Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen
Transcrição
Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen
Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:09 Uhr Seite 1 Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt Tätigkeitsbericht des LAGB 2003 / 2004 Halle, September 2005 Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:09 Uhr Seite 2 Mitteilungen zu Geologie und Bergwesen von Sachsen-Anhalt, Band 8 ISSN 1861-8723 Tätigkeitsbericht 2003/2004 des Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt Herausgeber: Präsident: Redaktion: Redaktionsschluß: Titelbild: Druck: Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt Köthener Str. 34, 06118 Halle / S. Tel. (0345) 52 12 - 0 Fax. (0345) 522 99 10 email: [email protected] A. Forker Dr. B.-C. Ehling 19.08.2005 Elisabeter-Schlotte, Schaubergwerk und Bergwerksmuseum Röhrigschacht, Wettelrode (Foto: M. Pfefferkorn) Druckerei Teichmann, Halle Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren allein verantwortlich. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Übersetzung, Nachdruck, Vervielfältigung sowie die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen – auch nur auszugsweise – ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers möglich. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:09 Uhr Seite 4 5 Inhaltsverzeichnis BERTHOLD, U., BRANDT, M., SCHAAR, U., DESSELBERGER, U., POSCHWALD, P., MEYER, G. & JOST, G. Tätigkeitsbericht der Bergverwaltung für die Jahre 2003 / 2004 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 JOST, G., FRIEDEL, C.-H. & RAPPSILBER, I. Stubensandabbau Badeborn - Ergebnisse bergmännischer und geowissenschaftlicher Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 SCHUBERTH, K. Geologische Karte von Sachsen-Anhalt im Maßstab 1 : 25 000 (Vorläufige Ausgabe / GKV 25), Blatt 4344 Züllsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 STOTTMEISTER, L. Geologische Karte von Sachsen-Anhalt im Maßstab 1 : 25 000, Blatt 3732 Helmstedt . . . . . . . . 61 HARTMANN, K.-J. & HELBIG, H. Bodenkundliche Grundlagen und thematische Bearbeitungen - Stand und Ausblick . . . . . . . . . . 65 KAINZ, W. Erfassung des aktuellen Zustandes der Böden in Sachsen-Anhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 STEDINGK, K. & PRÄGER, R. Die neuen lagerstättengeologischen Übersichtskarten für Sachsen-Anhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 HEROLD, U. & STROBEL, G. Der Subrosionskataster Sachsen-Anhalt - Baustein des Fachinformationssystems Ingenieurgeologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 BALASKE, P. Darstellung der Geologischen Oberflächenkarte im Planungsbereich der Bundesautobahn A 14 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 RAPPSILBER, I. Inbetriebnahme einer seismologischen Station des LAGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 HECKNER, J., RAPPSILBER, I., STROBEL, G., LINDNER, U. & SCHICHT, T. Seismische Tomographie des Quedlinburger Schlossbergs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:09 Uhr Seite 6 7 Vorwort Der Bergbau in SachsenAnhalt hat traditionell einen festen Platz in der Wirtschaftsstruktur des Landes. Zurzeit gibt es mehr als 300 Gewinnungsstätten. Damit die Geopotentiale der Region auch künftig nachhaltig genutzt werden können, ist die Erforschung und Erkundung des Untergrundes, der Schutz der Rohstoffe (Bodenschätze) und ihr optimaler, umweltschonender Abbau unerlässlich. Die Voraussetzungen für eine langfristige Lagerstättennutzung unter Einhaltung hoher Umweltstandards sind gut, denn die Bergbauindustrie hat in den letzten 15 Jahren erhebliche Mittel in moderne Betriebsanlagen und Technologien investiert. Sachsen-Anhalts Bergbau leistet in den Bereichen Kali- und Steinsalz, Braunkohle, Erdgas, Kavernenspeicherung sowie bei Steinen und Erden einen beachtlichen Beitrag vor allem bei der Versorgung der Energiewirtschaft, der chemischen Industrie, der Bauwirtschaft und der Landwirtschaft. Die jährliche Förderung von ca. 2,5 Mio. Tonnen Kalisalz in Zielitz bei einer Exportrate von 95 Prozent ist auch im Vergleich mit anderen Bundesländern herausragend. Die Geopotentiale unseres Bundeslandes werden auch anderweitig genutzt, zum Beispiel bei der kommunalen Entwicklung, der Infrastruktur, der Wasserwirtschaft, der Landwirtschaft und für den Tourismus. Sie prägen auch die landschaftliche Vielfalt und Schönheit des Landes. Naturkatastrophen und die Diskussion über Anzeichen und Ursachen für einen Klimawandel führen zu einem verstärkten Interesse an Kenntnissen über Georisiken. Solche Kenntnisse sind zugleich unerlässlich zur Beurteilung von Langzeitwirkungen bei Großprojekten mit Eingriffen in die Natur. Das Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB) legt mit seinem Bericht 2005 eine Bilanz seiner Arbeit in den Jahren 2003 und 2004 vor. Im Bericht wird deutlich, dass das Amt zahlreiche und oft komplizierte Genehmigungsverfahren zu bergbaulichen Vorhaben zu bewältigen hatte. Mit seinen Entscheidungen hat das Landesamt beträchtliche wirtschaftliche Aktivitäten von Unternehmen ermöglicht. Das gilt gleichermaßen für die zeitnahe Beratung bzw. Bereitstellung detaillierter Daten zum geologischen Untergrund, insbesondere bei der Landes- und Regionalplanung und bei landesbedeutsamen Investitionsvorhaben. Ein zentrales Anliegen des Amtes ist der Arbeitsschutz, also die Beaufsichtigung der bergbaulichen Arbeiten. Vom Landesamt eingeleitete Aktivitäten zur Gefahrenabwehr auf dem Gebiet des untertägigen Altbergbaus belegen, dass auch hier zielstrebig das Gefahrenpotential reduziert wurde. Auf unvorhersehbare Schadensereignisse der öffentlichen Sicherheit wurde schnell reagiert. Anzuerkennen ist auch das Engagement, die digitalen geowissenschaftlichen Fachinformationssysteme immer auf dem Laufenden zu halten. Das versetzt das Landesamt in die Lage, jetzt und in Zukunft alle landesspezifischen geowissenschaftlichen Fragen rasch und kompetent zu beantworten. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:09 Uhr Seite 8 9 Tätigkeitsbericht der Bergverwaltung für die Jahre 2003 / 2004 UWE BERTHOLD, Michael BRANDT, Ulf DESSELBERGER, Gerhard JOST, Gerald MEYER, Peter POSCHWALD & Uwe SCHAAR Dezernat 41 – Steine- und Erdenbergbau UWE BERTHOLD & Michael BRANDT Sachsen-Anhalt verfügt über große und werthaltige, oberflächennahe Steine- und ErdenLagerstätten, die für die Bau- und Rohstoffwirtschaft gute Voraussetzungen für eine wirtschaftliche und bedarfsgerechte Marktversorgung bieten. Wirtschaftliche Bedeutung haben insbesondere die Lagerstätten von: • Kiesen und Kiessanden (wichtigster Massenrohstoff des Landes), • Quarzsanden (u.a. zur Herstellung von Spezialprodukten, Abb. 1), • Tonen (einschl. Spezialtonen und Kaolin für keramische Produkte), • Kalksteinen (für die Zementindustrie von überregionaler Bedeutung) und • Hartgesteinen (z.B. Quarzporphyr für hochwertige Schotter und Splitte sowie Werk- und Dekosteine), die in sehr guter Qualität anstehen und gewonnen werden. Das Dezernat 41 beaufsichtigt dabei nur die Unternehmen des Steine- und Erdenbergbaues, die den Regelungen des Bundesberggesetzes unterliegen (Tab. 1). Von den in Sachsen-Anhalt insgesamt betriebenen etwa 260 Gewinnungsstellen der Steine- und Erdenindustrie standen im Berichtszeitraum ca. 220 Gewinnungsbetriebe unter Bergaufsicht. Die in diesen Betrieben gewonnenen Rohstoffe werden vielfältig verwendet. Ein Schwerpunkt ist dabei der Einsatz von Kiessanden, Kalk- und Hartgestein als Massenrohstoff insbesondere in der Bauindustrie (Abb. 2). In veredelter Form (z.B. als Splitte) werden diese Rohstoffe im Straßenbau und als Zuschlagstoffe für die Betonproduktion eingesetzt. Kalkstein wird zusätzlich als Ausgangstoff für die Soda- und Zementherstellung und auch als Düngemittel genutzt. Die in Sachsen-Anhalt gewonnenen Quarzsande besitzen eine ausgezeichnete Qualität und kön- nen auch als Ausgangstoff für die Glasherstellung dienen. Die gewonnenen Tone werden in der Ziegelindustrie zu Mauer- und Dachziegeln sowie in der keramischen Industrie zu Fliesen weiterverarbeitet oder direkt als Abdichtmaterial für Deponien und wasserbauliche Anlagen genutzt. Ein wichtiges Einsatzgebiet der Rohstoffe der Steine- und Erdenindustrie war dabei im Berichtszeitraum die Wiederherstellung bzw. Neuerrichtung von Hochwasserschutzanlagen der hochwassergefährdeten Gebiete im Land als Folge der Hochwasserkatastrophe an Mulde und Elbe im Sommer 2002. Bergaufsicht und Betriebsplanverfahren, sonstige Genehmigungen Die bergbehördliche Aufsicht über den Steineund Erdenbergbau im Land Sachsen-Anhalt wurde im Berichtszeitraum durch das Dezernat 41 ausgeübt. Die wichtigsten Aufgaben des Dezernates sind: • Entscheidungen über die Zulassung von Haupt-, Sonder-, Abschluss- und fakultativen Rahmenbetriebsplänen, • Wahrnehmung der Bergaufsicht vor Ort in den Betrieben, die dem Bundesberggesetz (BBergG) unterliegen, • Umsetzung der einschlägigen Bergverordnungen, • Entscheidungen über Anordnungen nach BBergG, • Entscheidungen über die Genehmigung nach weiteren, in die Zuständigkeit des LAGB fallenden Rechtsvorschriften, wie dem Umweltrecht, dem technischen und sozialen Arbeitsschutz, dem Sprengstoffrecht, Gefahrstoffrecht, Chemiekalienrecht usw., • Überwachung der Einhaltung der sonstigen in die Zuständigkeit des LAGB fallenden gesetzlichen Bestimmungen in den Betrieben des Aufsichtsbereiches, • Entscheidungen über die Erteilung wasserrechtlicher Erlaubnisse für Gewässerbenutzun- Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:09 Uhr Seite 10 10 11 Tab. 1: Die Gesamtförderung an Steine und Erden in den der Bergaufsicht unterliegenden Betrieben in Sachsen-Anhalt. Jahres-Rohstoff-Förderung (Verwertbarer Rohstoff) Kiese und Kiessande Schotter und Splitt / Werk- und Dekosteine Kalkstein Quarz und Quarzsand / Quarzit Kaolin / Ziegelton / Spezialton Sonstige (Torf) Summe gen und Registrierung und Beantwortung von Anzeigen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen in Betrieben, die dem BBergG unterliegen, • Entscheidungen über die Erteilung naturschutzrechtlicher Eingriffsgenehmigungen, • Untersuchungen von Unfällen und Betriebsereignissen. Abb. 1: Quarzsandförderung mittels Schaufelradbagger in den Quarzwerken Weferlingen. Abb. 2: Kalksteinförderung im Tagebau Meyhen 2. Durch die Mitarbeiter des Dezernates 41 wurden im Rahmen der Wahrnehmung der Bergaufsicht gemäß § 69 BBergG im Jahr 2003 250 und im Jahr 2004 293 Befahrungen in den einzelnen Bergbaubetrieben realisiert. Diese dienen in erster Linie der präventiven Kontrolle der Sicherheit und Ordnung in den Betrieben, der Einhaltung gesetzlicher und genehmigungsrechtlicher Bestimmungen sowie des Arbeitsschutzes vor Ort und der Betriebssicherheit. Dabei mussten im Berichtszeitraum auch 2 Unfälle und ein besonderes Betriebsereignis untersucht werden. In einem Fall aus dem Jahr 2003 wurde die Staatsanwaltschaft bei der Ermittlung der Unfallursache eines tödlichen Arbeitsunfalls in einem Kalksteintagebau von einem Mitarbeiter des Dezernates 41 in der Funktion als Ermittlungsperson der Staatsanwaltschaft unterstützt. Der Unfallablauf lässt sich nach den vorliegenden Erkenntnissen folgendermaßen zusammenfassen: Da an einem Prallbrecher eine Störung auftrat, hatte der später Verunfallte offensichtlich zu Reinigungsarbeiten den Prallbrecher geöffnet und war in den Brecher gestiegen, ohne den Brecherrotor festzulegen und zu verriegeln. Während der Ausführung der Arbeiten bewegte sich der ausgeschaltete Rotor des Brechers von selbst, so dass der Verunfallte zwischen Rotor und Stator eingeklemmt wurde und sich dabei 2003 [Mio. t] 15,0 11,4 11,1 1,1 0,7 0,001 39,3 2004 [Mio. t] 13,8 12,0 10,4 1,1 0,6 0,001 37,9 tödliche Kopfverletzungen zuzog. Eine technische Überprüfung des Prallbrechers ergab keine Beanstandungen. Die Ermittlungen wurden inzwischen durch die Staatsanwaltschaft eingestellt. Im Ergebnis ist festzustellen, dass Eigenverschulden des Verunfallten vorlag. In einem weiteren Fall aus dem Jahr 2003 war ein Sprengereignis mit überweitem Steinflug bis in eine Ortschaft zu untersuchen, wobei eine erhebliche Gefährdung für unbeteiligte Personen und Sachschäden an Gebäuden und Privatfahrzeugen der Anwohner auftraten. Die Untersuchungen wurden in enger Zusammenarbeit mit Polizei und Staatsanwaltschaft geführt. Zur Klärung der Ursache wurde durch das LAGB ein Behördengutachter einbezogen. Als Ursache des Steinfluges wurde die partielle Überladung eines Bohrloches aufgrund einer möglicherweise unerkannt gebliebenen Abweichung des Bohrlochverlaufs von der vorgesehenen Bohrlochachse festgestellt, wodurch die Vorgabe unzulässig verringert wurde. Die Ermittlungen zur strafrechtlichen Verantwortlichkeit sind durch die Staatsanwaltschaft noch nicht abgeschlossen. Für den Sprengbetrieb wurden zusätzlich Auflagen erlassen, so u. a. zur genaueren Lagevermessung des Bohrlochverlaufes vor dem Besetzen mit Sprengstoffen. Die Durchführung von Betriebsplanverfahren für die Zulassung der Errichtung, Führung und Einstellung der Betriebe ist neben der Bergaufsicht vor Ort der weitere Tätigkeitsschwerpunkt im Dezernat 41. Die nachfolgende Tab. 2 verdeutlicht die Anzahl der geprüften und erteilten Betriebsplanzulassungen (einschließlich deren Verlängerung, Ergänzung oder Änderung): Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:09 Uhr Seite 12 12 13 Tab. 2: Statistik der geprüften und erteilten Betriebsplanzulassungen. Betriebsplanzulassungen Hauptbetriebspläne Rahmen- und Sonderbetriebspläne Abschlussbetriebspläne gesamt 2003 2004 121 117 35 37 5 1 161 155 Neben den Entscheidungen nach dem Bundesberggesetz wurden durch die Mitarbeiter des Dezernates 41 für die Unternehmen des Steineund Erdenbergbaues weitere Entscheidungen getroffen, die auf der Grundlage gesetzlicher Regelungen in die Zuständigkeit der Bergbehörde fielen. Exemplarisch sei hier die Anzahl der Entscheidungen nach dem Wasserrecht (2003 : 15 Entscheidungen; 2004 : 12 Entscheidungen) und dem Sprengstoffrecht für den Übertagebergbau (2003 : 65 Entscheidungen; 2004 : 57 Entscheidungen) genannt. Ausblick Zunehmende Bedeutung für die Tätigkeit des Dezernates 41 erlangt neben der Betriebsaufsicht und dem Betriebsplanzulassungsverfahren besonders die Kontrolle der Umsetzung von landschaftspflegerischen Begleitplänen und die Planung von Nachfolgemaßnahmen nach Beendigung der Gewinnungsarbeiten (Wiedernutzbarmachung). Durch die derzeit eingetretene Abschwächung der Baukonjunktur sind die den Betriebsplanzulassungen zugrunde liegenden Zeitpläne für die Abbauentwicklung bis zur Wiedernutzbarmachung, d. h. die Zeitdauer des Eingriffes in die Natur und Landschaft durch den jeweiligen Tagebau, in der Regel nicht mehr zu realisieren. Die prognostizierten Absatzmengen konnten in vielen Fällen nicht verkauft werden, so dass auch die vorgesehenen Nachfolgemaßnahmen zeitlich gesehen noch nicht auf den erforderlichen Stand gebracht werden konnten. Es wird darauf zu drängen sein, dass die Planungen entsprechend angepasst werden. Ein ähnliches Problem tritt durch das verminderte Angebot an geeigneten Materialien für die Verfüllung der Tagebaue auf. Ursache dafür ist neben der schwachen Bautätigkeit und dem damit verminderten Anfall an Aushubmaterial auch die geänderte Gesetzgebung und deren Umsetzung im untergesetzlichen Regelwerk zum Umgang mit Abfällen. Auch hier kann es erforderlich sein, dass die ursprünglich vorgesehene Nachnutzung entweder zeitlich verzögert oder gar nicht realisiert werden kann, so dass auch hier Anpassungen der Betriebspläne in größerer Zahl erforderlich werden können. Dezernat 42 – Braunkohlenbergbau Uwe SCHAAR Im Braunkohlenbergbau des Landes SachsenAnhalt standen im Berichtszeitraum 2003/2004 insgesamt 27 bergbauliche Betriebe unter Aufsicht der Bergbehörde. Im Bereich des aktiven Bergbaus sind zwei Bergbauunternehmen tätig. Die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH, Theißen (MIBRAG) betreibt im südlichen Sachsen-Anhalt den Tagebau Profen einschließlich eines zentralen Werkstatt- und Lagerkomplexes sowie einer umfänglichen Grubenbahn, den Veredlungsstandort Deuben, bestehend aus einer kombinierten Brikett- und Staubfabrik sowie die drei Kraftwerke Deuben, Mumsdorf und Wählitz. Die ROMONTA GmbH, Amsdorf (ROMONTA, Abb. 3) gewinnt westlich der Stadt Halle im Tagebau Amsdorf eine bitumenhaltige Braunkohle, aus der nach entsprechender Extraktion sogenanntes Rohmontanwachs hergestellt wird. Zum Komplex der ROMONTA gehört neben dem Tagebau und der Montanwachsfabrik auch ein Kraftwerk, in dem die extrahierte Braunkohle verstromt wird. Im Bereich des Sanierungsbergbaus war im Berichtszeitraum die Lausitzer und Mitteldeutsche Braunkohlen-Verwaltungsgesellschaft mbH, Sanierungsbereich Sachsen-Anhalt, Bitterfeld (LMBV) mit den gemäß Bundesberggesetz erforderlichen Arbeiten und Maßnahmen zur Einstellung und Wiedernutzbarmachung des im Zuge der Deutschen Einheit nicht privatisierbaren Braunkohlenbergbaus beschäftigt. In die bergrechtliche Verantwortung der LMBV fallen in Sachsen-Anhalt dabei 9 Tagebaue und 10 Veredlungsstandorte. Im Braunkohlenbergbau des Landes SachsenAnhalt waren im Berichtszeitraum etwa 2100 Arbeitnehmer (ohne Sanierungsgesellschaften) beschäftigt. Abb. 3: Braunkohlenförderung im Tagebau Amsdorf. Bergaufsicht und Betriebsplanverfahren, sonstige Genehmigungen Die bergbehördliche Aufsicht über den Braunkohlenbergbau im Land Sachsen-Anhalt wurde im Berichtszeitraum durch das Dezernat 42 ausgeübt. Darüber hinaus wurden auch die dem LAGB obliegenden Aufgaben des Immissionsschutzes im Bereich des Übertagebergbaus wahrgenommen. Zu den Aufgaben des Dezernates gehören im Wesentlichen: • Entscheidungen über die Zulassung der von den Bergbauunternehmen vorzulegenden Haupt-, Sonder-, Abschluss- und fakultativen Rahmenbetriebspläne gemäß BBergG für den Bereich des Braunkohlenbergbaus, • Entscheidungen nach den einschlägigen Bergverordnungen, • Wahrnehmung der Bergaufsicht gemäß § 69 BBergG in den Betrieben vor Ort, • Entscheidungen über Genehmigungen nach weiteren, in die Zuständigkeit des LAGB fallen- den gesetzlichen Bestimmungen, wie etwa dem Wasser-, Naturschutz- oder Strahlenschutzrecht sowie die den Bergbau betreffenden Vorschriften zum technischen und sozialen Arbeitsschutz und die Überwachung der Einhaltung dieser Rechtsvorschriften in den Betrieben des Aufsichtsbereiches, • Untersuchungen von Unfällen und Betriebsereignissen; Erforschung von Straftaten als Ermittlungsbeamte der Staatsanwaltschaft; Durchführung von Ordnungswidrigkeitsverfahren, • Wahrnehmung von immissionsschutzrechtlichen Aufgaben für den Bereich des übertägigen Bergbaus auf Braunkohle und Steine / Erden im Land Sachsen-Anhalt, wie etwa die Durchführung nichtförmlicher Genehmigungsverfahren, Entscheidungen über immissionsschutzrechtliche Anordnungen und Maßnahmen sowie die Überwachung von genehmigungsbedürftigen Anlagen im Aufsichtsbereich. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:09 Uhr Seite 14 14 15 Im Rahmen der Wahrnehmung der Bergaufsicht als dem eigentlichen Instrument bergbehördlicher Kontrolltätigkeit wurden im Jahr 2003 71 Befahrungen und in 2004 76 Befahrungen in Braunkohlenbetrieben durchgeführt. Weiterhin erfolgten im Rahmen der immissionsschutzrechtlichen Aufsicht im Jahr 2003 27 und im Jahr 2004 28 Betriebsbefahrungen (Tab. 3). Tab. 3: Befahrungsstatistik für die Jahre 2003 und 2004. Aufsichtstätigkeit Bergaufsicht in Tagebauen Bergaufsicht übertage Bergaufsicht gesamt Aufsicht nach dem BImSchG* gesamt 2003 44 27 71 27 98 2004 42 34 76 28 104 * Bundesimmissionsschutzgesetz Im Jahr 2004 wurde durch Bedienstete des Dezernates 42 eine Unfalluntersuchung durchgeführt, im Jahr 2003 war keine Untersuchung von Unfällen bzw. Vorkommnissen erforderlich. Die Prüfung und Zulassung der von den Unternehmern aufzustellenden bergrechtlichen Betriebspläne (einschließlich deren Verlängerung, Ergänzung oder Abänderung) stellt einen weiteren Schwerpunkt der bergbehördlichen Arbeit dar. Im Berichtsjahr 2003 wurden 74 und im Berichtsjahr 2004 80 Betriebsplanzulassungen erteilt (Tab. 4). Tab. 4: Statistik der Betriebsplanzulassungen für die Jahre 2003 und 2004. Zulassung von Hauptbetriebsplänen Sonderbetriebsplänen Abschlussbetriebsplänen gesamt 2003 9 8 57 74 2004 4 20 56 80 Einen Überblick über die im Berichtszeitraum getroffenen Verwaltungsentscheidungen zu sonstigen, in die Zuständigkeit der Bergbehörde fallenden Rechtsgebieten gibt folgende Tab. 5. Aktiver Braunkohlenbergbau Die bergbehördliche Arbeit im Berichtszeitraum 2003 / 2004 war im Bereich des aktiven Braunkohlenbergbaus durch die Zulassung und Kontrolle der laufenden Arbeiten in den Tagebauen, Veredlungsbetrieben und bergbaueigenen Kraft- werken sowie durch die Begleitung folgender weiterer Schwerpunkte gekennzeichnet: Im Tagebau Profen der MIBRAG erfolgte im Zuge der weiteren Tagebauentwicklung im Baufeld Profen-Süd beginnend ab 2003 die Überbaggerung des Standortes der ehemaligen Tagesanlagen D1. Weiterhin wurde Anfang 2004 mit dem Aufschluss des neuen Baufeldes Schwerzau begonnen. Neben der Vorfeldberäumung (u. a. Rückbau eines ehemaligen Sprengstoffbunkers und Beräumung einer Altlast) waren damit auch der Baubeginn für einen neuen Massenverteiler zur Trennung und Weiterleitung der aus den einzelnen Schnitten ankommenden Förderströme für Abraum und Kohle sowie die Remontage eines weiteren Tagebaugroßgerätes verbunden. Es handelte sich dabei um einen Schaufelradbagger SRs 2000, der aus dem tschechischen Tagebau Sverma nach einer Komplettzerlegung in den Tagebau Profen umgesetzt und bis 2006 neu aufgebaut wird. Im Rahmen der Montage erfolgen u. a. die Verlängerung des Radauslegers, die Modernisierung des Schaufelradkopfes und die komplette Erneuerung der elektrotechnischen Anlage. Das Gerät soll ab Mitte 2006 zur Abraumbeseitigung im Baufeld Schwerzau eingesetzt werden. Aus dem Braunkohlen-Veredlungsbereich besonders hervorzuheben ist die Ende 2003 erfolgte Stundung der Brikettfabrik Deuben und die Errichtung einer neuen Kombiverladung Bahn / Straße für Braunkohlenbrennstaub. Damit ist zumindest vorläufig die Geschichte der Brikettherstellung in Mitteldeutschland von der weltweit ersten Braunkohlenbrikettproduktion im Jahre 1858 in Ammendorf bei Halle nach 145 Jahren zu Ende gegangen. In Umsetzung der Betriebssicherheitsverordnung wurden durch die MIBRAG in enger Abstimmung mit dem Dezernat 42 Braunkohlenbergbau neue Explosionsschutzdokumente für die Betriebsbereiche Deuben, Mumsdorf und Wählitz erstellt. Weiterhin erfolgte in 2004 der Abbruch eines 140 m hohen Stahlbetonschornsteines im Kraftwerk Mumsdorf, ohne den Betrieb der unmittelbar angrenzenden benachbarten Rauchgasreinigung des Kraftwerkes zu unterbrechen. Im Kraftwerk Amsdorf der ROMONTA wurde in 2004 ein zusätzlicher Dampferzeuger errichtet und zum Jahreswechsel 2004 / 2005 in Betrieb genommen. Die Befeuerung dieses Dampfkessels erfolgt zukünftig mit Ersatzbrennstoffen. Tab. 5: Überblick über die im Berichtszeitraum getroffenen Verwaltungsentscheidungen. Rechtsgebiet Arbeitszeit Wasserrecht Immissionsschutz Strahlenschutz Art der Entscheidung Ausnahmen vom Verbot der Sonntagsarbeit Wasserrechtliche Erlaubnisse Anzeigen nach §15 BImSchG Genehmigungen nach §4 und 19 BImSchG Vorzeitiger Beginn gemäß §8a BImSchG Wesentliche Änderung gemäß §16 Abs.1 und 2 BImSchG Änderungen gemäß §16 Abs.4 BImSchG Ausnahmegenehmigungen nach § 33 der 13. BImSchV Anzeigen / Genehmigungen / Änderungen nach StrlSchV / RöV* Gammaradiografieanzeigen 2003 23 4 12 1 2 1 1 1 9 13 2004 21 1 12 4 1 4 5 – 8 13 * Strahlenschutzverordnung / Röntgenverordnung (StrlSchV / RöV) In der Montanwachsfabrik wurde im Jahr 2004 eine Anlage zur Produktion von Spezialwachsen errichtet und ebenfalls in Betrieb genommen. Weiterhin erfolgte eine Teilüberdachung des Kohlefreilagers in der Zentralaufbereitung. Braunkohlesanierung Die bergbaulichen Arbeiten und Maßnahmen zur abschließenden Einstellung und Wiedernutzbarmachung der Tagebaue und Veredlungsstandorte der LMBV verliefen im Berichtszeitraum weitestgehend planmäßig. Im Tagebau Gröbern erfolgte im September 2003 die Außerbetriebnahme der bisherigen Wasserhaltung. Ab Januar 2004 wurde mit der Zuführung von MuldeWasser über eine Rohrleitung die Fremdflutung des Restloches aufgenommen und damit die Voraussetzung zur weiteren Aufrechterhaltung der bergbaulichen und öffentlichen Sicherheit geschaffen. Bereits im Juni 2003 wurde mit der Fremdflutung des Tagebaues Mücheln begonnen. Im Zuge dieser Maßnahme wird bis 2009 / 2010 mit dem Geiseltalsee das größte Gewässer Sachsen-Anhalts mit einer Wasserfläche von 1842 ha und einer Tiefe von bis zu 70 m entstehen. Die noch erforderlichen bergbaulichen Arbeiten (Endgestaltung von Teilböschungsbereichen sowie umfangreiche Rückbau- und Sicherungsarbeiten an Altlastenstandorten im Tagebau) wurden in 2004 planmäßig fortgeführt. Im Tagebau Wulfersdorf erfolgten im Rahmen der Endböschungsgestaltung weitere Erdbauarbeiten sowie Fallplattenverdichtungen. Mit der Außerbetriebnahme der letzten Filterbrunnen und der Wasserhaltung zum Jahreswechsel 2003 / 2004 setzte auch hier der Eigenwasseraufgang ein. Im Tagebau Goitsche wurden die infolge der Einwirkungen der Hochwasserkatastrophe vom Sommer 2002 notwendig gewordenen zusätzlichen bergbaulichen Arbeiten und Maßnahmen bis zum Jahresende 2004 weitestgehend abgeschlossen. Nach Vorlage des wasserrechtlichen Planfeststellungsbeschlusses im Sommer 2004 konnte für einen ersten Teilabschnitt des Tagebaues Goitsche die Bergaufsicht für beendet erklärt und damit der Beginn der umfänglich geplanten Folgenutzungen ermöglicht werden. Im Veredlungsbereich der ehemaligen Brikettfabriken, Schwelereien und Grubenkraftwerke sind die Arbeiten an vielen Standorten bereits weitestgehend abgeschlossen. Im Berichtszeitraum besonders hervorzuheben sind hier der Abschluss der Sicherungsarbeiten an der Westböschung des ehemals als industrielle Absetzanlage einer Brikettfabrik genutzten Restloches Holzweißig-Ost nach zuvor erfolgter Auslagerung einer als „Fassdeponie“ bezeichneten Arsen- / Phosphor-Altablagerung der chemischen Industrie. Weiterhin wurden die an den Standorten der ehemaligen Schwelereien Profen und Deuben durch die LMBV erfolgenden Arbeiten und Maßnahmen zur Grundwassersanierung, zum Monitoring und zur Untersuchung von natürlichen Schadstoffabbauprozessen (Naturalattenuation) durch die Bergbehörde beaufsichtigt. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:09 Uhr Seite 16 16 17 Dezernat 43 – Besondere Verfahrensarten Ulf DESSELBERGER Dem Dezernat 43 obliegt die Durchführung von bergrechtlichen Planfeststellungsverfahren einschließlich Umweltverträglichkeitsprüfung und Öffentlichkeitsbeteiligung, die Durchführung von förmlichen Verwaltungsverfahren nach Umweltrecht einschließlich Umweltverträglichkeitsprüfung und Öffentlichkeitsbeteiligung, die Führung von Grundabtretungsverfahren in Zusammenarbeit mit dem Dezernat D1, die Durchsetzung der Verordnung über Feldes- und Förderabgabe (FörderAVO), die Führung der Bergbaustatistik insbesondere nach der Bergverordnung über vermessungstechnische und sicherheitliche Unterlagen (UnterlagenBergV) sowie die Beratung von Industrieverbänden, der Wirtschaft und Privatpersonen zu Fragen des Bergrechts in Sachsen-Anhalt. Planfeststellungsverfahren Der maßgebliche Schwerpunkt im Arbeitsbereich Planfeststellungsverfahren war im Berichtszeitraum 2003 / 2004 fokusiert auf das Planfeststellungsverfahren zur Erweiterung der Salzhalden des Kaliwerkes Zielitz der K + S KALI GmbH, Zielitz. Es wurde der Erörterungstermin durchgeführt, dem zahlreiche weiterführende Abstimmungsgespräche folgten. Dabei ging es vor allem um die Vermeidung des Eintrages salzhaltiger Haldenwässer in das Grundwasser als anlagenbedingte Wirkung (Emissionsvermeidungsmaßnahmen - EVM-Konzept). Hierzu fanden auch Diskussionen und Abstimmungen mit den Wasserbehörden statt. Die umfangreichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen waren unter Berücksichtigung des EVM-Konzepts für die Konkretisierung der Einzelmaßnahmen zusammen mit den Naturschutzbehörden und den nach § 60 BNatSchG anerkannten Vereinen abzustimmen. Das Verfahren konnte auf Grund zahlreicher offen gebliebener Probleme in 2004 nicht abgeschlossen werden, so dass es auch im Jahr 2005 ein Tätigkeitsschwerpunkt sein wird. Einen weiteren Arbeitsschwerpunkt stellte das Verfahren zur Erweiterung des Industriekraftwerkes Amsdorf der ROMONTA um den „Dampferzeuger 5“ dar. Mit dem „Dampferzeuger 5“ sollen heizwertreiche Fraktionen aus der Abfall- sortierung als Ersatzbrennstoff verwertet werden. So wurde zum Einen die in 2002 erteilte Zulassung des vorzeitigen Beginns nach § 57b BBergG bis zum 31.12.2004 verlängert. Gegenstand dieser Entscheidung waren im Wesentlichen der Rohbau der Anlieferungshalle und des Bunkers, die Errichtung der Fundamente für die Rauchgasreinigungsanlage sowie die Änderung der Dachfassade des Kesselhauses, in dem der „Dampferzeuger 5“ errichtet wurde. Zum Anderen wurde im Zuge des Baufortschritts die Zulassung des vorzeitigen Beginns bzgl. der Komponenten Kesselgerüst einschließlich der Fundamentierung, der Fundamente für den Turbosatz, des Stahlbaus für die Rauchgasreinigungsanlage und der Montage des Kessels mehrfach ergänzt. Das Verfahren konnte mit dem Planfeststellungsbeschluss vom 08.12.2004 zu einem positiven Abschluss gebracht werden. Neben den beiden o.g. Verfahren wurden parallel 39 weitere bergrechtliche Planfeststellungsverfahren für den Steine- und Erdenbergbau geführt. Im Berichtszeitraum konnten davon neun Vorhaben durch Beschluss beschieden werden. Es handelte sich dabei im Einzelnen um die Tagebaue: Kiessandtagebau Frose / Aschersleben 1 und 2, Kalksteintagebau Farnstädt, Kiessandtagebau Köckern-Heideloh, Kiessandtagebau Burg-Sachsenkamm, Kiessandtagebau Hohengöhren (Bewilligung), Kiessandtagebau Sollnitz, Kiessandtagebau Sülldorf, Quarzsandtagebau Lehof sowie Kiessandtagebau Köplitz. Zum Jahresende 2004 waren demnach insgesamt 30 Verfahren für Steine- und Erden – Vorhaben anhängig. Für die Vorhaben „Kiessandtagebau Badeborn“ (Nassauskiesung) und den „Hartgesteinstagebau Mammendorf“ konnten die Zulassungen des vorzeitigen Beginns ausgesprochen werden. Förmliche Verfahren nach BundesImmissionsschutzgesetz Im Berichtszeitraum war ein förmliches Verfahren nach Bundesimmissionsschutzgesetz anhängig. Es handelte sich hierbei um das Verfahren zur Erweiterung der bestehenden Abfallentsorgungsanlage der Grube Teutschenthal Sanierungsgesellschaft mbH & Co. KG (GTS). Nach Durchführung des Erörterungstermins wurde zum Jahresanfang 2004 der Entwurf der Genehmigung gemäß § 4 BImSchG in Verbindung mit § 1 und § 2 Abs. 1 der 4. BImSchV (Anlage nach Nr. 8.11aa Sp. 1, Nr. 8.12 Sp. 1, Nr. 8.13 Sp. 1 und Nr. 8.15 Sp. 1 des Anhanges der 4. BImSchV) der GTS im Rahmen der Anhörung zugesandt. Das Verfahren wurde mit Bescheid vom 22.09.2004 abgeschlossen. Weitere förmliche Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung nach Bundesimmissionsschutzgesetz waren nicht anhängig. Bei zwei Verfahren zur wesentlichen Änderung der genehmigungspflichtigen Anlagen „Kalkwerk Rübeland“ und „Kalkwerk Kaltes Tal“ der FelsWerke GmbH für den Einsatz von Altölen als Alternativbrennstoff wurde zwei Anträgen gemäß § 16 Abs. 2 BImSchG stattgegeben, nach deren Prüfung auf die Öffentlichkeitsbeteiligung und Auslegung der Antragsunterlagen im Rahmen des Genehmigungsverfahrens verzichtet werden konnte. Grundabtretungsverfahren Im Berichtszeitraum waren eine Vielzahl von Grundabtretungsverfahren zu führen, die den sonst üblichen Arbeitsumfang der vergangenen Jahre weit übertrafen. So konnte in 2003 die vorzeitige Besitzeinweisung für den „Kiessandtagebau Bühne“ erteilt sowie zwei Grundabtretungsverfahren zur Sicherung des Weiterbetriebs des „Kalksteintagebaus Förderstedt“ der Sodawerke Staßfurt GmbH & Co. KG mit Grundabtretungsbeschlüssen beendet werden. In den drei vorgenannten Fällen waren wegen der dagegen gerichteten Klagen umfangreiche Zuarbeiten an die Verwaltungsgerichte erforderlich. Ein weiterer Grundabtretungsbeschluss erging für ein innerhalb des „Kiessandtagebaus Zerbst-Ost“ der KIESA GmbH, Westerkapeln-Velpe gelegenes Flurstück. Sechs Verfahren konnten in 2003 infolge einer gütlichen Einigung zwischen Antragstellerin und Grundstückseigentümer eingestellt werden. Zum Jahresende 2003 waren insgesamt 12 Grundabtretungsverfahren anhängig. Das 2. Berichtsjahr 2004 war durch eine in diesem Maße nicht zu erwartende Steigerung der Antragstellungen geprägt. Acht Anträge und drei Voranfragen gingen allein in diesem Jahr ein. Zum Vergleich: Das waren so viele Anträge wie in den drei vorangegangenen Jahren 2001 bis 2003 zusammen gestellt wurden. Bei den drei in 2004 gestellten Voranfragen kam es nicht zur Verfahrenseröffnung, da sich die Unternehmen mit den Grundstückseigentümern jeweils gütlich einigen konnten. In zwei weiteren Verfahren konnten nach der Verfahrenseröffnung ebenfalls eine gütliche Einigung erzielt und die Verfahren eingestellt werden. Eine der weiter oben angesprochenen Klagen gegen die Grundabtretungsbeschlüsse für den Kalksteintagebau Förderstedt wurde vom Kläger zurückgezogen. Zum Jahresende 2004 waren demnach insgesamt 17 Grundabtretungsverfahren anhängig. Feldes- und Förderabgabe Feldes- und Förderabgaben wurden in SachsenAnhalt in der Zeit vom 01.01.2002 durch die Befreiung nach § 15 Förderabgabenverordnung für den Zeitraum bis 31.12.2006 nicht erhoben. Die Tätigkeit konzentrierte sich daher auf die Überprüfung der im Rahmen der Entrichtung der Feldes- und Förderabgabe bis Ende 2001 angefallenen Unterlagen. Hierbei wurden zahlreiche bisher nicht abgeschlossene Vorgänge abgearbeitet und Abgabeforderungen an säumige abgabepflichtige Unternehmen gerichtet. Insgesamt wurden in den Jahren 2003 und 2004 ein Feldesabgabe- und 174 Förderabgabefestsetzungsbescheide gefertigt und entsprechende Säumniszuschläge erhoben. Für die feldesabgabepflichtigen Betriebe wurde somit die Prüfung abgeschlossen. Die Prüfungen der Förderabgabeakten konnten 2004 dagegen jedoch noch nicht abgeschlossen werden, so dass diese auch im Folgejahr 2005 einen nicht unbeträchtlichen Teil der Arbeitskapazität beanspruchen werden. Bergbauliche Statistik In den Jahren 2003 und 2004 wurde weiter an der Verbesserung der Aussagekraft der statistischen Angaben gemäß der Unterlagenbergverordnung gearbeitet. So wurde zum Einen die als Grundlage für die Erhebung der betrieblichen Daten genutzte Datenbank aktualisiert. Zum Anderen erfolgte mit erheblichem Aufwand das Einholen der Quartalsmeldungen nach Unterlagenbergverordnung mittels Mahnung, ggf. auch Mehrfachmahnung der Unternehmen bzw. auch durch telefonische Nachfragen bei den meldepflichtigen Unternehmen. Im Ergebnis dieses Mehraufwandes wurde eine Erhöhung der Mel- Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:09 Uhr Seite 18 18 19 dedichte erzielt, die die Aussagekraft der bergbaulichen Statistik wesentlich verbessert. Dieser Umstand erklärt die für Außenstehende möglicherweise nicht nachvollziehbare Erhöhung der Anzahl der Betriebe sowie zugehöriger Förderzahlen, hier insbesondere im Steine- und Erdenbereich, in dem es leider immer noch eine Vielzahl von Unternehmen gibt, die den Berichtspflichten nicht oder nur unvollständig nachkommen. Die sich aus dem Datenmaterial speziell für Kiese und Sande ergebende scheinbar positive Entwicklungstendenz ist daher in erster Linie dem verstärkten behördlichen Mahnen / Nachfragen bzw. der verbesserten Meldemoral zuzuordnen, denn nur Betriebe mit Meldungen erscheinen in der bergbaulichen Statistik nach Unterlagenbergverordnung, die dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit wiederum als Grundlage für den Bericht „Der Bergbau in der Bundesrepublik Deutschland“ dient. Im Weiteren sind die in den Berichtsjahren aufgetretenen Unfälle auch statistisch zu verarbeiten. Neben der Anzahl der Unfälle werden Informationen zum Unfallhergang, der Schwere des Unfalls und nicht zuletzt zur Art und Schwere der Verletzung ausgewertet. Dezernat 51 – Untertagebergbau Peter POSCHWALD Das Dezernat 51 führt landesweit die Bergaufsicht über die Betriebe des Kali- / Salz-, Erzund Spatbergbaus, des Versatzbergbaus und der Untertagedeponie Zielitz sowie des Endlagers für radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM). Die Geschäfte und Aufgaben erstrecken sich auf die Zulassung und Aufsicht über die unter Bergrecht fallenden Betriebe sowie auf die Genehmigung von Planungen der Betriebe, die die Bereiche des Umweltrechtes (Abfallrecht, Wasser, Immissionsschutz, Naturschutz), des Strahlenschutzes, Sprengstoffrechtes, Gefahrstoffrechtes sowie der technischen Arbeitssicherheit und des sozialen Arbeitsschutzes (bündelnde Funktion der Bergverwaltung) berühren. Einen Überblick über die Betriebe, die sich im Aufsichtsbereich des Dezernates 51 befinden gibt Tab. 6. Auf Antrag der vorgenannten Betriebe wurden im Berichtszeitraum 184 Entscheidungen zu Betriebsplänen (einschließlich Änderungen, Ergänzungen, Verlängerungen) getroffen und 617 Genehmigungen nach sonstigem Verwaltungsrecht erteilt. Im Rahmen der Bergaufsicht erfolgten 454 Befahrungen über und unter Tage. Des Weiteren wurden im Berichtszeitraum umfangreiche Aufgaben in Ausschüssen und Arbeitskreisen wahrgenommen. So wurde u. a. an folgenden Vorschriften mitgearbeitet: • Berücksichtigung bergbaulicher Belange im 3. Sprengänderungsgesetz in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wirtschaft und Arbeit (MW LSA) und Ministerium für Gesundheit und Soziales (MS LSA), • Überarbeitung der Richtlinie Sprengwesen im Bergbau im Arbeitskreis Sprengwesen des Länderausschusses Bergbau (LAB), • Erarbeitung der neuen Bergverordnung Schacht- und Schrägförderanlagen (BVOS), • Erarbeitung des Leitfadens für den Einsatz und Betrieb von Gleislosfahrzeugen im Salzbergbau. Weiterhin wurden Sachverständige auf dem Gebiet der Elektrotechnik im Bergbau über und unter Tage nach Elektrobergverordnung anerkannt. Es erfolgte eine enge Zusammenarbeit und der Erfahrungsaustausch mit Sachverständigen des Technisches Überwachungsvereins (TÜV) und der Deutschen Montan Technologie GmbH (DMT) auf verschiedenen Gebieten. Es wurden die Aus- bzw. Weiterbildung von ca. 100 Sprengberechtigten gemeinsam mit den Werken Zielitz und Bernburg durchgeführt. Hierbei waren neben Ausbildung und Prüfung auch umfangreiche Überprüfungen der Zuverlässigkeit der Auszubildenden zu leisten. Weiterhin erfolgte die Ausstellung von Erlaubnissen nach § 7 Sprengstoffgesetz (SprengG) und Befähigungsscheinen nach § 20 SprengG für Sprengarbeiten im Untertagebergbau. Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht Kali-, Salz-, Erz- und Spatbergbau • K+S Kali GmbH, Werk Zielitz Schwerpunkte der Betriebsplanverfahren im Werk Zielitz bildeten die Aktualisierung des 2002 zugelassenen Hauptbetriebsplanes durch ent- Tab. 6: Betriebe im Aufsichtsbereich des Dezernates 51. Art / Bodenschatz Kalisalz Steinsalz Anzahl 1 2 Endlager für radioaktive Abfälle 1 Versatzbergwerke 3 Versatzmaterialherstellung 1 Untertagedeponien Haldenrückgewinnungen Tiefbaubetriebe in Einstellung 1 3 4 Besucherbergwerke 5 Besucherhöhlen 4 Betriebsbezeichnung K+S KALI GmbH, Zielitz, Werk Zielitz european salt company GmbH & Co. KG (esco), Werke Bernburg und Braunschweig-Lüneburg Bundesamt für Strahlenschutz, Salzgitter (BfS), Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH, Morsleben (DBE) Grube Teutschenthal Sanierungsgesellschaft mbH & Co. KG (GTS); Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben mbH, Sondershausen (GVV), Bergwerk Elbingerode; esco GmbH & Co. KG, Werk Bernburg Gesellschaft für Abfallverwertung und Recycling mbH, Bernburg (AUREC) K+S Entsorgung GmbH, UTD Zielitz Seidelschacht, Freiesleben-Schächte, Herrmannschacht GVV Sondershausen (Mansfelder und Sangerhäuser Kupferschiefer, Kalibergwerk Rossleben, Rottleberode, Strassberg) Drei Kronen und Ehrt, Büchenberg, Wettelrode einschließlich Bergbaulehrpfad, Straßberg / Glasebach Rübeländer Höhlen (Herrmanns- und Baumannshöhle), Heimkehle, Unterirdisches Zeitz sprechende Ergänzungen und die behördliche Begleitung der Planungen der K+S im Zuge der Auffahrung eines Siebenstreckensystems auf der 2. Sohle nach Westen zum Aufschluss des Westfeldes. Weitere Sonderbetriebspläne umfassten Fragen der Dimensionierung des Grubenfeldes, der Gewinnung von Auftausalz von den Halden und des Umganges mit Gefahrstoffen sowie Dieselmotoremissionen unter Tage. Der Umbau der Schachtförderanlage des Schachtes Zielitz 2 (Getriebe, Motor und Steuerung) wurde bergaufsichtlich begleitet. Motor sowie einer digitalen Steuerung der gesamten Schachtförder- und Signalanlage. Es entstand damit eine der derzeit modernsten Schachtförderanlagen der Welt. Die Errichtung eines neuen Feldbunkers im Bereich südlich der 2.Hauptwetterstrecke mit einem Fassungsvermögen von ca. 8000 t Rohsalz einschließlich der zu- und abfördernden Bandstrecken wurde genehmigungsseitig begleitet. • esco GmbH & Co. KG, Werk Bernburg Beim Steinsalzwerk Braunschweig-Lüneburg handelt es sich um ein länderübergreifendes Bergwerk, mit Tagesanlagen und Schächten im Raum Grasleben (Land Niedersachsen) und untertägigen Grubenfeldern in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Im Berichtszeitraum konzentrierte sich der Gewinnungsbetrieb auf die Lagerstättenteile im Zuständigkeitsbereich des Landes Sachsen-Anhalt. Dabei konnten mehrere, voneinander getrennte Lagerteile durch weitreichende Bohrprofile erkundet, vorgerichtet und in den Gewinnungsbetrieb übernommen werden. Im Berichtszeitraum wurde für das Werk Bernburg ein neuer Hauptbetriebsplan für den Zeitraum 2004 bis 2008 zugelassen. Weiterhin wurden Sonderbetriebspläne zur Erforschung des gebirgmechanischen Verhaltens der Steinsalzkavernen hinsichtlich Fragen der Gaspermeation und Selbstheilung von Rissen in Salzgesteinen zugelassen. Es erfolgte die Modernisierung der Schachtförderanlage des Schachtes Gröna u.a. mit dem Einbau einer neuen Treibscheibe mit integriertem • esco GmbH & Co. KG, Werk BraunschweigLüneburg Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:09 Uhr Seite 20 20 21 Auf der Grundlage der Verwaltungsvereinbarung zwischen den Bergbehörden des Landes Niedersachsen (Landesbergamt Clausthal-Zellerfeld, LBA) und des Landes Sachsen-Anhalt (Landesamt für Geologie und Bergwesen, LAGB) konnte im Februar des Jahres 2003 die gemeinsame Zulassung des Hauptbetriebsplanes 2003 bis 2007 erteilt werden. Im Laufe des Berichtszeitraumes wurden mehrere Nachträge zum o.g. Hauptbetriebsplan zugelassen und eine Vielzahl von Anzeigen zum laufenden Gewinnungsbetrieb bestätigt. Die Aufsichtstätigkeit wurde sowohl gemeinsam mit dem niedersächsischen LBA als auch durch eigenständige Befahrungstätigkeiten vorgenommen. • GTS GmbH & Co. KG, Grube Teutschenthal Schwerpunkte der Betriebsplanverfahren für die Grube Teutschenthal bildete die Zulassung des Abschlussbetriebsplanes im Februar 2004. Weiterhin wurden Sonderbetriebspläne zum Fahrzeugeinsatz unter Tage, zur gebirgsmechanischen und seismischen Überwachung der Grubenfelder Teutschenthal und Angersdorf, zur Laugenhaltung am Standort Angersdorf sowie zur Wetterführung im Grubenfeld Teutschenthal bearbeitet. Grundlegende Vorarbeiten wurden für die notwendige Sicherung der Halden an den Standorten Teutschenthal, Angersdorf, Salzmünde und Kloschwitz geleistet. Im Rahmen der Bergaufsicht bildete die Überwachung der Versatzkammern 216 und 220, die im Sommer 2002 von einem Versatzbrand betroffen waren und seitdem durch Branddämme vom übrigen Grubengebäude brand- und explosionssicher abgetrennt sind, betriebssicherheitliche Arbeitsschwerpunkte. Die Maßnahmen konzentrierten sich auf die Realisierung der aus der Auswertung dieser Brandereignisse notwendigen Sicherheitskonzepte. Einen besonderen Schwerpunkt der bergtechnischen Arbeiten bildete die Streckenauffahrung zwischen den beiden Grubenfeldern Angersdorf und Teutschenthal und die damit verbundene Sanierung des Schachtes Halle im Grubenfeld Angersdorf. Das Vorhaben umfasste seit Juli 2003 die Sanierung des Schachtes Halle, die Aufwältigung des Füllortbereiches, die Errichtung einer neuen mittleren Seilfahrtsanlage, die Auffahrung einer Wendelstrecke zur westlichen Wetterstrecke, die Aufwältigung der westlichen Wetterstrecke, die Vorbereitung der Steinsalzabbaue als Versatzkammern und die Auffahrung einer ca. 3000 m langen neuen Verbindungsstrecke im Leinesteinsalz, um die beiden Grubenfelder nach dem Gebirgsschlag von 1996 wieder direkt mit einer Flucht- und Wetterstrecke zu verbinden. • Haldenrückbaubetriebe Für die unter Bergaufsicht befindlichen 3 Haldenrückbaubetriebe wurden im Berichtszeitraum die Betriebsplanzulassungen sowie die erforderlichen Genehmigungen nach Bundesimmissionsschutzgesetz verlängert bzw. neu erteilt. • GVV Betriebe Die Versatzarbeiten im Bergwerk Elbingerode wurden abgeschlossen und die Flutung fortgeführt. Für das ehemalige Schwerspatwerk Straßberg waren die Vorbereitungen zur Errichtung einer Grubenwasserkläranlage im Uhlenbachtal wegen vielfältiger Probleme im Naturschutz- und Wasserrecht sehr arbeitsintensiv. Die Zulassungen des Abschlussbetriebsplanes für das Bergwerk Rossleben und des Teilabschlussbetriebsplanes für den Betrieb und die Sicherung der Kalihalde Rossleben in gemeinsamen Bescheiden des Thüringer Landesbergamtes und des LAGB wurden im Berichtszeitraum ebenfalls realisiert. Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht – Versatzbergbau / Untertagedeponie den 1991 versuchsweise begonnen, 1995 planmäßig aufgenommen und im Jahre 2000 auf die Grundlage eines bestätigten Langzeitsicherheitsnachweises in Form einer standortbezogenen Sicherheitsbeurteilung für die Grube Teutschenthal gestellt. Der Versatzbetrieb wurde mit zugelassenen Hauptbetriebsplänen und seit dem 27. 02. 2004 mit einem Abschlussbetriebsplan geregelt. Für die vielfältigen übertägigen und untertägigen Maßnahmen zur Annahme, Herstellung, Lagerung und für das Einbringen der Versatzmaterialien als Schüttgutversatz sowie in Big-Bag’s, die geschüttet oder gestapelt werden, sind zahlreiche Sonderbetriebspläne zugelassen. Änderungen / Ergänzungen und Verlängerungen der Gültigkeitsdauer dieser Sonderbetriebspläne waren vorzunehmen. Darüber hinaus waren im Berichtszeitraum über 4 Grundrezepturen für baustofflich herzustellende Versatzmaterialien und über die Annahme von neuen, noch nicht genehmigten Abfallarten im bergrechtlichen Genehmigungsverfahren zu entscheiden. Darin eingeschlossen waren auch Zulassungen der Versatzmaterialien gemäß § 4 Gesundheitsschutzbergverordnung. Das Verfahren zur Bergerprobung für den erstmaligen Einsatz eines Dickstoffversatzes wurde 2004 abgeschlossen. Das Verfahren für den neuen Sonderbetriebsplan „Versatz“ konnte 2004 noch nicht entschieden werden. Die über- und untertägigen Anlagen zum „Versatz“ wurden 2003 / 2004 regelmäßig mindestens einmal im Quartal und einmal im Jahr gemeinsam mit der sonst zuständigen Abfallbehörde (Einvernehmensbehörde) befahren. Die Untersuchungen und Maßnahmen zum Brandereignis vom Juni 2002 wurden fortgesetzt. urteilung für die Grube Bernburg vorgenommen. In Verbindung mit einem zugelassenen Hauptbetriebsplan werden die übertägigen und untertägigen Maßnahmen durch Sonderbetriebspläne geregelt. 2003 wurde der neue Sonderbetriebsplan „Versatz“, der alle bis dahin geltenden Maßnahmen einheitlich bündelt, zugelassen. Die Annahme, Lagerung und Herstellung von Versatzmaterialien werden in der unter Bergaufsicht befindlichen übertägigen Anlage der AUREC I durch einen Hauptbetriebsplan geregelt, dessen Zulassung im Berichtszeitraum ergänzt, geändert und verlängert wurde. Die Übernahme der in der Anlage der AUREC I hergestellten Versatzmaterialien wird durch einen Kooperationsvertrag mit dem Bergwerksbetreiber geregelt. Der Katalog der zugelassenen Abfallarten wurde im bergrechtlichen Genehmigungsverfahren erweitert. Die über- und untertägigen Anlagen zum „Versatz“ wurden regelmäßig mindestens einmal im Quartal und einmal im Jahr gemeinsam mit der sonst zuständigen Abfallbehörde (Einvernehmensbehörde) befahren. • Grube Bernburg Im Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM) wurden die Tätigkeiten im Berichtszeitraum von der Durchführung der bergbaulichen Gefahrenabwehrmaßnahme im Zentralteil (bGZ) bestimmt. Betrieblicherseits wurden die bereits im Jahre 2002 und davor aufgenommenen Instrumentierungsarbeiten für das vorlaufende geotechnisch-markscheiderische Messprogramm fortgesetzt und durch die Planung und Installation einer ortungsseismischen Messeinrichtung ergänzt. Im März 2003 begannen die bergmännischen Vorbereitungsarbeiten (Infrastrukturmaßnahmen) • Grube Teutschenthal Im Grubengebäude des stillgelegten Kalibergbaues Teutschenthal ist durch Einbringen von Versatzmaterialien in die ehemaligen Abbaukammern die latent vorhandene Gebirgsschlagsgefährdung durch Stabilisierung und Anstützung der sprödbruchgefährdeten Carnallitit-Abbaupfeiler vorzunehmen. Dadurch wird die Gefährdung der öffentlichen Sicherheit insbesondere durch Gebirgsschlagschäden an der Tagesoberfläche reduziert und beseitigt. Die Versatzmaßnahmen mit bergbaufremden Abfällen wur- Im östlichen Steinsalzfeld der Grube Bernburg / Gröna bestehen Abteilungen mit unterdimensionierten Baublöcken, die ein gebirgsmechanisches Langzeitsicherheitsrisiko mit Auswirkungen auch für die Tagesoberfläche darstellen, welches durch Einbringen von bergbaufremden Versatzmaterialien auf ein Mindestmaß reduziert werden soll. Diese Versatzmaßnahmen mit bergbaufremden Abfällen werden seit 1992 kontinuierlich und ab 2002 auf der Grundlage eines bestätigten Langzeitsicherheitsnachweises in Form einer standortbezogenen Sicherheitsbe- • Untertagedeponie Zielitz Die Bergaufsicht in der Untertagedeponie wurde 2003 / 2004 regelmäßig, mindestens einmal im Quartal, wahrgenommen. Einmal im Jahr erfolgte gemeinsam mit der sonst zuständigen Behörde nach Abfallrecht (Einvernehmensbehörde) eine Befahrung. Es gab keine bemerkenswerten Ereignisse in den Jahren 2003 und 2004. Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht – Radioaktive Endlagerung Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:10 Uhr Seite 22 22 23 zur Verfüllung des ersten Abbaus auf der 3aSohle (Abbau 1a nördlich). Am 8. Oktober 2003 erfolgte durch Herrn Bundesumweltminister Trittin der offizielle Beginn für die Verfüllung des ersten Abbaus mittels einer mobilen Förderanlage und einer Pumpleistung von ca. 300 m 3 Salzbeton pro Tag. Parallel zur Umsetzung der Gefahrenabwehrmaßnahme wurde gegen Ende des Jahres 2003 die Schachtförderanlage Bartensleben (SFAB) durch eine Modernisierung der elektrotechnischen Anlagenteile an die Erfordernisse des geltenden technischen Regelwerkes entsprechend des Technischen Anforderung an Schacht- und Förderanlagen (TAS) gemäß der Bergverordnung für Schacht- und Schrägförderanlagen (BVOS) angepasst. Ende März 2004 konnte der Verfüllvorgang im ersten zu verfüllenden Abbau mit einem Verfüllvolumen von 26 165 m3 erfolgreich abgeschlossen werden. Im Anschluss erfolgte der planmäßige Umschluss der Pumpversatzleitung auf den nächsten Abbau im Niveau der 3a-Sohle (Abbau 13 nördlich) und die Inbetriebnahme der stationären Salzbetonförderanlage mit einer ausgelegten Pumpleistung von ca. 580 m3 Salzbeton pro Tag. Bis zum Ende des Jahres 2004 konnten mit dieser Anlage insgesamt ca. 50 000 m 3 Salzbeton verpumpt werden. Die beschriebenen Maßnahmen wurden durch eine Vielzahl von bergrechtlichen Zulassungsund Anzeigeverfahren begleitet. Dabei konnten im Berichtszeitraum insgesamt ca. 30 Sonderbetriebspläne bzw. Ergänzungen zu bestehenden Betriebsplänen zugelassen und in gleicher Anzahl Anzeigen zur Kenntnis genommen und bestätigt werden. Die Überwachung der Umsetzung der bergrechtlich zugelassenen Vorhaben wurde durch eine intensive Befahrungs- und Beratungstätigkeit abgesichert. Im Jahre 2004 wurden darüber hinaus wesentliche Bestandteile des Zulassungsverfahrens (Prüfung, Beteiligung, Erörterung, Anhörung) für den Hauptbetriebsplan 2004 bis 2009 durchgeführt. Die Zulassung wird Anfang des Jahres 2005 erfolgen. Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht – Besucherbergwerke und -höhlen Im Bereich der Besucherbergwerke und -höhlen wurden im Berichtszeitraum die Hauptbetriebsplanzulassungen für die Besucherbergwerke Wettelrode und Glasebach sowie für die Besucherhöhle Heimkehle verlängert und ergänzt. Der Bergbaulehrpfad in Wettelrode wurde von der Betriebsplanpflicht befreit. Im Rahmen der Aufsichtstätigkeit erfolgten Befahrungen aller 4 Besucherbergwerke und 4 Besucherhöhlen. Schwerpunkt der Arbeit bildete die Erforschung der Ursachen des Firstfalls in der Heimkehle und die daraufhin notwendigen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Sicherheit des Führungsweges. Nach § 95 Strahlenschutzverordnung wurden 8 Besucherbergwerke und -höhlen im Jahr 2003 darauf geprüft, ob die beschäftigten Personen an ihren Arbeitsplätzen einer Radon-222 Exposition ausgesetzt und damit die Arbeiten anzeigepflichtig sind und die Körperdosis und die Strahlenbelastung für die betroffenen Personen überwacht werden müssen. Im Ergebnis dieser Überprüfung wurde festgestellt, dass 6 Personen in einem Besucherbergwerk und 6 Personen in zwei Besucherhöhlen anzeigepflichtige Arbeiten nach § 95 Abs. 2 StrlSchV vornehmen. Seit 2004 werden diese Personen personendosimetrisch mittels Radonexposimeter durch das Landesamt für Personendosimetrie und Strahlenschutzausbildung in Berlin (LPS) überwacht, anstelle der bis dahin erfolgten Ermittlung der Expositionen mittels Grubenradiometer durch die Betreiber. Die Übermittlung der Expositionsdaten an das Strahlenschutzregister des Bundesamtes für Strahlenschutz wird für diesen Personenkreis seitdem vom LPS vorgenommen. Verwaltungsverfahren nach anderen Rechtsgebieten zum Versatzbergbau / Untertagedeponie nachweise, Nachweisverordnung (NachwV) im Jahr 2003 59 Bescheide und im Jahr 2004 64 Bescheide zu erlassen. Weiterhin wurde gemäß Artikel 6 der EG-Abfallverbringungsverordnung (Verordnung – EWG-Nr. 259 / 93) die grenzüberschreitende Verbringung von Abfällen im Notifizierungsverfahren im Jahr 2003 durch 15 Bescheide und im Jahr 2004 durch 17 Bescheide bestätigt. Mit Bescheid vom 22.09.2004 wurde das Genehmigungsverfahren nach § 4 Bundesimmissisionsschutzgesetz (BImSchG) i.V.m. der Verordnung über genehmigungsbedürftige Anlagen (4. BImSchV) für die Errichtung und den Betrieb einer Anlage zum Umschlagen, Lagern, Behandeln von Abfällen im ehemaligen Kalibergwerk Teutschenthal abgeschlossen. • Grube Bernburg In den Jahren 2003 bzw. 2004 wurden in der Grube Bernburg ca. 106155 t bzw. 90 952 t bergbaufremde Abfälle in den untertägigen Hohlräumen für die Sicherung verwertet. Dazu waren im Entsorgungsnachweisverfahren nach Nachweisverordnung im Jahr 2003 80 Bescheide und im Jahr 2004 96 Bescheide zu erlassen. Weiterhin wurde gemäß Artikel 6 der EG-Abfallverbringungsverordnung (Verordnung–EWG-Nr. 259/93) die grenzüberschreitende Verbringung von Abfällen im Notifizierungsverfahren im Jahr 2003 durch 2 Bescheide und 2004 durch 11 Bescheide bestätigt. Seit September 2004 führt die Firma AUREC GmbH als Entsorgungsfachbetrieb das privilegierte Verfahren nach § 13 Abs. 5 NachwV durch. Damit entfallen die abfallrechtlichen Bestätigungen, jedoch nicht die Einzelfallzulassungen der Versatzmaterialien nach Bergrecht. 2004 wurden im privilegierten Verfahren nach Abfallrecht daher zusätzlich 11 bergrechtliche Einzelfallzulassungen für diese Versatzmaterialien vorgenommen. • Grube Teutschenthal • Untertagedeponie Zielitz In den Jahren 2003 bzw. 2004 wurden in der Grube Teutschenthal ca. 130 360 t bzw. 130 970 t bergbaufremde Abfälle in den untertägigen Hohlräumen für die Sicherung verwertet. Dazu waren im Entsorgungsnachweisverfahren nach der Verordnung über Verwertungs- und Beseitigungs- Die Untertagedeponie in Zielitz wird auf Grundlage des Planfeststellungsbeschlusses vom 01. Juni 1994 nach Abfallrecht des Landes betrieben. Darüber hinaus wurden in den Jahren 1997 bis 2001 vier weitere abfallrechtliche Plan- genehmigungen erteilt. Danach wurden weitere Entscheidungen in den Jahren 2003 und 2004 zur angezeigten geplanten Änderungen der Untertagedeponie nach § 31 Abs. 4 Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW- / AbfG) getroffen, für die durch die Änderungen keine nachteiligen Auswirkungen auf die Umweltschutzgüter i.S.d. § 1 BImSchG festgestellt werden konnten. In den Jahren 2003 bzw. 2004 wurden in die Untertagedeponie ca. 12 600 t bzw. ca. 56 940 t Abfälle beseitigt. Seit September 1997 führt der Bergwerksbetreiber die Untertagedeponie als Entsorgungsfachbetrieb im privilegierten Verfahren nach § 13 Abs. 5 NachwV. Damit entfallen weitestgehend die sonst erforderlichen behördlichen Bestätigungen. 2003 / 2004 wurden insgesamt 152 Entsorgungsnachweisverfahren im privilegierten Verfahren durchgeführt. Weitere 5 behördliche Bestätigungen nach § 5 NachwV waren im Berichtszeitraum vorzunehmen. Ausblick Im Rahmen der Verwaltungsvereinfachung bei abfallspezifischen Genehmigungen im Versatzbergbau wurden im Berichtszeitraum auch mit den Betreibern der Versatzbetriebe in Teutschenthal und Bernburg Gespräche geführt, durch Einführung von privilegierten Verfahren nach § 13 Abs. 5 NachwV den Umfang der bisherigen stoffspezifischen Genehmigungsverfahren zu reduzieren und dem Unternehmen größere Eigenverantwortung zu übertragen. An die Stelle der Einzelfallgenehmigungen soll eine Entscheidung treten, mit der die Unternehmen in die Lage versetzt werden, bei dem überwiegenden Teil der Versatzmaterialien selbst über die Versatzeignung und damit über die Annahme zu entscheiden. Die Reduzierung der Verwaltungsverfahren und Stärkung der unternehmerischen Eigenverantwortung wird aber eine Ausweitung der behördlichen Kontrollen vor Ort verlangen. Wegen der Kompliziertheit und der unterschiedlichen Herangehensweisen der Unternehmen konnte dieses Vorhaben 2004 noch nicht abgeschlossen werden. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:10 Uhr Seite 24 24 25 Tab. 7: Dezernat 52 – Bohrlochbergbau Gerald MEYER Dem Dezernat 52 obliegt landesweit die Bergaufsicht über den Bohrlochbergbau sowie die unterirdische behälterlose Speicherung von Gasen und Flüssigkeiten. Die Bergaufsicht erstreckt sich auf die Aufsuchung, Gewinnung, Aufbereitung gasförmiger und flüssiger mineralischer Rohstoffe einschließlich der Wiedernutzbarmachung der in Anspruch genommenen Flächen, die Errichtung und das Betreiben von Untergrundspeichern sowie die Nutzung geothermischer Ressourcen. Wichtige Standorte von überregionaler Bedeutung sind die Erdgasförderung in der Altmark, die Kavernenfelder zur Gewinnung von Sole und Speicherung von Erdgas und anderen Produkten in Staßfurt, Bernburg, Teutschenthal / Bad Lauchstädt. Das Dezernat 52 ist weiterhin zuständig für den Vollzug der Verordnung über Gashochdruckleitungen gemäß § 1 Abs. 1 Ziffer 1 der Verordnung. Der Geltungsbereich dieses Paragrafen umfasst Gashochdruckleitungen, die der öffentlichen Versorgung dienen und die mit einem Überdruck von mehr als 16 bar betrieben werden, sofern die Leitungen den Bereich des Werksgeländes überschreiten. Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht Im Jahr 2003 wurden durch das Dezernat 52 insgesamt 16 Hauptbetriebspläne, 68 Sonderbetriebspläne und 12 Abschlussbetriebspläne zugelassen und 6 Entscheidungen nach § 5 Gashochdruckleitungsverordnung getroffen. Weiterhin wurden 3 wasserrechtliche Erlaubnisse im Einvernehmen mit der sonst zuständigen Wasserbehörde erteilt. Die Betriebsaufsicht erstreckte sich auf einen Erdgasförderbetrieb, 9 Untergrundspeicher und 7 Solegewinnungsbetriebe. Für 2004 ergab sich ein ähnliches Bild. Von insgesamt 93 Betriebsplanzulassungen entfielen 11 auf Hauptbetriebspläne, 67 auf Sonderbetriebspläne und 15 auf Abschlussbetriebspläne. Nach § 5 Gashochdruckleitungsverordnung wurden 9 Entscheidungen getroffen, eine wasserrechtliche Erlaubnis erteilt und eine Ausnahme- Erdgas-Porenspeicher. Ort in Betrieb Gesellschaft Speichertyp Teufe, m Speicherformation Gesamtvolumen*, Mio. m3 (Vn) max. Arbeitsgas, Mio. m3 (Vn) max. Entnahmerate, 103m3/h Bad Lauchstädt Verbundnetz Gas AG, Leipzig (VNG) ehem. Gasfeld 800 Rotliegend 657 426 238 Anzahl der Einzelspeicher Teufe, m Speicherformation Gesamtvolumen*, Mio. m3 (Vn) max. Arbeitsgas, Mio. m3 (Vn) max. Entnahmerate, 103m3/h 18 780-950 Zechstein 2 870 585 1167 28 500-700 Zechstein 2 993 759 1458 stillgel. Bergwerk 580 Zechstein 2 5 3 40 1 1300-1450 Zechstein 105 60 125 4 400-1130 220 210 220 2193 1617 3010 510 390 – 1050 600 – 380 380 – 1940 1370 – Tab. 8: Erdgas-Kavernenspeicher. Ort in Betrieb Abb. 4: Blick auf die Ethylen – Obertageanlage. Im Vordergrund die Sondenmessstrecke. Rechts im Bild die Trockentürme der Trocknungsanlage. Gesellschaft Bad Lauchstädt Bernburg Verbundnetz Gas AG, Leipzig (VNG) Verbundnetz Gas AG, Leipzig (VNG) Burggraf- Verbundnetz Bernsdorf Gas AG, Leipzig (VNG) PeckenErdgas Erdöl sen GmbH, Berlin (EEG) Staßfurt RWE WestfalenWeser-Ems Netzservice GmbH, Staßfurt Summe: in Planung od. Bau Bernburg Abb. 5. Ansicht des Sondenkopfes der Kaverne Ellenberg 1 des Erdgas-Karvernenspeichers Peckensen. genehmigung nach Elektrobergverordnung bewilligt. Bei den Betrieben traten gegenüber den Vorjahren keine wesentlichen Veränderungen auf, insgesamt befanden sich 30 Kavernen in Solung. Die Summe der Betriebsbefahrungen ging von 83 im Jahr 2003 auf 69 in 2004 zurück. Untergrundspeicher Im Land Sachsen-Anhalt werden gegenwärtig ein Erdgas-Porenspeicher, ein Erdgasspeicher in einem stillgelegten Bergwerk und 4 ErdgasKavernenspeicher betrieben sowie zwei Kavernenspeicher zur Produkteneinlagerung (Abb. 4 und 5). Weitere Angaben sind aus nachstehenden Tab. 7 bis 9 ersichtlich. Peckensen Staßfurt Verbundnetz Gas AG, Leipzig (VNG) Erdgas Erdöl GmbH, Berlin (EEG) RWE WestfalenWeser-Ems Netzservice GmbH, Staßfurt Summe: Tab. 9: Ort 10 500-700 Zechstein Zechstein 2 9 1100-1400 Zechstein 4 850-1150 Zechstein 23 Kavernenspeicher für Rohöl, Mineralölprodukte und Flüssiggas. Gesellschaft Bernburg- european salt company Gnetsch GmbH & Co. KG (esco), Bernburg TeutDow Central Germany, schenthal Schkopau Summe: Speichertyp Teufe m Füllung Zustand 510-680 Anzahl der Einzelspeicher 2 SalzlagerKavernen Propan in Betrieb SalzlagerKavernen 700-800 3 Ethylen Propylen in Betrieb 5 Quelle Betreiberfirmen Stand: 31.12.2003 *Gesamtvolumen = Summe aus maximalem (zugelassenem) Arbeitsgas- und Kissengasvolumen bei Normalbedingungen (Vn) Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:10 Uhr Seite 26 26 27 Das Betriebsplanverfahren „Druckerhöhung des Porenspeichers Bad Lauchstädt von 117,7 bar auf 125 bar“ konnte zum Abschluss gebracht werden. Die Bergbehörde hat eine Druckerhöhung auf nunmehr 122,0 bar zugelassen. Mehrtägige Vor-Ort-Inspektionen entsprechend Störfallverordnung sind auf 6 Speicherobjekten durchgeführt worden. Es war festzustellen, dass die Betreiber der Untergrundspeicher in höchstem Maße ihren Pflichten aus der Störfallverordnung nachgekommen waren. Erdgasgewinnung und Förderfeldrückbau Auf den Erdgasfeldern der Altmark wurden insgesamt 475 Bohrungen abgeteuft. Davon sind heute noch ca. 150 Sonden produktiv. Seit Aufnahme der Förderung im Jahre 1969 bis Ende 2004 wurden rund 208 Milliarden Kubikmeter Erdgas produziert. Während in den 80er Jahren Jahresfördermengen bis 13 Milliarden Kubikmeter erreicht wurden, beträgt die heutige Jahresproduktion noch ca. 1,4 Milliarden Kubikmeter. Die Erdgas – Erdöl GmbH ( EEG ) beabsichtigt, in den nächsten Jahren die Erdgasförderung einzustellen und sämtliche Betriebspunke einschließlich der dazugehörigen Einrichtungen und Anlagen auf der Grundlage entsprechender Abschlussbetriebspläne stillzulegen, zurückzubauen und die in Anspruch genommenen Flächen einer Nachnutzung zuzuführen. Der bergbauliche Rückbau umfasste im Wesentlichen die Verfüllung von Erdgasbohrungen und -sonden, die Sicherung und Sanierung von Bohrschlammgruben sowie den Rückbau von Bohr- und Sondenplätzen mit der Zielstellung der Wiedernutzbarmachung der jeweiligen Flächen und Beendigung der Bergaufsicht. Der Rückbauumfang betrug im Jahr 2003: • 12 Verfüllungen von Erdgasbohrungen, • 4 Wiedernutzbarmachungen von Bohr- und Sondenplätzen, • 15 Sanierungen von Bohrschlammgruben und 2004: • 12 Verfüllungen von Erdgasbohrungen, • 4 Wiedernutzbarmachungen von Bohr– und Sondenplätzen, • 9 Sanierungen von Bohrschlammgruben. Ebenfalls wurde die Obertageanlage Wenze und die Reglerstation Ristedt zurückgebaut. Insgesamt sind in den beiden Jahren 24 852 Stück kontaminierte Tubings fachgerecht entsorgt worden. dass Schwingungen beim Betrieb der Anlage weitgehend gedämpft und erfasst werden. Durch Fernübertragung der Daten an die Leitstelle der MITGAS in Gröbers ist es künftig möglich, die Fahrweise der Anlage zu beeinflussen. Solbetriebe Von 4 Solbetrieben wird die geförderte Sole in der chemischen Industrie insbesondere in den beiden Sodawerken in Staßfurt und Bernburg sowie im Werk Schkopau zur Chlorerzeugung weiterverarbeitet. Der dabei entstehende Hohlraum wird für die unterirdische behälterlose Speicherung vorbereitet bzw. genutzt. 3 Betriebe führen die gewonnene Sole einer balneologischen Nutzung in den Kurbetrieben Bad Salzelmen, Bad Dürrenberg und Bad Kösen zu. Gashochdruckleitungen Im Berichtszeitraum wurde auf dem Untergrundspeicher (UGS) Teutschenthal eine Propylenanlage in Betrieb genommen. Auf der Kaverne Staßfurt S 1 nahm eine Anlage zur Verwertung von Bohrcuttings und Bohrschlamm den Betrieb auf. Die Arbeiten zur ordnungsgemäßen Verwahrung der Kaverne in Schönebeck wurden aufgenommen und die Restentleerung erfolgreich beendet. Mit dem Einbringen des geplanten Verschlusses in die Bohrung soll die Verwahrung der Kaverne im Jahr 2005 zum Abschluss gebracht werden. Am 09.07.2004 wurde der Neubau der am 06.11.2002 durch eine Explosion zerstörten Gasdruckregel- und Gasmessanlage der Mitteldeutsche Gasversorgungs GmbH, Gröbers (MITGAS) in Peißen bei Bernburg in Betrieb genommen. Aus heutiger Sicht wird die Ursache für die Explosion der alten Anlage in ihrem Schwingungsverhalten gesehen. Durch die seinerzeit praktizierte Fahrweise haben sich Flanschverbindungen gelockert und es kam zu einem unkontrollierten Gasaustritt, der zur Explosion und zur völligen Zerstörung der Gesamtanlage führte. Beim Bau der neuen Anlage wurden alle erdenklichen Vorkehrungen getroffen um eine Wiederholung dieses Ereignisses auszuschließen. Durch entsprechende konstruktive, bauliche und technische Maßnahmen wurde sichergestellt, Dezernat 53 – Markscheidewesen / Altbergbau und Berechtsamswesen Gerhard JOST Das Dezernat 53 Markscheide- und Berechtsamswesen, Altbergbau ist zuständig im Hinblick auf raumbezogene Fragen bergbaulicher Art und für die Genehmigungsverfahren im Zusammenhang mit Bergbauberechtigungen nach den §§ 6 ff. BBergG. Weitere gesetzliche Aufgabenschwerpunkte sind die Überwachung der markscheiderischen Tätigkeiten im Rahmen der Bergaufsicht nach § 69 Abs. 3 BBergG und die Aufsicht über die ordnungsgemäße Durchführung von Messungen zur Beobachtung der Tagesoberfläche i.S. des § 125 BBergG. Das Dezernat 53 veranlasst unter Wahrung des Grundsatzes der Subsidiarität Maßnahmen zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit in stillgelegten Anlagen von bergbaulichen Gewinnungsbetrieben, für die ein Rechtsnachfolger nicht vorhanden oder nicht feststellbar ist und berät Behörden, Planungsingenieure und Bürger bei geotechnisch-bergbaulichen Fragestellungen. Markscheidewesen Bergbaubetriebe haben nach den §§ 63 und 64 BBergG ein Risswerk durch einen von der Bergbehörde anerkannten Markscheider oder durch eine andere als fachkundig anerkannte Person anfertigen und nachtragen zu lassen. Form und Inhalt der Karten und Risse, die Bestandteile des Risswerkes sind, ergeben sich aus der Markscheider-Bergverordnung und den DIN-Normen 21901 „Bergmännisches Risswerk“. Die ordnungsgemäße Risswerkführung wird durch das Dezernat 53 mit regelmäßigen internen Prüfungen der Unterlagen gewährleistet. Geschäftsprüfungen bei den verantwortlichen Markscheidern oder den anerkannten Personen i. S. des § 13 Markscheider-Bergverordnung wurden im Berichtszeitraum nicht durchgeführt. Von den aktiven Gewinnungsbetrieben liegen 235 bergmännische Risswerke als Behördenexemplar vor. Sie unterliegen den regelmäßigen Nachtragungsfristen der Markscheider-Bergverordnung. 95% der Risswerke sind Grubenbilder des Steine- und Erdenbergbaues. Einen besonderen Schwerpunkt innerhalb des Berichtszeitraums bildete die Pilotphase „Einführung eines digitalen Risswerkes nach § 63 Abs. 3 BBergG“ für das Kaliwerk Zielitz. Der Verzicht auf die Einreichung eines „körperlichen“ Risswerkes in Papierform war auch Gegenstand mehrerer Sitzungen des Arbeitskreises Markscheidewesen beim Länderausschuss Bergbau. Weitere Schwerpunkte bildeten die Prüfung der von den Untertagebetrieben sowie den Betrieben des Bohrlochbergbaus und der Untergrundspeicherung eingereichten Messunterlagen für die Höhenfestpunktfelder. Regelmäßige Messungen sind für folgende Betriebe vorgeschrieben: • • • • • Kaliwerk Zielitz, Steinsalzbergwerk Bernburg, Versatzbergwerk Grube Teutschenthal, ERA Morsleben, ehemaliges Schwefelkiesbergwerk Einheit / Elbingerode, sowie die • Sol- und Speicherbetriebe im Bereich Neustaßfurt, im Bereich Bernburg / Peissen und im Raum Teutschenthal / Bad Lauchstädt. Im Raum Teutschenthal erfolgte die regelmäßige nivellitische Beobachtung der Tagesoberfläche und deren Auswertung auf Grund der räumlichen Nähe der Betriebe der Grube Teutschenthal, der Verbundnetz Gas AG und der DOW Chemicals in einem einheitlichen Gesamtkomplex. Markscheider und anerkannte Personen Zum Stichtag 31.12.2004 waren in Sachsen-Anhalt 34 anerkannte Markscheider, 16 Markscheider mit vorläufiger Anerkennung und 14 anerkannte Personen i.S. des § 13 MarkscheiderBergverordnung registriert. Im Berichtszeitraum wurden 2 vorläufige Anerkennungen als Markscheider ausgesprochen. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:10 Uhr Seite 28 28 29 Die „vorläufige“ Anerkennung resultiert aus der Tatsache, dass das Land Sachsen-Anhalt bisher kein eigenes Markscheidergesetz erlassen hat. fanden keine weiteren Untersuchungsarbeiten statt. Altbergbau Bergbauliche Stellungnahmen Im Berichtszeitraum ergingen durch das Dezernat 53 insgesamt 2 699 Stellungnahmen insbesondere zu privaten Bauvorhaben, Bebauungsplänen, Windkraftanlagen sowie zu Bauvorhaben des öffentlichen Verkehrs und des Leitungsbaus. Schwerpunkte bildeten umfangreiche Stellungnahmen, die zu den Vorhaben: • Bau der Pipeline Stade-Teutschenthal, • Weiterführung der Bundesautobahn A 14, • Bau der Westumfahrung Halle (Bundesautobahn A 143) und • Bau der S-Bahn Strecke Halle-Leipzig gefertigt wurden. Komplexe Stellungnahmen zum umgehenden sowie zum stillgelegten Bergbau wurden auch im Rahmen der Neuaufstellung der „Regionalen Entwicklungspläne“ erarbeitet. Berechtsamswesen Zum Stichtag 31.12.2004 waren in Sachsen-Anhalt 420 Bergbauberechtigungen nach §§ 6 ff. BBergG erteilt. Im Berichtszeitraum wurden vermehrt Anträge zur Übertragung von Bergbauberechtigungen auf andere Personen und Personenhandelsgesellschaften eingereicht. Die meisten Anträge bezogen sich auf Bergbauberechtigungen, die auf oberflächennahe Rohstoffe erteilt worden waren. Auf Grund der anhaltenden Flaute im Bausektor war der Absatz der Baurohstoffe weiter rückläufig. Neben Betriebsinsolvenzen fand ein weiterer Konsolidierungsprozess in der Bauund Rohstoffwirtschaft zu weniger und größeren Unternehmen statt, was zu vermehrten Anträgen auf Übertragung von Bergbauberechtigungen führte. Schwerpunkte der Bearbeitung bildeten die seit mehreren Jahren laufenden Verfahren zur Erteilung von Bewilligungen auf Steinsalz für die Felder Winningen und Staßfurter Salzsattel II. Bei der im Berichtszeitraum noch einzigen gültigen Erlaubnis für den Bodenschatz Geothermie Im Berichtszeitraum wurden dem Dezernat 53 insgesamt 392 Tagesbrüche gemeldet. 250 der gemeldeten Brüche fielen im Frühjahr 2003 über tagesnahem Braunkohletiefbau. Als Ursache für die ungewöhnlich hohe Zahl von Bruchereignissen wurden die ergiebigen Niederschläge im III. und IV. Quartal 2002 gesehen, die zu einer tiefgründigen Durchfeuchtung der über den Grubenbauen liegenden Gebirgsschichten führten. Eine große Zahl von Brüchen wurde im Bereich des Autobahnbauabschnittes für die A 143 zwischen Holleben und Bennstedt durch die von den ausführenden Straßenbaufirmen angewandte Methode der Baugrundvorbereitung mittels einer dynamischen Intensivverdichtung des Untergrundes initiiert. Bemerkenswert war ein Tagesbruch, der im Frühjahr 2003 westlich der Ortslage Badeborn im Landkreis Quedlinburg fiel. Der schlotförmige Durchbruch hatte zunächst einen Durchmesser von rd. 4 m und eine Tiefe von 8 m. Im Rahmen der weiteren Untersuchungen wurde ein ca. 600 m3 großes Hohlraumsystem eines bisher unbekannten Stubensandabbaus erkundet und markscheiderisch aufgenommen. Zur Finanzierung beantragte die örtlich zuständige Kommune nach der „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen im Rahmen der Bergbausanierung – EFRE-Richtlinie“ beim LAGB Mittel für die fachgerechte Verfüllung des untertägigen Sandsteinabbaus. Nach Bewilligung der Zuwendung durch das LAGB begann im Spätherbst 2003 die Verfüllung mit einem fließfähigen Dämmbaustoff. Bereits am 2. Tage nach Beginn der Versatzarbeiten brach auf einer Fläche von 1,5 m2 die Sohle unvermutet weitere 7m nach unten durch. Nachdem der Bruchbereich gesichert war, wurde dort eine 2. Sohle des Stubensandabbaus vorgefunden, mit einem weitverzweigten Hohlraumvolumen von mehreren 1000 m3. Die Bewetterung – hier insbesondere der Feuchteeintrag durch die Wetter – führte zu einer Verschlechterung der ohnehin bereits angespannten geomechanischen Situation. Viele Pfeiler des unregelmäßigen Örterbaus waren völlig unterdimensioniert. Mehrere Pfeiler waren bereits zusammengebrochen. Nach der Errichtung eines zweiten Zugangs zur 2. Sohle über einen kleinen Schacht (Flucht- und Rettungsweg) wurde das gesamte System aus einem sicheren Bereich heraus zügig bis zum Mai 2004 mit geeigneten Dämmbaustoffen verfüllt. Bemerkenswert ist auch ein Tagesbruch, der im März 2003 unmittelbar neben der denkmalgeschützten „Alten Warthe“ nahe der Stadt Quedlinburg fiel. Die „Alte Warthe“ wurde daraufhin auf Empfehlung des LAGB für den Besucherverkehr gesperrt. Auch an diesem Standort war dem LAGB kein Altbergbau bekannt. Im Rahmen eines kombinierten Untersuchungsprogramms durch Geophysik und Rammkernsondierungen konnten Hohlräume im Umfeld der „Alten Warthe“ lokalisert werden. Auf Grund ihrer Lage und Größe konnten nach der Verfüllung des Tagesbruches weitere Bruchereignisse jedoch ausgeschlossen und die Sperrung der „Alten Warthe“ aufgehoben werden. Im Berichtszeitraum hat das LAGB an verschiedenen Altkalischächten Untersuchungsund Sicherungsmaßnahmen vorgenommen. Erwähnenswert ist die Untersuchung am Schacht Moltkeshall südlich der Ortlage Zielitz auf austretende Wässer. Aus dem rd. 250 m tiefen Schacht, der an keinem Grubengebäude angeschlossen ist, traten schon seit Jahren mineralisierte Wässer artesisch aus und vernässten und versalzten die umliegenden Grundstücke. Im Rahmen der Untersuchung wurde ein Konzept erarbeitet, die mineralisierten Wässer abzuführen. Die Umsetzung dieses Konzeptes steht noch aus. Zu vorher nicht abzusehenden Maßnahmen führten die Untersuchungsarbeiten am Altkalischacht Leopoldshall III in Staßfurt, die ab dem III. Quartal 2003 im Auftrag des LAGB durchgeführt wurden. Die Schachtanlage Leopoldshall III war zwischen 1919 und 1922 durch die Schachtröhre ersoffen. Der Lösungsspiegel stand wenige Meter unter Rasensohle an. Im Schacht befanden sich die Sohlenanschläge in den Teufen 300, 350 und 400 m. Der über viele Jahre hinweg bis zu einer Teufe von 190 m lotbare Schacht konnte im Jahre 2000 auf einmal nur noch bis 127 m gelotet werden. Im Rahmen der Untersuchungen wurde festgestellt, dass das neue Lothindernis aus aufgeschwommenem hölzernem Material bestand. Durch eine geführte Bohrung konnte das ca. 3,5 m starke Hindernis durchteuft werden. Nachdem das Führungsrohr bis 190 m abgesetzt worden war, wurde die Kernbohrung bis ca. 200 m Teufe weiter getrieben. Die gezogenen Kerne ergaben ein Trümmermaterial aus Ziegelsteinbruchstücken, Steinsalzstücken und anhydritischem Material. Auf Veranlassung des LAGB wurde dann der Schachtbereich zwischen 127 m und 190 m echometrisch vermessen. Das Ergebnis wurde am 8. April 2003 (Gründonnerstag) vorgelegt und zeigte ein katastrophales Bild der Schachtröhre: In dem untersuchten Teufenbereich von mehr als 60 m konnten weder Schachtausbau noch daran anstehendes Gebirge festgestellt werden. Eine Schachtkontur gab es in diesem Bereich nicht mehr. Der in den oberen Horizonten des Staßfurt-Steinsalz ehemals vorhandene Mauerwerksausbau war vollständig in den unteren Bereich der Schachtröhre verbrochen. Um die ehemalige Schachtröhre konnte eine Lösungskaverne mit bis zu 50 m Durchmesser nachgewiesen werden. Vertikal erstreckte sich dieser Lösungsund Verbruchhohlraum von ca. 200 m bis zu 115 m Teufe und ragte noch sattelwärts neben der Schachtröhre mehrere Zehnermeter auf. Unter Berücksichtigung der am Schacht Leopoldshall III bekannten ungünstigen geologischen und geomechanischen Verhältnisse im Deckgebirge war ein besonderes Risiko für ein weiteres Verbrechen des Schachtes oder des gebildeten Lösungshohlraums nicht auszuschließen. In einer noch am gleichen Tage anberaumten Krisensitzung entschied das LAGB zusammen mit einem Gutachterbüro, dem Landkreis Aschersleben-Staßfurt und der Stadt Staßfurt, den potenziellen Gefahrenbereich unverzüglich abzusperren. Der gesperrte Bereich betraf mehrere Gebäude, die Lagerfläche einer auf dem Schachtgelände ansässigen Baufirma und die nur 20 m vom Schachtkopf entfernte Landstraße zwischen der Stadt Staßfurt und der Gemeinde Rathmannsdorf. Der Rückbau der noch auf dem Schachtkopf befindlichen Bohranlage erfolgte unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen, nachdem im Schacht ein mechanisches und seismisches Frühwarnsystem eingebaut worden war. Durch das beauftragte Gutachterbüro wurde ein Sicherungskonzept für die Verwahrung des Schachtes erarbeitet. Aufgrund der hohen Kosten für eine dauerstandsichere Verfüllung von Schacht Leopoldshall III und den festgestellten Hohlräumen wurde durch das LAGB entschieden, den potenziellen Gefahrenbereich dauerhaft abzusperren und die weitere Entwick- Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:10 Uhr Seite 30 30 31 lung am Schacht Leopoldshall III in ein Monitoringprogramm einzubeziehen. Auch das folgende Ereignis erregte große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit: Am 9. Februar 2004 wurde dem LAGB im Bereich der Wohn-Neubausiedlung „Am Weinberg“ in Hettstedt im Landkreis Mansfelder Land ein Bruchereignis angezeigt. Im Rahmen der Untersuchung durch das LAGB ergab sich folgende Situation: In einem Baggerschurf, der zur Baugrunduntersuchung angelegt wurde, war in ca. 4,5 m Tiefe die Sohle des Schurfes durchgebrochen und ein im Durchmesser ca. 60 cm großes Loch entstanden. Über diesen Zugang gelangte man in ein weit verzweigtes Abbausystem. In diesem Abbausystem wurden Zechsteinkalke mit Abbauhöhen von bis zu 4 m als Werksteine hereingewonnen. Weder im Archiv des LAGB noch in anderen Archiven fanden sich Hinweise oder rissliche Unterlagen zu diesem alten untertägigen Abbau. Im Rahmen einer Erstsicherung wurden im Auftrag des LAGB von einer Bergbaufirma die bruchgefährdeten Bereiche unter Tage durch Einbringen von hölzernem Ausbau gesichert. Aufgrund erhöhter Radonkonzentrationen musste eine Sonderbewetterung eingebaut werden. Danach erfolgte die markscheiderische Aufnahme der Hohlräume und die Projektion auf die topographische und bauliche Situation über Tage. Im Ergebnis war festzustellen, dass sich zwei Straßen und zwei Häuser des neuen Wohngebietes unmittelbar über dem Kalkabbausystem befanden. Die Deckgebirgsmächtigkeit lag im Bereich der beiden Straßen zwischen 4 und 9 m. Im Bereich eines der beiden Häuser befand sich unter Tage ein 7 m hoher Hochbruch, so dass ein Abstand bis zum Kellerfußboden von weniger als 2 m vorhanden war. Kurzfristig wurde entschieden, diesen Gefahrenbereich durch einen Holzdamm vom übrigen Grubengebäude abzutrennen und durch Druckversatz mit Beton umgehend zu verfüllen. Nachdem die Erstsicherungsmaßnahmen des LAGB’s abgeschlossen waren, reichte die Stadt Hettstedt einen Antrag auf finanzielle Zuwendungen gemäß der Bergbausanierungsrichtlinie ein, um für die dauerhafte Sicherung und Verwahrung der Hohlräume im Bereich der Weinbergsiedlung zu sorgen. Das LAGB hat der Stadt zeitnah die Bewilligung der notwendigen finanziellen Mitteln für die dringend erforderlichen weiteren Erkundungs- und Verfüllmaßnahmen erteilt. In Vorbereitung der Versatzmaßnahmen wurden die Grubenbaue durch einen kleinen Teufschacht aufgeschlossen. Der Schacht war für die Fahrung, die Bewetterung und die Förderung von Dammbau- und Versatzmaterial erforderlich. Durch das Aufwältigen alter Tagesbrüche wurden weitere Teile des Hohlraumsystems erkundet und vermessungstechnisch aufgenommen. Zur Gewährleistung einer hohlraumfreien Verfüllung wurden dann die Abbaubereiche, die eine Gefahr für die betroffenen Straßen und Häuser darstellten, abschnittsweise abgedämmt und durch Bohrungen von über Tage mit Beton verfüllt. Zum Ende des Berichtszeitraums waren etwa 80% der zu sichernden Bereiche verfüllt. Anlage 1: Statistische Übersicht der bergamtlichen Tätigkeiten im Berichtsjahr 2003 1 Bergbauberechtigungen 1.1 Erlaubnisse nach § 7 BBergG Bodenschatz Braunkohle Stein-Kalisalz Sole Erz / Spat Erdöl / Erdgas Geothermie Anträge am 01.01.2003 0 0 Neuanträge Erteilung Ablehnung 0 0 Einstellung/ Rücknahme 0 0 Anträge am 31.12.2003 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1.2 Bewilligungen nach § 8 BBergG Bodenschatz Lockergestein (K / S) Ton Hartgestein Kalkstein Braunkohle Stein-Kalisalz Sole Erz / Spat Erdöl Erdgas Geothermie Sonstige Summe Anträge am 01.01.2003 0 Neuanträge Erteilung Ablehnung Einstellung 0 0 0 0 Anträge am 31.12.2003 0 0 0 0 1 4 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 4 0 0 0 0 5 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 1.3 Veränderungen an Bergbauberechtigungen Verfahren Anschriften der Autoren: U. BERTHOLD, M. BRANDT, U. DESSELBERGER, G. JOST, G. MEYER, P. POSCHWALD & U. SCHAAR, Landesamt für Geologie und Bergwesen Halle Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle Verlängerung von Bergbauberechtigungen nach § 16 BBergG Widerruf nach § 18 Abs. 3 BBergG Aufhebungen nach § 19 BBergG (Erlaubnis / Bewilligung) Aufhebungen nach § 20 BBergG (Bergwerkseigentum) Zustimmungen nach § 22 BBergG (Übertragung von Bewilligung, Erlaubnis) Genehmigung nach § 23 BBergG (Veräußerung BWE) Entscheidungen 0 0 0 0 5 18 laufende Verfahren 1 3 3 0 11 1 1.4 Bestand an Bergbauberechtigungen am 31.12.2003 Bodenschatz Erlaubnisse Bewilligungen Lockergestein Ton Hartgestein Kalkstein Braunkohle Salze / Sole UGS 0 0 0 0 0 1 121 18 28 8 11 12 Bergwerkseigentume 90 39 18 17 14 20 Alte Rechte Summe 16 0 0 0 0 0 227 57 46 25 25 33 Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:10 Uhr Seite 32 32 33 Bodenschatz Erlaubnisse Bewilligungen Erz / Spat Erdöl / Erdgas Geothermie Sonstige Gesamt 0 0 0 1 2 0 0 0 2 200 Bergwerkseigentume 2 4 0 3 207 Alte Rechte Summe 0 0 0 2 18 2 4 0 8 427 Art / Bodenschatz Betriebe zur Nutzung der Sole für balneologische Zwecke (Kurbetriebe) Geothermie Untergrundspeicher davon: Kavernenspeicher (für Erdgas) Bergwerksspeicher (für Erdgas) Porenspeicher (für Erdgas) Kavernenspeicher (für Produkte) Summe 1.5 Sonstige Verfahren aus dem Bereich des Berechtsamswesens / Markscheidewesen 2003 Verfahren Amtliche Probenahmen (§ 3 Abs. 4 BBergG) Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG / lfd. Verfahren Auskünfte in Berechtsamsangelegenheiten Stellungnahmen zu Abbauanträgen beim Ldkrs. Anordnungen gemäß § 2 Abs. 2 BodSchAG LSA 2.2 Anzahl 1 4 2 42 4 8 250 2 2.1 Anzahl der Risswerke 631 2 2 2 1 638 Lockergestein Ton / Kaolin Hartgestein Kalkstein Kieselgur Gips / Anhydrit Braunkohle Kalisalz Steinsalz ERAM Versatz / UTD Haldenrückbau Tiefbau in Einstellung Besucherbergwerke Besucherhöhlen Bohrlochbergbau Summe Blattanzahl 1179 231 18 2 249 1679 Betriebsaufsicht / Betriebsplanverfahren / Besondere Verfahrensarten Betriebe unter Bergaufsicht am 31. 12. 2003 Art / Bodenschatz Steine und Erdenbetriebe in Gewinnung davon: Lockergestein Tone Hartgesteine Kalksteine Sonstige (Kieselgur, Gips / Anhydrit, Torf) Steine und Erdenbetriebe in Aufsuchung, Unterbrechung oder Einstellung Braunkohlentagebaue Braunkohlenveredlungsbetriebe Braunkohlengrubenkraftwerke Kalisalz Steinsalz Endlager für radioaktive Abfälle (ERAM) Versatzbergwerke Untertagedeponie (UTD) Haldenrückgewinnung Tiefbaubetriebe in Einstellung Besucherbergwerke Besucherhöhlen Erdgasförderung Solegewinnung davon: Betriebe zur Aussolung von Kavernen Anzahl 173 114 20 22 14 3 48 11 12 4 1 2 1 3 1 3 4 5 4 1 8 5 (30 in Solung befindliche Kavernen) 1 über Tage / inkl. Bef. Altbergbau 281 unter Tage Summe 167 698 Betriebsplanzulassungen 2003 (incl. Ergänzungen und Verlängerungen) Bodenschatz 1.6 Bestand an Risswerken am 31. 12. 2003 Bezeichnung Risswerke nach § 63 BBergG Berechtsamskarten Übersichtskarten Übersichtskarte Orthophotos (analog / digital) Summe Betriebsbefahrungen 2003 In Tagebauen 2.3 Anzahl 3 2 9 4 (50 Kavernen) 1 1 3 (5 Kavernen) 292 HBP1Aufs. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 HBP1Gew. 72 15 22 11 1 0 9 0 1 0 9 1 0 0 0 16 157 fakult. RBP2 0 1 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 2 obligat. RBP 4 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 SBP3 ABP4 Summe 16 3 6 4 0 0 8 25 10 15 28 0 0 1 0 68 184 5 0 0 0 0 0 57 0 0 0 2 0 4 0 0 12 80 97 19 28 16 1 0 74 25 12 15 39 1 4 1 0 96 428 HBP = Hauptbetriebsplan, 2 RBP = Rahmenbetriebsplan, 3 SBP = Sonderbetriebsplan, 4 ABP = Abschlussbetriebsplan 2.4 Planfeststellungsverfahren (PFV) Verfahrensstand Einstellungen (E) Planfeststellungsbeschlüsse (PFB) Ablehnungen (A) Summe abgeschlossen PFV (E+PFB+A) Zulassungen vorzeitiger Beginn (hier nur bei lfd. PFV) sonstige laufende Verfahren Summe laufende PFV Summe noch zu erwartende PFV (Zählkriterium: behördliches Verlangen ausgesprochen, Scopingtermin durchgeführt oder Lesexemplar liegt vor) Summe von 1990 bis Ende 2003 1 50 1 (vom VG aufgehoben) 51 8 21 29 33 davon in 2003 1 4 0 5 1 Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:10 Uhr Seite 34 34 35 2.5 Grundabtretungsverfahren (GAV) Verfahrensstand Einstellungen (E) rechtskräftige Grundabtretungsbeschlüsse (GAB) Ablehnungen (A) Summe abgeschlossen GAV (E+GAB+A) vorzeitige Besitzeinweisung (hier nur bei lfd. GAV) beklagte GAB sonstige laufende GAV Summe laufende GAV 2.6 Summe von 1990 bis Ende 2003 40 4 0 44 1 2 10 13 davon in 2003 5 1 0 6 1 Feldes- und Förderabgaben 2.8 Feldes- und Förderabgaben werden im Land Sachsen-Anhalt bis Ende 2006 nicht erhoben. Die Tätigkeit konzentriert sich daher auf die Überprüfung der im Rahmen der Entrichtung der Feldes- und Förderabgabe bis Ende 2001 angefallenen Unterlagen. Verfahrensstand Feldesabgabe Feldesabgabeakten abschließend geprüfte Feldesabgabeakten laufende Prüfungen Festsetzungsbescheide Summe überprüfte Feldesabgabeakten Förderabgabe Förderabgabeakten abschließend geprüft Förderabgabeakten laufende Prüfungen (mit Festsetzungsbescheid unter Vorbehalt abgeschlossen) Festsetzungsbescheide Summe überprüfte Förderabgabeakten 2.7 Art der Entscheidung Ausnahmegenehmigung nach § 33 13. BImSchV Anzeigen / Genehmigungen nach StrlSchV / RöV Gammaradiografieanzeigen Entsorgungsnachweise nach § 5 NachwV EVN im privilegierten Verfahren (UTD Zielitz) Notifizierung nach Art. 6 ff EG AbfallverbringungsVO Anzeigen nach § 31 (4) KrW- / AbfG Entscheidungen nach § 5 Gashochdruckleitungsverordnung Anordnungen nach BodSchAG LSA Summe Summe von 1990 bis Ende 2003 davon in 2003 5 4 1 4 5 4 5 244 57 42 46 34 401 99 106 80 4 Sonstige Entscheidungen 2003 Art der Entscheidung Befreiung von Betriebsplanpflicht nach § 51 (3) BBergG Genehmigungen nach GesBergV Ausnahmegenehmigung nach ArbZG vom Verbot der Sonntagsarbeit Befähigungsscheine nach § 20 SprengG (einschl. Verlängerung u. Ergänzung) Erlaubnisse nach § 7 SprengG Unbedenklichkeitsbescheinigungen Auskunftsersuchen Anzeigen Sprengberechtigungen für Untertage Prüfung und Abnahme von Seilfahrtsanlagen Wasserrechtliche Erlaubnisse nach WG LSA Anzeigen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen nach VawS LSA Anzeigen nach § 15 BImSchG Genehmigung nach § 4 / 19? Vorzeitiger Beginn gemäß § 8a BImSchG Wesentliche Änderungen gemäß § 16 (1) und (2) BImSchG Änderungen gemäß § 16 (4) BImSchG Anzahl 1 3 29 12 1 2 46 7 48 5 15 6 12 1 2 1 1 Widersprüche / Verwaltungsstreitverfahren / Anordnungen / Ordnungswidrigkeitsverfahren 2003 Art der Verfahren Widersprüche Verwaltungsstreitverfahren Anordnungen Ordnungswidrigkeitsverfahren Strafverfahren 3 3.1 Anzahl 6 5 8 0 Altbergbau Bergbauliche Stellungnahmen 2003 Verfahren Flächennutzungspläne / Änderungen B-Pläne Vorhaben- und Erschließungspläne Erdgas- u. sonst. Leitungen Straßenbau / Brückenbau / Eisenbahnen Telekom Be- und Entwässerung etc. Flurbereinigungs- und Planfeststellungsverfahren sowie Bodenordnungsverfahren Windenergieanlagen LSG / NSG und allgemeine Raumordnung Dorferneuerungsplanungen und Abrundungssatzungen Rohstoffgewinnung / Bodenabbau Bauvorhaben Altbergbau Sonstige Summe 3.2 Anzahl 1 33 13 139 99 18 1 6 11 513 Anzahl 106 199 67 55 176 4 138 67 133 32 44 7 109 24 365 1526 Bestand an Rissen und Karten des Altbergbaus am 31. 12. 2003 Art Anzahl Rissplatten / Rollrisse / Karten Mutungskarten Geologische Übersichtskarten Bohrkarten Prätertiär Beeinflussungsbereiche Altbergbau – Tief- und Tagebau Beeinflussungsbereiche Altbergbau – Halden und Restlöcher Summe Anzahl 8586 105 376 58 183 15 9323 Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:10 Uhr Seite 36 36 37 4 4.1 Unfallgeschehen Meldepflichtige Arbeitsunfälle 2003 Bergbauunternehmen Arbeitsunfälle Steine- und Erdenbergbau Braunkohlenbergbau Salzbergbau Erdöl-ErdgasBergbau Versatzbergbau Besucherbergwerke Statistische Übersicht der bergamtlichen Tätigkeiten im Berichtsjahr 2004 Wegeunfälle unter Tage in Tagebauen über Tage Gesamt 0 50 0 50 0 0 5 6 0 0 0 4 0 Subunternehmen Arbeitsunfälle Wegeunfälle unter Tage in Tage- über bauen Tage Gesamt 3 0 0 0 0 0 5 6 0 7 2 9 0 10 0 12* 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Bergbauberechtigungen Erlaubnisse nach § 7 BBergG Bodenschatz Braunkohle Stein-Kalisalz Sole Erz / Spat Erdöl / Erdgas Geothermie 1.2 3 0 4 7 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 Lockergestein (K/S) Ton Hartgestein Kalkstein Braunkohle Stein-Kalisalz Sole Erz / Spat Erdöl / Erdgas Geothermie Sonstige Summe Unfalluntersuchungen 2003 unter Tage Steine- und Erdenbergbau Braunkohlenbergbau Salzbergbau, Versatz, Bohrlochbergbau, Besucherbergwerke 0 0 6 in Tagebauen 1 0 0 über Tage Gesamt 0 0 0 1 0 6 1.3 Anträge am 01.01.2004 0 0 Neuanträge Erteilung Ablehnung 0 0 Einstellung / Rücknahme 0 0 Anträge am 31.12.2004 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Bewilligungen nach § 8 BBergG Bodenschatz * Summe Wegeunfälle Salzbergbau, Versatzbergbau, Bohrlochbergbau, Besucherbergwerke 4.2 1 1.1 Anträge am 01.01.2004 0 Neuanträge Erteilung Ablehnung Einstellung 0 0 0 0 Anträge am 31.12.2004 0 0 0 0 1 3 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 4 0 0 0 0 4 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 Veränderungen an Bergbauberechtigungen Verfahren Verlängerung von Bergbauberechtigungen nach § 16 BBergG Widerruf nach § 18 Abs. 3 BBergG Aufhebungen nach § 19 BBergG (Erlaubnis / Bewilligung) Aufhebungen nach § 20 BBergG (Bergwerkseigentum) Zustimmungen nach § 22 BBergG (Übertragung von Bewilligung, Erlaubnis) Genehmigung nach § 23 BBergG (Veräußerung BWE) 1.4 Entscheidungen 5 0 4 0 7 5 laufende Verfahren 1 3 0 0 11 1 Bestand an Bergbauberechtigungen am 31.12.2004 Bodenschatz Erlaubnisse Lockergestein Ton Hartgestein Kalkstein Braunkohle Salze / Sole / UGS Erz / Spat Erdöl / Erdgas Goethermie Sonstige Gesamt 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 Bewilligungen 117 18 28 8 11 12 1 0 0 1 196 Bergwerkseigentum 88 39 18 17 15 20 2 4 0 2 205 Alte Rechte 16 0 0 0 0 0 0 0 0 2 18 Summe 221 57 46 25 26 32 3 4 1 5 420 Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:10 Uhr Seite 38 38 39 1.5 Sonstige Verfahren aus dem Bereich des Berechtsams- und Markscheidewesens 2004 Verfahren Amtliche Probenahmen (§ 3 Abs. 4 BBergG) Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG / lfd. Verfahren Auskünfte in Berechtsamsangelegenheiten Stellungnahmen zu Abbauanträgen beim Ldkrs. 