Gender Marketing – ein erfolgreicher Wirtschaftsfaktor
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Gender Marketing – ein erfolgreicher Wirtschaftsfaktor
Gender Marketing – ein erfolgreicher Wirtschaftsfaktor Vortrag bei der Interdisziplinären Ringvorlesung Gender-Kompetenz der Hochschule Neubrandenburg am 16. Juni 2008 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 1 Inhalt 1. 2. 3. 4. 5. Gender Gender Marketing Beispiel Non-Profit Beispiele Unternehmen Fazit 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 2 1. Relevanz Kategorie Geschlecht • Zentrales Organisations- und Ordnungsprinzip • Strukturierte Zweigeschlechtlichkeit: weiblich – männlich • Bipolarität: aktiv – passiv, rational – emotional, öffentlich – privat • Auswirkungen auf Individuen, Organisationen, Politik, Ökonomie etc. 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 3 1. Gender Geschlecht GESCHLECHT • • • sex – gender – biologisches Geschlecht soziales Geschlecht „natürlich“ unveränderbar Mann - Frau 16.06.2008 • gesellschaftliche, kulturelle ullund politische Konstruktion • veränderbar • relational Dr. Gabriele Schambach 4 1. Wechselwirkungen Arbeit Freizeit Konsum Individuum Politik Kultur Einstellung Familie 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 5 1. Marketing Marketing 16.06.2008 Individuum Dr. Gabriele Schambach 6 2. Marketing - Ansatz • Was soll an wen zu welchem Preis wie verkauft werden? • Wer sollte was warum kaufen? 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 7 2. Marketing - Elemente 1. Produkt ð Marktanalyse ð Produktentwicklung 2. Vermarktung ð Zielgruppenanalyse ð Bedarfs-/Nutzenanalyse 3. Vertrieb ð Vertriebswege ð Ansprachekonzepte 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 8 2. Marketing - Kritik Markt und Produkte ausgerichtet auf ð fiktive homogene Gesellschaft ð jung, modern, gutaussehend und erfolgreich (zu sein scheint) 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 9 2. Gender Marketing • Statt vordergründig geschlechtsneutraler Herangehensweise • Konsequente Markt- und Kundenorientierung aus Sicht von Frauen und Männern • Systematische Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede in allen Bereichen der Wertschöpfungskette (genderTrends 10.02.07) 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 10 2. Gender Marketing • Bei Produkten und Dienstleistungen unterschiedliche Bedürfnisse von Männern und Frauen in Entwicklung, Vertrieb und Kommunikation einbeziehen • Unterschiedliche Lebensentwürfe und –strukturen (gesellschaftliches Rollenverständnis, Karriereplanung, konkreter Tagesablauf) führen zu Unterschiedlichkeit in der Äußerung von Konsumwünschen, beim Treffen von Kaufentscheidungen, bei der Bewertung von Produkten è "Geschlecht" ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor (Wikipedia.de 28.08.07) 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 11 2. Relevanz • Unternehmen Kunden und Kundinnen = kaufen Produkte • Non-Profit-Organisationen Nutzer und Nutzerinnen der Angebote ð z.B. TeilnehmerInnen von Bildungsveranstaltungen ð Studentinnen und Studenten ð Mitglieder von Gewerkschaften, Kirchen Parteien ð SpenderInnen 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 12 2. Bedeutung von Zielgruppen Zielgruppe(n) entscheiden durch Kauf von Produkten oder Nutzung von Angeboten über • Umsätze und Gewinne • Existenzberechtigungen • Image und Glaubwürdigkeit • Handlungsfähigkeit èAusrichtung an Zielgruppen: Analyse, Produkt/Angebot, Vertrieb 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 13 2. Zielgruppen Differenzierungen Die Zielgruppe Die Frauen Ethnie Alter Bildung 16.06.2008 Die Männer Gewohnheiten Beruf Religion Dr. Gabriele Schambach Werte Vorstellungen 14 2. Soziale Milieus • „Lebensweltforschung“ ð Alltagsbewusstsein und -handeln, Lebensstil, Wertorientierung, Einstellungen ð gesellschaftlichen Merkmale wie Bildung, Beruf, Einkommen, Alter ð Zusammenfassung von Menschen mit