Trainerleitfaden: Gespräche erfolgreich führen
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Trainerleitfaden: Gespräche erfolgreich führen
Trainerleitfaden: Gespräche erfolgreich führen* Überblick Titel Kommunikationsblockaden abbauen – Gespräche erfolgreich führen Inhalte und Vorgehensweise Man kann nicht nicht kommunizieren – aber man gut oder schlecht kommunizieren. In diesem Seminar werden zunächst die Grundlagen der Kommunikation erarbeitet, immer wiederkehrende Kommunikationsstörungen aufgezeigt und Elemente gelungener Gesprächsführung eingeübt. Zielgruppe TeilnehmerInnen (TN) in GemeinwohlArbeit Dauer, Anzahl TN 1 x 8 Unterrichtsstunden; 6 – 12 TN Raum, Lernort Seminarraum, mindestens 30 qm Arbeitsmaterial Flipchart, Pinnwand, Moderationskarten, Beamer, Laptop Dozent/in Erfahrungen im Kommunikationstraining erforderlich Hintergrund / • Informationen Hohenadl, Christa: Kommunikationstraining: richtig hören, verstehen, reden; Klett Verlag, 4.Aufl. 1997 • Birkenbihl, Vera,F: Kommunikationstraining: zwischenmenschliche Beziehungen erfolgreich gestalten; mvg Verlag, 26. Auflage 2005 • Schulz von Thun, Friedemann: Miteinander reden: Störungen und Klärungen, Allgemeine Psychologie der Kommunikation, Rowohlt TB Verlag 2007 • Watzlawick, Paul: Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Huber Verlag, 11.Auflage 2007 • Watzlawick, Paul: Anleitung zum Unglücklichsein, Piper Verlag, 5. Auflage 2007 Praxishandbuch GemeinwohlArbeit * Die Wort-Bild-Marke „GemeinwohlArbeit“ (siehe Logo rechts oben) ist geschützt. Sie darf nur von anerkannten Mitgliedern des Qualitätsverbundes GemeinwohlArbeit verwendet werden (vergl. www.gemeinwohlarbeit.org). Hiermit wird die ausschließlich interne Nutzung als Teil dieses Qualifizierungsmoduls gestattet. Gespräche erfolgreich führen 2 Ablaufplan Dauer 30 min Thema Vorgehen Inhalte und Ablauf Vorstellung des Seminarplans Vorstellung TN Vorstellungsrunde im Plenum: Bitte nennen Sie Ihren Namen und schildern Sie kurz Ihren beruflichen Werdegang. Erfahrungen und Erwartungen der TN Diskussion Plenum: - Für welche berufliche oder private Gesprächssituation erhoffen Sie sich Hilfe durch das Seminar? 30 min Was erhoffen Sie sich von diesem Seminar? Am Anfang ist die Input Trainer: 2 Grundlagen der Kommunikation: Wahrnehmung Wahrnehmung Übung Plenum: Bitte überlegen sie in Ruhe, wie der Eingang zum Schulungsgebäude (oder zu irgendetwas anderem, dass alle TN kennen) aussieht. Sie haben dafür ca. 2 Minuten Zeit, machen sie sich am besten ein paar Stichpunkte. Im Anschluss wollen wir – mit Worten - ein gemeinsames Bild davon zeichnen, wie der Eingang aussieht. Bitte sagen sie mir nun, wie der Eingang aussieht, ich notiere Stichpunkte auf dem Flip. … Mögliche ergänzende Fragen durch den Trainer nach der Sammlung: Wenn ein oder mehrere Sinneswahrnehmungen nicht angesprochen wurden: Hat jemand auch etwas gerochen/gehört …? Wie fühlen sich Dinge im Eingang an, z.B. der Türgriff; aus welchem Material ist er? Mit welchem der 5 Sinne haben sie den Eingang am Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 3 meisten wahrgenommen, mit welchem Sinn haben sie nichts wahrgenommen? TN-Material: Wahrnehmung (Folie 4) 15 min Die Bedeutung von Kommunikation im Arbeitsalltag TN-Material: Stellenanzeigen (Folien 10,11,12) Ziel: Erkennen, dass Kommunikationsfähigkeit eine der Grundlagen für beruflichen Erfolg darstellt. Diskussion Plenum: Die Beiträge zu den folgenden Leitfragen werden gesammelt, angeschrieben (möglichst mit Karten an eine Pinnwand), nach Gesichtspunkten geordnet und ein Ergebnis erarbeitet, das folgende Gesichtspunkte enthalten kann. Leitfragen: • Was glauben Sie, was mit „Kommunikationsfähigkeit“ gemeint ist? • Warum wird in Annoncen „Kommunikationsfähigkeit“ verlangt? • Welche Rolle spielt die Kommunikationsfähigkeit im beruflichen Leben? 