Kostenrechnung und Controlling Überblick
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Kostenrechnung und Controlling Überblick
Kostenrechnung und Controlling Überblick Steinäcker 12 69226 Nußloch Tel 06224 175959 Fax 06224 175969 Mobil 0172 6277746 [email protected] Skype rainer.bartenstein www.bartenstein.com Kostenrechnung und Controlling Rainer Bartenstein Inhalt 1. Begriff Controlling _____________________________________________________ 3 2. Zielsetzung (oder - welche Fragen soll Controlling beantworten können) _________ 3 2.1. Planung __________________________________________________________________ 3 2.2. Auswertung ______________________________________________________________ 4 2.3. Kalkulation _______________________________________________________________ 4 3. Elemente _____________________________________________________________ 4 3.1. Finanzbuchhaltung _________________________________________________________ 4 3.2. Kostenrechnung ___________________________________________________________ 5 3.2.1. Grundlagen ____________________________________________________________________ 5 3.2.2. Kostenarten ____________________________________________________________________ 6 3.2.3. Kostenstellen ___________________________________________________________________ 7 3.2.4. Kostenträger ___________________________________________________________________ 8 3.3. 4. Statistik__________________________________________________________________ 9 Deckungsbeitragsrechnung _____________________________________________ 10 4.1. Grundlage _______________________________________________________________ 10 4.2. Anwendungen ___________________________________________________________ 10 4.2.1. Break-Even-Rechnung ___________________________________________________________ 10 4.2.2. Gewinnmaximale Preisgestaltung _________________________________________________ 11 4.2.3. Iso-Gewinnkurve _______________________________________________________________ 12 4.2.4. Engpassorientierte Deckungsbeitragsrechnung_______________________________________ 13 5. Prozesskostenrechnung ________________________________________________ 13 6. Profitcenter __________________________________________________________ 14 7. Integrierte Finanzplanung ______________________________________________ 14 Seite 2 von 14 Kostenrechnung und Controlling Rainer Bartenstein 1. Begriff Controlling Controlling (von englisch: to control für „steuern“, „regeln“) ist ein umfassendes Steuerungs- und Koordinationskonzept zur Unterstützung der Geschäftsführung und der führungsverantwortlichen Stellen bei der zielgerichteten Beeinflussung bestehender betrieblicher Prozesse. Langfristiges Ziel ist dabei die Sicherung und Mehrung des Vermögens der Unternehmung bzw. der Erfüllung des Organisationszwecks im nicht-wirtschaftlichen Bereich. Controller gestalten und begleiten den Management-Prozess der Zielfindung, der Planung und der Steuerung der Unternehmensprozesse und tragen damit Mitverantwortung für die Zielerreichung. Aufgabe des Controllings ist es, im Auftrag des Managements über die Wirtschaftlichkeit im Unternehmen zu wachen, jedoch nicht, diese zu garantieren. Controlling befasst sich mit der Konzeption und dem Betrieb von qualitativen und quantitativen Steuerungsinstrumenten, der Ausrichtung der Steuergrößen auf die strategischen Zielgrößen, mit der Koordination der Informationsflüsse, mit der Moderation der Analyse und Interpretation der Messergebnisse und der Unterstützung der Entscheidungsprozesse des Managements. Es gibt qualitatives und quantitatives Controlling. Qualitatives Controlling befasst sich mit nichtmonetären Aspekten wie Qualität, Liefertreue, Kundenzufriedenheit, Servicelevel, Reklamationen, Verfügbarkeit usw. Quantitatives Controlling befasst sich dagegen mit allem, was zählbar ist und hier insbesondere mit Finanzen. 