Erkennung der Eigenbeschleunigung durch optischen Fluss
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Erkennung der Eigenbeschleunigung durch optischen Fluss
Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät Eberhard Karls Universität Tübingen Erkennung der Eigenbeschleunigung durch optischen Fluss Diplomarbeit Freya Festl Tübingen, Juni 2011 Eidesstattliche Erklärung Hiermit erkläre ich, dass ich diese Arbeit selbst verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Tübingen, den Zusammenfassung Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es, zu untersuchen, ob Menschen nur durch optischen Fluss ihre Eigenbeschleunigung wahrnehmen können. Dazu wurden die psychometrischen Kurven der Beschleunigungswahrnehmung durch ein optisches Flussmuster von drei verschiedenen Umgebungen bestimmt. Die Lebenszeit der einzelnen Bildpunkte des optischen Flusses wurde variiert, sie war entweder lang, um die Bildpunkte gut verfolgen zu können, oder kurz, um keine Bildpunkte über mehrere Bilder verfolgen zu können. Können Menschen nur durch optischen Fluss ihre Eigenbewegung wahrnehmen, ist bei langer Lebenszeit die Lage der psychometrischen Kurve unabhängig von der Umgebung. Bei kurzer Lebenszeit ist die Wahrnehmung der Eigenbeschleunigung auf jeden Fall abhängig von der Umgebung. Diese Diplomarbeit zeigt, dass Veränderungen der Geschwindigkeit des optischen Flusses wahrgenommen werden können und zu der Wahrnehmung einer Veränderung der Eigenbeschleunigung führen. Die Ursache für die Veränderung des optischen Flussfeldes wird jedoch nicht erkannt. Eine Beschleunigung des optischen Flusses wird auch bei langer Lebenszeit unabhängig davon, ob sie durch Eigenbeschleunigung oder eine verengende Form der Umgebung ausgelöst wird, als Eigenbeschleunigung wahrgenommen. Eine Verlangsamung des optischen Flusses wird bei langer Lebenszeit als Verlangsamung der Eigengeschwindigkeit wahrgenommen, auch wenn die Verlangsamung des optischen Flusses von einer erweiternden Form der Umgebung ausgelöst wird. Danksagung Ich möchte mich ganz herzlich bei Prof. Dr. Hanspeter Mallot bedanken, der es mir ermöglicht hat, am Lehrstuhl für Kognitive Neurowissenschaft diese Diplomarbeit zu schreiben. Ihm und Prof. Dr. Joachim Ostwald danke ich für die Übernahme des Gutachtens. Ich bedanke mich bei Fabian Recktenwald für seinen Rat und die Hilfe bei vielen Problemen. Auch Heinz Bendele möchte ich für seine Suche nach dem Rechner, der meine Stimuli korrekt abspielt, danken. Vielen Dank auch Tobias Beck, der „Punkteregen“ programmiert hat und mir bei der Fehlersuche bei der Stimulusberechnung geholfen hat. Besonders Wolfgang Röhrich danke ich für die hilfreichen Diskussionen und das offene Ohr für meine Fragen. Ein ganz herzlicher Dank geht an alle Mitarbeiter des Lehrstuhls für die freundliche Arbeitsatmosphäre und die Spieleabende. Bedanken möchte ich mich auch bei Monika Ludwig-Festl, Laura Festl und Andrea Röser, die mir geholfen haben, die (meisten) Rechtschreibfehler zu finden und meine Diplomarbeit verständlich zu schreiben. Liebe Mama, lieber Papa: Ohne euch wäre ich nicht die, die ich bin. Ich danke euch dafür, dass ihr mich immer unterstützt habt und nie an meinen Entscheidungen gezweifelt habt. Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis IV Tabellenverzeichnis V Abkürzungsverzeichnis VI 1. Einleitung 1.1. Optischer Fluss . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2. Navigation mit Hilfe des optischen Flusses . . 1.3. Beschleunigungswahrnehmung durch optischen 1.4. Ziele und Erwartungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fluss . . . . 2. Methoden 2.1. Allgemeiner Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . 2.2. Vorversuch: exponentieller Tunnel . . . . . . . . . 2.3. Hauptversuch: linearer Tunnel . . . . . . . . . . . 2.4. Stimulus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1. Art des Stimulus . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2. Berechnung des optischen Flusses . . . . . 2.5. Anzahl der Messungen . . . . . . . . . . . . . . . 2.6. Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6.1. Berechnung der psychometrischen Kurven 2.6.2. Statistische Auswertung durch χ2 -Tests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1 4 6 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 8 9 11 12 12 13 15 16 16 17 . . . . . . . . . . 19 19 21 21 24 25 27 27 28 29 30 3. Ergebnisse 3.1. Vorversuch: exponentieller Tunnel . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2. Hauptversuch: linearer Tunnel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1. Anzahl der Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2. Rohdaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3. Verlauf der psychometrischen Kurven . . . . . . . . . . 3.2.4. Anzahl der Messungen im Vergleich zum Kurvenverlauf 3.2.5. Bereiche um die Kurven . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.6. Vergleich der Kurven bei kurzer Lebenszeit . . . . . . . 3.2.7. Vergleich der Kurven bei langer Lebenszeit . . . . . . . 3.2.8. Vergleich der Kurven von kurzer und langer Lebenszeit 4. Diskussion 32 4.1. Verwendeter Stimulus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 II Inhaltsverzeichnis 4.2. Vorversuch: exponentieller Tunnel . . . . . . . . . 4.2.1. Aussehen des Stimulus . . . . . . . . . . . 4.2.2. Interpretation der Ergebnisse . . . . . . . 4.2.3. Zusammenfassung des Vorversuchs . . . . 4.3. Hauptversuch: linearer Tunnel . . . . . . . . . . . 4.3.1. Anwendung des Best-PEST-Verfahrens . . 4.3.2. Kurze Lebenszeit der Dots . . . . . . . . . 4.3.3. Lange Lebenszeit der Dots . . . . . . . . . 4.3.4. Vergleich von kurzer und langer Lebenszeit 4.3.5. Zusammenfassung des Hauptversuchs . . . 4.4. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5. Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 33 35 35 36 36 37 37 38 39 39 41 Literaturverzeichnis 42 A. Vorversuch 44 B. Hauptversuch 48 III Abbildungsverzeichnis 1.1. 1.2. 1.3. 1.4. 1.5. 1.6. Muster des optischen Flusses . . . . . . . . . . . . . . . . Optisches Flussfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Relative Entfernungs- und Bewegungsparameter . . . . . Über einer Oberfläche fliegende Drohne . . . . . . . . . . Schätzung der Bewegungsrichtung durch optischen Fluss Trennung von Bewegungsrichtung und Expansionspunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1. 2.2. 2.3. 2.4. Standbild eines präsentierten Stimulus Exponentieller Tunnel . . . . . . . . . Tunnelformen des linearen Tunnels . . Berechnung des Stimulus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 . 11 . 13 . 14 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.5. 3.6. Rohdaten des exponentiellen Tunnels . . . . . Angepasste Kurven des exponentiellen Tunnels Anzahl der Messungen . . . . . . . . . . . . . Angepasste Kurven des linearen Tunnels . . . Anzahl der Messungen aller Versuchspersonen Bereiche des linearen Tunnels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 3 4 5 6 20 22 24 26 27 31 4.1. Darstellung des fehlerhaften Stimulus . . . . . . . . . . . . . . . 34 des des des des χ2 -Tests χ2 -Tests χ2 -Tests χ2 -Tests A.1. A.2. A.3. A.4. p-Wert p-Wert p-Wert p-Wert von von von von Versuchsperson Versuchsperson Versuchsperson Versuchsperson . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 45 46 47 B.1. B.2. B.3. B.4. B.5. Rohdaten des linearen Tunnels . . . . . . . . . . p-Wert des χ2 -Tests von Versuchsperson 1 . . . p-Wert des χ2 -Tests von Versuchsperson 2 . . . p-Wert des χ2 -Tests von Versuchsperson 3 . . . p-Wert des χ2 -Tests von allen Versuchspersonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 49 50 51 52 IV 1 2 3 4 . . . . . . . . Tabellenverzeichnis 2.1. Eigenschaften der Stimuli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3.1. Wendepunkte der angepassten Kurven des exponentiellen Tunnels 21 3.2. Wendepunkte der angepassten Kurven des linearen Tunnels . . . 29 V Abkürzungsverzeichnis DLT Dot-Life-Time, Lebenszeit der Dots gif Graphics Interchange Format Hi Häufigkeit der Antwort „Beschleunigung“ am Messpunkt i mn Mit best-PEST geschätzte 50 %-Schwelle MST Medial Superior Temporal area, Mediosuperiotemporaler Kortex Ψa,b (x) Funktion der angepassten Kurve mit den Parametern a (Steigung) und b (Wendepunkt) px Pixel TTC Time-To-Contact, Zeit bis zum Kontakt VI 1. Einleitung 1.1. Optischer Fluss Schon 1950 beschrieb Gibson den optischen Fluss an Hand einer „Mondscheinfahrt im offenen Wagen“ (Gibson nach der deutschen Übersetzung von 1973, S. 184). Fixiert der Beobachter den Horizont, so „sind der Mond, die Sterne und das ganze obere Gesichtsfeld ohne Bewegung, die Welt und der Erdboden aber fließen in einem kontinuierlichen Strom vorbei“ (ebenda). Projiziert man die Umgebung auf eine Abbildungsebene vor dem Betrachter, so ist die relative Geschwindigkeit eines Objektes umgekehrt proportional zu seiner Entfernung vom Betrachter (Helmholtz, nach Gibson, 1950). Je weiter ein Objekt vom Betrachter entfernt ist, desto geringer ist dieser Fluss: Die Sterne und der Mond bewegen sich nicht, die Straße direkt neben dem Beobachter bewegt sich sehr schnell (siehe Abb. 1.1). Abbildung 1.1.: Muster des optischen Flusses Flussvektoren bei Vorwärtsbewegung des Betrachters (nach Gibson, 1950). 