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Willkommen in der Digitalen Welt Alfred Vollmer Allerspätestens auf der IFA 2001 (Internationale Funkausstellung), die vom 25. August bis zum 2. September 2001 in Berlin statt fand, wurde es wirklich jedem deutlich: Die Zukunft der Consumer-Industrie ist digital, ja sogar AudioEndverstärker sollen bald digital sein. Neben DVD-Playern (und den ersten DVD-Recordern) waren MP3Player und Handies im Mittelpunkt des Besucherinteresses. Obwohl die IFA eine Messe für Endprodukte ist, machten sich dennoch mehrere Halbleiterhersteller auf den Weg nach Berlin, um ihren (potenziellen) Kunden, den Messeausstellern, die neusten Spezialitäten aus der Silizium-Küche zu kredenzen. Über die Foto: Philips Semiconductors SPEZIAL SPEZIAL wichtigsten Neuheiten, die die Halbleiterhersteller in Hotelsuiten von ganz Berlin ausstellten (Halbleiter haben per Anordnung der Messeleitung auf dem IFA-Gelände nichts zu suchen), informiert Sie der folgende Beitrag – und zwar mit ICs über digitale Audio-Player, ClassD-Audio-Verstärker sowie für TV- und Video-Anwendungen. N achdem Micronas seinen neuen sicheren Audio-Prozessor Zenon bereits im Vorfeld der IFA angekündigt hatte (siehe elektronik industrie 6/2001, Seite 57), standen im Bereich Audio-Player vor allem die IC-Lösungen von austriamicrosystems (früher unter dem Namen AMS bekannt) und Cirrus Logic im Vordergrund, während Philips Semiconductors lediglich eine Lösung für einen digitalen Audio-Player ankündigte, aber keinerlei technische Details zum Thema bekannt gab. Bei der Silicon Sound Card genannten Einchip-Lösung von austriamicrosystems handelt es sich um eine skalierbare Mixed-Mode-Hardware- und SoftwarePlattform, die beispielsweise für ein Mobiltelefon eine Vielzahl von analogen und digitalen Eingängen zur Verfügung stellt. Dabei ist die Halbleiterlösung in der Lage, jedes digitale Audio-Format (inklusive MP3, AAC und WMA) zu bearbeiten und ein analoges Ausgangssignal zur Verfügung zu stellen. Die Musik kann vom PC über die integrierte USB- 54 Schnittstelle herunter geladen und in einer MultiMediaCard (MMC), einer Smart Media Card, einer CompactFlash-Karte etc. abgelegt werden. Teil der Silicon Sound Card ist ein D/AWandler mit 18 bit Auflösung sowie ein Audio-Verstärker. Der Wirkungsgrad der integrierten Spannungsregler sorgt dafür, dass der Versorgungsstrom 15 mA nicht übersteigt – und zwar unabhängig von der Versorgungsspannung. Im Standby-Modus beträgt die Stromaufnahme weniger als 1 µA. Kernelement ist die integrierte Kombination aus MCU und DSP mit 1 Mbit monolithisch integriertem SRAM. Damit lassen sich Audio-Algorithmen bzw. Funktionalitäten wie Equalizer, harmonische Klingeltöne etc. abarbeiten. Zur Fertigung der Silicon Sound Card setzt austriamicrosystems einen 0,25-µm-CMOSProzess ein.Das Silizium ist in einem BGA untergebracht und kann kundenspezifisch angepasst werden. Software-Unterstützung ist bereits jetzt erhältlich und ein Applikationsboard soll inner- halb der nächsten Monate folgen. Der eingebaute Class-AB-Kopfhörerverstärker liefert 2 x 0,25 W an 8 Ω. Class-D-Verstärker Im Rahmen seiner Total-E(ntertainment)-Strategie hat Cirrus Logic den Verstärker-Controller CS44210 mit bis zu 50 W Ausgangsleistung und einem Wirkungsgrad von über 90 Prozent sowie den Low-Power-Kopfhörerverstärker CS 44L10 in Berlin vorgestellt. Die neue TrueDigital Class D-Technologie von Cirrus Logic bietet erhebliche Energieeinsparungen, einen verbesserten Wirkungsgrad und die Möglichkeit, mehrere Funktionselemente in einem Produkt zu kombinieren. Der verbesserte Wirkungsgrad erlaubt es den Herstellern auch, ihre Produkte wesentlich kompakter zu gestalten.So lässt sich beispielsweise eine größere Kompakt-Stereoanlage jetzt auf die Größe eines portablen CD-Players reduzieren – bei elektronik industrie 9-2001 Bild 1: Die Silicon Sound Card ermöglicht z. B. ein Handy mit integriertem MP3-Player gleich hoher Ausgangsleistung und Klangqualität. Da auf Grund des Wirkungsgrads von 90 % (herkömmliche Verstärker arbeiten mit etwa 50 % Wirkungsgrad) weniger Verlustwärme entsteht, können nicht nur