2. Zielsetzung (oder - welche Fragen soll Controlling beantworten können) 2.1. Planung Stellen Sie sich vor, Ihre Bank fragt Sie, „Was werden Sie denn im nächsten Jahr für ein Ergebnis machen?“ Und Sie antworten: Ca. 3 Mio. € Umsatz, einen Gewinn von rund 200 T€ und wir sollten im Verlauf des Jahres eine freie Liquidität von rund 250 T€ nicht unterschreiten. Ihre Bank wird Sie dann wahrscheinlich fragen, wie Sie das so genau sagen können. Und Sie werden antworten: ich kann das überhaupt nicht genau sagen, aber ich habe eine Planung, die alle für die genannten Ergebnisse relevanten Parameter abbildet und wenn alles kommt wie geplant, dann haben wir diese Ergebnisse. Und wenn es sich im Laufe des Jahres zeigt, dass gewisse Annahmen so nicht eintreffen, kann ich auch gleich sagen, was das für Auswirkungen auf die genannten Ergebnisse hat. Oder stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Auto und fahren los. Sie können jetzt drei Strategien verfolgen: 1. Sie fahren einfach durch die Gegend weil Sie kein Ziel haben 2. Sie haben ein Ziel und wissen auch, wo es liegt, aber Sie haben keine Wegbeschreibung 3. Sie haben ein Ziel und ein Navigationssystem im Auto, welches Ihnen permanent sagt, ob Sie noch auf dem richtigen Weg sind oder korrigieren müssen. Seite 3 von 14 Kostenrechnung und Controlling Rainer Bartenstein Alle drei Varianten kenne ich aus meiner Beratungstätigkeit. Aber nur die letzte führt sicher zum Ziel. Controlling ist Navigation! Die Fragen, die ein Finanzcontrolling m.E. beantworten soll lauten: Wo werden unter den gegebenen Prämissen Ergebnis und Cash-Flow am Ende des Planungszeitraums liegen? Welches sind die wesentlichen Prämissen und wie wirken sich Veränderungen dieser Prämissen jeweils aus? 2.2. Auswertung Die Auswertung von Ist-Daten geschieht unter dem Blickwinkel der Planung und liefert unter dem Aspekt des Controllings zwei Erkenntnisse: Die Vergangenheitswerte können dahingehend analysiert werden, wie sich Erlöse und Kosten unter wechselnden Bedingungen verhalten und liefern so Parameter und Anhaltspunkte für die Planung Der Abgleich der Istdaten mit den Plandaten liefert die Erkenntnis, ob man sich noch auf dem Weg befindet (um beim Autofahren zu bleiben) oder ob Maßnahmen ergriffen werden müssen, wieder auf den Weg zurückzukommen. Oder aber – schlimmstenfalls – frühzeitig zu erkennen, dass das Ziel nicht erreichbar ist und sich auf die weiteren Konsequenzen einstellen zu können. 2.3. Kalkulation Die Kalkulation dient grundsätzlich der Preisbildung und soll Fragen beantworten wie: Wo liegen meine Selbstkosten? Wo liegt mein Break-Even? Wo liegt meine kurzfristige Preisuntergrenze? Wo liegt mein ergebnismaximaler Preis? 3. Elemente 3.1. Finanzbuchhaltung Grundlage eines jeden Controllingsystems ist eine gut funktionierende und zeitnahe Finanzbuchhaltung. Die Buchhaltung sollte im Laufe des Folgemonats verfügbar sein, damit ein SollIst-Vergleich auch noch Sinn macht. Zudem muss sie Aufwendungen und Erträge richtig und sinnvoll Seite 4 von 14 Kostenrechnung und Controlling gegliedert abbilden, so Rainer Bartenstein dass diese auf entsprechende Kostenstellen und Kostenträger verursachungsgerecht verrechnet werden können. Das Stichwort lautet hier: Kontenplan. Je besser der Kontenplan ist, desto weniger muß man bei der Verbuchung der Kosten auf Kostenstellen mit Verteilungsschlüsseln arbeiten. 