Wie Spielerberater die Klubs abkassieren

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Wie Spielerberater die Klubs abkassieren
www.kicker.de
Schweiz 4,10 sfr, Österreich e 2,30, Benelux e 2,40, Frankreich e 2,80, Italien e 2,80, Portugal e 2,80, Spanien e 2,80, Kanaren (Luftfracht) e 2,95, Ungarn Ft 855, Griechenland e 3,20, England 2,10 £, Slowenien e 2,80/SIT 670,99
Foto: pixathlon
Nr. 52 / 26. Woche
22. Juni 2009
5 2,10
Deutschland
DIE METHODE
VAN DER VAART
So tricksen
Profis, wenn
sie wegwollen
Heute geht’s beim Meister los
Veh und Magath:
Dennis Aogo
Vergleich von A bis Z
Der GlückSpieler
126 000 Stimmen
für Ribery & Co.
Steven Gerrard
Liverpools
Leader
Die Sieger
Die
100-MillionenAbzocke
Wie Spielerberater die Klubs abkassieren
U-21-EM
Duell gegen England
Heinz Müller
Die kuriose Karriere
René Rydlewicz
Der Kompromisslose
Sebastian Vettel
Formel 1 in Silverstone
INHALT
kicker, 22. Juni 2009
3
Dubiose Herren und eine Sportlerin
in ihrem schwersten Wettkampf
s ist legitim, dass sich Fußball-Profis von
Fachleuten beraten lassen. Und es gibt etliche
Berater, die seriös arbeiten. Aber es gibt auch eine
ganze Menge dubiose Herren in dieser
Branche, für die das Wohl der Spieler nicht an erster
Stelle steht, sondern allein die Kohle. Und zwar
die, die sie selbst einstecken. Chefreporter Rainer
Franzke beschreibt, welche Auswüchse es gibt. Viele
Vereine jammern, aber noch immer sind sie es, die
den „Beratern“ den Großteil des Geldes überweisen.
(„Die 100-Millionen-Abzocke“; ab Seite 10).
eute WM-Gold, morgen Kampf ums Überleben!
Janine Pietsch, frühere Top-Schwimmerin, musste diese brutale Erfahrung machen. Die 26-Jährige
hat nach der Brustkrebs-Diagnose sechs Chemotherapien hinter sich. Im Interview mit Jana Wiske
E
H
spricht die frühere Weltrekordlerin über ihre Krankheit, die sie auch als eine Chance auf ein neues Leben
sieht. („Dieser irre Druck ist nicht gut“; Seite 72).
edanken möchten wir uns ganz herzlich bei allen,
die bei unserer Aktion „Wählt die kicker“ mitgemacht haben. Exakt 126 272 Stimmen wurden
abgegeben. Wer das begehrte „Goldene k“ dieses Jahr
gewonnen hat, lesen Sie ab Seite 66.
B
Lassen Sie sich nicht abzocken!
Ihr Klaus Smentek
(Chefredaktion)
INHALT
BUNDESLIGA
RUBRIKEN
Von A wie Aberglaube bis Z wie Zynismus 6
Wolfsburg: Wie viel Magath steckt in Veh?
Anstoß u. a. mit Julian Schuster (Freiburg) 4
kicker-Top-Thema
Berichte, Analysen, Hintergründe
Meinungen, kicker-Kolumnistenkreis
49
Leserforum
75
18
REPORT
Die 100-Millionen-Abzocke
Wie die große Geldgier vieler
Spielerberater eingedämmt werden soll
10
Die Methode Van der Vaart
Was Spieler alles anstellen,
wenn sie den Verein wechseln wollen
14
Das Projekt Zaubertrank
R B Leipzig – 100 Millionen für
einen Fünftligisten
68
17
Nachspielzeit mit Dieter Lindner
78
Abpfiff mit Roberto Capitoni
79
Yes, I can: Steven Gerrard, der Dauerbrenner
beim FC Liverpool – Seite 70.
SPORTMAGAZIN
Aktuelles
u. a. vom British-GP in Silverstone
61
„Dieser irre Druck ist nicht gut“
Interview mit der krebskranken
Schwimmerin Janine Pietsch
Das Ende der Regenzeit
74
Ein Dach für den Wimbledon-Centre-Court
U 21
Der Glück-Spieler
Dennis Aogo vom Hamburger SV
hat seine Wurzeln nie vergessen
8
KICKER EXTRA
Auf die harte Tour
Wie Manager René Rydlewicz
Hansa Rostock auf Kurs bringen will
69
Berichte, Analysen, Hintergründe
50
Fotos: imago/Revierfoto, pixathlon
2. BUNDESLIGA
I N T E R N AT I O N A L
Aktuelles aus aller Welt
42
Der Anführer von Anfield
Serie, 5. Teil: Liverpools Steven Gerrard
70
3. LIGA
Berichte, Analysen, Hintergründe
72
57
Aufsteiger-Typ: Der ungewöhnliche Weg des
Dennis Aogo, HSV-Profi und U-21-Spieler – S. 8.
Porsches feiner Gran Turismo:
Der Panamera
76
Neue Modelle: „Diesel-GTI“ von VW:
Der Golf GTD
77
kicker-sportmagazin ist Mitglied im Verbund
„EUROPEAN SPORTS MAGAZINES“
Dazu gehören: Don Balon (Spanien), A Bola (Portugal), Voetbal
International (Holland), World Soccer (England), La Gazzetta
dello Sport (Italien), Foot Magazin (Belgien), Sport-Express
(Russland), Fanatik (Türkei), Tipsbladet (Dänemark).
4
kicker, 22. Juni 2009
„Ich sage nur ein Wort: Vielen Dank!“
HORST HRUBESCH (derzeit mit der deutschen U 21
Foto: privat
bei der EM in Schweden)
WELTAUSWAHL
11 FRAGEN
Hoch im Norden trifft sich
die Elite – auch ohne Stars.
A N JU L IA N S C HU S TER
( 2 4 , S C F R E IB U R G )
Foto: imago/Heuberger
Cristiano Ronaldo? Geschenkt. Kaka? Soll
ruhig zukünftig zwischen der Paseo del
Prado und der Calle de Alcalá flanieren,
wenn er nebenbei bei Real Madrid seine
Kohle einsackt. Am kommenden Samstag
schlägt das Fußballherz des Planeten in
Nordfriesland. Da treten auf der Halbinsel Eiderstedt an der Nordseeküste 20
Mannschaften zum Welt-Pokal-Turnier an.
Favoriten sind bislang nicht auszumachen,
das Teilnehmerfeld jedoch ist ein illustres.
„Die Angstgegner“ sind ebenso dabei wie
die „Löwen von Stöfen“, die Jungs von „Ziegenpeter Budapest“ sowie die heimische
Weltauswahl. Und wer war noch mal Kaka?
Welche Fußballregel würden
Sie einführen? Keine spezielle
Regel, aber den Chipball.
1
Erinnern Sie sich an einen
Schülerstreich? Ich war eher
der langweilige Bub vom Lande,
ziemlich brav in der Schule.
2
DAUERKARTE
Sie unternehmen eine Zeitreise. Wohin und warum?
In die 70er und 80er Jahre, wegen
der Musik und wegen des Outfits.
3
Wenn es in jedem Spiel
auch um die Wurst geht.
All inclusive: Der Oststeinbeker SV (Oberliga Hamburg) bietet eine Premiumdauerkarte. Kein Sektempfang oder
Lachsschnittchen, sondern so, wie es
neben dem Fußballplatz sein muss. Für
120 Euro gibt’s Getränk und Gegrilltes
zum Kick dazu. Ein Jahr lang. Und wer
auf die Linie achten muss, bekommt
sogar Diät: die Saison für 90 Euro.
Welches ist für Sie das
schönste Stadion der Welt?
Der Dortmunder Signal-IdunaPark ist sehr beeindruckend.
Foto: picture-alliance/dpa
4
Mit wem würden Sie gern
mal zu Abend essen? Mit dem
Schauspieler Til Schweiger.
5
Was wollten Sie als Kind
werden? Bäcker, wegen
Jürgen Klinsmann.
6
WER WAR’S?
Derzeit läuft die U-21-EM. Auch frühere DEUTSCHE U-TEAMS feierten Erfolge.
Foto: imago/Schmidt
2. Welche beiden Weltmeister von
1990 wurden acht Jahre zuvor
U-21-Vize-Europameister (Foto)?
a) Andreas Möller und Paul Steiner
b) Rudi Völler und Pierre Littbarski
c) Stefan Reuter und Kalle Riedle
d) Hans Pflügler und Olaf Thon
3. Wie hieß der Trainer, der im
Juli 2008 die deutsche U 19 zum
Europameistertitel führte?
a) Manfred Kaltz
b) Uli Stein
c) Horst Hrubesch
d) Jimmy Hartwig
4. Welcher deutsche U-21Nationalspieler ermöglichte in
letzter Sekunde die Qualifikation
zur Endrunde in Schweden?
a) Benedikt Höwedes
b) Mesut Özil
c) Sandro Wagner
d) Ashkan Dejagah
Die richtigen Antworten: 1a, 2b, 3c, 4a
1. 1981 wurde die deutsche
U-19-Nationalelf mit einem
4:0-Sieg gegen Katar Weltmeister.
Wer erzielte zwei Tore?
a) Ralf Loose
b) Roland Wohlfarth
c) Helmut Winklhofer
d) Michael Zorc
7
8
Wovor ekeln Sie sich?
Vor Schlangen.
Wem würden Sie gern mal
einen Beinschuss verpassen?
Meinem Bruder.
In welchem Film wären Sie
gerne Star? Bei James Bond.
9
10
Haben Sie irgendeine
Macke? Ich bin pingelig.
Meine Freundin beschwert sich,
dass ich ihr hinterherputze.
Bei welchem historischen
Ereignis wären Sie gern
dabei gewesen?
Ich hätte sehr gern den Mauerfall
1989 bewusst erlebt.
11
6
BUNDESLIGA
A
Von
Wie viel Magath steckt in Veh?
wie Aberglaube
Der VfL Wolfsburg bleibt seinem vor zwei Jahren eingeschlagenen
Kurs treu: Alle Macht für einen Mann! Nach dem Wechsel von
FELIX MAGATH (55) zum FC Schalke übernimmt ab heute ARMIN VEH (48)
die Dreifach-Rolle beim Deutschen Meister: Trainer, Manager und
Geschäftsführer. Veh, einer wie Magath? Der kicker hat es untersucht.
A wie Aberglaube
Beide Trainer sind extrem abergläubisch. Magath trug in der
vergangenen Rückrunde seine
grüne Glückskrawatte und
wurde Meister. 2007 trennte
sich Veh nach dem letzten
Spieltag von seinem grauen
Glücksanzug – nach dem
Titelgewinn.
B wie Bayern
Zwei Süddeutsche in Niedersachsen. Veh wurde in
Augsburg geboren, Magath
in Aschaffenburg. Beiden ist
ihre Herkunft anzuhören,
gerne spielen sie Schafkopf.
C wie
Champions League
Veh scheiterte mit
Stuttgart 2007/08 in der
Vorrunde als Gruppenvierter. Für Magath war
in Stuttgart (2003/04) im
Achtelfinale gegen Chelsea
Schluss. Mit Bayern scheiterte
er 2004/05 im Viertelfinale wieder an den Londonern, 2005/06
war im Achtelfinale gegen den
AC Mailand Endstation.
D wie Datenbank
In 154 Spielen als Bundesligatrainer hat Veh in Rostock
und Stuttgart 217 Punkte
gesammelt. Sein Schnitt liegt
bei 1,41 Punkten pro Spiel.
Magath hat die Nase vorn:
In 385 Partien sammelte er
655 Zähler – im Schnitt 1,70.
Er gibt jetzt in
Wolfsburg die
Richtung vor:
Armin Veh.
E wie Erfolge
Als Spieler blieb Veh ohne
Titel. Als Trainer stieg
er mit Fürth (1997) und Reutlingen (2000) jeweils in die 2. Liga auf.
Sein größter Triumph: Die Meisterschaft 2007 mit Stuttgart. Magaths
Titelliste ist lang. Als Spieler beim
HSV war er dreimal Meister (79, 82,
83), gewann den Europapokal der
Pokalsieger (77) und Landesmeister
(83), war mit Deutschland Europameister (80). Als Trainer führte er
Nürnberg in Liga 1 (98), gewann
mit Bayern zweimal das Double (05,
06) und holte nun mit Wolfsburg
den Titel.
F wie Familie
Zwei Familienmenschen, denen
die Privatsphäre heilig ist. Magath
ist zum zweiten Mal verheiratet,
hat insgesamt sechs Kinder. Veh ist
verheiratet mit einer Schweizerin,
hat zwei Kinder.
G wie Genussmensch
Veh steht zu seinem Laster, dem
Rauchen. Tut dies allerdings nicht
in der Öffentlichkeit. Gerne trinkt
er mal ein Glas Rotwein. Magath
verzichtet während der Saison auf
Alkohol, genießt dann während der
Pause. Auch er rauchte früher: „Ein
bis zwei Schachteln am Tag. Am
22. Februar 1982 abends vor einer
Knie-OP die letzte.“ Nun genießt
Magath seinen grünen Tee.
internationalen Vergleichen an der
Seitenlinie.
J wie Jubel
Veh und Magath sind Trainer, die
ihre Emotionen lieber im Verborgenen halten. Ausgelassener, wenn
auch nicht überschwänglich geraten da schon die Meisterfeiern,
wenn der ganze Druck abfällt.
K wie Kapitän
Beide bestimmen ihre Spielführer.
In Stuttgart machte Veh erst Meira,
danach Hitzlsperger zu seinem verlängerten Arm auf dem Platz. Ein
regelmäßiger Austausch fand statt.
Das ist bei Magath weniger der Fall.
In Wolfsburg hatte er mit Marcelinho
und Josué zwei Brasilianer, die der
deutschen Sprache nur bedingt
mächtig sind. Nur selten sprach
Magath mit ihnen über Probleme.
L wie Laktattest
„Den gibt es bei mir nie“, sagt
Magath, der trotz allem der moder-
H wie Hobbys
Magath schaltet bei einer Partie
Schach am besten ab. Veh liebt die
langen Spaziergänge mit seinem
Hund, Flat Coated Retriever George.
„Er ist mein bester Freund.“
I wie international
Als Spieler bestritt Armin Veh fünf
Europapokalpartien, als Trainer war
er mit Stuttgart 14-mal im internationalen Einsatz. Felix Magath
absolvierte 43 Länderspiele (3 Tore)
und 48 Europapokalpartien (9 Treffer). Als Trainer stand er 55-mal bei
Meistermacher: Veh beim VfB . . .
bis
Z
wie Zynismus
P wie Profikarriere
nen Technik gegenüber nicht verschlossen ist. Im Trainingslager
liefen die Spieler mal mit Sauerstoffmasken herum, mit der Uni Göttingen arbeitete er zusammen. Veh
hingegen ist ein Freund des Laktattests. Für seinen ersten Tag beim VfL
hat er direkt einen angesetzt.
Vehs Bundesligakarriere war früh
beendet. Im Herbst 1984 im Alter
von 23 Jahren nach einem Schienund Wadenbeinbruch. Für Gladbach
machte er nur 65 Bundesligaspiele
(5 Tore), in der 2. Liga war er 60-mal
(ein Tor) für Augsburg und Bayreuth
im Einsatz. Zudem spielte er 1983/84
beim FC St. Gallen (18 Spiele).
Magath bestritt 76 Zweitligaspiele
für Saarbrücken (29 Tore) und 306
Bundesligaspiele (46) für den HSV.
M wie Motivation
Veh redet seine Spieler stark, erinnert an die eigenen Fähigkeiten.
Magath geht häufig den anderen
Weg, beklagt sich bei den Spielern,
dass sie ihre Aufgabe nicht ernst
nehmen würden. Damit packt er
sie bei der Ehre.
Q wie Qual
Magaths Markenzeichen. Im vergangenen Sommer brach Stürmerstar
Grafite auf einer Bergtour zusammen. Auch Veh gehört zu der etwas
härteren Sorte Trainer, kündigte
bereits an, auch Magaths geliebten
Medizinbälle nutzen zu wollen.
N wie Nationalspieler
Unter Veh schafften es Gomez,
Hilbert und Tasci in die deutsche
Nationalelf. Magath brachte bislang
Albertz, Kuranyi, Hinkel, Lahm,
Hildebrand, Görlitz, Schäfer und
Gentner nach ganz oben.
R wie Ritual
Beide veranstalten am Abend
vor den Spielen im Teamhotel
eine sogenannte „Bierrunde“. Bei
Magath ist sie Pflicht, bei Veh war
sie zu Stuttgarter Zeiten freiwillig.
O wie Outfit
Trainingsanzüge tragen Veh und
Magath nur auf dem Trainingsplatz.
Beim Spiel mögen sie es elegant.
Magath immer mit Anzug und Krawatte, im Winter mit modischem
Schal. Auch Veh trägt gerne Anzüge,
kleidet sich häufig auch elegant-lässig mit Jeans, Hemd und Sakko.
S wie Strafen
Zwei Trainer, die hart durchgreifen.
Veh supendierte seinerzeit beim
VfB Danijel Ljuboja, Magath schloss
in Wolfsburg gleich eine Reihe
von Spielern, zum Beispiel Simon
Jentzsch, vom Training aus. Während Veh zwischenzeitlich Ljuboja
begnadigte, blieb Magath hart.
Fotos: Witters/Hangst, imagoTeam 2/ActionPictures/Avanti
T wie Taktik
. . . und Magath beim VfL.
kicker, 22. Juni 2009
Zwei Fans vom 4-4-2 mit Mittelfeldraute. Der VfL-Kader ist auf
dieses System angelegt, Veh wird
es übernehmen. Der Ex-Stuttgarter
lässt regelmäßig Taktik und Laufwege trainieren, was bei Magath
eher selten der Fall ist. Er setzt vor
allem auf die Karte Fitness.
U wie Umgang
Kumpeltypen sind beide nicht.
Magath ist distanzierter, vermeidet
bewusst die Nähe zu seinen Spielern. Veh ist da etwas lockerer.
V wie VfB
In Stuttgart erlebten beide Trainer
ihren Karrierewandel. Magath wurde
von 2001 bis 2004 vom Retter
zum Erfolgscoach, Veh kam
2006 als Notlösung und ging
als Meistertrainer.
W wie Weggefährten
Die Chefs setzen auf ein
eingespieltes Team. Magath
zieht mit seinen Assistenten Seppo Eichkorn, Bernd
Hollerbach und Werner
Leuthard nach Schalke weiter, Veh bringt Alfons Higl und
Günter Kern mit. Neu im Team ist
Achim Sarstedt, mit dem er einst die
Fußballlehrer-Lizenz erwarb.
X wie XXL-Stars
Sowohl Veh als auch Magath hatten
schon so ihre Probleme mit vermeintlichen Stars. In Stuttgart zoffte
sich Veh mit Jan-Dahl Thomasson,
Magath setzte in Bremen Ailton auf
die Tribüne. Insgesamt gilt aber für
beide: Mit großen Persönlichkeiten
können sie umgehen.
Y wie Youngster
Mit jungen Spielern können beide
glänzend arbeiten. In Stuttgart
wurde Veh mit einer sehr jungen
Mannschaft (Altersschnitt 25,28)
Meister. Magaths Erfolgstruppe war
in diesem Jahr kaum älter (25,68).
Z wie Zynismus
Ein bissiger Spruch hier, eine
flapsige Bemerkung, versehen mit
einem süffisanten Lächeln dort
– beide Trainer können dank ihres
Humors austeilen und einstecken.
AU F G E Z E I C H N E T VO N
THOMAS HIETE
Er hat jetzt das Sagen auf
Schalke: Felix Magath.
7
8
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
Der Glück-Spieler
Mit der U 21 kämpft er gerade um EM-Ehren. Dabei hatte es DENNIS AOGO (22) nicht
gerade einfach im Leben. Bis ihm der Fußball die große Chance zum Aufstieg bot.
rei Jahre ist es her, da Dennis
Aogo erstmals auch den zweiten Ursprung seiner eigenen
Identität entdeckte. Sein Vater
Samuel führte den damals 19-Jährigen nach Nigeria zu den entfernteren Wurzeln der Familie Aogo.
In eines dieser unzähligen kleinen
Dörfer, ein Fußballspiel vom Millionen-Moloch Lagos entfernt. Dort
ist Papa Aogo aufgewachsen, ehe er
vor 25 Jahren der Armut und Hoffnungslosigkeit Richtung Europa
entfloh. Diese Reise hat Dennis
„sehr beeindruckt und geprägt.
Wenn man hautnah mitbekommt,
mit wie wenig die Leute klarkommen, hilft das, die Bodenhaftung
nicht zu verlieren“. Es relativiert
das komfortable Dasein als Fußballer enorm und hält dem HSVProfi tagtäglich vor Augen, welches
Geschenk, welches Glück ihm da
mit in die Wiege gelegt wurde.
„Dafür danke ich Gott jeden Tag.“
Der Glaube spielt eine zunehmende Rolle im Hause Aogo. Dennis’ afrikanischer Großvater war
Prediger. Vater Samuel, heute in
einer amerikanischen Kaserne bei
Stuttgart als Filialleiter tätig, trug
die Werte weiter. Mutter Marion
„hat sich erst vor einigen Monaten
nachträglich noch taufen lassen“,
D
verrät Dennis. Wie viele Profis betet
auch er vor jedem Spiel. „Aber ich
trage es nicht zur Schau.“
Dass der Sport seine Rettung war,
klingt in Aogos Ohren etwas zu dramatisch. Er hat ihn jedenfalls aus
der Problemzone der Gesellschaft
befreit und vor einer gefährlichen
Zukunft bewahrt. „Es war nicht
immer einfach in einer halbafrikanischen Familie.“ Zu der neben der
deutschen Mama Marion noch vier
Geschwister zählen. Keine weiteren
Fußballer. Unter harten Voraussetzungen wuchs Dennis in Karlsruhe auf und musste sich in einem
grenzwertigen Milieu behaupten.
Einzelheiten verkneift er sich. „Aber
wenn ich anhand meiner damaligen Freunde sehe, was alles hätte
passieren können . . .“
Mit 13 Jahren öffnet sich ein
Schlupfloch aus dem scheinbar
geschlossenen System: Das Talent
wechselt zu Waldhof Mannheim
und betrachtet den vertrauten
Zirkel erstmals von außen. Zwei
Jahre später nabelt sich Aogo ab
und folgt dem Ruf der Freiburger
Fußballschule. „Diese Zeit hat mich
und meine Einstellung verändert.
Bis dahin habe ich just for fun
gespielt.“ Erst mithilfe der Trainer
und Pädagogen erkennt der Links-
fuß, welche Chance sich ihm bietet.
Dennoch eine harte Zeit. Für alle
Beteiligten. „Ich war ein Spieler, der
nicht einfach zu führen war und der
sich nicht immer an die Regeln halten wollte.“ Erst im A-Jugend-Alter
„habe ich richtig verstanden“.
Und dann ging’s schnell: Dem
Realschulabschluss folgt das Debüt
mit 17 bei den Profis des SC Freiburg, Aufstieg zum Publikumsliebling – aber auch harte Zeiten auf der
Bank unter Trainer Volker Finke. Es
hat Aogo gelehrt, „mir kleinere Ziele
zu setzen“. Schritt für Schritt. Der
nächste folgte 2008 mit dem Wechsel zum HSV. Auch dort hat sich
der zweikampfstarke und
passsichere Linksverteidiger (Vertrag bis 2012),
der in der U 21 derzeit
im defensiven Mittelfeld spielt, vielen
Skeptikern zum
Trotz durchgesetzt.
Und der nächste
Schritt? „Ich muss
das jetzt bestätigen“, weiß Aogo,
den Status unter
dem neuen Trainer
Bruno Labbadia
festigen. Und auch
mit dem HSV die
nächste Etappe meistern. „Ich bin
überzeugt, dass wir das Potenzial haben, besser abzuschneiden als diese Saison“, versichert
Aogo, der im Stadtteil Flottbeck
wohnt. Derzeit wieder solo.
Dass sein Nebenmann in der
U 21, Stuttgarts Sami Khedira,
bereits unmittelbar vor dem Sprung
in die A-Nationalmannschaft steht,
irritiert Aogo nicht. „Ich weiß, dass
auch ich intensiv beobachtet werde.
Und ich werde alles dafür tun, den
letzten Schritt beim DFB auch noch
zu gehen. Dann hätte ich alle Auswahlmannschaften durchlaufen.“
Gegen Finnland am Donnerstag bestritt Aogo sein insgesamt
50. Junioren-Länderspiel, mehr als
alle anderen im U-21-Kader.
Die beständigen Lockrufe des
nigerianischen Verbandes hat
er nicht kategorisch ausgeschlagen. „Das ist momentan kein Thema.“ Die zeitliche Einschränkung ist
wohl mehr dem Respekt
vor seinen afrikanischen
Wurzeln geschuldet.
MICHAEL PFEIFER
Trumpf beim DFB:
Dennis Aogo.
Fotos: Witters, -Jakobsson
Trumpf beim HSV:
Dennis Aogo.
REPORT
Die 100Wie die große Geldgier
Sie agieren im Hintergrund – und
kassieren ab. BERATER und deren
einnehmendes Wesen kommen
die Klubs teuer zu stehen.
Das soll sich nun ändern.
er 15. August ist wieder ein Zahltag. An
diesem Tag erwartet die Firma „Rogon
Sportmanagement“ von Eintracht Frankfurt den Eingang von knapp 100 000 Euro. Zehn
Prozent des Jahresgrundgehaltes des brasilianischen Spielers Chris, wie Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen dem kicker
bestätigt. Einer wie Chris ist ein Dukatenesel für den gelernten Spengler und früheren
Berufsfeuerwehrmann Roger Wittmann, Schwager des ehemaligen Nationalspielers Mario
Basler. Seine weitverzahnte Firma mit Sitz in
Ludwigshafen und Dependancen in Köln, Prag,
Rio de Janeiro, Porto Alegre und Salvador kassiert seit Chris’ Wechsel im Sommer 2003 vom
FC St. Pauli nach Frankfurt zum Start jeder Saison
eine Provision auf das Grundgehalt des Spielers
– von dessen Arbeitgeber Eintracht Frankfurt.
Chris ist nur eine durchschnittliche Einnahmequelle für Wittmann, der allein in Europa
42 Spieler, von Halil Altintop bis Tim Wiese, und
in Brasilien weitere 19 Profis als Partner listet.
Die Berliner Morgenpost schlüsselte Ende
Mai die Beraterhonorare für alle Hertha-Spieler
seit Juli 2006 auf, nannte als Quelle das „Bremer
Kontor“. Demnach flossen für den im Januar
2008 für 4,4 Millionen Ablöse vom FC Zürich
verpflichteten Brasilianer Raffael Provisionen
in Höhe von 650 000 Euro an den Berater Dino
Lamberti von der „Fairplay Agency Ltd.“ Nur als
Beispiel: Im vergleichbaren Zeitraum vom Januar
2008 bis heute hat Bundeskanzlerin Angela Merkel 392 000 Euro Gehalt bezogen.
Um das bestehende Missverhältnis zu verdeutlichen, müssen die verärgerten Vertreter
der Liga nicht einmal den beliebten Vergleich
zu den Einkünften einer Hebamme oder Krankenschwester bemühen. Schon der Hinweis auf
dem Fußball nahe stehende Wirtschaftsführer
reicht: Martin Blessing etwa, der Vorstandsvorsitzende der Commerzbank (DFB-Sponsor und
Namensgeber der Arena in Frankfurt), muss gut
16 Monate lang den Überlebenskampf der unter
den staatlichen Schirm geschlüpften zweitgrößten deutschen Bank mit über 20 000 Mitarbeitern
organisieren, um jenes Gehalt zu erhalten, das
Lamberti für ein paar Gespräche abkassiert hat.
Laut dieser Quelle hat Jörg Neubauer, neben
Wittmann einer der Großen in der Branche, in
D
Fotos: imgao/Friedel, imago/Hoffmann, Kunz, pixathlon, Wende
10
kicker, 22. Juni 2009
11
-Millionen-Abzocke
vieler Spielerberater eingedämmt werden soll
den vergangenen drei Jahren von Hertha BSC
Transfers über von der FIFA lizenzierte Spiefür die Beratung von Nationalspieler Arne Friedlerberater abgewickelt werden. Wir haben eine
rich 575 000 Euro, für Patrick Ebert 320 000 Euro
Arbeitsgruppe gebildet, um zu verbindlichen
und für Marc Stein 195 000 Euro eingestrichen:
Regelungen für die Vermittlung von Spielern zu
kommen. Das Problem müssen wir unbedingt
macht 1,09 Millionen Euro – allein für diese drei
angehen.“
Hertha-Profis. Etliche Millionen kommen dazu
Die höchsten Führungspersönlichkeiten des
für insgesamt 49 von Neubauer beratene Spieler,
internationalen Fußballs, FIFA-Präsident Sepp
von René Adler bis Marco Vorbeck.
Auf knapp über 60 Millionen Euro beziffert
Blatter und UEFA-Präsident Michel Platini, haben
die DFL die Zahlungen der Lizenzklubs an die
Anfang Juni auf dem FIFA-Kongress in Nassau auf
Spielerberater in der vergangenen Saison. Dieser
den Bahamas dem Spielerberater-Unwesen den
Abfluss aus dem GeldkreisKampf angesagt. Im Zusamlauf der Liga entsprach in der
menhang mit internationalen
Summe in etwa den Jahres- „Einen Jungen über den Ozean zu Transfers von Spielern unter
etats der Bundesligisten VfL holen, nenne ich Kinderhandel.“ 18 Jahren sprach der frühere
französische Weltstar Platini
Bochum, Energie Cottbus und
MICHEL PLATINI, UEFA-Präsident
Ende Februar vor dem EuroKarlsruher SC. Gelder, die von
den Sponsoren, den TV-Senpäischen Parlament in Brüssel
dern mit ihren Honoraren und den Fans mit
von „sportlicher Zuhälterei“. Und er sagte unter
dem Applaus der Abgeordneten: „Einen Jungen
ihren Eintrittsgeldern aufgebracht werden.
Christian Müller, DFL-Geschäftsführer für
über den Ozean zu holen, um ihn gegen den
Finanzen, macht sich nichts vor: Zu den offiziBall treten zu lassen, nenne ich Kinderhandel.“
ellen Zahlen, die in den Bilanzen der Vereine an
In der Abschlusserklärung des FIFA-Kongresses
wurde ausdrücklich festgehalten, „gravierende
Beraterhonoraren ausgewiesen werden, kommt
Maßnahmen“ gegen den „Kinder-Sklavenhaneine Dunkelziffer. Nach kicker-Recherchen fliedel“ zu ergreifen. Die FIFA würde am liebsten
ßen pro Saison tatsächlich annähernd 100 Millionen Euro an die Berater, an Familienangehörige
für internationale Transfers nach Europa ein
und Freunde der Spieler ab, die unter der Position
Mindestalter von 18 Jahren vorschreiben. Dem
steht aber das Europarecht entgegen, das eine
„Sonstiges“ in den Bilanzen versteckt werden.
Arbeitserlaubnis ab 16 Jahren vorsieht.
Allein in Deutschland sind von Abuhamnda,
Majad, bis Zorn, Tomas, insgesamt 255 von der
Willenserklärungen sind das eine, die ReaFIFA als „Offizielle Agenten“ ausgewiesene Beralität sieht anders aus. Obwohl nach den FIFAStatuten die Zusammenarbeit mit nicht lizenter aufgelistet. Weltweit sind es annähernd 2000
lizenzierte Berater, hinzu kommt eine deutlich
zierten Beratern drastisch geahndet werden
höhere Dunkelziffer. „Weltweit“, so FIFA-Genekann (von Geldbußen über Sperren für die Spieralsekretär Jerome Valcke, „stehen wir einer
ler bis zu Lizenzentzug für die Vereine), wird
Situation gegenüber, in der nur 25 Prozent aller
dem Treiben in der Regel tatenlos zugeschaut.
Nah dran: Berater Jörg Neubauer
mit dem Herthaner Arne Friedrich.
Ein Beispiel: Marc Schermann, ein kleines Licht
in der großen Beraterbranche, hat gerade den
Transfer von Youssef Mokhtari vom FSV Frankfurt
zur SpVgg Greuther Fürth abgewickelt. In aller
Öffentlichkeit, obwohl er keine Lizenz besitzt, hat
Schermann in Medien das Geschäft kommentiert. Doch die DFL schreitet nicht ein. „Warum
nicht?“, fragt Bernd Reisig. Der Manager des
FSV Frankfurt meint, dass die bestehenden
Bestimmungen nicht konsequent genutzt werden.
Der FSV hat gehandelt und Schermann in der
vergangenen Saison Stadionverbot erteilt. Der
Berater, so Reisig, habe sich beim Spiel gegen den
1. FC Nürnberg im Innenraum getummelt und
dort, von einer Sicherheitskraft angesprochen,
so getan, als sei er in Besitz eines Ausweises
der DFL. Ganz zeigen wollte er diesen Ausweis
nicht, habe ihn nur ansatzweise aus seiner Brieftasche gezogen, und wurde deshalb aus dem
Innenraum verwiesen. Dort habe Schermann,
so Reisig, den Sicherheitsmann wissen lassen,
dass dieser arbeitslos sei, wenn der Berater es nur
wolle. „Er hat den Eindruck erweckt, dass er mit
seinem Einfluss auf die Spieler über Klassenerhalt oder Abstieg entscheiden könne, wobei im
zweitgenannten Fall der Sicherheitsmann ohne
Job wäre“, berichtet Reisig.
Die lizenzierten Berater distanzieren sich
von den nicht lizenzierten Kollegen, die sie als
„schwarze Schafe“ bezeichnen. Obwohl die
Unterschiede in der Beraterherde oft schwerlich auszumachen sind. Die von dem Berater
Lars-Wilhelm Baumgarten angeführte Deutsche
Fußballspieler-Vermittler-Vereinigung (DFVV)
bemüht sich darum, der Branche einen seriösen
Nah dran, auch in England: Berater Dr. Michael Becker im Gespräch mit
Chelsea-Profi Michael Ballack, Kapitän der deutschen Nationalelf.
Lesen Sie weiter auf Seite 12
Nah dran: Berater Roger Wittmann
mit Fernando Meira (Petersburg).
REPORT
Fortsetzung von Seite 11
Anstrich zu geben. Ein schweres
Unterfangen. Dr. Michael Becker,
der Berater und Freund von Nationalmannschaftskapitän Michael
Ballack, grenzt sich denn auch
deutlich von der Beratergilde ab:
„Ich bin kein Spielervermittler. Ich
bin Rechtsanwalt und berate meine
Spieler auch im Rahmen ihrer
sportlichen Karriere. Viele Vermittler wickeln einen Transfer oder eine
Vertragsverlängerung ab, kassieren
ihre Provision und verschwinden
wieder.“
Die Schermanns der Branche
sind den Vereinen ein Dorn im Auge,
aber nicht das eigentliche Thema.
Das lautet anders: Wie kann man
die Explosion der Beraterhonorare
in den Griff bekommen?
Einen ersten Schritt ist die Liga
gegangen. Da einige Spieler nicht
einmal wissen, welches Honorar ihr
Berater vom Verein erhält, und bei
Transfers aus Afrika, Südamerika
oder Osteuropa in Einzelfällen die
Berater sogar mehr kassiert haben
als der Spieler selbst an Gehalt
bekam, wurde ein Anhang zum
Muster-Arbeitsvertrag entworfen.
Auf diesem von dem Spieler zu
unterschreibenden Papier wird das
Beraterhonorar ausgewiesen.
„Mit wenigen Ausnahmen von
Spielern, die schon länger bei uns
sind, haben alle unterschrieben,
dass sie Kenntnis über das Beraterhonorar erhalten haben. Oft
wussten sie darüber nichts“, sagt
„Wir fordern eine Gebührenordnung, wie bei Architekten.“
DIETMAR HOPP, Hoffenheim
Sportdirektor Rudi Völler von Bayer
Leverkusen.
Immerhin: ein erster Schritt.
Dem weitere folgen sollen.
Dortmunds Geschäftsführer
Hans-Joachim Watzke bezeichnet
die gängige Abzocker-Praxis als
„Anachronismus“. Jeder Versuch, zu
einer Neuregelung zu kommen, sei
„absolut begrüßenswert“. Er appelliert dabei auch an die Solidarität:
„Das geht nur, wenn sich alle Vereine einig sind.“ Dietmar Hopp, der
Mäzen der TSG Hoffenheim, ärgert
sich mächtig über die Berater, „die
unglaubliche Beträge kassieren“. Er
fordert eine „verbindliche Gebührenordnung, wie bei Architekten
oder Rechtsanwälten“.
Andere gehen noch weiter.
Christian Seifert, Vorsitzender der
DFL-Geschäftsführung, stellt die
Frage: „Warum zahlen eigentlich
nicht die Spieler die Gebühr an
kicker, 22. Juni 2009
ihre Berater?“ Warum die Klubs?
Natürlich könnte das zu fiskalischen Problemen in der Frage der
steuerlichen Absetzbarkeit dieser
Kosten führen. Auf der anderen
Seite kassieren windige Berater in
der Praxis heute schon von drei
Seiten kräftig ab: vom abgebenden
Verein, vom aufnehmenden Verein
sowie vom Spieler selbst.
Eine feste Gebührenordnung,
wie von Hopp vorgeschlagen, erscheint als die sinnvollste Lösung.
Sie müsste in ihrem Anhang einen
harten Strafenkatalog für Verstöße
von Punktabzug bis Lizenzentzug
enthalten, denn Solidaritätsmechanismen haben im Fußballgeschäft
fast nie gewirkt.
Verbände und Vereine sagen der
Berater-Abzockerbranche endlich
den Kampf an. Schaffen sie wirklich eine Gebührenordnung? Dann
legt sich vielleicht auch das Erstaunen von Frankfurts Vorstandschef
Heribert Bruchhagen und seines
Scouts Bernd Hölzenbein, Weltmeister von 1974, die nach dem
A-Juniorenspiel zwischen Kickers
Offenbach und Eintracht Frankfurt am 1. Mai berichteten: „Die
Eltern der Spieler haben intensiver darüber diskutiert, welcher
Berater mehr Geld herausholt, als
dass sie das Spiel verfolgt haben.“
RAINER FRANZKE
Am nächsten Montag:
Die Berater der Trainer und Manager
„Eine Rattengesellschaft“
it 602 Bundesligaspielen für
Frankfurt zwischen 1972 und
1991 ist Karl-Heinz Körbel (54)
der Rekordspieler der Bundesliga. Der langjährige Scout der
Eintracht führt seit Jahren eine
Jugendfußballschule, die seit 2007
als JFC Frankfurt e. V. mit Jugendteams am Spielbetrieb teilnimmt
und in der neben Körbel frühere
Bundesligaprofis wie Norbert
Nachtweih, Uwe Bindewald oder
Cezary Tobollik arbeiten.
M
kicker: Haben Sie in Ihrer Karriere
jemals einen Berater gehabt, Herr
Körbel?
Karl-Heinz Körbel: Nie, und das kann
ich auch für meine früheren Mitspieler wie Jürgen Grabowski,
Bernd Hölzenbein oder Bernd
Nickel sagen. Einer meiner Trainer, Dietrich Weise, stand schon
damals in der Doppelrolle als
Trainer und Manager wie heute
Felix Magath. Er sagte uns, welche finanziellen Möglichkeiten
vorhanden sind, dann konnten
wir noch über einen Erfolgsbonus reden, und das Thema war
beendet. Damit bin ich sehr gut
gefahren.
kicker: Brauchen die Spieler heute
einen Berater?
Körbel: Nein. Ein großer Teil der
Berater bildet doch eine Rattengesellschaft. Sie lassen sich von
jungen Leuten eine Generalvollmacht unterschreiben. Das ist
eine absolute Katastrophe. Da
werden die Spieler erst nach den
Verhandlungen zwischen Verein
und Berater zur Unterschrift
gebeten und wissen oft nicht, was
hinter ihrem Rücken läuft. Ich
kenne Fälle, wo der Berater mehr
Geld als der Spieler kassiert hat.
Dem muss man absolut einen
Riegel vorschieben. So wie es jetzt
läuft, werden viele Spieler niemals
richtig mündig, geschweige denn
geschäftsfähig. Oft folgt auf die
Karriere ein bitteres Ende. Und besonders schlimm an der Sache ist,
dass inzwischen die Kids samt ihrer
Eltern geködert werden.
kicker: Ab welchem Alter?
Körbel: Das geht schon los bei den
12-, 13-Jährigen. So früh fangen die
Berater an, das Leben der Kids und
deren Eltern zu beeinflussen. Und
das ist ein internationales Problem.
Kürzlich waren beim U-15-Länderspiel zwischen Deutschland und
Polen allein schon aus England
zehn Berater angereist. Der eine
berichtete, dass er bei jedem Spiel
der polnischen U 15 dabei ist. Den
Kindern und ihren Eltern werden
die tollsten Traumschlösser versprochen, doch am Ende stehen
viele auf der Straße.
kicker: Über welche Summen wird
da geredet?
Körbel: Ich weiß von dem Mitarbeiter
einer Beratungsagentur, dass dieser
seiner Firma in den zurückliegenden zehn Jahren 25 Millionen Euro
gebracht hat, weil er zahlreiche
Talente zuführen konnte, die zum
Teil heute Nationalspieler sind.
kicker: Seit wann sind Berater so
massiv auf dem Markt?
Körbel: Spielervermittler gab es
schon immer. Mit den Beratern
begann es zu Beginn der 80er Jahre.
Da verhandelte zum Beispiel in
Frankfurt der Vater von Thomas
Berthold mit dem Verein. Später
wurde Klaus Gerster Manager der
Eintracht, war aber zugleich der
Berater von Andreas Möller und
Manfred Binz. Da ging schon
das Theater bei der Vergabe von
Autogrammstunden los. Uli Stein
registrierte das mit Wutausbrüchen.
Doch das war nur der Anfang.
kicker: Und inzwischen arbeiten
Mitarbeiter von Jugendleistungszentren hinter dem Rücken der
Vereine mit Beratern zusammen?
Körbel: Diese Fälle gibt es; genauso,
wie schon immer gemunkelt wird,
dass auch der eine oder andere Trai-
Foto: imago/FAF
12
„Das geht schon bei 12-Jährigen los“:
„Charly“ Körbel als Jugendtrainer.
ner und Funktionär bei Transfers
mitkassiert.
kicker: Welche Schuld trifft denn die
Spieler?
Körbel: Die meisten sind bequem,
wollen trainieren und dann schnell
zum Italiener essen gehen. Das ist
das Problem. Sie überlassen dem
Berater das Feld. Ich kann mich
wahnsinnig darüber aufregen,
wenn die Berater durch die VIPRäume laufen, unseren Kaffee trinken, unsere Brötchen essen und
nur gucken, wen sie noch an Land
ziehen und wie sie noch mehr kassieren können. Die meisten Berater
verdienen mit zwei, drei Gesprächen ihr Geld, dann sieht man sie
vielleicht noch einmal, wenn der
Spieler in drei, vier Spielen nicht
aufgestellt worden ist. Von wirklicher Betreuung kann da keine Rede
sein. Zwei Wochen nach Ende der
Karriere kennen die meisten Berater
den Spieler schon nicht mehr.
kicker: Wie kann man dem einen
Riegel vorschieben?
Körbel: Überhaupt nicht, solange die
Berater von den Vereinen hofiert
werden.
INTERVIEW: RAINER FRANZKE
BUNDESLIGA
Die Metho
Wenn Spieler wechseln wollen, sind ihnen alle
Mittel recht. Profis wie DEMBA BA (24) eifern aktuell
dem Ex-Hamburger Rafael van der Vaart nach –
selbst ein Spielerberater kritisiert diese Taktik.
n Rafael van der Vaart haben sie
sich in der abgelaufenen Woche
noch nicht erinnert gefühlt
in Hamburg. Mladen Petric war
wesentlich moderater vorgegangen
als der Holländer vor knapp zwei
Jahren. Der damalige HSV-Kapitän hatte „Schmerzen im Herzen,
weil mir der HSV meinen Traum
von Valencia und Spanien zerstört
hat!“ Schon immer von Wolfsburg
geträumt hat Petric nach eigener
Aussage immerhin noch nicht,
zumal er erst nach dem Wechsel
aus Dortmund vor knapp einem
Jahr festgestellt hat, dass es einfach
passe zwischen ihm und Hamburg.
Gefallen gefunden an der Millionen-Offerte aus Niedersachsen
aber hat er sehr wohl und deshalb
täglich über die Medien ausrichten
lassen, wie sehr ihn das VfL-Interesse beeindrucke und wie sehr
ihn enttäusche, dass sich sein Klub
nicht melde. Wenn Spieler wechseln
wollen, werden mitunter wenige
Monate alte Aussagen wertlos und
können selbst kleine Babys schon
mal Verletzungen verursachen. Die
Methode van der Vaart.
Der niederländische
Nationalspieler hatte
sich 2007
A
„Ich habe mit
Hoffenheim
abgeschlossen“:
Demba Ba erhöht
den Druck auf
seinen Klub, um
weg zu dürfen.
Fotos: imago (3), OnlineSport, Witters/TaDucLam
14
in seiner
Wohnung von spanischen Fotografen sogar
im Trikot seines Wunschvereins
FC Valencia ablichten lassen, während sein damaliger Trainer Huub
Stevens zeitgleich nur wenige Kilometer entfernt im Stadion-Inneren
eine flammende Verteidigungsrede
für seinen Star hielt. Er sei sicher,
dass der Spieler keine Verletzung
vorgetäuscht habe, um einen Wechsel zu provozieren. Zur Erinnerung:
Vor dem UEFA-Cup-Qualifikationsspiel in Budapest hatte sich van
der Vaart mit Rückenproblemen
abgemeldet. Ein Einsatz, und er
wäre international für Valencia
nicht spielberechtigt gewesen. „Es
ist beim Heben meines Babys passiert.“ Hamburg blieb dennoch hart
und van der Vaart spielte eine starke
Bundesliga-Saison mit zwölf Toren
und zehn Vorlagen.
„Der HSV hat damit ein wichtiges Signal gesetzt und eine echte
Vorreiterrolle eingenommen“, sagt
nun ein Mann, der die „Methode
van der Vaart“ schon vor dem Nie-
„Hannover ist hässlich und
öde – das war ein Fehler.“
CHRISTOPH LEUTRUM, Berater
derländer angewandt hat: Spielerberater Christoph Leutrum (40).
2002 wollte er, seinerzeit noch bei
der Agentur Rogon angestellt, den
Transfer seines Schützlings Jan
Simak vom damaligen BundesligaAufsteiger Hannover 96 zu Bayer
Leverkusen vorantreiben – die
„Mutter der schmutzigen Scheidungen“. Simak sollte sich unmöglich
machen, damit ihn Hannover trotz
Vertrags von der Leine
lässt, also pöbelte der
Tscheche auf Geheiß
seines Beraters: „Hannover ist hässlich
und öde.“ Heute
sagt Leutrum
ehrlich:
„Das war
ein Fehler, den
ich heute nicht
mehr machen würde.
Ich bin ehrlich, es war unser Ziel,
den Wechsel auf diese Weise zu forcieren und es hat groteskerweise
ja auch funktioniert. Nur ging das
zulasten von Jan, es hat seinem
Image geschadet.“ Leutrum hat sich
nach seiner Trennung von Rogon
bei Simak entschuldigt. „Ich habe
ihm gesagt, dass es falsch von uns
war.“ Der Spieler nahm an, wechselte ebenfalls die Agentur und lässt
sich heute noch von Leutrum beraten, hatte in dem Hamburger einen
verlässlichen Partner in persönlich
kicker, 22. Juni 2009
15
de Van der Vaart
Nur der HSV? Mladen Petric deutet beim Jubel auf das Vereinsemblem,
kann sich aber auch ein Engagement in Wolfsburg vorstellen.
schwierigen Zeiten. Die „Methode
Van der Vaart“ aber erscheint populärer denn je in einer Transferperiode, in der selbst Trainer in Serie
Verträge gekündigt haben. In Cottbus giftet Stanislav Angelov (31), die
Stadt an der Grenze zu Polen sei in
einem anderen Zeitalter, „sie mögen
keinen und haben auch nicht das
Bedürfnis, dass man sie mag. Wir
sprechen von Ostdeutschland.
Außerdem entspricht das Niveau
des Managements nicht der Bundesliga“. Und in Hoffenheim treibt
Demba Ba, der freundliche Senegalese mit dem Sonnyboy-Image
und einem gültigen Vertrag bis
2011, nach einem Beraterwechsel
ein durchschaubares Spiel.
Anfang Juni hatte Bas neuer
Berater Karim Aklil dem kicker
ein auf Französisch abgefasstes
Schreiben zugesandt und folgende
Erklärung seines Spielers verlauten
lassen: „Nach reiflicher Überlegung
habe ich mich entschlossen, Hoffenheim zu verlassen. Trotz meines
Vertrages habe ich meinen Berater
gebeten, mit den Verantwortlichen
meines jetzigen Klubs in Kontakt zu
treten, um einen Transfer zum VfB
Stuttgart zu realisieren.“ Duplizität
der Ereignisse: Beinahe zeitgleich
erhielt L’Equipe in Frankreich ein
ähnliches Schreiben, in dem Souleymane Diawara von Girondins
Bordeaux einen Wechsel zu Olympique Marseille erzwingen wollte.
Diawara ist Landsmann von Ba.
Und wird ebenfalls von Aklil beraten. Ba legte in den darauffolgenden
Tagen zudem öffentlichkeitswirksam nach, ließ wissen, dass er mit
Hoffenheim abgeschlossen habe.
Spielerberater Leutrum sagt
heute, „dass ein guter Berater seinen Spielern nicht raten sollte,
solche Wege zu gehen“. Vereine
sollten normal nicht erpressbar
sein – ist das leichter gesagt als
getan? Thomas Helmer wollte 1992
unbedingt von Dortmund zum
FC Bayern wechseln, hatte aber nur
eine Freigabeklausel für das Ausland
und deshalb mit Bayern-Manager
Uli Hoeneß eine letztlich erfolgreiche Drohung ausgesprochen: über
AJ Auxerre zu den Münchnern zu
wechseln; William Gallas soll 2006
gedroht haben ein Eigentor zu
schießen, wenn ihn Chelsea nicht
zum FC Arsenal gelassen hätte;
Khalid Boulahrouz hatte sich 2006
als HSV-Verteidiger beim Warmmachen vor einem ChampionsLeague-Qualifikationsspiel verletzt,
um kurz darauf zum FC Chelsea zu
wechseln. Alles nur Zufall?
Felix Magath, in diesem Sommer als Trainer und Manager von
Meister Wolfsburg zum FC Schalke
gewechselt, ist der Überzeugung,
dass Reiselustige nicht aufzuhalten
sind: „Einen Fußballer, der unbedingt weg will, kann ein Verein
auf Dauer nicht halten.“ Leutrum
widerspricht dieser These und ist
der Überzeugung, dass sich Standhaftigkeit auszahlt. „Der Fall van der
Vaart beim HSV hat doch bewiesen,
dass es sich lohnt, hart zu bleiben,
wenn ein Spieler noch einen längerfristigen Vertrag hat – schließlich können es sich die Profis nicht
leisten, sich hängen zu lassen, weil
dann ihr Marktwert sinkt.“
„Es ist schwierig, eine innere
Kündigung zu sanktionieren.“
DIETMAR BEIERSDORFER, HSV
Exakt darauf haben sich Hamburgs Verantwortliche vor zwei
Jahren verlassen, haben die Kraftprobe gewagt, als van der Vaart die
Muskeln spielen ließ. Sportchef
Dietmar Beiersdorfer sagt heute
im Rückblick: „Wir hatten diese
sportliche Reaktion von ihm erwar-
tet und waren uns immer sicher,
dass Rafael sich reinhängt, wenn er
bleibt.“ Klubboss Bernd Hoffmann
betrachtet es nüchterner: „Er hatte
einen gültigen Vertrag und hat letztlich das getan, was wir erwarten
konnten.“ Ein Jahr später ging der
Holländer zu Real Madrid. Auch,
weil der HSV im Sommer 2007 das
Zugeständnis gemacht hatte, dass
er ein Jahr später verhandlungsbereit sei, wenn erneut ein Top-Klub
anfragt.
Beim Spieler Rafael van der Vaart
ist die Hamburger Taktik aufgegangen, auch ein Jahr später flossen
noch 14 Millionen Euro in die Klubkasse. Beim Spieler Mladen Petric
werden die Verantwortlichen abermals hart bleiben und haben dem
Kroaten dies trotz dessen CharmeOffensive in Richtung Wolfsburg
bereits deutlich zu verstehen gegeben – beim Trainer Martin Jol indes
wurde dem Wechselwunsch Ende
Mai sofort nachgegeben. Weil ein
leitender Angestellter, der öffentlich
gemacht hat, dass er seiner Rolle
überdrüssig ist, nicht mehr tragbar
ist? Könnten Klauseln in Verträgen
mit Trainern bestimmte Summen
festlegen, die bei Vertragsbruch
fällig würden?
Beiersdorfer stellt die Gegenfrage. „Wie will man Vertragsbruch
nachweisen? Wenn der Trainer
sagt, dass sich seine Frau nicht
mehr wohlfühlt in Hamburg? Es ist
schwierig, eine innere Kündigung
zu sanktionieren.“ Deshalb werden
es auch die Spieler weiter probieren. Städte, die „hässlich und öde“
sind, wird es weiterhin geben in der
Liga.
S E B A S T I A N WO L F F
Drei Männer, ein Ziel: Rafael van der Vaart (mit Valencia-Trikot), Jan Simak (2002 im Dress von Hannover 96)
und sein Berater Christoph Leutrum (rechts) provozierten, um einen Wechsel zu erzwingen.
16
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
,,Ich kann schon einen Ball fangen“
kicker: Herr Müller, Sie sind in
Frankfurt geboren, beim Zweitligisten FSV groß geworden. Warum
hat es so lange gedauert, bis Sie in
der Bundesliga auftauchen?
Heinz Müller: Weil ich als junger Torhüter nicht die Chance dazu bekam.
In Bielefeld stand Mathias Hain vor
mir, in Hannover war Jörg Sievers
damals ein Idol.
kicker: In Bielefeld saßen Sie immerhin zehnmal in der Bundesliga auf
der Ersatzbank. Warum sind Sie freiwillig abgestiegen, erst zu St. Pauli,
dann nach Regensburg?
Müller: Ich wollte unbedingt spielen.
In Regensburg war leider nach vier
Spielen alles vorbei: Zwei Schambeinoperationen, und ich war ein
Jahr außer Gefecht. Da ist klar, dass
kein Bundesligist anklopft und sagt:
Du bist meine Nummer 1.
kicker: Wie kommt man als Pechvogel nach einem verlorenen Jahr in
Regensburg zu einem Erstligisten
nach Norwegen?
Müller: Odd Grenland suchte zufällig
einen Torwart. Ich dachte, schaden
kann’s nicht. Zumal die im UEFAPokal auf Feyenoord Rotterdam
trafen. Das waren zwei super Spiele.
Und Norwegen hat ja keine Kneipenliga, das Niveau ist mit den Topteams der 2. Liga hier vergleichbar.
kicker: Was macht man in Norwegen
außer Fußball spielen?
Müller: Angeln und Skifahren.
Foto: imago/Martin
Groß geworden ist er
beim FSV Frankfurt.
Doch HEINZ MÜLLER (31)
musste den Umweg
übers Ausland nehmen,
um in Mainz in der
Bundesliga zu landen.
Ein neues Gesicht beim 1. FSV Mainz 05: Mit 31 Jahren hat Heinz Müller
den Sprung zu einem deutschen Bundesligisten geschafft.
Müller: Der Schritt zurück war für
mich und meine Lebensgefährtin,
mit der ich einen zweijährigen Sohn
habe, schon länger ein Thema.
kicker: Wie kam Mainz bei der Suche
nach einem neuen Torwart auf Sie
in Barnsley?
Müller: Ich war ja schon des Öfteren
bei deutschen Klubs im Gespräch,
„Dimo Wache ist eine Kultfigur in Mainz, und doch sehe ich die
Chance, längerfristig die Nummer 1 zu werden.“
kicker: Dann lockte Barnsley, der
englische Fußball.
Müller: Englische Scouts beobachten intensiv den skandinavischen
Markt. Die aus Barnsley sagten: Den
Müller können wir gebrauchen!
kicker: Sie waren Stammspieler und
hatten beim Zweitligisten noch
einen Vertrag bis 2010. Überkam
Sie dann plötzlich das Heimweh
nach Deutschland?
zuletzt im Winter 2008 beim VfL
Wolfsburg. Mainz hat meine Entwicklung wohl verfolgt.
kicker: Woran scheiterte der Wechsel
zum VfL, der letztlich Diego Benaglio holte?
Müller: Es gab damals gute Gespräche mit Felix Magath. Dann zog
sich die Sache etwas hin, und ein
paar Tage später riss bei mir ein
Kreuzband . . .
kicker: Wieder eine lange Pause.
Dachten Sie ans Aufhören?
Müller: Nein, obwohl die Verletzung
wirklich zum ungünstigsten Zeitpunkt passierte. Ich habe ein paar
Tage gebraucht, um die Sache zu
verdauen. Na ja, acht Monate später
spielte ich ja wieder.
kicker: Auch englische Topklubs wie
Arsenal sollen damals ein Auge auf
Sie geworfen haben.
Müller: Interesse war da. Aber Anfrage heißt ja noch lange nicht, dass
ein Geschäft zustande kommt.
kicker: Im Ausland spielten Sie regelmäßig. Wie wichtig war die Erfahrung in England?
Müller: Ich habe sportlich und persönlich im Ausland einen großen
Schritt nach vorne getan. Die zweite
Liga in England ist sehr rau. Da
pfeifen Schiedsrichter sehr selten
für Torhüter in Duellen mit Stürmern, die 1,95 Meter groß und 95
Kilo schwer, also richtige Ochsen
sind. Ich lag schon ein paarmal am
Boden, ohne dass ein Foulspiel geahndet wurde.
kicker: Hat Manager Christian Heidel recht, wenn er sagt, Sie seien ein
Original und würden schon deshalb
besonders gut zu einem Karnevalsverein passen?
Müller: Ich bin ein lockerer, offener
Typ, der auch gerne lacht.
kicker: Was sind Ihre Stärken?
Müller: Ich kann schon einen Ball
fangen.
kicker: Wie sehen Sie den Konkurrenzkampf mit Dimo Wache?
Müller: Dimo ist eine Kultfigur in
Mainz.
kicker: Sie sehen trotzdem gute
Chancen für sich?
Müller: Natürlich. Wenn ich nicht die
Chance sehen würde, längerfristig
in Mainz die Nummer 1 zu werden,
hätte ich nicht wechseln müssen.
kicker: In Barnsley erlebten Sie
Abstiegskampf, der Ihnen nun in
Mainz wieder droht. Fordert der
einen Torhüter ganz besonders?
Müller: Der Druck auf den Torwart
ist schon enorm. Jeder Fehler führt
meist zum Tor. Feldspieler haben es
da einfacher.
kicker: Was trauen Sie sich mit Aufsteiger Mainz zu?
Müller: Ich hoffe auf einen guten
Start und darauf, dass uns die Aufstiegseuphorie ein bisschen trägt.
Auch wenn es ein schweres Stück
Arbeit wird: Die Chancen auf den
Klassenerhalt sind gut.
I N T E RV I EW: U L I G E R K E
Heinz Müller
Geboren am 30. 5. 1978 in Frankfurt,
Größe 1,93 m, Gewicht 88 kg
Seine Vereine:
– 1996 FSV Frankfurt
1996 – 1997 SpVgg Bad Homburg
1997 – 2001 Hannover 96
2001 – 12/02 Arminia Bielefeld
01/03 – 2003 FC St. Pauli
2003 – 2004 Jahn Regensburg
07/04 – 12/04 Odd Grenland Skien
01/05 – 08/07 Lilleström SK
08/07 – 2009 FC Barnsley
ab 1. 7. 2009 beim 1. FSV Mainz 05
Seine Einsätze
29 Zweitligaspiele
1 Regionalligaspiel
49 Erstligaspiele in Norwegen
64 Zweitligaspiele in England
3 Europapokalspiele
Seine Erfolge:
Norwegischer Pokalsieger 2007, Bundesliga-Aufstieg 2002, Zweitliga-Aufstieg 1998
22. Juni 2009
kicker-TOP-THEMA 17
HSV: Der Machtkampf zwischen Hoffmann und Beiersdorfer eskaliert
tung, wenn es um Abschlüsse geht.
Außerdem vermisst er, durchaus
nachvollziehbar, Führungsstärke
seines Sportlichen Leiters, wenn,
wie zuletzt, nacheinander Piotr Trochowski, Mladen Petric und Paolo
Guerrero ungesühnt Wechselgelüste
verkünden dürfen. Wenn Spieler
aus der Reihe tanzen, bevorzugt
Ex-Profi Beiersdorfer die ruhige
Hand, Hoffmann dagegen könnte
diese, um im Bild zu bleiben, in
solchen Momenten ausrutschen.
„Beide sind eben zwei unterschiedliche Charaktere, die immer
mal aufeinanderprallen“, sagt
Aufsichtsrats-Boss Becker. „Es gibt
jetzt offenbar unterschiedliche
Auffassungen, was Transfers und
die Aufarbeitung der vergangenen
Saison anbelangt. Dennoch bin
ich davon überzeugt, dass es in
dieser Konstellation weitergeht.“
Hoffmann sieht die Lage ähnlich:
„Wir werden es auch diesmal intern
klären.“ Intern jedoch ist der Fall
schon jetzt nicht mehr zu klären,
weil er am Wochenende öffentlich
wurde. Ob er zu klären ist, bleibt
ebenso offen.
Zu laut knirscht es immer wieder
in grundsätzlichen Fragen zwischen
Hamburgs wichtigsten Entscheidungsträgern, die den HSV in
ihrer gemeinsamen Ära sportlich
wieder in der Ligaspitze etabliert
haben. Am heutigen Montag muss
der Personalausschuss des Aufsichtsrates entscheiden, ob die Ära
weitergeht. Beiersdorfer weiß um
Hoffmanns starke Position im seit
Januar neu besetzten Kontrollgremium. Dennoch hat er den Gang
zum Aufsichtsrat gewählt. Die letzte
Ausfahrt für einen gemeinsamen
Weg in die Zukunft? Oder der letzte
Akt?
S E B A S T I A N WO L F F
Der letzte Akt?
Fotos: Witters
Zwei Macher mit
unterschiedlichen
Meinungen: Dietmar
Beiersdorfer und
Bernd Hoffmann
(rechts).
ietmar Beiersdorfer (45) ist
viel beschäftigt dieser Tage.
Gemeinsam mit Trainer Bruno
Labbadia (43) bastelt er am HSVKader der kommenden Saison. Am
heutigen Montag aber geht es erstmal um seine eigene Zukunft. Auf
eigenen Wunsch. Bereits vor einer
Woche hat Hamburgs Sportchef
Aufsichtsrats-Boss Horst Becker (67)
aufgesucht und um Hilfe gebeten.
Grund: Neben den beinahe schon
üblichen Differenzen im Innenverhältnis mit dem Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann (46) soll es
parallel zur Vorstellung von Labbadia einen Eklat gegeben haben. Der
nächste Zwist zwischen zwei völlig
unterschiedlichen Charakteren.
Und gleichzeitig auch der letzte?
Beiersdorfers Rückzug erscheint
nicht ausgeschlossen.
D
Becker, der erst am gestrigen
Sonntag aus New York zurückgekehrt ist, erwartet heute keinen
Showdown, an dessen Ende nur
einer der beiden Verantwortungsträger übrigbleibt. Ein Irrglaube?
Das Einschalten eines anderen
Gremiums verleiht der Angelegenheit Dynamik und erscheint
„Unterschiedliche Auffassungen
über Kompetenzbereiche.“
DIETMAR BEIERSDORFER
Beiersdorfer als der letzte Ausweg.
Ein Grund soll ein Vorfall sein,
durch den der Sportchef am Tag
vor Labbadias offizieller Vorstellung brüskiert wurde. Nach kickerInformationen bat Hoffmann
BAYERN Das Gesicht der neuen Elf
WOLFSBURG Der Meister legt los
Seite 21
Seite 24
den neuen Coach und Chefscout
Michael Schröder vor zwei Wochen
zu einem Gespräch über die Kaderplanung, während Beiersdorfer mit
Co-Trainer Eddy Sözer in Tirana
Albaniens Lorik Cana beobachtete.
Eine Zusammenkunft, die unzweifelhaft in den Aufgabenbereich
Beiersdorfers fällt, von der dieser
jedoch im Vorfeld nicht wusste. Der
45-Jährige bestätigt diesen Vorfall
nicht, spricht offiziell nur „von
unterschiedlichen Auffassungen,
was Kompetenzbereiche betrifft“.
Unterschiedliche Auffassungen
zwischen den beiden Bossen sind
selbst Spielern und deren Beratern
in der Vergangenheit nicht verborgen geblieben. Hoffmann, ganz der
Typ Macher, bemängelt nicht nur
intern Beiersdorfers häufig abwartende, mitunter auch zögerliche Hal-
Gefragter Mann: Aufsichtsrats-Boss
Horst Becker.