1 1. Einleitung Abbildung 1.2.: Optisches Flussfeld Das optische Flussfeld in sphärischen Koordinaten des visuellen Feldes, das durch Translation entsteht (aus Karmeier et al., 2003). Die Pfeile stellen die Richtung und Größe des optischen Flusses an einer Stelle dar. FOE: Expansionspunkt (focus of expansion), FOC: Kontraktionspunkt (focus of contraction). Die Umgebung besteht aus Oberflächen, die Licht reflektieren. Solange die Oberfläche kein Spiegel ist, wird das Licht nicht gleichmäßig reflektiert und eine Oberfläche besteht aus Texturelementen, die das Licht anders als die benachbarten Texturelemente reflektieren. Wird ein solcher Ortspunkt auf einer Abbildungsebene abgebildet, so lässt sich die Bewegung des Abbildes mit einem Flussvektor darstellen. Die Richtung des Flussvektors eines Ortspunktes ist dabei abhängig von der Lage dieses Ortspunktes zum Betrachter: Das Feld des optischen Flusses erweitert sich aus einem Expansionspunkt, dem Zielpunkt der Bewegung des Betrachters, und zieht sich hinter dem Betrachter im Kontraktionspunkt zusammen (Gibson, 1950, siehe Abb. 1.2). Aus dem optischen Fluss können Informationen über die Geometrie des Raumes gewonnen werden. Zunächst können Distanz und Größe von Objekten im Raum nur relativ zueinander bestimmt werden; die Distanz zu einem Ortspunkt errechnet sich dabei aus der Lage des Abbildes auf der Abbildungsebene sowie seiner Geschwindigkeit und wird mit der Geschwindigkeit des Betrachters skaliert (Lee und Kalmus, 1980). In einer sich nicht bewegenden Umgebung kann so die Eigenbewegung berechnet und eine relative Tiefenkarte der Umgebung erstellt werden (Prazdny, 1980). Dazu muss nicht der gesamte optische Fluss verwendet werden, der Be- 2 1. Einleitung wegungspfad und die lokale Lage von Oberflächen ist überall im Bild festgelegt (Prazdny, 1980; Gibson, 1958). Solange nicht mindestens eine Distanz bekannt ist, können jedoch alle Geschwindigkeiten und und Distanzen nur relativ zueinander angegeben werden (siehe auch Abb. 1.3). Ist die Distanz zu einem Ortspunkt bekannt, zum Beispiel die Höhe der Augen über dem Boden, so können alle anderen Distanzen als Vielfache dieser bekannten Länge berechnet werden (Lee und Kalmus, 1980). Die Veränderung der Eigengeschwindigkeit kann ohne Kenntnisse über Distanzen mit Hilfe einer Tripelkorrespondenz berechnet werden. Abbildung 1.3.: Relative Entfernungs- und Bewegungsparameter Die Entfernung zu einem Objekt kann nur relativ angegeben werden: Ein Betrachter, der sich von O1 (t) nach O1 (t+dt) bewegt, generiert das gleiche Flussfeld wie ein Betrachter, der sich von O2 (t) nach O2 (dt) bewegt (aus Prazdny, 1980). So kann beispielsweise die Eigengeschwindigkeit einer Flugdrohne geschätzt werden, indem ein Bildpunkt über drei Frames verfolgt wird (Lange, 2009). So kann die Geschwindigkeitsveränderung, also die Beschleunigung der Flugdrohne, berechnet werden. Bei bekannter Anfangsgeschwindigkeit kann so die momentane Eigengeschwindigkeit als deren Vielfaches geschätzt werden (siehe auch Abb. 1.4). Allerdings summieren sich hier mögliche Fehler auf, so dass die Schätzung über die Zeit ungenauer wird. 3 1. Einleitung Abbildung 1.4.: Über einer Oberfläche fliegende Drohne Die Eigenbeschleunigung kann gemessen werden, wenn Ortspunkte über mindestens drei Frames verfolgt werden können, so dass die Geschwindigkeit zu zwei Zeitpunkten bestimmt und verglichen werden kann (aus Lange, 2009). 1.2. Navigation mit Hilfe des optischen Flusses Tiere bewegen sich durch eine komplexe Umwelt. Obwohl ihnen viele Sinne zur Verfügung stehen, verlassen sich viele Tiere, wie Primaten, auf ihr Sehvermögen. Optischer Fluss eignet sich gut, um Hindernissen auszuweichen und auf Ziele zuzusteuern (Gibson, 1958). Tatsächlich finden sich im Kortex von Primaten Regionen, die ein neuronales Substrat zur Verarbeitung von Bewegung bilden. Viele Areale des dorsalen Verarbeitungsstroms wie der primäre visuelle Kortex besitzen allerdings kleine bis mittelgroße rezeptive Felder, die sich nicht dazu eignen, das gesamte optische Flussfeld zu analysieren (Britten, 2008). Höhere Regionen, wie der mediosuperiotemporale Kortex (MST) scheinen dafür besser geeignet. Bei Makaken befinden sich im MST Neurone mit großen rezeptiven Feldern, die auf große, zum Teil komplexe visuelle Bewegungsmuster reagieren (Britten, 2008). Vor allem der dorsale MST wird daher häufig im Zusammenhang mit optischem Fluss untersucht. Viele Neurone im MST sind selektiv für Punktmuster mit uniformer Bewegung, Expansionen und Rotationen. Auffallend ist, dass besonders viele Neurone für Expansionen selektiv sind. Dies entspricht dem optischen Fluss, der bei Vorwärtsbewegung des Betrachters entsteht. Viele Neurone reagieren dabei auf Expansionspunkte links und rechts der Mitte, was sich dafür eignet, die Bewegungsrichtung genau zu bestimmen. Da der Expansionspunkt des optischen Flusses in Bewegungsrichtung liegt, 4 1. Einleitung kann ein Ziel angesteuert werden, indem der Expansionspunkt mit dem Ziel in Deckung gebracht wird. Die Bewegungsrichtung selbst kann von Menschen gut aus dem optischen Fluss geschätzt werden (Warren et al., 1988, Abb. 1.5). Trennt man in virtueller Umgebung den Expansionspunkt von der Bewegungsrichtung, so laufen die Versuchspersonen immer mehr dem optischen Fluss entsprechend auf den Expansionspunkt zu, je mehr optischer Fluss vorhanden ist (Warren et al., 2001, Abb. 1.6). Abbildung 1.5.: Schätzung der Bewegungsrichtung durch optischen Fluss Die Versuchspersonen können mit einer Genauigkeit von 1-2 ◦ angeben, ob die Bewegungsrichtung links oder rechts von der senkrechten Markierung liegt (aus Warren et al., 1988). Ausschließlich über den optischen Fluss, ohne Kenntnis über Distanzen kann die Zeit bis zum Kontakt (time-to-contact, TTC) mit einem Objekt berechnet werden (Lee und Kalmus, 1980). Dies scheinen neben Vögeln wie Tauben und Kolibris auch Bienen zu nutzen, um zu landen (Srinivasan et al., 2000). Bienen halten beim Landen die TTC konstant und verringern ihre Geschwindigkeit exponentiell. Dies führt dazu, dass ihre Geschwindigkeit schon vor dem Berühren der Oberfläche sehr gering ist und die Landung ohne Kenntnis des Abstands zum Boden sanft verläuft. 5 1. Einleitung Abbildung 1.6.: Trennung von Bewegungsrichtung und Expansionspunkt In virtueller Umgebung wurde der Expansionspunkt um δ = 10 ◦ von der Bewegungsrichtung T verschoben (aus Warren et al., 2001). 1.3. Beschleunigungswahrnehmung durch optischen Fluss Es wurden verschiedene Untersuchungen zur Wahrnehmung der Eigenbewegung des Menschen durch optischen Fluss durchgeführt. Verwendet wurden einfache virtuelle Umgebungen, die nur aus einem Boden bestanden (Owen et al., 1981) oder aber nur vom Boden ausgehender optischer Fluss (Monen und Brenner, 1994). Dabei wird die Eigenbeschleunigung über die gesamte Veränderung des optischen Flusses wahrgenommen. Es gab jedoch keine Versuchsanordnung, in der sich der optische Fluss bedingt durch die Umwelt während der Präsentation veränderte. Es wurde also nur getestet, ob eine Beschleunigung des optischen Flussfeldes zu einer wahrgenommenen Eigenbeschleunigung führt. Ein Experiment, in dem in einer virtuellen Umgebung die TTC geschätz werden sollte, kam zu dem Ergebnis, dass unter bestimmten Bedingungen die Eigenbeschleunigung beachtet wurde (Capelli et al., 2010). Durch die wirklichkeitsnahe Simulation wurde die Eigenbeschleunigung jedoch vermutlich nicht ausschließlich durch optischen Fluss bestimmt. Es ist bisher noch nicht geklärt, inwiefern Menschen die Informationen des optischen Flusses nutzen um ihre Eigenbeschleunigung zu bestimmen und ob es ihnen möglich ist, ihre Eigenbewegung ausschließlich über optischen Fluss wahrgenommen. 6 1. Einleitung 1.4. Ziele und Erwartungen Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es, zu untersuchen, ob Menschen nur durch optischen Fluss ihre Eigenbeschleunigung wahrnehmen können. Dazu wurden von drei bzw. vier Versuchspersonen die psychometrischen Kurven der Beschleunigungswahrnehmung in drei verschiedenen Umgebungen bestimmt. Mittels einzelner Dots (Bildpunkte) wurden optische Flussfelder dargestellt, die den Flug des Betrachters durch einen Tunnel simulieren. Die Lebenszeit der einzelnen Dots (dot-life-time, DLT) wurde variiert; sie war entweder lang, um die Dots gut verfolgen zu können, oder kurz, um keine Dots über mehrere Bilder verfolgen zu können. Können Menschen nur durch optischen Fluss ihre Eigenbewegung wahrnehmen, so ist die Schwelle, an der die Versuchspersonen eine bestimmte Beschleunigung als „Beschleunigung“ oder „Verlangsamung“ wahrnehmen, unabhängig von ihrer Umgebung. Solange die gezeigten Dots über mehr als drei Bilder verfolgt werden können, die DLT also lang ist, sollten Versuchspersonen in allen drei Tunnelformen eine 50 %-Schwelle von 0 m/s2 haben. Bei langer DLT sollte positive Beschleunigung also als Beschleunigung und negative Beschleunigung als Verlangsamung wahrgenommen werden. Dazu vergleicht man bei langer DLT die 50 %-Schwelle der psychometrischen Kurven der verschiedenen Tunnelformen. Liegt die 50 %-Schwelle bei 0 m/s2 , so ist die wahrgenommene Beschleunigung unabhängig von der Tunnelform und nur von der tatsächlichen Beschleunigung abhängig. Die 50 %-Schwellen der Kurven der drei Tunnelformen würden sich dabei nicht unterscheiden. Können die gezeigten Dots nicht über mindestens drei Bilder verfolgt werden, so kann die Eigenbeschleunigung nicht gemessen werden. Es ist also zu erwarten, dass bei kurzer DLT die Beschleunigung abhängig von der Tunnelform wahrgenommen wird. Bei gerader Tunnelform sollte die 50 %-Schwelle der psychometrischen Kurve demnach bei 0 m/s2 liegen, bei verengender Tunnelform sollte die 50 %-Schwelle in negative, bei erweiternder Tunnelform in positive Richtung verschoben sein. 7 2. Methoden 2.1. Allgemeiner Versuchsaufbau Das Experiment fand an einem Computerbildschirm (19 Zoll) in einem komplett abgedunkelten Versuchsraum statt. Die Versuchspersonen saßen mit einem Abstand von 57 cm vor dem Bildschirm, das Kinn lag auf einer Kinnstütze, die individuell verstellt wurde, so dass gerade auf den Stimulus geblickt wurde. Der Stimulus wurde auf einer Fläche von 23,5 × 23,5 cm präsentiert, der äußere Rand des Bildschirms um den Stimulus war schwarz. Damit betrug der Sehwinkel, den der Stimulus einnahm, immer 23 ◦ . Die Aufgabe der Versuchspersonen war es zu entscheiden, wie sich ihre Wahrnehmung der simulierten Eigenbeschleunigung veränderte. In einem two-alternative-forced-choise-Paradigma sollten sie durch einen rechten bzw. linken Mausklick angeben, ob sie sich beschleunigten oder verlangsamten. Jeder Stimulus wurde 3 Sekunden lang gezeigt, dann blieb der Bildschirm so lange schwarz, bis die Versuchsperson durch einen Mausklick ihre Antwort gab. Der Stimulus war eine Simulation des optischen Flusses, der entsteht, wenn der Betrachter durch einen Tunnel fliegt (Abb 2.1). Es wurden drei verschiedene Formen verwendet: eine gerade, eine verengende und eine erweiternde Tunnelform. Im Vorversuch verengte bzw. erweiterte sich der Tunnel exponentiell, d. h. die Tunnelwand wurde durch eine e-Funktion dargestellt. Im Hauptversuch wurde dann ein linearer Tunnel verwendet; die Tunnelwand wurde mit Hilfe von Geraden unterschiedlicher Steigung dargestellt (siehe Abb. 2.3). Die Dots, die den optischen Fluss darstellen, hatten eine von zwei DLTs. Die Stimuli wurden mit dem Programm „Punkteregen“, das von Tobias Beck für diesen Versuch entwickelt wurde, erstellt und im gif-Format gespeichert. 8 2. Methoden Abbildung 2.1.: Standbild eines präsentierten Stimulus Die weißen Dots, die die Ortspunkte auf der Tunnelwand darstellen, sind 1,5 px groß. Jeder Stimulus wurde in Matlab in eine Matrix umgewandelt und gespeichert. Nach dem Vorversuch wurde Punkteregen umgeschrieben, so dass die Tunnelwand mittels Geraden dargestellt wurde. Für die Präsentation wurde ein PC der Firma Hewlett-Packard mit einem 19 Zoll LCD-Display (HP L1950) und einer (mit der Psychtoolbox kompatiblen) NVIDA Quadro FX 1500 Grafikkarte verwendet. Die Präsentation der Stimuli wurde mit Matlab und der Psychtoolbox für Matlab programmiert. Die Psychtoolbox ermöglicht es, den Stimulus millisekundengenau zu präsentieren und auf die Framerate des Bildschirms (60 Hz) zu synchronisieren. So kann gewährleistet werden, dass der Stimulus in der richtigen Geschwindigkeit gezeigt wird und jedes Einzelbild für 1/60tel Sekunde gezeigt wird. Die Ergebnisse wurden ebenfalls mit Matlab ausgewertet. 