3.2. Kostenrechnung 3.2.1. Grundlagen Aufgabe der Kostenrechnung ist die Erfassung, Verteilung und Zurechnung der Kosten, die bei der betrieblichen Leistungserstellung und -verwertung entstehen mit dem Ziel der Kontrolle der Wirtschaftlichkeit und der Kalkulation des Angebotspreises bzw. der Feststellung der Preisuntergrenze. Man unterscheidet bei der Kostenrechnung grundsätzlich zwei Systeme: Die Voll- und die Teilkostenrechnung. Letztere wird auch oft mit Begriffen wie Deckungsbeitragsrechnung oder Grenzkostenrechnung in Verbindung gebracht. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Kostenrechnungssystemen sind wesentlich und ich will sie daher etwas ausführlicher erläutern: Die Vollkostenrechnung legt sämtliche in einem Unternehmen anfallende Kosten auf die erstellten Güter oder Dienstleistungen um. These hierbei ist, dass die erzielten Erlöse alle Kosten plus die gewünschte Gewinnmarge abdecken müssen. Die Teilkostenrechnung dagegen zerlegt alle entstehenden Kosten zunächst in ihre fixen und variablen Bestandteile. Fix sind dabei alle Kosten, die unabhängig vom konkreten Umsatz alleine für die Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft führen. Sie sind, zumindest auf kürzere Zeiträume wie z.B. ein Jahr, überwiegend konstant und lassen sich betragsmäßig gut planen. Variable Kosten dagegen lassen sich in Relation zum Umsatz planen, nicht aber in ihrer absoluten Höhe, weil der Umsatz nicht von unseren Entscheidungen abhängt sondern von den Entscheidungen unserer Kunden. Soweit möglich, ist die Teilkostenrechnung vorzuziehen, weil sie die Kostenursachen besser erfasst und damit eine bessere Entscheidungsgrundlage liefert. Eine wesentliche Aufgabe der Kostenrechnung besteht in der Ermittlung der Selbstkosten der hergestellten Produkte. Preiskalkulation. Zu Diese diesem Selbstkosten Zweck müssen liefern die alle Kosten Entscheidungsgrundlage möglichst für die verursachungsgerecht (Verursachungsprinzip) den Kostenträgern (den Produkten) zugeordnet werden. Bei den Einzelkosten ist diese Zurechnung unproblematisch, sie können den Produkten direkt zugerechnet werden (Einzelkosten sind z.B. Fertigungslöhne, Fertigungsmaterial). Die Gemeinkosten dagegen (z.B. das Gehalt des Geschäftsführers, Miete für Büroräume, Abschreibungen usw.) sind den Kostenträgern nicht direkt zurechenbar. Erst eine Kostenstellenrechnung macht eine mehr oder weniger sinnvolle Verrechnung dieser Gemeinkosten auf die Kostenträger möglich. Seite 5 von 14 Kostenrechnung und Controlling Rainer Bartenstein Zunächst müssen sämtliche Kosten vollständig erfasst werden (Vollständigkeitsprinzip). Die Erfassung der Kosten erfolgt in der Finanzbuchhaltung. Die Kostenarten werden dann in die Betriebsbuchhaltung übernommen, die Kostenartenrechnung kann damit als Schnittstelle zwischen Finanz- und Betriebsbuchhaltung bezeichnet werden. Während die Einzelkosten den Kostenträgern direkt zugerechnet werden können, müssen die Gemeinkosten entweder direkt (Kostenstelleneinzelkosten) oder nach bestimmten Umlageschlüsseln (Kostenstellengemeinkosten) auf die Kostenstellen verteilt werden. Um die genannten Aufgaben erfüllen zu können, ist die Kostenrechnung in eine Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung gegliedert. 3.2.2. Kostenarten Die Kostenartenrechnung dient der systematischen Erfassung aller Kosten, die in einem Unternehmen entstehen. Ihre Fragestellung lautet: Welche Kosten sind angefallen? Die Kostenartenrechnung erfasst daher alle angefallenen Kosten, inhaltlich gegliedert, also z.B. Personalkosten, Mieten und Pachten, Stromkosten usw. Es werden hier alle anfallenden Kosten, wie sie insgesamt in einem Unternehmen entstehen, nach den s.g. Sachkonten untergliedert, erfasst. Wenn man sich auf die Kostenartenrechnung beschränkt, kann man, unter Hinzunahme der Erlöse, bereits ein Jahresergebnis korrekt ermitteln. Was man nicht kann, ist zu erkennen, wo im Unternehmen die Kosten entstehen, was die Kostenverursacher sind