Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa
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Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa
G 9638 Schlesische Nachrichten Zeitung für Schlesien Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0 Nummer 15/16/2005 Einzelpreis 2,00 Euro 29. Juli 2005 Ungelöste Fragen der Vertreibung sind aktuell Deutschlandtreffen bestätigt Landsmannschaft Rudi Pawelka, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien E s gibt heute leider viele, die das Wirken der Vertriebenen beschränkt sehen wollen auf die Kulturpflege oder die Pflege kollektiver Erinnerung, wie sie sich z.B. in einem Zentrum gegen Vertreibungen manifestieren soll. Auch die Aufbauarbeit, durch konkrete Hilfen in den Heimatgebieten wird uns noch zuerkannt. Ein Deutschlandtreffen ist deshalb immer wieder auch ein Test dafür, wie die Basis zu den von der Landsmannschaft vertretenen Anliegen steht. Hierfür gab die Veranstaltung in Nürnberg entscheidende Erkenntnisse. Immer dann waren die Beifallskundgebungen bei den Reden besonders stark, wenn die Lösung offenstehender Fragen angemahnt wurde. Auch in persönlichen Begegnungen gab es hierfür ausschließlich Zustimmung. Eine Vielzahl von zustimmenden Briefen bestärken die Einschätzung, dass essentielle Anliegen der Verbandsspitze von den Mitgliedern mitgetragen werden. Fragen der Entschädigung, der vorenthaltenen Kulturgüter, der Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter oder der Rechte der deutschen Volksgruppe in Schlesien waren Themen, die auch von den Medien aufgegriffen und als Problem nicht in Zweifel gezogen wurden. Sicher hat es viele Beobachter überrascht, dass es auf diesen Feldern zum größten Teil überhaupt noch keine Fortschritte gegeben hat, obwohl inzwischen mehr als 15 Jahre seit der Wende im Osten und mehr als ein Jahr nach dem Staatsministerin Christa Stewens erhielt umgeben von Trachtenträgerinen den Schlesierschild aus den Händen von Rudi Pawelka (mehr auf Seite 5). Foto: Damian Spielvogel EU-Beitritt Polens vergangen sind. Kritische Anmerkungen in den Medien zu den in Nürnberg gemachten Aussagen gab es, soweit bisher zu übersehen, nicht. Und dies obwohl die großen überregionalen Tageszeitungen, der Rundfunk und das öffentlich rechtliche Fernsehen (ARD und ZDF) in den Nachrichtensendungen über das Treffen sowie über wichtige politische Aussagen berichtet hatten. Dass auch der bayerische Innenminister Dr. Günther Beckstein und die bayerische Sozialministerin Christa Stewens die Anliegen der Schlesier unterstützten, wurde wiederholt in der Berichterstattung hervorgehoben. Dabei muss der Aussage Becksteins auch für die Heilung des Unrechts einzutreten, also auch für eine Entschädigungsregelung, besonderes Gewicht zuerkannt werden. Die Landsmannschaft kann sich also rundum bestätigt fühlen, letztlich auch durch den Vortrag des amerikanischen Völkerrechtlers Alfred de Zayas, eines international anerkannten Juristen mit 22 Jahren Erfahrung als Sekretär des UN-Menschenrechtsausschusses, der die Teilnehmer der Hauptkundgebung ins Herz getroffen hatte und der für viele Kompass für ihr weiteres Handeln sein wird. Gerade angesichts des von Schröder bestellten Gefälligkeitsgutachtens von Frowein / Barcz, das den Vertriebenen jegliche Rechte aus dem an ihren begangenen Unrecht abspricht, bedeuten seine Worte eine moralische Aufrüstung höchster Kategorie für alle bewussten Schlesier. Rudi Pawelka, Staatsminister Dr. Günter Beckstein und junge Trachtlerinnen. Foto: Jutta Graeve-Wölbling Angesprochen fühlten sich in besonderem Maße auch die aus der Heimat angereisten Landsleute, denen diese klaren Worte sichtlich gut taten. So war es auch nicht überraschend, dass wichtige Funktionsträger der deutschen Verbände in Schlesien, uns in unserer Politik bestärkten, übrigens mit dem Bemerken, dass die Landsleute ihre ganze Hoffnung auf uns setzen. Äußerungen, die im übrigen auch immer wieder in Briefen zu finden sind. Es soll nicht bestritten werden, dass es in der Vergangenheit einige wenige Vertreter der deutschen Verbände gab, die sich gegenüber polnischen Medien, offenbar in die Enge getrieben, distanzierter äußern, was sie in persönlichen Gesprächen allerdings nicht tun. Die überwiegende Stimmungslage bei den Deutschen in der Heimat ist jedoch anders. Verschwiegen werden soll auch nicht, dass polnische Medien sehr aufgeschreckt reagierten. Aus dem polnischen Selbstverständnis heraus, das über Jahrzehnte gespeist wurde von deutscher Demutshaltung, kein Wunder. Wer die an die Adresse Polens gerichteten Forderungen als störend ansieht, Dr. Herbert Hupka wird 90 Am 15. August 2005 wird der Ehrenvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Dr. Herbert Hupka, 90 Jahre alt. Auf Seite 3 lesen Sie eine Würdigung seines Schaffens. POLITIK 2 sollte aber sehen, dass die offenen Fragen aus der Vertreibung auf die Tagesordnung gehören, und zwar der Menschen wegen, die heute noch darunter zu leiden haben. Wir haben 15 Jahre zugewartet, haben in dieser Zeit viele Kontakte geknüpft und an der Verständigung gearbeitet. Leider gab es im Hinblick auf die ungelösten Probleme keine Bewegung. Wenn wir uns dazu jetzt nicht äußern, wann denn sonst? Kritisieren kann dies nur, wer einem Schlussstrich das Wort redet. Wer aber will, dass Streitpunkte weggeräumt werden und einer friedlichen Zukunft nicht mehr im Wege stehen sollen, wird jetzt über alles reden. Die Nürnberger Zeitung kommentierte unter der Überschrift „Was bleibt vom Schlesiertreffen?“ : „Was wäre, wenn? Ja was wäre wenn – beim nächsten Schlesiertreffen in Nürnberg endlich einmal der polnische Außenminister zu Wort käme und zusammen mit einer deutlichen Entschuldigung für die Vertreibungen infolge des Zweiten Weltkrieges den Wunsch äußerte, dass Schlesier wieder in der Heimat der Väter willkommen seien und investieren sollten, dass sein Land nicht mehr das sozialistische Polen sei, in dem jede Diskussion über Vertreibungsverbrechen unterbunden wurde. Im Gegenzug müsste auch der Vorsitzende der Landsmannschaft Schlesien zu einer Ansprache in den Sejm eingeladen werden, um die Position seiner Organisation vertreten zu dürfen. Man würde sich nichts schenken, aber immerhin würde offen eine Debatte geführt, die uns alle weiterbrächte“. Sicher sind dies schon revolutionäre Gedanken, sie zeigen aber, nicht nur wir sind es, die meinen, es müsste mehr geschehen als bisher. Im übrigen hat Nürnberg eins gezeigt: Es gab in den vielen Interviews der Journalisten keine Frage, die uns ins Schwitzen bringen konnte. Die positive öffentliche Berichterstattung liegt wohl vor allem auch darin begründet, dass der Eindruck vermittelt wurde, hier wird ehrlich differenziert und zukunftsgerichtet argumentiert, so wie dies in europäischem Geist sein muss. Schlesische Notizen Deutsche stellen sich zur Wahl. Für den 25. September 2005 sind Neuwahlen zum Sejm und zum Senat in Polen angesetzt. Nach der Wahl vor vier Jahren 2001 hatten die Deutschen Freundschaftskreise zwei Abgeordnete in den Sejm entsandt: Heinrich Kroll und Helmut Pazdzior. Pazdzior hat auf eine neue Kandidatur verzichtet, Heinrich Kroll, gleichzeitig jetzt Vorsitzender alles Freundschaftskreise in der Republik Polen, stellt sich wieder zur Wahl. Seitdem es demokratische Wahlen gibt, gehört er seit 1991 als Abgeordneter dem Parlament an. Als zweiter Kandidat steht Ryszard Gaida, Vizemarschall des Landtages, Sejmik, im Oppelner Schlesien zur Wahl an. Die Wahlliste des DFK enthält dann noch weiter Kandidaten, von den fünf genannt seien: Pauö Rybarz aus dem Kreise Kandrzin-Cosel, Landrat Josef Swaszyna, Groß-Strehlitz, Barbara Kaczmaczyk, Kreis Rosenberg, Peter Koziol, Kreis Oppeln, Rudolf Mohlek, Kreis Oppeln. Seit 1997 gibt es keinen Deutschen als Senator. Bruno Kosak aus Cosel, Fraktionsvorsitzender der Deutschen im Sejmik in Oppeln, wird für die Wahl zum Senat kandidieren. Auf dem Deutschlandtreffen der Schlesier hat er am 3. Juli als Grußwort eine ausgezeichnete Ansprache gehalten. Der Bezirk Kattowitz, Wojewodschaft Schlesien, ging bei den letzten Wahlen immer leer aus. Jetzt ist geplant, innerhalb einer polnischen Wählervereinigung “Glocke“ einen Kandidaten der Deutschen Freundschaftskreise durchsetzen zu können. Mit Recht hat Bruno Kosak in Nürnberg an die über 100.000 Landsleute in Oberschlesien, die in der Bundesrepublik Deutschland oder in Holland arbeiten, appelliert, sich an den Wahlen zu beteiligen. Wäre dem so, sähen die Wahlergebnisse weit besser als bislang aus. Der Besitz des roten Passes der Bundesrepublik Deutschland sollte nicht nur einen Arbeitsplatz erleichtern, sondern auch Treue zum deutschen Volkstum bedeuten! ● In Rosenberg wird Nobelpreisträger Fritz Haber angeklagt. Im Jahre 1918 hatte er, 1868 in Breslau geboren, 1934 in Basel gestorben, den Nobelpreis der Chemie erhalten. Unter den Nationalsozialisten war er zur Emigration nach Großbritannien gezwungen. Weil man den Chlorgasangriff 1915 im Ersten Weltkrieg mit seinem Namen und seinen Erfindungen verbindet, gilt er jetzt als “Kriegsverbrecher“. Damit soll polnischerseits die Benennung einer Schule nach den 12 schlesischen Nobelpreisträgern verhindert werden. Der Bürgermeister von Rosenberg, Edward Flak, hat einen SejmAbgeordneten bereits verklagt, weil er Fritz Haber einen Kriegsverbrecher genannt hat. Die Wojewodin in Oppeln versucht mit unzulässigen Mitteln, die Benennung der Rosenberger Schule zu verhindern! ● „Ehemalige Schlesier“, zu diesem Sprachgebrauch einige Sätze. Ein Oberst der Bundeswehr oder ein Rektor einer Universität benennt mit den Wörtern „ehemalig“, wenn sie nicht mehr in dieser Eigenschaft im Dienst sind. Aber muss ein Schlesier, eine Schlesierin, nur weil sie gewaltsam aus der Heimat vertrieben worden sind, dann auch die Eigenschaft ihrer Heimat, ihres Geburtslandes Schlesien aufgeben? Selbstverständlich bleiben die Schlesier zeit ihres Lebens Schlesier und werden aufgrund der Vertreibung keine “ehemaligen“ Schlesier. Das wäre eine ver- Schlesische Nachrichten 15/16/2005 dammenswerte Praxis und Erfahrung: zuerst jemanden der Heimat berauben und dann ihm zusätzlich versagen, sich ein Schlesier nennen zu dürfen. Das ist ein doppeltes “Es war einmal!“. Soll nun der Stamm der Schlesier zu einem ehemaligen Stamm der Schlesier deklariert werden?! ● “Die Droge Holland“, Titel eines Berichts in der Zeitung “Schlesisches Wochenblatt“, Oppeln, über eine Konferenz, die eine Antwort auf diese Frage zu finden suchte: „Was tun, damit die Jugend aus dem Oppelner Land nicht wegläuft“? Wünschenswert, dass man die Arbeitsaufnahme in Deutschland oder Holland nur als Episode im Lebenslauf betrachten sollte. Eingangs wird in dem Bericht ein Beispiel der ständig zunehmenden Abwanderung ins Ausland genannt. Eine 22-jährige Bewohnerin eines Dorfes im Oppelner Land sagt: „Ich fahre ins Ausland, weil mich hier nichts hält. Ich verdiene gut. Und das Wichtigste: In Holland sagt mir niemand, wie ich leben soll“. Dazu fortsetzend die Zeitung: „Sie kommt immer seltener nach Hause. Vielleicht wird sie eines Tagen gar nicht zurückkommen“. ● Patenstadt mit Folgen. Im Jahre 1968 beschloss die Stadt Leverkusen als Patenstadt für Ratibor drei Straßen auf Wunsch der aus Ratibor Vertriebenen nach bedeutenden Bürgern der Stadt zu benennen. Auffallend und löblich dabei, dass es sich um drei Politiker als Namensgeber der Straßen gehandelt hat, die sich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts um die Stadt Ratibor verdient gemacht hatten. Es waren Karl Ulitzka, Reichstagsabgeordneter des Zentrums von 1919 bis 1933, Adolf Kaschny, Oberbürgermeister der Stadt von 1924 bis 1933, am 20. Juli 1944, falls das Attentat gegen Hitler gelungen wäre, als Regierungsoberhaupt für Oberschlesien vorgesehen, und Julius Doms, ein regionaler Politiker und Inhaber einer bekannten Schnupftabakfabrik. Die Patenschaft selbst ist zwar jüngst zur Partnerschaft mit dem heutigen Ratibor erweitert worden, aber als Stadt der Patenschaft ist Leverkusen im Einschlafen begriffen, wofür auch die Bürger von Ratibor mitverantwortlich sind. ● Geldstrafe in Höhe von 3.600 Euro, so heißt das Urteil des Landgerichts Erfurt gegen Paul Latussek. Im ersten Verfahren wegen angeblicher Volksverhetzung war Latussek frei gesprochen worden, das Urteil wurde jedoch aufgehoben. Es handelt sich um eine Presseerklärung des seinerzeitigen Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen in Thüringen. Das Präsidium des BdV hatte Latussek bereits zuvor als Mitglied des Präsidiums ausgeschlossen. Gegenstand der Anklage: Die über Ausschwitz und Holocaust übermittelten Zahlen der Ermordeten würden nicht stimmen und seien überhöht. Die jetzt ver- >>> Weiter auf Seite 4 POLITIK Schlesische Nachrichten 15/16/2005 3 Dr. Herbert Hupka wird 90 Es ist, weiß Gott, nicht einfach über einen Menschen, ja über eine Persönlichkeit, zu schreiben, gar eine Persönlichkeit zu würdigen, die zum Symbol einer aufrechten Politik schon vor Jahrzehnten wurde, die bis heute ununterbrochen mit Schlesien und der Landsmannschaft Schlesien identifiziert wird. Dr. Herbert Hupka, der am 15. August – am katholischen Fest Mariä Himmelfahrt – in Diyatalawa (Ceylon/Sri Lanka) vor neunzig Jahren geboren wurde, ist für uns alle, ein Bild der gelebten Geschichte des vergangenen Jahrhunderts. Der zwölffache Buchautor, dessen letztes Werk „Unruhiges Gewissen“, auch in Polen erschienen ist, der von den Nationalsozialisten, wie auch seine Mutter, verfolgt wurde, der zunächst für die SPD (1969-1972) und seit dem Abschluss der Ostverträge für die CDU (1972-1987) im Deutschen Bundestag die Interessen der Heimatvertriebenen vertrat, ist vielfach bekannter als so mancher bundesdeutsche Politiker, und das sowohl in Deutschland als auch in Polen. Dr. Hupka gehört nach wie vor zu den bekanntesten und am meisten geschätz- ten Vertreter der Heimatvertriebenen. Er, der 1947 in Bayern an der Wiege der Landsmannschaft Schlesien stand und zwischen 1968 und 2000 die Geschicke der Landsmannschaft Schlesien als Bundesvorsitzender mit Erfolg führte, wurde zur Leitfigur der Schlesier und zum personifizierten Symbol Schlesiens in der Politik und in der Gesellschaft. Seine stete Aufrichtigkeit und Standfestigkeit, sein kompromissloses Eintreten für die Heilung des Verbrechens der Vertreibung sowie seine Geradlinigkeit im Ringen um die geschichtliche Wahrheit haben ihm nicht nur Anerkennung, sondern auch zahlreiche Anfeindungen gebracht, selbst in Reihen der sogenannten politischen Freunde. Doch die meisten Widersacher sind gescheitert, sie mussten scheitern, sie scheiterten an eigener Selbstüberschätzung und Überheblichkeit. Seine Gabe, tagespolitische Geschehnisse nüchtern, emotionslos und zukunftsorientiert zu analysieren, wird selbst von seinen politischen Gegnern geschätzt. An dieser Stelle sollen nur einige seiner bekleideten Ämter und ausgeübter Funktionen genannt werden: Mitarbeiter von Radio München, später Bayerischer Rundfunk, Radio Bremen, 1959-1964 Pressechef des Kuratoriums „Unteilbares Deutschland“, 1969-1987 Mitglied des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, langjähriger Präsident der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat, Mitglied des Präsidiums des Bundes der Vertriebenen. Die Reihe könnte AUFRUF zur TREUESPENDE Das Deutschlandtreffen der Schlesier am 02. und 03. Juli 2005 in der fränkischen Stadt Nürnberg war wieder ein großer Erfolg und für die Teilnehmer aus West- und Mitteldeutschland sowie aus der schlesischen Heimat war es ein großartiges Erlebnis! Das Deutschlandtreffen fiel in eine Zeit großer Sorgen für die Zukunft Schlesiens und der Landsmannschaft Schlesien! Mit dem großen Heimatfest der Schlesier haben wir gezeigt, dass Schlesien in der Öffentlichkeit präsent ist. Das Deutschlandtreffen hat bewiesen, dass es noch die Schlesier, dass es uns noch gibt, die friedlich um ihre Heimat ringen! Das Motto des Treffens „Heimat Schlesien in Europa“ – wurde mit Leben erfüllt!!! Das war richtig und notwendig! Das Deutschlandtreffen der Schlesier hat jedoch die finanziellen Kapazitäten der Landsmannschaft Schlesien, unserer Landsmannschaft für Schlesien, erheblich beansprucht !!! 