2.2. Vorversuch: exponentieller Tunnel Jede der vier Versuchspersonen (davon drei Frauen, Durchschnittsalter 26,5 Jahre) absolvierte drei bis fünf Sitzungen mit jeweils 180 Stimuli und einer 9 2. Methoden Tabelle 2.1.: Eigenschaften der Stimuli exponentieller Tunnel Tunnelformen Beschleunigung DLT verengend, gerade, erweiternd -0,55 m/s2 , -0,45 m/s2 , -0,35 m/s2 , -0,25 m/s2 , -0,15 m/s2 , -0,05 m/s2 , 0,05 m/s2 , 0,15 m/s2 , 0,25 m/s2 , 0,35 m/s2 , 0,45 m/s2 , 0,55 m/s2 60 Frames linearer Tunnel Tunnelformen Beschleunigung DLT verengend (-4◦ ), gerade (0◦ ), erweiternd (+4◦ ) -5,5 m/s2 , -4,5 m/s2 , -3,5 m/s2 , -2,5 m/s2 , -1,5 m/s2 , -0,5 m/s2 , 0,5 m/s2 , 1,5 m/s2 , 2,5 m/s2 , 3,5 m/s2 , 4,5 m/s2 , 5,5 m/s2 60 Frames, 5 Frames durchschnittlichen Dauer von 20 Minuten. Es wurden nur Sequenzen mit langer DLT gezeigt. Nach jedem Stimulus blieb der Bildschirm schwarz, bis die Versuchsperson mit einem Mausklick antwortete. Es wurden drei Tunnelformen und 12 Beschleunigungen zwischen -0,55 m/s2 und 0,55 m/s2 getestet (siehe Tab. 2.1). Jeder Stimulus wurde fünfmal pro Sitzung gezeigt. Die Reihenfolge wurde am Anfang jeder Sitzung randomisiert. Im Vorversuch konnte anders als im Hauptversuch erst geantwortet werden, nachdem der Stimulus beendet war. Die Berechnung der Tunnelform erfolgte auf die gleiche Art wie in Abschnitt 2.4.2 für den Hauptversuch beschrieben. Die Tunnelwand wurde jedoch nicht durch eine Gerade dargestellt, sondern durch eine e-Funktion (Abb. 2.2). Der Vorversuch wurde im Wesentlichen genauso ausgewertet wie der Hauptversuch. Die Anzahl an Messungen pro Datenpunkt wurde jedoch nicht berechnet, da sie hier vorgegeben war. Es wurden, wie in Abschnitt 2.6.1 beschrieben, mit dem Maximum-Likelihood-Verfahren Kurven berechnet, die den Verlauf der psychometrischen Kurve möglichst gut beschreiben. Um zu testen, ob sich diese Kurven voneinander unterscheiden, wurden, wie in Abschnitt 2.6.2 beschrieben, χ2 -Tests in Abhängigkeit von der Lage des Wendepunkts durchgeführt. Während des Vorversuchs wurden Fehler in der Darstellung der Stimuli bemerkt. Ein Punkt, der sich (in Bewegungsrichtung gemessen) weiter vom Be- 10 2. Methoden t1 Ortspunkte t2 t3 Tunnelwand Dots d1-3 Abbildungsebene Betrachter b Abbildung 2.2.: Exponentieller Tunnel Der Dot wird am Schnittpunkt d~ der Geraden, die durch den Betrachter ~b und den Ortspunkt ~t auf der Tunnelwand führt, mit der Abbildungsebene gezeichnet. Je weiter der Ortspunkt in Bewegungsrichtung vom Betrachter entfernt ist, desto näher am Mittelpunkt der Abbildungsebene befindet sich ~ der Dot d. trachter entfernt befindet, kann sich nicht schneller nach außen bewegen als ein Punkt, der näher am Betrachter liegt. Dieses Phänomen wurde jedoch während der Messungen von der Autorin beobachtet. Daher wurde der Versuch abgebrochen und die Versuchsanordnung für den Hauptversuch modifiziert. Zum Zeitpunkt des Abbruchs hatten die Versuchspersonen den Versuch unterschiedlich oft durchgeführt und pro Messpunkt wurden nur relativ wenige Messungen durchgeführt. 2.3. Hauptversuch: linearer Tunnel Jede der drei Versuchspersonen (davon zwei Frauen, Durchschnittsalter 27 Jahre) absolvierte 12 Sitzungen mit jeweils 288 Stimuli und einer durchschnittlichen Dauer von 25 Minuten. In den ersten sechs Sitzungen wurden nur Sequenzen mit langer DLT, in den letzten sechs Sitzungen nur Sequenzen mit kurzer DLT gezeigt. Es wurden 12 Beschleunigungen zwischen -5,5 m/s2 und 5,5 m/s2 getestet (siehe Tab. 2.1). Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei jeder Sequenz bei 10,1 m/s. 11 2. Methoden Die Versuchspersonen konnten ihre Antwort per Mausklick bereits geben, während der Stimulus noch gezeigt wurde. Wurde während der Stimuluspräsentation keine Antwort gegeben, blieb der Bildschirm nach dem Stimulus schwarz bis eine Antwort erfolgte. Im Vorversuch hatte sich gezeigt, dass bei den extremen Beschleunigungen sehr sicher die richtige Antwort gegeben wird. Um den Versuch nicht unnötig zu verlängern und um die Langeweile zu verringern, konnten die Versuchspersonen im Hauptversuch schon vor Ende des Stimulus antworten. Sie wurden jedoch darauf aufmerksam gemacht, dass die Antwort möglichst richtig sein sollte und nicht möglichst schnell. In jeder Sitzung waren drei Viertel der Messungen uniform auf die 12 möglichen Messpunkte verteilt. Für die restlichen Messungen wurde der Messpunkt mit dem best-PEST-Verfahren (siehe Abschnitt 2.5) bestimmt. Am Anfang jeder Sitzung wurde die Reihenfolge der Messungen randomisiert. 2.4. Stimulus Als Stimulus wurde der optische Fluss berechnet, der entsteht, wenn der Betrachter sich zentral in einem Tunnel bewegt und dabei seine Geschwindigkeit verändert. 2.4.1. Art des Stimulus Der Tunnel, durch den der Betrachter zu fliegen scheint, weist eine von drei Formen auf: Er ist entweder gerade, er verengt sich oder erweitert sich (siehe Abb. 2.3). Der Betrachter scheint in der Mitte dieses Tunnels zu fliegen. Die Geschwindigkeit des Betrachters verändert sich linear. Die Beschleunigung nahm im Versuch einen von 12 Werten an. Der Stimulus war 800 × 800 px groß und drei Sekunden lang. Die Dots hatten eine unterschiedliche DLT: Die DLT war entweder lang (60 Frames) oder kurz (5 Frames). Das entspricht bei einer Bildwechselfrequenz von 60 Hz 1 s bzw. 1/12 s. Die drei verschiedenen Tunnelformen waren unendliche Röhren mit unterschiedlichen Öffnungswinkeln, die im Hauptversuch bei -4 ◦ , 0 ◦ und +4 ◦ lagen. Um eine begrenzte Sichtweite zu simulieren, befanden sich im Umkreis 12 2. Methoden 1,57m 2,07m 1,57m 1,57m 2,07m 30,75m Abbildung 2.3.: Tunnelformen des linearen Tunnels Die Stimuli hatten eine von drei Formen: verengende, gerade oder erweiternde Tunnelform. Links und rechts ist jeweils der Durchmesser des Tunnels am Anfang bzw. Ende des Durchflugs angegeben. von 120 px um die Mitte des Stimulus keine Dots. Im äußeren, 20 px breiten Rahmen wurden keine Dots generiert. 2.4.2. Berechnung des optischen Flusses Die Sequenzen wurden mit Hilfe des Programms „Punkteregen“ generiert. Dazu wurde der Schnittpunkt der Tunnelwand mit einer Geraden, die vom Betrachter aus durch die Bildebene führt, berechnet (siehe Abb. 2.4). Auf der Tunnelwand wurden die Raumkoordinaten von Ortspunkten ~t bestimmt und als 1,5 px große Dots (Bildpunkte) auf die Abbildungsebene gezeichnet. Bewegt sich der Betrachter zwischen zwei Frames (Einzelbildern), so verändert sich die räumliche Lage zwischen Betrachter und einem Punkt ~t auf der Tunnelwand. Dem entsprechend verändert sich auch die Position d~ des entsprechenden Dots auf der Abbildungsebene. Der Stimulus ist demnach kein Tunnel, dessen Wand ein Punktmuster besitzt, vielmehr stellt ein Dot einen Ortspunkt auf der Tunnelwand mit definierten Koordinaten dar. Zunächst wird die benötigte Anzahl an Punkten zufällig auf der Abbildungsebene verteilt. Anschließend wird für jeden Punkt d~0 mit den Koordinaten 13 2. Methoden w1 Tunnelwand w2 t d b vz Abbildungsebene Abbildung 2.4.: Berechnung des Stimulus ~ d: Dot auf der Abbildungsebene (Bildschirm) mit x- und y-Koordinate, ~b: Betrachter, w~1 und w~2 : Punkte, durch die die Tunnelwand definiert ist, ~t: Ortspunkt auf der Tunnelwand, vz : Geschwindigkeit des Betrachters zum Zeitpunkt z. (Dx , Dy ) auf der Abbildungsebene der Schnittpunkt ~t der Geraden durch diesen Punkt d~0 und den Betrachter b~0 mit der Tunnelwand berechnet. ~t = b~0 + λ · (d~0 − b~0 ) (2.1) Dabei ist λ: λ= q W1,x + W2,x −W 1,x W2,z −W1,z · (Bz − W1,z ) Dx2 + Dy2 − (Dz − Bz ) · W2,x −W1,x W2,z −W1,z (2.2) Die Tunnelwand wird durch die Punkte w~1 und w~2 mit den Koordinaten (W1,x , W1,z ) bzw. (W2,x , W2,z ) definiert, dabei ist die z-Komponente gleich dem Radius des Tunnels an Stelle z. Zwischen den Frames z und z + 1 wird der Betrachter b~z mit der Geschwindigkeit v~z auf der z-Achse verschoben. In den weiteren Frames wird jeweils der Schnittpunkt d~z der Geraden durch ~t und b~z mit der Abbildungsebene berechnet. 14 2. Methoden 2.5. Anzahl der Messungen Im Vorversuch wurden die Messungen uniform auf die Messpunkte verteilt, im Hauptversuch wurde für ein Viertel der Messungen ein idealer Messpunkt bestimmt, an dem gemessen wurde. Um am Wendepunkt der psychometrischen Kurve mehr Daten zu erheben als an den Rändern, wurde während jeder Sitzung vor jeder Messung über das best-PEST-Verfahren (Pentland, 1980; Lieberman und Pentland, 1982) der Punkt bestimmt, bei dem beide Antworten gleich wahrscheinlich scheinen. Dazu wurde mit Hilfe der Formel 2.3 der Maximum-Likelihood-Schätzer mn des Punktes bestimmt, bei dem die Antwort „Beschleunigung“ zu 50 % gegeben wird. Der Messpunkt unter den 12 möglichen Messpunkten, der mn am nächsten lag, wurde im nächsten Durchlauf verwendet. mn = max x ∈ (a,b) n−1 Y (1, 0 + e−rj (mj −x) )−1 (2.3) j=1 Dabei ist mj die j-te Messung mit Wert mj und rj das Ergebnis dieser Messung. Das Ergebnis rj der Messung ist +1 bei der Antwort „Beschleunigung“ und -1 bei der Antwort „Verlangsamung“. Die Grenzen, die die unabhängige Variable x, hier die Beschleunigung, annehmen kann, sind a und b, hier -5,5 m/s2 bzw. +5,5 m/s2 . Insgesamt wurden bei jeder Versuchsperson pro Sitzung n = 96 Messungen einer Tunnelform durchgeführt. Drei Viertel der Messungen wurden wie im Vorversuch uniform auf die 12 möglichen Werte von x verteilt, für ein Viertel wurde der Maximum-Likelihood-Schätzer mn mit allen bisher in der Sitzung vorgenommenen Messungen berechnet. Die Reihenfolge der Messungen aller Tunnelformen und Beschleunigungen wurden am Anfang jeder Sitzung randomisiert. 