Stifterbrief Nr. 2 in 2005
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Stifterbrief Nr. 2 in 2005
Für den Dienst am Menschen Stifterbrief 2005/2 Liebe Stifterinnen und Stifter, liebe Freunde des Malteser Stiftungszentrums! Ein bewegtes Jahr neigt sich seinem Ende zu. In diesem Jahr sahen wir uns mit großen Herausforderungen konfrontiert. Licht und Schatten wechselten einander ab: Bereits im Frühjahr begannen die Wiederaufbaumaßnahmen nach der großflächigsten Naturkatastrophe der letzten Jahrhunderte. Malteser helfen den Opfern des verheerenden Tsunamis in Indien, Thailand, Indonesien und Sri Lanka. Im August sind über 2.800 Malteser als Helfer beim Weltjugendtag in Köln im Einsatz, wo rund eine Million begeisterte Jugendliche aus aller Welt ihren Glauben mit dem neuen Papst Bendikt XVI feiern. In Westafrika bricht ein schlimmer Hunger aus, der sich durch eine Dürreperiode bereits angekündigt hatte. „Katrina, Rita und Stan“ sind die Namen der Hurrikane, die in den USA und Mittelamerika Hunderttausende Menschen obdachlos machen. Zehntausende kommen im Oktober bei einem schweren Erdbeben in einer schlecht zugänglichen Region Pakistans ums Leben. Noch viele Menschen benötigen Unterkünfte, die ausreichenden Schutz für die Wintermonate bieten. In Deutschland entbrennt eine gefährliche Debatte um aktive Sterbehilfe. Derartigen Herausforderungen wollen wir auch in Zukunft wirksam begegnen können. In der Erfüllung unseres christlichen Auftrages, Notleidenden zu helfen, haben wir in Ihnen starke Unterstützer und Verbündete gefunden. Durch Spenden, Zustiftungen, testamentarische Verfügungen und die Gründung eigener Stiftungen haben Sie dem Malteser Stiftungszentrum in seiner noch jungen Geschichte bislang schon über 3,4 Millionen Euro an Vermögenswerten zufließen lassen. Wir danken Ihnen sehr für dieses Vertrauen und werden weiter intensiv und mit geringen Verwaltungskosten an der Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte zum Wohle der Bedürftigen arbeiten. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eine gesegnete Weihnachtszeit, ein friedvolles, gesundes und gutes neues Jahr Ihr Johannes Freiherr Heereman Stiftungszentrum Johannes Freiherr Heereman Vorstandsvorsitzender der Malteser Stiftung Malteser International 2005 - Das Jahr der Naturkatastrophen Lebensmittel für Hungernde in Westafrika und New Orleans Viele Kinder in dem westafrikanischen Staat Mali leiden unter Mangelernährung. Durch die Unterstützung sogenannter Getreidebanken helfen die Malteser hungernden Menschen in Westafrika, ihren Getreidehaushalt langfristig zu sichern. Getreide für Niger und Mali Im August dieses Jahres lenkte eine Hungerkatastrophe das Augenmerk der Weltöffentlichkeit von den Wiederaufbaumaßnahmen nach der TsunamiKatastrophe in Ostasien auf Westafrika. “Wenn jetzt keine Hilfe kommt, besteht die Gefahr, dass viele Menschen sterben, insbesondere Kinder“, warnte Sandrine Rosenberger, Projektreferentin von Malteser International. „Bauern und Nomaden, die durch die Dürre und Heuschreckenplage im letzten Jahr ihre Lebensgrundlage verloren haben, leben bereits jetzt in großer Armut und haben kaum noch Zugang zu Nahrung. Die Mütter sammeln Blätter und Gras und kochen es für ihre Kinder, damit sie nicht verhungern.