2013 | 45 | Industrielle Verschmutzung
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2013 | 45 | Industrielle Verschmutzung
Nr. 45 ¦ Januar 2013 ¦ ISSN 1016-3395 Rund um den Genfersee ... damit der Genfersee lebendig bleib t Informationsbulletin der Internationalen Kommission zum Schutz des Genfersees (CIPEL) Inhalt Dossier : Industrielle Verschmutzung Die Arbeitsgruppe «Industrielle Verschmutzung» S.2 Sanierung der Deponie Pont-Rouge in Monthey (VS) S.3 Neues Leben im Carré-Vert (GE) S.4 Givaudan engagiert sich für sauberes Wasser S.4 Operation Arve Pure 2012 S.5 Kurznachrichten : Ausstellung Eau’dyssée S.6 Net’Léman 2012 S.6 Abwassermanagement bei Merck Serono SA S.6 Input für Richtungsplan SDAGES.6 © Magali Faccini Gesundheitszustand des Sees 2011 J edes Jahr aktualisiert die CIPEL ihr „Tableau de bord“, ein technisches Steuerungsinstrument, mit dem sie die Umsetzung des Aktionsplans überwacht und begleitet. Es gibt einen Überblick über die Nutzung (Fischfang, Trinkwasser, Baden) und den Gesundheitszustand des Sees und der Fliessgewässer sowie über die Massnahmen, die zum Erreichen der von der CIPEL festgelegten Ziele notwendig sind. Hier nun das Wichtigste für 2011 in Kürze: Wegen des milden Winters 2011 kam es zu keiner vollständigen Tiefenzirkulation. Die Verteilung der Nährstoffe aus den oberen Gewässerschichten und die Belüftung der unteren Schichten erfolgte bis zu einer Tiefe von ungefähr 85 Metern. Die warmen Temperaturen und die hohe Sonneneinstrahlung zu Jahresbeginn begünstigten das frühzeitige Wachstum mikroskopischer Algen im Frühling, doch hielt sich aufgrund der phosphatarmen oberen Gewässerschichten die mengenmässige Entwicklung glücklicherweise in Grenzen. 2011 erwies sich als Rekordjahr für die Fischerei, mit insbesondere guten Fangzahlen bei den Felchen. Erfreulich auch die Ergebnisse bei den Badestränden: Die bakteriologische Wasserqualität war ausgezeichnet, und zum ersten Mal in fünf Jahren gab es keine Strände mit Badeverbot. Bei den Mikroverunreinigungen konnten dank Fortschritten in der Analysetechnik 100 neue Pestizide geprüft werden. Die Schadstoffkonzentrationen liegen zwar immer noch unterhalb der Normen für Trinkwasser, doch darf man nicht vergessen, dass das Wasser gegenwärtig nur auf 399 Pestizide untersucht wird, während Tausende von Stoffen im Einsatz sind und im Abwasser enden. Bei den Medikamenten wurden von rund hundert untersuchten Substanzen etwa ein Drittel im Seewasser nachgewiesen. Die CIPEL prüft nicht nur die Wasserqualität im Hinblick auf die Verwendung als Trinkwasser, sie überwacht auch die Präsenz von Substanzen, für die es heute noch keine Normen in Bezug auf das Trinkwasser gibt, etwa Abbauprodukte von Medikamenten oder zahlreiche andere Stoffe. Positiv fällt die Bilanz bei der Abwassersanierung aus: Alle 164 Abwasserreinigungsanlagen (ARA) im Genferseegebiet weisen einen mittleren Reinigungsgrad von 90% auf. Leitartikel Schon lange vorbei sind glücklicherweise die Zeiten, in denen die ersten Gewässerschutzinspektoren nach Kontrollen dann im Büro erzählten, wie angegriffen die Steine in der Nähe eines Einlaufs von Industrieabwässern wären oder wie das Wasser an solchen Stellen in verschiedenen, gar leuchtenden Farben schillerte. Im Einzugsgebiet des Genfersees sind derartige Vorfälle definitiv Geschichte, denn auch die Industrie ist sich heute des Werts der unersetzbaren Ressource Wasser bewusst. Aktuell beschäftigen uns zwei Arten von Problemen: • Die giftigen Altlasten von schlecht geplanten oder mit wenig Voraussicht betriebenen Abfalldeponien oder Industriestandorten. Um das Grundwasser vor Verschmutzungen durch Sickerwasser zu schützen, braucht es