15 2. Methoden 2.6. Auswertung 2.6.1. Berechnung der psychometrischen Kurven Für die Auswertung der Daten wurde zunächst die Anzahl der Messungen pro Stimulus bestimmt. Um die psychometrische Kurve zu bestimmen, wurde für jeden Stimulus die Anzahl der Antwort „Beschleunigung“ im Verhältnis zur Anzahl an Messungen berechnet. Unter der Annahme, dass das Antwortverhalten bei diesem psychophysischen Experiment einer sigmoidalen Kurve entspricht, wurde jeweils durch die Datenpunkte einer Tunnelform bei einer der DLTs eine Ausgleichskurve gelegt. Als Ausgleichsfunktion wurde dabei die im Wendepunkt punktsymmetrische Fehlerfunktion (error function) verwendet: x−b Ψ(x, a, b) = 0, 5 + 0, 499999 · erf a Z z 2 2 erf(z) = √ e−t dt (z ∈ C) π 0 ! (2.4) (2.5) Ψ(x, a, b) gibt dabei die Wahrscheinlichkeit an, mit der bei einer Beschleunigung x die Antwort „Beschleunigung“ gegeben wird. Der Wendepunkt von Ψ(x, a, b) liegt bei b, die Steigung bei a. Die Parameter a und b wurden mit Hilfe des Maximum-Likelihood-Verfahrens bestimmt. Jede Messung ist ein Bernoulli-Experiment mit den möglichen Ereignissen „Beschleunigung“ (1) und „Verlangsamung“ (0). An jedem Messpunkt i sind die Antworten damit binomialverteilt mit xi ∼ B(ni , pi ), wobei ni die Anzahl Messungen und pi die Wahrscheinlichkeit der Antwort „Beschleunigung“ am Messpunkt i ist. Nach dem Satz von Moivre-Laplace konvergiert die Binomialverteilung für n → ∞ und Wahrscheinlichkeiten zwischen 0 und 1 √ gegen die Normalverteilung mit µ = np und σ = npq mit p+q = 1 (Fahrmeir et al., 2003, Kapitel 7.1). Damit ist: L(a, b) = N Y Ψa,b (xi ) (2.6) i=1 16 2. Methoden −N 2 = (2π) N Y i=1 LL(a, b) = log L(a, b) LL(a, b) = N X i=1 s (Hi − ni pi )2 1 · exp − ni pi (1 − pi ) 2ni pi (1 − pi ) Hi log Ψa,b (xi ) + (ni − Hi ) log(1 − Ψa,b (xi )) ! (2.7) (2.8) (2.9) Pro Tunnelform gibt es N = 12 Messpunkte, an jedem Messpunkt i fanden ni Messungen statt, bei Hi dieser Messungen war die Antwort „Beschleunigung“. L(a, b) gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der bei Gültigkeit der psychometrischen Funktion Ψ(x, a, b) bei n1 , n2 , . . . , nN Messungen mit den Reizstärken x1 , x2 , . . . , xN die gemessenen Häufigkeiten H1 , H2 , . . . , HN zu erhalten (siehe auch Mallot, 2011). Um die Parameter a und b zu bestimmen, wird LL(a, b) maximiert. Dazu wurde in Matlab die Funktion fminsearch verwendet, die die Parameter a und b beginnend mit den Startwerten a = 1 und b = 2 so verändert, bis das Minimum von −LL(a, b) (und damit das Maximum von LL(a, b)) gefunden ist. 2.6.2. Statistische Auswertung durch χ2 -Tests Mit der Maximum-Likelihood-Methode lässt sich zwar sehr gut die „bestmögliche“ Kurve zu den Daten berechnen, sie gibt jedoch keine Auskunft darüber, wie gut die berechnete Kurve die Daten beschreibt. Die berechnete Kurve ist diejenige Funktion Ψa,b (x), bei der – unter der Annahme, dass sie den „wahren“ Verlauf der psychometrischen Kurve beschreibt –, die gemessenen Daten zu erwarten waren. Um darzustellen in welchem Bereich die Kurven liegen, die nicht signifikant verschieden von den gemessenen Daten sind, wurde um jede Kurve ein Bereich gezeichnet. Außerhalb dieses Bereichs liegende Kurven sind (bei gleicher Steigung wie die angepasste Kurve) mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit α=5 % verschieden von den gemessenen Daten. Eine Kurve, die außerhalb dieses Bereichs liegt, entspricht also sehr wahrscheinlich nicht dem wahren Verlauf der psychometrischen Kurve des gemessenen Reizes. Um zu testen, wie gut Kurven mit der Steigung a und variierendem Wendepunkt b zu den jeweiligen Datenpunkten passen, wurden χ2 -Tests (Pearson, 17 2. Methoden 1900) durchgeführt. Unter der Annahme, dass die Ergebnisse an jedem Messpunkt binomial- bzw. normalverteilt sind (siehe Abschnitt 2.6.1), wurde für jede Tunnelform die Teststatistik χ2 berechnet: χ2 = N X Beobachteti − Erwarteti i=1 Erwarteti (2.10) mit Erwarteti = ni · Ψa,b (xi ) und Beobachteti = Hi Der erwartete Wert Erwarteti wird mit dem Wert der angepassten Kurve am Messpunkt i berechnet, Beobachteti mit der tatsächlich gemessenen Häufigkeit Hi . Der zur Teststatistik χ2 gehörende p-Wert pχ2 wurde in Matlab mit chi2cdf berechnet. Für jede Tunnelform wurde so der Bereich des Wendepunktes b der angepassten Kurve Ψa,b (x) berechnet, in dem die Kurven auf einem Signifikanzniveau von 5 % nicht verschieden von den gemessenen Daten sind. Dazu wurde für die obere und untere Grenze des Bereichs der Wendepunkt b jeweils so gewählt, dass der p-Wert p bei 0,05 lag. Dafür wurde mit fminsearch und geeigneten Startwerten jeweils das Minimum von |pχ2 − 0.05| bestimmt. Dies entspricht den Schnittpunkten von p = 0.05 und dem p-Wert pχ2 von Ψa (x, b) in Abhängigkeit von b. 18 3. Ergebnisse 3.1. Vorversuch: exponentieller Tunnel Alle Versuchspersonen hatten die Anweisungen verstanden und konnten die Aufgabe ohne Probleme durchführen. Bei der geraden Tunnelform liegt die Häufigkeit der Antwort „Beschleunigung“ bei jeder gezeigten Beschleunigung von weniger als 0 m/s2 unter 50 % (mit der Ausnahme von Versuchsperson 4: bei -0,15 m/s2 antwortete sie zu 53 % mit „Beschleunigung“). Lag die gezeigte Beschleunigung bei über 0 m/s2 , antworteten alle Versuchspersonen in mehr als 50 % der Messungen mit „Beschleunigung“. Insgesamt wurde zu 50,3 % (± 6,78 %) mit „Beschleunigung“ geantwortet. Bei den beiden größten verwendeten Verlangsamungen (-0,55 m/s2 und -0,45 m/s2 ) gaben alle Versuchspersonen bei allen drei verwendeten Tunnelformen in höchstens 10% der Messungen an, dies als Beschleunigung wahrzunehmen. Bei den stärksten Beschleunigungen (0,55 m/s2 und 0,45 m/s2 ) gaben sie in mindestens 10% der Messungen an, dies als Beschleunigung wahrzunehmen (siehe Abb. 3.1). An die Datenpunkte der Tunnelformen wurden mit dem Maximum-LikelihoodVerfahren Fehlerfunktionen angepasst (siehe Abschnitt 2.6.1). Der Wendepunkt ist durch die Punktsymmetie der Fehlerfunktion gleichzeitig die 50 %Schwelle, an der zu erwarten ist, das die Versuchsperson gleich oft mit „Beschleunigung“ wie mit „Verlangsamung“ antwortet. Bei allen Versuchspersonen sind die Kurven der drei Tunnelformen zueinander verschoben: Der Wendepunkt der Kurve der verengenden Tunnelform liegt am weitesten links, im Bereich der negativen Beschleunigung, während der Wendepunkt der erweiternden Tunnelform nach rechts verschoben ist (Abb. 3.2). Bei Versuchsperson 1 liegt der Wendepunkt der Kurve der verengenden Tunnelform bei -0,12 m/s2 , 19 1 1 0.9 0.9 wahrgenommene Beschleunigung wahrgenommene Beschleunigung 3. Ergebnisse 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 −0.55−0.45−0.35−0.25−0.15−0.05 0.05 0.15 0.25 0.35 0.45 0.55 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 −0.55−0.45−0.35−0.25−0.15−0.05 0.05 0.15 0.25 0.35 0.45 0.55 Beschleunigung [m/s²] Beschleunigung [m/s²] (b) Versuchsperson 2 1 1 0.9 0.9 wahrgenommene Beschleunigung wahrgenommene Beschleunigung (a) Versuchsperson 1 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 −0.55−0.45−0.35−0.25−0.15−0.05 0.05 0.15 0.25 0.35 0.45 0.55 Beschleunigung [m/s²] (c) Versuchsperson 3 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 −0.55−0.45−0.35−0.25−0.15−0.05 0.05 0.15 0.25 0.35 0.45 0.55 Beschleunigung [m/s²] (d) Versuchsperson 4 Abbildung 3.1.: Rohdaten des exponentiellen Tunnels Die Rohdaten des Vorversuchs mit exponentiell verengenden bzw. erweiternden Tunnelformen. Auf der y-Achse ist der Anteil der Antwort „Beschleunigung“ an der Gesamtzahl an Antworten aufgetragen. Grün: verengend, rot: gerade, blau: erweiternd. der Wendepunkt bei gerader Tunnelform liegt bei 0,02 m/s2 und der der erweiternden Tunnelform bei 0,12 m/s2 (Tab. 3.1). Bei Versuchsperson 2 liegt der Wendepunkt der geraden Tunnelform bei 0,00 m/s2 ; bei verengender Tunnelform liegt der Wendepunkt mit -0,09 m/s2 im Negativen; der Wendepunkt der erweiternden Tunnelform liegt mit 0,15 m/s2 im Positiven. Bei Versuchsperson 3 liegen alle Wendepunkte knapp im positiven Bereich, auch hier liegt die Kurve der verengenden Tunnelform am weitesten links. Bei Versuchsperson 4 sind die Wendepunkte mit -0,25 m/s2 , -0,12 m/s2 und 0,02 m/s2 für verengende, gerade bzw. erweiternde Tunnelform im Vergleich zu den anderen Versuchspersonen nach links verschoben. 20 3. Ergebnisse Tabelle 3.1.: Wendepunkte der angepassten Kurven des exponentiellen Tunnels Versuchs- verengende gerade erweiternde person Tunnelform 1 2 3 4 -0,12 -0,09 0,01 -0,25 0,02 -0,00 0,08 -0,12 0,12 0,15 0,21 0,02 MW -0,11 -0,01 0,12 Wie für den Hauptversuch wurden χ2 -Tests durchgeführt (siehe Abschnitt 2.6.2), um zu testen, welche Kurven gleicher Steigung signifikant verschieden von den gemessenen Daten sind. Die Bereiche, in denen Kurven gleiches Steigung nicht signifikant verschieden sind, sind jedoch sehr breit und überlappen sich stark (siehe Abb. A.1 bis A.4 im Anhang); sie wurden zur besseren Übersicht nicht um die Kurven eingezeichnet. 3.2. Hauptversuch: linearer Tunnel Der Hauptversuch wurde mit drei der vier Versuchspersonen aus dem Vorversuch durchgeführt. Der Stimulus bestand aus Sequenzen, die den Durchflug eines Tunnels mit geraden Wänden mit einem Öffnungswinkel von -4 ◦ , 0 ◦ oder +4 ◦ simulieren. Anders als im Vorversuch wurde nicht jede Beschleunigung gleich oft gemessen, sondern in einem Viertel der Messungen wurde an dem Messpunkt gemessen, der nach den Berechnungen mittels des best-PESTVerfahrens mit den bisherigen Ergebnissen der Sitzung (siehe Abschnitt 2.5) am nächsten an der 50 %-Schwelle lag. Dies führt dazu, dass in den Randbereichen, in denen die Antworten eindeutig sind, 36-mal gemessen wurde und im mittleren Bereich häufiger. 3.2.1. Anzahl der Messungen Bei Versuchsperson 1 (Abb. 3.3a) wurde mit langer DLT für die drei verschiedenen Tunnelformen (verengend, gerade und erweiternd) bei unterschiedlichen Beschleunigungen unterschiedlich oft gemessen. Bei verengender Tunnelform 21 1 1 0.9 0.9 wahrgenommene Beschleunigung wahrgenommene Beschleunigung 3. Ergebnisse 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 −0.55−0.45−0.35−0.25−0.15−0.05 0.05 0.15 0.25 0.35 0.45 0.55 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 −0.55−0.45−0.35−0.25−0.15−0.05 0.05 0.15 0.25 0.35 0.45 0.55 Beschleunigung [m/s²] Beschleunigung [m/s²] (b) Versuchsperson 2 1 1 0.9 0.9 wahrgenommene Beschleunigung wahrgenommene Beschleunigung (a) Versuchsperson 1 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 −0.55−0.45−0.35−0.25−0.15−0.05 0.05 0.15 0.25 0.35 0.45 0.55 Beschleunigung [m/s²] (c) Versuchsperson 3 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 −0.55−0.45−0.35−0.25−0.15−0.05 0.05 0.15 0.25 0.35 0.45 0.55 Beschleunigung [m/s²] (d) Versuchsperson 4 Abbildung 3.2.: Angepasste Kurven des exponentiellen Tunnels Die mittels Maximum-Likelihood angepassten Kurven des Vorversuchs mit exponentiell verengenden bzw. erweiternden Tunnelformen. Auf der y-Achse ist der Anteil der Antwort „Beschleunigung“ an der Gesamtzahl an Antworten aufgetragen. Grün: verengend, rot: gerade, blau: erweiternd. wurde an sechs Stellen öfter als die Mindestanzahl an 36 Messungen gemessen, am häufigsten wurde mit insgesamt 135 Messungen bei -4,5 m/s2 gemessen. Bei gerader Tunnelform wurde bei 0,5 m/s2 mit 122 Messungen am häufigsten gemessen; bei der erweiternden Tunnelform liegt der häufigste Messpunkt mit 113 Messungen bei 4,5 m/s2 . Bei gerader Tunnelform wurde an vier Stellen zusätzlich gemessen, bei erweiternder Tunnelform an sechs Stellen. Die Häufigkeitsverteilung ist jedoch bei allen Tunnelformen