60. Jahre nach Kriegsende geschah jedoch in Nürnberg ein Wunder – die schon vor Jahrzehnten totgesagten Schlesier haben für Schlesien Flagge gezeigt. Schlesien lebt! – sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende, Christian K. Kuznik, in seiner Begrüßungsrede in Nürnberg. Wie richtig ist diese Aussage! Schlesien lebt in der Arbeit der Landsmannschaft Schlesien, daher unterstützen Sie die Landsmannschaft Schlesien, damit Schlesien noch lange lebendig bleibt! Wer Schlesien liebt, darf sich auch einem kleinen oder größeren finanziellen Opfer nicht entziehen. Wenn die Landsmannschaft Schlesien nicht mehr in der Lage sein sollte für Schlesien das Wort zu ergreifen, wer sollte es sonst tun? Dass wir Schlesier für Schlesien Opfer zu bringen bereit sind, hat uns die Vergangenheit bewiesen In diesem Sinne bedanke ich mich für die bisherige gute Zusammenarbeit und Unterstützung der Arbeit zum Wohle Schlesiens und der Landsmannschaft Schlesien und bitte Sie um Zeichnung der „Treuespende für Schlesien“! Schlesien Glückauf! Ihr Damian Spielvogel Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien und Organisationsleiter des Deutschlandtreffens der Schlesier 2005 Wir erbitten Ihre dringest benötigte Zuwendung auf das Konto bei der Niederschlesischen Sparkasse Görlitz: Konto-Nr.: 40 410, BLZ 850 501 00 Selbstverständlich werden auf Wunsch Zuwendungsbestätigungen ausgestellt. Dr. Herbert Hupka und Staatsminister Dr. Günther Beckstein im Gespräch während des Deutschlandtreffens der Schlesier 2005 in Nürnberg fortgeführt werden. Dr. Herbert Hupka gehört zu den ersten führenden Politikern aus den Reihen der Vertriebenen, der seine Heimat nach der Vertreibung bereits 1990 besuchte und den Kontakt zu unseren polnischen Nachbarn – 1998, 1999 und 2000 war er zu offiziellen politischen Besuchen in Warschau – suchte, um einen ehrlichen Dialog zu führen, um das so von ihm geliebte Land an der Oder zu einer blühenden europäischen Landschaft wieder erstrahlen zu lassen. Wen verwundert es daher, dass der einstige „Revanchist, Revisionist, Ewiggestrige“, ja sogar „Polenfresser“, wie ihn oft die kommunistische Propaganda bezeichnete, deren populistisches Vokabular sich teilweise auch die bundesrepublikanische Medienlandschaft zu eigen machte, mit der „Verdienstmedaille der Stadt Ratibor“ geehrt wurde, und einige führende Politiker des neuen demokratischen Polens sich für die Verleumdungen der Vergangenheit entschuldigten. Doch Dr. Herbert Hupka ist bei all seiner politischen Gewichtung ein Europäer, ein Deutscher, ein Schlesier, ein Oberschlesier, geblieben. Arbeiten für Schlesien ist für ihn keine lästige Pflicht aufgrund der Herkunft, sondern eine ehrliche Herzenssache, und zwar aus der tiefsten Überzeugung der Verpflichtung gegenüber dem Land, das seit mehr als 800 Jahren von Deutschen geprägt wurde. Schlesien lebt in ihm und Schlesien lebt durch ihn. Die geopolitische Grenzlandlage seiner oberschlesischen Heimatstadt Ratibor, in der er von 1919 bis zur Vertreibung 1945 aufwuchs, und die schmerzlichen Erfahrungen mit einer braunen und später einer roten Diktatur formten die Persönlichkeit von Herbert Hupka, der ein deutscher Patriot, ein Oberschlesier, ein Europäer war und ist. Der christliche Glaube ist ihm stets ein Ratgeber für den nüchternden Blick in die Zukunft, für die Betrachtung der Zukunft Schlesiens und der deutsch-polnischen Nachbarschaft im vereinten Europa. Dr. Herbert Hupka hat sich im wahrsten Sinne des Wortes um Schlesien und Deutschland verdient gemacht. Ein herzliches und heimatliches „Glückauf!“ sowie Gottes Segen sollen stets sein Leben und Wirken begleiten. Damian Spielvogel (SN) POLITIK 4 >>> Fortsetzung von Seite 2 kündete Strafe fiel höher aus als die vom Staatsanwalt beantragte. Latussek erklärte, dass er in die Revision gehen wolle. Nachdem Paul Latussek sein Vorsitzamt im BdV Thüringen niedergelegt hatte, übernahm er den Vorsitz der Landsmannschaft Schlesien in Thüringen. ● „In die Erinnerung den Beginn der Vertreibung und des Verlusts der Heimat einschließen“. In einer Predigt zum Thema des 8. Mai 1945 sagte Kardinal Leo Scheffczyk, ein Sohn der Stadt Beuthen in Oberschlesien, in München: „Wir begehen das Gedächtnis des Endes des unseligen Weltkrieges mit der Niederlage Deutschlands, wir gedenken der Beseitigung der unmenschlichen Naziherrschaft, der Befreiung der Konzentrationslager, aber als Heimatvertriebene müssen wir in diese Erinnerung auch den Beginn der Vertreibung und den Verlust der Heimat einschließen. So hat die Erinnerung an das Kriegsende und seine guten Folgen für uns immer auch die Doppeldeutigkeit und Zwiespältiges an sich: Wir empfinden dabei Erhebendes und Bedrückendes zugleich, Tröstliches und Trauriges, Befreiung und Belastung. Wir können jedenfalls nicht, wie es manche tun, allein den Sieg der Roten Armee über den östlichen Teil Deutschlands feiern, sondern wir müssen uns auch an das daraus gekommene Unheil für unser Land erinnern, zumal an das Unrecht der Vertreibung, das heute von vielen bewusst übersehen wird und das als geschichtliche Wahrheit vergessen werden soll. Wir aber müssen uns daran erinnern aus der Verbundenheit zur Heimat, die wir äußerlich verloren haben, der wir uns deshalb aber innerlich um so inniger verpflichtet fühlen…“. SN Polnisches Polen und Ukrainer auf Versöhnungskurs, so der Bericht der “Neuen Zürcher Zeitung“ über die Wiedereröffnung des Soldatenfriedhofs in Lemberg (ukrainisch Lwiw). „Der Friedhof, in dem 2318 polnische Gefallene des Kampfes um die Stadt im November 1918 begraben sind, galt bisher als eines der letzten Hindernisse auf dem Wege zur polnisch-ukrainischen Versöhnung“. Der Friedhof war während der Zugehörigkeit der Ukraine zur Sowjetunion seit Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Ausrufen einer selbständigen Ukraine 1991 zur Müllhalde geworden. An der feierlichen Zeremonie nahmen jetzt die beiden Staatspräsidenten der Ukraine und Polens teil, Wiktor Juschtschenko und Aleksander Kwasniewski. Die Wiedereröffnung des Friedhofs war in den letzten 17 Jahren ein ständiges Thema der Auseinandersetzung. Das Engagement des polnischen Staatspräsidenten während der “Revolution in Orange“ im November 2004 für eine demokratische Ukraine hatte endlich den Durchbruch geschafft. Gleichzeitig wurde auch der Opfer der galizisch-ukrainischen Armee aus den seinerzeitigen Kämpfen mit Polen, die jetzt Herren der Stadt und der West-Ukraine, Ostpolen genannt, geworden waren, ehrend gedacht. Juschtschenko sagte aus diesem Anlass: „Polen und die Ukraine legen hier einen Grundstein der europäischen Vereinigung“. Bis zum Schluss, ehe der Friedhof feierlich wieder eröffnet wurde, hatte es in Kiew im Parlament mit Mehrheit Proteste gegeben. Auch die Schrift auf der Gedenktafel war lange Zeit umstritten. Der Ausdruck „Heldenhaft gekämpft für Polen“ musste geändert werden, jetzt heißt es als Gedenken „der für das Vaterland gefallenen Soldaten“. Im Oppelner Schlesien, woran Bruno Kosak als Sprecher der Deutschen Freundschaftskreise in Nürnberg auf dem Deutsch- landtreffen der Schlesier erinnerte, hat die Wojewodin verboten, dass auf den deutschen Soldatendenkmälern von den Gefallenen gesprochen wird! ● In den Umfragen schlägt Cimoszewicz den Stadtpräsidenten von Warschau Kaczynski. Nach der überraschenden Erklärung von Wlodzimierz Cimoszewicz, dem gegenwärtigen Marschall des Sejm (Parlamentspräsident), für die Wahl zum Staatspräsidenten zu kandidieren, führt er in den Umfragen mit annähernd 30 Prozent vor dem Kandidaten und Oberhaupt der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit mit 18 Prozent, und Kaczynski ist damit sogar auf den dritten Platz zurückgefallen. Zur Leiterin des Wahlbüros wurde die Frau des gegenwärtigen Staatspräsidenten Jolanta Kwasniewska berufen. Über Cimoszewicz schreibt der Warschauer Korrespondent der “Süddeutschen Zeitung“ Thomas Urban: „Der passionierte Jäger und Traktorfahrer tritt für eine starke Europäischen Union ein. Er sieht aber auch – wie Kwasniewski – Washington als fundamentalwichtigen Partner Warschaus an. Auch in den Beziehungen zu Berlin setzte Cimoszewicz wichtige Akzente. So erklärte er die Reparationsforderungen polnischer Nationalisten kurzerhand für ’Quatsch’“. Das Urteil eines Oberschlesiers aus der Heimat lautet: „Einer der anständigen Linken“. ● Der Opfer des Arbeitslagers Zgoda Eintracht bei Schwientochlowitz ehrend gedacht. Während des Krieges war das Lager Zgoda eine Außenstelle des Konzentrationslagers Auschwitz. Hier sind auch Polen ums Leben gekommen, als Kriegsgefangene und Anhänger der Armia Krajowa, der Truppe des polnischen Widerstands. Nach dem Krieg richteten die Polen ein Konzentrationslager für die Deut- Schlesische Nachrichten 15/16/2005 schen ein. Deutsche, nur weil sie Deutsche waren, wurden in das Lager eingeliefert. Zgoda zeichnete durch eine hohe Ziffer der Ermordeten und zu Tode Gequälten aus. Die Totenziffer überstieg noch die von Lamsdorf, man spricht von 30 Prozent der in diesen Lager Ermordeten und Gestorbenen. Jetzt hat die Stadt ein Mahnmal errichtet, um an die Toten in diesem Lager zu erinnern. Einer, der als vierzehnjähriger Schüler in Gleiwitz verhaftet und im Lager Zgoda interniert worden war, Gerhard Gruschka zählt zu den 1500, die Zgoda überlebt haben. Er hat sich publizistisch wiederholt zu Wort gemeldet und auch dafür Sorge getragen, dass Zgoda als Inbegriff für Unmenschlichkeit und Grausamkeit in Erinnerung bleibt. ● Durch den Beitritt zur Europäischen Union hat Polen gewonnen. Der Gewinn hatte bereits mit der Erfüllung der Auflagen, die Polen vor Eintritt in die Europäischen Union erfüllen musste, eingesetzt. „Der Brüsseler Reformdruck“, so steht es in einem Bericht der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, hatte das Land in Bewegung gesetzt“. Weiter heißt es: „Der Export, insbesondere in der Industrie, profitierte von den geöffneten Grenzen und stieg von 18,3 Milliarden Zloty (4,23 Milliarden Euro) auf 21,3 Milliarden Zloty. Der Import wuchs noch schneller bis zur Marke 25,4 Milliarden Zloty. Polen hat damit in seinen Nachbarländern Arbeitsplätze geschaffen – nicht zuletzt in Deutschland, das 2004 Waren und Dienstleistungen für knapp 19 Milliarden Euro über die Oder ausführte, aber nur 16 Milliarden Euro für polnischen Import ausgab. Polen hat sogar damit begonnen, Auslandsverbindlichkeiten vorzeitig zurückzuzahlen. Die ausländischen Direktinvestitionen stiegen um 23 Prozent. Die euroskeptische Stimmung im Lande ist stabiler Zustimmung gewichen“ . Nachzutragen ist der Gewinn für die Landwirtschaft, einmal dank der Exporte landwirtschaftlicher Erzeugnisse, zum anderen dank der Gelder, die aus Brüssel für die Verbesserung der in der technischen Entwicklung weit zurückliegenden polnischen Landwirtschaft zufließen. Das hat bis jetzt schon das Ergebnis, dass die radikale Bauernpartei, die für die innere Sicherheit im Lande eine Gefahr bedeutet hatte, an Ansehen und vor allem an Zulauf offensichtlichen verloren hat. In dem Bericht wird aber auch ausgeführt: „Die andere Seite ist, dass Polen nicht nur fast alle europäischen Konkurrenten beim Wachstum aussticht, sondern auch bei der Arbeitslosigkeit, mit 19,2 Prozent Arbeitslosigkeit das schwerste Beschäftigungsproblem in der EU hat“. ● In der Europäischen Union bei Blair und gegen Chirac. Ohnehin sieht Polen mit dem größten Misstrauen auf die enge Verbindung zwischen dem deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac, weil die anderen Mitglieder, nicht zuletzt gerade auch Polen als das größte Land der neuen zehn Mitglieder der Europäischen Union, ausgeschlossen bleiben. Hinzu kommt die polnische Angst vor dem freundschaftlichen Miteinander von Gerhard Schröder und Wladimir Putin. Die Kritik, die Tony Blair gegenüber Frankreich wegen der überhöhten Subvention der französischen Landwirtschaft ins Spiel gebracht hat, findet die Zustimmung Polens. Zu den polnischen operativen Möglichkeiten gehört die Revitalisierung des Viererklubs, von Visegrad, das ist die Zusammenarbeit von Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn. ● Privatsekretär von Papst Johannes Paul II. wird Erzbischof in Krakau. Stanislaw Dwisz war mit Kardinal Wojtyla, nachdem dieser vor 27 Jahren zum Papst gewählt worden war, von Krakau in den Vatikan als der treue Privatsekretär umgezogen. Nach dem Tode von Papst Johannes Paul II. musste er nach päpstlichen Brauch seinen “Arbeitsplatz“ aufgeben. Jetzt hat ihn Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von Krakau ernannt. Die Würde eines Kardinals wird mit Sicherheit bald folgen, denn Krakau ist immer mit der Kardinalswürde verbunden gewesen. Laut Testament des Papstes sollten alle privaten Notizen vernichtet werden, aber hier hat Monsignore Dwisz anders entschieden, indem er erklärte, es sei Aufgabe, diese Aufzeichnungen erst als Zeugnisse für das Wirken des Papstes wissenschaftlich aufzuarbeiten. SN POLITIK / ZEITGESCHEHEN Sozialministerin Stewens erhält Schlesierschild – Bayern tritt konsequent für alle Vertriebenen ein „Unser konsequentes Eintreten für alle Vertriebenen wurzelt in der Überzeugung, dass die Katastrophe von 1945 die Katastrophe unseres ganzen Volkes ist. Daher haben wir uns stets mit den deutschen Hauptleidtragenden des Krieges solidarisch gezeigt. So haben wir nicht gezögert und die Schlesier in Obhut genommen, solange sich das Dank für den Dank Eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit, sich als Schlesier zu Schlesien zu bekennen. Einen Grund, dies nicht zu tun, könnte ich nicht finden. Woher kommt man, wo ist man aufgewachsen, das Elternhaus, die Schulzeit, die Kirche und die Gottesdienste, die erste Liebe, viele Fragen und dazu viele heimatlich bestimmte Antworten. Die Schönheit und geistige Größe Schlesiens sind auch Antworten auf entweder selbst gestellte oder von anderen gestellte Fragen mit den leicht und gern gesprochenen Antworten. Ich hatte und habe das Glück, dass ich mich nicht nur zu Schlesien bekannt habe und bekenne, sondern über viele Jahrzehnte hinweg für unsere Heimat Schlesien etwas tun und bewirken durfte, jedenfalls hatte und habe ich mir dies fest vorgenommen. Ich habe geschrieben, Reden gehalten, mit Gott und der Welt diskutiert, Bücher herausgegeben, war über drei Jahrzehnte Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien, habe nach der Wende das Gespräch mit unserem polnischen Nachbarn geführt. Ich konnte und kann von Schlesien nicht lassen. Warum schreibe ich das? Ich will mich für den Dank bedanken, den ich während des Deutschlandtreffens der 5 Foto: ma Schlesische Nachrichten 15/16/2005 Schlesier in Nürnberg in den Tagen zwischen dem 1. und 3. Juli 2005 erfahren habe. Obwohl ich doch nur das Selbstverständliche getan, nennen wir es einmal, meine Pflicht für Schlesien erfüllt habe, war der so oft und vielfältig ausgesprochene Dank eine sehr große Freude. Ich habe all die Begegnungen, meist naturgemäß nur kurze, fast durchweg mit meiner Frau, nicht gezählt, aber es waren sehr sehr viele. Unter den Begegnungen war auch mancher Bekannter, aber die große Mehrheit waren „der unbekannte Landsmann“, mir nicht bekannte Landsleute, die mir die Hand drücken wollten. Mehrmals gab es Beifall nur aufgrund meiner Anwesenheit, und sogar zu Beginn der politischen Hauptkundgebung Beifall im Stehen, „standing ovation“ genannt. „Undank ist der Welt Lohn“, auch ich kann während meiner unmittelbaren politischen Tätigkeit diesen Satz bestätigen. Aber das ist und war nicht die Aussage in Nürnberg. Das Gegenteil muss berichtet werden, mir wurde so oft ein Danke gesagt, dass ich es für geboten halte, mit freudigem Herzen für diesen herzlichen Dank ebenso herzlich in heimatlicher Verbundenheit danke zu sagen. Herbert Hupka damals von Rot/Grün regierte Niedersachsen seiner Patenschaftsverpflichtung entzog.“ Darauf wies Bayerns Sozialministerin Christa Stewens heute anlässlich der Eröffnung des Deutschlandtreffens der Landsmannschaft Schlesien in Nürnberg hin, bei dem sie vom Amtschef des Sozialministeriums, Ministerialdirektor Friedrich Seitz, vertreten wurde. Beim Volkstumsabend erhielt Stewens den „Schlesierschild“, die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft, verliehen. Als beispielhaft habe sich nach den Worten der Ministerin die bayerische Schirmherrschaft über die Sudetendeutschen bewährt, gleiches gelte für die Bayerische Patenschaft für die Ostpreußen. „Die Staatsregierung hat das Schicksal aller Vertriebenen und ihre Leistungen im Nachkriegsdeutschland immer gewürdigt und auch sichtbar kundgetan: in Gestalt beispielsweise eines Vertriebenendenkmals an zentraler Stelle in Nürnberg oder mit einer Tafel in der Staatskanzlei. Das sind äußere Zeichen, die aus innerer Überzeugung kommen, die sich aber auch im konsequenten Handeln widerspiegeln“, betonte Stewens. Von einer neuen Bundesregierung erwarte sich die Ministerin die Rückkehr zu einer Kultur des Dialogs und die Wiederaufnahme bewährter Formen partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Ländern, Einrichtungen und Verbänden. Stewens: „Wir erwarten ein klares Bekenntnis zur Pflege des kulturellen Erbes der Deutschen aus dem Osten und die gebotene Zusammenarbeit mit den Vertriebenen. Man kann nicht die Erinnerung an große deutsche Herkunfts- und Kulturlandschaften wachhalten wollen, entsprechende Einrichtungen schaffen und Mittel bereitstellen, die Betroffenen aber bei Bedarf ausgrenzen. Hier sehe ich erheblichen Handlungsbedarf.