15 min Grundlagen der Kommunikation: Verschlüsseln und Entschlüsseln 45 min Wirklichkeit und Wahrnehmung Tr-Material: 3 Grundlagen der Kommunikation Input Trainer: „Kommt das von Ihnen?“ Diese Frage kann viel bedeuten… Tr-Material: 4 Wirklichkeit und Wahrnehmung TN-Material: Folien Bild und Auswertungsbogen (13,14) Input Trainer: Unser Bild von der Wirklichkeit ist von unserer subjektiven Sicht der Dinge geprägt. … Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 4 Übung: Kommunikationsspiel Methodischer Hinweis: Das Kommunikationsspiel wird nach Anleitung im TrMaterial durchgeführt (5-7 Mitspieler, 2 Protokollanten, Rest: Beobachter). Input Trainer: Das Merkblatt wird als Ergebnissicherung nach der Durchführung und Diskussion des Kommunikationsspiels ausgeteilt. TN-Material: Folien Merkblatt Kommunikation und Wirklichkeitswahrnehmung (15) und Merk- und „Denk“zettel (16) Ziel: Bei allen TN führt das Spiel erfahrungsgemäß zu großer Nachdenklichkeit. Sie erfahren, dass Botschaften aus dritter Hand mit großer Vorsicht zu genießen sind und Gerüchte von der Wahrheit des Ersten meist weit entfernt sind, ohne dass irgend jemand die Nachricht absichtlich verfälscht hätte. 45 min Die vier Seiten einer Botschaft Tr-Material: 6.1 Hintergrundmaterial für den Trainer TN-Material: Folie Die vier Seiten einer Botschaft (17) Input Trainer: Das Kommunikationsmodell nach Friedemann Schulz von Thun Einzelarbeit: Tr-Material: 6.2 Mögliche Antworten … TN-Übung: Ich höre was, was Du nicht sagst TN Material: Folie „Ich höre was …“ (18) Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 5 Methodischer Hinweis: Das Arbeitsblatt wird zunächst von den TN in Einzelarbeit bearbeitet und anschließend im Plenum besprochen. Ziel: Die TN können nach dieser Arbeitseinheit die verschiedenen Ebenen einer Botschaft unterscheiden. 90 min Kommunikationsblockade Ärger Tr-Material: 7 Kommunikationsblockade Ärger Input Trainer: Die Gründe für die Schwierigkeiten bei der Kommunikation sind vielfältig… Arbeitsgruppe: „Ich ärgere mich“ wird auf das Flipchart geschrieben. Die Aufgabe für die TN lautet: Überlegen Sie sich eine Situation, in der Sie sich immer wieder ärgern. Tragen Sie diese der Gruppe vor. Diskutieren Sie ihren Ärgerfall in der Gruppe. Beispiele können sein Ärger in der Familie, Ärger mit Ihrem Fallmanager bei der Jobagentur bzw. Arge oder Ärger am Arbeitsplatz. Leitfragen: - Was sind die äußeren Gründe für den Ärger? - Worin liegt die eigentliche Ursache? - Wodurch wird der Ärger verstärkt? - Welche Einsichten gewinnen wir, wenn wir die Perspektive des anderen einnehmen? - Was tue ich mir selber beim Ärgern an? - Gebe es ein Heilmittel gegen den Ärgerfall? Ziel: Erarbeitung von Heilmitteln im Anschluss an die Gruppenübung und Formulierung von Merksätzen Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 6 Methodischer Hinweis: Die Diskussionsführung und die Ergebnissicherung per Flipchart erfolgt durch TrainerIn. Tr-Material: 7.1 Beispiel-Merksätze 45 min Kritik konstruktiv formulieren Tr-Material: 8 Kritik konstruktiv formulieren Input Trainer: Wir kritisieren gerne, werden aber nicht gerne kritisiert. … Diskussion im Plenum: - Wie wirkt Kritik auf Sie? Wie reagieren Sie? - Warum schmerzt gerade die Kritik nahestehender Personen? - Wann benutze ich Du-Botschaften, wann IchBotschaften? Ziel: Die TN werden wie alle Menschen zu dem Ergebnis kommen: Kritik ärgert mich, ich fühle mich minderwertig. Kritik schmerzt, da sie unser Selbstwertgefühl beeinträchtigt. Die Teilnehmer können durch diese Arbeitseinheit lernen, ihre eigenen Maßstäbe nicht absolut zu setzen, sondern sie dem anderen als eine zusätzliche Sicht auf sein Verhalten / seine Person anzubieten. Arbeitsgruppe: TN-Übung: Konstruktive Kritik TN-Material: Folie Ich Botschaft und konstruktive Kritik (19) Methodischer Hinweis: Arbeitsblätter werden in Zweierteams ausgefüllt und anschließend im Plenum besprochen. Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 7 Tr-Material: 8.2 Antwortmöglichkeiten Ziel: Die TN können Du-Botschaften in Ich-Botschaften umformulieren. Die TN erfahren, dass ein positiv dargestellter Sachverhalt in einem ganz anderen Licht erscheint und eine wesentlich angenehmere Wirkung auf uns hat. Aufforderung an die TN: Haben Sie heute schon jemanden gelobt? Sprechen Sie ein Lob aus und Sie werden sich selbst gleich besser fühlen. 45 min Tipps zur erfolgreichen Arbeitsgruppe: 13 Tipps zur erfolgreichen Gesprächsführung Gesprächsführung Tr-Material: 9 Gesprächsführung TN-Material: Folie 13 Tipps zur erfolgreichen … (20) Methodischer Hinweis: Das Merkblatt wird ausgeteilt und in Gruppen diskutiert. Folgende Leitfragen werden auf dem Flipchart visualisiert: • Welche Tipps erscheinen Ihnen besonders wichtig? • Fallen Ihnen einschlägige Beispiele zu den einzelnen Tipps ein? • Gibt es Tipps, die sie selbst regelmäßig missachten? Abschließende Übung im Plenum: Wir lesen noch einmal die Tipps gemeinsam durch und legen das Blatt weg. Haben wir alle 13 Tipps im Kopf? Gemeinsam versuchen wir, die Tipps aus dem Gedächtnis zu rekapitulieren. Ziel: Die Teilnehmer vergegenwärtigen sich abschließend die gelernten Inhalte des Seminars und bekommen praktische Hinweise mit auf den Weg, die sofort in ihrem (Berufs-)Alltag anwendbar sind. Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 8 Trainermaterial 1 Die Bedeutung von Kommunikation im Arbeitsalltag........................................................9 2 Grundlagen der Kommunikation: Wahrnehmung .............................................................9 3 Grundlagen der Kommunikation: Verschlüsseln und entschlüsseln.................................9 4 Wirklichkeit und Wahrnehmung (Kommunikationsspiel) ..................................................9 4.1 Ergebnissicherung (Merkblatt) zur Kommunikation und Wirklichkeitswahrnehmung9 5 Kommunikationsfähigkeit – der Schlüssel zum Erfolg......................................................9 6 Die vier Seiten einer Botschaft .........................................................................................9 6.1 Hintergrundmaterial für den Trainer..........................................................................9 6.2 Teilnehmerübung: Ich höre was, was du nicht sagst................................................9 Mögliche Antworten zur TN-Übung: Ich höre was, was du nicht sagst.................................9 7 Kommunikationsblockade Ärger.......................................................................................9 7.1 8 9 TN-Übung: Ich ärgere mich. .....................................................................................9 Kritik konstruktiv formulieren ............................................................................................9 8.1 ICH-Botschaften statt DU-Botschaften .....................................................................9 8.2 TN-Übung: Ich-Botschaften ......................................................................................9 Gesprächsführung ............................................................................................................9 9.1 13 Tipps zur erfolgreichen Gesprächsführung..........................................................9 Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 9 1 Die Bedeutung von Kommunikation im Arbeitsalltag Diese Stellenanzeigen eignen sich als Einstieg und Diskussionsgrundlage. Anzeige 1 Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 10 Anzeige 2: Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 11 Anzeige 3: Ziel: Erkennen, dass Kommunikationsfähigkeit eine der Grundlagen für beruflichen Erfolg darstellt. Ergebnis: Im beruflichen Leben sind heute andere Fertigkeiten erforderlich als reines Fachwissen: 1. Fachwissen veraltet schnell und ist deshalb nicht mehr einzig ausschlaggebend für den beruflichen Erfolg. 