2 2.1 Anzahl 162 109 19 18 13 3 58 11 12 4 1 2 1 3 1 3 4 5 4 1 8 5 (30 in Solung befindliche Kavernen) 3 2 9 4 (52 Kavernen) 1 1 3 (5 Kavernen) 291 Betriebsbefahrungen 2004 In Tagebauen 335 Lockergestein Ton / Kaolin Hartgestein Kalkstein Kieselgur Gips / Anhydrit Torf Braunkohle Kalisalz Steinsalz ERAM Versatz / UTD Haldenrückbau Tiefbau in Einstellung Besucherbergwerke Besucherhöhlen Bohrlochbergbau Summe Betriebsaufsicht / Betriebsplanverfahren / Besondere Verfahrensarten Betriebe unter Bergaufsicht am 31. 12. 2004 Betriebe zur Nutzung der Sole für balneologische Zwecke (Kurbetriebe) Geothermie Untergrundspeicher davon: Kavernenspeicher (für Erdgas) Bergwerksspeicher (für Erdgas) Porenspeicher (für Erdgas) Kavernenspeicher (für Produkte) Summe über Tage / inkl. Bef. Altbergbau 295 Betriebsplanzulassungen 2004 (incl. Ergänzungen und Verlängerungen) Bodenschatz Anzahl 2 1 2 70 7 Art / Bodenschatz Steine und Erden – Betriebe in Gewinnung davon: Lockergestein Tone Hartgesteine Kalksteine Sonstige (Kieselgur, Gips / Anhydrit, Torf) Steine und Erden – Betriebe in Aufsuchung, Unterbrechung oder Einstellung Braunkohlentagebaue Braunkohlenveredlungsbetriebe Braunkohlengrubenkraftwerke Kalisalz Steinsalz Endlager für radioaktive Abfälle (ERAM) Versatzbergwerke Untertagedeponie (UTD) Haldenrückgewinnung Tiefbaubetriebe in Einstellung Besucherbergwerke Besucherhöhlen Erdgasförderung Solegewinnung davon: Betriebe zur Aussolung von Kavernen 2.2 2.3 unter Tage Summe 209 839 1 HBP1Aufs. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 HBP1Gew. 74 18 11 11 1 0 2 4 3 3 1 17 3 0 1 2 11 162 fakult. RBP2 2 0 5 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 7 obligat. SBP3 RBP2 4 16 0 2 0 8 0 4 0 0 0 0 0 0 1 20 0 4 0 3 0 9 0 31 0 0 0 1 0 0 0 0 0 62 5 160 ABP4 Summe 0 0 0 1 0 0 0 56 0 0 0 5 0 4 0 0 15 81 96 20 24 16 1 0 2 81 7 6 10 53 3 5 1 2 88 415 HBP = Hauptbetriebsplan, 2 RBP = Rahmenbetriebsplan, 3 SBP = Sonderbetriebsplan, 4 ABP = Abschlussbetriebsplan 2.4 Planfeststellungsverfahren (PFV) Verfahrensstand Einstellungen (E) Planfeststellungsbeschlüsse (PFB) Ablehnungen (A) Summe abgeschlossen PFV (E+PFB+A) Zulassungen vorzeitiger Beginn (hier nur bei lfd. PFV) sonstige laufende Verfahren Summe laufende PFV Summe noch zu erwartende PFV (Zählkriterium: behördliches Verlangen ausgesprochen, Scopingtermin durchgeführt oder Lesexemplar liegt vor) 2.5 Summe von 1990 bis Ende 2004 1 55 0 56 9 21 30 28 davon in 2004 Summe von 1990 bis Ende 2004 45 5 0 50 1 1 15 17 davon in 2004 0 5 0 5 3 Grundabtretungsverfahren (GAV) Verfahrensstand Einstellungen (E) rechtskräftige Grundabtretungsbeschlüsse (GAB) Ablehnungen (A) Summe abgeschlossen GAV (E+GAB+A) vorzeitige Besitzeinweisung (hier nur bei lfd. GAV) beklagte GAB sonstige laufende GAV Summe laufende GAV 5 1 0 6 0 2.6 Feldes- und Förderabgaben Feldes- und Förderabgaben werden im Land Sachsen-Anhalt bis Ende 2006 nicht erhoben. Die Tätigkeit konzentriert sich daher auf die Überprüfung der im Rahmen der Entrichtung der Feldes- und Förderabgabe bis Ende 2001 angefallenen Unterlagen. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:10 Uhr Seite 40 40 41 Verfahrensstand Feldesabgabe Feldesabgabeakten abschließend geprüfte Feldesabgabeakten laufende Prüfungen Festsetzungsbescheide Summe überprüfte Feldesabgabeakten Förderabgabe Förderabgabeakten abschließend geprüft Förderabgabeakten laufende Prüfungen (mit Festsetzungsbescheid unter Vorbehalt abgeschlossen) Festsetzungsbescheide Summe überprüfte Förderabgabeakten Summe von 1990 bis 2004 5 5 0 1 5 davon in 2004 1 1 5 244 209 35 152 469 209 68 152 2.7 Sonstige Entscheidungen 2004 Art der Entscheidung Befreiung von Betriebsplanpflicht nach § 51 (3) BBergG Genehmigungen nach GesBergV Ausnahmegenehmigung nach § 38 ElBVO Ausnahmegenehmigung nach ArbZG vom Verbot der Sonntagsarbeit Befähigungsscheine nach § 20 SprengG (einschl. Verlängerung u. Ergänzung) Erlaubnisse nach § 7 SprengG Unbedenklichkeitsbescheinigungen Auskunftsersuchen Anzeigen Sprengberechtigungen für Untertage Prüfung und Abnahme von Seilfahrtsanlagen Wasserrechtliche Erlaubnisse nach WG LSA Anzeigen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen nach VawS LSA Anzeigen nach § 15 BImSchG Genehmigung nach § 4 / 19 BImSchG Vorzeitiger Beginn gemäß § 8a BImSchG Wesentliche Änderungen gemäß § 16 (1) und (2) BImSchG Änderungen gemäß § 16 (4) BImSchG Ausnahmegenehmigung nach § 33 13. BImSchV Anzeigen / Genehmigungen nach StrlSchV / RöV Gammaradiografieanzeigen Entsorgungsnachweise nach § 5 NachwV EVN im privilegierten Verfahren (UTD Zielitz) Notifizierung nach Art. 6 ff EG AbfallverbringungsVO Anzeigen nach § 31 (4) KrW- / AbfG Entscheidungen nach § 5 Gashochdruckleitungsverordnung Anordnungen nach BodSchAG LSA Summe Anzahl 1 1 1 23 11 2 3 39 6 24 2 9 6 16 4 1 4 5 0 32 13 161 76 28 0 9 0 477 2.8 Widersprüche / Verwaltungsstreitverfahren / Anordnungen / Ordnungswidrigkeitsverfahren 2004 Art der Verfahren Anzahl Widersprüche 0 Verwaltungsstreitverfahren 1 Anordnungen 5 Ordnungswidrigkeitsverfahren 11 Strafverfahren 0 3 3.1 Altbergbau Bergbauliche Stellungnahmen 2004 Verfahren Flächennutzungspläne / Änderungen B-Pläne Vorhaben- und Erschließungspläne Erdgas- u. sonst. Leitungen Straßenbau / Brückenbau / Eisenbahnen Telekom Be- und Entwässerung etc. Flurbereinigungs- und Planfeststellungsverfahren sowie Bodenordnungsverfahren Windenergieanlagen LSG / NSG und allgemeine Raumordnung Dorferneuerungsplanungen und Abrundungssatzungen Rohstoffgewinnung / Bodenabbau Bauvorhaben Altbergbau Sonstige Summe 4 4.1 Anzahl 77 205 13 51 170 9 174 35 80 31 6 7 129 81 231 1299 Unfallgeschehen Meldepflichtige Arbeitsunfälle 2004 Bergbauunternehmen Arbeitsunfälle Steine- und Erdenbergbau Braunkohlenbergbau Salzbergbau Erdöl-ErdgasBergbau Versatzbergbau Besucher bergwerke Wegeunfälle unter Tage in Tagebauen über Tage Gesamt 0 37 0 37 0 2 5 3 0 0 0 2 0 Subunternehmen Arbeitsunfälle Wegeunfälle unter Tage in Tage- über bauen Tage Gesamt 5 0 0 0 0 0 7 3 0 6 3 9 0 2 0 5 0 5* 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 3 5 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 * Summe Wegeunfälle Salzbergbau, Versatzbergbau, Bohrlochbergbau, Besucherbergwerke 4.2 Unfalluntersuchungen 2004 Steine- und Erdenbergbau Braunkohlenbergbau Salzbergbau, Versatz, Bohrlochbergbau, Besucherbergwerke unter Tage 0 0 1 In Tagebauen 2 0 0 über Tage 0 1 1 Gesamt 2 1 2 Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:10 Uhr Seite 42 43 Stubensandabbau Badeborn – Ergebnisse bergmännischer und geowissenschaftlicher Untersuchungen Gerhard JOST, Carl-Heinz FRIEDEL & Ivo RAPPSILBER 1 Einführung Durch einen Tagesbruch am 5. Februar 2003 und die sich anschließenden bergmännischen Sicherungs- und Verwahrungsmaßnahmen wurden am Steinberg westlich von Badeborn (Landkreis Quedlinburg) bis dahin unbekannte unterirdische Hohlräume aufgeschlossen. In diesen Hohlräumen sind wenig verfestigte Sandsteine der Unterkreide im 19. Jahrhundert untertage abgebaut worden (Stubensandabbaue). Bereits zu Beginn der bergmännischen Sicherungsarbeiten sind zur Abgrenzung der unterirdischen Hohlräume geoelektrische Messungen durchgeführt worden (RAPPSILBER 2003, s. Kap. 4). Nachdem die Hohlräume zugänglich waren, erfolgte auch eine geologische, insbesondere strukturgeologische Dokumentation der untertägigen Aufschlüsse (FRIEDEL 2004, s. Kap. 5). Im folgenden Beitrag wird sowohl über Verlauf und Ergebnisse der bergmännischen Sicherungs- und Verwahrmaßnahmen als auch über die Ergebnisse der geowissenschaftlichen Untersuchungen berichtet. Der Beitrag ist ein Beispiel für die enge Zusammenarbeit zwischen dem für die Gefahrenabwehr im Altbergbau zuständigen verantwortlichen Aufsichtsbeamten und den Mitarbeitern der Geologie. 2 Geologische Situation Das untersuchte Vorkommen bei Badeborn befindet sich im Südostteil des Quedlinburger Sattels (Abb. 1). Dieser Sattel ist an eine NW-SEstreichende Störungszone gebunden, die sich vor allem während der Oberkreide im Zusammenhang mit der Hebung des Harzes als steile, S-vergente Aufschiebung entwickelte (PATZELT 2003). An der SW-Flanke dieses Sattels treten in südöstlicher Verlängerung der Seweckenberge steil aufgerichtete Unterkreide-Sandsteine als Höhenrücken am Steinberg bei Badeborn unmittelbar an die Oberfläche (Abb. 1 und 2). Der morphologisch hervortretende Quedlinburger Sattel fungiert in der Region als Wasserscheide. Der Scheitelbereich des Sattels führt demnach kein Grundwasser. Die Unterkreide zeigt im nördlichen Harzvorland stärkere fazielle Veränderungen und eine unterschiedlich lückenhafte Ausbildung der Profile, so dass zwischen einem östlichen und westlichen Faziesgebiet unterschieden wird (OTT 1965, TRÖGER 2000, PATZELT 2003). Im Bereich des Quedlinburger Sattels (östliches Faziesgebiet) ist die Unterkreide überwiegend sandig ausgebildet (Sandsteine des „Neokom“: Hauterive bis Apt) und wird nach einer Schichtlücke erst wieder durch Ablagerungen des Cenoman überdeckt, wohingegen die Unterkreide in den westlichen Teilen (z. B. Kleiner Fallstein) überwiegend tonig-mergelig ausgebildet ist und nahezu kontinuierlich in die Oberkreide übergeht (Abb. 3). Am Harzrand (Wernigerode-Blankenburg) fehlen dagegen Unterkreideablagerungen völlig (Abb. 3, linke Spalte). Die sandig ausgebildete Unterkreide im Bereich des Quedlinburger Sattels (östl. Faziesraum) repräsentiert Bildungen des Küstensaums, in dem flachmarine und terrestrische Ablagerungen eng verzahnt sind (Strand- und Dünensande, z.T. mit autochthonen Pflanzenresten, TRÖGER 2000). Nach Westen zu geht die sandige Küstenfazies zunehmend in eine marine, tonig-mergelige Ausbildung über und zeigt so die stärkere Verbindung zum Niedersächsischen Becken an. Die am Steinberg auftretenden gering verfestigten, fein- bis mittelkörnigen massigen Unterkreide-Sandsteine („Neokom-Quader“) sind vor allem als Stubensand gewonnen worden (WEISSERMEL et al. 1926). In den strukturlosen Sandsteinen traten vereinzelt Eisenhydroxidbildungen auf, die entlang von Kluft- und Störungsflächen und als nierenförmige Konkretionen das ansonsten weiße Gestein gelblich oder rötlich verfärben. Die Mächtigkeit der Unterkreide beträgt im Bereich des Quedlinburger Sattels etwa 180 bis 240 m (OTT 1965, PATZELT 2003) und liegt im Steinberg-Gebiet vermutlich bei etwa 200 m (Abb. 2 und 11). Im streichenden Verlauf keilen die Unterkreidesedimente etwa 2 km SE-lich Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:11 Uhr Seite 44 44 45 Badeborn aus (WEISSERMEL 1930, OTT 1965). Nach SW, also senkrecht zum Verlauf des Quedlinburger Sattels, ist die Unterkreide bereits innerhalb von 1 km vollständig erodiert (Abb. 2). Im Hangenden wird die Unterkreide durch eine NW-SE-streichende Störung begrenzt, die als Westerhäuser Störung an der SW-Flanke des Quedlinburger Sattels auch noch SE-lich Badeborn nachweisbar ist (Ott 1965; vgl. Abb. 1). Darüber folgen weiße Kalke und Mergel des Cenoman und Turon (krc bzw. krt). Im Liegenden der Unterkreide tritt am Steinberg Mittelkeuper – und nicht wie weiter westlich Jura – auf (WEISSERMEL 1930, Taf. 1). Dort, wo die Juraverbreitung (Lias) endet, wird eine NE-SW-streichende Störung vermutet, die diagonal zum generellen Schichtstreichen die Ortslage Badeborn durchzieht (Abb. 1). Abb. 1 Geologische Übersicht (W.S.: Westerhäuser Störung, Ba 1 / 63: Tiefbohrung der Eisenerzerkundung, vgl. Abb. 2). 3 Bergmännische Sicherungs- und Verfüllmaßnahmen 3.1 Ersterkundung und Beginn der Verfüllmaßnahmen Abb. 2: Geologischer Schnitt senkrecht zum Verlauf des Quedlinburger Sattels mit Eintragung der zur Erkundung von sedimentärem Eisenerz abgeteuften Tiefbohrung Badeborn 1 / 63 (vgl. Abb. 1, Bohrung nach Ott 1965, Bohrarchiv-Nr. des LAGB: 280). Nach SW ist die Unterkreide bereits innerhalb eines Kilometers vollständig erodiert. (km: Mittlerer Keuper (ob. Steinmergel), kru: Unterkreide („Neokom“), krc: Cenoman, krc-t: Cenoman und Turon, krcc: Coniac; krs: Santon). Der Tagesbruch am Steinberg nahe der Ortslage Badeborn hatte einen Durchmesser von 4,5 m und eine Tiefe von knapp 7,0 m. Die Bruchlokation wurde umgehend mit einem stabilen Bauzaun gesichert. Am Nordstoß des Bruches war in 6 m Tiefe die Firste eines Grubenbaus erkennbar. Nach koordinativer Bestimmung der Bruchlokation und Zulage in das Amtskartenwerk sowie einer Erstrecherche in den Altbergbauunterlagen am Standort Staßfurt konnte die Bruchursache nicht geklärt werden. Untertägige bergbauliche Arbeiten in diesem Bereich waren nicht aktenkundig. Auch eine erweiterte Recherche im Landesarchiv, im Archiv der Stadt Ballenstedt und im Kirchenbuch von Badeborn brachte keine weiteren Erkenntnisse hinsichtlich eines Tiefbaus westlich der Ortslage Badeborn. Bekannt war lediglich, dass am Steinberg bei Badeborn in Steinbrüchen Stubensand gewonnen worden war (Geol. Karte, WEISSERMEL et al. 1926). Aufgrund des vergleichsweise großen Bruchvolumens von ca. 110 m3 musste auf das Vorhandensein von größeren untertägigen Abbauhohlräumen geschlossen werden. Zur Abgrenzung unterirdischer Hohlräume im Umfeld des Tagesbruches wurden geoelektrische Messungen durchgeführt. Am 24. Februar Abb. 3: Ausbildung der Kreideablagerungen im nördlichen Harzvorland (aus TRÖGER 1984). 2003 erfolgte dann im Auftrag des LAGB der Versuch, durch den Tagesbruch in die Abbauhohlräume einzusteigen. Nach Beräumung der Massen im Bruchtiefsten gelang dann der Einstieg nach unter Tage (Abb. 5). Bei den vorgefundenen Hohlräumen handelte es sich um einen Stubensandabbau. In die weichen Sandstöße eingeritzt fand man die Jahreszahlen 1832, 1836 und 1842). Das vorgefundenen Hohlraumsystem hatte eine Volumen von ca. 250 bis 300 m3. Abb. 4: Tagesbruch am 5. Februar 2003 mit Absperrung. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:11 Uhr Seite 46 46 47 Nach verschiedenen Gesprächen mit dem Bürgermeister von Ballenstedt (Leiter der Verwaltungsgemeinschaft, zu der auch der Ort Badeborn gehört) und den Eigentümern von Grund und Boden über dem Hohlraumsystem wurde entschieden, die Gefahrenstelle durch vollständiges Verfüllen mit einem grundwasserneutralen und für den Bergbau zugelassenen Dämmstoff zu beseitigen. Die für die ordnungsgemäße Verfüllung der Stubensandabbaue erforderlichen finanziellen Mittel wurden durch die Verwaltungsgemeinschaft Ballenstedt gemäß der „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen im Rahmen der Bergbausanierung“ (Rd.Erl. des MW vom 18.12.2003 – 44-34314) beim LAGB beantragt. Nach der Erteilung eines entsprechenden Zuwendungsbescheides und der Genehmigung der bergbaulichen Arbeiten begannen Ende Oktober 2003 die Arbeiten zur Vorbereitung der Verfüllung der Stubensandabbaue. Am Tagesbruch hatte sich der Stoß zwischenzeitlich stark abgeböscht und den Zugang nach unter Tage komplett verschüttet. Die mit den bergbaulichen Arbeiten beauftragte Spezialfirma verfüllte und verdichtete lagenweise den Tagesbruch mit geeigneten Baustoffen. Im An- Abb. 5: Erstbefahrung der Grubenhohlräume. schluss daran wurde der Bruch mit einer kleinen Teufeinrichtung bis zu den Stubensandabbauen wieder aufgewältigt (Abb. 6). Ein direktes Teufen in den unverfestigten lockeren Bruchmassen war nicht möglich. Zur Vorbereitung der Verfüllung wurden PERohre und Entlüftungsleitungen im untertägigen Abbausystem verlegt. Am 25. November 2003 begann dann die Aufgabe des Verfüllbaustoffes in die Grubenhohlräume. 3.2 Bruchereignis und Aufschluss weiterer Abbauhohlräume (2. Sohle) Nachdem die Verfüllsäule ca. 50 cm hoch anstand, gab es nach Angaben der beschäftigten Bergleute plötzlich einen dumpfen Schlag und ein gleichzeitiges Abfallen des Versatzspiegels des frisch eingepumpten Baustoffes. Das weitere Einbringen des Versatzes wurde sofort unterbrochen. Eine Befahrung ergab folgende Situation: Im östlichen Bereich des Hohlraumsystems war die Sohle durchgebrochen. Zur Erkundung der Bruchursache musste erst der Bruchbereich sondiert, freigelegt und gesichert sowie eine Lutte zur Bewetterung angeschlossen werden (Abb. 7). Abb. 6: Teufeinrichtung über dem Tagesbruch. Über den etwa 10 m tiefen steilstehenden Schuttkegel der Bruchmassen war eine Befahrung der Hohlräume unter der erkundeten Hohlraumkontur möglich. Die beauftragte Bergbaufirma, aber genauso auch das Dezernat 53 war über die vorgefundene Situation mehr als überrascht: Mehrere Meter unterhalb der erkundeten oberen Abbausohle erstreckte sich etwa 20 m unterhalb der Tagesoberfläche ein weitläufiges Abbausystem (2. Sohle). Im Rahmen der Erstbefahrung wurde abgeschätzt, dass dieses Hohlraumsystem etwa die 10-fache Größe der oberen Abbauetage besaß. Nach der Erstbefahrung wurde durch das Dezernat 53 das markscheiderische Aufmaß und die rissliche Zulage des Abbausystems in Auftrag gegeben (Abb. 8). Auf dieser Basis erfolgte dann auch die Planung der entgültigen Verfüllmaßnahmen. Die Abbaudimensionen waren für einen nur leicht diagenetisch verfestigten Sandstein beträchtlich. Zum Teil lagen Abbauhöhen von über 3,5 m und freigelegte Firstflächen von über 30 m2 vor (Abb. 9). Einige Pfeiler des Hohlraumsystems standen un- ter erheblichen Gebirgsdruck und / oder befanden sich an ihrer Tragfähigkeitsgrenze (Abb. 10). Das gesamte Hohlraumsystem war trocken und wies keine Wasserstandsmarken auf. Entsprechend der hydrogeologischen Gesamtsituation (Lage zur Wasserscheide) standen die Abbaue wohl niemals längere Zeit unter Wasser. Andernfalls wären sie sehr wahrscheinlich bereits verbrochen gewesen. Aus der Lagebeziehung zu den Steinbrüchen kann außerdem angenommen werden, dass die untertägigen Abbaue vermutlich vom Steinbruchsgebiet aus, eventuell sogar noch unterhalb der bisher bekannten 160 m-Sohle, nach Süden aufgefahren wurden (Abb. 11). Eine solche Verbindung konnte allerdings nicht direkt nachgewiesen werden. 3.3 Sicherungskonzept Bereits bei der Versatzaufgabe im Niveau der ersten Sohle konnte beobachtet werden, dass die beim Abbinden des Dämmstoffes freigesetzten Wassermengen vom anstehenden Sandstein förmlich aufgesogen wurden. Als Folge konnte Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:11 Uhr Seite 48 48 49 Abb. 7: Gesicherter Sohlendurchbruch mit eingehängter Fahrte. Abb. 9: Weiträumiger Stubensandabbau auf der 2. Abbausohle. Deutlich sind die Hackspuren an den Stößen und der Firste erkennbar. Abb. 8: Grundrissliche Darstellung des Hohlraumsystems mit Eintrag der geplanten Verfüllabschnitte der Sandsteinabbaue. Der während der Ersterkundung angetroffene Hohlraum entspricht etwa dem hier als 1. Sohle bezeichneten Bereich, die Verfüllabschnitte 2 bis 4 und das Versuchsfeld gehören zur 2. Sohle. Rotes Viereck links: Teufeinrichtung, gestrichelte Linie: Profilverlauf von Abb. 11. Abb. 10: Durch Vergitterung von Störungsflächen stark geschwächter Pfeiler (Pfeiler 12, Versuchsfeld). Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:11 Uhr Seite 50 50 51 auch eine stärkere Entfestigung des Sandsteins erkannt werden. In mehreren Versuchen mit kleinen, aus dem Sandstein hergestellten Pfeilermodellen konnte nachgewiesen werden, dass bei Zugabe von nur geringen Wassermengen Pfeiler, die sich an der Tragfähigkeitsgrenze befinden, schlagartig zu Bruch gingen (Abb. 12). Aufgrund der festgestellten Empfindlichkeit des Tragverhaltens des Sandsteins gegenüber dem Eintrag von Feuchte waren Überlegungen hinsichtlich der anzuwendenden Sicherungstechnologie anzustellen. Als mögliche Varianten standen zur Diskussion: 1. Blasversatz mit Trockenbaustoffen (Split, Kies), 2. Spülversatz mit Bergbaudämmstoffen und Schutz der Pfeiler vor Feuchtigkeitseintrag, 3. Flutung des Hohlraumsystems mit Wasser, 4. Zubruchschießen der Pfeiler und 5. Verfüllung der Hohlräume mit Bergbaudämmstoffen durch Schrägbohrungen von über Tage. Zu 1.: Beim Blasversatz mit Trockenbaustoffen ist festzustellen, dass die Kosten für die komplette Verfüllung sehr hoch sind. Daneben steht die Problematik der Staubentwicklung und die für diese Arbeiten unzureichenden Bewetterungsmöglichkeiten. Ein Versatzgrad von nahezu 100% ist erreichbar. Eine Kontrolle, dass alle erkundeten Hohlräume verfüllt werden, ist ebenfalls gegeben. Zu 2.: Der Spülversatz mit Bergbaudämmstoffen ist deutlich kostengünstiger als die Blasversatzvariante. Probleme hinsichtlich der Bewetterung ergeben sich nicht. Die bereits eingebaute 300er Luttentour ist für die Durchführung der Arbeiten unter Tage ausreichend. Zur Minimierung des Feuchtigkeitseintrags wurden die Varianten „Versiegelung der Pfeileroberfläche mit kunstoffgebundenen Suspensionen“ und das „Umwickeln der Pfeiler mit Schrumpffolie“ diskutiert. Ein vollständiger Schutz vor Feuchtigkeitseintrag in die Pfeiler aus den Versatzdämmstoffen kann nicht erreicht werden, da es sich nicht verhindern lässt, dass über die Sohle von unten her Feuchtigkeit in die Pfeiler aufsteigt. Ein Versatzgrad von nahezu 100% ist erreichbar. Eine Kontrolle, dass alle erkundeten Hohlräume verfüllt werden, ist ebenfalls gegeben. Zu 3.: Zweifelsfrei die kostengünstigste Alternative ist das Fluten des untertägigen Abbausystems und das dann ggf. zu erwartende Versagen der Trageelemente (Pfeiler). Als gravierender Nachteil ist das Erzeugen eines Bruchfeldes an der Tagesoberfläche anzusehen. Weiterhin ist nicht gewährleistet, dass ein vollständiges Zusammengehen der bergbaulichen Hohlräume erreicht werden kann. Demnach würde nach einer derartigen Maßnahme ein vergleichsweise großes Risiko für das Entstehen weiterer Tagesbrüche verbleiben. Die betroffenen Grundstücke könnten nicht weiter genutzt werden, die vorhandenen Wege müssten abgesperrt werden. Abb. 11: Schnittdarstellung der untertägigen Auffahrungen und des benachbarten Steinbruchgebiets (Schnittlinie s. Abb. 8). Die Darstellung des heute verfüllten Steinbruchs (Deponie) erfolgte nach den Angaben in der Geologischen Karte von 1926. Die Liegendgrenze ist unsicher. (qw / Lo: Löß, qD/ / Mg: drenthezeitl. Geschiebemergel; km, kru, krcc-t siehe Abb. 2) Abb. 12: Belastungsversuch mit kleinen Modellpfeilern. Bild rechts: Pfeilerbruch des rechten Pfeilers nach Zugabe von ca. 0,5 cm3 Wasser. Zu 4.: Beim Zubruchschießen der Tragelemente des Hohlraumsystems müssten ca. 40 Pfeiler mit mehr oder weniger großen Ladungsmengen besetzt und gleichzeitig abgetan werden, um ein kontrolliertes Zubruchwerfen zu erreichen. Ein fast vollständiger Hohlraumverschluss kann bei dieser Vorgehensweise unterstellt werden. Gravierender Nachteil wäre einerseits das übertägig entstehende Bruch- und Senkungsfeld, zum anderen lässt sich nur schwer einschätzen, in welcher Weise sich die auftretenden Schwinggeschwindigkeiten auf die nahe gelegene Ortslage auswirken würden. Darüber hinaus müsste, um eine möglichst hohe Effektivität der Sprengung zu erreichen, die Anordnung der Sprengbohrlöcher in den Pfeilern erfolgen. Aufgrund der Pfeilerdimensionierung und der festgestellten Pfeilerschwächen erschien es wenig ratsam, die Tragelemente durch Bohrungen noch zusätzlich zu schwächen. Zu 5.: Mit ca. 10 Versatzbohrlöchern und der gleichen Anzahl Entlüftungsbohrlöchern ließe sich das Hohlraumsystem nahezu vollständig versetzen. Die Bohrungen müssten schräg gebohrt werden, da aufgrund der bestehenden Bruchgefahr sowohl für die Bohrarbeit als auch für den nachfolgenden Versatz die Tagesoberfläche über dem Hohlraumsystem nicht genutzt werden kann. Nachteil dieser Variante ist, dass keine Kontrolle des vollständigen Versatzes gegeben ist. Darüber hinaus ist der Kostenfaktor für die Bohrungen nicht zu unterschätzen. Jede Bohrung wäre aufgrund des anstehenden Lockergebirges komplett zu verrohren. Nach Diskussion der einzelnen Sicherungsvarianten wurde entschieden, im östlichen Teil des Hohlraumsystems einen Feldversuch mit Spülversatz durchzuführen und bei Erfolg desselben das Grubensystem abschnittsweise zu verfüllen. Zum Schutz vor Feuchtigkeitseintrag wurde geplant, die „schwachen“ Pfeiler mit Schrumpffolie zu schützen. Die erforderlichen Dämme zwischen den einzelnen Verfüllabschnitten wurden in Form sogenannter „Geobarrieren“ in den Zugangsstrecken errichtet (Abb. 13). Diese Geobarrieren (z.B. das Bullflex-System) bestehen aus einer textilen Schalung aus hochfestem Gewebe, die mit gängigen Bau- oder Dämmstoffen befüllt werden. Aufgrund der Elastizität der textilen Schalung passt sich das System optimal den vorhandenen Hohlraumkonturen an. Nach Erhärten des Bau- oder Dämmstoffes bildet sich ein standfester und gebirgsschlüssiger Streckendamm, welcher dann lagenweise mit Bergbaudämmer hinterfüllt werden kann. Entsprechend dem markscheiderischen Aufmaß und der Volumenberechnung waren für den Vollversatz der Stubensandabbaue bei Badeborn knapp 2 500 m3 Bergbaudämmer erforderlich. Nach dem diese Variante in einer Bergerprobung erfolgreich geprüft wurden war, wurden die Sicherungsarbeiten damit fortgesetzt und im Mai 2004 beendet. 4 Geoelektrische Messungen 4.1 Durchführung und Ergebnisse der Messungen Einen Monat nach dem Auftreten des Tagesbruches wurde im März 2003 auf den umliegen- Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:12 Uhr Seite 52 52 53 den Flächen eine geoelektrische Kartierung mit dem Ziel durchgeführt, aus der Verteilung der scheinbaren spezifischen elektrischen Widerstände Hinweise auf einsturzgefährdete Bereiche im Umfeld des Tagesbruches abzuleiten (RAPPSILBER 2003). Hohlräume bzw. Auflockerungszonen im Untergrund wären in diesem Messgebiet lufterfüllt. Es wurde also davon ausgegangen, dass sie sich als Zonen erhöhter Widerstände äußern. Die Messungen erfolgten im Prinzip als Kartierung mit einer Zweielektrodenanordnung (Potentialanordnung). Die Elektroden B und N befinden sich dabei im Unendlichen (sehr großer Abstand zu den Sonden). Für die Elektroden A und M steht ein Kartierungskabel zur Verfügung, an dem im Abstand von 5 Metern Anschlussklemmen für die Elektroden vorhanden sind. Die maximale Auslagelänge dieses Kabels beträgt 110 Meter. Es besteht die Möglichkeit, 23 Elektroden anzuschließen, die über einen Schalter einzeln angesteuert werden. Auf diese Weise kann entlang des gesteckten Profils eine Kartierung der Widerstände für die Elektrodenabstände von 5, 10 und 15 Metern erfolgen. Mit zunehmendem Elektrodenabstand vergrößert sich die Eindringtiefe. Die entsprechende Aussagetiefe ist von den Gegebenheiten (Widerstandsprofil) abhängig und lässt sich nicht genau angeben. Insgesamt wurde mit 23 Profilen eine ca. 70 m x 160 m große Fläche vermessen. Die gemessenen scheinbaren spezifischen elektrischen Widerstände wurden den mittels GPS (Trimble Ag GPS 122 mit Bosch AMDS-dGPS II) eingemessenen Messpunkten zugeordnet. Damit erfolgte eine Interpolation der Widerstandsverteilung für die drei verschiedenen Elektrodenabstände auf die Messfläche. Das Ergebnis ist in Form von Spektralplots in Abb. 13 dargestellt. Die Bilder für die drei Elektrodenabstände von 5, 10 und 15 Metern zeigen näherungsweise das gleiche Bild. Während über große Bereiche der Messfläche Widerstände um 50 Ωm vorherrschen, liegen die Widerstände in der Umgebung des Tagesbruches und im Bereich der östlichen Messfläche stellenweise über 100 Ωm. Ein Gebiet höherer Widerstände erstreckt sich im direkten Umfeld des Tagesbruchs (in den Abbildungen ist die Umzäunung markiert, die Öffnung des Tagesbruches war kleiner) nach Norden und Westen. Interessant ist aber ein hochohmiger Bereich ca. 25 m westlich des Tagesbruches, der vor allem bei den Elektrodenabständen von 10 und 15 m deutlich wird. In diesem Gebiet ließ sich im Gelände eine leichte Depression erkennen, deren Mittelpunkt im Zentrum der Anomalie liegt. Hier wurde nach den Messungen der Verdacht geäußert, dass in der Tiefe eine Auflockerung bzw. sogar Hohlräume für die Anomalie verantwortlich sind. Für diesen Bereich wurden weitere Erkundungsarbeiten empfohlen (RAPPSILBER 2003). Inwieweit mögliche Hohlräume durch die Geländeabsenkung bereits kompensiert sind, konnte aus den geoelektrischen Messungen nicht abgeleitet werden. Die oberflächennahe Auflockerung scheint nicht ganz so stark gewesen zu sein, wie im direkten Umfeld des Tagesbruches; darauf weist die schwächere Anomalie beim Elektrodenabstand von 5 m hin. Von der genannten hochohmigen Zone aus erstrecken sich etwa ab dem N-S-verlaufenden Weg sehr hohe Widerstände in Richtung Südosten. Bereits bei den Messungen westlich des Weges bestand der Verdacht, dass diese nicht unbedingt eine Korrelation zu Hohlräumen / Auflockerungen zeigen, sondern möglicherweise auf einen Höhenrücken zurückzuführen sind. Deshalb wurde der Höhenrücken östlich des Weges vollständig übermessen. Der Höhenrücken besteht aus härteren Sandsteinen, die ebenfalls zu Widerständen von 200 Ωm und mehr führen. 