und wie sich Kosten bei unterschiedlichen Auslastungen verhalten. Seite 6 von 14 Kostenrechnung und Controlling Rainer Bartenstein In der Kostenrechnung werden daher die Kostenarten weiter unterschieden, und zwar in Einzel- und Gemeinkosten. Einzelkosten sind Kosten, die unmittelbar durch ein hergestelltes Produkt oder eine erbrachte Dienstleistung entstehen und dieser auch direkt zugeordnet werden. Dies sind immer die Materialkosten und bezogene Leistungen, manchmal aber auch Löhne, wenn es sich z.B. um Akkordlöhne handelt. Der Zusammenhang zwischen Einzelkosten und einem hergestellten Produkt/Dienstleistung ist der, dass diese Kosten dann und nur dann entstehen, wenn das Produkt/die Dienstleistung entsteht! Gemeinkosten dagegen sind Kosten, die a) produktunabhängig für die reine Betriebsbereitschaft entstehen (echte Gemeinkosten) oder b) produktabhängig entstehen, sich aber nicht sauber den Produkten zurechnen lassen (unechte Gemeinkosten) Die echten Gemeinkosten sind somit auch fixe Kosten, die unechten Gemeinkosten variable Kosten – auch wenn es manchmal schwierig ist, den konkreten Zusammenhang zwischen Höhe der Kosten und der Höhe der Auslastung rechnerisch abzubilden. 3.2.3. Kostenstellen Als Kostenstellen werden die betrieblichen Orte bezeichnet, an denen die Kosten entstehen. Dies können im einfachsten Fall der Material-, der Fertigungs- der Verwaltungs- und der Vertriebsbereich sein. Es gibt dabei Haupt- und Hilfskostenstellen. Letztere geben ihre Leistung nicht an einen Kostenträger, sondern an andere Kostenstellen ab. Die Bildung von Kostenstellen geschieht aus zwei Gründen: 1. Genauere Zurechnung der Gemeinkosten auf die Kostenträger 2. Überwachung und Kontrolle der Wirtschaftlichkeit in den einzelnen Tätigkeits- und Verantwortungsbereichen. a) Bildung Die Bildung von Kostenstellen kann nach betrieblichen Funktionen, nach Verantwortungsbereichen, nach räumlichen Gesichtspunkten oder nach rechentechnischen Erwägungen oder aus Kombinationen hieraus erfolgen. Eine ganz simple Einschränkung bei der Bildung von Kostenstellen bildet die Zurechenbarkeit der Kosten. Diese muss nämlich (einigermaßen) gewährleistet sein. Beispiele für problematische Kostenzuordnungen sind oft Telefonkosten, Stromverbrauch aber auch Personalkosten bei wechselndem Personaleinsatz b) Bezugsgrößenwahl Im Rahmen der Kostenstellenrechnung erfolgt die Bildung von so genannten Zuschlagssätzen, durch die eine Zurechnung der Gemeinkosten auf die Kostenträger erst ermöglicht wird. Seite 7 von 14 Kostenrechnung und Controlling Rainer Bartenstein Hierzu ist die Leistung einer Kostenstelle zu ermitteln. Leistung ist das, was als Arbeitsergebnis dort entsteht. In Fertigungsunternehmen sind das zumeist die Stückzahl, das Gewicht oder der Wert bearbeiteter Materialien. In Dienstleistungsunternehmen sind es die Arbeitsstunden oder die Anzahl von bearbeiteten Vorgängen. Mit der Wahl der Bezugsgröße wird letztlich bestimmt, was man als Grundlage für die Verrechnung der Gemeinkosten nehmen möchte. Dabei ist immer der Grundsatz zu beachten, dass die gewählte Bezugsgröße die Kostenverursachung möglichst genau abbildet. Der Zuschlagsatz errechnet sich dann aus den gesamten (oder bei der Teilkostenrechnung den variablen) Kosten einer Kostenstelle, dividiert durch die Gesamtleistung, also z.B. 20€ Kosten der Kostenstelle X pro 100€ Fertigungsmaterial oder auch pro Stunde erbrachter Dienstleistung. c) Betriebsabrechnungsbogen (BAB) Der BAB ist ein Abrechnungsschema zur Darstellung und Verrechnung der Gemeinkosten auf Kostenstellen sowie der Bildung der Zuschlagssätze. Dabei werden alle Gemeinkostenarten auf Kostenstellen verrechnet. Soweit Kostenstellen existieren, die nicht direkt an der Bearbeitung der Kostenträger beteiligt sind (Hilfs- bzw. Vorkostenstellen), werden deren Kosten nach festgelegten Verteilungsschlüsseln auf die Haupt- oder Endkostenstellen verteilt. Deren jeweilige Gesamtkosten werden dann anhand der Zuschlagsbasis (z.B. Wert der insgesamt in einem Jahr bearbeiteten Kostenträger) au die Kostenträger mittels Zuschlagsatz verrechnet. 