2. Teamarbeit gewinnt immer mehr an Bedeutung und dazu bedarf es einer hohen kommunikativen Kompetenz. 3. Auf ein gutes Betriebsklima und damit die Verständigung unter den Mitarbeitern eines Unternehmens wird großer Wert gelegt. 4. Die soziale Kompetenz der Mitarbeiter ist somit auch die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 12 2 Grundlagen der Kommunikation: Wahrnehmung Input Wer kommunizieren oder ganz einfach: mit anderen reden will, hat in der Regel etwas mit seinen 5 Sinnen gefühlt, gesehen, gerochen, gehört oder geschmeckt, worüber er oder sie reden will, was er jemand anderem mitteilen will. Die meisten Menschen gehen davon aus, dass „die anderen“, also der Arbeitskollege, die Partnerin, der Berufsberater genau das Gleiche gesehen, gehört etc. hat: - „Du hast doch auch gehört, was die Chefin zu mir gesagt hat?!!“, - „Du hast doch auch gesehen, wie es da gerade auf seiner Werkbank ausgesehen hat!!“ Die Annahme, das andere Menschen eine Situation oder überhaupt die Welt genauso wahrnehmen wie ich ist verständlich und hat auch einen guten Grund: man fühlt sich nicht so allein. Die Annahme ist allerdings nicht hilfreich, denn fast immer haben andere Menschen eine Situation, ein Gespräch oder auch nur einen Raum ganz anders als ich wahrgenommen. Dazu machen wir eine kleine Übung: Bitte überlegen sie in Ruhe, wie der Eingang zum Schulungsgebäude (oder zu irgendetwas anderem, dass alle TN kennen) aussieht. Sie haben dafür ca. 2 Minuten Zeit, machen sie sich am besten ein paar Stichpunkte. Im Anschluss wollen wir – mit Worten - ein gemeinsames Bild davon zeichnen, wie der Eingang aussieht. Bitte sagen sie mir nun, wie der Eingang aussieht, ich notiere Stichpunkte auf dem Flip. … Mögliche ergänzende Fragen durch den Trainer nach der Sammlung: • Wenn ein oder mehrere Sinneswahrnehmungen nicht angesprochen wurden: Hat jemand auch etwas gerochen/gehört …? Wie fühlen sich Dinge im Eingang an, z.B. der Türgriff; aus welchem Material ist er? • Mit welchem der 5 Sinne haben sie den Eingang am meisten wahrgenommen, mit welchem Sinn haben sie nichts wahrgenommen? Input Diese Übung soll zeigen, das wir alle die Welt ganz unterschiedlich wahrnehmen, weil jeder mit einer anderen Geschichte, in einer anderen Stimmung und unterschiedlich „geschärften“ Sinnen durch den Eingang bzw. die Welt geht. Deshalb ist es eine der Grundvoraussetzungen gelungener Kommunikation, dass ich mir bewusst bin, dass der andere nicht das Gleiche wie ich wahrgenommen hat. Sondern das ich etwas dafür tun muss herauszubekommen, wie der andere die Welt wahrnimmt. Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 13 Deshalb gibt es auch einen kleinen und sehr hilfreichen Tipp, wenn sie jemand anderem z.B. etwas erklären wollen und dabei nicht „voran kommen“. Fragen sie den anderen einfach: „Was ist bei Dir angekommen, was ich gesagt habe. Sag’ mir bitte mit deinen Worten noch einmal, was ich dir gerade gesagt habe!“ Sie wissen danach, was beim anderen angekommen ist und können sich und dem anderen die vierte Wiederholung nur mit anderen Worten ersparen. 3 Grundlagen der Kommunikation: Verschlüsseln und entschlüsseln „Kommt das von Ihnen?