“ Deutsche und französische Mitarbeiter von Malteser International verteilten daraufhin gemeinsam mit lokalen Helfern 285 Säcke Mais (100 kg pro Sack) an rund 1.500 Familien in der Region Tilabery, 70 km nordwestlich der Hauptstadt Niamey. Jede Familie erhält zunächst 20 Kilogramm. Aus der nächsten Ernte zahlen sie 10 Kilogramm in das Getreidelager des Dorfes zurück. In jedem der elf Dörfer gibt es gemeinsam mit den Dorfältesten eingerichtete Verwaltungskomitees, die die Verteilung und Rückzahlung organisieren. Malteser International unterstützt ferner das nationale Getreidelager in Mali finanziell, und somit indirekt die Beschaffung von 520 Tonnen Getreide für 17 Getreidebanken. Bei den Getreidebanken können die lokalen Gemeinden z.B. Hirse zu einem subventionierten Preis kaufen. Mit dem auf diese Weise eingenommenen Geld legen die Banken wiederum nach der kommenden Ernte, wenn die Preise wieder gesunken sind, einen neuen Getreidevorrat an. Somit stellen die von Malteser International unterstützten Getreidebanken sowohl eine Soforthilfe als auch eine langfristige Hilfe dar. Hilfe nach dem Hurrikan „Katrina“ Mit den Hurrikanen „Katrina“ und „Rita“ suchten gleich zwei Wirbelstürme die Ostküste der USA heim. Dämme brachen, die ganze Stadt New Orleans stand unter Wasser. Viele warteten auf ihren Häuserdächern auf Rettung. Das Trinkwasser in der Region wurde knapp, da das Leitungssystem durch den Bruch einer Versorgungsleitung mit Flutwasser kontaminiert wurde. Der Ausnahmezustand wurde ausgerufen. Wieder waren es die Ärmsten, die es besonders schlimm traf. 200.000 der Betroffenen leben unter der Armutsgrenze. Sie konnten nicht fliehen. „Ihr ganzes Hab und Gut wurde weggespült,“ berichtet der Leiter von Malteser International, Ingo Radtke. „Jeder Tag war für sie ein Kampf ums Überleben. Sie konnten nicht mehr arbeiten, sie verdienten kein Geld.“ In der ersten Notphase stellen die Malteser LKW-Ladungen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln bereit. In der Folge planen die Malteser schnelle, Einkommen schaffende Maßnahmen – wie den Wiederaufbau von Wohnungen und Häusern. Kinder armer Familien werden durch geschulte Erzieherinnen psychologisch betreut. Malteser International Malteser im Dauereinsatz Medizinische Versorgung in Pakistan und Mittelamerika Soforthilfe für Kashmir Die Welt kommt nicht zur Ruhe. Erinnerungen an das schwere Erdbeben vor zwei Jahren im iranischen Bam werden wach. Am 8. Oktober erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,6 auf der Richter-Skala weite Teile Nord-Pakistans und zwei Distrikte in Indien. Die Zahl der Toten übersteigt alleine im pakistanischen Territorium die 70.000 und mehr als vier Millionen Menschen leiden unter den direkten Folgen des Bebens. „Eine ganze Generation ist ausgelöscht“, sagt ein pakistanischer Sprecher nach dem schrecklichen Erdbeben. 500 Kinder sterben allein in einer einstürzenden Schule. In vielen Städten steht kein Haus mehr. Die hohe Zahl der unversorgten Verletzten, die enorme Zerstörung von Wohnraum und der erschwerte Zugang zu den Opfern stellten und stellen noch immer eine immense Herausforderung für die pakistanische Regierung und die internationale Hilfsgemeinschaft dar. Hunger, Erfrierungen und teilweise tödliche Infektionen sind für die Überlebenden in Pakistan und Indien die zweite Katastrophe nach dem Beben. „Chirurgische Instrumente, Impfstoffe, Transfusionen – auch im medizinischen Bereich fehlt es an allem“, berichtet Marie Theres Benner, Referentin für Gesundheitsprogramme. Malteser International hat daher die Mittel für die Soforthilfe auf rund eine Million Euro erhöht. „Um die Not wirklich lindern zu können, ist jedoch weit mehr notwendig“, appelliert Marie Theres Benner an die deutsche Bevölkerung. Im Rahmen des Bündnisses Aktion Deutschland Hilft hat Malteser International zusammen mit weiteren Hilfsorganisationen umgehend nach der Katastrophe Zelte und Decken an ca. 70.000 