schmal und hat einen eindeutigen Hochpunkt. Bei kurzer DLT liegen die Hochpunkte mit 135, 120 und 82 Messungen bei -3,5 m/s2 , -0,5 m/s2 und 3,5 m/s2 für die verengende, gerade bzw. erweiternde Tunnelform. Zusätzlich gemessen wurde an drei, sechs bzw. sieben Messpunkten. Für die verengende und gerade Tunnelform hat die 22 3. Ergebnisse Verteilung eine ähnliche Form wie die bei langer DLT; bei erweiternder Tunnelform ist die Verteilung deutlich breiter und die Lage des Hochpunktes ist nicht sehr deutlich. Bei Versuchsperson 2 ist die Verteilung der Messungen ähnlich (Abb. 3.3b). Hier liegen die Hochpunkte für die gerade Tunnelform für beide DLTs bei 0,5 m/s2 . Für die verengende Tunnelform liegen die Hochpunkte für lange und kurze DLT bei -2,5 m/s2 bzw. -3,5 m/s2 . Die Hochpunkte der erweiternden Tunnelformen liegen für beide DLTs bei 2,5 m/s2 . Alle Häufigkeitsverteilungen sind relativ schmal. Bei Versuchsperson 3 sind die Häufigkeitsverteilungen eher breiter als bei den anderen Versuchspersonen (Abb. 3.3c). Hier wurde am häufigsten Messpunkt 85-mal (lange DLT, erweiternd) bis 124-mal (lange DLT, gerade) gemessen. Die meisten Messungen wurden bei der geraden Tunnelform bei jeweils 0,5 m/s2 gemacht; für die verengende Tunnelform liegen die Hochpunkte bei -1,5 m/s2 und -2,5 m/s2 für lange bzw. kurze DLT. Werden die Messungen aller Versuchspersonen summiert, ergibt sich aus der Verteilung der Messpunkte bei den einzelnen Versuchspersonen, dass die Verteilungen bei verengender und gerader Tunnelform schmal sind und einen eindeutigen Hochpunkt besitzen; bei erweiternder Tunnelform ist die Verteilung vor allem bei langer DLT sehr breit (Abb. 3.5). Insgesamt wurde an jedem Messpunkt mindestens 108-mal gemessen, an den Hochpunkten 234-mal (lange DLT, erweiternd) bis 363-mal (lange DLT, gerade). Bei Versuchsperson 2 und 3 wurde beim geraden Tunnel für kurze und lange DLT am gleichen Messpunkt am häufigsten gemessen, mit dem best-PESTVerfahren wurde die 50 %-Schwelle also am häufigsten für beide DLTs so bestimmt, dass der näheste Messpunkt gleich war. Für die verengende Tunnelform liegt der Hochpunkt der Messungen für die kurze DLT bei allen Versuchspersonen weiter im Negativen als für die lange DLT, bei Versuchsperson 3 ist die Verteilung jedoch etwas flacher und der Unterschied von langer und kurzer DLT ist nur gering. Bei der erweiternden Tunnelform stimmt der Messpunkt mit den häufigsten Messungen bei Versuchsperson 1 und 2 für kurze und lange DLT überein, bei Versuchsperson 3 wurde bei erweiternder Tunnelform für die lange DLT am gleichen Messpunkt am häufigsten gemessen wie für die gerade Tunnelform. Hier ist der Bereich, in dem die 50 %-Schwelle berechnet wurde jedoch breiter und die Verteilung stark asymmetrisch. 23 160 160 140 140 120 120 Anzahl Messungen Anzahl Messungen 3. Ergebnisse 100 80 60 100 80 60 40 40 20 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Beschleunigung [m/s²] 20 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Beschleunigung [m/s²] (a) Versuchsperson 1 (b) Versuchsperson 2 160 Anzahl Messungen 140 120 100 80 60 40 20 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Beschleunigung [m/s²] (c) Versuchsperson 3 Abbildung 3.3.: Anzahl der Messungen Es wurde bei jeder Beschleunigung mindestens 36-mal gemessen, die restlichen Messpunkte wurden mit Hilfe des best-PEST-Verfahrens bestimmt. Auf der y-Achse ist der Anteil der Antwort „Beschleunigung“ an der Gesamtzahl an Antworten aufgetragen. Grün: verengend, rot: gerade, blau: erweiternd; hell: kurze DLT, dunkel: lange DLT. 3.2.2. Rohdaten Betrachtet man, wie häufig die Versuchspersonen den präsentierten Stimulus als eine beschleunigte Fortbewegung wahrnehmen (Abb. B.1), so fällt der vor allem bei Versuchsperson 1 und 2 fast stufenförmige Verlauf auf: Während die stärkste negative Beschleunigung von allen Versuchspersonen in fast allen Fällen als „Verlangsamung“ wahrgenommen wird, wird die höchste positive Beschleunigung meistens als „Beschleunigung“ wahrgenommen. Zwei Versuchspersonen nehmen Stimuli der erweiternden Tunnelform jedoch auch mit der höchsten Beschleunigung nur zu etwa 80 % als „Beschleunigung“ wahr. Insge- 24 3. Ergebnisse samt ist der Verlauf bei der erweiternden Tunnelform eher flacher als bei den beiden anderen Tunnelformen. 3.2.3. Verlauf der psychometrischen Kurven Mit den gemessenen Daten (Abb. B.1) wurde für jede Versuchsperson, jede Tunnelform und beide DLTs mit der Maximum-Likelihood-Methode (siehe Abschnitt 2.6.1) die Kurve berechnet, die die gemessenen Daten möglichst gut beschreibt. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit maximal, dass die gemessenen Daten unter Annahme der angepassten Kurve als Wahrnehmungsschwelle zu erwarten waren. Augenscheinlich beschreiben die angepassten Kurven die Daten gut (siehe Abb. 3.4). Die Abweichung der Messungen an jedem Messpunkt zur Kurve ist gering. Betrachtet man bei Versuchsperson 1 (Abb. 3.4a) die Abweichungen zwischen Messwerten und zugehöriger Kurve, so liegen bei verengender Tunnelform und langer DLT (in der Abbildung dunkelgrüne Kurve und Kreise) neun von zwölf Messwerten auf der Kurve, die restlichen drei Messwerte haben nur einen sehr kleinen (vertikalen) Abstand zur Kurve. Bei verengender Tunnelform und kurzer DLT (hellgrün) sowie gerader Tunnelform und langer DLT (dunkelrot) liegen acht von zwölf Messwerten auf der Kurve. Bei der erweiternden Tunnelform mit kurzer und langer DLT (hell- bzw. dunkelblau) liegen weniger Messwerte genau auf der Kurve, auch hier ist jedoch der Abstand eher klein. Bei der geraden Tunnelform und kurzer DLT (hellrot) ist der Abstand zwischen Kurve und gemessenen Daten an den Messpunkten mit -0,5 m/s2 und 0,5 m/s2 etwas größer. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Versuchsperson 2 (Abb. 3.4b): Auch hier liegen viele Messwerte exakt auf der Kurve, die an diese Daten angepasst wurde. Messwerte, die nicht auf der Kurve liegen, unterscheiden sich nur geringfügig von den mit Maximum-Likelihood berechneten erwarteten Werten der Kurve. Die mit Versuchsperson 3 gemessenen Daten weichen insgesamt stärker von den erwarteten Werten ab, auffallend ist hier auch die bei allen Tunnelformen und DLTs geringere Steigung der berechneten Kurven (Abb. 3.4c). 25 3. Ergebnisse 1 wahrgenommene Beschleunigung wahrgenommene Beschleunigung 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Beschleunigung [m/s²] 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Beschleunigung [m/s²] (a) Versuchsperson 1 (b) Versuchsperson 2 1 wahrgenommene Beschleunigung wahrgenommene Beschleunigung 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Beschleunigung [m/s²] (c) Versuchsperson 3 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Beschleunigung [m/s²] (d) alle Versuchspersonen summiert Abbildung 3.4.: Angepasste Kurven des linearen Tunnels Die mittels Maximum-Likelihood angepassten Kurven des Hauptversuchs mit linear verengenden bzw. erweiternden Tunnelformen. Auf der y-Achse ist der Anteil der Antwort „Beschleunigung“ an der Gesamtzahl an Antworten aufgetragen. Grün: verengend, rot: gerade, blau: erweiternd; hell: kurze DLT, dunkel: lange DLT. Summiert man die Anzahl der Messungen und die Häufigkeiten der Antwort „Beschleunigung“ an jedem der zwölf Messpunkte über alle drei Versuchspersonen und berechnet damit die Kurven, die die Daten am besten beschreiben (Abb. 3.4d), so beschreiben auch hier die Kurven die tatsächlich gemessenen Daten gut. 26 3. Ergebnisse 3.2.4. Anzahl der Messungen im Vergleich zum Kurvenverlauf Mit Hilfe des best-PEST-Verfahrens wurde während des Versuchs in einem Viertel der Durchgänge die 50 %-Schwelle berechnet, an der gemessen wird. Durch die 12 festgelegten Messpunkte muss der berechnete ideale Messpunkt mn auf den naheliegendsten Messpunkt gerundet werden. Vergleicht man über alle Versuchspersonen die Beschleunigung, bei der am häufigsten gemessen wurde, mit der 50 %-Schwelle der mit allen Daten berechneten Kurve (also dem Wendepunkt), so liegen diese nah beieinander (Abb 3.5). Der Wendepunkt jeder Kurve liegt jedoch nicht exakt am Höhepunkt der Häufigkeitsverteilung. Gerade bei den schiefen Verteilungen der erweiternden Tunnelform beider DLTs fällt auf, dass der Wendepunkt der zugehörigen angepassten Kurve zum Hochpunkt versetzt ist. 400 Anzahl Messungen 350 300 250 200 150 100 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 Beschleunigung [m/s²] Abbildung 3.5.: Anzahl der Messungen aller Versuchspersonen Summe der Anzahl an Messungen über alle Versuchspersonen. Zusätzlich sind die Wendepunkte der angepassten Kurven eingezeichnet. Auf der y-Achse ist der Anteil der Antwort „Beschleunigung“ an der Gesamtzahl an Antworten aufgetragen. Grün: verengend, rot: gerade, blau: erweiternd; hell: kurze DLT, dunkel: lange DLT. 3.2.5. Bereiche um die Kurven Die Steigung der Kurven variiert von 0,88 s2 /m bis 3,9 s2 /m. Die Kurven, die an die Daten einer Versuchsperson angepasst wurden, ähneln sich in ihrer Steigung 27 3. Ergebnisse jedoch. Vor allem bei Versuchsperson 2 und 3 haben die Kurven eine vergleichbare Steigung (Abb. 3.4). Für die weitere Auswertung wurde die Steigung vernachlässigt und die Lage der Wendepunkte betrachtet. Um darzustellen, wie wahrscheinlich andere Kurven als die mit dem MaximumLikelihood-Verfahren an die Daten angepasste Kurve signifikant verschieden von den gemessenen Daten sind, wurden χ2 -Tests durchgeführt (siehe Abschnitt 2.6.2). Es wurden χ2 -Tests durchgeführt (siehe Abschnitt 2.6.2), um zu zeigen welche Kurven nicht signifikant verschieden von den gemessenen Daten sind. Dazu wurde der erwartete Wert Erwarteti mit der Funktion Ψa,b (x) berechnet, wobei für a die Steigung der angepassten Kurve verwendet wurde. Der p-Wert wurde also in Abhängigkeit von dem Wendepunkt b von Ψa,b (x) berechnet (siehe Abb. B.2 bis B.5). Um jede Kurve wurde der Bereich eingezeichnet, innerhalb dessen Kurven gleicher Steigung a auf einem Signifikanzniveau von α = 5% nicht von den Daten verschieden sind (siehe Abb. B.1). Zum Teil lag der p-Wert bei einem Datensatz nie über 0,05 (gerade Tunnelform, kurze DLT bei Versuchsperson 1 und 3, Abb. B.2d und B.4d; erweiternde Tunnelform, beide DLTs bei Versuchsperson 2, Abb. B.3e,f); in diesem Fall wurde kein Bereich eingezeichnet, da alle Kurven mit gleicher Steigung wie die angepasste Kurve signifikant von den Daten verschieden sind. 3.2.6. Vergleich der Kurven bei kurzer Lebenszeit Bei kurzer DLT verlaufen die Kurven je nach Tunnelform unterschiedlich: Bei Versuchsperson 1 liegt der Wendepunkt der verengenden Tunnelform bei einer Beschleunigung von -3,15 m/s2 , der Wendepunkt der geraden Tunnelform liegt bei -0,46 m/s2 und der Wendepunkt der erweiternden