Kinogeschichte(n) – in Köln und aus aller Welt
Transcrição
Kinogeschichte(n) – in Köln und aus aller Welt
Kinogeschichten_final 02.09.2010 12:53 Uhr Seite 1 Kinogeschichte(n) – in Köln und aus aller Welt im Kino 813 in der BRÜCKE, Hahnenstraße 6 8.–10. Oktober 2010 FilmInitiativ Köln e.V. © Historisches Archiv Köln/Max Wette Die Leidenschaft für das Kino verbindet Menschen weltweit. Zuweilen sind Filme nur unter widrigen Bedingungen auf die Leinwand zu bringen, andernorts werden wahre Kinopaläste erbaut, um Filme zu zeigen. Während in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts prachtvolle Kinomeilen – wie am Kölner Ring – entstanden, wurden in den 70er-Jahren viele Kinos in Supermärkte umgewandelt. Seit vor einem Jahrzehnt das legendäre Kölner Programmkino „Broadway“ in der Ehrenstraße die Tore schließen und einem Bekleidungsgeschäft Platz machen musste, fielen in weiteren Kölner Kinos mit klangvollen Namen wie „Residenz“, „Scala“, „Capitol“ und „Theater am Rudolfplatz“ die letzten Vorhänge. Ende März 2010 stellte das Kino „Filmpalast“ in Köln, der ehemalige UFA-Palast, mit seinen 13 Leinwänden den Betrieb ein. Eine fast 80-jährige Kino-Geschichte ging damit zu Ende. Das Filmprogramm mit begleitender Stadtführung wirft einen Blick zurück in die Kinogeschichte der Stadt, macht aufmerksam auf Besonderheiten der Kinoarchitektur und lässt die Faszination des Kinos spürbar werden, in Köln und in aller Welt. PROGRAMM 1 Freitag, 8.10.2010 | 19.00 Uhr Splendor I/F 1989, R: Ettore Scola, D: Marcello Mastroianni, Massimo Troisi, Marina Vlady, Farbe, s/w, 115 Min. Das Kleinstadtkino „Splendor“ muss schließen und Kinobesitzer Jordan (Marcello Mastroianni) erinnert sich: wie er als kleiner Junge mit dem Wanderkino seines Vaters in die Stadt kam, an ausverkaufte Vorstellungen, den Kampf mit dem Priester um Kultur und Moral, an die Begegnung mit seiner großen Liebe Chantal (Marian Vlady), die noch heute als Platzanweiserin im Kino arbeitet. Und auch der passionierte Filmvorführer Luigi (Massimo Troisi) kämpft seit Jahren fürs Kino, ein linkischer junger Mann, der seine Leidenschaft für Filme in wortreiche Beschreibungen zu fassen vermag … Scolas Film ist eine Hommage an die Filmgeschichte, mit Filmzitaten von Rossellini bis Bergman, von Tati bis Fellini und Capra, eine wehmütige Liebeserklärung an das Kino als Ort der Begegnung ebenso wie für die Träume jedes Einzelnen. PROGRAMM 2 Freitag, 8.10.2010 | 21.00 Uhr Das letzte Kino der Welt Arg./Spanien/F/NL 1998, R: Alejandro Agresti D: Jean Rochefort, Angela Molina, Vera Fogwil, Fabián Vena, Farbe, s/w, 83 Min. Der Großstadt überdrüssig landet die junge Taxifahrerin Soledad durch Zufall in dem abgelegenen Dorf Rio Pico in Patagonien. Die Dorfgemeinschaft zeichnet sich durch ungewöhnliche Filmbesessenheit aus, ganz besonders beliebt sind die B-Pictures des französischen Darstellers Edgar Wexley (Jean Rochefort). Die verstümmelten und zerkratzten Filmkopien, die schließlich in Rio Pico landen, haben allerdings über die Jahre Wahrnehmung und Kommunikation der Zuschauer verändert … Ein absurder Mikrokosmos, in dem die Dorfbewohner ihre eigenen Nachrichten drehen, die Relativitätstheorie noch einmal erfunden wird und schließlich sogar der abgehalfterte Filmstar Wexley persönlich auftaucht. „Mit Sarkasmus und einer gehörigen Portion Slapstick hat Agresti eine anrührende Geschichte des Kinos in den siebziger Jahren verfasst … Ohne das Kino und die „gute alte Zeit“ über Gebühr zu verklären, gelingt es dem Regisseur, einen surrealen Kosmos zu H. Merschmann in epd, 2002 zeichnen, der die Außenwelt geflissentlich ignoriert …“ PROGRAMM 3 Samstag, 9.10.2010 | 15.00–18.00 Uhr Kinospuren in Köln – Stadtführung