4.2 Interpretation der Messergebnisse Trägt man die eingemessenen Konturen der unterirdischen Grubenbaue in die Abbildungen der geoelektrischen Widerstandsverteilungen ein, zeigt sich eine sehr gute Korrelation. In Abb. 15 ist exemplarisch der Lageplan der unterirdischen Abbaue in einen Ausschnitt der Widerstandsverteilung beim Elektrodenabstand von 5 m eingepasst. Überraschend ist, dass sich sogar die tieferliegenden Abbauhohlräume in ca. 20 m Tiefe (2. Sohle) in dieser Darstellung widerspiegeln, die ja eigentlich den oberflächennahen Teufenabschnitt charakterisiert. Als Erklärungen für diesen Umstand kommen in Frage: • Über den Hohlräumen ist das Deckgebirge entfestigt, so dass sich die Auflockerungszone als Bereich erhöhter Widerstände äußert. Insgesamt handelt es sich um ein recht großes Hohlraumvolumen, dass sich als Bereich Abb. 13: Als Geobarriere eingesetztes Streckendammbauwerk. erhöhter Widerstände bei allen gemessenen Elektrodenabständen abzeichnet. • Die verwendete Potentialanordnung besitzt wahrscheinlich eine größere Eindringtiefe und insgesamt günstigere Voraussetzungen zum Hohlraumnachweis als konventionelle Anordnungen (LÖSCH et al. 1979). Problematisch war die Deutung des Widerstandsbildes im östlichen Teil des Messgebietes. Im Bereich des im Gelände deutlich sichtbaren Höhenrückens wurde davon ausgegangen, dass sich die hohen Widerstände auf anstehenden Sandstein zurückführen lassen. Da sowohl Hohlräume/Auflockerungszonen als auch feste Sandsteinpartien durch hohe Widerstände in Erscheinung treten, ließ sich keine Aussage zum Vorhan- densein von Hohlräumen östlich des Weges machen. Interessant ist das Auftreten einer hochohmigen Zone nach Norden (etwa auf der Linie 4447335). In diesem Bereich konnten die Strecken zwar nicht weiter verfolgt werden. Man kann aber davon ausgehen, dass der Bergbau vom ehemaligen Steinbruch (jetzt Deponie) aus nach S vorgetrieben wurde (vgl. Abb. 11). Die hohen Widerstände könnten demnach einen verstürzten Zugang markieren. 5 Strukturgeologische Untersuchungen Die am SW-Rand des Quedlinburger Sattels parallel zur Störungszone tektonisch aufgerichteten Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:12 Uhr Seite 54 54 55 Abb. 14: Geoelektrische Widerstandsverteilung für verschiedene Elektrodenabstände. Abb. 15: Geoelektrische Widerstandsverteilung für einen Elektrodenabstand von 5 m (Ausschnitt) mit Eintragung der Grubenbaue nach dem bergmännischen Risswerk (s. Abb. 8). Schichten verlaufen etwa WNW-ESE (110–100°) und fallen unterschiedlich steil nach SSW ein. An den Seweckenbergen, am Steinberg bei Badeborn und weiter südöstlich tritt sehr steiles Einfallen auf (WEISSERMEL et al. 1926, S. 68). In den heute verfüllten Steinbrüchen am Steinberg war keine Schichtmessung mehr möglich. Nach HEIMLICH (1956) und METTCHEN (1964) fallen die Schichten dort mit ca. 80° nach Südsüdwesten ein. Weiter südlich am Langen Berg bzw. nahe des Ansatzpunktes der Bohrung Ba 1/63 vermindert sich das Einfallen der gesamten Schichtfolge rasch bis auf 30° SW (Abb. 2). Die bis zur Verfüllung nachgewiesenen untertägigen Abbauhohlräume haben nur ca. 30 m des Gesamtprofils aufgeschlossen. Weder das Hangende noch das Liegende wurden durchörtert (Abb. 11). In den untertägigen Aufschlüssen wiesen die strukturlosen Sandsteine keine eindeutigen Schichtungsmerkmale auf, so dass die Schichtung nicht sicher identifiziert werden konnte. Steil nach SW-einfallende, lang aushaltende Flächen, z.T. mit Quarzmineralisation, könnten teilweise Schichtfugen entsprechen, die mehr oder weniger stark tektonisch überprägt sind. In den untertägigen Aufschlüssen ist auch das kleintektonische Störungs- und Kluftinventar erfasst worden. Ergänzt wurden diese Angaben durch 30 Messwerte von METTCHEN (1964) aus dem ehemaligen Steinbruchsgebiet. Alle Messwerte sind in einem Gefügediagramm zusammengefasst (Abb.16a,119 Messwerte). Zwischen Scher- und Weitungsbrüchen (Störungen bzw. Klüfte) wurde im Diagramm nicht unterschieden, hierzu erfolgen - soweit überhaupt erkennbar – lediglich verbale Angaben (s. unten). Die stärksten Maxima bilden Störungen, die bevorzugt parallel zum generellen Schichtstreichen WSW-ESE verlaufen und im Mittel mit ca. 30–40° entweder nach SW oder nach NE einfallen. Bei diesen Flächen handelt es sich überwiegend um Normalverschiebungen, die sich gegenseitig versetzen können. Allerdings konnten untertage nur vereinzelt Bewegungsrichtungen ermittelt werden. Im Einfallen variierende Flächenlagen werden durch Verzweigung der Störungsflächen hervorgerufen (NE-einfallende Schar) oder repräsentieren Schichtfugen (steil SW-fallend, s. oben). Weiterhin tritt eine zum Schichtstreichen diagonal verlaufende NE-SW-streichende Bruchschar auf. Diese Brüche stehen steil, fallen aber überwiegend nach NW ein. Sie weisen Parallelität mit der großen diagonal verlaufenden Störung westlich Badeborn auf (Abb. 1). Untergeordnet sind noch NNE-SSW, also senkrecht zum Schichtstreichen verlaufende Brüche vorhanden, die ebenfalls steil stehen. Diese selten mineralisierten Querklüfte treten häufig als offene Klüfte auf und durchschlagen die WSW-ESE-streichenden Störungen. Die WSW-ESE-streichenden Störungen gehören zu einem Störungssystem, das als zweischariges kompressives Schersystem in den steilaufgerichteten Flanken des Quedlinburger Sattels und am Harzrand entwickelt ist (METTCHEN 1964, STACKEBRANDT 1986, 1988). Dieses Störungssystem entstand erst in einem späten Stadium der durch die NE-gerichtete Harzhebung im Vorland ausgelösten störungsgebundenen Faltung und horizontalen Verkürzung (größte Hauptnormalspannungsachse etwa horizontal, Abb. 16 b). Noch jünger sind die NNE-SSW-streichenden Querklüfte, da sie die WSW-ESE-streichenden Störungen durchschlagen. Obwohl quer zum Schichtstreichen angeordnete Klüfte bereits zu Beginn der Schichtverbiegungen entstehen können (METTCHEN 1964, STACKEBRANDT 1986), repräsentieren sie hier offenbar die jüngsten Bruchbildungen. Die Lagerungsverhältnisse und das Störungsinventar haben nicht nur die generelle Richtung der Auffahrungen bestimmt (NW-SE-Erstreckung), sondern beeinflussen auch die Geometrie und Standfestigkeit einzelner Strecken und Pfeiler (Abb. 10). Literatur FRIEDEL, C.-H. (2004): Geologische Dokumentation der Stubensandabbaue am Steinberg bei Badeborn. – unveröff. Bericht, Landesamt für Geologie und Bergwesen, 9 S.; Halle. HEIMLICH, K. (1956): Zur Stratigraphie und Tektonik des westlichen Quedlinburger Sattels. – Abh. Akad. Wiss., 1956/1: 1 – 35; Berlin. LÖSCH, W.; MILITZER, H. & RÖSLER, R. (1979): Zur geophysikalischen Hohlraumortung mittels geoelektrischer Widerstandsmethoden.- Freiberger Forschh., C 341: 53 – 126; Leipzig. METTCHEN, H.-J. (1964): Zur Tektonik des Quedlinburger Sattels. – unveröff. Bericht, 93 S., Zentrales Geologisches Institut; Berlin. OTT, S. (1965): Bericht über die geologischen Arbeiten des Objektes Eisen, Subherzyne Krei- Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:12 Uhr Seite 56 56 57 Geologische Karte von Sachsen-Anhalt im Maßstab 1 : 25 000 (Vorläufige Ausgabe / GKV 25), Blatt 4344 Züllsdorf KONRAD SCHUBERTH Abb. 16: Raumlage des Kluft- und Störungsinventars vom Steinberg bei Badeborn. a) Gefügediagramm (total 119 Messwerte, untere Halbkugel). Die untertägigen Messwerte wurden durch Altdaten aus dem Steinbruchgebiet ergänzt (METTCHEN 1964, Diagramm KD 7 / 10, 30 Werte). Die Schichtung (so) beträgt ca. 105/80 SW. b) Schematische Lage der Hauptstörungsflächen und Projektion der daraus ableitbaren größten und kleinsten Hauptnormalspannungsrichtungen (σ 1 bzw. σ 3) im Querprofil. demulde (sedimentäres Eisenerz). - unveröff. Bericht, 259 S., VEB Geol. Erkundung West; Halle. PATZELT, G. (2003): Nördliches Harzvorland (Subherzyn), östlicher Teil. – Sammlung Geologischer Führer, 96: 1 – 182; Stuttgart (Bornträger). RAPPSILBER, I. (2003): Badeborn, Tagesbruch Auswertung geoelektrischer Messungen zur Untersuchung des geologischen Untergrundes. unveröff. Bericht, 9 S., 5 Anl., Landesamt für Geologie und Bergwesen; Halle. SCHLEGEL, E. (1964): Einige Probleme der Unterkreide des Quedlinburger Sattels. - Geologie, 13: 236-240; Berlin. STACKEBRANDT, W. (1986): Beiträge zur tektonischen Analyse ausgewählter Bruchzonen der Subherzynen Senke und angrenzender Gebiete (Aufrichtungszone, Flechtinger Scholle).- Veröff. Zentralinst. Physik d. Erde, 79: 1 – 81; Potsdam. STACKEBRANDT, W. (1988): Subherzyne Senke. – In: Klassische Geologische Gebiete in Mitteleuropa -Fundament und Deckgebirge Südteil DDRExkursionsführer, Zentralinst. Physik d. Erde, S. 265 – 280; Potsdam. TRÖGER, K.-A. (1984): Abriss der historischen Geologie. – 718 S.; Berlin (Akademie). TRÖGER, K.-A. (2000): Sachsen-Anhalt, östliche Subherzyne Kreide.- In: Stratigraphische Kommission Deutschlands (Hrsg.): Stratigraphie von Deutschland III, Die Kreide der Bundesrepublik Deutschland. – Cour. Forsch.-Inst. Senckenberg, 226: 109 – 117; Frankfurt/M. WEISSERMEL, W. (1930): Zur Stratigraphie und Tektonik des östlichsten Teiles der Subherzynen Mulde und ihrer nördlichen Nachbargebiete – I. Das Diluvium und seine Stellung im norddeutschen Gesamtdiluvium. – Abh. Preuß. Geol. Landesanst., N.F., 125: 1 – 93; Berlin. WEISSERMEL, W., ERDMANNDÖRFER, O. H., SCHRIEL, W. & DAHLGRÜN, F. (1926): Geologische Karte von Preußen und benachbarten deutschen Ländern – Blatt Ballenstedt, Preuß. Geol. Landesanst.; Berlin. Anschriften der Autoren: G. Jost, C.-H. Friedel & I. Rappsilber , Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle Die Vorläufige Ausgabe der Geologischen Karte (GKV) von Sachsen-Anhalt, Blatt 4344 Züllsdorf ist Bestandteil des amtlichen geologischen Kartenwerkes 1 : 25 000. Geologische Spezialkarten dieses Maßstabes werden für das heutige Landesgebiet von Sachsen-Anhalt bereits seit 1870 herausgegeben, liegen jedoch noch nicht flächendeckend vor. Blatt Züllsdorf ist das letzte von fünf GKV-Blättern, die in den vergangenen Jahren veröffentlicht wurden und den östlichen Teil des Landkreises Wittenberg im Grenzbereich zu Sachsen und Brandenburg darstellen. Diese Region ist durch das Sommerhochwasser der Elbe 2002 nachhaltig in das öffentliche Interesse gerückt. Im Gegensatz zur herkömmlichen Geologischen Karte 1 : 25 000 (GK 25) tragen die GKV 25 Übersichtscharakter. Die Darstellung der geologischen Verhältnisse basiert in erster Linie auf einer Auswertung von inhaltlich und räumlich sehr heterogenen Altunterlagen. Darüber hinaus wurden Color-Infrarotluftbilder interpretiert (SCHUBERTH 1996). Ergänzend erfolgten Geländearbei- ten, deren Kernstück ca. 1350 Sondierungen von 2 m Teufe, 8 Rammkernsondierungen bis 5 m Teufe und 57 Schurfaufnahmen bildeten. Dies entspricht nur etwa einem Drittel der bei der klassischen GK 25-Kartierung üblichen Aufschlussdichte. Abb. 1: Gewässernetz zwischen Elbe und Schwarzer Elster mit Relikten des weichsel-kaltzeitlichen „braided river“-Entwässerungsmusters. Abb. 2: Rezenter Podsol mit begrabenem Boden und fossiler Holzkohle im Hangbereich einer Parabeldüne (Analyse: GEYH, NLfB Hannover). Geologische Verhältnisse Die geologischen Verhältnisse werden durch die Lage des Kartenblattes im geomorphologisch und petrographisch wenig differenzierten ehemaligen „Breslau–Bremer Urstromtal“ (Teilabschnitt „Lausitzer Urstromtal“; ca. 76–83 m über NN) bestimmt. Saale-kaltzeitliche Urstromtalbildungen („Ältere Talsande“, WA f-gf) stehen im Blattgebiet nicht mehr an. Sie wurden während der Weichsel-Kaltzeit bis in etwa 10 m Tiefe erodiert und durch Ablagerungen des Lausitzer Stroms („Jüngere Talsande“, w f) ersetzt. Der „braided river“-Charakter des weichsel-kaltzeitlichen Abflussgeschehens ist in Form von Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:12 Uhr Seite 58 58 59 Holozän Lf Fluviatil (Auenlehm) S+G Fluviatil (Sand u. Kies) Weichsel-Kaltzeit bis Holozän d+de Dünen u. Flugsand Weichsel-Kaltzeit wf Fluviatil, Niederterrasse (Sand u. Kies) Saale-Kaltzeit Warthe-Stadium WA f-gf Urstromtalbildungen (Sand u. Kies) WA Mg Geschiebemergel Drenthe- bis Warthe-Stadium D-WA gf Glazifluviatil (Sand, untergeordnet Kies) Drenthe-Stadium Df Fluviatil, Mittelterrasse, „Berliner Elbelauf“ (Sand u. Kies) Elster-Kaltzeit eb Beckenschluff e Mg Geschiebemergel Tertiär Miozän tmiSP Spremberg-Folge Oligozän tolCO Cottbus-Folge tolR Rupel-Folge Eozän teoSW Schönewalde-Folge Unterkarbon PPGDR Granodiorit von Pretzsch–Prettin Unterkambrium cbuZ Zwethau-Formation Abb. 3: Schematischer Schnitt durch das Kartiergebiet. zahlreichen, fast parallel laufenden Rinnen konserviert, die die Annaburger Heide durchziehen und z.T. noch im Holozän durchflossen wurden (Abb. 1). In diesen sogenannten „Schlenken“ lagern fluviatile bis limnische Sedimente. Einzelne Abschnitte sind vertorft. Große Teile der Niederterrasse werden durch Flugsand und bis zu 18 m hohe Parabel- und Strichdünen verhüllt. Die bis ins Holozän reichende Dynamik der äolischen Umlagerung ist an Hand von begrabenen Böden zu erkennen und durch 14C-Analysen belegt (Abb. 2). Im Tal der Elbe wurde die Niederterrasse bis in 10 m Tiefe erodiert und durch holozäne Sedimente (Kies, Sand) ersetzt. Durch flussbauliche Maßnahmen abgeschnittene Mäander enthalten Stillwasserablagerungen und Torfe. Der Südwesten des Kartenblattes wurde vor der Eindeichung der Elbe häufig von Hochwässern heimgesucht. Indikator für das Ausmaß der Überschwemmungen ist die durchschnittlich 1 m mächtige Auenlehmdecke. Sie überlagert ältere holozäne und weichsel-kaltzeitliche Bildungen. Das Sommerhochwasser 2002 überspülte nach dem Deichbruch bei Dautzschen am 18.08.2002 abermals diese Flächen. Der zur Grundkarte gehörige geologische Schnitt erfasst im tieferen Untergrund den variszisch intrudierten Granodiorit des Plutonitmassivs von Pretzsch–Prettin. Südlich schließen sich unter- kambrische Sedimente der Zwethau-Formation an. Charakteristisch für das diskordant aufliegende Lockergesteinsstockwerk ist eine pleistozäne Rinnenstruktur im Gebiet der Elbtalglazialwanne (MÜLLER 1988), die bis 60 m NN in die liegenden tertiären Sedimente hineinreicht und mit elster-kaltzeitlichen Sedimenten gefüllt ist (Abb. 3). Digitale Bearbeitung und Herausgabe Die kartographische Bearbeitung des GKVBlattes erfolgte im Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB) unter Verwendung der GIS-Software ArcInfo. So sind spätere Aktualisierungen unkompliziert möglich. Im Ergebnis entstanden zwei Kartenvarianten. Die als Druckausgabe für den Vertrieb vorgesehene Karte orientiert sich am Layout herkömmlicher GK 25-Blätter (Flächencharakterisierung durch Kurzsymbole, Signaturen und Farben; Mächtigkeitstafel und Schnitt am Blattrand) und wird durch ein in Bearbeitung befindliches Erläuterungsheft sowie eine Karte ohne Känozoikum (1 : 50 000) ergänzt. Bis zum Druck ist ein recht hoher Aufwand nötig. Dies betrifft beispielsweise die Anordnung und Formatierung der Legende sowie die Platzierung der Kurzsymbole an Stellen, die vom topographischen Inhalt wenig belastet sind. Eine zweite Kartenvariante wird als Arbeitskarte mit verkürzter Legende weitgehend automatisiert erstellt. Sie ist Bestandteil des Kartenwerkes „Digitale Geologische Karte von Sachsen-Anhalt“. Hierzu wurde der „Schichtenkatalog von Niedersachsen“ (Datenbank) des Niedersächsischen Landesamtes für Bodenforschung (NLfB) für die Bedürfnisse des LAGB modifiziert. Die Datenbank enthält alle Sachdaten der Schichten (Petrographie, Genese, Stratigraphie), Farb- und Signaturkatalog und zusätzlich Daten zu den einzelnen GK 25-Blättern (Autor, Erscheinungsjahr usw.). Die Sachdaten, die Flächendaten (ArcInfo-cover) und die topographischen Daten (ATKIS) werden mittels eines automatischen GISVerfahrens (Programmumgebung zum Schichtenkatalog) zum Plot verarbeitet. Die durch ein einfaches Layout gekennzeichneten Plots verzichten auf geologische Kurzsymbole und petrographische Signaturen. Der geologische Inhalt wird über in die Flächen eingeschriebene Zahlen und eine tabellarische Legende erschlossen. Die Editierung einzelner Inhalte ist jederzeit möglich. Zukünftig sollen darüber hinaus Ableitungen angewandt-geologi- scher Themen möglich sein. Die erzeugten digitalen Datensätze werden dann auch auf CDROM sowie via Internet den Nutzern zur Verfügung gestellt (BALASKE & BOMBIEN, 2001). Literatur BALASKE, P. & BOMBIEN, H. (2001): Die Einführung von datenbankgestützten GIS-Arbeitsverfahren zur Erstellung geologischer Karten in SachsenAnhalt. – Mitt. Geol. Sachsen-Anhalt, 6: 37 – 48; Halle. MÜLLER, A. (1988): Das Quartär im mittleren Elbegebiet zwischen Riesa und Dessau. – unveröff. Diss., 129 S., Martin-Luther-Univ. Halle–Wittenberg; Halle. SCHUBERTH, K. (1996): Color-Infrarotluftbilder als Hilfsmittel bei der geologischen Kartierung im Gebiet um Jessen (Elster). – Mitt. Geol. SachsenAnhalt, 2: 131 –143; Halle. Anschrift des Autors: K. Schuberth, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:12 Uhr Seite 60 61 Geologische Karte von Sachsen-Anhalt im Maßstab 1 : 25 000, Blatt 3732 Helmstedt Ljuba STOTTMEISTER 1 Einführung Den bisherigen Schwerpunkt der geologischen Landesaufnahme im Norden von Sachsen-Anhalt stellten die 13 noch nicht kartierten Blätter der GK 25 im äußersten Nordwesten bzw. entlang der Grenze zu Niedersachsen dar. Drei davon wurden gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung (NLfB) zum Druck gebracht. Seit der ersten Auflage des Blattes 3732 Helmstedt (SCHMIERER 1914) war ein enormer Kenntniszuwachs zu verzeichnen, der in jüngerer Zeit insbesondere durch die Erkundungsarbeiten für das Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM) und für die Erweiterung der Bundesautobahn A 2 entstand. Die begleitenden palynologischen, mineralogischen und sedimentologischen Untersuchungen ermöglichten eine aktuelle stratigraphische Gliederung der Gesteine, die in einer neuen, modernen GK 25 dargestellt werden sollten. Mit der für 2006 geplanten Herausgabe der kompletten GK 25, Blatt 3732 Helmstedt (Grundkarte, Karte ohne quartäre Bildungen, Blatt Geologische Schnitte, Beikarten und Erläuterungen) wird ein umfassendes und modernes geologisches Modell bereitgestellt, das u. a. für das laufende Planfeststellungsverfahren zur Stilllegung des ERAM eine hohe Aktualität besitzt. Die Grundkarte, die Karte ohne quartäre Bildungen sowie das Blatt Geologische Schnitte 1 : 10 000 liegen bereits gedruckt vor. In Druckvorbereitung befinden sich die Beikarten im Maßstab 1 : 50000 (Ur- und frühgeschichtliche Funde, Geophysik, Rohstoffe, Hydrogeologie, Baugrund und Böden). 2 Grundkarte 2.1 Geländearbeiten Im Zeitraum 1993/94 erfolgten die Geländeaufnahmen auf dem niedersächsischen, einen Drittel umfassenen Teil des Blattes (Landkreis Helmstedt). Mit Hilfe von ca. 1 000 Handbohrungen und Aufschlüssen, gestützt durch flachseismische Profile, entstand ein neues, komplexes geo- logisches Bild vom Südteil des Lappwaldes und der Helmstedter Ostmulde (JORDAN & RÖHLING 1997). Die Geländearbeiten in Sachsen-Anhalt (Ohreund Börde-Kreis) wurden im Zeitraum 1999–2001 durchgeführt. Mit 3 760 Motorhammer- und 19 Drillbohrungen, 60 Aufschlüssen und 10 Schürfen konnte die nahezu komplette Schichtenfolge vom Unteren Buntsandstein bis ins Holozän erfasst werden. 2.2 Geologische Bearbeitung Die stratigraphische Zuordnung der Schichten erfolgte u. a. mit Hilfe von insgesamt 439 Proben, die während der Geländearbeiten entnommen wurden. 250 davon sind paläontologisch untersucht worden. Unterstützende Ergebnisse bei fossilfreien Proben brachten die sedimentologischen, mineralogischen und kleingeschiebestatistischen Untersuchungen, die auch der lithologischen Kennzeichnung der Sedimente dienten. In die geologische Bearbeitung der Grundkarte, des Schnittes, der Mächtigkeitssäule und der Legende flossen außerdem die Ergebnisse von ca. 1 100 tieferen Bohrungen ein. Im Hinblick auch auf die Karte ohne quartären Bildungen und das Blatt Geologische Schnitte sind zusätzlich ca. 30 geologische Schnitte im Maßstab 1 : 25 000 (nicht überhöht) erstellt worden. Es wurden auch zahlreiche Erkundungsberichte aus dem LAGB-Archiv sowie aus dem ERAM-Erkundungsprogramm verwendet. Die Erstellung des Autorenoriginals im Maßstab 1:10 000 war durch eine enorme Fülle an Informationen geprägt, die lesbar und anschaulich generalisiert dargestellt werden sollte. Sie spiegelt sich in den weit über 100 geologischen Einheiten und ihren Überlagerungsvarianten sowie zahlreichen Störungen wider (Abb. 1). 2.3 Ergebnisse 2.3.1 Strukturelle Gliederung Am äußersten NE-Rand der Subherzynen Senke gelegen wird das Blattgebiet durch im Subsalinar Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:13 Uhr Seite 62 62 63 B A Abb. 1: Ausschnitt aus der Grundkarte der GK 25 Helmstedt (Bereich der Schachtanlagen Marie und Bartensleben, A – B: Verlauf des geologischen Schnittes, s. Abb. 2). angelegte herzynisch verlaufende Großschollen gegliedert. Von SE nach NW, fast exakt durch die Mitte des Blattes, verläuft eine sehr komplexe und bedeutende Störungszone, die als AllertalLineament bzw. Allertal-Struktur bekannt ist. Sie trennt die Weferlingen-Schönebeck-Scholle im NE von der Lappwald-Scholle im SW ab (Abb. 2). Letztere wird im suprasalinaren Deckgebirge in Lappwald-Mulde, Heiligendorf-SommersdorfSattel und Helmstedter Ostmulde gegliedert. Im äußersten SW streift der Beienrode-StaßfurtStrukturzug das Blattgebiet. Entlang der schollenbegrenzenden Tiefenstörungen ist die präsalinare Oberfläche der Großschollen nach W-SW versetzt und eingekippt. Die subsalinaren Tiefenbrüche pausen sich teilweise im Deckgebirge durch und sind u. a. für den unterschiedlichen Bau des Suprasalinars einzelner Schollen verantwortlich. Das Deckgebirge ist außerdem von zahlreichen jüngeren, NNW-SSE bis NW-SE streichenden Störungen in Querelemente zerteilt, die eine unterschiedliche Entwicklung insbesondere während des Känozoikums aufweisen. Bereich des Heiligendorf-Sommersdorf-Sattels aus Keuper-Sedimenten aufgebaut, in der Lappwald-Mulde dazwischen sind die Jura-Sedimente (Hettangium bis Sinemurium) erhalten geblieben. Die känozoische Decke ist hier dünn und lückenhaft. Die Helmstedter Mulde ist dagegen mit mächtigen kohleführenden eozänen Sedimenten gefüllt. Den Kern der 1–2 km breiten Allertal-Struktur bildet das tektonisch komplex überprägte Zechsteinsalinar. Der Gipshut ist in der Mitte der Struktur z. T. sehr mächtig und steht örtlich nahe der Oberfläche an. Der NE-Rand des Allertals ist durch mächtige Keuper-Sedimente bedeckt, die sich sehr gut gegen den Muschelkalk und Röt der Weferlingen-Schönebeck-Scholle abgrenzen lassen. Damit ist die Nordost-Randstörung des Allertals exakt kartierbar. Sie ist zwischen Alleringersleben und Walbeck auch morphologisch stark ausgeprägt. Schwer fassbar und morphologisch kaum erkennbar ist dagegen die Südwestrand-Störungszone der Allertal-Struktur. Es ist gelungen, als Hauptstörung die Grenze zwischen JuraSedimenten, die den SW-Rand des Allertals bedecken, und den Rät-Gesteinen der LappwaldScholle zu kartieren. Am NE-Rand der Lappwald-Scholle sowie im Allertal wird sie von einer Reihe subparalleler listrischer Störungen begleitet. Eine davon ist im Weststoß der Grube „Pflanzgarten“ der Quarzsandwerke Weferlingen aufgeschlossen. Die Südwestrand-Störungszone entstand während der Aufrichtung der Lappwald-Scholle am Ende des Jura bis Unterkreide, wobei die Rät-Gesteine am Schollenrand aufgewölbt, zerblockt und z. T. überkippt worden sind. Die Jura-Sedimente im Allertal richteten sich unmittelbar an der Störung steil auf und wurden durch Aufschiebung und Kompression von SW stark zerschert und ebenfalls überkippt. Sie dienen hier als Unterlage für die hangenden Oberkreide-Sedimente, die an der Wende Kreide / Tertiär in die kompressive Bewegungen einbezogen wurden (Abb. 2). Im Ergebnis der Kartierung wurde erkannt, dass das Deckgebirge der Lappwald- und der Weferlingen-Schönebeck-Scholle in zahlreiche, SWNE streichende Querschollen zerlegt ist, die sich auch innerhalb der Allertal-Struktur verfolgen lassen. Sie sind insbesondere an Hand der sowohl stratigraphisch unterschiedlichen als auch verschieden mächtigen känozoischen Deckschichten erkennbar. Literatur JORDAN, H. & RÖHLING H.-G. (1997): Kartierbericht Geologische Karte von Niedersachsen 1 : 25 000 Blatt Nr. 3732 Helmstedt, niedersächsischer Blattanteil. – unveröff. Bericht, NLfB, 41 S., 10 Anl.; Hannover. SCHMIERER, TH. (1914): Geologische Karte von Preußen und benachbarten Bundesstaaten mit Erläuterungen. Lieferung 185. Blatt Helmstedt. – 113 S.; Berlin (Preuß. Geol. Landesanst.). Anschrift der Autorin: L. Stottmeister, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle 2.3.2 Geologische Verhältnisse Das Deckgebirge auf der Weferlingen-Schönebeck-Scholle besteht ausschließlich aus Gesteinen des Buntsandsteins und des Unteren Muschelkalks, die großflächig durch känozoische, vor allem quartäre Sedimente verhüllt sind. Auf Grund der sorgfältigen Aufnahme und Stratifizierung der Schichten war es möglich, die Verbreitungsgrenzen einzelner Buntsandstein-Formationen zu konkretisieren, wodurch auch der Verlauf von Querstörungen lokalisiert werden konnte. Die Lappwald-Scholle wird am NE-Rand und im Abb. 2: Ausschnitt aus dem geologischen Schnitt zur Grundkarte der GK 25 Helmstedt (Schnittverlauf vgl. Abb. 1). Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:13 Uhr Seite 64 65 Bodenkundliche Grundlagen und thematische Bearbeitungen - Stand und Ausblick KLAUS-JÖRG HARTMANN & HENRIK HELBIG Nachdem die bodenkundliche Aufnahme des Landes Sachsen-Anhalt in Maßstäben < 1 : 100 000 seit längerem abgeschlossen ist, liegt der aktuelle Schwerpunkt für die Entwicklung bodenkundlicher Grundlagen und thematischer Bearbeitungen in den Maßstäben 1 : 50 000 bzw. ≥ 1 : 10 000. Für den Maßstab 1 : 50 000 befindet sich eine vorläufige digitale Bodenkarte auf Grundlage vorhandener Unterlagen in Erarbeitung. Eine wesentliche Grundlage für die Informationsebene ≥ 1 : 10 000 bildet die Auswertung der Bodenschätzung. Hierzu fanden Entwicklungsarbeiten im Auengebiet der Schwarzen Elster statt. Die Bereitstellung thematischer Informationen erfolgt unter Einsatz des Methodenmanagementsystems (MeMaS), in dem unterschiedlichste, für die bodenkundliche Planung relevante, Methoden implementiert sind. Diese Methoden erlauben eine rechnergestützte Ableitung von thematischen Bodenkarten auf der Basis von bodenkundlichen Grunddaten und anderen Umweltdaten. Thematische Bodenkarten stellen die räumliche Verbreitung von Bodeneigenschaften (z. B. grundwassernahe Böden), Bodenfunktionen (z. B. ökologisches Standortpotential) oder Bodengefährdungen (z. B. Erosionsgefährdung) dar. Aktuelle Arbeiten beschäftigen sich mit der Darstellung bodenkundlicher Sachverhalte im Rasterformat. Abb. 1: VBK-Informationen im Internet (http://www1.mw.sachsen-anhalt.de/gla/daten/gis/vbk50_karte.htm). Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:13 Uhr Seite 66 66 67 Bodenkundliche Grundlagen im Maßstab 1 : 50 000 (VBK) Zur Befriedigung des Informationsbedarfs in diesem Maßstab wurde 1997 mit der Entwicklung einer vorläufigen, digitalen Bodenkarte (VBK) begonnen. Die VBK resultiert aus der digitalen Aufbereitung und Legendenanpassung vorhandener Unterlagen wie Projektkartierungen, MMK-Arbeitskarten und Informationen der forstlichen Standortskartierung. Bis auf wenige Ausnahmen ist die Digitalisierung der verfügbaren Eingangsdaten abgeschlossen, so dass der aktuelle Arbeitsschwerpunkt bei der Legendenanpassung und Informationsbereitstellung liegt. Für die einzelnen Legendeneinheiten wurden Standardprofile, die bodenkundliche Parameter und Kennwerte beinhalten, auf der Grundlage von Substrathorizontgruppen entwickelt und allgemein verfügbar im Internet bereitgestellt (Abb.1). Die Informationen der Standardprofile dienen als Eingangsdaten für thematische Bearbeitungen und Methodenanwendungen. In der Regel haben Methoden, die zur Beschreibung von Bodenfunktionen dienen (Tab. 1) einen klar definierten Bedarf an bodenkundlichen Kennwerten und Parametern (Tab. 2). Den Bedarf an bodenkundlichen Basisparametern können die Standardprofile weitestgehend befriedigen. Tab 1: Kriterien zur Beschreibung von Teilfunktionen der Lebensraumfunktion (Hartmann 2002). Kriterium / Methode Sickerwasserrate Grundwasserneubildung Abflussverzögerung Wasserspeichervermögen Wasseraufnahmekapazität Infiltrationsvermögen Filtereigenschaften Nitratverlagerung Schwermetallbindung Organikabindung Kennwert / Parameter Bodenart Humusgehalt Lagerungsdichte Feldkapazität (FK) nutzbare FK Wasserleitfähigkeit Bodentyp Bodenart Humusgehalt Kalkgehalt pH-Wert Lagerungsdichte Feldkapazität (FK) nutzbare FK Kationenaustauschkapazität (KAK) Pufferfähigkeit Tab. 2: Basisparameter zur Beschreibung von Kennwerten (Hartmann 2002). Basisparameter Bodenart Humusgehalt Lagerungsdichte Bodenart Lagerungsdichte Bodenart Messwert Humusgehalt pH-Wert Messwert pH-Wert Kennwert Feldkapazität (FK) nutzbare FK Wasserleitfähigkeit (kf-Wert) Kationenaustauschkapazität (KAK) KAK (pot) KAK (eff) Basenversorgung Pufferfähigkeit tungsmethoden derzeit hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit auf die Flächendatensätze der Bodenregionalkarte 1 : 50 000 Halle und Umgebung hin getestet, was eine Prüfung der Plausibilität der Ergebnisse einschließt. Inzwischen sind die ersten thematischen Informationen über das Internet bereitgestellt worden. Auf Grund der Komplexität der für thematische Bodeninformationen notwendigen Eingangsdaten (neben Bodenparametern auch Klima, Landnutzungs- und Reliefdaten) wurden in den letzten Jahren unterschiedliche Möglichkeiten der Integration dieser Daten sowie der kartographischen Darstellung des Ergebnisses der Entwicklung thematischer Informationen als Planungsgrundlage Thematischen Bodeninformationen werden in der mittleren und großen Maßstabsebene zur Zeit vor allem projektbezogen erarbeitet (Abb. 2). Sie sind demzufolge räumlich und inhaltlich auf einen bestimmten Planungsraum und Problemschwerpunkt orientiert (Tab. 3). Tab. 3: Räumliche und inhaltliche Schwerpunkte thematischer bodenkundlicher Bearbeitungen in 2003. Vorhaben UVP A14 N Thema ökologisches Standortpotential standortbezogenes ackerbauliches Ertragspotential AEP Naumburg- Erosionsgefährdung Weißenfels LP HadmersErosionsgefährdung leben Einzugsgebiet nutzbare Feldkapazität Rappbodeim effektiven Wurzelraum talsperre Puffervermögen Nitratauswaschungsgefährdung REP Harz landwirtschaftliches Ertragspotential (UVP – Umweltverträglichkeitsprüfung, AEP - Agrarstruktureller Entwicklungsplan, LP – Landschaftsplan, REP – Regionalentwicklungsplan) Ziel ist, zeitnah mit der Entwicklung der bodenkundlichen Grunddaten, weitgehend flächendeckend für die am meisten planungsrelevanten Themen entsprechende Karten auf Anforderung zur Verfügung stellen zu können. Zu diesem Zweck werden die im Methodenmanagementsystem (MeMaS) integrierten Auswer- Abb. 2: Ackerbauliches Ertragspotential der Böden im Untersuchungsraum der UVP Autobahn A14 Nordverlängerung. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:13 Uhr Seite 68 68 69 Methodenanwendungen (z.B. Methode Erosionsgefährdung, Abb. 3) recherchiert und getestet. Für die Darstellung komplexer Methoden bietet die Erstellung thematischer Bodenkarten auf Grundlage eines Umwelt-Daten-Rasters 40x40 m (UDR 40) die meisten Vorteile. Das entsprechende Datenmodell mit integrierter Datenbank ist weitgehend fertig und wird 2005 getestet. Literatur Großmaßstäbige bodenkundliche Informationen Abb. 3: Rasterbasierte Schätzung der Wassererosionsgefährdung. Um den großmaßstäbigen Informationsbedarf zu befriedigen, beschäftigen sich aktuelle Arbeiten mit der rechnergestützten Auswertung bodenkundlicher Daten und Karten unter Einbeziehung digitaler Geländemodelle, u. a. in Hinblick auf geomorphographische Karten, mit dem Ziel, bodenkundliche Informationen abzuleiten. Die Ergebnisse reichen von digitalen, synthetischen Konzeptbodenkarten bis zu landschaftsbezogenen Betrachtungen von Stoffflüssen (BEHRENS et al. 2002, SOMMER et al. 2002, SCHOLTEN & BEHRENS 2002). Arbeitsschwerpunkte bilden die Auswertung digitaler Höhendaten und Geländemodelle sowie geomorphographischer Karten. Auf Grundlage derartiger Arbeiten lassen sich im Zusammenhang mit weiteren flächendeckenden Eingangsdaten bodenkundliche Informationen ableiten. Konkrete Arbeiten fanden im Gebiet der Schwarzen Elster statt, da: Abb. 4: Bodentypologischer Schnitt durch die Aue der Schwarzen Elster (GRABE et al. 2003). Abb. 5: Synthetische Konzeptbodenkarte Schwarze Elster (BEHRENS & SCHOLTEN 2003). • die Abfolge bodensystematischer Einheiten in der Aue stark durch die Höhenlage und das Mikrorelief bedingt ist, • hochauflösende Höhendaten auf Grundlage einer Scannerbefliegung vorliegen, • mit Grablochbeschrieben der Bodenschätzung und der vorläufigen geologischen Karte (GKV) mit weiteren geologischen Primärdaten bodenkundlich / geologische Basisinformationen vorhanden sind. Nach Aufbereitung der Grundlagendaten (Höhendaten der Scannerbefliegung, Grablochbeschriebe der Bodenschätzung) fand eine engräumige Peilstangensondierung in definierten, repräsentativen Gebieten mit dem Ziel statt, die bodenkundlichen Zusammenhänge zwischen der Lage im Raum, den Grablochbeschrieben und den Einheiten der GKV sowie der bodenregionalen Gliederung darzustellen (Abb. 4). Die Ergebnisse der Peilstangensondierung, die den Zusammenhang des Auftretens einer bodensystematischer Einheit in Bezug auf die Höhenlage zum Gewässer für das Untersuchungsgebiet bestätigt (Abb. 4), dienten zur Entwicklung einer Bodenformenkarte. Auf Grundlage der ermittelten Zusammenhänge erfolgt mit Hilfe eines neuronalen Netzes die Übertragung der Informationen aus den kartierten Gebieten in vergleichbare Flächen und die Entwicklung einer synthetischen Bodentypenkarte (Abb. 5). BEHRENS, T., VON ESCHWEGE, A., SCHNEIDER, O., SCHOLTEN, T. & FELIX-HENNINGSEN, P. (2002): Räumliche Repräsentanz in bodenkundlichen Fragestellungen. – Schriftenr. DGG, 21: 69 – 70; Hannover. BEHRENS, T. & SCHOLTEN, TH. (2003): Entwicklung einer Bodenkarte für das Gebiet der Schwarzen Elster unter Nutzung eines neuronalen Netzes, Teilprojekt: Übertragung der Informationen der Bodenkarte mittels eines neuronalen Netzes.unveröff. Dokumentation, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt; Halle. DÖRING, TH., CHUDY, TH. & KAINZ, W. (2003): Die klimatische Gliederung Sachsen-Anhalts, - eine neue Informationsebene im Boden-LandschaftsModell, Jahrestagung DBG.- Mitt. DBG, 102/2: 445 – 446; Oldenburg. GRABE, M.; KLEBER, M. & R. JAHN (2003): Entwicklung einer Bodenkarte für das Gebiet der Schwarzen Elster unter Nutzung eines neuronalen Netzes, Teilprojekt: Grunddatenaufbereitung und Peilstangensondierung. – unveröff. Dokumentation, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt; Halle. HARTMANN, K.-J. (2002): Das Spannungsfeld Datenbestände und -erhebung, Erfassungsstandards und Qualitätssicherung in Hinblick auf Nutzeranforderungen.- Mitt. DBG, 98: 9 – 10; Oldenburg. HARTMANN. K.-J. (2003): Bereitstellung bodenkundlicher Informationen zur Beschreibung von Bodenfunktionen auf Grundlage von Substrathorizontgruppen.- Mitt. DBG, 102/2: 489 – 490; Oldenburg. SCHOLTEN, T. & BEHRENS, T. (2002): GIS-gestützte Modellierung der räumlichen Verbreitung und Ausprägung periglaziärer Lagen in Mittelgebirgsregionen.- Ber. Z. dt. Landeskunde, 76: 151 – 168; Trier. SOMMER, M., GEHRT, E., FUCHS, M. & BÖHNER, J. (2002): Bodenarealabgrenzung und Ausweisung von Bodengesellschaften am Bsp. der BK 25 Blatt »Ebergötzen«.- Schriftenr. DGG, 21: 319; Hannover. Anschriften der Autoren: K.-J. Hartmann & H. Helbig, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:13 Uhr Seite 70 71 Erfassung des aktuellen Zustandes der Böden in Sachsen-Anhalt WOLFGANG KAINZ Aus der Bodenschutzgesetzgebung (BBodSchG, BodSchAG LSA) resultieren Anforderungen zur Bereitstellung von Parametern und Eigenschaften der Böden, die für konkrete Landschaftsräume aussagekräftig sind und auf aktuellen sowie vergleichbaren Analysen beruhen. Die verfügbaren Bodenkarten können aber zur Zeit für bestimmte Aussagen und Landschaften nicht mit der erforderlichen Sicherheit oder nicht mit konkreten Daten untersetzt werden. Dieses Defizit soll durch das Projekt „Erfassung des aktuellen Zustandes der Böden in SachsenAnhalt“ (KAINZ 2002) abgebaut werden. Im Ergebnis sollen für das gesamte Land repräsentative Profildaten erarbeitet, die Spurenelementgehalte in den Böden des Landes (Tab.1) dargestellt und ein Bodenformenkatalog erarbeitet werden. Mit den Proben des Programms wird entsprechend den Anforderungen aus dem Bodenschutz-Ausführungsgesetz Sachsen-Anhalt eine repräsentative Bodenprobenbank für die Beweissicherung, für weiterführende Untersuchungen und für wissenschaftliche Zwecke im LAGB aufgebaut. An diesen Ergebnissen sind auch die anderen für das Bodenbeobachtungssystem Sachsen-Anhalt zuständigen und fachlich kooperierenden Behörden interessiert. Die Erfassung des Bodenzustandes in einem relativ kurzen Zeitraum (1994 bis 2006) ermöglicht die Kennzeichnung eines Zeitschnittes im Sinne der Boden-Dauerbeobachtung. Dieser Fonds von Bodenprofilen ist dadurch auch eine Informationsebene, auf deren Grundlage in der Boden-Dauerbeobachtung festgestellte Entwicklungen in die Fläche übertragen werden können. Stand der Arbeiten Für die Durchführung eines derartigen landesweiten Programms ohne zusätzliche Mittel ist die Kooperation mit allen Institutionen, die Bodendaten erheben und an derartigen Ergebnissen interessiert sind zwingend erforderlich. Deshalb wurden in den Fonds auszuwertender Bodenprofile auch gemeinsame Aufnahmen mit der OFD, Bereich Bodenschätzung, der Forstlichen Standortskartierung, der geologischen und bo- denkundlichen Kartierung einbezogen. Mit dem Landesamt für Umweltschutz ist auf Grundlage dieses Projektes die Zusammenarbeit für die benötigten Schürfe und die Analytik der Spurenelemente abgestimmt worden. Der Stand der Schurf-Arbeiten ist aus Tab. 2 und Abb. 1 zu entnehmen. Zur Vervollständigung des Profilnetzes und der Analytik sind noch ca. 102 Bodenprofile aufzunehmen, zu beproben und zu analysieren. Im Jahre 2004 konnten wegen fehlender Finanzierung keine Schürfe angelegt werden. Der jährliche und gesamte Umfang der noch aufzunehmenden Profile wurde aus diesem Grund reduziert. Trotzdem wird voraussichtlich eine Verzögerung des Fertigstellungstermins von ein bis zwei Jahren gegenüber der Planung entstehen. Aus den weiter aufzunehmenden Schürfen sollen noch ca. 800 Proben entnommen und analysiert werden. Die räumliche Verteilung der Analysen ist in Abb. 1 dargestellt. Ergebnisse Die Ergebnisse des Projektes bestehen zur Zeit in dokumentierten Schürfen und Analysen, die in Datenbanken gespeichert sind. Sie sind zum jetzigen Zeitpunkt der Bearbeitung des Projektes nur eingeschränkt und noch nicht für alle Fragestellungen aussagekräftig. In Tab. 3 sind ausgewählte Daten dargestellt, um die Möglichkeiten ihrer Anwendung zu zeigen. Aufgrund der geologischen und bodenkundlichen Interpretation von 163 Bodenprofilen der Musterstücke der Bodenschätzung aus Sachsen-Anhalt wurden Substrat-Horizontgruppen abgeleitet, um auf ihrer Grundlage weitere Auswertungen, Mittelwertberechnungen und Berechnung von Bodenfunktionswerten, zu erzeugen. Dazu wurden die Substrate nach den Bodenausgangsgesteinen gruppiert. Die Einteilung der Bodenausgangsgesteine wurde nach bodenchemischen Kriterien verfeinert. Die bestimmende Bodenentstehung diente der Gruppierung der Horizonte. Das heißt, dass Übergangshorizonte nach den allgemeinen Regeln der KA4 einer Bodenentstehung zugeordnet wurden. Die Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:14 Uhr Seite 72 72 73 Tab. 1: Stand der Spurenelement-Analysen. Proben aus den Jahren 1990–2001 2002 2003 2004 noch nicht aufbereitete Proben 0 243 0 aufbereitete Proben 324 364 342 Belegungsdichte der Substrat-Horizont-Gruppen mit Proben wird durch die Spalte „Probenanzahl“ widergegeben. Der Aussagewert der Eigenschaften ist hier höher als durch die relativ geringe Grundgesamtheit im Normalfall anzunehmen ist, weil bereits die Auswahl der Profilpunkte nach statistischen Kriterien erfolgte. Die in Tab. 3 angegebenen Parameter sind Medianwerte, weil die Wertestreuung nicht der Normalverteilung entspricht. Auf die Angabe von Minimal- und Maximalwerten wurde hier aus Platzgründen verzichtet. Die angegebenen Elementgehalte gruppieren sich nach folgenden Überlegungen: Bor, Kupfer und Zink sind Mikronährstoffe. Sie können aber bei zu hohen Konzentrationen auch pflanzenschädigende Wirkung haben. Tab. 2: Die pedoregionalen Arbeitsgebiete und der Stand der Schurf-Arbeiten Ende 2003. Proben in Bearbeitung (im Labor des LAU) 1059 496 503 1332 fertige SpurenelementAnalysen einschließlich Altdaten 1882 2378 2881 Arsen und Quecksilber sind normalerweise bodenfremde Elemente. Ihr diffuser Eintrag erfolgte bzw. erfolgt über Pflanzenschutzmittel und Insektizide. Blei und Cadmium sind ebenfalls bodenfremde Stoffe, deren diffuser Eintrag in den Boden mit großer Wahrscheinlichkeit auf Abgase der Autos und Feldbearbeitungsmaschinen in Zusammenspiel mit „saurem Regen“ zurückzuführen ist. Die Humus- und Carbonatgehalte sowie die Kationenaustauschkapazität (KAKpot) sind Parameter, die mit Wertzunahme das Speichervermögen der Böden gegenüber den meisten Schadstoffen erhöhen. Aus diesem Wechselspiel resultiert ein gewisses Gefährdungspotential der Böden. pedoregionale Arbeitsgebiete Teilabschnitte 1 Auen und Niederterrassen der Elbe, Mulde und Schwarzen Elster Pretzsch-Torgauer Elbaue, Rosslau-Wittenberger Elbaue, Elbe-Elster Terrassen, Oranienbaum-Kemberger Terrassen Muldeaue Magdeburger Elbaue, Niederterrassen des westlichen Vorfläming Elbe-Havel-Winkel, Untere Havelaue, Wische und Untere Elbaue Kyritzer Platte mit Rhinluch und Schollener Land 36 2 Jungmoränenlandschaften 3 Altmoränenlandschaften 4 schwarzerdebetonte Lösslandschaften (Börden) 5 Berg- und Hügelländer Stand insges.: Arbeitsstand Bodenschürfe und Musterstücke geplante Arbeiten Muster- Bodenstücke schürfe östlich Dessau, Annaburger Heide, Ökosphärenreservat Mittlere Elbe Bitterfeld 6 6 1 39 Sandau, Havelaue 10 Havelberg Altmark 65 Fläming, Fiener Bruch, Westbrandenburgische Niederung (Karower Platte) Mosigkauer Heide mit Wolfener Sand-Platte, Dübener Heide Nordteil zwischen MagdeburgHalberstadt-AscherslebenSchönebeck Südteil, zwischen BernburgKöthen-Weißenfels-Eisleben 50 Jemmeritzer Heide, Oebisfelde Stegelitz 17 Bitterfeld 46 Hessen, Hakel 26 60 24 Nördliches Bördevorland Nördliches Harzvorland Harz und Hornburger Sattel Hügelland zwischen Sangerhausen-NaumburgZeitz 9 11 62 34 Eisleben-Hettstedt, Schraplau-Mücheln, Gröbzig, ElsterLuppeaue, Saaleaue Helmstedt Fallstein, Ilsenburg Harz Laucha-Nebra, Oberröblingen 18 3 4 3 23 102 451 Anthropogene Einflüsse aus der Luft oder durch Masseneintrag manifestieren sich in erhöhten Gehalten bodenfremder Substanzen im Oberboden. Deren Gehalte liegen nach den vorliegenden Ergebnissen zwar unterhalb bedenklicher Werte, aber ein Anreicherungsprozess ist damit nachgewiesen. Abb. 1: Stand der Schurfbearbeitung und der Analytik. Untersuchungsgebiete mit erhöhter Untersuchungsdichte Literatur KA4 (1994): Bodenkundliche Kartieranleitung.Arbeitsgruppe Bodenkunde der GLÄ der BRD 392 S., 4. Aufl.; Hannover (BGR). KAINZ, W. (2002): Projektskizze - Erfassung des aktuellen Zustandes der Böden in Sachsen-Anhalt.– unveröff. Bericht, 13 S., LAGB SachsenAnhalt; Halle. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:14 Uhr Seite 74 74 75 Tab. 3: Bodenregionen Bodenausgangsgesteine Horizontbereiche Boden- Probenhorianzahl zonte Humus in M% Carbo- KAKpot nat (T-Wert) in M% B Cu Zn As Hg Pb Cd Klaus STEDINGK & Regine PRÄGER 1 Einführung Medianwerte in mg/kg Trockensubstanz Auelehm Oberboden Ap 10 2,1 0,0 20,0 16,9 18,2 78,3 16,2 0,19 19,6 0,57 Auelehm Oberboden Ah 14 2,7 0,0 19,5 19,7 15,2 80,7 20,1 0,17 19,2 0,47 Auelehm M 11 1,2 0,0 17,0 22,0 18,2 98,1 29,7 0,20 13,9 0,93 Auelehm Sd 8 0,4 0,0 29,0 7,5 8,1 54,4 11,4 0,11 10,5 0,48 Auelehm Auenlandschaften Die neuen lagerstättengeologischen Übersichtskarten für Sachsen-Anhalt Vorläufige Ergebnisse zu ausgewählten Elementgehalten (Königswasserauszug) bezogen auf Substrat-Horizontgruppen. Go 22 0,7 0,0 21,0 8,9 9,3 55,1 12,7 0,16 9,0 0,24 Aueton Oberboden Ap 16 3,5 0,0 40,5 27,6 29,2 122,5 28,5 0,23 29,7 0,74 Aueton Oberboden Ah 16 3,4 0,0 35,5 22,8 20,6 123,0 18,7 0,15 42,6 0,89 Aueton Sd 18 1,2 0,0 46,5 19,6 20,1 102,2 23,7 0,21 8,8 0,80 Aueton Go 9 0,9 0,0 37,0 17,9 18,4 94,1 28,0 0,17 8,8 0,27 Auesand C 8 0,0 0,0 1,5 6,3 1,3 14,3 2,0 0,04 8,8 0,03 Ap 10 1,7 0,0 8,0 6,3 8,6 49,0 7,6 0,15 17,7 0,25 Go 11 0,7 0,0 10,0 6,3 2,5 22,8 6,4 0,08 8,8 0,14 Go 18 0,3 0,0 2,5 6,3 1,5 16,2 3,8 0,08 8,8 0,17 H 9 63,4 0,0 24,0 11,9 19,2 28,2 8,4 0,36 32,5 0,65 lehmiger Auesand Oberboden lehmiger Auesand Niederungssand (Niederterrassen) Niedermoortorf organische holozän Oberboden Horizonte Niederungen lehmiger Sand Lösslandschaften umgelagerter Ap 8 2,0 0,0 8,5 8,5 4,6 25,0 2,9 0,05 17,0 0,37 Niederungslehm Go 6 4,3 0,2 14,0 15,3 6,8 18,6 3,9 0,19 12,9 0,33 Niederungssand Go 12 0,2 0,0 3,5 7,1 1,6 8,7 1,5 0,04 8,8 0,65 Niederungssand Gr 8 0,7 0,0 3,0 6,3 2,2 9,1 2,4 0,03 8,8 Kolluviallöss Oberboden Ah 0,15 5 2,5 0,0 16,3 21,3 16,4 50,8 8,6 0,11 30,6 0,03 Löss Oberboden Ap 21 2,4 0,2 18,8 21,3 12,3 59,6 10,2 0,14 35,7 0,33 Löss Oberboden Ah 12 1,7 0,0 19,8 21,9 11,7 49,6 8,6 0,11 29,0 0,03 Löss Bv 12 0,8 0,2 16,9 17,1 8,1 39,2 7,6 0,08 17,7 0,03 Löss Cc 23 0,3 12,7 12,3 17,2 6,8 32,9 6,8 0,06 15,3 0,03 Ap 5 1,4 0,0 4,0 6,3 4,5 35,6 2,8 0,10 17,4 0,18 Bv 5 0,6 0,0 2,3 6,3 1,7 12,2 0,8 0,03 8,8 0,06 Oberboden Ap 13 1,4 0,0 6,0 7,3 6,0 30,5 2,7 0,10 14,9 0,43 Bv 9 0,7 0,0 7,0 6,3 3,5 26,5 2,8 0,08 8,8 0,13 Decklehm Oberboden Ap 9 1,7 0,0 18,0 15,6 7,9 45,4 5,8 0,10 18,2 0,60 Decklehm Oberboden Ah 7 1,4 0,9 17,0 14,5 7,5 41,3 5,2 0,13 10,8 0,59 Oberboden Ael 8 0,3 0,0 7,0 8,2 3,0 24,8 3,0 0,06 8,8 0,10 sandiger Geschiebedecksand Oberboden sandiger Geschiebedecksand lehmiger Geschiebedecksand lehmiger Jung- und Altmoränenlandschaften Geschiebedecksand lehmsandige Fließerde Hangsand C 8 0,3 0,0 1,4 6,3 1,5 8,9 0,7 0,04 8,8 0,04 Geschiebelehm Bt 11 0,0 0,0 18,0 21,4 7,5 37,6 5,9 0,07 8,8 0,05 Geschiebelehm Sd 10 0,3 0,0 24,5 22,3 7,4 39,5 6,5 0,09 8,8 0,31 Geschiebemergel Sd 10 0,2 12,5 21,5 21,4 5,4 38,0 4,0 0,07 11,5 0,50 Anschrift des Autors: W. Kainz, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle Die bedarfsgerechte und langfristig gesicherte Versorgung mit mineralischen Rohstoffen ist und bleibt eine grundlegende Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung eines jeden Landes. Deshalb gehört die ordnungsrechtliche und fachplanerische Vorsorge zur Sicherung von Rohstoffen und ihrer Lagerstätten zu den originären Aufgaben des Landesamtes für Geologie und Bergwesen in Sachsen-Anhalt. Neben den oft nur am Rand wahrgenommenen Steine- und Erden-Rohstoffen werden in Sachsen-Anhalt nach wie vor Kali- und Steinsalz, Braunkohle, Erdgas, Baurohstoffe und Industrieminerale in bedeutendem Umfang zur Versorgung von Wirtschaft und Gesellschaft gewonnen. Zur Lösung der Energiefragen der Zukunft rücken zunehmend auch die Potenziale der Geothermie und die behälterlose Untergrundspeicherung von gasförmigen und flüssigen Energieträgern in ausgedehnten geologischen Formationen in das Blickfeld des Lagerstättengeologen. Da Bodenschätze im Gegensatz zu den übrigen natürlichen Ressourcen, wie Boden, Wasser und Luft, nicht vermehrbar oder erneuerbar sind, bedarf es eines besonderes sorgfältigen und effizienten Umgangs bei deren Erkundung, Gewinnung und Nutzung. Diese Grundsätze sind im Lagerstättengesetz und im Bundesberggesetz (BBergG) verankert. Unter dem Aspekt der langfristig angelegten Daseinsvorsorge und der Standortgebundenheit von Bodenschätzen wird es immer wichtiger, innerhalb der zunehmend anderen Nutzungen und Schutzgütern vorbehaltenen Landesfläche, auch späteren Generationen hinreichend Raum für eine verantwortungsvolle, wirtschaftlich und ökologisch vertretbare Rohstoffgewinnung zu sichern. Die Rohstoffsicherung wird dabei auf zwei Ebenen, der privatwirtschaftlichen durch z. B. den Erwerb von Bergbauberechtigungen und im Rahmen der Landes- und Regionalplanung betrieben. In Wahrnehmung der Aufgaben zur Erarbeitung und Bereitstellung von Daten und Karten zu den in Sachsen-Anhalt vorhandenen Rohstoff- und Lagerstättenressourcen muss das Landesamt für Geologie und Bergwesen für die Landes- und Regionalplanung unter dem Gesichtspunkt der Zukunftsvorsorge Sicherungszeiträume formulieren, die deutlich über die bislang üblichen 10 bis 15 Jahre hinaus gehen. Hierfür gilt es, die Daten zu bündeln, geeignete Arbeitsmaterialien zu schaffen und aktuell vorzuhalten. Heute verstehen wir darunter im Wesentlichen Datenbanken bzw. datenbankbasierte Karten, deren ITVerknüpfung eine flexible und umfassende Nutzung für die Zwecke der Landesplanung und anderen zulässt. 2 Das lagerstättengeologische Basiskartenwerk von Sachsen-Anhalt im Maßstab 1 : 50 000, Karte der oberflächennahen Rohstoffe (KOR 50) Im Zuge der lagerstättengeologischen Landesaufnahme entstand im ersten Schritt die Karte der oberflächennahen Rohstoffe 1 : 50 000 (KOR 50). Diese wird digital erstellt, laufend aktualisiert und enthält landesweit den rohstoffgeologischen Kenntnisstand über die Verbreitung der oberflächennahen mineralischen Bodenschätze. Sie wird vom Landesamt für Geologie und Bergwesen als „Lagerstättengeologisches Basiskartenwerk“ flächendeckend für das Land vorgehalten. Hierdurch werden der Rohstoffwirtschaft Planungen und Arbeiten zur Erschließung und Nutzung der einheimischen Bodenschätze erleichtert. Zugleich wird aber auch der Landesplanung ein Werkzeug für die langfristige Rohstoffsicherung an die Hand gegeben. Das lagerstättengeologische Kartenwerk enthält: • alle Flächen, auf denen derzeit wirtschaftlich gewinnbare Bodenschätze vorhanden sind oder unter lagerstättenkundlichen Gesichtspunkten erwartet werden können, • Daten über Art des Rohstoffs und den Erkundungsgrad der Potenzialfläche, • alle in Abbau stehenden Gewinnungsstellen, • die mit Rechtstiteln versehenen Reserveflächen sowie • bereits abgebaute Lagerstättenteile. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:14 Uhr Seite 76 76 77 lagerstättengeologischen Übersichtskarten-Konzeption lag deshalb zunächst folgende Grobdifferenzierung nach Rohstoffarten zu Grunde: • Oberflächennahe Baurohstoffe und Hartgesteine (KOR 400), • Tiefliegende und Energierohstoffe (KTR 400). 3.1 Übersichtskarte oberflächennahe mineralische Rohstoffe in Sachsen Anhalt 1 : 400 000 (KOR 400) Abb. 1: Die grenzüberschreitende Struktur Delitzsch (Ausschnitt aus Blatt II: Potenziale der Erze und Spate). Diese in den Jahren 1973 entdeckte und bis 1989 mit zahlreichen Bohrungen erkundete metallogenetische Einheit wird von der Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Sachsen in zwei ungleiche Teile zerschnitten (s. Kap. 3.2.2). Ausgenommen sind Vorkommen, deren Vorratsmengen oder Rohstoffmächtigkeiten deutlich unterhalb der derzeit technisch und ökonomisch vertretbaren Gewinnbarkeitsgrenze liegen (z.B. Kiessand und Sand unter drei Meter Mächtigkeit). Basierend auf diesem Kartenwerk können mit vergleichsweise geringem Aufwand Übersichtskarten – z.B. die bundesweite Karte der oberflächennahen Rohstoffe 1 : 200 000 (KOR 200) – erstellt bzw. aktualisiert werden. 3 Das lagerstättengeologische Übersichtskartenwerk von Sachsen-Anhalt im Maßstab 1 : 400 000 Weil großmaßstäbige Basiskartenwerke zur schnellen Orientierung und Übersicht weniger geeignet sind, bestand die Aufgabe darin, auf Basis des 1991 festgelegten Sonderblattschnittes für das Land Sachsen-Anhalt ein lagerstättengeologisches Übersichtskartenwerk im Maßstab 1 : 400 000 zu erstellen. Hierfür waren alle landesbedeutsamen Bodenschätze einschließlich der z. Z. nicht in Gewinnung stehenden Potenziale zu erfassen und darzustellen. Es konnten jedoch nicht alle Bodenschätze auf einem Blatt konzentriert dargestellt werden. Der Diese Übersichtskarte liegt seit 1997 vor. Als „Inselkarte“, dass heißt die Darstellung erfolgte nur innerhalb der Landesgrenzen, gibt die KOR 400 einen Überblick der regionalen Verbreitung der wichtigsten oberflächennahen mineralischen Rohstoffe in Sachsen-Anhalt. Dazu gehören Sand und Kies, Ton, Spezialton und Kaolin sowie Festgesteine wie Kalkstein, Sandstein, Gips- und Anhydritstein. Weiterhin sind oberflächennah anstehende Hartgesteine wie Grauwacken sowie die magmatischen Gesteine Granit, Quarzporphyr, Porphyrit und Diabas dargestellt. Alle wichtigen Lagerstättenparameter sind auf der Kartenrückseite in knapper Form erläutert. 3.2 Übersichtskarte tiefliegende und Energierohstoffe in Sachsen Anhalt 1 : 400 000 (KTR 400). In dieser Karte ist thematisch der derzeitige Kenntnisstand über die Verbreitung der Geopotenziale zusammengefasst: a. b. c. d. e. f. g. Nutzer das Verständnis der Karteninhalte erleichtern (Abb. 1). Wegen zahlreicher räumlicher Überlagerungen der verschiedenen Rohstoffgruppen (siehe a bis g) war es unumgänglich, eine thematische Trennung der Karteninhalte vorzunehmen und diese auf drei gesonderten Blättern darzustellen. Dies sind im Einzelnen: • Blatt I: Energierohstoffe (a bis d und g), • Blatt II: Potenziale der Erze und Spate (e), • Blatt III: Kali- und Steinsalz (f und g). Die Kartenrückseiten enthalten in geraffter Form Erläuterungen zu den jeweiligen auf der Vorderseite wiedergegebenen Bodenschätzen sowie ein Literaturverzeichnis. Erschienen sind die Blätter I und II. Blatt III wird erarbeitet und befindet sich z. Z. in der fortgeschrittenen Manuskriptphase. 3.2.1 Blatt I: Energierohstoffe Die Gewinnung und Nutzung fossiler Energierohstoffe ist nach wie vor einer der wichtigsten Industriezweige im mitteldeutschen Raum. Die Karte der Energierohstoffe gibt einen Überblick der Verbreitung der Energiepotenziale in Sachsen-Anhalt (Steinkohle, Braunkohle, Erdgas / Erdöl, Geothermie). Unter dem Gesichtspunkt von Energieträgern auf sekundären Lagerstätten ist die Untergrundspeicherung mit abgehan- Braunkohle, Steinkohle, Erdgas / Erdöl, Geothermie, Erze und Spate, Kali- und Steinsalz (einschl. Solfelder) sowie Untertage-Speicher für Energieträger auf sekundären Lagerstätten. Von Beginn an wurden die thematischen Manuskriptkarten als Vollblätter konzipiert. Denn in einer Inselkarte erschließen sich die überregionalen lagerstättenkundlichen Zusammenhänge oft nur mühsam. Das gilt vor allem für die Braunkohlenverbreitung im Südteil Sachsen-Anhalts, die Erdgasfelder der Altmark oder die Vererzung an der Zechsteinbasis (Kupferschiefer). Die gewählte grenzüberschreitende Darstellung soll insbesondere dem weniger fachkundigen Abb. 2: Energierohstoffe und –potenzialerfassung in Sachsen-Anhalt (Ausschnitt der Legende von Blatt I: Energierohstoffe). Die Karte berücksichtigt auch die bereits abgebauten Flächen der Braunkohlenlagerstätten (einschließlich Tiefbau) und gibt einen Überblick zur Vorratssituation. delt. Die Karte stellt die Lagerstätten spezifisch nach Lage, Form, Inhalt und der stratigraphischgenetischen Einstufung sowie der potenziellen Verfügbarkeit (noch) vorhandener Energieressourcen dar (Abb. 2). Braunkohle Der Schwerpunkt der Kartendarstellung liegt in der Beschreibung der großflächig vorhandenen Braunkohlenlagerstätten. Ein zusammenfassender Abriss enthält auf der Rückseite rohstoffspezifisch die lagerstättengeologischen Fakten, einen historischen Abriss mit Bilanz der bisherigen Nutzung sowie die Einschätzung der heutigen Vorratssituation (Tab. 1). Die nach Sachsen übergreifenden Abgrenzungen wurden mit dem Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie, Bereich Landesaufnahme abgestimmt. Beschrieben werden die für Sachsen-Anhalt bedeutenden Reviere: • das Revier des Subherzyns (Egeln-Oschersleben-Helmstedt; Nachterstedt-Frose), • das Revier um Bitterfeld-Gräfenhainichen, • das Revier um Halle, das Geiseltal und das Becken um Oberröblingen-Amsdorf sowie • das Weißelsterbecken (Weißenfels-Hohenmölsen-Zeitz). Die Darstellungen der Braunkohlenverbreitung und die Bewertung der Braunkohlenvorkommen basieren auf der „Gesamteinschätzung Ressourcenpotential Braunkohle der DDR-GERP“ bis zum Jahr 1980. Für Sachsen-Anhalt wurde eine Präzisierung auf Grundlage der nach 1980 durchgeführten Untersuchungsarbeiten vorgenommen. Für das Weißelsterbecken ist die Verbreitung nach den Ergebnissen der aktuellen Bohrungsbewertungen entsprechend des Tertiäratlas Westsachsen übernommen worden. Die Auswertung der umfangreichen Erkundungsergebnisse zur Braunkohlenverbreitung bis in die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass Lagerstättenreviere durch einen bestimmten Lagerstättentyp und die Verbreitung charakteristischer Hauptflöze gekennzeichnet sind. Innerhalb dieser Lagerstättenbezirke lassen sich Felder abgrenzen, die sich in ihren geologisch-ökonomischen Parametern (z.B. Qualität, Verhältnis von Deckgebirgs- zu Rohstoffmächtigkeit) unterscheiden. Insgesamt weist die Analyse eine Menge von 10,9 Mrd. t erkundeter Braunkohlenvorräte auf. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:15 Uhr Seite 78 78 79 Tab. 1: Zusammenstellung der Reserven im Revier um Bitterfeld – Gräfenhainichen. Nr. * Zusammengefasste Braunkohlenfelder 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Krüssau Loburg Coswiger Felder i.e.S. Mügeln Dessau-Süd Scheuder-Reupzig Riesdorf-Fernsdorf Golpa Gröbern Gniest Köckern/Brehna/Bitterfeld-W/Stadtfeld Bitterfeld / Muldenstein-N/Restfeld Muldenstein/Goitsche III und IV / Restfeld Petersroda Rösa-Sausedlitz Wellaune Bad Düben Dommitzsch/Wildenhain Zörbig Delitzsch-NW Hatzfeld-O Summe: 19** 20 21** 22 23** 24** 25 * ** ( ) Geologische Reserven in Mio. t 316 236 70 95 192 312 248 325 372 165 Ausgewiesene Vorräte in Mio. t ———————36 189 —- 1176 (724) (965) (3549) (2048) 578 (848) (86) 4085 627 (392) —(2569) —450 (603) —1302 Nummer im Kartenblatt (Vorderseite) Vorratsberechnung z.T. felderübergreifend Felder länderübergreifend mit Hauptanteil in Sachsen, gehen nicht in die Berechnung ein Davon werden etwa 4 Mrd. t als gewinnbare Vorräte eingestuft. Die Menge der als gewinnbar eingestuften Vorräte wurde auf der Grundlage der zum Bewertungszeitpunkt vorgegebenen wirtschaftlichen und technologischen Parameter ermittelt. Da für unverritzte Felder keine Neuberechnungen durchgeführt wurden, ergeben sich u. U. geringfügige Differenzen aufgrund von Überschneidungen einzelner Feldesgrenzen sowie der länderübergreifenden Flächenanteile. Erdgas In Sachsen-Anhalt gehört das Erdgasfeld Altmark zur norddeutschen Erdgasprovinz, die von den Niederlanden (Groningen) bis in den östlichen Teil Norddeutschlands reicht. Die Lagerstätte erstreckt sich mit einem kleineren Teil über die Landesgrenze hinaus nach Niedersachsen und zählt mit einem geschätzten Vorrat von 265 Milliarden m3 (Sachsen-Anhalt) zu den größeren Gasvorkommen. In Förderung stehen hier acht einzelne Felder, von denen die Teilfelder Salz- wedel-Peckensen, Heidberg-Mellin und Riebau die größten Ressourcen enthalten. Den Speicherhorizont bilden im Wesentlichen Sedimente des Rotliegend. Hierbei handelt es sich um eine komplexe Wechselfolge von Sand- und Siltsteinen mit Tonstein-Zwischenmitteln. Geothermie Energiepotenziale In Abb. 3 ist in Sachsen-Anhalt die Modellierung der Temperaturverteilung in 2000 m Tiefe dargestellt, die als Beikarte auf der Vorderseite des Blattes I Auskunft zu den „Geothermischen Energiepotenzialen“ gibt. Abb. 3: Geothermiepotenziale in Sachsen-Anhalt. Die Beikarte zeigt die Modellierung der Temperaturverteilung in 2 000 m Tiefe. Untergrundspeicherung Die Untergrundspeicher werden in Sachsen-Anhalt seit den 70-er Jahren zum Ausgleich jahreszeitlich bedingter Bedarfsschwankungen, zur Abdeckung großer Bedarfsspitzen sowie als strategische Havariereserve auf dem Energiesektor angelegt. Als Speicherräume sind abgeförderte Kohlenwasserstofflagerstätten, Aquiferstrukturen mit dichtem Deckgebirge und im Salzgestein gesolte Kavernen sowie in einem Fall ein aufgegebenes Bergwerk geeignet. Die tiefliegenden Hohlräume werden zur Zwischenlagerung von großen Mengen an flüssigen oder gasförmigen Energieträgern sowie chemischen Stoffen genutzt. Die Untergrundspeicherung ist dabei erheblich sicherer als über Tage, umweltverträglich und kostengünstig. Die größten Speicherfelder befinden sich südwestlich von Bernburg sowie nördlich von Bad Lauchstädt. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:15 Uhr Seite 80 80 81 lung wurde zur Verdeutlichung der metallogenetischen Zusammenhänge gewählt (Abb. 1). Mit Ausnahme der Vererzungen an der Zechsteinbasis (Kupferschiefer) und im Raum Delitzsch konzentriert sich die Kurzbeschreibung der Rückseite auf die Mineralisationen innerhalb Sachsen-Anhalts. Gegenwärtig ruht die Gewinnung auf allen Erz- und Spatlagerstätten des Landes. Schwerpunkte des historischen Bergbaus bildeten das Kupferschieferflöz in den Revieren von Mansfeld und Sangerhausen, die Eisenerzlager des Elbingeröder Komplexes und die Mineralgänge im Unterharz. Zahlreiche Bodenschätze blieben trotz intensiver Erkundung und technologischer Anstrengungen wirtschaftlich unbedeutend. Hierzu gehörten z.B. die mesozoischen Eisenerze im Subherzyn oder Urananreicherun- gen in unterschiedlichen geologischen Positionen, die der Vollständigkeit halber mit in die Karte aufgenommen wurden. Die Vererzung an der Zechsteinbasis (Typ Kupferschiefer) Grundlage für die Darstellung der Verbreitung dieses Mineralisationstyps und seiner Metallverteilung bildeten flächendeckend vorliegende Karten des Kupferschieferbergbaus, einschlägige Erkundungsergebnisse sowie neuere wissenschaftliche Publikationen. Durch die Mitarbeit von Herrn Dr. J. RENTZSCH (Berlin) gelang es, diese Vorlagen mit den LAGB-Daten in Übereinstimmung zu bringen. Dargestellt werden in der Karte: • das Prä-Zechstein Bruchmuster, Abb. 4: Potenzialkarte der Erz- und Spatvorkommen in Sachsen-Anhalt. 