ähnlicher Lebensauffassung und Lebensweise • Bereiche: ð Autotypen, Zigarettenmarken, Einkaufsstätten, Medien usw. ð Weiterbildungsverhalten (MLU München) ð Kirchenzugehörigkeit (Erzbistum Köln) ð Einstellung zur Gleichstellung (BMFSFJ) 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 15 2. Sinus-Milieus www.sinus-sociovision.de vom 01.04.08 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 16 2. Gender in Sozialen Milieus Ø Geschlechter werden nicht benannt Ø implizite Orientierung am Mann • Im Folgenden: Vorstellung von vier Milieus näher vor – je eins aus jeder Gruppe • Beschreibungen von vier Sinus-Milieus ð Zuordnungen zu Frauen bzw. Männern selbst vorgenommen ð Aufgrund von Erfahrungen und Annahmen 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 17 2. Etablierte (10%) (Mann:) Akademiker, beruflich erfolgreich, hohes Einkommen 35-65 Jahre alt, verheiratet, Kinder Exklusivitätsansprüche, Luxus Kunst, Kultur, Early Adopter Sie: Hausfrau, Teilzeitarbeitend Tennis, Reiten, Wellnessen „Schöner Wohnen“, „Mein Schöner Garten“ Er: Angeln, Jagen, Golf, Aktien Manager Magazin, DM, ADACwelt Quelle: www.sinus-sociovision.de vom 01.04.08 07. April 2008 Dr. Gabriele Schambach 18 2. Traditionsverwurzelte (14 %) Kleine Angestellte und Beamte, (Fach-)arbeiter, Bauern kleine / mittlere Einkommen 65 Jahre und älter hoher Frauenanteil Sehr zurückhaltender Konsum Sie Hausfrau, Rentnerin, Stricken, Backen, Fernsehen, Medikamente, Brillen, Pflanzen, Putzmittel, „Echo der Frau“, „Frau mit Herz“ Er Gartenarbeit, Spazierengehen, Alkoholische Getränke, Haustiernahrung, „Glücks-Revue“, Diabetiker-Ratgeber Quelle: www.sinus-sociovision.de vom 01.04.08 07. Juli 2008 Dr. Gabriele Schambach 19 2. Konsum MaterialistInnen (12 %) Mit und ohne Schul- und Ausbildungs-abschluss Ausführende Tätigkeit Untere Einkommen 14-60 Jahre Sozial benachteiligt Ratenkauf, Schnäppchenjäger Sie: Sonnen-, Nagelstudio, Einkaufs-bummel, Kosmetik, plakativerotische Unterwäsche, Modeschmuck Er: Kraftraining, Kneipe, Auto, Fußball, Bier, Zigaretten, Unterhaltungselektronik „Autobild“, „Sportbild“, „Praline“ 07. April 2008 Dr. Gabriele Schambach 20 2. ExperimentalistInnen (9 %) gehobene Bildung, mittlere Angestellte, FreiberuflerInnen, Studierende, Mittlere Einkommensgruppe, gutsituierte Elternhäuser unter 30 Jahre, Singles Indvidualistische Bohème, Lifestyle-Avantgarde, Patchworkbiographien Sie / Er Techno-Events, Extremsportarten, Disco, Kino, Schnellrestaurants, Videospiele Internet, Sportartikel, Spielwaren, Fertiggerichte, Schlankheitskost „P.M.“, „Fit for fun“, „Cinema“, „TV-Today“ Quelle: alle Fotos (www.sigma-online.com) und Texte (www.sinus-sociovision.de) vom 01.04.08 07. Juli 2008 Dr. Gabriele Schambach 21 3. Beispiel Non-Profit ver.di-Projekt: Die Vätermonate kommen! • Ziel: Mehr Männer nehmen Vätermonate bzw. Erziehungszeit • Durchführung: ISA Consult • Laufzeit 2006/2007 • Förderung der Stiftung Walter Hesselbach • Forschung: z.B. Experten-Interviews • Transfer: Referenzbetriebe (z.B. Vattenfall) 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 22 3. Gender Marketing Vätermonate Vätermonate Väter 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 23 3. Zielgruppenanalyse Art des Beschäftigungs verhältnisses Väter Reproduktionserfahrung Alter Art der Tätigkeit Einstellung zu Geschlechterverhältnissen (Aus-)Bildung 16.06.2008 Einkommen Ethnischer Hintergrund Berufswelt der Frau/Mutter Dr. Gabriele Schambach 24 3. Bedarfs-/Nutzenanalyse • Bedarf: 90 % der Väter sind überfordert durch Ansprüche von Beruf und Familie* • angenommener Nutzen: Entwicklung des Babys erleben ð Alleinverantwortlich für das Kind sein ð Verbindung / Beziehung zum Kind herstellen ð „modern“ sein / fühlen ð Erziehungszeit nicht verfallen lassen ð Auszeit vom Job ð … ð * Umfrage Managementwissen Online 2005 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 25 3. Vertrieb – Vertriebswege* • Betriebs- / PersonalrätInnen ð Verbreitung