PREISZEIT
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29 REISEN Frankfurter Rundschau, Samstag, 17. März 2007 I Nr. 65 I D hier, alten Handwerkstraditionen folgend, hergestellt. Späne fliegen, ein Mann in Latzhose bearbeitet einen Holzblock mit einer Motorsäge, innerhalb von fünf Minuten hat er daraus einen 50 Zentimeter hohen Bären geschnitzt. In einer Mühle wird Mehl gemahlen, nebenan Brot gebacken. Vor einer Bude gravieren Frauen die Berglandschaft der Smoky Mountains in Schieferplatten, in einer Hütte werden Schalen getöpfert. Auf einer Bühne inmitten des Vergnügungsparks spielt – natürlich – eine Bluegrassband. Dollywood, ein Disneyland, das versucht, authentisch zu sein, ein Widerspruch, den auch Dolly Parton verkörpert: Sie ist eine der besten Country-Songschreiberinnen – von ihr stammt zum Beispiel „I will always love you“ (in den 90ern berühmt geworden durch Whitney Houston) – und wird geliebt auch von der alternativen Szene. Gleichzeitig steht sie mit ihren bevorzugt rosafarbenen, mit Glitzerzeug versehenen Klamotten und ihren Schönheitsoperationen – Originalton Parton: „Es hat eine Menge Geld gekostet, so billig auszusehen“ – für Künstlichkeit pur. Bluegrass macht glücklich BILDER: NADINE BRACHT (2) Fortsetzung von der letzten Seite solche Anekdoten. Viele hat er in seinem MuBluegrass stammt nicht aus Nashville, er ist seum gesammelt und mit Filzstift auf Tafeln die Musik der Menschen aus den Bergen. geschrieben, die neben den Exponaten hänSpurensuche 300 Kilometer nordöstlich in gen. Dann entschuldigt er sich, er will nach Norris bei Knoxville. Ein kleines Dorf, Holz- draußen. Dort stehen auf einer überdachten häuser und Scheunen sind um eine Wiese Bühne vier alte Männer mit Instrumenten, gruppiert, auf der Schafe weiden, in der Mit- davor sitzen auf grünen Schaukelstühlen älte steht eine Heugarbe, wie man sie nur noch tere Damen. Rice hat seine Mandoline gevon Schwarz-Weiß-Fotografien kennt. Ein idyllisches Bild, man könnte meinen, man sei im 19. Jahrhundert gelandet – wären nicht die Autos auf der nahe gelegenen Autobahn zu hören. Im Schatten eines Baumes Unterhaltung mit John Rice Irwin, 76 Jahre alt, schneeweißes Haar. „Hier wurden auch schon einige Fernsehfilme gedreht“, knurrt er. „Die Straße muss dann gesperrt werden, und das macht die Leute furchtbar böse.“ John Rice Irwin – er gibt sich zunächst bärbeißig, entpuppt sich aber schnell als ausgesprochen freundlich – ist Gründer und Leiter des „Museum of Appalachia“, eines Freilichtmuseums, in dem die Kultur der Menschen bewahrt werden soll, die in den Appalachen leben und lebten, einem Gebirgszug, der vom Staat New York im Norden bis nach Tennessee, Alabama und Mississippi im Süden reicht. Die Bewohner waren isoliert und hielten die Kultur, das heißt vor allem die Musik, am Leben, die ihre Vorfahren aus Irland, Schottland, England und Deutschland mitgebracht hatten. Rice hat alte Heuschober und Häuser aus den Appalachen – unter anderem die Hütte, Musiker vor der in der Mark Twain als Kind lebte – aufgeSilhouette von Nashville. spürt. Er hat sie ab- und hier in Norris wieder aufbauen lassen, er hat Relikte aus der guten alten Zeit gesammelt, wie stählerne Gefängniszellen und den Pferde-Wagen von holt, gibt mit ein