mit Filmprogramm Start: Kino in der BRÜCKE/Kölnischer Kunstverein, Hahnenstraße 6, 50667 Köln • Stadtführerin: Ana Maria Bermejo In den 50er-Jahren gab es 84 Kinos in Köln, heute sind es noch 11. Die Stadtführung zur Kinogeschichte und Kinoarchitektur in Köln bietet einen Blick zurück in die Zeit der prachtvollen Lichtspieltheater, gibt Informationen zur Kölner Kinogeschichte und macht aufmerksam auf Besonderheiten von Kinoarchitektur in der Stadt. Der Stadtspaziergang beginnt im „Kino 813 in der BRÜCKE“, das im Jahre 1950 von Wilhelm Riphahn erbaut wurde; dokumentarische Kurzfilme zur wechselvollen Geschichte der Kinos in Köln stimmen auf den Stadtspaziergang ein. Anschließend geht es mit Stadtführerin Ana Maria Bermejo über die ehemals prachtvolle Kinomeile zwischen „Theater am Rudolfplatz“ und dem „Residenz“ – mit Geschichten zu (noch) existierenden und bereits geschlossenen Kinos der Stadt. Der Spaziergang endet wieder in der „BRÜCKE“, und mit der Vorführung des Films „Von Stollwerck bis Multiplex – Hundert Jahre Kino an Rhein und Ruhr“ (1995). Max. 25 Teilnehmer, Anmeldung erforderlich! Ufa-Palast 1955 Kinogeschichten_final 02.09.2010 12:53 Uhr Seite 2 PROGRAMM 3 Samstag, 9.10.2010 | 15.00–18.00 Uhr Das Filmprogramm zur Stadtführung Sechs Kurzfilme bieten ein filmisches Kaleidoskop zur wechselvollen Geschichte der Kinos in Köln – von der Nachkriegszeit bis in die neunziger Jahre des 20.Jahrhunderts: Eröffnung des Ufa-Kinos am 11.7.1955 D 1955, Deutsche Wochenschau, s/w, 3 Min. Stargast Catherina Valente führt zur Eröffnung des wieder aufgebauten Ufa-Kinos durch das Programm. Filmtheater Lux, Köln, Gildepreis WDR 1959, Autor: Ernst-Ludwig Freisewinkel, s/w, 5 Min. 1959 erhält das Lichtspieltheater „Lux am Dom“ den Gildepreis für die beste Programmplanung. Kino in Köln (Trotz der Filmkrise entstehen in der Kölner Innenstadt mehrere Kinoneubauten) WDR 1967, Autor: Heiko R. Blum, Farbe, 8 Min. Heiko R. Blum beleuchtet Ursachen und Gründe für das Kinosterben in Köln, während gleichzeitig in der Innenstadt mehrere neue Kinobauten entstehen. Erstes Autokino im Kölner Raum WDR 1967, Autor: Peter Egental, s/w, 2’16 Min. 1967 eröffnet das erste Autokino in Nordrhein-Westfalen in Köln-Porz. Dokumentiert werden Bauarbeiten und Generalprobe am 16.8.1967. Lupe 2 macht zu WDR 1993, Autor: Thomas Minnik, Farbe, s/w, 4’17 Min. Ein Streifzug durch die 25-jährige Geschichte des letzten Kölner Repertoirekinos „Lupe 2“ am Mauritiussteinweg bis zur Schließung im Jahre 1993. Ring-Kinos WDR 1992, Farbe, 2’27 Min. Kölns Kinomeile nach der Eröffnung des Kinocenters Cinedom. © Fotowerkstätte Hugo Schmölz/ Im Anschluss an die Stadtführung: Archiv Wim Cox 100 Jahre Kino an Rhein und Ruhr WDR 1995, Autorin: Michaela Bruch, Farbe, s/w, 29 Min. Die Dokumentation zeigt die wechselvolle Geschichte des Kinos an Rhein und Ruhr – seit der ersten öffentlichen Filmvorführung mit dem Cinematographen durch den Schokoladenfabrikant Ludwig Stollwerck in Köln am 20.4.1896 bis zur Veränderung der Kinolandschaft hundert Jahre später. PROGRAMM 4 Samstag, 9.10.2010 | 20.00 Uhr Comrades in Dreams – Leinwandfieber D 2006, R: Uli Gaulke, Farbe, 100 Min. Die Faszination für das Kino ist weltumspannend. Das zeigt sich besonders dort, wo Kino eigentlich unmöglich ist, aber dennoch stattfindet. In Indien fährt Anup, der studierte Betriebswirt, mit seinen drei Lkw von Ort zu Ort und bringt das Kino zu den Leuten auf das Land. In Nordkorea ist es Han Yong-Sils Aufgabe, in der Veranstaltungshalle der Kooperative für Landarbeiter nach der Arbeit politisch linientreue Filme zu zeigen. In Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, hat das Kino von Lassane, Luc und Zakaria zwar