SCHALKE Wieder Ärger um Engelaar
BREMEN Der lange Poker um Marin
Seite 27
Seite 28
18
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
Foto: Imago/Team 2
Der Transfermarkt – Alle Wechsel in diesem Sommer auf einen Blick
Karim Haggui (Hannover 96)
Constant Djakpa (Hannover 96)
Gabor Kiraly (1860 München)
Erik Domaschke (SV Wehen Wiesbaden)
Vratislav Gresko (noch ohne Verein)
WERDER BREMEN
ZUGÄNGE
Marcelo Moreno (Schachtjor Donezk/UKR)
Boubacar Sanogo (1899 Hoffenheim)*
Kevin Schindler (Hansa Rostock)*
ABGÄNGE
Diego (Juventus Turin/ITA)
Kevin Schindler (FC Augsburg)
Max Kruse (FC St. Pauli)
Frank Baumann (Karriereende)
Foto: Imago/Cityfiles
H A N N OV E R 9 6
Stürmisch: Marcelo Moreno kommt aus Donezk zu Werder Bremen.
ZUGÄNGE
Karim Haggui (Bayer Leverkusen)
Constant Djakpa (Bayer Leverkusen)
Valdet Rama (FC Ingolstadt)
Sofien Chahed (2. Mannschaft)
ABGÄNGE
Bastian Schulz (1. FC Kaiserslautern)
Frank Fahrenhorst (MSV Duisburg)
Gaetan Krebs (Karlsruher SC)
Michael Tarnat (Karriereende)
Valerien Ismael (Antrag auf Sportinvalidität)
1. FC KÖLN
ZUGÄNGE
Thomas Kahlenberg (AJ Auxerre/FRA)
Daniel Baier (FC Augsburg)*
Alexander Laas (Arminia Bielefeld)*
Sergiu Radu (1. FC Köln)*
Mahir Saglik (Karlsruher SC)*
Jonathan Santana (San Lorenzo/ARG)*
Vlad Munteanu (Arminia Bielefeld)*
Cedrick Makiadi (MSV Duisburg)*
ABGÄNGE
Yoshito Okubo (Vissel Kobe/JPN)
Cedrick Makiadi (SC Freiburg)
Kamani Hill (Vitoria Guimaraes/POR)
Alex (noch ohne Verein)
Patrick Platins (noch ohne Verein)
F C B AY E R N M Ü N C H E N
ZUGÄNGE
Edson Braafheid (Twente Enschede/NL)
Mario Gomez (VfB Stuttgart)
Ivica Olic (Hamburger SV)
Alexander Baumjohann (Bor. Mönchengladbach)
Anatoliy Tymoshchuk (St. Petersburg/RUS)
Andreas Görlitz (Karlsruher SC)*
ABGÄNGE
Lukas Podolski (1. FC Köln)
Massimo Oddo (AC Mailand/ITA)
Zé Roberto (noch ohne Verein)
Willy Sagnol (Sportinvalide)
VFB STUTTGART
ZUGANG
Manuel Fischer (TuS Koblenz)*
ABGÄNGE
Mario Gomez (Bayern München)
Danijel Ljuboja (noch ohne Verein)
HERTHA BSC
ZUGANG
Christoph Janker (1899 Hoffenheim)
ABGÄNGE
Andrey Voronin (FC Liverpool/ENG)
Marko Pantelic (noch ohne Verein)
Sofian Chahed (noch ohne Verein)
Marko Babic (noch ohne Verein)
Leandro Cufré (noch ohne Verein)
Christian Fiedler (Karriereende)
HAMBURGER SV
ZUGÄNGE
Sascha Kirschstein (Greuther Fürth)*
Änis Ben-Hatira (MSV Duisburg)*
Sidney Sam (1. FC Kaiserslautern)*
ABGÄNGE
Ivica Olic (Bayern München)
Macauley Chrisantus (Karlsruher SC)
Michael Gravgaard (FC Nantes/FRA)
Marcel Ndjeng (Borussia Mönchengladbach)
Albert Streit (Schalke 04)
Thimothée Atouba (noch ohne Verein)
Bastian Reinhardt (noch ohne Verein)
Khalid Sinouh (noch ohne Verein)
BO RU S S I A D O R T M U N D
ZUGÄNGE
Sven Bender (1860 München)
Dimitar Rangelow (Energie Cottbus)
Markus Feulner (1. FSV Mainz 05)
Kevin Großkreutz (RW Ahlen)
Giovanni Federico (Karlsruher SC)*
Markus Brzenska (MSV Duisburg)*
Marcel Höttecke (2. Mannschaft)
Marc Hornschuh (eigene A-Junioren)
ABGÄNGE
Markus Brzenska (Energie Cottbus)
Kevin-Prince Boateng (Tottenham/ENG)
1899 HOFFENHEIM
ZUGÄNGE
Christian Eichner (Karlsruher SC)
Maicosuel (Botafogo/BRA)
Prince Tagoe (Al-Ittifaq/Saudi-Arabien)
ABGÄNGE
Christoph Janker (Hertha BSC)
Fabricio (Flamengo/BRA)
Boubacar Sanogo (Werder Bremen)
Selim Teber (noch ohne Verein)
ZUGÄNGE
Lukas Podolski (Bayern München)
Sebastian Freis (Karlsruher SC)
ABGÄNGE
Sergiu Radu (VfL Wolfsburg)
Thomas Broich (1. FC Nürnberg)
Nemanja Vucicevic (noch ohne Verein)
Matthias Scherz (Karriereende)
EINTRACHT FRANKFURT
ZUGÄNGE
Ralf Fährmann (Schalke 04)
Maik Franz (Karlsruher SC)
Marcel Heller (MSV Duisburg)*
ABGÄNGE
Michael Fink (Besiktas Istanbul)
Leonhard Kweuke (Dunajska Streda, SLK)
Kreso Ljubicic (Hajduk Split/KRO)
Junichi Inamoto (Stade Rennes/FRA)
BO R . M Ö N C H E N G L A D B A C H
ZUGÄNGE
Thorben Marx (Arminia Bielefeld)
Raul Marcelo Bobadilla (Grasshopper Zürich/CH)
Marcel Meeuwis (Roda Kerkrade/NL)
Marco Reus (RW Ahlen)
Roman Neustädter (1. FSV Mainz 05)
Marcel Ndjeng (Hamburger SV)*
Sebastian Svärd (Hansa Rostock)*
ABGÄNGE
Alexander Baumjohann (Bayern München)
Soumaila Coulibaly (Ziel unbekannt)
Tomas Galasek (Karriereende)
V F L BO C H U M
ZUGÄNGE
Andreas Luthe (2. Mannschaft)
Danny Fuchs (1. FC Kaiserslautern)*
Ivo Ilicevic (Greuther Fürth)*
ABGÄNGE
Ivo Ilicevic (1. FC Kaiserslautern)
Oliver Schröder (noch ohne Verein)
Andreas Lengsfeld (noch ohne Verein)
SC FREIBURG
ZUGÄNGE
Mensur Mujdza (NK Zagreb/KRO)
Cedrick Makiadi (VfL Wolfsburg)
Stefan Reisinger (Greuther Fürth)
Manuel Salz (Stuttgarter Kickers)
Du-Ri Cha (TuS Koblenz)
ABGÄNGE
Daniel Schwaab (Bayer Leverkusen)
Kevin Schlitte (Hansa Rostock)
Michael Müller (1. FC Saarbrücken)
Ali Günes (noch ohne Verein)
Maximilian Mehring (noch ohne Verein)
1. FSV MAINZ 05
ZUGÄNGE
Filip Trojan (FC St. Pauli)
Heinz Müller (FC Barnsley/ENG)
Eugen Polanski (FC Getafe/SPA)
Jan Kirchhoff (eigene A-Junioren)
ABGÄNGE
Markus Feulner (Borussia Dortmund)
Roman Neustädter (Bor. Mönchengladbach)
Robert Fleßers (FC Ingolstadt)
Nejmeddin Daghfous (SC Paderborn)
Christian Demirtas (noch ohne Verein)
Delron Buckley (noch ohne Verein)
Daniel Ischdonat (noch ohne Verein)
1. FC NÜRNBERG
ZUGÄNGE
Thomas Broich (1. FC Köln)
Angelos Charisteas (Bayer Leverkusen)*
Mario Breska (EN Paralimni/CYP)*
Jonathan Kotzke (eigene A-Junioren)
Tomasz Welnicki (A-Junioren VfL Bochum)
Güngör Kaya (A-Junioren VfL Bochum)
ABGÄNGE
Stefan Reinartz (Bayer Leverkusen)
José Goncalves (Heart of Midlothian/SCO)
Mario Breska (APOEL Nikosia/CYP)
Aleksandar Mitreski (noch ohne Verein)
* = war ausgeliehen
FC SCHALKE 04
ZUGÄNGE
Jan Moravek (Bohemians 1905 Prag/CZE)
Albert Streit (Hamburger SV)*
ABGÄNGE
Mladen Krstajic (Partizan Belgrad/SER)
Ralf Fährmann (Eintracht Frankfurt)
B AY E R L E V E R K U S E N
ZUGÄNGE
Daniel Schwaab (SC Freiburg)
Sami Hyypiä (FC Liverpool/ENG)
Eren Derdiyok (FC Basel/CH)
Theofanis Gekas (FC Portsmouth/ENG)*
Stefan Reinartz (1. FC Nürnberg)*
Assimiou Touré (VfL Osnabrück)*
Pierre de Wit (VfL Osnabrück)*
ABGÄNGE
Henrique (FC Barcelona/SPA)
Angelos Charisteas (1. FC Nürnberg)
Foto: Witters/Duchene
VFL WOLFSBURG
Zurück nach Bochum: Danny Fuchs,
der an Lautern ausgeliehen war.
Dynamisch: Eren Derdiyok, der vom Schweizer Spitzenklub FC Basel
kommt, soll frischen Wind in den Sturm von Bayer Leverkusen bringen.
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
19
HAMBURG: Viele offene Fragen, aber keine Abschlüsse – der Peruaner denkt an einen Wechsel
1Der erste Neuzugang ist auch
zwei Wochen nach der Vorstellung
von Bruno Labbadia noch nicht
präsentiert – dafür hat nach den
beendeten Spekulationen um Mladen Petric (28) nun Paolo Guerrero
(25) artikuliert, dass er weg möchte.
Während es in der Führungsriege
wegen Kompetenzstreitigkeiten
kracht, stockt die Kaderplanung.
Seinen 2010 auslaufenden Vertrag hat der Peruaner bislang nicht
verlängert, weil der HSV es ablehnt,
ihn mit den geforderten vier Millionen Euro Jahressalär zum Topverdiener zu machen. In seiner Heimat
hat der Angreifer deshalb ganz offen
formuliert, dass er möglichst diesen
Sommer wechseln möchte. Aber:
Bislang ist nicht ein Interessent an
die Hamburger Bosse herangetreten. Dass die momentan genug
eigene Probleme haben und damit
auch die Verhandlungen mit eigenen und möglichen neuen Spielern
behindern, vermutet Aufsichtsratsboss Horst Becker hingegen nicht.
„Dass dies Transfers blockiert,
glaube ich nicht.“
Ob mit oder ohne Einheit im Vorstand – Guerreros Zukunft bleibt
fraglich. „Paolo und sein Berater
prüfen jetzt andere Angebote“,
weiß Beiersdorfer, sagt aber auch:
„Er kann sich auch vorstellen zu
bleiben.“ Immer deutlicher indes
zeichnet sich ab: Nur eine vorzeitige Verlängerung kann Guerreros
Verbleib wirklich sichern. „Das“,
betont Beiersdorfer, „ist nach wie
vor unser Bestreben.“ Anfang Juli,
nach dem Trainingsstart, ist eine
weitere Verhandlungsrunde angesetzt.
Die ist auch im Fall Eljero Elia
(21, Twente Enschede) nötig.
Unverändert steht der Linksaußen
aus Holland zu seiner Zusage, nach
Hamburg und nicht zu Ajax Amsterdam und Martin Jol wechseln zu
wollen, eine Annäherung mit Elias
Klub aber ist noch immer nicht in
Sicht. Intern hat sich die Führung
– einheitlich – auf Talent Elia als
Wunschkandidaten festgelegt, die
geforderten acht Millionen Euro
aber sind dem HSV zu viel.
16 Millionen hat der Aufsichtsrat für die laufende Transferperiode genehmigt. Mit acht Millionen
für ein Offensivtalent, das erst am
Anfang seiner Entwicklung steht,
wäre bereits die Hälfte der Summe
weg und die von Bruno Labbadia
und Beiersdorfer ausgemachten
Baustellen im defensiven und
offensiven Mittelfeld noch nicht
geschlossen. Dass die ebenfalls
noch offene Planstelle in der Innenverteidigung von einer etablierten
Kraft geschlossen wird, erscheint
unwahrscheinlich: Bastian Reinhardt (33) hatte nach seinem „Nein“
zu einem neuen Zweijahresvertrag einen Fehler eingeräumt und
von Kapitän David Jarolim („Ich
hoffe, dass er bleibt“) Unterstützung erhalten. Eine Rückkehr des
Verteidigers aber bahnt sich nicht
an.
S E B A S T I A N WO L F F
KOMMENTAR
Es kann keinen Gewinner geben
VO N S E B A S T I A N WO L F F
angweilig wird
es nach einer
turbulenten
Saison in Hamburg
auch ohne Fußball
nicht. Der HSV präsentiert zwar keine Neulinge, aber
zuverlässig Schlagzeilen – und sendet ein verheerendes Signal nach
innen und außen. Denn als eine
Top-Adresse, die der Klub nach den
Erfolgen in den zurückliegenden
Jahren durchaus wieder ist, stellt er
sich dieser Tage nicht dar.
Dass dafür mit Bernd Hoffmann
und Dietmar Beiersdorfer ausge-
L
rechnet jenes Duo verantwortlich ist, das auch entscheidenden
Anteil an der Erfolgsgeschichte
hat, erscheint auf den ersten Blick
grotesk, lässt sich beim genauen
Hinsehen aber nicht von der
Hand weisen.
Hoffmann und Beiersdorfer
sind völlig unterschiedliche Persönlichkeiten, die seit 2003 keine
Einheit, sondern eine Allianz
gebildet haben. Zerbricht diese
Allianz, stünden alle, Hoffmann,
Beiersdorfer und der HSV als Verlierer da. Aber kann es nach der
erneuten Eskalation der Streitigkeiten überhaupt ein „weiter so“
und einen Gewinner geben?
Foto: Witters
Was wird aus Guerrero? Streit lähmt den HSV
Jüngster Zankapfel: Der peruanische Angreifer Paolo Guerrero hat seinen
2010 auslaufenden Vertrag beim HSV noch nicht verlängert.
DIE CHRONIK: Viel Erfolg, viele Differenzen
Erster Ärger wegen Doll
1Bernd Hoffmann und Dietmar
Beiersdorfer – diese Verbindung
zwischen zwei völlig unterschiedlichen Charakteren erzeugte intern
beim HSV schon häufig Reibungen.
„(K)ein Traumpaar“ titelte der kicker
am 20. Oktober 2008 über den Vorstandsboss und seinen Sportchef –
weil es zeit ihres Zusammenwirkens
zwar immer wieder knisterte, aber
auch sportlich lief. Fünf Europapokal-Teilnahmen in Folge seit 2005
schafften neben dem HSV nur der
FC Bayern und Werder Bremen.
Im August 2002 hatte Beiersdorfer die Nachfolge von Sportchef
Holger Hieronymus angetreten,
im Februar 2003 beerbte Hoffmann
Vorstandsboss Werner Hackmann.
Laut vernehmbar krachte es erstmals im Winter 2006. Inmitten einer
sportlichen Talfahrt unter Thomas
Doll distanzierte sich Hoffmann im
November erstmals öffentlich von
Beiersdorfer, als er „von Trainer und
Sportchef“ eine Analyse verlangte.
In jener Analyse kurz vor Weihnachten sprach sich Hoffmann für einen
Trainerwechsel aus; Beiersdorfer
war dagegen und behielt zunächst
die Oberhand – jedoch nicht recht.
Im Februar 2007 war Dolls Zeit
abgelaufen und der erste Riss im
Vorstand nach wochenlanger Funkstille erst im Sommer wieder halbwegs gekittet.
Im Frühjahr 2008 dann der
nächste große Zwist: Als Nachfolger
von Huub Stevens favorisierte Beiersdorfer Fred Rutten, Hoffmann
hingegen Jürgen Klopp – zwei völlig unterschiedliche Trainertypen
als Sinnbild für die Unterschiede
zwischen dem Vorstandsvorsitzenden und seinem Vize. Am Ende
einigten sich beide nach 177-tägiger Suche auf Martin Jol, dennoch
mussten Hoffmann und Beiersdorfer wie auch Vorstandsmitglied
Katja Kraus vor einem Jahr beim
damaligen Aufsichtsrat zum Rapport, um über die Stimmung im
Vorstand Rechenschaft abzulegen.
Die damalige ultimative Forderung
von Gremiumsboss Horst Becker:
„Die beiden müssen sich zusammenraufen!“ Dies hat nicht mal ein
Jahr funktioniert, bei der nächsten
großen Situationsanalyse krachte
es erneut. Zum letzten Mal?
SW
20
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
HOFFENHEIM: Poker um den Stürmer eröffnet
Stuttgarter Angebot für Ba
Horst Heldt am Freitag und sagt
ansonsten: „Das Interesse ist da.
Aber wie groß das Interesse ist, wird
sich zeigen.“ Alles eine Frage des
Geldes also.
Verhindern will er indes, dass
nach Demba Ba gleich die nächste
Stütze des Teams wegbrechen
könnte. Für Spielmacher Carlos
Eduardo (21) hatte am Wochenende
ein Vertreter von Zenit St. Petersburg ein Angebot über 12 Millionen
Euro abgegeben. „Ich habe höflich
aber bestimmt abgelehnt“, erklärt
Schindelmeiser. Und der Brasilianer hält es wie Dzeko und Ribery:
Noch hat er sich nicht zu Wort gemeldet.
M A RT I N G RU E N E R
Foto: Getty Images/Cortez
1Sogar mit den Beispielen Dzeko
und Ribery hat es Ralf Rangnick
probiert. „Diese beiden werden
ebenfalls von anderen Klubs
umworben“, meint Hoffenheims
Trainer, „doch von ihnen waren
bisher keine Aussagen dazu zu
hören.“ Bei seinem Stürmer Demba
Ba (24) liegt der Fall anders. Auch
nach dem 90-minütigen Gespräch
mit der TSG-Führung beharrt der
Senegalese weiter öffentlich darauf,
nach Stuttgart zu wechseln.
Die Hoffenheimer Verantwortlichen sind längst genervt von
der unendlichen Geschichte und
betonen stets, dass sich an ihrem
Willen, den Spieler zu halten,
nichts geändert habe. Dennoch
wird die starre Haltung langsam
aber sicher ein wenig weicher.
Zwar sagt Rangnick: „Sportlich
werden wir ihn unter keinen
Umständen abgeben. Er hat einen
Vertrag bei uns bis 2011, das muss
er akzeptieren.“ Doch aus finanzieller Hinsicht mag der Coach
einen Transfer keinesfalls mehr
kategorisch ausschließen: „Dazu
muss aber schon sehr viel passieren.“ Und Stuttgart müsste endlich
mit einem konkreten Angebot aus
der Deckung kommen.
Genau dies ist am Wochenende
passiert. Die erste Offerte des VfB
für Ba soll im zweistelligen Millionen-Bereich liegen. Hoffenheims
Manager Jan Schindelmeiser bestätigt allerdings nur ein Telefonat
mit seinem Stuttgarter Kollegen
Neuzugang: Franco Zuculini (re.), hier bei der Südamerikameisterschaft
der U 20 für Argentinien gegen Kolumbien, verstärkt 1899 Hoffenheim.
HOFFENHEIM: Manager Schindelmeiser verärgert über Bremer Störfeuer
Franco Zuculini – ein Pendler zwischen „6“ und „8“
1Ein Sieg am Fuße der Anden
spielt Hoffenheim in die Hände.
Weil sein Racing Club mit 2:0 in
San Salvador de Jujuy gewann und
so alle Abstiegssorgen los ist, darf
Franco Zuculini (18) bereits ein
Spiel vor dem Saisonfinale nach
Deutschland fliegen. Spätestens am
Mittwoch wird er in Hoffenheim zur
Vertragsunterzeichnung erwartet,
nach Angaben aus Argentinien soll
er 4,6 Millionen Euro kosten.
Offen ist, ob sein ebenfalls
talentierter Bruder Bruno (16)
mitkommt, der für den heutigen
Montag zu einem Lehrgang der
argentinischen U-17-Nationalelf
eingeladen ist. Man überlasse der
Familie die Entscheidung, komplett
in den Kraichgau überzusiedeln,
sagt Jan Schindelmeiser. „Nicht in
Ordnung“ fand der TSG-Manager
allerdings, dass sich in der Endphase der Transfer-Verhandlungen plötzlich Werder Bremen einmischte. „Vorstöße zwielichtiger
Mittelsmänner, die Fantasiesummen boten“ habe es gegeben. Am
Ende bekam Schindelmeiser aber
„das Ehrenwort von Spieler, Familie
und Verein“, dass der Wechsel zur
TSG über die Bühne gehe.
Bei Racing war der 1,74 Meter
kleine Franco Zuculini zuletzt die
offensivere Hälfte einer DoppelSechs, kam im Mittelfeld aber auch
schon halbrechts auf der „8“ zum
Einsatz. Er verfügt über eine gute
Balleroberung, starke Physis und
Übersicht im Spielaufbau, ist mit
18 Jahren aber manchmal noch
zu ungestüm. In 38 Spielen schoss
er zwei Tore. Im Mai gab Zuculini
zudem sein Debüt in Argentiniens
Nationalelf beim 3:1 über Panama.
Einer Partie, für die Diego Maradona
aber nur Profis berufen hatte, die
noch in der Heimat spielen. g r u
STUTTGART: Der Transfer von Stefano Celozzi vom KSC steht kurz vor dem Abschluss
Plan B: Heiße Spur zu Lüttichs Torjäger Dieumerci Mbokani
nalspielers dauern an. Vor allem bei
den Finanzen wird noch an der Ideallösung gearbeitet. Der offensive
Mittelfeldspieler (Vertrag bis 2010)
ist zudem anderweitig umworben,
sagte erst kürzlich Panathinaikos
Athen ab. Trotz eines gebotenen
Jahresgehalts von zwei Millionen
Euro netto. „Aus sportlichen Gründen“, wie Jovanovic sagt, der nach
Foto: imago/Reporters
1Licht im Tunnel. Langsam biegen
die Stuttgarter mit ihren Kaderplanungen auf die Zielgerade ein. In
den nächsten Tagen sollen drei Personalien festgezurrt werden. Am
besten sieht es aus bei …
. . . Stefano Celozzi (20). Der auf beiden
Seiten einsetzbare Außenverteidiger, der im Vorjahr für 200 000 Euro
vom FC Bayern II kam und beim
Karlsruher SC zu einem der wenigen Leistungsträger aufstieg, ist
sich mit dem VfB bereits einig. Der
Shootingstar soll einen Vierjahresvertrag erhalten. Jetzt müssen sich
beide Klubs wegen der Transfermodalitäten einigen (siehe S. 50). Etwas
mehr fehlt noch bei . . .
. . . Milan Jovanovic (28). Die Verhandlungen wegen des serbischen Natio-
Torjäger: Dieumerci Mbokani.
eigenen Aussagen in der Tageszeitung Nieuwsblad „nirgends unterschrieben“ hat. „Wenn ich wechsle,
dann will ich einen Supervertrag“,
so Jovanovic, der momentan noch
im Heimaturlaub weilt, weiter. „Ich
kann auch bei Standard bleiben,
Champions League spielen und
nächstes Jahr ablösefrei wechseln.“
Viel Arbeit gibt’s auch noch bei …
. . . Demba Ba (24). Im Fall des Hoffenheimers scheinen die Stuttgarter
Chancen langsam aber sicher zu
steigen (siehe oben). Sollten die
Schwaben ihren Wunschstürmer am
Ende trotzdem nicht bekommen,
haben sie Alternativen im Visier.
Plan B ist ausgerechnet ein Mitspieler von Jovanovic. „Wir wissen, dass
der VfB an Milan Interesse hat“, sagt
Dominique D’Onofrio – und fügt
beiläufig an: „Und nicht nur an
ihm.“ Eine Anspielung des Standard-Sportdirektors auf Dieumerci
Mbokani (23). Dem Torjäger, der
im Vorjahr 16 Treffer erzielte, eilt ein
exzellenter, aber auch exzentrischer
Ruf voraus. „Ich habe viele Topspieler erlebt“, sagt zum Beispiel Trainer
Laszlo Bölöni. „Er kann es bei einem
Topklub schaffen.“ Sofern der kongolesische Nationalstürmer (1,85 m,
73 kg) gewisse Extravaganzen abzulegen bereit ist. „Er ist nicht gerade
pflegeleicht“, erzählt kicker-Korrespondent Boris Cremer. „Ein starker
Stürmer, aber auch immer für einen
provokanten Spruch gut, womit er
sich nicht nur Freunde gemacht
hat.“
G E O RG E M O I S S I D I S
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
21
Ohne Lucio. Ohne van Bommel. Ohne Toni.
So sieht der neue FC Bayern aus
KARLHEINZ RUMMENIGGE
kündigt einen harten
Konkurrenzkampf an.
Drei Spieler haben ihn
schon verloren.
n diesem Montag wird das Feilschen fortgesetzt. Karl-Heinz
Rummenigge und Karl Hopfner,
die Vorstände des FC Bayern,
treffen sich mit Vertretern des SC
Heerenveen, um die noch immer
strittige Ablöse für Danijel Pranjic
(27) abzuklären. Der kroatische
Nationalspieler ist im Konzept des
künftigen Trainers Louis van Gaal
fest für die linke Seite vorgesehen,
weil er die präzise Flanke mit dem
linken Fuß beherrscht.
Andere Bayern-Profis genießen
nicht so viel Vertrauen auf Vorschuss. Noch sind es rund zehn
Tage, ehe die Vorbereitung auf
die anstehende Saison 2009/10
beginnt, doch für drei Spieler ist es
im Grunde schon vorbei in München. Tim Borowski (29/offensives
Mittelfeld) spielt in den Planungen
keine Rolle mehr, genauso wenig
Christian Lell (24/Verteidiger) und
Andreas Ottl (24/defensives Mittelfeld). Den Mann für die defensive
Zentrale lockt Eintracht Frankfurt,
Ottl zögert. Wie die anderen zwei
Streichkandidaten kann er auf einen
gültigen Vertrag verweisen, der bei
jedem bis 2011 läuft. „Wer bleiben
will“, sagt Vorstandsvorsitzender
Rummenigge, „hat einen harten
Konkurrenzkampf zu bestehen.“
Die Aussichten in diesem teaminternen Wettbewerb sind für dieses
Trio freilich trüb. Borowski erlebte
in der vorigen Saison, seiner ersten
in München nach dem ablösefreien
Wechsel, 26 Liga-Einsätze, lediglich
drei über 90 Minuten (kicker-Notenschnitt 3,50). Der vormalige Bremer
müsste sich fortan im offensiven
Mittelfeld oder in den Halbpositionen des Zentralbereichs gegen
Franck Ribery, Hamit Altintop,
Bastian Schweinsteiger, Pranjic,
Mark van Bommel, José Sosa oder
Alexander Baumjohann behaupten – gegen sieben Gegenkandidaten, die um drei Plätze buhlen.
Da Borowski, einst 33-mal in der
Nationalmannschafrt aktiv, zu
Beginn seiner Bayernzeit schlechte
Gomez
Klose
Ribery
Pranjic
Schweinsteiger
Tymoshchuk
A
Lahm
Braafheid
Demichelis
Bosingwa
Butt/Rensing
Fitnesswerte aufwies und sich nach
dem Geschmack der Verantwortlichen nicht ausreichend mühte,
sieht es für ihn weitaus schlechter
aus als für Sosa, der zwar nicht für
die Stammelf vorgesehen ist, aber
als Ergänzungsspieler im vorderen
oder halbrechten Mittelfeld.
Im reformierten 4-4-2-System
soll das Mittelfeld hinter den beiden vorgesehenen Stürmern Mario
Gomez und Miroslav Klose – also
ohne Toni und Neuzugang Ivica Olic
– in der Raute angeordnet sein. Falls
Ribery noch da ist, will ihn van Gaal
in die offensive Zentrale stellen.
„Baumjohanns Operation
war eine Kleinigkeit.“
CHRISTIAN NERLINGER
Während die halblinke Planstelle zunächst Pranjic gehören
soll, hat halbrechts Schweinsteiger
derzeit beste Aussichten, van Gaal
schätzt ihn. Altintop, Sosa oder van
Bommel sind gleichwertige Mitbewerber. Der Kapitän wird auch
als Alternative zum Elf-MillionenEinkauf Anatolyi Tymoshchuk (30/
Zenit St. Petersburg) als Abräumer
eingestuft, da ist ein heißes Duell
zu erwarten, weil der Holländer
ein hundertprozentiger Profi ist
und seine Position im Team und
als Spielführer mit allen Mitteln
verteidigen will.
Wesentliche Änderungen stehen auch in der Viererkette an. Vor
dem Torhüter, der je nach Verlauf
des Leistungstests Jörg Butt oder
Michael Rensing heißt, sind allein
noch der unumstrittene Philipp
Lahm und – trotz seiner schwachen
Saison 2008/09 – Martin Demichelis
Fixgrößen. Lucio wurden bei der
internen Saisonanalyse zu viele
Gegentore sowie ein zu ausgiebiges Offensivleben angekreidet, ein
Abschied trotz Vertrages bis 2010
wird im Klub nicht mehr ausge-
schlossen. Der Brasilianer brächte
dann noch Geld.
Edson Braafheid (26), zwei
Millionen teuerer Neuzugang aus
Enschede, verteidigt in der Idealelf
09/10 innen, nicht links draußen,
schon gar nicht, wenn der Transfer des Rechtsverteidigers Jose
Bosingwa (26) gelingen sollte. Die
Bemühungen um den portugiesischen Nationalspieler, der 2008 für
20 Millionen von Porto zu Chelsea
wechselte, werden womöglich erst
nach Uli Hoeneß‘ Rückkehr aus
dem Urlaub Ende Juni beendet.
Am 1. Juli geht es los unter van
Gaal. Baumjohann, der kürzlich
am Knie operiert wurde, soll bis
dahin wieder voll diensttauglich
sein. Sportdirektor Christian Nerlinger bezeichnet den Eingriff beim
Neuzugang aus Gladbach als „Kleinigkeit“.
KARLHEINZ WILD
22
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
Der Sommerfahrplan
Der Meister geht voran: Wie auch Borussia Mönchengladbach und Aufsteiger SC Freiburg beginnt der
VfL Wolfsburg bereits heute, Montag, mit der Vorbereitung auf die nächste Saison. Der Rest folgt in Kürze.
VFL WOLFSBURG
Trainingsstart: Heute, 22. Juni (10 Uhr)
Trainingslager: 23. Juni bis 3. Juli in Westerland auf Sylt, 21. bis 28. Juli in Going/
Österreich
Testspiele: 23. Juni Blitzturnier in Bredstedt
mit TSV Bredstedt und TC Sylt (18.15 Uhr);
25. Juni gegen Team Sylt 2000 (17.30 Uhr
in Westerland); 26. Juni bei Flensburg 08
(18.10 Uhr); 28. Juni bei Esbjerg fB/Dänemark (14 Uhr); 3. Juli gegen Holstein
Kiel (18.30 Uhr in Büdelsdorf); 7. Juli bei
Germania Blumenhagen (18.30 Uhr);
11. Juli bei Grün-Weiß Piesteritz (15 Uhr);
12. Juli gegen Stadtauswahl Dessau
(14 Uhr in Dessau); 15. Juli Turnier in Gifhorn (17 Uhr); 24. Juli gegen FC Burgas/
Bulgarien (19 Uhr in Going/Österreich);
27. Juli gegen Real Mallorca (20 Uhr in
Schwaz/Österreich)
Trainingsstart: Mittwoch, 1. Juli
Trainingslager: 16. bis 24. Juli in Donaueschingen
Testspiele: 10. Juli bei RB Salzburg; 11. Juli
gegen Fanclub „De rodn Waginga“ (15 Uhr,
in Waging am See); 18. und 19. Juli Turnier
in Gelsenkirchen mit Schalke 04, Hamburger SV und VfB Stuttgart; 21. Juli bei den
Stuttgarter Kickers (18 Uhr); 24. Juli beim
1. FC Köln (20.45 Uhr); 25. Juli gegen die
„McFit Allstars“ (in Gelsenkirchen); 29. Juli
gegen AC Mailand (20.45 Uhr); 30. Juli gegen Manchester United oder Boca Juniors
(18.30 oder 20.45 Uhr); 26. August bei
Union Berlin (18.30 Uhr)
FC SCHALKE 04
Trainingsstart: Donnerstag, 25. Juni
Schalke-Tag: Sonntag, 26. Juli (11 Uhr)
Trainingslager: 6. bis 11. Juli in Herzlake
Testspiele: 30. Juni gegen eine Hochsauerland-Auswahl (19 Uhr in Meschede); 4. Juli gegen Victoria-Nationalelf
(15.30 Uhr in Recklinghausen); 7. Juli gegen Twente Enschede (19.30 Uhr in Meppen); 11. Juli bei Rapid Wien (20.30 Uhr);
18. und 19. Juli Turnier in Gelsenkirchen
mit VfB Stuttgart, Hamburger SV und Bayern München; 25. Juli bei Union Berlin
(15. 30 Uhr)
VFB STUTTGART
Trainingsstart: Samstag, 27. Juni (10 Uhr)
Saisoneröffnung: Sonntag, 26. Juli (10 Uhr)
Foto: Imago/Schiffmann
B AY E R N M Ü N C H E N
Schöne Aussichten: Zwölf Bundesligisten beziehen ihr Trainingslager in Österreich, zwei weitere in der Schweiz.
Trainingslager: 1. bis 8. Juli in Donaueschingen; 13. bis 22. Juli in Leogang/Österreich
Testspiele: 30. Juni beim SV Vaihingen
(18.30 Uhr); 5. Juli beim VfB Friedrichshafen (17 Uhr); 8. Juli beim FC 07 Albstadt
(18.30 Uhr); 11. Juli bei der SG Sonnenhof Großaspach (18 Uhr); 15. Juli gegen
eine Regional-Auswahl (in Saalfelden/
Österreich); 18. und 19. Juli Turnier in Gelsenkirchen mit Schalke 04, Hamburger SV
und Bayern München
HERTHA BSC
Trainingsstart: Donnerstag, 25. Juni
Saisoneröffnung: Sonntag, 26. Juli
Trainingslager: 10. bis 20. Juli in Stegersbach/Österreich
Testspiele: 4. Juli beim FSV Rot-Weiß
Prenzlau (17 Uhr); 8. Juli bei Union Berlin
(20.30 Uhr); 11. Juli gegen Wiener Neustadt (in Ritzing/Österreich), 14. Juli bei
Ferencvaros Budapest; 20. Juli beim SSV
Ulm (18 Uhr); 25. Juli beim FC St. Pauli
(17.30 Uhr)
HAMBURGER SV
Trainingsstart: Samstag, 4. Juli
Trainingslager: 6. bis 15. Juli in Längenfeld/Österreich
Testspiele: 7. Juli gegen Wacker Innsbruck
(20 Uhr in Längenfeld/Österreich); 18. und
19. Juli Turnier in Gelsenkirchen mit Schalke 04, Bayern München und VfB Stuttgart;
22. Juli bei AZ Alkmaar/Niederlande
BO RU S S I A D O R T M U N D
Trainingsstart: Sonntag, 28. Juni (15 Uhr)
Trainingslager: 8. bis 17. Juli in Donaueschingen
Testspiele: 3. Juli gegen eine SauerlandAuswahl (19 Uhr in Neheim-Hüsten); 5. Juli
bei Eintracht Rheine (15 Uhr); 8. Juli beim
Offenburger FV (18.30 Uhr); 11. Juli gegen FV Donaueschingen (17 Uhr); 25. Juli
Turnier in Dortmund mit FC Valencia und
Udinese Calcio (ab 15.30 Uhr); 28. Juli
beim FSV Mainz 05 (19 Uhr); 19. August
gegen Real Madrid
1899 HOFFENHEIM
Trainingsstart: Montag, 29. Juni
Trainingslager: 30. Juni bis 4. Juli in
Stahlhofen (Westerwald); 14. bis 23. Juli
in Leogang/Österreich
Testspiele: 9. Juli bei SG Sonnenhof Großaspach (19 Uhr); 12. Juli beim FC Forst
(11 Uhr)
B AY E R L E V E R K U S E N
Trainingsstart: Montag, 29. Juni (15 Uhr)
Saisoneröffnungsfeier: Sonntag, 26. Juli,
Flugplatz Kurtekotten
Trainingslager: 30. Juni bis 4. Juli auf Bor-
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
kum; 19. bis 25. Juli in Elztal (Schwarzwald)
Testspiele: 5. Juli gegen Wydad Athletic
Club/Marokko (20 Uhr in Wattenscheid);
8. Juli gegen Al Ahly Kairo (20 Uhr in Wattenscheid); 11. Juli gegen Galatasaray
Istanbul (20 Uhr in Wattenscheid); 24. Juli
gegen SC Freiburg (19 Uhr in Bahlingen
am Kaiserstuhl); 25. Juli beim Bahlinger SC (16 Uhr)
WERDER BREMEN
Trainingsstart: Freitag, 3. Juli (10 Uhr)
Trainingslager: 3. bis 9. Juli auf Norderney; 11. bis 19. Juli in Bad Waltersdorf/
Österreich)
Testspiele: 7. Juli gegen Rot-Weiss Essen (19 Uhr auf Norderney); 9. Juli gegen
Germania Leer (18.30 Uhr in Leer-Loga);
11. Juli bei Sturm Graz (16 Uhr); 23. Juli
beim FSV Frankfurt (20.15 Uhr); 26. Juli
bei Alemannia Aachen (19 Uhr); 28. Juli
gegen FC Valencia (in Meppen)
H A N N OV E R 9 6
Trainingsstart: Montag, 29. Juni (15 Uhr)
Tag der offenen Tür: Samstag, 4. Juli
(15.30 Uhr)
Trainingslager: 11. bis 21. Juli in
Bad Kleinkirchheim/Österreich
Testspiele: 1. Juli bei SV Ramlingen/Ehlershausen (19 Uhr in Ramlingen); 4. Juli
gegen eine Regionalauswahl (15.30 Uhr);
7. Juli beim HSC Hannover (19 Uhr);
10. Juli gegen VfV Hildesheim (in Holle);
29. Juli gegen FC Arsenal
1. FC KÖLN
Trainingsstart: Donnerstag, 25. Juni (18 Uhr)
Saisoneröffnung: Sonntag, 26. Juli (11 Uhr)
Trainingslager: 29. Juni bis 3. Juli in Bitburg (Eifel); 13. bis 23. Juli in Velden am
Wörthersee/Österreich
Testspiele: 1. Juli gegen SG Schneifel
(19 Uhr in Stadtkyll); 6. Juli bei TuS
Koblenz (19 Uhr); 8. Juli gegen TuS
Viktoria Birken-Honigsessen (18 Uhr in
Wissen); 10. Juli beim SC Leichlingen
(18 Uhr); 24. Juli gegen Bayern München (20.45 Uhr) – Außerdem sind im
Trainingslager in Österreich Testspiele
gegen US Palermo, Wigan Athletic und
WAC St. Andrä/Österreich geplant
BO R . M Ö N C H E N G L A D B A C H
Trainingsstart: Heute, 22. Juni (10 Uhr)
Saisoneröffnung: Sonntag, 26. Juli
Trainingslager: 24. bis 29. Juni in Bad
Blankenburg (Thüringen); 16. bis 23. Juli
in Saalfelden/Österreich
Testspiele: 25. Juni bei Eintracht Eisenberg (18.30 Uhr); 29. Juni beim SV
Wacker Gotha (18.30 Uhr); 9. Juli beim
FC Wegberg-Beeck, (19 Uhr); 12. Juli
beim SV Bergisch-Gladbach 09 (16 Uhr);
14. Juli gegen Twente Enschede (19 Uhr in
Aalten/Niederlande); 18. Juli gegen SpVgg
Greuther Fürth (16 Uhr in Bramberg/Ös-
terreich); 20. Juli gegen Panathinaikos
Athen (18.30 Uhr in Saalfelden/Österreich); 25. Juli gegen Bolton Wanderers
(15.30 Uhr)
EINTRACHT FRANKFURT
Trainingsstart: Montag, 29. Juni (15 Uhr)
Stadionfest: Sonntag, 26. Juli (10.30 Uhr)
Trainingslager: 1. bis 8. Juli in Zell am Ziller/Österreich, 14. bis 21. Juli in Tröpolach
(Gemeinde Hermagor - Pressegger See)/
Österreich
Testspiele: 4. Juli bei der WSG Wattens
(18 Uhr in Zell/Österreich); 12. Juli bei
Eintracht Stadtallendorf (17 Uhr), 25. Juli
beim 1. FC Kaiserslautern (17 Uhr)
V F L BO C H U M
Trainingsstart: Samstag, 27. Juni (10 Uhr)
Saisoneröffnung: 18. und 19. Juli
Trainingslager: 5. bis 15. Juli im SäntisPark bei St. Gallen/Schweiz
Testspiele: 5. Juli beim FC Zürich (18 Uhr);
13. Juli beim FC Wil; 18. Juli gegen Olympiakos Piräus (18 Uhr); 22. Juli bei RW Ahlen
(19 Uhr in Telgte); 25. Juli gegen Trabzonspor
SC FREIBURG
Trainingsstart: Heute, 22. Juni (10 Uhr)
Saisoneröffnung: Dienstag, 28. Juli
(18.30 Uhr)
Trainingslager: 12. bis 19. Juli in Schruns/
Österreich
Testspiele: 27. Juni, gegen VfR Hausen
(15 Uhr in Wolfenweiler); 30. Juni beim
FC 08 Villingen (18 Uhr); 4. Juli beim
SC Pfullendorf (18.30 Uhr); 24. Juli gegen
Bayer Leverkusen (19 Uhr in Bahlingen am
Kaiserstuhl); 25. Juli gegen FC Mulhouse
(18 Uhr in Bahlingen am Kaiserstuhl);
28. Juli gegen FC Metz (ca. 19.30 Uhr)
1. FSV MAINZ 05
Trainingsstart: Samstag, 27. Juni
Trainingslager: 13. bis 22. Juli in Flachau/
Österreich
Testspiele: 30. Juni gegen VfB Bodenheim
(19 Uhr in Nieder-Olm); 4. Juli beim ASV
Fußgönheim (16 Uhr); 7. Juli gegen eine
Nahe-Auswahl (19 Uhr in Guldental);
12. Juli bei Eintracht Trier (17 Uhr); 15. Juli
gegen FC St. Pauli (in Österreich); 19. oder
20. Juli gegen Slavia Prag (in Österreich);
24. Juli gegen FC Getafe (19 Uhr); 28. Juli
gegen Borussia Dortmund (19 Uhr);
1. FC NÜRNBERG
Trainingsstart: Montag, 29. Juni (15 Uhr)
Tag der offenen Tür: Sonntag, 26. Juli
Trainingslager: 15. bis 23. Juli in St. Gallen/Schweiz
Testspiele: 5. Juli bei DJK Weingarts, 7. Juli
bei der SpVgg Bayreuth, 10. Juli bei Erzgebirge Aue, 11. Juli bei Rot-Weiß Erfurt,
15. Juli beim SC Pfullendorf; 26. Juli gegen
Glasgow Rangers
23
Und so beginnt die Saison 2009/2010
30. Juli und 6. August: 3. Qualifikationsrunde zur Europa League mit dem Hamburger SV
31. Juli bis 3. August: DFB-Pokal, 1. Hauptrunde mit den 36 Klubs der 1. und 2. Bundesliga sowie SV Babelsberg 03, TeBe Berlin, Eintracht Braunschweig, Wacker Burghausen,
FC Germania Dattenfeld, Dynamo Dresden, SV Elversberg, Kickers Emden, Rot-Weiß Erfurt,
Concordia Hamburg, FC Ingolstadt, Sportfreunde Lotte, VfB Lübeck, 1. FC Magdeburg,
Preußen Münster, SpVgg Neckarelz, FC Oberneuland, Kickers Offenbach, VfL Osnabrück,
SG Sonnenhof Großaspach, VfB Speldorf, Torgelower SV Greif, Eintracht Trier, SpVgg Unterhaching, FC 08 Villingen, SpVgg Weiden, SV Wehen Wiesbaden und Wormatia Worms.
Die Auslosung ist kommenden Samstag (27.) in der ARD-Sportschau (ab 18 Uhr)
7. bis 9. August: Bundesliga, 1. Spieltag (auch 2. Liga, 3. Liga und Regionalliga)
12. August: WM-Qualifikation, Aserbaidschan – Deutschland
18./19. und 25./26. August: Play-off-Runde zur Champions League mit VfB Stuttgart
20. und 27. August: Play-off-Runde zur Europa League mit Hertha BSC und eventuell HSV
15./16. September: 1. Spieltag der Champions League mit VfL Wolfsburg, Bayern
München und eventuell VfB Stuttgart
17. September: 1. Spieltag der Europa League mit Werder Bremen sowie eventuell
Hertha BSC, Hamburger SV und VfB Stuttgart
KICKER-KULISSE
NOTIERT VON THIEMO MÜLLER
In dieser Woche tritt Felix Magath
(55) als neuer Schalke-Boss an –
und sieht sich prompt deutlicher
Kritik an seiner internen Kommunikationspolitik ausgesetzt.
„Normal hätte man Mike Büskens,
Oli Reck und mir schon nach Saisonende sagen müssen, wie es
weitergeht“, stellt der bisherige
Co-Trainer Youri Mulder (40, Vertrag
bis 2010) fest. Während Büskens
und Reck sich nicht äußern, geht
Mulder in die Offensive: „Magath
bringt seine Leute mit, wo soll
da noch Platz für mich sein?“
Die Jobgarantie von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies (52) sei
„eine schöne Aussage, doch die
Realität eine andere“. Seine Perspektive unter Magath verbessert
Mulder damit sicher nicht. Aber,
so erklärt er im Reviersport: „Ich
könnte sofort bei Heracles Almelo
oder Twente Enschede in ähnlicher Funktion anfangen.“
2
Die Bürde des neuen Amtes auf
Schalke durfte Magath am gestrigen Sonntag Abend indes noch
einmal einige Stunden vergessen.
Für 19 Uhr hatte der Erfolgscoach,
der noch sein altes Büro räumen
musste, Spieler, Trainer- und
Betreuerstab des VfL Wolfsburg
in die „Casa Antigua“ im Stadtteil
Kästorf geladen, um seinen Ausstand zu feiern. Wobei Magath
günstig wegkam: Da die Nationalspieler erst später ins Training
einsteigen, waren etliche Profis
wie Edin Dzeko (23) oder Zvjezdan
Misimovic (27) nicht rechtzeitig
vor Ort. Die nächsten „Opfer“ von
Magaths kurzfristiger Planung.
2
Rund 140 000 Euro für ihre Stiftungen spielten Per Mertesacker (24)
und Philipp Lahm (25) am Samstag
in Hannover mit dem Benefizduell zweier von ihnen zusammengestellten Promi-Teams ein. 11:8
(8:8) nach Elfmeterschießen siegte
die von Mirko Slomka (41) gecoachte
Mertes-acker-Truppe gegen Lahm
und Co. mit Trainer Hermann Gerland
(55). Beim Verlierer glänzte Bayern-Schlussmann Michael Rensing
(25) – als Feldspieler. Gegen Nationaltorwart René Adler (24) erzielte
Rensing zwei Treffer. Nebenbei
nutzte Mertesacker die Gelegenheit auch noch zum Seitenhieb
auf Ex-Klub Hannover 96: Michael
Tarnat (39) wurde am Rande der Partie mit einem Blumenstrauß aus
dem Profi-Dasein verabschiedet.
Den 96-Verantwortlichen war das
bekanntlich nicht gelungen …
2
Unter dem neuen Chefcoach
Zvonimir Soldo (41) müssen auch
beim 1.FC Köln zwei „Urgesteine“
des Klubs ihren Platz im Trainerstab
der Profis räumen: Individualcoach
Rolf Herings (68), schon als Torwarttrainer von Toni Schumacher (55) zur
Berühmtheit aufgestiegen, wird
ausschließlich noch im Nachwuchs
eingesetzt. Und für Weltmeister Thomas Häßler (43), seiner Aufgabe als
Techniktrainer enthoben, wollen
Präsident Wolfgang Overath (65) und
Manager Michael Meier (59) noch ein
neues Einsatzgebiet finden.
BUNDESLIGA
TRAININGSSTART für den
Meister und weitere
zwei Klubs. Zum
Auftakt sind aber noch
nicht alle Stars an Bord.
1Seine letzten freien Tage genießt
Zvjezdan Misimovic (27) in seiner
Heimatstadt München. Der kicker
sprach mit dem VfL-Regisseur.
kicker: Herr Misimovic, wie fühlt
sich ein Urlaub als Meister an?
Zvjezdan Misimovic (27): Es ist ein sehr
schönes Gefühl, nach und nach habe
ich realisiert, was wir erreicht haben.
Aber das ist schon wieder Vergangenheit. Es geht von vorne los.
kicker: Heute ist Trainingsauftakt, Sie
haben als Nationalspieler noch ein
wenig länger frei. Wann starten Sie?
Misimovic: Ich treffe mich mit den
anderen Nationalspielern am Samstag in Wolfsburg, dann geht es ins
Trainingslager nach Sylt.
kicker: Sie haben sich sehr enttäuscht über den Weggang Felix
Magaths geäußert. Wie sehen Sie
es jetzt mit ein wenig Abstand?
Misimovic: Felix Magath hat in Wolfsburg viel aufgebaut. Dieser Weg war
noch nicht abgeschlossen. Aber ich
denke, mit Armin Veh hat der Verein
einen würdigen Nachfolger gefunden. Ich hoffe, wir werden mit ihm
den Weg erfolgreich weitergehen.
kicker: Gab es schon Kontakt?
Misimovic: Zu Veh noch nicht, aber
mit seinem Assistenten Frank Aehlig habe ich schon telefoniert.
kicker: Werden Sie Magaths Training
vermissen?
Misimovic: Bedingt ... Ich denke,
jeder Trainer hat seinen eigenen
Stil. Armin Veh ist in Stuttgart
Meister geworden, deshalb kann
das Training bei ihm auch nicht
so verkehrt sein. Aber es darf sich
sowieso keiner ausruhen. Dieses
Jahr wird umso wichtiger, weil wir
unseren Erfolg bestätigen müssen.
kicker: Sie haben sich vor der Sommerpause nicht eindeutig zu Ihrer
Zukunft geäußert. Wie ist es jetzt,
bleiben Sie beim VfL?
?
FRAGE
DER
WOCHE
Verteidigt Wolfsburg
seinen Meistertitel?
Sagen Sie uns Ihre Meinung –
online. Bis Mittwoch, 12 Uhr,
haben Sie Gelegenheit dazu.
Die Adresse: www.kicker.de
kicker, 22. Juni 2009
Jetzt geht’s los
Foto: Citypress24/Hay
24
Spätstarter: Zvjezdan Misimovic darf noch seinen Urlaub genießen, seine Kollegen starten heute.
Misimovic: Ich gehe davon aus. Ich
habe hier einen Vertrag bis 2012,
fühle mich pudelwohl. Der Rest,
was Anfragen betrifft, interessiert
mich nicht. Das ist die Sache meines Beraters und des Vereins.
kicker: Bosnische Medien berichten,
Bayern München hätte zwölf Millionen Euro für Sie geboten ...
Misimovic: Das habe ich auch gelesen.
Aber die Frage nach einem Wechsel
stellt sich momentan nicht.
kicker: Für Ihren Landsmann Edin
Dzeko schon. Haben Sie Kontakt
zu ihm?
Misimovic: Natürlich. Wir reden auch
über Mailand. Er hat schon vor
einem halben Jahr gesagt, dass das
sein Traumverein ist. Da gab es das
Angebot noch gar nicht. So etwas
kriegt man auch nicht jeden Tag. Ich
kann Edin verstehen, dass er wechseln will. Ich kann aber auch den
VfL verstehen. Schließlich brauchen
wir die Qualität von Edin. Ich würde
mir wünschen, dass er bleibt.
kicker: Hätte ein jetziger Wechsel
von ihm Auswirkungen auf Ihre
Zukunftsplanungen?
Misimovic: Schwer zu sagen. Es wäre
sicherlich ein falsches Zeichen,
wenn man ihn verkaufen würde. Wir
haben viel vor, spielen in diesem
Jahr in der Champions League.
kicker: Mit welchen Zielen gehen Sie
die neue Saison an?
Misimvoic: Ich bin überzeugt, dass
wir in der Champions League was
erreichen können. In der Liga
wollen wir wieder Meister werden.
Aber das wird schwierig, jeder ist
gegen uns besonders motiviert.
Wir müssen uns wehren und zeigen, dass wir zu Recht oben waren.
I N T E RV I EW: T H O M A S H I E T E
WOLFSBURG: Viel Arbeit für den neuen Trainer –
Veh: Reden mit Dzeko, verlängern mit
1Ab dem heutigen Montag ist Felix
Magath (55) in Wolfsburg endgültig
Vergangenheit. Die Zukunft gehört
Armin Veh (48), der von nun an
beim Deutschen Meister wie sein
Vorgänger als Trainer, Manager und
Geschäftsführer das Sagen hat. Auf
den neuen Mann wartet gleich viel
Arbeit. Er muss ...
. . . mit Edin Dzeko reden: Am Samstag
wird der Bosnier zurückerwartet.
Dann soll die Zukunft des Stürmers,
der trotz Vertrages bis 2011 unbedingt zum AC Mailand will, endgültig geklärt werden. Eine schwere
Aufgabe für Veh. Zu erwarten ist,
dass er Dzeko den Wechsel verweigert. Wie wird dieser reagieren?
. . . Spieler verkaufen: Einige Akteure
des enorm aufgeblähten Kaders
kennt Veh noch gar nicht. Wen will er,
wen nicht? Im am Dienstag auf Sylt
beginnenden Trainingslager werden
schon die ersten Entscheidungen
fallen. Sicher ist schon jetzt, dass
der VfL noch einige Spieler abgeben
möchte. „Wir wollen den Kader reduzieren“, sagt Geschäftsführer Jürgen
Marbach. Wie groß der Umfang
am Ende sein soll, sei jedoch noch
nicht definiert. Klar ist, dass es die
Rückkehrer Baier, Laas, Munteanu,
Radu, Saglik und Santana schwer
haben werden. Gehen dürften auch
Dauerreservisten wie Rodrigo Alvim,
Zaccardo und Adlung.
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
25
FREIBURG: Butscher über Neuzugänge, Stil . . .
Eberl mit Zugriff auf Arango
„Alles bis ins Detail durchdacht“
Primera Division). Doch zuschlagen will die Borussia offenbar erst,
sobald der Marin-Transfer konkret
wird. Rund fünf Millionen Euro sind
nach spanischen Medienberichten
als Ablöse für den Nationalspieler
aus Venezuela (Vertrag bis 2010)
zu veranschlagen. Angemessen,
dass Eberl versucht, annähernd das
Doppelte für den neun Jahre jüngeren Marin herauszuschlagen.
Als „Nebelkerze“ entpuppt sich
derweil, dass Eberl zuletzt eine
mögliche Sofort-Ausleihe von Alexander Baumjohann (22) öffentlich
thematisierte, der gerade erst ablösefrei zum FC Bayern gewechselt
ist. „Warten Sie es ab, wir denken
kreativ“, nährte Eberl noch am
Wochenende entsprechende Spekulationen. Doch die entbehren
letztlich jeder Substanz. Bayerns
Sportdirektor Christian Nerlinger
(36) stellte am Sonntag gegenüber
dem kicker klar: „Dieses Planspiel
gibt es nicht.“ Auch Baumjohann
zeigte sich im Spanien-Urlaub verblüfft: „Das ist für mich überhaupt
keine Überlegung wert. Ich bin fest
davon überzeugt, mich bei Bayern
durchzusetzen. Ansonsten hätte ich
ja gleich bei Gladbach unterschreiben können.“ T H I E M O M Ü L L E R
Foto: imago/Geisser
1Der Ablöse-Poker mit Bremen
um Marko Marin (20) wird zum
Geduldsspiel. Jedenfalls so lange,
bis Werder-Boss Klaus Allofs (52)
aus dem Urlaub zurück ist. Dann,
fordert Gladbachs Sportdirektor
Max Eberl (35), „sollten wir uns an
einen Tisch setzen und konkret klären, ob die Sache machbar ist oder
nicht“. Allerdings wartet Eberl nach
wie vor auf eine Verhandlungsbasis
(siehe Seite 28). Auf die am Sonntag
kursierende Meldung, die Borussia
habe eine Werder-Offerte in Höhe
von 8,5 Mio. Euro abgelehnt, reagierte Eberl am Abend deutlich:
„Das stimmt nicht. Diese Summe
wäre ja zumindest mal ein Einstieg
in die Gespräche. Doch Werders
Angebot war davon weit weg.“
So verhärtet, wie es manche
Veröffentlichung jüngst glauben
machte, ist die Gladbacher Front
grundsätzlich indes nicht. Dass
sich Eberl weiterhin sehr wohl für
einen Abschied von Marin wappnet, belegt die Tatsache, dass er
das Bemühen um Mallorcas Juan
Arango (29) auch in den vergangenen Tagen weiter forcierte. Eine
bereits kolportierte Einigung will
der Borussia-Macher nicht bestätigen, weder mit dem Spieler noch
mit dem spanischen Erstligisten.
Aber: „Wir haben in jede Richtung
sehr, sehr gute und sehr weitreichende Gespräche geführt, das ist
kein Geheimnis.“ Heißt im Klartext:
Eberl hat Zugriff auf Arango, die
Bedingungen stehen, sowohl zwischen den Klubs als auch zwischen
Gladbach und dem dribbelstarken
Angreifer (144 Spiele, 38 Tore in der
Bald da? Juan Fernando Arango.
1860-Spieler Johnson will zum VfL wechseln
Grafite, verhandeln mit den Löwen
... Spieler verpflichten: Bislang steht
lediglich der Däne Thomas Kahlenberg (26, Auxerre) als Zugang fest.
Weitere werden sicher folgen. Die
Suche nach einem Stürmer läuft auf
Hochtouren. Ebenfalls soll noch ein
Linksverteidiger als Alternative zu
Marcel Schäfer kommen. Großes
Interesse hat der VfL an Außenbahnspieler Fabian Johnson (21,
1860 München, siehe auch Seite 53).
Der kicker weiß: Der Spieler will
nach Wolfsburg, allerdings ist der
VfL nicht bereit, die Ablöseforderungen (rund drei Millionen Euro)
zu erfüllen. Ebenfalls als Kandidaten werden der bosnische Mittelfeldspieler Semir Stilic (21, Lech
Posen) und Bayerns Tim Borowski
(29) gehandelt.
... Verträge verlängern: Mit Grafite (30)
ist man sich weitgehend einig, in
dieser Woche soll die Verlängerung
über die Bühne gehen. Anschließend
stehen zwei Spieler im Blickpunkt,
deren Verträge 2010 enden. Christian
Gentner (23) und Ashkan Dejagah
(22). „Gentner will bleiben“, weiß
Marbach nach einem Telefonat mit
dem Mittelfeldspieler. Mit Dejagah wurde hingegen noch nicht
gesprochen. Das wird sich aber bald
ändern. Marbach: „Wir sind sehr
daran interessiert, zu verlängern.
Ich sehe in ihm einen kommenden
A-Nationalspieler.“
hie
1Am Montag beginnt beim SC
Freiburg die Vorbereitung auf die
elfte Bundesligasaison. Im kicker
spricht Kapitän Heiko Butscher
(28) über seine Erwartungen.
kicker: Herr Butscher, ist der SC
Freiburg nach vier Jahren Zweitklassigkeit für die Bundesliga
gerüstet?
Heiko Butscher: Auf jeden Fall. Es
wird sich personell bestimmt
noch etwas tun, aber wir sind
schon sehr weit was die Neuverpflichtungen betrifft. Abgesehen
davon haben wir in der vergangenen Saison guten Fußball gezeigt
und werden damit in der 1. Liga
bestehen können.
kicker: Was ändert sich?
Butscher: Wir werden natürlich
nicht wie in der 2. Liga um den
ersten Platz spielen. Es werden
schwächere Phasen kommen,
dessen sind wir uns bewusst.
Wir wissen, dass der Druck dann
zunehmen wird.
kicker: Wird sich der Fußball-Stil
ändern?
Butscher: Wir werden uns der Liga
ein wenig anpassen müssen, wir
haben in der 2. Liga einen sehr
offensiven Fußball gespielt. Das
kann in der Bundesliga gegen
qualitativ besser besetzte Mannschaften in die Hose gehen. Ich
denke, wir werden ein wenig
defensiver stehen, aber weiter
aus einer soliden Grundordnung
schnell nach vorne spielen und so
unsere Chancen suchen.
kicker: Wie stufen Sie die Neuverpflichtungen ein?
Butscher: Von den Stammspielern
hat uns nur Daniel Schwaab verlassen, das versuchen wir mit zwei
Neuen zu kompensieren. Du-Ri
Cha kennt man aus Bundesligaund Zweitligazeiten. Über den
Kroaten Mensur Mujdza habe
ich bisher nichts gehört, aber er
wurde schon lange beobachtet
und unsere Scoutingabteilung ist
sehr gut.
kicker: Außerdem sind die Neuzugänge Cedrick Makiadi, Stefan
Reisinger und Manuel Salz beim
Trainingsstart dabei, wo besteht
Handlungsbedarf?
Butscher: Aufgrund der Verletzung
von Ömer Toprak will der Verein
einen Außen- oder Innenverteidiger verpflichten.
kicker: Kehren Sie in die Abwehrzentrale zurück oder bleiben Sie
Linksverteidiger?
Butscher: Jeder weiß, dass ich
persönlich lieber innen spiele,
aber alles für die Mannschaft tue
Foto: imago/Heuberger
GLADBACH: Baumjohann als „Nebelkerze“
Freiburgs Kapitän: Heiko Butscher.
und natürlich außen gut zurecht
komme. Man kann sich vorstellen,
dass für einen Verein wie Freiburg
die Auswahlmöglichkeiten nicht so
groß sind. Man wird also sehen,
welche Lösung sich findet. Auch
wenn es sich ein bisschen blöd
anhört: Ich spiele dort, wo mich
der Trainer hinstellt.
kicker: Vergangene Runde beeindruckten Sie mit drei Toren und
sechs Assists. War es das Ergebnis
der Umstellung von Innen- auf
Außenverteidiger zur Winterpause?
Butscher: Ja, in unserer Spielphilosophie begreifen sich die Außenverteidiger schon fast als Mittelfeldspieler, müssen viel nach vorne
machen, können aus dem Halbfeld Flanken schlagen oder auf die
Grundlinie gehen.
kicker: Wieso kamen Sie mit zwei
Gelben Karten aus?
Butscher: Der Trainer fordert, dass
man möglichst immer stehen bleibt,
um besser reagieren zu können.
Ich versuche, mit Auge, Ablaufen,
Tempo aufnehmen zu reagieren,
dass ich mit wenig Foulspielen
auskomme.
kicker: Das hört sich durchdacht an …
Butscher: … in Freiburg ist alles bis
ins kleinste Detail durchdacht. Es
steckt ein System dahinter, das wir
über zwei Jahre mit Trainer Robin
Dutt erörtern und immer wieder
trainieren. Wenn sich jeder dran
hält, sind wir schwer auszurechnen.
kicker: Was macht Ihr Fernstudium
an der Uni Hagen?
Butscher: Ich stehe im sechsten
Semester kurz vor dem Vordiplom
der Wirtschaftswissenschaften.
Es macht Spaß, weil ich nebenher
noch etwas für den Kopf mache.
Mein Ziel ist, nach meiner Karriere
ein abgeschlossenes Studium zu
haben
kicker: Dann passen Sie ja perfekt
zur Studentenstadt Freiburg.
Butscher: Das kann man so sagen.
I N T E RV I EW: M I C H A E L E B E RT
26
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
DORTMUND: Enorme Konkurrenz im Mittelfeld
Kringe: Auf Teilzeit,
aber kein Stinkstiefel
so, wie es bei seiner Schusstechnik
eigentlich sein könnte.“
Dass Kringe über „enormes
Potenzial“ verfügt, meint auch
Sportdirektor Michael Zorc (46).
Doch wie Trainer Klopp bemängelt er, dass das Dortmunder
Eigengewächs (seit 1994 mit kurzer
Unterbrechung im Verein) „dieses
Potenzial nicht abgerufen“ hat.
Oder: nicht häufig genug. So wie
in Hannover, als er nach seiner
Einwechslung zwei Tore zum verrückten 4:4-Endstand beitrug.
Kringe ist neben dem Brasilianer
Tinga das vielleicht prominenteste
Opfer des brutalen Konkurrenzkampfes, der in diesem Dortmunder Mannschaftsteil ausgebrochen
ist. Was Klopp ihm dabei hoch
anrechnet: „Er hat das akzeptiert
und trotzdem Gas gegeben. Florian
hat null Komma null von einem
Stinkstiefel.“ Aktuell allerdings wird
die Situation im Mittelfeld nicht
zuletzt durch die Verpflichtung
von Markus Feulner (27) und Sven
Bender (20) für Kringe noch einmal
schwieriger.