bester Praxis ð Tools zur Dienstleistung und Sensibilisierung ð Handreichungen ð Bildungsangebote • Personalabteilungen • ver.di BetriebsbetreuerInnen • Öffentlichkeitsarbeit * Weitgehend im Projekt festgelegt 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 26 3. Vertrieb - Ansprachekonzepte • Männliche Zuschreibungen beachten ð Perfektion, Effizienz, Durchsetzung, Leistung, Status ð Der Erste und Beste sein ð Technikorientierung • Vorschläge für Formulierungen: ð Simplify your Life: 1 Baby statt 10 Meetings ð Manage your Baby: Checkup für Väter ð Run for the best: Vielfalt statt Einfalt ð Abenteuer Nachwuchs: Pionier in eine neue Welt ð Mein Kind für mich allein ð Handwerkskasten / Bedienungsanleitung ð … 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 27 3. Vertrieb - Ansprachekonzepte • Männliche Wahrnehmungen nutzen ð Visuelle Orientierung: Symbole/Logos grafisch reduzieren z.B. Gießkanne für trockene Haut; Ölkanne für fettige Haut ð Farben: z.B. Orange, Silber, Schwarz, Blau ð Klare Strukturen ð Internet: Gewinnspiel, Fragebogen etc. • „Neue“ männliche Eigenschaften stärken ð Fürsorge, Zärtlichkeit, Emotionalität… 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 28 3. Schwierigkeiten • Marktanalyse: Wollen Väter überhaupt Erziehungszeit nehmen?! ð knapp 5 % Väter nehmen tatsächlich Elternzeit ð es wird angenommen, dass es 25 % werden könnten Ä Vergleich Stromanbieterwechsel: ca. 70 % der Deutschen sind für Ökostrom; ca. 10 % beziehen ihn! • Nutzen: Warum sollen sie Erziehungszeit nehmen wollen? ð Es gibt keine rationalen „männlichen“ Gründe… 22.02.15 Dr. Gabriele Schambach 29 3. Schwierigkeiten • Preis-Leistungsverhältnis des Produktes ð weniger Geld, „weibliche“ Tätigkeit ð „Exot“ bis „Softi“ im Betrieb ð Karrierehemmnis • Andere wollen, dass Väter wollen ð Bundesregierung: muss Wirksamkeit des Produktes beweisen ð Gewerkschaften: wollen sich mit Work-Life-Balance profilieren ð Unternehmen: könnten sich mit familienfreundlichem Image schmücken 22.02.15 Dr. Gabriele Schambach 30 3. Potential • Simplifizierung von (gesellschaftspolitischer und betrieblicher) Komplexität • Sichtweise ändern: Gesetz als Produkt begreifen und „verkaufen“ • Konzentration / Fokus auf Väter-Zielgruppe(n) • Kreativer Umgang mit politischem Anliegen • Gender Marketing als ein Element im Projekt • Übertragbarkeit auf andere Projektbereiche 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 31 4. Werbebeispiele - Unternehmen 1. Frauen- & Männerwerbung: Labello, Süddeutsche Zeitung 2. Weitere Differenzierungen: Ältere Frauen Barmer Ersatzkasse, Schwule Hornbach 3. Stereotype und Klischees: Die Zeit Magazin;Volkswagen 4. Abwertung von Frauen: IWC Uhren, Hornbach 5. Spiel mit Klischees: Bauknecht 6. Auflösung von Stereotypen: Nassauische Sparkasse 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 32 5. Fazit – Gefahr / Schwierigkeit • Reproduktion Geschlechterstereotype • Zementierung Zweigeschlechtlichkeit • Schwierigkeit der Auflösung von Zuschreibungen • Gleichsetzung von sex und gender • Reduktion Gender auf Konsum • Unsichtbarkeit von Machts- und Herrschaftsverhältnissen zwischen den Geschlechtern 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 33 5. Fazit - Potentiale / Nutzen • Sensibilisierte Wahrnehmung von Geschlechterunterschieden • Unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen von Frauen und Männern an Produkte und Angebote berücksichtigen • ggf. Produktentwicklung resp. –anpassung vornehmen • Spezifische Vertriebswege und Ansprachearten entwickeln 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 34 Ein reflektierter Einsatz von Gender Marketing kann für Unternehmen wie Non-Profit-Organisationen ein erfolgreicher Wirtschaftsfaktor sein! 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 35 Vielen Dank Dr. Gabriele Schambach Genderberatung Rheinsberger Str. 35 10435 Berlin T: 030 – 214 69 004 E: [email protected] 16.06.2008 Dr. Gabriele Schambach 36