nochmals gut zwei Generationen. • Mikroverunreinigungen, die nur teilweise auf die Industrie zurückgehen und die derzeit besonders viele Fragen aufwerfen, da wir ihre langfristigen Konsequenzen nur schlecht kennen. Im Genferseegebiet arbeiten Industrie und Behörden Hand in Hand, um die Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering zu halten. Dieser Ansatz hat sich bewährt – gehen wir auch künftige Probleme gemeinsam an! Charles Stalder, Direktor der Direction générale de l’Eau des Kantons Genf und Leiter der Arbeitsgruppe «Industrielle Verschmutzung» der CIPEL Nr. 45 ¦ Januar 2013 ¦ ISSN 1016-3395 Dossier Industrielle Verschmutzung Delta de la Dranse © Jean-Michel Zellweger Die Arbeitsgruppe «Industrielle Verschmutzung» D ie Arbeitsgruppe «Industrielle Verschmutzung» hat sich zum Ziel gesetzt, eine Bilanz der industriellen Situation im Genferseegebiet und eine Liste von vorrangig zu überwachenden Mikroverunreinigungen nach Aktivitätssektor zu erstellen. Dazu benötigt sie von den Unternehmen Informationen zu den von ihnen produzierten und im Einzugsgebiet des Genfersees eingesetzten Wirkstoffen, insbesondere zu den so genannten Mikroschadstoffen – langlebigen Substanzen, die in geringer Konzentration im Wasser nachgewiesen werden. Die aus wissenschaftlichen und technischen Experten sowie Vertretern der geographischen Einheiten der CIPEL bestehende Arbeitsgruppe erhebt Daten und tauscht Informationen über Massnahmen zur Kontrolle und Reduktion von industriellen Verschmutzungen aus. Diese Bilanz der industriellen Situation beruht auf einem doppelten Ansatz, der Kataster und Analysen einbezieht. Ein Inventar erfasst die im Genferseegebiet tätigen Industrien sowie ihren Anschluss an kommunale Abwasserreinigungsanlagen (ARAs) mit oder ohne Vorbehandlung der Abwässer. 2 Ausserdem führt die Gruppe ein Register kontaminierter Orte, was ihre Kenntnisse der Substanzen (namentlich der langlebigen Wirkstoffe), die von der Industrie früher und aktuell produziert und eingesetzt wurden, verfeinert und eine bessere Überwachung ermöglicht. Den verantwortlichen Behörden und betroffenen Berufsgruppen gibt die Arbeitsgruppe «Industrielle Verschmutzungen» zudem konkrete Empfehlungen zur Beherrschung der industriellen Einträge ab. Die Empfehlungen enthalten neben Vorschlägen für eine bessere Kontrolle auch Beispiele guter Praktiken, dank denen weniger Mikroschadstoffe in die Gewässer gelangen. Je nach Projekt kann die Gruppe auch Experten ausserhalb der CIPEL beiziehen, wie beispielsweise Vertreterinnen und Vertreter von Gewerkschaften, die für die amtlichen Kontrollen zuständigen Inspektoren oder Vertreter von Chemieunternehmen, die sich für das Management und die Reduktion industrieller Abfälle engagieren. Im Rahmen des Aktionsplans 2011-2020 ist die Gruppe «Industrielle Verschmutzung» in der Entwicklung und Umsetzung folgender Projekte involviert: B1 Die Einträge der Industrie an Mikro schadstoffen besser kennen. B2 Die Einträge der Industrie an Mikro schadstoffen unter Kontrolle bringen. B3 Den Ersatz von Phosphatprodukten in industriellen Reinigungsmitteln fördern. Weitere Informationen über die verschiedenen Aktionen finden Sie im Aktionsplan 2011-2020 auf der Internetseite der CIPEL: www.cipel.org Nr. 45 ¦ Januar 2013 ¦ ISSN 1016-3395 Sanierung der ehemaligen Deponie Pont Rouge in Monthey (VS) Sébastien Jordan, Kommunikationsbeauftragter CIMO, Monthey Grünes Licht für Pont Rouge D ie Deponie Pont Rouge wurde zwischen 1957 und 1979 von der chemischen Industrie von Monthey gemäss den damals geltenden Regelungen betrieben. BASF und Syngenta vergaben die Aufarbeitung der Altlasten an das Unternehmen Cimo, das im Juni 