Tunnelform bei 3,60 m/s2 . Die Wendepunkte liegen jeweils außerhalb der Bereiche der anderen Tunnelformen, die Kurven sind also signifikant von den Daten der anderen Tunnelformen verschieden (χ2 (11)>19,6751, p<0,05). Die Bereiche (soweit berechenbar) überlappen sich auch nicht, so dass es keine Kurve gibt, die von den Daten zweier Tunnelformen nicht signifikant verschieden ist. Auch bei den Versuchspersonen 2 und 3 sind die Wendepunkte der verengenden Tunnelform mit -3,16 m/s2 bzw. -2,05 m/s2 im Bereich negativer Beschleunigung und die Wendepunkte der erweiternden Tunnelform mit 2,44 m/s2 bzw. 28 3. Ergebnisse 4,13 m/s2 im Bereich positiver Beschleunigung. Die Wendepunkte der geraden Tunnelform liegen mit -0,40 m/s2 bzw. -0,83 m/s2 nahe 0 m/s2 . Auch hier liegen die Kurven jeweils außerhalb der Bereiche der anderen beiden Tunnelformen und unterscheiden sich damit signifikant von den Daten der jeweiligen Tunnelformen (χ2 (11)>19,6751, p<0,05). Tabelle 3.2.: Wendepunkte der angepassten Kurven des linearen Tunnels Versuchslange DLT kurze DLT person verengend gerade erweiternd verengend gerade erweiternd 1 2 3 -2,51 -2,77 -1,97 0,17 -0,30 0,46 4,24 3,03 1,82 -3,15 -3,16 -2,05 -0,46 -0,40 -0,83 3,60 2,44 4,13 MW -2,41 0,11 3,03 -2,79 -0,01 3,39 3.2.7. Vergleich der Kurven bei langer Lebenszeit Vergleicht man nun bei den einzelnen Versuchspersonen die angepassten Kurven der verschiedenen Tunnelformen miteinander, so sieht man, dass sich die Kurven bei auch bei langer DLT zwischen den unterschiedlichen Tunnelformen unterscheiden. Bei Versuchsperson 1 liegt der Wendepunkt der geraden Tunnelform bei 0,17 m/s2 , der Wendepunkt der verengenden Tunnelform bei -2,51 m/s2 und der der erweiternden Tunnelform bei 4,24 m/s2 (Tab. 3.2). Keine der Kurven liegt in dem Bereich einer anderen Tunnelform und auch die Bereiche selbst überlappen sich nicht (Abb. 3.6a). Jede der drei angepassten Kurven ist also jeweils von den Daten der beiden anderen Tunnelformen mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von kleiner 5 % signifikant verschieden (χ2 (11)>19,6751, p<0,05) und es gibt keine Kurve, die von den Daten von zwei unterschiedlichen Tunnelformen nicht signifikant verschieden ist. Tatsächlich nimmt der p-Wert in Abhängigkeit von der Steigung b sehr schnell ab und fällt außerhalb der eingezeichneten Bereiche schnell auf null ab (siehe Abb. B.2ac). Auch bei Versuchsperson 2 liegen die Wendepunkte mit -0,30 m/s2 , -2,77 m/s2 und 3,03 m/s2 von gerader, verengender bzw. erweiternder Tunnelform deutlich auseinander und die Bereiche überlappen sich nicht (Abb. 3.6b). Mit Wendepunkten bei 0,46 m/s2 , -1,97 m/s2 und 1,82 m/s2 liegen die Kurven von Ver- 29 3. Ergebnisse suchsperson 3 näher beieinander, die Bereiche überlappen sich jedoch auch hier nicht (Abb. 3.6c), so dass es auch bei Versuchsperson 2 und 3 keine Kurve gibt, die von den Daten zweier Tunnelformen nicht signifikant verschieden ist. 3.2.8. Vergleich der Kurven von kurzer und langer Lebenszeit Vergleicht man die Kurven der drei Tunnelformen von langer DLT mit denen der kurzen DLT, so fällt auf, dass die Kurven gleicher Tunnelform einen ähnlichen Wendepunkt haben. Bei allen Versuchspersonen liegen die Wendepunkte beider DLTs bei verengender Tunnelform im negativen, bei erweiternder Tunnelform im positiven Bereich der Beschleunigung. Die Wendepunkte bei gerader Tunnelform liegen bei beiden DLTs bei etwa 0 m/s2 . Bei Versuchsperson 1 überlappen sich die Bereiche der verengenden Tunnelform teilweise (Abb. 3.6a), die Kurve der langen DLT liegt jedoch nicht im Bereich der kurzen DLT. Der Bereich der kurzen DLT ist bei gerader Tunnelform nicht vorhanden, die Kurve liegt durch ihre flachere Form außerhalb des Bereichs der langen DLT. Auch die Bereiche der erweiternden Tunnelform überlappen sich; die Kurven liegen jedoch nicht im jeweils anderen Bereich. Auch bei Versuchsperson 2 überlappen sich die Bereiche bei gleicher Tunnelform und unterschiedlicher DLT zum (Abb. 3.6b), bei gerader Tunnelform liegen die Kurven jeweils innerhalb der Bereiche; die Kurve verengender Tunnelform bei kurzer DTL liegt im Bereich langer DLT. Bei Versuchsperson 3 überlappen sich die Bereiche der verengenden Tunnelform. Der Bereich der verengenden Tunnelform bei kurzer DLT ist nicht vorhanden, die Kurve liegt nicht im Bereich der langen DLT. Der Bereich der erweiternden Tunnelform bei langer DLT liegt im Vergleich zu den anderen Versuchspersonen näher bei 0 m/s2 und überlappt sich nicht mit dem bei kurzer DLT. 30 3. Ergebnisse (a) Versuchsperson 1 (b) Versuchsperson 2 wahrgenommene Beschleunigung 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Beschleunigung [m/s²] (c) Versuchsperson 3 (d) alle Versuchspersonen Abbildung 3.6.: Bereiche des linearen Tunnels Die Kurven des Versuchs mit den sich linear verengenden bzw. erweiternden Tunnelformen. Die Bereiche stellen jene Kurven dar, die bei gleicher Steigung wie die angepassten Kurven nicht signifikant von den Daten verschieden sind. Auf der y-Achse ist der Anteil der Antwort „Beschleunigung“ an der Gesamtzahl an Antworten aufgetragen. Grün: verengend, rot: gerade, blau: erweiternd; hell: kurze DLT, dunkel: lange DLT. 31 4. Diskussion Im Folgenden wird zunächst die Verwendung des Stimulus diskutiert, der ein optisches Flussfeld simuliert. Im Anschluss werden der im Vorversuch fehlerhaft dargestellte Stimulus und die Ergebnisse des Vorversuchs erklärt. Dann werden die Ergebnisse des Hauptversuchs interpretiert und am Ende wird ein Fazit gezogen sowie ein Ausblick gegeben. 4.1. Verwendeter Stimulus Der verwendete Stimulus stellt keine reale Umwelt dar, sondern vielmehr den optischen Fluss, der durch eine reale Umwelt entsteht. Zur Wahrnehmung der Eigenbewegung und der Umgebung sollten außer dem optischen Flussfeld keine anderen Merkmale zur Verfügung stehen. Dies hat gewisse Konsequenzen: Die einzelnen Dots sind keine in der Umwelt vorhandenen Muster auf der Tunnelwand, sondern stellen vielmehr einen Ortspunkt auf der Tunnelwand mit definierten Koordinaten dar. Dies hat zur Folge, dass ein Dot immer die gleiche Größe hat, und sich anders als ein Punktmuster auf einer realen Wand nicht vergrößert, je näher er sich am Betrachter befindet. Dies könnte die Wahrnehmung beeinträchtigen, da eine Schätzung der Entfernung über die Größe der Dots im Widerspruch zur Entfernung laut optischem Fluss steht. Die Dots wurden mit 1,5 px möglichst klein gewählt, eine unendliche Länge des Tunnels hätte jedoch zur Folge, dass selbst unendlich weit entfernte Ortspunkte noch (in der Mitte der Abbildungsebene) dargestellt würden. Ein Tunnel definierter Länge hätte zur Folge, dass das Ende des Tunnels einen unerwünschten Hinweis auf die Eigenbewegung gegeben hätte: Es wäre unabhängig von der DLT möglich, einen Punkt im Raum, das Tunnelende, zu 32 4. Diskussion verfolgen und über viele Frames die eigene Geschwindigkeit relativ zum Tunnelende zu berechnen. Als Lösung wurden in der Mitte des Stimulus in einem Radius von 120 px keine Dots gezeichnet. Dies simuliert eine beschränkte Sichtweise, in der zu jedem Zeitpunkt nur ein Teil des unendlichen Tunnels sichtbar ist. Der Betrachter scheint in der Mitte eines Tunnels zu fliegen. Bei verengender und erweiternder Tunnelform hat dies zur Folge, dass sich der Abstand zur Tunnelwand in alle Richtungen verändert, auch der Abstand zum Boden, also die Augenhöhe. Dies ist in der realen Umwelt ungewöhnlich, hier ist die Augenhöhe meistens gleichbleibend. Im Versuch war es jedoch nötig, auch diesen Abstand zu verändern, da es sonst leicht möglich wäre, die Eigenbeschleunigung über Veränderungen des optischen Flusses des Bodens wahrzunehmen. Bei gleichbleibendem Abstand verändert sich der optische Fluss nur durch die veränderte Bewegung des Betrachters, wodurch nicht getestet werden könnte, inwiefern die Wahrnehmung der Eigenbewegung unabhängig von Änderungen in der Umgebung ist. Der verwendete Stimulus hatte bestimmte, für den Betrachter zunächst verwirrende Eigenschaften. Diese Eigenschaften waren jedoch zur Untersuchung der Fragestellung nötig. 4.2. Vorversuch: exponentieller Tunnel 4.2.1. Aussehen des Stimulus Während des Vorversuches stellte sich heraus, dass die Berechnung des Stimulus fehlerhaft war. Genaue Betrachtung des Stimulus zeigte, dass die Dots nicht exakt auf der trompetenförmigen Oberfläche des Tunnels liegen. Beobachtet man gezielt einzelne, nah beieinander befindliche Dots, so scheinen sich einige zu überholen (Abb. 4.1): Die Dots bewegen sich aus der Bildmitte nach außen. Dots, die näher an der Mitte liegen, entsprechen Ortspunkten, die in z-Richtung weiter vom Betrachter entfernt liegen (siehe auch Abb. 2.2, die z-Richtung liegt dabei vertikal). Liegen die Dots auf einer Oberfläche – der Tunnelwand –, kann ein ursprünglich weiter in der Mitte liegender Dot (in der Abb. 4.1 gelb gezeichnet) nie schneller als ein weiter außen liegender Dot den Rand des Bildes erreichen. Der im Vorversuch verwendete 33 4. Diskussion Abbildung 4.1.: Darstellung des fehlerhaften Stimulus Es ist schematisch dargestellt, wie ein Dot näher an der Mitte (zur Verdeutlichung gelb) einen Dot näher am Rand „überholt“ und in einem späteren Frame (rechts) näher am Rand zu sehen ist. Stimulus wurde demnach von der Software „Punkteregen“ fehlerhaft berechnet. Durch die beschränkte Lebenszeit der Dots und durch die kurze Länge des Stimulus ist dieses „Überholen“ nur erkennbar, wenn einzelne Paare an Dots gezielt beobachtet werden. Dazu wurde ein Stimulus in Endlosschleife abgespielt und jeweils ein kleiner Bildausschnitt analysiert. In Rücksprache mit Tobias Beck, dem Programmierer von „Punkteregen“, stellte sich heraus, dass bei der Berechnung des Schnittpunktes der Geraden durch Betrachter und Bildebene (siehe Abb. 2.4) die Lambert-W-Funktion numerisch berechnet werden muss. Dazu wurde in „Punkteregen“ das NewtonVerfahren verwendet. Dies ist eine mögliche Fehlerquelle. Eine andere mögliche Ursache liegt in der Krümmung der e-Funktion: Zwischen einer Geraden und einer e-Funktion gibt es zwei mögliche Schnittpunkte, von denen hier jedoch nur einer berechnet werden soll. Dies wurde zwar berücksichtigt, es ist aber möglich, dass bei einem Teil der Dots der zweite – weiter entfernt bzw. hinter dem Betrachter liegende – Schnittpunkt berechnet wurde. Um die fehlerhafte Berechnung auszuschließen, wurde für den Hauptversuch ein Tunnel mit geraden Wänden unterschiedlicher Steigung simuliert. Dazu wurde „Punkteregen“ nach Formel 2.1 umgeschrieben. Die sich linear verengenden bzw. erweiternden Tunnelformen haben zudem den Vorteil, die Bedingungen existierender Bauten besser abzubilden. 