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Test 14 Bremsbeläge + MontageTipps kurz & knapp Jens Klötzer Dirk Zedler (Montage-Tipps) Bunte Mischung Viele Firmen bieten Alternativen zu den Standard-Bremsbelägen von Shimano, Campagnolo oder SRAM. Lohnt sich der Wechsel? Wir haben 14 Nachrüst-Beläge einem ausführlichen Vergleichstest unterzogen 40 TOUR 3-2012 Von den Austauschbelägen können nur wenige wirklich überzeugen: Die Bremskraft der Referenzbeläge von Shimano erreichen nur zwei Produkte. Bei Nässe haben weiche Spezialbeläge Vorteile, jedoch geht das meist zu Lasten der Dosierbarkeit der Bremsen oder führt zu höherem Verschleiß der Beläge. Foto: Greber Text Die Testergebnisse im Überblick Hersteller BBB BBB Contec Contec Contec Modell Bezug/Info TechStop www.sportimport.de 7,95 Euro TechStop HP www.sportimport.de 9,95 Euro CBS-150 www.contec-parts.de 23,90 Euro* BS-170 www.contec-parts.de 29,90 Euro* BS-180 www.contec-parts.de. 27,90 Euro* Preis (4 Stück) Bewertung** Bremskraft trocken 1,0 2 ,0 3,0 3,0 2 ,0 Bremskraft nass 3,0 2 ,0 3,0 3,0 3,0 Dosierbarkeit 1,0 2 ,0 2 ,0 3,0 3,0 Belagsverschleiß 1,0 2 ,0 3,0 2 ,0 3,0 Felgenverschleiß 4,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,9 1,9 2,6 2,7 2,5 Sehr harter Belag, die gute Bremsleistung im Trockenen fällt bei Nässe ab. Hoher Felgenverschleiß: lagert auffällig viele Aluspäne im Belag ein. Dunkelblaue, weiche Gummi mischung mit ausgewogenen Eigenschaften. Akzeptabler Eigenverschleiß – greift die Felge dennoch kaum an. Aufwendig gefertigt mit verschiedenen Gummi mischungen. Bremskraft mäßig, hoher Eigenverschleiß, aber sehr felgenschonend. Bremsleistung und Dosier barkeit Mittelmaß, dafür relativ haltbar und sehr felgenschonend. Teuer, da nur mit Bremsschuhen lieferbar. Eine aufwendige Lippe soll das Verhalten bei Nässe ver bessern, die Wirkung ist zweifelhaft. Hoher Eigenverschleiß, dafür schonend zur Felge. Hersteller Jagwire Jagwire Kool-Stop Kool-Stop Kool-Stop Modell Bezug/Info Basic Comp www.mcg-parts.de 7,50 Euro Sleek Pro www.mcg-parts.de 10,90 Euro Triple Compound www.bbf-bike.de 26,00 Euro* Dual Compound www.bbf-bike.de 21,80 Euro* Salmon www.bbf-bike.de 19,80 Euro* TOUR-Note Fazit Preis (4 Stück) Bewertung** Bremskraft trocken 3,0 1,0 2 ,0 2 ,0 2 ,0 Bremskraft nass 3,0 3,0 1,0 2 ,0 2 ,0 Dosierbarkeit 2 ,0 2 ,0 2 ,0 3,0 2 ,0 Belagsverschleiß 2 ,0 2 ,0 2 ,0 1,0 3,0 Felgenverschleiß 2 ,0 2 ,0 1,0 1,0 1,0 TOUR-Note Fazit 2,6 2,O Günstiger Belag ohne separaten Bremsschuh. Bremskraft ausreichend, Dosierbarkeit und Verschleißverhalten okay. Günstiger Ersatz fürs Zweitrad. Schönwetterbelag: hohe Trockenbremskraft, mäßig bei Nässe. Sonst ausgewogene Performance und gutes PreisLeistungs-Verhältnis. 1,6 Gutes Trocken- und bestes Nassbremsverhalten, gut dosierbar und dabei felgenschonend. Der Testsieger in diesem Vergleich. 2,O Gute Bremsleistung, Dosierbarkeit lässt bei hoher Leistung jedoch nach. Felgenschonend, dennoch erstaunlich gutes Verschleißverhalten. 