Giovanni Federico (28), dessen
Vertrag eigentlich noch bis 2010
läuft, wird in diesen Platzkampf nicht
mehr eingreifen. Schon früh hat
Jürgen Klopp klargemacht, dass er
für den zuletzt an den Karlsruher SC
Foto: imago/AM-Bildagentur
1Wen auch immer Borussia Dortmund verpflichtete, Florian Kringe
(26, Vertrag bis 2012) brach deshalb
nicht der Angstschweiß aus. „Bisher“, verkündete er dann, „habe
ich mich immer durchgesetzt.“
Entsprechend gelassen reagierte
Dortmunds Dauerrenner im Winter auf den Deal mit Kevin-Prince
Boateng (22). Diesmal aber sanken
Kringes Aktien – nicht wegen Boateng, sondern wegen Nuri Sahin
(20). Der per Athletik-Programm
„runderneuerte“ Türke rauschte
auf der Überholspur ins Team,
und Kringe, der auf seinen Platz
im Mittelfeld fast so etwas wie ein
Abonnement gehalten hatte, wurde
zum Kurzzeit-Arbeiter (siebenmal
ein-, viermal ausgewechselt in der
Rückrunde).
Trainer Jürgen Klopp (41)
bemängelt bei Kringe die „zu großen Schwankungen“ in seinem
Leistungsbild. Im Grunde erkennt
er in dem ungewöhnlich flexibel einsetzbaren Fußballer eine
überdurchschnittliche Begabung.
„Wenn Florian seine Fähigkeiten zu
95 Prozent abruft, ist er ein herausragender Spieler“, sagt Klopp, „er ist
beidfüßig und mit dem Ball am Fuß
fast schneller als ohne. Das ist eine
sehr ungewöhnliche Fähigkeit. Und
er ist torgefährlich, wenn auch nicht
Einer lacht mehr: Nuri Sahin (links) hat Florian Kringe im Dortmunder
Mittelfeld in der abgelaufenen Saison den Rang abgelaufen.
ausgeliehenen Mittelfeldmann
keine Verwendung mehr hat. Nun
meldet Absteiger Cottbus Interesse
an, zudem weitere Zweitligisten,
wie Berater Thomas Kroth bestätigt.
Kommt es zum Transfer, dann hat
Michael Zorc den Kader bereinigt,
nachdem schon die zuvor ausgeliehenen Markus Brzenska (Cottbus)
und Antonio Rukavina (München
1860) neue Vereine gefunden
haben. T H O M A S H E N N E C K E / o b i
LEVERKUSEN: Der neue Trainer lernt seinen Klub
Foto: ddp/Schwarz
Heynckes’ Rezept: Lockerheit,
Auf Kennenlernreise: Der neue Trainer Jupp Heynckes (links) führt viele
Gespräche – nicht nur mit Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler.
1Die Zeit wird Jupp Heynckes
(64) nicht lang. Zwar steigt Bayer
Leverkusen erst am kommenden
Dienstag wieder ins Training ein,
doch der neue Trainer des Pokalfinalisten ist Tag für Tag im Einsatz.
„Wir müssen eine Saison vorbereiten“, sagt Heynckes, der in den
vergangenen zwei Wochen jede
erreichbare Abteilung durchlief und
Gespräche führte. Mit seinen Assistenten, seinen Reha-Trainern, den
Ärzten und Physiotherapeuten, den
Scouts, mit ein paar neuen Spielern
wie Stefan Reinartz (20) und Eren
Derdiyok (21) und immer wieder
mit Sportchef Rudi Völler (49). So
langsam kann sich der erfahrene
Coach ein Bild machen von seinem
neuen Arbeitsplatz, es wirkt posi-
tiv: „Was ich bisher gesehen habe
– ob handelnde Personen oder die
Infrastruktur dieses fantastischen
Stadions – ist absolut top.“
Ein Bild gemacht hat er sich
auch von seiner Mannschaft. Auf
die traf er als Bayern-Trainer in der
Endphase der vergangenen Saison
noch als Gegner, analysierte sie
damals vor dem 3:0-Sieg der Bayern
entsprechend, sitzt aktuell an den
DVDs mit Toren und Gegentoren
und bereitet sich darauf vor, das
große Mysterium dieser BayerGeneration zu enträtseln: „Dieser
Mannschaft fehlt Konstanz. Und
wir müssen herausbekommen,
woran das liegt.“
Die Mannschaft will er bei dieser
Arbeit mit ins Boot nehmen: „Ich
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
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SCHALKE: Pander fehlt noch zwei Wochen
Engelaar: Der nächste Ärger
1Wenn Meistermacher Felix
Magath (55) am Donnerstag seine
neue Truppe zum Trainingsauftakt
antanzen lässt, wird ein Hoffnungsträger definitiv fehlen: Christian
Pander (25) braucht nach seinem
Riss im Narbengewebe des linken
Knies laut eigener Einschätzung
„noch rund zwei Wochen“ bis zur
Rückkehr ins Mannschaftstraining.
„Dieser zeitliche Verlauf ist ganz
normal“, erklärt Pander, gleichwohl
alles andere als erfreulich.
Käme Magath angesichts dünner Alternativen zu dem Entschluss,
noch einen Linksverteidiger zu
verpflichten, wäre das keine Überraschung. Und angesichts des eingeschränkten Budgets ein Grund
mehr, am Gelingen des Transfers
von Lewis Holtby (18, Vertrag in
Aachen bis 2010) zu zweifeln. Die
Alemannia wartete zuletzt weiter
auf ein schriftliches Angebot, und
Schalke-Präsident Jupp Schnusenberg (68) baute gegenüber dem
kicker schon mal vor: „Bei so jungen Spielern ohne Erstliga-Erfahrung hat die Ablöse eine natürliche Obergrenze.“ Diese Aussage
scheint mehr zu sein als nur Teil
eines Pokers. Zwar betont Berater
Thomas Noack: „Lewis hat sich festgelegt, nur nach Schalke zu wechseln.“ Doch den entscheidenden
Trumpf halten die Königsblauen
trotz ihrer Einigung mit dem TopTalent nicht: Holtbys Zusage, zur
Not 2010 ablösefrei zu kommen.
Schnusenberg räumt ein: „So weit
gingen die Gespräche nicht. Das
hinge davon ab, ob der Spieler sich
damit anfreunden könnte, noch ein
Jahr 2. Liga zu spielen.“ Anscheinend eher nicht. „Lewis geht davon
aus, ab August in der Bundesliga
zu spielen“, sagt Noack. „Auf
Schalke.“ Doch die Frage, was bei
einem Scheitern der Verhandlungen passiert, umschifft der Berater
beharrlich. Andere Interessenten
hätten also noch Chancen, die TSG
Hoffenheim freilich gehört laut
Manager Jan Schindelmeiser (45)
nicht mehr dazu: „Lewis Holtby ist
bei uns kein Thema mehr.“
Als geplatzt gilt derweil der
Wechsel Orlando Engelaars (29) zu
Panathinaikos Athen. Auch wenn
Berater Edward Burleson am Sonntag beteuerte: „Die Sache ist offen.“
Doch verstand der Klub die jüngsten Signale des Spielers als Absage.
Engelaar will zu Ziehvater Fred Rutten (46) nach Eindhoven. Womit
der 5,5-Mio.-Einkauf auf Schalke
ein Ärgernis bleibt: Erst sportlich,
nun am Verhandlungstisch. Denn:
Mit Athen hatte sich Schalke
– wohlgemerkt unter Engelaars
Einverständnis – auf 3,5 Mio. Euro
Ablöse geeinigt. Ob aus Eindhoven
eine gleichwertige Offerte kommt?
Schalke muss jedenfalls Abstriche
befürchten. Burleson: „Der Spieler
entscheidet, wohin er geht. Oder er
bleibt eben.“ Bei Engelaars PreisLeistungs-Verhältnis eine Drohung,
vor der selbst Felix Magath schaudern dürfte. T H I E M O M Ü L L E R
kennen, ist angetan von den Möglichkeiten
will das mit den Spielern analysieren. Sie sind verantwortlich. Und
ich möchte von ihnen die Bestätigung, ob meine Eindrücke richtig
sind.“
Viel sprechen möchte er, allerdings nicht nur zu den Spielern,
in erster Linie mit ihnen: „Der zwischenmenschliche Bereich ist von
allergrößter Bedeutung. Es muss
hier eine Atmosphäre geschaffen
werden, in der es sich angenehm
arbeiten lässt. Bei höchster Ernsthaftigkeit, bei größter Intensität.
Druck haben die Jungs genug, den
machen sie sich selber, den machen
ihnen die Fans, die Medien. Ich
muss dafür sorgen, dass es unverkrampft zugeht.“ Würde Heynckes
dies gelingen, davon sind viele
Kenner der Leverkusener Szene
überzeugt, wäre nach den Irrungen
und Wirrungen der abgelaufenen
Spielzeit schon einiges gewonnen.
Der Routinier propagiert Vertrauen,
Lockerheit und Offenheit und hofft
auf den Erfolg. Eine Mannschaft hat
er noch nicht im Kopf, vermeidet
aber auch Plattitüden wie „Jeder
beginnt bei null“. Heynckes: „Das
ist doch Quatsch.“ Jeder wisse
ohnehin, auf welche Spieler er
bauen kann. Dass er keinen verkaufen will, ist ebenfalls bekannt. Im
Gegenteil: Mit Tranquillo Barnetta
steigen Gespräche wegen einer Vertragsverlängerung bis 2011. Und in
Argentinien läuft die Suche nach
einem Defensivspieler unverändert
intensiv.
F R A N K LU S S E M
Foto: firo
Offenheit und Vertrauen
Zukunft offen: Noch immer ist nicht klar, für wen Orlando Engelaar in
der kommenden Saison gegen den Ball tritt.
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BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
BREMEN: Neuer Kader als Baustelle – Zuculini kommt nicht und Pizarro bleibt ein Fragezeichen
Auch der Marin-Poker wird zum Geduldsspiel
Foto: imago/Baering
1Die erste schlechte Nachricht
des Wochenendes kam aus Argentinien. Franco Zuculini (18), Werders
Wunschkandidat für das zentrale
defensive Mittelfeld, entschied sich
für Hoffenheim und konnte sich
auch von der Offerte für seinen
Bruder Bruno (16) nicht umstimmen lassen. Die Suche nach einem
Nachfolger für Frank Baumann (33)
geht also weiter. Bremens Kader
bleibt rund eineinhalb Wochen
vorm Trainingsstart am 3. Juli eine
Baustelle.
Im Angriff steht und fällt alles
mit der Personalie Claudio Pizarro
(30). Werder will den noch bis 2011
an Chelsea gebundenen Peruaner
unbedingt halten, der Torjäger selbst
will ebenfalls an der Weser bleiben –
doch über dessen Zukunft hat eben
auch Chelseas neuer Coach Carlo
Ancelotti zu entscheiden. Und der
sendet unverändert keine Signale
Richtung Bremen. Das Problem für
die Norddeutschen: Von Pizarros
Verbleib ist maßgeblich abhängig,
wie viel Geld am Ende übrig bleibt.
Denn trotz der knapp 25 Millionen Euro Einnahmen aus dem
Diego-Transfer zu Juventus Turin
muss der Pokalsieger haushalten.
„In den vergangenen Jahren haben
wir von den Champions-LeagueEinnahmen gelebt, aber die fallen
nun weg“, mahnt Geschäftsführer
Manfred Müller Besonnenheit an.
Hängepartie: Noch ist nicht klar, ob Marko Marin (re.) Kollege von Naldo (li.) und Sebastian Prödl wird.
Könnte jene Besonnenheit nach
dem verlorenen Poker um Talent
Zuculini nun gar zu einem zweiten
Rückschlag auf dem Transfermarkt
führen? Denn auch das Kommen
von Gladbachs Marko Marin (20)
ist alles andere als sicher. Borussias
Manager Max Eberl unterstreicht
nochmals nachhaltig, dass das erste
Angebot der Bremer für den Nationalspieler „noch nicht mal eine
Verhandlungsbasis“ darstelle. Eine
konkrete Forderung habe Gladbach
deshalb noch gar nicht erhoben.
Aber: „Wir bleiben gesprächsbereit.
Doch die Initiative muss von Werder ausgehen.“ Müller wiederum
erklärt: „Wir sind nicht bereit,
eine überdimensionale Summe zu
zahlen, irgendwo muss das Ganze
ein Maß haben.“ Seine Schlussfolgerung lautet daher: „Wenn es in
diesem Jahr nicht möglich ist, dann
eben im nächsten.“
2010 wäre Marin ablösefrei – lässt
es Werder darauf wirklich ankommen oder geht nur der Poker in die
nächste Runde? „Ich schließe nicht
aus, dass wir noch eine Einigung
finden“, sagt Müller. Der Poker um
Zuculini ist seit Samstag verloren,
der um Marin bleibt ein heißes
Thema.
S E B A S T I A N WO L F F
FRANKFURT: Vertrag mit dem Ex-Trainer läuft weiter – Was wird aus Reutershahn?
Die Trennung von Funkel kommt die Eintracht teuer zu stehen
Foto: imago/Harder
1Gut vier Wochen sind seit dem
34. Spieltag, als Friedhelm Funkel
(55) zum letzten Mal auf der Eintracht-Bank saß, vergangen. Die
meiste Zeit verbrachte der Frankfurter Ex-Trainer im Ausland in
Feriendomizilen auf Mallorca oder
der Türkei. Am Wochenende weilte
er wieder in Deutschland, wie lange
es ihn hier hält, ist offen. Eine passende Job-Offerte ist derzeit nicht in
Sicht, „aber so etwas kann ja gerade
Noch ohne Job: Friedhelm Funkel.
im Fußball manchmal unglaublich
schnell gehen“, sinniert Funkel.
Der Eintracht wäre es lieber,
Funkel, der in der Zwischenzeit
unter anderem ein Angebot des
1. FC Kaiserslautern ausschlug,
wäre möglichst bald bei einem
anderen Klub in Amt und Würden.
Denn bis dahin muss der Tabellendreizehnte seinen Trainer weiter
bezahlen. Wenn es schlecht läuft
bis zur Winterpause und im „worst
case“ sogar bis zum Vertragsende
am 30. Juni 2010.
Bei der nicht ganz freiwilligen
Demission Ende Mai hatte sich
Funkel nach kicker-Recherchen
zwei Optionen zusichern lassen:
Er konnte wählen zwischen einer
Abfindung im mittleren sechsstelligen Bereich oder dem Weiterlaufen
des Vertrags. In der Zwischenzeit
hat er sich für das Letztere entschieden, partizipiert damit auch
an künftigen Prämien. „Ich habe
schon als Spieler nie über solche
Dinge gesprochen und werde es
als Trainer auch nicht tun. Richtig
ist, dass mein Vertrag nach wie vor
läuft“, erklärt Funkel auf Anfrage.
Genauso wie der Kontrakt seines
Co-Trainers Armin Reutershahn
(49), der ebenfalls bis 30. 6. 2010
datiert ist. Der neue EintrachtChefcoach Michael Skibbe (43)
bringt indes seinen eigenen Assistenten mit. Der Vertrag mit Edwin
Boekamp (50) ist ausgehandelt, soll
die nächsten Tage unterschrieben
werden. Skibbe kündigte an, Reutershahn zu fragen, ob er überhaupt
für die ganze Saison zur Verfügung
stehe oder gegebenenfalls Funkel
zu einem neuen Verein folgen wolle.
„Dazu kann ich nichts sagen“,
meint Funkel. Reutershahn will
vor dem Gespräch mit Skibbe keine
Stellungnahme abgeben. Die Verträge von Funkel und Reutershahn
waren erst im Januar beziehungsweise März um eine weitere Saison
verlängert worden.
Weitere finanzielle Einschränkungen bei der Suche nach neuen
Spielern (vor allem für das defensive
Mittelfeld) ergeben sich durch die
Ausschüttung der Fußball AG von
rund einer Million Euro an die Aktionäre. Auf diese Weise ist sichergestellt worden, dass der Verein (e.V.),
der mit 72 Prozent Hauptaktionär
ist, unter anderem die Mehrkosten
abdecken kann, die sich durch den
Aufstieg der zweiten Fußballmannschaft in die Regionalliga 2008
ergaben.
M I C H A E L E B E RT
30
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
BERLIN: Der Shootingstar ist wieder fit
Nicu: „Vielleicht war
es ein bisschen viel“
nach enttäuschenden Resultaten
Lucescu weichen. „Der neue Trainer
hält viel von mir“, meint Nicu. „Er
rechnet fest mit mir.“
Das tun sie auch in Berlin. Nicu
legte eine überzeugende Premieren-Saison im Oberhaus hin. „Er
war unser Shootingstar“, sagt
Geschäftsführer Michael Preetz.
„Max hat eine wunderbare Entwicklung genommen.“ 300 000 Euro
Ablöse zahlte Hertha vor Jahresfrist an Wehen Wiesbaden für den
laufstarken, spielintelligenten Profi.
Eine Entzündung des Achillessehnen-Gleitlagers erschwerte die
Vorbereitung. Doch dann startete
Nicu durch (28 Spiele, zwei Tore,
sechs Vorlagen) – bis in die Nationalmannschaft. Als er im Berliner
Konsulat den Eid sprach, wurde das
live im rumänischen TV übertragen.
„Das war vielleicht ein bisschen viel
Trubel“, sagt Nicu. Auch deshalb
überraschte ihn die Frühjahrs-Delle
in der Leistungskurve nicht: „Am
Ende fehlte mir körperlich und geistig die Frische. Außerdem hat mich
die Sehnenscheidenentzündung
ziemlich gehandicapt.“ Nach Saisonende ließ er sich weiter behandeln (Ultraschall, Strom). „Jetzt ist
wieder alles okay“, sagt Nicu und
nennt sein Ziel: „Ich will mein erstes
Jahr bestätigen.“ S T E F F E N RO H R
Foto: Firo
1Wenn Lucien Favre am Donnerstag um 10 Uhr zum ersten
Training bittet, wird eine ganze
Reihe renommierter Namen fehlen. Hertha BSC gewährt den Nationalspielern, die nach dem Ende
der Bundesliga-Saison noch für ihr
Land antraten, entsprechend länger
Urlaub. Kapitän Arne Friedrich (30)
etwa steigt erst am 1. Juli ein, Josip
Simunic (31) – falls ihn bis zum 30.
Juni kein Klub für die festgeschriebene Ablöse von sieben Millionen
Euro aus seinem bis 2011 datierten
Vertrag kauft – am 6. Juli.
Einer dagegen wird am Donnerstag dabei sein, obwohl er inzwischen Nationalspieler ist: Maximilian Nicu (26). Rumäniens 1:0-Sieg
in Litauen am 6. Juni verfolgte er
nur als Zuschauer, wegen einer
Sehnenscheidenentzündung im
Fuß musste er dem neuen Nationalcoach Razvan Lucescu absagen.
„Das war schade, aber es gab keine
andere Möglichkeit“, sagt Nicu.
„Die Schmerzen waren zu stark.“
Trotz seiner Absage glaubt der Mittelfeldspieler fest an eine Zukunft
in der rumänischen Auswahl, für
die er am 1. April beim 1:2 im WMQualifikationsspiel in Österreich
sein siebenminütiges Debüt gab.
Damals hieß der Trainer noch Victor Piturca, der musste Ende April
Will seine starke Vorjahres-Saison bestätigen: Herthas Maximilian Nicu,
der im April in der rumänischen Nationalmannschaft debütierte.
HANNOVER: Der Neuzugang über die Konkurrenz, die Abwehrprobleme und seine Ziele bei 96
Haggui: „Ein Platz zwischen fünf und acht ist möglich“
. . . den Konkurrenzkampf: Mit Christian
Schulz (26), Mario Eggimann (28),
Vinicius (28) und Haggui kämpfen
vier Innenverteidiger um die zwei
Posten in der Abwehrzentrale. „Ich
kann helfen“, ist der tunesische
Nationalverteidiger überzeugt.
„Allerdings geht es nur in der
Gemeinschaft. Einer alleine kann
nichts ausrichten.“ Die Konkur-
Foto: Imago/Kraft
1Er soll dabei helfen, die löchrige
Abwehr bei Hannover 96 zu stabilisieren: Von Neuzugang Karim
Haggui (25) wird viel erwartet. Mit
dem Tunesier sprach der kicker
über . . .
. . . seinen Wechsel: Haggui, der unbedingt in Deutschland bleiben wollte,
berichtet von guten Gesprächen mit
Trainer Dieter Hecking. „Ich habe
schnell unterschrieben, weil ich bei
Hannover ein gutes Gefühl habe.“
In Leverkusen spielte er zuletzt nur
elfmal (kicker-Notenschnitt 3,69),
zwei Leistenoperationen bremsten
ihn. „Seit Dezember bin ich aber
wieder richtig fit.“ Als Abstieg sieht
er seinen Wechsel nicht. „Leverkusen war Neunter, 96 Elfter. Hannover muss sich nicht verstecken.“
Tor-Verhinderer: Karim Haggui.
renzsituation empfindet er nicht
als störend, im Gegenteil. „Das ist
für eine Mannschaft nur gut. Die
Besten sollen spielen.“ Dass er dazu
gehört, davon ist Haggui überzeugt.
„Ich bin hier, um zu spielen. Aber
das schaffe ich nicht durchs reden,
sondern durch harte Arbeit.“
. . . die Abwehrprobleme: 69-mal hat’s
geklingelt, Hannover war in der vergangenen Saison die Mannschaft
mit den meisten Gegentoren der
Liga. Haggui will helfen, das zu
ändern. „Wenn wir zehn oder 15
Tore weniger kassieren, könnten
das neun Punkte mehr sein, die wir
holen. Mit viel Training können wir
eine solide Abwehr haben, zumal
wir mit Robert Enke über einen
überragenden Torwart verfügen.“
. . . die Nationalmannschaft: Mit Tunesien befindet sich Haggui auf dem
Weg zur WM, am Samstag spielte
das Team mit ihm als Kapitän 0:0
gegen Nigeria. Die Qualifikationsgruppe B führt Tunesien nach drei
Spielen an. „Die WM ist mein großes Ziel. Um meinen Stammplatz
zu halten, muss ich natürlich auch
im Verein spielen.“
. . . seine Ziele mit Hannover: Gedanken
an einen erneuten Abstiegskampf
verschwendet der Verteidiger keine.
„Wir schauen nach oben, nicht
nach unten.“ Nach oben heißt für
ihn auch: internationales Geschäft.
„Warum nicht? Wir wollen einen
Schritt nach vorne machen. Ich halte
einen Platz zwischen fünf und acht
für möglich.“
THOMAS HIETE
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
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KÖLN: Trainingsauftakt am Donnerstag ohne Mondragon, Wome, McKenna und Sanou
So plant Soldo die FC-Offensive mit Podolski
1Für Aufnahmen mit FC-Sponsor
Solarworld, der über eine Million
Euro zu der Zehn-Millionen-EuroAblöse für den Nationalspieler beigesteuert hat, stand Lukas Podolski
(24) am Sonntag am Geißbockheim
vor der Kamera. Am Donnerstag
wird er dann in seine neue, alte
Rolle beim FC schlüpfen, wenn Zvonimir Soldo zum Trainingsauftakt
ins Rhein-Energie-Stadion bittet.
Mit Podolski und Sebastian
Freis (24, ablösefrei vom KSC) kann
Soldo eine neue Offensive formieren. „Lukas sehe ich als hängende
Spitze. Sebastian auf der rechten
Seite“, sagt er, ohne sich endgültig festlegen zu wollen. Da Freis,
wie links Fabrice Ehret, eher ein
Außenstürmer denn ein spielender
Mittelfeldakteur ist, deutet vieles
darauf hin, dass Soldo eher nicht
auf eine Mittelfeld-Raute setzt,
sondern zu den zwei Außen einen
defensiven Mittelfeldspieler (Petit)
und einen (etwas) offensiveren
nominiert. „Es muss nicht unbedingt ein klassischer Spielmacher
sein“, sagt Soldo zu seinem Wunsch
nach einem „Kreativen“. So könnte
der Brasilianer Ibson (25, Flamengo,
Rechte beim FC Porto) als spiel-,
aber auch kampfstarker Mittelfeld-
fehlt aber. Was auch dazu passt,
dass es laut Michael Meier „momentan nicht zu erwarten“ sei, dass am
Donnerstag ein weiterer Zugang
aufläuft. Der Manager, der keine
Namen kommentiert, schließt aber
Foto: Rainer Dahmen
spieler passen. Laut portugiesischer
Medien soll der FC trotz der VierMillionen-Forderung Portos in das
Rennen um Ibson, den Flamengo
halten will, eingestiegen sein. Die
Bestätigung dafür aus FC-Kreisen
So kennt man ihn: Lukas Podolski, immer mit dem Blick für den Ball. Ab
Donnerstag darf der Angreifer dann auch wieder trainieren.
nahezu aus, dass der FC fürs Tor
oder den Sturm trotz gehandelter
Kandidaten einkauft: „Wir haben
vier Stürmer und suchen auf ganz
anderen Positionen. Auf der Torhüterposition gehen wir mit dieser
Konstellation in die neue Saison.“
Sprich: Mit Faryd Mondragon (38)
und Thomas Kessler (23). Ob die
Nummer 3, Miro Varvodic (20), weiterverpflichtet wird, ist offen. „Er
braucht Spielpraxis“, so Meier. Beim
FC bekommt die Leihgabe diese
nicht. Meier ergänzt bezüglich der
Kaufoption (250 000 Euro an Hajduk
Split): „Wir werden keine zusätzliche Belastung auf uns nehmen,
wenn wir keinen Nutzen daraus
haben.“ Ginge Varvodic, würde ein
U-23-Keeper nachrücken, so Meier.
Ob Varvodic zum Trainingsauftakt
kommt, ist offen. Sicher fehlen
werden Mondragon (steigt, wie
von Ex-Trainer Christoph Daum
zugesagt, erst am 29. Juni ein), die
am Wochenende in der WM-Qualifikation aktiven Wilfried Sanou
(Burkina-Faso) und Pierre Wome
(Kamerun, jeweils ab 3. Juli) und
Kevin McKenna, der erst nach
Kanadas Ausscheiden beim GoldCup (3. bis 26. Juli) wieder bereit
steht.
S T E PH A N VO N N O C K S
BOCHUM: Schwede Andreas Johansson soll der neue Sechser sein – Sinan Kaloglu nach Holland?
Stürmer Etien Velikonja: Noch stellt Gorica sich quer
Foto: VD Gorica
1Zumindest zwei der drei geplanten Einkäufe möchte Thomas Ernst
bis zum Trainingsstart am Samstag
getätigt haben. Das könnte klappen,
obwohl nun bei der Stürmersuche
Komplikationen auftraten. Denn
eigentlich war bereits Einigung
erzielt mit dem slowenischen Vizemeister ND Gorica über die Verpflichtung des slowenischen Torschützenkönigs Etien Velikonja (20),
der in der abgelaufenen Saison 17
Treffer erzielt hatte. Doch plötzlich
wollten die Klub-Verantwortlichen
des slowenischen Vizemeisters
nachverhandeln und blockierten
Noch nicht fix: Etien Velikonja.
den Deal. Vollzug konnte Bochums
Sportvorstand daher gestern, Sonntag, noch nicht vermelden.
Sportlich ist man von Velikonja
(1,77 Meter, 72 Kilo) überzeugt,
der Torjäger-Qualitäten nachgewiesen hat und in seiner Heimat
als großes Talent gilt. Parallel zu
dieser Personalie betreibt der VfL
auch die Verpflichtung von Zlatko
Dedic (25, Vertrag bis 2011), ebenfalls Slowene und im Nationalteam
der Nebenmann von Kölns Torjäger
Milivoje Novakovic. Dedic spielt in
der italienischen Serie B bei Frosisone Calcio, feierte im August 2004
sein Debüt im slowenischen Nationalteam und absolvierte seitdem
16 Einsätze für seine Landes-Auswahl. Er ist ein sehr laufstarker
Angreifer, schnell und wendig und
könnte im Kader den Platz von
Sinan Kaloglu einnehmen, der mit
einem niederländischen Klub verhandelt und trotz Vertrages bis 2010
keine Zukunft beim VfL hat.
Kurz vor dem Vollzug steht
offensichtlich die Verpflichtung
eines defensiven Mittelfeldmannes.
„Weitgehend einig“, sei man mit
dem abgebenden Verein, bestätigt
Ernst, Übereinkunft bestehe bereits
mit dem Spieler, einem „klassischen
Sechser“. Nach Informationen aus
Schweden handelt es sich dabei
um Andreas Johansson (27) von
Halmstads BK, den die Bochumer
wiederholt beobachteten. Der
Schwede gilt in seinem Klub als
Führungsfigur, verfügt über ein
ausgezeichnetes Passspiel und ist
läuferisch sehr stark. Im Januar
debütierte Johansson im schwedischen Nationalteam; sein Vertrag
läuft im Winter aus.
Neues Personal also könnte am
Samstag beim Trainingsbeginn
dabei sein; außer Sinan Kaloglu
könnte dann auch Marcin Mieciel
fehlen. Der Pole wird am Mittwoch
aus dem Urlaub zurück erwartet
und will dann Anfragen aus seiner
Heimat prüfen. Keine Verwendung
hat der VfL für den bisher nach Lautern ausgeliehenen Danny Fuchs,
dafür schließt sich Ivo Ilicevic jetzt
den Pfälzern an. O L I V E R B I T T E R
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32
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
AUFSTIEG
ohne
AUFSTIEG
Sie sind jung und gut, sie kommen aus der 2. Liga.
SVEN BENDER, KEVIN GROSSKREUTZ, MARCO REUS und
VALDET RAMA stehen vor neuen Herausforderungen.
SVEN BENDER: Position vor der Abwehr
Kehl als prominente Konkurrenz
Foto: imago/Reichwein
ist der BVB allerdings hochwertig
besetzt; Bender (zuletzt 25 Zweitliga-Spiele, elf über 90 Minuten, kein
Tor) muss sich bei allem Talent erst
mal auf Teilzeiteinsätze einstellen.
Der U-19-Europameister hat physisch in der vorigen Saison zugelegt,
muss aber robuster werden, um sich
durchzukämpfen. Dass sein neuer
Trainer sich nicht scheut, auf junge
Spieler zu setzen, hat Bender aus
der Ferne schon beobachtet: „Das“,
versichert er, „hat mir die Entscheidung für den BVB noch leichter
gemacht.“
OLIVER BITTER
Ein Ex-Dortmunder zurück bei der Borussia: Angreifer Kevin Großkreutz
spielte bereits in der BVB-Jugend, kommt aus Ahlen.
KEVIN GROSSKREUTZ: Angreifer kehrt zurück
Zweiter Anlauf beim Lieblingsklub
Foto: imago/MIS
1Im Familien-Duell hat der etwas
Jüngere die Nase vorn. Zwillingsbruder Lars, ein paar Minuten eher
geboren, wird erst 2010 nach Leverkusen wechseln; Sven Bender steigt
quasi sofort vom Zweitligisten 1860
München in die Bundesliga auf. Er
wechselt im Tausch mit Antonio
Rukavina, dessen Marktwert auf
zwei Millionen taxiert wird. „Das
ist ein Riesenschritt“, versichert der
20-Jährige, „ich bin überzeugt, dass
dies der richtige Zeitpunkt für den
Wechsel ist.“
In ihrer Karriere zogen die Brüder stets gemeinsame Kreise, wechselten 2002 von Haching zu den
„Löwen“ und lebten in einer WG
unweit des Trainingsgeländes. Nun
trennen sich ihre Wege, was Sven als
„gute Herausforderung“ empfindet. Als laufstarker Mittelfeldmann,
taktisch gut geschult und stark im
Zweikampf, passt Bender ideal in
Jürgen Klopps Anforderungsprofil, muss aber vor allem an seiner
Übersicht noch feilen und mehr
Zug zum Tor entwickeln. Und trifft
auf seiner Lieblingsposition, zentral
vor der Abwehr, auf prominente
Konkurrenz. Dort ist nämlich das
Revier von Kapitän Sebastian Kehl;
Bender indes könnte auch für die
beiden Halbpositionen in der Raute
infrage kommen.
„Ein entwicklungsfähiger Spieler,
der bestens in unser Nachwuchskonzept passt”, findet Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. „Sven
wird den Konkurrenzkampf im
Mittelfeld noch mal anheizen.” Da
Ein Ex-„Löwe“ in Dortmund:
Sven Bender kommt von 1860.
1Fast wie einen Sechser im Lotto
muss Kevin Großkreutz den Anruf
von Michael Zorc empfunden
haben. Der Schritt in die Bundesliga,
in seiner Heimatstadt, bei seinem
Lieblingsklub Borussia Dortmund:
Aus Sicht des Offensivmannes, der
beim BVB bis 2012 unterschrieb,
ein Aufstieg wie gemalt. „Schon als
kleiner Junge“, erinnert sich der
20-Jährige, „habe ich immer davon
geträumt, mal für den BVB in der
Bundesliga zu spielen.“
Das soll der schlaksige Angreifer (1,86 Meter, 69 Kilo) in vorderer
Linie tun, wo er seine Dribbelstärke
ausspielen könnte. Die Stärke im
Dribbling, die mitunter allerdings
auch zur Schwäche wird, wenn der
Stürmer schlicht den Nebenmann
übersieht und sich festrennt, was
zuletzt allerdings nicht mehr so häufig vorkam. Großkreutz hat intensiv
an seinen Schwächen gearbeitet,
gehörte schon als Nachwuchsmann
zu den Spielern, die maßgeblich
an Ahlens Aufstieg beteiligt waren,
und mischte auch in der 2. Liga als
Stammkraft mit (33 Spiele, sechs
Tore, sieben Assists). „Wir haben
seinen Weg sehr genau verfolgt“,
erzählt Sportdirektor Michael Zorc.
„Kevin bringt viel Talent mit, ist
schnell und macht oft intuitiv das
Richtige.“
Dass ihm die Ahlener Fans den
bereits Ende Januar verkündeten
Wechsel nach Dortmund zunächst
übel nahmen, irritierte den als sensibel geltenden Offensivmann nur
kurz. Er fing sich schnell, ging mit
Leistung voran und zeigte sich vor
allem in puncto Spielübersicht verbessert. Dass er sich so entwickeln
würde, hatten ihm seine Jugendtrainer beim BVB übrigens nicht
ohne Weiteres zugetraut. Denn bis
er 14 war, spielte Großkreutz in
der Dortmunder Jugend, bevor er
als körperlich nicht robust genug
galt und aussortiert wurde. Beim
Trainingsstart am nächsten Sonntag beginnt für ihn also der zweite
Anlauf.
OLIVER BITTER
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
MARCO REUS: Beim BVB einst ausgemustert
PERSONALIEN
Foto: imago/pmk
Ein Ex-Dortmunder in Gladbach:
Marco Reus kommt aus Ahlen.
stärkere, aber beidfüßig gut ausgebildete Reus geeignet. Auch wenn
er sich realistisch darauf einstellt,
„nicht sofort einen Stammplatz“ zu
ergattern. Doch nennenswerte Einsatzzeiten bleiben der Anspruch,
was ein weiteres Ziel in Reichweite
brächte: das erste Länderspiel. Die
bisher vier Einladungen zur U 19
und U 18 musste Reus alle verletzt
bzw. krank absagen. T. M Ü L L E R
VALDET RAMA: Von Ingolstadt nach Hannover
Lobeshymnen von Fink und Köppel
Foto: imago/Krieger
1Der Mann kommt mit ordentlich
Vorschusslorbeeren. „Valdet Rama
ist technisch eine Augenweide, ihm
ist noch einiges zuzutrauen“, weiß
sein Ex-Coach Thorsten Fink. „Er
ist ein großes Talent, technisch gut,
dribbelstark“, sagt Horst Köppel.
Der erfahrene Trainer, der Ende
April Zweitligaabsteiger Ingolstadt
von Fink übernahm, durfte Rama
zumindest die letzten fünf Saisonspiele erleben. Danach wechselte
Ein Ex-Wolfsburger in Hannover:
Valdet Rama kommt aus Ingolstadt.
der 21-Jährige ablösefrei nach Hannover. Rama unterschrieb für drei
Jahre, sieht bei 96 „die besten Entwicklungsmöglichkeiten“ für sich.
Der beidfüßige Mittelfeldakteur
lief vergangene Saison 32-mal für
Ingolstadt auf (2 Tore, kicker-Notenschnitt: 3,63). Von 2005 bis 2008
kickte der 1,82 Meter große Spieler für den VfL Wolfsburg II. „Er ist
jung, hat aber einiges an Erfahrung
sammeln können“, sagt 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke. Auch Trainer Dieter Hecking ist überzeugt:
„Valdet ist ein dynamischer, technisch versierter Spieler, der uns mit
seiner Flexibilität enorm weiterhelfen kann.“ Köppel sieht allerdings
im taktischen Verhalten und in der
Defensivarbeit noch Defizite: „Da
muss er noch einiges dazulernen.“
Fink bemängelt vor allem Ramas
Abschlussschwäche.
Seit 2009 besitzt der gebürtige
Kosovo-Albaner die deutsche
Staatsbürgerschaft, könnte – entsprechende Leistung vorausgesetzt
– im DFB-Dress auflaufen. „Er hat
zumindest das Zeug dazu, ein sehr
guter Bundesligaspieler zu werden“,
attestiert Köppel.
JANA WISKE
VFL WOLFSBURG
BAYER LEVERKUSEN
Beim Trainingsauftakt am heutigen
Montag fehlen noch zahlreiche Nationalspieler: Jan Simunek (22), Peter
Pekarik (22), Edin Dzeko (23), Zvjezdan
Misimovic (27), Christian Gentner (23)
und Marcel Schäfer (25) starten am
27. Juni, Makoto Hasebe (25) und
Neuzugang Thomas Kahlenberg (26)
am 29. Juni. Noch offen ist, wann
Ashkan Dejagah (22), Daniel Adlung
(21, beide U-21-EM) und Josué (29,
beim Confed-Cup) zurückkehren .
Fabian Giefer (19) rückt als dritter Torwart in den Lizenzspielerkader auf.
VFB STUTTGART
Jens Lehmann (39) hat verlängerten
Urlaub bekommen, stößt nach
dem ersten Trainingslager zum
Team. + + + Meldungen, wonach
Serdar Tasci (21) vor der Verlängerung
seines 2010 auslaufenden Vertrages
bis 2013 steht, dementiert der VfB.
HANNOVER 96
Hanno Balitsch (28) wurde in Berlin
erfolgreich an der linken Leiste operiert. + + + Bastian Schulz (23) wechselt zum 1. FC Kaiserslautern.
1. FC KÖLN
Torwarttrainer Holger Gehrke (48) wird
Köln wahrscheinlich in Richtung
Fenerbahce Istanbul verlassen. Als
Nachfolger ist Alexander Bade (38) im
Gespräch. + + + Der brasilianische
Linksverteidiger Evaldo (27, Sporting
Braga) wird vom FC beobachtet.
VFL BOCHUM
Philipp Bönig (29) ist an beiden Leisten operiert worden.
BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH
Marco Reus (20, Knochenhautreizung), Raul Bobadilla (22, nach
Muskelfaserriss), Rob Friend (28)
und Gal Albermann (26, beide nach
Fersen-OP) fehlen ebenso wie die
Nationalspieler beim Trainingsstart am heutigen Montag. + + +
Patrick Paauwe (33), Steve Gohouri (28),
Marcel Ndjeng (27) und Sebastian Svärd
(26) sollen sich einen neuen Klub
suchen. + + + An Johannes van den
Bergh (22) zeigt Fortuna Düsseldorf
weiter Interesse. + + + Franck Geideck
(42, zuletzt Bielefeld) wurde als weiterer Co-Trainer verpflichtet.
SC FREIBURG
Vitali Rodionov (25) wird beim Trainingsstart am heutigen Montag fehlen. Der SC Freiburg wird die Kaufoption für den Stürmer von BATE
Borisov nicht ziehen, behält sich vor,
neu zu verhandeln. + + + Für Mittelfeldspieler Robert Zillner (23) wurde
ein Angebot an die SpVgg Unterhaching abgegeben. + + + Interesse
besteht auch an Verteidiger Felix
Bastians (21) von Young Boys Bern.
Auch die Prominenz spielte mit
Foto: Koch
Längst kein Leichtgewicht mehr
1Zu klein und körperlich zu
schwach, so lautete 2006 das
Urteil über Marco Reus (20) in der
B-Jugend von Borussia Dortmund.
Also wechselte der Dribbler zu RW
Ahlen, schaffte dort den Sprung
zu den Profis. Nach einer Saison
2. Liga (27 Einsätze, vier Tore) folgt
für Reus, inzwischen 1,80 Meter
groß und 75 Kilo schwer, nun der
nächste Aufstieg: Gladbach zahlte
eine Million Euro Ablöse, stattete
den Offensivmann mit einem Vierjahresvertrag aus. Fußballerisch,
so Sportdirektor Max Eberl (35),
sei Reus längst kein Leichtgewicht
mehr. Sondern: „Einer der interessantesten Zweitliga-Spieler.“
Was weitere Erstligisten, etwa
Schalke, ebenso bewerteten. Für
Reus indes „war früh klar, dass ich
in Gladbach die beste Perspektive
habe, mich dauerhaft weiterzuentwickeln“. Den Start ins Mannschaftstraining muss der Newcomer
wegen einer Knochenhautreizung
zwar verschieben, doch sei „die
Vorbereitung lang genug“, um sich
aufzudrängen. Für eine Rolle rechts
oder links außen, ob im 4-3-3 oder
4-4-2-System, ist der mit rechts
33
„Sport macht Spaß“: Unter diesem Motto trafen sich auch in diesem Jahr
wieder rund 350 Partner und Kunden des kicker und des Olympia-Verlags.
Und weil man in der LTU-Arena feierte, durften sich die Gäste natürlich
sportlich betätigen. Tipps für Fußballer, Handballer, Hockeyspieler oder
Basketball-Cracks gab es dabei von absoluten Fachleuten, die die FreizeitSportler an den verschiedenen Stationen betreuten. Von links: Matthias
Goddek (Düsseldorf Giant, Basketball), Alexander Bade (Ex-Torhüter
1. FC Köln, Hamburger SV, Borussia Dortmund, Arminia Bielefeld), Tobias
Hauke, Christopher Zeller, Peter Schlich (Hockey-Nationalspieler von
Rot-Weiß Köln, Hauke und Zeller sind amtierende Olympiasieger), Reiner
Calmund (gab gewohnt launig an jeder Station seine Kommentare ab),
Clara Woltering (Bayer Leverkusen, Handball-Nationaltorhüterin) und
Tessa Wienstroer (Team-Managerin Bayer Leverkusen Handball Damen)
rundeten das Gruppenbild mit Damen ab.
34
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
MAINZ: Talent Andre Schürrle steigt auf – Bogavac & Co mit Vertrag, aber ohne Chance
Feulner-Nachfolger soll beim Start dabei sein
Toni da Silva aus Karlsruhe an den
Bruchweg schließt Heidel aus: „Da
haben wir keine Chance. Toni ist
viel zu teuer, passt nicht in unseren
Rahmen.“
… ein neuer Klub für Christian Wetklo (29).
Die bisherige Nummer zwei, zumal
nach der Verpflichtung von Heinz
Müller, ist ohne Chance, soll möglichst ausgeliehen werden. Noch
aber gibt es keinen Interessenten,
so dass Wetklo wohl zunächst am
Bruchweg mittrainieren wird.
… ein Abnehmer für Dragan Bogavac
(Vertrag bis 2010), der gehen kann,
sofern er einen Verein findet. Der
29-Jährige (zwölf Einsätze, ein Tor)
wäre hinter Aristide Bancé, Srdjan Baljak, Felix Borja und Andre
Schürrle zukünftig nur noch Stürmer Nummer fünf. Keine gute Aussichten, um mehr Spielpraxis als
zuletzt zu erhalten.
… eine Wettkampfchance für Jahmir Hyka
(21) und Mario Vrancic (20). Möglichst
auf Leihbasis. Abnehmer sind bislang allerdings nicht in Sicht.
… ein neuer Hauptsponsor. Aber auch
hier ist der Mainzer Manager zuversichtlich, den richtigen Partner in
Kürze präsentieren zu können.
Gefunden ist dafür eine zusätzliche Alternative für den Angriff.
Die heißt Andre Schürrle, ist 18
Jahre jung, kommt aus dem eigenen Nachwuchs. Der deutsche
U-19-Nationalspieler war mit zwei
Toren am Sonntag überragender
Mainzer im Team der A-Junioren
beim 3:0 in Bremen, das den Einzug ins Endspiel gegen Borussia
Dortmund bedeutet (siehe Seite 39).
Heidel war aus dem Häuschen:
„Unser Nachwuchs in einem
Finale um die Deutsche Meisterschaft. Das ist unfassbar, von der
Wertigkeit fast wie ein Bundesligaaufstieg!“
ULI GERKE
Foto: Hübner
1Allmählich trudeln die Urlauber
wieder ein in Mainz. Am Sonntag
etwa kehrte Jörn Andersen aus
der Türkei zurück, wo er sich auch
sportlich betätigte, trotz teils extrem
hoher Temperaturen die eine oder
andere Golfrunde drehte. Per Handy
stand der Trainer ständig mit Manager Christian Heidel in Kontakt, der
daheim die Personalplanungen vorantreibt. Damit am Samstag beim
offiziellen Vorbereitungsstart alle
fit sind, werden sich die FSV-Profis
am Donnerstag und Freitag einem
Medizincheck unterziehen.
Der Kader ist längst nicht komplett. Die Suche nach Verstärkungen
oder neuen Klubs für Spieler, die
die 05er möglichst noch abgeben
möchten, läuft. Gesucht wird …
… ein Nachfolger für Markus Feulner (27),
der sich nach sieben Toren und 15
Assists ablösefrei nach Dortmund
verabschiedete. Heidel hofft sehr
bald Vollzug melden zu können
mit dem Mann, der im offensiven
Mittelfeld und auch im Sturm eingesetzt werden kann. „Wir brauchen Spieler, die zwei Positionen
übernehmen können“, erklärt der
Manager zum Anforderungsprofil.
Zur Verpflichtung des Wunschkandidaten (Heidel: „Mit dem Spieler
sind wir uns einig“) fehlt jetzt nur
noch die Zustimmung des abgebenden Klubs. Eine Rückkehr von
Mit gültigem Arbeitspapier, aber ohne Chance: Wenn Dragan Bogavac
einen neuen Verein findet, darf er Mainz sofort verlassen.
NÜRNBERG: Stürmer nach verpatztem Halbjahr endlich verletzungsfrei
Foto: imago/Müller
Bunjaku greift an: „Ich kann mithalten“
Die Verletzung endlich auskuriert:
Albert Bunjaku ist angriffslustig.
1Seinen Urlaub in New York hat
Michael Oenning hinter sich, die
verbleibende Woche bis zum Trainingsauftakt am nächsten Montag
wird der Trainer des 1. FC Nürnberg
auch der Suche nach einem geeigneten Co-Trainer widmen. Wobei
die Nachfolge von Peter Hermann
bis dahin nicht zwangsläufig geregelt sein muss. „Ich kann auch erst
mal alleine starten“, sagt Oenning.
Auch über weitere Spielertransfers
will er erst im Laufe der Vorbereitung intensiver nachdenken.
Ein gefühlter Neuzugang ist
Albert Bunjaku, obwohl der Stürmer bereits in der Winterpause aus
Erfurt nach Nürnberg wechselte.
„Ich habe es mir ein bisschen
anders vorgestellt“, blickt der
25-jährige Schweizer auf sein erstes
Halbjahr beim Club zurück. Dabei
begann der neue Lebensabschnitt
nicht schlecht. Beim 0:0 gegen
Mainz stand Bunjaku am 22. Spieltag erstmals in der Startelf, vergab
allerdings kurz vor Schluss eine Riesenchance. Die Woche darauf traf
er als Joker beim 2:2 in Duisburg.
Bunjaku schien angekommen, doch
ein Muskelbündelriss bremste ihn
aus. „Für die Mannschaft lief es
super, für mich blöd, auch weil
die anderen Stürmer dann trafen.
Dabei hatte ich mir so viel vorgenommen“, kommt der Frust auch
im Urlaub im heimischen Zürich
nochmals bei ihm durch.
Für den Neustart in Nürnberg
fühlt sich Bunjaku nun gut gerüstet.
Die Verletzung ist auskuriert, an der
Fitness hat er in der Sommerpause
gearbeitet. „Ich will angreifen und
denke, dass ich mithalten kann. Die
Bundesliga traue ich mir zu.“ Selbstvertrauen, das er auch aus seinem
in der Erinnerung hängengebliebenen Auftritt im DFB-Pokal zieht. In
der ersten Runde des Vorjahres traf
er damals mit Rot-Weiß Erfurt auf
den FC Bayern. Auch dank seiner
beiden Treffer hatte der Drittligist
den Rekordmeister beim 3:4 am
Rande einer Niederlage.
Nun hofft Bunjaku auf genügend Einsätze in der Vorbereitung.
Der Trainer hat seinen Profi mit
der Nummer 10 keineswegs abgeschrieben. „Ich bin mit Albert nicht
unzufrieden und sicher, dass er uns
noch guttun wird“, spricht Oenning
ihm Mut zu. Dabei versucht er, die
Ungeduld und den Druck von seinem Stürmer zu nehmen. „Ich habe
ihm immer gesagt, dass er erst ganz
gesund und fit werden soll. Er wird
die Möglichkeit bekommen, sich zu
zeigen.“ Genau dies sehnt Bunjaku
herbei.
FRANK LINKESCH
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
35
STUDIE: In Deutschland ist der Fußball so populär wie in keinem anderen europäischen Land
1Der Bekanntheitsgrad des deutschen Vorzeigeklubs FC Bayern
München ist in den vergangenen
zwei Jahren noch einmal um zwei
Punkte gewachsen und liegt nun
bei 99 Prozent. Das geht aus der
neuen Studie des Sportvermarkters
„Sportfive“ (2000 Befragte) hervor,
die repräsentativ für 64,82 Millionen Deutsche (ab 14 Jahre) steht,
von denen sich 52,73 Millionen in
einer Spanne von „sehr interessiert“
(21,61 Millionen) bis „ein wenig
interessiert“ (15,56 Millionen) mit
dem Fußballgeschehen befassen.
„König Fußball“ liegt in seiner
Popularität weit vor den Wintersportarten (33,05 Millionen Interessenten), Leichtathletik (30,02),
Handball (25,96) und Automobilrennsport (24,11). Für den Radsport
interessieren sich nach den vielen
Dopingskandalen nur noch 16,84
Millionen Deutsche; 2007 waren es
noch 27,13 Millionen.
Rekordmeister Bayern München ist zwar der bekannteste und
faszinierendste Verein, am sympathischsten ist den Deutschen
aber weiterhin der SV Werder
Bremen, gefolgt vom Senkrechtstarter TSG Hoffenheim, der den
FC Schalke 04 vom zweiten Platz
verdrängt hat. In umgekehrter
Richtung sind der 1. FC Nürnberg
vom 8. auf den 15. und der FSV
Mainz 05 vom 9. auf den 13. Platz
in der Frage nach der Sympathie
abgefallen.
In der zwischen dem 5. Mai und
7. Dezember 2008 erfolgten Befragung sehen 19 Prozent in Michael
Ballack den sympathischsten Spieler vor Philipp Lahm (11), Lukas
Podolski (10), Bastian Schweinsteiger (7) und Miroslav Klose (6). Bei
Foto: Imago/ActionPictures
Nur der FC Bayern immer in der „ersten Elf“
Blickfang: Bayern ist bekannt, Bayern fasziniert – und das gilt national wie international.
den am Fußball „sehr Interessierten“ liegt allerdings Lahm (13 Prozent) vor Ballack (10) und Podolski
(9). Ballack sammelte die meisten
Punkte (31) bei den „weniger interessierten“ vor Podolski (12) und
Schweinsteiger (10).
Auch bei der Frage nach dem
sympathischsten Trainer gibt es
diese Unterschiede. Bundestrainer Joachim Löw setzte sich in der
Gesamtwertung mit 24 Prozent vor
Jürgen Klinsmann, Jürgen Klopp
(beide 19), Hans Meyer (6) und
Thomas Schaaf (5) durch. Bei den
„sehr Interessierten“ kam Klopp
auf 34 Prozent vor Löw (16) und
Klinsmann (14); bei den „weniger
Interessierten“ machte Löw (34) vor
Klinsmann (26) und Klopp (10) das
Rennen.
Europaweit besteht nach einer
zweiten Sportfive-Studie, die in
Deutschland, England, Frankreich,
Italien und Spanien durchgeführt
worden ist, noch Nachholbedarf für
die Bundesliga. In der „ersten Elf“
wird in allen Kategorien nur der FC
Bayern München geführt. Bei den
bekanntesten Vereinen nehmen
danach der SV Werder Bremen den
13. und Schalke 04 den 15. Platz ein.
Bei den sympathischsten und auch
bei den faszinierendsten Vereinen
stehen Bremen auf dem 12. und
Schalke auf dem 14. Platz.
In der für 174,63 Millionen Menschen repräsentativen Umfrage in
den fünf führenden Fußballnationen weist Deutschland mit 81 Prozent die höchste Zahl an Fußballinteressierten aus. Dahinter folgt
Italien (78 Prozent), vor Spanien
(67), England (63) und Frankreich
(60).
RAINER FRANZKE
Sportfive-Studie: Bekannt, sympathisch, faszinierend – Real ist international top
Die bekanntesten Vereine
Die sympathischsten Vereine
Die faszinierendsten Vereine
National
International
National
International
National
International
99%
97%
96%
94%
92%
92%
91%
89%
89%
86%
85%
93%
88%
88%
87%
87%
87%
87%
86%
84%
83%
77%
54%
53%
50%
48%
48%
45%
38%
37%
36%
33%
29%
49%
45%
43%
41%
39%
39%
37%
37%
36%
36%
29%
55%
52%
43%
42%
37%
34%
27%
26%
23%
23%
18%
45%
41%
38%
37%
35%
34%
33%
32%
32%
31%
24%
Bayern München
FC Schalke 04
Borussia Dortmund
Werder Bremen
VfB Stuttgart
Hamburger SV
Bayer Leverkusen
Hertha BSC
1. FC Köln
Bor. M’gladbach
Eintracht Frankfurt
Real Madrid
FC Liverpool
Manchester United
Inter Mailand
Bayern München
AC Mailand
Juventus Turin
FC Barcelona
FC Chelsea
FC Arsenal
AS Rom
Werder Bremen
TSG 1899 Hoffenheim
FC Schalke 04
Bayern München
Borussia Dortmund
Hamburger SV
Bayer Leverkusen
1. FC Köln
VfB Stuttgart
Bor. M’gladbach
Hertha BSC
Real Madrid
Manchester United
FC Liverpool
FC Barcelona
AC Mailand
Juventus Turin
Inter Mailand
FC Chelsea
FC Arsenal
Bayern München
AS Rom
Bayern München
TSG 1899 Hoffenheim
Werder Bremen
FC Schalke 04
Borussia Dortmund
Hamburger SV
Bayer Leverkusen
1. FC Köln
VfB Stuttgart
Bor. M’gladbach
Hertha BSC
Real Madrid
Manchester United
FC Barcelona
FC Liverpool
AC Mailand
Juventus Turin
Bayern München
Inter Mailand
FC Chelsea
FC Arsenal
AS Rom
36
REPORT
kicker, 22. Juni 2009
DER SPRINGENDE
B
Fuhr in Bielefeld zu viele Remis
ein: Michael Frontzeck.
Seit der Saison 1995/96 werden auch in der Bundesliga für Siege drei statt
zwei Zähler vergeben – der Anreiz zu gewinnen sollte gesteigert werden.
Die Frage: Warum gibt es seitdem nicht deutlich weniger UNENTSCHIEDEN?
Fotos: imago
evor der Ball rollt, wird wieder
gerechnet: Was wird passieren,
wenn . . .? Auch jetzt, bei der
U-21-Europameisterschaft in
Schweden, verhält es sich damit
nicht anders: Es ehrt die deutsche
Mannschaft zwar, dass sie auch
heute, Montag, gegen England die
klare Marschrichtung verfolgen
wird, das Match und damit die
Gruppe gewinnen zu wollen (siehe
auch Seiten 40/41). Doch es reicht
eben auch ein Punkt, um ins Halbfinale einzuziehen. Dass die FIFA vor
der WM 1994 die Regel einführte,
einen Sieg mit drei statt zwei Zählern zu belohnen und dies spätestens 1995/96 weltweit auch in den
Ligen zur Pflicht erhob, rückt allzu
oft in den Hintergrund – solange
auch Unentschieden als Mittel zum
Zweck dienen.
Und so darf man sich nicht
wundern über das Resultat einer
Studie der Universität Münster: Die
Anzahl der Remis ist in der Bundesliga seit 1995 leicht gestiegen.
Was man erreichen wollte, wurde
verfehlt. Und zwar auch in anderen
europäischen Top-Ligen, wie der
kicker recherchierte. In Spanien
und Italien ging die Zahl der Remis
nicht signifikant zurück. Nicht nur
in Deutschland hat der prozentuale
Anteil der Unentschieden im Schnitt
beim Vergleich „davor und danach“
(siehe Infofläche rechts) leicht zugenommen, sondern auch in England, wo es für einen Sieg bereits
seit 1981 einen Zusatz-Zähler gibt.
Stellt sich die Frage nach dem
Warum. Der Sportpsychologe
Professor Bernd Strauß, der die
Idee zu dieser Studie hatte und sie
mit seinen Kollegen durchführte,
sagt: „Die Ausgangsüberlegung
ist ja nicht unsinnig. Doch bei
aller Attraktivität, drei Punkte zu
gewinnen: Eine Niederlage, oder
gar mehrere hintereinander, führen
häufig dazu, den Trainer infrage zu
stellen. Ein Unentschieden hat den
psychologischen Vorteil, eben nicht
verloren zu haben.“ Eine durchaus
nachvollziehbare Erklärung, gerade
in Zeiten der medialen Erwartungen und gestiegener Preise. Doch
ausgerechnet drei Coaches, die mit
diesem Druck täglich fertig werden,
widersprechen dieser These. So sagt
Friedhelm Funkel (zuletzt in Frankfurt), der absolut mit 104 Remis die
meisten seit 1995/96 einfuhr: „Das
kann man nicht verallgemeinern,
das ist von der jeweiligen Situation abhängig. Kann man mit dem
Remis leben? Muss ich mehr Risiko
gehen?“ Gladbach zum Beispiel, so
beobachtete Funkel richtig, erhöhte
die Bereitschaft, auf drei Punkte zu
„Kein Coach der Welt lässt auf
Unentschieden spielen.“
TRAINER FRIEDHELM FUNKEL
gehen, gerade im vorentscheidenden Heimspiel gegen Schalke vor
einigen Wochen enorm und wurde
mit dem späten 1:0 belohnt. „Außerdem“, so Funkel, „lässt kein Coach
der Welt von Beginn an auf Unentschieden spielen. Das gibt es nicht.“
Auch sein Kollege Winni Schäfer
(heute bei Al-Ain in den Emiraten),
zu Bundesliga-Zeiten prozentual
(31,82) der Trainer (mit mehr als 100
Spielen) mit den meisten Remis,
verweist auf die immer wechselnden Umstände: „Gegen wen hat
man remis gespielt? Hat man dabei
Rückstände aufgeholt? Zwei oder
drei Punkte für einen Sieg sind da
nicht maßgeblich in den Überlegungen des Trainers. Ich zumindest
wollte immer gewinnen.“
In Spanien, berichtet Bernd
Krauss, ist das nicht immer so. Von
seiner Zeit auf Teneriffa und Mallorca sowie in San Sebastian weiß er
zu berichten, dass „extrem ergebnisorientiert gespielt wird“, und auch
als Folge dessen die Punkte öfter
mal geteilt werden. Auch wenn er
sich als Offensiv-Geist dieser Denk-
BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
TV: Sky startet eine gigantische Offensive
PUNKT
22,2 %
24,5 %
21,6 %
25,8 %
24,8 %
26,5 %
27,5 %
30,7 %
29,4 %
34,6 %
32,6 %
30,1 %
27,1 %
28,1 %
25,8 %
Auch bei der
Zwei-PunkteRegel gab es
Schwankungen bei der
Anzahl der
Remis.
Einführung
der 3-Punkte-Regel
35,3 %
22,9 %
27,8 %
28,4 %
28,4 %
22,6 %
22,2 %
25,2 %
23,5 %
21,2 %
31,4 %
25,8 %
25,5 %
24,2 %
„Siege stärker zu belohnen,
ist der richtige Ansatz.“
TRAINER MICHAEL FRONTZECK
26,0 %
Für den höheren Durschnitt
ist primär
das erste
Jahr nach der
Einführung
verantwortlich.
Diese 35,3 Prozent 1995/96 sind übrigens der Höchstwert aus der gesamten Bundesliga-Historie seit 1963. Der
Tiefstwert: 19,6 Prozent (1977/78)
weise nicht anpassen mochte. Tony
Woodcock (einst Köln), der vor und
nach der Einführung der DreierRegel in England spielte, kann sich
an keinen Unterschied erinnern:
„Entscheidend sind immer Einstellung und Spielverlauf.“
Nun ist es aber nicht so, dass
diese Drei-Punkte-Regel keine Folgen gezeitigt hätte. Erfreuliche für
manche Klubs, gar dramatische für
andere: Die Tränen von Brehme im
Arm von Völler hätte es nie gegeben, denn 1996 wäre St. Pauli und
nicht Kaiserslautern abgestiegen.
Ebenso wenig 1998 die Weltmeister Buchwald und Häßler mit dem
KSC. Wolfsburg hätte es erwischt.
Der Übersteiger von Frankfurts
Fjörtoft wäre für die Katz’ gewesen – Nürnberg hätte 1999 über
den Klassenerhalt gejubelt. 2000
kickerinfografik
95/96
96/97
97/98
98/99
99/00
00/01
01/02
02/03
03/04
04/05
05/06
06/07
07/08
08/09
um nicht zu verlieren, kann ich aber
nicht bestätigen.“ Nachvollziehbar
ist auch, dass Remis wie gegen
Schalke, Leverkusen oder Stuttgart
erst mal positiv für den Außenseiter
Arminia waren. Frontzeck: „Auch
wenn wir die Leidtragenden waren:
Einen Sieg im Verhältnis stärker zu
belohnen als ein Unentschieden,
das ist der richtige Ansatz.“ Auch
Professor Strauß meint: „Wir halten die Regel zwar für wirkungslos,
aber schädlich ist sie auch nicht.“
In der Tat. Winni Schäfer hingegen
kommt zu dem Schluss, dass er die
Drei-Punkte-Regel nicht vermissen würde. Denn: „Sie hat letztlich
nichts gebracht. Spitzenteams wie
Bayern spielten schon vorher auf
Sieg und behielten das bei.“
Was tun?, sprach Zeus. Zwei
Überlegungen könnten auch im
Fußball Einzug halten. So wäre eine
Möglichkeit, Offensive und Risikobereitschaft zu fördern, indem man
– wie im Eishockey, Basketball oder
Volleyball – gar kein Remis zulässt
(Elfmeterschießen). Auch nicht
uninteressant war der Ansatz, der
Ende der 80er Jahre abgeschmettert wurde. Zwar würden nach dieser Idee die Unentschieden nicht
abgeschafft, doch sollte es für den
Sieger der direkten Vergleiche aus
Hin- und Rückrunde jeweils einen
Zähler mehr geben. Vielleicht wäre
das ja doch der springende Punkt.
THOMAS BÖKER
1Hollywood-Atmosphäre im
Kölner Rhein-Energie-Stadion.
Dort drehte der Pay-TV-Sender
Sky von Donnerstag bis Sonntag
seinen Bundesliga-Spot namens
„Silence“ unter Mitwirkung zahlreicher Bundesligaakteure wie
Timo Hildbrand, Gerald Asamoah,
Vedad Ibisevic, Piotr Trochowski,
Thomas Hitzlsperger, Sebastian
Prödl, Andreas Ibertsberger,
Sebastian Kehl, des neuen HSVTrainers Bruno Labbadia und des
Bundesligaschiedsrichters Felix
Brych.
Für Timo Hildebrand endete
ein außergewöhnlicher Arbeitstag in der Nacht zum Freitag um
3.15 Uhr. Bis dahin hechtete der
Hoffenheimer Keeper nach Bällen, filmte sich selbst als Hauptdarsteller mit einer am Handgelenk befestigten Kamera. Sky, wie
der Pay-TV-Sender Premiere am
4. Juli offiziell umbenannt wird,
geht mit einer gigantischen
Kampagne in die Offensive, will
etwa 90 Millionen Euro in Werbemaßnahmen investieren, um
den – nicht kostendeckenden
– (Premiere-) Kundenstamm von
momentan 2,4 Millionen Abonnenten zu erhöhen. 300 000 neue
Kunden sollen 2009 und 2010
jeweils hinzukommen. Mark Williams, der neue Vorstandschef des
Unternehmens, träumt sogar von
bis zu 7,4 Millionen Kunden.
Ein kühnes Vorhaben. Williams
begründet seinen Optimismus
mit den Ergebnissen, die er als
Chef von Sky Italia erzielt hat,
wo er in den vergangenen Jahren
Abos an jeden fünften Haushalt
verkauft habe. „Ich sehe keinen
Grund, warum das in Deutschland
nicht machbar wäre“, sagte der
Australier bei einer Präsentation
in München.
Bei diesem Anlass teilte der Sender mit, dass er ab der neuen Saison
auch die Übertragungsrechte für
alle Spiele der neuen Europa League
(bisher UEFA-Cup) erworben habe.
Sky wird alle Spiele der deutschen
Teilnehmer in diesem Wettbewerb
live übertragen und in der Gruppenphase auch die anderen Spiele
der jeweiligen Gruppengegner der
Bundesligavertreter live und in der
Konferenz zeigen. Die Spiele in der
Europa League sollen ausschließlich am Donnerstag (19 Uhr und
21.05 Uhr) angepfiffen werden.
Damit deckt Sky den gesamten
Spitzenfußball mit der Übertragung
aller Spiele in der Bundesliga und
der 2. Liga, im DFB-Pokal, in der
Champions League, in der Europa
League und bei der WM 2010 live
und in der Konferenz ab. Carsten Schmidt, Vorstand Sport des
Unternehmens, spricht von einer
„Sieben-Tage-Fußballwoche“.
Für neue Kunden und für jene
Kunden, die auslaufende Verträge
verlängern, steigen die Preise.
Waren die Spiele der Bundesliga
und der 2. Liga bisher für 19,99 Euro
pro Monat zu sehen, so beträgt der
Einstiegspreis für diese 612 Spiele
künftig 32,90 Euro pro Monat.
Weitere Fußball- und Sportereignisse (zum Beispiel Formel 1)
können dazugebucht werden. Das
komplette Angebot mit mehr als
200 Sendern kostet 54,90 Euro.
RAINER FRANZKE
Foto: Premiere
Saison Untentschieden
81/82
82/83
83/84
84/85
85/86
86/87
87/88
88/89
89/90
90/91
91/92
92/93
93/94
94/95
Hollywood-Atmosphäre mit
Hauptdarsteller Hildebrand
(Stichwort Unterhaching) und
2001 (Stichwort Andersson) hieß
der Meister FC Bayern. Doch wenn
Siege nur mit zwei Punkten bewertet worden wären, hätten Leverkusen und Schalke die Schale geholt.
Auch 2008/09 waren die Teams
mit den meisten Unentschieden
die Leidtragenden: Dortmund
(14) verpasste Rang fünf, Bielefeld
(16) stieg ab. Nach dem 33. Spieltag wurde dort Michael Frontzeck
(mittlerweile Gladbach) entlassen.
Er weiß: „Dass wir zu oft unentschieden gespielt haben, ist keine
Frage. Die Theorie, dass man wegen
des medialen Drucks oder aus anderen Gründen in ein Spiel geht, nur
BL: Mehr Remis als vor 1995
37
Werbespots für den Pay-TV-Sender Sky, da filmte sich Timo Hildebrand
im Kölner Rhein-Energie-Stadion in der Nacht zum Freitag selbst.
38
JUGENDFUSSBALL
kicker, 22. Juni 2009
A-JUNIOREN: Mainz und Dortmund im Finale
NACHRICHTEN
Mario Götze macht alles klar
Hertha im Jahn-Sportpark
Bundesliga-Terminplan am 2.Juli
Hertha BSC wird sein Heimspiel in
der Play-off-Runde der Europa League (20. und 27. August) im 20 000
Zuschauer fassenden Berliner JahnSportpark im Stadtteil Prenzlauer
Berg austragen. Das Olympiastadion steht wegen der Leichtathletik-WM nicht zur Verfügung. Ein
Umzug ins Leipziger Zentralstadion
ist damit vom Tisch.
Die Deutsche Fußball-Liga wird am
2. Juli in Frankfurt den Terminplan
für die Bundesliga und die 2. Liga
präsentieren. Beide Spielklassen
beginnen am 7. August.
1Der U-19-Mannschaft von Borussia Dortmund ist die Revanche für
die 7:8-Niederlage nach Elfmeterschießen im DFB-Pokal-Endspiel
gegen den SC Freiburg vor drei
Wochen gelungen. Mit einem 3:1
im Halbfinal-Rückspiel in Freiburg
zog der BVB ins Endspiel um die
Deutsche Meisterschaft ein. David
Blacha, der für die polnische U 19
und ab kommender Saison für
Zweitligist Ahlen spielt, hatte den
BVB auf die Siegerstraße gebracht.
Marco Stiepermann und Supertalent Mario Götze – er wurde vor fünf
Wochen U-17-Europameister und
vor drei Wochen gerade mal 17 Jahre
jung – machten alles klar.
nic
1Torjäger Andre Schürrle und
Innenverteidiger Jan Kirchhoff,
die beiden U-19-Nationalspieler
des FSV, waren die herausragenden Spieler beim 3:0 des Mainzer
Nachwuchses in Bremen. Nach der
unglücklichen 0:1-Heimniederlage
im Hinspiel präsentierten sich die
05er, die erstmals ein Finale um die
Deutsche Meisterschaft im Juniorenbereich erreichten, als die klar
stärkere Mannschaft. Zwar waren
die Spielanteile ausgeglichen, doch
spielten die Mainzer viel zwingender als die harmlosen Hanseaten.
„Wir haben nicht abgerufen, was
wir können“, sagte Werder-Trainer
Mirko Votava.
sef
Freiburg: Baumann – Sorg, Endres, Klein,
Lais (85. Höhn) – Schmid, Sautner, Höfler,
Ginter – Vogler (56. Zangl), Bektasi (46. Bickel) – Trainer: Streich
Dortmund: Focher – Hornschuh, Sobiech,
Koch (74. Evers), Fabian Götze (88. Hermes) – Mario Götze (88. Ferati), Arslan,
Treude (46. Ekici), Blacha – Ginczek, Stiepermann – Trainer: Hyballa
Tore: 0:1 Blacha (20.), 0:2 Stiepermann
(40.), 0:3 Mario Götze (54.), 1:3 Höfler
(65.) – Zuschauer: 3700 – SR: Rafati
(Hannover) – Gelb-Rot: Höfler (84.)
Bremen: Wiedwald – Krisch, Streater, Sonnenberger, Kmiec – Ayik, Zengin (84. Ordenewitz), Fazlic (64. Matsoukas), Tönnies
(57. Bulang) – Albry (46. Becker), Testroet
– Trainer: Votava
Mainz: Tekin – Schneider, Kirchhoff, Fliess
(74. Oestereich), Rudolf – Ludwig, Velemir (57. Sauter), Fring, Gopko (60. Wilk)
– Sliskovic (62. Mertinitz), Schürrle – Trainer: Tuchel
Tore: 0:1 Ludwig (36.), 0:2 Schürrle (71.),
0:3 Schürrle (90.) – Zuschauer: 2050
– SR: Michael Kempter (Sauldorf)
B-Junioren: Endspiel wird ein Südgipfel
1Das Finale um die Deutsche
Meisterschaft bei den B-Junioren
ist ein Südgipfel: Bayern München
gegen Stuttgart lautet das Finale am
Samstag im Sportpark Aschheim.
Mit Manuel Janzer vom VfB ist dann
nur einer aus der Nationalmannschaft dabei, die vor fünf Wochen
U-17-Europameister wurde.
Stuttgarts Trainer Marc Kienle
ließ in Mönchengladbach auch nach
dem 2:1-Vorsprung aus dem Hinspiel weiterstürmen. Erst verschoss
Pascal Breier einen Elfmeter, doch
dann traf Alexander Riemann (37.).
Amin Younes gelang postwendend
der Ausgleich für die Borussia.
Angetrieben von 3800 Zuschauern im Borussia-Park drückten die
Hausherren nach der Pause, fanden
jedoch keine Lücke mehr – auch
nicht nach der Gelb-Roten-Karte
gegen Riemann wegen Meckerns.
Der FC Bayern war nach dem
3:0-Hinspielerfolg in Wolfsburg
nicht ernstlich in Gefahr zu bringen.
Vor 632 Zuschauern kassierte das
Team von Trainer Stephan Beckenbauer nur einen Gegentreffer durch
VfL-Kapitän Leon Henze.
nic
TeBe sucht Sponsor per Los
Ex-Bundesligist Tennis Borussia
Berlin sucht einen neuen Trikotsponsor – per Los. Der Aufsteiger
in die Regionalliga Nord, der auch
in der ersten Hauptrunde im DFBPokal am Ball ist, verlangt 500 Euro
pro Los, wobei jeder Teilnehmer
mehrere Lose kaufen darf, um die
Gewinnchancen zu erhöhen. Die
Ziehung der Gewinner findet am
27. Juli unter notarieller Aufsicht
statt.
Stevens will mit Leipzig kooperieren
Nach der Übernahme durch „Red
Bull“ soll der RB Leipzig (siehe
Seite 68) auch als Ausbildungsverein des österreichischen Meisters
RB Salzburg fungieren, der ebenfalls
dem Getränke-Produzenten gehört.
„Aus unserer Jugend-Akademie
gibt es viele gute Jungs, die sich in
Leipzig bewähren könnten“, sagte
Trainer Huub Stevens der Leipziger
Volkszeitung.
Frauen: Freiburg holt fünf Neue
Frauen-Bundesligist Bad Neuenahr
hat Julia Debitzki, Claudia Götte,
Ramona Petzelberger und Sarah
Schröder von Zweitligist Wattenscheid verpflichtet. Alle vier unterschrieben Verträge bis 2011. Der
SC Freiburg meldet gleich fünf
Zugänge: die Junioren-Nationalspielerinnen Annika Eberhard und
Romina Kuffner (beide von Bundesliga-Absteiger TSV Crailsheim),
sowie Tatjana Hummel, Anja Maike
Hegenauer (beide VfL Munderkingen) und Selina Nowack (VfL Sindelfingen).
Linda Bresonik bleibt in Duisburg
Weltmeisterin Linda Bresonik (Foto)
hat ihren Vertrag beim UEFA-CupSieger FCR Duisburg bis 2012 verlängert. Die 25 Jahre
alte Mittelfeldspielerin spielte bereits
zwischen 2000 und
2005 für den FCR,
ehe sie für drei Jahre
nach Essen wechselte. Seit der vergangenen Saison trägt sie wieder
das Duisburger Trikot.
Vierter Förderer der Frauen-WM
Rewe ist der vierte nationale Förderer der Frauenfußball-WM 2011 in
Deutschland. Neben der Handelskette zählen bislang die Deutsche
Telekom, die Commerzbank und
die Allianz zum Kreis der Unterstützer. Das WM-Organisationskomitee
kann insgesamt sechs deutsche
Unternehmen als Premium-Partner
einbinden.
WM-Spielorte erhalten Logos
Die neun deutschen Städte, in
denen 2011 Spiele der Frauenfußball-WM ausgetragen werden,
haben eigene Spielortlogos erhalten, die in Bochum offiziell präsentiert wurden. Jedes der neun
Logos schlägt einen Bogen vom
jeweiligen Spielort zum Turnier.
So ist auf dem Bochumer Logo
beispielsweise der Förderturm des
Bergbaumuseums zu sehen. Weitere
WM-Spielorte sind Augsburg, Berlin, Dresden, Frankfurt, Leverkusen,
Mönchengladbach, Sinsheim und
Wolfsburg.
TESTSPIELE
Dienstag, 18.15 Uhr:
VfL Wolfsburg spielt beim Blitzturnier in
Bredstedt (Nordfriesland), die Gegner sind
TSV Bredstedt und TC Sylt
FUSSBALL LIVE
Deutsche Meisterschaften: Die Halbfinals
Das komplette Sportprogramm finden Sie unter www.kicker.de/tv
A-Junioren
B-Junioren
Halbfinale
SC Freiburg – Borussia Dortmund 1:3 (2:3)
Werder Bremen – FSV Mainz 05 0:3 (1:0)
Halbfinale
VfL Wolfsburg – Bayern München 1:0 (0:3)
Bor. M‘gladbach – VfB Stuttgart 1:1 (1:2)
(in Klammern Hinspielergebnisse)
(in Klammern Hinspielergebnisse)
Finale
FSV Mainz 05 – Borussia Dortmund
(Sonntag, 28. Juni, 11 Uhr)
Finale
Bayern München – VfB Stuttgart
(Samstag, 27. Juni, 14 Uhr)
MONTAG
20.45 Uhr ZDF: Deutschland – England (U-21-EM, Gruppenspiel)
20.45 Uhr DSF: Finnland – Spanien (U-21-EM, Gruppenspiel)
DIENSTAG
20.45 Uhr DSF: Serbien – Schweden (U-21-EM, Gruppenspiel)
MITTWOCH
20.30 Uhr DSF: Spanien – Zweiter Gruppe B (Confederations Cup, Halbfinale)
U 21
39
Foto: GES/Gilliar
kicker, 22. Juni 2009
Drei sind einer zuviel? Matthias Sammer, Theo Zwanziger und Oliver Bierhoff (von links) haben in diesen Tagen eine Menge Redebedarf.
Was Sammer wirklich will
Nach dem Eingreifen von DFB-Präsident Theo Zwanziger ist der KOMPETENZSTREIT im Verband zwischen
Sportdirektor Matthias Sammer und Manager Oliver Bierhoff beigelegt. Doch für wie lange?
m heutigen Montag werden
dann auch DFB-Präsident
Dr. Theo Zwanziger und Generalsekretär Wolfgang Niersbach in
Schweden erwartet, um dem letzten
EM-Gruppenspiel der U 21 gegen
England beizuwohnen. Vor allem
aber wird es der Verbandsspitze
darum gehen, vor Ort mit Matthias
Sammer die Ereignisse der vergangenen Tage aufzuarbeiten.
Der Sportdirektor hatte in einem
(von Niersbach vorab eingesehenen)
Interview mit der FAZ seinen auch
beim DFB längst bekannten Standpunkt untermauert, die „gedankliche und personelle“ Trennung
bei den Verantwortlichkeiten für
die Spieler – gerade an der Schnittstelle U 21 im Übergangsbereich zur
A-Nationalmannschaft – zu beenden. Seit den Tagen der Installierung von Jürgen Klinsmann als
Bundestrainer und Oliver Bierhoff
als Manager der Nationalelf sowie
der späteren Ernennung Sammers
zum Sportdirektor – gegen den Willen dieses Gespanns – sind die sich
teils überschneidenden Zuständigkeiten nicht eindeutig geregelt.
Sammers unmittelbar vor dem
EM-Start erneut formulierten
Ansprüche zogen nun allerdings
abwegige Interpretationen nach
A
sich, der Sportdirektor strebe
persönlich das Amt des Bundestrainers an. Intern wird beim DFB
gemutmaßt, dass diese Version aus
Bierhoffs Umfeld, zu dem auch
Medienberater Christian Frommert
zählt, gestreut wurde. In diesem
Gemengelage sah sich Zwanziger
genötigt, Löw in der schwierigen
Phase der EM-Qualifikation zu
stützen und Sammer zu bremsen.
Sprach von einer dem Bundes-
die ebenso oft genannte inhaltliche
Intension richtig deutet, kommt zu
dem Schluss: Der Sportdirektor ist
davon überzeugt, diese Position
nur dann optimal ausüben zu
können, wenn er für den gesamten
sportlichen Bereich zuständig ist.
Vom A-Team über die U 21 bis zur
U 15. Eben ohne gedankliche und
personelle Trennung. Ein starker
Sportdirektor neben einem ebenso
starken Bundestrainer. Vergleich-
„Sammer hat enorm viel für die Außen- und Innenwirkung des
DR. THEO ZWANZIGER
deutschen Nachwuchsfußballs geleistet.“
trainer „dienenden Funktion“ des
Sportdirektors, und dass Löw im
Zweifelsfall das letzte Wort habe.
Sammer ruderte zurück, zeigte Verständnis für das präsidiale Machtwort und gestand via SZ: „Vielleicht
habe ich ein bisschen unterschätzt,
dass diese inhaltlichen Aussagen
personenbezogen diskutiert und
falsch interpretiert werden.“
Es ist allerdings auszuschließen,
dass Sammer seine Bemühungen
um klare Verantwortlichkeiten nun
zurückfährt. Wer seine ständigen
Rufe nach mehr Befugnissen und
bar mit der Aufgabenteilung eines
Sportdirektors und Cheftrainers bei
einem Bundesligaklub. Sammer
strebt eine über die Erfordernisse
des Tagesgeschäfts hinausgehenden Rolle an, die es nachrückenden
Talenten ermöglicht, sich optimal
zu entwickeln. Er wird nicht müde,
auf Defizite im Übergangsbereich
vom Junioren- zum Seniorenfußball
zu verweisen. Auf Beispiele wie Toni
Kroos, die zuweilen vom geraden
Weg ihrer Ausbildung abkommen.
In den U-Teams hat Sammer vorgegeben, dass Spieler nur vorzeitig ins
nächsthöhere Team befördert werden, „wenn sie da auch spielen“.
Sammer will die Position des
Sportdirektors stärken, für seinen
Dauerkontrahenten Oliver Bierhoff
ist im sportlichen Bereich da kein
Platz. Man muss davon ausgehen,
dass Sammer dies in den zur Verlängerung anstehenden Verträgen Bierhoffs und Löws eindeutig geregelt
sehen will. Sein Vertrag läuft bereits
bis 2013. Und Sammers Position im
DFB-Präsidium ist eine starke.
Dies untermauerte Dr. Zwanziger
gegenüber dem kicker am Sonntag:
„Ich schätze Matthias Sammer ganz
außergewöhnlich, und er muss sich
keine Gedanken machen, wenn ich
nun einmal die Keule gebraucht
habe. Er hat enorm viel für die
Außen- und Innenwirkung des deutschen Nachwuchsfußballs geleistet.
Aber die Fans müssen spüren, dass
beim DFB alle an einem Strang
ziehen. Der Bundestrainer muss
den Kopf frei haben für die WMQualifikation. Oliver Bierhoff muss
seine Manageraufgabe so erfüllen,
dass für die sportliche Seite alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche
Arbeit geschaffen sind.“
Damit ist die Situation erst mal
beruhigt – fragt sich nur, für wie
lange?
MICHAEL PFEIFER
40
U 21
Deutschland – Finnland
2:0
Neuer (3)
(0:0)
.
Trainer: Hrubesch
FC Schalke 04
Beck (3,5)
Boateng (2)
Höwedes (1,5)
Schmelzer (3,5)
1899 Hoffenheim
Hamburger SV
FC Schalke 04
Borussia Dortmund
Khedira (3,5)
Aogo (4)
VfB Stuttgart
Hamburger SV
Castro (4)
Marin (5)
Bayer Leverkusen
Bor. M’gladbach
Dejagah (3,5)
Özil (3)
VfL Wolfsburg
Werder Bremen
Sadik (3)
U 21: Remis langt fürs Weiterkommen – Gladbacher w
Hrubesch reagiert
Marin muss auf di
Arminia Bielefeld
Vasara (4,5)
Hämäläinen (4)
P. Hetemaj (2,5)
Honka Espoo
Turku PS
AEK Athen
AU S G Ö T E B O R G B E R I C H T E T
MICHAEL PFEIFER
D
Sparv (4)
M. Hetemaj (4)
Halmstads BK
Thrasivoulos
Raitala (3)
Turunen (4)
Portin (4)
Aho (4)
HJK Helsinki
Honka Espoo
FF Jaro
Inter Turku
Jaakkola (3,5)
Trainer: Kanerva
Colligiana Calcio
Eingewechselt: 46. Ebert (Hertha BSC/2,5) für Aogo, 58. Ben-Hatira (MSV Duisburg/3) für Marin, 84. Wagner (MSV Duisburg/–) für Özil – 64. Pukki (FC Sevilla/–)
für Vasara, 75. Otaru (Honka Espoo/–) für Hämäläinen, 81. Kokko (Honka Espoo/–)
für M. Hetemaj – Reservebank: Fromlowitz (Hannover 96), Sippel (1. FC Kaiserslautern/beide Tor), Hummels (Borussia Dortmund), Johnson (TSV München 1860),
Schwaab (SC Freiburg), Adlung (VfL Wolfsburg), Ede (MSV Duisburg), Grote (VfL Bochum) – Lehtovaara (Turku PS), Masalin (Ham-Kam/beide Tor), Äijälä (Anjalankoski),
Jalasto (Aalesunds FK), Kärkkäinen (HJK Helsinki), Toivio (Telstar Ijmuiden), Viljanen
(Haka Valkeakoski), Hakola (Heracles Almelo), Parikka (HJK Helsinki)
Tore: 1:0 Höwedes (59., Kopfball, Vorarbeit Özil), 2:0 Dejagah (61., Rechtsschuss,
Özil) – Chancen: 5:2 – Ecken: 6:4
SR: Rasmussen (Dänemark – Assistenten: Mutli/Estland, de Bruyn/Belgien – Vierter
Offizieller: Stalhammar/Schweden), Note 4, keine entscheidenden Fehler, hätte aber
Marin statt Gelb auch Rot zeigen können (42.), zuweilen allerdings zu kleinlich. –
Zuschauer: 5500 (in Halmstad) – Gelbe Karten: Marin, Özil, Ebert, Schmelzer –
Kokko – Spielnote: 4, eine Halbzeit Schlafwagenfußball der deutschen Mannschaft,
die diesen Eindruck in der zweiten Halbzeit nur mit wenigen Szenen widerlegen
konnte.
Spieler des Spiels: Benedikt Höwedes
VO N M I C H A E L P F E I F E R
Das nur auf einer Position (Schmelzer für den verletzten Boenisch)
veränderte DFB-Team war eine
Halbzeit lang im Vergleich zum Spanienspiel nicht wiederzuerkennen.
Ohne Tempo, Druck und Präzision
im Passspiel, ohne läuferische
Bereitschaft waren die Finnen
nicht annähernd in Verlegenheit zu bringen. Immerhin ließ
Deutschland hinten nichts zu. Erst
mit Ebert kam neuer Schwung,
prompt bekam Finnland Probleme. Dennoch bezeichnend:
Das bahnbrechende Führungstor
fiel nach einem Standard.
MARCEL SCHMELZER: Links hinten gesetzt
Der Weg führt weg von Dortmund
1So schnell kann’s gehen: Mit
nur einem Einsatz in der U 21 war
Marcel Schmelzer nach Schweden
gereist, jetzt hat er schon doppelt
so viele EM-Spiele gemacht. Und
heute kommt gegen England gleich
das dritte dazu. „Mir tut es natürlich
leid, dass sich Sebastian Boenisch
verletzt hat“, versichert Schmelzer,
„aber jetzt bin ich eben in der Mannschaft und versuche, das Beste zu
geben, damit es für den Titel reicht.“
In der Tat hat sich der Dortmunder Linksverteidiger nahtlos in die
Abwehr eingefügt und auch seinen
Anteil daran, dass hinten die Null
noch steht. Für den 21-Jährigen
bietet sich verstärkt die Chance, auf
sich aufmerksam zu machen, denn
die Situation beim BVB scheint für
ihn derzeit festgefahren.
Auf seiner Position ist Dede
gesetzt. Wenn, kommt Schmelzer
in der 2. Mannschaft zum Einsatz.
Die ist zwar in die 3. Liga aufgestiegen, „aber das ist nicht das Niveau,
auf dem ich mich beweisen kann“.
Schmelzer, noch bis 2010 unter
Vertrag, wartet auf ein Signal von
Sportdirektor Michael Zorc. „Ich
muss zum Spielen kommen“, weiß
Schmelzer, der sich vorstellen
könnte, vorzeitig zu verlängern,
um sich dann ausleihen zu lassen.
Er muss wohl weg vom BVB, um
irgendwann richtig anzukommen.
as Gerangel um die Zuständigkeiten rund um die U 21 (siehe S.
39) „betrifft uns nicht, wir machen
unser Ding“, versichert Trainer
Horst Hrubesch. Basta. Allerdings
scheint das Gerangel zwischen
Gladbach und Bremen (siehe S.28)
TV
Live im ZDF,
Montag ab 20.15 Uhr
Marko Marin nicht völlig kaltzulassen. „Es ist nicht einfach, das
auszublenden“, gesteht der A-Nationalspieler, der bei dieser EM noch
nicht überzeugen konnte. „Natürlich bin ich mit meiner Leistung
nicht zufrieden, aber ich versuche
weiter, mich nur auf die EM zu konzentrieren.“ Was nicht leichtfällt,
denn über „Freunde und das Internet“ kriegt Marin das Tauziehen um
seinen Transfer permanent mit.
Im heutigen entscheidenden
Gruppenspiel gegen England sitzt
der Dribbler auf der Bank, Hrubesch beorderte im Training Änis
Ben-Hatira auf Marins Position
auf der linken Seite. „Marko, das
ist gefährlich, ich bin nicht deine
Freundin“, hatte Hrubesch den
20-Jährigen schon am Abend nach
dem Finnlandspiel ausgekontert,
als ihm Marin beim Essen lockerflockig zuzwinkerte. Offensichtlich
will Hrubesch nun Marins volle
Konzentration auf die Aufgaben in
Schweden herauskitzeln. „Ich würde
mich natürlich aufstellen“, flachste
Marin am Tag vor dem Spiel, „aber
wenn es anders kommt, wird sich
der Trainer dabei was denken. Wenn
es so kommen sollte, versuche ich,
nach einer Einwechslung Gas zu
geben.“
In keinem Fall werde die Mannschaft gegen die bereits fürs Halbfinale qualifizierten Engländer auf
den ausreichenden Punkt taktieren, versichern alle Beteiligten.
„Ich kann versprechen, dass wir
vollen Einsatz liefern werden, um
dieses Spiel und auch die Gruppe
zu gewinnen“, sagt stellvertretend
Kapitän Sami Khedira, „das ist auch
fürs Selbstvertrauen sehr wichtig.
Wir erwarten eine starke englische
Mannschaft, aber wenn wir unsere
Qualitäten auf den Platz bringen,
bin ich überzeugt, dass wir England
schlagen.“
Auch für Hrubesch ist die
Marschroute klar: „Wir wollen jedes
Spiel gewinnen.“ Zudem sieht der
Trainer seine Mannen nun in einem
guten Rhythmus und erwartet, dass
nach den bisher gezeigten Schwankungen in jedem Spiel „wir jetzt mal
zwei gute Halbzeiten hinlegen“.
Eigentlich hatte sich im Mittelfeld eine zweite personelle
Änderung abgezeichnet. Neben
Khedira war Berlins Patrick Ebert
anstelle von Dennis Aogo vorgesehen. Doch im Training am Sonntag
bekam Ebert einen schmerzhaften Schlag auf den Beckenkamm,
der einen Einsatz von Beginn an
wohl zu riskant erscheinen lässt,
Die U 21 kommt weiter . . .
. . . bei einem Sieg gegen England als
Gruppensieger;
. . . bei einem Unentschieden gegen England als Gruppenzweiter;
. . . bei einer Niederlage gegen England
als Gruppenzweiter, wenn Spanien nicht
gegen Finnland gewinnt.
Sollte Deutschland gegen England verlieren und Spanien gegen Finnland gewinnen, kommen beide auf vier Punkte. Da
der direkte Vergleich 0:0 endete, würde
die Tordifferenz aus allen Gruppenspielen zählen. Sollte auch die gleich sein,
entscheidet zunächst die Anzahl der erzielten Tore in den drei Gruppenspielen.
Ist auch diese gleich, wird der Koeffizient der Qualifikationsspiele für die zwei
Endrunden 2007 und 2009 (nur Gruppenspiele) hinzugezogen. Da liegt Spanien mit zehn Siegen aus zehn Spielen
(Koeffizient 3,0) klar vorn. Die deutsche
U 21 holte aus ihren zehn Spielen nur
23 Punkte (Koeffizient 2,3).
41
kicker, 22. Juni 2009
wirkt unkonzentriert
t:
ie Bank
demnach wird erneut Aogo beginnen.
Unterdessen haben sich vorübergehende Rückenprobleme bei
Jerome Boateng als nicht so schwerwiegend herausgestellt. Genauso
wie die Oberschenkelprellung des
Leverkuseners Gonzalo Castro.
Sebastian Boenisch, der im Auftaktspiel gegen die Spanier umgeknickt
war, macht Fortschritte, ein Einsatz
kommt aber zu früh.
Die voraussichtliche Aufstellung:
Neuer (Schalke) – Beck (Hoffenheim), Boateng (HSV), Höwedes
(Schalke), Schmelzer (Dortmund)
– Castro (Leverkusen), Khedira
(Stuttgart), Aogo (HSV), Ben-Hatira
(Duisburg) – Dejagah (Wolfsburg), Özil
(Bremen) – Anstoß: 20.45 Uhr
Foto: Getty Images/Pollex
Deutschland – England
Erwartet von seiner Mannschaft endlich mal ein gutes Spiel über 90 Minuten: U-21-Trainer Horst Hrubesch.
SPERRENGEFAHR: Sieben Spieler zittern
Gelbe Karten: Kritik an den Schiris
1Drei im ersten, gleich deren vier
im zweiten Spiel. Die stattliche
Anzahl Gelbe Karten, die das deutsche Team bereits gesammelt hat,
könnten sich zu einem ernsthaften
Problem entwickeln. Beck, Khedira,
Dejagah, Özil, Marin, Schmelzer
und Ebert – alle sind nach der
nächsten Verwarnung ein Spiel
gesperrt. Die U 21 läuft Gefahr, im
Halbfinale oder Endspiel gleich auf
mehrere Leistungsträger verzichten
zu müssen.
„Die Schiedsrichter haben mir
nicht unbedingt gefallen“, kritisierte Trainer Horst Hrubesch, „hier
werden die Karten ziemlich schnell
gezogen.“ Das ist aber nur eine Seite
der Medaille. Denn einige dieser
Aktionen waren schlicht überflüssig und vermeidbar (Dejagah, Özil,
Beck). Besonders die von Marko
Marin, der übermotiviert mit der
Sohle voran dem finnischen Torhüter entgegenrutschte. Der Gladbacher konnte von Glück sagen, nicht
gleich Rot zu sehen.
„Ich hoffe nicht, dass der eine
oder andere im Zweikampf zurück-
zieht, weil er eine mögliche Sperre
im Hinterkopf hat“, fürchtet Hrubesch. Das sieht auch Dennis Aogo
so: „Sich im Zweikampf zurückzuhalten wäre fahrlässig. Wir müssen
aggressiv spielen. Und wenn mal
einer ausfällt, kommt der Nächste
rein. Alle brennen auf ihren
Einsatz und zeigen tagtäglich im
Training, wie gut sie drauf sind.
Dafür haben wir doch diesen guten
Kader.“
?
WIR
WOLLEN’S
WISSEN
Wird die deutsche U 21
Europameister?
Spielplan der U-21-EM 2009 in Schweden
GRUPPE A
GRUPPE B
Dienstag, 16. Juni, Malmö:
Schweden – Weißrussland
5:1
Montag, 15. Juni, Halmstad:
England – Finnland
2:1
Dienstag, 16. Juni, Helsingborg:
Italien – Serbien
0:0
Montag, 15. Juni, Göteborg:
Spanien – DEUTSCHLAND
0:0
Freitag, 19. Juni, Helsingborg:
Schweden – Italien
1:2
Donnerstag, 18. Juni, Halmstad:
DEUTSCHLAND – Finnland
2:0
0:0
Donnerstag, 18. Juni, Göteborg:
Spanien – England
0:2
Freitag, 19. Juni, Malmö:
Weißrussland – Serbien
1. Italien
2. Schweden
2. Serbien
4. Weißrussland
2
2
2
2
2:1
6:3
0:0
1:5
4
3
2
1
1. England
2. DEUTSCHLAND
3. Spanien
4. Finnland
2
2
2
2
4:1
2:0
0:2
1:4
6
4
1
0
Dienstag, 23. Juni, Malmö (20.45):
Serbien – Schweden *
Montag, 22. Juni, Göteborg (20.45):
Finnland – Spanien
(live DSF)
Dienstag, 23. Juni, Helsingborg (20.45):
Weißrussland – Italien *
Montag, 22. Juni, Halmstad (20.45):
DEUTSCHLAND – England (live ZDF)
HALBFINALE
HALBFINALE
Ja
61,25 %
Freitag, 26. Juni, Göteborg (18.00):
Sieger Gruppe B – Zweiter Gruppe A
Freitag, 26. Juni, Helsingborg (20.45):
Sieger Gruppe A – Zweiter Gruppe B.
Nein
38,75 %
ENDSPIEL
*) = Die Entscheidung über die Live-Übertragung
fällt kurzfristig. – Sollte die deutsche Mannschaft
das Halbfinale erreichen, wird dieses (und eventuell das Endspiel) live vom ZDF übertragen.
1556 Teilnehmer
www.kicker.de
Montag, 29. Juni, Malmö (20.45):
Sieger der Halbfinals
42
CONFEDERATIONS CUP
kicker, 22. Juni 2009
JOHANNESBURG
1„Die FIFA und die WM können
Südafrika nicht in ein sicheres
Land verwandeln. Aber wir können
garantieren, dass die Spiele sicher
sind.“ Das sagte FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke vor dem Beginn
des Confed Cup im Hinblick auf
2010. Nun sorgen mehrere Vorfälle
dafür, dass das Thema Sicherheit
erneut in den Vordergrund rückt.
Aus den Hotelzimmern von einigen ägyptischen Nationalspielern
wurden am Donnerstag rund 2400
Dollar gestohlen. Verwirrung gibt
es nun über den Hergang. Ein klassischer Diebstahl, versichern die
Ägypter. Verschiedene südafrikanische Medien berichten – unter
Berufung auf Polizei- und Hotelquellen – von attraktiven jungen
Frauen, die mit Spielern gefeiert
hätten und in den Zimmern einund aus gegangen wären. Dieser
Version widerspricht wiederum der
ägyptische Fußballverband. FIFAKommunikationsdirektor Nicolas
Maingot versicherte noch einmal:
„Die Behörden werden alles in ihrer
Macht stehende tun, um die Sicherheit für den Confed Cup und die
WM zu gewährleisten.“
Mit 500 000 WM-Touristen rechnet der Gastgeber. Verheerend für
die Außendarstellung sind daher
weitere Zeitungsmeldungen aus
Johannesburg. Vier britische RugbyFans wurden mit vorgehaltenen
Gewehren ausgeraubt. Außerdem
nahmen die Täter den Mietwagen
mit. Dramatischer endete eine
Auto-Entführung, bei der eine Person ums Leben kam. Dexter Govender wurde mit drei weiteren Personen gekidnappt. Die Täter sperrten
das Quartett in den Kofferraum
und fuhren mit dem Auto ins 600
Kilometer entfernte Durban. Der
21-jährige Govender verstarb vermutlich an Flüssigkeitsmangel. Bei
einem dritten Vorfall wurde ein Arzt
in seiner Praxis erstochen, die Praxis in Brand gesteckt. FIFA-Berater
Horst R. Schmidt: „Die Kriminalität
wird ein Thema bleiben, aber es
wird von der Polizei auf vorbildliche
Weise ernst genommen. Ich sehe
kein Risiko bei der WM.“
Foto: pixathlon
Stadien sicher, Gefahr
lauert außerhalb
Farbenfroh und stimmgewaltig: Südafrikas Fans feiern den Einzug ihrer Mannschaft ins Halbfinale.
Geduld ist gefordert
Hervorragende Stimmung, aber auch einige Pannen prägen den Confed Cup
bisher ebenso wie Spaniens Weltrekord. Aus SÜDAFRIKA berichtet Jan Lustig.
erviererin Mariah tänzelt noch
fröhlicher als sonst durch die
kleine Kaffee-Bar in Johannesburg. Unter ihrer Arbeitskleidung
lugt das Trikot der Nationalmannschaft Südafrikas hervor. „Bafana
Bafana ist im Halbfinale! Yeeeah!“,
schreit sie zur Begrüßung und reißt
die Arme in die Luft. Andere Gäste
stimmen in den Jubel ein. Wohin
man schaut: Bafana Bafana („die
Jungs“) elektrisiert Südafrika. Der
pure Fußball-Hype.
Bei Südafrikas 2:0 über Neuseeland in Rustenburg verwandelt sich
das Stadion in einen Hexenkessel.
Die wild aufgemotzten Helme der
Anhänger hüpfen auf und ab. Es wird
gesungen, getanzt, Tausende blasen die Vuvuzela, bis das Mundteil
glüht. Ein ohrenbetäubender Lärm.
Warum Robinho und andere Spieler
das Tröten als störend empfinden,
gar ein Verbot fordern, kann keiner
nachvollziehen. Seit Tagen hallt ein
Sturm der Entrüstung durchs Land.
Im Radio laufen Umfragen, Anrufer
melden sich empört zu Wort, einer
schreit in den Hörer, man dürfe die
Vuvuzela „nie, nie, nie verbieten,
sie ist ein Stück unserer Kultur!“.
Wer diese Heißblütigkeit der Fans
erlebt, ihren Enthusiasmus für den
Fußball, der stellt fest: Es war an
der Zeit, die WM auf afrikanischen
Boden zu vergeben.
Den WM-Touristen 2010 erwarten hilfsbereite, fröhliche und
S
freundliche Südafrikaner. Für einen
entspannten Aufenthalt benötigt
er jedoch eins: Geduld. Und die im
Überfluss. Wenn das Shuttle zum
Stadion auch 50 Minuten nach dem
angegebenen Termin noch nicht
auftaucht, heißt es: weiter warten
– oder improvisieren und ein Taxi
rufen. In Südafrika ticken die Uhren
anders, man könnte sagen: langsa-
„Der Verkehr hier ist
manchmal schrecklich.“
LEBO, Taxifahrer aus Johannesburg
mer. Fahrer Lebo bemisst die Fahrtdauer von Johannesburg nach Rustenburg auf „unter zwei Stunden“.
Am Ende sind es über drei. Lebo
nimmt es locker: „Na ja, es wird
eben viel gebaut für die WM. Und
der Verkehr rund um Johannesburg
ist manchmal schrecklich.“ Die
Besucher im Ellis Park konnten sich
davon beim Spiel Ägyptens gegen
Italien ein Bild machen. Feierabendverkehr, Fußball und weiträumige
Absperrungen – 75 Minuten für fünf
Kilometer. Die Mutter aller Staus.
Stoßstange an Stoßstange, Autotür an Autotür, Hupen, vors Auto
springende Fußgänger. Stress. Doch
öffentliche Verkehrsmittel gehen als
Ausweichmöglichkeit nicht. Es fehlt
an Infrastruktur, bei weiten Reisen
wird der (ohnehin meist deutlich
verspätete) Zug als Transportmittel
aus Sicherheitsgründen nicht empfohlen. Kein Zweifel, es gibt noch
viel zu tun für die WM-Organisatoren. Obwohl beim Confed Cup am
Ende alles irgendwie klappt, kann
das Medienzentrum auch mal für
eine Stunde durch einen Stromausfall lahmgelegt werden, Telefonverbinden reißen mehrfach ab, Volunteers jagen die Besucher mangels
Kenntnissen einmal ums ganze Stadion oder das „Park&Ride“-System
versinkt im Chaos. Das passiert. Die
FIFA-Offiziellen müssen bisweilen
zähneknirschend hinnehmen, dass
ihr Perfektionismus mit der afrikanischen Mentalität nicht immer
kompatibel ist. Aber ganz ehrlich,
auch in Deutschland funktionierte
beim Confed Cup nicht alles reibungslos.
Transport und Sicherheit sind
zwei Kernprobleme. Mit Kriminalität werden die Touristen allerorts
konfrontiert. Zeitungen beschreiben gewalttätige Überfälle. In einigen Hotels bittet man die Gäste,
ihre Feuerwaffen an der Rezeption
abzugeben. Auf Straßen deklarieren
Schilder die nächsten Kilometer als
„hijacking area“ („Entführungsgebiet“). Armut, Gewalt und Verbrechen auf der einen, atemberaubende Schönheit des Landes und
eine enorme Gastfreundlichkeit auf
der anderen Seite. Südafrika: Ein
Land der Kontraste.
CONFEDERATIONS-CUP
kicker, 22. Juni 2009
43
Trotziger Südafrika-Trainer – „Rote Furie“ und die Rekordjagd der unglaublichen Dominanz
Stratege Xavi droht: „Wir siegen weiter!“
schreiben. Aber wir wollen mehr.
Den Champagner machen wir
noch nicht auf, der ist für nächste
Woche“, blickt Fernando Torres
bereits auf den Finaltag.
Individuelle Klasse, Organisation, Kreativität, Selbstvertrauen
und Nervenstärke der spanischen
Mannschaft – was unter Luis Aragones mit dem EM-Titel seine
vorläufige Krönung fand, setzt
Spanien unter Vicente del Bosque
nahtlos fort. 13 der 15 Siege fuhr
Spanien unter seiner Regie ein. Er
ist bereits der Rekordhalter aller
Nationaltrainer weltweit. Keinem
gelang eine ähnliche Siegesserie
nach dem Amtsantritt. Voller Stolz
auf das Team betonte del Bosque:
„Ich bin sehr zufrieden, weil wir
einmal mehr gezeigt haben, dass
wir eine großartige Mannschaft
sind, die an den Erfolg bei der EURO
2008 anknüpfen kann.“ Wie die
Marschrichtung aussieht, machte
der Erfolgstrainer vor Kurzem in
einem kicker-Interview deutlich:
„Der WM-Sieg“, so del Bosque, „ist
das Ziel.“
GRUPPE B
So., 14. Juni, Johannesburg:
Südafrika – Irak
0:0
Mo., 15. Juni, Mangaung/Bloemfontein:
Brasilien – Ägypten
4:3
So., 14. Juni, Rustenburg:
Neuseeland – Spanien
0:5
Mo., 15. Juni, Tshwane/Pretoria:
USA – Italien
1:3
Mi., 17. Juni, Mangaung/Bloemfontein:
Spanien – Irak
1:0
Do., 18. Juni, Tshwane/Pretoria:
USA – Brasilien
0:3
Mi., 17. Juni, Rustenburg:
Südafrika – Neuseeland
2:0
Do., 18. Juni, Johannesburg:
Ägypten – Italien
1:0
Sa., 20. Juni, Johannesburg:
Irak – Neuseeland
0:0
So.,21. Juni, Tshwane/Pretoria:
Italien – Brasilien
*
Sa., 20. Juni, Mangaung/Bloemfontein:
Spanien – Südafrika
2:0
So., 21. Juni, Rustenburg:
Ägypten – USA
*
1. Spanien
2. Südafrika
2. Irak
4. Neuseeland
1. Brasilien
2. Italien
3. Ägypten
4. USA
3
3
3
3
8:0
2:2
0:1
0:7
9
4
2
1
sagte der Ex-Dortmunder Steven
Pienaar zu dem Erwartungsdruck.
Trainer Joel Santana bleibt dennoch
umstritten. Ein Aus hätte ihn wohl
den Job gekostet, nun nutzte er den
Moment, um sich die kritischen
Medien zur Brust zu nehmen: „Vielleicht habt ihr gedacht, ich muss
jetzt gehen. Aber ich bleibe.“
Feuriger Jubel: 2:0 gegen Südafrika – die Rekordserie hält. Torschütze
Fernando Llorente (2. v. li.) und Sergio Busquets feiern euphorisch.
SPLITTER
Spielplan Confederations Cup 2009 in Südafrika
GRUPPE A
Davon kann der Gastgeber 2010
nur träumen. Obwohl Südafrika sich
mühsam durch den Confed Cup
schleppt, wird der Halbfinaleinzug
von Fans und Spielern gleichermaßen als „historischer Moment“
(Kapitän Aaron Mokoena) gefeiert.
„Wir haben unser Ziel erreicht.
Die Erleichterung ist riesengroß“,
Foto: Getty Images/Kevork Djansezian
1Ein Spiel, zwei Sieger – und mit
Joel Santana ein Trainer, der trotz
des 0:2 im Amt bleibt. Der gemeinsame Halbfinal-Einzug von Spanien
und Südafrika versetzt beide Nationen in einen Glücksrausch.
Der Confed Cup zeigt, dass Europameister Spanien aktuell das Maß
aller Dinge darstellt. In unglaublicher Dominanz setzen die Iberer
ihre Rekordjagd fort. Mit nun 15
Siegen in Folge ist Spanien alleiniger Weltrekordhalter vor Brasilien,
Frankreich und Australien (jeweils
14). Mit 35 ungeschlagenen Spielen
stellte die „Rote Furie“ zudem den
Weltrekord Brasiliens ein. „Es war
eine schwierige Aufgabe, diesen
Rekord aufzustellen. Wir sind sehr
stolz darauf“, sagte Xabi Alonso.
Und Mittelfeldstratege Xavi schob
eine Drohung an die Konkurrenz
gleich hinterher. „Wir wollen weitersiegen und Trophäen gewinnen.“
Die nächste soll schon am Sonntag mit nach Hause genommen
werden. Der Sieg beim Confed
Cup ist das erklärte Ziel, die Gegner
egal. „Es war wichtig, Geschichte zu
2
2
2
2
7:3
3:2
4:4
1:6
HALBFINALE
HALBFINALE
Mi., 24. Juni, Mangaung/Bloem. (20.30):
Spanien – Zweiter Gruppe B
Do., 25. Juni, Johannesburg (20.30):
Sieger Gruppe B – Südafrika
SPIEL UM DEN 3. PLATZ
ENDSPIEL
So., 28. Juni, Rustenburg (15.00):
Verlierer der Halbfinals
So., 28. Juni, Johannesburg (20.30):
Sieger der Halbfinals
*) = Bei Redaktionsschluss nicht beendet – Alle Anstoßzeiten in MESZ
6
3
3
0
WOLFSBURG: Es zeichnet sich ab,
dass erstmals ein Bundesligaklub
ein Trainingslager in Südafrika
durchführt. Kein Geringerer als
der Deutsche Meister VfL Wolfsburg soll im nächsten Winter
ans Kap kommen. Aus diesem
Grund reiste u. a. Klaus Fuchs,
Leiter der Sportkommunikation
von Volkswagen und früherer VfLGeschäftsführer, nach Südafrika.
Fuchs schaute sich Hotels, Trainingsplätze und Austragungsstätten für Testspiele an. Als Hauptstandort für den VfL kristallisiert
sich Port Elizabeth heraus, der
Heimstätte von VW in Südafrika.
In Johannesburg traf sich Fuchs
zudem mit der Führung des von
Volkswagen gesponserten Erstligisten Moroka Swallows. Die
Swallows dürften einer der Testspielgegner werden.
IRAK: Bye, bye, Bora. Die KurzMission von Bora Milutinovic
als irakischer Nationaltrainer ist
beendet. Der irakische Verband
möchte den 64-Jährigen gerne
halten, doch Milutinovic wird die
Offerte wohl ausschlagen. „Ich bin
Trainer. Ich setze mich zuhause
hin und warte, bis ein Angebot
kommt“, erklärte Milutinovic zu
seiner Zukunft.
BRASILIEN: Safari und Bingo. Damit
bereiteten sich die Brasilianer auf
das Duell gegen Italien vor. Während sich Inters Maicon traute,
den Löwen ein paar Fleischstücke
hinzuwerfen und von der „Erfüllung eines Lebenstraums“ sprach,
verbiss sich Gilberto Silva in eine
langatmige Bingo-Partie. Medienvertreter mussten bei der turnusmäßigen Presserunde knapp eine
Stunde auf die Samba-Stars warten
– weil erst noch der Sieger beim
Bingo gekürt werden musste.
NIEDERLANDE: Bondscoach Bert van
Marwijk nutzt den Confed Cup, um
sich über mögliche WM-Gegner
vor Ort zu informieren und letzte
Details bezüglich des Quartiers in
Johannesburg abzuklopfen. Der
frühere Trainer von Dortmund hat
mit der niederländischen Nationalmannschaft die Qualifikation schon
in der Tasche. Van Marwijk rechnet
fest mit der Teilnahme der deutschen Mannschaft, die noch um
das WM-Ticket zittern muss. Zum
kicker sagte er: „Ich bin überzeugt:
Jogi Löw wird das schon machen.“
44
INTERNATIONAL
kicker, 22. Juni 2009
ENGLAND: Auch Tevez verlässt ManUnited
Santa Cruz: Klappt’s
im dritten Anlauf?
allerdings war – wie bei Santa Cruz
– bis zum Redaktionsschluss dieser
Ausgabe noch nichts definitiv.
Fest steht aber, dass der Meister
sich plötzlich einem Neuaufbau
widmen muss, wie er zumindest
in diesem Ausmaß bis vor Kurzem
nicht zu erwarten war: Cristiano
Ronaldo ist weg, nun auch Tevez,
beim lange verletzten Owen Hargreaves wird abzuwarten sein, ob
er noch mal auf diesem Niveau
kicken kann. Hinzu kommt, dass
die nicht jünger werdenden Gary
Neville (34), Paul Scholes (34)
und Ryan Giggs (35) nicht mehr
als Vollzeitkräfte anzusehen sind.
Zu Cristiano Ronaldos Wechsel
zu Real Madrid äußerte sich nun
Arsenals Spanier Cesc Fabregas am
Rande des Confed Cups in Südafrika: „Für alle Spieler der Premier
League ist besser, dass er weg ist. Er
hatte wesentlichen Anteil an Manchesters Titeln. Nun wird es leichter
sein, gegen sie zu spielen.“
Wenn er da mal nicht die Rechnung ohne Alex Ferguson gemacht
hat. Denn bisher ist es dem schottischen Coach von ManUnited noch
immer gelungen, den Verlust seiner
Leistungsträger zu kompensieren.
Foto: imago/Sportimage
1Zweimal schon, im vergangenen
Sommer wie auch in der Winterpause, wollte Trainer Mark Hughes
seinen ehemaligen Schützling
Roque Santa Cruz aus Blackburn zu
seinem neuen Klub Manchester City
lotsen. Der Stürmer wäre seinem
früheren Coach auch jeweils gefolgt,
doch die Rovers ließen den ExBayern nicht ziehen. Es war weniger eine Frage des Geldes als des
Stellenwerts des Paraguayers, der
eine wichtige Stütze in Blackburns
Gerüst bildet. Nun aber, im dritten Anlauf, scheint es zu klappen.
18 Millionen Euro ist City bereit
zu zahlen, diesmal dürften die
Rovers zustimmen. Seitens des
Managements von Santa Cruz gab
es gestern, Sonntag, auf Anfrage
keine Stellungnahme zu diesem
Thema. Unlängst hatte Berater Jan
van Baal dem kicker gesagt: „Wir
kommentieren keine Gerüchte.“
Sollte Santa Cruz nun zu ManCity wechseln, trifft er dort sicher
auf Gareth Barry, der von Aston
Villa kommt. Und vielleicht auch
auf Carlos Tevez. Beim Argentinier
ist nun klar, dass er Manchester
United verlassen wird. Auch um
ihn bemüht sich Hughes’ Klub,
Auf dem Weg nach Manchester: Roque Santa Cruz will von Blackburn zu
City. Nun müssen nur noch die Rovers dem Transfer zustimmen.
Derzeit intensiviert er das Werben
um Lyons Stürmer Karim Benzema.
Und auch wenn der Sir sich der
Stärke von Cristiano Ronaldo und
Tevez bewusst ist, so verlässt er
nicht seine Linie: Den abwanderungswilligen Portugiesen wollte
er nicht um jeden Preis halten. Bei
Tevez wäre der Klub nun bereit
gewesen, das bisherige Zweijahres-Leihgeschäft in einen Fünfjahres-Vertrag umzuwandeln und
dafür auch 25 Millionen Euro zu
bezahlen. Doch der Deal scheiterte
an Tevez’ Willen, eine Stammplatzgarantie zu bekommen. So etwas
gibt es bei Ferguson nicht.
Diese Konsequenz geht Tevez ab:
Denn so verkündete er zwar, dass er
sicher nicht nach Liverpool gehen
werde, weil er um die Rivalität
zwischen Manchester United und
den „Reds“ wisse. Vielleicht steckt
ihm ja noch jemand, dass die „Red
Devils“ auch mit dem Ortsrivalen
Manchester City keine besonders
enge Freundschaft verbindet.
K . R A D N E D G E / T. B Ö K E R
FRANKREICH: Louis-Dreyfus feuert Präsident Diouf – Die Rückkehr von Bernès droht
1Am heutigen Montag soll Didier
Deschamps in Marseille seine
Arbeit aufnehmen, eine Woche vor
dem Trainingsauftakt. Ob der neue
Coach tatsächlich beginnt, ist aber
fraglich, denn wieder einmal geht
es beim Traditionsverein (neun
Meistertitel) drunter und drüber.
In der Ligue 1 gilt Marseille als
eine Welt für sich. Obwohl Olympique mit Platz zwei hinter Bordeaux eine positive Saison hinlegte,
geht es an der Canabière hoch her.
Zunächst gab Trainer Erik Gerets
bekannt, dass er seinen Vertrag nicht
verlängert. Und nun wurde auch
Präsident Pape Diouf vom Hauptaktionär Robert Louis-Dreyfus entlassen. Der ehemalige Fußball-Reporter und Spielervermittler begab sich
am vergangenen Mittwoch nach
Zürich, wo Louis-Dreyfus in einer
Klinik behandelt wird. Schon vor
Foto: pixathlon
Chaos in Marseille: Tritt Trainer Deschamps überhaupt an?
Didier Deschamps: „Ich stürze
mich nicht ins Abenteuer.“
dem Gespräch stand fest, dass
der Senegalese keine Zukunft hat.
Das Verhältnis zwischen Diouf
und Vincent Labrune, Aufsichtsratsvorsitzender und Vertrauter
Louis-Dreyfus’, hatte sich dermaßen
verschlechtert, dass eine Zusammenarbeit unmöglich war. Diouf
wird vorgeworfen, dass Marseille zu
viele Spieler (37) unter Vertrag hat.
Prompt wurde ein neuer Präsident
ernannt: Jean-Claude Dassier (67),
Informationsdirektor bei TF1 (größter TV-Privatsender) – unabhängig
davon, dass der Medienmann kein
Fußballexperte ist. Zum Erstaunen
des Klubbesitzers gab Dassier aber
bekannt, dass er die Rückkehr von
Jean-Pierre Bernès (52) fordert.
Bernès ist Hauptakteur des
Bestechungsskandals von 1993, der
sich vier Tage vor dem 1:0-Sieg im
Champions-League-Endspiel gegen
den AC Mailand zutrug. Bernès
war damals Generaldirektor von
Olympique unter Präsident Bernard
Tapie. Er wurde 1995 zu zwei Jahren
Gefängnis auf Bewährung verurteilt,
weil er Spieler von Valenciennes
bestechen wollte. Der französische
Verband hatte ihn zu einem lebenslänglichen Verbot für ein offizielles
Amt im Fußball verurteilt, das aber
vier Jahre später aufgehoben wurde.
Seitdem ist er Spielervermittler,
u. a. von Bayerns Franck Ribery.
„Vergangenheit“, tönt Dassier,
„Bernès ist ein Fußballexperte.“
Er ist auch Agent von Didier
Deschamps, der schon warnt: „Ich
stürze mich nicht ins Abenteuer.
Ich erwarte von der neuen Direktion Kompetenz.“ Im Klartext:
Deschamps will mit Bernès arbeiten, sonst könnte er sofort sein Amt
aufgeben.
E L I E B A RT H
INTERNATIONAL
kicker, 22. Juni 2009
45
ITALIEN: Auch Inter an Wolfsburgs Dzeko interessiert – Arnautovic unterschreibt Vorvertrag
Moratti: Zehn-Tage-Ultimatum für Ibrahimovic und Maicon
„Spanien liegt meiner Spielweise
am besten“, sagt Ibrahimovic.
„Wenn Inter nicht weiter aufrüstet,
sehe ich meine Zukunft woanders“,
verkündet Maicon, der zwar vor
kurzem bis 2013 verlängerte, doch
Verträge besitzen wohl ohnehin nur
noch symbolischen Wert.
Für Inter wäre es ungleich
schwieriger, den Brasilianer zu
ersetzen, der zu den derzeit besten – und raren – Verteidigern auf
der rechten Außenbahn zählt.
Im Stürmerkreis hingegen gelten
Karim Benzema (Olympique Lyon),
Samuel Eto’o (FC Barcelona), Didier
Foto: imago/Ulmer/Lingria
1Der Verkauf der Jahreskarten
laufe exzellent an, vermeldete Meister Inter Mailand unter der Woche.
Täglich würden rund Tausend Abos
abgesetzt, die zwischen 145 und
1900 Euro zu erwerben sind. Wen
die Tifosi ab August dafür genau zu
sehen bekommen, bleibt weiterhin
eine Unbekannte – zumindest, was
die Arbeitnehmer Maicon und Zlatan Ibrahimovic (beide 27) betrifft.
Beide Spieler möchten liebend
gerne nach Spanien wechseln, doch
bei den geforderten Preisen ist das
Interesse dort noch recht unterkühlt. Ein Sondierungsgespräch
mit Real Madrid am vergangenen
Freitag endete nach den formulierten Inter-Forderungen für Maicon
(40 Millionen Euro), an dem auch
der FC Chelsea interessiert ist, und
Ibrahimovic (80 Millionen Euro)
vorerst ergebnislos.
„Unter diesen Zahlen werden sie
nicht abgegeben“, sagte Klub-Präsident Massimo Moratti, der weiterhin klarstellt: „Ich warte noch zehn
Tage ab – dann werden beide vom
Markt genommen.“ Verständlich,
denn im Falle eines Verkaufs sollte
der erforderliche Ersatz beim Start
des Trainingslagers Mitte Juli bereits
an Bord sein.
Die Spieler selbst machen derweil keinen Hehl aus ihren persönlichen Interessen und gehen mit
expliziten Äußerungen hausieren.
Noch jubeln sie gemeinsam für Meister Inter Mailand: Rechtsverteidiger
Maicon (li.) und Angreifer Zlatan Ibrahimovic.
Drogba (FC Chelsea), Antonio
Cassano (Sampdoria Genua), Edin
Dzeko (VfL Wolfsburg) und Luca
Toni (FC Bayern) als mögliche Ibrahimovic-Nachfolger. Neben Diego
Milito (FC Genua) ist man sich
indes mit einem weiteren Angreifer
so gut wie einig: Das österreichische
Talent Marko Arnautovic (20, FC
Twente), der bis Ende des Jahres
wegen eines Mittelfußbruchs ausfällt, unterschreibt einen Vorvertrag
über fünf Jahre.
Trainer José Mourinho macht
sich allerdings wenige Gedanken um die Abgänge seiner Stars:
„Ibra ist soviel wert wie Cristiano
Ronaldo, und diesen Preis wird
niemand zahlen. Aber der Fußball
ist manchmal verrückt. Vielleicht
greift Real erneut tief in die Tasche
und meldet in der nächsten Saison
dann zwei Mannschaften.“
Ginge es nach dem Portugiesen,
müsste Patron Moratti ebenfalls
noch einmal in die Tasche greifen,
denn Mourinho würde liebend
gerne seine ehemaligen Spieler
Deco und Ricardo Carvalho vom
FC Chelsea nach Mailand lotsen.
Wie der Mercato auch verlaufen mag, die Tifosi dürfen sich laut
Massimo Moratti auf ein Spektakel
gefasst machen: „Wir stehen Barcelona und Real Madrid in nichts
nach.“ Das gilt es jedoch erst zu
beweisen.
OLIVER BIRKNER
SPANIEN: Real Madrid blitzt erst mal ab – Stürmer hält rasche Klärung für „ausgeschlossen“
1David Villa (27) gab sich betont
nüchtern, als man am Samstag von
ihm wissen wollte, ob er mit einer
raschen Klärung seiner beruflichen
Zukunft rechne. „Das halte ich für
ausgeschlossen“, sagte der Stürmer nach dem 2:0 von Spaniens Elf
gegen Südafrika beim Confed Cup.
Drei Tage zuvor lautete die Losung
des Schützen zum 1:0 (52.) noch so:
„Ich habe eine Entscheidung getroffen, und mein Repräsentant arbeitet
daran, diese zu realisieren.“
Von den Madrider Medien wurde
dies so interpretiert: Der Stürmer
habe sich festgelegt, bei Real Madrid anzuheuern. Und dies allem
Anschein nach mit dem Segen seines gegenwärtigen Arbeitgebers FC
Valencia, dessen Vereinsführung
offenbar beschlossen hatte, Villa
zur Lösung der dringendsten finanziellen Probleme zu verkaufen und
Foto: pixathlon
„Unverkäuflicher“ David Villa: Valencia erwartet Ja-Wort
Hat wohl ein Herz für Real Madrid:
Valencias Stürmer David Villa.
so alle anderen akut umworbenen
Spieler (Silva, Albiol, Mata) halten
und um Silva eine neue Equipe
aufbauen zu können. Doch schon
einen Tag darauf galt Villa für Valencias neuen Präsidenten Manuel Llorente als „unverkäuflich“.
Dies wiederum scheint in Madrid so ernst genommen zu werden,
dass man sich nun dort offenbar
nach einem anderen Torjäger
umsieht: Von Inters Ibrahimovic,
Lyons Benzema oder Sevillas Luis
Fabiano ist die Rede – was gute
Gründe haben könnte. Möglicherweise war nämlich die Aussage von
Llorente (der in der Vergangenheit
als Valencia-Geschäftsführer verhindert hatte, dass Ayala, Baraja
und Mendieta bei Real landeten)
eher so zu verstehen: Wir verkaufen nicht an Real-Chef Florentino
Perez – und wenn, dann nur mit
saftigem Zuschlag. Denn offenbar
hatten die Madrilenen versucht,
Villa mit einem höchst lukrativen
Angebot zu ködern, seinen Verein
aber mit 25 Millionen Euro abzuspeisen (plus der Zugabe Negredo,
den Real jedoch auf überzogene 17
Millionen Euro taxiert).
Da wäre es für Valencia sinnvoller gewesen, eine Offerte des FC
Chelsea für Villa über 41 Millionen
anzunehmen. Oder auch eine des
FC Barcelona über 35 Millionen
plus Verteidiger Martin Caceres.
Folglich wird vermutet: „Unverkäuflich“ gilt nur so lange, bis auch
Villa einem anderen Käufer sein
Ja-Wort gibt. Der könnte dann den
Zuschlag des klammen Valencia
erhalten. Und dass Villa nach dem
jüngsten Gezerre tatsächlich dort
bleibt, kann sich niemand mehr
vorstellen.
H . I R N B E RG E R
46
INTERNATIONAL
kicker, 22. Juni 2009
Barca, Braga & Co. – Die Europapokal-Starter 2009/10
Land
Champions League (* = direkt für die Gruppenphase qualifiziert)
Europa League (* = direkt für die Play-offs qualifiziert)
England
* Manchester United (Meister und Ligapokalsieger), * FC Liverpool (2.),
* FC Chelsea (3. und Pokalsieger), FC Arsenal (4.)
* FC Barcelona (Meister, Pokalsieger und Titelverteidiger), * Real Madrid (2.),
* FC Sevilla (3.), Atletico Madrid (4.)
* Inter Mailand (Meister), * Juventus Turin (2.), * AC Mailand (3.), AC Florenz (4.)
* Girondins Bordeaux (Meister und Ligapokalsieger), * Olympique Marseille (2.)
Olympique Lyon (3.)
* VfL Wolfsburg (Meister), * Bayern München (2.), VfB Stuttgart (3.)
* FC Everton (5. und Pokal-Finalist), * Aston Villa (6.), FC Fulham (7.)
Spanien
Italien
Frankreich
Deutschland
Russland
Athletic Bilbao (Pokal-Finalist), * FC Villarreal (5.), * FC Valencia (6.)
* Lazio Rom (Pokalsieger), * CFC Genua 1893 (5.), AS Rom (6.)
* EA Guingamp (Pokalsieger), * FC Toulouse (4.), OSC Lille (5.)
* Werder Bremen (Pokalsieger), * Hertha BSC (4.), Hamburger SV (5.)
Rumänien
* Rubin Kazan (Meister 2008), *ZSKA Moskau (2. 2008 und Pokalsieger 2009),
Dynamo Moskau (3. 2008)
* Unirea Urziceni (Meister), FC Timisoara (2.)
* Amkar Perm (4. 2008), * Zenit St. Petersburg (5.),
Krylya Sowjetow Samara (6. 2008)
* CFR Cluj (4. und Pokalsieger), * Dinamo Bukarest (3.), FC Vaslui (5.),
Steaua Bukarest (6.)
FC Pacos de Ferreira (Pokal-Finalist), * Benfica Lissabon (3.), * Nacional Funchal (4.)
Sporting Braga (5.)
* SC Heerenveen (Pokalsieger), * Ajax Amsterdam (3.), PSV Eindhoven (4.),
NAC Breda (nach Play-offs)
FC Falkirk (Pokal-Finalist), * Heart of Midlothian (3.), FC Aberdeen (4.),
FC Motherwell (Fairplay-Wertung)
Portugal
* FC Porto (Meister und Pokalsieger), Sporting LIssabon (2.)
Niederlande
* AZ Alkmaar (Meister), FC Twente Enschede (2.)
Schottland
* Glasgow Rangers (Meister und Pokalsieger), Celtic Glasgow (2.)
Türkei
* Besiktas Istanbul (Meister und Pokalsieger), Sivasspor (2.),
Ukraine
Belgien
Griechenland
Tschechien
* Dynamo Kiew (Meister), Schachtjor Donezk (2. und UEFA-Pokal-Sieger)
* Standard Lüttich (Meister), RSC Anderlecht (2.)
Olympiakos Piräus (Meister und Pokalsieger), Panathinaikos Athen (2.)
Slavia Prag (Meister), Sparta Prag (2.)
