Schutz von pneumatischen Systemen
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Schutz von pneumatischen Systemen
THEORIE & PRAXIS AUFNAHME- BEREIT DER LUFTTROCKNER NIMMT DIE LUFTFEUCHTIGKEIT AUF – UND SCHÜTZT SO DAS PNEUMATISCHE SYSTEM. SCHWER UNTER DRUCK: PNEUMATIK IM NUTZFAHRZEUG Bei mittleren und schweren Nutzfahrzeugen ab einem zulässigen Gesamtgewicht von ca. 7,5 t werden etliche Fahrzeugkomponenten pneumatisch betrieben. Dazu saugt ein – vom Fahrzeugmotor angetriebener – Kompressor die gereinigte Luft über den Luftfilter an und verdichtet sie auf etwa 11 bar Überdruck. Die komprimierte Luft wird in mehreren Druckluftbehältern am Zugfahrzeug und Anhänger gespeichert. Aus diesen Behältern werden alle Verbraucher versorgt. DAS STEHT IM NUTZFAHRZEUG UNTER DRUCK (UNTER ANDEREM): Die Bremsen von Zugfahrzeug und Anhänger Die Passagiertüren von Bussen (beim Öffnen und Schließen) Die Luftfederbälge auf der Einstiegsseite von Bussen (beim „Kneeling“ genannten seitlichen Absenken zum komfortablen Ein- und Ausstieg der Fahrgäste) Die Luftfederung des Fahrzeugs und des Anhängers Die Höhenregulierung des Lkw während der Be- und Entladung Der luftgefederte Fahrersitz Die Kupplung (bei pneumatischer Kupplungsunterstützung) Das Getriebe (bei pneumatischer Schaltung des Getriebeautomaten) Die Abgasreinigungsanlage (durch pneumatische Dosierung von Harnstoff) Die externen Anschlüsse für Werkzeuge (Schlagschrauber, Reifendruckprüfer, usw.) AFTERMARKET n e w s 12 AUFBAU EINER DRUCKLUFTBREMSE 5 3 2 4 1 5 6 6 6 1 Luftkompressor 2 Druckregler 3 Lufttrockner 4 Regenerationsluftbehälter 5 Druckluftbehälter 6 Bremszylinder 6 In der Luft befindet sich – abhängig von der Region, in der das Fahrzeug betrieben wird, der Umgebungstemperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit – bis zu 50 g Wasserdampf pro Kubikmeter Luft. Diese Wasseranteile dürfen keinesfalls ins pneumatische System gelangen, da sie dort Korrosion verursachen würden – mit schwerwiegenden Folgeschäden. Um das System zu schützen, werden Lufttrockner eingesetzt. THEORIE & PRAXIS DER LUFTTROCKNER – INTELLIGENTE KONSTRUKTION MIT INNEREN WERTEN Das Gehäuse des Lufttrockners besteht aus einer dickwandigen Stahlkartusche und einer Endscheibe mit Anschraubgewinde. Im Inneren des Lufttrockners befindet sich das Kernstück, ein mit Trockenmittel gefüllter Behälter. Das Trockenmittel besteht aus etwa 1 bis 3 mm großen Granulatperlen aus einem sehr offenporigen Material. Durch die vielen kleinen regelmäßigen Poren, Kanäle und Hohlräume ergibt sich eine enorm große aktive innere Oberfläche. Ein Gramm Trockenmittel hat damit eine aktive Oberfläche von mehr als 1.000 Quadratmetern – bei einem Kilogramm Trockenmittel, der üblichen im Lkw zum Einsatz kommenden Menge, stehen so in etwa 1.000.000 qm Fläche zur Verfügung. Das entspricht der Fläche von 200 Fußballfeldern. weiter in das pneumatische System ein – mit dramatischen Konsequenzen. Denn viele Komponenten wie Wegeventile, Bremszylinder oder Getriebeteile sind aus Aluminium und Stahl gefertigt. Gelangt an diese Teile Wasser, ist die Korrosion unaufhaltsam. Bewegliche Bauteile, wie beispielsweise elektromagnetische Ventile, blockieren. Auch das Trockenmittel leidet darunter: Durch den viel zu hohen Wasseranteil wird es sehr schwer, verklumpt – und durch die im Fahrbetrieb entstehenden Vibrationen sowie die Pulsationen des Kompressors wird das Granulat förmlich zertrümmert und zu feinem Pulver zermalen. Der dabei entstehende feine Staub verlässt, mit Kondenswasser gemischt, den Lufttrockner und kontaminiert das pneumatische System. Dieses abrasive Granulatmehl zerstört alle mechanischen Pneumatikkomponenten. Das Granulat ist chemisch und strukturell so beschaffen, dass es an seiner Oberfläche Wasserdampf aus der Luft anlagern kann. Dies nennt man Adsorption (im Gegensatz zur Absorption, siehe unten). Nach einer Kompressor-Betriebszeit von ca. 3 bis 5 Minuten ist der