“ Diese Frage kann viel bedeuten. Eine Einleitung zu einer langen Beschwerde oder Ausdruck freudiger Überraschung? Eines ist klar: Mindestens zwei Personen sind beteiligt und es geht nicht nur um die Worte, sondern auch um den Ton, der die Musik macht, um das Gesicht und die Haltung dabei – um Kommunikation. Grundlage jeder Kommunikation ist die Information. Informieren heißt, dass eine Information, eine Nachricht, eine Aussage, von einem Sender, der Quelle, an einen Empfänger weitergegeben wird. Das Übertragungsmedium für die Information kann vieles sein: Ton, Licht oder ein Buch, Fotokopie etc., auf dem Schrift oder Bild sichtbar sind. Kommunikationsstrukturen lassen sich nur mit Hilfe eines Kommunikationsmodells zureichend interpretieren. Gut geeignet ist dazu das dialogische Kommunikationsmodell von Paul Watzlawick. Es unterscheidet zwischen Sender und Empfänger. Der Sender verschlüsselt („ seine Art zu reden“) eine Botschaft (Information) und sendet sie an den Empfänger. Der Empfänger entschlüsselt („seine Art zu verstehen“) diese Botschaft. Je zutreffender er dabei entschlüsselt, desto besser hat er den Sender verstanden. Es kommt bei dieser Prozedur häufig zu Missverständnissen. Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 14 Quelle: Hohenadl 1997 4 Wirklichkeit und Wahrnehmung (Kommunikationsspiel) Unser Bild von der Wirklichkeit ist von unserer subjektiven Sicht der Dinge geprägt. Wir selektieren die Reize, die wir empfangen, jeder auf seine Weise. Wir formen unser Weltbild nach unseren Erfahrungen, aber welche Erfahrungen wir machen, hängt auch von unserer Art der Wahrnehmung ab. Es gibt keine absolut gültige Wirklichkeit, es gibt viele subjektive Wirklichkeiten. Viele Kommunikationsprobleme ergeben sich daraus, dass wir von der Vorstellung ausgehen, der andere habe etwas genauso gehört, gesehen und erfahren wie wir. Der andere hat aber einen anderen Erfahrungshorizont, eine andere Persönlichkeit und nimmt deshalb die Wirklichkeit anders wahr. Wie sehr wir den Wahrheitsgehalt unserer eigenen Wahrnehmung relativieren müssen und wie wenig wir deshalb unsere Erfahrung, unsere Art der Nachrichtenaufnahme zum absoluten Maßstab erheben dürfen, zeigt sich durch dieses Spiel. Anleitung: 5 (bei mehr TN bis zu 7) Mitspieler werden vor den Raum gebeten. Den übrigen TN wird das Bild gezeigt. Dann wird das Bild beiseite gelegt. Einer der im Zimmer verbliebenen TN beschreibt das Bild einem anderen TN, wobei er 6 Hauptpunkte heraushebt. Der zuhörende TN soll nun versuchen, die 6 Punkte der ersten Beschreibung aus dem Gedächtnis an die erste Person, die hereingerufen wird, so genau wie möglich weiterzugeben. Diese Person gibt das Gehörte wiederum an den nächsten Hereingerufenen weiter usw. Zwei der im Zimmer verbleibenden TN werden als Protokollanten eingesetzt. Sie notieren zunächst die 6 Einzelheiten der ersten Bildbeschreibung und notieren dann bei den folgenden, ob die Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 15 ursprünglich genannten Einzelheiten richtig wiedergegeben werden. Auf dem Auswertungsbogen wird ein Kreuz gemacht, falls das Detail richtig wiedergegeben wird, ein Strich, wenn es nur halbrichtig wiedergegeben wird und eine 0, falls es gar nicht genannt wird. Totale Abweichungen werden mit einem Stichwort festgehalten. Erst am Schluss dürfen alle das beschriebene Bild sehen – und werden erstaunt sein. Fragen an die Beobachter: • Stimmen die 6 Punkte der ersten Bildbeschreibung mit dem Bild überein? • Wann traten bei den Wiederholungen Abweichungen auf? • Was war das Endergebnis? Wie weicht die Beschreibung vom gesehenen Bild ab? Fragen an alle: • Worauf sind die Abweichungen zurückzuführen? • Wie kommt es dazu? Ergebnis: Die Frage, ob sie sich das Bild so vorgestellt haben, werden die Mitspieler verneinen und sie werden auch zugeben, dass sie absolut überzeugt waren, nur wiedergegeben zu haben, was sie tatsächlich gehört haben. Verfälschungen treten erfahrungsgemäß bereits bei der Wiederholung der ersten Beschreibung auf. Es kommt zu Auslassungen, Verzerrungen und Eigeninterpretationen. Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 16 Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 17 Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 4.1 18 Ergebnissicherung (Merkblatt) zur Kommunikation und Wirklichkeitswahrnehmung Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 19 5 Kommunikationsfähigkeit – der Schlüssel zum Erfolg Dieses Blatt ist als Merkblatt für die TN gedacht, mit denen konkrete Übungen zur Förderung der Kommunikationsfähigkeit durchgeführt werden. Lösung: • Dem anderen meine Überlegenheit zeigen, • Den anderen nicht zu Wort kommen lassen • Dem anderen wohlgemeinte Ratschläge geben, • Dem andern einmal sagen, was ich von ihm halte, • Meinen Ärger/meine Wut ablassen Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 20 Ziel: Reflexion und Verinnerlichung der Prinzipien einer Kommunikationsfähigkeit, die sich nicht als „Hantieren mit der Trickkiste“ versteht, sondern als Möglichkeit zu einem menschlicheren Miteinander. Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 21 6 Die vier Seiten einer Botschaft Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 6.1 22 Hintergrundmaterial für den Trainer Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 6.2 23 Teilnehmerübung: Ich höre was, was du nicht sagst. Mögliche Antworten zur TN-Übung: Ich höre was, was du nicht sagst. Er: 1. Sachinhalt: der Kaffee ist zu stark (man müsste weniger Messlöffel verwenden) 2. Selbstoffenbarung: Ich mag keinen starken Kaffee. 3. Beziehung: Ich kann dir sagen, dass der Kaffee zu stark ist, du nimmst mir das nicht übel. Oder aber: Ich sage dir, wie der Kaffee sein soll, aber du achtest nicht auf meinen Wunsch. 4. Appell: Mach mir das nächstes Mal den Kaffee so, wie ich ihn mag! Oder: Achte mehr auf meine Wünsche! Sie hat gehört: Du machst auch nie etwas richtig. Sie hört vor allem mit dem Beziehungsohr. Ihre Antwort zeigt, dass sie die Botschaft als Kritik an sich auffasst und nun reagiert sie entsprechend. Würde sie mehr auf die reine Sachebene hören, könnte ihre Antwort sein: Ich habe drei Messlöffel genommen, das war wohl zuviel. Auf der Selbstoffenbarungsebene würde sie wie folgt antworten: Nächstes Mal ich einen schwächeren Kaffee, dann schmeckt er dir wieder. Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 24 7 Kommunikationsblockade Ärger Die Gründe für die Schwierigkeiten bei der Kommunikation sind vielfältig. Sie lassen sich aber häufig darauf zurückführen, dass wir zu sehr befangen sind. Wir sehen vorrangig uns selbst in der einen Hälfte der Kommunikationsgleichung, in der Rolle des Senders oder Empfängers und missachten die andere Hälfte. Ein Zeichen unserer Selbstbefangenheit ist der Ärger, der uns immer wieder überfällt, der uns das Leben versauert, ohne dass wir – vermeintlich - etwas dagegen tun können. Der Ärger staut sich in uns an und bricht bei einem nichtigen Anlass hervor, so dass die Person, über die wir uns ärgern, gar nicht weiß, wie ihr geschieht. Ursache für den Ärger ist letztlich immer, dass etwas nicht so ist, wie es unserer Meinung nach sein sollte: - Der andere verhält sich im Straßenverkehr nicht so, wie er sollte; - Die andere hält nicht die Ordnung, die ich gerne hätte; - Der andere sagt Dinge, die ich nicht vertrage; - Das Wetter ist nicht so, wie ich es gerne hätte. Humor und Selbstironie helfen uns, Abstand zu uns selbst zu gewinnen, uns selbst weniger ernst zu nehmen und damit eine große Kommunikationsbarriere zu beseitigen. Humorlose Menschen müssen sich ständig ärgern. Jeder Teilnehmer wird hier einschlägige Erfahrungen gesammelt haben. 