Menschen in der Kaschmir-Region verteilt. Auf der Grundlage einer intensiven Erkundung vor Ort führt Malteser International nun zwei umfangreiche WinternothilfeProgramme für obdachlos gewordene Familien in den oben genannten Bergregionen durch. In Tandali und Kanga versorgen die Malteser rund 4.000 Menschen in den schwer zugänglichen Gebirgsdörfern mit Zelten, Matratzen, Kochutensilien und Decken. Medikamente für Mexiko Während in Pakistan die Erde bebt wütet zeitgleich in Mittelamerika der Hurrikan „Stan“. Schlammlawinen haben Dörfer in Mexiko, Guatemala und El Salvador weggerissen. Malteser International stellt zunächst 50.000 Euro bereit. „Die Situation hier in Chiapas ist ganz schlimm, die Häuser sind weggeschwemmt“, berichtet etwa Julieta Conroy von der mexikanischen Assoziation des Malteserordens. Ein Hilferuf kommt auch vom Präsidenten der Ordensassoziation in El Salvador, Pierre Houdelot: „In unseren zehn Gesundheitszentren steigt die Zahl der Kinder mit Erkrankungen der oberen Atemwege dramatisch an. Uns gehen dort die Medikamente aus, die aufgrund der Verwüstungen durch den Hurrikan auch nicht ausreichend wiederbeschafft werden können.“ „Auch wenn das Ausmaß solcher Katastrophen erdrückend erscheint, wir lassen uns nicht entmutigen und werden zusammen mit nationalen und internationalen Partnern stets unser Bestmöglichstes für die Opfer tun. Die Hilfe für Bedürftige darf nicht aufhören“, fasst Ingo Radtke den Auftrag der Malteser zusammen. Wie Stiftungen helfen können Bei Katastrophen wie beispielsweise dem Erdbeben in Kashmir kann eine Stiftung mit rund 2.500 Euro 50 notleidende Familien mit Decken, Zelten und notwendigen Medikamenten versorgen. Bei dem Erdbeben in der Zwei-StaatenRegion Kashmir kommen allein über 70.000 Pakistani ums Leben, über vier Millionen Menschen leiden unter den direkten Folgen der Katastrophe. Am stärksten leiden die Kinder unter den Folgen von Naturkatastrophen. Die Malteser in Deutschland Der Weltjugendtag in köln Die größte Glaubensparty der Welt „Wissen Sie, die vielen jungen, fröhlichen Pilger aus aller Welt, mit Ihren bunten Fahnen, frohen Gesängen und herzlichen Gesten fehlen mir jetzt richtig im Stadtbild,“ resümiert die Kölner Stifterin Sigrid Schräder eine Woche nach Ende des Weltjugendtages. Der Weltjugendtag war nicht nur für die vielen angereisten Malteser Jugendlichen ein beeindruckendes Erlebnis. Über 1.000 Veranstaltungen an 500 verschiedenen Orten auf 80 Bühnen begeisterten die Teinehmer. Der Malteser Hilfsdienst in Aktion Nicht nur betende Hände gab es beim Weltjugendtag in Köln, sondern auch helfende. Zum Beispiel beim Malteser Hilfsdienst, der federführend mit dem Sanitätsdienst der katholischen Großveranstaltung betraut war. Ein Einsatz in Größe XXL: So waren 500 Helfer vom 15. bis 19. August dezentral in Köln, Bonn und Düsseldorf im Einsatz. Am Mit der Abschlussmesse auf dem Marienfeld vor einer Million Menschen ging der Weltjugendtag und der Besuch von Papst Benedikt XVI. in Köln zu Ende. Im Jugendcamp des Malteserordens waren über 450 Behinderte mit ihren Betreuern untergebracht. Wochenende des 20. und 21. August waren zum Marienfeld bei Frechen sogar 2.800 Helfer aus ganz Deutschland angereist. Egal welche Blessuren oder Verletzungen es gab, kaum ein Pilger wollte lange Patient sein. Schnell weitermachen, weiterlachen, weiterbeten – das war die Devise der meisten Teilnehmer des Weltjugendtages. Rund 6.000 Sanitäts-Hilfeleistungen gab es insgesamt. 