paar rhythmischen SchläDoc Randall, Aufschrift: Pillen, Zähne-Zie- gen auf die Saiten das Startsignal. Die Band hen und Musik. beginnt zu spielen – Bluegrass. Rice führt in sein Büro, dort hat er eine Fahrt durch die Smoky Mountains, jenem USA-Karte, auf der eingezeichnet ist, wo die Teil der Appalachen, der durch den Osten bedeutenden Country-MuTennessees verläuft. Hier siker herkommen. Die Apim „Great Smoky Mounpalachen – und hier noch Inmitten der tains National Park“, einem einmal besonders Tennes- Western-Stadt- Attrappe nahezu unbewohnten Gesee – sind mit Namen über- spielt – natürlich – eine biet, so groß wie das Saarsät, während im Rest der land, ist die typische LandUSA kaum welche zu finden Bluegrass-Band. schaft der Appalachen ersind. „Als Bill Monroe den halten geblieben. Eine Bluegrass erfand, nahm er einfach die Mu- schmale Straße führt quer durch den Park sik, die hier schon 200 Jahre gemacht wurde entlang eines reißenden Baches, mannshound gab ihr mehr Drive.“ he Findlinge liegen in seinem Bett. NebelRundgang mit Rice durch seine Hall of Fa- schwaden hängen über den dicht bewaldeme, hier hat er einen Cowboyhut des 1996 ver- ten Hügeln, ein idyllisches Bild. storbenen Bill Monroe und ein Foto von ihm Eine halbe Stunde später der Kontrast davor einer Stretchlimousine. „Monroe lebte zu: Pigeon Forge, 5000 Einwohner, das Tor in einem bescheidenen Farmhaus, aber er zu den Bergen. An der vierspurigen, geraden hatte einen riesigen Cadillac, den er in einer Straße, die durch den Ort führt, sieht man riealten Scheune parkte.“ Rice lächelt, er liebt sige künstliche Kraken, Haie und Piraten- Drake Gerret , 19, ist aus Florida zum Bluegrass-Kongress gekommen, um zu jammen. schiffe, Dekor für zahlreiche Minigolfplätze. Dazwischen, ohrenbetäubend laut, Kartrennbahnen. Daneben Motels. Neun Millionen Menschen besuchen pro Jahr den „Great Smoky Mountains National Park“. In Pigeon Forge machen viele Halt. Die Stadt wirkt wie ein einziger Vergnügungspark. Hier steht auch der größte weit und breit: Dollywood. Er gehört Country-Legende Dolly Parton, laut Musikmagazin Billboard die reichste Frau in der Geschichte der Pop-Musik. Eine große Werbetafel in der Stadt zeigt die 61-Jährige, wie man sie kennt: wasserstoffblond, grell geschminkt, weiter Ausschnitt, breit lächelnd. In der Hand hält sie ein Banjo. Neben ihr der Slogan der aktuellen Veranstaltung in Dollywood „New – Bluegrass and Barbecue“. Dolly Parton hat den Trend erkannt und bietet Auftritte der bekanntesten Musiker aus der Szene – und dazu reichlich Fleisch. In Dollywood erwartet den Besucher zuerst eine Westernstadt-Attrappe, wie sie auch in einem deutschen Freizeitpark stehen könnte. Alles eine Nummer größer, versteht sich: Eine echte Dampflok mit drei Personen-Waggons fährt laut tutend durch den Park, das mächtige Gebälk der weltweit längsten hölzernen Achterbahn ragt in den Himmel, ein Apfelkuchenstück wiegt 500 Gramm. „Wir mögen große Sachen“, sagt der ältere Mann hinter dem Tresen mit einem breiten Grinsen. Die Souvenirs, die man in Dollywood kaufen kann, werden zum großen Teil auch Rückkehr nach Nashville an einem Samstagabend. Der Bluegrass-Kongress ist beendet, heute tritt die beste Newcomer-Band der Szene, „The Infamous