Schleuse Kostheim und Eisenbahnbrücke
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Schleuse Kostheim und Eisenbahnbrücke
Schleuse Kostheim und Eisenbahnbrücke Schleuse Kostheim Kurz vor dem Erreichen des Rheins an der Mainspitze, gegenüber von Mainz, bei Mainkilometer 3,2, befindet sich die letzte von 34 Schleusen des 524 Kilometer langen Mains, dem größten Nebenfluss des Rheins. Beherrschten in der Vergangenheit Flößer, Schiffer und Fischer das Bild, so kann man heute moderne Passagierschiffe sowie Fracht- und Tankschiffe bestaunen, die diese Wasserstraße und die Schleuse Kostheim benutzen. Diese Schleuse ist eine der verkehrsreichsten im deutschen Wasserstraßennetz und wurde im Jahre 2003 von 24.104 Schiffen mit 17.081.000 Tonnen Fracht passiert. Die Schiffe kamen aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz und Österreich. Als Haupttransportgüter waren Erdöle, Mineralölerzeugnisse und Gase mit 4.149.000 Tonnen sowie Steine und Erden (einschließlich Baustoffe) mit 3.053.000 Tonnen zu verzeichnen. Mit der Bedeutung des Mains als Handelsstraße wurde dieser zwischen 1883 und 1886 mit fünf Schleusen aufgestaut. Die erste Kostheimer Schleuse hatte eine Schleusenkammer und ein Nadelwehr. Zwischen 1913 bis 1921 wurde eine zweite Kammer gebaut. Die heutige Staustufe hat drei Walzenwehre und zwei große Schleusenkammern. Die südliche Kammer ist 339m lang, die größte Spundweite beträgt 20m und die Tore sind 12m breit. Die zweite Kammer ist sogar 342 m lang und kann bei Bedarf in eine Oberkammer (112m) und eine Unterkammer unterteilt werden. Daneben gibt es eine ca. 22 Meter lange und 3,50 m breite Bootsschleuse. Der Höhenunterschied beträgt 3,74 m. Die Hub- bzw. Senkgeschwindigkeit liegt bei 0,3 m pro Minute. Von der die Schleuse und das Wehr und somit den Main überspannenden Fußgängerbrücke lassen sich die Schleusvorgänge, das Festmachen sowie das Heben und Senken der Schiffe gut beobachten. Seite 1 von 2 Schleuse Kostheim und Eisenbahnbrücke Eisenbahnbrücke Kostheim Baujahr: 1904, erbaut durch MAN-Gustavsburg, Eigentümer: DB-AG Die Brücke entstand im Zuge der Neuordnung des Eisenbahnnetzes rund um den überlasteten Mainzer Hauptbahnhof, zeitgleich mit der Kaiserbrücke über den Rhein. Sie ist eine äußerst markante, vierbogige Stahlbrücke mit einer Länge von ca. 30 m. Die Auflager und Brückenportale bestehen aus rotem Sandstein. Das schmiedeeiserne Geländer weist Anklänge an den Jugendstil auf. http://www.route-der-industriekultur-rhein-main.de/ Seite 2 von 2 Die Waldspirale in Darmstadt – Friedensreich Hundertwasser Friedensreich Hundertwasser wurde am 15.12.1928 als Friedrich Stowasser geboren. Seine Mutter war Jüdin, sein Vater starb nur wenige Tage nach seiner Geburt an Blinddarmentzündung. Im Jahr 1943 wurden 69 seiner Verwandten von den Nationalsozialisten ermordet; seine Mutter und er blieben verschont. Ab etwa 1948 signierte er seine Werke mit dem Künstlernamen Hundertwasser. Seinen Vornamen änderte er während seiner Ehe mit der Japanerin Yuku Ikewada, die von 1962 bis 1966 währte. Er übersetzte seinen Vornamen in die japanischen Schriftzeichen für „Frieden“ und „reich“. Friedensreich Hundertwasser Hundertwasser war Architekt, Bildhauer und Maler. Sein Streben galt stets danach, Elemente der Natur in sein Schaffen einzubinden und zudem umweltschonende Baustoffe zu verwenden. Den Kreislauf der Natur respektierte er beispielweise mit seinem „Manifest für die Humustoilette“. In seinem Domizil der letzten Lebensjahre auf Neuseeland hatte er eine Wasserversorgung mit Quellwasser und eine Pflanzenkläranlage eingebaut. In seinen Werken vermied und verpönte er die gerade Linie, da sie in der Natur nicht vorkomme. Hingegen bevorzugte er die Spirale, „weil sie sich Zeit nimmt, um einen Weg zwischen zwei Punkten zurück zu legen.