650 Patienten mussten in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Viele Pilger litten unter entzündeten Sehnen und Wasserblasen, aber auch Unterkühlung, körperliche Überanstrengung sowie Herz- und Kreislaufbeschwerden mussten behandelt werden. Durch Alkohol, Drogen oder Gewalt verursachte Verletzungen wurden dagegen überhaupt nicht festgestellt. Ein Indiz für die große Friedfertigkeit der Veranstaltung. Verständnis und Toleranz „Mitmachen und Mitnehmen“ war das Motto der Malteser Jugend für den Weltjugendtag. Mitmachen hieß vor allem, in den Service Points für Menschen mit Behinderungen zu arbeiten oder im Begegnungszentrum den Jugendlichen aus aller Welt Einblick in die Arbeit der Malteser Jugend zu geben. Zudem gab es ein Café und diverse Workshops zur friedlichen Bewältigung von Konflikten. „Wahrnehmung, Verständnis, Toleranz: darauf kam es bei den Übungen an, die sehr motiviert und offen angenommen wurden“, berichtet Bundesjugendreferentin Dörte Schrömges. „Die Malteser Jugendlichen, die als Pilger zum Weltjugendtag kamen, nahmen an Katechesen teil, reihten sich in die Domwallfahrt ein und übernachteten auf dem Marienfeld. „Gut, dass wir Rettungsdecken mitgenommen haben, sonst wäre es ganz schön frisch geworden“, meinte Lisa aus der Diözese Münster zur Nacht auf dem Marienfeld. Die Malteser Helfer verteilten jede Menge Decken und Tee, denn besonders die Teilnehmer aus den südlichen Gefilden waren zu dünn angezogen. Der Heilige Vater, ein überwältigendes Gemeinschaftserlebnis und die Erfahrung, dass ihr Glaube von unzähligen Jugendlichen aus aller Welt geteilt wird: das alles nahmen die Malteser Jugendlichen prägend vom Weltjugendtag mit nachhause. Die Malteser in Deutschland Ein Unvergessliches Fest der Begegnung Gemeinsam wurde gebetet, gefeiert und geholfen Einen besonderen Höhepunkt des Weltjugendtages erlebten die Regensburger Malteser, deren Unfallhilfsstelle gegenüber vom Domeingang platziert war: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis leistete am Freitag zusammen mit ihren Kindern, Fürst Albert und Prinzessin Elisabeth, tatkräftig Erste Hilfe. Erschöpft, aber guten Mutes Natürlich merkte man einigen Helfern am Wochenende an, dass ihnen die Dauerbelastung der ersten Tage noch in den Knochen steckte. Obwohl pro Schicht niemand länger arbeiten musste, als die erlaubten zwölf Stunden. Doch neben dem hohen Verantwortungsbewusstsein, das manche Helfer nicht zur Ruhe kommen ließ, blieb auch die besondere geistliche Motivation immer mit im Spiel: „Wir Malteser sind Schutzengel mit 900 Jahren Erfahrung. Helfen und beten, das ist schon immer unser Job gewesen. Vor allem natürlich, wenn der Papst kommt. Noch dazu, da es ein deutscher Papst ist!“ sagte ein Helfer erschöpft und glücklich ins Mikrophon eines fragenden Journalisten. Einsatz der besonderen Art Am Sonntagmorgen kam es zum wahrscheinlich außergewöhnlichsten Einsatz des Malteser Hilfsdienstes beim Weltjugendtag - eine Aufgabe, die man nicht trainieren kann: Als das Papamobil vor den Augen und der Geräuschkulisse von einer Million Menschen den Papsthügel erreichte, erhielt der Malteser Leiter des VIP-Abschnittsbereiches den Hilferuf einer BKA-Leiterin: „Ihr müsst uns helfen, die Treppe des Papamobils klemmt, der Papst kann nicht aussteigen!