“ 6 LESERBRIEFE / ZEITGESCHEHEN „Gehen wir in die Details“ Ein Leserbrief von Dr. Herbert Hupka, in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ verkürzt veröffentlicht, im Wortlaut. Zum Artikel “Deutsch-polnische Kurzschlüsse“ als Ergänzung und Bestätigung drei Sätze aus einem Vortrag von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse aus seiner Rede in Breslau (31. März 2005): „Das deutsch-polnische Verhältnis, meine ich, braucht 60 Jahre nach Kriegsende nicht mehr Formeln und große Gesten. Gehen wir in die Details! Je genauer unser Blick, desto besser sind wir gegen falsche Generalisierungen gefeit“. Allerdings hat sich der Bundestagspräsident anschließend nicht zu Details geäußert. Die deutsche Professorin Schwan und die polnische Professorin Lipowicz sind von ihrer jeweiligen Regierung zu Beauftragten für das deutsch-polnische Nachbarschaftsverhältnis ernannt worden, aber was an Vorschlägen, die in Berlin auf einer Pressekonferenz unterbreitet wurden, weicht den offenen Fragen, die es zwischen Deutschland und Polen gibt, aus. Drei Vorhaben wurden genannt: Erörterung der beiderseitigen und europäischen Probleme, die durch Überalterung und Geburtenrückgang entstanden sind, eine europäische Sicherheitspolitik angesichts des unterschiedlichen Verhältnisses zu den USA, eine polnisch-ukrainische Universität an der polnisch-ukrainischen Grenze, vergleichbar der Viadrina in Frankfurt an der Oder als eine deutsch-polnische Universität. Sicherlich begrüßenswerte Projekte und Ziele, aber das unmittelbare deutsch-polnische Verhältnis betrifft das zunächst nicht. Im deutsch-polnischen Dialog, der nicht nur verkündet, sondern auch geführt werden muss, dürfte es angesichts der Entfesselung des Zweiten Weltkrieges und der folgenden Grausamkeiten mit den Deutschen als Tätern wohl kaum erst noch zu klärende Fragen geben. Aber wie steht es um das historische Faktum der Vertreibung? Der Begriff und das Ereignis werden leider auch weiterhin aus der polnischen Wahrnehmung verdrängt. War diese “Zwangsaussiedlung“ nicht der Beschluss der drei Siegermächte auf der Potsdamer Konferenz, war nicht der Deutsche, Adolf Hitler, der Auslöser und dafür Verantwortliche? Die Deutschen wollen nur Opfer sein, und dies auch deswegen, um die Rolle als Täter verdrängen zu können. Das Projekt eines “Zentrum gegen Vertreibungen“ in Berlin löst bis heute polnische Anklagen aus, so dass ein derartiges Vorhaben nur europäisch strukturiert erlaubt sein darf. Andere offene Fragen zwischen uns Nachbarn: die immer noch nationalistisch akzentuierte Geschichtsschreibung zum Beispiel über Schlesien, das ja erst seit 1871, Gründung des Deutschen Kaiserreichs, deutsch gewesen sei, die deutsche Minderheit, mehrheitlich in Oberschlesien („Diese wird geduldet, aber nicht anerkannt“, ein Wort von Erzbischof Alfons Nossol), Pflege deutscher Kulturdenkmäler in gemeinsamer Verantwortung, die sogenannte Beutekunst. An Themen und somit an offenen Fragen fehlt es nicht. Dazu dann noch die wachsende Sorge wegen eines im politischen Alltag immer resoluter auftretenden polnischen Nationalismus. Üblich geworden sind 90-Sekunden dauernde Statements in den Medien, Schönwetter-Sätze. Die Wirklichkeit ist gottlob nicht düster, aber nicht frei von dunklen Wolken und Ungewissenheiten. Wir sollten ehrlich miteinander umgehen, als Bundesgenossen in der Nato und als Nachbarn in der Europäischen Union . Dr. Herbert Hupka Leserbriefe „Schlesien und seine Wirtschaftsgeschichte (3)“ Notiert von Dr. Hans-Henning Zabel, SN 13/2005, S. 19. „Die älteste schlesische Porzellanfabrik wurde 1829 von Hayn in Waldenburg gegründet. Sie wurde später mit der Carl Krister Aktiengesellschaft verschmolzen. Unter den acht Porzellanfabriken Schlesiens befanden sich zwei, die von Krister in Waldenburg und Tielsch in Altwasser, deren Erzeugnisse bis in die entferntesten Weltgegenden verkauft wurden.“ 1. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand im Rahmen meiner Forschungsarbeit über die Porzellanindustrie Schlesiens wurden zumindest eine Porzellanfabrik in Hirschberg und die von Rausch in Waldenburg bereits 1820 gegründet. Diese wären somit als die ältesten Porzellanfabriken Schlesiens zu bezeichnen. 2. Carl Krister übernahm 1831 die 1829 von Hayn in Waldenburg gegründete Porzellanfabrik und „verschmolz“ sie wenige Jahre später mit der bereits seit 1820 in Waldenburg produzierenden Fabrik. Erst 1920 (!) wurde das von Krister begründete Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 3. In Schlesien (in den Grenzen von 1937) befasste man sich immerhin in 22 Orten zumindest zeitweise mit der Herstellung von Porzellan. Allein 10 Firmen hielten die Produktion bis 1945 aufrecht. Darüber hinaus bestanden in Ost-Oberschlesien vier weitere Porzellanfabriken. Da in manchen Orten zwei oder gar drei Porzellanfabriken nebeneinander exis- Schlesische Nachrichten 15/16/2005 tierten, liegt die Zahl der für ganz Schlesien ermittelten Porzellanfabriken mit mehr als 30 demzufolge deutlich über den in dem o.a. Aufsatz erwähnten „acht“. 4. Neben den Porzellanfabriken „von Krister in Waldenburg und Tielsch in Altwasser“ haben die meisten schlesischen Porzellanfabriken ihre Erzeugnisse nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Ausland und darüber hinaus in anderen Kontinenten verkauft. Auf mein Buch „Schlesisches Porzellan vor 1945“, das 1996 im Bergstadtverlag Wilh. Gottl. Korn Würzburg erschien und bereits viele der hier genannten Fakten wiedergibt, verweise ich in diesem Zusammenhang. Ein unbekannter Aspekt: Auch Schlesier nahmen Vertriebene auf! Ich heiße Zita Theresia Pietrzyk und bin 88 Jahre alt. Geboren wurde ich in der östlichsten Universitätsstadt der K.u.K.-Monarchie in Czernowitz, Bukowina. Also war ich nun österreichische Staatsbürgerin. Aber bereits ein Jahr darauf wurde ich rumänische Staatsbürgerin, denn Bukowina ging durch den Versailler Vertrag an Rumänien. Leider konnte ich nur 23 glückliche Jahre dort verleben. Heute genau vor 65 Jahren, im Jahre 1940, marschierten die Russen ein. Alle Deutschen wurden umgesiedelt und viele Tausende kamen nach Schlesien ins Riesengebirge. Wir landeten in Oberschreiberhau, im Landhaus „Schlesien“, einem Erholungsheim der Postbeamten. Am 13. Dezember 1940 mussten wir nach Hirschberg, in die Einwanderungszentrale. Also wurde ich deutsche Staatsbürgerin. Für die Schlesier war es nicht so einfach, tausende Menschen aufzunehmen. Aber unvergessen bleiben die Metzger, Konditoren usw. die uns oft etwas zusteckten, ohne Lebensmittelmarken zu verlangen, die wir ja auch nicht hatten. Als der Winter kam und wir mit den Skiern loszogen, übernachteten wir (4 Personen) in der Hampelbaude, Neue Schlesische Baude, und der Wirt war großzügig. Wenn ich heute nachdenke, war das damals keine Selbstverständlichkeit. Welch wundervolle Pracht boten die verschneiten Bäume ! Heute gehöre ich zur Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen und wohne in Bad Aibling in Bayern. Schlesien habe ich aber nicht vergessen. Einmal im Monat gehe ich zum schlesischen Stammtisch und fühle mich da wie zu Hause. Das Lied „Blaue Berge“ wird mich immer begleiten. Zita Theresia Pietrzyk, Bad Aibling ZEITGESCHEHEN Schlesische Nachrichten 15/16/2005 Mitten im Volk Die Sprecher der Vertriebenen haben es immer wieder erklärt: Wir wollen mitten in unserem deutschen Volk wirken, wir sind zwar zahlenmäßig eine Minderheit, aber die uns bewegenden Themen und Probleme sollten alle Deutschen angehen und von Bedeutung sein, so wie sich die Vertriebenen auch nicht ausschließen dürfen von den Themen und Problemen, die andere Teile unseres Volkes betreffen. Wie aber kann man mitten im Volk wirken, wenn man zur Kenntnis nehmen muss, dass man ausgegrenzt wird. Man bekommt den Spruch zu hören: Was geht mich überhaupt an, was Schlesien bedeutet, was die Vertreibung gewesen sein soll? Dies ist aber nicht nur ein Einzelverhalten, wenn auch in bedrückender Häufigkeit, sondern das Ausgrenzen wird von den Medien betrieben, das Ausgrenzen ist auch Tendenz in der Politik. Was von den für das Handeln der Vertriebenen Verantwortlichen erklärt und getan wird, findet höchstens dann Beachtung und Aufmerksamkeit, wenn man grimmiges Echo auf Wort und Tun der Vertriebenen von unseren Nachbarn erfährt, wobei gleich hinzusetzen ist, dass das Echo und dessen nachbarliche Akzentuierung nur zu gern als eigenes Urteil der Medien übernommen wird. Weil der Bayerische Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber nach seiner Rede von den tschechischen Medien hat angegriffen wird, notiert man hierzulande den Sudetendeutschen Tag zu Pfingsten. Wenn aber zum Beispiel die Landsmannschaft Ostpreußen in Berlin ihr Deutschlandtreffen veranstaltet, herrscht großes Schweigen in unserer Öffentlichkeit. Als im Sejm in Warschau ein Minderheitengesetz zur Abstimmung stand, in dem nur bei einer Minderheitenzahl von 50 Prozent den Minderheiten Rechte eingeräumt werden sollten, schwieg die Bundesregierung und mit ihr die Verbreiter der öffentlichen Meinung. Wird aber auf dem Deutschlandtreffen der Schlesier ein nicht zu billigendes Transparent gezeigt, wird geradezu hetzerisch in den Medien reagiert. Wenn Bundeskanzler Gerhard Schröder in Warschau verfassungswidrige Erklärungen abgibt, meldet sich zwar die Opposition im Bundestag mit Gegenerklärungen zu Wort, aber diese werden dann in den Medien unterschlagen. Leider muss man davon sprechen, dass die Vertriebenen ins Getto gedrängt worden sind und immer noch werden. Gegen dieses Ausgrenzen muss man sich immer wieder wehren. Man darf nicht aufgeben, mitten im Volk mit unserer Heimat Schlesien präsent zu sein. Herbert Hupka Nachrichten aus Görlitz 7 10. Schlesischer Kirchentag Im Haus Hessenkopf bei Goslar trafen sich vom 8. – 10. Juli die Delegierten des Schlesischen Kirchentages. Sie repräsentieren die noch etwas über 1000 Mitglieder der Gemeinschaft evangelischer Schlesier. Als sie nach dem Kriege, damals natürlich nur in den drei Westzonen, gegründet wurde, war die materielle, geistige und geistliche Bewältigung des Vertreibungsschicksals ihre erste Aufgabe. Inzwischen wird die Arbeit von Frauen und Männern getragen, die damals Kinder und junge Leute waren. Sie setzen heute andere Schwerpunkte, die auch die Beratungen des Kirchentages prägten. Zum einen: wie kann das „Erbe“ über die Erlebnisgeneration hinaus weitergegeben und Schlesien als ein Teil der ganzen deutschen Kultur und Geschichte in Deutschland selber vermittelt werden. Zum anderen: in Schlesien leben heute bereits in der dritten Generation Polen und betrachten das Land zunehmend als ihre Heimat. Sie fragen vermehrt nach seiner deutschen Geschichte, die es durch Jahrhunderte prägte. Wie kann es möglich sein, mit ihnen gemeinsam das Erbe zu pflegen, der Wahrheit und dem Frieden in einem gemeinsamen Europa verpflichtet. Nicht zu leugnen ist die Tatsache, dass es gerade die vertriebenen Schlesier sind, die mit Eifer und Sachkunde sich dieser Aufgabe annehmen. Die Zusammenarbeit mit der winzig kleinen deutschen und den auch nicht viel größeren polnischen evangelischen Gemeinden in Schlesien war ein Schwerpunkt der Beratungen der Delegierten des Schlesischen Kirchentages. Dietmar Neß Aus der Sächsischen Zeitung für die schlesische Region Görlitz ✍ Der Neiße-Radwanderweg ist um ein weiteres Stück in Richtung Görlitz gewachsen. Die Radler kommen jetzt ab Rothenburg auf dem neuen Abschnitt an der Bootsanlegestelle von Neißetours und an der Kulturinsel Einsiedel vorbei. Dieses neue Teilstück von Rothenburg bis nach Zentendorf wurde jetzt eingeweiht. Der Bau des 7 750 Meter langen Abschnitts wurde zu neunzig Prozent durch das Land Sachsen gefördert. Die Gesamtkosten betragen 725 000 Euro. ✍ Synagoge wieder ein Gotteshaus? In Görlitz hat sich jetzt eine Jüdische Gemeinde gegründet. Vereinsvorsitzende ist die Tierärztin Mira Gelehrter. Nachdem sich im April vorigen Jahres in Görlitz der Förderkreis Görlitzer Synagoge gebildet hatte, soll nun die Gründung der Jüdischen Gemeinde ein weiterer Schritt sein, dass die Synagoge wieder ein Gotteshaus wird. ✍ Konzept für das Museum steht. Groß war der Andrang am Sonnabend, 11. Juni 2005 im Schönhof, dem ältesten deutschen Renaissancehaus von 1526. Tau- sende Besucher erkundeten am Tag der Offenen Tür die Räume des zukünftigen Schlesischen Museums. Viermal am Tag wurden Besuchergruppen durch die Räume geführt, dabei wurde das Konzept des Museums von Mitarbeitern des Hauses erläutert. Das Museum soll im Mai 2006 offiziell eröffnet werden. ✍ Joachim Paulick (CDU) neuer Oberbürgermeister. Nach sieben Jahren Amtszeit übergab Oberbürgermeister Rolf Karbaum am 30. Juni 2005 auf einer Ratssitzung seine Amtskette an seinen Nachfolger Joachim Paulick. OB Karbaum hatte sich nicht mehr um das Amt beworben. ✍ „Via Sacra“ durch EU gefördert Die Freie Presse meldet, daß die „Via Sacra“ ( „Heilige Straße“) 16 bedeutende sakrale Bauwerke und Kunstschätze der Oberlausitz, Niederschlesiens und Nordböhmens miteinander verbinden wird. Dazu gehören das Heilige Grab in Görlitz und die Friedenskirche in Jauer. Träger des mit 320.000 Euro bezuschussten EU-Projekts ist Zittau. SN TERMINE 9. bis 11. September 2005: Jubiläum der Friedenskirche Jauer Ausgewählte Programmpunkte: 9. September 2005, 16 Uhr: Wissenschaftliches Symposium anläßlich des 350. Jahrestages der Friedenskirche und 17.45 Uhr: Eröffnung der Ausstellung "Die Friedenskirche Jauer in Bildern und Urkunden" im Regionalmuseum Jauer. 10. September 2005, 10 bis 22 Uhr: Volksfest anläßlich des Jubliläums und Ausstellung der in Deutschland renovierten Glocken aus der Friedenskirche auf dem Ring. 14.30 Uhr: Kranzniederlegung auf dem neuen Friedhof am Grabe von einigen der ehemals auf dem ev. Friedhof beerdigten Gemeindemitglieder. l l. September 2005: 9.15 Uhr: Überführung der renovierten Glocken in einer Prozession vom Ring zur Friedenskirche, Weihung der Glocken vor der Kirche. 10 Uhr: Zweisprachiger ökumenischer Gottesdienst in der Friedenskirche" LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN 8 Schlesische Nachrichten 15/16/2005 Schlesierkreuz für Siegfried Brux Die Jägerndorfer Heimatstuben Siegfried Brux, Vorsitzender der Ortgruppe der Landsmannschaft Schlesien Wiesbaden-Biebrich, wurde vom Landesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien, Landesgruppe Hessen, im Auftrag des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien, Rudi Pawelka, das Schlesierkreuz überreicht. Pietsch sagte in einer Feierstunde, Brux hat sich viele Jahre als Beisitzer im Vorstand der Ortsgruppe WiesbadenBiebrich für die Belange der Landsmannschaft Schlesien eingesetzt. Er hat sich mit ganzer Kraft und persönlichem Einsatz bei Vorbereitungen und Durchführungen der Veranstaltungen der Landsmannschaft Schlesien eingebracht. Als ehrenamtlicher Mitarbeiter hat er sich bei der Forschungsgruppe „Archiv der Stadt und Kreis Lauban“ große Verdienste erworben. Er hat mehrere Bücher über seine Ergebnisse in der in der Patenstadt Ansbach, Martin-LutherPlatz 1 (Rathaus), geben in mehreren Räumen einen Überblick über die Geschichte des sudeten-schlesischen Herzogtums JÄGERNDORF, vor allem unter den Fürsten von Brandenburg-Ansbach (von 1523 bis 1622) und Liechtenstein, sowie über Stadt und Kreis Jägerndorf bis 1945. Neben Dokumenten, Photographien, Textilien und Gegenständen aus Liturgie, Haushalt und Landwirtschaft besitzen die Heimatstuben auch Sammlungen zu bedeutenden Landsleuten, wie dem „Bauernbefreier“ Hans Kudlich, geboren in der Kreisgemeinde Lobenstein, dem Geiger Gerhard Taschner und dem Heimatdichter Erwin Ott. Geöffnet von April bis Oktober Mittwoch von 14 bis 16 Uhr (jedoch nicht an Feiertagen) Auskunft: Stadt Ansbach, Johann-Sebastian-Bach-Platz 1, 91508 Ansbach, Tel.: 0981 / 51243, Fax: 0981/ 51365 E-Mail [email protected] Internet: www.ansbach.de Heimat- und Familienforschung herausgegeben. Seit mehreren Jahren führt er die Ortsgruppe Wiesbaden-Biebrich der Landsmannschaft Schlesien mit großer Besonnenheit und Erfolg. Eva-Maria Pietsch, Landespressereferentin Paul Ehrlich, ein geborener Schlesier, war auf vielen Gebieten ein genialer Forscher: Den Nobelpreis erhielt er 1908 für seine bahnbrechenden immunologischen Arbeiten. Er war aber auch Wegbereiter der Hämatologie und natürlich der Chemotherapie mit dem ersten klinisch wirksamen Antibiotikum. Die Erinnerung an Paul Ehrlich wach zu halten, erscheint uns besonders wichtig. Zur Erinnerung an Paul Ehrlich anlässlich seines 90. Todestages 20. und 21. August 2005 Bad Homburg v. d. Höhe und Frankfurt/Main Programm und Anmeldung: Prof. Dr. F. Sörgel, Tel. 0911 – 51829-0 E-Mail: ibmp-osn.de www.paulehrlich.de Heimatkreisgemeinschaft Wohlau-Steinau Seit vielen Jahren wird die Heimatkreisgemeinschaft Wohlau-Steinau betreut von Luzia Günther, Düsseldorf. Sie hat diese Aufgabe verantwortlich 1978 von Pfarrer Richard Hoppe übernommen, ihn jedoch schon einige Jahre zuvor unterstützt. Die Hauptaufgabe lag in der Redaktion und Herausgabe des „Wohlauer Rundbriefes“ und des „Steinauer Heimatboten“, die sie ab 01. 01. 