“ In seinem „Verschimmelungsmanifest“ aus dem Jahr 1958 hatte er diese Grundgedanken seiner Philosophie erstmals niedergeschrieben. Weiterhin war die Zwiebel für ihn ein Symbol der Natur und der Fruchtbarkeit. Ihre Form erinnere an den Bauch einer Schwangeren. Hundertwasser gestaltete insgesamt 37 Bauwerke, von denen einige nicht neu gebaut sondern umgestaltet wurden. Das erste bekannte Gebäude wurde das Hundertwasserhaus im Waldviertel in Wien. Er gestaltete Gebäude mit den verschiedensten Zwecken wie zum Beispiel ein Getreidesilo in Krems, eine Autobahnraststätte in Bad Fischau, eine Müllverbrennungsanlage mit Fernheizwerk in WienSpittau (Bild rechts) oder den Bahnhof in Uelzen. Bekannt ist auch die grüne Zitadelle in Magdeburg, die einen früher dort stehenden Plattenbau ersetzte. Nachdem er beispielsweise ein Gymnasium in Wittenberg umgestaltet hatte, wurde berichtet, dass der Vandalismus an den Gebäuden erheblich zurückgegangen sei. Er gestaltete die offiziellen Plakate für die Olympischen Spiele 1972 in München und entwarf mehrere Briefmarken. Er entwickelte einen Entwurf für die äußere Gestaltung einer Boeing 757 von Condor und gestaltete das Donauschiff Vindobona um. Hundertwasser hasste das Fliegen. Ab 1999 lebte er in Neuseeland, legte aber seine Überseereisen meist mit seinem umgebauten Schiff „Regentag“ zurück. Am 19. Februar 2000 starb er während einer Reise von Neuseeland nach Europa auf der Queen Elizabeth II an Herzversagen. Seite 1 Die Waldspirale in Darmstadt – Friedensreich Hundertwasser Die Waldspirale Der Bauverein 1864 Darmstadt wurde gegründet unter der Patenschaft der Prinzessin Alice. Ihrer Herkunft aus dem englischen Königshaus entsprechende unterstützte sie auch hier die Bestrebungen, den Arbeitern angemessene und bezahlbare Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Voraussetzung war dabei vor Allem, in den Wohnungen für entsprechende hygienische Voraussetzungen zu sorgen, also Toiletten und Versorgung mit Trinkwasser. Inschrifttafel des Bauvereins 1864 Im Jahr 1996 fand in Darmstadt eine Ausstellung statt, in der der Entwurf eines Wohnkomplexes von Friedensreich Hundertwasser vorgestellt wurde. Der Bauverein erklärte sich bereit, den Bau zu finanzieren. Das Hundertwasserhaus konnte zwar nicht dem ursprünglichen Zweck des Bauvereins dienen, Arbeiterwohnungen zur Verfügung zu stellen, aber zumindest wurde festgelegt, dass die Mieten für die Wohnungen den Level des örtlichen Mietpreisspiegels für gehobene Wohnungen nicht überschreiten. Von Oktober 1998 bis Mai 2000 wurde die Waldspirale auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofes gebaut. Sie enthält 105 Wohnungen, eine Tiefgarage, ein Cafe, ein Restaurant und einen kleinen Geschäftsraum. Offizielle Einweihung war im September 2000. Hundertwasser erlebte diese leider nicht mehr. Die Waldspirale ist eher in Form eines langgezogenen Hufeisens gebaut. An einem Ende auf Erdbodenniveau beginnend steigt das Gebäude an bis auf eine Höhe von 11 Stockwerken. Die gesamte Dachfläche ist begrünt. Am niedrigeren Teil befindet sich ein kleiner Zwiebelturm, in den das Cafe integriert ist. Von dort aus ist auch der untere Teil des Dachgartens als Außenterrasse begehbar. Während der Bauphase 1999 Gesamtansicht nach Fertigstellung Seite 2 Die Waldspirale in Darmstadt – Friedensreich Hundertwasser Auch der höchste Teil des Gebäudes ist bekrönt von einem (kleineren) Zwiebelturm. Darunter ist das Restaurant untergebracht ist, das sich über drei Stockwerke erstreckt. Auch hier dient ein Teil des Daches als Außenterrasse. Der Umgang zwischen den oberen Stockwerken führt durch das Freie und lässt einen schönen Ausblick über die Stadt zu. Hundertwasser definiert fünf Häute, in denen jeder Mensch lebt. Einerseits die eigene, natürliche Haut. Zum Zweiten die Kleidung, drittens die Wohnung, die den Menschen umgibt. Die vierte Haut ist das nähere Wohnumfeld, also ein Wohnblock, eine Wohnstraße beispielsweise. Und die fünfte Haut ist das globale Umfeld, in dem sich der Mensch bewegt. Seine Schlussfolgerung ist daher, dass die Häute immer so gewählt und gestaltet werden müssen, dass der Mensch sich