3.2.2 Blatt II: Potenziale der Erze und Spate Die Karte zeigt auf der Vorderseite die Verbreitung der wichtigsten Erz- und Spat-Potenziale in Sachsen-Anhalt und seinem unmittelbaren Um- feld (Abb. 4). Hierzu gehören z.B. auch die in Niedersachsen liegenden und unter heutigen Gesichtspunkten unwirtschaftlichen Eisenerze der Region Salzgitter oder die Gangmineralisationen des Westharzes. Die übergreifende Darstel- Abb. 5: Übersicht der Reviere Mansfeld und Sangerhausen. Dargestellt sind die wichtigsten lagerstättengeologischen Parameter, wie Kupferverteilung, Verbreitung der „Roten Fäule“, Bruchmuster und Teufenlage der Zechsteinbasis. Die punktierten Konturen deuten auf natürliche radiogene Anomalien hin. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:15 Uhr Seite 82 82 83 • die Summe der Buntmetalle (Cu+Zn+Pb) und • die Verbreitung (Zonalität) der Metalltypen (früher: Faziesverteilung). Auf der Kartenrückseite werden Abfolge, Lithologie und Genese der Buntmetallmineralisation (einschl. Altersdiskussion) der erzführenden Zone an der Zechsteinbasis erläutert. Eine Kurzbeschreibung gibt einen Überblick der historischen Kupferschiefer-Reviere von Mansfeld-Sangerhausen (Form und Inhalt der Lagerstätten, Metallbilanz, Restvorräte). Die Mineralisationen des Elbingeröder Komplexes (oxidische und sulfidische Eisenerze) Diese geologische Einheit des Mittelharzes ist durch Eisenerzlager des Lahn-Dill-Typs sowie durch eine Schwefelkiesvererzung vom Typ Rio Tinto gekennzeichnet, die bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts mit einem lebhaften Erzbergbau gewonnen wurden. Der erläuternde Abriss auf der Kartenrückseite enthält eine Beschreibung der Schichtenfolge und der Genese der verschiedenen Erztypen (MagnetitChlorit-Erze sowie Magnetit-Siderit-Pyrit-Erze) sowie eine wirtschaftsgeologische Betrachtung. Mittel- und Unterharzer Ganggebiet Im Mittel- und Unterharz sind zahlreiche Gangmineralisationen bekannt, die z.T. bis in die jüngere Vergangenheit Gegenstand einer mehr oder weniger intensiven Gewinnung waren. Hierzu gehörten neben wirtschaftlich völlig bedeutungslosen Mineralvorkommen auch reiche Lagerstätten, die über Jahrzehnte einen lohnenden Bergbau ermöglichten. Ausführungen über die Gangausbildung, Genese und wirtschaftliche Einstufung insbesondere der Spatlagerstätten finden sich auf der Rückseite der Karte. Mit Ausnahme Der Subrosionskataster Sachsen-Anhalt – Baustein des Fachinformationssystems Ingenieurgeologie Kleinvorkommen und Mineralisationsanzeichen In verschiedenen Gebieten Sachsen-Anhalts sind Folgewirkungen von natürlichen und bergbaulich aktivierten Subrosionsprozessen an wasserlöslichen und (untergeordnet) verlagerungsempfindlichen Gesteinen zu beobachten. Sie verursachen bereichsweise bruchlose Geländesenkungen oder plötzliche Erdeinbrüche (sog. Erdfälle), die zu Einschränkungen in der Flächennutzung und zu Schäden an Sachgütern, wie baulichen Anlagen bzw. Infrastruktureinrichtungen führen können. Bruchhaft verlaufende Subrosionserscheinungen bergen darüber hinaus – analog Zu dieser Kategorie gehören die sedimentären Eisenerze im Subherzyn, die Uran- und SpatMineralisationen in Molassen des Permokarbons und an der Zechsteinbasis (Rücken) sowie die im Zuge der Kohlenwasserstofferkundung in großer Teufe erbohrten Spatvorkommen der Altmark. Angaben zur Verbreitung dieser Stoffanreicherungen, ihrer Genese, Form und Inhalte sowie die technischen Eigenschaften sind in den Erläuterungen der Rückseite auf der Karte zu finden. Die rohstoffwirtschaftliche Bewertung aller beschriebenen Vorkommen ist z.Z. unrentabel. Polymetallische Mineralisationen im Raum Delitzsch / Bitterfeld Einen Schwerpunkt der Sucharbeiten der SDAG Wismut bildete in den Jahren 1973 bis 1985 der Raum Delitzsch/Bitterfeld (Abb.1). Herausragendes Ergebnis dieser intensiven Aufschlusstätigkeit war der Nachweis einer bis dahin unbekannten Erzregion in Mitteldeutschland mit einem z.Z. noch schwer abschätzbaren Rohstoffpotenzial. Hierzu gehören u.a. die Vererzungen von KyhnaSchenkenberg (Uran), Delitzsch (Wolfram/Molybdän) und Storkwitz (Seltene Erden/Niob). Die o.g. metallogenetische Einheit wird von der Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Sachsen in zwei ungleiche Teile zerschnitten. Die Diskussion zur Genese und Altersstellung der jüngeren Mineralisationen (SEE/Nb, W/Mo, Pb/Zn u. a.) ist noch nicht zum Abschluss gekommen. Ulrich HEROLD & Günter STROBEL Vorbemerkungen bergbaulichen Tagesbrüchen – auch Gefahren für Leib und Leben. Das LAGB widmet deshalb gefahrenträchtigen Subrosionswirkungen als landestypischem Georisiko besondere Aufmerksamkeit. Ein Erdfallereignis aus dem Berichtsjahr veranschaulicht Abb. 1. Die nachfolgende Tab. 1 vermittelt einen Überblick zur räumlichen Betroffenheit und zu einigen grundlegenden geologischen Zusammenhängen des regionalen Subrosionsgeschehens. Die Erfassung, Untersuchung und Prognose subrosionsbedingter Veränderungen der Erdoberfläche bildet in Sachsen-Anhalt seit Mitte des Tab. 1. Räumlich-zeitliche Verbreitung von Erdfallereignissen und deren Folgewirkung. Strukturbereich Finne, nordöstliches Harzvorland Naumburger Mulde, nördliches Harzvorland, Huy Naumburger Mulde, Querfurter Mulde, Mansfelder Mulde, Harznordrand, nördliches Harzvorland, Weferlingen-Schönebecker Triasplatte Mansfelder Mulde, Sangerhäuser Mulde, Bottendorfer Aufbruch, Harzvorland, Ascherslebener Sattel, Staßfurt-Egelner Sattel, Altmark, Allertal Geologischer Zeitabschnitt Keuper Muschelkalk Subrodierbare Gesteine Gips Gips, Kalkstein Trias Zwei Beikarten in den Blattecken zeigen: des Brachmannsberger Ganges bei Siptenfelde, in dem durch Bohrungen noch ein geringer Restvorrat bis in eine Teufe von ca. 700 m nachgewiesen wurden, sind in den übrigen abgeworfenen Gruben keine gewinnbaren Fluorit-Reserven mehr vorhanden und auch nicht mehr zu erwarten. Oberer Buntsandstein Steinsalz, Gips, Anhydrit, Erdfälle, Senkungen Zechstein Kalisalz, Steinsalz, Gips, Anhydrit, Kalkstein Erdfälle, Senkungen, Zerrspalteneinbrüche Perm • die Teufenlage der Zechsteinbasis (Isolinien in 500 m-Schritten) und • die Cu-Verteilung (kg/m2) an der Zechsteinbasis (Abb. 5). Folgewirkungen Erdfälle, Senkungen Erdfälle Anschriften der Autoren: K. Stedingk & R. Präger, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle Abb. 1: Großerdfall in der Kleingartenanlage Eisleben / Neckendorf (Nachbruch vom März 2003 mit 35 m Durchmesser und ca. 15 m Tiefe). Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:15 Uhr Seite 84 84 85 vergangenen Jahrhunderts einen Tätigkeitsschwerpunkt des staatlichen geologischen Dienstes. Die hieraus erwachsenden überwiegend angewandt-komplexgeowissenschaftlichen Fachaufgaben werden unter dem Aspekt möglicher Destabilisierungen von Baugrund und Bauraum, Schadwirkungen an der Bausubstanz und weiterer Beeinträchtigungen der geotechnischen und öffentlichen Sicherheit vom Dezernat 33 / Ingenieur- und Planungsgeologie wahrgenommen. Die Ergebnisse sind sowohl für planrechtliche Verfahrensschritte (Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren, Bauleitplanung) als auch für geotechnische Erkundungen von Bebauungsflächen und Trassen sowie für die ursächliche Klärung von Bau- und Flurschäden von Interesse. Darüber hinaus gehen die Beobachtungen, Kenntnisse und Erfahrungen zum Subrosionsgeschehen in regionale Gefährdungsanalysen ein, die von den Katastrophenschutzbehörden betroffener Landkreise als Gefahrenabwehr-Dokumente benötigt werden. Im Jahre 2003 ist eine solche Analyse für den Landkreis Mansfelder Land erstellt worden. Abb. 2 zeigt hieraus einen Auszug, die Erdfallgefährdung betreffend. 2 Bisherige Modalitäten der Erfassung und Nutzung relevanter Daten Die systematische Registrierung von Erdfällen und bruchlosen Senkungen durch staatliche geologische Dienststellen begann auf dem Gebiet von Sachsen-Anhalt etwa 1960. Zuvor geschah dies eher sporadisch. Damals konzentrierte man sich fast ausschließlich auf aktuelle Ereignisse, die von kommunalen Behörden der Geologieverwaltung gemeldet wurden. Die Dokumentation erfolgte mittels Erfassungsbögen, auf denen die wichtigsten Bruchparameter, der lokale Lagebezug einschließlich der Oberflächennutzung, die geologische und bergbauliche Situation sowie Hinweise zu Ursachen und Folgemaßnahmen vermerkt wurden. Die Ablage erfolgte als Kartei, alphabetisch geordnet nach dem Städteund Gemeindeverzeichnis. Versuche mit einer sog. „Lochkartendatei“ einen schnelleren Zugriff auf die Daten zu erlangen, wurden Anfang der 70er Jahre wieder aufgegeben. Dieses Register war im wesentlichen nur für die Gefährdungsabschätzung von lokalen Standorten geeignet und setzte bei seiner Anwendung Kenntnisse des örtlichen Subrosionsgeschehens te erst 2000 begonnen werden. Fotodokumente waren weiterhin nur analog verfügbar. Querverweise auf neuere Untersuchungsergebnisse, wie etwa feinnivellitische Senkungsdaten, boten sich dem Anwender nicht an. Letztendlich war noch keine den heutigen IT-Standard nutzende Informationsbasis zum subrosiven Bruch- und Senkungsgeschehen Sachsen-Anhalts vorhanden. 3 Konzept des Subrosionskatasters Mit der 2002 vollzogenen Vereinigung der Bergund Geologieverwaltung Sachsen-Anhalts zum Landesamt für Geologie und Bergwesen mit seinen 4 Standorten war auch von einer Zunahme dezernatsübergreifenden Informationsbedarfs bezüglich Subrosionsrisiken und -folgen auszugehen. Auf Synergieeffekte abzielend, bot sich als Lösung der Aufbau eines Katasters an, der sich funktional und strukturell an das zuvor entwickelte „Informationssystem Altbergbau Sachsen-Anhalt (ISAB)“ anlehnt. Abb. 2: Gefährdungsanalyse Landkreis Mansfelder Land (Karstgeschehen) Karte der Erdfallgefährdung. gemäßer DV-Anwendungen als fortschreibungsfähiger Wissensspeicher dient und rasche Datenkompilierungen komfortabel ermöglicht. Mit ihm können Arbeiten im Zusammenhang mit Subrosionsrisiken und Schadensfällen, wie: • Erstbewertungen subrosiver Gefährdungspotenziale, • Festlegung von Sofortmaßnahmen zur Gefahrenabwehr bzw. zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit, • objektspezifische Beurteilungen bei Flächennutzungen (Baugrund / Bauraum) im Rahmen fachlicher Stellungnahmen, • regionale Analysen und Prognosen zum Erdfall- und (geogenem) Senkungsgeschehen, • Erfassung neuer Daten von aktuellen Ereignissen sowie planmäßigen Spezialkartierungen und -untersuchungen, • Pflege des Datenbestandes und dessen Sicherung als Archivgut beschleunigt und fundiert erledigt werden. 3.1 Nutzungsziele 3.2 Inhalt voraus. Es war somit in erster Linie Arbeitsinstrument der behördlichen Regionalbearbeiter für Tagesaufgaben. Größerräumige Darstellungen oder statistische Analysen hätten einen erheblichen manuellen Aufwand erfordert und mussten deshalb zumeist zurückgestellt werden. Dennoch bleibt festzuhalten, dass die unterschiedlich strukturierten „Erdfallkarteien“ der ehemaligen Bezirke Magdeburg und Halle einen wesentlichen Schritt zur Vorhaltung ressortspezifischer Sachdaten bedeuteten. Ab 1995 wurde im damaligen Geologischen Landesamt ein digitalisierter Erfassungsbogen (Abb. 3) genutzt und der Datenbestand zu den Subrosionsfolgen in eine Excel-Datei überführt. Damit war eine einfach strukturierte Datenbank verfügbar. In Verbindung mit digitalen topographischen Informationen (ATKIS) waren nunmehr regionale Betrachtungen, statistische Auswertungen und räumliche Modellierungen leichter realisierbar. Allerdings enthielt auch diese Datenbank keine Alterdfälle aus der Zeit vor 1960. Ebenso fehlten von den potentiellen Subrosionsgebieten Angaben zu weiteren ggf. gefahrenträchtigen oberflächennahen Karsterscheinungen. Mit deren systematischer feldgeologischer Kartierung konn- Mit dem „Subrosionskataster (syn. „Karstkataster“) LSA“ wird das Ziel verfolgt, ein Informationssystem vorzuhalten, das unter Nutzung zeit- Zum Aufbau des Katasters erfolgt eine Aufarbeitung der im Dezernat Ingenieur- und Pla- Abb. 3: In digitaler Form vorliegender Erfassungsbogen für Oberflächenverformungen (seit 1995). Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:16 Uhr Seite 86 86 87 Abb. 4: Auszug aus dem Fachinformationssystem Ingenieurgeologie zu Standortdaten von Karstphänomenen. nungsgeologie in analogen Datenerfassungsbögen, Übersichtskarten, Detailskizzen und Fotodokumenten sowie z.T. auch digital (Wordund Exceldateien) vorliegenden Informationen zu ingenieurgeologisch relevanten Subrosionserscheinungen bzw. Karstphänomenen. Folgende Sachverhalte werden berücksichtigt: • Verwaltungsangaben (Landkreis, Verwaltungsgemeinschaft, Gemeinde) / topographischnaturräumliche Standortcharakteristik, • allgemeine Befahrungsbefunde / Situationsbeschreibung (z. B. Flächennutzung / Schäden), • Objekthistorie, • Angaben zur Geologie / Hydrogeologie, • zum Objekt vorliegende Stellungnahmen, Gutachten, Expertisen usw. / Literaturangaben, • verfügbare Lagepläne, historische Karten, bergmännisches Risswerk – mit Quellenangabe), • bereichsspezifische Spezialkarten zur Geologie, Lithofazies, Hydrogeologie, Ingenieurgeologie u. a., • Fotos, Abb. 5: Auszug aus dem Fachinformationssystem Ingenieurgeologie zu historischen Karten und Lageskizzen von Karstphänomenen. • Untersuchungsergebnisse (z. B. Wasseranalysen). Eine wesentliche inhaltliche Bereicherung erfährt der Kataster durch die Übernahme digitalisierter Sachdaten der (analogen) karstmorphologischen Spezialkartierung aktiver Subrosionsschwerpunktgebiete im Maßstab 1 : 10 000. Hiermit war im Jahre 2000 durch Beauftragung eines externen Dienstleisters begonnen worden. Dabei werden alle oberflächennahen Karsterscheinungen (Subrosionswirkungen) vornehmlich unter dem Aspekt möglicher Risikopotentiale für die Flächennutzung feldgeologisch dokumentiert. Als Kartierungselemente werden GISgestützt in „thematischen Ebenen“ flächenhafte, punkt- und linienförmige Karstphänomene sowie auch andersartige Einflussparameter auf das Subrosionsgeschehen erfasst: • Bruchverformungen (leer, verfüllt, wassererfüllt), • bruchlose Verformungen (leer, verfüllt, wassererfüllt, Senkungskessel), • Abrissspalten, Abb. 6: Auszug aus dem Fachinformationssystem Ingenieurgeologie zu Kartenbildern von Karsterscheinungen. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:16 Uhr Seite 88 88 89 • • • • • • • • • • Karsthöhlen und Schlotten, Uvalas, Auslaugungstäler, Karstquellen, Bachschwinden, Zechsteinausstrich, Bereiche der „irregulären“ (ausstrichfernen) Auslaugung, Steinbrüche (Zechstein), Steinbrüche (sonstige), Bergbauobjekte, übersteilte, subrosiv bedingte Erosionstäler. Kartierbegleitend werden Karstquellen und Bachschwinden hydrochemisch analysiert. Solche Befunde gehen in den Subrosionskataster ebenso ein wie Bilddateien von Fotodokumenten zu relevanten Geländebeobachtungen. 3.3 Funktionalität Das System besteht aus unterschiedlichen Modulen. Alle Informationen werden in einer zentralen Datenbank gespeichert. Es besteht prinzipiell die Möglichkeit des lesenden oder schreibenden Zugriffs auf diese Datenbank. Die Suche nach Objekten und deren Visualisierung übernimmt ein MAP-Server. Der Betreiber erhält durch MS-Access Schreibzugriff auf die Sachdaten und kann somit den Kataster aktualisieren und pflegen. Der Anwender kann mit einem Internetexplorer die gewünschten Informationen mit einfachen Arbeitsschritten als grafische Darstellungen abrufen. Für den Zugriff auf Sachdaten zu raumbezogenen Auswertungen von Arbeitsplatzcomputern sind GIS-Programme wie ArcView 3.2 oder ArcGIS 8 notwendig. Funktionelle Elemente des Katasters zeigen die Abb. 4 bis 6. 4 Stand der Bearbeitung Das Informationssystem umfasst gegenwärtig die von Subrosionserscheinungen stark geprägten Gebiete Sangerhäuser Mulde, Südharzrand und Westteil der Mansfelder Mulde. Mit dieser durch besondere Mannigfaltigkeit und Dichte karstmorphologischer Phänomene gekennzeichneten Region ist flächenbezogen etwa ein Drittel des gesamten Karstinventars von Sachsen-Anhalt digital erfasst. Folgende TK10-Blätter wurden bisher spezialkartiert und über den Subro- sionskataster in das Fachinformationssystem Ingenieurgeologie übernommen: Darstellung der Geologischen Oberflächenkarte im Planungsbereich der Bundesautobahn A 14 Sangerhäuser Mulde und Südharzrand: Peter BALASKE M-32-22-B-d-4 M-32-22-D-b-2 M-32-23-A-d-4 M-32-23-B-c-3 M-32-23-B-c-4 M-32-23-B-d-3 M-32-23-C-a-1 M-32-23-C-a-2 M-32-23-C-a-4 M-32-23-C-b-1 M-32-23-C-b-2 M-32-23-C-b-3 M-32-23-C-b-4 M-32-23-C-d-1 M-32-23-C-d-2 M-32-23-D-b-1 M-32-23-D-b-2 M-32-23-D-c-1 (Stempeda) (Görsbach) (Morungen) (Lengefeld) (Pölsfeld) (Blankenheim) (Rosperwenda) (Roßla) (Sittendorf) (Wickerode) (Wallhausen) (Tilleda) (Brücken / Helme) (Udersleben) (Ichstedt) (Bayernaumburg) (Holdenstedt) (Voigtstedt) Mansfelder Mulde: M-32-23-B-b-2 M-32-23-B-b-4 M-32-23-B-d-2 M-32-23-B-d-4 M-32-24-A-a-1 M-32-24-A-a-2 M-32-24-A-a-3 M-32-24-A-c-3 M-32-24-C-a-1 (Walbeck) (Mansfeld) (Helbra) (Hergisdorf) (Hettstedt) (Gerbstedt) (Siersleben) (Eisleben) (Bischoferode) In den Folgejahren werden sich die Arbeiten auf den Zechsteinausstrich am Harznordrand, auf Rötgips-Subrosionsgebiete sowie auf Gefährdungsbereiche im Nordteil des Landes konzentrieren. Danksagung Den Herren Dipl.- Ing. M. ACHTZEHN (CUI mbH Halle) und Dipl.- Ing. (FH) M. NAGY (LAGB) sei für wertvolle Hinweise gedankt. Zusammenfassung Mit Abschluss des Projektes „Darstellung der geologischen Oberflächenkarte im Bereich der Trasse A14 Neubaustrecke (A14N)“ wurde erstmalig die Gesamtkarte eines Trassenkorridors auf Grundlage der digitalen Überarbeitung vorhandener geologischer Grundkarten im Maßstab 1 : 25 000 erarbeitet. Die Karte kann im Maßstab 1 : 50 000 als Gesamtkarte oder in Form der 13 Einzelkarten der GK 25 bereitgestellt werden (BALASKE et al. 2003). Die Karte dient dem Landesamt für Straßenbau als Planungsgrundlage für die Untersuchungen des Baugrundes im Zuge der Weiterführung der A14 von Magdeburg nach Schwerin. Die mittels Geoinformationsystem durchgeführte digitale Bearbeitung gestattet die Einbeziehung der aktuellen Topografie, der antrophogenen Aufschüttungen, der Abgrabungen und der seit Kartenherausgabe veränderten Gewässer (Restseen, Flussbegradigungen u. a.). Die Überarbeitung erbringt ein vereinheitlichtes geologisches Modell der oberflächennahen Verbreitung der Gesteine. Die Auflösung der Blattgrenzen, wofür die Erfahrungen aus der Erstellung der blattschnittfreien Darstellung der Geo- logie im Raum Jessen genutzt werden konnten (KOGLIN 2003), gestattet das Aushalten großräumiger geologischer Körper. Die Aktualisierung der Schichtenbeschreibung gemäß der aktuellen Nomenklatur und die darauf aufbauende Codierung gestatten die weitere Bearbeitung mittels Geoinformationssystem. Die anwendungsorientierte Durchführung von Recherchen ist, bei fachspezifischer Parameterbildung, möglich. Einführung Die Trasse für den Neubau der Bundesautobahn A 14 Neu erstreckt sich vom Norden des Magdeburger Stadtgebietes bis nach Schwerin. Sie erreicht bei Wittenberge die Landesgrenze zu Brandenburg. Die zu projektierende Autobahn wird von Magdeburg etwa 100 Kilometer durch Sachsen-Anhalt verlaufen. Das Gebiet der Altmark ist in diesem Bereich bisher nicht durch Autobahnen erschlossen. Das in Abb. 1 dargestellte Untersuchungsgebiet dieses Projektes umfasst rund 1 560 km2 und stellt den Trassenkorridor der Vorauswahl für Sachsen-Anhalt nahezu vollständig dar. Für die Planungshandlungen des Landesamtes für Straßenbau (LAS) wird die blattschnittfreie Aktualität der GK 25 grau: blau: gelb: rot: grün: braun: GK 25 im Bereich der A 14 unbearbeitet nur Unterlagen vor 1900 erstellt 1901–1945 1946–1990 nach 1990 schwarze Punkte: digital verfügbare GK 25 blaue Linie: Untersuchungsraum hellgrün: Grenze des Trassenkorridors Anschriften der Autoren: U. Herold & G. Strobel, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle Abb.1: Lage des Betrachtungsraumes nördlich von Magdeburg. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:16 Uhr Seite 90 90 91 Tab. 1: Übersicht der Arbeitschritte und deren geplante Dauer. 1. Quartal 2. Quartal 3. Quartal 4. Quartal Vorbereitung Digitalisierung Aufbereitung Geologische Überarbeitung Darstellung Dokumentation Darstellung der geologischen Grunddaten in den Maßstabsebenen 1: 25 000 und 1 : 50 000 verfügbar gemacht. Die fortschreibungsfähige Datengrundlage der Geologie soll für alle nachfolgenden Verfahrensarten / Verfahrensstufen verfügbar sein. Die erarbeiteten fachlichen Grundlagen und das modifizierte Arbeitsverfahren bringen für die Bearbeitung, für die Planung und für die Erkundung der A14 ein einheitliches, aktualisiertes geologisches Modell und somit einen Überblick über die Verbreitung großer Sedimentkörper mit annähernd gleichen Eigenschaften als Baugrund. Die Vorhaltung der bearbeiteten Daten in einem Geoinformationssystem liefert abgestimmte Flächen- und Sachdatensätze mit der Möglichkeit, diese in eigenen Anwendungen zu nutzen, insbesondere für die Planungen der Teilabschnitte. Das erarbeitete Modell eröffnet die Perspektive, die Geologie mit anderen Daten (Schutzzonen, Sperrflächen u. ä.) zu verschneiden und im Kontext zu bewerten. Für zukünftige Anwendungen werden die Voraussetzungen geschaffen, um die Geologie mit geotechnischen Parameterwerten des Baugrundes zu kombinieren und für angewandt-geologische Fragestellungen auszuwerten. Dem Landesamt für Straßenbau wird die Chance eröffnet, ein fortschreibungsfähiges Geoinformationssystem zu entwickeln. Daraus resultiert die Perspektive, Daten des Untergrundes in die geologische Interpretation einzubeziehen. Realisierung des Projektes Das Projekt „Darstellung der Geologischen Oberflächenkarte im Planungsbereich der A14 Neu“ war gekennzeichnet durch einen engen Zeitrahmen, in den die Bearbeitungsschritte integriert werden mussten. Neu war die etappenweise Datenübergabe durch das mit der Digitalisierung lichen Flächendaten erstellt und die vorhandenen Ausgaberoutinen modifiziert. Abschließend wurde die Gesamtkarte geprüft und das Layout von Kartenblatt und Legendenblatt gestaltet sowie die Dokumentation für die Übergabe an das LAS erstellt. Vorbereitung und Aufbereitung der Topografie beauftragte Fachbüro, was den erforderlichen Zeitrahmen für die geologische Überarbeitung der digitalisierten Karten eröffnete. In der Tab. 1 ist das „Ineinandergreifen“ der einzelnen Arbeitsschritte dargestellt. Die Vorbereitung umfasste die Erstellung der digital verarbeitbaren Topografie, einschließlich der Höhenlinien auf Grundlage der ATKIS-Vektordaten. Die topografischen Daten der flächenhaften Gewässer, Aufschüttungen und Abgrabungen wurden in einer Datenebene erfasst und verifiziert. Die Erstcodierung der geologischen Einheiten erfolgte auf den Kopien der für die Digitalisierung verwendeten Karten mit Hilfe der Datenbank des Schichtenkatalogs Geologie (FIS Geologie). Die analogen Karten wurden im LAGB gescannt und für die Vergabe der Digitalisierleistung an ein Fachbüro als Dateien im TIFF-Format bereitgestellt. Die Geologische Überarbeitung erfolgte dezernatsübergreifend durch Geologen der Dezernatsgruppe Geologie des Landesamtes für Geologie und Bergwesen. Sie umfasst die Aktualisierung der geologischen Beschreibungen und die Zusammenfassung sehr ähnlicher Sedimente zu einem geologischen Profiltyp. Die Arbeitsleistung Digitalisierung wurde überwiegend an ein Fachbüro vergeben. Teilschritte der Aufbereitung (Codierung, Abgleich mit Höhenmodell) wurden ebenfalls im Fachbüro durchgeführt. Anschließend wurden die Daten im LAGB auf Plausibilität geprüft, korrigiert und die Codierung vereinheitlicht. Im vierten Quartal wurde die Darstellung der blattschnittfreien Ebene der Geologie erarbeitet. Dazu wurden, von der geologischen Karte Wolmirstedt ausgehend, die Karten zu einem einheitlichen Flächendatensatz zusammengefügt und die Codierung der Flächen- und Liniendaten abgeglichen. Dazu wurden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geologische Wissenschaften der Universität Halle–Wittenberg die erforder- Die topografischen Grundlagen der zu digitalisierenden Karten sind unterschiedlich stark veraltet. Karten mit Bearbeitungsstand der topografischen Grundlage vor 1900 (Abb. 1) beruhen auf einer heute nicht mehr üblichen Projektion. Die Verwendung der modernen ATKIS-basierten Topografie des LVermG bedingt den Bruch mit der Kartierregel, dass geologische Aufnahme und Wiedergabe als Karte (Druck) auf der gleichen Darstellung der Topografie beruhen. Die somit entstehenden Abweichungen addieren sich zusammen mit den durch die Wechsel der Projektion bedingten Lagedifferenzen zu Beträgen von rund 150 Metern für konkrete Objekte (z. B. Flussinseln, Bahndämme), die zu beheben sind. Größere Lageabweichungen treten im mittleren Abschnitt des Trassenteils auf (BALASKE 2004). In der Tab. 2 werden die Zusammenhänge zwischen dem Alter der topografischen Bearbeitung und der Abweichungen der Topografien im Plot dargestellt. Die geologisch notwendigen Revisionskartierungen für die Grundkarten 3335, 3336, 3435 und 3436 im Mittelteil des Trassenkorridors müssen auf moderner Topografie erfolgen, um zukünftig eine abweichungsfreie Darstellung zu ermöglichen und die hier auftretenden übertragungsbedingten Lageabweichungen zu minimieren. Für die GK 25 3036 mit geologischer Aufnahme von 1960 auf einer topografischen Grundlage von 1902 wird die Übertragung auf die heute gültige Topografie als Nachfolgeprojekt vorbereitet, um die quasi aktuelle Geologie auf einer zeitgemäßen Topografie abgeben zu können. Digitalisierung und Aufbereitung von 13 GK 25 (Einzelblätter) Die geologischen Karten wurden im LAGB mittels Rollenscanner gescannt und die erzeugten Bilddateien im TIFF-Format gespeichert. Die Bearbeitung der drei nördlichsten Kartenblätter (Wittenberge, Seehausen und Osterburg) erfolgten im LAGB mit Programmen der Produktfamilie ArcGIS. Mit der Digitalisierung der übrigen Karten wurde ein Fachbüro beauftragt. Im Fachbüro erfolgte die Rektifizierung und Georeferenzierung der gescannten Karten mit der Programmerweiterung CAD-Overlay für AutoCAD. Für die Georeferenzierung wurden je Karte 35 bis 60 Punkte (Schnittpunkte bzw. markante Knicke u. ä. von Wegen, Straßen und Gewässern) auf dem Kartenbild und den entsprechenden Vektordaten der ATKIS-Topografie zur Deckung gebracht. Die eigentliche Digitalisierung (Erfassung der Linienkonturen) erfolgte mit AutoCAD 2002. Mit dem Programm ArcCAD erfolgte die Generierung der Flächendaten, z. B. der Verbreitung der Gesteine und deren Überlagerungen. Die Tab. 2: Beziehung zwischen Aktualität der Topografie und den Abweichungen im Plot. Blattname Wittenberge Seehausen Osterburg Bismark Groß Schwechten Uchtspringe Lüderitz Dolle Tangerhütte Colbitz Rogätz Wolmirstedt Zielitz TK25 3036 3136 3236 3335 3336 3435 3436 3535 3536 3635 3636 3735 3736 Jahr 1902 1937 1937 1858 / 1878 1858 / 1879 1858 / 1881 1858 / 1881 1858 1900 1911 1900 / 1911 1900 / 1911 1900 / 1910 Objekte (Auswahl) Straßen, Wege (nur LSA) Straßen, Wege Straßen, Wege Straßen, Wege Straßen, Wege Straßen, Wege Straßen, Wege Wege Wege, Gräben Wege Wege, Fließgewässer Wege, Straßen Wege, Fließgewässer Abweichung im Plot 50–100 m ca. 25 m ca. 25 m lokal bis 100 m lokal bis 150 m lokal bis 150 m lokal bis 100 m lokal bis 100 m 50–150 m ca. 25 m ca. 25 m ca. 25 m ca. 25 m Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:16 Uhr Seite 92 92 93 Serie Epoche Tab. 3: Gliederung der Geologie für die Oberflächenkarte. System Periode Geologische Beschreibung WeichselKaltzeit Pleistozän Quartär Känozoikum Dobbrunner Schichten WartheStadium DrentheStadium ungegliedert Lithologie Genese Sande, Schluffe, Kiese Schluffe, z.T. sandig Torfe, z.T. kalkig oder raseneisensteinführend Auebildungen Abschwemmassen Moorbildungen Grobschluffe bis Sande Sande, z.T. kiesig Sande, z. T. kiesig, schluffig Sande, z.T. kiesig, schluffig Geschiebemergel Sande, z.T. kiesig Tone, Schluffe Sande, z.T. kiesig Geschiebemergel, -lehm Sande, z.T. kiesig Tone, Schluffe Geschiebemergel Sande, z.T. kiesig Tone, Schluffe Dünen und Flugsande, Löß Schwemmfächer fluviatile Bildungen fluviatil Grund- und Endmoränen Schmelzwasserbildungen Grund- und Endmoränen Schmelzwasserbildungen Grund- und Endmoränen Schmelzwasserbildungen Holstein-Warmzeit Elster-Kaltzeit marine und terrestrische Bildungen Rupel-Formation Tone und Schluffe, z.T. kalkig, Kalkkonkretionen marine Bildungen Zörbig-Formation Tone, Schluffe, Sande, partienweise Braunkohlen Gips, Anhydrit marine und terrestrische Bildungen Oligozän Tertiär Miozän Feinsande und Tone, teilweise glaukonitisch partienweise Braunkohlen Oberperm Unterkarbon Perm Zechstein Karbon Die vereinheitlichte und für die Gesamtkarte gültige Beschreibung der geologischen Einzelschichten (Tab. 3) gestattet das Aushalten von weiträumigen Vorkommen, z. B. der Geschiebemergel und der glazifluviatilen Sedimente ebenso wie die Darstellung kleinräumiger Körper, wie z. B. der Dünen oder der Stauchendmoränen. Die ältesten Gesteine im Kartenbild sind Grauwacken aus dem Karbon sowie Zechstein-Anhydrit (Perm), die nördlich des Ohre-Tales kleinflächig anstehen. Im Norden des Untersuchungsgebietes (südlich von Wittenberge, bei Meseberg) sind Salzstöcke aus dem Untergrund bis in die quartären Bildungen aufgedrungen und haben diese teilweise mit verstellt. Über den Bildungen des tieferen Untergrundes liegen flächendeckend marine bis terrestrische Sedimente aus dem Oligozän und Miozän. Die überwiegend tonigen Sedimente enthalten Sandkörper und Braunkohlenflöze. Im Raum Wolmirstedt und nördlich von Osterburg sind tertiäre Ablagerungen an der Oberfläche aufgeschlossen. Die Schichtenfolge des Pleistozäns repräsentiert die letzten 400 000 Jahre mit den für das Quartär charakteristischen Wechseln von Warm- und Kaltzeiten. Durch den mehrfachen Vorstoß vom skandinavischem Inlandeis bis an den Rand der Mittelgebirge wurden mächtige Lockersedimente abgelagert, resedimentiert und z. T. gestaucht. So sind einerseits Bildungen der glaziären Fazies (Geschiebemergel, Schmelzwassersedimente) und der periglaziären Fazies (Flussschotter, Löss, Fließerden) entwickelt und andererseits wurden Belege für warmzeitliches Klima gefunden (Holstein- und Eem-Warmzeit). Grundmoränen und Schmelzwassersedimente der Elster-Kaltzeit sind unter jüngerer Bedeckung im Untersuchungsgebiet relativ weit verbreitet. Dagegen sind die limnischen bis limnisch-fluviatilen Bildungen der Holstein-Warmzeit auf den nördlichen