34 4. Diskussion 4.2.2. Interpretation der Ergebnisse Im Vorversuch liegen die Kurven der verengenden, geraden und erweiternden Tunnelformen bei allen Versuchspersonen nah beieinander. Die Bereiche, in denen sich Kurven mit der gleichen Steigung wie die angepasste Kurve nicht signifikant von den Daten unterscheiden, sind jedoch breit und überlappen sich (siehe Abb. A.1 bis A.4). Zwar besteht der Trend, dass sich die Wendepunkte der Kurven der verengenden Tunnelform bei allen Versuchspersonen am weitesten links, im Bereich negativer Beschleunigung, befinden und die Wendepunkte der erweiternden Tunnelform sich am weitesten rechts, im Bereich positiver Beschleunigung, befinden (Abb. 3.2), aber die Datenpunkte streuen stark um die mit dem Maximum-Likelihood-Verfahren berechneten Kurven. Es ist jedoch möglich, dass sich bei mehr Messungen an den relevanten Messpunkten der Bereich, in dem der p-Wert des χ2 -Tests größer 0,05 ist, verkleinert. Selbst unter Missachtung des nicht korrekt dargestellten Tunnels lässt sich mit diesem Versuch die Frage, ob Menschen in der Lage sind, Eigenbeschleunigung nur durch optischen Fluss wahrzunehmen, nicht eindeutig beantworten. Wird an jedem Messpunkt gleich oft gemessen, scheint eine deutlich größere Anzahl an Messungen nötig zu sein, um den Verlauf der Schwelle sicher zu bestimmen. Dafür sind vor allem in dem Bereich, in dem die Versuchsperson zu etwa 50 % mit „Beschleunigung“ antwortet, mehr Messungen erforderlich. Für den Hauptversuch wurde daher das best-PEST-Verfahren angewandt, um an der vermuteten 50 %-Schwelle öfter messen zu können als in den Randbereichen, in denen die Antwort der Versuchsperson eindeutig war. 4.2.3. Zusammenfassung des Vorversuchs Die Ergebnisse des Vorversuchs lassen keine Aussage darüber zu, ob Menschen nur durch optischen Fluss Eigenbeschleunigung wahrnehmen können. Der Verlauf der mittels Maximum-Likelihood-Verfahren an die gemessenen Daten angepassten Kurven zeigt kein eindeutiges Ergebnis. Die Kurve der geraden Tunnelform ist von den Daten der verengenden sowie der erweiternden Tunnelform nicht verschieden, was zu dem Schluss führen würde, dass die Eigenbeschleunigung unabhängig von der Tunnelform erkannt wird. Die Lage der Kurven 35 4. Diskussion zueinander legt jedoch nahe, dass dies an der geringen Datenmenge liegt. Zudem ist nicht klar, inwiefern die Abweichung der Dots von der Tunnelwand die Daten beeinflusst. Der Vorversuch hat jedoch gezeigt, dass es sinnvoll ist, die Anzahl der Messungen nicht uniform auf die Messpunkte zu verteilen, sondern häufiger in der Nähe der geschätzten 50 %-Schwelle zu messen. Die Tunnelformen wurden für den Hauptversuch verändert und weitere kleinere Änderungen wurden vorgenommen. Die Versuchspersonen konnten schon vor Ende des Stimulus antworten und es wurden mehr Stimuli pro Sitzung gezeigt. 4.3. Hauptversuch: linearer Tunnel 4.3.1. Anwendung des Best-PEST-Verfahrens Im Hauptversuch wurde in einem Viertel der Messungen das best-PEST-Verfahren nach Pentland (1980) verwendet, um den idealen Messpunkt für die nächste Messung zu bestimmen. Dies sollte dazu führen, dass in dem für den Verlauf der Schwelle kritischen Bereich, in dem die Antworten „Beschleunigung“ und „Verlangsamung“ etwa gleich häufig sind, am häufigsten gemessen wurde. Tatsächlich liegt der Wendepunkt der Kurven jeweils etwa an dem Messpunkt mit den häufigsten Messungen. Dies ermöglichte es, an den für den Kurvenverlauf wichtigsten Messpunkten eine größere Anzahl an Messungen durchzuführen als an den restlichen Messpunkten, ohne schon vor Versuchsbeginn Annahmen über die Lage des Wendepunktes treffen zu müssen. Dennoch ist die Stelle der meisten Messungen nicht gleich dem Wendepunkt und damit der 50 %-Schwelle. Es reicht demnach nicht aus, diese Stelle zu bestimmen; die Anpassung der Fehlerfunktion mit der Maximum-LikelihoodMethode berücksichtigt jedoch alle gemessenen Daten. Dies entspricht der Berechnung der 50 %-Schwelle mit dem best-PEST-Verfahren nach der letzten Messung; allerdings liegt dem während des Versuchs verwendeten best-PESTVerfahren eine – wie die Fehlerfunktion sigmoidale – logistische Funktion zugrunde. 36 4. Diskussion 4.3.2. Kurze Lebenszeit der Dots Die bei der kurzen DLT von 5 Frames gemessenen Daten bestätigen, dass die wahrgenommene Beschleunigung abhängig von den Änderungen des optischen Flusses ist, die durch die Form des Tunnels, durch den der Betrachter zu fliegen scheint, bedingt sind. Der Wendepunkt der Kurve, die an die gemessenen Daten der geraden Tunnelform angepasst ist, liegt wie erwartet bei einer Beschleunigung von etwa 0 m/s2 . Bei der geraden Tunnelform wird negative Beschleunigung als solche wahrgenommen, ebenso wie positive Beschleunigung als solche wahrgenommen wird. Bei der verengenden Tunnelform wird auch negative Beschleunigung als positive Beschleunigung wahrgenommen: Obwohl sich der Flug durch den Tunnel verlangsamt, nehmen die Versuchspersonen eine Beschleunigung der Bewegung wahr. Wird der Tunnel enger, nimmt der Abstand zwischen Betrachter und Tunnelwand ab. Daher vergrößert sich insgesamt der optische Fluss. Durch die kurze DLT können keine einzelnen Dots über einen längeren Zeitraum verfolgt werden. Es kann also nicht erkannt werden, ob sich der Betrachter im Vergleich zu seiner Umwelt, der Tunnelwand, beschleunigt. Es kann nur die Gesamtgeschwindigkeit über alle Dots gemessen werden. Durch die verengende Tunnelform ist die Geschwindigkeit der Dots am Ende des Stimulus größer als am Anfang. Dies führt zu der Wahrnehmung „Beschleunigung“ selbst bei (geringer) negativer Beschleunigung. Der Wendepunkt bei erweiternder Tunnelform liegt bei allen Versuchspersonen bei mindestens 2,44 m/s2 . Beschleunigungen unter 2,44 m/s2 werden demnach häufiger als „Verlangsamung“ wahrgenommen und nicht als „Beschleunigung“. Erweitert sich der Tunnel, so sind die Dots am Anfang des Stimulus orthogonal näher zum Betrachter als am Ende. Am Anfang des Stimulus ist der gesamte optische Fluss demnach größer als am Ende. Dies führt zu der Wahrnehmung „Verlangsamung“, selbst bei positiver Beschleunigung. 4.3.3. Lange Lebenszeit der Dots Bei der langen DLT von 60 Frames ist es möglich, einzelne Dots über viele Frames zu verfolgen und damit zu bestimmen, inwiefern sich die Eigenbeschleunigung relativ zu einem festen Punkt auf der Tunnelwand verändert. Können 37 4. Diskussion Menschen die Eigenbeschleunigung wahrnehmen, wenn ihnen nur optischer Fluss zur Verfügung steht, so sollte ihre Wahrnehmung der Beschleunigung unabhängig von der Tunnelform und einzig von der tatsächlichen Beschleunigung abhängig sein. Die Ergebnisse der Messungen bei langer DLT legen nahe, dass die Wahrnehmung der Beschleunigung bei den Versuchspersonen abhängig von der Tunnelform ist: Ähnlich wie bei kurzer DLT antworten die Versuchspersonen bei verengender Tunnelform im Durchschnitt schon bei -2,41 m/s2 genauso oft mit „Beschleunigung“ wie mit „Verlangsamung“. Bei gerader Tunnelform antworten sie, wie in jedem Fall zu erwarten, bei 0,11 m/s2 – also bei nahezu gleich bleibender Geschwindigkeit – zu 50 % mit „Beschleunigung“. Bei erweiternder Tunnelform antworten die Versuchspersonen erst bei 3,03 m/s2 genauso oft mit „Beschleunigung“ wie mit „Verlangsamung“. Die Wahrnehmung der Eigenbeschleunigung ist also abhängig von der Tunnelform und kann von Menschen nicht ausschließlich über optischen Fluss bestimmt werden. 4.3.4. Vergleich von kurzer und langer Lebenszeit Vergleicht man das Antwortverhalten bei langer DLT mit dem bei kurzer DLT, sind deutliche Ähnlichkeiten zu erkennen: Die 50 %-Schwellen liegen bei verengender Tunnelform im Bereich negativer Beschleunigung, bei gerader Tunnelform um 0 m/s2 und bei erweiternder Tunnelform im Bereich positiver Beschleunigung. Die Kurven, die das Antwortverhalten bei gleicher Tunnelform und unterschiedlicher DLT zeigen, unterscheiden sich jedoch leicht voneinander. Oft überlappen sich die Bereiche bei unterschiedlicher DLT und gleicher Tunnelform. Nimmt man an, dass die Steigung der Kurven annähernd gleich ist, so gibt es Kurven, die bei beiden DLTs in dem Bereich liegen, in welchem die Kurven nicht signifikant unterschiedlich von den Daten sind. Eine solche Kurve könnte demnach dem „wahren“ Verlauf der Wahrnehmungsschwellen der Versuchsperson bei kurzer wie langer DLT entsprechen. Zum Teil liegen die Kurven gleicher Tunnelform und unterschiedlicher DLT jedoch so weit auseinander, dass sich auch ihre Bereiche nicht überlappen oder die Steigung der Kurven ist deutlich verschieden, so dass davon ausgegangen werden muss, dass die Versuchspersonen die Eigenbeschleunigung abhängig von der DLT unterschiedlich wahrnehmen. 38 4. Diskussion 4.3.5. Zusammenfassung des Hauptversuchs Obwohl das Antwortverhalten je nach DLT etwas unterschiedlich ausfällt, scheint die Wahrnehmung der Eigenbeschleunigung nur gering von der DLT abzuhängen. Es ist jedoch klar ersichtlich, dass die Wahrnehmung der Eigenbeschleunigung stark von der Tunnelform abhängt. Erscheinen die einzelnen Dots nur für wenige Frames, kann nicht bestimmt werden, ob sich die Eigengeschwindigkeit relativ zu dem Ortspunkt, den der Dot darstellt, verändert. Dazu muss die Geschwindigkeit des Dots zwischen mehreren, aufeinander folgenden Bildern berechnet werden. Dies wäre rechnerisch bei der langen DLT von einer Sekunde möglich. Da auch bei der langen DLT die Kurven der verengenden und erweiternden Tunnelform ähnlich wie bei der kurzen DLT ins negative bzw. positive verschoben sind, nutzen Menschen zumindest unter den hier getesteten Bedingungen die Informationen des optischen Flusses nicht, um die Eigenbeschleunigung zu messen und von der Tunnelform unabhängig wahrzunehmen. 