1999 zusammenführte zum „Wohlau-Steinauer Heimatblatt“ und dem Goldammer-Verlag in Würzburg übergab. Auch hier hat sie bis jetzt den Lokalteil redaktionell betreut. Nicht minder wichtig waren aber auch der Zusammenhalt der Landsleute aus dem Kreis Wohlau durch Organisation von regionalen Heimattreffen, viele persönliche Kontakte und Schrift- wechsel. Sie ist Autorin mehrerer Heimatbücher, hat die Schriftenreihe „Dörfer im Altkreis Steinau“ mit bisher 15 Ortsausgaben ins Leben gerufen, andere für den Kreis wichtige Publikationen vorgenommen sowie die Kontakte zur Patenstadt Hilden und zu Organisationen gepflegt. Für ihre Verdienste um ihre schlesische Heimat wurde Luzia Günther mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, mit der Goldenen Ehrennadel der Landsmannschaft Schlesien und mit der Stadtwappen- und FabriciusMedaille in Silber der Patenstadt Hilden ausgezeichnet. Alles, was sich bis heute erhalten hat, wurde aufgebaut auf der Arbeit in den ersten Nachkriegsjahren, die seinerzeit ausnahmslos von den Geistlichen aus Das Jägerndorfer Heimatarchiv Befindet sich im Kulturzentrum (Stadtarchiv) am Karlsplatz (Nähe Bahnhof) 91522 Ansbach, Karlsplatz 7 Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch 9 bis 12 Uhr Dienstag und Donnerstag 14 bis 17 Uhr – Voranmeldung notwendig! Tel. 0981/51248 oder 51249 E-Mail: [email protected] Internet: www.jaegerndorf-sudetenland.de H.Schmalz der Heimat geleistet wurde. Sie – Pfarrer Richard Hoppe aus Wohlau und Superintendent Heinrich Gawel aus Steinau bis zu seinem Tode 1969 – sahen es als ihre Pflicht und Aufgabe an. ihre heimatliche Gemeinde wieder zu sammeln und wenigstens durch Briefe miteinander verbunden zu sein. So entstanden die genannten Heimatblätter und viele Neuauflagen wichtiger Veröffentlichungen aus früherer Zeit Die Nachfolge von Frau Luzia Günther trat Pastor i. R. Werner Krutscher, Walsrode, am l. Juli 2005 an. Er ist 1940 in Althof, Kreis Wohlau, geboren, hat also noch einen persönlichen Bezug zur Heimatarbeit, die er gern übernommen hat und für die er sich – trotz vieler anderer Ämter – mit großem Interesse und aller Energie einsetzt. Ihm wünschen wir für seine Aufgaben reichen Erfolg. Luzia Günther (SN) Schlesische Nachrichten 15/16/2005 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Helmut Köhl, ein 80-jähriger Am 11. August 1925 wurde Helmut Köhl in Gleiwitz geboren. Er stammt aus einer Handwerkerfamilie. Obwohl ein sehr guter Schüler, durfte er wegen der Abstammung seiner Mutter, kein Gymnasium besuchen. Er erlernte das Maschinenschlosserhandwerk im Reichbahn-Ausbesserungswerk in Gleiwitz. Während dieser Zeit absolvierte er in Abendkursen, drei Semester an der Ingenieurschule Kattowitz in Gleiwitz. Um politischem Druck auf seine Familie zu entgehen, meldete er sich als Kriegsfreiwilliger zur Kriegsmarine, als U-Bootfahrer. Als einer der wenigen Überlebenden kam er in englische Gefangenschaft bis 1946. Heimatlos fand er Aufnahme im Vertriebenenlager Putlos bei Oldenburg in Holstein. Fünf Jahre verbrachte er arbeitslos im Lager. Hier heiratete er die aus dem Sudetenland stammende Lydia Weber, sie bekamen 2 Söhne und waren 48 Jahre verheiratet. Dann kam er mit seiner Familie nach Trier, da er bei der Bundesbahn eine Anstellung bekam. Durch einen Unfall kam er vorzeitig in Rente. Seine freie Zeit widmete er seiner Heimat Schlesien. Er war Gründungsmitglied der Landsmannschaft Schlesien im November 1949 und später des Bundes der Vertriebenen im Regierungsbezirk Trier. Seit 1976 ist er deren Kreis- und Bezirksvorsitzender. Viele Jahre war er im Landesvorstand tätig, über 10 Jahre stellvertretender Landesvorsitzender. Seit 1960 bekommen die Landsleute kostenlos ein monatliches Heimatblatt, dass von ihm gegründet und redigiert wird. Es ist Bindeglied für die im weiten Umland von Trier sehr verstreut lebenden Landsleute in der Eifel und dem Hunsrück. Fast 50 Jahre war Helmut Köhl im Stadtrat von Trier und Ortsvorsteher von Trier-Heiligkreuz für die CDU. In dieser Zeit sorgte er für ostdeutsche Straßennamen und ein Mahnmal für die Vertreibungsge- „Die beste Milchsuppe meines Lebens“ Schlesier erinnern sich an die Vertreibung Die Schlesische Fahne ist immer dabei: Ausflug der Schleswiger Kreisgruppe nach Tönning. Seit 60 Jahren leben die Mitglieder der schlesischen Landsmannschaft in Lauenburg. Wie war es, als sie 1945 in SchleswigHolstein ankamen? Heinz Pytlik, Vorsitzender der Schlesier, wollte die Erinnerung aufleben lassen und lud zum Zeitzeugengespräch in das Hotel zum Halbmond ein. Er selbst kam über Umwege. Als der Krieg zu Ende war, da saß Pytlik, der in Beuthen (OS) aufgewachsen war, in amerikanische Kriegsgefangenschaft. „Ich hatte mich freiwillig zur Kriegsmarine gemeldet, weil ich sonst zur Waffen-SS gemusst hätte“ erzählte er. Hun- ger gab es bei den Gefangenen wohl noch mehr als in Lauenburg. „Eines Tages fanden meine Kameraden und ich einen Eimer mit Kartoffelschalen. Was meinen Sie wie uns die geschmeckt haben“, sagte Pytlik in die Runde. Jeder kannte die Antwort, denn zu Kriegszeiten gab es so wenig zu Essen, dass kein einziger Brotkrume weggeworfen worden wäre. Nach der zweieinhalbjährigen Haft begann Pytlik das Pädagogik-Studium, wurde danach erst Lehrer, dann Rektor an der Weingartengrundschule. „Ich wollte nach Lauenburg, weil es hier so viele Wälder gibt und ich die Natur liebe“, sagte er. 9 biete. Als in den 60er Jahren die Aussiedlung den Höhepunkt erreichte, schuf er aus vier städtischen Wohnhäusern Durchgangsunterkünfte für die ankommenden Landsleute. Die Häuser wurden ehrenamtlich von Landsleuten geführt und die Aussiedler betreut. Heute wird das letzte Haus von ihm allein geleitet. Seine großen Verdienste um die Eingliederung der Heimatvertriebenen und seine kommunalpolitischen Tätigkeiten sind vielfältig gewürdigt worden. Er wurde mit dem Schlesierkreuz, dem Bundesverdienstkreuz am Bande und das der I. Klasse geehrt. Für seine Tätigkeit im Stadtrat wurde ihm der Ehrensiegelring der Stadt Trier verliehen. Helmut Köhl bemüht sich schon seit mehreren Jahren um einen Nachfolger, leider scheitert es an der Überalterung der Mitglieder. Trotz zwei lebensbedrohender Erkrankungen und zurückgebliebenen Behinderungen wünschen wir Helmut Köhl, dass er noch lange seine jetzigen Tätigkeiten zum Wohle unserer Heimat und Landsleute tätig sein kann. K. Malik Stefanie Schulz musste als Kind ihre Heimat verlassen. Sie war sieben Jahre alt, als die Russen im Frühjahr 1945 in Schlesien einmarschierten und erlebte den großen Treck mit: „Ich bin zusammen mit meinen Eltern geflohen“. In Güterwaggons traten die Vertriebenen bei Minustemperaturen ihre Reise an. „Als wir im Westen aus den Waggons stiegen, versorgte uns das Rote Kreuz mit Essen und Trinken. Das war die beste Milchsuppe meines Lebens“. Einige Monate später begann ihre Familie damit, sich eine neue Existenz aufzubauen. Sie erfuhr über Bekannte, dass in Lauenburg eine Bäckerei zu verkaufen sei. Kurzerhand übernahm die Familie Schulz den Betrieb und musste zunächst gründlich und mühevoll renovieren. 35 Jahre lang hat Familie Schulz Brot und Kuchen für die Lauenburger gebacken. SN „Ruth aus Oppeln wird gesucht“. Ich suche eine Familie, die auf dem Schlesiertreffen in Nürnberg am 2.7.2005 war und eine Ruth aus Oppeln suchte. Ich habe mit Ihnen gesprochen und möchte mich nun mit Ihnen dahingehend in Verbindung setzen. Bitte melden bei: Anneliese Walter, Ermetzhofen 89, 91465 Ergersheim / Mittelfranken, Tel. 09847 / 436. LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN 10 Landesgruppe Hessen in Weilburg zum Hessentag Im Rahmen der so nötigen Öffentlichkeitsarbeit entschloss sich die Landesgruppe Hessen der Landsmannschaft Schlesien, mit einem eigenen Motivwagen am Hessentagsfestzug in Weilburg / Lahn teilzunehmen. Das Motiv: Breslau – die Hauptstadt des Landes Schlesien. Und zu Breslau gehört das alte Rathaus. Es wurde in mühevoller Kleinarbeit von Fotos übertragen und dem Kreisvorsitzenden der Schlesier in Wetzlar, Gerhard Frost und seinem Sohn Gunter in die Tat umgesetzt und auf dem Motivwagen platziert. Dieser Festwagen wurde vom Weilburger Hessentagspublikum begeistert aufgenommen, denn tausende Menschen verlebten vor 70 Jahren und auch später frohe und schöne Stunden in Breslau. Viele Menschen mussten aber auch als Soldaten und Zivilisten grausame Tage und Wochen in der Stadt ausharren. Trotz allem ist Breslau heute eine Reise wert! Treuespende für Schlesien Es werden Spendeneingänge ab 50,00 Euro des zweiten Quartals 2005 veröffentlicht. Die Landsmannschaft Schlesien sagt herzlichen Dank. „ungenannt“ Baumert Gotthard BDV Meiningen Benedix-Engler Ursula Berchmann Johannes Brudny Karl Bundesgruppe Liegnitz, Wuppertal Busch Annemarie Dubke Sieghardt Einsporn Ute Erbe Ulrich Feige Elmar Fischer Martin f. LM Schlesien Haan Franke Barbara Fuhrig Siegfried Gaida Eberhard Girke Christa Gläser Reinhilde Grzeschik Gerhard Grosse Wolf-Dietrich u. Renate Grun Karl-Heinz f. LM Duisburg Gruschka Gerhard Guenter Heinz Hauptvogel Harald Heider Ernst Heimatbund Kreis Freystadt Hein Clemens f. Ortsgr. Malente Heinke Christa Hilzenbecher Brigitte Höhn Klaus Hupka Dr. Herbert Jäckel Irmgard Kaske Dr. Gerhard Kaske Gerhard Konhaeuser Erich Kramer Karl-Friedrich Kubitza Josef und Renate Kunze Erwin Kurzbach Norbert f. LM Gruppe Witten 400,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 100,00 Euro 100,00 Euro 200,00 Euro 100,00 Euro 50,00 Euro 200,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 100,00 Euro 50,00 Euro 120,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 100,00 Euro 500,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 101,00 Euro 100,00 Euro 50,00 Euro 200,00 Euro 100,00 Euro 100,00 Euro 50,00 Euro 150,00 Euro 99,69 Euro 50,00 Euro 100,00 Euro 500,00 Euro 65,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro50,00 Euro 75,00 Euro Schlesische Nachrichten 14/2005 Kuznik Christian Lancken von der Axel Leichtl Claus Leiteritz Otto LM Schlesien (welche ?) LM Schlesien (welche ?) LM Schlesien (welche Gruppe ?) LM Schlesien (welche Gruppe ?) LM Schlesien Gr. Pegnitz LM Schlesien Gruppe Backnang LM Schlesien Gruppe Bad Schwartau LM Schlesien Gruppe Heidelberg LM Schlesien Gruppe Offenbach LM Schlesien Gruppe Offenbach LM Schlesien Kreisgr. Bielefeld LM Schlesien Kreisgr. Hagen LM Schlesien Kreisgr. Rheydt LM Schlesien Kreisgruppe Frankfurt LM Schlesien Kreisgruppe Soest LM Schlesien Krs.-u. Ortsgr. Ludwigsburg LM Schlesien Landesgr. NRW LM Schlesien Landesgr. Rheinl. Pfalz LM Schlesien Landesverb. Sachsen LM Schlesien Ortsgr. Albstadt LM Schlesien Ortsgr. Schwelm LM Schlesien Ortsgr. Uttenreuth 100,00 Euro 50,00 Euro 80,00 Euro 100,00 Euro 100,00 Euro 250,00 Euro 150,00 Euro 150,00 Euro 50,00 Euro 170,00 Euro 100,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 100,00 Euro 200,00 Euro 50,00 Euro 100,00 Euro LM Schlesien Ortsgr. Velbert LM Schlesien Orts-u. Kreisgr. RD-Eck Lohr Valentin Lorenz Dres. Walter u. Dorothea Majunke Ilse Martin Benno Meissler Wolfgang Mitka Margarete Morawitzky Horst Mrzik Adolf Mrzik Adolf Olejnik Hartmut Ottlik Gerhard Otto Wolfgang Puschmann Hertha Radwansky Gerhard Reimann Paul und Maria Reis Hilde Rohner Sepp f.Bundesheimatgr.Neustadt Roth Käthe Sagolla Hubert Schäfer Bernhard Seeliger Armin Sobawa Bernhard Stahr Wilfried Stock Gerda Strauch Margarete Suchner Barbara Titze Gerhard u. Theresia Ungelenk Walter Warzecha Lisbeth Weichert f. LM Schlesien Gr.Hohenlimb. Welz-Pürschel Irmgard Wörner Dr. Irmgard 100,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 100,00 Euro 100,00 Euro 50,00 Euro 500,00 Euro 300,00 Euro 50,00 Euro 200,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 300,00 Euro 100,00 Euro 100,00 Euro 50,00 Euro 100,00 Euro 200,00 Euro 100,00 Euro 100,00 Euro 50,00 Euro 100,00 Euro 500,00 Euro 50,00 Euro 700,00 Euro 50,00 Euro 75,00 Euro 100,00 Euro 150,00 Euro 50,00 Euro 300,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 50,00 Euro 100,00 Euro Die Landsmannschaft Schlesien dankt ebenso den Spendern, die weniger als 50,00 Euro gezahlt haben. Es wird erneut darum gebeten, auf dem Überweisungsträger Name und Anschrift anzugeben, damit die Versendung der Zuwendungsbestätigungen problemlos erfolgen kann. Vielen Dank ! Schlesische Nachrichten 15/16/2005 DEUTSCHLANDTREFFEN DER SCHLESIER 2005 v.r.: Renate Sappelt, Konrad Werner und Trachtenträger Foto: J. G.-W. Volkstumsabend „Wir grüßen Schlesien“ wieder großer Erfolg Auch beim diesjährigen Deutschlandtreffen der Schlesier organisierte und gestaltete der Bundeskulturreferent der Landsmannschaft Schlesien, Konrad Werner, in bewährter Manier den Volkstumsabend. Unterstützt wurde er dabei vom stellvertretenden Bundesvorsitzenden, Peter Großpietsch, und Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien, Damian Spielvogel. Ein besonderer Programmpunkt war dabei die Verleihung des Schlesierschildes an Staatsministerin Christa Stewens (siehe Seite 1 und 5). Jeder konnte an diesem Abend die kulturelle Bedeutung Schlesiens nicht nur im Volkstümlichen, sondern auch für die „Hochkultur“ erfahren, insbesondere in den Sprechertexten. So gingen Konrad Werner und die Vorsitzende der Schlesischen Jugend NRW, Renate Sappelt, auf die Unverwechselbarkeit des Schlesischen Selbstverständnisses und die Schlesische Toleranz ein. Sie hoben zudem die Schlesischen Leistungen für Deutschland in Sprachleben, Brauchtumspflege, Literatur, Musik, bildender Kunst, Wissenschaft und im religiösen Leben hervor. Sie stellten Schlesien als autarkes „Universum für sich“ heraus, dessen Faszination heute nicht mehr erreichbar ist. Durch die Ver- Ortsgruppe Albstadt beim Schlesiertreffen in Nürnberg „Dabei sein ist alles“ – mit diesem Leitspruch resümierte die Ortsgruppe Albstadt der LM Schlesien nach der Teilnahme vom diesjährigen Schlesiertreffen in Nürnberg. Reiseleiter und Kulturreferent Walter Raschke führte den Reisebus mit 35 Teilnehmern zunächst in die Fränkische Schweiz nach Gößweinstein bevor alle Albstädter auf das Messegelände pilgerten. Einige Vorstandsmitglieder nahmen am treibung seiner Menschen ist es „entzaubert“ worden. Exemplarisch für das reiche literarische Leben Schlesiens wählte Konrad Werner Detlev von Liliencrons Zitat vom „Land der 666 Dichter“. Martin Opitz steht mit seinem „Buch von der Deutschen Poeterei“ für die wegweisende Bedeutung Schlesiens in der deutschen hochsprachlichen Literatur. Für die Barockdichtung gilt das 17. Jahrhundert als „schlesisches Jahrhundert“. Dafür stehen Namen wie Jakob Böhme, Friedrich von Logau, Andreas Gryphius, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Johannes Heermann, Angelus Silesius und Johann Christian Günther. Der schlesische Dialekt wurde von Gerhart Hauptmann z. B. in „Vor Sonnenaufgang“, „Die Weber“, „Rose Bernd“ und „Und Pippa tanzt“ in die Weltliteratur eingebracht. Dazu äußerte er sich: „... ich beherrschte den Volksdialekt. Ich würde ihn also, war mein Beschluß, in die Literatur einführen ... dieser Volkston war mir die natur- und kunstgegebene, dem Hochdeutschen ebenbürtige Ausdrucksform, durch die das große Drama, die Tragödie ebenso wie durch die Verse Goethes oder Schillers Gestalt gewinnen konnte. (...) Ich wollte dem Dialekt seine Würde zurückgeben. (...) Seine sogenannte Enge ist Bundesmitarbeiterkongress teil, der sehr lehrreich war. Da sich die OG Albstadt als kulturell-politischer Verein versteht, passte der Volkstumsabend und die Abschlusskundgebung mit den hochkarätigen Rednern gut in den Rahmen. Als man wieder auf der Schwäbischen Alb „zu Hause“ war, blieb dies nicht ohne Echo, denn man berichtete über das Großereignis in der örtlichen Presse. Zusammenfassend wird eine Multivisionsschau über das Schlesiertreffen erstellt und bei kommenden Heimatnachmittagen ausgestrahlt. Text und Foto: Gustav Kaul, Pressewart und Schriftführer der OG Albstadt. 11 mir zur Weite geworden. Es war mir ein Stolz, den schlesischen Dialekt zu Wien in dem weltberühmten Burgtheater, gesprochen von den größten Schauspielern Europas, erklingen zu hören. Und seltsam genug: noch übersetzt, haben meine in solchen schlesischen Urlauten konzipierten Stücke den weitesten Weg durch Sprachen und Länder gemacht.“ Vor diesem Hintergrund lag es auf der Hand, daß das Mundartliche einen wichtigen Platz im gesamten Programm einnahm. Für die heiteren und besinnlichen volkstümlichen Glanzpunkte sorgten des weiteren Tänze, Gesang, Musik, Gedichte und Vorträge. Die Schlesische Jugend Bayern zeigte z. B. „Geestländer“, „Schlunz“ und „Sterntanz“. Der Schlesier-Chor München präsentierte u. a. „Komm doch“ und „Sehnsucht nach der Heimat“, die Musikgruppe „beredis“ (Drei Brüder, leider wegen Erkrankung diesmal nur zwei) Dr. Alois Burkert präsentierte Schläs’sches erfreute die Zuhörer Ollerle Foto: ma mit „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“ und „’s wullt a Pauer“. Dr. Alois Burkert brachte sie mit „Schläs’sches Ollerle“ zum Schmunzeln. Nicht zuletzt trug die Böhmerwälder Tanzbodenmusik aus Adelsried zum Gelingen des Abends bei. Gemeinsam sang man „Kehr’ ich einst zur Heimat wieder“, das Riesengebirgslied „Blaue Berge, grüne Täler“, „Oberschlesien, mein liebes Heimatland“ und „Kein schöner Land“. Zu den mündlichen Vorträgen gehörten u. a. die von Hans-Dieter Koschny überaus unterhaltsam und treffend vorgetragenen heiteren Geschichten, das von Edith Eckert rezitierte Mundart-Gedicht „Obends, wenn’s dunkelt“ von Ernst Schenke und das Gedicht „Unterwegs in Schlesien“ von Konrad Werner. Alles in allem hat der Volkstumsabend wieder gezeigt, daß er eine der wichtigsten Veranstaltungen des Deutschlandtreffens der Schlesier ist. Er sprach, neben den oft rational und politisch geprägten Veranstaltungen, die emotionale Seite seiner Besucher an. Man hatte das Gefühl, für ein paar Stunden zu Hause in Schlesien zu sein. ma Die Musikgruppe „beredis“ Foto: J. G.