Westfalen Blatt 11.02.2012
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Westfalen Blatt 11.02.2012
Westfalen-Blatt Nr. 36 LOKALES BIELEFELD A13 Ab16 11. / 12. Februar 2012 Messer-Attacke war Mordversuch Die Linken attackieren die Grünen Zwei Männer in Haft, einer auf der Flucht B i e l e f e l d (WB). Die brutale Messerattacke auf einen 61-Jährigen am Mittwochabend in der Bahnhofstraße ist fast geklärt. Die Polizei nahm zwei Männer fest, nach einem dritten wird noch gefahndet. Hintergrund der Tat ist ein blutiger Streit zweier libanesischer Familien aus Gladbeck und Arnsberg. Der 61-Jährige, der nach mehreren Messerstichen noch immer schwer verletzt im Krankenhaus liegt, ist der Vater zweier Brüder, die sich derzeit in Essen wegen Mordes vor Gericht verantworten müssen. Ihnen wird vorgeworfen, im Juni vergangenen Jahres auf einer Hochzeitsfeier in Bottrop den Bruder der Braut erstochen zu haben. Die Polizei geht davon aus, dass die Bluttat in Bielefeld ein Vergeltungsakt war. Der 56-jährige Vater des bei der Hochzeit getöteten Mannes soll seinem 31-jährigen Sohn und einem anderen 33-jährigen Familienangehörigen den Mordauftrag erteilt haben. Der Konflikt zwischen den zwei verfeindeten Familien aus dem Ruhrgebiet und dem Hochsauerlandkreis schwelt schon seit Jahren. Im Juni 2011 forderte dieser Streit dann ein Todesopfer. Auf einer Hochzeitsfeier mit mehreren hundert Gästen wurde ein 32-Jähriger aus Gladbeck hinterrücks erstochen. Der Tat dringend verdächtigt sind zwei Brüder (29 und 24) und ein weiteres Familienmitglied der Arnsberger Sippe. Hintergrund dieser Bluttat soll ein Ehestreit gewesen sein. Seit Dezember muss sich das Brüderpaar, das die Tat bei der Hochzeitsfeier bestreitet, in Essen wegen Mordes vor Gericht verantworten. Der Prozess findet unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt und war im Vorfeld von verschiedenen Morddrohungen überschattet. Eine sollte in Bielefeld nach Erkenntnissen der Polizei in die Tat umgesetzt werden. Der Vater des bei der Hochzeit in Bottrop getöteten Mannes soll seinem Sohn und einen anderen Mitglieder der Sippe als Vergeltung für den Tod seines Sohnes den Mordauftrag an dem 61-Jährigen erteilt haben. Diese führten den Auftrag am Mittwoch um 17.45 Uhr in der Bahnhofstraße aus, nachdem sie das Opfer, das sich als Freigänger der JVA Senne in Bielefeld aufhielt, zuvor in einem Wettbüro erkannt hatten. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft erging gegen die beiden 31 und 33 Jahre alten Messerstecher sowie gegen den 56-jährigen Auftraggeber Haftbefehl wegen versuchten Mordes beziehungsweise Anstiftung zum Mord. Mit Unterstützung der Polizei Recklinghausen und des SEK wurden zwei Personen festgenommen, der 33-Jährige ist noch auf der Flucht. Kurse, Seminare und Lehrgänge Pilates: Einen offenen Pilateskursus mit Kinderbetreuung bietet das Familienzentrum der Kindermann-Stiftung ab Dienstag an. Termin ist von 16.30 bis 18.30 Uhr in der Turnhalle des Familienzentrums, Waldhof 12. Weitere Infos und Anmeldungen: 콯 0521/3 29 32 50. Pflegehilfe: Eine Qualifizierung zum Pflegehelfer bietet das Jugendbildungswerk In Via an. Am 27. Februar startet eine sechsmonatige Maßnahme in Vollzeit, die ein zehnwöchiges Praktikum einschließt. Weiter Informationen gibt es unter 콯 0521/9 61 91 34. Skribble: Einen Skribble-Zeichenkursus für Anfänger bietet die VHS an. Start ist am Dienstag von 18.30 bis 20.45 Uhr in der Ravensberger Spinnerei, Raum 302. Anmeldungen unter 콯 0521/ 51 65 21. Sportkurse: Der Sportbund Bielefeld startet in der kommenden Woche mit neuen Kursen. Im Angebot sind unter anderem Nordic Walking, Entspannungs- techniken und Spinning. Anmeldungen und Infos unter 콯 0521/ 5 25 15 10 