3.2.4. Kostenträger Als Kostenträger werden die von einem Unternehmen hergestellten Güter oder Dienstleistungen bezeichnet. Sie haben die Kosten des Unternehmens zu tragen oder besser – zu verdienen. Seite 8 von 14 Kostenrechnung und Controlling Rainer Bartenstein Die Kostenträgerrechnung wird als Kostenträgerzeitrechnung (Betriebsabrechnung) und als Kostenträgerstückrechnung (Kalkulation, Selbstkostenrechnung) durchgeführt. Die Kostenträgerzeitrechnung ermittelt die in einem bestimmten Zeitraum (Monat, Quartal) angefallenen Kosten insgesamt für bestimmte Kostenträgergruppen oder auch einzelne Kostenträger. Besonders geeignet ist die Kostenträgerzeitrechnung als kurzfristige Erfolgsrechnung. Die Kostenträgerstückrechnung ermittelt die für einzelne Kostenträger angefallenen Kosten. Sie wird als Vergangenheitsrechnung (Nachkalkulation) und als Zukunftsrechnung (Vorkalkulation) durchgeführt. Im Rahmen der Kalkulation werden den direkt zurechenbaren Einzelkosten dann die weiteren, auf Kostenstellen verrechnete Gemeinkosten über die Zuschlagssätze jeder einzelnen Kostenstelle zugeschlagen. Je nach System werden dabei nur die variablen Gemeinkosten zugeschlagen ( variable Selbstkosten) oder sämtliche Gemeinkosten ( Vollkosten). Die Aufgaben der Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung bestehen also in der Erfassung (Kostenartenrechnung), Verteilung (Kostenstellenrechnung) und Zurechnung (Kostenträgerrechnung) der Kosten, die bei der betrieblichen Leistungserstellung und -verwertung entstehen, um eine Entscheidungsgrundlage für betriebliche Dispositionen zu schaffen und eine wirksame Kostenkontrolle zu ermöglichen. 3.3. Statistik Ohne die Erfassung von Mengen und Zeiten ist die Bildung der Bezugsgrößen nicht möglich. Insoweit müssen außerhalb der Finanzbuchhaltung und der Kostenrechnung Aufzeichnungen darüber geführt werden, welche Mengen oder Werte (bei monetären Bezugsgrößen) insgesamt von einer Kostenstelle bearbeitet werden. Wenn man weiß, dass die Kostenstelle Lager insgesamt 50.000 € Kosten im Jahr verursacht und eine Million € Material im Jahr umschlägt, entfallen auf jeden € Lagermaterial 5 Ct. Den ansonsten noch anfallenden Kosten werden also von der Kostenstelle Lager 5 Ct. pro € Materialwert zugeschlagen. Für die Ermittlung von optimalen Preisen (Stichwort yield management) ist es wichtig, die unterschiedlichen Auslastungen zu unterschiedlichen Zeiten zu kennen. Auch hierfür sind Aufzeichnungen und statistische Auswertungen erforderlich. Seite 9 von 14 Kostenrechnung und Controlling Rainer Bartenstein 4. Deckungsbeitragsrechnung 4.1. Grundlage Die Deckungsbeitragsrechnung geht von einer konsequenten Zerlegung der Kosten in fixe und in variable Kosten aus. Hintergrund ist die Überlegung, dass variable Kosten alleinig durch die Erstellung eines Produktes entstehen, während die fixen Kosten umsatzunabhängig alleine für die „Betriebsbereitschaft“ entstehen. Durch die Zerlegung lässt sich besser ermitteln, wie sich die gesamten Kosten in einem Unternehmen bei unterschiedlicher Auslastung verhalten. Von den so ermittelten Deckungsbeiträgen werden dann die Fixkosten abgezogen. Dies kann in einem Block geschehen, oder als mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung auch auf verschiedenen Bereichsebenen. Im abgebildeten Beispiel gibt es vier Produkte, die in zwei Bereichen gefertigt werden. Denen werden sukzessive produktfixe Kosten, bereichsfixe Kosten und schließlich unternehmensfixe Kosten gegenübergestellt. Bei der Ertragsoptimierung ist der Stückdeckungsbeitrag der Ausgangspunkt aller Betrachtungen. Ziel muss es sein, die Summe aller Stückdeckungsbeiträge zu maximieren. 