Schweiz
Bulgarien
Norwegen
FC Zürich (Meister)
Levski Sofia (Meister)
Stabaek IF (Meister 2008)
Dänemark
FC Kopenhagen (Meister und Pokalsieger)
Österreich
RB Salzburg (Meister)
* FC Sion (Pokalsieger), Young Boys Bern (2.), FC Basel (3.)
* Litex Lovetch (Pokalsieger), ZSKA Sofia (2.), Cherno More Varna (3.)
Valerenga IF (Pokalsieger 2008), Fredrikstad FK (2. 2008), Tromsö IL (3. 2008),
Rosenborg Trondheim (Fairplay-Wertung)
Aalborg BK (Pokal-Finalist), Odense BK (2.), Bröndby IF (3.),
Randers FC (Fairplay-Wertung)
Austria Wien (3. und Pokalsieger), Rapid Wien (2.), Sturm Graz (4.)
Serbien
Israel
Schweden
Slowakei
Polen
Partizan Belgrad (Meister und Pokalsieger)
Maccabi Haifa (Meister)
Kalmar FF (Meister 2008)
Slovan Bratislava (Meister)
Wisla Krakau (Meister)
FK Sevojno (Pokal-Finalist), Vojvodina Novi Sad (2.), Roter Stern Belgrad (3.)
Hapoel Tel Aviv (2.), Maccabi Netanya (4.), Bnei Yehuda Tel Aviv (5.)
IFK Göteborg (3. und Pokalsieger), IF Elsborg Boras (2.), Helsingborgs IF (4.)
MFK Kosice (Pokalsieger), MSK Zilina (2.), Spartak Trnava (3.)
Lech Posen (3. und Pokalsieger), Legia Warschau (2.), Polonia Warschau (4.)
Ungarn
Kroatien
Zypern
Slowenien
Finnland
Debreceni VSC (Meister)
Dinamo Zagreb (Meister und Pokalsieger)
APOEL Nikosia (Meister)
NK Maribor (Meister)
Inter Turku (Meister 2008)
Honved Budapest (Pokalsieger), Ujpest Budapest (2.), Haladas Szombathely (3.)
Hajduk Split (2. und Pokal-Finalist), NK Rijeka (3.), Slaven Belupo Koprivnica (4.)
APOP Kinyras Peyjas (Pokal-Finalist), Omonia Nikosia (2.), Anorthosis Famagusta (3.)
Interblock Ljubljana (Pokalsieger), ND Gorica (2.), Rudar Velenje (3.)
HJK Helsinki (Pokalsieger 2008), FC Honka Espoo (2.), FC Lahti (3.)
Lettland
Bosnien-Herzegowina
Litauen
Moldawien
Irland
FK Ventspils (Meister 2008)
Zrinjski Mostar (Meister)
Ekranas Panevezys (Meister 2008)
Sheriff Tiraspol (Meister und Pokalsieger)
Bohemian FC (Meister und Pokalsieger 2008)
Metalurgs Liepaja (2.), Skonto Riga (3.), FC Dinaburg Daugavpils (5.)
Slavija Istocno Sarajevo (2. und Pokalsieger), FK Sarajevo (4.), Siroki Brijeg (6.)
Suduva Marijampole (Pokalsieger 2009), FBK Kaunas (2.), Vetra Vilnius (3.)
Dacia Chisinau (2. und Pokal-Finalist), Iskra-Stal Ribnita (3.), Zimbru Chisinau (4.)
Derry City (3. und Pokal-Finalist), St. Patrick’ Athletic (2.), Sligo Rovers (4.)
Mazedonien
Island
Georgien
Liechtenstein
Weißrussland
Makedonija Skopje (Meister)
FH Hafnarfjördur (Meister 2008)
WIT Georgia Tiflis (Meister)
– (keine eigene Meisterschaft)
BATE Borissow (Meister 2008)
Rabotnicki Skopje (Pokalsieger), Milano Kumanovo (2.), Renova Cepciste (3.)
KR Reykjavik (Pokalsieger 2008), IF Keflavik (2. 2008), Fram Reykjavik (3. 2008)
Dinamo Tiflis (2. und Pokalsieger), Olimpi Rustavi (3.), FC Zestafoni (4.)
FC Vaduz (Pokalsieger)
Naftan Nowopolozk (Pokalsieger 2009), Dynamo Minsk (2.), MTZ-RIPA Minsk (3.)
Estland
Aserbaidschan
Albanien
Armenien
Kasachstan
Levadia Tallinn (Meister 2008)
FK Baku (Meister)
KF Tirana (Meister)
Piunik Erewan (Meister 2008 und Pokalsieger 2009)
FK Aktobe (Meister und Pokalsieger 2008)
Flora Tallinn (2. 2008 und Pokalsieger 2009), Trans Narva (3.), Nomme Kalju (4.)
Karabach Agdam (Pokalsieger), Inter Baku (2.), Simurq Zaqatala (3.)
Flamurtari Vlora (Pokalsieger), Vllaznia Shkoder (2.), Dinamo Tirana (3.)
Banants Erewan (Pokal-Finalist 2009), Gandzasar Kapan (3.), MIKA Ashtarak (4.)
Tobol Kostanai (2. 2008), Irtysch Pawlodar (3. 2008), Oqjetpes Kokschetau (9.)
Nordirland
Wales
Färöer
Luxemburg
Malta
FC Glentoran (Meister)
FC Rhyl (Meister)
EB/Streymur (Meister und Pokalsieger 2008)
F91 Düdelingen (Meisterschaft und Pokalsieger)
Hibernians Paola (Meister)
FC Crusaders (3. und Pokalsieger), FC Linfeield (2.), Lisburn Distillery (4.)
Bangor City (Pokalsieger), Llanelli AFC (2.), TNS Llansantffraid (3.)
B36 Torshavon (3. und Pokal-Finalist 2008), HB Torshavn (2.), NSI Runavik (4.)
UN Käerjeng ’97 (Pokal-Finalist), FC Differdingen 03 (2.), CS Grevenmacher (3.)
Sliema Wanderers (Pokalsieger), FC Valletta (2.), FC Birkirkara (3.)
Andorra
Montenegro
San Marino
UE Sant Julia (Meister)
Mogren Budva (Meister)
Tre Fiori Fiorentino (Meister)
FC Santa Coloma (Pokalsieger)
OFK Petrovac (Pokalsieger), Buducnost Podgorica (2.), Sutjeska Niksic (3.)
AC Juvenes/Dogana (Pokalsieger)
Fenerbahce Istanbul (4. und Pokal-Finalist), * Trabzonspor (3.),
Galatasaray Istanbul (5.)
* Vorskla Poltava (Pokalsieger), Metalist Charkow (3.), Metalurg Donezk (4.)
* KRC Genk (Pokalsieger), FC Brügge (3.), KAA Gent (4.)
* AEK Athen (3. und Pokal-Finalist), PAOK Saloniki (4.), AE Larisa (5.)
* FK Teplice (Pokalsieger), Slovan Liberec (3.), Sigma Olomouc (4.)
INTERNATIONAL
kicker, 22. Juni 2009
EUROPAPOKAL: 235 Klubs am Start – Ziele sind Madrid und Hamburg
NEWS
Auftakt für ein europäisches Intermezzo
in die Gruppenphase der Europa
League. Den Auftakt der Qualifikation bestreiten die vier Meister aus
Malta, Montenegro, Andorra und
San Marino, die sich in Hin- und
Rückspielen am 30. Juni/1. Juli und
7./8. Juli für die zweite Qualifikationsrunde qualifizieren können.
Komplizierter ist da schon die
Reform in der neuen Europa League. Drei Qualifikations- und eine
Play-off-Runde plus 15 „Absteigern“
aus der Champions League ermitteln 48 Teams, die in 12 Gruppen
à 4 Mannschaften mit Hin-und
Rückspielen (das ist neu!) spielen.
Aus der Bundesliga sind der Vierte,
Hertha BSC, und Pokalsieger Werder Bremen bereits für die Play-offs
qualifiziert. Der Hamburger SV als
Tabellenfünfter muss bereits eine
Runde zuvor mit zwei Spielen am
30. Juli bzw. 6. August antreten.
Einige der qualifizierten Klubs
stellten sich aus finanziellen Gründen erst gar nicht. Israels Pokalsieger Beitar Jerusalem hat seine
Teilnahme zurückgezogen, weil
der Klub am Tropf des dubiosen
Unternehmers Alexander Gaydamek hängt, der in England auch
Portsmouth verkaufen möchte – die
Beitar-Zukunft ist ungewiss. Wie
auch bei Maccabi Netanja, dem ExKlub von Trainer Lothar Matthäus
– Netanja ist immerhin gemeldet.
Chaotisches gar erlebten die Kasachen: Weil drei Klubs aus Almaty
nach der Saison 2008 aus der Liga
verbannt wurden, kommt jetzt der
Tabellenneunte (!) Oqjetpes Kokschetau in der Europa League zum
Einsatz. Litauen schickt mit FBK
Kaunas gar einen Drittligisten – der
Vize von 2008 wurde dorthin strafversetzt. H A R DY H A S S E L B RU C H
Rainer Kraft (46, zuvor Stuttgarter
Kickers) steht vor einem Engagement bis 2010 als Assistenztrainer
bei Esteghlal Teheran (Iran).
Olof Mellberg (31) wechselt für
drei Jahre von Juventus Turin zu
Olympiakos Piräus. Der 90-malige
schwedische Nationalverteidiger
war erst 2008 nach sieben Jahren bei Aston Villa nach Italien
gewechselt.
Bruno Metsu (55, Katar) hat seinen
Vertrag als Nationaltrainer trotz
verpasster WM-Qualifikation bis
2014 verlängert. Metsu trainiert
Katar seit September 2008.
FC Arsenal hat den 21-maligen belgischen Nationalverteidiger Thomas Vermaelen (23, Ajax Amsterdam) für rund 12 Millionen Euro
unter Vertrag genommen.
Udinese Calcio hat Mittelfeldspieler
Jaime Gomez (18, Albacete) verpflichtet und gleichzeitig Mittelfeldspieler Roman Eremenko (22)
an Dynamo Kiew abgegeben.
AS Monaco nahm den malischen
Nationalverteidiger Djimi Traoré
(29, FC Portsmouth) bis 2011
unter Vertrag.
Zielhafen Hamburg: In der HSH-Nordbank-Arena findet das erste Finale
der neuen Europa League statt – ein besonderer Anreiz für den HSV.
UNGARN: Weiter keine Einigung mit Fehervar – Absage an Timisoara
Matthäus wartet auf schriftliches Angebot
1Am Freitag war Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (48) beim
FC Fehervar zu Gast, um das dortige
Vereinsgelände und das Jugendinternat zu begutachten. In erster
Linie führte der ehemalige Nationaltrainer von Ungarn (2004/05)
aber Gespräche über ein mögliches
Engagement als Trainer. Von einer
Einigung sind beide Parteien aber
noch weit voneinander entfernt.
„Mir liegt weiterhin kein schriftliches Angebot vom Verein vor“,
sagte Matthäus dem kicker. „Noch
ist gar nichts terminiert.“
Eine vom Klub voreilig verkündete Übereinkunft stünde also aus.
Jürgen Röber (55, zuletzt Saturn
Moskau) übernimmt als Trainer
bis 2011 den türkischen Erstligisten Ankaraspor.
Foto: Witters
1Es wird schon wieder ernst. High
noon in Nyon, dem Sitz der UEFA.
Nur 26 Tage nach dem Finale der
Champions League in Rom werden heute, am Montag, die ersten
beiden Qualifikationsrunden in der
reformierten Champions League
und der neuen Europa League, dem
Nachfolge-Wettbewerb des UEFACups, ausgelost.
Für viele Teams des Kontinents
beginnt damit der lange Weg in
Richtung Madrid, wo am 22. Mai
2010 im Stadion Bernabeu das
Finale der „Königsklasse“ erstmals
an einem Samstag stattfindet, und
Richtung Hamburg, wo die HSHNordbank-Arena am 12. Mai das
erste Finale der neuen Europa League erlebt. Doch für etliche der insgesamt 235 Starter (siehe Übersicht
Seite 46) in beiden Wettbewerben
wird’s vermutlich ein eher kurzes
„europäisches Intermezzo“.
In der Champions League ist der
Deutsche Meister VfL Wolfsburg
als Debütant in der „Königsklasse“
ebenso für die Gruppenphase
gesetzt wie auch andere Neulinge
wie Rubin Kazan, AZ Alkmaar oder
Standard Lüttich. Auch Vizemeister
Bayern München ist für die Gruppenphase gesetzt, während der VfB
Stuttgart als Bundesliga-Dritter
über den „Platzierungsweg“ der
Nicht-Meister in der vierten Qualifikationsrunde (Play-off) einsteigt.
Ab dieser Phase des Wettbewerbs
beginnt übrigens auch die zentrale
Vermarktung der UEFA, so wie sie
bisher auch schon für die Gruppenphase gegolten hat. Die Verlierer
der Play-offs kommen dann direkt
47
„Der Verein geriet wegen des Trainingsbeginns unter Druck“, sagt
Matthäus. „Es nervt mich, dass
mein Name immer wieder haltlos
in den Medien gespielt wird.“
Seit Samstag steckt der Sechste
der vergangenen Saison unter der
Leitung von Istvan Varga (61) in
der Vorbereitung. Am morgigen
Dienstag, so zumindest der Wunsch
des Vereins, soll Matthäus mit den
Assistenten Tamas Bodog (38, 36
Bundesligapartien für SSV Ulm
und FSV Mainz) und Peter Disztl
(49, ehemals VfB Leipzig, RW Erfurt
und RW Essen) übernehmen. Varga,
2008/09 Coach des A-Teams, würde
dann die 2. Mannschaft des PokalSiegers von 2006 übernehmen.
In der vergangenen Woche
führte Matthäus jedoch nicht nur
Vertragsgespräche mit den Ungarn
in Szekesfehervar (60 km außerhalb von Budapest), sondern auch
mit dem FC Timisoara aus Rumänien, der die abgelaufene Saison
als Vize-Meister abschloss. „Es war
mir eine Ehre, mit einem Champions-League-Qualifikanten zu
verhandeln“, sagt der 150-malige
Ex-Nationalspieler. „Die Gespräche
haben mich aber nicht überzeugt.“
Matthäus steckt also weiter in der
Warteschleife. H . H . / A . M O N C Z
Wigan Athletic nahm Mittelfeldspieler Jordi Gomez (24, Espanyol
Barcelona) für rund 2 Millionen
Euro bis 2012 unter Vertrag.
AZ Alkmaar hat den Vertrag mit
dem belgischen Flügelspieler
Sebastien Pocognoli (21) um zwei
Jahre bis 2014 verlängert.
UD Almeria verpflichtete den Mittelfeldspieler Fabian Vargas (29,
Boca Juniors) bis 2012.
Racing Santander hat sich nach einer
Saison von Trainer Juan Ramon
Lopez Muniz (40) getrennt.
Sporting Braga nahm Domingos
Pacienca (40, Academica Coimbra) als neuen Trainer unter Vertrag. Pacienca wird damit Nachfolger von Jorge Jesus (44, jetzt
Benfica Lissabon).
FC Sao Paulo hat sich von Muricy
Ramalho (53) getrennt und
Ricardo (44, zuvor AS Monaco)
als neuen Trainer verpflichtet.
48
INTERNATIONAL
kicker, 22. Juni 2009
WM-QUALIFIKATION: Sextett für 2010 steht fest
WM-QUALIFIKATION: Pitroipa und Bancé treffen
Nordkorea sucht Pak Doo-Iks Erben Amoah mit Doppelpack für Ghana
Der Held von 1966: Nordkoreas
Pak Doo-Ik traf gegen Italien.
WM-QUALIFIKATION
Afrika, 3. Runde, Gruppe A:
Marokko - Togo
Gabun - Kamerun
1. Gabun
2 5:1
2. Togo
3 1:3
3. Marokko
3 1:2
4. Kamerun
2 0:1
Gruppe B:
Kenia - Mosambik
Tunesien - Nigeria
1. Tunesien
3 4:1
2. Nigeria
3 3:0
3. Kenia
3 3:6
4. Mosambik
3 1:4
Gruppe C:
Sambia - Algerien
Ägypten - Ruanda
1. Algerien
3 5:1
2. Sambia
3 2:3
3. Ruanda
2 0:1
4. Ägypten
2 2:4
Gruppe D:
Sudan - Ghana
Mali - Benin
1. Ghana
3 5:0
2. Benin
2 1:1
3. Mali
2 1:3
4. Sudan
3 1:4
Gruppe E:
Burkina Faso - Elfenbeinküste
Guinea - Malawi
1. Elfenbeinküste
3 10:3
2. Burkina Faso
3 7:5
3. Guinea
2 3:6
4. Malawi
2 0:6
Asien, 4. Runde, Gruppe A:
Bahrain - Usbekistan
1. Australien
8 12:1
0:0
5.9.
6
4
2
1
2:1
0:0
7
5
3
1
0:2
5.7.
7
4
1
1
afrika steht damit ein Sextett fest:
Neben dem Gastgeber Südafrika
haben Nordkorea, Japan, Australien und die Niederlande das Ticket
schon in der Tasche. Und weil auch
Südkorea bereits qualifiziert ist, sind
erstmals beide Nationen von der
koreanischen Halbinsel vertreten.
Und kurioserweise ebnete
gerade Südkorea den Weg für den
Erzrivalen. Beim 1:1 gegen den
Iran erzielte Manchester Uniteds
Stürmer Ji-Sung Park neun Minuten
vor Feierabend den Ausgleich, so
dass Nordkorea sich mit dem 0:0
gegen Saudi-Arabien auf Rang zwei
schieben konnte. Trainer Jong-Hun
Kim erklärte hinterher, dass dieses
Resultat nicht zufällig zustande
gekommen war. „Wir wussten, dass
Saudi-Arabien Probleme im Angriff
hat, deswegen haben wir uns auf
die Abwehr konzentriert. Das war
ausschlaggebend für den Sieg“, so
der Coach, der in seiner Freude
über die WM-Qualifikation wohl
übersehen hatte, dass das Match
remis geendet hatte.
Besonders interessant bei Nordkoreas Team: Mit Yong-Hak An und
Tese Jong spielen zwei gebürtige
Japaner mit. Yong-Jo Hong ist es
als einem der wenigen Nordkoreaner erlaubt, im Ausland zu kicken.
Er steht bei FK Rostov in Russland
unter Vertrag.
M . C H U RC H
2. Japan
8
3. Bahrain
8
4. Katar
8
5. Usbekistan
8
Gruppe B:
Saudi-Arabien - Nordkorea
1. Südkorea
8
2. Nordkorea
8
3. Saudi-Arabien
8
4. Iran
8
5. Ver. Arab. Emirate
8
11:6
6:8
5:14
5:10
15
10
6
4
12:4
7:5
8:8
8:7
6:17
0:0
16
12
12
11
1
LÄNDERSPIELE
Haiti - Panama
1:1
COPA LIBERTADORES
Viertelfinale, Rückspiele:
Nac. Montevideo - Palmeiras (1:1) 0:0
Gremio - Caracas FC (1:1)
0:0
Estudiantes - Def. Montevideo (1:0) 1:0
Sao Paulo FC - Cruzeiro (1:2)
0:2
(Hinspielergebnisse in Klammern)
SPANIEN, Segunda Division
0:2
*
9
3
1
1
2:3
*
9
6
0
0
1:0
20
Albacete - Alaves
UD Levante - UD Las Palmas
SD Eibar - Tarragona
Alicante CF - Sevilla Atletico
Celta Vigo - Deportivo Xerez
FC Elche - Real Sociedad
Rayo Vallecano - Real Saragossa
UD Salamanca - Hercules Alicante
Cordoba CF - Real Murcia
SD Huesca - Girona FC
CD Teneriffa - CD Castellon
1:0
2:2
1:0
3:3
1:1
1:2
2:2
1:5
2:1
3:1
*
ITALIEN
Aufstieg Serie A, Rückspiel:
AS Livorno - Brescia Calcio (2:2)
(Hinspielergebnis in Klammern)
3:0
1Zwei Endrundenteilnehmer
der WM 2006 streben mit großen
Schritten auch die Weltmeisterschaft in Südafrika 2010 an. Ghana,
immerhin als Achtelfinalist die
beste Nation Afrikas in Deutschland, führt die Qualifikationsgruppe
ebenso mit neun Punkten an wie
auch die Elfenbeinküste.
Matchwinner für Ghanas „Black
Stars“ beim schweren Spiel in
Sudan in der Gruppe D war der ExDortmunder Matthew Amoah (jetzt
NAC Breda). Der 28-jährige Stürmer
setzte in der fünften Minute nach
einer Flanke des Neu-Hoffenheimers Prince Tagoe das erste Ausru-
Foto: imago/Team
Foto: picture-alliance/empics
1Am 19. Juli 1966 wurde die FußballWelt in ihren Grundfesten erschüttert. Nordkorea schlug Italien bei
der Weltmeisterschaft in England
1:0, Pak Doo-Ik schrieb mit seinem
Siegtor für den krassen Außenseiter in der 41. Minute Geschichte.
Im Viertelfinale bahnte sich die
nächste Sensation an, doch dank
eines überragenden Eusebio (vier
Tore) drehte Portugal einen 0:3Rückstand noch in ein 5:3.
Nun, 44 Jahre später, wird Nordkorea den Erben dieses Helden
suchen. Denn erstmals seit ’66 ist
das Land für eine WM qualifiziert.
Für das globale Turnier 2010 in Süd-
Torschütze von 2009: Matthew
Amoah traf doppelt gegen Sudan.
NORWEGEN
Ergebnisse vom Samstag:
Sandefjord - Valerenga Oslo
0:2
Aalesunds FK - Rosenborg
0:3
Die Sonntagsspiele waren bei Redaktionsschluss noch nicht beendet.
FINNLAND
Ergebnisse vom Mittwoch:
IFK Mariehamn - Valkeakoski
2:1
Tampere Utd. - Rovaniemi PS
3:1
Vaasa PS - Kuopio PS
1:0
JJK Jyväskylä - FC Lahti
2:1
1. Haka Valkeakoski
10 15:7 20
2. IFK Mariehamn
11 13:6 20
3. Inter Turku (M)
10 11:7 19
4. HJK Helsinki (P)
10 15:8 18
5. FF Jaro
10 18:12 17
6. Turku PS
10 15:9 16
7. Honka Espoo
10 20:14 14
8. FC Lahti
10 15:14 13
9. Anjalankoski
10 10:10 13
10. Vaasa PS
10 9:11 13
11. Tampere United
10 8:12 12
12. JJK Jyväskylä (N)
9 7:15 7
13. Rovaniemi PS
9 5:17 5
14. Kuopio PS
11 4:23 4
IRLAND
Bohemians - Sligo Rovers
2:0
Derry City - Bray Wanderers
2:0
Drogheda Utd. - St. Patrick’s
1:0
Cork City - FC Dundalk
1:2
Shamrock Rovers - Galway Utd.
1:0
1. Bohemian FC (M, P) 17 27:10 35
2. Derry City
17 25:11 34
3. Shamrock Rovers
17 22:13 30
4. Cork City
17 19:12 30
5. FC Dundalk (N)
17 17:22 20
6. St. Patrick’s Athletic
7. Galway United
8. Sligo Rovers
9. Drogheda United
10. Bray Wanderers
17
17
17
17
17
fungszeichen, erhöhte dann in der
52. Minute zum 2:0-Auswärtssieg.
Die Ghanaer machten auch ohne
vier Leistungsträger wie Kapitän
Stephen Appiah, Sulley Muntari,
Asamoah Gyan und John Paintsil
einen sehr kompakten Eindruck.
Stark agierte neben Amoah auch
Keeper Richard Kingson (Wigan)
und vor allem Mittelfeldspieler
Kwadwo Asamoah (Udine).
Zu einem knappen 3:2-Sieg
reichte es auch für die Elfenbeinküste in Burkina Faso in der Gruppe E.
Yaya Touré, Tall (55., Eigentor) und
Kapitän Drogba trafen für die Ivorer,
bei denen auch der HSVer Demel
zum Einsatz kam. Die Treffer für
die Hausherren erzielten HSV-Profi
Pitroipa (27.) und der eingewechselte Mainzer Bancé (78.).
Torlos trennten sich in Tunis
im Topspiel der Gruppe B Tunesien
und Nigeria. Das Spiel war vor
über 50 000 Zuschauern von der
Taktik geprägt, Torchancen blieben
Mangelware. Weder Allagui (Fürth)
noch der für ihn eingewechselte
Chermiti (Hertha) konnten die stabilen Nigerianer überwinden. Zum
ersten Sieg in dieser Gruppe kam
das vom deutschen Trainer Antoine
Hey (38) betreute Kenia. Der 2:1Sieg über Mosambik war geprägt
von schwachen Torhüterleistungen
beiderseits. H . H A S S E L B RU C H
15:25
15:20
14:21
10:19
13:24
20
19
17
15
15
BRASILIEN
Atl. Paranaense - Palmeiras
2:2
Santo Andre EC - Sport Recife
2:1
Vitoria - Botafogo
4:3
Avai FC - Fluminense
3:2
Clube Nautico - Coritiba FC
0:1
Gremio - Goias EC
2:2
Die Sonntagssspiele waren bei Redaktionsschluss noch nicht beendet.
1. Atletico Mineiro
6 14:5 14
2. Internacional
6 7:2 14
3. Vitoria
7 9:7 13
4. Palmeiras SP
7 11:9 12
5. Santo Andre EC (N)
7 12:10 10
6. Santos FC
6 14:11 9
7. Gremio
7 9:6 9
8. Fluminense
7 6:8 9
9. Corinthians (N)
6 5:5 8
10. Clube Nautico
7 9:13 8
11. Goias EC
7 13:12 8
12. Coritiba FC
7 12:13 7
13. Cruzeiro
6 6:9 7
14. Flamengo
6 6:13 7
15. Sao Paulo FC (M)
6 6:4 7
16. Gremio Barueri (N)
6 9:8 7
17. Avai FC (N)
7 9:11 7
18. Botafogo RJ
7 8:10 6
19. Sport Recife (P)
7 10:12 5
20. Atl. Paranaense
7 8:15 5
ARGENTINIEN
Newell’s - CA San Martin
0:1
Argentinos Jrs. - Banfield
1:1
Independiente - San Lorenzo
0:1
Gimnasia Jujuy - Racing Club
0:2
CA Tigre - Rosario Central
0:1
Boca Juniors - Gimnasia LP
Mo.
Die übrigen Sonntagssspiele waren bei
Redaktionsschluss noch nicht beendet.
1. Velez Sarsfield
17 27:12 36
2. Huracan B. Aires
17 32:18 35
3. Lanus
17 28:23 34
4. Colon Santa Fé
17 25:15 31
5. River Plate
17 23:22 27
6. Racing Club
18 21:20 27
7. Estudiantes
17 19:14 26
8. Rosario Central
18 23:20 25
9. Banfield
18 25:22 23
10. Gimnasia La Plata
17 19:20 22
11. Newell’s Old Boys
18 20:20 21
12. San Lorenzo
18 24:26 21
13. S. Martin Tucuman
18 18:20 20
14. CA Tigre
18 21:25 20
15. CD Godoy Cruz
17 21:26 20
16. Independiente
18 21:35 20
17. Boca Juniors (M)
17 18:22 19
18. Gimnasia Jujuy
18 15:22 17
19. Arsenal
17 18:26 17
20. Argentinos Juniors
18 19:29 15
*) Bei Redaktionsschluss nicht beendet
Weitere Tabellen finden Sie auf unserer Website unter
www.kicker.de/tabellen-international
MEINUNGEN
kicker, 22. Juni 2009
49
KICKERKOLUMNISTENKREIS
M A RC
W I L M OTS
UEFA-Cup-Sieger
mit Schalke 1997
Der kicker-Kolumnistenkreis: Sergej Barbarez, Giuseppe
Bergomi, Thomas Berthold, Fredi Bobic, Marco Bode, Didier
Deschamps, Thomas Helmer, Bernd Heynemann, Morten Olsen,
Uli Stielike, Joachim Streich, Olaf Thon, Rudi Völler, Marc Wilmots
Franck Ribery wird sowieso gehen
ie Mega-Transfers von Real Madrid sind und bleiben natürlich
das große Thema in ganz Europa.
Was mich noch mehr beschäftigt
als die horrenden Ablösesummen,
ist eine sportliche Frage: Cristiano
Ronaldo und Kaka sind zwar die
besten Fußballer der Welt – aber
wird Real mit ihnen wirklich stärker? Fakt ist: Reals Problem war
zuletzt die Abwehr, nicht die Offensive. Dort hat Madrid auch zuvor
schon sehr, sehr gute Spieler geholt:
Van der Vaart, Robben, Sneijder
oder Huntelaar. Und jetzt sollen
das alles Flops sein? Tut mir leid!
Wenn solche Spieler nach nur ein
paar Monaten im Verein alle schon
wieder gehen sollen, dann ist das
schlechte Arbeit der Verantwortlichen. Ich bin gespannt, ob Real
eine solche Balance erreicht, wie
sie zuletzt Barcelona hatte. Wenn
wirklich alle konsequent mit nach
hinten arbeiten, ja, dann hat Madrid eine Super-Mannschaft. Aber
wirklich nur dann funktioniert es.
Es passt ins Bild, dass Real trotzdem einen weiteren Offensivgeist
ganz oben auf der Agenda führt:
Franck Ribery. Bayern erklärt ihn für
unverkäuflich, schön und gut. Aber
D
ach dem eher enttäuschenden
Start unserer U-21-Nationalmannschaft in das EM-Turnier
in Schweden mit dem 0:0 gegen
Spanien sorgte der 2:0-Sieg über
Finnland für Erleichterung. Doch
erst heute Abend fällt im letzten
Gruppenspiel gegen England die
Entscheidung über das Weiterkommen unseres Teams. Die Engländer
sind nach ihren beiden Erfolgen
gegen Finnland und Spanien bereits
fürs Halbfinale qualifiziert, was die
Aufgabe für die Schützlinge von
Auswahltrainer Horst Hrubesch
aber keineswegs erleichtern muss.
Diesmal genügt es nicht, nur in der
zweiten Halbzeit den Gegner zu
beherrschen, wie das gegen Spanien
und Finnland der Fall war. Es ist
halt schwierig, Spiele zu gewinnen,
wenn man ohne richtigen Stürmer
auskommen muss. Ich kann mich
an kein Spiel in über fünf Jahrzehn-
N
die Entscheidung muss letztlich der
Spieler treffen. Wenn er unbedingt
jetzt weg will, dann macht es für
Bayern keinen Sinn, ihn zu behalten. Dann soll er wechseln, gegen
die größtmögliche Ablöse. Ribery
wird sowieso gehen. Die Frage ist
nur, ob jetzt oder in einem Jahr.
Zudem wäre es für mich keine
Überraschung, wenn auch Luca
Toni in diesem Sommer noch wechselt. Wer, wie Mario Gomez, für
30 Millionen verpflichtet wird, muss
spielen. Dann wird es eng für Toni,
wenn Miro Klose nach der Verletzung wieder in Top-Form kommt.
Und Olic ist ja auch noch da. Bayern, das steht fest, wird wieder TopFavorit auf den Titel sein. Aber: Die
Einstellung auf einen neuen Trainer
braucht immer Zeit. Und ich bin
gespannt, wie sich die Spieler aus
Holland schlagen, etwa Braafheid.
Der Unterschied zwischen den
Ligen ist riesig, das kann massive
Probleme geben, siehe Schalkes
Engelaar. Den HSV und Stuttgart
erwarte ich sicher als Konkurrenten
für Bayern. Doch Konkretes lässt
sich jetzt kaum vorhersagen, dazu
wird sich auf dem Transfermarkt
definitiv noch viel zu viel tun.
Das Märchen Hoffenheim – es war einmal
kickerRedakteur
M A RT I N
G RU E N E R
offenheim mischt die Bundesliga auf, Reporter aus aller
Welt berichten über das Idyll im
Kraichgau und dann auch noch
die Herbstmeisterschaft – der
Höhepunkt des vermeintlichen
Fußball-Märchens. Ein halbes Jahr
ist das erst her. Doch schon in der
Rückrunde war die wunderbare
Harmonie dahin, Verletzungen
plus ausgelebte Egoismen führten
zum Absturz auf Rang 7. Und nun
sind die Hoffenheimer endgültig
H
kicker-Herausgeber KARL-HEINZ HEIMANN
dreht den
SCHEINWERFER
Ohne echten Stürmer ist es schwer
ten erinnern, in dem irgendeine
deutsche Auswahlmannschaft ohne
Stürmer antrat! Gegen England ist
mindestens ein Unentschieden
nötig, um sicher weiterzukommen.
An „Hilfskonstruktionen“ – auch
bei einer Niederlage gegen England
könnte die Mannschaft eventuell
ins Halbfinale vordringen – sollte
man aber erst gar keine Gedanken
verschwenden.
ie Wochen vor Beginn einer
neuen Saison sind immer die
hohe Zeit der Spekulationen.
Besonders seit Spieler-Transfers
bis Ende August möglich sind, also
bis weit nach Beginn der Punktspiele. Da wird es sicher wieder
„Last Minute“-Wechsel geben. Mit
schriller Begleitmusik. Die Erfahrung gebietet es, den Beteuerungen, diesen oder jenen Spieler „auf
D
angekommen im oft knallharten
Alltag des Profigeschäfts.
Demba Ba spricht von nichts
anderem mehr als seinem Wechsel nach Stuttgart, St. Petersburg
wirbt um Carlos Eduardo, weitere
Klubs werden sich melden und
den jungen Spielern erzählen, wie
zauberhaft doch die Perspektiven
anderswo sind. Trainer Ralf Rangnick und Manager Jan Schindelmeiser dürften noch eine Menge
zu tun haben, um den so umsichtig
geplanten Kader zusammenzuhalten. Doch selbst die Millionen von
Mäzen Dietmar Hopp ändern wenig
daran: Der Dorfverein TSG 1899
Hoffenheim ist ein Profiklub wie
all die anderen auch. Das Märchen
von einst – es war einmal.
gar keinen Fall abzugeben“, mit
allergrößter Skepsis zu begegnen.
Es wird noch einige Wochen weitergehen mit Meldungen, nach denen
ein Spieler heute bei einem und
morgen bei einem ganz anderen
Klub Verträge unterschrieben haben
soll – und zehn Tage später taucht er
schließlich ganz woanders auf . Mit
dem Deutschen Meister VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach
und Aufsteiger Freiburg beginnen
heute die ersten Klubs der Bundesliga mit dem Training, die anderen
folgen nach und nach, die beiden
Nordklubs Hamburger SV und Werder Bremen nehmen als letzte am
3. Juli den Trainingsbetrieb wieder
auf. Bei acht Vereinen, also fast
der Hälfte der Bundesliga, sind die
Trainer die neuen Gesichter, die bei
der Fangemeinde auf das größte
Interesse stoßen werden. Na dann
frohes Schaffen!
50
2. BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
„Der FCK ist noch
eine Top-Adresse“
MARCO KURZ (40) heißt KAISERSLAUTERNS neuer Trainer.
Für ihn ist es kein Problem, dass er den Zuschlag
erst nach den Absagen anderer Kandidaten erhielt.
Kurz: 300 Bundesligaspiele
Seine Stationen als Profi:
1988 – 1990 VfB Stuttgart
1990 – 1994 1. FC Nürnberg
1994/95
Borussia Dortmund
1995 – 1998 FC Schalke 04
1998 – 2004 TSV München 1860
2004/05
SC Pfullendorf
Seine Einsätze/seine Tore als Profi:
300 Bundesligaspiele
5
11 Regionalligaspiele
–
15 Europapokalspiele
1
Seine Erfolge:
UEFA-Pokal-Sieger 1997, Deutscher
Meister 1995, Super-Cup-Sieger 1995
Seine Vereine als Trainer:
19. 4. 05 – 2006 SC Pfullendorf
2006 – 17 .3. 07 1860 München II
18. 3. 07 – 24. 2. 09 1860 München
ab 1. 7. 2009 1. FC Kaiserslautern
kommt. So war es und das sehe ich
alles andere als negativ.
kicker: Wie sieht Ihr Trainerteam
aus? Bringen Sie einen eigenen
Co-Trainer mit?
Kurz: Ich möchte mir zunächst ein
Bild von den Gegebenheiten vor Ort
machen. Bisher kenne ich lediglich
Roger Lutz, mit dem ich gemeinsam den Fußball-Lehrer gemacht
habe. Wir werden uns zusammen
setzen und dann eine Entscheidung
fällen.
kicker: Sie treten Ihren Posten drei
Tage vor Trainingsbeginn an. Wie
gut kennen Sie Ihre neue Mannschaft?
Kurz: Als Zweitligatrainer habe ich
mich in der vergangenen Saison
intensiv mit jedem Gegner auseinandergesetzt, sodass ich mir aus der
Ferne ein subjektives, aber fundiertes Bild machen konnte. Was die
anstehenden Neuverpflichtungen
angeht, an denen wir mit Hochdruck arbeiten, sind Gespräche
schon weit fortgeschritten. Darüber
haben wir uns bereits im Verlauf
der Verhandlungen ausgetauscht
und sind einer Meinung. Da gibt
es keine Differenzen zwischen der
bisherigen Planung und meinen
Vorstellungen.
kicker: Aus Ihrer Zeit bei 1860
München kennen Sie auch die
Foto: KUNZ
kicker: Herr Kurz, wie bewerten Sie
die Tatsache, dass Sie Ihr neuer Verein, der 1. FC Kaiserslautern, erst
nach der Absage anderer Kandidaten verpflichtet hat?
Marco Kurz: Jeder Verein hat seine
Vorstellungen und ich kann als junger Trainer nicht erwarten, sofort
die Nummer eins auf der Liste zu
sein. Wenn man dann verhandelt,
müssen die Gespräche so gut sein,
dass man am Ende zusammen-
Kaltstart: Drei Tage vor Trainingsbeginn hat Marco Kurz seinen neuen
Job als Trainer beim 1. FC Kaiserslautern angetreten.
Erwartungshaltung, mit der man
als Trainer bei Traditionsvereinen
konfrontiert ist. Übt das zusätzlichen Druck aus?
Kurz: Wenn man sich in Kaiserslautern über die Haltung der Fans
Gedanken macht, dann nur positive. Der FCK ist immer noch eine
Top-Adresse. Wir wollen ehrlichen
Fußball bieten, bei dem unsere
Bereitschaft, alles zu geben, immer
zu sehen ist. Um eine seriöse Zielsetzung zu formulieren, müssen wir
zunächst die endgültige Zusammensetzung des Kaders abwarten.
kicker: Welche persönlichen Lehren
konnten Sie aus Ihrer Tätigkeit bei
1860 München ziehen? Haben Sie
Fehler gemacht?
Kurz: Das war zunächst einmal
eine emotionale Sache, die es aufzuarbeiten galt. Es war eine sehr
intensive Zeit, zunächst als Spieler, dann als Trainer. Aus fachlicher
Sicht haben wir als Trainerteam
keine großen Fehler gemacht. Alles
andere möchte ich lieber für mich
behalten. Das ist vorbei und sollte
nicht öffentlich gemacht werden.
I N T E RV I EW: D O M I N I C B O L D
KARLSRUHE: Erst wenn Ablöse bei Abgängen fließt, sind Verstärkungen möglich
Fink, Pischorn und Co.: Wann fällt der erste Dominostein?
Mit Angreifer Anton Fink (21)
von der SpVgg Unterhaching sind
sich die KSC-Verantwortlichen wohl
einig. Lediglich das Geld für eine
Ablöse ist noch nicht da. Ähnlich
Foto: imago/mbphoto
1Der Countdown läuft. Am Sonntag ist beim Karlsruher SC Trainingsauftakt. Mit welchen Akteuren
– vor allem in der Offensive und
im Abwehrzentrum – diese erste
Übungseinheit absolviert wird,
ist alles andere als klar. Viel hängt
davon ab, wann das erste Dominosteinchen umfällt. Soll heißen:
Wenn der KSC Stefano Celozzi oder
Dino Drpic verkaufen kann, dann
dreht sich flugs das Transfer-Karussell, dann ist der KSC in der Lage,
Ablöse zu bezahlen. Ohne diese
Transfers herrscht Zahlungsnot.
Bald beim KSC? Marco Pischorn.
gelagert ist der Fall bei Innenverteidiger Marco Pischorn (23) vom VfB
Stuttgart. Dessen Transfer könnte
eventuell in den kommenden Tagen
in Form eines Koppelgeschäfts über
die Bühne gehen: Celozzi, der beim
KSC einen Kontrakt bis 2011 besitzt,
wechselt demnach ins Schwabenland, im Gegenzug erhält der KSC
Pischorn plus eine Ablöse, die
knapp unter drei Millionen Euro
liegen könnte.
Fällt der erste Dominostein
nicht, muss Trainer Ede Becker die
Arbeit mit lediglich zwei Youngs-
tern im Offensivbereich beginnen.
Chrisantus Macauley, der vom HSV
ausgeliehen wurde, ist 18 Jahre alt.
Eigengewächs Simon Zoller wird
gar erst am 26. Juni 18. Der Nachwuchsstürmer wurde direkt in den
Lizenzspielerkader befördert und
muss nicht den sonst üblichen Weg
über das Amateurteam beschreiten.
„Wir setzten in Simon große Hoffnungen“, sagt Becker, weiß aber
auch, „dass wir uns in der Offensive
noch verstärken müssen, obwohl
Alexander Iashvili dort auch einsetzbar ist.“
PE T E R P U T Z I N G
2. BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
51
BIELEFELD: Mitgliederversammlung entscheidet heute – Kentsch am Sonntag freigstellt
Dammeier wartet auf die Weichenstellung
gekommen, uns dagegenzustellen“, sagt Dirk Obermann (48). Der
gebürtige Ostwestfale kandidiert
ebenfalls für die Nachfolge von Präsident Hans-Hermann Schwick. Mit
im Team der „Kritischen Arminen“
ist Jochen Willmann, der schon von
1984 bis 1990 im DSC-Vorstand war.
Auf verlässliche Strukturen wartet
vor allen Dingen Detlev Dammeier.
Der Sport-Geschäftsführer hat in
den vergangenen Tagen „einige
Transfers vorbereitet“, die mit dem
neuen Coach besprochen werden
sollen. Es ist davon auszugehen, dass
Mirko Slomka aktuell die Wunsch-
Nummer-eins ist. Gehen wird Frank
Geideck. Der frühere Bielefelder
Profi, seit 1996 im Trainerstab und
zwischenzeitlich auch alleinverantwortlich, folgt seinem letzten
Chef, Michael Frontzeck, nach
Mönchengladbach.
PE T E R BU R K A M P
Foto: imago/Team 2
1Am heutigen Montagabend
kommt es zum Showdown in Bielefeld. Die Mitgliederversammlung
stellt mit ihren Stimmen die Weichen für die nächsten Jahre beim
Bundesligaabsteiger DSC Arminia.
Alle Beteiligten hoffen, dass am
Ende einer sicherlich turbulenten
Sitzung ein neuer Vorstand bestellt
werden kann, damit endlich auch
die drängenden sportlichen Fragen
beantwortet werden können.
Noch immer warten die Profis
auf den Namen ihres neuen Trainers. Während der Jahreshauptversammlung wird es voraussichtlich zu einer Kampfabstimmung
kommen. Allerdings ist die Lage
wieder offen, nachdem die Arminia
gestern, Sonntag, den Finanzgeschäftsführer Roland Kentsch mit
sofortiger Wirkung freigestellt hat
– „vorsorglich“, wie der Verein mitteilte, „auch für die Funktion als
Vorstand“. Nachdem Aufsichtsrat
Klaus Daudel, der für den Vereinsvorsitz kandidiert, sich – zumindest
öffentlich – nicht klar genug vom
umstrittenen Kentsch distanziert
hatte und sich einer Kooperation
mit den „Kritischen Arminen“ verschloss, hat diese Gruppierung ein
eigenes Team aufgestellt. „Wenn
Herr Daudel neue Leute präsentiert
hätte, wären wir nicht auf die Idee
„Ja, wer trainiert uns denn?“: Die Bielefelder Michael Lamey, Nico Herzig und Robert Tesche (von links).
DÜSSELDORF: Der Geschäftsführer offenbart
ROSTOCK: Zachhubers Wunschtransfer geplatzt
Warum sich Jäger St. Pauli wünscht Danielsson: „Es ist nicht machbar“
1Die erste gute Zahl konnte Aufsteiger Fortuna Düsseldorf schon
vermelden: Bisher sind über 5100
Dauerkarten abgesetzt worden,
der alte Rekord lag bei 3300 in den
1990er Jahren. Auf die zweite gute
Zahl hofft Geschäftsführer Paul
Jäger anlässlich des Saisonstarts:
„Wir wünschen uns ein Heimspiel.
Als Aufsteiger sollten wir da einen
kleinen Bonus haben.“ Anfang
Juli kommt der Spielplan raus. Mit
einem Derby gegen Duisburg oder
Oberhausen? „Eine Mannschaft aus
dem Westen wäre klasse“, sagt Jäger.
Doch sein Wunsch ist eigentlich der
FC St. Pauli. „Dann haben wir eine
gut gefüllte Arena.“
Die Zahl der neuen Spieler
ist dagegen nicht so erfreulich:
Mit Oliver Fink ist nur einer zum
Trainingsstart am kommenden
Mittwoch dabei. Trainer Norbert
Meier kam am Freitag aus seinem
Urlaub zurück, war „in ständigem
Kontakt“ mit Sport-Geschäftsführer
Wolf Werner. „Natürlich waren und
sind wir bestrebt, frühzeitig den
Kader zu komplettieren.“ Die meisten anderen Anfragen habe er auf
Werner abgewälzt, sagt Meier. „So
konnte ich den Urlaub zwischendurch genießen, habe mein Handy
ausgeschaltet und es immerhin
erstmals seit zehn Jahren geschafft,
ein 585 Seiten starkes Buch von
vorne bis hinten zu lesen.“
Nun hat der Alltag Meier wieder.
Der Laktattest am Mittwoch muss
vorbereitet, die Testspiele, die lange
offen waren, abgesteckt werden. Die
Fortuna tritt beim TuS Bösinghoven
(27. Juni), beim TSV Kaldenkirchen
(28. Juni), beim FC Randerath/Porselen, beim SV Mehring (10. Juli),
beim Germania Teveren (12. Juli)
sowie beim SSVg Heiligenhaus (19.
Juli) an. Die Saisoneröffnungsfeier
ist am 18. Juli in Düsseldorf terminiert.
M AT T H I A S G O E RG E N S
1Sechs Neue hat Hansa geholt, auf
seinen Wunschspieler jedoch muss
Andreas Zachhuber verzichten. Die
Hoffnungen des Trainers auf eine
Verpflichtung des isländischen
Nationalspielers Helgi Danielsson
(27) haben sich zerschlagen. „Es
ist nicht machbar“, sagt Manager
René Rydlewicz (siehe auch S. 69).
Dessen Angebot für den defensiven Mittelfeldspieler lehnte IF Elfsborg Boras als zu niedrig ab. Der
schwedische Tabellenzweite will
den vertraglich bis Dezember 2010
gebundenen Danielsson offenbar
nur gegen eine Ablöse im oberen
sechsstelligen Bereich ziehen lassen. Zu viel für Hansa, zumal die
abgelaufene Horrorsaison mit zwei
Trainerwechseln und einem Manageraustausch ohnehin schon ein
Millionen-Loch gerissen hat.
Hinzu kommt, dass mit Wächter,
Rathgeb, Diego Morais, Gledson,
Myntti, Dorn und Lukimya sieben
Spieler ausgemustert wurden, die
allesamt Verträge bis 2010 besitzen. Solange das Septett noch die
Gehaltsliste belastet, besteht kaum
finanzieller Spielraum.
Nach dem Aus bei Danielsson
gibt es im 22-köpfigen Kader drei
Alternativen für die Sechser-Position. Die naheliegende ist Kai Bülow
(23), der nach einer desolaten Hinrunde seit Zachhubers Amtsantritt
wieder aufgeblüht ist – allerdings
in der Innenverteidigung, wo seine
Zweikampfstärke zum Tragen
kommt und die Mängel im Aufbauspiel weniger ins Gewicht fallen.
Denkbar ist für Zachhuber auch,
den aus Karlsruhe zurückgekehrten
Innenverteidiger Tim Sebastian (25)
ins Mittelfeld zu rücken, „da hat er
in der Jugend auch gespielt“. Dritter
Anwärter, wenngleich nur Außenseiter: der aus der 2. Mannschaft
beförderte Tom Buschke (21).
O L I V E R H A RT M A N N
52
2. BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
AACHEN: Bornemann freut sich über Transfer
UNION: Der Kapitän will einen Stammplatz
Demai bringt Flexibilität mit Schulz: „Es geht bei null los“
Schulz. „Die Jahre danach haben
mich reifen lassen.“ Vor allem die
vergangene Saison war lehrreich.
Ein Innenmeniskusriss setzte ihn
von April bis November 2008 außer
Gefecht. Danach gab es kaum ein
Vorbeikommen an Christian Stuff
und Daniel Göhlert, die im Abwehrzentrum glänzten. Erst Göhlerts
Schlüsselbeinbruch verhalf Schulz
in der Schlussphase zum Stammplatz. „Ich musste Geduld lernen“,
sagt Schulz. „Das war schwer.“ Wenn
Union am kommenden Montag die
Vorbereitung aufnimmt, will er „Gas
ohne Ende geben“. Sein Ziel: „Ich
möchte in die erste Elf.“ Dass Stuff
und Göhlert einen Bonus besitzen,
glaubt Schulz nicht: „Es geht für alle
bei null los.“
S T E F F E N RO H R
Foto: imago/Höhne
1Er wird sich auch das Spiel gegen
England am heutigen Montag nicht
entgehen lassen. „Natürlich“, sagt
Daniel Schulz (23), „fiebere ich
vorm Fernseher mit.“ Unions Kapitän hat einen besonderen Bezug
zur deutschen U-21-Auswahl, die
in Schweden derzeit um die kontinentale Krone kämpft. 2007, beim
internationalen Turnier in Toulon,
lief der Innenverteidiger gegen die
Elfenbeinküste (0:0) und Frankreich
(1:4) für das ersatzgeschwächte
DFB-Team auf – an der Seite von
Dejagah, Ebert, Aogo und Beck.
Zeitgleich warb der damalige Bundesliga-Aufsteiger Hansa Rostock
um ihn, doch die Klubs fanden keinen Nenner. „Dass es nicht geklappt
hat, war kein Rückschritt“, sagt
hen. „Einen Spieler seines Alters
zu bekommen, der weit über 100
Zweitligaspiele bestritten hat und
dann auch noch ablösefrei kommen kann, ist eine tolle Sache für
uns“, freut sich Bornemann vor
allem über die Erfahrung des neuen
Defensivspielers.
Dabei hat Demai auf seiner
ersten Profistation beim FC Metz
in Frankreich im offensiven rechten Mittelfeld gespielt. Später in
Deutschland, zuerst beim 1. FC
Saarbrücken und dann in Kaiserslautern, etablierte er sich auf der
Sechser-Position oder in der Innenverteidigung. Neben der Erfahrung
bringt Demai also auch eine gehörige Portion Flexibilität mit nach
Aachen.
H O LG E R R I C H T E R
Foto: KUNZ
1So richtig ist Aimen Demai noch
gar nicht angekommen in Aachen.
Gemeinsam mit Frau und Tochter
befindet sich der 26-Jährige gerade
auf Wohnungssuche in der Stadt
seines neuen Arbeitgebers. Das
erste Tor für die Alemannia hat er
aber quasi schon erzielt. Am 12.
Mai dieses Jahres fälschte er nämlich auf dem Tivoli, damals noch in
Diensten des 1. FC Kaiserslautern,
einen Schuss von Florian Müller so
unglücklich ab, dass der Ball zum
1:0-Sieg der Aachener im Lauterer
Tor landete.
Doch das hat sicher nicht den
Ausschlag für Aachens Sportdirektor Andreas Bornemann gegeben,
sich um den zweifachen tunesischen Nationalspieler zu bemü-
Ins falsche Tor: Aachens Neuzugang Aimen Demai traf noch im Trikot
des 1. FC Kaiserslautern auf dem Tivoli ins eigene Netz.
Geduld gelernt: Kapitän Daniel Schulz musste sich bei Aufsteiger Union
Berlin nach einer Verletzung lange mit der Reservistenrolle begnügen.
DUISBURG: Viele Fragezeichen im Kader
ST. PAULI: Hoilett-Abschied steht bevor
Hübner kommt keinen Schritt voran Schulte zahlt auch für Deniz Naki
1Der Stichtag steht. Am 1. Juli bittet Peter Neururer (54) zum Aufgalopp in die neue Saison. Die Spielerschar, die der Trainer dann um sich
scharen wird, bleibt wohl arg überschaubar. Wichtige Leistungsträger
wie Cedrick Makiadi oder Markus
Brzenska haben sich nach Freiburg
bzw. Cottbus aus dem dann zur
Verfügung stehenden Kader verabschiedet. Die U-21-Spieler Sandro
Wagner, Änis Ben-Hatira und Chinedu Ede bekommen nach der EM
in Schweden noch Sonderurlaub.
Auch Dorge Kouemaha hat aufgrund eines Länderspieleinsatzes
für Kamerun verlängert frei.
Doch damit nicht genug, schließlich gibt es in Sachen Kaderplanung
Fragezeichen ohne Ende. Sicher ist
nur, dass die Fans wütend sind. Der
beste Torjäger weg, der sicherste
Toreverhinderer weg, der verbliebene 14-fache Schütze Kouemaha
auf der Verkaufsliste.
Die Verluste sind bislang nicht
aufgefangen, mit dem Ex-Hannoveraner Frank Fahrenhorst (30) wird
am 1. Juli nur ein Neuzugang ganz
sicher an Bord sein. Irritationen um
die geplante Ausleihe des Bulgaren
Chavdar Yankov (Hannover), um
den Tschechen David Strihavka
(Banik Ostrau) und um den Kameruner Leonard Kweuke (Frankfurt)
werden nicht ausgeräumt. Sportdirektor Bruno Hübner kommt bei
der Zusammenstellung des Kaders
keinen Schritt voran. Viel Zeit bleibt
nicht mehr. B E R N D B E M M A N N
1Am 3. Mai fügte Deniz Naki
dem FC St. Pauli noch eine der
schmerzhaftesten Niederlagen der
abgelaufenen Saison zu. Im Trikot
von Rot-Weiss Ahlen traf der Leihspieler von Bayer Leverkusen kurz
vor dem Abpfiff zum 1:0-Sieg. In der
kommenden Spielzeit wird er nun
nach kicker-Informationen für die
Hamburger auf Torejagd gehen.
Der 19-jährige U-20-Nationalspieler (sechs Spiele, drei Tore), der
mit der U 19 des DFB im vergangenen Jahr Europameister wurde, soll
bei St. Pauli einen Dreijahresvertrag
erhalten. Sportchef Helmut Schulte
konnte mit Bundesligist Bayer
Leverkusen bereits Einigkeit erzielen. Wie bei der Rückholaktion von
Charles Takyi, der nach einem Jahr
bei Greuther Fürth für 250 000 Euro
wieder ans Millerntor kommt, sind
die Hamburger nun erneut bereit,
eine Ablösesumme im sechsstelligen Bereich zu bezahlen. Zudem
erhält Bayer Leverkusen bei einem
Weiterverkauf eine Transferbeteiligung.
Offensivallrounder Naki wäre
somit der gesuchte Nachfolger von
David Hoilett (19), der aus dem Heimaturlaub in Kanada mitteilte, in der
kommenden Saison in jedem Fall
in der englischen Premier League
oder der Bundesliga spielen zu wollen. St. Pauli hatte sich bis zuletzt
intensiv um einen Kauf oder ein
weiteres Leihgeschäft des Talents
von den Blackburn Rovers bemüht.
LU T Z W Ö C K E N E R
2. BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
53
Tausche Talent gegen Routine
Sven Bender (20) wechselte zum BVB, Fabian Johnson (21) hat Angebote von Wolfsburg und Bremen.
1860 MÜNCHEN verliert wieder mal seine Talente, doch Trainer Ewald Lienen findet’s gar nicht so schlecht.
N
„Rukavina ist serbischer Nationalspieler. So einen Mann kriege
ich nicht so einfach. Es geht nicht
darum, zehn 18-Jährige aufzustellen, sondern um den Erfolg“,
so Lienen, der den Vorwurf, einer
falschen Nachwuchsarbeit „lächerlich“ findet. „Wir sind nicht in der
Situation, dass wir alle Talente
behalten können. Für junge Spieler,
die in den Kader aufrücken, gilt:
Entweder spielen sie oder müssen
irgendwann so verkauft werden,
dass das Team verstärkt wird. Nur
mit Talenten aufzusteigen ist illusorisch!“, glaubt Lienen.
Da passt es doch rein, dass in
Fabian Johnson (21) das nächste
Foto: imago/Lackovic, Rauchensteiner
eun Jahre ist es her, da wurde
Ewald Lienen (55) Zweitligameister mit dem 1. FC Köln.
Der Lohn: der Aufstieg ins Oberhaus
und ein eigens für ihn komponiertes Lied der bekannten A-CappellaGruppe Wise Guys. Der Titel: „Die
Heldensage des heiligen Ewald“.
Ob Lienen auch in München zum
Helden wird?
Nach dem 11. und 12. Rang in
den letzten zwei Jahren dürfte das
zumindest nicht einfach werden.
Doch Lienen, der die Mannschaft
im Mai bereits zwei Spiele betreute
(1:1 gegen Aachen, 1:2 in Nürnberg), gibt sich schon nach wenigen
Wochen kämpferisch. „Wir haben
das Ziel 1. Liga. Was sollen wir denn
bei einem Verein wie 1860 denn
sonst sagen? Dass wir noch fünf
Jahre 2. Liga spielen wollen?“
Für das Projekt Aufstieg setzen
Lienen und 1860-Manager Miki
Stevic auf eine neue Struktur im
Kader. Mehr Routine statt zu vieler
Talente. „Wir können ja nicht die
Politik der letzten Jahre einfach weitermachen, denn so erfolgreich war
sie ja nicht“, betont Lienen. „Die
Mischung stimmte nicht. Was kam
denn heraus mit lauter Jungen?“,
fragt der 55-Jährige, weshalb er
auch den Tausch von Sven Bender
(20) mit dem Dortmunder Antonio
Rukavina (25) gutheißt.
Kurswechsel: Antonio Rukavina (links) steht exemplarisch für den Weg
mit gestandenen Spielern. Talente wie Sven Bender müssen weichen.
GR. FÜRTH: Die linke Seite braucht Verstärkung
Talent den Weg in die Bundesliga
sucht. Wie der kicker erfuhr, hat Bremen ein Angebot abgegeben. Doch
Johnson selbst zieht es nach Wolfsburg, das sich mit den „Löwen“ aber
noch nicht auf eine Ablösesumme
einigen konnte. „Natürlich würde
ich gerne mit Johnson weiterarbeiten, aber wenn es nicht anders geht,
muss man doch schauen, dass sich
das für den Verein lohnt“, unterstreicht der „Löwen“-Coach.
Als Alternative für Johnson
haben die Münchner für die linke
Außenbahn den Tschechen und
Ex-Herthaner Rudi Skacel (30,
Southampton, 2. Liga) im Blick.
Bleibt Johnson will der Klub auf
jeden Fall noch einen Spieler für
jeden Mannschaftsteil vorstellen.
Dabei ist vor allem Erfahrung
gefragt. Nach kicker-Informationen
steht der Verein in Verhandlungen
mit dem Innenverteidiger Alexander Mitreski (28, zuletzt Nürnberg),
der 08/09 wegen einer Rückenverletzung nur zwei Spiele absolvierte.
Und fürs Mittelfeld ist Didi Hamann
(36, Manchester City) immer noch
im Rennen. Der Klub denkt ernsthaft über eine Verpflichtung des
Ex-Nationalspielers nach. Dagegen
aus dem Rennen ist wohl Grigoris
Makos (22, Panionios Athen), der
wahrscheinlich bei AEK unterschreiben wird. MOUNIR ZITOUNI
AUGSBURG: Eventuell fehlt ein Mittelfeldspieler
Langen weg – kommt jetzt Adlung? Baier und Makarenko sind fraglich
1Wenn am heutigen Montag die
ersten Spieler des Kaders zum Laktattest – Achtung: hinter der Stadtgrenze in Nürnberg! – antreten, ist
der kurze Sommerurlaub vorbei.
Am Mittwoch bereits geht es auf
den Platz, inklusive aller bislang
neun Neuzugänge.
Einer, der dann nicht mehr dabei
sein wird, ist Philipp Langen. Der
22-Jährige, der in Fürth noch einen
Vertrag bis 2011 hat, kehrt für ein
Jahr auf Leihbasis zur TuS Koblenz
zurück (siehe auch Seite 56). Nach
einem Kreuzbandriss in der Vorsaison war der linke Defensivmann
nie richtig in Tritt gekommen und
kam nur zu sechs Einsätzen (2-mal
2. Liga, 3-mal Regionalliga, 1-mal
Pokal). „Wir sind allerdings von
seinen Fähigkeiten nach wie vor
überzeugt“, sagt Präsident Helmut
Hack. Mit Langen ist nach Alexander Voigt (FSV Frankfurt) und Ivo Ilicevic (über Bochum nach K’lautern)
bereits der dritte Mann für links
weg – es herrscht Nachholbedarf
in der Kaderzusammenstellung
zumindest für diese Seite. Deshalb
für eine Ausleihe im Gespräch:
Daniel Adlung, vor der Saison aus
Fürth nach Wolfsburg gewechselt
und mit dem VfL Meister geworden,
ohne eine einzige Minute gespielt
zu haben. Lediglich 20-mal in der
Regionalliga kam der 21-Jährige für
Wolfsburg zum Einsatz, ist derzeit
mit der deutschen U-21-Auswahl bei
der EM in Schweden – dort jedoch
auch nur Ersatz. AX E L H E I B E R
1Der FC Augsburg arbeitet nach
wie vor mit Hochdruck vor dem
Trainingsauftakt am kommenden Samstag gleich an mehreren
Baustellen. Zum einen gibt es an
der neuen Fußball-Arena, die am
26. Juli mit einem Spiel gegen eine
Schwaben-Auswahl eröffnet wird,
noch viel zu tun. Zum anderen sind
aber auch die Planungen am Kader
des Zweitligisten noch nicht abgeschlossen.
Bisher sind mit Jonas de Roeck
(KAA Gent), Edmond Kapllani
(Karlsruher SC), Simon Jentzsch
(vereinslos), Axel Bellinghausen
(K’lautern), Michael Schick (1860
München), Kevin Schindler (Hansa
Rostock) und Daniel Brinkmann
(Alemannia Aachen) sieben Neuzu-
gänge fest, dem stehen die Abgänge
Patrick Lehner, Ingo Hertzsch,
Thomas Kläsener, Lars Müller,
Christian Müller, Mourad Hdiouad,
Dino Toppmöller, Marco Küntzel,
Francis Kioyo und Marco Vorbeck
gegenüber.
Fraglich ist dagegen die Zukunft
von Leihspieler Daniel Baier (25),
der vorerst zum VfL Wolfsburg
zurückkehren wird. Sollte es dabei
bleiben, wäre in Augsburg wohl eine
Planstelle im zentralen Mittelfeld zu
besetzen. Ein Fragezeichen steht
auch noch hinter Anton Makarenko
(20). Der FCA-Nachwuchsstürmer
war zuletzt an den SSV Reutlingen
ausgeliehen, eine Rückkehr nach
Augsburg scheint aber unwahrscheinlich.
RO B E RT G Ö T Z
54
2. BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
TIEFER GELEGT!
Foto: Fishing 4
Zusammen kommen sie auf 675
Bundesligaspiele. Nun nehmen
diese VIER AKTEURE eine Etage
darunter einen neuen Anlauf.
Kann er an alte Glanzzeiten anknüpfen? Zunächst muss sich Simon Jentzsch einen Stammplatz beim FC Augsburg erkämpfen.
Verbal hält er sich zurück
Die Pause hat ihm gutgetan
1So kontrovers wie nie in den vergangenen Jahren ist bei den Fans
des FC Augsburg die Verpflichtung
eines neuen Spielers diskutiert worden wie im Falle von Simon Jentzsch
(33). Der frühere U-21-Nationaltorhüter spaltet die Anhänger.
Schließlich hat der FCA mit Sven
Neuhaus einen routinierten Zweitligakeeper. „Das reicht vollkommen
aus, zumal der 31-Jährige eine gute
Saison gespielt hat“, argumentieren
die Kritiker des Jentzsch-Transfers,
„Neuhaus hat nicht immer souverän agiert und insgesamt zu viele
Schwächen“, sagen die anderen.
Aus dem Torhüter-Trio ist nun
ein Quartett geworden, das Vasili
Khamutouski (30) und Lukas Kruse
(25) komplettieren. Mit dem Trai-
1Keine Frage, der Ausrüster reagierte schnell. Nur wenige Tage
nachdem der Wechsel von Gabor
Kiraly (33) Anfang Juni offiziell
verkündet wurde, hielt der Ungar
bereits mehrere neue mausgraue,
schlabbernde Jogginghosen in der
Hand. Ein Utensil, das seit jeher zur
Arbeitskleidung des Torwarts zählt.
„Im Jahr brauche ich um die zehn
Hosen“, sagt Kiraly.