Stringdusters“, auf, im „Station Inn“, der angesagtesten Location in Nashville. Das ist von außen ein unscheinbarer grauer Kasten unweit der Innenstadt, von innen eine düstere, aber charmante Kneipe mit verschrammten Holzstühlen und Tischen, einer Bühne von nur 30 Zentimetern Höhe und heute Abend etwa 80 Zuschauern im gut gefüllten Saal. Die Stringdusters kommen auf die Bühne: Sechs coole Jungs in Turnschuhen zwischen 25 und 32, der Gitarrist hat schulterlanges Haar, der Fiddler trägt eine Intellektuellen-Brille, der Dobro-Spieler hat mit Heavy Metal angefangen, und sein T-Shirt sieht immer noch danach aus. Die Band steht im Halbkreis auf der Bühne. Wer singt – und das tun sie reihum – tritt vor zum einzigen Gesangsmikrophon. Es gibt mehrstimmige, ausgebreitete Harmonien, dann ein wahnwitzig schnelles BanjoSolo, frenetischer Applaus mitten im Lied. Der Dobro-Spieler schlittert in eine andere Tonart, Break, der Gitarrist steht auf den Zehenspitzen, Solo, er lächelt selbstvergessen. Nach dem Lied jubelt das Publikum. Backstage, nach zwei Stunden Konzert, sieht Gitarrist Chris Eldridge erschöpft aus, aber er lächelt immer noch. „Bluegrass“, sagt er, „Bluegrass macht glücklich.“ FERNSEH-TIPP Ein Traum von Afrika VON HARALD KELLER Manchmal haben ausgedehnte Reisen Auswirkungen aufs ganze Leben. Hiltrud Reinhard erfüllte sich vor langer Zeit einen Jugendtraum und fuhr ein Jahr lang mit Mann und kleinem Kind im Landrover durch Afrika. Heute lebt sie immer noch dort, als Inhaberin einer Gästelodge am Rande der Kalahari. Tochter Alina ist mittlerweile selbst Mutter und nach ihren Lehr- und Wanderjahren nach Namibia zurückgekehrt, wo sie ein eigenes Safari-Unternehmen unterhält. Afrika-Filme sind, besonders als romantisierende, rückwärts gewandte Erzählung, verlässliche Quotenbringer. Die ZDF-Doku-Soap „Unsere Farm in Afrika“ greift den Trend auf und berichtet von deutschstämmigen Namibiern, die in der früheren deutschen Kolonie ansässig geworden sind. Doug Woelk kehrte vor 38 Jahren München den Rücken, um Ranger zu werden. Er möchte die Weite des Wildparks nahe Windhoek nicht mehr missen. Auch Tierarzt Ulf Tubbesing und seine Frau Michaela sind Deutsche. Sie arbeiten hart, um sich ihren afrikanischen Traum zu erfüllen. Entschädigung bieten ihre Besuche bei Tate und Induna, zwei Leoparden, die Tubbesing einst vor dem Tod bewahrte. Inzwischen leben die Raubtiere wieder in der Wildnis, nur die Tubbesings können sich ihnen ungefährdet nähern. ZUHAUSE IN DER WILDNIS „Unsere Farm in Afrika“, ab 19.3. werktags, 14.15 Uhr, ZDF. BILD: MICHAELA HUMMEL/ZDF PREISZEIT PREISSENKUNG NUR BIS ZUM 31.03. 2007 SCHNELL DEN SOMMER BUCHEN! Checken Sie unsere Angebote für einen einmaligen Sommerurlaub und buchen Sie jetzt Ihren Wunschurlaub zum Neckermann-Preis. Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro, unter Telefon 0180 3 888855 (€ 0,09/Min.) oder unter www.neckermann-reisen.de ÄGYPTEN | Hurghâda SUNRISE Holidays Resort nnnn+ 1 Woche im Spartipp-Doppelzimmer, All Inclusive, 50 € gespart bei Buchung bis 31.3.07 p. P. ab 566 € ÄGYPTEN | Sharm el Sheikh SUNRISE Island Garden Resort nnnn 1 Woche im Doppelzimmer, All Inclusive, 30 € gespart bei Buchung bis 31.3.07 p. 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