2,O Sehr weich und felgen schonend – insgesamt aus gewogene Leistungen bei Trockenheit und Nässe. Verschleißt aber recht schnell. * Preis inkl. Bremsschuhe. Bremsbeläge zum Nachrüsten sind oft günstiger als die originalen Beläge der großen Drei – Shimano, Campagnolo und SRAM. Und gerade bei Verschleißteilen ist die Versuchung groß, zum preiswerteren Produkt zu greifen. Die Komponentenhersteller empfehlen ausnahmslos, Originalbeläge zu verwenden. Geht’s da vor allem ums Geld – oder auch um die Sicherheit? Immerhin kann an den unscheinbaren, kleinen Klötzen bisweilen ein Leben hängen. Unser Test soll Klarheit schaffen. Wir haben 14 Nachrüstbeläge für Alu-Felgen von verschiedenen Anbietern zum TOUR-Test auf den Bremsenprüfstand geladen und mit den Originalbelägen der gängigsten Bremsen ver glichen. Vom steinharten, schwarzen Brikett über leuchtend roten Weichgummi bis hin zum dreifarbigen TripleCompound-Belag ist alles dabei. Wie beim Reifen kommt es beim Bremsbelag auf die richtige Gummimischung an: Die geforderten Eigenschaften widersprechen sich, die Kombination aus hoher Bremskraft bei Trockenheit und Nässe sowie gleichzeitig geringem Verschleiß an Felgenflanke und Belag ähnelt der Quadratur des Kreises. ** Gewichtung siehe Kasten „So testet TOUR“. Keine Überflieger Unsere Versuche zeigen vor allem eines: Kaum einer der Nachrüstbeläge erreicht das Bremskraftniveau der Originalstopper von Shimano, SRAM oder Campa. Vor allem auf trockener Alu-Felge sind die Serienbeläge von Shimano (R55 C3) das Maß der Dinge. Wirklich bedenkliche Schwächen leisten sich die Konkurrenten aber 3-2012 TOUR 41 Die Testergebnisse im Überblick Hersteller Swissstop/sram Swissstop Xtreme/Rose Xtreme Shimano Modell Bezug/Info Flash Pro GHP2 www.tunds.com 23,90 Euro Flash Pro schwarz www.tunds.com 22,90 Euro High Performance Pads www.roseversand.de 7,00 Euro Bite Pad – Rot www.roseversand.de 10,80 Euro R55 C3 www.paul-lange.de 19,90 Euro Preis (4 Stück) Bewertung** Bremskraft trocken 2 ,0 1,0 3,0 2 ,0 1,0 Bremskraft nass 2 ,0 2 ,0 2 ,0 2 ,0 2 ,0 2 ,0 Dosierbarkeit 2 ,0 2 ,0 2 ,0 3,0 Belagsverschleiß 1,0 1,0 2 ,0 3,0 1,0 Felgenverschleiß 2 ,0 2 ,0 2 ,0 1,0 2 ,0 1,9 1,6 2,3 Haltbarer Belag mit guten Leistungen, aber nicht so bissig wie das schwarze Pendant. Neigt beim starken Bremsen zum Quietschen. Teuer. Hohe Bremskraft und sehr gute Dosierbarkeit auch bei hohen Bremskräften, dazu sehr haltbar. Leichter AluAbrieb nach den Tests. Teuer. Sehr preiswerter Ersatz-Belag, eher mäßige Bremskraft im Trockenen, Bremsleistung im Nassen sowie Verschleißverhalten jedoch akzeptabel. TOUR-Note Fazit * Preis inkl. Bremsschuhe. 