oder im Internet unter @ www.sportbund-kurse.de Erste Hilfe: Einen Lehrgang in Erster Hilfe für Fahrschüler gibt es am Dienstag und Mittwoch, 21. und 22. Februar, jeweils von 9 bis 16 Uhr in der Neuen Schmiede, Handwerkerstraße 7. Anmeldungen bei der Biekra, 콯 0521/ 55 76 10 90. Ferienprogramm: Das Programm für die Osterferien des Vereins Natursinn Bielefeld ist erschienen. Zu finden ist es im Internet unter @ www.natursinn-bielefeld.de Yoga: Einen Yoga-Kursus startet der Sportverein TuS Ost am Mittwoch, 22. Februar. Treffpunkt ist von 19 bis 20 Uhr im Gymnastikraum des Vereins. Das Angebot geht über zehn Einheiten, Anmeldungen sind möglich unter콯 0521/3 79 22. Nein zu Shoppingcenter B i e l e f e l d (MiS). In der Debatte ums WilhelmstraßenQuartier haben sich jetzt auch die Linken deutlich positioniert. »Bielefeld braucht kein Shoppingcenter«, sagte am Freitag die linke Fraktionssprecherin Barbara Schmidt. Regisseurin Julia Burg und Fabio Magnifico schauen sich ihren Kurzfilm schon mal auf dem iPad an. Sie hoffen, damit den Sieg bei dem Filmfestival zu gewinnen. Foto: Thomas F. Starke 99-Sekunden-Film in 99 Stunden gedreht Studenten hoffen auf viele Stimmen Bielefeld (WB). Einen 99-Sekunden-Film in genau 99 Stunden auf die Beine zu stellen – das war die Aufgabe, der sich Bielefelder Studenten unter der Leitung von Fabio Magnifico, Produzent des Films zur Bielefeld-Verschwörung, gestellt haben. Mit ihrem Kurzfilm nehmen sie an einem Wettbewerb teil, über den online abgestimmt wird. »Wir setzen auf die Bielefelder und hoffen auf ganz viele Stimmen«, sagt Magnifico. Zum vierten Mal wurde der 99-Fire-Films-Award ausgeschrieben, beworben haben sich 5000 Filmenthusiasten aus ganz Deutschland. 1600 von ihnen sind zur Teilnahme aufgefordert worden: Am Dienstag, 31. Januar, Punkt 10 Uhr, haben sie eine Mail bekommen, in der sie das Motto erfahren haben. »Es lautet 'Put a smile on your face' (Zaubere ein Lächeln auf Dein Gesicht)«, sagt Julia Burg, die gemeinsam mit Eric Frantzen Regie führte. 99 Stunden blieben den Wettbewerbsteilnehmern dann für Idee, Drehbuch, Dreharbeiten, Vertonung und Nachproduktion. Und um sicher zu gehen, dass sie die Arbeit an ihrem Film tatsächlich auch dann erst in Angriff nehmen konnten, lautete eine weitere Vorgabe, dass die Zahl 500 vorkommen musste. Das bedeutete Stress pur und schlaflose Nächte. »Wir haben einen witzigen Film gedreht, in dem sich eine Frau auf ein Date vorbereitet. Dabei geht aber einiges schief«, erzählt Regis- Proteste gegen ACTA-Vertrag Mitten in der Pubertät Bielefeld (WB). Eine Protestkundgebung gegen das ACTA-Handelsabkommen gibt es an diesem Samstag in Bielefeld. Beginn ist um 14 Uhr am Hauptbahnhof, von 15 Uhr an ist eine Kundgebung vor dem Alten Rathaus geplant. Das Abkommen regelt unter anderem die Urheberrechte im Internet. Kritiker sehen darin die Gefahr einer Einschränkung von Freiheitsrechten im weltweiten Netz. Auch die Bielefelder Grünen beteiligen sich an der Kundgebung. Bielefeld (WB). »Mitten in der Pubertät – und wie Eltern sie überstehen« lautet der Titel eines Themenabends der AWO-Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien am 5. März im Elfriede-Eilers-Zentrum an der Detmolder Straße 280. Von 18 bis 20 Uhr gibt es dann Tipps und Informationen. Die Teilnahme ist kostenlos, eine verbindliche Anmeldung ist bis zum 27. Februar erforderlich unter 콯 0521/ 9 21 64 21. Von Sabine S c h u l z e Sicher zur Schule Verkehrswacht Bielefeld startet bundesweites Pilot-Projekt – Sponsoren gesucht B i e l e f e l d (hu). Die Bielefelder Verkehrswacht startet eine bislang bundesweit einzigartige Kampagne. Bei dem Pilot-Projekt »Sicher zur Schule« sollen alle 3000 I-Dötze, die im Sommer in