“ Der Abschnittsleiter blieb ruhig und besonnen. Er suchte und fand mit seinem Team unter der Tribüne eine Holzkiste. Mit den Fürstin Gloria von Thurn und Taxis leistete zusammen mit ihren Kindern Erste Hilfe. Die drei packten mit an und verteilten Wasser und Pflaster. Werkzeugen, die zur Ausrüstung bei Notfalleinsätzen gehören, bauten er und seine Kollegen daraus eine Ersatztreppe. Über die Kiste wurde eine neue Patientendecke gelegt. Die Angehörigen der Schweizergarde, der Leibwache des Papstes, unterzogen die Kiste noch schnell einer Belastungsprobe. Alles in Ordnung. In gedrosseltem Tempo hatte das Papamobil unterdessen seine Fahrt fortgesetzt. Auf dem Papsthügel angekommen, stieg der Heilige Vater via Malteser Kiste aus. Die Abschlussmesse konnte stattfinden. Die Abschlussmesse „Helft den Menschen, den wirklichen Stern zu entdecken, der uns den Weg zeigt: Jesus Christus“, rief Papst Benedikt XIV. bei der Abschlussmesse den Gläubigen zu. Dann dankte er allen Helfern: „Der Weltjugendtag war ein Geschenk, aber auch die Frucht vieler Arbeit.“ So freuten sich auch die Malteser über eine rundum gelungene Aktion: „Die rund 2.800 Helfer haben eine exzellente Leistung vollbracht“, bestätigte der Leiter des Einsatzstabes, Wilhelm Bischoff. Auf den Punkt hatte es ein Jugendlicher der Malteser Jugend Görlitz gebracht: „Wer hier nicht dabei war, hat wirklich was verpasst“. Als die Ausstiegsstufen des Papamobils klemmen, bauen die Malteser aus einer Holzkiste und einer Sanitätsdecke eine improvisierte Treppe. Dank der improvisierten Treppe kann die Abschlussmesse auf dem Marienfeld pünktlich beginnen. Die Malteser in Deutschland Malteser migrantenmedizin Medizinische Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung In Deutschland leben immer mehr Menschen ohne Krankenversicherung. Bei einer Erkrankung oder Schwangerschaft geraten sie in Not. Deswegen wurde 2001 auf Bitte des Erzbischofs von Berlin, Kardinal Sterzinsky, eine medizinische Anlaufstelle für diese Menschen geschaffen. Nach Berlin jetzt auch in Köln: Die Malteser Migranten Medizin. Angelika Haentjes-Börgers, Abteilungsleiterin Migration der Malteser Unerwartet große Nachfrage „Wir haben vor vier Jahren mit der Malteser Migranten Medizin in Berlin begonnen. Der Zulauf war von Anfang an gewaltig. Nun glauben wir, dass es Zeit ist, in einer weiteren Großstadt die vielfältigen Probleme von Menschen ohne Krankenversicherung aufzufangen“, begründet Angelika HaentjesBörgers, Abteilungsleiterin Migration der Malteser die Neueröffnung der medizinischen Beratungsstelle in Köln. Dabei sei häufig nicht nur medizinische Hilfe notwendig, sondern eine allgemeine soziale Beratung und praktische Hilfe, wie etwa bei der Versorgung von Neugeborenen. Auch Deutsche sind betroffen Ursprünglich war die Migranten Medizin für illegale Einwanderer geplant. Nun zeigt sich, dass diese Hilfe zunehmend auch von Deutschen, die sich keine Krankenversicherung mehr leisten können, in Anspruch genommen wird. Hierzu gehören Selbstständige mit geringem Einkommen, Studierende, Straßenkinder und Menschen, die sich aus Unkenntnis nicht bei ihrer Versicherung melden, wenn der Hauptversicherer wegfällt. Rund 1,3 Millionen Menschen in Deutschland sind weder gesetzlich noch privat krankenversichert. Das Bundesgesundheitsministerium spricht zwar nur von 164.000 Bundesbürgern, doch mehr als 1,1 Millionen weitere sind ebenfalls nicht versichert. Ihre Behand- lung wird vom Sozialamt bezahlt – aber nur solange sie auch Anspruch auf Sozialhilfe haben. Wer einmal aus dem gesetzlichen oder privaten System fällt, schafft es vor allem als Kranker kaum mehr zurück. Die medizinische Beratungsstelle Köln Das Projekt in Köln sieht vor, auf dem Gelände des Malteser Krankenhauses St. Hildegardis Räumlichkeiten für die medizinische Erstuntersuchung zu nutzen. Es wird ein Wartezimmer sowie ein Sprech- und Behandlungszimmer zur Verfügung gestellt. Ein Arzt arbeitet anfänglich einen Tag pro Woche in der Beratungsstelle. Unterstützt wird er von einer ehrenamtlichen Helferin, so dass während