Die Energieholz

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Die Energieholz
Bildquelle: Liptay
Energie > Reportage
Der Woodcracker C 150 überzeugte die Besucher des Bioenergietages in Wippenham vor allem mit
seinem raschen Arbeitsfortschritt bei dünnen Stämmen Bioenergietag
Die Energieholz-Pflücker
Effiziente Erntesysteme für Kurzumtriebsplantagen
Moderne Erntetechniken für Energieholz wurden am 3. Februar in Wippenham live
vorgeführt. Über 400 Besucher bewiesen trotz eisiger Kälte großes Interesse an der
Biomassenutzung. Am Energiestammtisch diskutierte man über die Potenziale von
Kurzumtriebsplantagen (KUP) und bürokratische Hürden bei deren Anlage.
T
emperaturen von –15° C machten den Bioenergietag im oberösterreichischen Wippenham zum echten Härtetest für Mensch und Maschinen. Bis auf einen Gehölzmähhäcksler, bei
dem ein Dieselfilter einfror, konnten aber alle Maschinen planmäßig gezeigt werden. Im Mittelpunkt stand die Woodcracker C-Serie von Westtech, Waizenkirchen. Die auf Bagger angebauten
Fäller-Sammler-Aggregate C 150, C 250 und C 350
beernteten Pappelbestände zwischen drei und
zwölf Jahren. Dabei umfassten drei Paar Greiferarme die Stämme, die danach von einem beweglichen Stahlmesser abgetrennt wurden. Nur beim
für Schwachholz bis 15 cm ausgelegten C 150 werden die Stämmchen über ein fest stehendes Messer gezogen. „Deshalb arbeitet der C 150 besonders schnell und erntet bis zu 15 srm/h“, erklärte
Westtech-Geschäftsführer Ing. Werner Steininger.
„Er eignet sich zum Freihalten von Leitungstrassen
oder zur Anlage von Rückegassen.“
Für Baumpflege und Durchforstungen
Allen drei Aggregaten ist gemein, dass sie die abgeschnittenen Stammbündel festhalten und aus
dem Bestand heben können. „Das funktioniert wie
Blumen pflücken“, verglich Steininger. „Beim Einsatz entlang von Autobahnen oder Alleen hat man
Sicherheit und kann auf Fällungen mit Hochladern
verzichten.“ Die stärkeren Fällköpfe C 250 und
C 350 können auch bei Erstdurchforstungen verwendet werden. „Voraussetzung ist das Aushalten
von Energieholz, weil die Woodcracker nicht entasten können“, betonte Steininger. Mit dem C 350
sei, abhängig von Bestand und Gelände, eine Tagesleistung bis 350 srm möglich. „Der Bagger als
Standard-Anbaugerät kostet 70 bis 80 €/h“, rechnete Steininger vor. Die Kosten für das Schneiden
und Rücken bezifferte er mit etwa 5 €/srm. Addiere man Hackkosten von 3 €/srm, könne man Hackgut für rund 8 €/srm an die Waldstraße liefern.
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H o l zk u r i e r 07 • 16.02. 2012
Weltweit größter Traktorhacker
Das Häckseln der von den Woodcrackern gestapelten Ganzbäume übernahm ein Jenz HEM
820 Z. Herstellerangaben zufolge handelt es sich
dabei um den weltweit größten per Zapfwelle
angetriebener Mobilhacker. Mit den 390 PS eines
Fendt-Traktors 939 zerkleinerte die Maschine mit
einem Einzug von 120 mal 85 cm die Ganzbäume
bündelweise. Bei der Beschickung mit den langen
Pappelstämmen kam dem Hacker der 2,1 m-Einzugstisch zugute. Norbert Goldnagl, Geschäftsführer von Jenz Österreich, Kasten, zählte die 2 m2
große Siebfläche und den schnellen Messerwechsel als weitere Vorteile auf.
Nicht zum Einsatz kam leider der auf der Agritechnica 2011 im November erstmals vorgestellte
Jenz-Gehölzmähhäcksler GMH 140. Das Anbaugerät für Großtraktoren mit 250 kW erntet Weichhölzer bis 14 cm Durchmesser. Die vorgebogenen
Stämme werden von zwei liegenden Kreissägen
abgetrennt, von der Hacktrommel zerkleinert und
auf einen mitfahrenden Hänger geblasen. Eine
Leistung von 120 bis 150 srm/ha in ein- oder zweireihigen KUP macht den GMH 140 zur vielversprechenden Alternative bei der Energieholzernte.
Wie Blumen pflücken funktioniert die Holzernte
mit dem Woodcracker C 350 – das kleine Foto zeigt
den C 250 für Stämme bis 25 cm Durchmesser
Adaptierter Mähhäcksler
Live vorgeführt wurde stattdessen ein mit Holzvorsatz ausgestatteter Maishäcksler von New Holland. Nach Angaben von Lohnunternehmer Herbert Roth, Owingen/DE, kann der Häcksler stündlich 0,7 bis 1 ha beernten. Mit den teils 20 cm dicken Wurzelstöcken hatte die Maschine allerdings
mitunter ihre Mühe. Ein dreijähriger Umtrieb der
KUP sei ideal für den Mähhäcksler, betonte der
Lohnunternehmer.
Beim Energiestammtisch bezeichnete DI (FH)
Sebastian Hauk, Hochschule WeihenstephanTriesdorf, einen sieben- bis zehnjährigen Umtrieb
als optimal für Wachstum und Hackgutqualität.
Bayerische Landwirte beklagten, dass sie bei
der Genehmigung von Energiewäldern oft Ausgleichsflächen anlegen müssten, was bei landwirtschaftlichen Kulturen nicht erforderlich sei.
„Unsere Energiewälder werden nicht gedüngt
und sollten daher als Ökoflächen gelten“, forderte
Gastgeber Dr. Josef Zeilinger, der den „Loryhof“
seit 2001 mit Weichholz-Hackschnitzeln beheizt.
Ein weiterer Praxistag Bioenergie mit Vorführungen und Vorträgen findet am 29. Februar in
Kandel/DE statt (s. Beitrag S. 27). PL ‹
Der 2,1 m lange Einzugstisch und zwei aggressive Einzugswalzen sorgten beim Mobilhacker Jenz
HEM 820 für ein zügiges Verarbeiten der abgezwickten Ganzbäume zu Hackschnitzeln