7.1 TN-Übung: Ich ärgere mich. „Ich ärgere mich“ wird an die Tafel geschrieben. Gruppenübung: Überlegen Sie sich eine Situation, in der Sie sich immer wieder ärgern. Tragen Sie diese der Gruppe vor. Diskutieren Sie ihren Ärgerfall in der Gruppe vor. Beispiele können sein: 1. Ärger in der Familie 2. Arger mit Ihrem Fallmanager bei der Jobagentur bzw. Arge 3. Ärger am Arbeitsplatz Leitfragen: - Was sind die äußeren Gründe für den Ärger? - Worin liegt die eigentliche Ursache? - Wodurch wird der Ärger verstärkt? Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 25 - Welche Einsichten gewinnen wir, wenn wir die Perspektive des anderen einnehmen? - Was tue ich mir selber beim Ärgern an? - Gäbe es ein Heilmittel gegen den Ärgerfall? Im Anschluss an die Gruppenübung werden die erarbeiteten Heilmittel gesammelt. Die Ergebnisse sollten als Merksätze festgehalten werden. Beispiele können sein 1. Analysiere die Ursachen deines Ärgers. Das was du durchschaust, verliert seine Macht über dich! 2. Akzeptiere, was Du nicht ändern kannst und wenn du dich noch soviel darüber ärgerst. 3. Wappne dich schon gegen das Aufkommen des Ärgers. 4. Steigere dich nicht in den Ärger hinein, du vergisst ihn sowieso bald wieder – das ist das Wesen des Ärgers! 5. Lache über dich, statt dich zu ärgern! Das beste Mittel gegen den Ärger ist der Humor. 8 Kritik konstruktiv formulieren Wir kritisieren gerne, werden aber nicht gerne kritisiert. Diese Binsenweisheit beweist sich vor allem am Beispiel der Freundschaft. Es herrscht der weitverbreitete Irrtum, dass echte Freundschaft ein wahres, kritisches Wort vertragen müsse. Wir wundern uns aber dann, wenn die Freundin oder der Freund nach einem solch wahren Wort „eingeschnappt“ ist. Der Freund oder die Freundin erwartet Solidarität, nicht Kritik. Unsere Kritik entspringt unserer Sicht der Dinge – der Freund, die Freundin sieht die Dinge anders und fühlt sich durch Kritik verraten. Ein Geheimnis erfolgreicher Kommunikation ist der vorsichtige Umgang mit Kritik. Wir hören die Botschaft: Ich mag dich nicht. Gerade von uns Nahestehenden wollen wir akzeptiert werden. Wenn sie uns kritisieren, fühlen wir uns zurückgesetzt. Wann kann ich Kritik vertragen? Wenn wir „gut drauf“ sind, d.h.- unser Selbstwertgefühl durch unsere Hochstimmung nicht verletzbar ist. Oder wenn ich selbst die Kritik für berechtigt halte – das ist allerdings äußerst selten der Fall – und wenn die Kritik mit Wohlwollen gepaart ist. Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 8.1 26 ICH-Botschaften statt DU-Botschaften Wenn wir uns mit anderen im Konflikt befinden oder Kritikgespräche führen, benutzen wir häufig Äußerungen wie diese: "Lass das sein…“ BEFEHLEN "Wenn du so weiter…" DROHEN "So kann man…" BELEHREN "Sie sind ..." URTEILEN "Warum musst du immer ..." VERHÖREN "Ich rate dir, ..." RATSCHLAGEN Sätze mit solchen Aussagen nennen wir Du-Botschaften, denn sie enthalten in der Regel eine ausgeprägte "Du" (oder "Sie")-Komponente. Häufig werden sie vom Anderen als Herabsetzung, als Ablehnung empfunden und provozieren Vergeltungsmaßnahmen. Anstelle der Bereitschaft für Veränderung können sie eher Widerstand und Groll hervorrufen. Du-Botschaften mischen sich in das Verhalten, Fühlen oder Wollen des Anderen ein, offenbaren aber nichts oder nur Ungenaues über die dahinter stehenden Probleme des Absenders, da Sie nur Aussagen über den Empfänger machen. Das Gegenteil von Du-Botschaften sind Ich-Botschaften. Ich-Botschaften senden heißt, mit den Menschen, denen man begegnet, offen, ehrlich und direkt umzugehen, ohne sie zu verletzen oder anzugreifen. Dabei sind es drei Komponenten, die eine vollständige IchBotschaft ausmachen: 1. eine exakte VERHALTENS- oder SITUATIONSBESCHREIBUNG "Sie sind diese Woche bereits zweimal zu spät gekommen... 