kein Dach, aber immerhin einen funktionierenden Projektor. Penny in Big Piney, USA, hat das Kino von ihrem Bruder übernommen und kämpft mit ihren Freundinnen darum, es am Leben zu halten. Uli Gaulke erzählt in dem anrührenden und zugleich höchst vergnüglichen Dokumentarfilm vom Leben und Werk der Menschen, die trotz großer Unterschiede ihre Liebe zum Film verbindet. Dabei gelingt ihm ein Porträt verschiedener Kulturen auf drei Kontinenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. PROGRAMM 5 Sonntag, 10.10.2010 | 18.00 Uhr Aus dem Leben eines Filmvorführers Sherlock Jr. USA 1924, R: Buster Keaton, s/w, stumm, mit Musikbegleitung, 44 Min. Cinema CH 1972, R: Sebastian C. Schröder, Farbe, 3 Min. (Aus dem Archiv der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen) Mini Cine Tupy Brasilien 2002, R: Sérgio Bloch, Farbe, 10 Min. Der Kinomann D 1990, R: Thomas Frickel, Farbe, 14 Min. In vier Kurzfilmen zeigen wir Filmvorführer aus Leidenschaft: In einer der besten Stummfilmkomödien „Sherlock Jr.“ von und mit Buster Keaton fällt der Blick des Vorführers auf die Leinwand. Als er selbst in das Filmgeschehen hineinsteigt, beginnt eine meisterhafte Gratwanderung zwischen gelebter und geträumter Wirklichkeit. Der verhinderte Detektiv kämpft auf der Leinwand für seine Angebetete, erlebt wilde Verfolgungsjagden und meistert dank einer Fülle von Gags, Filmtricks und Stunts lebensgefährliche Situationen. Die Kurzdokumentation „Cinema“ zeigt eins von 12 Kinos im Afghanistan des Jahres 1972 – ein fahrbarer Projektionskasten mit Guckloch; „Mini Cine Tupy“ porträtiert José Zagati in Sao Paulo, der aus Sperrmüll ein Garagenkino aufgebaut hat und dort kostenlos Filme vorführt; „Der Kinomann“ stellt Siegfried Scheuerl vor, der mit seiner mobilen 35mm-Projektionsanlage bis 1990 dreißig Jahre lang in Thüringen von Dorf zu Dorf fuhr und für Filmunterhaltung sorgte. PROGRAMM 6 Sonntag, 10.10.2010 | 20.00 Uhr Im Lauf der Zeit D 1975, R: Wim Wenders, D: Rüdiger Vogler, Hanns Zischler, Lisa Kreuzer, Marquard Bohm, s/w, 175 Min. Bruno Winter ist in einem alten, umgebauten Möbelwagen, der ihm zugleich als Unterkunft dient, entlang der DDR-Grenze unterwegs. Er lebt davon, die Filmprojektoren der aussterbenden lokalen Kinos zu reparieren. Eines Morgens beobachtet er, wie ein Mann mit seinem VW-Käfer in voller Fahrt in der Elbe landet. Während das Auto in den Fluten versinkt, kann sich der halsbrecherische Fahrer an Land retten. Ohne große Worte lädt Bruno ihn zur gemeinsamen Weiterfahrt ein. Die beiden Aussteiger werden zu Reisegefährten. Gestärkt durch ihre Gemeinschaft, wagen sie es, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. „Im Lauf der Zeit“ ist ein Road-Movie in Wenders-typischer Manier. Handwerklich meisterhaft umgesetzt, lässt der Film nicht nur der inneren Entwicklung seiner Figuren, sondern auch der Darstellung von Orten und Landschaften großzügig Raum. Die Bilder einer Reise entlang der Grenze zur DDR lassen ein eher unbekanntes Deutschlandbild der 70er-Jahre entstehen. Zugleich gibt der Film einen subjektiven Überblick über die deutsche Kinogeschichte von der Gründerzeit bis zu den 70er-Jahren. In der Anfangsszene führt ein Stummfilmmusiker aus alten Tagen in die Geschichte ein. Impressum Anmeldung für die Stadtführung ab 13.9. unter: www.hda-koeln.de/sehstation-42.html oder FilmInitiativ, Tel. 0221- 46 96 243, max. 25 Teilnehmer Recherche, Programm, Texte: Marion Kranen, Irene Schoor Grafik: Eva Kraskes, Druck: Prima Print Veranstalter: FilmInitiativ Köln e.V., Im Mediapark 7, 50670 Köln, Tel. 0221- 46 96 243, www.koeln-im-film.de Mit Unterstützung der WVB Centuria GmbH, choices, Köln und SEHSTATION In Kooperation mit: Gefördert von: