PRO VITA ALPINA - SPEZIAL III (Mai 2004) I – Regionalentwicklung

Transcrição

PRO VITA ALPINA - SPEZIAL III (Mai 2004) I – Regionalentwicklung
(hans haid, 16.5.2004)
PRO VITA ALPINA - SPEZIAL
(Mai 2004)
III
Nachrichten:
Aktuell sind neue Pläne in den Alpen zur
weiteren Zerstörung von NATUR & KULTUR.
„Neue Skigebiete für die Schweiz?“ heißt ein
neues Buch im Verlag Haupt. Co-Autor ist
unter anderem Dominik Siegrist. Es hat ein
gewaltiges und brutales Wettrüsten im
Wintertourismus eingesetzt und wird „dank“
des Klimawandels rasant zunehmen.
Schrecklich ist das neue Horror-Szenario aus
den Ötztaler Alpen. Die Tiroler
Landesregierung, angetrieben von der
allmächtig scheinenden SNOW-LOBBY, hat
beschlossen: der Gepatschferner, der
zweitgrößte Gletscher der Ostalpen, soll
„erschlossen“ werden. Mit Seilbahn und
Brutalität soll die weiße Schönheit der
„Weißsee-Spitze“ (3518 m) geopfert werden
und soll mit einer Bahn auf den Linken
Fernerkogel (3277 m) ein gewaltiges BrutalSzenario eingeleitet werden. Tür und Tor und
alle Gletscher stehen offen?
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vier teile:
I
Regionalentwicklung und
„Kulturprotokoll“
II
Naturschutz, Bizjak und die PRO
VITA ALPINA
III
Zeitschriften, Bücher etc.
IV
AKTUELLES
dazu noch Poesie von Maurice CHAPPAZ
*********
I – Regionalentwicklung und
„KULTUR-Protokoll“ der
ALPENKONVENTION
Kürzlich haben sich Vertreter von 14
christlichen Kirchen Österreichs im neuen
SOZIALWORT sehr engagiert für eine gezielte
Entwicklung des ländlichen Raumes
eingesetzt. Die Kirchen bekennen sich zu
einem ökologisch-sozialen Leitbild. Sie regen
die Nutzung und Vernetzung von Ressourcen
für eine „eigenständige Regionalentwicklung“
an. Funktionsfähige Sozial- und
Kulturstrukturen sollen der Ausdünnung
entgegenwirken.
Neuerlich verweist der DAV = Deutscher
Alpenverein auf sein Grundsatzprogramm „zur
umwelt- und sozialverträglichen Entwicklung
und zum Schutz des Alpenraumes“. Im Teil II
wird die „nachhaltige Entwicklung“ unter
anderem mit Produkten der regionalen
Wirtschaft auf DAV-Hütten gefordert. Ein
eigenes Kapitel widmet sich dem Thema
„Lobby für eine nachhaltige Entwicklung der
Alpen“. (www.alpenverein.de)
Die international anerkannte
Matriarchatsforscherin Heide GÖTTNERABENDROTH hat sich in letzter Zeit intensiv
dem Thema „Matriarchale Nachhaltigkeit“
gewidmet. (Nachfrage unter
www.cultura.at/pro.vita.alpina). Zweimal
innerhalb weniger Monate greift die
schweizerische Zeitschrift „MONTAGNA“ der
Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete
(www.sab.ch) ein aktuelles Monatsthema auf:
„Welche Zukunft für den Alpenraum“ in Nr.
4/20004 und „Die Bedeutung regionaler
Naturpärke für die Berggebiete“ in Nr.5/2004.
Beschämend, trist und deprimierend
erscheinen dem gegenüber die Brems- und
Verhinderungsmanöver der beamteten
„Verwalter“ aus den Alpenstaaten bei der
Erstellung des Protokolls „Bevölkerung und
Kultur“ („Kulturprotokoll“) der
ALPENKONVENTION.
Dazu eine Blütenlese aus den Protokollen von
Alpenkonferenzen: laut „Traktandum 10“ der
Konferenz vom 30. und 31. Oktober 2000 in
Luzern wird die „Einsetzung einer
Arbeitsgruppe zu ‚Bevölkerung und Kultur‘ auf
einen langen Weg geschickt, um „der nächsten
Alpenkonferenz einen Zwischenbericht“ zu
erstatten. Diese nächste Alpenkonferenz im
November 2002 in Meran nimmt laut
Traktandum 9 „den Zwischenbericht über die
geleistete Arbeit zur Kenntnis und erteilt dem
Ständigen Ausschuss den Auftrag, auf dieser
Grundlage die Arbeit unter dem Vorsitz Italiens
fortzusetzen, um ein Konzept über die
möglichen Inhalte ... zu skizzieren und der VIII.
Alpenkonferenz zu unterbreiten.“. Das wird
also im November 2004 sein. Und weitere
Jahre verstreichen. Und es geschieht nichts.
Und das ist beschämend und frustrierend. Von
PRO VITA ALPINA und dem IVK (Institut für
Volkskultur und Kulturentwicklung in
Innsbruck) vorgelegte Kurztexte und
umfangreiche Begleit-Texte werden nicht
einmal ignoriert. Unser Engagement wurde
eher als Störung und unerwünschte
Einmischung empfunden. „KULTUR“ hat es
schwer: auch bei der CIPRA und den
ALPENVEREINEN. Schade, dass unsere
Handreichung und Hilfe nicht angenommen
wird.
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II – Naturschutz, Bizjak und PRO
VITA ALPINA:
Wir danken dem „Netzwerk Alpiner
Schutzgebiete“ in GAP/Frankreich für die
Zusendung der Akten der 4. Internationalen
Konferenz und Generalversammlung vom 26.28. Juni 2003 in Berchtesgaden. Zum
fundamentalen Ansatz allen Naturschutzes,
nämlich zur KULTUR und damit zum Ansatz
des Menschen fand ich einen einzigen Beitrag
in dem mehr als 250 Seiten umfassenden
Bericht; überaus lobenswert und komplett in
vier Sprachen.
„Unser“ PRO VITA ALPINA-Partner in
Slowenien, Herr Janes BIZJAK als Direktor
des Nationalparks Triglav, hat über
„gemeinsame Identität in den Alpen“ berichtet,
die sich nach seinem Verständnis „auf einen
anthropogenen Ansatz“ stützt, „da die Alpen
auch ein Raum von Symbolen, Märchen und
Legenden sind und von einer Kultur des
Überlebens“ geprägt sind. „Eine Identität ist
nicht messbar; sie ist der Kern, nicht die
äußere Gestalt“. Nur mit Identität, die sich auf
die „Bereiche Kultur, Arbeit und Leben der
Menschen“ bezieht, kann also Umweltschutz
wirksam werden. (www.alparc.org: Fassungen
deutsch, französisch, italienisch und
slowenisch auf den Seiten 49 f, 117 f, 185 f
und 250 f ).
Die „ALPENSTADT DES JAHRES 2004“ heißt
TRIENT / TRENTO. Die Jury, bestehend aus
Vertretern von CIPRA-International, der
Arbeitsgemeinschaft Alpenstädte und von PRO
VITA ALPINA hat diese Alpenstadt mit dem
prestigeträchtigen Titel ausgezeichnet.
Trient/Trento hat sich bereit erklärt, seine
Politik so weit und so intensiv als möglich nach
den Kriterien der ALPENKONVENTION
auszurichten.
In der Publikation „Le tourisme de montagne à
l’heure européenne“ hat auch unser Partner
vom Maison des produits de la vallée de
l’Ubaye, Herr Pierre Martin-Charpenel einen
Beitrag verfasst. Ausdrücklich nennt er dabei
neben der CIPRA auch die PRO VITA
ALPINA.