Teil und vereinzelte lokale Vorkommen beschränkt, treten jedoch nicht an die Oberfläche. Deshalb sind diese Bildungen in der Tab.3 nicht aufgeführt. Das geologische Kartenbild des A14-Trassen- Paläozoikum Die Qualität der geologischen Beschreibung und der Unterteilung der Gesteine auf den einzelnen Grundkarten ist vom jeweiligen zeitgemäßen Erkenntnisstand der Bearbeiter abhängig. Es lassen sich für das Untersuchungsgebiet drei Phasen der Bearbeitung aushalten. Die vor 1900 herausgegebenen Karten in der Mitte des Trassenkorridors 3335, 3336, 3435 und 3436 basieren auf den Erkenntnissen von Begehungen, Sondierungen und wenigen Bohrungen oder anderen Aufschlüssen. Daraus resultieren Differenzen zu den moderneren Blättern im Süden in der Beschreibung und Verbreitung der holozänen Sedimente. Beruhend auf der geologischen Kartierung mittels flächendeckender Peilstangensondierungen und der Aufarbeitung des verfügbaren Kenntnisstandes wurden zwischen 1904 und 1923 die Karten im Süden des Betrachtungsgebietes herausgegeben. Der Kenntnisstand dieser Karten und die Genauigkeit der Aufnahme gestatteten die weitgehend problemlose geologische Aktualisierung und Aufbereitung für die Blätter Wolmirstedt, Zielitz, Colbitz, Rogätz, Dolle und Tangerhütte. Dem heutigen Kenntnisstand entsprechen die geologischen Grundkarten im Norden (Osterburg, Seehausen und Wittenberge). Die auf den gedruckten Karten verwendeten Einschreibungen entsprechen denen der vorherigen Kartierperiode. Die Aufgliederung der Schichtenfolge und die Genauigkeit der Gesteinsansprache entsprechen dem heutigen Aufnahmestand. Die Übertragung der verwendeten Einschreibungen in die heutige Nomenklatur und die Korrekturen der stratigrafischen Einstufung erfolgte durch Mitarbeit von Dr. V. POBLOZKI. Die Aktualisierung der Schichtenbeschreibung und eine einheitliche Codierung erfolgte gemäß der aktuellen Nomenklatur nach PREUSS et al. (1991) und RADZINSKI et al. (1997). Die vereinheitlichte Darstellung in der geologischen Karte des Trassenkorridors beruht neben den verwendeten Grundkarten auf den zugehörigen geologischen Erläuterungen und dem Abgleich mit den Lithofazieskarten Quartär im Maßstab 1 : 50 000. Stra- Holozän Grundlagen der geologischen Interpretation Lithostratigraphie, Klimatostratigraphie Saale-Komplex tigraphisch nicht exakt zuzuordnende Schichten wurden der nächst höheren Gliederungsstufe zugeordnet. Ära Attributierung der geologischen Flächen erfolgte mittels ArcView 3.2. Die erzeugten Daten wurden als Standarddaten (e00-Format) an das LAGB übergeben. Grauwacken korridors wird vor allem von saale- und weichselzeitlichen Bildungen dominiert. Im Bereich der Colbitz-Letzlinger Heide im Südteil des Gebietes überlagern sich verbreitet warthe- und drenthestadiale Bildungen, so dass sie als (ungegliederte) saalezeitliche Bildungen zusammengefasst wurden (Grundmoränen, Endmoränen, Schmelzwassersande, untergeordnet Beckenschluffe). Im nördlichen Teil der Karte dominiert, im ockerfarbenen Farbton dargestellt, die Grundmoräne des Warthe-Stadiums. Sie wird lokal von Schmelzwassersanden und Beckenschluffen (dunkelgrün) bedeckt. Die warthezeitlichen Sande im Ohretal (ganz im Süden) sind Urstromtalablagerungen. Limnische Bildungen der Eem-Warmzeit stehen Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:16 Uhr Seite 94 94 95 Abb. 2: GIS-Arbeitsverfahren im LAGB zur Erstellung digitaler geologischer Karten. im Untersuchungsgebiet nicht an der Oberfläche an, sind aber in den Bachtälern unter jüngerer Bedeckung großflächig vorhanden. Auch die Sedimente der Weichsel-Kaltzeit, in der das Gebiet nicht vergletschert war, finden sich hauptsächlich in den Tälern bzw. Niederungen. Es handelt sich um die Niederterrasse der größeren Flüsse bzw. um fluviatile Sande in den Niederungen von Tanger und Biese. Da die Niederterrasse z. T. bereits warthezeitlich angelegt sein kann, wurde sie als qWA-qw eingetragen. Löss (hellgelb) kommt in größerer Mächtigkeit nur im Süden vor. Größere Dünen (gelb) und Flugdecksande finden sich überwiegend im Süden sowie im nördlichsten Bereich der Karte. Die Bildung der Dünen und Flugsanddecken reichte bis in das Holozän hinein. Im Holozän haben die Flüsse bei Überflutungen Auemergel, -lehm, -sand und -kies abgesetzt (hellgrün bis hellblau). Moore bildeten sich in Bereichen mit hohem Grundwasserstand. Geringmächtiger Torf und Torf mit stärkerem Anteil an klastischem Material wurde als Anmoor kartiert. In einigen kleineren Tälern sind Abschwemmmassen dargestellt worden. Es handelt sich um meist humoses Material, das vom Hang und den angrenzenden Hochflächen abgespült wurde. Anthropogene Aufschüttungen (u. a. die Kalihalden) sind die jüngsten Ablagerungen. Abb. 3: Modell der anwendungsorientierten Auswertung geologischer Informationen. Datenhaltung und Datenentwicklung Schlussfolgerungen Die erzeugten geologischen Daten liegen in Form von Flächendaten und den beschreibenden Sachdaten vor. Die Geometrien, sowohl der Ebene „Geologie“ als auch der topographischen Daten und der Sonderebenen (z.B. Ausdehnung des Trassenkorridors) sind in einem File-basierten Ablagesystem als Datensätze vorgehalten, so wie in der Abb. 2 dargestellt. Die beschreibenden Sachdaten werden in der ACCESS-Datenbank vorgehalten. Diese Datenbank enthält auch die Angaben zur Kartendarstellung wie Farbwerte, Signatur- und Linienkataloge. Die Datenbank ist fachspezifisch erweiterbar. Die in Datenbank und Ablagesystem vorhandenen Daten werden mit einer Prozessstrecke, d.h. AML-Routinen für ArcINFO-Workstation, zur Darstellung gebracht. Die Routinen beruhen auf der im LAGB genutzten Applikation des Niedersächsischen Bodeninformationssystems. Für die Verwendung des GIS ArcView 3.x wird die Tabelle der Sachdaten im dbase-IV-Format bereitgestellt. Die Flächendaten werden im ShapeFormat abgegeben. Mit der fachlichen Weiterführung der Arbeiten durch Aufbereitung vorhandener Kartenwerke (Lithofazieskarten des Quartärs und abgedeckte Karten) kann – wie in Abb. 3 dargestellt – das Informationsangebot für die tiefergelegenen Schichten des Quartärs verbessert werden. Langfristig wird die Datenhaltung des LAGB die anwendungsorientierte Auswertung mit Standardwerkzeugen (GIS, Map-Server, StandardBrowser) ermöglichen. Weiterhin ist geplant, die im Zuge der Trassenerkundung gewonnenen Erkenntnisse in den entstehenden „Datenspeicher Lockergebirge“ einzubinden. Dadurch werden zukünftigen Investoren im Bereich der Trassenführung verbesserte geologische Grunddaten bereitgestellt. In diesem Projekt wurde das geologische Knowhow für die Aufbereitung und Vereinheitlichung unterschiedlich alter geologischer Karten erarbeitet und nachnutzungsfähig umgesetzt. Weiterhin wurde ein bereits vorhandenes GIS-Arbeitsverfahren weiterentwickelt, so dass auch die technischen Vorraussetzungen für die Bearbeitung weiterer Großprojekte (Autobahn-, Straßenbau, ökologische Großprojekte) mittels effektiver Arbeitswege geschaffen wurden. Die Datenhaltung und Visualisierung mittels Geoinformationssystem gestattet die Fortschreibung und Erweiterung des Projektes während nachfolgender Planungen und Erkundungen der Trasse. Das digitale Projekt ist für die Zwecke zukünftiger Raumentwicklungsplanungen am Trassenverlauf erweiterbar. Literatur BALASKE, P., KOGLIN, N. & WANSA, S. (2003): Darstellung der geologischen Oberflächenkarte im Planungsbereich der A14 Neu (Anteil SachsenAnhalt).- unveröff. Ber., LAGB LSA, 9 S.; Halle. BALASKE, P. (2004, im Druck): Anpassung von geologischen Karten an die ATKIS-Topographie.Mittl. UFZ, 7 S.; Halle-Leipzig. KOGLIN, N. (2003): Praktikumsbericht – Erstellen blattschnittfreier Datenebenen aus den fünf seit 1990 neu kartierten GK 25 im Raum Jessen mit ArcInfo / ArcGIS.- unveröff. Ber., LAGB LSA, 16 S.; Halle. PREUSS, H., VINKEN, R. & VOSS, H.-H. (1991): Symbolschlüssel Geologie.- 328 S.; Hannover. RADZINSKI, K.-H., BLUMENSTENGEL, H., EHLING, B.C., KNOTH, W., KUNERT, R., WANSA, S. (1997): Fachinformationssystem Geologie im Bundesland Sachsen-Anhalt – Schlüsselliste für das Datenfeld Stratigraphie (STRAT).- Mitt. Geol. Sachsen-Anhalt, Beih.1: 3 – 44; Halle. Anschrift des Autors: P. Balaske, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:16 Uhr Seite 96 97 Inbetriebnahme einer seismologischen Station des LAGB IVO RAPPSILBER Der Minister für Wirtschaft und Arbeit SachsenAnhalts, Herr Dr. Horst Rehberger, hat am 28.11.2004 im Landesamt für Geologie und Bergwesen eine Erdbeben-Messstation in Betrieb gesetzt, die auf der Neuenburg bei Freyburg installiert ist. Veranlassung Zuverlässige Informationen über das seismische Geschehen in der Erdkruste dienen der Sicherheit der Bevölkerung. Dies ist nicht nur von Bedeutung für Gebiete mit hoher natürlicher Seismizität sondern gilt auch für hochindustrialisierte Regionen, in denen die Eintrittswahrscheinlichkeit von Schadensbeben zwar gering ist, in denen aber für technische Anlagen mit großem Gefährdungspotential ein hoher Sicherheitsstandard gefordert wird. Das Land Sachsen-Anhalt liegt nicht im Bereich einer Kontinentalplattengrenze und gehört demzufolge nicht zu den Gebieten, die durch verheerende Erdbeben bekannt geworden sind. Die Erdbebenkarte (Abb. 1) zeigt aber, dass vor allem im Südteil Sachsen-Anhalts und vereinzelt auch im Nordteil in der Vergangenheit immer wieder Erdstöße aufgetreten sind, bei denen es auch zu Gebäudeschäden kam. Darüber hinaus wird in Gebieten mit entsprechenden Voraussetzungen die natürliche seismische Gefährdung durch anthropogen induzierte seismische Ereignisse wie Gebirgsschläge oder industrielle Sprengungen überlagert. Als Beispiel sei der Gebirgsschlag von Teutschenthal am 11. September 1996 genannt, der im Ostfeld der aufgelassenen Kaligrube zu weiträumigen Einstürzen führte. dem unmittelbar an der Südgrenze Sachsen-Anhalts gelegenen Kreuzungspunkt der Störungszonen Leipzig-Regensburg und Gera-Jachymov zugeordnet werden (Abb. 2). Als ein Beispiel sei das mitteldeutsche Erdbeben vom 06. März 1872 angeführt, dessen makroseismische Wirkungen vom Epizentrum bei Gera bis in den Raum südlich Magdeburg zu spüren waren. Im Verlauf der genannten Störungszonen werden auch derzeit jährlich mehrere schwächere Erdstöße registriert. Die Standortsuche für eine seismologische Station ist recht schwierig, da einige Bedingungen erfüllt sein müssen: Zur optimalen Ankopplung an den Untergrund ist anstehendes Festgestein nötig. Zur Vermeidung störender technischer Bodenunruhe wäre ein abgelegener, ruhiger Standort günstig. Allerdings werden für den laufenden Betrieb Strom- und Telefonanschluss gebraucht. Für Wartungsarbeiten muss der Standort für den Betreiber frei zugänglich, andererseits soll er aber auch sicher gegen Vandalismus sein. Mit solchen Vorgaben ausgestattet wurden bereits im Jahre 2002 zusammen mit den Seismologen der Universität Leipzig verschiedene potenzielle Standorte besichtigt. Bei der Vorauswahl leistete das Kataster der nutzbaren künstlichen Hohlräume, das bei der ehemaligen Abteilung Geologie beim Rat des Bezirkes Halle entstanden ist, wertvolle Dienste. An drei ausgewählten Stellen, auf der Schönburg, im Felsenkeller bei Naumburg und auf der Neuenburg bei Freyburg wurde von der Universität Leipzig testweise ein Seismometer installiert, das im Probebetrieb jeweils einige Wochen lief. Im Ergebnis der Testmessungen (KORN 2002) wurde der Standort Neuenburg ausgewählt. Einrichtung der Station Standortsuche Ein Standort für diese erste seismologische Station Sachsen-Anhalts wurde im Süden des Landes gesucht, um gemeinsam mit Sachsen und Thüringen das sogenannte Mitteldeutsche Bebengebiet mit Zentrum im Raum Gera-AltenburgZeitz zu überwachen. Dieses Bebengebiet kann Die neu eingerichtete Station befindet sich im Untergeschoss eines Turmes der Neuenburg (Abb. 3). Sie ist mit einem breitbandigen (120 s bis 50 Hz) Seismometer vom Typ STS-2 der Firma Streckeisen (Schweiz) ausgestattet. Das Seismometer ist über einen Betonsockel an den Felsuntergrund angekoppelt und wird durch eine Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:17 Uhr Seite 98 98 99 Abschirmhaube vor geringsten Witterungseinflüssen (Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit) geschützt. In einem Zwischenboden sind der Datenlogger (3-Kanal Digitiser der Firma Earth Data Limted, Großbritannien) und die Rechentechnik untergebracht. Das Zeitsignal wird über eine GPS-Antenne unter dem Dachboden bereitgestellt. Messbetrieb Die Station ist in ein Netz aus mehreren Stationen im gesamten mitteldeutschen Raum integriert. Hier bündeln die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gemeinsam mit den Universitäten in Leipzig, Freiberg und Jena ihre Aktivitäten zur Erdbebenüberwachung in einem „Seismologie-Verbund“. Die Daten werden über Abb. 2: Seismizität Mitteldeutschlands (Epizentralintensität Io >= IV-V) zusammengestellt nach LEYDECKER 2003; Im südlichen Anschluss an das Mitteldeutsche Bebengebiet (Raum Gera-Altenburg-Zeitz) kennzeichnet die starke Häufung von Ereignissen südlich von Plauen das Vogtländische Schwarmbebengebiet. Abb. 1: Karte der Erdbebenzentren in Deutschland für Erdbeben der Jahre 800-2003 (LEYDECKER 2003). Abb. 3: Seismometer „STS-2“ im Untergeschoss eines Turmes der Neuenburg. Abb. 4: Aufzeichnung und Ortung eines schwächeren Erdbebens der Magnitude ML=1,5 mit Epizentrum nördlich Altenburg (Bild: WENDT 2003). Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:17 Uhr Seite 100 100 101 Telefonleitungen von den Stationen abgefragt und stehen zur Ortung und zur weiteren Auswertung zur Verfügung. Bereits kurz nach der Aufnahme des Messbetriebes wurde am 26.7.2003 ein schwächeres Erdbeben der Magnitude ML = 1,5 aufgezeichnet. Das Epizentrum lag nördlich Altenburg. Abb. 4 zeigt die Bedeutung der neuen Station für die Ortungsgenauigkeit von Beben in diesem Raum. Die detaillierte wissenschaftliche Erfassung aller, auch der nicht spürbaren, seismischen Ereignisse ist die Grundlage für die Erarbeitung von Erdbebengefährdungskarten. Nutzer von Informationen zum seismischen Geschehen sind neben der Bevölkerung auch Katastrophendienste, Versicherungen, Betreiber von technischen Großanlagen sowie Architekten und Bauingenieure. Literatur Seismische Tomographie des Quedlinburger Schlossbergs KORN, M. (2002): Bericht zu den Ergebnissen von Testmessungen zur Standortfestlegung einer seismologischen Station in Sachsen-Anhalt.- unveröff. Bericht, 23 S., Inst. Geophysik und Geologie, Univ. Leipzig; Leipzig. LEYDECKER, G. (2003): Erdbebenkatalog für die Bundesrepublik Deutschland mit Randgebieten für die Jahre 800 – 2003.– Internet: http://www.bgr.de/quakecat/index.html. Jürgen HECKNER, Ivo RAPPSILBER, Günter STROBEL, UWE LINDNER & THOMAS SCHICHT Anschrift des Autors: I. Rappsilber, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle Bedeutung des Schlossberges Hinweise auf eine Befestigung auf dem Sandsteinfelsen stammen schon aus vorgeschichtlicher Zeit. Im 10. Jahrhundert wuchs die Bedeutung der „Quitilingaburg“ als Pfalz des Königs Heinrich I. Sie wird deshalb mitunter auch als „Wiege des Deutschen Reiches“ bezeichnet. Die Stiftskirche wurde ab 1070 anstelle eines durch einen Brand zerstörten Vorgängerbaus errichtet und 1129 geweiht. Über lange Zeit war die Burg sowohl ein weltliches Herrschaftszentrum als auch ein eigener geistlicher Bezirk. Schlossberg und Stiftskirche St. Servatius wurden 1994 zusammen mit der Altstadt von Quedlinburg von der UNESCO in die Liste des Kultur- und Welterbes der Menschheit aufgenommen (Abb.1). Abb. 1: Schlossberg Quedlinburg, Aufnahme vom Münzenberg (NW) Quelle: Internetseiten der Region Braunschweig-Ostfalen). Geologische Situation Das Harz-Vorland (Subherzyn-Scholle) wird durch langgestreckte, NW-SE-verlaufende Salzstrukturen in Sättel und Mulden gegliedert. Der ca. 25 km lange Quedlinburger Sattel trennt Halberstädter und Blankenburger Mulde. An den Sattelflanken umsäumen Kreidesandsteine als Höhenrücken diese Struktur. Der Quedlinburger Schlossberg befindet sich an der SW-Flanke des Quedlinburger Sattels. Die Schichten fallen mit etwa 30° nach SW ein. Der Felsen, auf dem der Gebäudekomplex angesiedelt ist, erhebt sich ca. 20 m aus seinem Umland (Abb. 2). Die quarzreichen Sandsteine im Bereich des Schlossberges sind enggestuft feinbis mittelkörnig und stellenweise mit konglomeratischen Bildungen verzahnt. In den tieferen Abschnitten sind vereinzelt dünne Tonlagen eingeschaltet. Die Ablagerungen, die ins Neokom (Unterkreide, ca. 125 Mio. Jahren) eingestuft werden, repräsentieren wechselnd terrestrische und flachmarine Bildungen eines Küstenbereiches. Die Kornbindung ist nur sehr schwach und besteht aus Kieselsäure und Brauneisen. PRESCHER (1955), der das Gestein daher als „wenig verfestigten Sand“ bezeichnete, dokumentierte das Porenvolumen an mehreren Proben mit Werten von 30 – 60 %. Bauschäden und Untersuchungsgeschichte Die Stiftskirche St. Servatius und weitere Bauwerke auf dem Schlossberg sind bis in die Gegenwart immer wieder von Bauschäden betroffen. Einen Überblick über die erfolgten Ausbesserungsarbeiten an der Südwand gab PRESCHER (1955). Danach lassen sich größere Reparaturen bis 1405 zurückverfolgen. Für 1571 ist der Einsturz der Mauer dokumentiert. Aufgrund der komplizierten Untergrundverhältnisse war auf den Bau eines Südturms zunächst verzichtet worden. Dieser wurde zwischen 1862 und 1882 nachträglich errichtet. Er wies aber bereits 1913 Schäden auf, die schließlich 1934 zum Umbau von Südturm und Südwand führten. Weitere 20 Jahre später waren schon wieder starke Zerstörungen zu verzeichnen, die Anlass für geowissenschaftliche Untersuchungsarbeiten gaben. Nach Ausbesserungsarbeiten in den 1990er Jahren traten seit Frühjahr 2002 wieder verstärkt Probleme mit Verformungen und abgestürztem Mauerwerk auf. An Versuchen für plausible Erklärungen hierfür hat es nicht gefehlt. Ein Aspekt war dabei vor allem der geologische Untergrund. Entsprechend den in der Vergangenheit immer wieder aufgetretenen Bauschäden ist auch die Reihe der geowissenschaftlichen Untersuchungen am Schlossberg lang. Hier soll nur kurz auf diejenigen eingegangen werden, die das Engagement der staatlichen Geologie belegen. Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:17 Uhr Seite 102 102 103 Die am Südturm der Stiftskirche eingetretenen Schäden waren Anfang des 20. Jahrhunderts Anlass für eine geologische Spezialuntersuchung der Preußischen Königlichen Geologischen Landesanstalt (BÄRTLING 1913). Dieses Gutachten kann als erste geowissenschaftlich fundierte Arbeit zum Schlossberg bezeichnet werden. Erwähnenswert sind auf einzelne kurze Profile begrenzte geophysikalische Untersuchungen mit Refraktionsseismik in den 50er Jahren zur Bestimmung der Mächtigkeit der Auffülle bzw. zur Gründung der Bauwerke im Sandstein. Diese Messungen wurden durch die Bergakademie Freiberg im Zusammenhang mit Schlauchwaagemessungen ausgeführt (MILITZER 1958). Die Schlauchwaagemessungen dienten zur Feststellung vertikaler Bewegungen der Stiftskirche und begannen mit einer ersten Etappe 1955/59. Eine Wiederholung fand 1989 auf Anregung der damaligen Bezirksstelle für Geologie statt (LICHTE 1989). In den 1990er Jahren erfolgte durch das Geologische Landesamt Sachsen-Anhalt eine stereophotogrammetrische Aufnahme der südlichen Stützmauer zur Lokalisierung von Defor- Abb. 2: Sandsteinfelsen am Fuße des Schlossberges mit seismischem Fallgewicht im Einsatz. mationsprozessen (RUHS & RAPPSILBER 1993). Die seismische Tomograpie, die Gegenstand dieser Arbeit ist, wurde 2004 auf Anregung und im Auftrag des Landesamtes für Geologie und Bergwesen gemessen (LINDNER 2004). Darüber hinaus gab es gerade in den 1990er Jahren eine ganze Reihe von geotechnischen Untersuchungen. Diese lieferten immer wieder punktuelle Befunde zum Baugrund, ein räumliches Modell der Gesteinsbeschaffenheit des Felskomplexes war jedoch bisher nicht verfügbar. Messverfahren Es bestand das Ziel, flächenhafte bzw. räumliche Aussagen zum inneren Aufbau des Schlossberges zu gewinnen. Geophysikalische Verfahren bieten sich prinzipiell in solchen Fällen an, da sie flächendeckend und vor allem zerstörungsfrei arbeiten. Die topographische Situation am Schlossberg erforderte jedoch besondere Überlegungen bei der Anlage der Messungen. Aufgrund der Bebauung und der steilen Flanken schieden die klassischen Oberflächenverfahren aus. Die steilen Flanken prädestinieren tomographische Methoden. Insbesondere versprach die für vielfältige Problemstellungen in Geologie, Bergbau und Bauwesen erprobte Methode der seismischen Durchschallung Erfolg. In der konkreten Situation am Schlossberg musste besonderes Augenmerk auf die Anregung der Wellen gelegt werden. Bei der Durchschallung von Pfeilern im Bergbau oder bei Mauerwerksuntersuchungen kommen seismische Wellen im Ultraschallbereich mit nur sehr begrenzter Reichweite zum Einsatz. Größere Distanzen werden z. B. bei tomographischen Messungen zwischen Bohrungen oder zwischen Bergbaustrecken durchstrahlt. Ob die dabei üblicherweise verwendeten seismischen Quellen (Hammerschlag, Air Gun) eine für die Dimensionen des Schlossberges (ca. 250 m * 100 m) ausreichende Eindringtiefe erzielen würden, war fraglich. Deshalb kam ein Fallgewicht zum Einsatz (Abb. 2). Die seismische Tomographie basiert auf der Ausbreitung elastischer Wellen. Die Wellen werden durch einen Transmitter angeregt. Die elastischen Wellen durchlaufen das Gebirge und werden an verschiedenen Stellen durch Receiver aufgenommen. Die Messgrößen sind Laufzeit und Amplitude der seismischen Wellen. Abb. 3: Messprinzip der Tomographie am Beispiel Schlossberg Quedlinburg – ausgewählte Strahlenwege (Punkt: Anregungspunkt, Dreieck: Geophon). Die Anordnung von Transmittern und Receivern erfolgt so, dass der zu erkundende Bereich gut durch eine Vielzahl von Strahlenwegen abgedeckt ist. Abb. 3 zeigt beispielhaft die Messanordnung der untersten Tomographieebene am Schlossberg Quedlinburg, die durch die umlaufenden Straßenzüge aufgespannt wird. Die Anregungspunkte umschlossen im N halbkreisförmig den Berg (Lange Gasse, Schlossberg) im 5-m-Abstand. Die Registrierungspunkte lagen ebenfalls im 5-m-Abstand an der Südflanke des Schlossberges (Mühlenstraße, Wassertorstraße). Von jedem einzelnen Anregungspunkt liefen die Wellen zu jeweils allen Empfängern. In Abb. 3 sind exemplarisch 3 Strahlenbündel eingetragen. Mit einer seismischen Messapparatur werden die an den Empfängern ankommenden Wellen aufgezeichnet. Aus den Seismogrammen lassen sich durch Picken der Ersteinsätze die Laufzeiten ablesen. Dies geschieht für alle Strahlenwege. Im gezeigten Beispiel der untersten Tomographieebene am Quedlinburger Schlossberg betrifft das die Wege von 64 Anregungspunkten zu jeweils 48 Geophonen, also 3073 Einzelmessungen. Die Art der weiteren Datenbearbeitung war namengebend für das Verfahren der Tomographie, das aus dem medizinischen Bereich entlehnt ist. Aufgabe ist es, die Verteilung der Geschwindigkeiten zu rekonstruieren. Hierzu wird zunächst ein Ausgangsmodell erzeugt, um dessen berechnete Werte mit den gemessenen Werten zu vergleichen. Iterativ wird das Modell soweit geändert, bis die für das Modell berechnete Geschwindigkeitsverteilung an die gemessene angepasst ist. Durchführung der Messungen Über die in Abb. 3 dokumentierte unterste horizontale Tomographieebene hinaus sollte mit weiteren, höher gelegenen Tomographieebenen versucht werden, näher an den Gründungsbereich des Gebäudekomplexes heranzureichen und räumliche Aussagen zu erzielen. Eine Vorstellung von der Verteilung der Anregungs- und Registrierungspunkte im Schlossbergareal ver- Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:17 Uhr Seite 104 104 105 mittelt Abb. 4. Die Punktabstände lagen jeweils bei 5 m. Die zweite Messebene spannte sich schräg zwischen Anregungspunkten am Fuß der Südflanke des Schlossberges (48 Punkte) und einer in Längsrichtung auf dem Schlosshof verlegten Geophonauslage (24 Punkte) auf. Diese Geophonauslage wurde im Anschluss für die Vermessung der dritten Tomographieebene verwendet. Dazu lagen 39 Anregungspunkte am Fuß der Nordflanke. Für zwei weitere Messebenen dienten 15 Punkte auf dem Schlossberg der Anregung. Bei Ebene 4 lagen 19 Geophone unmittelbar am Fuß des nordöstlichen Mauerabschnitts, während für die 5. Tomographieebene 21 Geophone unmittelbar am Fuße der Gebäude an der W- und der SW-Seite positioniert waren. Mit den genannten weiteren Messabschnitten wurde innerhalb des Schlossberges ein ausreichend dichtes Netz von insgesamt 5 Tomographieebenen aufgespannt (Abb. 5). Insgesamt ergaben sich aus der Aufstellungsgeometrie 5760 Strahlenwege. Diese hohe Datendichte ermöglichte sogar im weiteren Verlauf eine dreidimensionale Auswertung. Ergebnisse Die Ergebnisse der Auswertung der untersten Tomographieebene (im Bereich der am Fuße des Schlossbergs zwischen den umlaufenden Straßenzügen aufgespannt) zeigt ein auffällig zonal differenziertes seismisches Geschwindigkeitsbild (Abb. 6). Eine Zone hoher Geschwindigkeiten zieht sich als relativ schmaler Streifen leicht bogenförmig in Längsrichtung durch den Schlossberg. Diese Zone hat eine Breite von weniger als 50 m. An den Flanken wurden dagegen sehr niedrige Geschwindigkeiten aufgenommen. Insbesondere ist im Norden des Schlossberges ein breiter Abschnitt durch niedrige Geschwindigkeitswerte gekennzeichnet. Aus der Erfahrung ist bekannt, dass Geschwindigkeiten oberhalb 2000 m/s relativ kompakte Festgesteine charakterisieren. Das betrifft in Abb. 6 den Bereich gelber und roter Farbtöne. Der durch grüne und hellblaue Farbgebung markierte Geschwindigkeitsbereich von 1000 bis 2000 m/s deutet auf abgestuft verwittertes Felsgestein. Geschwindigkeiten unter 1000 m/s, Abb. 4: Räumliche schematische Darstellung des Schlossberges (Blick von W) mit Eintragung von Anregungspunkten (rot) und Geophonpunkten (blau). Abb. 5: Räumliche Darstellung der tomographisch untersuchten Ebenen am Schlossberg (gleicher Bildausschnitt wie Abb. 4). blau gekennzeichnet, sind eigentlich ein Hinweis auf Lockergesteine. Dementsprechend fortgeschritten dürfte hier der Verwitterungszustand der Gesteine sein. Die niedrigsten Werte liegen sogar bei nur 400 m/s. Das sind charakteristische Werte für lockere Auffülle. Die hier genannten Zahlenwerte können aber nur als erste Anhaltspunkte verstanden werden. Man kann davon ausgehen, dass die Geschwindigkeitsgrenzen entsprechend dem Verwitterungszustand fließend ausgeprägt sind. Eine genaue Zuordnung muss nachfolgenden geotechnischen Untersuchungsarbeiten vorbehalten bleiben. Im Ergebnis der tomographischen 3D-Berechnung aller vermessenen Ebenen liegt ein dreidimensionaler Datensatz vor. Er deckt fast den gesamten Körper des Schlossbergs vom Höhenniveau der umlaufenden Straßen (durchschnittlich 125 m NN) bis auf das Plateau (max. 152 m NN) ab. Abb. 7 vermittelt einen Eindruck davon, wie die Schnittserie das Volumen des Bergkörpers abdeckt. Insgesamt vermittelt Abb. 7 das Bild einer Zone hoher Geschwindigkeiten im Kern des Berges. Zu den Rändern aber auch nach oben hin nehmen die Geschwindigkeiten ab. Die beiden obersten Höhenniveaus erreichen bereits den Gründungsbereich der Bauwerke. Die dort lokal gemessenen hohen Geschwindigkeiten konzen- trieren sich unmittelbar auf die Gebäudeareale und dürften demzufolge auf die relativ festen Fundamente zurückzuführen sein. Ausblick Im Ergebnis der seismischen Tomographie liegt zunächst ein Datensatz der räumlichen Geschwindigkeitsverteilung vor. Es ist angedacht, zumindest in Teilbereichen, eine geoelektrische Tomographie anzuschließen. In der Geophysik ist eine Methodenkombination prinzipiell vorteilhaft. Nachdem mit der seismischen Methode elastische Parameter gewonnen wurden, soll nun mit dem geoelektrischen Widerstand ein zweiter, unabhängiger Parameter aufgenommen werden. Bisher wurden anhand dieser geophysikalischen Daten keine Aussagen zu den Baugrundverhältnissen bzw. zur Standsicherheit getroffen. Aus der Erfahrung ist bekannt, dass sich die gewonnenen physikalischen Parameter auf geotechnische Parameter beziehen. Aufbauend auf der vorliegenden großen Anzahl von Baugrundgutachten zum Schlossberg sollte es in einer weiteren Phase gemeinsamer Arbeit von Geotechnikern und Geophysikern möglich sein, die punktuell gewonnenen geotechnischen Daten mit dem flächendeckenden geophysikalischen Datensatz zu verschneiden. Damit könnte es erst- Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:17 Uhr Seite 106 106 107 Berg, angewandt werden kann. Die hier getestete Methodik kann damit auch auf andere, vergleichbare Fragestellungen übertragen werden. Literatur BÄRTLING (1913): Gutachten über die Ergebnisse der geologischen Untersuchungen am Quedlinburger Schlossberg.– unveröff. Bericht, 9 S., Preuß. Geol. Landesanst.; Berlin. LICHTE, P. (1989): Technischer Bericht, Quedlinburg Burgberg ´89.– unveröff. Bericht, 5 S., VEB Geophysik; Leipzig. LINDNER, U. (2004): Geophysikalische Erkundung des Burgberges in Quedlinburg, Gesamtbericht „Seismische Tomographie“.– uveröff. Bericht, 24 S., K-UTEC GmbH; Sondershausen. MILITZER, H. (1958): Ein Beitrag zur Kennwertbestimmung von Erdstoffen in natürlicher Lagerung Abb. 6: Verteilung der Wellengeschwindigkeiten, unterste Tomographieebene am Fuße des Schlossberges. Abb. 7: Die Serie horizontaler Geschwindigkeitsschnitte repräsentiert den 3D-Datensatz. mals gelingen, ein ganzheitliches 3-dimensionales Modell vom Festigkeitszustand des Felskörpers abzuleiten. Dann könnte die Interpretation der Tomografie-Befunde erstmals auch den unmittelbaren Baugrundbereich der Bauwerke erfassen und wesentliche Merkmale seiner Beschaffenheit räumlich erschließen. Den Konzepten künftiger Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen wird dies dienlich sein. Die Ergebnisse zeigen, dass die Methode der seismischen Tomographie durchaus auch erfolgreich auf größere Objekte, wie einen ganzen mit Hilfe geophysikalischer Methoden unter Einsatz von Hammerschlag-Reflexionsseismik und der Schlauchwaage.– Freiberger Forschh., C 42: 57 – 79; Berlin. PRESCHER (1955): Geologische Untersuchungen an der Stiftskirche zu Quedlinburg.– unveröff. Bericht, 17 S.; Archivunterlage des Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt. RUHS, W. & RAPPSILBER, I. (1993): Stereophotogrammetrische Bestandsaufnahme Schlossberg Quedlinburg-südliche Stützmauer.– unveröff. Bericht, 6 S., Geologisches Landesamt Sachsen-Anhalt; Halle. Anschriften der Autoren: J. Heckner, I. Rappsilber & G. Strobel, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle U. Lindner & T. Schicht, Kali-Umwelttechnik GmbH. Am Petersenschacht 7, 99706 Sondershausen