Durchaus möglich, dass der ExHerthaner (absolvierte zwischen
1997 und 2004 198 Erstligaspiele)
in dieser Saison ein paar mehr
braucht. Denn nach einem ganzen
Jahr ohne Spielpraxis – zunächst
beim englischen Zweitligisten FC
Burnley, wo er zur Nummer 3 degradiert wurde, dann in der Rückrunde
Pro und contra: Simon Jentzsch.
ningsauftakt am Samstag beginnt
der Kampf um die Nummer 1.
Verbal hält sich der Ex-Wolfsburger Jentzsch noch zurück. Dass er
nicht von allen mit offenen Armen
empfangen wird, dessen ist er sich
wohl bewusst. „Ich möchte und
werde mich erst dann beim und
zum FCA äußern, wenn ich in den
Trainings- und Spielbetrieb integriert bin und wenn ich meine Kollegen besser kennengelernt habe.
Dies bitte ich zu akzeptieren.“ Mehr
war dem langen Schlussmann nicht
zu entlocken. Manager Andreas
Rettig empfindet dies als positiv.
„Damit zeigt er auch Respekt vor
seinen neuen Mitspielern.“
Für Simon Jentzsch (241 Bundesligaspiele für den KSC, 1860 München und Wolfsburg) bietet sich die
große Chance, sein Image, das in
Wolfsburg am Ende ziemlich gelitten hat, aufzupolieren. Vor allem
bietet es ihm aber die Chance, nach
eineinhalb Jahren ohne Einsatz wieder zu spielen. Ob ihm die Pause
seit der Degradierung durch Felix
Magath geschadet hat, wird sich
zeigen.
H E R B E RT S C H M O L L
Foto: imago/Reichwein
Gabor Kiraly (1860 München)
Foto: imago/Rust
Simon Jentzsch (FC Augsburg)
Ausgeruht: Gabor Kiraly.
bei Leverkusen – will der ungarische Nationalspieler (70 Spiele) in
München als „neue Nummer 1“
(Geschäftsführer Manfred Stoffers)
angreifen. „Das Jahr Spielpause hat
mir sehr gutgetan. Ich konnte mich
nach vielen Jahren Dauerstress ein
wenig regenerieren und will es jetzt
mit 1860 noch einmal wissen.“
Für Manager Miki Stevic liegt der
Grund, einen dritten Torwart neben
Hofmann und Tschauner geholt zu
haben, auf der Hand: „Wir wollten eine Persönlichkeit, einen der
viel erlebt hat und das den Jungen
vermitteln kann.“ Und Kiraly hat
viel erlebt. In England spielte er
in den letzten fünf Jahren für vier
Klubs: Crystal Palace, West Ham,
Aston Villa und FC Burnley (37
Erstligaspiele, 99 Zweitligaspiele).
Mit 1860 will Kiraly „das Maximale“
erreichen. Den Aufstieg? „Dafür
muss eine ganze Saison die Leistung stimmen.“ Dann wäre auch
die Nationalelf wieder ein Thema.
„Ich hatte ein gutes Gespräch mit
dem Torwarttrainer. Wenn ich gut
spiele, könnte sich ein Comeback
ergeben.“
M O U N I R Z I TO U N I
2. BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
55
FSV FRANKFURT: Mit Gledson besteht Einigkeit
Er trifft auf seinen Mentor
Junior Ross hat verlängert
1Er ist bis jetzt der einzige Neuzugang beim MSV Duisburg. Und dass
Frank Fahrenhorst an der Wedau
landete, kommt nicht von ungefähr.
Er trifft beim MSV auf seinen alten
Mentor Peter Neururer, unter dem
er bereits beim VfL Bochum und
kurzzeitig bei Hannover 96 spielte.
Neururer ist fest davon überzeugt,
dass der 31-jährige Abwehrspieler eine feste Stütze der schon in
der vergangenen Saison sicheren
Duisburger Abwehr wird. Dass
private Bande den Ausschlag für
den Wechsel gaben, liegt auf der
Hand. Sportlich soll Fahrenhorst
den nach Cottbus abgewanderten
Markus Brzenska ersetzen.
Fahrenhorst spielte von 1996 bis
2004 in der 1. und 2. Bundesliga für
1Von einem Sommerloch ist
beim FSV Frankfurt in den vergangenen Tagen nichts zu spüren.
Nachdem Geschäftsführer Bernd
Reisig zunächst verkündete, dass
der FSV zur neuen Saison definitiv
von der Commerzbank-Arena in
das umgebaute heimische Volksbank-Stadion umziehen wird, setzt
sich auch das Puzzle um den neuen
Mannschaftskader immer mehr
zusammen. Angreifer Junior Ross,
der zur Winterpause auf Leihbasis
gekommen war, hat rechtzeitig vor
dem Trainingsauftakt am gestrigen
Sonntag einen Einjahresvertrag
unterschrieben. Der Nationalspieler
Perus (18 Länderspiele) konnte mit
seinem enormen Tempo überzeugen, ließ vor dem Tor jedoch Ruhe
und Kaltschnäuzigkeit vermissen
(ein Saisontor). Verpflichtet wurde
zudem Defensivakteur Dajan Simac
(27) vom SV Wehen Wiesbaden. Mit
Gledson (Hansa Rostock) könnte
darüber hinaus ein weiterer Verteidiger zu den Frankfurtern stoßen. „Wir sind uns mit dem Spieler
einig“, erklärt Reisig, weist aber
darauf hin, dass der 29-Jährige
noch Detailfragen mit Rostock klären muss, wo der Brasilianer einen
Kontrakt bis 2010 besitzt.
Sind die Planungen für die
Defensive nahezu abgeschlossen,
besteht in den anderen Mann-
Will es wissen: Frank Fahrenhorst.
den VfL Bochum. Danach wechselte
er zu Werder Bremen. Seit August
2006 stand er bei Hannover 96
unter Vertrag und erhielt für seinen
Wechsel eine halbe Million Euro
Entschädigung von Werder Bremen. Im Tausch für Fahrenhorst
wechselte damals Per Mertesacker
zu Werder. Fahrenhorst bestritt
insgesamt 68 Spiele für die Niedersachsen und war für sie zuletzt am
14. März am Ball. Dann warf ihn ein
Faserriss in der Bauchmuskulatur
aus der Bahn.
Beim MSV hat der ablösefreie
Fahrenhorst einen Vertrag bis 2011
unterschrieben. Immerhin absolvierte er unter Bundestrainer Jürgen Klinsmann zwei Länderspiele
für die Nationalmannschaft. Seinen Einstieg gab er am 18. August
2004 beim 3:1-Erfolg in Wien gegen
Österreich. Für die darauffolgenden Turniere wurde Fahrenhorst
allerdings nicht mehr berücksichtigt. Für sein Engagement hat sich
Fahrenhorst viel vorgenommen.
„Er will es unbedingt wissen“, sagt
Peter Neururer, der große Stücke
auf ihn hält. B E R N D B E M M A N N
Gaetan Krebs (Karlsruher SC)
Der Aufstieg ist sein Ziel
Foto: imago/Rust
1Es gab schon etliche kleine Spieler, die beim KSC groß auftrumpften. Allen voran Weltmeister Thomas „Icke“ Häßler (1,66 m.). Auch
Tamas Hajnal (1,68 m) überzeugte
einst im offensiven Mittelfeld. Jetzt
soll Gaetan Krebs die große Tradition der kleinen Klassekicker im
Wildpark fortsetzen. Der Franzose,
der aus Hannover in Badische kam,
lässt sich durch solche Vergleiche
nicht beeindrucken. Im Gegenteil.
„Das sind tolle Vorgänger. Das zeigt,
dass der KSC Vertrauen in diesen
Typ von Spieler hat, dass man auf
kleine, wendige, technisch versierte
Spielertypen setzt.“
Auch dass ihn Trainer Ede Becker
bei der Vertragsunterschrift lobte:
„Krebs ist so etwas wie Hajnal
Klein, aber oho: Gaetan Krebs.
Nummer zwei“, nimmt der kleine
Filigrantechniker gelassen hin.
„Das sind große Vorschusslorbeeren, aber kein großer Druck. Den
hat man als Profi immer. Wichtig
ist, dass ich zeige, was ich kann.“
Damit das klappt, will das 23 Jahre
alte Leichtgewicht (61 Kilo) an Muskelmasse zulegen.
Für Krebs ist der Wechsel von der
1. in die 2. Liga „kein Rückschritt.
Ich glaube, dass ich beim KSC Spielpraxis bekommen werde. Und wenn
man sich verbessern will, dann geht
das nur so“, beteuert der Elsässer,
der seinen Wechsel auch als Heimkehr sieht. „Von Karlsruhe nach
Straßburg ist es nur eine Stunde
mit dem Auto. Ich bin froh, wieder
fast zu Hause zu sein.“
Krebs hält den Auftritt mit dem
KSC in Liga zwei für eine Zwischenstation. „Der KSC ist ein Traditionsverein, der muss in die 1. Liga.“ Ob
er als zentraler Kreativspieler oder
in einer Raute auf der rechten Seite
agiert, ist ihm gleichgültig. Nur in
einem legt sich der Superoptimist
fest: „Der Aufstieg ist mein Saisonziel!“
PE T E R P U T Z I N G
schaftsteilen noch Handlungsbedarf. Gesucht werden zwei Akteure
für die Außenbahnen, ein offensiver
Mittelfeldspieler sowie ein weiterer
Stürmer. Alain Junior Ollé Ollé (SC
Freiburg) ist ein Kandidat, laut Reisig liegen die Verhandlungen mit
dem im Mittelfeld rechts und links
einsetzbaren 22-Jährigen zurzeit
jedoch auf Eis.
Verlassen können den FSV dagegen Stürmer Henrich Bencik und
Verteidiger Dennis Hillebrand, die
zwar noch Verträge bis 2010 besitzen, denen man jedoch „keine
Steine in den Weg legen“ (Reisig)
werde.
JULIAN FRANZKE
Foto: imago/Harder
Foto: imago/Rust
Frank Fahrenhorst (MSV Duisburg)
Bleibt ein weiteres Jahr: Der
pfeilschnelle Junior Ross.
PERSONALIEN
FC ENERGIE COTTBUS
FC ST. PAULI
Linksverteidiger Valeriy Sokolenko
(27) unterschrieb einen Vertrag bis
2011. Der Ukrainer spielte zuletzt
für Polonia Bytom/Polen.
Thomas Meggle (34, Mittelfeld) verlängert bis 2010. + + + Verteidiger
Matthias Hinzmann (25, eigene U 23)
erhält einen Profivertrag bis 2010.
ARMINIA BIELEFELD
FC HANSA ROSTOCK
Detlev Dammeier weilte am Wochenende in Tunis, um mit dem Nigerianer Michael Eneramo (23, Esperance
Tunis) zu verhandeln. Der Stürmer,
der als Wunschkandidat gilt, hatte
für die 1. Liga zugesagt.
Die Vertragsamateure Tobias Jänicke
und Thomas Breu (beide 20) sollen
die Vorbereitung bei den Profis
bestreiten.
1. FC KAISERSLAUTERN
Ivo Ilicevic (22, zuletzt vom VfL
Bochum an Greuther Fürth ausgeliehen) wird für die neue Saison
ausgeliehen. Der Mann für die
linke Seite ist der dritte Zugang
nach Mittelfeldspieler Bastian Schulz
(23, Hannover 96/Vertrag bis 2012)
und Verteidiger Christian Buchner
(19, Wacker Burghausen/Vertrag
bis 2012). + + + Der an SV Wehen
Wiesbaden ausgeliehene Marcel
Ziemer (23) kehrt zurück.
TuS KOBLENZ
Werner Hecker (58) wurde zum neuen
Präsidenten gewählt. Als neuer Vizepräsident komplettiert Gerd Kohns
(59) die seit sechs Monaten kommissarisch agierende TuS-Führung.
SC PADERBORN
Stürmer Jovan Damjanovic (26) hat ein
Angebot zur Vertragsverlängerung
zu reduzierten Bezügen abgelehnt.
+ + + Dominick Kumbela (25, Angriff),
Björn Lindemann (25, Mittelfeld) und
Patrick Reinsch (19, Mittelfeld) dürfen
trotz gültiger Verträge gehen.
56
2. BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
COTTBUS: Neuzugang Markus Brzenska über die Gründe für seinen Wechsel und seine Ziele
„Wollitz wird für frischen Wind sorgen“
deutsche Spieler so tief in den
Osten zu locken. Hatten Sie keine
Bedenken?
Brzenska: Klar, die üblichen Vorurteile gab es bei mir auch. Aber
dann habe ich mir alles in Cottbus
zeigen lassen und mir ein eigenes
OBERHAUSEN
AHLEN
Bild gemacht. Und bin zum Schluss
gekommen: Die Bedingungen sind
sehr gut. Nichts Glamouröses, aber
absolut professionell. Ich denke, wir
können eine gute Rolle spielen.
kicker: Bedeutet dies, um den Aufstieg zu spielen?
Foto: imago/Dünhölter
1Am heutigen Montag trifft Markus Brzenska (25) zur sportmedizinischen Untersuchung und zur
Wohnungssuche in Cottbus ein,
wo er einen Vertrag bis 2012 unterschrieben hat. Rund 400 000 Euro
überweisen die Lausitzer an Borussia Dortmund, das den Verteidiger
zuletzt an Duisburg ausgeliehen
hatte. Im kicker-Interview nennt
Brzenska die Gründe für den Wechsel und seine Ziele.
kicker: Warum gehen Sie nach Cottbus, Herr Brzenska?
Markus Brzenska: Ich hatte gute
Gespräche mit dem neuen Trainer.
Pele Wollitz wird für frischen Wind
sorgen und die Mannschaft mitreißen. Er hat mir gesagt, wie er mich
sieht und was er von mir erwartet.
kicker: Er will, dass Sie Führungsqualitäten zeigen.
Brzenska: Diesen Anspruch habe ich
an mich ebenfalls. Ich möchte den
nächsten Schritt machen und eine
Führungsperson sein.
kicker: Beim FC Energie tat man
sich in der Vergangenheit schwer,
Hat mit der Bundesliga nicht abgeschlossen: Markus Brzenska will zurück
in die höchste Spielklasse, am besten mit seinem neuen Klub Cottbus.
KOBLENZ
Brzenska: Für Absteiger ist es meistens schwer, in der 2. Liga auf
Anhieb Fuß zu fassen. Diese Erfahrung habe ich in Duisburg selbst
gemacht, man hat es bei Rostock
gesehen und auch bei Nürnberg.
Die sind auch erst schwach gestartet, ehe sie sich gefangen haben.
Wir müssen versuchen, uns schnell
zurechtzufinden.
kicker: Sie haben 85 Spiele für Dortmund bestritten, waren dann bei
der Borussia plötzlich weg vom
Fenster. Warum haben Sie sich nicht
in der Bundesliga durchgesetzt?
Brzenska: Ich hatte 2007/08 eine
schwierige Saison unter Thomas
Doll. In der Hinrunde habe ich
immer gespielt, dann spielte ich
auf einmal überhaupt keine Rolle
mehr. Eine Begründung gab es nie,
da war dann klar: Hier ist für mich
kein Platz mehr. Allerdings habe ich
deshalb noch lange nicht mit der
Bundesliga abgeschlossen. Das ist
ein Riesenanreiz, da will ich wieder
hin.
I N T E RV I EW:
O L I V E R H A RT M A N N
PADERBORN
Stürmer Schönfeld
Das Warten ist vorbei: Zieht es Sukalo zu
würde gerne kommen Naki wählt St. Pauli
Energie Cottbus?
Jensens Stellvertreter
Lange bleibt bis 2011
1Wenige Tage vor dem Trainingsauftakt am 25. Juni hat RW
Oberhausen seine Hausaufgaben
so gut wie erledigt. Nur ein paar
Teile fehlen noch in dem Puzzle,
das schließlich den Kader der Saison 2009/2010 ergeben soll. Das
stimmt vor allem Trainer Jürgen
Luginger sehr zufrieden, der mit
großer Leidenschaft und sehr
sorgfältig arbeitet. Auch das Kapitel der Spieler aus dem eigenen
Nachwuchs soll zu Wochenbeginn
geschrieben sein. Aus der A-Jugend
dürften Innenverteidiger Dominic
Borutzki und Torwart Marcel Dietz
Verträge erhalten. Dietz – der Sohn
von RWO-Sportvorstand Thomas
Dietz – ist ausdrücklich Lugingers
Wunsch und hat wie Borutzki schon
oft mit den Profis trainiert.
In Schweigen hüllen sich die
Rot-Weißen, was die Verpflichtung
von Patrick Schönfeld (20) angeht.
Der Stürmer vom FSV ErlangenBruck – so ist von dort zu hören
– soll sich mit RWO einig sein und
daran mitgewirkt haben, dass sein
zunächst zögerlicher Heimatverein
ihn gehen lässt. G U S TAV W E N T Z
1Nach den vier Neuverpflichtungen von Gaetano Manno, Nejmeddin Daghfous, Daniel Masuch
und Philipp Heithölter hat der SC
Paderborn jetzt auch einen auslaufenden Vertrag verlängert. Sebastian
Lange bleibt bis zum Sommer 2011
in Ostwestfalen. Der 21 Jahre alte
Torwart, der in der Vorserie nach
dem Platzverweis und der Sperre
von Stammkeeper Kasper Jensen
drei sehr ordentliche Drittligapartien absolvierte, spielte schon in
der Jugend für den SCP und erfüllt
somit die Voraussetzungen für
einen Local Player.
Damit hat der Aufsteiger nun mit
Lange, Angreifer Sven Krause (23)
und Verteidiger Christian Strohdiek
(21) drei Akteure dieser Kategorie
im Kader. Benötigt wird aufgrund
der Statuten aber noch ein Vierter.
Darin sieht André Schubert kein
Problem. „Wir werden problemlos
einen weiteren Spieler finden“,
sagt der Trainer mit Verweis auf die
Talente aus der eigenen U23. Dieses
Westfalenligateam hatte er bis zum
April noch selbst gecoacht.
1Jetzt ist Deniz Naki weg. Und
zwar, weil RW Ahlen nicht mehr
wollte. „Er hat sich nicht überwinden können, sich zu Ahlen zu bekennen“, sagt Manager Stefan Grädler.
„Es fehlt ganz klar die Identifikation
mit dem Verein“. Also zog dieser
sein Angebot an den 20-Jährigen,
der nun zum FC St. Pauli wechselt,
zurück. „Wir sind bis an die Grenze
des finanziell Machbaren gegangen,
aber nicht mehr bereit, uns noch
länger hinhalten zu lassen“, hatte
Präsident Heinz-Jürgen Gosda die
wochenlange Warterei satt.
Nun fehlen ohne Marco Reus,
Kevin Großkreutz und Naki sowohl
die Flügel als auch der schnelle,
torgefährliche Offensive zentral.
Also denkt Trainer Stefan Emmerling darüber nach, das System
zu ändern. Mit den Rückkehrern
Daniel Felgenhauer und Christian
Mikolajczak, sowie Tom Moosmayer und Darlington Omodiagbe
könnte vom 4-3-2-1 auf ein 4-4-2
umgestellt werden. „Wir haben jetzt
ganz andere Typen im Kader“, sorgt
sich Grädler nicht um die Zeit ohne
Naki.
UWE GEHRMANN
1Der verlorene Sohn ist wieder da,
wenn auch vorerst nur für ein Jahr.
TuS-Eigengewächs Philipp Langen,
der vor der vergangenen Saison zu
Greuther Fürth gewechselt war und
dort noch bis 2011 unter Vertrag
steht, kehrt auf Leihbasis nach Koblenz zurück. „Für mich geht es jetzt
einfach darum, wieder Spielpraxis
zu sammeln“, sagt der 22-Jährige,
der auf der linken Seite flexibel
einsetzbar ist. Langen wird sich in
erster Linie mit Frank Wiblishauser um den Platz in der Viererkette
streiten, die nach der Verpflichtung
von Benjamin Lense nahezu komplett ist. Der 30-Jährige hat einen
Zweijahresvertrag unterschrieben.
Den vier Neuen stehen somit
neun Abgänge gegenüber, wobei
sich die TuS bis auf Du-Ri Cha
überwiegend von Akteuren aus
der zweiten Reihe getrennt hat. Gut
möglich allerdings, dass neben dem
Koreaner noch der ein oder andere
Leistungsträger den Klub verlässt.
Mittelfeldlenker Goran Sukalo (27)
soll nach seinem Flirt mit 1860
München bei Energie Cottbus ein
Thema sein.
SVEN SABOCK
JOCHEM SCHULZE
3. LIGA
kicker, 22. Juni 2009
57
BRAUNSCHWEIG: Trotz des gekürzten Etats soll attraktiver Fußball geboten werden
„Die Neuzugänge haben alle große Perspektive“
Der Sportliche Leiter
MARC ARNOLD (38)
über die Planungen
bei der Eintracht.
kicker: Herr Arnold, Sie haben mit
Marco Calamita aus Burghausen
den fünften Neuzugang verpflichtet. Sind die Planungen beendet?
Marc Arnold: Grundsätzlich ja. Falls
aber Riley O’Neill oder Adrian Horn,
die beide ihre Freigabe erhalten,
einen neuen Verein finden, würden
wir die Lage neu beurteilen.
kicker: Sie haben für alle Mannschaftsteile neue Spieler geholt. Was
erwarten Sie von den Zugängen?
Arnold: Mit Marjan Petkovic und
Daniel Davari haben wir zwei neue
Torhüter, von denen Petkovic als
Nummer eins geholt wurde. In der
Abwehr soll Norman Theuerkauf
den Konkurrenzkampf erhöhen. Im
Mittelfeld soll Damir Vrancic eine
spielbestimmende Figur werden,
und im Angriff haben wir unseren
Wunschspieler bekommen. Wir hoffen, dass Marco Calamita mehr Tore
schießt als Marcel Schied, der vor
allem in der Hinrunde überzeugt
hatte und nach Rostock ist.
kicker: Die Eintracht hat den Etat
um rund 1,5 Millionen Euro heruntergefahren. Wie hat sich das auf
Ihre Planungen ausgewirkt?
Arnold: Wir liegen mit unserem
Etat für den Kader immer noch im
Mittelfeld der Liga. Aber wir sind
nichtsdestotrotz von der Qualität
unserer Mannschaft überzeugt. Die
Neuzugänge sind so oder so Spieler
mit großer sportlicher Perspektive.
kicker: Torsten Lieberknecht absolviert den Fußballlehrer-Lehrgang
und wird deshalb häufig abwesend
sein. Wie wollen Sie das Fehlen des
Cheftrainers kompensieren?
Arnold: Wir sind überzeugt, dass es
keine negativen Auswirkungen gibt.
Die Zeit der Abwesenheit ist überschaubar, und wir haben zu Darius
Scholtysik unser Trainerteam mit
Jürgen Rische und Alexander Kunze
neu aufgestellt.
kicker: Was hat Eintrachts Führung
als Saisonziel ausgegeben?
Arnold: Wir wollen den nächsten
Schritt in der Entwicklung unserer
Mannschaft machen. Das heißt,
einen einstelligen Tabellenplatz zu
erreichen. Wir wollen attraktiven
Fußball spielen und damit bessere
Ergebnisse erzielen als zuletzt.
I N T E RV I EW: T H . F R Ö H L I C H
Personalplanung beendet: Marc
Arnold in Braunschweig.
DRESDEN: Die Suche nach einem Stürmer ist gestoppt – Zwei aus der Zweiten drängen sich auf
Kaiser setzt auf einen Bierbrauer und einen IT-Kaufmann
1Ruud Kaiser stoppt die Suche
nach einem weiteren Stürmer.
„Diese Bemühungen lassen wir erst
einmal ruhen“, sagt der DynamoTrainer, „unsere eigenen Jungs
klopfen an die Tür.“
Gemeint sind Paul-Max Walther
und Ronny Kreher. Das Sturmduo
der 2. Mannschaft hatte kürzlich
beim 2:1 nach Verlängerung über
Plauen aufgetrumpft: Walther traf
zweimal nach Vorlage von Kreher,
der in der Saison 2008/09 zu einem
Zehn-Minuten-Einsatz in der 3. Liga
gekommen war. Einen Profi-Vertrag erwartet der 29-Jährige nicht
mehr. Er arbeitet als Bierbrauer in
drei Schichten. „Der Job geht vor.“
Walther schließt im kommenden
Jahr seine Lehre zum IT-Kaufmann
ab. Kaiser fordert ihn: „Mit 22 muss
er schnellstens den Durchbruch
schaffen. Das wird eine sehr wichtige Saison für ihn.“
REGENSBURG: Haller kommt, Hiemer geht
Aber die Konkurrenz ist groß.
Halil Savran und Pavel Dobry sind
geblieben, mit Ibad Muhamadu (27)
von Willem II Tilburg und Mirko
Soltau (29) vom VFC Plauen hat
Dynamo zwei Leute verpflichtet,
um den nach Ahlen abgewanderten
Thomas Bröker zu ersetzen.
Noch keinen Nachfolger haben
die Schwarz-Gelben für Jens Truckenbrod (zu Carl Zeiss Jena). Möglicherweise erscheint heute zum
Trainingsauftakt mit Simon Tüting
(22, zuletzt Hansa Rostock II)
ein Mittelfeldspieler. Damit könnten die Transferaktivitäten bei
Dynamo bereits beendet sein. Es
sei denn, Pavel Pergl macht von
seiner Ausstiegsklausel Gebrauch.
Der Tscheche war unzufrieden, weil
ihn Kaiser vorwiegend links oder
rechts in der Viererkette aufstellte,
er sich aber als Innenverteidiger
sieht.
HORST WINDE
INGOLSTADT: Leitl bleibt Kapitän, Demir verletzt
Weinzierl sucht weitere Verstärkung Köppel eröffnet Konkurrenzkampf
1Der eine kommt, der andere
geht. Während der SSV Jahn mit
Mittelfeldspieler Marco Haller nach
Angreifer Anton Shynder nun schon
den zweiten Akteur von Absteiger
VfR Aalen verpflichtet hat, verlässt
Manuel Hiemer die Regensburger.
Der 24-Jährige meldete sich telefonisch aus dem Urlaub bei Trainer
Markus Weinzierl ab. Wohin der
Mittelfeldspieler wechselt, sagte er
nicht. Jedenfalls ist mit ihm sowie
Moise Bambara (FC Ingolstadt) und
Andreas Brysch (Unterhaching) nun
der dritte Stammspieler weg.
Haller soll indes Bambara ersetzen. „Er kann uns weiterhelfen“,
ist Weinzierl von dem Neuzugang
überzeugt. „Wir suchen noch drei
bis vier Verstärkungen für die
Abwehr und das Mittelfeld“, sagt
Weinzierl weiter. „Es gilt die Lücken
zu schließen“, so der Coach. „Denn
wir wollen nicht wieder nur gegen
den Abstieg spielen.“
Aktuell fasst der Kader 15
Akteure. Es fehlen noch die Unterschriften bei den Vertragsverlängerungen von Romminger, Schäffer
und Selimbegovic. Weil drei Akteure
nicht zur Verfügung stehen und
auch die Pause für jene Jugendspieler (Wiegers, Hein, Jobst) zu kurz
sei, die in den Drittligakader hochrücken, wurde der Trainingsstart
vom heutigen Montag auf Mittwoch
verlegt. Gut möglich, dass dann mit
Defensivmann Tim Erfen (SV Wuppertal) auch ein Testspieler dabei
ist. H E I N Z R E I C H E N WA L L N E R
1Am gestrigen Sonntag war Trainingsauftakt. Horst Köppel bat
seine Spieler zum 7,5-KilometerLauf, der Trainer selbst absolvierte
immerhin 5,2 Kilometer. „Das gleiche Tempo wie die Jungs – das muss
ich mir nicht mehr antun“, erklärt
der 61-Jährige. Am Nachmittag folgten Kader- und Trikotvorstellung,
Balltraining sowie ein Spiel.
Jetzt also kann sie losgehen, die
Saison nach dem Zweitligaabstieg.
„Wir wollen vorne dabei sein, wenn
es gut läuft, können wir aufsteigen“,
sagt Köppel. Allerdings hebt der
Coach vorsorglich den warnenden
Zeigefinger, schließlich habe man
einen kleinen Kader, Verletzungen
könnten dem Unternehmen „Wiederaufstieg“ einen Strich durch die
Rechnung machen. Erstes Negativbeispiel: Ersin Demir zog sich eine
Oberschenkelzerrung zu. Nicht nur
deshalb denken die Vereinsverantwortlichen offen über eine weitere
Aufrüstung des Kaders nach. Klar ist
allerdings, dass Michael Wenczel,
Stefan Leitl, Andreas „Zecke“ Neuendorf und Fabian Gerber als Leitwölfe fungieren sollen. „Sie haben
bewiesen, dass sie das können“, so
Köppel. Leitl wird zudem weiter die
Kapitänsbinde tragen.
In den nächsten Wochen will man
sich beschnuppern, die erste Elf soll
sich finden. Köppel: „Das wird nicht
einfach, der Konkurrenzkampf ist
groß.“ Immerhin legt sich der Coach
mit einem 4-4-2-System schon
mal taktisch fest.
JANA WISKE
58
3. LIGA
kicker, 22. Juni 2009
VFB STUTTGART II: Großes Talent ist wieder da
OSNABRÜCK: Bedarf in Angriff und Mittelfeld
Fischer nimmt zweiten Anlauf Kotuljac als heißer Kandidat
zu arg unter Druck setzen.“ Deshalb
sind „die Profis nicht in meinem
Kopf“. Einziges Ziel sei es jetzt, „von
Anfang an zu spielen und mich zu
hundert Prozent in die Mannschaft
zu integrieren“. Schließlich seien
regelmäßige Einsatzzeiten das
Wichtigste für junge Spieler.
G E R D PI F FAT H
1Die Fans wurden bereits unruhig,
dann nahm der neue Kader des VfL
Osnabrück doch noch recht schnell
Konturen an. Innerhalb weniger
Tage präsentierten Manager Lothar
Gans und Trainer Karsten Baumann
fünf weitere Zugänge, in denen sich
die für das gesamte Aufgebot angestrebte Mischung aus jungen, gut
Foto: Pressefoto Baumann
1Der neue Trainer Reiner Geyer
lässt Spieleröffnungen mit anschließendem Torabschluss üben. Überraschend dabei ist der aus Koblenz
zurückgekehrte Stürmer Manuel
Fischer, von dem sich viele beim
VfB erhofft hatten, er würde in die
Fußstapfen eines Mario Gomez treten können. Doch die Hürde Profis
erwies sich für das hochgelobte
Talent bisher als unüberwindlich,
oder wie Fischer selbst zugibt: „Ich
wollte zu schnell zu viel.“
Noch Mitte 2008, Fischer hatte
dem Verein die UI-Cupteilnahme
gerettet, sah alles wie angerichtet
aus. So sagte sein damaliger Trainer
Armin Veh: „Manuel zeichnet sein
ausgeprägter Torriecher aus. Wenn
er so weitermacht, wird er sich über
kurz oder lang in der Bundesliga
behaupten können.“ Doch danach
folgte die Höchststrafe. Trotz gerade
erfolgter Vertragsverlängerung bis
2011 wurde er bei den Profis und in
der Folge bei der „Zweiten“ aussortiert und in die 2. Liga abgeschoben.
Fischer, der niemandem Vorwürfe
machen will, spricht nach wie vor
von seinem Arbeitgeber von „einem
geilen Klub und super Vorrausetzungen“. Das Geschehene sei für
ihn Schnee von gestern.
Nun zurückgekehrt, soll es im
zweiten Anlauf klappen. Dabei
will der 19-Jährige sich von einer
aus seiner Sicht zu hohen Erwartungshaltung, die ihn damals
„hemmte“, befreien und nicht die
gleichen Fehler machen. „Ich will
von null anfangen und mich nicht
Hat aus seinen Fehlern gelernt: Stuttgarts Manuel Fischer wollte zu
schnell zu viel, jetzt hofft er auf regelmäßige Einsatzzeiten.
ausgebildeten Talenten und gestandenen Routiniers widerspiegelt.
Bereits in den letzten Jahren hatte
der VfL gute Erfahrungen gemacht
mit der Verpflichtung von Jungprofis aus den Leistungszentren der
Bundesliga. In dieses Schema passen nun die Abwehrspieler Patrick
Herrmann (21, Hannover 96), Oliver
Stang (20, Borussia Mönchengladbach) und Stürmer Dennis Schmidt
(21, Bayer Leverkusen, ausgeliehen,
zuletzt SV Wehen). Etablierte Profis
sind dagegen Angelo Barletta (32,
FSV Frankfurt) und Michael Lejan
(26, Wuppertaler SV), den Neu-Trainer Baumann aus seiner aktiven
Zeit beim WSV noch kennt.
Zum Trainingsstart am Mittwoch
sollen weitere Spieler verpflichtet
werden, doch es dürfte vermutlich
auch Planstellen geben, die erst
während der viereinhalbwöchigen
Vorbereitungsphase besetzt werden. Handlungsbedarf besteht vor
allem im Angriff, wo der schon seit
einigen Jahren vom VfL beobachtete
Aleksandar Kotuljac ein Kandidat
sein soll. Der auslaufende Vertrag
des 27-Jährigen beim Zweitligisten
Greuther Fürth wurde nicht verlängert, er ist aber auch beim Regionalligisten Magdeburg im Gespräch.
Noch nicht ausreichend besetzt ist
zudem die Krea-tivabteilung im
Mittelfeld. Aus der Abstiegsmannschaft kommen laut Manager Gans
nur zwei Spieler für eine Weiterverpflichtung infrage: Die Mittelfeldspieler Paul Thomik und Henning
Grieneisen. H A R A L D PI S TO R I U S
BURGHAUSEN: Jürgen Press stellt den Kader um
HEIDENHEIM: Zwischen Ball und Ausbildung
Christian Holzer bringt Erfahrung
Göhlert gönnt sich noch ein Jahr
1Beim SV Wacker Burghausen
startet am heutigen Montag die Vorbereitung – ohne Marco Calamita:
Der Toptorjäger der abgelaufenen
Saison (elf Treffer) darf nun doch zu
Eintracht Braunschweig wechseln.
Damit werden wohl nur noch sieben Spieler aus dem letztjährigen
Kader dabei sein: Manuel Riemann,
Ronald Schmidt, Sven Kresin, Björn
Hertl, Thomas Kurz, Christian Cappek und Markus Grübl haben Verträge. Dazu kommen mit Andreas
Niederquell, Marco Holz, Thomas
Leberfinger und Thomas Hamberger vier Spieler aus der Jugend oder
der U 23.
„Eine Fußballmannschaft bringen wir schon zusammen“, lacht
Jürgen Press. Denn der neue Team-
1Der Weg vom Klinikum zum
Albstadion ist nicht weit. Zu Fuß
sind’s gerade mal fünf Minuten
– und das ist gut so für Tim Göhlert,
denn der spielt beim 1. FC Heidenheim nicht nur Fußball, sondern
absolviert gleichzeitig im Heidenheimer Krankenhaus sein Praktikumsjahr als Arzt. Rücksicht auf
sein Doppelengagement nahmen
weder die Chefärzte noch Trainer
Frank Schmidt. Der freilich weiß,
was er an dem 24-Jährigen hat: „In
der Vorrunde hat er uns wegen einer
Achillessehnenverletzung gefehlt,
in der Rückrunde war er es, der die
Abwehr stabilisiert hat.“
Göhlert, der nach dem Abitur
ein Medizinstudium in Ulm begann
und beim SSV spielte, kam 2005 mit
manager präsentierte am Freitag
fünf Neuzugänge. Der Erfahrenste
ist Mittelfeldspieler Christian Holzer (30) von Drittliga-Absteiger
VfR Aalen, der bei der TuS Koblenz
und SpVgg Unterhaching in der
2. Liga am Ball war. Zweitligaerfahrung hat auch Rechtsverteidiger
Christoph Burkhard (24, 1860
München II). Zudem kommt der
defensive Mittelfeldspieler Michael
Kokocinski (24, Kickers Offenbach).
Relativ unbeschriebene Blätter sind
Innenverteidiger Martin Schmidt
(26, TSV Crailsheim) und Mittelfeldmann Christian Brucia (21, Eintracht Frankfurt II). Vier der fünf
Neuen erhalten Einjahresverträge,
nur Brucia hat bis 2011 unterschrieben.
STEFFI BRENNINGER
Trainer Dieter Märkle nach Heidenheim und hatte als gerade Zwanzigjähriger sofort einen Stammplatz
in der Innenverteidigung. Für
die 3. Liga glaubt er seinen Klub
gerüstet: „Es kommt darauf an, Gas
zu geben, und genau das werden
wir tun.“ Anders als sein Bruder
Daniel, der mit Union Berlin in
die 2. Bundesliga aufgestiegen ist,
strebt Tim Göhlert keine Profikarriere als Fußballer an. Ein Jahr gönnt
er sich beim FCH, danach hat die
berufliche Laufbahn Vorrang. Ob
er dann die Fußballschuhe ganz an
den Nagel hängt? „Da warten wir
einfach mal ab“, vertröstet er mit
der Gelassenheit, die ihn auch im
Abwehrzentrum des FCH auszeichnet.
K L AU S D I E T E R H A A S
3. LIGA
kicker, 22. Juni 2009
59
PERSONALIEN
DYNAMO DRESDEN
Benjamin Kirsten (22) ist vom Verein abgemahnt, für drei Spiele
gesperrt worden und muss 4000
Euro Strafe zahlen. Der Torwart
war nach dem Sachsenpokalsieg
der zweiten Mannschaft (2:1 n. V.
gegen den VFC Plauen) mit einem
bengalischen Feuer durch das
Leipziger Zentralstadion gerannt.
+ + + Maik Kegel (19) fällt mit einem
Bänderriss im Sprunggelenk noch
etwa zwei Wochen aus.
Foto: Hübner
HOLSTEIN KIEL
Nicht einer Meinung: Offenbachs Trainer Hans-Jürgen Boysen (links) und Sportmanager Andreas Möller.
OFFENBACH: Gute Perspektiven, aber Unstimmigkeiten im Tagesgeschäft
Boysen: Neues Stadion – kein Trainingslager
1„Das ist ein sehr guter Tag für die
Kickers“, freute sich Vizepräsident
Thomas Kalt, als im Offenbacher
Rathaus das Konzept für einen
Stadionneubau vorgestellt wurde.
Dieser ist für den Verein von existenzieller Bedeutung, denn nach
Kalts Aussage hätte die DFL in der
2. Liga keine Spielgenehmigung
in der alten Arena erteilt. Für das
25-Millionen-Projekt (Fassungsvermögen 18 000 Zuschauer) steuert
die Stadt trotz eines dreistelligen
Millionen-Defizits zehn Millionen
Euro bei. Die 15-Millionen Lücke
in der Finanzierung soll mit Darlehen sowie Fördermitteln gestopft
werden. „Schön, dass sich endlich
etwas tut, das sind gute Perspektiven“, sagt Hans-Jürgen Boysen.
Der Trainer hat mit 22 Spielern,
darunter die drei Neuzugänge Nils
Teixeira (Bayer Leverkusen U 19),
David Ulm (FSV Frankfurt) und Nils
Pfingsten-Reddig (Kickers Emden),
die Vorbereitung begonnen. „Wir
haben einen ordentlichen Kader,
die eine oder andere Überlegung
gibt es aber noch“, meint Sportmanager Andreas Möller. Boysen
wird konkreter, verlangt noch eine
Quantitäts- und Qualitätssteigerung, man habe fünf, sechs Leute
zu wenig. Einig sind sich beide, dass
noch jemand für die linke offensive
Seite geholt werden muss.
Dafür gibt es Unstimmigkeiten
über die Absage des von Boysen
geplanten Trainingslagers, das der
OFC aus Kostengründen gestrichen
hat. „Dafür wird das im Winter
umso schöner“, scherzt Möller.
Dem Coach ist nicht zum Lachen
zumute: „Es ist das erste Mal, seit
ich Trainer bin, dass es keins gibt“,
ärgert sich der 52-Jährige. „Jeder
weiß, wozu es gut ist, alle machen
es. Wir werden ohne Trainingslager
nicht schlechter. Aber es ist legitim, dass ich mein Unverständnis
äußere.“
J O C H E N KO C H
Der Aufsteiger hat Fiete Sykora (27)
für zwei Jahre verpflichtet. Der
Angreifer vom VfL Osnabrück
hat in der vergangenen Saison in
28 Spielen vier Tore erzielt. Trainingsstart in Kiel ist am kommenden Sonntag.
KICKERS OFFENBACH
Die Mittelfeldspieler Sebastian
Becker (24, Erfurt), Michael Kokocinski (24, Burghausen) sowie
Verteidiger Fouad Brighache (27,
Darmstadt 98) haben einen neuen
Verein gefunden. + + + Stefan Zinnow (28, Mittelfeld) fehlte die ersten drei Trainingseinheiten wegen
einer Mandelentzündung.
JAHN REGENSBURG
Nico Beigang (24, Sturm) und Sebastian Kreis (22, Mittelfeld) verlängerten um ein Jahr.
SV SANDHAUSEN
Vom VfL Osnabrück kommt
Innenverteidiger Marcel Schuon
(24). Mittelfeldspieler Boris Kolb
(29) wechselt zu Darmstadt 98.
BREMEN II: Pellatz bekommt keinen Vertrag
UNTERHACHING: Heinze kommt von Bayern II
Was wird mit Ikeng und Oehrl?
Überraschung: Anton Fink bleibt!
1Nur elf Spieler wird Thomas Wolter, Trainer von Werder Bremen II,
beim Trainingsauftakt am heutigen
Montag begrüßen können. Fehlen
werden einerseits die Jungprofis,
die erst eine Woche später mit
Werders Bundesligateam starten.
Dazu kommen die zahlreichen
U-19-Junioren, die aufrücken und
bis gestern noch in den Kampf um
die Deutsche Meisterschaft involviert waren. „Jetzt bekommen die
Jungs 14 Tage Urlaub“, so Wolter.
Ob José-Alex Ikeng hingegen
weiter in Bremen spielt, ist derzeit
fraglich. Der Vertrag des Mittelfeldspielers, im Winter vom VfB
Stuttgart gekommen, war nur auf
ein halbes Jahr befristet. Zudem
laufen Überlegungen an der Weser,
1Am Montag steht der Trainingsstart der SpVgg Unterhaching auf
dem Programm. Überraschenderweise wird Anton Fink, der in der
Sommerpause unter anderem beim
Karlsruher SC und beim Lokalrivalen 1860 München im Gespräch
gewesen sein soll, mit auf dem Trainingsplatz stehen.
Fink, der in der letzten Saison
21 Treffer erzielte, wird in Unterhaching hoch geschätzt. „Anton
ist ein wichtiger Spieler. Ihn können wir nicht so einfach gehen
lassen“, erklärt Manager Norbert
Hartmann. Die zwei Angebote, die
Unterhaching unterbreitet wurden,
hätte Hartmann sofort abgelehnt.
„Man kann zwar nie nie sagen,
aber Anton wird nun auch in der
ob Torjäger Torsten Oehrl, der in der
vergangenen Saison mit 17 Treffern
zweitbester Torjäger der eingleisigen 3. Liga war, einen Profivertrag
erhält. Kein neues Arbeitspapier
wird hingegen Torhüter Nico Pellatz
erhalten, wie Profi-Manager Klaus
Allofs dieser Tage bestätigte.
Und dann gibt es da noch die
Personalie Kevin Artmann. Der Mittelfeldspieler absolviert momentan
sein Rehaprogramm nach einem
Kreuzbandriss. „Mit Kevin rechne
ich erst zum Ende der Hinrunde“,
so Wolter. Bei Artmann, mittlerweile
neben Stallbaum, Oehrl und Menga
der vierte Spieler über 23 Jahre,
besteht allerdings auch die Option
einer Ausleihe zu einem anderen
Klub.
BERNHARD KÜNNING
kommenden Saison für Unterhaching spielen.“ Stürmer Fink hat in
Unterhaching noch einen Vertrag
bis 2010. Auch deshalb haben sich
die Hachinger laut Hartmann keine
Gedanken über eine Neuverpflichtung im Sturm gemacht: „Wir haben
momentan fünf Stürmer im Kader.
Damit sind wir ganz zufrieden.“
Unterdessen konnte ein weiterer
Transfer verkündet werden: Außenverteidiger Timo Heinze wechselt
von Liga-Konkurrent FC Bayern II
zu den Rot-Blauen. Der 23-Jährige
erhält einen Einjahresvertrag. „Timo
Heinze ist ein junger Spieler mit
Perspektive“, sagte Trainer Ralph
Hasenhüttl. Der Defensivmann
bestritt bisher 23 Junioren-Länderspiele.
TO B I A S S C H L I T Z K E
60
REGIONALLIGA
kicker, 22. Juni 2009
TENNIS BORUSSIA: Als Marketingcoup Trikotsponsor für 500 Euro
PERSONALIEN
Herbst setzt auf Charakter der Spieler
HANNOVER 96 II
Verteidiger Lasse Neubert (20), Mittelfeldakteur Michael Braczkowski
(20) und Stürmer Max Wegner (20)
verlassen den Verein.
1Der Alptraum ist vorbei. Tennis Borussia beendete mit dem
Aufstieg die erstmalige Fünftklassigkeit der 107-jährigen Vereinsgeschichte. Sportlich war TeBe in
der Nordstaffel der NOFV-Oberliga
nicht zu stoppen. Vizemeister BFC
Dynamo wurde um 18 Zähler distanziert. „Unser Erfolgsgeheimnis
war der Charakter der Spieler, die
sich immer gut verstanden haben“,
sagt Trainer Thomas Herbst, der im
Vorjahr Türkiyemspor Berlin in die
Regionalliga geführt hatte.
Wirtschaftlich drohte die Regionalliga zu platzen. Der bis 2010
laufende Vertrag mit Hauptsponsor Treasure AG musste im April
aufgelöst werden, weil TreasureGeschäftsführer Thomas Thiel
wegen Kindesmissbrauchs seit dieser Zeit im Gefängnis sitzt. Durch
die entstandene Deckungslücke
von 380 000 Euro musste TeBe beim
DFB Unterlagen nachreichen. Erst
vor einer Woche gab es die Lizenz.
„Wir planen mit einem Etat in Höhe
von 1,3 Millionen Euro. Ziel ist der
Klassenerhalt“, sagt Vorstandsvorsitzender Mario Weinkauf.
Einnahmen soll nicht nur der
DFB-Pokal bringen, für den man
sich durch die Teilnahme am Berliner Pokalfinale gegen den 1. FC
Union (1:2) qualifiziert hat. Die
Charlottenburger hoffen auf einen
spektakulären Marketingcoup.
Vom 23. Juni bis zum 26. Juli können Firmen und Privatpersonen
Lose zum Preis von 500 Euro pro
HAMBURGER SV II
MAGDEBURG
PLAUEN
CHEMNITZ
Trainer Cardoso will
nicht wieder zittern
Storey und Kotuljac
auf der Wunschliste
Vertrag mit Trainer
Andreev verlängert
Torjäger Boltze mit
Rolle rückwärts
1 Die unter Rodolfo Cardoso
geholten 25 Punkte reichten zu
Platz sieben in der Rückrundentabelle und stellen nun das Maß
für die nächste Serie dar. „Ein derartiges Zittern im Abstiegskampf
möchte ich nicht noch einmal
erleben“, sagt der Coach. Sein Vorteil: Der HSV braucht nicht wie im
Vorjahr ein komplett neues Team
zu bilden. Zwar verlassen mit Dani
Schahin (Greuther Fürth) und
Philipp Unversucht (Chemnitzer
FC) zwei Säulen die Mannschaft,
dafür haben die Jugend-Spieler aus
dem 1990er-Jahrgang wie Gerrit
Pressel oder Hanno Behrens nun
aber schon mindestens ein halbes
Jahr Regionalliga-Erfahrung. Von
den A-Junioren stoßen mit Dennis
Duve, Daniel Nagy, Fahri Akyol und
Henrik Dettmann weitere Talente
zum Kader. Langfristig gehört zum
Konzept des HSV die Rückkehr in
die Drittklassigkeit, in der Saison
2009/10 soll sich das Team aber
zunächst ohne ganz großen Druck
weiterentwickeln.
1Noch elf Tage bis zum Trainingsstart am 3. Juli. Noch haben die
Magdeburger ihre neue Wunschmannschaft nach der Suspendierung eines halben Dutzends
Spielern aber nicht zusammen. Im
Gegenteil, die aussortierten Daniel
Rosin („Ich habe noch keinen
neuen Verein“), Najeh Braham und
Christian Reimann („Wir müssen
nichts überstürzen“) drohen, zum
Saisonstart bei den Blau-Weißen
wieder auf der Platte zu stehen.
Mit Verteidiger Andreas Gaebler
vom SV Wilhelmshaven haben
die Elbestädter bislang erst einen
Neuzugang. Dessen Kollege Marcus
Storey sowie der frühere Magdeburger Aleksandar Kotuljac (Fürth)
sind zwar als Neuverpflichtungen
für den Angriff im Gespräch, doch
hängt dabei alles am Geld. Da
auch noch Ex-Trainer Paul Linz auf
der Gehaltsliste steht, wäre man
an der Elbe froh, bei der Auslosung
zur 1. Hauptrunde des DFB-Pokals
am Sonnabend einen besonders
attraktiven Kontrahenten zu erwischen. H A N S - J OAC H I M M A L L I
1Im August werden es zwei Jahre
sein, die Hermann Andreev Cheftrainer beim VFC ist. Und es werden
zwei weitere Jahre hinzukommen,
denn der Vertrag wurde verlängert.
„Bereits im Februar haben wir signalisiert, die erfolgreiche Arbeit
fortsetzen zu wollen“, berichtet
Teamchef Starke. „Aber Andreev bat
selbst darum, die Gespräche bis zum
Klassenerhalt auszusetzen.“ Nach
dem geglückten Kraftakt stand der
Weiterverpflichtung nichts mehr
in Wege. „Gerade in der kritischen
Zeit haben Mannschaft und Trainer
hervorragend zusammengearbeitet. Sachlich wurde die Situation
analysiert und die richtigen Entscheidungen getroffen“, begründet
Starke das Vertrauen in Andreev.
Dem Trainer drohte selbst nach
der Winterpause, als Plauen einen
Negativlauf mit sechs sieglosen
Spielen hatte, kein Ungemach. „Wir
wollten Ruhe bewahren und keine
unnötigen Nebenkriegsschauplätze
aufbauen“, erläutert Starke die Vereinsphilosophie, die schließlich
zum Erfolg führte.
M. EISEN
1Hat sich Benjamin Boltze einfach nur verzockt? Laut Sportdirektor Manfred Kupferschmied
hatte der mit Steffen Kellig beste
Saisontorjäger des CFC als Erster
ein neues Vertragsangebot erhalten. Nach zähem Ringen gab es
schließlich beim letzten Heimspiel
den Abschieds-Blumenstrauß. Gut
zehn Tage später dann die Rolle
rückwärts. „Das Konzept des CFC
hat mich in den letzten Wochen
immer mehr überzeugt“, begründet
Boltze seinen Sinneswandel.
Damit meinte der Stürmer sicher
auch die bisherigen Neuzugänge,
die sich sehen lassen können. Vor
allem in der Abwehr hat Trainer
Gerd Schädlich mit Andreas Richter (1,90 m, Koblenz) und Philipp
Unversucht (1,89, HSV II) zwei sehr
verheißungsvolle Verpflichtungen
getätigt. „42 Gegentore sind einfach zu viele. Ich denke, dass uns
beide Spieler helfen können, in der
Abwehr stabiler zu werden“, schätzt
Schädlich, der kommende Saison
auf eine Viererkette umstellen will,
ein.
J E N S WO H LG E M U T H
H A R A L D B O RC H A R D T
Stück kaufen. Am 27. Juli werden die
Gewinner ermittelt. Der Hauptpreis
besteht aus der Brustwerbung bei
allen Partien der Spielzeit 2009/10.
„Eine ähnliche Aktion gibt es bei
Austria Lustenau“, klärt der Vorstandsvorsitzende Weinkauf auf.
Tennis Borussia will so 125 000 Euro
einnehmen.
VFC PLAUEN
Das sächsische Pokalfinale gegen
Dynamo Dresden II wurde mit 1:2
n.V. (Tor: Paulick) verloren. +++
Angreifer Steven Sonnenberg (25,
Chemnitzer FC) hat einen Zweijahresvertrag unterzeichnet. Der
linke Außenbahnspieler Mirko Soltau (29, 30 Regionalligaeinsätze/8
Tore) wechselt zum Drittligisten
Dynamo Dresden.
M AT T H I A S KO C H
TENNIS BORUSSIA
Torhüter und Ex-Borusse Mirco
Langen (22, Bergedorf 85) ist der
erste Neuzugang.
TÜRKIYEMSPOR
Foto: Koch
Ob Uwe Erkenbrecher (54) Trainer bleibt, entscheidet sich zu
Wochenbeginn.
Wollen Tennis Borussia Berlin in der Regionalliga fest etablieren: Trainer
Thomas Herbst (l.) und Vorstandsvorsitzender Mario Weinkauf.
CHEMNITZER FC
Der offensive Mittelfeldspieler
Ronny Garbuschewski (23, Sachsen
Leipzig) erhielt einen Vertrag bis
zum Sommer 2010.
60
REGIONALLIGA
kicker, 22. Juni 2009
TENNIS BORUSSIA: Als Marketingcoup Trikotsponsor für 500 Euro
PERSONALIEN
Herbst setzt auf Charakter der Spieler
TÜRKIYEMSPOR
Ob Uwe Erkenbrecher (54) Trainer bleibt, entscheidet sich zu
Wochenbeginn.
1Der Alptraum ist vorbei. Tennis Borussia beendete mit dem
Aufstieg die erstmalige Fünftklassigkeit der 107-jährigen Vereinsgeschichte. Sportlich war TeBe in
der Nordstaffel der NOFV-Oberliga
nicht zu stoppen. Vizemeister BFC
Dynamo wurde um 18 Zähler distanziert. „Unser Erfolgsgeheimnis
war der Charakter der Spieler, die
sich immer gut verstanden haben“,
sagt Trainer Thomas Herbst, der im
Vorjahr Türkiyemspor Berlin in die
Regionalliga geführt hatte.
Wirtschaftlich drohte die Regionalliga zu platzen. Der bis 2010
laufende Vertrag mit Hauptsponsor Treasure AG musste im April
aufgelöst werden, weil TreasureGeschäftsführer Thomas Thiel
wegen Kindesmissbrauchs seit dieser Zeit im Gefängnis sitzt. Durch
die entstandene Deckungslücke
von 380 000 Euro musste TeBe beim
DFB Unterlagen nachreichen. Erst
vor einer Woche gab es die Lizenz.
„Wir planen mit einem Etat in Höhe
von 1,3 Millionen Euro. Ziel ist der
Klassenerhalt“, sagt Vorstandsvorsitzender Mario Weinkauf.
Einnahmen soll nicht nur der
DFB-Pokal bringen, für den man
sich durch die Teilnahme am Berliner Pokalfinale gegen den 1. FC
Union (1:2) qualifiziert hat. Die
Charlottenburger hoffen auf einen
spektakulären Marketingcoup.
Vom 23. Juni bis zum 26. Juli können Firmen und Privatpersonen
Lose zum Preis von 500 Euro pro
CHEMNITZ
MAGDEBURG
HAMBURGER SV II
ST. PAULI II
Torjäger Boltze mit
Rolle rückwärts
Storey und Kotuljac
auf der Wunschliste
Trainer Cardoso will
nicht wieder zittern
Coach Großkopf geht
optimistisch ans Werk
1Hat sich Benjamin Boltze einfach nur verzockt? Laut Sportdirektor Manfred Kupferschmied
hatte der mit Steffen Kellig beste
Saisontorjäger des CFC als Erster
ein neues Vertragsangebot erhalten. Nach zähem Ringen gab es
schließlich beim letzten Heimspiel
den Abschieds-Blumenstrauß. Gut
zehn Tage später dann die Rolle
rückwärts. „Das Konzept des CFC
hat mich in den letzten Wochen
immer mehr überzeugt“, begründet
Boltze seinen Sinneswandel.
Damit meinte der Stürmer sicher
auch die bisherigen Neuzugänge,
die sich sehen lassen können. Vor
allem in der Abwehr hat Trainer
Gerd Schädlich mit Andreas Richter (1,90 m, Koblenz) und Philipp
Unversucht (1,89, HSV II) zwei sehr
verheißungsvolle Verpflichtungen
getätigt. „42 Gegentore sind einfach zu viele. Ich denke, dass uns
beide Spieler helfen können, in der
Abwehr stabiler zu werden“, schätzt
Schädlich, der kommende Saison
auf eine Viererkette umstellen will,
ein.
J E N S WO H LG E M U T H
1Noch elf Tage bis zum Trainingsstart am 3. Juli. Noch haben die
Magdeburger ihre neue Wunschmannschaft nach der Suspendierung eines halben Dutzends
Spielern aber nicht zusammen. Im
Gegenteil, die aussortierten Daniel
Rosin („Ich habe noch keinen
neuen Verein“), Najeh Braham und
Christian Reimann („Wir müssen
nichts überstürzen“) drohen, zum
Saisonstart bei den Blau-Weißen
wieder auf der Platte zu stehen.
Mit Verteidiger Andreas Gaebler
vom SV Wilhelmshaven haben
die Elbestädter bislang erst einen
Neuzugang. Dessen Kollege Marcus
Storey sowie der frühere Magdeburger Aleksandar Kotuljac (Greuther
Fürth) sind zwar als Neuverpflichtungen für den Angriff im Gespräch,
doch hängt dabei alles am Geld. Da
auch noch Ex-Trainer Paul Linz auf
der Gehaltsliste steht, wäre man
an der Elbe froh, bei der Auslosung
zur 1. Hauptrunde des DFB-Pokals
am Sonnabend einen besonders
attraktiven Kontrahenten zu erwischen. H A N S - J OAC H I M M A L L I
1 Die unter Rodolfo Cardoso
geholten 25 Punkte reichten zu
Platz sieben in der Rückrundentabelle und stellen nun das Maß
für die nächste Serie dar. „Ein derartiges Zittern im Abstiegskampf
möchte ich nicht noch einmal
erleben“, sagt der Coach. Sein Vorteil: Der HSV braucht nicht wie im
Vorjahr ein komplett neues Team
zu bilden. Zwar verlassen mit Dani
Schahin (Greuther Fürth) und
Philipp Unversucht (Chemnitzer
FC) zwei Säulen die Mannschaft,
dafür haben die Jugend-Spieler aus
dem 1990er-Jahrgang wie Gerrit
Pressel oder Hanno Behrens nun
aber schon mindestens ein halbes
Jahr Regionalliga-Erfahrung. Von
den A-Junioren stoßen mit Dennis
Duve, Daniel Nagy, Fahri Akyol und
Henrik Dettmann weitere Talente
zum Kader. Langfristig gehört zum
Konzept des HSV die Rückkehr in
die Drittklassigkeit, in der Saison
2009/10 soll sich das Team aber
zunächst ohne ganz großen Druck
weiterentwickeln.
1„Wir haben es geschafft und
können stolz auf die Leistungen
in den beiden Relegationsspielen
sein“, sagt Trainer Jörn Großkopf
(42). Sein entscheidender Spieler
war Davidson Drobo-Ampem. Der
21-Jährige, der just einen Profivertrag unterschrieben hat, erzielte
im Hinspiel gegen Holstein II den
Treffer zum 1:0-Sieg, und beim Elfmeterschießen in Kiel war er trotz
zitternder Knie der Schütze des goldenen 7:6. „Meine Spieler haben
Talent und einen guten Charakter.
Aber es fehlt ob der Jugend noch
die Konstanz in den Leistungen.
Unser Hauptaugenmerk bleibt die
Entwicklung junger Spieler“, so
der Coach. Als im Profikader zeitweise Personalnotstand herrschte,
schnupperten die Eigengewächse
Daube, Theißen, Günther, Kalla,
Sismanoglu und sogar der 36-jährige Mbidzo Zweitligaluft. Großkopf
geht optimistisch ans Werk: „Wir
haben in der Regionalliga nichts
zu verlieren. Also werden wir sicher
das eine oder andere Spiel gewinnen.“
H A R A L D B O RC H A R D T
Stück kaufen. Am 27. Juli werden die
Gewinner ermittelt. Der Hauptpreis
besteht aus der Brustwerbung bei
allen Partien der Spielzeit 2009/10.
„Eine ähnliche Aktion gibt es bei
Austria Lustenau“, klärt der Vorstandsvorsitzende Weinkauf auf.
Tennis Borussia will so 125 000 Euro
einnehmen.
TENNIS BORUSSIA
Torhüter und Ex-Borusse Mirco
Langen (22, Bergedorf 85) ist der
erste Neuzugang.
CHEMNITZER FC
Der offensive Mittelfeldspieler
Ronny Garbuschewski (23, Sachsen
Leipzig) erhielt einen Vertrag bis
zum Sommer 2010.
M AT T H I A S KO C H
VFC PLAUEN
Foto: Koch
Das sächsische Pokalfinale gegen
Dynamo Dresden II wurde mit 1:2
n.V. (Tor: Paulick) verloren. +++
Angreifer Steven Sonnenberg (25,
Chemnitzer FC) hat einen Zweijahresvertrag unterzeichnet. Der
linke Außenbahnspieler Mirko Soltau (29, 30 Regionalligaeinsätze/8
Tore) wechselt zum Drittligisten
Dynamo Dresden.
Wollen Tennis Borussia Berlin in der Regionalliga fest etablieren: Trainer
Thomas Herbst (l.) und Vorstandsvorsitzender Mario Weinkauf.
H A R A L D B O RC H A R D T
HANNOVER 96 II
Verteidiger Lasse Neubert (20), Mittelfeldakteur Michael Braczkowski
(20) und Stürmer Max Wegner (20)
verlassen den Verein.
60
REGIONALLIGA
kicker, 22. Juni 2009
ALZENAU: Hessenliga-Vizemeister aus Bayern
Coach Klaus Reusing setzt
auf Fleiß und Jugend
1Zum Titel reichte es nicht ganz.
Aber dank des Verzichts des SC
Waldgirmes machte der FC Bayern
Alzenau den größten Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt. Der Aufstieg
als Hessenliga-Vizemeister in die
Regionalliga Süd ist nicht nur für
das Team von Trainer Klaus Reusing, sondern für die ganze Stadt ein
KASSEL
REUTLINGEN
Zepek: Neuanfang
als Abwehrchef
Urgestein Andreas Rill Storey und Kotuljac
bleibt dem SSV treu auf der Wunschliste
1Bereits knapp zwei Wochen vor
Saisonstart hat der KSV Hessen
Kassel den Großteil seiner Personalplanungen abgeschlossen. Zuletzt
vermeldete der Titelanwärter die
Verpflichtungen der Abwehrspieler
Michael Zepek (zuletzt vereinslos)
und Stefan Markolf vom Wuppertaler SV. „Bis auf Thorsten Schönewolf
konnten wir den gesamten Stamm
halten und uns mit den beiden weiter verstärken“, ist Vorstandsboss
Jens Rose zuversichtlich.
Der 36-jährige Schönewolf beendet seine Karriere, für ihn wurde
Zepek als neuer Abwehrchef unter
Vertrag genommen. Früher galt der
Ex-Leverkusener als größtes deutsches Verteidigertalent, Real Madrid
bot um die Jahrtausendwende 18
Millionen Mark. Zuletzt aber war
der 28-Jährige ein Jahr lang ohne
Verein. Auch Ersatztorwart Tobias
Wolf wird beim KSV bleiben, der
jetzt lediglich noch einen „Backup“
für Torjäger Thorsten Bauer sucht.
„Möglichst einen jungen Angreifer, der nicht nur im Sturmzentrum spielen kann“, wünscht sich
Rose
MICHAEL BREHME
1Derzeit hat der SSV Reutlingen
für die bevorstehende Saison 15
Spieler unter Vertrag. „Zum Trainingsstart am 1. Juli sollen es mindestens 18 sein“, erklärte Geschäftsführer Klaus Weiss. Angestrebt wird
ein Kader von 22 Akteuren.
Die Verantwortlichen haben
bereits Innenverteidiger Jens Härter
von den Stuttgarter Kickers, Außenverteidiger Cesur Sevimli (SC Pfullendorf) und Mittelfeldmann Sebastian Hartung von Eintracht Trier
verpflichtet. Zuletzt konnte mit Mittelfeldspieler Andreas Rill verlängert
werden. Das SSV-Urgestein spielte
bereits zu Zweitliga-Zeiten für die
Schwaben. Die Reutlinger würden
auch gerne die Leistungsträger
Sascha Boller, Anton Makarenko
und Alban Meha weiterbeschäftigen. Allerdings sind die Chancen
gering. Boller dürfte in die 3. Liga
gehen: „Mit 25 will ich noch einmal nach oben kommen.“ Und der
zuletzt aus Augsburg ausgeliehene
Makarenko möchte sich beim FCA
durchbeißen. Die Gespräche mit
Meha gerieten zuletzt ins Stocken.
1Noch elf Tage bis zum Trainingsstart am 3. Juli. Dabei haben die
Magdeburger ihre neue Wunschmannschaft nach der Suspendierung eines halben Dutzend Spieler
aber nicht zusammen. Im Gegenteil
– die aussortierten Daniel Rosin
(„Ich habe noch keinen neuen Verein“), Najeh Braham und Christian
Reimann („Wir müssen nichts überstürzen.“) drohen zum Saisonstart
bei den Blau-Weißen wieder auf der
Matte zu stehen.