4.4. Fazit Ziel dieser Diplomarbeit war es, zu untersuchen, ob Menschen optischen Fluss zur Wahrnehmung der Eigenbeschleunigung nutzen und unabhängig von der Umgebung Veränderungen der Eigengeschwindigkeit wahrnehmen. Dazu wurden die psychometrischen Kurven der Wahrnehmung der Eigenbeschleunigung bei verschiedenen Tunnelformen bestimmt. Wird die Eigenbeschleunigung durch optischen Fluss bestimmt, so erfolgt die Wahrnehmung bei langer DLT unabhängig von der Tunnelform. Bei kurzer DLT kann die Eigenbeschleunigung durch den optischen Fluss nicht korrekt bestimmt werden und ist abhängig von der Tunnelform. Der Verlauf der gemessenen psychometrischen Kurven legt nahe, dass Menschen auf Grund von optischem Fluss nicht zwischen Veränderungen ihrer Geschwindigkeit und unterschiedlichen Tunnelformen unterscheiden können: Bei beiden verwendeten DLTs liegen die Wendepunkte der psychometrischen Kurven abhängig von der Tunnelform bei unterschiedlichen Beschleunigungen. Obwohl es bei der langen DLT möglich wäre, die Eigenbeschleunigung zu messen, liegt die 50 %-Schwelle, bei der nicht zwischen „Beschleunigung“ 39 4. Diskussion und „Verlangsamung“ unterschieden werden kann, nur bei der geraden Tunnelform bei 0 m/s2 . Bei verengender Tunnelform liegt die 50 %-Schwelle bei negativer Beschleunigung. Aufgrund der Verengung des Tunnels nimmt der optische Fluss insgesamt zu; diese Zunahme hebt sich bei geringer Verlangsamung der Eigengeschwindigkeit auf und führt zu einer 50 %-Schwelle bei tatsächlicher Verlangsamung. Erweitert sich der Tunnel, wird der optische Fluss insgesamt geringer und die 50 %-Schwelle liegt bei tatsächlicher Beschleunigung. Es werden nicht die Flussvektoren einzelner Punkte berechnet und über die Zeit verglichen, sondern der gesamte optische Fluss gemessen. Ist dieser am Anfang eines Stimulus größer als am Ende, wird dies als Verlangsamung der Eigengeschwindigkeit wahrgenommen, unabhängig davon, ob eine Verlangsamung oder eine Verengung des Tunnels zu diesem Unterschied im optischen Fluss führt. Ist der gesamte optische Fluss am Anfang kleiner als am Ende eines Stimulus, wird dies als Beschleunigung wahrgenommen, auch wenn der Tunnel sich verengt und dies der Grund für den größeren optischen Fluss am Ende des Stimulus ist. Die Veränderung der Geschwindigkeit des optischen Flusses kann wahrgenommen werden und führt zu der Wahrnehmung einer Veränderung der Eigenbeschleunigung. Die Ursache der Veränderung des optischen Flussfeldes wird jedoch nicht erkannt. Eine Beschleunigung des optischen Flusses wird unabhängig davon, ob sie durch Eigenbeschleunigung oder eine verengende Form der Umgebung ausgelöst wird, als Eigenbeschleunigung wahrgenommen. Eine Verlangsamung des optischen Flusses wird als Verlangsamung der Eigengeschwindigkeit wahrgenommen, auch wenn die Verlangsamung des optischen Flusses von einer erweiternden Form der Umgebung ausgelöst wird. Die Ergebnisse der Versuche legen nahe, dass optischer Fluss nicht zur Messung der Eigenbeschleunigung genutzt wird. Es ist jedoch zu beachten, dass der verwendete Stimulus künstlich erstellt wurde und keiner realen Umwelt entspricht. Es ist also durchaus möglich, dass die Eigenbeschleunigung in der realen Umwelt durch den optischen Fluss wahrgenommen wird. Erfahrungen mit Eigenschaften der realen Umwelt, wie beim Näherkommen größer erscheinende Objekte, könnten die Wahrnehmung unter den Versuchsbedingungen verzerren. 40 4. Diskussion 4.5. Ausblick In dieser Diplomarbeit wurden die psychometrischen Kurven der Beschleunigungswahrnehmung bei drei verschiedenen Tunnelformen bestimmt. Dies fand an einem 19-Zoll-Bildschirm statt, auf den die Versuchspersonen mit beiden Augen blickten. Der Stimulus wirkt zwar räumlich, es könnte jedoch auch monokular gemessen werden oder ein 3D-Bildschirm verwendet werden, um eine „flache“ Wahrnehmung zu vermeiden bzw. den dreidimensionalen Eindruck zu verstärken. Die Winkel der Tunnelwände wurden von der Autorin subjektiv ausgewählt; es wäre auch möglich, wie für die Beschleunigung psychometrische Kurven zu messen. Können Dots tatsächlich nicht über eine genügende Anzahl an Frames verfolgt werden, wäre zu erwarten, dass die Wahrnehmung der Verengung bzw. Erweiterung eines Tunnels von der Eigenbeschleunigung abhängig ist. Es wäre auch eine Kombination möglich, in der beispielsweise als Antworten „Verengung des Tunnels“ und „Eigenbeschleunigung“ zur Auswahl stehen. In dieser Diplomarbeit wurde gezeigt, dass Menschen den optischen Fluss nicht zur Wahrnehmung der Eigenbeschleunigung nutzen. Dennoch gibt es, wie erwähnt, weitere Möglichkeiten, die Erkennung der Eigenbeschleunigung durch optischen Fluss zu untersuchen. 41 Literaturverzeichnis Britten, K. H. (2008). Mechanisms of self-motion perception, Annual Review of Neuroscience 31: 389–410. Capelli, A., Berthoz, A. und Vidal, M. (2010). Estimating the time-to-passage of visual self-motion: Is the second order motion information processed?, Vision Research 50(9): 914–923. Fahrmeir, L., Künstler, R., Pigeot, I. und Tutz, G. (2003). Statistik, 4., verb. Aufl., Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York. Gibson, J. J. (1950). 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Vorversuch 0.4 0.2 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (a) verengende Tunnelform 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (b) gerade Tunnelform 1 p−Wert 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (c) erweiternde Tunnelform Abbildung A.1.: p-Wert des χ2 -Tests von Versuchsperson 1 Der p-Wert wurde in Abhängigkeit von Parameter b berechnet, Parameter a (Steigung der Kurve) wurde aus der Maximum-Likelihood-Berechnung übernommen. Die Gerade ist bei p = 0,05 eingezeichnet. 44 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert A. Vorversuch 0.4 0.2 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (a) verengende Tunnelform 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (b) gerade Tunnelform 1 p−Wert 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (c) erweiternde Tunnelform Abbildung A.2.: p-Wert des χ2 -Tests von Versuchsperson 2 Der p-Wert wurde in Abhängigkeit von Parameter b berechnet, Parameter a (Steigung der Kurve) wurde aus der Maximum-Likelihood-Berechnung übernommen. Die Gerade ist bei p = 0,05 eingezeichnet. 45 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert A. Vorversuch 0.4 0.2 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (a) verengende Tunnelform 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (b) gerader Tunnelform 1 p−Wert 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (c) erweiternde Tunnelform Abbildung A.3.: p-Wert des χ2 -Tests von Versuchsperson 3 Der p-Wert wurde in Abhängigkeit von Parameter b berechnet, Parameter a (Steigung der Kurve) wurde aus der Maximum-Likelihood-Berechnung übernommen. Die Gerade ist bei p = 0,05 eingezeichnet. 46 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert A. Vorversuch 0.4 0.2 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (a) verengende Tunnelform 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (b) gerade Tunnelform 1 p−Wert 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (c) erweiternde Tunnelform Abbildung A.4.: p-Wert des χ2 -Tests von Versuchsperson 4 Der p-Wert wurde in Abhängigkeit von Parameter b berechnet, Parameter a (Steigung der Kurve) wurde aus der Maximum-Likelihood-Berechnung übernommen. Die Gerade ist bei p = 0,05 eingezeichnet. 47 B. Hauptversuch 1 wahrgenommene Beschleunigung wahrgenommene Beschleunigung 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Beschleunigung [m/s²] 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Beschleunigung [m/s²] (a) Versuchsperson 1 (b) Versuchsperson 2 1 wahrgenommene Beschleunigung wahrgenommene Beschleunigung 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Beschleunigung [m/s²] (c) Versuchsperson 3 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Beschleunigung [m/s²] (d) alle Versuchspersonen Abbildung B.1.: Rohdaten des linearen Tunnels Die Rohdaten des Hauptversuchs mit linear verengender bzw. erweiternder Tunnelform. Auf der y-Achse ist der Anteil der Antwort „Beschleunigung“ an der Gesamtzahl an Antworten aufgetragen. Grün: verengend, rot: gerade, blau: erweiternd; hell: kurze DLT, dunkel: lange DLT. 48 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert B. Hauptversuch 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (a) verengende Tunnelform, lange DLT (b) verengende Tunnelform, kurze DLT 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert 0.2 0.4 0.4 0.2 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (d) gerade Tunnelform, kurze DLT 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert (c) gerade Tunnelform, lange DLT 0.4 0.2 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (e) erweiternde Tunnelform, lange DLT (f) erweiternde Tunnelform, kurze DLT Abbildung B.2.: p-Wert des χ2 -Tests von Versuchsperson 1 Der p-Wert wurde in Abhängigkeit von Parameter b berechnet, Parameter a (Steigung der Kurve) wurde aus der Maximum-Likelihood-Berechnung übernommen. Die Gerade ist bei p = 0,05 eingezeichnet. 49 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert B. Hauptversuch 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (a) verengende Tunnelform, lange DLT (b) verengende Tunnelform, kurze DLT 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert 0.2 0.4 0.4 0.2 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (d) gerade Tunnelform, kurze DLT 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert (c) gerade Tunnelform, lange DLT 0.4 0.2 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (e) erweiternde Tunnelform, lange DLT (f) erweiternde Tunnelform, kurze DLT Abbildung B.3.: p-Wert des χ2 -Tests von Versuchsperson 2 Der p-Wert wurde in Abhängigkeit von Parameter b berechnet, Parameter a (Steigung der Kurve) wurde aus der Maximum-Likelihood-Berechnung übernommen. Die Gerade ist bei p = 0,05 eingezeichnet. 50 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert B. Hauptversuch 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (a) verengende Tunnelform, lange DLT (b) verengende Tunnelform, kurze DLT 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert 0.2 0.4 0.4 0.2 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (d) gerade Tunnelform, kurze DLT 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert (c) gerade Tunnelform, lange DLT 0.4 0.2 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (e) erweiternde Tunnelform, lange DLT (f) erweiternde Tunnelform, kurze DLT Abbildung B.4.: p-Wert des χ2 -Tests von Versuchsperson 3 Der p-Wert wurde in Abhängigkeit von Parameter b berechnet, Parameter a (Steigung der Kurve) wurde aus der Maximum-Likelihood-Berechnung übernommen. Die Gerade ist bei p = 0,05 eingezeichnet. 51 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert B. Hauptversuch 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (a) verengende Tunnelform, lange DLT (b) verengende Tunnelform, kurze DLT 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert 0.2 0.4 0.4 0.2 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (d) gerade Tunnelform, kurze DLT 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 p−Wert p−Wert (c) gerade Tunnelform, lange DLT 0.4 0.2 0.4 0.2 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) 0 −5.5 −4.5 −3.5 −2.5 −1.5 −0.5 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 Parameter b (Wendepunkt) (e) erweiternde Tunnelform, lange DLT (f) erweiternde Tunnelform, kurze DLT Abbildung B.5.: p-Wert des χ2 -Tests von allen Versuchspersonen Der p-Wert wurde in Abhängigkeit von Parameter b berechnet, Parameter a (Steigung der Kurve) wurde aus der Maximum-Likelihood-Berechnung übernommen. Die Gerade ist bei p = 0,05 eingezeichnet. 52