darin wohlfühlt. Sein besonderes Augenmerk galt somit der dritten und vierten Haut, also der Wohnung und dem Wohnumfeld. Außentreppe mit geschwungenen Trittkanten Stilisierter Wassertropfen im Wegepflaster Entsprechend seiner Philosophie hat Hundertwasser jegliche gerade Linie an dem Gebäude vermieden. Sogar die Bepflasterung der Wege besteht aus geschwungenen Bögen, Spiralelementen und stilisierten Wassertropfen. Die Kanten der Außentreppen sind nicht streng waagrecht sondern geschwungen. Hundertwasser hat zahlreiche Säulen in den Bau einbezogen, von denen keine der Anderen gleicht. Säulen zieren jeweils die Hauseingänge, sind in die Fassaden einbezogen und finden sich auch innerhalb jeder Wohnung. Die Fenster aus heimischem Tannenholz sind jeweils grundsätzlich verschieden in der Form und alle haben einen unterschiedlichen Fenstergriff. Das Haus enthält in unterschiedlichen Abständen offene Nischen, in die ein kleiner Baum gepflanzt ist. Hundertwasser hat diese „Baummieter“ von Beginn an als Mitbewohner vorgesehen. Leider musste man feststellen, dass der Mangel an Regenwasser diese Bäume nur etwas kümmerlich wachsen lässt. Seite 3 Die Waldspirale in Darmstadt – Friedensreich Hundertwasser Das Haus wurde vollständig aus recyceltem Beton gebaut, dem nur minimal Ergänzungsbaustoffe (Sand, Zement) zugegeben wurden. Hundertwasser folgte damit Untersuchungen, die ergaben, dass damit die Baustoffkosten um bis zu 90% reduziert werden konnten. Die Außenhaut wurde nach Hundertwassers Vorstellung so gebaut, als stelle sie einen Teil der Erdkruste dar. So wurde einerseits ein rauer, mit Linien durchzogener Putz aufgebracht. Weiterhin wurden Farben aufgebracht, die jeweils ganz unterschiedliche Übergänge ähnlicher Farbtöne aufweisen. Diese sind jeweils in Bändern unterschiedlicher Grundfarben strukturiert, die von geschwungenen Linien von Kacheln voneinander getrennt sind. Ein "Baummieter" und ein gelber Schlussstein im Fenstersturz Die Farben ähneln also in ihren wechselnden Farbtönen einem frisch ausgegrabenen Erdaufschluss mit seinen bänderförmigen Farbstrukturen. Bei der Herstellung mussten daher die jeweiligen Farbstrukturen sozusagen vor Ort auf dem Gerüst gemischt werden. Hundertwasser hat in seinem Entwurf dafür gesorgt, dass ein Mitteldurchgang durch das Gebäude, gebildet durch zwei Unterführungen, für die Öffentlichkeit begehbar bleibt. Die beiden Innenräume bleiben den Bewohnern vorenthalten und weisen Kinderspielplätze und gemeinschaftlich nutzbare Nischen auf, so zum Beispiel einen kleinen Tempel. Durchzogen wird das Gelände durch einen kleinen Bachlauf, der von einem Teich ausgeht. Bänderförmige Farbstrukturen Hundertwasser hat viele der Fenster mit einem bunten Schlussstein im Fenstersturz versehen; einem Schmuckelement, das in Form von bunten Kacheln wie eine Krawatte das Fenster bekrönt. Seiner Ansicht nach bedeutet dieser Schmuck für ein Fenster das Gleiche wie die Krawatte für einen gut gekleideten Mann. So sind diese Schmuckelemente über jedem Fenster in Farbe und Form auch leicht unterschiedlich. Hundertwasser prägte in seinen Werken den Begriff „dunkelbunt“. Er hat häufig schwarze Farbelemente in seine Werke eingebracht, mit denen er die dazwischen befindlichen bunten Farben noch mehr zum Leuchten bringen wollte. Teich als Ausgangspunkt des Bachlaufs am niedrigsten Punkt des Gebäudes Stilisierter Elefant - Markenzeichen der Firma Caparol; Pflaster im Durchgang Seite 4 Die Waldspirale in Darmstadt – Friedensreich Hundertwasser Säulen als Elemente in der Außenfassade… ...und in der Gestaltung der Innenräume (Verkaufsraum) Innenraum mit Spielplatz und dem "Gemeinschaftstempel" Seite 5 Die Waldspirale in Darmstadt – Friedensreich Hundertwasser Kleiner Turm mit Cafe Säule an einem Wohnungseingang Durchgang mit einem Baum im Pflaster Seite 6 Die Waldspirale in Darmstadt – Friedensreich Hundertwasser Blick auf des Dach vom Umgang vor dem Restaurant Ostseite Blick auf Cafe und Restaurant Seite 7