der Stadt eingeschult werden, und deren Eltern mit Informationen versorgt werden, wie sie den Schulweg unfallfrei schaffen. Benötigt werden dafür 3000 Sets, die aus zwei Broschüren bestehen – eine kindgerechte für die Schüler, eine für die Eltern. Darin geht es unter anderem um die richtige Planung des Schulweges, Sicherheit durch Sichtbarkeit und die Fahrt mit dem Schulbus. Außerdem gibt es Hinweise zu weiterführenden Informationen, etwa zu den Schulwegplänen, die die Stadt für jede der etwa 50 Grundschulen in Bielefeld bereit hält. »Diese Hefte sollen möglichst nach den Osterferien in Druck gehen und anschließend an alle Kindertagesstätten verteilt werden, so dass Eltern und Kinder genug Zeit haben, sich vor dem ersten Schultag mit diesem Thema auseinander zusetzen«, erklärt Jochen Häger, erster Vorsitzender der Bielefelder Verkehrswacht. Denn bislang gebe es zwar viele Aktionen auch von Seiten der Verkehrswacht wie etwa Elternabende oder Projektwochen in den Schulen zum Thema Verkehrssicherheit, jedoch fehlte bislang Material, das die Eltern und Schüler Annika Nolting (23), Auszubildende der Bielefelder Verkehrswacht, ist die Koordinatorin der Kampagne »Sicher zur Schule«, die in Bielefeld als bundesweites Pilot-Projekt startet. Unterstützt wird sie dabei von Geschäftsführer Thomas Güttler (links) und dem ersten Vorsitzenden Jochen Häger. Foto: Hendrik Uffmann mit nach Hause nehmen können, ergänzt Verkehrswacht-Geschäftsführer Thomas Güttler. Wie wichtig das Thema Verkehrssicherheit ist, macht Güttler an einer Zahl deutlich: In Bielefeld verunglückten im vergangenen Jahr 123 Kinder im Straßenverkehr. Damit das Info-Material kostenlos ist, ist die Verkehrswacht derzeit auf der Suche nach Sponsoren. »Wir haben 2600 Unternehmen angeschrieben. Insgesamt benötigen wir 20 000 Euro, wobei Sponsoren schon einsteigen können, indem sie 20 Broschüren-Sets für 164 Euro finanzieren«, erläutert Güttler. Die Aktion »Sicher zur Schule« läuft in Bielefeld als Pilot-Projekt, erklärt Jochen Häger. Die Kampagne soll 2013 bundesweit von allen Verkehrswachten durchgeführt werden. Dafür sollen die Erfahrungen genutzt werden, die in diesem Jahr in Bielefeld gesammelt werden. 쎲 Betreut wird das Projekt in Bielefeld von Annika Nolting, Auszubildende bei der Verkehrswacht. Wer die Kampagne unterstützen möchte, erreicht sie unter 콯 0521/ 89 48 79. seurin Burg, die angehende Gymnasiallehrerin ist. Als Schauspieler für »Al dente« konnten sie Sarah Stork (bekannt aus der Soap »Sturm der Liebe«) und Omar El-Saeidi vom Theater Bielefeld gewinnen. Beide agierten ohne Gage. Seit Freitag, 15 Uhr, sind von den eingereichten Beiträgen 99 von einer Jury ausgewählte Filme im Netz zu sehen – und die Bielefelder sind dabei. Bis Dienstag, 18 Uhr, können die Zuschauer darüber abstimmen. »Jeder hat neun Stimmen. Und wir hoffen natürlich, alle zu bekommen«, sagt Magnifico. Ansehen und abstimmen kann man im Internet über Facebook und »My video« sowie @ www.99fire-films.de/voting.html Die Absage an die »Pläne der Finanzinvestoren« verbanden die Linken mit heftiger Kritik an den Grünen, die mit SPD und FDP die Ampelmehrheit im Rathaus bilden. Friedrich Straetmanns, für die Linken in der Bezirksvertretung Mitte, erinnerte an die Unterschriftensammlung seiner Partei gegen den Abriss der Stadtbibliothek und den Umzug ins Amerikahaus vor drei Jahren. Damals sei die Behauptung der Linken, die Stadtbibliothek solle für ein Ladenzentrum weichen, von den Grünen auf einem Flugblatt als »demagogisch« und bewusst in die Irre führend bezeichnet worden. »Dabei trifft genau dies jetzt ein«, sagte Straetmanns und setzte noch eins drauf. Das grüne Ratsmitglied Dr. Iris Ober habe 2009 im Rat erklärt: »Nie wurde beabsichtigt, die Stadtbibliothek abzureißen.