Umsatzsteigerung für Öko- Lebensmittel bei fast 20
Transcrição
Umsatzsteigerung für Öko- Lebensmittel bei fast 20
Marktdaten aktuell: Öko-Lebensmittelumsatz in Deutschland 2006 ßerdem haben nahezu alle Geschäftstypen Umsatzsteigerung für ÖkoLebensmittel bei fast 20 % des allgemeinen LEH hohe Absatzsteigerungen im bestehenden Sortiment verzeichnet. Die vorläufigen Daten für den Umsatz mit Schließlich haben angebotsbedingte Knapp- Öko-Lebensmitteln in Deutschland für 2006 heiten in der Versorgungslage mit Öko- müssen um mindestens 100 Mill. € auf 4,6 Lebensmitteln zu Preis- und damit Umsatz- Mrd. € nach oben korrigiert werden. Nach- steigerungen auf der Einzelhandelsstufe ge- dem nun weitere Daten aus dem allgemeinen führt. Neben dem allgemeinen LEH haben Lebensmittelhandel (LEH) vorliegen, wird nur noch die Naturkostläden (hier vor allem deutlich, dass die vorläufige, auf Paneldaten die Bio-Supermärkte) und die Drogeriemärkte beruhende Hochrechnung der LEH-Umsätze von dem „Bio-Boom“ profitieren können. für Öko-Lebensmittel mit 4,5 Mrd. € zu nied- Der „Bio-Boom“ in Deutschland hält nun rig war. Anstatt um 500 Mill. € dürfte der Um- schon das dritte Jahr in Folge an, was auch satz mit Öko-Lebensmitteln im allgemeinen deswegen besonders bemerkenswert ist, als LEH 2006 um rund 650 Mill. € gegenüber sich die Einkommen der Verbraucher in den 2005 gestiegen sein. Das entspricht einer letzten drei Jahren real kaum verändert ha- Steigerung um mehr als 40 %. Dieser enor- ben. Dies zeigt, dass deutsche Verbraucher me Umsatzanstieg im allgemeinen LEH war keineswegs nur Billig-Lebensmittel kaufen im Wesentlichen auf vier Faktoren zurückzu- wollen, sondern im Jahr 2006 bereit waren, führen: Der größte Wachstumsimpuls ist im Vergleich zum Vorjahr 18 % mehr Geld für 2006 von der Sortimentsausweitung bei ver- Öko-Lebensmittel auszugeben. Von diesem schiedenen Discountern und beim Bran- positiven Gesamttrend profitieren aber immer chenprimus Edeka ausgegangen. Des Weite- weniger Anbieter, d.h. es gibt starke Struk- ren sind 2006 weitere Einzelhandelsgeschäf- turverschiebungen im Gesamtmarkt. te (u. a. im Discount-Bereich) neu in den Ab- Die Tabelle verdeutlicht die Entwicklungen satz mit Öko-Produkten eingestiegen. Au- der Öko-Lebensmittelumsätze (ohne Außer- Umsätze und Umsatzanteile für Öko-Lebensmittel in Deutschland nach Absatzebenen Umsätze in Mrd. Euro ohne Außer-Haus-Verzehr 2000 Erzeuger 1 2001 2002 2003 Umsätze in % Umsätze in % Umsätze in % Umsätze 2004 2005 in % Umsätze in % 2006 Umsätze in % Umsätze in % 0,35 17 0,45 17 0,52 17 0,52 17 0,56 16 0,54 14 0,51 11 Handwerk2 0,14 7 0,20 7 0,22 7 0,23 7 0,24 7 0,24 6 0,24 5 Reformhäuser 0,21 10 0,24 9 0,27 9 0,27 8 0,27 8 0,24 6 0,22 5 0,57 28 0,74 27 0,78 26 0,81 26 0,90 26 0,99 25 1,08 23 0,68 33 0,95 35 1,05 35 1,09 35 1,28 37 1,60 41 2,25 49 0,10 5 0,12 4 0,17 6 0,20 6 0,25 7 0,29 8 0,30 7 2,05 100 2,70 100 3,01 100 3,10 100 3,50 100 3,90 100 4,60 100 Naturkostfachgeschäfte 3 Lebensmittelhandel Sonstige 4 Insgesamt 1 Landwirte einschl. Wochenmärkte und Lieferdienste von Erzeugern Bäckereien, Fleischereien Einschl. Discounter und Obst und Gemüse Fachgeschäfte 4 Drogeriemärkte, Tankstellen, Versandhandel, Tiefkühlheimdienste u.a. 2 3 Quelle: Prof. Dr. Ulrich Hamm, Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing, Universität Kassel; Markus Rippin, Agromilagro research Prof. Dr. Ulrich Hamm, Universität Kassel und Dipl.