-W. 12 DEUTSCHLANDTREFFEN DER SCHLESIER 2005 Schlesische Nachrichten 15/16/2005 Die Literatin Barbara Suchner wurde bei der Festlichen Stunde zur Eröffnung des Deutschlandtreffens durch Rudi Pawelka mit dem Schlesierschild ausgezeichnet. Foto: B. A. Platzkonzert mit der Böhmerwälder Tanzbodenmusik vor der Frankenhalle. Foto: M. Ferber Die Fahnenschwinger in Aktion auf dem Messegelände. Foto: M. Ferber Impressionen aus Nürnberg Riesengebirgstracht Foto: ma Beim evangelischen Festgottesdienst mit Pfarrer Dr. Christian-Erdmann Schott und Pfarrer Mag. Friedrich Mach. Foto: ma Auch Rübezahl fehlte nicht beim Deutschlandtreffen der Schlesier 2005. Foto: M. Ferber Schlesische Nachrichten 15/16/2005 DEUTSCHLANDTREFFEN DER SCHLESIER 2005 13 Bei der politischen Hauptkundgebung: v.l.n.r.: Der stellvertretende Generalkonsul der Republik Polen in München Andrzej Osiak, Frau Hupka, der Ehrenvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien Dr. Herbert Hupka, Staatsminister Dr. Günter Beckstein, der stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien Peter Großpietsch, Mädchen in Tracht, Frau Pawelka. Foto: J. Graeve-Wölbling Gernod Kresse, der stellvertretende Bundesvorsitzende der Schlesischen Jugend Foto: ma An den Heimattischen Foto: M. Ferber Rudi Pawelka spricht beim Gedenken am zentralen Vertriebenendenkmal in Nürnberg. Foto: M. Ferber Drei Trachtlerinnen Der schlesische Nachwuchs Foto: M. Ferber Foto: ma HISTORISCHES 14 Inflation Ein historischer Exkurs in die Geldgeschichte am Beispiel der Stadt Breslau Die Inflation, auch allgemein als Preis- und Geldverfall bezeichnet, ist ein allgemein bekanntes Phänomen. Mehr oder weniger wurde ein jeder schon einmal mit diesem Begriff konfrontiert, sei es durch die Massenmedien, wenn diese ihre alljährlichen Inflationsraten publizieren oder durch eigenes Erleben. So stellt man z.B. beim Einkaufen im Supermarkt plötzlich verdutzt fest „nanu die Butter kostet ja schon wieder einen Groschen mehr“ als im vergangenen Monat. Diese permanente Inflation hat ihr Ursachen im unvermeidlichen Preisanstieg jeglicher Produktion, gleichgültig ob in der Sachwertherstellung oder in der Arbeit selbst, der wiederum auf das Endprodukt umgelegt wird. Allein ein Blick auf ältere Gehaltsbelege zeigt deutlich wie sich die Einkommen an diese Inflationsquote mehr oder weniger(meist we- niger) anpassen. Zu einer noch nie da gewesenen Megainflation unvorstellbaren Ausmaßes, an die sich die Älteren unter uns nur noch mit großen Grauen erinnern, kam es nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg in Deutschland. Die Ursachen hierfür waren sowohl das Kriegsresultat als auch der Versailler Vertrag, welcher dem Deutschen Reich immense Reparationsleistungen auferlegte. Das ökonomisch ausgeblutete Deutschland verfügte nach vier Jahren rigoroser Kriegszwangsbewirtschaftung gar nicht über die Möglichkeiten, die geforderten Zahlungen zu erbringen. Als Folge der schleppenden deutschen Reparationszahlungen, besetzte Frankreich Teile des ökonomisch wichtigen Ruhrgebietes, um sich so seinen Profit zu sichern. Anderseits versuchte die SPD-Regierung mittels einer unge- Notgeldschein von Ratibor O/S. 1921/1922 Mit Bild von Joseph v. Eichendorff – Schloss Lubowitz – Wappen von Eichendorff „Gedenkst du noch des Gartens und Schlosses überm Wald, des träumenden Erwartens, ob’s denn nicht Frühling bald. Notgeldschein nach dem 1. Weltkrieg der Provinz Oberschlesien mit dem Annaberg und Zeilen aus dem 4. Vers: „Wer in die Fremde will....“ „Da steig ich in stiller Stund auf den höchsten Berg in die Weite Grüß dich „Deutschland aus Herzensgrund“. Worte von Joseph von Eichendorff Schlesische Nachrichten 15/16/2005 heuren Geldemission die Staatsschulden auf die Bevölkerung umzulegen. Diese Maßnahme, der permanenten Geldverschlechterung durch Vermehrung der zirkulierenden Geldmenge über den eigentlichen volkswirtschaftlichen Bedarf hinaus hatte eine Entwertung desselben zum Resultat, im Gegensatz zur Geldware Gold (das wertbeständig blieb) ,was wiederum zu einem explosionsartigem Anstieg aller Warenpreise führte. Durch Notenbankkredite an den Staat zum Ausgleich der durch die Einnahmen nicht gedeckten Staatsausgaben versuchte die Regierung das Defizit im Staatshaushalt auszubalancieren, was letztendlich zu der oben bereits angesprochenen Hyperinflation in den Jahren 1921-23 führte. Bereits sieben Jahre zuvor waren erste Anzeichen einer Flucht in Sachwerte deutlich bemerkbar. Schon in den ersten Kriegsmonaten 1914 musste eine spürbare Kleingeldknappheit im Zahlungsverkehr registriert werden. Zum Kriegsbeginn erließ die Reichsregierung das Gesetz“ Zur Aufhebung der Golddeckung“ ,was bedeutete, dass keine Möglichkeit mehr bestand, wie bis dahin üblich, Banknoten in Goldmünzen umzutauschen. Dies führte wiederum zum Horten von edelmetallhaltigen Kleingeld in der Bevölkerung. 1914 publizierte die Presse dazu folgende Mitteilung: Die unbedingte Annahme von Banknoten im täglichen Geschäftsverkehr befiehlt der Kommandeur der 38. Infanteriedivision.Vielfach weigerten sich Ladeninhaber, das Papiergeld anzunehmen, da oft Kleinigkeiten mit großen Geldscheinen eingekauft werden und dadurch das Hartgeld immer mehr aus der Geldzirkulation verschwindet. Mit energischen Maßnahmen droht die Militärverwaltung denjenigen Gewerbetreibenden, die die Gunst der Stunde schamlos ausnutzen und die Preise in die Höhe trieben. Das silberhaltige Kleingeld ist fast gänzlich aus der Zirkulation verschwunden, meldeten zu jener Zeit viele Einzelhändler an die Verwaltungen. Zwei Jahre später animierte die Reichsschuldenverwaltung, jeden national gesinnten Deutschen den „Aufruf zur Zeichnung einer vierten Kriegsanleihe“ zu unterstützen. Man plante mit den eingehenden Geldern die Frühjahrsoffensive der kaiserlichen Armee zu unterstützen. Nach dem versprochenen Sieg, sollte jeder Einzahler seinen gezeichneten Betrag plus eine Dividende zurück erhalten. Da sich das Kriegsergebnis jedoch in einen Phyrussieg gewandelt hatte, sah sich die SPD-Regierung mit dem Problem der Rück- und Renditezahlung dieser Kriegsanleihen konfrontiert. Ein zusätzliches Problem also für die ohnehin defizitäre Staatskasse. Abhilfe aus diesen Dilemma versprach man sich von einer gigantischen Banknotenemission. Immer neuere Papiergeldwertzeichen mit stets höheren Nominalen verließen in den folgenden Jahren die Reichsdruckerei in Berlin. Analog dazu veränderten sich auch sämtliche Preise für Waren und Dienstleistungen. Einher ging damit eine Verknappung an Arbeitsplätzen bzw. es entstand ein Heer Schlesische Nachrichten 15/16/2005 von Arbeitslosen, das bereits im Jahr 1921 aus mehreren Millionen bestand. Immer schneller und schneller drehte sich die Gelddruckspirale. Waren es zuerst Tausender, später auf 10.0 und 100.000 Mark lautende Geldscheine, so folgten bald 200.000 und 500.000 Mark Banknoten. Jedermann versuchte nun das gerade erhaltene Papiergeld, sei es Gehalt oder Einnahmen, so schnell wie möglich wieder los zuwerden. Kaufen um jeden Preis, das war die Devise für Spekulanten und Schieber jeder Art. Sofort das lebensnotwendige Kaufen, das war dagegen das Ansinnen der kleinen Leute, die in jener Zeit ihre letzten Sparguthaben einbüßten. Oft harrten die Mütter an den Fabriktoren und Kantoren um das Einkommen des Familienernährers sofort auszugeben. Noch aber war das Ende der Inflation lange nicht erreicht. Da die Reichsdruckerei ihre Kapazitätsgrenzen längst erreicht hatte, emittierten jetzt auch Städte, Gemeinden ja selbst Firmen, eigene Banknoten in Millionen- und Milliardennominalen. Auch das über 20.000 Einwohner zählende Sprember, folgte dem Zeitgeist und ließ eigenes Stadtgeld produzieren. In welcher Höhe die Stadtverwaltung ihr Kommunalgeld drucken ließ, bleibt wohl für immer ungeklärt. Bei dem damaligen explosionsartig gestiegenen Geldbedarf dürften sich die Produktionszahlen der Spremberger Geldscheine ebenfalls in exorbitanten Größenordnung bewegt haben. Alle Geschäfte und Einrichtungen der Stadt waren angehalten, das analog zu den Reichsbanknoten umlaufende inflationäre Papiergeld im Geldverkehr zu akzeptieren. Für die Gestaltung der Banknoten verpflichtete der Magistrat renommierte und mit diesem Metier vertraute Graphiker. Diese schufen in der Inflationsära eine Serie von Spremberger Geldscheinen die sowohl durch ihre Schönheit als auch durch ihre Gestaltung Aufmerksamkeit und Interesse er- Namen im Gespräch Renate Gregor, stellvertretende Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Kreisverband Erlangen-Höchstadt, und Vorstandsmitglied im Erlanger Ortsverband der Landsmannschaft Schlesien, ist zur Beauftragten für das Ehrenamt der Stadt Erlangen bestellt worden. Nach 40jährigem Wirken im Kulturund Freizeitzentrum als Leiterin der Jugendherberge und des Gästehauses der Universitätsstadt übernimmt die gebürtige Breslauerin die Aufgabe, ehrenamtliches Wirken im sozialen und kulturellen Bereich zu koordinieren. Mit Renate Gregor, Ehefrau des Vorsitzenden der örtlichen Landsmannschaft, ist nach zahlreichen Persönlichkeiten aus dem Land an der Oder eine weitere Schlesierfrau in Erlangen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. HISTORISCHES / TERMINE regten. Bereits in ihrer Umlaufzeit avancierte das Stadtgeld zu einem begehrtem Sammlerobjekt, was sie bis heute noch sind. Aber zurück zur Inflation. In der Hochzeit der Inflation, im Jahr 1923 rechneten die Menschen in Deutschland nur noch mit Millionen- und Milliardenbeträgen. Ein jeder im Land war sozusagen Millionär, er hatte aber kaum etwas davon. So kostete z.B. 1 Kg Mehl 360 Milliarden Mark 1 Kg Brot 605 Milliarden Mark 1 Kg Butter 6000 Milliarden Mark 1 Kg Kartoffeln 100 Milliarden Mark Das Umrechnungsverhältnis zwischen Mark und US-Dollar betrug 4,2 Billionen Mark zu 1 US-Dollar. 15 Was heute kaum noch vorstellbar erscheint, war in jener Zeit bittere Realität. Mit Taschen und Beuteln ja selbst mit Waschkörben voller Banknoten, die jedoch kaum einen Wert repräsentierten, ging man damals zum Einkauf. Ein Ende dieser schrecklichen Ära brachte die verordnete Währungsstabilisierung vom 16. November 1923. Mit der Einführung der Rentenmark endete die Superinflation in Deutschland, die breiten Kreisen der Bevölkerung eine totale Verarmung bescherte. Heute erinnern nur noch die alten Banknoten mit ihren immensen Nominalen an diese längst vergangene Zeit. Hans-Peter Brachmanski Eine Zeitreise – 2. Teil Die Epochen nach der Vertreibung Wenn man heutzutage auf seiner Terrasse am Haus oder vielleicht auf dem Balkon seiner Eigentumswohnung, oder in einem betreuten Seniorenheim, oder in seinem gepflegten Garten seinen Bohnenkaffee trinkt, lässt man oft und gern nach der Vertreibung Erlebtes im Geiste vorüberziehen. Die erste Epoche war die größte Notzeit. Viele mussten monatelang in Lagern hausen. Andere wurden sofort als Untermieter zu Einheimischen verteilt, die sie nicht aufnehmen wollten. In Behelfsbetten, oder auf Stroh wurde geschlafen. Über diese Zeit gäbe es noch vieles zu berichten. Da wir Vertriebenen nichts zum Tauschen besaßen und die Lebensmittelrationen auf Karten sehr klein waren, wurde gehungert bis die Währungsreform kam und von heut auf morgen alles zu haben war. Da aber begann die Geldnot- und Ratenzahlungs-Epoche. Trotzdem taten sich die heimatlosen Menschen überall zusammen. Es begann die Zeit des Suchens nach Verwandten und alten Freunden. Viele wurden bei den ersten von Idealisten organisierten Treffen gefunden oder ihre Schicksale geklärt. Dies geschah auch über den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes. Wir aus dem Waldenburger Bergland fuhren per Bus, Bahn oder, wie ich, mit einem geliehenen Moped, zum Treffen in die Dortmunder Westfalenhalle. (Das erste Heimattreffen war im Fußball-Stadion). Man schaute in jedes Gesicht. Oft wurde zaghaft gefragt: „Bist Du’s, oder sein Sie es nich?“ Es sprach sich herum, dass ein Helmut Schal für uns eine Heimatzeitung ins Leben gerufen hat und damit sehr zum Wiedersehen und -finden beitrug. Zwei Jahre später, beim nächsten Treffen, hörte man oft: „Nu hoan mer endlich eene eigene grissere Wohnung“. Benachteiligt waren damals die Alten, besonders die, die in der Heimat keine Reichtümer besaßen und über den Lastenausgleich nur ein paar Mark Hausratshilfe erhielten. Aber auch deren Kinder wurden erwachsen. Bei den nächsten Treffen hieß es oft: „Inser Suhn Richard baut mit viel Eigenleistung a Häusla, und do kinn mer oals Einlieger uba miete eiziehn.“ Jetzt waren wir in der Epoche, in der wir einsahen, dass es wohl kein Zurück in die Heimat geben wird. Einheimische und wir näherten uns oft durch das Zusammenwirken in Vereinen, Nachbarschaften, besonders aber auch durch Heirat und natürlich als Arbeitskollegen und -kolleginnen. Auch die Kirchen waren dabei segensreich. In der Bundesrepublik wurde der BHE, der Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten, eine große Partei mit Regierungsverantwortung, gegründet. Dr. Lukaschek, ein Oberschlesier, wurde Vertriebenenminister. In den Kommunen gab es Vertriebenenbeiräte. Wenn ein schlesischer Bäcker oder Fleischer ein Geschäft eröffnet hatte, waren seine Heimatspezialitäten gefragt. (Das ist bis heute so geblieben) Mittlerweile war die „Fress-Welle“ in vollem Gange. Trotz des ernormen Aufschwungs hörte die Heimweh-Epoche nie auf zu bestehen. Von der Politik wurden wir weitgehend im Stich gelassen. Die Epoche des Kalten Krieges zwischen Ost und West war gekommen, besonders anschaulich durch die Grenze mitten durch Deutschland. Wer hatte denn die Hoffnung, dass sich dies in absehbarer Zeit ändern könnte? Ich jedenfalls nicht. Urplötzlich, so schien es mir, war die Zeit des Bestehens zweier deutscher Staaten friedlich beendet worden und der ganze Ostblock zerbrochen. Freudig reisten sie nun zu unseren Heimattreffen an, die nach Sachsen, Thüringen usw. vertrieben worden waren. Ein Großteil unserer Eltern und Großeltern konnte dies nicht mehr erleben. Sie ruhen hier auf den Friedhöfen. Auf so manchem Grabstein ist unter dem Namen zu lesen: aus Schlesien, Ostpreußen, Pommern oder aus dem Sudetenland. Wie gern hätte mancher noch einmal die Heimat besucht. Uns Alten von heute ist dies ohne Schwierigkeiten möglich. Wir befinden uns in der Heimatreise-Epoche und müssen traurig feststellen: Wir fahren in die Heimat, aber zuhause sind wir dort nicht mehr. Helmut Nitzsche (SN) 16 HISTORISCHES / KULTUR / LYRIK Schlesien und seine Wirtschaftsgeschichte (5) Die älteste Spezialfabrik des Ostens für Feuerwehrgerätschaft und zugleich eine der bedeutendsten und leistungsfähigsten deutschen Fabriken dieser Art für Motor-, Autospritzen und Feuerlöschzüge, war die 1864 in Görlitz gegründete Firma G. A. Fischer, die auch viele Kunden im Ausland hatte. Der Breslauer Universitätsprofessor Löwig gründete mit der Chemischen Fabrik Goldschmieden in Deutsch-Lissa bei Breslau das erste Werk der Welt, in dem die Verarbeitung von Kyrolith auf Tonerde und Solda, und später von Bauxit auf reiner Tonerde stattfand. Auch in der Bienenhaltung hat Schlesien mit einer bedeutenden Pionierleistung aufzuwarten, nämlich mit der Erfindung des heutigen, unentbehrlichen Wechselrahmens (Mobilbaus), die die heutige moderne Bienenhaltung erst möglich gemacht hat. Der schlesische Bienenzüchter Johann Dzierzon, von 1835 bis 1869 Pfarrer in Karlmarkt bei Brieg, hat diese wichtige Erfindung eingeführt. Seine geistliche Behörde nahm aber an seinen wissenschaftlichen Forschungen Anstoß und emeritierte ihn. Die älteste deutsche Raubtierfallenfabrik gründete R. Weber 1871 in der schönen Stadt Haynau an der Deichsa. In der Fabrikation von Raubtierfallen nahm die Stadt Haynau vor dem 1. Weltkrieg den ersten Platz in der Weltproduktion ein. In Münsterberg, Kreis Frankenstein, wurde 1873 der Grundstein für die größte Steinzeugröhrenfabrik Europas gelegt. Zu den Abnehmern der Münsterberger Fabrik gehörten damals alle Länder Osteuropas. Mit Beginn des 1. Weltkrieges hörte der Absatz zu diesen Ländern fast gänzlich auf. E. Grosse gründete im Jahr 1873 das älteste Farbenglaswerk in Deutschland. Es machte sich nicht nur auf dem deutschen Markt einen Namen, sondern im ganzen europäischen Ausland. Am Fuße des Waldenburger Gebirges lag die größte Holzspulenfabrik Deutschlands. Sie stellte alle Spulenarten für die Textilindustrie, die elektrische Industrie und die Filmfabrikation her. Dieses Unternehmen mit rund 500 Arbeitern war der größte Lieferant des Inlandmarktes, der außerdem in sehr großem Umfang in viele europäische und außereuropäische Länder exportierte. Es war das Werk Donnerau bei Wüstegiersdorf der Reutlinger Spulenfabrik Emil Adolff AG, gegründet 1877. Das größte Möbelwerk Schlesiens war die Langenöser Ausziehtisch- und Möbelfabrik A. Hainke, die im Jahr 1879 gegründet wurde. Das erste Mädchenheim für junge Arbeiterinnen in Deutschland hat Marie von Kramassa (1843 – 1923) in Freiburg in Schlesien gestiftet. Das größte Import- und Versandhaus für Lebensmittel im Osten Deutschlands war die Breslauer Firma Otto Stiebler. Wohl kaum ein zweites Geschäftshaus auf dem Festland hatte vor dem 1. Weltkrieg einen so hohen Umsatz an Kaffe erreicht. 