OPEC-Geiselnahme
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OPEC-Geiselnahme
Abbildung 1 Geiseln und Terroristen am Flughafen Schwechat „OPEC-Geiselnahme“ Michael Kohlmayer Geschichte 24.4.2014 Inhaltsverzeichnis Vorgeschichte ................................................................................................................. 2 Die Geiselnahme ............................................................................................................. 3 Bedingungen ................................................................................................................... 4 Verhandlungen ................................................................................................................ 5 Der Abgang der Terroristen ........................................................................................... 5 Der Flug und das Ende der Geiselnahme ........................................................................ 6 Die Täter ......................................................................................................................... 7 1 Ablauf Vorgeschichte: Einer der Gründe für den Zusammenschluss der Förderländer von Erdöl zur Organisation der erdölexportierenden Länder, kurz OPEC (= Organization of Petroleum Exporting Countries) 1960 war, die Belegung des Erdöls mit hohen Steuern, ohne Beeinträchtigung des Marktes, durch die Regierungen zahlreicher Verbraucherländer. „Viele Jahre lang haben allein die Steuerkassen der Verbraucherstaaten an jedem verkauften Liter Benzin mehr verdient als die Förderländer, aus deren Quellen das Öl kommt. Die Handelskonzerne übrigens auch.“1 Die OPEC hatte für wenig Aufsehen gesorgt, bis es 1973 zum sogenannten „JomKippur-Krieg“ (6. bis 26. Oktober 1973) mit Ägypten und Syrien gemeinsam gegen Israel, mit Unterstützung von den Vereinigten Staaten von Amerika, kam. Jom Kippur ist übrigens der höchste israelische Feiertag. Die OPEC erhöhte den Ölpreis auf einen Schlag um das Vierfache und hat seither die Preiskontrolle für das Erdöl beibehalten. Dadurch ist auch die Energie aus Gas und Kohle immer teurer geworden. Es kam zum „Ölembargo“ an dem sich der Iran, Algerien, Irak, Katar, Kuwait, Libyen, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligten. „Die Drosselung der Fördermengen war Kalkül und politisches Druckmittel der OPEC-Staaten, die mit der Politik einiger erdölimportierender Staaten betreffend den Jom-Kippur-Krieg nicht einverstanden waren.“2 1 2 Barnett et al., S. 91 http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96lkrise 2 Die Geiselnahme: Anführer war Ilich Ramirez Sanchez, auch bekannt als Carlos, der Schakal. Am 21. Dezember 1975 nahm ein sechsköpfiges Terrorkommando, das sich selbst als „Arm der arabischen Revolution“ bezeichnet, 70 Geiseln in der OPEC-Zentrale am Wiener Dr.-Karl-Lueger-Ring fest. Die OPEC-Politiker verhandelten hier über die zukünftige Preisgestaltung des Erdöls. Im Hausflur waren ungefähr 30 internationale Journalisten. Bei dem überraschenden Überfall geraten elf Minister, beziehungsweise Delegationschefs, in die Hände der Terroristen. Dabei wurden drei Menschen getötet. Einer der zwei Polizisten, die den Konferenzraum bewachten, wurde angeschossen. Außerdem starb der irakische OPEC-Angestellte Alaa Hassan Khafali als er sich der deutschen Komplizin Gabriele Kröcher-Tiedemann, genannt Nada, in den Weg stellte. „Der libysche Delegierte Jusuf al-Azmarly, der einem der Täter die Schusswaffe entreißen wollte, wurde von Carlos erschossen.“3 Der dritte Komplize war der Libanese Anis Al-Nakasch. Im ersten Stock hielten die Attentäter die Geiseln gefangen und im zweiten Stock versteckten sich andere Mitarbeiter vor den Terroristen, ohne Essen und Trinken. Nach wenigen Minuten kamen Polizisten und die Terroristen eröffneten durch die Fenster das Feuer. Der Terrorist Klein erlitt dabei einen Bauchschuss. Drei Beamte versuchten vergeblich in das Gebäude einzudringen. Die Terroristen schickten eine OPEC-Mitarbeiterin mit einer Botschaft zu den Polizisten. Sie verlangten einen Waffenstillstand um den Verletzten Klein und den Polizisten zu verarzten. Der Terrorist kam ins Wiener