« Immerhin habe jetzt ein Umdenken bei den Grünen eingesetzt. Aber die Frage müsse erlaubt sein, wie ehrlich es die Grünen tatsächlich meinten. Das linke Ratsmitglied Onur Ocak forderte mehr Bürgerbeteiligung, um das Wilhelmsquartier zu einem lebendigen Stadtviertel zu entwickeln. Die Pläne des Hamburger Shoppingcenter-Betreibers ECE für die City-Passage seien möglicherweise nicht zu verhindern. »Aber an der Wilhelmstraße darf nicht auch noch ein Einkaufszentrum entstehen.« An dem Masterplan, den Planungsdezernent Gregor Moss für die Innenstadt entwickeln möchte und der alle Bereiche der City-Entwicklung umfassen soll, wollen die Linken mitarbeiten. »Einen Schritt weiter« Expertenanhörung zur Medizinerausbildung B i e l e f e l d (sas). »Ich habe das gute Gefühl, dass wir einen Schritt weiter sind«, sagt Dr. Theodor Windhorst. Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe und Chefarzt am Klinikum Bielefeld, setzt nach wie vor darauf, dass in Bielefeld über kurz oder lang Mediziner ausgebildet werden. Windhorst war einer der Experten, die gestern vor dem Wissenschaftsausschuss des Düsseldorfer Landtags zur Frage einer Medizinerausbildung in der Region gehört wurden. Sein Eindruck: »Die Botschaft ist angekommen, dass wir diese Ausbildung brauchen, um dem Ärztemangel zu begegnen.« Aktuell fehlten in der Region insgesamt 250 Ärzte. Tendenz: steigend. Allein in Bielefeld ist jeder dritte Hausarzt 60 und älter. Nachfolger sind oft nicht in Sicht. Eher verhalten in der Frage einer Medizinerausbildung in OWL waren Thomas May, Generalsekretär des Wissenschaftsrates, Martin Litsch von der AOK-Direktion Nordwest und Christian Epp vom Medizinischen Fakultätentag. Der setzt auf den Ausbau der bestehenden Medizinfakultäten, musste aber erklären, warum dann eine Medizinerausbildung in Oldenburg und Augsburg zugelassen werde. Ebenso bezweifelte Epp, dass es eine Studie gebe, die klarmache, dass Mediziner in der Region bleiben, in der sie ausgebildet wurden. »Aber es gibt drei solche Studien«, listete Windhorst auf. Der Chirurg sieht Chancen für eine Medizinerausbildung vor Ort, weil sich eine Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum anbahnt. Denkbar ist dies auch für den Bielefelder Uni-Rektor Prof. Dr. Gerhard Sagerer und Prof. Dr. Klaus Überla, Bochum. »Für uns ist wichtig, dass wir kein Regel-, sondern ein Modellstudium anstreben. Ab dem vierten oder fünften Semester haben die Studenten dann Kontakt mit den niedergelassenen Ärzten vor Ort oder mit den hiesigen Krankenhäusern«, sagt Windhorst. Damit würden sie auch hier »verortet«. Guter Dinge ist nach der Expertenanhörung auch der Bielefelder SPD-Landtagsabgeordnete Georg Fortmeier: Zwar habe der im Herbst von CDU und FDP eingebrachte Antrag eine Medizinfakultät (in Kooperation mit den Krankenhäusern) vorgesehen, aber man könne auch erst einmal anders starten: »Eine Fakultät sofort ist schwierig und kostet viel Geld, da wird es derzeit viele Widerstände geben. Eine Kooperation mit Bochum aber macht Sinn, zumal sich beide Hochschulen einig sind. Da bin ich optimistisch.« Auch sein Kollege Günter Garbrecht, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Landtag, denkt, dass sich die Überzeugung durchgesetzt habe, dass eine Kooperationslösung mit Bochum der geeignete Weg sei. Garbrecht hatte der Anhörung beigewohnt – um als Ostwestfale ein Signal zu setzen. Unterstützung erhielten die Bielefelder durch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe und das Darmstädter Wirtschaftsforschungsinstitut Wifor: Auch Dr. Dennis Ostwald prognostizierte ab 2024/25 einen massiven Ärztemangel. Dem müsse man jetzt begegnen: Denn die Ausbildung dauert.