1885 gegründet, befand sich das Hauptgeschäft seit 1900 am Zwingerplatz. Der Versand erstreckte sich bis ins fernste Ausland. Stiebler hat seinerzeit an die Kundschaft jährlich 50 000 Preislisten versandt. Denkt man sich diese Menge aufeinander gestapelt, so würde der Aufbau doppelt so hoch sein wie der Breslauer Elisabeth-Turm. Auch die altehrwürdige Breslauer Firma J. Molinari & Söhne, deren Leben und Treiben Gustav Freytag in seinem Roman „Soll und Haben“ beschreibt, pflegte im 20. Jahrhundert besonders das Kaffeegeschäft. Seit 1905 wurde in diesem Haus eine Gross- Sonderausstellung im Eichendorffsaal von Haus Schlesien 10. Juli bis 20. November 2005 21. August 2005 Die schlesischen Friedenskirchen in Schweidnitz und Jauer – Fotoausstellung des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Potsdam – 10 – 19 Uhr Traditionelles Sommer- und Stiftungsfest im HAUS SCHLESIEN Die Friedenskirchen in Schweidnitz und Jauer sind die größten sakralen Fachwerkbauten in Europa. Sie entstanden Mitte des 17. Jahrhunderts im Anschluss an den Westfälischen Frieden, dem sie ihren Namen verdanken. Im Dezember 2001 wurden sie in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen, dafür hatten sich deutsche und polnische Denkmalpfleger eingesetzt. Öffnungszeiten des Museums: Dienstag – Samstag, 10 –12, 13 – 17 Uhr, Sonn- und Feiertage: 11 – 18 Uhr. HAUS SCHLESIEN – Museum für schlesische Landeskunde Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter-Heisterbacherrott Tel.: 02244/886-0, E-Mail: [email protected] Internet: www.hausschlesien.de Schlesische Nachrichten 15/16/2005 Mondnacht Es war, als hätt’ der Himmel die Erde still geküßt, daß sie im Blütenschimmer von ihm nur träumen müßt’. Die Luft ging durch die Felder, die Ähren wogen sacht, es rauschten leis’ die Wälder, so sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus. Joseph Freiherr von Eichendorff Beim Deutschlandtreffen der Schlésier 2005 rezitierte Prof. Dr. Alfred de Zayas dieses Gedicht zum Abschluß seiner Rede als eines seiner Lieblingsgedichte. Kaffee-Rösterei betrieben, die eine Leistungsfähigkeit von weit über 100 Zentnern täglich hatte. Die Glashüttenwerke „Hirsch & Janke & Co“ in Weißwasser nahmen als erste Hütte in Deutschland 1888 die Fabrikation von Bechern und Biergläsern auf. Schweidnitz ist der Sitz der ältesten Sportartikelfabrik Deutschlands, die in Verbindung mit der Herstellung von Spielwaren aus Holz maßgebende Bedeutung für das In- und Ausland gewonnen hatte. Für den Schweidnitzer Hugo Roithner war es Ende des 19. Jahrhunderts ein großes Wagnis, dem überall eingeführten englischen Sportgeräten eine deutsches Konkurrenzfabrikat entgegen zu setzen.1892 wurde auf der Schweidnitzer Gewerbeausstellung die ersten von Roithner hergestellten Tennisschläger gezeigt, die großes Aufsehen erregten, waren sie doch die ersten in Deutschland hergestellten Tennisschläger. Grünberg ist eine der ältesten mit Elektrizität fernversorgten Städte Deutschlands gewesen. 1895 erbaute der Mühlenbesitzer H. Saalmann im Anschluss an sein Wasserkraftwerk in Eichdorf bei Naumburg am Bober die erste Fernleitung im Osten Deutschlands. Sie hatte eine Länge von 25 Kilometer, eine Spannung von 10 000 Volt und diente hauptsächlich der Versorgung von Grünberg mit Strom. Das Stromversorgungsunternehmen „H. Saalmann, Elektrizitätswerke Eichdorf-Grünberg“ war Privatbesitz und konnte nahezu 32 Jahre Grünberg mit elektrischen Strom beliefern, bis die Saalmann’schen Anlagen 1927 von der Elektrowirtschaft GmbH erworben wurden und die Stromlieferung aus dem Wasserkraftwerk Eichdorf eingestellt wurde. Schlesische Nachrichten 15/16/2005 LANDSLEUTE Johann Drobek – Maler und Restaurator aus Oberschlesien Am 25. Mai 2005 konnte Wolfgang Hartmann im Schlesischen Kulturkreis München Herrn Michael Berg, den Sohn des Erbauers der Breslauer Jahrhunderthalle Max Berg, als Gastreferenten begrüßen. Michael Berg ist aber nicht nur der Sohn des berühmten Max Berg – auch sein Lebenslauf kann sich sehen lassen: 1922 in Schreiberhau im Riesengebirge geboren, besuchte er von 1927 bis 1939 sonntags den „Onkel“ Johann Drobek. Nach Abitur und Arbeitsdienst studierte er ein Trimester Architektur an der Technischen Hochschule in Breslau. Dann zerstörte der Krieg auch seinen eingeschlagenen Weg. Nach Krieg und Gefangenschaft studierte er von 1951 bis 1954 angewandte Grafik an der Hochschule für bildende Künste in Kassel bei Hans Leistikow. Von 1956 bis 1985 leitete er das grafische Atelier und war künstlerischer Berater der Firma Dr. Karl Thomae GmbH. Besonders hervorzuheben sind seine Wandgestaltungen an und in Schulen in Darmstadt und Kassel, sowie zwei Mosaike für die Brüsseler Weltausstellung 1958. Michael Berg lehrte als Dozent an den Volkshochschulen in Biberach, Laupheim und Ulm und an der Kunstschule Kufstein. Neben zahlreichen Aufsätzen und Vorträgen zur Schlesischen Kulturgeschichte, seien seine Publikationen genannt: „Wie zeichne ich Pferde“, 1989, „Wie zeichne ich Cartoons und Karikaturen“, 1992 und 1998, „Johann Drobek’s Pakt mit dem Pinsel“, 2004. Die enge, freundschaftliche Beziehung der Familien Berg, von Gosen und Drobek, veranlassten Michael Berg, ein Buch über den „Onkel“ mit dem Titel: „Johann Drobek’s Pakt mit dem Pinsel“ zu schreiben und im Schlesischen Kulturkreis München in Verbindung mit einem Lichtbildervortrag, gewürzt mit vielen Anekdoten und persönlichen Erlebnissen, vorzustellen. Als freudige Überraschung konnte Wolfgang Hartmann Hannah von Gosen, die Tochter von Prof. Theodor von Gosen und Cornelia von Gosen, die Tochter von Markus und Enkelin von Theodor von Gosen, besonders herzlich begrüßen. Johann Drobek wurde am 14. Mai 1887 als drittes Kind des Obersteigers Drobek in Königshütte zwischen Beuthen und Kattowitz geboren. 15 Jahre vor Drobek’s Geburt war Adolph von Menzel zu Studien für sein berühmtes Bild „Das Eisenwalzwerk“ in Königshütte. Drobek’s Vater arbeitete unter Tage und wollte seinem Jüngsten das anstrengende und gefährliche Los eines Bergmannes ersparen. Johann lernte Maler und legte als 17-Jähriger die Gesellenprüfung ab. Er ging nach Breslau, wo er Kurse an der Königlichen Kunstgewerbeschule belegte. Seinen Lebensunterhalt und den Unterricht verdiente er sich als Stubenmaler. Anschließend besuchte er in der inzwischen zur Akademie erhobenen Schule die Klasse für dekorative Malerei bei Hans Rossmann. Dieser erkannte Drobek’s Begabung und zog ihn bei der Ausmalung des Schweidnitzer Kellers im Breslauer Rathaus heran. Aber auch Hans Poelzig, der damalige Direktor der Akademie, beauftragte Drobek 1912, das Ausstellungsgelände für die Jahrhundertausstellung aus der Vogelschau zu malen. Diese Darstellung diente, auf Postkarten gedruckt, den Besuchern zur Orientierung. Gegen starke Konkurrenz gewann Drobek den Wettbewerb um ein Plakat für diese Ausstellung. Nach dem Ersten Weltkrieg malte und restaurierte Drobek in der Breslauer Universität, im Dom und Schweidnitzer Keller und in verschiedenen Schulen, Konzertsälen und Kinos. Zwischen 1937 und 1938 wurde auf Anregung des Grüssauer Abtes Nikolaus von Lutterotti, Johann Drobek beauftragt, die weltberühmten Fresken von Michael Willmann (1630 – 1706) in der Josephskirche zu reinigen bzw. zu restaurieren. Bis zum Herbst 1944, jeweils von Mai bis November, arbeitete Drobek in der Josephskirche und ab Januar 1945 in der Abteikirche in Grüssau. Kurz vor dem Kriegsende floh Drobek aus Grüssau in das nur 15 km entfernte Sudetenland. Von dort kehrte er, seiner Habe beraubt, wieder nach Grüssau zurück. Nach der Kapitulation musste er für die polnische Verwaltung in Hirschberg Orts- und Straßenschilder und Ladenbeschriftungen in polnischer Sprache malen. Es gelang ihm aber, nach Breslau zurückzukehren. Hier begann er mit der Restaurierung der im Krieg teilweise zerstörten Deckenfresken von Johann Michael Rottmayr (1654 – 1730) in der Matthiaskirche. Den Brauch der Barockmaler aufnehmend, hat sich Drobek rechts über dem Altar selbst dargestellt. Nebenher malte er Stilleben und Landschaften, die auf dem schwarzen Markt verkauft wurden, um Lebensmittel für den Bautrupp und Material für die Restaurierung zu beschaffen. Im Oktober 1947 wurden der Pfarrer und der Bautrupp ausgewiesen. Die Polen wollten 17 nur Drobek und den Bildhauer behalten. Drobek verzichtete und schloss sich dem Treck der anderen an. Nach einigen Monaten in der sowjetischen Besatzungszone, konnte er im März 1948 in die amerikanische Besatzungszone einreisen. Um Pfingsten 1948 wurden mit Drobek in Schloss Nymphenburg die Restaurierungsarbeiten für die Würzburger Residenz, Schloss Schleißheim, die Nymphenburger Badenburg, für Ansbach und das Lustschloss Eremitage bei Bayreuth besprochen. Nachdem Drobek seine Arbeit an den herrlichen Fresken von Tiepolo im Treppenhaus und Kaisersaal in Würzburg beendet hatte, ging er nach Schleißheim, um dort im Neuen Schloss im großen Saal die Deckengemälde des venezianischen Rokokofreskanten Jacopo Amigoni zu restaurieren. Hier übermannte ihn das Lungenleiden. Nach einem kurzen Aufenthalt im Krankenhaus, starb er am 21. Dezember 1951 in München. Am 24. Dezember wurde er an der Klosterkirche St Maria auf der Fraueninsel im oberbayerischen Chiemsee beigesetzt. Mit lang anhaltendem Applaus dankten die zahlreich erschienenen Besucher Herrn Michael Berg für seinen lebhaften, informativen Vortrag und er stand noch lange für Auskünfte und persönliche, informative Gespräche zur Verfügung, bis der Schlesische Kulturabend im lauen Biergarten seinen Ausklang fand. Wolfgang Hartmann (SN) LANDSLEUTE 18 Schlesische Nachrichten 15/16/2005 Schlesier, die sie kennen sollten St. Anna – eine Heilige zum Liebhaben Gerade am Namensfest der Heiligen Anna, am 26. Juli, entsteht eine geistige Bindung zwischen den Schlesiern diesund jenseits der Oder und Neiße, insbesondere zwischen den meist katholischen Oberschlesiern, die ihren Blick hin zum Sankt Annaberg wenden. Die tiefreligiöse und bis heute andauernde Verehrung dieser Heiligen, egal ob am oberschlesischen oder westfälischen Annaberg, im bayerischen Altötting oder in anderen Kirchen, wird zum Symbol der Zusammengehörigkeit der Oberschlesier und ihrer Treue zur heimatlichen Tradition. Doch wer war diese Heilige, die beim Absingen ihres bekanntesten Kirchenliedes „Sankt Anna voll der Gnade“ die Herzen aller Menschen höher schlagen lässt? In der Bibel sucht man sie vergebens – die Großmutter von Jesus. Um so mehr weiß Jakobus von ihr zu berichten, dessen Evangelium keinen Eingang in die Heilige Schrift gefunden hat. Er erzählt von Anna und ihrem Ehemann Joachim, einem älteren Priester, der im Tempel von Jerusalem seinen Dienst versah. Zwanzig Jahre waren sie schon verheiratet, sehnlichst hatten sie sich ein Kind gewünscht, doch langsam mussten sie die Hoffnung aufgeben . Anna zog sich mehr und mehr zu- rück, von Bekannten und Nachbarn wurde sie gemieden, galt doch die Kinderlosigkeit in dieser Zeit als Strafe Gottes. Auch Joachim litt unter Demütigungen der Kollegen und Vorgesetzten. Eines Tages wies der Oberpriester des Tempels sein Opfer zurück, eben weil er noch kein Kind gezeugt hatte. Voller Scham und Betrübnis floh Joachim zu seinen Viehherden in die Steppe, da erschien ihm ein Engel und verkündete die nahe Geburt eines Kindes und ebenso erging es Anna. Tatsächlich wurde sie – im „biblischen“ hohen Alter, bestaunt von ihrer Umwelt – schwanger. In ihrer Freude gelobte sie Gott, ihm das Kindlein zu weihen, und als sie denn ein Mädchen gebar, hielt sie ihr Versprechen. Die kleine Maria ließ sie von den Priestern erziehen. So weit die urchristliche Legende. Schon im sechsten Jahrhundert huldigte man Anna als Mutter Mariens und Ahnfrau Jesu, insbesondere in der Ostkirche. Im 15. und 16. Jahrhundert verbreitete sich der Anna-Kult in Deutschland, so auch in Oberschlesien und auch im Rheinland. Sie zählte eben nicht zu den erhabenen Märtyrern, die für ihren Glauben einen grausamen Tod auf sich nahmen. Und sie hatte auch nicht die über- St. Annaberg, der heilige Berg Oberschlesiens (mit 410 m zugleich der höchste Punkt OS) irdische Aura der Jungfrau Maria. Sie galt als von Gott auserwählte, obwohl sie kein Ansehen hatte, die Leute über sie tratschten und mit dem Finger auf sie wiesen. Ein Mensch war sie, Ehefrau und Mutter, eine Heilige zum Liebhaben, der man sich vertrauensvoll nähern kann. So gewährte sie über Jahrhunderte nicht nur den Oberschlesiern Trost und Zuflucht. Es mag ein Zufall sein, dass gerade auf dem Berg, der nach ihr benannt ist, das schwere Schicksal des Abstimmungskampfes in Oberschlesien sich zu Gunsten der heimattreuen Oberschlesier wandte. Fanden doch unter ihrem Schutze während der NS-Diktatur die großen Annaberg-Wallfahrten mit Kardinal Bertram statt. Auch in der ihr geweihten Basilika fand der erste offizielle deutschsprachige Gottesdienst der deutschen Katholiken seit 1945 in Oberschlesien mit Bischof Nossol statt. Sehr oft wandten sich Menschen in ihrer Not an die Heilige Anna und flehten um Hilfe. So ist die heilige Mutter Anna eine Heilige zum Liebhaben, die auch in unseren Tagen in das religiöse Leben eingebunden ist. Die Anna-Wallfahrten und -Gottesdienste sind zu einem der charakteristischsten Erinnerungsfeste geworden, und zwar nicht nur für Christen der katholischen Tradition. Damian Spielvogel (SN) Schlesische Nachrichten 15/16/2005 LANDSLEUTE Der Körnitzer Aufstand – Teil 1 Die Beerdigung von Josef Moritz am Montag dem 19. 3. 1945 auf dem Körnitzer Friedhof war wie das Zugrabetragen einer Epoche. Mit der Beerdigung jenes Mannes, der im Königreich Preußen dreiundachtzig Jahre zuvor geboren wurde und der das Deutsche Kaiserreich, die Weimarer Republik sowie das III. Deutsche Reich erlebte, trugen die Körnitzer gleichzeitig die über sieben Jahrhunderte angedauerte deutsche Zeit zu Grabe. Während die Körnitzer nur wenige Stunden nachdem die Erde den Leichnam des verstorbenen Greises für immer bedeckte das Fest des Hl. Joseph, des Patrons ihres Ortes in der Kirche feierten, wurde die Tür des Gotteshauses aufgerissen und jemand schrie „Der Russe ist da!“. Wenige Wochen nach der Einnahme des Dorfes durch die Rote Armee und kurz nach der Kapitulation des Tausendjährigen Reiches übernehmen polnische Milizen die Herrschaft im Dorf. Die etwa zehn Milizionäre quartieren sich außerhalb des Dorfkerns, im Haus des von der Front noch nicht heimgekehrten Landwirtes Anton Kroll ein, wo sie jede Bewegung auf der Straße von Oberglogau nach Krappitz kontrollieren können. Die Ehefrau des Hausbesitzers Sophia Kroll mit den beiden Töchtern Hedwig und Maria, sowie die zum Schutz ihrer Tochter und der beiden Enkelinnen aus Wessolla zugezogene siebzigjährige Josepha Kusiek, müssen in einem Raum im Obergeschoss des Hauses unterkommen. Der ortsansässigen Bevölkerung versprechen die neuen Machthaber Schutz vor Übergriffen der noch in der Nähe weilenden sowjetischen Soldaten und vor polnischen Diebesbanden (Schabrowniki). Die polnischen Behörden halten die poshlonsku sprechenden Oberschlesier für germanisierte Polen und scheinen anfangs tatsächlich der Überzeugung zu sein, diese vom siebenhundert Jahre alten deutschen Joch befreit zu haben. Die sich als Deutsche fühlenden Körnitzer sind zweifelsohne glücklich über das Ende des Krieges und die meisten freuen sich auch über das Ende der lästigen Naziherrschaft. Wenn sie sich einer Sache aber ganz dringend herbeisehnen, dann ist es die schnelle Wiederangliederung an die anderen deutschen Gebiete und, dass die „polnische Zeit“ nur eine kurzes Kapitel in der Geschichte ihrer Heimat sein würde. Vor diesem Hintergrund spielt sich ein für diesen Ort einzigartiges und gar für ganz Oberschlesien außergewöhnliches Ereignis, welches die gespannte und bis heute noch nicht ganz von Normalität geprägte Beziehung der Oberschlesier zu Polen offen zu Tage trägt. Es ist ein Aufstand der vorwiegend weiblichen Bewohner des Dorfes Körnitz und die Vertreibung der polnischen Milizen aus dem Dorf im Sommer des Jahre 1945. Wolfgang Schwarz beschreibt in seinem Buch von 1977 „Die 19 In dieser angespannten Atmosphäre tauchen gegen Mittag dieses Tages erneut mehrere fremde Männer auf, um die Körnitzer ihres letzten Hab und Gutes zu berauben. Auf dem Hof vom Bauer Hupka beschlagnahmen die Fremden das letzte im Dorf verbliebene Pferd. Dem Hofbesitzer zur Hilfe eilen der einarmige Kriegsinvalide Franz Kusiek und der sich bisher im Verborgenem gehaltene Franz Sacher. Es kommt zum Aufruhr. Die herbeigeeilten Milizen werden von den Körnitzern um Hilfe gebeten, doch eine Krähe pickt der anderen kein Auge aus. Die Fremden ziehen mit dem letzten Pferd davon. Kusiek und Sacher beginnen laut gegen das Verhalten der Milizen, die Schutz versprochen hatten, zu protestieren. Um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen, nehmen die Milizen die zwei Männer fest und sperren sie im Kartoffelkeller in der Krollschen Scheune ein, der als Gefängnis dient. Ein gefürchteter Ort, wo schon so manch ein Oberschlesier blutig verprügelt und aufs brutalste misshandelt wurde. Hatten die körperlichen Folter nicht ausgereicht um etwaige Geständnisse auszupressen, wurden die Häftlinge auch schon mal gezwungen auf dem Garten der Kroll, zum Entsetzen von Sophia Kroll, das eigene Grab auszuschaufeln, spätestens jetzt gestand jeder. Nur von einem der armen Teufel ist es bekannt, dass es ihm gelungen ist durch ein schmales, vergittertes Fenster zur Scheune hinaus zu flüchten. Dies erfuhren die Hofbesitzer Jahrzehnte später, als dieser Mann an den Ort seiner Pein zurückkehrt. Nur manchmal gelingt es der beherzten Sophia Kroll den Folterrausch der Milizen durch eine Ablenkung abzuschwächen, indem sie durch die Scheune läuft, laut Sachen umstürzt oder den Folterknecht fast beiläufig fragt, wo er wieder mal das Homonto (Kumtgeschirr) verlegt hätte, sie bräuchte es unbedingt. Der in seiner Arbeit unterbrochener Scherge hat nach dieser Störung durchaus auch schon mal von seinem Opfer, zumindest für diesen Augenblick abgelassen. Flucht und Vertreibung Oberschlesien 1945/46“ die Ereignisse in Körnitz ganz kurz „In Körnitz rotten sich die Bauern zusammen, als die ersten Polen kommen und auf ihr „Recht“ pochen. Die polnische Miliz erscheint, und jetzt erst setzt sich die Bevölkerung zur Wehr und entwaffnet die Polen...