der Sprechstunde auch muslimische Frauen eine Ansprechpartnerin haben. Die Beratungsstelle, die ausdrücklich nicht als Praxis konzipiert wurde, ist mit allen notwendigen Geräten zur Untersuchung und Erstdiagnostik ausgerüstet, wie etwa Stethoskop, Blutdruckmessgerät und Waage. Telefon, Fax und Computer stehen zur Verfügung, um mit einem Netzwerk aus niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern, Hebammen und Apotheken in Verbindung treten zu können. Wie Stiftungen helfen können Da die Malteser Migranten Medizin keinerlei öffentliche Zuwendungen erhält, ist das Projekt zu 100% auf Geld- oder Sachspenden angewiesen. Kosten entstehen zum Beispiel bei Entbindungen, bei der Behandlung kranker Neu- und Frühgeborener, bei Röntgenaufnahmen, Operationen und Liegezeiten sowie durch Sachmittel im Rahmen von Blutentnahmen. Eine Stiftung könnte mit 5.000 Euro 10 Müttern ohne Krankenversicherung die Entbindung ihrer Kinder bezahlen. Hintergrundwissen VERMÖGENSÜBERTRAGUNG AN STIFTUNGEN Immobilien stiften - Gutes tun und Steuerabzugsbeträge nutzen Heinrich Richter gründete im vergangenen Jahr die Heinz Richter Stiftung. In einem kurzen Interview mit Michael Görner, Vorstand der Malteser Stiftung, spricht er über seine Beweggründe, eine Stiftung zu errichten, in die er neben einem Bankguthaben auch Immobilienvermögen eingebracht hat. MG: Herr Richter, was war für sie der entscheidenede Grund, eine eigene Stiftung ins Leben zu rufen? Heinrich Richter: Das Leid in der Welt ist groß. Mit meiner Stiftung möchte ich dazu beitragen, dass diese Not etwas gelindert wird. Mir ist es in meinem Leben gut ergangen, und ich wollte davon etwas zurückgeben. Mit den ersten Erträgen meiner Stiftung habe ich Straßenkinder in Königsberg unterstützt, die von den Maltesern betreut werden. MG: Sie haben Bankguthaben und zwei Eigentumswohnungen an ihre eigene Stiftung im Malteser Stiftungszentrum übertragen. Was war dabei ausschlaggebend für Sie? Der Stifter Heinrich Richter (re.) bei der Immobilienübertragung zusammen mit dem Notar Dr. Putzo (Mitte) und Michael Görner, Vorstand der Malteser Stiftung (li.). Heinrich Richter: Ich wollte, dass meine Immobilien in gute Hände gelangen und einem sinnvollen Zweck zur Verfügung stehen. Außerdem wünscht der Staat ausdrücklich die Gründung von Stiftungen und gewährt Abzugsbeträge. Mit der Idee einer Stiftungsgründung habe ich mich schon länger beschäftigt und mich über verlässliche Partner informiert. Schon seit über 900 Jahren kümmern sich Malteser um notleidende Menschen. Dieses Engagement möchte ich unterstützen. Immobilienübertragung und Steuerabzugsbeträge Um eine gemeinnützige Einrichtung mit einer Stiftung zu unterstützen, können Stifter die unterschiedlichsten Vermögensgegenstände in eine Stiftung einbringen. Zum Beispiel können Barvermögen, Bankguthaben, Wertpapiere, Edelmetalle, Schmuck, Gemäldesammlungen, Patente, Rechte, sogar ganze Unternehmen oder auch Immobilien als Stiftungskapital dienen. Voraussetzung ist, dass der Stiftungszweck aus den Erträgen dieses Vermögens verfolgt werden kann. Soll eine Immobilie in eine Stiftung eingebracht werden, muss zunächst ein unabhängiger vereidigter Sachverständiger den Wert der Immobilie schätzen. Da der Wert des Stiftungsvermögens aus steuerrechtlichen Gründen dauerhaft erhalten bleiben muss, sind die Lage, Ausstattung und Bausubstanz der Immobilie von wichtiger Bedeutung. Alle Faktoren haben Einfluss auf die Vermietund Veräußerbarkeit der Immobilie und damit auf die Wertentwicklung des Stiftungsvermögens. Wer eine Stiftung gründet, kann im Jahr der Gründung oder verteilt