die Netzteile kleiner ausfallen, sondern auch die Belüftung wird auf Grund der erheblich geringeren Abwärme einfacher, was wiederum Auswirkungen auf das minimale Volumen hat. Dies bedeutet aber auch, dass Systeme, die bisher 100 W Eingangsleistung am Verstärker benötigten, um die Lautsprecher mit 50 W an- elektronik industrie 9-2001 zusteuern, jetzt nur noch 55 W benötigen, um die gleiche Ausgangsleistung von 50 W zu erzielen. Der CS44210 arbeitet mit Leistungen zwischen 5 Watt und 50 Watt bei einem Ausgangs-Dynamikbereich von bis zu 100 dB. Der Controller ermöglicht die Datenwandlung mit 24 bit Auflösung und unterstützt Sampling-Raten bis zu 96 kHz. Der CS44210 liefert auch 50 Watt Ausgangsleistung zur Ansteuerung von 8-Ohm-Lautsprechern, ohne dass die Ausgänge „gebrückt“ werden müssen. Die integrierte Audiosignal-Prozessor- Grafik: austriamicrosystems schaltung umfasst Lautstärkeregelung, Equalizer und Kompressor/Limiter. Im Rahmen einer strategischen Partnerschaft liefert International Rectifier den passenden anwendungsspezifischen Leistungs-Chipsatz für die Ausgangsstufe der Class D-Verstärkerlösung. Die Power-MOSFETs IRCS8101 bzw. IRCS8102 aus der HEXFET-Reihe von IR sowie das Highside/Lowside-Treiber-IC IRCS8001 wurden speziell optimiert, um gemeinsam mit dem CS44210 die Leistungsverstärkung für Consumer- und Profi-Audioverstärker zu erzielen. 55 SPEZIAL SPEZIAL SPEZIAL SPEZIAL Bild 2: Cirrus Logic will die Class-D-Verstärker salonfähig machen. Rein prinzipiell betrachtet sind zur ClassD-Verstärkung sehr hohe Frequenzen erforderlich. Beim Ein- und Ausschalten des Ausgangs entstehen Rechtecke und damit viele Oberwellen. Je höher die Amplitude um so höher muss die Frequenz sein. Die hohen Frequenzen muss man sowohl auf dem IC als auch im System in den Griff bekommen. Die Geräteentwickler sind daher bisher noch sehr zögerlich, Class-D-Verstärker einzusetzen, wobei die elektromagnetische Verträglichkeit das Hauptproblem darstellt, denn ohne CE-Zeichen geht ja bekanntlich nichts mehr. Selbst die Kabel zu den Kopfhöreren können hier zum Problem werden. Zudem müssen Reso- 56 nanzeffekte auf die elektrischen Eigenschaften des jeweiligen Kopfhörers abgestimmt werden, so dass beim Anschließen eines anderen Kopfhörer-Typs unter Umständen der Verstärker nicht mehr funktioniert. All diese Schwierigkeiten sind seit Jahrzehnten bekannt und wenn es sich bei diesen Aspekten nicht um echte Probleme handelte, dann gäbe es wohl fast nur noch Class-D-Verstärker. Cirrus Logic begegnet derartigen Einwänden mit dem Hinweis auf einige patentierte Techniken, die bei der Kompensations-Rückkopplungs-Schaltung zum Einsatz kommen, um Nichtlinearitäten der PWM-Verstärker-Technik aus zu gleichen.„Mit Hilfe der DSP-Technologie liefern wir eine durchgehend digitale Lösung bis hin zur letzten Ausgangsstufe“, erklärt John Marc Woosley, Business Development Manager bei Cirrus Logic. „Der erste Tiefpass-Filter nach den Power-MOSFETs sorgt dafür, dass die hochfrequenten Störelemente eine Wechselwirkung mit den Kopfhörern und den Verbindungskabeln eingehen. Die Technologie ist nicht einfach, aber wenn man die Cirrus-Logic-Technologie einsetzt, dann ist es für unsere Kunden viel einfacher, einen Class-D-Verstärker in ihre Produkte zu implementieren.“ elektronik industrie 9-2001 Audio-Player unter $ 100 Mit Hilfe einer neuen Version des Maverick-Prozessors, dem EP7409, will Cirrus den Kunden-Verkaufspreis von AudioAbspielgeräten auf Flash-Basis unter die magische 100-Dollar-Marke drücken, während sich gleichzeitig die maximal aus einer Batterie- bzw. Akkuladung erzielbare Spieldauer erhöht. Maverick unterstützt jetzt auch mehrere Audio-Standards wie MP3, WMA und ACC. Außerdem ist die Sicherheits-Technologie MaverickKey im EP7409 bereits integriert, was auch die Musikindustrie freuen dürfte. Digitales Fernsehen Micronas hat mit dem VSP94x2A einen brandneuen Scanrate-Converter vorgestellt. Es handelt sich dabei um eine monolithisch integrierte Lösung zur Wandlung von Fernsehbildern auf 100 Hz ohne Zeilensprungverfahren. Der VSP 94x2A ist das erste IC in einer neuen Familie pinkompatibler Chips, mit