Mit Verteidiger Andreas Gaebler vom SV Wilhelmshaven haben
die Elbestädter bislang erst einen
Neuzugang. Dessen Kollege Marcus
Storey sowie der frühere Magdeburger Aleksandar Kotuljac von Zweitligist Greuther Fürth sind zwar als
Neuverpflichtungen für den Angriff
im Gespräch, doch hängen die
Transfers am Thema Finanzen. Da
auch noch Ex-Trainer Paul Linz auf
der Gehaltsliste steht, wäre man in
Magdeburg froh, bei der Auslosung
zur 1. Hauptrunde des DFB-Pokals
am Samstag einen besonders
attraktiven Gegner zu erwischen.
M A N F R E D K R E TS C H M E R
H A N S - J OAC H I M M A L L I
Neu in der 4. Liga
Foto: Jan Zimmermann
Abenteuer, das mit großem Fleiß in
Angriff genommen wird. Schließlich
muss das Leichtathletik-Stadion
„Am Prischoss“ nach den Vorgaben
des DFB umgebaut werden und soll
dann 5000 Zuschauer fassen.
Warum die Unterfranken überhaupt Vizemeister der Hessenliga
wurden und nicht in Bayerns
Spielklassen dem Ball nachjagten,
wie es der Vereinsname vermuten
lässt, hängt mit der geografischen
Lage zusammen. Alzenau mit
seinen knapp 20 000 Einwohnern
ist sozusagen der letzte Zipfel im
Norden Bayerns. Der Verein ließ
sich folglich gerne vom Fußballkreis Gelnhausen „adoptieren“, was
erhebliche Zeit- und Fahrtkosten
sparte. „Wir haben in der Landesliga Bayern Nord mehr Kilometer
gefahren als jetzt in der Regionalliga“, hat Co-Trainer Stefan Lutz
ausgerechnet, der seit 1997 zuerst
als Cheftrainer und dann seit 2001
im Gespann unter Klaus Reusing
den Aufstieg von der Kreisliga bis in
die Regionalliga Süd miterlebte.
Prominentester Neuzugang des
reinen Amateurkaders ist Stürmer
Christoph Werner (22), der immerhin einen Profieinsatz beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern vorzuweisen hat und von der U23 der
Roten Teufel kommt. Der bekannteste Spieler im aktuellen Kader ist
Torwart Elvir Smajlovic (32), der ein
Jahr Profi in der ersten griechischen
Bescherte dem FC Bayern Alzenau mit dem Aufstieg in die Regionalliga
Süd den größten Erfolg der Vereinsgeschichte: Trainer Klaus Reusing.
Liga bei AO Xanthi war. Ansonsten vertraut man auf die eigene
Jugendarbeit, aus der neun Spieler
aus dem 23-Mann-Kader stammen.
Lutz ist überzeugt, „dass wir uns
aufgrund unseres überragenden
Teamgeistes, der Leidenschaft und
Disziplin in der Regionalliga halten
MAGDEBURG
werden.“ Trotz des Mini-Etats von
390 000 Euro.
Mit an Bord bleibt Urgestein und
Kapitän Benny Goedecke (30), der
seit 1998 der Torjäger der Mannschaft und die Speerspitze des
4-2-3-1-Systems ist, das Reusing
bevorzugt.
MICHAEL HEIL
PERSONALIEN
SV DARMSTADT 98
Mittelfeldspieler Boris Kolb (29),
zuletzt Kapitän des Drittligisten
SV Sandhausen, kehrt nach sechs
Jahren ans Böllenfalltor zurück.
Außerdem kommen die beiden
Abwehrspieler Fouad Brighache
(27, Kickers Offenbach) und Markus Brüdigam (23) von Viktoria
Aschaffenburg. Zu den weiteren Verpflichtungen zählt auch
Mittelfeldakteur Marc Klopp (20)
vom KSV Klein-Karben (Oberliga
Hessen), Sohn von Dortmunds
Trainer Jürgen Klopp.
ROT-WEISS ESSEN
RWE hat sich mit Sebastian Stachnik
(23) vom 1. FC Kaiserslautern II
über einen Wechsel geeinigt. Der
Angreifer hat in der abgelaufenen
Saison in 33 Regionalliga-Partien
16 Treffer markiert.
SG SONNENHOF GROSSASPACH
Der Aufsteiger hat Torhüter Christopher Knett (18) vom Oberligisten
1899 Hoffenheim II verpflichtet.
SV WEHEN WIESBADEN II
Die beiden Mittelfeldakteure Ferhat Kiraz (20) und Ertan Ekiz (23)
haben ihre Verträge um jeweils
zwei Jahre verlängert.
60
REGIONALLIGA
kicker, 22. Juni 2009
ALZENAU: Hessenliga-Vizemeister aus Bayern
1Zum Titel reichte es nicht ganz.
Aber dank des Verzichts des SC
Waldgirmes machte der FC Bayern
Alzenau den größten Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt. Der Aufstieg
als Hessenliga-Vizemeister in die
Regionalliga Süd ist nicht nur für
das Team von Trainer Klaus Reusing, sondern für die ganze Stadt ein
Abenteuer, das mit großem Fleiß in
Angriff genommen wird. Schließlich
muss das Leichtathletik-Stadion
„Am Prischoss“ nach den Vorgaben
des DFB umgebaut werden und soll
dann 5000 Zuschauer fassen.
Warum die Unterfranken überhaupt Vizemeister der Hessenliga
wurden und nicht in Bayerns Spielklassen dem Ball nachjagten, wie es
der Vereinsname vermuten lässt,
hängt mit der geografischen Lage
zusammen. Alzenau mit seinen
knapp 20 000 Einwohnern ist sozusagen der letzte Zipfel im Norden
Bayerns. Der Verein ließ sich im Jahr
1992 vom hessischen Fußballkreis
Gelnhausen „adoptieren“, was
erhebliche Zeit- und Fahrtkosten
sparte. „Wir sind davor in der Landesliga Bayern Nord mehr Kilometer gefahren als jetzt in der Regionalliga“, hat Co-Trainer Stefan Lutz
ausgerechnet, der seit 1997 zuerst
als Cheftrainer und dann seit 2001
im Gespann unter Klaus Reusing
den Aufstieg von der Kreisliga bis in
die Regionalliga Süd miterlebte.
Prominentester Neuzugang des
reinen Amateurkaders ist Stürmer
Christoph Werner (22), der immerhin einen Profieinsatz beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern vorzuweisen hat und von der U23 der
Roten Teufel kommt. Der bekannteste Spieler im aktuellen Kader ist
Torwart Elvir Smajlovic (32), der ein
Jahr Profi in der ersten griechischen
KASSEL
MANNHEIM
Neu in der 4. Liga
Foto: Zimmermann
Coach Klaus Reusing setzt
auf Fleiß und Jugend
Bescherte dem FC Bayern Alzenau mit dem Aufstieg in die Regionalliga
Süd den größten Erfolg der Vereinsgeschichte: Trainer Klaus Reusing.
Liga bei AO Xanthi war. Ansonsten vertraut man auf die eigene
Jugendarbeit, aus der neun Spieler
aus dem 23-Mann-Kader stammen.
Lutz ist überzeugt, „dass wir uns
aufgrund unseres überragenden
Teamgeistes, der Leidenschaft und
Disziplin in der Regionalliga halten
TRIER
Zepek plant Neuanfang Laib: Versetzung in
Fuchs sucht einen
den Westen als Chance routinierten Stürmer
als KSV-Abwehrchef
1Bereits knapp zwei Wochen vor
Saisonstart hat der KSV Hessen
Kassel den Großteil seiner Personalplanungen abgeschlossen. Zuletzt
vermeldete der Titelanwärter der
Regionalliga Süd die Verpflichtung
der Abwehrspieler Michael Zepek
(vereinslos) und Stefan Markolf
(Wuppertaler SV). „Bis auf Thorsten
Schönewolf konnten wir den gesamten Stamm halten und uns mit diesem Duo verstärken“, ist Vorstandsboss Jens Rose zuversichtlich.
Der 36-jährige Kapitän Schönewolf beendet seine Karriere, für ihn
wurde Zepek als neuer Abwehrchef
unter Vertrag genommen. Früher
galt der Ex-Leverkusener als größtes deutsches Verteidigertalent,
Real Madrid hatte um die Jahrtausendwende eine Millionensumme
geboten. Zuletzt aber war der 28Jährige ein Jahr lang ohne Verein.
Auch Reservetorwart Tobias Wolf
wird beim KSV bleiben, der noch
einen Ersatz für Torjäger Thorsten
Bauer sucht. „Möglichst einen
jungen Angreifer, der nicht nur im
Zentrum agieren kann“, wünscht
sich Rose.
MICHAEL BREHME
1Der SV Waldhof Mannheim startet ab der kommenden Saison in der
Regionalliga West. Für den Verein ist
dies allerdings keine Überraschung,
hatte der Klub doch selbst gegenüber dem DFB diesen Wunsch geäußert. „Normalerweise gehören
wir in den Süden, aber nun freuen
wir uns auf interessante SüdwestDerbys gegen Worms, Elversberg,
Trier und Saarbrücken. Außerdem
gibt es im Westen attraktive Traditionsklubs wie RW Essen oder
Preußen Münster, die auch auswärts viele Fans mitbringen,“ meint
Geschäftsführer Andreas Laib.
Die Tatsache, dass viele U 23Teams in dieser Liga spielen,
schreckt die Waldhöfer nicht.
Schalke, Mönchengladbach, Mainz
und Kaiserslautern üben auch mit
ihren Reserveteams eine große
Anziehungskraft aus. „Das Plus an
Zweiten Mannschaften wird angesichts der attraktiven Traditionsvereine nicht ins Gewicht fallen“,
glaubt der Sportliche Leiter Günter
Sebert den angestrebten Zuschauerschnitt von 3000 Besuchern erreichen zu können. RO N A L D D I N G
1Bei Eintracht Trier laufen die
Planungen für die neue Saison auf
Hochtouren. Keine Rolle mehr spielen in den Planungen von Trainer
Mario Basler Pero Miletic, Christian Müller, Moussa Touré (trotz
Verträgen bis 2010), Malick Traore,
Lars Schäfer, Marc Barton, Kent
O’Connor und Andreas Hesslein.
Auch Erwin Bradasch steht in der
Gunst Baslers nicht mehr weit oben
– der 28-Jährige hat jedoch noch
Vertrag bis 2011. Sebastian Hartung
wechselt zum SSV Reutlingen.
Als Neuzugänge stehen bislang
die Defensivkräfte Dimitri del Gobo
Araujo (30, Alki Larnaca) und Nicolas Fernandes (21, FCO Dijon II)
fest. Auch die Mittelfeldspieler
Andreas Anicic (24) und Martin
Wagner (22, beide Viktoria Aschaffenburg) sowie Talent Max BachlStaudinger (18, Jahn Regensburg)
haben in Trier unterschrieben. Laut
Sportlichem Leiter Fritz Fuchs steht
nun noch ein routinierter Stürmer
auf der Wunschliste. Der Klub hat
Kontakt zu einen Angreifer mit
Profi-Erfahrung aus dem europäischen Ausland. M I R KO B L A H A K
werden.“ Trotz des Mini-Etats von
390 000 Euro.
Mit an Bord bleibt Urgestein
und Kapitän Benny Goedecke (30),
der seit 1998 Torjäger der Mannschaft und die Speerspitze des
4-2-3-1-Systems ist, das Reusing
bevorzugt.
MICHAEL HEIL
PERSONALIEN
SV DARMSTADT 98
Mittelfeldspieler Boris Kolb (29),
zuletzt Kapitän des Drittligisten
SV Sandhausen, kehrt nach sechs
Jahren ans Böllenfalltor zurück.
Außerdem kommen die beiden
Abwehrspieler Fouad Brighache
(27, Kickers Offenbach) und Markus Brüdigam (23) von Viktoria
Aschaffenburg. Zu den weiteren Verpflichtungen zählt auch
Mittelfeldakteur Marc Klopp (20)
vom KSV Klein-Karben (Oberliga
Hessen), Sohn von Dortmunds
Trainer Jürgen Klopp.
ROT-WEISS ESSEN
RWE hat sich mit Sebastian Stachnik
(23) vom 1. FC Kaiserslautern II
über einen Wechsel geeinigt. Der
Angreifer hat in der abgelaufenen
Saison in 33 Regionalliga-Partien
16 Treffer markiert.
SV ELVERSBERG
Defensivallrounder Sascha Herröder
(21, Viktoria Aschaffenburg) hat
bis Juni 2011 unterschrieben.
SV WEHEN WIESBADEN II
Die beiden Mittelfeldakteure Ferhat Kiraz (20) und Ertan Ekiz (23)
haben ihre Verträge um jeweils
zwei Jahre verlängert.
60
REGIONALLIGA
kicker, 22. Juni 2009
PERSONALIEN
Ferner braucht Ersatz für Torjäger Hajdarovic
ROT-WEISS ESSEN
1Nach zwei Jahren in der Oberliga
Südwest hat der 1. FC Saarbrücken
den ersten Schritt auf dem angestrebten Weg zurück in den ProfiFußball geschafft. Bereits sechs
Spieltage vor Rundenende konnte
die Meisterschaft im heimischen
Ludwigspark-Stadion nach einem
glanzlosen 3:0 über den Letzten SG
Bad Breisig gefeiert werden. Erst
danach leistete sich die seit Saisonbeginn von Dieter Ferner (60) trai-
Neu in der 4. Liga
nierte Truppe drei 1:2-Niederlagen
auf fremden Plätzen. Sieben Punkte
Vorsprung auf den FC Homburg
retteten die Malstatter ins Ziel.
Eigentlich hätte frühzeitig an der
neuen Mannschaft gefeilt werden
können, denn die Abgänge von
Nazif Hajdarovic (25), der mit 21
Toren Torschützenkönig wurde, zu
Bayern München II, und von Philipp
Wollscheid (20) zum 1. FC Nürnberg
II standen früh fest. Doch die durch
großspurige Vorgänger geläuterte
Führungsmannschaft um Präsident
Horst Hinschberger und den früheren Zweitligatorwart Harald Ebertz
(Vizepräsident, zuständig für den
sportlichen Bereich) ließ sich Zeit
mit Neuverpflichtungen.
Mittlerweile konnten mit Rückkehrer Nico Zimmermann (23) vom
SV Elversberg, Jonathan Zydko (29)
vom luxemburgischen Erstligisten UN Käerjeng und Tim Bauer
(21) vom 1. FC Köln II sowie Marc
Lerandy (27, VfR Willstätt), Marcus
Mann (25, Stuttgarter Kickers) und
Torwart Michael Müller (19, SC
Freiburg II) sechs Zugänge präsentiert werden. Neben Hajdarovic
und Wollscheid verlassen Fabian
Seel (zum Saarlandligisten 1. FC
Reimsbach), Stephan Otte, Pierre
Hallé sowie die Brüder Pascal und
Phillippe Stelletta (alle mit unbekanntem Ziel) den FCS.
Unter den Neuen ist kein ausgesprochener Stürmer, so dass hier
weiter Handlungsbedarf besteht.
Problematisch könnte es auch
zwischen den Pfosten werden, weil
Stammtorwart Enver Marina wegen
einer langanhaltenden Verletzung
im Leistenbereich fast die komplette Rückrunde aussetzen musste
und sein Vertreter Tobias Rott eine
Ausbildung im öffentlichen Dienst
beginnt.
Erfolgstrainer: Dieter Ferner.
„Vater“ des Regionalliga-Aufstiegs ist Dieter Ferner, der 1977
als Bundesliga-Torwart des 1. FC
Saarbrücken nah der A-Nationalmannschaft war. Nach mehreren
Kurzzeit-Berufungen leitete er den
FCS nun zum ersten Mal über einen
längeren Zeitraum als Trainer – und
das gleich äußerst erfolgreich.
HORST FRIED
SCHALKE II: Entscheidung in dieser Woche
Scherr kündigt den neuen Trainer an
1Bei der Zweitvertretung des FC
Schalke 04 sind nur noch wenige
Fragen offen. Dabei ist eine Entscheidung allerdings besonders
wichtig: Wer wird neuer Trainer bei
den „Königsblauen“? „Wir haben
die Gespräche geführt und werden
bis Mitte der Woche unseren Trainer vorstellen können“, erklärt dazu
Schalkes Nachwuchskoordinator
Uwe Scherr (42).
TRIER: Hinter Bradasch steht ein Fragezeichen
Fuchs hat einen Stürmer an der Angel
1Gespannt warten Mannschaft
und Klubspitze von Eintracht Trier
auf den 27. Juni. Dann wird die erste
Runde im DFB-Pokal ausgelost, für
die sich die Moselaner durch den
knappen 2:0-Erfolg nach Verlängerung gegen den Oberligisten
SV Roßbach/Verscheid im Finale
des Rheinlandpokals qualifiziert
haben.
Für die neue Saison plant die
Eintracht nicht mehr mit den Spielern Pero Miletic, Christian Müller,
Moussa Touré (trotz Verträgen bis
2010), Malick Traore, Lars Schäfer, Marc Barton, Kent O’Connor
und Andreas Hesslein. Auch Erwin
Bradasch steht in der Gunst von
Eintracht-Trainer Mario Basler
nicht mehr oben – der 28-Jährige
Foto: Schlichter
SAARBRÜCKEN: Wiederaufstieg nach zwei Jahren Oberliga
hat jedoch noch Vertrag bis 2011.
Sebastian Hartung, der ebenfalls
auf der Kippe stand, wechselt zum
SSV Reutlingen.
Als Zugänge stehen bislang die
Defensivkräfte Dimitri (30, Alki Larnaca/Zypern) und Nicolas Fernandes (21, FCO Dijon II/Frankreich)
sowie die Mittelfeldspieler Andreas
Anicic (24), Martin Wagner (22,
beide Viktoria Aschaffenburg) und
Max Bachl-Staudinger (18, Jahn
Regensburg U 19) fest.
Laut dem Sportlichen Leiter Fritz
Fuchs befindet sich nun noch ein
routinierter Stürmer ganz oben auf
der Wunschliste. Der Klub hat einen
Angreifer aus dem europäischen
Ausland mit Profi-Erfahrung an der
Angel.
M I R KO B L A H A K
Fest steht bereits, dass der
ehemalige Bundesligaprofi Sven
Kmetsch (38), der seit Sommer 2005
die U 23 als Assistent mitbetreut,
nicht zum Chef aufsteigen wird.
Weil der Schalker Kader im Vergleich zur Vorsaison breiter aufgestellt wird, wurde auch der Trainerstab um einen weiteren Assistenten
ergänzt. Neben Kmetsch wird Sven
Hübscher (30), bisher als Co-Trainer
der Schalker A-Junioren tätig, den
neuen Cheftrainer der RegionalligaMannschaft unterstützen.
Die Planungen für den Kader, der
am 2. Juli das Training aufnehmen
wird, sind weitgehend abgeschlossen. Die Abwehrspieler Dennis
Lapaczinski (27, SSV Reutlingen)
und Cedric Mimbala (22, Fortuna
Köln), die Mittelfeldspieler Lukas
Schmitz (20, VfL Bochum II), Massih Wassey (21, Preußen Münster)
und Christoph Moritz (19, Alemannia Aachen U 19) sowie Angreifer
Murat Turhan (22, SC Wiedenbrück)
stehen als externe Zugänge fest.
Dazu kommen die Eigengewächse
Lars Unnerstall (18, Tor), Christian
Melchner (18), David Müller (19,
beide Abwehr) und Pascal Odrich
(18, Mittelfeld). „Wir suchen noch
nach einem Linksverteidiger. Dann
wäre der Kader komplett und wir
auf jeder Position doppelt besetzt“,
sagt Uwe Scherr.
M AT T H I A S J A N S E N
RWE hat sich mit Stürmer Sebastian Stachnik (23) vom 1. FC Kaiserslautern II über einen Wechsel
geeinigt. Der Berliner erzielte in
33 Spielen 16 Treffer. „Sebastian
war schon in der Winterpause auf
unserer Liste“, erklärte Teamchef
Thomas Strunz (41). Zuvor wurde
Denny Herzig (24) von der SV
Elversberg (29 Einsätze/8 Tore)
verpflichtet. Der frühere EnglandProfi kann in der Abwehr und im
defensiven Mittelfeld spielen.
SV ELVERSBERG
Einen Zweijahresvertrag erhielt
Defensivspieler Sascha Herröder
(21) von Viktoria Aschaffenburg.
1. FC KAISERSLAUTERN II
Von Wormatia Worms kommt
Angreifer Andrew Wooten (19).
SPORTFREUNDE LOTTE
Der Sportliche Leiter Klaus Bienemann (54) wird seinen Ende Juni
auslaufenden Vertrag aus beruflichen und familiären Gründen
nicht verlängern. Der Studienrektor am Berufskolleg Rheine war
insgesamt sechs Jahre, zuerst als
Trainer, in Lotte tätig. + + + Furkan
Güraslan (22), von 2006 bis 2008 für
die Sportfreunde aktiv, kehrt vom
türkischen Zweitligisten Kartalspor zurück. Der Offensivspieler
erhielt einen Einjahresvertrag.
1. FSV MAINZ 05 II
Abwehrspieler Marco Steil (21)
unterschrieb für ein Jahr beim FC
Vaduz (Schweiz/2. Liga). Der von
Ex-Nationalspieler Pierre Littbarski
(49) trainierte Klub aus Liechtenstein hat auch Dennis Kempe (23,
1. FC Kleve) und Kai Koitka (27, BV
Cloppenburg) verpflichtet.
BONNER SC
Das offensive Mittelfeld verstärkt
der Ex-Ahlener Danilo (25). Der
Brasilianer mit portugiesischem
Pass kommt vom SV Wehen Wiesbaden II (26 Einsätze/3 Tore).
FORTUNA DÜSSELDORF II
Verpflichtet wurden Linksverteidiger Marcel Löber (21) vom MSV
Duisburg II und der zentrale Mittelfeldspieler Fatlum Zaskoku (21)
von Germania Dattenfeld. + + +
Torhüter Patrick Nettekoven (22) hat
bis 2010 verlängert.
REGIONALLIGA WEST
Die Vorrunden-Tagung der
Westvereine findet am Dienstag,
14. Juli (11 Uhr) in der Sportschule
Oberwerth in Koblenz statt.
BOXEN
kicker, 22. Juni 2009
61
SCHWERGEWICHTS-WM: Nach Chagaevs Demontage gehen Champion Wladimir die Gegner aus
Klitschko: Der Hammer auf Schalke
heuer populären Brüder aus der
Ukraine verteidigte seine Schwergewichts-Titel der Verbände IBF, WBO
und IBO, ohne den WBA-Gürtel,
den Chagaev mitgebracht hatte, der
Familiensammlung hinzufügen zu
können. Die WBA hatte wegen ihres
Kuddelmuddels mit zwei Titelträgern – Chagaev und den von ihm
besiegten Nikolai Walujew – den
Kampf, den 10,39 Millionen Zuschauer am Fernseher verfolgten,
nicht als Vereinigung sanktioniert.
Mit der linken Führhand beherrschte Zwei-Meter-Athlet Wladimir Klitschko den 15 Zentimeter kleineren Rechtsausleger nach
Belieben. Er zermürbte ihn systematisch, ließ den Usbeken nie an
sich herankommen, erschütterte
mit Links-rechts-Kombinationen
den nur beherzt, aber wirkungslos kämpfenden Gegner. „Ich habe
den Schlüssel gesucht, aber nicht
gefunden“, sagte Chagaev kleinlaut.
Er erlitt seine erste Niederlage in
27 Profikämpfen. Der Punktestand:
89:81, 88:82, 90:79.
Wladimir Klitschko, dessen Karriere vor fünf Jahren nach den K.-o.-
Niederlagen gegen Sanders und
Brewster schon so gut wie beendet schien, boxte brillant wie nie.
So entspannt, selbstbewusst, siegessicher und nervenstark, aber
dennoch hochkonzentriert und
strategisch konsequent, hatte „Dr.
Steelhammer“ noch keinen ernst
zu nehmenden Gegner demon-
tiert. Sein bester Kampf! Wladimir
Klitschko widersprach: „Ich habe
zwar alles gegeben, aber nicht alles
gezeigt. Meine besten und schwerstes Kämpfe liegen noch vor mir.“
Gegen wen denn, bitte? Es ist weit
und breit keiner da, der Wladimir
Klitschkos Dominanz beenden
könnte. H A RT M U T S C H E R Z E R
Foto: firo
1Felix Magath wäre sicherlich
froh, hätte er „Auf Schalke“ einen
Dominator wie Wladimir Klitschko
(33). Das Ziel: „Ich will mit Schalke
Meister werden“, würde der neue
Cheftrainer garantiert erreichen.
Die souveräne Demonstration der
hohen Kunst des stilvollen Faustkampfes gegen den völlig chancenlosen Ruslan Chagaev (30) begeisterte die 60 000 Zuschauer in der Fußball-Arena, als hätte der FC Schalke die Bayern mit 5:0 erniedrigt. Um
den „Knockout auf Schalke“, so das
Motto, brachte Michael Timm die
gigantischste Zuschauerkulisse bei
einem Boxkampf in Deutschland
seit der Ära Max Schmeling. Der
Trainer ließ – gegen dessen Willen
– Chagaev zur zehnten Runde nicht
mehr antreten.
Timm wollte seinen Boxer „schützen“, nicht zulassen, dass er „vernichtet“ wird. Somit geht das Ergebnis als „Technischer K.o. zehnte
Runde“ in die Statistik Wladimir
Klitschkos von nunmehr 53 Siegen
(47 vorzeitig) in 56 Kämpfen (drei
vorzeitige Niederlagen) ein. Der
jüngere der charismatischen, unge-
Gigantisch: 60 000 Zuschauer sahen „Auf Schalke“ den Klitschko-Kampf,
die größte Box-Kulisse in Deutschland seit der Ära Max Schmeling.
GESCHICHTE: Das unvergessliche Sportstudio-„Interview“ vor genau 40 Jahren
„Ich bedanke mich für dieses Gespräch“
efühlt dauert das vielleicht berühmteste
„Interview“ der deutschen Sportgeschichte
mindestens eine Viertelstunde. In Wahrheit sind
es gerade mal 130 Sekunden. Zwei Minuten und
zehn Sekunden, in denen Boxer Norbert Grupe,
damals 28, im Aktuellen Sportstudio des ZDF
zu seiner Niederlage im Berliner Sportpalast
gegen den Argentinier Oscar Bonavena nicht
viel zu sagen hat. Moderator Rainer Günzler
(1927–1977) liefert an diesem 21. Juni 1969 ein
Solo-Glanzstück ab. Grupe, der sich selbst Prinz
Wilhelm von Homburg nannte, erlag 2004 in
Puerto Vallarta/Mexiko einem Krebsleiden. Der
weitgehende Monolog im Wortlaut:
Günzler: Wie fühlen Sie sich nach den fünf Niederschlägen von gestern Abend?
Grupe: Die war’n gestern Abend, ne?
Günzler: Ja. Gestern Abend, ne? Wie geht’s Ihnen
denn – gut?
Grupe: Heute geht’s mir gut.
Günzler: … geht’s wieder gut. Sie haben sich bei
irgendeinem Niederschlag den Knöchel verletzt.
Sind Sie umgekippt?
Grupe: schweigt, lächelt, schnauft
Günzler: Er ist umgekippt. Ich weiß. Er hat es mir
vorher erzählt. Sagen Sie mir, hm, hatten Sie
schon vor dem Kampf den Eindruck, dass Sie
Foto (M): ZDF, imago/Enters
G
Das große Schweigen: Norbert Grupe (links)
lässt Rainer Günzlers Fragen unbeantwortet.
hier einem stärkeren Gegner gegenüberstehen?
Kann man das als Mut bezeichnen, dass Sie
gegen Oscar Bonavena gekämpft haben? Oder
war das die Vorstufe für das, was man über Sie
las, dass Sie jetzt die Handschuhe an den Nagel
hängen wollen?
Grupe: grinst, zwinkert
Günzler: Ich fand Sie in der zweiten Runde besser,
muss ich Ihnen sagen, als jetzt im Augenblick. Ich
fand Sie echt besser, denn da taten Sie was und
jetzt schweigen Sie. Warum schweigen Sie?
Grupe: dreht den Kopf,sieht weg, lächelt
Günzler: Ihr Lächeln ist ja auch ganz hübsch. Also
machen wir eine andere Frage, wenn Sie auf
die nicht antworten wollen. War vielleicht der
Gewichtsunterschied zu groß? 18 Pfund.
Grupe: leckt die Lippen links und rechts mit der
Zunge, schaut zu Günzler
Günzler: Auch nicht. Der Gewichtsunterschied
war also auch nicht zu groß. Dann gestatten Sie
mir vielleicht noch eine weitere Frage. Ich hoffe
auf eine Antwort. Was (Günzler presst genervt
die Daumen aneinander) machen Sie demnächst? Boxen Sie weiter? Gehen Sie nach Amerika? Werden Sie wieder Schauspieler? Oder wie
sieht’s aus?
Grupe: fasst sich an die Nase, lächelt
Günzler: Auch nicht? Ich bedanke mich für dieses
Gespräch. Es war reizend.
Grupe (im Aufstehen): Ich mich auch. Es war sehr
aufschlussreich, und es freut mich, dass Sie nach
wie vor dem Boxsport mit freundlichen Augen
und Worten gegenüberstehen. Herzlichen Dank,
Herr Günzler.
Günzler (während er das Kabel um Grupes schon
abgelegten Mikrofontransponder wickelt): Bitte
schön, deswegen haben wir ja, Herr Grupe, heute
Abend auch einen großen Teil unserer Sendezeit
dem Boxsport gewidmet. Das war der Grund.
AU F G E Z E I C H N E T VO N S T E FA N B O M H A R D
FORMEL 1
kicker, 22. Juni 2009
Foto: Sutton/bk&r
62
Verkünder einer neuen Motorsportwelt? Während Promoter Bernie Ecclestone zu den Medien spricht, wendet sich FIA-Präsident Max Mosley ab.
Das Ende der Formel 1?
Das Silverstone-Wochenende hat den Streit um die Spaltung der weltweit hochwertigsten
Rennserie noch verschärft. Stürzt jetzt MAX MOSLEY? Gründen die Teams eine neue Formel?
AU S S I LV E R S TO N E B E R I C H T E T
HEINZ PRÜLLER
1Am 13. Mai 1950 wurde in Silverstone die Formel-1-WM geboren
– ist sie am Wochenende, 59 Jahre
oder 811 Rennen später, schon fast
begraben worden? Der Total-Crash
zwischen dem Weltverband FIA und
der Teamvereinigung FOTA stürzt
den Rennsport in seine schlimmste
Krise. Als würden sich Brasilien,
England, Italien und Deutschland
von der FIFA lossprengen und ihre
eigene Fußball-WM organisieren.
Sein Ultimatum an die acht
Rebellenteams hat FIA-Präsident
Max Mosley (69) zumindest verlängert und deshalb nicht, wie angekündigt, am Samstag das offizielle
WM-Starterfeld 2010 bekannt gegeben. Mosley: „Unsere FIA-Anwälte
checken derzeit alle Vertragsbrüche
der Teams, vor allem seitens Ferrari.
Diese Ergebnisse muss ich abwarten.“ Also Feuerpause.
Aber die Luft wird dünn. Am
Mittwoch tagt in Paris das World
Council, der FIA-Weltrat: In ihm
sitzen neben Mosley 25 Mitglieder
von Teams, Sponsoren oder Veranstaltern. Und ein Misstrauensantrag
gegen den Präsidenten liegt in der
Luft. 2008 wurde gegen Mosley nach
Bekanntwerden einer Sexaffäre
die Vertrauensfrage gestellt. Vor der
damaligen Generalversammlung
konnte er noch 102 von 169 Stimmen für sich gewinnen.
Was muss jetzt passieren? „Max
Mosley muss sich bewegen, weil er
das Ganze verbockt hat. Er hat von
den Teams verlangt, sie müssten
unterschreiben, und die Bedingungen würden später geklärt. Woraufhin die sich – vollkommen richtig – zusammenschlossen“, sagt
Ex-Weltmeister Niki Lauda (60).
Mercedes-Sportchef Norbert Haug
(56), dessen Stufenplan zur Kostenreduktion die bisher intelligenteste
Idee war, hätte im Formel-1-Krieg
mit den gigantischen Ausmaßen
„lieber heute eine Lösung als morgen. Aber dass wir sie bis Mittwoch
finden, halte ich für eher unwahrscheinlich. Wir haben bisher keinen
gemeinsamen Nenner gefunden.
Aber wir wollen nichts Unrechtes,
und die FOTA steht zusammen“.
Der Ball liegt beim FIA-Präsidenten. Wird Mosley abgewählt oder
tritt er freiwillig zurück, haben Fer-
„Vielleicht verschwindet die
Formel 1, vielleicht ist sie tot.“
FERNANDO ALONSO, Ex-Champion
rari & Co. gewonnen. Und wenn
nicht? Dann fahren Williams, Force
India und ein paar Neueinsteiger
mit Cosworth-Einheitsmotoren,
während die namhaften bisherigen
Formel-1-Teams ihre eigene Serie
betreiben – gemanagt von Flavio
Briatore (59). Und vermarktet von
der einst durch Mark McCormack
(gest. 2003) gegründeten International Management Group (IMG).
Superstars wie Jackie Stewart, Jean-
Claude Killy, Rod Laver oder Björn
Borg befolgten in ihren Karrieren
schon IMG-Ratschläge. Das ist die
aktuelle Sensationsnachricht aus
den USA, wo man selbst 13 Jahre
lang unter der Trennung von IndyRacing-League und ChampCarSerie bitter gelitten hat.
Trotz dieser Negativerfahrung
schwillt der Konflikt zwischen der
offiziellen FIA-WM und der „Formel Luca“ oder „Formel Flavio“,
für die Ferrari-Boss Luca di Montezemolo (61) und Renault-Teamchef Briatore trommeln, weiter
an. Vizeweltmeister Felipe Massa (28) hat schon angekündigt: „Ich
fahre, wohin mich Ferrari schickt.“
Ex-Weltmeister Fernando Alonso (28) wählt schärfere Töne: „Wir
alle hofften auf eine Lösung im
letzten Moment. Aber jetzt haben
wir eine neue Situation: Eine neue
Rennkategorie kommt – nämlich
unsere Serie. Vielleicht verschwindet die Formel 1, vielleicht ist sie
tot, vielleicht geht sie weiter – aber
nicht mit Einheitsmotoren für alle
Fahrer. Vielleicht dauert der Streit
noch ein paar Wochen, vielleicht
wird alles wieder normal. Die FIA
verliert dabei nichts, sie steckt ja
kein Geld in den Rennsport. Die
neue FOTA-Serie sieht gut aus, auch
für die Fans. Das könnte die neue
Formel 1 werden.“
Und wo wird gefahren? „Wenn
wir nicht mehr auf dem FIASpielplan stehen, nehmen wir die
neue Serie sofort“, heißt es aus
Silverstone. Monte Carlo gehört
der FIA. Spa, Interlagos und Estoril
gehören Promoter Bernie Ecclestone (78) persönlich. Strecken
wie Rio, Zandvoort, Zolder, Imola,
Brands Hatch, Magny-Cours oder
der Lausitzring stehen bereit. Doch
zu viele Fragen sind offen. Eines der
drei neuen Teams etwa klagt bereits:
„Unser Sponsor droht: Wenn ihr
nicht gegen Ferrari fahrt, zahle ich
euch nur das halbe Geld.“
MAX MOSLEY:
„Nur noch knapp
auseinander“
kicker: Wie weit klafft die Lücke
zwischen FOTA und FIA, Mister
Mosley?
Max Mosley (69, FIA-Präsident): Nicht
zu weit. Wir sind nur noch knapp
auseinander, und ich hoffe auf eine
baldige positive Entscheidung.
kicker: Noch vor dem Meeting des
World Councils am Mittwoch?
Mosley: Das glaube ich nicht, es wird
noch dauern.
kicker: Was passiert am Mittwoch?
Mosley: Dafür sind alle Entscheidungen schon getroffen worden am
29. April (an dem das Budgetlimit
von 45 Millionen Euro pro Team und
Jahr festgelegt wurde, die Red.).
kicker: Werden Sie sich im Herbst
Ihrer Wiederwahl zum Präsidenten
der FIA stellen?
Mosley: Wenn so es weitergeht, auf
alle Fälle. Das wären dann insgesamt 18 Jahre.
FORMEL 1
kicker, 22. Juni 2009
63
NACHRICHTEN
Foto: Getty Images/Curry
Mehrkampf-Team für Berlin steht
Folgt mir unauffällig: Der spätere Sieger Sebastian Vettel führt das Feld in die erste Runde von Silverstone.
BRITISH GRAND PRIX: Brillanter Doppelsieg für Red Bull in Silverstone
Riesenjubel um Sebastian Vettel
1Extra für sein Heimspiel in Silverstone hat sich WM-Leader Jenson Button einen neuen Helm entwerfen lassen. „Push The Button“,
stand dort zu lesen. Doch nicht
der bisher so superstarke Brite
im Brawn-Mercedes, sondern
sein blutjunger deutscher Verfolger Sebastian Vettel drückte nach
Fahrfehlern in jüngerer Zeit (Monte
Carlo, Türkei) diesmal alle Knöpfe
zur rechten Zeit. Der dritte Sieg seiner Karriere nach Monza 2008 und
Schanghai 2009 war – ausgerechnet
in England – gleichzeitig sein erster
auf trockener Piste.
Den Grundstein dazu legte Vettel
bereits mit einer herausragenden
Leistung im Qualifying. Er stellte
seinen generalüberholten und
aerodynamisch stark verbesserten
Red Bull auf die beste Startposition, obwohl er das mit Abstand
schwerste Auto im Feld der zehn
Schnellsten bewegte. Konstrukteur Adrian Newey, der sich dank
Mark Webber über einen Doppelsieg freute, gestaltete das Heck des
neuen RB5 deutlich schlanker, die
Front dagegen wurde breiter. Ein
perfektioniertes Auto und darüber
hinaus für zwei beziehungsweise
drei Runden mehr Sprit an Bord zu
haben im ersten Rennabschnitt, das
bescherte dem 21-jährigen Himmelsstürmer taktisch alle Möglichkeiten. „In der Theorie mag das
immer einfach aussehen“, räumte
Vettel noch wenige Minuten vor
dem Start auch ein, fügte ein kurzes „Aber“ mit an – und vollendete
den Satz nicht mehr. Vettel gilt als
ungemein abergläubisch.
Was es in den 82 Minuten nach
Erlöschen der Startampel mitzuteilen gab, sagte Vettel mit dem rech-
ten Fuß. Gleichzeitig betätigte er
sich als unbezahlter, aber ungemein
wertvoller Rennsportbotschafter für
den Nürburgring, wo der Kartenvorverkauf für den Deutschland-GP
am 12. Juli ab dem heutigen Montag
endlich kraftvoll anziehen dürfte.
„Ein Traum ist wahr geworden,
Jungs! Wir haben den Britischen
Grand Prix gewonnen“, bedankte
sich Vettel für das hymnische Lob
seines Teamchefs Christian Horner,
der ihm noch während der Auslaufrunde gefunkt hatte: „Fantastisch,
Sebastian! Pole-Position, schnellste
Runde und Sieg – einfach brillant.“
Der Hinweis auf den British
Grand Prix muss Vettels Mechanikern beim möglichen Abschied von
dieser Traditionsstrecke besonders
gefallen haben. Zwar schrauben sie
für ein Team, das mit österreichischer Lizenz antritt und diesmal
– nach der Panne von China – auch
die Nationalhymne des Alpenlands
zu hören bekam, doch im Herzen
sind sie Briten, die Nachfolger des
einstigen Stewart- und späteren
Jaguar-Teams.
„Der erste Rennabschnitt war
Irrsinn“, erzählte Vettel noch vor
dem Podium seinem Teamkollegen Webber, „ich konnte einfach
wegziehen.“ Auch ein Wegziehen
von Button an der Spitze hat Vettel
mit diesem Sieg fürs Erste verhindert. Zwar liegt er immer noch mit
39 Punkten um zwei Zähler hinter
dem Silverstone-Dritten Rubens
Barrichello (Brawn-GP), schon am
Nürburgring aber könnte sich Vettel
zum alleinigen Jäger von Button (64
Punkte), der diesmal nur Sechster wurde, aufschwingen. Wollte
Button nach seinen bisher sechs
Saisonsiegen stets sein Team über
Funk in den siebten Himmel heben,
schimpfte er diesmal lauthals über
sein Auto. „Es sitzt einfach auf, es
geht nicht“, brüllte er ins Bordmikrofon. „Es war eine ziemliche
Abreibung heute“, musste auch
Teamchef Ross Brawn einräumen.
Vom Titel freilich will Vettel noch
nichts hören. Nur das: „Wenn’s so
weitergeht, habe ich sicher nichts
dagegen.“
S T E FA N B O M H A R D
Silverstone in Zahlen
GP Großbritannien, 8. von 17 WM-Läufen
in Silverstone, 60 Runden à 5,141 km (Gesamtdistanz: 308,355 km)
1. Vettel (Heppenheim) Red Bull Renault
1:22:49,328 Std. (Schnitt: 223,385 km/h),
2. Webber (AUS) Red Bull Renault 15,188
Sek. zurück, 3. Barrichello (BRA) Brawn GP
41,175, 4. Massa (BRA) Ferrari 45,043,
5. Rosberg (Wiesbaden) Williams 45,915,
6. Button (GBR) Brawn GP 46,285, 7. Trulli (ITA) Toyota 68,307 Min., 8. Räikkönen
(FIN) Ferrari 69,622, 9. Glock (Wersau)
Toyota 69,823, 10. Fisichella (ITA) Force
India 71,522, 11. Nakajima (JAP) Williams
74,023. Eine Runde zurück: 12. Piquet
(BRA) Renault, 13. Kubica (POL) BMW Sauber, 14. Alonso (ESP) Renault, 15. Heidfeld
(Mönchengladbach) BMW Sauber, 16. Hamilton (GBR) McLaren-Mercedes, 17. Sutil
(Gräfelfing) Force India, 18. Buemi (SUI)
Toro Rosso.
Ausfälle: Kovalainen (FIN) McLaren-Mercedes (37. Runde/Aufgabe nach Kollision),
Bourdais (FRA) Toro Rosso (38./Aufgabe
nach Kollision).
Schnellste Runde: Vettel 1:20,735 Min.
Pole-Position: Vettel 1:19,509 Min.
Fahrer-WM: 1. Button 64, 2. Barrichello 41,
3. Vettel 39, 4. Webber 35,5, 5. Trulli 21,5,
6. Massa 16, 7. Rosberg 15,5, 8. Glock 13,
9. Alonso 11, 10. Räikkönen 10, 11. Hamilton 9, 12. Heidfeld 6, 13. Kovalainen 4,
14. Buemi 3, 15. Kubica 2, 16. Bourdais 2.
Konstrukteurs-WM: 1. Brawn Grand Prix
105 Punkte, 2. Red Bull 74,5, 3. Toyota 34,5, 4. Ferrari 26, 5. Williams 15,5,
6. McLaren-Mercedes 13, 7. Renault 11,
8. BMW Sauber 8, 9. Toro Rosso 5.
Nächster GP: Deutschland, Nürburgring,
Sonntag, 12. Juli, 14 Uhr.
Leichtathletik: Nach der WMQualifikation in Ratingen hat der
Deutsche Leichtathletik-Verband
am Sonntag die Tickets für Berlin (15. – 23. August) an Jennifer
Oeser (25, Leverkusen), Lilli
Schwarzkopf (25, Paderborn),
Julia Mächtig (23, Neubrandenburg) sowie Michael Schrader (21,
Uerdingen), Norman Müller (23,
Halle/Saale) und Pascal Behrenbruch (24, Frankfurt) vergeben.
Becker gewinnt Generalprobe
Tennis: Zwei Tage vor dem Wimbledonstart hat Benjamin Becker
(28) aus Orscholz bei der Generalprobe im niederländischen
’s-Hertogenbosch seinen ersten
Titel auf der ATP-Tour gewonnen. Er bezwang als Qualifikant
im Finale Lokalmatador Raemon
Sluiter 7:5, 6:3.
Martin überrascht als Zweiter
Rad: Fabian Cancellara (28) hat
zum ersten Mal die Tour de Suisse
gewonnen. Der Schweizer, der am
Sonntag das abschließende Zeitfahren in Bern (38,5 km) gewann,
verwies den Erfurter Tony Martin
(24) auf den zweiten Platz (2:02
Minuten Rückstand). Der Fahrer
vom Columbia-Highroad-Team
hatte am Samstag die Bergankunft
in Crans Montana und damit das
Bergtrikot gewonnen.
Sondertraining für Gerdemann
Rad: Linus Gerdemann fährt
nach einer für ihn enttäuschend
verlaufenen Tour de Suisse (Rang
47) zu einer Sonderschicht in die
Alpen. „Er hat zwei Wochen vor
der Tour de France gehofft, dass
er weiter ist. Aber ihm fehlt noch
ein Stück“, sagte Christian Henn,
Sportlicher Leiter bei Milram.
Schmid: Körperverletzung?
Rad: Die Staatsanwaltschaft Freiburg weitet das Verfahren gegen
Andreas Schmid, den früheren Arzt
des Teams T-Mobile, weiter aus.
Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Focus wollen die
Ermittler dem Mediziner durch
die Aussage eines neuen Zeugen
Körperverletzung nachweisen.
Kaymer vorzeitig ausgeschieden
Golf: Martin Kaymer (24) hat
bei den verregneten US Open in
Farmingdale/New York mit 145
Schlägen nach zwei Tagen den
Cut verpasst. Am Donnerstag
spielt Kaymer als Titelverteidiger
bei den BMW International Open
in München-Eichenried.
64
SPORTMAGAZIN
kicker, 22. Juni 2009
TENNIS: Mit Triumph in Wimbledon zum Grand-Slam-König und wieder die Nummer 1
Federer geht auf Rekordjagd
schlägt der Weltranglisten-Zweite
gegen den Taiwanesen Yen-Hsun Lu
auf. Gewinnt Federer das Turnier,
rückt er wieder auf Platz 1 vor, dann
als ewiger Grand-Slam-Rekordhalter mit 15 Titeln. Zu den Highlights
mit deutscher Beteiligung zählen
am Eröffnungstag die Partien von
Geheimfavorit und Halle-Sieger
Tommy Haas gegen den Österrei-
„Es wird wehtun, das Turnier
im Fernsehen zu betrachten.“
RAFAEL NADAL, Titelverteidiger
cher Alexander Peya, von 2008Halbfinalist Rainer Schüttler gegen
den Belgier Xavier Malisse und von
Philipp Kohlschreiber gegen Florent
Serra (Frankreich).
Nadals Absage warf derweil ein
Schlaglicht auf die Tretmühle Profitennis, die immer mehr Kraft und
Energie von ihren Besten verlangt
und sie tagein, tagaus ans körperliche Limit zwingt. Die Einführung
neuer Saiten und Rackets nahm die
Londoner Times gerade zum Anlass,
einen Innovationsstopp zu fordern:
„Wenn nichts passiert, wird die Absage von Nadal zum desaströsen
Normalfall.“ Auch Schwedens Altmeister Mats Wilander warnte davor,
das Thema auf Nadal und seine aufwendige Spielweise zu verengen:
„Das Problem geht tiefer. Ein übervoller Terminkalender und eine Technik, die den Spielern nicht mehr hilft,
sondern zur Bedrängnis wird.“
Klammheimlich blicken Britanniens Medien und Fans nun aber
auch mit noch größerer Erwartung
auf ihren Lokalmatador, auf Andy
Murray, der letzte Woche im Queens
Club gewonnen hatte. „Wenn es
einen Profiteur von Nadals Absage
gibt, dann Andy Murray“, notierte
der Independent, schließlich sei der
Spanier die größte Hürde auf dem
möglichen Weg ins Finale gewesen.
Solch ambitionierte Vorausschau
erlaubte sich Murray selbst ganz und
gar nicht: „Ich kenne nur den Namen
meines ersten Gegners, mehr
nicht.“ Und der heißt Robert Kendrick (USA). J Ö RG A L L M E ROT H
Lesen Sie zu Wimbledon auch Seite 74.
Foto: imago/H.J.D.
1Als seine Profikollegen am
Wochenende ihre Trainingsübungen im Aarongi Park absolvierten,
200 Meter Luftlinie vom CentreCourt entfernt, da war der unglückliche Wimbledon-Champion schon
daheim – auf Mallorca. In den kommenden 14 Tagen wird er wohl noch
manches Mal vom Entzugsschmerz
geplagt werden, Rafael Nadal (23),
dieser Kämpfertyp, der sein 2008
erobertes Tennisreich in London
wegen einer Sehnenentzündung im
Knie nicht verteidigen kann. „Es
wird wehtun, das Turnier nur vor
dem Fernsehen zu betrachten“,
sagte der Spanier, der nach langen
und quälenden Überlegungen
seinen Startverzicht am Freitagabend erklärt hatte: „Es ist der Punkt
gekommen, wo ich nicht mehr mit
Schmerzen weiterspielen werde.“
Nadals Absage war auch eine
Hiobsbotschaft für – Topfavorit
Roger Federer. „Ich bin wirklich enttäuscht, dass er nicht spielt. Er ist
mein Hauptrivale“, sagte der fünfmalige Sieger und Vorjahresfinalist,
der am heutigen Montag das Turnier nun eröffnen darf, ab 14 Uhr
Fünfmaliger Sieger in Wimbledon:
der Schweizer Roger Federer.
BASKETBALL: Über das Play-off-Finale, die Nationalmannschaft und Dirk Nowitzki
Bauermann: „Als Bundestrainer blutet mir das Herz“
Foto: imago/Plusphoto
1Bundestrainer Dirk Bauermann
(51) leitete am Wochenende einen
Lehrgang der A2-Nationalmannschaft in Bamberg. Den 81:78-Sieg
der Telekom Baskets Bonn im
dritten Play-off-Finalspiel um die
Meisterschaft am Sonntag bei den
EWE Baskets Oldenburg erlebte er
nur am TV. Damit haben die Rheinländer im vierten Duell der Best-
Klagt über geringe Einsatzzeiten
deutscher Spieler: Dirk Bauermann.
of-five-Serie am Dienstag (live auf
Eurosport, 18.30 Uhr) Matchball.
kicker: Herr Bauermann, wie gefallen Ihnen die Play-offs?
Dirk Bauermann: Sie sind durch Spannung und Ausgeglichenheit geprägt
wie seit Jahren nicht mehr. Das war
schon im Viertelfinale der Fall: Da
hat der Vorrunden-Achte Paderborn
dem Ersten Berlin alles abverlangt
und der Siebte Bamberg den Zweiten Göttingen rausgeworfen.
kicker: Weniger dürften Ihnen die
geringen Einsatzzeiten der deutschen Akteure in der Finalserie
gefallen. Kein Einziger steht in der
Startformation. Bei Bonn kommen
drei Einheimische von der Ersatzbank, bei Oldenburg zumeist überhaupt keiner.
Bauermann: Bei aller Freude über die
Qualität der Play-offs ist dies ein
Wehrmutstropfen, der bei mir als
Bundestrainer, bei den Fans und
bei den Experten das Herz bluten
lässt. Leider stellt dies die Realität
in der Bundesliga dar. Ich gebe aber
die Hoffnung nicht auf, dass sich
die Situation in zwei, drei Jahren
bessern wird.
kicker: In fünf Wochen beginnen Sie
mit den Vorbereitungen auf die EM
vom 7. bis 20. September in Polen.
Die Nationalmannschaft erwartet
der größte Umbruch seit Jahren:
Patrick Femerling und Pascal Roller
sind zurückgetreten, Robert Garrett
denkt darüber nach, Ademola Okulaja ist erkrankt, Demond Greene
wird pausieren.
Bauermann: Man kann von einem
radikalen Neuaufbau reden. Mit
den Gießenern Heiko Schaffartzik
und Johannes Lischka, dem Ulmer
Per Günther, dem Bonner Johannes
Strasser, dem Kölner Tibor Pleiß,
Robin Benzing aus Langen, Elias
Harris aus Speyer sowie Lucca Staiger
von der Iowa State University werden junge Spieler eine Chance erhalten, die Druck auf die verbliebenen Leistungsträger machen werden.
kicker: Gibt es Neuigkeiten von Dirk
Nowitzki, der am Freitag seinen
31. Geburtstag feierte?
Bauermann: Da ist der Status quo
unverändert: Er selbst ist nach wie
vor unentschlossen, und ich bin
verhalten optimistisch, dass er in
Polen spielen wird. I N T E RV I EW:
DINO REISNER
AM DONNERSTAG IM KICKER
Bundesliga auf Spielersuche
Die Jagd nach neuen Stars
66
WÄHLT DIE KICKER 2009
ÜBER 126 000 STIMMEN KÜREN DIE SYMPATHIE-TRÄGER DER BUNDESLIGA
Ribery knapp vor Magath
In acht Kategorien vergibt der kicker jährlich das GOLDENE K. Bei der Abstimmung der Leser gaben wie
immer nicht nur die Erfolge auf dem Platz den Ausschlag. Sie haben gewählt – hier sind Ihre Sieger.
lles, was zählt, ist der Titel!“
Oft genug wird dieser Leitsatz
wiederholt, vor allem von den
Profis der Topklubs, für die das
Gewinnen von Pokalen schlicht
ein Naturgesetz darstellt. Erfolg
steht über allem, dabei haben die
Fans auch ein feines Gespür für das
Auftreten ihrer Stars jenseits aller
Jubelfeiern. Genau deshalb vergibt
der kicker schon seit 1974 Jahr für
Jahr das „Goldene k“, einen der
begehrtesten Preise im deutschen
Fußball.
Insgesamt 126 272 Stimmen
kürten bei der Publikumswahl
die sympathischsten Akteure der
Bundesliga in acht Kategorien. Am
meisten Zuspruch bekam dabei
Franck Ribery. Bayerns frecher
Franzose wurde 8357-mal gewählt.
Er darf sich auch in seiner zweiten
Saison in Deutschland wieder über
ein Goldenes k freuen. Felix Magath
haben die Fans seinen plötzlichen
Abschied aus Wolfsburg offenbar
schnell verziehen. Für den neuen
Schalke-Coach gingen mit 8043 die
zweitmeisten Stimmen der Wahl
ein. Sein Sinn für feine Ironie kam
beim Publikum ebenso an wie die
Erfolge seiner Mannschaft. Da hatte
selbst Dortmunds Jürgen Klopp
keine Chance, der weit abgeschlagen hinter Magath bei den Trainern
auf Platz 2 landete.
Unangefochten in Front lag letztlich auch Grafite. Seine 28 Treffer
hatten dem Brasilianer bereits die
Torjägerkanone des kicker eingebracht, nun bekommt er obendrein
auch noch ein Goldenes k. Sein Slalomlauf mit Hackentor beim 5:1
gegen die Bayern wird in jedem
Rückblick einen prominenten Platz
einnehmen. Doch trotz des Wirbels
um ihn blieb Grafite stets locker
und entspannt, sogar Deutsch hat
er in relativ kurzer Zeit gelernt.
Robert Enke hingegen konnte
einem manchmal leidtun. 69 Tore
kassierte Hannovers Schlussmann,
so viele wie kein anderer in der
abgelaufenen Saison. Dennoch
schaffte er es ins Tor der Nationalmannschaft. Philipp Lahm hat dort
längst seinen Stammplatz, genau
wie in der Gunst der kicker-Leser,
die den Außenverteidiger der Bayern
erneut zum sympathischsten Profi
auf seiner Position wählten. Für
ihn blieb es die einzige Trophäe der
Saison. Titel sind eben doch nicht
alles.
M A RT I N G RU E N E R
Nummer 1 der Fans: Hannovers
Torwart Robert Enke (31).
Berliner Bollwerk: Herthas Josip
Simunic (31) stand felsenfest.
Titel verteidigt: Philipp Lahm (25)
gewann erneut ein Goldenes k.
A
Torhüter
Innenverteidiger
1. Robert Enke (Hannover 96)
21,9 %
2. Tim Wiese (Werder Bremen)
13,2 %
3. Diego Benaglio (VfL Wolfsburg) 11,0 %
4. Manuel Neuer (Schalke 04)
9,1 %
5. René Adler (Bayer Leverkusen) 8,8 %
1. Josip Simunic (Hertha BSC)
2. Per Mertesacker (W. Bremen)
3. Neven Subotic (Bor. Dortmund)
4. Serdar Tasci (VfB Stuttgart)
5. Lucio (Bayern München)
Außenbahn defensiv
19,9 %
16,5 %
16,2 %
6,80 %
6,0 %
1. Philipp Lahm (FC Bayern)
2. Marcel Schäfer (Wolfsburg)
3. Andreas Beck (Hoffenheim)
4. Patrick Owomoyela (Dortmund)
5. Rafinha (Schalke 04)
Die Gewinner im Vorjahr
Torhüter
René Adler (Bayer Leverkusen)
51,3 %
Innenverteidiger
Martin Demichelis (FC Bayern)
36,7 %
Außenbahn defensiv
Philipp Lahm (FC Bayern)
28,5 %
Außenbahn offensiv
Franck Ribery (FC Bayern)
66,0 %
Mittelfeld defensiv
Simon Rolfes (Bayer Leverkusen)
25,1 %
Mittelfeld offensiv
Diego (Werder Bremen)
58,6 %
Stürmer
Luca Toni (FC Bayern)
57,9 %
Trainer
Ottmar Hitzfeld (FC Bayern)
35,2 %
Monsieur 100 000 Volt: Franck
Ribery (26) zauberte wieder.
Außenbahn offensiv
32,9 %
25,8 %
6,9 %
5,7 %
5,0 %
1. Franck Ribery (FC Bayern)
2. Marko Marin (M’Gladbach)
3. Marcell Jansen (Hamburger SV)
4. Renato Augusto (Leverkusen)
5. Patrick Ebert (Hertha BSC)
53,0 %
7,6 %
7,0 %
5,3 %
2,0 %
67
Fotos: imago/Simon, imago/Kaletta, Wende/Winter, imago/Team2, imago/Action-pictures (2), imago/Contrast (2), Witters,
kicker, 22. Juni 2009
Ein-Mann-Ballett in Weiß: Franck Ribery wurde in seiner zweiten Saison bei Bayern auch zum zweiten Mal von den kicker-Lesern ausgezeichnet.
Chef beim Meister: Josué (29), der
Kapitän der Wolfsburger.
Mittelfeld defensiv
1. Josué (VfL Wolfsburg)
2. Sebastian Kehl (Dortmund)
3. Thomas Hitzlsperger (Stuttgart)
4. Sami Khedira (Stuttgart)
5. Zé Roberto (FC Bayern)
Immer auf Ballhöhe: Zvjezdan
Misimovic (27) bewies Übersicht.
Mittelfeld offensiv
16,0 %
13,5 %
11,6 %
10,7 %
9,6 %
1. Zvjezdan Misimovic (Wolfsburg)
2. Diego (Werder Bremen)
3. Mesut Özil (Werder Bremen)
4. Tamas Hajnal (Bor. Dortmund)
5. Carlos Eduardo (Hoffenheim)
Torjäger mit Kanone: Wolfsburgs
Meisterschütze Grafite (30).
Stürmer
39,5 %
35,7 %
2,4 %
2,3 %
1,8 %
1. Grafite (Wolfsburg)
2. Edin Dzeko (Wolfsburg)
3. Mario Gomez (Stuttgart)
4. Vedad Ibisevic (Hoffenheim)
5. Lukas Podolski (FC Bayern)
Erst Schale, jetzt Schalke: Felix
Magath (55) überraschte doppelt.
Trainer
36,0 %
22,8 %
19,4 %
4,9 %
1,8 %
1. Felix Magath (Wolfsburg)
2. Jürgen Klopp (Dortmund)
3. Markus Babbel (Stuttgart)
4. Lucien Favre (Hertha BSC)
5. Martin Jol (Hamburger SV)
51,0 %
14,0 %
11,1 %
4,1 %
3,2 %
68
3. LIGA
kicker, 22. Juni 2009
Fotos: imago/Bild 13, imago/Sven Simon
Der Coup des
Milliardärs: Dietrich
Mateschitz (links)
und Andreas Sadlo
wollen auch im
deutschen Fußball
für Furore sorgen.
Unten: So könnte
das neue Logo bald
schon aussehen.
Das Projekt Zaubertrank
as Telefon steht nicht mehr
still: Spielervermittler, Marketingexperten, Trittbrettfahrer
aller Couleur melden sich auf der
Geschäftsstelle des SSV Markranstädt und wollen aufspringen auf
den Zug, den Red Bull mit der Gründung des „RasenBallsport Leipzig
e.V.“ in Bewegung gesetzt hat. Nur:
Die zwei bedauernswerten Kräfte,
die da im Vereinsheim ihren Dienst
tun, können nicht helfen und werden über Gebühr strapaziert. Weshalb Manager Holger Nussbaum (40)
ein Schreiben an die neuen Macher
in Österreich verfasst hat mit der
dringenden Bitte, Abhilfe zu schaffen, Präsenz zu zeigen.
Die Macher, das sind der milliardenschwere Unternehmenschef
Dietrich Mateschitz (65), dessen
Teams die Formel-1-Szene beleben und der zuletzt als Boss von
Red Bull Salzburg in Österreich den
Meistertitel holte, Markus Egger (36),
Geschäftsführer von Salzburg sowie
Andreas Sadlo (41). Der gebürtige
Kitzbüheler hat sich im Auftrag
von Red Bull zum Vorsitzenden
des RB Leipzig wählen lassen und
sieht sich am Beginn einer „Entdeckungsreise“. Während dieser lässt
Sadlo seine Lizenz als Spielerver-
D
Dieser Sponsor hat’s in sich: 100 MILLIONEN EURO will
ein Getränkehersteller in einen Fünftliga-Klub
investieren. Bald schon sollen die Flügel wachsen.
mittler ruhen, die Tätigkeit wäre
ihm als Vereinschef eh untersagt.
Weil sich Sadlo bei einem Unfall
das Schulterblatt gebrochen hat,
kann er erst in zwei Wochen so
richtig in Sachsen loslegen. Die
Entscheidungen fallen derzeit
ohnehin in Salzburg und nicht in
der 15 000 Einwohner zählenden
Stadt am südwestlichen Rand von
Leipzig. Red Bull hat den Einstieg
in den deutschen Fußball jahrelang geplant und, als der richtige
Klub gefunden war, binnen sechs
Wochen ruckzuck vollzogen. Mit
einem Konzept, das Traditionalisten bitter aufstoßen mag, das aber
auf den ersten Blick keinen Verlierer
kennt. Die Fußballer des SSV, die
mit einem Etat von 350 000 Euro
über die Runden kommen mussten
und pro Heimspiel im Schnitt 500
Zuschauer zählten, sehnten sich
ohnehin nach Ausgliederung vom
Gesamtverein und nach einem
Investor. Red Bull kam wie gerufen.
Der Deal: Für einen Ausgleich in
wohl sechsstelliger Höhe wurden
die drei Männer-Mannschaften sowie das Alt-Herren-Team aus dem
Verein herausgelöst und fungieren
fortan als RB Leipzig. Die Jugendabteilung bleibt beim SSV. An einem
nicht festgelegten Zeitpunkt soll
die 2. Mannschaft (derzeit in der
Bezirksliga) wieder an den SSV
rücküberführt werden. Fertig wäre
das Ausleihgeschäft.
100 Millionen Euro, so heißt es,
will der Getränkehersteller in das
Projekt stecken, das innerhalb von
sieben Jahren den Durchmarsch
von der Oberliga in die Bundesliga
vorsehen soll. Offiziell redet man in
der Firmenzentrale weder über Zahlen noch über Zeitziele. Man wolle,
so die Verlautbarung, mit „realistischen Budgets möglichst rasch in
den Profifußball gelangen“.
Zu den Profiteuren zählt auch
Kinowelt-Gründer Michael Kölmel
(55) mit seinem bislang meist leerstehenden Zentralstadion. Schon
in der kommenden Saison werden
dort die Derbys gegen die gleichfalls fünftklassigen Lokalrivalen
Lok und FC Sachsen ausgetragen.
Bei Regionalliga-Aufstieg ist der
komplette Umzug geplant in das
44 000 Zuschauer fassende Stadion,
das dann möglicherweise Red-BullArena heißt. Die Namensrechte hat
sich der Konzern schon mal reservieren lassen.
Noch ist unklar, wie sich der
Kader verändern wird. Fest steht,
dass sowohl Trainer Tino Vogel
wie auch die 23 Spieler, die gültige
Verträge besitzen, übernommen
werden. In welcher der drei Mannschaften sie wirken dürfen, hänge,
so Sadlo, von den anstehenden
Perspektivgesprächen ab. Künftig
wird nicht mehr viermal die Woche
Freizeitfußball betrieben, sondern
unter Profibedingungen gearbeitet.
Und „natürlich wird sich das Gesicht
der Mannschaft verändern“, so
Sadlo, der weiß, dass er vor einem
schweren Spagat steht. Ob das neue
Leipziger Fußball-Baby die erhoffte
Akzeptanz findet, hängt wesentlich
davon ab, die richtige Balance zu
finden zwischen Vorhandenem und
Neuem. Bekanntlich sind die ersten
Schritte immer die schwersten.
O L I V E R H A RT M A N N
2. BUNDESLIGA
kicker, 22. Juni 2009
Auf die harte Tour
Die harte Tour wählte Rydlewicz,
der bereits mit 16 als Jüngster aller
Zeiten in der DDR-Oberliga auflief,
schon als Spieler. Als Sportlicher
Leiter setzt er dies fort. Nach der
abgelaufenen Saison wurde der
Kader schonungslos ausgemistet.