auf 10 Jahre bis zu 307.000 Euro steuerlich absetzen. Jahr für Jahr können weitere 20.450 Euro steuerwirksam in den Vermögensstock einer Stiftung zugestiftet werden. Aktuelles vom Zentrum Erstes Malteser Stiftertreffen Stifter empfinden persönlichen Austausch als Bereicherung Rund 60 Stifterinnen und Stifter waren der Einladung des Malteser Stiftungszentrums gefolgt und bescherten der Kommende in Ehreshoven ein ausgebuchtes Haus. Mit Freude überreichten Baronin Spies und Dr. Constantin von Brandenstein-Zeppelin die Stifterurkunden. Impressum: Der Malteser Stifterbrief „Für den Dienst am Menschen“ erscheint kostenlos Herausgeber: Malteser Stiftung Sollner Straße 43 81479 München Tel 089 – 744 200 260 Fax 089 – 744 200 300 E-Mail: [email protected] Internet: www.malteser-stiftung.de Erscheinungsdatum: 012/2005 Realisation: Stiftungszentrum.de Das erste Stiftertreffen begann mit einem Begrüßungsumtrunk unter Begleitung eines preisgekrönten Streichquartetts der Musikhochschule Köln. Die Vizepräsidentin, Elisabeth Freifrau von Spies, und der Präsident des Malteser Hilfsdienst e.V., Dr. Constantin von BrandensteinZeppelin, begrüßten zusammen mit dem Vorstand der Malteser Stiftung, Michael Görner, die anwesenden Gäste. In festlichem Rahmen wurden die Stiftungsurkunden übergeben, bevor die Stifter beim Stifterbüfett Gelegenheit fanden, sich gegenseitig kennen zu lernen und mehr von den Motiven anderer Stifter zu erfahren. Viel Information in feierlichem Rahmen Dr. Manfred Lütz, Buchautor, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Chefarzt des Alexianer Krankenhauses in Köln und Mitglied des Päpstlichen Laienrates, rüttelte in seinem Vortrag „Über die Risiken und Nebenwirkungen der Gesundheit“ mit rheinischem Humor pointiert am Thron der Gesundheitsreligion und fesselte die Zuhörer mit einem historischen, natürlichen Blick auf das Thema „Gesundheit“. Für seinen Vortrag verzichtete Dr. Lütz auf ein Honorar, wofür ihm ein besonderer Dank gebührt. Der nächste Morgen begann mit einem Gottesdienst in der Hauskapelle unter Leitung von Weihbischof Dr. Dick. Anschließend referierte Dr. von Brandenstein-Zeppelin über den Malteser Ritterorden und seine Werke. Dr. Peter Schmitz, leitender Arzt von Malteser International, gab einen Einblick in die weltweiten Hilfsprojekte der Malteser. Die Weitergabe von Werten an die Malteser Jugend und der Weltjugendtag waren das Thema der Bundesjugendreferentin Dörte Schrömges. Michael Görner schloss die Vorträge mit einem Bericht über die positive Entwicklung und die Ziele des Malteser Stiftungszentrums ab. Das erste Treffen ein Erfolg Das Stiftertreffen endete nach dem Mittagessen mit einer Führung von Elisabeth Freifrau von Spies durch die Malteser Kommende und das anliegende Schloß Ehreshoven. Bei Kaffee und Kuchen klang die gelungene Premiere aus, und viele Stifter bekundeten den Wunsch, beim nächsten Treffen wieder mit dabei zu sein. Die Malteser bedankten sich vielmals bei allen Gästen und Mitwirkenden für die angenehme Atmosphäre, den reichen Zuspruch sowie die erhaltenen und angekündigten Spenden und Zustiftungen! „Für die erwiesene Gastfreundschaft möchte ich mich ganz herzlich bei Ihnen bedanken. Das Stiftertreffen empfand ich als große Bereicherung – nicht nur durch die Berichte über die Tätigkeit der Malteser, sondern auch aufgrund der verschiedenen Gespräche mit anderen Stiftern. Ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg bei der Werbung weiterer Zustifter.“ Mit diesen Worten bedankte sich der Stifter, Dr. Klaus Forster, schriftlich bei den Organsiatoren des ersten Malteser Stiftertreffens.