1,6 2,2 Weicher Nassbremsbelag. Bremskräfte gut, bei hoher Leistung schlecht dosierbar. Hoher Eigenverschleiß, aber felgenschonend. Der Referenzbelag: sehr gute Leistungen bei Trockenheit und wenig Eigenverschleiß. Etwas weniger Power bei Nässe, dafür felgenschonender. ** Gewichtung siehe Kasten „So testet TOUR“ . Testsieger von etablierten Anbietern Als bester Allrounder erweist sich – auf dem Niveau der Serienbeläge – der Triple-Compound-Belag von KoolStop. Er bietet etwas weniger Power im Trockenen, kann aber bei Nässe seine Stärken ausspielen und schont die Felge. Auf Augenhöhe platziert sich der bis 2010 von SRAM verbaute graue Flash-Pro von SwissStop mit sehr hoher Bremspower und guter Dosierbarkeit. Knapp dahinter die preisgünstigen BBB-Beläge: Der leistungsstarke, aber wenig felgenfreundliche schwarze TechStop und der sehr weiche, blaue TechStop HP. Bestätigt hat sich auf dem Prüfstand auch, dass die bei den aktuellen SRAM-Gruppen verwendete Mischung GHP2 von SwissStop auf trockener Felge nur gutes Mittelmaß erreicht, und damit schlechter bremst als der sehr bissige, graue Vorgänger. Ein besseres Nassbremsverhalten oder bessere Dosierbarkeit konnten wir nicht reproduzieren. 42 TOUR 3-2012 Aufwendige Messtechnik: der Bremsenprüfstand bei TOUR So testet tour Die Bremsleistung wurde mit einheitlicher Bremse und passendem Bremshebel (SRAM Force) gemessen. Vor jedem Versuch haben wir die Felge mit Waschbenzin gereinigt, anschließend den Belag mit 20 Vollbremsungen auf der Felge eingebremst. Jede Messreihe umfasst je fünf Bremsungen bei trockenen und nassen Bedingungen mit einer Handkraft von 100 Newton und einer Geschwindigkeit des Laufrades von 45 km/h. Der Belagsverschleiß wurde anhand der Dicke des Bremsbelags vor und nach den Messungen bestimmt, der Felgenverschleiß anhand der sichtbaren Metallpartikel in der Belagsoberfläche beurteilt. Gewichtung der Einzelnoten: Bremskraft trocken und nass je 30 %, Dosierbarkeit 20 %, Belags- und Felgenverschleiß je 10 %. Foto: Borchers nicht: Mit allen lässt sich bei akzeptablem Krafteinsatz noch eine Vollbremsung hinlegen. Bei Nässe ziehen ei nige Gummis mit den Serienbelägen gleich, zum Teil erreichen sie sogar höhere Bremskräfte – dabei handelt es sich um die besonders weichen Spezialbeläge von BBB, Kool-Stop und Rose. Nachteile der flexiblen Mischungen: Sie saugen sich mitunter regelrecht an der Felgenflanke fest und lassen sich deshalb bei hohen Bremskräften nicht mehr gut dosieren. Außerdem verschleißen sie relativ schnell und müssen öfter ausgetauscht werden. Andererseits schonen die weichen Gummis die Felge. Harte Beläge hingegen greifen die Felgen mitunter stark an, indem sie, fürs bloße Auge sichtbar, Alu-Späne aus der Felge reißen und einlagern. Als Folge kratzen oder kreischen die Bremsen und lassen in ihrer Wirkung stark nach, die Metallpartikel fräsen regelrechte Riefen in die Bremsflanken. Die schwarzen TechStop-Gummis von BBB und die High Performance Pads von Rose sind diesbezüglich besonders aggressiv und zwingen zum häufigen Abschleifen oder Austauschen der Beläge. Bremsbeläge austauschen 1 Schrauben Sie die kompletten Bremsbeläge ab, so können Sie gleich Bremse und Träger säubern. Drehen Sie die Stellschraube für die Zugspannung etwas ein und öffnen Sie den Spannhebel wie beim Rad ausbau üblich. Lösen Sie dann die Belagschrauben. 