VERBAND DER VOLKSDEUTSCHEN LANDSMANNSCHAFTEN
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VERBAND DER VOLKSDEUTSCHEN LANDSMANNSCHAFTEN
VERBAND DER VOLKSDEUTSCHEN LANDSMANNSCHAFTEN Bundesverband Haus der Heimat: Steingasse 25, A-1030 Wien Telefon: 01 / 718 59 05 - Fax: 01 / 718 59 05-20 www.vloe.at Email: [email protected] ZVR-Zahl 005677443 UID: ATU 59084305 Mitglieder: Sudetendeutsche Landsmannschaft in Österreich Donauschwäbische Arbeitsgemeinschaft DAG Bundesverband der Siebenbürger Sachsen Karpatendeutsche Landsmannschaft in Österreich Gottscheer Landsmannschaft Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen in Österreich Landsmannschaft der Deutsch-Untersteirer in Österreich Österreichischer Heimatbund Beskidenland Verein Banater Schwaben Österreichs Bundesregierung vor großen Herausforderungen - vieles ist weiterhin unerledigt Die neue Bundesregierung steht vor großen Herausforderungen. Zu den Aufgaben der Zukunft gehören auch die Agenden der Heimatvertriebenen. Vieles ist weiterhin unerledigt und verlangt nach einer Lösung. Lesen Sie bitte, was die Heimatvertriebenen im Haus der Heimat von der Bundesregierung verlangen und wie man sich in den Landsmannschaften eine Lösung vorstellt. Siehe Anhang: Interview mit DI Rudolf Reimann, Bundesvorsitzender des Verbandes der Volksdeutschen Landsmannschaften Österreichs Interview mit Gerhard Zeihsel, Bundesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ) Volkstum DER ECKART Im Gespräch: D.I. Rudolf Reimann Bundesvorsitzender des Verbandes der Volksdeutschen Landsmannschaften Österreichs (VLÖ) DE: Wie beurteilen Sie die österreichische Außenpolitik der letzten Regierung unter dem Aspekt der Beneš-Dekrete und AVNOJ-Gesetze? RR: In der Frage der Heimatvertriebenen und der in der alten Heimat verbliebenen deutschen Altösterreicher war die österreichische Außenpolitik nicht sehr erfolgreich. Denken wir an unsere Forderung, Tschechien, die Slowakei und Slowenien erst dann in die EU aufzunehmen, wenn die Frage der Menschenrechtsverletzungen und der Minderheitenrechte zufriedenstellend gelöst ist. Ebenso sollte vorher die Frage der Aufhebung von Teilen der Beneš-Dekrete, die bis heute noch gelten und reine Rassengesetze sind, gelöst werden. Die Diskriminierung der altösterreichischen deutschen Menschen auf Grundlage dieser Gesetze ist bis heute gültig. Ebenso wird von Slowenien die altösterreichische deutsche Minderheit nicht anerkannt oder gefördert. DE: Mit Kroatien wurde ein bilateraler Vermögensvertrag paraphiert. Warum kam es zu keiner weiteren Behandlung im österreichischen und kroatischen Parlament? RR: Kroatien hat ein Entschädigungsgesetz beschlossen, das den kroatischen Staatsbürgern die Rückgabe des im ehemaligen Jugoslawien auf Grund der AVNOJ-Gesetze enteigneten Vermögens ermöglicht. Ehemalige kroatische Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit, die auf Grund der Vertreibungen 1944/1955 heute in anderen Ländern leben, wird nur dann eine Entschädigung gewährt, wenn ein bilaterales Abkommen abgeschlossen wird. Österreich hat ein solches Abkommen abgeschlossen, welches von Kroatien und Österreich paraphiert wurde. Vor der Ratifizierung durch das kroatische Parlament hat der Staatspräsident Stipe Mesi , ein Altkommunist, sich quergelegt, sodaß es bis heute zu keinem Abschluß gekommen ist. Der österreichischen Regierung ist es nicht gelungen, diesen Mißstand zu beseitigen. 