denen es den Herstellern von Fernsehgeräten möglich ist, den zumindest vom Pinout her gleichen Chip in der gesamten Produktpalette vom Low-Cost- bis hin zum High-End-Fernseher auf ein und derselben Leiterplatte ein zu setzen. Auf dem Chip befinden sich A/D- und D/AWandler, Multistandard-Farbdecoder für PAL, NTSC und SECAM, zwei YUV/RGBEingänge mit schnellem Austastsignal, eine Schnittstelle zum Empfang integrierter digitaler Sendesignale gemäß ITU 656, ein Horizontal-Scaler, Rauschunterdrückung sowie ein Speicher-Controller inklusive 3 Mbit Embedded-Memory zur Speicherung von Bilddaten. Der Baustein arbeitet mit Versorgungsspannungen von 3,3 V oder 1,8 V. Silizium für die Multimedia Home Platform Außerdem hat Micronas den hybrid aufgebauten Einchip-Decoder MDE 9500 für digitale Fernsehgeräte vorgestellt, den die Freiburger gemeinsam mit dem kalifornischen Unternehmen Zoran ent- elektronik industrie 9-2001 wickelten. Dieser Baustein erfüllt die Anforderungen des Standards Multimedia Home Platform (MHP) und enthält IP beider Unternehmen. Der MDE9500 ermöglicht es den Herstellern, integrierte digitale Fernseher (integrated digital TVs: IDTV) zu produzieren. In den kommenden Jahren werden IDTVs die traditionellen Analogfernseher mit den dazugehörigen externen Settop-Boxen ablösen. Mit dem MED9500 zielt Micronas auf Anwendungen im neu entstehenden Markt für Fernsehgeräte ab, die sowohl analoge als auch digitale Signale verarbeiten können. Nach Ansicht der Instat-Guppe von Cahners wird der Markt für digitale Fernseher weltweit von 800 Millionen US-Dollar im Jahr 2000 bis auf 4 Milliarden Dollar im Jahr 2004 anwachsen. Ziel der Multimedia-Home-Plattform ist es, eine offene und standardisierte Programmschnittstelle für Anwendungen in interaktiven Fernsehen zu schaffen. Jeder MHP-Empfänger soll (zumindest theoretisch) jede MHP-kompatible Anwendung wie Teleshopping, Spiele und Elektronische Programmführer wiedergeben können – und zwar unabhängig vom Hersteller des Gerätes bzw. vom ausstrahlenden Sender. Das eröffnet allen beteiligten Firmen ein beachtliches Marktpotential, weshalb auch viele TVHersteller erste Konzeptlösungen für MHP auf der IFA präsentierten oder das Thema zumindest intensiv mit den Händlern diskutierten. Der MDE 9500 von Micronas verfügt über die Schnittstellen für den Anschluss erweiterter Funktionalität wie IEEE-1394-Link-Layer-ICs und AT/IDE-Festplatten.Dabei lassen sich die Schnittstellen und Partitionierungen auf die jeweiligen Systemkomponenten verschiedener Fernsehsysteme anpassen. Auf diese Weise ermöglicht der MDE 9500 den Aufbau kompletter Systemlösungen. Beim MDE 9500 handelt es sich um eine programmierbare Plattform auf Basis eines 32-bit-Mikrocontrollers. Sämtliche Peripherie-Elemente sowie die in Hardware realisierten MPEG-Controller sind mit dem Mikrocontroller über einen speziellen Bus verbunden, wobei zwei unabhängige DMA-Einheiten den Mikrocontroller bei der Weiterleitung der Datenströme unterstützen. Der Baustein bietet eine umfangreiche Videotext-, NexTView- und TeleWeb-Unterstützung, während ein Daten-Slicer dafür sorgt, dass alle weiteren aus der analogen Welt bekannten Dienste wie WSS, VPS/PDC und CC empfangen werden können. Codierer für MPEG-4-Video Philips Semiconductors wiederum hat Details über seinen in Echtzeit arbeitenden MPEG-4-Video-Codierer für Consumer-Anwendungen auf Basis des Trimedia-Prozessors bekannt gegeben. Das neue Bauteil ist in der Lage, Bitströme zu erzeugen, die in vollem Umfang MPEG-4 ISO/IEC 144496-2 Simple Visual Profile bzw. Main Visual Profile entsprechen. Das IC arbeitet mit Bitraten zwischen 384 Kbit/s und 4 Mbit/s. Die Realisierung des Codierers im Rahmen der Trimedia-Prozessor-Architektur stammt dabei von Streaming Networks. So wird der neue Codierer in der Lage sein, mehrere rechteckige Video-Objekte in Echtzeit zu codieren. Außerdem unterstützt der Codierer sowohl das Direktschreibeverfahren (Progressive Scan) als auch das Zeilensprung-Verfahren (Interlaced Video) sowie Kompressions-Werkzeuge. 301 AUSTRIAMICROSYSTEMS 302 CIRRUS LOGIC 303 MICRONAS 304 PHILIPS SEMICONDUCTORS 57 SPEZIAL SPEZIAL