„La notoriété de cette ‘Maison’ s’étend à tout
l’arc alpin, que ce soit en Autriche du Sud ou
en Suisse, où elle est souvent citée en
référence par de nombreux organismes qui
s’attachent à promouvoir le développement
durable (CIPRA, PRO VITA ALPINA).“ („Der
Bekanntheitsgrad dieses ‚Maison’ erstreckt
sich über den gesamten Alpenraum, sei es im
Süden Österreichs oder in der Schweiz, wo es
von zahlreichen Organisationen, die sich der
Förderung der nachhaltigen Entwicklung
widmen, oft als Beispiel genannt wird.“)
www.produits-de-pays.com / e-mail:
[email protected]
In der von Janez BIZJAK vom Nationalpark
TRIGLAV verfassten Schrift über das neue,
seit Juli 2003 bestehende UNESCO –
BIOSPHÄRENRESERVAT „JULISCHE
ALPEN“ sind auf Seite 55 auch die Partner
genannt. Neben der EUROPARC, dem
Nationalpark Les Ecrins und dem Nationalpark
Hohe Tauern ist auch die PRO VITA ALPINA
ausdrücklich erwähnt.
(www.tnp.si)
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III – Zeitschriften, Bücher etc.
(Ergänzung zu PRO VITA ALPINA – Spezial II
vom Februar 2004)
> lou temp nouvel / cartular dal soulestrei.
Quaderni di studi occitani alpini. Via Roma, I12020 Sampeyre. Direttore responsabile:
Giovanni De Matteis. Nr. 57 bis März 2004
> alp. vos ed l’arvira piemonteisa. Direttore
responsabile: Tavo Burat. Via Vercellotto 3, I13836 Cotsal (Bi), 58 Nummern bis Dezember
2003
> coumboscuro. periodico della minoranza
provencale in Italia. Responsabile: Sergio
Arneodo. Redaktion I-12020 Sancto Lucio de
Coumboscuro.
> NOTIZIE DELLA CALANCA: Sabina
Spinnler und Margit Durrer. CH-6546 Cauco,
e-mail: [email protected]
> QUADERNI VALTELLINESI. via Maffei, I23100 Sondrio. Redaktion: Dario Benetti.
www.quadernivaltellinesi.it / e-mail:
[email protected]. 86 Nummern bis Mai 2004.
NEUE BÜCHER:
herausgegeben von PRO VITA ALPINA / Red.
Dr. Hans Haid:
> NEUES LEBEN IN DEN ALPEN. BioLandwirtschaft. Herbst 2004 BÖHLAU-Verlag
Wien, ca. 300 Seiten (mit Beispielen aus allen
Teilen der Alpen incl. „Bio-Hotels“, „Urlaub auf
Bio-Bauernhöfen“, „Bio“ in Großküchen etc.)
> MYTHOS GLETSCHER. Herausgegeben
von PRO VITA ALPINA / Red. Dr. Hans Haid.
loewenzahn innsbruck und bozen, Herbst 2004
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IV – AKTUELLES
> alpMedia ([email protected]) vom 7.Mai
2004 informiert unter anderem über eine
Tagung bzw. „Internationale Konferenz“ über
„DIE ALPEN der kommenden Generation“;
zugleich als CIPRA-Jahresfachtagung 22.25.9. 2004 in Kranjska Gora / Slowenien. Im
„letzten“ Modul geht es dabei um
soziokulturelle Fragen des Alpenraumes. PRO
VITA ALPINA wurde weder eingeladen noch in
seiner kulturellen Kompetenz berücksichtigt.