Allgemeine Krankenhaus und es wurde eine sofortige Operation veranlasst. Der Polizist jedoch konnte nur noch tot geborgen werden. Der Anschlag war der erste in Österreich. Niemand vermutete solch einen Anschlag. Die Polizei hatten keine Einsatz- oder Krisenpläne und nur wenige schusssichere Westen. Dies war auch der Grund dafür, dass das eigene österreichische 3 http://de.wikipedia.org/wiki/OPEC-Geiselnahme (15.04.2014) 3 Einsatzkommando Cobra entstand. Auch die Rettung hatte damals grüne Autos und die Attentäter glaubten diese wären Polizeiwägen. Dadurch entstand größte Unruhe bei den Tätern. Seit dem Anschlag sind die österreichischen Rettungsautos weiß und haben ein eindeutigeres Design. Bedingungen: Die Terroristengruppe forderte ein Gespräch mit dem libyschen Botschafter in Wien, er war leider nicht anwesend sondern in Prag. Deshalb sprachen sie mit dem irakischen Geschäftsträger. Danach schickten sie den algerischen Ölminister Abdesselam aus dem Gebäude, mit der Bitte eine sechseinhalbseitige französische Nachricht, den Polizisten zu übergeben. Diese sollte alle zwei Stunden im Rundfunk verkündigt werden. Bei Nichterfüllung würde jede Viertelstunde eine Geisel erschossen werden. Die in der Nachricht stehenden Meinungen und Bedingungen waren: „ Israel dürfe von keinem moslemischen Staat anerkannt werden Erklärung des Irans zum Agenten des amerikanischen Imperialismus die Erdölquellen im arabischen Raum sollten verstaatlicht werden die Ölstaaten sollten den palästinensischen Widerstand finanzieren Das arabische Volk sei von einem „gewaltigen Komplott“ bedroht, an dem der „amerikanische Imperialismus“, „zionistische Aggressoren“ sowie „kapitulationsbereite“ arabische Regierungen beteiligt seien “4 Am Ende der Nachricht gab es immer eine Entschuldigung „für die Schwierigkeiten, die unsere Aktion dem friedliebenden österreichischen Volk gebracht haben“5. 4 5 http://de.wikipedia.org/wiki/OPEC-Geiselnahme (22.04.2014) http://de.wikipedia.org/wiki/OPEC-Geiselnahme (22.04.2014) 4 Verhandlungen: Carlos wollte am nächsten Tag einen Transport zum Flughafen Wien-Schwechat und ein dort bereitstehendes Flugzeug. Der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky kehrt um 18 Uhr von seinem Urlaub zurück nach Wien und veranlasst einen Ministerrat. „Der von Kreisky geleitete Krisenstab stellte Bedingungen für den freien Abzug der Terroristen: Alle Geiseln müssten sich damit einverstanden erklären, ausgeflogen zu werden. Alle Geiseln müssten nach der ersten Landung freigelassen werden. Alle Österreicher sowie die in Österreich lebenden OPEC-Mitarbeiter müssten vor dem Abflug freigelassen werden. “6 Die Attentäter nahmen die Bedingungen an, unter der Voraussetzung, dass der Komplize Klein mit an Board des Flugzeuges musste. Der Abgang der Terroristen: Der aus Kurdistan stammende Internist Dr. Wiriya Rawenduzy erklärte sich bereit, den schwerverletzten Terroristen während des Fluges zu betreuen. Die Nacht über hielten sich die Attentäter mit Amphetaminen wach. Am Morgen des 22. Dezember stand vor dem OPEC-Gebäude, wie vereinbart, ein Post-Autobus. Die 35 restlichen Geiseln wurden in Gruppen zum Bus gebracht. Die österreichischen Minister und Mitarbeiter wurden wie vereinbart freigelassen. Einige Geiseln erzählten, dass sie sehr gut behandelt worden waren und zu essen, trinken und rauchen bekamen. Zwischen der gesamten Strecke wurden alle Ampeln auf grün geschaltet und Straßensperren errichtet um eine reibungslose Fahrt zum Flughafen Schwechat zu gewährleisten. Die Piloten Manfred Pollak und Otto Herold hatten sich für den Flug freiwillig gemeldet. Das Flugzeug war eine DC-9 der Austrian Airlines (AUA). Die elf Ölminister und 19 Delegierten wurden von Carlos in kleinen Gruppen in das Flugzeug getrieben und 5 Geisel wurden freigelassen. „Direkt vor dem heckseitigen Treppenaufgang zur Maschine schüttelten Vermittler Al-Azzawi sowie der dort eingetroffene Innenminister Otto Rösch jeder Geisel die Hand. Bevor sich Carlos als 6 http://de.wikipedia.org/wiki/OPEC-Geiselnahme (22.04.2014) 5 Letzter in das Flugzeug begab, gab er ebenfalls Rösch die Hand. Bilder dieses Handschlags gingen um die Welt, in internationalen Medien gab es dafür viel Kritik. In der deutschen Tageszeitung „Die Welt“ wurde das Bild mit den Worten kommentiert: „Danke verbindlichst für die reibungslose Abfertigung.