2012 seine Tätigkeit an der Abfalldeponie aufnahm. Die im Kataster der belasteten Standorte des Kantons Wallis eingetragene Deponie Pont Rouge ist bald Geschichte. Für die Firma Cimo, die in enger Zusammenarbeit mit der Dienststelle für Umweltschutz (DUS) des Kantons Wallis und technischen Experten bereits seit 2005 diese Sanierung vorbereitet, begannen die Arbeiten vor Ort am 11. Juni 2012. An die drei Jahre werden nötig sein, um die rund 70’000 m3 Abfälle (Sonderabfälle aus der Industrieproduktion, aber auch belasteter Bauschutt, Primärschlamm oder Schlacken) und 50’000 m3 kontaminierte Erde einer fachgerechten Aufbereitung, Trennung und Entsorgung zuzuführen. Die Abfälle sind beidseitig der Tonkin-Eisenbahnlinie im Südosten des Chemiestandorts Monthey gelagert. Die am 11. Juni 2012 begonnenen Aushubarbeiten im ersten Sektor dauerten bis Ende August. Für den einfacheren Transport auf den zweiten Sektor wurde die Halle geöffnet. © CIMO «Unsere Vorgänger hinterliessen uns zwar die Abfälle, aber sie trugen auch zum Aufschwung des Standorts bei. Damals hatte der Umweltschutz noch weniger Gewicht als heute», erklärt Sébastien Meylan, Projektleiter für die Sanierung von Pont Rouge. «Als ihre Nachfolger wollen wir nun diese Altlasten sanieren. Dies ist unser Beitrag, damit wir kommenden Generationen nicht nur eine gesunde Industrie, sondern auch eine saubere und sichere Umwelt hinterlassen.» Sicherheit als erste Priorität Die Arbeiten dürften zwischen 100 und 120 Mio. Schweizer Franken kosten – eine beträchtliche Investition, die jedoch davon zeugt, mit welchem technologischem Aufwand die Bauherren den guten Ablauf der Arbeiten punkto Logistik, Sicherheit und Umweltschutz sicherstellen. Unmittelbar unterhalb der Deponie wurde eine Pumpstation errichtet, die das belastete Grundwasser aufbereitet und als «hydraulische Barriere» zum Schutz des Grundwassers dient. Die Qualität des Grundwassers wird bereits seit den 1980er durch das Umweltlabor von Cimo anhand von regelmässigen Proben überwacht. flüchtigen Verbundstoffen in die Atmosphäre vorzubeugen. Die Luft in der abgedichteten und mit gut vierzig Rauchsensoren und Kameras bestückten Halle wird ständig erneuert und mittels Staubpartikelund Aktivkohlefiltern aufbereitet. Renaturierung des Standorts 99% der Verschmutzungsquellen dürften gemäss Prognosen des Projektteams von Cimo bis in fünf Jahren entfernt sein, so dass der Standort der Bevölkerung und der Natur zurückgegeben werden kann. Geplant sind mehrere Projekte im Sinne einer sanften Mobilität wie Velowege sowie eine ökologische Bepflanzung, die Fauna und Flora zugute kommt. Weitere Informationen finden Sie unter: www.cimo.ch Die Aushubarbeiten erfolgen in einer luftdichten Einhausung mit leichtem Unterdruck, um einer allfälligen Emission von 3 Nr. 45 ¦ Januar 2013 ¦ ISSN 1016-3395 Neues Leben für Industriebrache Carré Vert: Das ehemalige Gaswerk La Coulouvrenière (GE) Michel Agassiz, Ingénieur-conseil, Genf M it der Einweihung des Gaswerks La Coulouvrenière im Genfer Quartier La Jonction im Jahre 1844 besass Genf als zweite Schweizer Stadt nach Bern eine Strassenbeleuchtung mit Gaslaternen. Das Gaswerk nutzte das Verfahren der Kohlevergasung und wurde kontinuierlich vergrössert, um die stetig wachsende Nachfrage zu befriedigen. Bei seiner Schliessung im Jahre 1915 und der Inbetriebnahme eines neuen Gaswerks im Quartier Châtelaine im Nordwesten der Stadt erreichte es eine Produktion von 15’000 m3/Tag. Bis 1930 wurde das Gelände dann vom Strassenbauamt der Stadt Genf genutzt, das dort hauptsächlich seine Verwaltung unter- gebracht hatte. Zwischen 1931 und 1995 diente das Areal den Services industriels de Genève