unique testimony possible. Diese CD-Box wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung des Hessischen Rundfunks. This CD-Box Set was made possible thanks to the kind support of the Hessischer Rundfunk. Die Aufnahme (CD2) mit Mischa Maisky erscheint mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Grammophon Gesellschaft mbH, Hamburg. The recording (CD2) with Mischa Maisky has been included by kind permission of the Deutsche Grammophon Gesellschaft mbH, Hamburg. Bei dem Werk „Silent Prayer“ von Giya Kancheli handelt es sich um einen Live Mitschnitt der nicht mehr gültigen Erstfassung. The work by Giya Kancheli, "Silent Prayer", is the live recording of a now obsolete first version. Die Aufnahmen entstanden am Gedenktag für Mstislav Rostropovich am 3. Oktober 2007 und während des 8. Cello Festivals vom 4.–7. Oktober 2007 in Kronberg im Taunus und Frankfurt am Main. The recordings were made on the day of remembrance held for Mstislav Rostropovich on 3 October 2007 and at the Eighth Cello Festival which took place from 4 to 7 October 2007 in Kronberg and Frankfurt am Main / Germany. Publishers: Britten © Boosey & Hawkes Bote & Bock GmbH & Co. KG Berlin; Dutilleux © Heugel et Cie, Alphonse Leduc, Paris; Kancheli © Musikverlag Hans Sikorski GmbH & Co. KG Hamburg; Shchedrin © Schott Music GmbH & Co. KG Mainz; Recording Producers: Christoph Claßen, Robert Foede, Eckhard Glauche, Udo Wüstendörfer Mastering: Robert Foede Sound engineers:Wolfgang Bernhard,Thomas Eschler, Andreas Heynold,Wolfgang Packeiser Translation: Glynis Thompson Photos: Stephan Cropp (p. 2), Paul Hartwein (p. 14), Andreas Malkmus (pp. 5, 19), Sönke Tollkühn (Cover) Coordination: Mareile Zürcher, Kronberg Academy Design: Bettina Knobling, Kronberg Kronberg Academy Friedrich-Ebert-Straße 6 D - 61476 Kronberg Phone + 49 - 6173 - 78 33 78 Fax + 49 - 6173 - 78 33 79 [email protected] www.kronbergacademy.de Profil Medien GmbH D - 73765 Neuhausen [email protected] www.haensslerprofil.de PH 08029