“ Ein genaueres und vor allem etwas differenzierteres Bild der Geschehnisse dieses und der nachfolgenden Tage ergeben die ausführlichen Berichte von Zeitzeugen, zu denen vor allem eine Tochter des Besitzers des Hauses in dem die Milizen sich einquartierten, zwei Schwestern einer der Anführerinnen des Aufstands sowie einer Frau, die als Kind am Marsch der aufgebrachten Bevölkerung durchs Dorf teilgenommen hatte, zählen. Es ist ein heißer Sommertag im Juli des Jahres 1945 in Körnitz. Die Erntezeit hatte schon begonnen und auf manchen Bauernhöfen, wie beim Johann Janik wird bereits das Getreide nach alter Art mit dem Dreschflügel gedroschen. Seit über zwei Monaten ist der Krieg vorbei. Genau so lange sind schon polnische Milizen im Ort und genau so lange werden die wehrlosen Körnitzer regelmäßig mal von der im Stiebendorfer Dominium einquartierten sowjetischen Soldateska, mal von den aus ganz Polen nach Schlesien strömenden Schabrowniki ausgeraubt. Aber auch die Milizen, die zunächst Schutz und Sicherheit versprachen, durchstöbern den Ort nach Häusern, in denen z. B. ein Schwein geschlachtet wurde, um mit ihren Schlagstöcken einen Anteil zu fordern. Die Stimmung im Ort ist erfüllt von Angst, höchster Anspannung und Erwartung eines schnellen Wiederanschlusses an Restdeutschland. Im ganzen Dorf sieht man zumindest in der Öffentlichkeit keinen gesunden jungen Mann, der etwas gegen die Ungerechtigkeiten ausrichten könnte. Es sind hier nur Frauen, Kinder, alte Leute und einigen junge Männer, die als Kriegsinvaliden am Kriegsende schon zu Hause waren. Auf Speichern und in Scheunen verstecken sich einige heimgekehrte ehemalige Wehrmachtssoldaten, wie Franz Sacher oder auch der junge Machura, der aus Langeweile in einem verborgenem Hinterzimmer auf dem Speicher Uhren der Sophia Kroll (Mitte) mit ihrer Tochter Hedwig (l) und Mutter Josepha KuKörnitzer repa- siek (r). Im Haus der Familie Kroll quartierten sich vom Mai bis Oktober 1945 riert. polnische Milizen ein. 20 HEIMAT SCHLESIEN Deutsche Landwirte in Polen Vier Landwirte aus Nordrhein-Westfalen, Franz-Josef Feuerborn, Alfred Lüdtke, Wilhelm Rüter und Walter Sucker....unternahmen im Sommer 2004 eine Fahrt nach Schlesien, ihr Ziel war der Besuch landwirtschaftlicher Betriebe, die unter der Leitung von deutschen Landwirten stehen. Alle vier sind Söhne von ostdeutschen Bauern, die vertrieben wurden. Ihre erste Station war Zeipern bei Guhrau, wo sie das ehemalige Gut von Walter Sucker besuchten. Der Betrieb von 1000 Morgen war ein polnisches Staatsgut, das aufgelöst worden ist. Außer einem massiven Pferdestall und einer großen Scheune stehen nur noch drei Arbeiterhäuser, sonst nichts mehr. Im Ort selbst gab es noch die alten deutschen Bauernhöfe, die zum Teil noch bewirtschaftet werden, denn die Flächen rund um das Dorf sind bestellt, im Gegensatz von vor zehn Jahren. Von dort ging es weiter über Lüben in Richtung Breslau. Die drei Landwirte sahen keine Brachflächen mehr, wie sie vor drei Jahren noch zu finden waren. In Kanth wurde nach Schweidnitz abgebogen um nach Rosenborn am Zobten zu gelangen. Hier auf Gut Rosenborn wirtschaftet seit 12 Jahren als Pächter Lorenz Rubart aus Altengeseke bei Soest. Er steht in Verhandlungen, um das Gut käuflich zu erwerben. Auf dem 1400 Hektar großen Betrieb mit sehr hochwertigen Böden werden Rüben, Raps, Weizen und Mais angebaut. Die Bestände sahen gut aus und ließen eine gute Ernte erwarten. Die Ernte 2003 fiel wegen der großen Trockenheit nicht so gut aus. Zum Gut gehören ein Schloss, das gekauft werden konnte und zum Teil restauriert wurde. Schloss und auch die Wirtschaftsgebäude stehen unter Denkmalschutz. Lorenz Rubart blickt als Landwirt in Schlesien, im neuen EU-Land Polen voller Hoffnung in die Zukunft, Sorgen aber bereiten die hohe Arbeitslosigkeit und eine dadurch sehr hohe Kriminalität. Übernachtet wurde am ersten Abend im nahegelegenen „Blücher-Schloß“ Kriblowitz, heute ein Hotel mit weitläufigen Parkanlagen und Golfplätzen. Die alten Gutsgebäude sind ungenutzt und in einem traurigen Zustand, daneben aber ist ein polnischer Staatsgutbetrieb mit typischen Einheits-Wirtschaftsgebäuden. Da die Reise zum Ziel hatte, deutsche in Schlesien wirtschaftende Landwirte zu besuchen, führte die Reise am nächsten Tag zu Heinz-Josef Dauck aus Effeln im Kreis Soest. Er bewirtschaftet seit 1990 einen gepachteten 1100 Hektar großen Betrieb in Roth-Giersdorf. Hier sahen die drei Landwirte die besten Zuckerrüben auf der Reise. Der Betrieb macht mit seinen zu Getreidelagerhallen umgebauten gut erhaltenen ehemals deutschen Wirtschaftsgebäuden einen großflächig angelegten sehr guten Eindruck. Hier sind das Problem die Spätsaaten auf Schluff- und Minutenböden. Deshalb hat sich Heinz Jo- sef Dauck für Mulchsaat, Phosphor-Düngung und Sägrubber nach Canadischen System entschieden. Angebaut werden Rüben, Weizen und Mais. Zum Maschinenpark gehören sechs Schlepper. Die Erträge liegen beim Weizen bei 5 bis 7,5 Tonnen, bei Rüben bei 380 bis 650 Doppelzentner pro Hektar. Im Gespräch mit Heinz-Josef Dauck erfuhren die vier Landwirte aus Deutschland, dass der Anteil deutscher Bewirtschafter in Schlesien bei ein Prozent liegt, bei holländischen bei zwei Prozent. Die Vorteile als Landwirt in Polen/Schlesien liegen bei geringer Pacht, fast keinen Steuern, nur Grundsteuer muss gezahlt werden, und in den großen Flächen. Ein besonderes Problem für die Landwirtschaft in Schlesien ist gegenüber Westdeutschland die kürzere Vegetationszeit und die kontinentale „Vorsommertrockenheit“ mit der geringen Stickstoffumsetzung. HeinzJosef Dauck bemüht sich zur Zeit um die Verlängerung seines 15jährigen Pachtvertrages und um Kaufmöglichkeiten. Die Weiterfahrt nach Oberschlesien erfolgte über Breslau und Oppeln nach Schlacken bei Krappitz. Hier wurden die vier Landwirte von Paul Thomanek erwartet, er war der vorletzte Präsident des „Verbandes deutscher Landwirte in Schlesien“, dem Verbandspaten des „Bauernverbandes der Vertriebenen , Landesverband NRW“ seit 1990. Seitdem verbindet die beiden Verbände nicht nur eine umfangreiche Beratungstätigkeit, sondern auch die Pflege vieler persönlicher Freundschaften. Mit Paul Thomanek wurde dann die nächste Tagesplanung vorgenommen. Übernachtet wurde in Paulshofen vor Tost, bei der Familie Maria und Winfried Mendla. Sie betreiben einen 30 Hektar großen Hof mit 18 Milchkühen und einer Fremdenpension mit 12 Betten in einer landschaftlich sehr reizvollen Gegend, zu der auch ein Teich mit Karpfenzucht gehört. Die Familie Mendla sind Deutsche und Mitglieder im „Verband schlesischer Bauern“. Am nächsten Tag ging es über Krappitz und an Gogolin vorbei nach Sakrau auf den Betrieb von Sigismund Dransfeld aus Wevern bei Paderborn. Er bewirtschaftet seit 1996 einen ehemaligen polnischen Staatsbetrieb von 587 Hektar mit noch guten Wirtschaftsgebäuden. Hier auf den nicht so fruchtbaren Böden am Fuße des St. Annaberges werden Weizen, Mais und Raps angebaut. Nach sehr schwierigen Anfangsjahren hat er sich als Deutscher dort gut durchgesetzt. Er wird anerkannt und sieht für die Landwirtschaft in Polen nach dem EU-Beitritt gute Chancen. Er plant die Schweinemast als „geschlossenes System“ mit etwa 250 Sauen. Im Jahr 2003 kaufte Sigismund Dransfeld 500 Hektar Land. Später besuchten die NRW-Landwirte Peter Anderwald in Kadlub, den Kreisvorsitzenden des „Verbandes schlesischer Schlesische Nachrichten 15/16/2005 Bauern“ im Kreis Groß-Strehlitz. Er hatte vor der Wende seinen 30 Hektar Grünlandbetrieb schon auf 40 Kühe aufgestockt und einen Anbindestall gebaut. Im Jahr 2001 baute er einen Boxenlaufstall, in dem jetzt 127 Kühe gehalten werden, nachdem er 30 Hektar Boden zugekauft und 32 Hektar zugepachtet hat. Die Milch-Leistung seiner Tiere beträgt 7700 Liter mit 4,22 Prozent Fett. Das ist in Schlesien die beste Leistung der Gruppe über 50 Kühe. Gemolken wird im Doppelmelkstand und gefüttert mit Futterwagen. Den Betrieb führt heute schon Sohn Jan mit Frau, dazu führen Vater und Sohn noch Lohnarbeiten in der Silagegewinnung aus. Peter Anderwald gründete 1992 an Stelle einer unmodernen Molkerei in Groß-Strehlitz mit Hilfe des Bauernverbandes der Vertriebenen-Landesverband NRW eine Milchannahmestelle mit Qualitätsmilch in Kadlub mit Teilvermarktung in Beuteln und Quark. Peter Anderwald zeigte die Annahmestelle voller Stolz und den Neubau einer modernen Molkerei, da die Tagesanlieferung ständig steigt. Vor drei Jahren gab es in Groß-Strehlitz acht Boxenlaufställe und jetzt 16, acht bis zu hundert Kühe und acht über hundert Kühe. Auch hier beriet der Bauernverband der Vertriebenen, denn „in Grünlandbetrieben wird das Geld im Stall verdient“. Peter Anderwald ist ein echter Unternehmertyp, stellten die Gäste aus Deutschland fest. Vor drei Jahren pachtete er den Stall eines aufgegebenen Hofes und richtete mit einem Mit-Unternehmer eine „Schmelzkäse-Zubereitung“ ein. Für das Jungvieh seiner 127 köpfigen Milchviehherde pachtete Anderwald etwa 20 Kilometer entfernt einen 120 Hektar Hof. Dort wird auch ein Teil des Silagefutters angebaut. In Blütental (Kalinow) am Fuße des St. Annaberges trafen sich die vier Landwirte dann mit Dr. Joachim Rollwage zur Betriebsbesichtigung. Er vertrat dort seinen Sohn, der zur Zeit in Seele bei Salzgitter auf dem elterlichen Hof war. Dr. Rollwage pachtete dieses ehemalige polnische Staatsgut mit allen Wirtschaftsgebäuden 1998 für 30 Jahre und hegt Kaufabsichten. Die 580 Hektar werden mit Rüben, Weizen und Mais bebaut. Die Erträge sind gut. Ein Problem ist die kontinentale Sommertrockenheit. Darüber klagten auch die anderen besuchten Landwirte. Die alten Wirtschaftsgebäude werden fast alle genutzt, vorteilhaft ist die moderne Getreidetrocknungsanlage mit Silos und Flachlagerböden aus polnischer Zeit. Dr. Rollwage betreibt erfolgreich Schweinemast mit Automatenfütterung und Stroheinstreu. Gemistet wird wöchentlich von Hand. Ferkel werden aus gesunder Aufzucht gekauft und dann gemästet. Auf 600 Mastplätzen geschieht das dreimal im Jahr. Die Haltung ist zwar sehr arbeitsaufwendig, aber die Löhne in der polnischen Landwirtschaft sind niedrig. Dr. Rollwage und sein Sohn fühlen sich in Oberschlesien wohl, allerdings waren die Anfangsjahre schwierig, die ersten Ernten durch die unterver- Schlesische Nachrichten 15/16/2005 sorgten Böden sehr schlecht und es musste viel investiert werden. In Faulbrück bei Reichenbach wurde anschließend der Betrieb Schulze-Nieden besucht, den Sohn Maik bewirtschaftet. Es empfing die Gäste Vater Karl-Erik aus Soest-Müllingsen. Der 560 Hektar große Betrieb wurde 1996 gepachtet, er besteht aus einer ehemaligen deutschen Domäne und einem ehemaligen polnischen Staatsbetrieb. Mit sechs einheitlichen Rindviehställen für 600 Kühe und Jungvieh. Früher arbeiteten hier 100 Arbeitskräfte. Diese langen Ställe wurden zu Getreidelager und Maschinenhallen umgebaut. Die Melkstation wurde eine Treckerwerkstatt, wo die sechs polnischen Treckerfahrer ihre Ursus-Schlepper auch selbst reparieren. Angebaut werden Rüben, Weizen und Raps. Die Zuckerfabrik liegt im nahen Schweidnitz. Die 560 Hektar konnten vor Kurzem gekauft werden, aber der Betrieb bleibt eine deutsch-polnische GmbH, wie üblich mit 49 zu 51 %. Es gibt in der Gegend noch viele polnische Bauernhöfe bis zu 200 Hektar, für die Vater und Sohn viel Beratungstätigkeit leisten. „Wir helfen den Polen und umgekehrt ist man um ein gutes Verhältnis bemüht“, meint Dr. Karl-Erik Schulze-Nieden. Zum Abschluss der Reise durch Schlesien besuchten die drei Landwirte auf der HEIMAT SCHLESIEN / KULTUR Heimfahrt noch den 400 Hektar-Betrieb von Gerti und Olaf Feuerborn in Cosa bei Köthen, einen intensiv geführten Gemüseanbau und Vermarktungsbetrieb. Er wird auf 230 Hektar Anbaufläche und mit 70 Polen als Zusatzarbeitskräften geführt. Danach ging eine interessante landwirtschaftliche Informationsfahrt zu Ende, die Franz-Josef Feuerborn schriftlich festhielt. Sein Fazit: Alle Betriebe hatten große Anfangsschwierigkeiten mit schlechten Ernten zu Beginn und hohen Investitionen, um die unterversorgten und verunkrauteten Böden wieder ertragsfähig zu machen. Alle sahen, nachdem die Ackerflächen in der ehemaligen DDR bereits vergeben waren, nur noch in Polen die Möglichkeit, großflächige Landwirtschaft zu betreiben. Sie hoffen, nach dem Beitritt Polens zur EU, dass die landwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Rechtssicherheit verbessert werden, dass vor allen die Korruption beseitigt wird. Die Vorteile, in Polen Landwirtschaft zu betreiben liegen noch in den billigen Pachten, den billigeren Bodenpreisen, in den billigen Lohnkosten und in der Großflächigkeit. „Ich freue mich“, so schließt Franz-Josef Feuerborn seinen Bericht, „über jeden Hektar Boden in Polen, der wieder von Deutschen bewirtschaftet wird. J. Graeve-Wölbling 34. Heimattreffen der Seiffersdorfer Freden (sy). Anlässlich des 34. HeimatTreffens reisten jüngst rund 85 ehemalige Seiffersdorfer (Schlesien) nach Freden, um in alten Erinnerungen zu schwelgen und ehemalige Nachbarn und Freunde wieder zu sehen. Gerhard Exner aus Eime war mit seinen 84 Jahren der älteste Seiffersdorfer. Heute wohnen die ehemaligen Schlesier in ganz Deutschland verstreut, so in Braunschweig, Osnabrück, Bissdorf, Celle oder Dresden. Abends begrüßte Vorstandsmitglied Alfred Bettermann die Gäste offiziell. Er eröffnete die Ausstellung, bestehend aus Dokumenten, Zeitungsausschnitten, Büchern und Bildern aus dem schönen Riesengebirge. Sehr erfreut zeigte sich Bettermann über das Vorhandensein eines höchst seltenen Dokuments. Es handele sich dabei um eine Leichenpredigt aus dem Jahre 1723 – einer so genannten Abdankungs-Rede. Bestätigt wurde der Vorstand in seinem Wirken. Er besteht aus Edith Sturm aus Lügde (seit 1981), Lotte Sperling aus Gerzen (seit 1991), Gerhard Exner aus Eime (seit 1967), Ernst Rolke aus Alfeld (seit 1970), Gotthard Rüffer aus Elze (seit 1987) sowie Alfred Bettermann aus Freden (seit 1975). Bettermann warb im Rahmen des Treffens für die Mitgliedschaft des „Heimatbundes Hirschberg Stadt und Kreis“. Da sich der Landkreis als Patenkreis nicht mehr finanziell an den großen zweijährigen Treffen in Alfeld beteilige, sei der Heimatbund auf die Mitgliedsgelder angewiesen, erklärte Bettermann. Der folgende Tag klang für die ehemaligen Seiffersdorfer nach einem gemeinsamen Mittagessen aus. Bettermann informierte, dass die nächste Fahrt nach Seiffersdorf in der Zeit vom 20. bis 23. Oktober mit dem Bus stattfinden werde. Sylvia Heintze TERMINE 4. August, ab 15Uhr.„Tag der offenen Tür“ mit Kaffeestunde. Der beliebte Nachmittagstreffpunkt / Ostdeutsche HeimatstubeNeuss, Oberstraße 17, Programm siehe Tagespresse 5. August 2005: BdV-LV Baden-Württemberg, Chartafeier in Stuttgart. 