4.2. Anwendungen 4.2.1. Break-Even-Rechnung Der Klassiker unter den Anwendungsmöglichkeiten der Deckungsbeitragsrechnung ist die Ermittlung des Break-Even, also der Umsatzgröße, bei der das Unternehmen gerade in die Gewinnzone kommt. Seite 10 von 14 Kostenrechnung und Controlling Rainer Bartenstein Da man weiß, wie viele Fixkosten es zu verdienen gilt, und weiß, welchen Deckungsbeitrag jede zusätzlich verkaufte Einheit erzielt, braucht man lediglich die Fixkosten durch den Deckungsbeitrag je Einheit zu dividieren und erhält die notwendige Anzahl an zu verkaufenden Einheiten. 4.2.2. Gewinnmaximale Preisgestaltung Eine gewinnmaximale Preisgestaltung lässt sich nur unter Anwendung der Teilkosten- bzw. Deckungsbeitragsrechnung vornehmen. Gerade die Entscheidung, ob eine zusätzlich verkaufte Einheit zum Preis X einen zusätzlichen Gewinn, oder aber schon einen Verlust bedeutet, kann man nur erkennen wenn man weiß, welche Kosten diese zusätzlich verkaufte Einheit verursacht. Vollkostenkalkulationen führen zu Fehlentscheidungen! Die Darstellung zeigt unter einer gegebenen Preis-Mengen-Verteilung, daß der gewinnmaximale Preis bei 50 € liegt und nicht bei 60 €, wie es die Vollkostenrechnung ausweist. (Aber Vorsicht, dies ist eine Modellrechnung die unterstellt, daß sich die verkaufbaren Mengen so verhalten, wie im Beispiel angegeben). Seite 11 von 14 Kostenrechnung und Controlling Rainer Bartenstein 4.2.3. Iso-Gewinnkurve Im Idealfall ist die in der mikroökonomischen Theorie verwendete Preis-Absatz-Funktion bekannt. Dies bedeutet, dass man die jeweiligen Mengen, die man zu unterschiedlichen Preisen absetzen kann, kennt. In der Praxis ist dies allerdings nur selten der Fall. Es bietet sich daher an, umgekehrt zu rechnen und sich alle Preis x Mengen-Kombinationen anzeigen zu lassen, die zum gleichen Deckungsbeitrag führen. Vertrieb und kaufmännische Leitung haben so die Möglichkeit zu prüfen, inwieweit diese realistisch sind. Es lässt sich so viel gesicherter überlegen, ob beispielsweise eine Erhöhung des Preises um 10 € tatsächlich den Gewinn erhöht oder vielleicht sogar verringert. Sofern nämlich die Erhöhung um 10 € einen Rückgang der verkauften Einheiten um mehr als den auf der Iso-Gewinnkurve ablesbaren Wert bedeutet, würde die Preiserhöhung den Gewinn reduzieren. Seite 12 von 14 Kostenrechnung und Controlling Rainer Bartenstein 4.2.4. Engpassorientierte Deckungsbeitragsrechnung Bei mit sich konkurrierenden Produkten oder Leistungen macht es Sinn, den erzielbaren Deckungsbeitrag pro Einheit Engpassfaktor zu ermitteln. So ermitteln Einzelhandelsunternehmen z.B. den Deckungsbeitrag pro m² Verkaufsfläche. Der Gewinn zu Vollkosten oder gar der Umsatz wäre als Kenngröße völlig ungeeignet, sofern Gewinnmaximierung das Ziel ist. Bei Fertigungsunternehmen könnte der Engpass z.B. Maschinenstunden sein, um die mehrere Produkte konkurrieren. 5. Prozesskostenrechnung Die Kostenrechnung wurde ursprünglich für Fertigungsunternehmen entwickelt. Deren Produkte zeichnen sich durch einen mehr oder weniger hohen Anteil an Einzelkosten aus, auf die dann im Wege der Zuschlagskalkulation die Gemeinkosten verteilt werden. Dabei gibt es die Varianten, alle Kosten oder nur die variablen Kosten zu verteilen. Mit der Zunahme der Kapitalintensität und damit verbunden der Verschiebung der Kosten von Einzel- zu nicht mehr direkt zurechenbaren Gemeinkosten entstand das Bedürfnis, Kostenstellenkosten nicht mehr auf Wertgrößen zu verrechnen, sondern