12 Jänner 2009 DE: Gibt es Gespräche mit der serbischen Seite? Aus Belgrad hört man, daß es dort im Parlament schon bald ein Entschädigungsgesetz geben soll. Was erwarten sich die Donauschwaben davon? RR: Seit dem Zerfall Jugoslawiens haben wir sofort mit der Regierung Serbiens Kontakte geknüpft und auf die Vertreibung und Enteignung der Donauschwaben aufmerksam gemacht. Wir haben klar und deutlich auf die Notwendigkeit einer moralischen und wirtschaftlichen Wiedergutmachung hingewiesen und sind dabei auf Verständnis gestoßen. Serbien hat die Notwendigkeit eines Gesetzes zur Restitution in Aussicht gestellt. Zwischenzeitlich wurde ein Gesetz zur Erfassung des enteigneten Vermögens beschlossen sowie zunächst ein Gesetz zur Entschädigung des enteigneten Kirchenvermögens geschaffen. Wir rechnen fest damit, daß auch bald ein Gesetz zur Restitution des enteigneten Privatvermögens auch für die Donauschwaben kommen wird. DE: Slowenien hat ein eigenes Ministerium für die Anliegen der slowenischen Volksgruppen im Ausland angekündigt. Wäre das auch ein Modell für Österreich? RR: Minderheiten müssen geschützt werden! Slowenien hat das für seine Minderheiten im Ausland erkannt und ein eigenes Ministerium für die Anliegen seiner Minderheiten eingerichtet. Die altösterreichischen deutschen Minderheiten aus dem Raum der Donaumonarchie bedürfen verstärkt eines Schutzes durch Österreich. Sie werden nach wie vor diskriminiert und benötigen unsere Unterstützung zur Wahrung ihrer Rechte und ihrer Identität. Unsere Regierung und unser Außenministerium sind hier gefordert! DE: Sie sind Vorsitzender des Verbandes der volksdeutschen Landsmannschaften in Österreich (VLÖ) im Haus der Heimat. Was sind die Aufgaben des VLÖ? D.I. Rudolf Reimann, hier bei der Öffnung einer Ausstellung im Haus der Heimat Volkstum DER ECKART RR: Der VLÖ ist der Dachverband aller deutschen Altösterreicher, die aus ihrer angestammten Heimat vertrieben wurden und heute in Österreich leben. Dieser Zusammenschluss hat sich als sehr positiv erwiesen, da nunmehr mit geballter Kraft die Lösung der Probleme dieser Menschen sowohl in Österreich aber auch der in der Heimat verbliebenen Landsleute, für die wir uns verantwortlich fühlen, erleichtert wird. Die Diskriminierung ist immer noch vorhanden. Die Frage der moralischen und materiellen Wiedergutmachung ist noch immer offen. Die Erlebnisgeneration, heute alte Menschen, ist traumatisiert und bedarf einer Betreuung. Die kulturelle Identität muß bewahrt werden. Die wahrheitsgetreue geschichtliche Aufarbeitung muß weiterhin erfolgen und zwar durch Intensivierung von Forschung, Dokumentation, Kommunikation, Bildungsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit. DE: Im österreichischen Parlament gibt es eigene Vertriebenensprecher. Wie sieht die Zusammenarbeit aus? RR: Seit vielen Jahren haben wir im österreichischen Parlament Vertriebenensprecher aller Fraktionen mit Ausnahme der Grünen. Diese Einrichtung hat sich sehr bewährt und trägt zur Bewältigung unserer Aufgaben bei. Ein Beispiel möchte ich hier nur erwähnen. Auf Initiative der Vertriebenensprecher fand eine Reise von Parlamentariern zu den Organisationen unserer Landsleute in den Ländern der ehemaligen Donaumonarchie statt, die auch in einer bemerkenswerten Dokumentation festgehalten ist. Sie hat zum Selbstbewußtsein unserer Landsleute aber auch zu Anerkennung und Achtung in ihren Heimatländern beigetragen. DE: Welche Forderungen stellen Sie an die neue Regierung? RR: Es wird unsere Aufgabe sein, in der neuen Regierung um ein größeres Verständnis für die deutschen Altösterreicher und ihre Probleme zu werben. Wir hoffen auf eine gute Zusammenarbeit, insbesondere mit dem Außenministerium. Wir allein können die bevorstehenden Aufgaben nicht lösen, dazu brauchen wir die intensive Mitwirkung der Regierung. DE: Wie könnten nach Meinung des VLÖ die Probleme mit Tschechien, der Slowakei, Kroatien, Slowenien und Serbien gelöst werden? RR: Um ein Europa in Frieden zu schaffen, bedarf es der lückenlosen Aufarbeitung der Vergangenheit. Geschehenes Unrecht muß beseitigt werden, um gegenseitige Achtung zu erlangen. Dies kann auf zwei Ebenen erfolgen. Die erste Ebene ist, die Menschen aufzuklären und ihr Verständnis für das an uns geschehene Unrecht zu wecken. Dies sollte auch im kulturellen Bereich erfolgen durch Literatur, Gedankenaustausch und gegenseitige Begegnungen, um Verständnis für die andere Seite zu erreichen. Die zweite Ebene ist die politische. Hier muß durch intensive Verhandlungen der Regierung unter Einbindung der Betroffenen für Lösungen gesorgt werden. Eine unnachgiebige und entschlossene Vorgangsweise wird hier nötig sein. Das Recht liegt auf unserer Seite. Das Gespräch führte Dr. Peter Wassertheurer Neuer KDV-Vorsitzender Am 29. November 2009 wählte der Karpatendeutsche Verein in der Slowakei an seinem Hauptsitz in Kaschau den 1950 geborenen Ing. Anton Oswald, CSc, zum neuen Vorsitzenden. Ing. Oswald diente dem KDV bislang u.a. als Vorsitzender seiner Heimatregion Hauerland. Er folgt Dr. Ondrej Pöß, ebenfalls einem Hauerländer, nach, der viele Jahre lang Vorsitzender war. Dr. Pöß bleibt Direktor des staatlichen (!) Museums der Karpatendeutschen in Preßburg und wird weiterhin dem KDV zur Verfügung stehen. W.St. Jänner 2009 13 Volkstum Der Eckart Im Gespräch: Gerhard Zeihsel Bundesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ) A nläßlich der aktuellen Koalitionsverhandlungen befragte der ECKART Gerhard Zeihsel, LAbg. a.D., zu seiner Einschätzung der aktuellen Vertriebenendiskussion in Österreich und zu seinen Erwartungen an die neue Bundesregierung. DE: Wo steht im Moment die österreichische Vertriebenenpolitik? GZ: Es gibt einen Stillstand in unserer Frage – alles wartet auf eine neue Regierung. DE: Woran liegt das? GZ: Die letzte große Koalition konnte innerösterreichische Fragen nicht lösen – sie dachte gar nicht an die Sudetendeutsche Frage! Die Frau Außenminister Plassnik interessiert diese Frage nicht – die österreichische Botschafterin in Prag, Klestil-Löffler, hat es noch nicht geschafft, dem Sudetendeutschen Büro in Prag einen Besuch abzustatten. Die Augen waren nur auf die EU gerichtet und man war äußerst darauf bedacht, nicht durch solche Forderungen und Ansinnen „negativ aufzufallen“. Und: Wirtschaftsinteressen Österreichs im Osten sollten ja auch nicht gefährdet werden. DE: Und was machen die Tschechen und Slowaken in dieser Frage? GZ: Das Parlament in Prag hatte schon 2002 – also vor der Aufnahme in die EU – die Beneš-Dekrete einstimmig neu beschlossen und trotzdem wurde das Land aufgenommen. Das Gefälligkeitsgutachten von Frowein bildete