für Büros und Werkstätten. Heute bietet die 17’000 m2 grosse Industriebrache eine wunderbare Chance für den Bau eines Öko-Quartiers mit 300 Wohnungen. Angesichts der industriellen Vergangenheit des Standorts wurden Abklärungen gemäss Altlastenverordnung vorgenommen (200 Bohrungen und Grabungen, 90 Piezometer). Diese zeigten eine erhebliche Belastung von Boden und Grundwasser durch gaswerktypische Schadstoffe, namentlich PAK (Polyaromatische Kohlenwasserstoffe) und Benzol, die eine Sanierung des Areals erforderten. Die Sanierung besteht im Aushub des belasteten Bodens sowie Abpumpen des belasteten Grundwassers zur Extraktion der Schadstoffe und dürfte rund 52 Mio. Schweizer Franken kosten, die von Stadt und Kanton Genf, dem Bund und den Services industriels de Genève getragen werden. Die Sanierungsarbeiten begannen im Oktober 2008 und fanden im Frühling 2012 ein erfolgreiches Ende, so dass dem ersten Öko-Quartier im Herzen der Stadt nichts mehr im Wege steht. Weitere Informationen unter: www.carre-vert.ch © Ville de Genève Givaudan engagiert sich für sauberes Wasser Givaudan ist auf die Herstellung von Duft- und Aromastoffen spezialisiert und beschäftigt über 8’500 Mitarbeitende in 46 Ländern auf der ganzen Welt. Seit 1898 hat das Unternehmen seinen Sitz in Vernier (Kanton Genf), direkt am Ufer der Rhone. Die Nähe zum Fluss spielte bei der Standortwahl eine wichtige Rolle: Ein Chemieunternehmen benötigt sowohl für die Produktion des Wasserdampfs zur Aktivierung der chemischen Reaktionen wie auch für die Kühlung der Anlagen erhebliche Mengen an Wasser. Bereits in den Siebzigerjahren liess Givaudan zur Einhaltung der Gewässerschutzbestimmungen eine erste Abwasserreinigungsanlage (ARA) zur Vorklärung seiner Abwässer errichten. 1982 kam als Ergänzung eine Kläranlage mit biologischer Abwasserreinigung (Belebtschlamm) hinzu. Im Jahr 2000 wurden dann die Anzahl Belüftungs- und Durchlaufbecken erhöht, um den gestiegenen Produktionsmengen Rechnung zu tragen. 2008 konnte eine neue Anlage für die teilweise Ozonisierung bei der Behandlung von Bioschlämmen eingeweiht werden, was die Produktion von Schlämmen, die zwecks Methanisierung zur kantonalen ARA Aïre transportiert werden mussten, beträchtlich verringerte. Gegenwärtig behandelt die aus zwei ARAs bestehende Anlage alle Abwässer des Werks Givaudan (95 % der Fracht) sowie das Wasser der Einzugsgebiete von Loëx und Vernier Ouest (5 % der Fracht). In ihrer derzeitigen Konfiguration entspricht die Anlage von Givaudan einer ARA von rund 100’000 Einwohnern. 2008 verlangte die Republik Genf von Givaudan ein Register der Produktionsabwässer, um abzuklären, welche Produktionszweige das grösste Gefährdungspotential für die biologische Behandlung der ARA bergen. Die Toxizität der Einträge zeigt nämlich ganz direkte Auswirkungen auf den Wirkungsgrad der biologischen Klärstation. Dies war der Anlass für eine Studie, die den Einfluss der Fabrikationsabwässer auf Bakterien und Wasserlebewesen untersuchen soll. Seit 2011 besteht im Übrigen ein Überwachungssystem für das Kühlwasser des Werks. Dieses kommt nicht mit potentiellen Verschmutzungsquellen in Kontakt, so dass es nicht die ARAs durchläuft, sondern direkt in die Rhone eingeleitet wird. Da sich eine Verschmutzung jedoch nie vollumfänglich ausschliessen lässt, wird das Kühlwasser bei Erkennung einer Anomalie automatisch umgeleitet und bis zur Abklärung der Verschmutzungsquelle in einem Rückhaltebecken zwischengelagert. All diese Massnahmen zur Behandlung der Abwässer des Werks vor ihrer Einleitung in die Rhone dienen dem nachhaltigen Schutz der Wasserqualität, denn die Sicherheit der Ressource Wasser ist ein wichtiges Anliegen von Givaudan. 