“7 Röschs Rechtfertigung war, dass Carlos ihm die Hand entgegen gestreckt hätte, welche er reflexartig, ergriff. Röschs Handschlag mit Carlos wurde in den österreichischen Medien noch jahrelang immer wieder diskutiert.“8 Der Flug und das Ende der Geiselnahme: Um 09:16 Uhr am 22. Dezember 1975 startete die Maschine mit unbekanntem Ziel. In der Luft erhielten die Piloten den Befehl Algerien anzufliegen. Der schwerverletzte Klein wird in Algier in ein Krankenhaus eingeliefert und einige Geiseln werden freigelassen. Das nächste Ziel war Tripolis in Libyen dort wurde der libysche Erdölminister und fünf weitere Geiseln freigelassen. Am 23. Dezember flog die Maschine erneut nach Algier und die restlichen Geiseln wurden gegen Zusicherung freien Geleites entlassen. „Österreich verlangt die Auslieferung der Täter, Algerien lehnt ab, es besteht kein Auslieferungsabkommen.“9 Die Täter konnten ungehindert aus Libyen ausreisen. Carlos habe von libyscher Seite den Auftrag bekommen, den saudi-arabischen und den iranischen Ölminister zu ermorden, diese haben sich aber anscheinend freigekauft. Als Auftraggeber hinter den Anschlägen wird Libyen vermutet, was allerdings nicht bewiesen ist. Der deutsche Komplize Hans-Joachim Klein sagte danach aus, Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi habe die Aktion initiiert, um die Erdölpreise zu manipulieren. 7 http://de.wikipedia.org/wiki/OPEC-Geiselnahme (23.04.2014) http://de.wikipedia.org/wiki/OPEC-Geiselnahme (23.04.2014) 9 http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_OeffentlicheSicherheit/2006/01_02/files/Opec_Ueberfall.pdf (23.04.2014) 8 6 Die Täter: Ilich Ramirez Sanchez alias Carlos lebte noch als internationaler Terrorist, geschützt von kommunistischen und arabischen Regimen, bis er 1994 zu lebenslanger Haft, in einem französischem Gefängnis, verurteilt wurde. Er soll mehr als 80 Menschen ermordet haben. Abbildung 2 Ilich Ramirez Sanchez Abbildung 2 Ilich Ramirez Sanchez Hans-Joachim Klein überlebte die Schussverletzung und verschwand. 2001wurde er in Deutschland verurteilt, wurde aber 2003 vorzeitig entlassen. Heute lebt er in einem kleinen Ort in Frankreich. Abbildung 3 Hans-Joachim Klein Gabriele Kröcher-Tiedemann alias Nada wurde nach einem Schusswechsel in der Schweiz 1977 verhaftet und zu 15 Jahre Haft verurteilt. 1990 wird sie von der Mordanklage freigesprochen und starb 1995 an Krebs. Die Beteiligung an der OPEC-Geiselnahme kann ihr trotz zahlreichen Zeugen, bis heute nicht nachgewiesen werden. Anis Al-Nakasch wurde 1985 zu lebenslanger Haft verurteilt jedoch 1995 freigelassen. Abbildung 4 Gabriele KröcherTiedemann 7 Quellenverzeichnis: Barnett, Corelli u. a.: Vom Faustkeil zum Laserstrahl. Aus dem Englischen übertragen von Hans A. Werner u. a., Stuttgart: Verlag Das Beste GmbH, 1982 „Tage des Terrors“, TV-Dokumentation für den ORF von Christoph Feurstein; Österreich, 2005 http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96lkrise (22.04.2014) http://de.wikipedia.org/wiki/OPEC-Geiselnahme (22.04.2014) http://www.wien-vienna.at/geschichte.php?ID=611 http://derstandard.at/1292462111329/Vor-35-Jahren-Die-OPEC-Geiselnahmein-Wien http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_OeffentlicheSicherheit/2006/01_02/files/Opec _Ueberfall.pdf http://www.historisch.apa.at/cms/apahistorisch/dossier.html?dossierID=AHD_19751221_AHD0001 Bildquellenverzeichnis: Abbildung 1 Geiseln und Terroristen am Flughafen Schwechat ................................... 0, http://www.taz.de/!102075/ (05.04.2014) Abbildung 2 Ilich Ramirez Sanchez ........ 7, http://www.stern.de/kultur/film/carlos-derschakal-interview-mit-einem-massenmoerder-1592059.html (15.04.2014) Abbildung 3 Hans-Joachim Klein ..... 7, http://www.vienna.at/prozess-um-wiener-opecattentat-in-frankfurt-hans-joachim-klein-sagt-vor-gericht-aus/3463212 (08.04.2014) Abbildung 4 Gabriele Kröcher-Tiedemann ................................................................... 7, http://www.pisinger.at/opec/opec1975.htm (08.04.2014) 8