(www.alpweek.org)
> „DIE STADT IN DEN BERGEN“ nennt sich
ein „internationales Treffen“ am 29. Juni 2004
in Chambéry, mitveranstaltet von L’ALPE in
Grenoble. Kontakt: Monique Marchal, F-73011
Chambéry-Cedex. www.montanea.org / e-mail:
[email protected]. Offensichtlich
ohne Einbeziehung der „ALPENSTÄDTE“
1997/98 Villach, 1999 Belluno, 2000
Maribor/Marburg, 2001 Bad Reichenhall, 2002
Gap, 2003 Herisau, 2004 Trient/Trento. (siehe
dazu Nr. 9 „PLANET ALPEN“ Sondernummer
„Die Alpenstädte haben Zukunft“. Gerhard
Leeb, Mitterlingstraße 5, A-9500 Villach, email: [email protected] / www.planetalpen.com)
> Am 6. und 7. Mai 2004 wurde vom
„alpenforum“ in Feistritz im Gailtal /Kärnten, die
Tagung „NEUES LEBEN in den ALPEN“
durchgeführt. Besonders aktiv daran beteiligt
war PRO VITA ALPINA u. a. durch die
Präsenz folgender Partner aus dem Netzwerk:
ƒ Pierre Martin-Charpenel / Jausiers (F),
e-mail: [email protected]
ƒ Dr. Marija Markes, TriglavNationalpark (SLO), e-mail:
[email protected]
ƒ August Lenar, Logarska dolina (SLO),
e-mail: [email protected]
ƒ Martin Ermattinger, Soglio-Produkte
(CH), e-mail: [email protected]
Das für diesen Anlass zusammengestellte Heft
„PLANET ALPEN 11“ enthält weitere
Informationen. www.planet-alpen.com / e-mail:
[email protected]
Straßenprojekte unsere Alpen. Die AlpenInitiative sorgt dafür, dass der Bund tatsächlich
konkrete Schritte für die Verlagerung des
Ferngüterverkehrs auf die Schiene unternimmt.
Und wir setzen uns heute mehr denn je für das
Wohl der Alpen und ihrer Bewohnerinnen und
Bewohner ein.“
> WIR TRAUERN mit MARIA um Arndt Andrea
SCHNEIDER, der im März 2004 friedlich
entschlafen ist und am 12.3.2004 in Schruns /
Montafon / Vorarlberg bestattet wurde: Wir
wünschen der Maria Schneider viel Kraft und
sie soll weitermachen auf ihrer hohen KulturKanzel und ihrer Pionier-Station im
hochgelegenen San Martino – Inferiore im Val
Maira / Piemont!
POESIE:
dieses Mal vom 1916 geborenen Maurice
CHAPPAZ, wohnhaft in einem kleinen
Bergdorf des Wallis. Unermüdlich schreibt
Chappaz. Der sicherlich wichtigste
Gegenwartsautor des Kantons Wallis ist
zugleich im fernen Paris hochgeehrt und
mehrfach ausgezeichnet worden. Seine
mahnende, seine klagend- poetische Stimme
ergebt er trotz seiner 88 Jahre noch immer. Bei
jeder Reise in die französischen oder
piemontesischen Alpen oder ins Wallis darf ich
bei ihm einkehren. Jetzt verfügt PRO VITA
ALPINA über fast alle Bücher und
Publikationen dieses französisch schreibenden
Poeten. Der folgende Text – noch immer
höchst aktuell – erschien zuerst 1965 im
„Portrait des Valaisans“ und dann 1968 auf
deutsch als „Die Walliser. Dichtung und
Wahrheit“:
„Gib uns unser täglich Brot mit Maschinen, und
laß uns mit dem Verkehrsverband ein all
diesen Matten, Scheunen und Backstuben
angemessenes Geschäft machen. Unser
Bestand an Naturkatastrophen, laß ihn, o Herr,
Publicity werden. Wir werden noch die
Lawinen als Folklore aufziehn, o Herr.“
(hans haid )
> HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH für 10
Jahre unermüdliche und teilweise erfolgreiche
Arbeit der „inziativa da las alps“ mitsamt der
Zeitschrift „echo“! Postfach 29, CH-3900 Brig.
www.alpeninitiative.ch!
Zitat: „Der Alpenschutz ist nicht Vergangenheit.
Denn das Ziel ist noch lange nicht erreicht.
Auch zehn Jahre nach der Annahme des
Alpenschutzartikels drohen die Alpen vom
Verkehr erdrückt zu werden. Nach wie vor
gefährden sinnlose Lastwagentransporte und
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