4 Nr. 45 ¦ Januar 2013 ¦ ISSN 1016-3395 Vallée de l’Arve © Agence de l’eau RM&C Operation ARVE PURE 2012 Nicolas Chantepy, Leiter der Delegation Rhône-Alpes, Agence de l’Eau Rhône-Méditerranée et Corse Auf Anregung der Agence de l’Eau Rhône Méditerranée et Corse wurden im Tal der Arve seit 2007 vier territoriale Initiativen umgesetzt. Diese auf industrielle Abwässer ausgerichteten «Kollektivoperationen» tragen ganz konkret zur Verbesserung der Wasserqualität in den Fliessgewässern bei. Die Operation ARVE PURE 2012 wurde auf dem Gebiet des Gemeindesyndikats SIVOM der Région de Cluses, der Communauté de Communes Faucigny Glières, der Communauté de Communes du Pays Rochois und der Communauté d’Agglomération d’Annemasse les Voirons entwickelt und hat die Abwässer von Industriebetrieben im Visier, die an eine öffentliche Abwasserreinigungsanlage angeschlossen sind und deren Abwässer ein toxisches Risiko darstellen. Die Aktionspläne setzen direkt an der Verschmutzungsquelle an und wollen in erster Linie Abwässer oder Abfälle, die mit ihrem Gefährdungspotential die Kläranlagen der Gemeinden überfordern, direkt einer fachgerechten Behandlung oder Entsorgung zuführen. Im Rahmen dieser Operationen, die alle die Reduktion von Gefahrenstoffen im Sinne 5 der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zum Ziel haben, finanziert die Agence de l’Eau bei Gemeinden und beim Syndicat National du Décolletage Ressourcen, die praxisnahe Aktionen sowie Investitionen ins Abwassermanagement entwickeln. In aufwändiger Kleinarbeit kontaktieren die Projektbeauftragten und Techniker der betroffenen Gemeinden und des Syndicat National du Décolletage alle ansässigen Unternehmen, informieren nach jeder Diagnose über gute Praktiken im Gewässerschutz oder empfehlen die jeweils wirkungsvollsten Einrichtungen zur Vorbehandlung der Abwässer vor ihrer Einleitung ins Kanalisationsnetz. 140 Projekte konnte die Agence de l’Eau seit 2007 auf diese Weise finanzieren, wobei die Projektschwerpunkte hauptsächlich bei der Behandlung von Verunreinigungen durch giftige Metalle oder chronischer Verschmutzungen infolge Verwendung wasserlöslicher Schneidöle liegen. Die Wasserqualität der Arve hat sich seither deutlich verbessert. Alle der vom SM3A (Syndicat Mixte d’Aménagement de l’Arve et de ces Abords) durchgeführten Messkampagnen bestätigen die Fortschritte: Die Wasserqualität der Arve erhält immer bessere Noten und soll als langfristiges Ziel bis 2027 die Güteklasse Gut erreichen. Für weitere Informationen: www.eaurmc.fr Diese Ergebnisse machen Mut, auch wenn die Verringerung oder sogar Vermeidung von Gefahrenstoffen ein ehrgeiziges Ziel bleibt, das noch viele Anstrengungen erfordert. Die Reduktion von Verunreinigungen durch Mikroschadstoffe bildet einen der Schwerpunkte des neuen Aktionsplans 2013-2018 der Agence de l’Eau Rhône Méditerranée et Corse und steht deshalb mehr denn je im Mittelpunkt der von ihr angestossenen Projekte. Anlage für die chemisch-physikalische Aufbereitung © Agence de l’Eau RM&C Nr. 45 ¦ Januar 2013 ¦ ISSN 1016-3395 Kurznachrichten Ausstellung Eau’dyssée im Centre nature de la Libellule in Genf © Ariane Mariot Ausstellung Eau’dyssée Im Rahmen ihres Aktionsplans 20112020 mit Schwerpunkt Verringerung von Mikroverunreinigungen im Wasser beauftragte die CIPEL die Association Potamot mit der Realisierung einer interaktiven spielerischen Ausstellung namens «Eau’dyssée: sur la trace des micropolluants» (Mikroschadstoffen auf der Spur), die den Besuchern viel Interessantes zu Wesen und Herkunft von Mikroschadstoffen und ihren Auswirkungen auf Mensch und Natur näher bringt. Die für Familien und Schulen konzipierte Ausstellung