-Ing.agr. Markus Rippin, Agromilagro research Marktdaten aktuell: Öko-Lebensmittelumsatz in Deutschland 2006 Haus-Verzehr) in Deutschland seit 2000. In zweistellige Wachstumsraten beim Umsatz absoluten Umsätzen haben alle aufgeführten zu verzeichnen hatten und wieder zahlreiche Absatzkanäle von dem Marktwachstum profi- neue tiert. Das unterschiedliche Ausmaß der Ge- mussten viele kleinere Naturkostläden trotz winner am Öko-Markt wird deutlich, wenn des starken Marktwachstums für immer ge- man die Marktanteile betrachtet. Große An- schlossen werden, weil sie dem Wettbewerb teile am Öko-Markt haben seit 2000 der all- mit dem allgemeinen Lebensmittelhandel und gemeine Lebensmittelhandel (einschließlich der steigenden Zahl von Bio-Supermärkten Discounter) und die „Sonstigen“ (vor allem nicht standhalten können. Exakte Angaben Drogeriemärkte) hinzugewonnen. Im Ver- über solche Ladenschließungen sind zwar gleich von 2006 zu 2005 hat nur der allge- nicht verfügbar. Wenn man aber die Adress- meine Lebensmitteleinzelhandel (einschließ- dateien von regionalen Verkaufstellenver- lich Discounter) seine Bedeutung am Öko- zeichnissen aus den Jahren 2002 bis 2004 Markt ausgebaut. Beim absoluten Umsatz- stichprobenartig überprüft, so ergibt sich dar- wachstum konnten auch die Naturkostfach- aus ein Rückgang in der Zahl der Geschäfte, geschäfte von 2005 auf 2006 um fast 100 der auch dann noch im zweistelligen Pro- Mill. € zulegen und erstmals die Grenze von zentbereich liegen dürfte, wenn man unter- 1 Mrd. Umsatz überspringen. stellt, dass einige Läden nur den Standort Hinter diesen Zahlen verbergen sich so- Bio-Supermärkte eröffnet wurden, gewechselt haben. wohl beim allgemeinen LEH als auch beim Ein noch stärkerer Strukturwandel voll- Naturkostfachhandel größere Umwälzungen. zieht sich bei den landwirtschaftlichen Erzeu- Beim LEH haben 2006 die Discounter insge- gern. Auch hier führt die steigende Zahl von samt am stärksten zugelegt und insbesonde- Verkaufsstellen im allgemeinen Lebensmit- re Verbrauchermärkten Marktanteile abge- telhandel dazu, dass viele meist kleinere nommen. Allerdings zeigte sich in jüngster landwirtschaftliche Unternehmen den Verkauf Zeit auch, dass Öko-Lebensmittel im Dis- an Endverbraucher einstellen, weil er sich counter nicht an jedem Standort und nicht kaum noch lohnt. Wenn Eier, Kartoffeln, von alleine zum Selbstläufer werden. Sehr Möhren, Äpfel und Milch aus dem Öko- hohe zweistellige Umsatzsteigerungen im Landbau praktisch in fast allen Supermärkten bestehenden Sortiment wurden von selbst- und Discountern zu günstigen Preisen ange- ständigen Einzelhändlern insbesondere der boten werden, dann nehmen immer weniger Edeka und von kleineren Handelsketten mit Verbraucher extra Wege zu Landwirten auf starkem Öko-Engagement der Geschäftsfüh- sich, um diese klassischen Direktvermark- rung (z. B. tegut) gemeldet. tungsprodukte einzukaufen. Größere Hoflä- Starke strukturelle Veränderungen finden den, die ein breites Sortiment und darüber auch zwischen den Naturkostläden statt. hinaus betriebliche und regionale Spezialitä- Während 2006 viele größere Naturkostläden ten anbieten, konnten demgegenüber auch Prof. Dr. Ulrich Hamm, Universität Kassel und Dipl.