27. August 200510.30 – 15.30 Uhr. Zentraler Tag der Heimat in Thüringen 2005 „Vertreibungen weltweit ächten“, Stadthalle Bad Blankenburg 21 Der Schlesische Kulturkreis München Im Oktober 1995 wurde der Schlesische Kulturkreis München von Dipl. mg. Wolfgang Hartmann, einem geborenen Breslauer, ins Leben gerufen, um eine Lücke im Münchner Kulturangebot – die Schlesische – zu schließen. Inzwischen hat der Kulturkreis – wie er von seinen treuen Besuchern liebevoll genannt wird – längst seine Bewährungsprobe bestanden und ist mit seinen monatlichen Veranstaltungen zu einer festen kulturellen und gesellschaftlichen Einrichtung geworden. Die zehn monatlichen Vorträge (August und Dezember keine Veranstaltungen) finden immer am letzten Mittwoch im Monat im Rhaetenhaus München, Luisenstraße 27, zwischen Hauptbahnhof und Königsplatz (U- und S- Bahnanschluss) um 18:00 Uhr statt. Die ansprechenden, meist aktuellen Themen aus der reichhaltigen Schlesischen Kultur und Geschichte, werden von Wolfgang Hartmann ausgewählt und meistens auch selbst ausgearbeitet und mit vielen begleitenden Lichtbildern vorgetragen. Neben der Schlesischen Seele, Mundart und Lied kommt auch die Beziehung Schlesiens zu Bayern nicht zu kurz. Als Gastreferenten konnten neben vielen im Großraum München lebenden Schriftstellern, Künstlern, Komponisten, Musikwissenschaftlern, Sängern und Mundartsprechern auch Persönlichkeiten aus ganz Deutschland gewonnen werden. Unter den zahlreichen treuen Besuchern, die nicht nur aus dem Großraum München, sondern aus ganz Oberbayern und in Einzelfällen sogar aus Nürnberg und Stuttgart zum Kulturkreis fanden, waren auch Prominente ans Kultur und Politik zu finden. Es bleibt auch immer Zeit für persönliche Fragen und Erklärungen zur Vertiefung der hehandelten Themen und selbstverständlich zum anschließenden gemütlichen Beisammensein und Kennenlernen. Das Ziel des Schlesischen Kulturkreises München ist die Erhaltung und Verbreitung der Schlesischen Kultur und Geschichte, damit das Land der Dichter, Maler, Wissenschaftler und Nobelpreisträger (13), als Teil der Deutschen Kultur und Geschichte, nicht in Vergessenheit gerät und an die jüngere Generation auf interessante Weise mit viel Hintergrundinformation weitergegeben werden kann. Zur Unterstützung des Vorgetragenen werden daher auch kleinere Ausstellungen im Vortragsraum gezeigt, sowie Tageskulturfahrten in Bayern und Wochenkulturfahrten nach Schlesien organisiert. Im Gegensatz zu den landsmannschaftlichen und brauchtumspflegenden Schlesischen Gruppen in München, ist der Schlesische Kulturkreis unabhängig und überparteilich und dient ausschließlich der Pflege und Weiterverbreitung des so reichen und vielfältigen Schlesischen Kul- 22 turgutes, Schlesischer Geschichte, sowie dem Gedenken der zahlreichen Schlesischen Dichter, Maler, Nobelpreisträger und anderer berühmter Persönlichkeiten, Gebäude, Landschaften und bedeutender geschichtlicher Ereignisse. Bei freiem Eintritt sind alle an Schlesien Interessierten herzlich willkommen. Der Schlesische Kulturkreis München ist kein Verein und hat auch keine Mitglieder. Er ist eine kulturelle Familie! Am 26. Oktober 2005 feiern wir unser 10-jähriges Bestehen. Dann werden wir auf über 100 Veranstaltungen mit insgesamt ca. 6.000 Besuchern zurückschauen können. Wir wollen aber auch nach vorn schauen und noch möglichst lange weitermachen, denn es gibt noch viel Wissenswertes und Interessantes über Schlesien zu berichten. Wolfgang Hartmann KULTUR Stempel der Schlesiertreffen Heute: Tag der Oberschlesier in Köln 1978 In der nächsten Ausgabe: Tag der Oberschlesier in Köln 1980 Aus der Sammlung Michael Ferber Nächster Termin: 28. September 2005, 18 Uhr: Otto Mueller – Märchenbilderund Zigeunerleben zum 75. Todestag des schlesischen Malers. Rhaetenhaus München, Luisenstr. 27. Schlesisches Museum zu Görlitz Neuerwerbungen durch Spenden Dem Schlesischen Museum wurde von dem Sammler Hans Peter Reisse eine jährliche Spende in Höhe von max. 3.000 Euro in Aussicht gestellt – wenn andere Spender eine Summe in gleicher Höhe zur Verfügung stellen. Im Jahr 2004 ist es dem Förderverein des Museums gelungen, diesen stattlichen Betrag einzuwerben. Mit einem Teil der Spenden gelang ein umfangreicher Erwerb aus dem Nachlass des Künstlerehepaares Max und Else Wislicenus. Damit wurde die Sammlung zur Breslauer Akademie um viele sehenswerte Stücke bereichert. Max Wislicenus (1886-1957) wurde 1896 an die Breslauer Kunst- und Kunstgewerbeschule (seit 1911 Akademie) berufen. Dort machte er sich als Landschaftsmaler und Porträtist einen Namen. Aufsehen erregte außerdem sein Engagement auf dem Gebiet der Textilkunst. Zusammen mit seiner Mitarbeiterin Wan- Schlesische Firmen Teil 31 Krause Feinbäckerei, Spezialität: „Original schlesische Mohnrolle“ (3 Streifen) Ursprung im schlesischen Sulau, Kreis Militsch, Übernahme einer Bäckerei 1939 in Festenberg, Kreis Groß Wartenberg, Vertreibung 1945 in das Rochlitzer Land, 1955 wagte man in Narsdorf bei Rochlitz einen Neuanfang, der dann 1960 nach Rochlitz / Sachsen verlegt wurde, das Versandgeschäft kam später hinzu. da Bibrowicz (1878-1954) entwickelte er eine neuartige Gobelinkunst. Seine Frau Else (1860-1949) begeisterte die Breslauer Schlesische Nachrichten 15/16/2005 TERMINE 4. bis 6. August 2005: Internationales Straßentheaterfestival Görlitz. Programmheft für 1,– Euro bei hundert Görlitzer Händlern erhältlich. Mehr Infos unter: www.viathea.de 2. Oktober 2005, 13 Uhr: Gottesdienst am Erntedankfest mit Goldener und Diamantener Konfirmation in der Liegnitzer Liebfrauenkirche, Sammlung um 12.30 Uhr in der Taufkapelle. Für die Teilnahme werden folgende Angaben in Fotokopie benötigt: vollständiger Name, bei Frauen Geburtsname, Geburtsdatum und -ort, Konfirmationsdatum, -ort und -kirche sowie nach Möglichkeit Konfirmationsspruch oder selbst gewählter Bibelspruch. Schriftliche Anmeldungen bitte bis Ende August 2005 an: Pastor Wolfgang Meißler, Sohrhof 6, 22607 Hamburg gleichzeitig mit ihren eigenwilligen Stickereien im Geschmack des Jugendstils. Sie wirkte von 1911 bis 1920 ebenfalls an der Akademie. SN Max Wislicenus: Gonhild, 1916, Foto: Schlesisches Museum DE LIBRIS Schlesische Nachrichten 15/16/2005 Das O-Lager Stube 15 1946–1951 Ostvertriebene in Soest Eine Dokumentation zur Nachkriegszeit – Erarbeitet und zusammengestellt von der O-Lager-Arbeitsgemeinschaft In der Geschichtswerkstatt Französische Kapelle e.V. Soest 2004, 159 Seiten mit 166 Abbildungen, kart. € 17,00 Die monumentale Adam Kaserne am Meiningser Weg in Soest ist ein heute noch vollständig erhaltener Originalschauplatz europäischer Geschichte im 20. Jahrhundert. 1938/39 erbaut für ursprünglich 800 Soldaten, diente sie im Zweiten Weltkrieg von Anfang 1940 bis April 1945 als Lager für zeitweise 4.500 kriegsgefangene französische Offiziere. Nach Kriegsende wurde sie als Durchgangslager für ehemalige Zwangsarbeiter aus vielen europäischen Ländern benutzt. Ab April 1946 brach über die stark zerstörte kleine Stadt Soest eine Welle von Vertriebenentransporten herein. Tausende von Menschen, die ihren gesamten Besitz und ihre berufliche Existenz verloren hatten, schnell unterzubringen, war ein enormes Problem. Die meisten der Vertriebenen kamen aus Schlesien. Sie wurden notdürftig in der Kaserne unter erbarmungswürdigen Verhältnissen untergebracht, das „O-Lager“ entstand und entwickelte sich in kurzer Zeit zum größten Wohnlager in der sogenannten Bizone (britisch-amerikanische Besatzungszone). Bis die in einem einmaligen Kraftakt innerhalb von 100 Tage erbaute Süd-Ost-Siedlung in Soest den Schlesiern im April eine neue Heimat bot, lebten in sechs Kasernenblocks fast 2.000 Menschen in drangvoller Enge. 36 ehemalige Bewohner des 0-Lagers haben diese fünf Jahre, die sie für ihr weiteres Leben entscheidend prägten, jetzt aufgearbeitet und dokumentiert: Die Zeit der bitteren Armut, des Entwurzeltseins und des Hineintastens in eine neue Welt, des allmählichen Zusammenwachsens mit der einheimischen Bevölkerung und die großen Mühen ihrer Eltern, sich wieder eine neue Existenz zu schaffen Zum Schluss werden Originaltexte aus den Jahren 1952-1956 abgedruckt, welche die Aufnahme der Ostvertriebenen bei der Soester Bevölkerung und die Entstehung der Süd-Ost-Siedlung aus damaliger Sicht aufleben lassen. Die insgesamt 73 Beiträge aus den verschiedensten Blickwinkeln, ergänzt mit einer Fülle von Abbildungen, fügen sich zu einem eindrucksvollen Zeitmosaik vom Nachkriegselend bis zum Beginn des „Wirtschaftswunders“ im Westen Deutschlands, zu dem die Ostvertriebenen einen beträchtlichen Beitrag leisteten. „Irgendwie hatten wir auch Glück“ Buch-Neuvorstellung „Alles von Frischen“: Flüchtlinge, die in Schwaben eine neue Heimat fanden, erzählen ihr Leben Es sind ganz individuelle Lebenserinnerungen und -geschichten: „Alles von Frischen“ heißt das neue Buch von Christiane Schnurbein, das soeben im SKG-Verlag erschienen ist. Es handelt von Flucht und Vertreibung aus der Heimat und vom schweren Neuanfang in Schwaben. Zwölf Menschen, die ihre ursprüngliche Heimat verlassen mussten und eine neue im Kreis Augsburg fanden, erzählen ihr Leben. Zwölf Einzelschicksale unter Millionen haben ein Gesicht erhalten. Die Flucht aus den ehemals deutschen Ostgebieten bei Kriegsende 1945 bildet den Schwerpunkt dieser Berichte. In drei Kapiteln kommen aber auch Flüchtlinge aus der ehemaligen DDR und Ungarn zu Wort. Einfühlsam hat die Autorin die Lebenswege der Zeitzeugen 23 nachgezeichnet und durch zeitgeschichtliche Hinweise ergänzt. Zusammen mit Gebietskarten und vielen Bildern aus Privatbeständen vermitteln sie einen Eindruck, wie das bäuerliche und das Gutsherrn-Leben in der alten Heimat damals war: im Sudetenland, in Schlesien, im Warthegau, in Westpreußen oder im Banat. Doch ob Adeliger oder kleiner Landwirt: Alle mussten sie ihr Zuhause verlassen, die Schrecken und Entbehrungen der Vertreibung durchleben, und alle hatten sie auch irgendwie Glück. Immerhin hatten sie überlebt und konnten anderswo neu beginnen. Darum ist diese Lektüre nicht nur „schwere Kost“, sondern auch ermutigend und manchmal sogar erheiternd. Von Anja Kocks. Im Nachlass ihrer Großmutter entdeckte Anja Kocks eine Chronik, in der ihre Großmutter Annie Spliethoff, geb. Buenen ihre Erlebnisse während des Reichsarbeitsdienstes und des Kriegshilfsdienstes 1939 in Berlin festgehalten hatte. Fasziniert las die Enkelin diese Chronik der „Stube 15“ und begann mit Nachforschungen, in der Hoffnung mehr über ihre Großmutter zu erfahren, die sie nie wirklich kennen gelernt hatte. Tatsächlich konnte sie mit einigen der Freundinnen aus dieser Zeit Kontakt aufnehmen und so entstand das Buch, das über einen Kriegseinsatz berichtet, der vor allen den Frauen Spaß machen wird, die selbst im weiblichen Arbeitsdienst und später im Kriegshilfsdienst eingesetzt waren. Dabei wird nicht nur über die Zeit des Einsatzes im Reichsluftfahrtministerium in Berlin während des Krieges berichtet, sondern aus den Briefen, die die jungen Frauen sich später schrieben, ist eine Chronik der Kriegs- und Nachkriegszeit entstanden, die lesenswert ist. Ob heitere oder bedrückende Situationen geschildert werden, immer überwiegt die Lebensfreude der jungen Mädchen. Das Buch ist im Triga-Verlag erschienen und im Buchhandel unter ISBN 389774-361-2 zu bekommen. Christiane Schnurbein ist in diesem Buch Einzelschicksalen aus ihrem eigenen Lebensumfeld nachgegangen, „um sie dem Vergessen zu entreißen“. Gerade noch rechtzeitig – denn einige der befragten Personen sind inzwischen verstorben. Ein wichtiger Teil deutscher Geschichte ist hier auf lebendige Weise dokumentiert. „Alles von Frischen“ kann man im Buchhandel bestellen oder direkt beim SKG-Verlag: Telefon 08291 / 859384, E-Mail [email protected] Christiane Schnurbein „Alles von Frischen“. Flüchtlingsschicksale im Kreis Augsburg SKG-Verlag 2005 Format 13,8 x 21,0 cm, gebunden, 352 Seiten, ca. 180 Bilder ISBN 3-937270-05-1; 24,80 Euro Die Autorin Christiane Freifrau von Schnurbein wurde 1948 in Bamberg geboren und hat in Hamburg ihr Lehramtsstudium absolviert. Wenn sie sich nicht gerade in ihrer zweiten Heimat, auf den Azoren aufhält, lebt sie im schwäbischen Ettelried bei Dinkelscherben. Nach „Die vergessenen Fräulein. Deutsche Erzieherinnen auf den Azoren“ ist „Alles von Frischen“ bereits ihr zweites Buch, in dem sie Zeitzeugen über ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte berichten lässt. 24 VERMISCHTES/ANZEIGEN NRW nach der Wahl: Vertriebene und Aussiedler hoffen Polens Medien warten mit der Kunde auf, dass der Führungsoffizier des Papst-Spitzels, P. Konrad Dejmo , „Lakar“, mit dem Klarnamen Andrzej Madejczyk, stets von Köln aus in den Vatikan geflogen kam, um neue Instruktionen zu erteilen und die Spitzelberichte entgegen zunehmen. Was sie nicht berichten; „Lakar“ baute mit Geldern der Düsseldorfer Landesregierung einen Polenverein auf, mit eigenem Büro beim Düsseldorfer HBF und mit üppigem Salär. Der Verein machte später pleite. Damals begann die NRWRegierung langsam den Vertriebenen den Geldhahn zuzudrehen. Beim Flirt mit osteuropäischen Kommunisten waren die Vertriebenen im Prinzip ein Hindernis. Da hörte z.B. die „Eßlinger Künstlergilde“ auf, einst „Ostdeutsche Künstlergilde“, mit Hilfe dieser Regierung ihren Mitgliedern alljährlich das obligate jährliche Kurzgeschichtenband mit Zeichnungen ostdeutscher Künstler herauszugeben. Ein regierungsnaher Tonkünstler als Vorsitzender konnte den Untergang nicht verhindern. Das Düsseldorfer „Haus des Deutschen Osten“ änderte seine Bezeichnung. Sein damaliger verdienstvoller Direktor, Oskar Böse, versuchte den Druck aus dem Regierungsviertel am Rhein zu verhindern, U. a. stand ihm die Förderung spätausgesiedelter Künstler besonders am Herzen. Seinen Abgang merkte nicht nur der Verfasser, dessen Kammerkonzerte und Vorträge gleich auf Null zurückgingen. Bitter beklagte sich bald der Schlesische und Oberschlesische Kulturpreisträger, Hans Lipinsky-Gottersdorf, ein Mann der antihitleristischen Offiziersopposition, dass ihn eine SPD-nahe Mitarbeiterin des Hauses zeihte, er befleißige sich der NS„Blut- und Boden“- Literatur. So lange im Höseler USKulturzentrum Dr. Friedrich Hollunder das Mitsagen hatte, wurden Einmischungsversuche der Düsseldorfer Regierung irgendwie abgewehrt. Von einem Funktionär wurde der Verfasser bald darauf angesprochen, dass man im Düsseldorfer Ministerium über seine kritischen Artikel zum Thema Flirt mit osteuropäischen Kommunisten nicht erbaut sei. Da er sich nicht beirren ließ, blieben plötzlich jegliche Einladungen nach Ratingen-Hösel aus. Ein Jubiläumskonzert konnte nur deshalb nicht mehr torpediert werden, weil Direktor Böse vom heutigen „GerhartHauptmann-Haus“ die Räume im Oberschlesischen Landesmuseum anmietete, spätausgesiedelte Musiker engagierte und sogar noch einen Sektempfang schmiss. Auch andere, denen die Richtung nicht mehr behagte, verschlug es später kaum noch nach Ratingen-Hösel. Der unvergessliche Leiter des „Oberschlesierchores“ zu Köln, Musikdirektor Mag. Reinhold Jendryssek, klagte, dass sein Chor mehr in Polen und in der alten postkommunistischen Heimat konzertiert, denn z.B. in Hösel. Das berichtete bald so mancher Bildender Künstler und Literat. Und diese Erfahrung machte auch der Verfasser selbst. Es ist nun die neue Landesregierung auf gefordert, solche Missstände nicht mehr zuzulassen, parteipolitische Einmischungen zu vermeiden, und vor allen Dingen jeglichen Kotau in Richtung Osten zu unterlassen. Es darf nicht vergessen werden, dass die Vertriebenen die Ersten waren, die hier nach 1945 slawische Kultur populär machten und im wahrsten Sinne europäische Brückenbauer waren. Joachim Georg Görlich Preisgünstige Busreisen nach Schlesien! Seit mehr als 30 Jahren. Bad Altheide Komfortable neue Pension mit HP inkl. 1 Rundfahrt alle Zimmer WC/Dusche € 298,00 Termin: 13.08 . – 18.08.2005 Breslau 4-Sterne-Hotel mit HP inkl. 1 Rundfahrt alle Zimmer WC/Dusche € 339,00 Termin: 31.08. – 04.09.2005 Waldenburg Neues 3-Sterne-Hotel mit HP inkl. 1 Rundfahrt alle Zimmer WC/Dusche € 297,00 Termin: 31.08. – 04.09.2005 Schlesische Nachrichten 15/16/2005 Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, G 9638 Impressum: Schlesische Nachrichten, Zeitung für Schlesien, vereint mit Oberschlesischer Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e. V., vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter, Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290. Redaktion: Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteurin), Damian Spielvogel, Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien (Landsmannschaft Schlesien). Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-190, E-Mail: [email protected]. Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen der Schlesischen Nachrichten ist bei Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet. Texte und Anzeigen: Cilly Langschwager, Telefon (0 22 44) 92 59-295, Fax (0 22 44) 92 59-190, E-Mail: [email protected]. Bestellungen bei der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien · Bezugspreis: Einzelexemplar 2,00 Euro, 1,30 Zloty; Jahresabonnement 40,00 Euro · Erscheinungsweise: zweimal im Monat; Abonnementskündigung nur bis zum 30. November eines laufenden Jahres für das kommende Jahr möglich. Für unverlangte Manuskripte und Bilder wird keine Haftung übernommen. Unverlangt eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher können nur zurückgeschickt werden und Zuschriften sowie Anfragen können nur beantwortet werden, wenn ausreichend Rückporto beiliegt. 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