war vom 25. August bis 30. September 2012 im Centre nature de la Libellule in Genf zu sehen und verzeichnete allein in den ersten beiden Wochen mehr als 460 Besucherinnen und Besucher. Die interaktive Ausstellung «Eau’dyssée: sur la trace des micropolluants» informiert frisch und undogmatisch über Mikroschadstoffe in unserem Alltag (Haushaltsprodukte, Medikamente, Kosmetika…) und gibt praktische Tipps zum Schutz der Umwelt, etwa dass Schmierseife und Essig genau so sauber putzen wie Reinigungsmittel. Die als Wanderausstellung konzipierte und deshalb einfach zu installierende Ausstellung will Wissen vermitteln und zu Veränderungen anregen. Schulen, Gemeinden oder andere Organisationen können sie auf Anfrage beim Sekretariat der CIPEL ausleihen. Net’Léman 2012: 11 Tonnen Abfall Abwassermanagement bei Merck Serono SA Bei der 6. Ausgabe von Net’Léman sammelten Hunderte freiwilliger Helfer und Taucher 11 Tonnen Abfall von den Seeufern und vom Seegrund auf. Net’Léman will die breite Öffentlichkeit über die Unmengen Abfälle sensibilisieren, die an stark frequentierten Orten wie Stränden, Anlegestellen, Uferpromenaden, Häfen, Flussmündungen und Fliessgewässern hinterlassen werden und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass wir uns alle – jeder und jede auf seine Weise – für einen sauberen See engagieren können. Die Aktion erfreut sich seit 2005 einer steigenden Beliebtheit bei Kindern und Jugendlichen, die mit ihren Familien oder im Rahmen schulischer oder ausserschulischer Aktivitäten teilnehmen. Merck Serono SA mit Schweizer Sitz oberhalb Vevey ist ein Leader der Life-SciencesBranche und auf biotechnologische Medikamente spezialisiert. 2007 wurde der Standort um zwei neue Produktionsstätten erweitert. Für die Bearbeitung des dadurch erheblich gestiegenen Abwasservolumens wurde eine Abwasserreinigungsanlage gebaut. Das Unternehmen wollte die Abwässer nach der Behandlung direkt in die Veveyse einleiten können und entschied sich deshalb für ultramoderne und hocheffiziente Verfahren, um die Umweltbelastung möglichst gering zu halten. Die neue Anlage nahm Anfang 2010 ihren Betrieb auf. Die Wasserqualität wird heute mehrmals wöchentlich geprüft und erfüllte bisher immer die Grenzwerte der Gewässerschutzverordnung (GSchV). Eine in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne durchgeführte Untersuchung analysiert zudem unterhalb des Einlaufs die Auswirkungen auf die Wassertemperatur der Veveyse. Weitere Informationen finden Sie unter: www.netleman.ch Input für neuen Richtungsplan SDAGE 2016 - 2021 Seit dem 1. November 2012 und noch bis zum 30. April 2013 läuft die öffentliche Befragung zur Zukunft der Ressource Wasser, die zur Vorbereitung des künftigen Richtungsplans für Raumplanung und Wasserwirtschaft (SDAGE - Schéma Directeur d’Aménagement et de Gestion des Eaux) 2016 – 2021 in den Einzugsgebieten der Rhone und des Mittelmeers organisiert wird. Sieben wichtige Themenkreise stehen zur Diskussion: Wasser und Klimawandel, Zustand der Gewässer, öffentliche Dienste, diffuse Verschmutzungen, Überschwemmungsgefahren, Mittelmeer sowie Governance. Ein kleiner Teil der aus dem Genfersee eingesammelten Abfälle © Net’Léman Für weitere Informationen und Input: www.rhone-mediterranee.eaufrance.fr Weitere Informationen finden Sie unter: www.cipel.org/documentation/expositions Herausgeberin CIPEL ACW - Changins - Bâtiment DC Rte de Duillier 50 - CP 1080 - CH–1260 Nyon 1 Tel +41 (0) 22 363 46 69 [email protected] - www.cipel.org Verantwortlich für die Publikation Audrey Klein Redaktion und Layout Ariane Mariot Grafische Gestaltung Pixit SA Druck PCL Presses Centrales SA Gedruckt auf FSC-Papier Auflage 3’500 Ex.