2. eigene GEFÜHLE benennen, die dadurch bei mir ausgelöst werden ... Ich ärgere mich darüber, ... 3. AUSWIRKUNG(EN) bei mir, bei anderen, für den Betrieb, ... weil wir dann Ihre Arbeit mitmachen müssen!" Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 8.2 27 TN-Übung: Ich-Botschaften Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 28 Mögliche Ich-Botschaften können sein: • Ich habe das Gefühl, dass du mich übersiehst. • Ich möchte dazu auch etwas sagen. • Ich habe den Eindruck, du bist mit deinen Gedanken ganz woanders. • Es würde mir sehr helfen, wenn du mir das mitteilen würdest. • Ich kann dir nicht folgen, für mich sprichst du zu schnell. • Für mich sieht das so aus, als würdest du das mit Absicht tun. • Ich halte meinen Standpunkt für genauso richtig wie du deinen. • Ich wünschte, du würdest leiser reden. • Ich fühle mich jetzt überfordert. • Ich mag es nicht, wenn du zu spät kommst. • Mir ist nicht klar, wie du das gemeint hast. • So wie du das darstellst, stimmt es meiner Meinung nach nicht. • Ich will dich nicht beunruhigen, vielleicht sollten wir ein anderes Mal darüber reden. • Ich kann dir nur sagen, dass ich das nicht so sehe. Ergebnis: Letztlich sind all diese Beispiele destruktiver Kritik Verlierer-Äußerungen. Der Schwache fühlt sich nicht genügend beachtet und nörgelt am anderen herum, nimmt Rache für sein Unterlegenheitsgefühl. Gleichwertigkeit zeige ich, indem ich meinen Standpunkt darstelle und nicht, indem ich den anderen angreife. Mögliche positive Aussagen: • Das Glas ist noch halb voll. • Deine Stimme ist angenehm ruhig. • Er kann sich immer bemerkbar machen. • Sie legt nicht viel Wert auf Äußerlichkeiten. • Dein Zimmer zeugt von Arbeit. • Hier kann man sich vom Alltagsgetriebe erholen. • Er ist sehr ruhig und unaufdringlich. • Sie fasst sehr schnell Zutrauen. • Der Kaffee muss noch abkühlen. • Es regnet, da kann man beruhigt zu Hause bleiben. Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 9 29 • Er nimmt alles ganz genau, auf ihn kann man sich verlassen. • Sie erzählt sehr viel, mit ihr wird es nie langweilig. • Hier herrscht ein sehr hohes Niveau. Gesprächsführung Streit entzweit – Gespräche verbinden. Und dennoch fällt uns das Streiten in manchen Beziehungen und Situationen so viel leichter als ein Gespräch führen. Schon durch die Beachtung einiger weniger Grundregeln kann Streit vermieden werden. Vielfach sind wir uns unseren streitfördernden Verhaltensweisen nicht bewusst und wissen deshalb auch nicht, wie wir sie vermeiden sollen-, aber wir können bewusst bestimmte Regeln zur erfolgreichen Gesprächsführung lernen und einsetzen. Zur Einstimmung bieten sich folgende Fragen an: - Wann wird aus einem Gespräch ein Streit? - Wie verhalten wir uns im Streit? (Wir beharren auf unserem Recht, wir kritisieren, wir äußern Vorwürfe/Schuldzuweisungen, wir legen jedes Wort auf die Goldwaage, wir zeigen dem anderen unsere Missbilligung.) - Was erreichen wir durch Streit? (Nichts, wir ärgern uns nur) - Was können wir durch ein Gespräch erreichen? (Wir lernen den anderen verstehen, wir müssen uns nicht ärgern, wir schonen unsere Nerven, wir verschaffen uns Klarheit, wir erreichen einen Kompromiss, wir erreichen vielleicht das, was wir wollen.) 9.1 13 Tipps zur erfolgreichen Gesprächsführung Leitfragen zur Gruppenarbeit: • Welche Tipps erscheinen Ihnen besonders wichtig? • Fallen Ihnen einschlägige Beispiele zu den einzelnen Tipps ein? • Gibt es Tipps, die sie selbst regelmäßig missachten? Abschließende Übung im Plenum: Wir lesen noch einmal die Tipps gemeinsam durch, legen das Blatt weg. Haben wir alle 13 Tipps im Kopf? Gemeinsam versuchen wir, die Tipps aus dem Gedächtnis zu rekapitulieren. Praxishandbuch GemeinwohlArbeit Gespräche erfolgreich führen 30 Praxishandbuch GemeinwohlArbeit