größte Teil der Oberfläche des Granulats benetzt – es muss regeneriert werden. Dazu wird die Förderungsarbeit des Kompressors unterbrochen, die Druckluft aus dem separaten Regenerationsluftbehälter (siehe Abb. Nr. 4 in Grafik „Aufbau einer Druckluftbremse“) in entgegengesetzter Richtung durch den Lufttrockner geblasen und nach außen abgelassen. Durch die Druckentlastung im Lufttrockner wird der vom Trockenmittel aufgenommene Wasserdampf abgelöst, vom Luftstrom mitgerissen und mit der Regenerationsluft über einen Schalldämpfer ins Freie geleitet. KONTROLLE UND WARTUNG – SCHUTZ FÜR DAS PNEUMATISCHE SYSTEM Innerhalb des pneumatischen Systems ist der Lufttrockner ein wichtiges, sicherheitsrelevantes Bauteil. Defekte an der Pneumatik betreffen immer auch den Lufttrockner, setzen ihn außer Funktion und zerstören ihn. Eine regelmäßige Kontrolle auf Dichtheit der Pneumatik des Fahrzeugs (und des Anhängers!), die Beachtung von Warnhinweisen der Bordelektronik sowie die turnusmäßige Wartung und Erneuerung des Lufttrockners sind für die Sicherheit und den Werterhalt des Fahrzeugs unabdingbar. REGENERATION – AUCH GUT FÜR DEN KOMPRESSOR Die regelmäßige Regeneration des Lufttrockners ist Voraussetzung dafür, dass dieser vorschriftsmäßig arbeiten kann. Gleichzeitig bietet die Regenerationsphase dem Kompressor durch die Betriebspause Gelegenheit, sich abzukühlen. Bei einem ununterbrochenen Betrieb würde der Kompressor zu heiß werden und dadurch der Ölanteil in der Druckluft stark ansteigen – und durch die Überhitzung würde sich das Öl in der Luft zusätzlich chemisch zersetzen. Daher ist die Druckluftanlage so ausgelegt, dass der Kompressor maximal zwei Drittel der Zeit arbeitet … und die restliche Zeit dazu genutzt wird, ihn vor Überhitzung zu schützen. DRUCK-FEHLER IM SYSTEM? Was passiert, wenn das pneumatische System undicht ist? Mögliche Ursachen dafür sind beispielsweise ein defekter Bremszylinder an Zugmaschine oder Anhänger, eine undichte Schlauchkupplung an der Druckluftversorgung des Anhängers, ein Riss an einem Luftfederbalg oder eine Blockade am Entlüftungsschlauch. Manchmal ist es auch schlicht menschliches Versäumnis – wenn beispielsweise der Fahrer nach der Luftentnahme vergessen hat, das Ventil wieder zu schließen. In all diesen Fällen erreicht der Kompressor viel zu spät (oder gar nie) den erforderlichen Systemdruck. Wird der Systemdruck nicht erreicht, erhält die Steuereinheit keinen Impuls, den Lufttrockner zu regenerieren. Und das bedeutet: Der Lufttrockner wird zu selten oder gar nicht regeneriert. Wenn das Trockenmittel gesättigt ist, also dessen Oberfläche vollständig mit einer Feuchtigkeitsschicht bedeckt ist, kondensiert Wasser im Trockner und flutet das Granulat. Anstatt Adsorption entsteht Absorption: Alle Poren des Granulats werden mit Wasser gefüllt. In der Folge dringen Feuchtigkeit und Kondenswasser Zur werterhaltenden Instandsetzung sind MAHLE Original und Knecht Lufttrockner erhältlich. Auch beim Herzstück der Druckluftanlage, dem Kompressor, ist MAHLE Aftermarket aktiv und baut das kürzlich lancierte Basisprogramm an MAHLE Original Luftkompressoren laufend weiter aus. Daneben sind für viele Kompressoren ergänzend Ersatzteile und Reparaturkits erhältlich, die den zeitwertgerechten Austausch von Kolben, Ventilen und Dichtungen im Luftkompressor ermöglichen. Ein durch Defekte an der Pneumatik zerstörter Lufttrockner. REGENERATION IM PNEUMATISCHEN SYSTEM Druck 5 3 2 6 7 4 1 A B C D E F Zeit AUFBAU EINES LUFTTROCKNERS Druckstabiles Gehäuse Stahlfeder A Aufladung des Drucksystems B Regeneration C Halten des Drucks D Verbrauch von Druckluft E Wiederbefüllung des Drucksystems F Regeneration 1 2 3 4 5 6 7 Zwischenregeneration Regeneration Verbrauch von Druckluft Verbrauch von Druckluft bis zum Mindestdruck Wiederbefüllung des Drucksystems Regeneration Regeneration beim Abstellen des Motors Kunststoffbehälter Granulat Ölabscheider Endscheibe AFTERMARKET n e w s 13