2 Bei Bremsbelägen von Shimano und SRAM wird der Belag mit einer Innensechskantschraube im Belagsträger fixiert. Lösen Sie die Schraube, ziehen Sie den Belag heraus und merken Sie sich die Kontur sowie die Pfeilrichtung des Belags. fü r begabte hobbymechanike r 3 Werkzeug Schieben Sie einen passenden neuen Belag in den Träger. Sichern Sie ihn mit einer neuen, mit Schraubensicherung versehenen Schraube (erkennbar am farbig-transparenten Überzug). Sollten Sie die gebrauchten Schrauben verwenden, tragen Sie frische Sicherungsmasse auf. • Innensechskantschlüssel • Drehmomentschlüssel • Schraubendreher • Rohrzange H i l f ssto f f e • flüssige Seife Tipps BREMST NICHT? 4 Zwischen Belagsträger und Bremskörper kommt eine nach innen gewölbte Beilagscheibe, mit deren Hilfe sich der Belag exakt zur Bremsflanke ausrichten lässt. Drehen Sie die Befestigungsschraube erst nur leicht an, damit Sie den Winkel anpassen und die Beläge ausrichten können. Der Belag darf nicht über die Brems fläche der Felge hinausragen. 5 Achten Sie auf die seitenrichtige Anordnung der Belags träger. Die geschlossene Seite zeigt in Fahrtrichtung nach vorne, die offene nach hinten. So wird der Belag beim Bremsen in den Träger hineinund nicht herausgezogen. Richtig montiert, folgt die Krümmung der Belagsträger dann dem Felgenrund. 6 Ziehen Sie den Bremshebel, um die Beläge in ihrer Posi tion festzuhalten. Drehen Sie die Schrauben mit einem Drehmoment von 5 bis 7 Nm (Shimano und SRAM) bzw. 8 Nm (Campagnolo) fest. Quietschen die Bremsen, können Sie die Beläge leicht V-förmig anstellen, sodass sie im vorderen Bereich zuerst anliegen. Reinigen Sie die Bremsflanken mit Spiritus oder speziellem Felgenreinigungsgummi. Schmirgeln Sie die oberste Schicht der Beläge ab. ES SCHABT? Geräusche beim Bremsen deuten auf Einlagerungen in den Belägen hin: kleine Steine oder Alu-Partikel aus der Oberfläche der Felgenflanke. Sofort entfernen! kontro l l e Fotos: Heidelbach 7 Schließen Sie die Entspannvorrichtung und kontrollieren Sie den Abstand der Beläge zu den Felgenflanken und die Funktion der Bremse. Korrigieren Sie gegebenenfalls den Weg des Bremshebels oder unterschiedliche Abstände der Beläge zur Felge durch Drehen an den Einstellschrauben am Bremskörper. 8 Beläge von Campagnolo und manche Tuning-Bremsen werden nicht von Sicherungsschrauben gehalten, sondern durch eine sehr enge Passung im Belagsträger. Um den Belag herausschieben zu können, spannen Sie den Träger mit eingedrehter Schraube in den geschützten Schraubstock. 9 Geben Sie etwas flüssige Seife auf Träger und neuen Belag und schieben Sie ihn so weit wie möglich hinein. Auf den letzten Millimetern hilft eine Wasserpumpenzange. Legen Sie zum Schutz vor Kratzern einen Lappen oder Pappe zwischen Belaghalter und Werkzeug. Waschen Sie danach die Seife gründlich ab. Absolvieren Sie nach dem Belagwechsel einige Probebremsungen abseits des Straßenverkehrs. Überprüfen Sie nach 100 bis 300 Kilo metern die Schrauben. Kontrollieren bzw. justieren Sie regelmäßig den Leerweg am Hebel, damit Ihnen immer – vor allem aber in Gefahren situationen – die volle Bremskraft zur Verfügung steht. 3-2012 TOUR 43