das Schild. In Preßburg herrschte diesbezüglich Ruhe, da die ungarischen Koalitionsparteien mitregierten und eine Stillhaltevereinbarung (über die Beneš-Dekrete) mit ihren slowakischen Regierungspartnern bestand. Man hatte damit andere Vorteile für die ungarische Minderheit eingehandelt. Jetzt sind sie in Opposition und begannen von der nationalistischen slowakischen Regierung die Aufhebung der Beneš-Dekrete zu fordern. Fico reagierte mit der Retourkutsche: Im Parlament wurden 2007 die BenešDekrete für unantastbar erklärt. Von Brüssel habe ich keine kritische Reaktion dazu erwartet, dort erklärt man sich für die Vertreibung und Enteignung der Sudetendeutschen unzuständig. Dort beschäftigt man sich lieber mit Vorschriften über die Gurkenkrümmung etc. DE: Prag ist der Meinung, daß die Frage der Vertreibung der Sudetendeutschen eigentlich gelöst ist? Was halten Sie davon? GZ: Wir von der SLÖ teilten diese Auffassung nicht und bemühten uns sehr, daß eine Lösung dieser Völkermordfrage vor der Aufnahme der Tschechen und Slowaken in die EU erfolgt. Diese von Beschwichtigungshofräten in Aussicht gestellte leichtere „Lösung in gleicher Augenhöhe“ hat sich ja als vollkommener Flop erwiesen! DE: 2008 ist für die Sudetendeutschen ein Gedenkjahr. Man gedenkt des Münchner Abkommens. Wie beurteilen Sie dieses Abkommen? GZ: Vor 70 Jahren wurde den 3,5 Millionen deutschen Altösterreichern in Böhmen, Mähren und Österr.-Schlesien nach dem Zusammenbruch der Monarchie das von Wilson versprochene Selbstbestimmungsrecht verweigert. Es folgten 19 Jahre Tschechisierungspolitik in den mehrheitlich deutsch besiedelten Randgebieten der ČSR, über eine halbe Million Tschechen wurden als Beamte, Staatsangestellte und Bauern auf Deutschen enteignetem Boden („Bodenreform“), angesiedelt. Auch trotz der in St. Germain versprochenen Autonomieregelung („Überschweiz“) wurde noch nach dem großen Wahlsieg 1935 die Sudetendeutsche Partei unter Konrad Henlein, als stimmenstärkste Partei der ČSR, weder in die Regierung aufgenommen noch die Autonomie gewährt. Damit hatte Beneš den Weg für Hitler freigemacht, sich zum Retter der bedrohten deutschen Volksgruppe zu erklären. Die Siegermächte von 1918 in St. Germain, Frankreich, Großbritannien und Italien, sollten ihm in München das zugestehen, was sie 1919 Dr. Renner und dem demokratischen DeutschÖsterreich verweigert hatten! DE: Das offizielle Österreich schweigt aber dazu. haben Sie dafür eine Erklärung? GZ: Erklären kann ich es mir nicht, da wir ja bis 1918 im gleichen Land zusammen lebten. Aber es ist halt schon länger zu beobachten, daß man für andere Opfergruppen ein viel größeres Verständnis aufbringt. DE: Wie definieren Sie die Forderungen der Sudetendeutschen im Jahr 2008? GZ: Es gibt überhaupt keinen Grund, auf der Aufhebung der die Sudetendeutschen und Madjaren betreffenden ein Dutzend (von 145!) rassistischen, menschenrechtswidrigen und kollektiv erlassenen Beneš-Dekrete und des Straffreistellungsgesetzes von1946, nicht zu bestehen. Wir erhoffen uns eine Bundesregierung, die sich nicht aus ihrer historischen Verpflichtung stiehlt, sondern sich für diese deutschen Altösterreicher und deren Nachkommen einsetzt. Gerhard Zeihsel, LAbg. a.D. Das Gespräch führte Dr. Peter Wassertheurer. Hinweis: Die Geschäftsstelle der ÖLM ist vom 24.12.2008 bis 6.01.2009 geschlossen. Dezember 2008 11