-Ing.agr. Markus Rippin, Agromilagro research Marktdaten aktuell: Öko-Lebensmittelumsatz in Deutschland 2006 2006 ein deutliches Umsatzwachstum ver- weitung bestehender Ketten erzielt wurde, zeichnen. Insbesondere Öko-Fleisch, das nur hat sich 2006 deutlich verlangsamt. Auch hier in wenigen Geschäften des allgemeinen Le- scheint der direkte Wettbewerb mit dem all- bensmittelhandels frisch verkauft wird, ist in gemeinen LEH und Bio-Supermärkten härter den letzten Jahren zu einem großen „Um- geworden zu sein. satzbringer“ für die landwirtschaftlichen Er- Das Umsatzwachstum mit Öko- zeuger geworden. Insgesamt dürfte aber der Lebensmitteln insgesamt hätte 2006 deutlich Umsatz aller landwirtschaftlichen Direktver- höher ausfallen können, wenn nicht zuneh- markter (einschließlich Wochenmärkte) 2006 mende zum zweiten Mal in Folge rückläufig gewesen mentsausweitung gebremst hätten. Das in sein. den letzten drei Jahren starke Wachstum der Unter der zunehmenden Verfügbarkeit von Versorgungsengpässe Verbrauchernachfrage die nach Sorti- Öko- Öko-Brot und -Backwaren in immer mehr Lebensmitten hat sich bislang nicht auf die Einkaufsstätten hat 2006 auch der Umsatz Bereitschaft einer steigenden Zahl deutscher der Bäckereien gelitten, die deutlich an Landwirte ausgewirkt, ihre Betriebe auf den Marktanteilen verloren haben. Bei dem zwei- Öko-Landbau ten Hauptvertreter des Lebensmittelhand- üben die staatlichen Abnahme- und Preisga- werks, den Fleischereien, bremsten zwar rantien für die so genannte grüne Energie auf zunehmende Angebotsengpässe das Wachs- die Landwirte eine höhere Anziehungskraft tum aber für Investitionen aus als die Marktnachfrage gleichzeitig zu steigenden Preisen, so dass der Verbraucher nach Öko-Lebensmitteln. der Umsatz insgesamt noch ausgedehnt Die Beschaffung von Öko-Lebensmitteln wird werden konnte. Reformhäuser haben dage- daher 2007/2008 das beherrschende Thema gen schon im zweiten Jahr in Folge beträcht- im Handel mit Öko-Lebensmitteln bleiben, liche Umsatzeinbußen (nicht nur im Öko- denn Lebensmittelbereich) müssen. Booms“ ist nicht in Sicht. Auch in unseren Der einstige Pionier der Vermarktung von Nachbarländern (z.B. in Österreich, Däne- Öko-Lebensmitteln, der im Jahr 2000 noch mark und den Niederlanden) verzeichnete über einen 10-prozentigen Marktanteil ver- der Umsatz mit Öko-Lebensmitteln 2006 sehr fügte, hat es offensichtlich nicht geschafft, hohe Zuwachsraten. Entgegen der Wünsche bestehende Kunden nachhaltig an sein Ver- vieler Verbraucher und zunehmend auch der kaufskonzept zu binden bzw. genügend jün- Einkäufer einiger Handelsketten wird daher gere Neu-Kunden zu gewinnen. Das in den den Anbietern in Deutschland nichts anderes Jahren 2003 bis 2005 stürmische Umsatz- übrig bleiben, als die steigende Nachfrage wachstum der Drogeriemärkte, das im We- nach Öko-Lebensmitteln zunehmend durch sentlichen durch den Neu-Einstieg einiger Rohstoffimporte aus osteuropäischen EU- Ketten und die beträchtliche Sortimentsaus- Ländern und Drittländern zu decken. der Angebotsmenge, führten hinnehmen ein umzustellen. Ende des Offensichtlich deutschen Prof. Dr. Ulrich Hamm, Universität Kassel und Dipl.-Ing.agr. Markus Rippin, Agromilagro research „Bio-