auf Vorgänge. Gerade bei Dienstleistungsunternehmen, bei denen die Umsätze überwiegend durch eigene Tätigkeiten erwirtschaftet werden, wären monetäre Bezugsgrößen völlig ungeeignet und würden zu Kostenverteilungen führen, die in keiner Weise die Kostenverursachung berücksichtigen würden. Es entstand bereits in den 80er Jahren die s.g. Prozesskostenrechnung, bei der die innerbetrieblichen Prozesse quantifiziert werden und schließlich als Bezugsgröße für die Verrechnung von Gemeinkosten auf Kostenstellenebene herangezogen werden. Es entsteht somit ein Zuschlagssatz von x € je Einheit Arbeitsschritt oder mengenmäßigem Output (auch Kostentreiber). Oft wird dabei in leistungsmengeninduzierte Kosten (lmi) und leistungsmengenneutrale Kosten (lmn) unterschieden und so quasi fixe und variable Bestandteile der Kosten ermittelt. Doch Vorsicht, auch wenn die Prozesskostenrechnung ermöglicht, die im Unternehmen entstehenden Gemeinkosten mehr oder weniger verursachungsgerecht auf die sie verursachenden Einzelaktivitäten herunterzubrechen, so ist die von der Prozesskostenrechnung getroffene Aussage, der Rechnungsversand oder die Lohnbuchhaltung kosten soundso viel €, gleichzeitig richtig und falsch. Richtig ist die Aussage hinsichtlich der Fragestellung, was bei einer GEGEBENEN Leistungsmenge jede Einheit an Kosten verursacht. Sie impliziert aber gefährlicherweise, dass dieser Betrag wegfällt, wenn eine Einheit wegfällt. Und genau das ist falsch. Die Prozesskostenrechnung ist eine Vollkostenrechnung und daher für viele Fragestellungen nicht geeignet. Allerdings ermöglicht sie zu überprüfen, welche Aktivitäten im Unternehmen welche Ressourcen beanspruchen. Seite 13 von 14 Kostenrechnung und Controlling Rainer Bartenstein 6. Profitcenter Profitcenter sind Abrechnungseinheiten, die separat betrachtet werden sollen. Profitcenter und Kostenstelle wird oft gleichgesetzt. Voraussetzung für die Bildung eines Profitcenters ist, dass anfallende Kosten dem Profitcenter verursachungsgerecht und außerdem ohne großen Aufwand zugeordnet werden können. Weiterhin muss die Leistung des Profitcenter erfassbar UND bewertbar sein. In der Literatur werden Profitcenter, die keinen direkten Marktzugang haben, d.h. ihre Leistungen nicht selbst am Markt absetzen, sondern innerbetrieblich weiterverrechnen, als Costcenter bezeichnet. Dennoch kann man natürlich die innerbetriebliche Leistung ebenfalls bewerten und somit ein „Ergebnis“ eines solchen Costcenters ermitteln. Wie bei einer Kostenstelle auch, gibt es direkte und indirekte Kosten eines Profitcenters. Direkte Kosten sind z.B. Personalkosten derjenigen Mitarbeiter, die in dem Profitcenter arbeiten. Indirekte Kosten sind z.B. Miete, die mittels eines Umlageschlüssels auf alle Profitcenter verteilt werden. Bei Miete wird der Umlageschlüssel die Fläche sein, bei Telefonkosten die Zahl der Apparate usw. 7. Integrierte Finanzplanung Eine integrierte Finanzplanung ist eine komplette und ineinander verzahnte Ertrags-, Bilanz- und Kapitalflussplanung. Auf Ebene der Gewinn- und Verlustrechnung werden Erlöse und Aufwendungen geplant, auf Ebene der Bilanz die Entwicklung der Bilanzpositionen, wie z.B. Forderungen, Verbindlichkeiten, Vorratsvermögen, Darlehensstände usw. Damit lässt sich dann auch der Cash-Flow bis hinunter zur Entwicklung des Kontostandes ermitteln. Ausgangspunkt für eine solche Planung sind die Summen- und Saldenlisten vergangener Perioden, die ausgewertet werden (z.B. wie sind die Margen? Wie verhalten sich die Forderungen und Verbindlichkeiten?) und zusammen mit Annahmen (z.B. über die Umsatzentwicklung) und sicher planbaren Größen (z.B. vereinbarte Tilgungen von Krediten) in eine Gesamtplanung überführt werden. Nußloch, Februar 2011 Seite 14 von 14