Gleich acht Spieler erhielten trotz
gültiger Verträge den Laufpass, weil
sie sportlich und/oder menschlich
nicht ins Konzept passten. Sieben davon sind noch ohne neuen
Arbeitgeber, dürfen sich künftig
allenfalls noch in der 2. Mannschaft fit halten. Kompromisslos
zeigte sich Rydlewicz auch bei den
Personalgesprächen. Weil Krisztian
Lisztes eine Gehaltserhöhung einforderte, erhielt er den Laufpass. Als
Enrico Kern vergangene Woche die
Vertragsverlängerung von finanziellen Nachbesserungen abhängig
machte, blieb Rydlewicz unbeeindruckt: „Wenn ich sage, die Grenze
ist erreicht, dann ist sie erreicht.“
Kern unterschrieb dennoch und
setzte damit das von Rydlewicz
erhoffte Zeichen, dass der neue
Kurs von den sportlichen Leitfiguren mitgetragen wird.
„Ein kleiner Verein wie wir lebt
vom Zusammenhalt und von der
Kontinuität“, sagt Rydlewicz und
nennt das Bremer Modell als Vorbild. Als Schaaf und Allofs 1999 bei
Werder als Trainer und Geschäftsführer anfingen, hieß der HansaTrainer auch Zachhuber. Aber: In
Rostock wurde seitdem der Trainer
zehnmal ausgewechselt.
Konsequenter Manager:
RENÉ RYDLEWICZ (35) fährt
bei Absteiger Hansa
Rostock einen Kurs
ohne Kompromisse.
r schätzt Thomas Schaaf,
Friedhelm Funkel – und eben
Andreas Zachhuber. Männer,
die für Kontinuität stehen, für
Ehrlichkeit und Bodenständigkeit.
Trainer, die sich mehr Gedanken
machen um ihre Mannschaft als
um ihre Außendarstellung. Typen
vom alten Schlag eben. „Die gibt’s
doch immer weniger“, sagt René
Rydlewicz bedauernd, „für mich
zählt nur ehrliche Arbeit.“
In Rostock genießen die traditionellen Werte wieder oberste Priorität, seit Rydlewicz als Manager die
Richtung vorgeben darf. Geradeheraus war der Blondschopf schon
immer, was ihm etliche Beulen
und das vorzeitige Karriereende
beschert hat. Als er vor gut einem
Jahr in einem kicker-Interview den
Jugendwahn des Vereins und die
Personalpolitik des Trainers für
Hansas Untergang verantwortlich machte, wurde er von Frank
Pagelsdorf suspendiert, vom Klub
mit 3000 Euro Geldstrafe belegt
und zum Saisonende aussortiert.
Acht Monate später bat man ihn,
als Manager zu verhindern, was er
als Spieler vorhergesagt hatte: den
Absturz in die Drittklassigkeit.
Seitdem weht ein neuer Wind
beim Ostsee-Klub. Rydlewicz
beurlaubte den plan- und glücklosen Dieter Eilts und holte den
einstigen Retter Zachhuber aus der
Versenkung – ein Glücksgriff und
der Grundstein für die am letzten
Spieltag vollzogene Rettung. Rydlewicz und Zachhuber, das sind
zwei Seelenverwandte, die ähnlich
über Fußball denken und durch
vergleichbare Schlüsselerlebnisse
geprägt wurden. Wie Zachhuber,
der vor seiner Hansa-Rückkehr jahrelang die Amateure in Greifswald
betreut hatte, stieg auch Rydlewicz
nach der Aussortierung in Rostock
zur Fußball-Basis hinab. Er kickte
beim Verbandsligisten Anker Wismar und bewunderte die Freizeitfußballer, wenn sie sich nach ihrem
Acht-Stunden-Arbeitstag um 19 Uhr
auf dem Aschenplatz zum Training
versammelten. Er trainierte mon-
69
E
O L I V E R H A RT M A N N
Foto: imago/Fishing 4
René Rydlewicz
Klare Ziele: Der ehemalige Bundesliga-Profi René Rydlewicz will die
Hansa-Kogge wieder auf Bundesliga-Kurs bringen.
tags von der F- bis zur A-Jugend
alle Altersstufen des Vereins, bat
in der Region um Sponsorengelder
– und sammelte Erfahrungen fürs
Leben. „Herzerwärmend und faszinierend“ nennt er diese Monate:
„Es ist schon ganz lehrreich, wenn
man mal wieder rauskommt aus der
großen Fußball-Welt.“
Dort hält nach Rydlewicz’
Geschmack ohnehin viel zu viel
„Schickimicki“ Einzug. Aufgesaugt
hat er das Buch über die „Trainingsphilosophie von Louis van Gaal
und den Ajax-Trainern“. Dass dort
die Jugendlichen schwarze Fußballschuhe tragen mussten, damit
sie sich durch Leistung und nicht
durch optischen Firlefanz abheben,
solche erzieherischen Methoden
gefallen Rydlewicz. Als er jüngst in
einem A-Jugendspiel beobachtete,
wie der Torschütze abgedreht zur
Eckfahne lief und diese in Bundesliga-Manier malträtierte, ärgerte er
sich maßlos – und verfügte, er wolle
derlei Theater nicht mehr sehen.
Mit aufgeblähten Betreuerstäben kann Rydlewicz ebenso wenig
anfangen wie mit Mentaltrainern
oder mit Spielern, die permanent
den Kopfhörer aufsetzen und jedes
Zipperlein zum Anlass für eine
Pause nehmen. „Viele verwechseln Fußball mit Wellness“, hat er
beobachtet. Für den einstigen Mittelfeldrenner indes bedeutet „Leistungssport zwangsläufig, dass man
auch mal Schmerzen hat und diese
ertragen muss“.
Geboren am 18. 7. 1973 in Forst.
Seine Vereine:
1977 – 1981 Chemie Döbern
1981 – 1985 Energie Cottbus
1985 – 1990 Berliner FC Dynamo
1990 – 1994 Bayer Leverkusen
1994 – 1996 TSV München 1860
1996 – 12/97 Bayer Leverkusen
01/98 – 2000 Arminia Bielefeld
2000 – 2008 Hansa Rostock
2008 – 01/09 Anker Wismar
Seine Einsätze/seine Tore:
278 Bundesligaspiele
29
7 DDR-Oberligaspiele
1
79 Zweitligaspiele
7
55 Amateur-Oberligaspiele
13
2 Oberligaspiele
1
9 Verbandsligaspiele
–
5 Europapokalspiele
–
16 U-21-Ländersp. für den DFB 3
7 U-17-Ländersp. für den DFV
24 U-16-Ländersp. für den DFV
Seine Erfolge:
Bundesliga-Aufstieg 1999 und 2007
Sein weiterer Werdegang:
Seit 28. 2. 2009 Sportlicher Leiter und
Vorstandsmitglied bei Hansa Rostock.
70
SERIE
Folge 5: Steven Gerrard (FC Liverpool)
Der „Local Hero“ ist
Weltklasse. Seinen
größten Traum muss
sich STEVEN GERRARD (29)
jedoch noch erfüllen:
Mit Liverpool endlich
auch Meister werden!
teven Gerrard sitzt in Melwood,
dem Trainingszentrum des
FC Liverpool, wiegt ein Paar
Fußballschuhe in seinen Händen,
betrachtet das neue Modell von
allen Seiten und lächelt: „Sie gefallen mir. Schwarz müssen sie sein.“
Steven Gerrard mag gelbe, blaue,
rosa Kickstiefel nicht. Und so spielt
er auch. Selbstverliebten Fußball
schätzen sie hier ohnehin nicht.
In der glorreichen Geschichte
dieser Fußball-Stadt wird sein
Name für immer vernabelt sein
mit der Mutter aller Aufholjagden.
Skipper Steve führte die „Reds“
2005 im Champions-League-Finale
gegen den AC Mailand an, leitete
das Wunder mit dem Kopfball
S
Pure Leidenschaft am Ball:
Steven Gerrard.
Der Anführer von Anfield
zum 1:3 ein. Den Weg in dieses
epochale Endspiel hatte er zuvor
freigeschossen – mit dem späten
3:1 im letzten, entscheidenden
Duell der Gruppenphase gegen
Olympiakos Piräus. Wie Anfield in
diesem Moment explodierte, das
erinnerte an die magischen Europacup-Nächte der 70er und 80er
Jahre, in denen der Mythos der
„Reds“ geschliffen und ihre Helden
geboren wurden. Mit Knallern wie
diesem gegen die Griechen stieg
Steven Gerrard endlich auch in den
Augen der Fans im „Kop End“, der
berühmtesten Tribüne der Welt, zur
„Liverpool Legend“ auf.
Wenn er jetzt so dasitzt in Laufschuhen, kurzer Trainingshose und
mit runtergeschobenen Stutzen,
kann man sich gut den kleinen
Steve vorstellen, wie er draußen
auf dem Bolzplatz im Arbeitervorort Huyton ständig den Ball haben,
immer weiterspielen und niemals
verlieren wollte. Nicht, dass Steven
Gerrard einer wäre, der den Ball
nicht abgeben kann und sich ständig verdribbelt. Mannschaftsdienlich ist er. Es war sein Feuereifer, der
ihm am Anfang oft im Weg stand,
nicht Eigensinn.
Die Whiston Juniors konnten
auch nicht abwarten, nahmen ihn
schon mit Sieben bei den Achtund Neunjährigen auf. „Mein erstes
Team, ich war glücklich“, erinnert
sich Gerrard. Ein Jahr später schon
holen ihn die Scouts an die Anfield
Road. Mit 18 feiert „Stevie G“ im
November 1998 sein ErstligaDebüt. Kevin Keegan beruft ihn im
Mai 2000 erstmals in die Nationalmannschaft. Ein Jahr später steuert
Gerrard zum 5:4 gegen Alaves im
dramatischen UEFA-Cup-Finale
von Dortmund ein Tor bei. 2001
gelingt ihm auch sein erster Treffer
für England, beim historischen 5:1
gegen Deutschland in München.
Das klingt leichtfüßig, war aber
beschwerlich. Den Youngster Gerrard plagten immer wieder Leistenverletzungen und Rückenleiden
– verursacht durch spätes Wachstum und zu häufiges Fußballspielen
im Teenager-Alter.
Als er 23 ist, wird ein weiterer
Kindheitstraum wahr: der Mann
mit der 8 wird im Klub seiner
Idole Kapitän. „Das bedeutet mir
unheimlich viel, gerade weil ich hier
aufgewachsen bin und fantastische
Liverpool-Teams spielen sah.“ Sein
größter Wunsch ist jedoch noch
unerfüllt. Mit Liverpool hat er in
483 Spielen mit insgesamt 120
Toren alle bedeutenden Titel errungen – nur nicht die Meisterschaft.
Darauf warten sie am Mersey nun
schon seit 19 Jahren. Mehr denn
je ruhen die Hoffnungen auf dem
„Local Hero“.
Zinedine Zidane erhob ihn im
März nach der atemberaubenden
4:0-Demütigung von Real Madrid
im Champions-League-Achtelfinale zum „derzeit besten Spieler
der Welt“. Englands Fußball-Journalisten würdigten Gerrards famose
Saison mit der Wahl zum Fußballer
des Jahres, der erste Liverpooler seit
John Barnes 1990. Im unwiderstehlichen Angriffspakt mit Fernando
kicker, 22. Juni 2009
Drei weitere Legenden der „Reds“
Steven Gerrard
Der Mann aus Eisen
und ein Seitensprung
Geboren am 30. 5. 1980 in Whiston/
Merseyside, beim FC Liverpool seit
1987 (333 Ligaspiele/71 Tore)
Seine Titel:
Englischer Pokalsieger 2001, 2006,
Ligapokalsieger 2001, 2003, FA-Community-Shield-Sieger 2001, 2006,
Champions-League-Sieger
2005,
UEFA-Pokal-Sieger 2001, UEFA-Supercupsieger 2001, 2005
ie Ahnengalerie von Anfield
ist lang … St. John, Heighway,
Keegan, Toshack, Dalglish, Souness, Barnes … Allesamt Liverpool-Legenden wie diese drei:
D
Seine Karriere als Nationalspieler:
74 Länderspiele (14 Tore) für England,
WM 2006, EM 2004, 2000
Ian Callaghan
„Cally“ hält mit
dem wohl ewigen
Rekord an Ligaspielen (siehe
Infokasten) auch
den mit den meisten Einsätzen in
der ersten Mannschaft überhaupt:
unfassbare 856! Den ersten davon
bestritt der gebürtige Liverpooler
im April 1960 noch in der 2. Division, als er sein Idol Billy Liddell
gegen die Bristol Rovers ersetzen
durfte. Callaghan, einer dieser oft
unterschätzten, aber wichtigen,
weil zuverlässigen Pass- und
Flankengeber, war schon da, als
Bill Shankly 1959 antrat, und
immer noch da, als dieser große
Trainer 1974 ging. Der gelernte
Rechtsaußen Callaghan, Mitglied
des WM-Kaders 1966, krönte
seine Karriere nach fünf Meisterschaften, zwei FA-Cup- und zwei
UEFA-Cup-Siegen mit 35 und im
zentralen Mittelfeld beim ersten
Liverpooler Triumph im Europapokal der Landesmeister gegen
Borussia Mönchengladbach 1977
in Rom (3:1).
Seine Auszeichnungen:
FWA Footballer of the Year 2009, PFA
Player of the Year 2006, PFA Young
Player of the Year 2001, PFA Fans’
Player of the Year 2001, 2009, PFA
Team of the Year 2001, 2004, 2005,
2006, 2007, 2008, 2009, Goal of the
Season 2006, UEFA Club Footballer
of the Year 2005, Champions League
Final Man of the Match 2005, UEFA
Team of the Year 2005, 2006, 2007,
FA Cup Final Man of the Match 2006,
FIFPro World XI 2007, 2008, Member of the Order of the British Empire
(MBE) 2007, Honorary Fellowship
from Liverpool John Moores University
2008
FWA = Football Writers’ Association, PFA =
Professional Footballers’ Association
ab. Am glücklichsten war darüber
wohl der Mittelfeldmann selbst.
London, das passt auch nicht.
Gerrard ist kein Popstar, überdrehten Glamour muss er nicht haben.
Schwarze Fußballschuhe schon.
J Ö RG J A KO B
Tommy Smith
Lesen Sie nächsten Montag:
Francesco Totti, die Legende des AS Rom
Fotos: pixathlon (3)
Torres – für den Titel 2009 viel zu
häufig von Verletzungen unterbrochen – lief der „Huyton Hammer“
zur Form seines Lebens auf.
Gerrard ist der perfekte „Boxto-box-Player“, einer der zwischen
den Strafräumen grätschen, rennen, dirigieren, kombinieren, den
entscheidenden Pass spielen und
aus allen Lagen fulminante Tore
erzielen kann. Unter Gerard Houllier, vor allem aber im System von
Rafa Benitez zur Weltklasse gereift,
lebt der 29-Jährige seine taktischen
Freiheiten zwar weiter mit ungebremster Dynamik aus, nun aber
sortierter, ökonomischer. Vorbei die
Zeiten, in denen er zum Leidwesen
seiner Trainer überallhin rannte
und ungestüme Fouls beging.
Die Jugendsünden im Spielverhalten haben ihm neben der Konkurrenz eines Frank Lampard das
Leben in der Nationalelf zusätzlich
erschwert, dennoch hat es Gerrard –
häufig auf ungeliebten Positionen
– auf mittlerweile 74 Länderspiele
gebracht. So viele erreichte kein
Liverpool-Profi vor ihm.
Im internationalen Starensemble
des spanischen Strategen Benitez
schauen sie zu ihm auf. Fernando
Torres schwärmt: „Er ist immer
als Erster beim Training, zeigt
den größten Einsatz, opfert sich
in jedem Spiel auf. Er ist das, was
man sehen möchte, wenn man in
den Spiegel schaut.“
Anfang April hat der Vollblutfußballer seinen Vertrag bis 2013
verlängert. „Ich kann mir gut vorstellen“, sagt Gerrard, „danach die
Karriere zu beenden.“ Der Weltstar
und sein Heimatklub. Im Sommer
2004, als enttäuschte Fans schon die
ersten Gerrard-Trikots verbrannten,
wendeten Liverpools Bosse und
Gerrards Berater den Wechsel zum
FC Chelsea auf den letzten Drücker
Der Debütant: „Stevie G“ wird im
November 1998 Erstliga-Spieler.
71
Der Triumph: Gerrard gewinnt im
Mai 2005 die Champions League.
lings erledigte. „Eisenmann“ Smith
wuchs in der unmittelbaren Nachbarschaft von Anfield auf, wurde
dort 1960 als 15-Jähriger im Team
der Platzwarte angestellt. Kurz darauf mähten andere den Rasen und
Smith pflügte von Titel zu Titel. Den
ersten UEFA-Pokal, den Liverpool
1973 gewann (gegen Gladbach),
stemmte Smith als Kapitän in die
Nacht.
Ian Rush
Dieser Mann ging
fremd. Doch schon
nach einem Jahr
kehrte er 1988 reumütig zurück von
der verführerischen Dame Juve. Die
Fans verziehen ihm den „Italian Job“
schnell. Einem wie ihm kann man
einfach nicht böse sein: Vor und
nach seinem Turiner Seitensprung
schoss der Waliser in insgesamt 660
Einsätzen für Liverpool 346 Tore. Er
hält den Vereinsrekord im FA-Cup
(39 Treffer) und im Liga-Cup (48)
und – besonders wertvoll – keiner
traf so oft gegen Everton wie er:
25-mal. In den 80er-Jahren gab
es das Wort „Knipser“ noch nicht,
Rush war einer: explosiv, instinktiv, gewitzt, scharf im Abschluss.
Seine Sturm-Partnerschaft mit
Kenny Dalglish gilt bis heute als
die beste, die der britische Fußball
jemals hatte. Liverpool wurde mit
„Rushie“ fünfmal Meister, dreimal
FA-Cup- und fünfmal LigapokalGewinner und 1984 gegen AS Rom
in Rom Europapokalsieger (4:2 i. E.).
Im selben Jahr gewann Ian Rush
mit 32 Liga-Toren zudem Europas
„Goldenen Schuh“.
jj
Ian Callaghan
blieb auf der Bank,
als die „Reds“ diesen Europa-Titel
verteidigten (1:0
gegen Brügge). Tommy Smith, im
Jahr zuvor noch in seinem
600. von insgesamt 637
Die Rekordspieler des FC Liverpool
Einsätzen für Liverpool
Torschütze gegen GladAufgeführt sind die zehn Spieler, die die meisten
bach, saß in Wembley
Ligaspiele für den FC Liverpool bestritten haben.
gar nur auf der Tribüne.
Spiele Name
Zeitraum
„Anfield Iron“ hatte zwei
Wochen zuvor beim
640
Ian Callaghan
1960 – 1978
Hausbau die Spitzhacke
492
Billy Liddell
1938 – 1961
auf den rechten Fuß fal474
Emlyn Hughes
1967 – 1981
len lassen – Zehenbruch.
470
Ray Clemence
1967 – 1981
„Tommy war nie ein
469
Ian Rush
1980–87 und 1988–96
Bub, er wurde schon als
467
Tommy Smith
1962 – 1978
Mann geboren“, adelte
455
Phil Neal
1974 – 1985
Bill Shankly den Vertei440
Bruce Grobbelaar
1980 – 1994
diger, der seine defensi434
Alan Hansen
1977 – 1991
ven Spezialaufträge mit
430
Elisha Scott 1912–17 und 1919–34
furchterregenden Tack-
72
SCHWIMMEN
„Dieser irre Druck
ist nicht gut“
Diagnose Brustkrebs: JANINE PIETSCH (26) muss seit Ende 2008
damit leben und macht ihren Sport mitverantwortlich.
Während diese Woche in Berlin die WM-Tickets vergeben
werden, kämpft die Ex-Weltrekordlerin um ihre Gesundheit.
kicker: Werden Sie die Deutschen
Meisterschaften verfolgen?
Pietsch: Ich werde sie mir im Fernsehen anschauen. Ich wollte unbedingt vor Ort sein, aber es nicht
möglich, weil in diesen Tagen meine
Bestrahlung zum Abschluss kommt.
kicker: Ist das Theraphieende in Sicht?
Pietsch: Nein. Ich habe sechs Chemotherapien hinter mir. Es folgten
35 Bestrahlungen und es warten
noch sechs Jahre Hormontherapie
auf mich. Meine Eierstöcke werden in dieser Zeit ausgeschaltet,
ich befinde mich für sechs Jahre in
künstlichen Wechseljahren – wie
eine 50-jährige Frau, mit Hitzewallung, Knochen- und Kopfschmer-
„Ich habe viel Neues gelernt
und mich selbst gefunden.“
zen. Ich hoffe, dass es nicht so
schmerzhaft wie die Chemo oder
die Bestrahlung wird – und dass ich
wieder Sport treiben kann.
kicker: Gibt es gute Heilungschancen?
Pietsch: Das Positive ist, dass mein
Tumor hormonabhängig und
daraufhin behandelbar war. Mein
Tumor ist durch die Hormone
gewachsen. Seine Nahrung wurde
ihm jetzt entzogen, er konnte sich
nicht mehr entwickeln. Ich will da
jetzt einmal durch und werde alles
dafür tun. Ich hoffe, dass ich dann
ein Leben lang Ruhe habe.
kicker: Denken Sie über den Tod nach?
Pietsch: Nicht wirklich, denn die Prognose war von Anfang an recht gut.
Ich bin einfach nur dankbar, dass
ich den Knoten so früh ertastet habe
und somit schnell handeln konnte.
kicker: Woraus schöpfen Sie Kraft?
Pietsch: Aus allem. Ich habe durch
meine Krankheit viel Neues erfahren und gelernt. Ich habe mich
selbst gefunden, bin erwachsener
geworden und kann viel mehr
genießen. Ich bin ausgeglichen,
obwohl ich in Therapie bin – das
ist irgendwie schizophren.
kicker: Haben Ihnen Eigenschaften
aus dem Sport geholfen?
Pietsch: Absolut. Für mich war diese
Therapie von Anfang an wie ein
Wettkampf. Ich hoffe, dass ich am
Ende wieder als Siegerin dastehe.
kicker: Wo sehen Sie den deutschen
Schwimmsport heute?
Pietsch: Es gibt gerade mal eine
Handvoll gute Leute, die vorne
mitschwimmen können.
kicker: Wer kann die hohen WMNormen überhaupt schaffen?
Pietsch: Britta Steffen, Paul Biedermann, Daniela Samulski, Kerstin
Vogel, Janne Schäfer, Helge Meeuw
und Annika Lurz, falls sie weiter
schwimmen sollte. Und aus. Wir
haben stets das gleiche Problem:
Die WM-Normen sind extrem hoch,
so dass sich jeder für die Deutschen
verheizt. Jeder muss, außer vielleicht Britta, 100 Prozent abrufen,
um die WM-Norm zu schaffen. Wie
will man sich da noch steigern?
kicker: Ist das der Druck, von dem
Sie vorhin sprachen?
Pietsch: Ja, du darfst nicht krank werden, du hast nur diese eine Chance.
Du musst an diesem Wettkampf
teilnehmen und alles geben, sonst
ist ein Jahr Training vergeblich. Das
ständige Müssen und Funktionieren
und Keine-Wahl-haben, ist schwierig. Das kann nach hinten losgehen.
Es wäre Blödsinn zu sagen, dass das
immer zu Krebs führt. Aber dieser
irre, zum Teil unnötige Druck ist
für die Psyche nicht gut und für die
Gesundheit damit auch nicht.
kicker: Glauben Sie, dass der deutsche
Schwimmsport bis Olympia 2012
wieder an der Weltspitze dran ist?
Pietsch: Nein. Wir haben SuperTalente, aber ich glaube, dass für
einige 2012 noch zu früh kommt.
Zwischen zwei Welten:
Janine Pietsch nach
ihrem Kurzbahn-WMTitel 2006 über 50 Meter
Rücken (oben) und
heute als Krebspatientin
mit Perücke in ihrem
Wohnort Ingolstadt am
Ufer der Donau.
Fotos: Dieter Fleischmann (2), imago
n wenigen Wochen will sich
Janine Pietsch das fünfte Tattoo
stechen lassen. „Schicksal“ soll in
chinesischen Schriftzeichen hinten
auf ihrem Hals stehen. Wenn die
Haare wieder wachsen, wird man es
nicht mehr sehen. Pietsch war TopSchwimmerin, stellte 2005 einen
Weltrekord über 50 Meter Rücken
auf und holte unter anderem zweimal WM-Gold auf der Kurzbahn
2006 (50 und 100 Meter Rücken).
Heute kämpft die 26-Jährige gegen
Brustkrebs.
kicker: Schwimmen Sie im Moment,
Frau Pietsch?
Janine Pietsch: Nein. Ich habe seit
Oktober 2008 leider überhaupt keinen Sport mehr gemacht. Während
der Chemotherapie ging es mir zu
schlecht. Selbst die darauffolgende
Bestrahlung ist hart. Ich bin froh,
dass ich den Alltag jetzt einigermaßen hinbekomme, an Sport ist
da nicht zu denken.
kicker: Wie beschreiben Sie Ihr heutiges Verhältnis zum Schwimmen?
Pietsch: Sehr distanziert, aber dennoch interessiert. Ich schaue mir
nach wie vor die Ergebnisse an
und verfolge meine ehemaligen
Kollegen. Doch ich fühle mich so
weit weg, kann mir nicht vorstellen,
einen Wettkampf zu schwimmen.
kicker: Spüren Sie das Element Wasser heute anders?
Pietsch: Ich weiß nicht, ob ich dieses
Element hassen oder lieben soll. Es
war mein Leben, aber ich glaube,
dass der Sport bei meiner Krebsgeschichte auch eine kleine Rolle mitspielt. Ich war durch das Training
oft krank, habe oft mit Antibiotika
trainiert und mir durch den Sport
sehr viel Druck gemacht oder von
anderen bekommen. Ich glaube,
dass auch das den Krebs gefördert
hat. Ich merke aber auch, seit das
Ende der Bestrahlungszeit in Sicht
ist, reizt mich das Element wieder.
I
kicker, 22. Juni 2009
kicker: Es gibt einen neuen Bundestrainer. Hat sich Dirk Lange schon
bei Ihnen gemeldet?
Pietsch: Nein, er kam ja, als ich schon
weg war. Ich kenne Dirk von früher
und habe ihn als netten Menschen
kennengelernt, der viel Ahnung
vom Schwimmen hat. Andererseits
ist Dirk eine Person, auf die man
sich komplett einstellen muss, die
nicht einfach zu nehmen ist.
kicker: Glauben Sie, dass er der richtige Mann an der richtigen Stelle ist?
Pietsch: Man darf nicht alles nur am
Bundestrainer festmachen, es gibt
so viele Entscheidungsträger. Bei
seinem Vorgänger Örjan Madsen
war das zu sehen. Auf ihn wurde
nur eingeprügelt. Wenn man seinen Weg gegangen wäre, wäre etwas
Gutes dabei rausgekommen. So ist
es auch bei Dirk, wenn er den Rückhalt von den Funktionären hat. Hat
er den nicht, wird es schwierig.
kicker: Haben die früheren Kollegen
heute Berührungsängste bei Ihnen?
Pietsch: Franziska van Almsick hatte
anfangs ein kleines Problem. Sie
wusste nicht, wie ich drauf bin oder
auf ihre Fragen reagiere. Aber als wir
uns das erste Mal sahen, war das
schnell behoben. Sie hat mir sogar
eine Perücke gekauft. Wir sind in
Kontakt. Komischerweise tun sich
aber vor allem die Männer schwer.
Mich so ohne Haare zu sehen, ist
wahrscheinlich ein Schock.
kicker: Wie wichtig ist die Perücke?
Pietsch: Ich fühle mich damit sicherer. Da fehlt noch ein Stück Selbstbewusstsein, ohne rumzulaufen, das ist
so eine intime Geschichte. Ein Foto
ohne Perücke – das wäre genauso,
als ob der Playboy anfragen würde,
ob ich mich für das Blatt ausziehe.
kicker: Würden Sie sich, wenn Sie
wieder gesund sind, für den Playboy
ausziehen, um allen zu zeigen, dass
es Ihnen gut geht?
Pietsch: Ja! Ich mag meinen Körper
nach wie vor.
kicker: Hadern Sie mit dem Schicksal?
Pietsch: Gar nicht. Für mich ist die
Offenes Gespräch: Die frühere
Weltmeisterin Janine Pietsch
(rechts) mit kicker-Redakteurin
Jana Wiske.
73
Krankheit eine Chance auf ein
neues Leben. Ob der Sport darin
noch mal eine Rolle spielt, werden
wir sehen. Ich werde nur angreifen,
wenn ich merke, dass ich es bis ganz
nach oben schaffe.
kicker: Sind Ihnen Dinge heute egal,
die vorher wichtig waren?
Pietsch: Ich rege mich nicht mehr
beim Autofahren auf, oder bei
Kleinigkeiten. Ich habe mich früher nur über den Sport definiert
und geglaubt, mich bei anderen
nur über den Sport definieren zu
können und nur durch Leistung ein
guter Mensch zu sein.
kicker: Was war für Sie die negativste
Erfahrung in dieser harten Zeit?
Pietsch: Natürlich die körperlichen
Schmerzen, die Psyche bekommt
auch einen Knacks weg. Am meisten aber tun mir meine Eltern leid.
Auch meine Mama hatte vor drei
Jahren Krebs. Meine Eltern müssen
das jetzt noch einmal durchleben,
das stimmt mich traurig.
kicker: Haben alle Sponsoren zu
Ihnen gehalten?
„Im Dezember kam noch mal
eine Kontrolleurin vorbei.“
Pietsch: Es sind einige gegangen.
Manche konnten mir das nicht mal
persönlich sagen, sondern haben
sich bei meinem Management, der
Zecco Sportvermarktung GmbH,
abgemeldet. Einige Wichtige sind
geblieben. Auch mein Management
steht weiter hinter mir, nimmt mir
viel ab. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich lebe derzeit von 25 Euro
Krankentagegeld und der Sporthilfe,
die mich weiter unterstützt, sowie
den gebliebenen Sponsorengeldern.
kicker: Wie viele Ihrer Medikamente
stehen auf der Dopingliste?
Pietsch: Das interessiert nicht. Ich
bin bei den Anti-Doping-Agenturen
auf Eis gelegt. Im Dezember kam
noch mal eine Kontrolleurin vorbei.
Ich hatte damals die erste Operation hinter mir, war mitten in der
Chemo und habe die arme Dame
angebrüllt. Ich musste die Kontrolle
noch über mich ergehen lassen . . .
kicker: Ist Olympia 2012 ein Ziel?
Pietsch: Ich war 2004 dabei. Olympia
noch mal als gestandener Mensch zu
erleben, wäre schön. Ich weiß nicht,
wie belastend die Hormontherapie
ist. Mein Professor hat die Therapie
zumindest so angelegt, dass ich in
den Leistungssport zurückkehren
kann. Meine Chemo war herzschonend, bei den OPs hat man darauf
geachtet, dass ich meinen Arm weiter uneingeschränkt fürs Schwimmen nutzen kann. Man muss abwarten.I N T E RV I EW: J A N A W I S K E
74
TENNIS
kicker, 22. Juni 2009
Das Ende der Regenzeit
Fotos: picture-alliance/epa, Getty Images/de Souza
Stundenlang grüne Abdeckplanen und TV-Konserven? Ab dieser Woche ist alles anders
in WIMBLEDON. Dank eines Dachs kann auf dem Centre Court immer gespielt werden.
ine größere Gesangsstunde hat
Wimbledon nie erlebt. Damals,
1996, in einem der grässlichsten
englischen Sommer aller Zeiten,
schnappte sich Sir Cliff Richard,
ehrenwertes Mitglied des All England Lawn Tennis and Croquet
Club, im Schmuddelwetter ruckzuck ein Mikrofon und trällerte eine
kleine Ewigkeit lang seine größten
Hits in Sturm und Regen an der
Church Road. Am Ende sangen sie
schließlich alle mit, die Fans, die
E
Der neue Centre Court
10 Minuten Zeit benötigt es, um das
Dach vollständig zu schließen
16 Meter schwebt es über dem
Bodenniveau
70 Tonnen wiegen die zehn Träger
des Daches
1200 Extra-Sitze entstanden gleichzeitig auf dem Centre Court
15 000 Zuschauer fasst der neue
Centre Court
5200 Quadratmeter beträgt die
Fläche des ausgefahrenen Daches
290 Millionen Bälle würden auf
den Centre Court bei geschlossenem
Dach passen
quietschvergnügten Spieler, die
Sergeants vom Wachpersonal und
selbst ein paar Journalisten im Pressezentrum.
Ganz sicher werden die denkwürdigen Szenen in diesen Tagen
noch einmal in einem Rückblick
zu sehen sein, denn zumindest
für Sir Cliff hat es sich ausgesungen in Wimbledon. Das PausenEntertainment des Popstars wird
nicht mehr gebraucht – jetzt, da
das berühmteste Tennisturnier der
Welt einen architektonisch wunderbar konstruierten Regen-Schirm
über seinem Centre Court besitzt.
Sir Cliff ist Geschichte, genau wie
die Konserven, die Englands gute
alte Fernsehtante BBC im Nieseloder Landregen aus dem Archiv
stets hervorkramte – bevorzugt
das legendäre Endspiel zwischen
Björn Borg und John McEnroe aus
dem Jahre 1980 mit dem 22 Minuten dauernden Tiebreak-Krimi im
vierten Satz.
Wer hätte das damals gedacht?
Wer hätte dieses Dach überm Centre Court für möglich gehalten, das
Wimbledons ehrwürdige Herren so
lange und erbittert als Hirngespinst,
als Verrücktheit oder auch als Ver-
längerungen des Turniers wird es
nicht mehr geben, so wie 1992,
als Michael Stich und McEnroe
erst am dritten Montag das Doppelfinale gewannen, mit 19:17 im
fünften Satz gegen die Amerikaner Jim Grabb/Richey Reneberg.
Die berühmtesten Überstunden
erlebte Wimbledon 2001, als der
sentimentale Publikumsfavorit
Go-ran Ivanisevic im Finale als
erster Spieler mit einer Wildcard
am „Peoples Monday“ gegen Patrick
Rafter triumphierte – der Centre
Court wirkte damals eher wie der
Schauplatz eines Rockkonzerts.
Der exzentrische Times-Chefkolumnist Simon Barnes erinnert
sich derweil noch an die alten
Tage, als im britischen Pressekorps
der übliche Ruf erschallte, wenn
es zu regnen begann: „Jungs, lasst
uns über ein Centre-Court-Dach
schreiben.“ Einmal, so erinnert
Wimbledon –
gestern und heute:
Rafael Nadal (oben)
flüchtet vor dem
nahenden Regen.
Ab sofort schützt
ihn auf dem Centre
Court ein Dach (r.).
stoß gegen die Tradition gegeißelt
hatten? Aber die Zeiten sind auch
in Wimbledon nicht mehr so, dass
die Vorstandschaft des Klubs die
Alarmzeichen hätte ignorieren
können – speziell die Protestnoten
internationaler Fernsehstationen,
die wenig Amüsantes an den Regenpausen finden konnten. „Wir haben
jetzt die Sicherheit, dass an jedem
Tag Tennis gespielt wird“, sagt Ian
Ritchie, der Geschäftsführer des All
England Club.
Ganz anders war es zum Beispiel
noch 1985, im Jahr des „17-jährigen Leimeners“. Damals spielte
Boris Becker in der dritten Runde
über drei Regentage lang gegen
den Schweden Joakim Nyström,
dann wurde die Entscheidung in
seinem Halbfinale gegen Anders
Jarryd, einen weiteren Schweden,
auf Samstag vertagt. Auch die Ver-
sich Barnes, sei sogar der zynische
Vorschlag gemacht worden, „das
ganze Turniergelände schleunigst
zu überdachen, um uns die Qual
der Regenpausen zu ersparen“.
Das Leben auf der berühmtesten Tennisanlage der Welt wird
nicht mehr dasselbe sein, wenn
erst einmal das neue Dach auf der
Starbühne in Betrieb gegangen ist
– und sei es nur, weil es nicht mehr
den nervenden totalen Stillstand
gibt. Aber abseits des Centre Courts,
dort, wo der Mittelstand und die
ärmeren Profistände ans Handwerk
gehen, bleibt eigentlich alles beim
Alten, dort müssen die Spielerinnen und Spieler weiter das meist
trübe Wetter aussitzen und sich den
Frust mit den Fans teilen, die oft
über Stunden hinweg nichts außer
grünen Schutzplanen zu sehen
bekommen. J Ö RG A L L M E ROT H
LESERFORUM
kicker, 22. Juni 2009
Thank you, Mister Jones –
das haben Sie klasse gemacht!
und durfte Bundesligist Bielefeld
übernehmen. Im zweiten Jahr mit
der Arminia quasi abgestiegen, wird
er nach Mönchengladbach in die
1. Liga befördert. Bei Bruno Labbadia ist es ähnlich. Der übenimmt
den Fünften der 2. Liga, Greuther
Fürth, und wird Sechster. Ab nach
Leverkusen in die 1. Liga. Er übernimmt Bayer auf Platz sieben und
übergibt den Klub auf Platz neun,
um nun zum Fünften HSV zu wechseln. Seltsames Leistungsprinzip!
Stefan Hassler, Gießen
Der geniale Spieler Diego
gehört in die Weltklasse
Betr.: Rangliste Mittelfeld defensiv und
offensiv, kicker-Nr. 50
Jones ist keine Nummer eins in
der Rangliste, noch nicht mal in
Sichtweite. Der Bundestrainer weiß
wenigstens, was er tut. Er braucht
keinen, der spätestens nach zwei
Spielen gesperrt ist. Ein guter Fußballer ist nämlich auch ein fairer
Spieler! Andere kann man in einem
Turnier nicht gebrauchen. Interessanterweise wurden Jones’ schwache Länderspielminuten auch nicht
erwähnt. Volker Arndt, Sassnitz
Ich bin mit der Rangliste im offensiven Mittelfeld größtenteils zufrieden, aber ich muss mich über ein
paar Dinge wundern: Ich verstehe
zum Beispiel nicht, was Vucicevic
in der Rangliste macht, da er keinerlei Torgefahr ausstrahlt, und
Vorlagen sind auch nicht so sein
Ding. Dafür hätte ich Hajnal auf
den dritten Platz vor Gentner und
Bitte schreiben Sie an:
Redaktion kicker-sportmagazin
– Leserforum –
Badstraße 4 – 6
90402 Nürnberg
Fax: 0911 / 99 22 420
E-Mail: [email protected]
Erforderliche Angaben: Jeweils volle Vorund Nachnamen sowie Anschrift von
Verfasser oder Verfasserin plus kickerAusgabe und -Artikel, auf die sich der Leserbrief bezieht (gilt auch für E-Mails).
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe
zu kürzen. Kürzere Stellungnahmen haben größere Chancen auf Veröffentlichung. Meinungen der Leser entsprechen
nicht unbedingt kicker-Meinungen.
Foto: imago/Team2
Betr.: „Mein Ziel ist Südafrika 2010“,
kicker-Nr. 50
Da fahre ich in der ägyptischen Provinz mit dem Taxi und unterhalte
mich mit dem Fahrer – wie kann es
anders sein – über Fußball. Plötzlich
fragt er mich, warum in Deutschland keine Farbigen in der Nationalmannschaft spielen dürfen. Mir
hat es fast die Sprache verschlagen.
Meine letzte Information, was farbige Spieler und DFB betrifft, heißt
Cacau, und ich machte mich, in
Kairo angekommen, sofort auf die
Suche nach einem Internet-Café.
Jetzt weiß ich Bescheid. Thank you,
Mister Jones, das haben Sie klasse
gemacht!
Stefan Haag, Renningen,
zurzeit in Kairo
75
Ansichtssache: Der Schalker Mittelfeldspieler Jermaine Jones wechselt
von der deutschen in die US-amerikanische Nationalmannschaft.
Özil gestellt, Bruggink aber in das
Blickfeld getan, da er fast nur bei
Standards Gefahr ausstrahlt.Außerdem hätte ich den genialsten Spieler der letzten drei Jahre, Diego, in
die Weltklasse gehievt.
Stefan Leister, München
Schlage eines Ibisevic oder Salihovic, die noch wissen, wem sie was
zu verdanken haben.
Marco Kristen, Heidelberg
Jedem Fußballfan
aus der Seele gesprochen
Betr.: „Verwunderlich, wie viele sofort wieder einen Klub finden“, Interview mit Guido
Buchwald, kicker-Nr. 50
Betr.: Kommentar: Was Real Madrid treibt,
ist Irrsinn, kicker-Nr. 50
Guido Buchwald hat völlig recht mit
seiner Behauptung, Trainer erreichten oft ihre Ziele nicht und bekämen sofort einen neuen und oft
besseren Klub. Wonach entscheiden
die Vereine eigentlich, wen sie als
Trainer einstellen? Die Leistung
der Vergangenheit spielt kaum eine
Rolle. So ist zum Beispiel Michael
Frontzeck mit Aachen abgestiegen
Rainer Holzschuh hat wohl jedem
Fußballfan aus der Seele gesprochen, als er den Transfer-Irrsinn
von Real Madrid angeprangert hat.
Nur leider werden wohl viele von
denen, die jetzt über Real Madrid
schimpfen, schon bald die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der
gesund wirtschaftenden Bundesligaklubs auf europäischer Ebene
bemängeln.
Christian Druschke, Luckau
Lass Demba Ba nach Stuttgart
ziehen und hole zwei Neue
Betr.: Am Mittwoch muss Demba Ba Erklärungen liefern, kicker-Nr. 50
Das öffentliche Werben der Stuttgarter um den Hoffenheimer
Demba Ba zeigt einmal mehr,
dass seriöses Geschäftsgebaren im
heutigen Fußball nur noch wenig
Platz hat. Geld scheint in Stuttgart
dieser Tage keine Rolle zu spielen.
(Die Frage, ob ein Spieler, der seine
erste Bundesligasaison gespielt hat,
16 Millionen Euro wert ist, möchte
ich hier gar nicht stellen!) Aber wieder einmal sieht man, was Verträge
für Fußballspieler wert sind. Meist
nicht mal das Papier, auf dem sie
stehen. Liebe TSG, lass ihn ziehen
und hole ein, zwei Spieler vom
Ein seltsames
Leistungsprinzip
Michael Rensing
überschätzt sich maßlos
Betr.: Interview der Woche, kicker-Nr. 51
Hat Michael Rensing denn gar nichts
gelernt aus seiner Degradierung?
Wie kann ich als gescheiterter Torwart die Aussage machen: „Neuer
hat nichts, was ich nicht habe“?
Manuel Neuer hat eine ganze
Menge, was Rensing nicht hat:
einen Stammplatz im Tor, er ist
A-Nationalspieler und besitzt Ausstrahlung! Also Herr Rensing, lieber
mal das Gehirn einschalten, bevor
man Interviews gibt.
Michael Straube, Braunschweig
Michael Rensing überschätzt sich
maßlos, wenn er meint, er stehe mit
Manuel Neuer auf einer Stufe. Die
Gegentore, die er bei Bayern kassiert hat, sprechen eine eindeutige
Sprache. Nicht umsonst hat Bayern-Manager Uli Hoeneß mit aller
Macht versucht, Neuer zu verpflichten. Rensing sollte sich nach einem
Verein umsehen, wo er die Nummer
eins werden kann. Ein Spitzenklub
wird es eher nicht sein.
Aloys Paus, Bonn
kicker-MANAGERSPIEL
COACHING-ZONE
Enges Rennen im Classic-Modus der 3. Liga
Den Abschluss unserer Berichte zu den Gesamtsiegern im
Managerspiel bildet die Classic-Variante zur 3. Liga. Hier
gab es, ähnlich wie beim Interactive-Modus (vgl. Artikel vom
15.06.), ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum letzten Spieltag.
Der seit der 21. (!) Spielrunde führende Torsten Fischer
(Foto) aus Frankfurt musste sich am Ende seinem schärfsten
Kontrahenten Thomas Ulmer aus Aalen mit drei Punkten
Rückstand geschlagen geben – angesichts der 880 Gesamtzähler des Siegers betrug die Differenz zwischen dem Führungsduo also lediglich 0,3 %! Ulmer, ein Groß- und Außenhandelskaufmann aus Aalen, nahm eigentlich nur wegen des
Aufstiegs seines VfR erstmals am Managerspiel teil. Bei der Kaderauswahl verließ er sich vor
allem auf das Fachwissen seines 14-jährigen Sohnes Jeremy – fairerweise darf sich dieser
nun für den Preis, ein Trikotgutschein von subsidesports, ein Dress seines Lieblingsklubs
Borussia Dortmund bestellen. Vater Thomas bleibt dem Managerspiel im Übrigen erhalten,
auch wenn seine Aalener dieses durch den Abstieg wieder verlassen haben ...
EXTRA AUTO
kicker, 22. Juni 2009
Fotos: Werk
76
Der Tennis-Olymp ist, ganz klar, für
die topverdienenden Profis reserviert. Dinara Safina und den Williams-Schwestern bei den
Damen, Superstar Rafael Nadal,
Roger Federer und Andy Murray
bei den Herren. Amateuren hingegen bleibt es in aller Regel nur
vorbehalten, via Fernsehgerät
sehnsuchtsvoll auf die TopCourts in Paris, Melbourne oder
Wimbledon zu blicken, um den
ganz Großen der Branche beim
Aufschlag oder Matchball zuzusehen.
Aber: Eine kleine Chance gibt es
auch für Amateure, einmal in
einer der Ruhmeshallen der Tenniswelt aufzutreten. Der koreanische Automobilhersteller Kia
veranstaltet derzeit den „Kia
Mixed Cup“. Dabei handelt es
sich um das deutsche Qualifikationsturnier für die „Kia Amateur
Foto: Veranstalter
WER?
M
A
C
H
T
WAS?
Gesucht: Die besten Teams
im Tennis-Mixed.
Australian Open“,
deren Finale im
Januar 2010
zeitgleich
mit dem
Grand-SlamTurnier in
Melbourne
stattfinden wird,
und – wie der Profiwettkampf –
in der berühmten Rod-LaverArena ausgetragen wird.
Welches gemischte Doppel
Deutschland bei der Endrunde
dieser Amateur-Weltmeisterschaft von Mixed-Teams aus bis
zu 16 Nationen vertreten wird,
entscheidet sich in Frankfurt. Im
großen deutschen Finale treten
dort die Besten aus einer Turnierserie an, die derzeit in 32
Tennisclubs zwischen Rügen
und Passau ausgespielt wird.
Infos: www.kaao.de
Panamera: Optisch und fahrtechnisch unverkennbar ein Porsche – aber mit Platz für vier Personen.
PORSCHE
Panamera: Vier gewinnt!
Umwerfend stark, umwerfend schön: Porsches erster Viertürer ist ein einziger Superlativ.
en begehrtesten Arbeitsplatz
für Chauffeure hat ab September wohl Porsche zu vergeben.
Dann stürmt der Panamera
die Straßen, der erste Viersitzer, der
erste Viertürer des Hauses – und
den Potentaten dieser Welt wird es
erstmals möglich sein, das Fahrfeeling des Hauses Porsche vom luxuriösen Fond aus zu erleben.
Bequem eingepasst in einen der
beiden hinteren Einzelsitze dürfte
ihnen die ungeheure Bresche der
Aufmerksamkeit nicht entgehen,
die der Panamera auf seinen Wegen
schlägt. Mit aufgerissenen Augen
bleiben Passanten stehen, mit vertraulichem Gestus – „wir Traumwagen-Fahrer“ – grüßt der Eigner eines
Audi-R8-Boliden, und auf der Autobahn weicht ehrerbietig alles, was
der respekteinflößenden Front im
Rückspiegel ansichtig wird.
Von einer „Herausforderung, die
man nur einmal im Leben bekommt“, erzählt Interieur-Designer Franz-Josef Siegert, wenn er
auf den Panamera zu sprechen
kommt. Gelungen ist ihm ein angesichts der flachen Sportwagen-Silhouette erstaunlich geräumiger Innenraum, vom Allerfeinsten eingerichtet, mit sanft ansteigenden Panels für die Passagiere, über die sich
die wichtigsten Lebensfunktionen
des Gran Turismo steuern lassen.
Zum Beispiel die Taste für den Bass
des Sportauspuffsounds, oder für
die Fahrwerkseinstellung – Komfort, Sport, (optional) Sport Plus.
Oberhalb des Panamera S bzw.
des allradgetriebenen 4S mit 4,8-l-
D
Luxuriös: Auch im Fond reist es
sich perfekt komfortabel.
Achtzylinder und 400 PS ist der 500
PS starke „Turbo“ angesiedelt. Einen viersitzigen Feger wie diesen
hat’s noch nicht gegeben. Fahrtechnisch erfüllt er – in bester PorscheManier ambitioniert, dabei von erstaunlich distinguiertem Fahrkomfort – sämtliche Superlative. So ruhig bleibt er bei High-Speed, dass
man den vom Tacho angezeigten
Wert kaum glauben mag. Bis 303
Novum: Am Heck ist nicht nur das Panamera-Signet, sondern auch der
Schriftzug „Porsche“ angebracht. Das Basismodell kostet 94575 Euro.
Reisetauglich: Das Gepäckabteil
fasst 432 l und lässt sich bis auf ein
Volumen von 1250 l erweitern.
km/h wären drin, würde es das Verkehrsgeschehen reinen Gewissens
erlauben. In 4,2 sec ist der Null-aufHundert-Sprint abgehakt; der Tank
fasst 100 l, was trotz des Verbrauchs
(auf dem Papier 12,2 l, in Wirklichkeit aber wohl deutlich höher) eine
reisetaugliche Reichweite garantiert. Immerhin: Das SiebengangDoppelkupplungsgetriebe ist als
Novum mit einer Start-Stopp-Automatik kombiniert.
94575 Euro gilt es ins Basismodell
zu investieren, 135154 Euro in den
Turbo. Extras nicht eingerechnet.
Und den Chauffeur auch nicht. U L E
EXTRA AUTO
kicker, 22. Juni 2009
NEUE MODELLE
NEUE MODELLE
Der GTI der
etwas
anderen Art
Sportiver
Kombi
von Seat
Mit dem Golf GTD erweitert Volkswagen seine Kompaktwagenbaureihe um ein weiteres, sehr
sportliches Modell. Bei den Fahrleistungen steht dieser Diesel dem GTI-Benziner kaum nach.
(also aus dem Stand beschleunigt)
in weniger als 30 Sekunden zu absolvieren. Zwar kommt der DieselRenner nicht an die Werte des GTI
(210 PS, 0–100 km/h 6,9 Sekunden,
max. 240 km/h) heran, doch er ist
ihm schon sehr nahe.
Die puren Fahrwerte sind es ohnehin nicht, die den GTD so überaus leistungsfähig erscheinen las-
222 KM/H SPITZE SIND ANGESAGT
sen. Vielmehr macht sich hier das
hohe Drehmoment besonders positiv bemerkbar. 350 Newtonmeter
liegen – bei einer Umdrehung von
nur 1750/min – an. Das ist ein
Pfund, mit dem man wuchern
kann. Sprich: Schaltfaules und dennoch spurtfreudiges Fahren ist
möglich.
Diese besondere Form der Dieselpower kommt beim Tanken zum
Tragen: auf nur 5,3 l/100 km beläuft
D
So gibt der Hersteller eine Spitzengeschwindigkeit von 222 km/h an.
Und auch der Beschleunigungswert
deutet darauf hin, dass es hier mehr
als nur flott vorangeht: nur 8,1 Sekunden vergehen, dann ist aus dem
Stand der Spurt auf die 100-km/hMarke erledigt. Ein weiteres, wichtiges Messkriterium für leistungsfähige Fahrzeuge wird ebenfalls erfüllt: Den (stehenden) Kilometer
Leistungsstarker Typ: Golf GTD.
Zwei Varianten: Auch den GTD gibt es mit zwei (Foto) oder vier Türen. In
der Praxistauglichkeit unterscheidet sich der Diesel-Renner nicht von
den zivileren Serienbrüdern. Er ist lediglich etwas straffer abgestimmt.
Im September startet mit
dem Exeo ST ein Kombi, der
auf dem Audi A4 basiert.
sich der Normwert für den Verbrauch. Was denn auch gleichzusetzen ist mit niedrigem CO2-Ausstoß:
139 g/km. Unsere ersten Erfahrungen in der Praxis bestätigen die Werte für den geringen Durst: Zwischen
5,6 und 7,7 Liter waren es bei unserer nicht gerade langsam absolvierten 220-Kilometer-Testrunde.
GUTES FAHRGEFÜHL DANK DSG
Besonders gut zur Geltung kommt
die neue TDI-Power dann, wenn
statt des serienmäßigen Sechsganggetriebes die aufpreispflichtige DSGSchaltung mit ebenso vielen Gängen montiert ist. Zwar fällt hier der
Verbrauchswert minimal höher
aus, die Fahrleistungen aber sind
identisch – und das Fahrgefühl
noch viel, viel besser als beim Handschalter.
Der im GTI-Trimm (tiefergelegt,
Karosserieveränderungen, Sportsitze mit Karo-Muster, Dreispeichen-Leder-Sportlenkrad etc.) daher kommende GTD ist zwar von
Haus aus recht ordentlich ausgestattet. Volkswagen spricht gar von
„Vollausstattung“ und meint damit
u. a. Zwei-Zonen-Klimaautomatik,
Bordcomputer, Mittelarmlehnen,
Radiosystem RCD 210, Parkpilot,
sieben Airbags und anderes mehr.
DER PREIS IST AMBITIONIERT
Dennoch: 27475 Euro für den GTD
erscheinen auch auf den zweiten
Blick nicht gerade als Schnäppchen. Vor allem auch deshalb, weil
der Diesel-Renner auch den Preisvergleich mit dem GTI verliert:
26650 Euro werden für den benzingetriebenen Sportler aufgerufen.
So dürfte denn, sollte es ein
schneller GTI sein, die Entscheidung nicht leichtfallen – oder am
Ende gar nur beim Verbrauch festzumachen sein: In der Praxis dürfte
der GTD etwa 2,5 bis 3,0 Liter weniger konsumieren als der GTI.
G E R H A R D W I N D PA S S I N G E R
Fotos: Werk
ieselfahrzeuge haben bekanntermaßen längst die Nische
von einst verlassen. Statt Arbeitsmotor spricht man nun
sogar von Sportmotor. Das trifft
durchaus zu, wie sich am Beispiel
des neuesten Modells dieser (Verbrennungs-)Art zeigt – am Volkswagen Golf GTD.
Schon die Modellbezeichnung
suggiert, was hier Sache ist. Das
Kürzel „GT“ kennzeichnet sportliche Fahrzeuge der Kategorie „Gran
Turismo“. Das trifft zwar für den
nach wie vor mit kompakten Abmessungen gesegneten Golf so nicht
ganz zu, wohl aber für die schnelle
Reisemöglichkeit. Denn mit seinen
125 kW bzw. 170 PS ist der Wolfsburger Neuling doch äußerst üppig
motorisiert – und legt dementsprechend gute Fahrleistungen vor.
77
Seat Exeo ST: Die Dachreling
ist bei allen Modellen Serie.
ls Limousine hat Seat den Exeo
erst unlängst auf die Straße geschickt. Im Frühherbst folgt der
Kombi nach. Und auch der basiert –
optisch unverkennbar – auf dem
„alten“ Audi A4. Ein Manko? Keineswegs. Denn erstens bedeutet
der enge Verwandtschaftsgrad, dass
Inneneinrichtung und Verarbeitung das hochwertige Edel-Flair
made in Ingolstadt besitzen.
Und zweitens trägt der Exeo ST
keinesfalls veraltete, sondern die
aktuelle Motorentechnik unterm
Blech: Drei Benziner zwischen 102
und 147 PS, zwei 2.0 TDi mit Common-Rail-Technik und Partikelfilter (143 und 170 PS), demnächst ergänzt durch einen 2.0 TDI CR mit
120 PS. Sämtliche Triebwerke erfüllen EU5 und sind mit Sechsganggetriebe kombiniert.
Audi-Erbe ist allerdings auch der
nicht allzu üppige (442 l) Kofferraum, der durch Umklappen der
Rücksitzbank bis auf 1354 l anwächst.
Erfreulicherweise lässt sich Seat
nicht lumpen, was die Serienausstattung angeht. Dazu gehört die
Dachreling ebenso wie sechs Airbags, ABS, ESP, Traktions-Kontrollsystem, Zwei-Zonen-Klimaanlage,
Bordcomputer, elektrische Fensterheber, und ein Audiosystem mit
Aux-In-Anschluss bereits fürs Basismodell „Reference“, das – mit
1,6-l-Maschine – ab 23290 Euro in
der Preisliste steht.
ULE
A
78
MIXED ZONE
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„Ein Meistertitel ist eben
das Größte für die Fans“
28. JUNI 1959 Durch einen 5:3-Sieg gegen Kickers Offenbach holt
sich die Frankfurter Eintracht ihren ersten und noch immer
einzigen deutschen Meistertitel. Dieter Lindner blickt zurück.
kicker: Herr Lindner, am kommenkicker: Welche Erinnerungen haben
den Sonntag gibt die Stadt Frankfurt
Sie an die 120 Endspielminuten geeinen Empfang für die Spieler der
gen Kickers Offenbach?
Meisterelf von 1959. Warum hat die
Lindner: Ich hätte nie gedacht, dass
Eintracht dann auf den Tag genau
uns Offenbach das Leben so schwer
seit 50 Jahren keinen Meistertitel
machen würde. Die Kickers haben
mehr gewonnen?
uns alles abverlangt; wir waren
froh, dass uns in der
Dieter Lindner (70): Sie
waren mehrmals nahe
Verlängerung der Sieg
dran. Ich erinnere nur
gelang.
an Rostock, wo 1992 am
kicker: Wie hoch fiel daletzten Spieltag der Titel
mals die Meisterschaftsverspielt wurde. Oder
prämie aus?
an 1993/94, als die EinLindner: 1500 Mark bruttracht dem Feld schon
to.
kicker: Ein Jahr später
enteilt schien und dann,
nach der Verletzung
stand die Eintracht als
von Torjäger Anthony
erster deutscher Verein
Yeboah, gerade noch In dieser Woche im Finale des Europacups der Landesmeisder fünfte Platz erreicht
vor 50 Jahren
wurde. Insgesamt aber
ter, verlor vor 135 000
war keine Mannschaft
Zuschauern in Glasgow
mehr so konstant wie die 59er Elf,
mit 3:7 gegen Real Madrid.
die saisonübergreifend 44 Spiele
Lindner: Dieses Spiel war für mich
persönlich der Höhepunkt meiner
lang ungeschlagen war.
Karriere. Trotz der hohen Niederkicker: Worin begründet sich der
lage wurde uns von allen Experten
legendäre Ruf dieser Mannschaft,
ein großes Spiel bescheinigt. Real
obwohl Frankfurt 1980 den UEFAwar damals die beste Mannschaft
Cup und viermal den DFB-Pokal gewonnen hat?
der Welt, Spieler wie Ferenc PusLindner: Die Pokalsiege waren große
kas, der vier Tore gegen uns schoss,
Erfolge, aber eine Meisterschaft ist
und di Stefano, der die anderen drei
für die Fans das Größte. Und es ist
Tore erzielte, waren nicht zu halten.
eben bis heute die einzige in der
Real war ein absolutes Profiteam,
wir dagegen lupenreine Amateure,
großen Geschichte der Eintracht.
NACH
SPIEL
ZEIT
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by Olympia-Verlag, Subscription price for USA is $ 370 per annum.
K. O. P.: German Language Pub., 153 S Dean St, Englewood NJ
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Offenbach-Post, Offenbach; Henke Pressedruck, Berlin,Union Druckerei
Weimar GmbH, Weimar. Druck des Tiefdruckteils: u. e. sebald druck
GmbH, Nürnberg. ISSN 0023-1290.
Die Helden von einst heute: Stein, Zeugwart Hübler, Solz, Bechtold, Sztani,
Stinka, Lutz, Weilbächer, Lindner, Loy, Ersatztorhüter Rothuber(v. li).
alle gingen noch einem Beruf nach.
Nach diesem Spiel konnten wir uns
vor Einladungen für Freundschaftsspiele nicht retten und es entstand
der Ruf „Eintracht in aller Welt“.
kicker: Sie waren damals der jüngste
Spieler der Eintracht – wie haben
Berlin und Glasgow Ihr Leben beeinflusst?
Lindner: Mit 17 Jahren habe ich mein
erstes Spiel in der ersten Mannschaft bestritten und beim 3:1-Sieg
in Regensburg gleich ein Tor geschossen. Dieser Tag zählt zu den
schönsten in meinem Leben. Auf
die Meisterschaft 1959 werde ich
noch heute angesprochen. Diese
Mannschaft steht für Vertrauen und
Kameradschaft, hat mir in jungen
Jahren ein Zugehörigkeitsgefühl
verliehen.
kicker: Bis zur Bundesliga-Gründung
1963 wurde der Meister noch über
eine Endrunde der Bestplatzierten
der fünf Oberligen ermittelt. War
der Stress damals größer?
Lindner: Ja, die Endrunde mit Hinund Rückspielen verlangte einem
alles ab. In der Bundesliga lassen
sich schwächere Phasen im Verlauf
einer Saison wieder ausgleichen.
kicker: Bis 1971 waren Sie noch in
der Bundesliga in 189 Spielen für
die Eintracht im Einsatz. Was war
die schönere Zeit Ihrer Karriere –
die Spiele in der Oberliga oder jene
in der Bundesliga?
Lindner: Die Meistersaison 1958/59,
als wir in der Endrunde morgens
um sechs von Trainer Paul Oswald
geweckt wurden, zusammen frühstückten, dann trainierten und danach an unsere Arbeitsstelle gingen, und die Saison 1959/60, in der
wir die erneute Endspielteilnahme
knapp verfehlten, sind unübertroffen. 1970 hatte ich aus beruflichen
Gründen meine Laufbahn beendet.
In der Rückrunde 1970/71 wurde
ich reaktiviert, als die Eintracht in
absoluter Abstiegsgefahr schwebte.
Wir haben noch den Klassenerhalt
geschafft – das war ein krönender
Abschluss meiner Laufbahn.
I N T E RV I EW: R A I N E R F R A N Z K E
kicker, 22. Juni 2009
79
abpfiff.
Der Italiener ROBERT0 CAPITONI (39),
derzeit mit seinem Programm
„Im Auftrag des Paten“ auf Tournee,
schreibt über die fußballlose Zeit,
die auf Deutschland auch im
nächsten Juni zukommen könnte.
www.capitoni.de
iebe Deutsche, jetzt sind es
noch nicht mal drei Wochen,
seit der letzte Relegationsball
über den Bildschirm geflimmert
ist, und schon sind die Entzugserscheinungen kaum mehr auszuhalten. Jeden Samstagnachmittag
bekomme ich am rechten Daumen
Phantomdruckschmerzen, weil er
gewohnt ist, dass ich da wie ein
Wilder mit meiner Fernbedienung
hin- und herschalte. In einer spannenden Saison verbrauche ich so
leicht vier Batterien pro Spieltag.
Und auch sonst ruht der Ball in
den Ligen Europas, wobei: Auf den
Färöern wird noch gespielt. Da liegt
übrigens KI Klaksvik hoffnungslos
abgeschlagen auf dem letzten Platz.
Ich würde mich an deren Stelle jetzt
schon mal voll auf den Pokal konzentrieren.
In Italien war’s diesmal
nicht sehr spannend. Das
heißt aber nicht, dass das
Saisonfinale nicht auch
seine großen Momente
gehabt hätte. Der große
Paolo Maldini hat seine
Karriere beendet. Mit fast
41 Jahren. Nach 647 Spielen für den
AC Mailand, für den er schon in seiner Jugend gespielt hat; insgesamt
31 Jahre immer nur für einen Verein.
Bei dem hätte sich der Christoph
Daum mal erkundigen sollen, was
es bedeutet, wenn man sagt: „Der
Verein ist für mich eine Herzensangelegenheit.“
Langeweile auch in Spanien: Barcelona überlegen vor Real Madrid.
Und das können die „Königlichen“
natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Deshalb entschließt man sich
zu der ein oder anderen kleinen
Nachbesserung im Kader: Kaka
kommt für 65 Millionen Euro, und
das Angebot für Franck Ribery an
den FC Bayern soll bei 60 Millionen
plus X liegen. Man munkelt, dass
das X in dieser Gleichung für den
Holländer Wesley Sneijder steht.
Da fühlt man sich an Sneijders
Stelle sicher auch richtig gut. Und
dann natürlich der Rekordtrans-
L
Kraftvoll: Dieter Lindner (rechts) lässt sich im Endspiel 1959 auch von
einer Grätsche des Offenbachers Willy Keim nicht stoppen.
Rückblick: Noch einige Jahrestage in dieser Juni-Woche
22. Juni
1974 Im deutschdeutschen Bruderduell in der Vorrunde der
WM 1974 verliert die
Bundesrepublik überraschend mit 0:1 gegen die DDR. Das
Tor des Tages erzielt Jürgen Sparwasser
(Foto).
1980 Durch einen 2:1-Finalsieg gegen Belgien in Rom holt sich die Nationalmannschaft zum zweiten Mal den
Europameistertitel. Beide Tore gehen
auf das Konto des Hamburgers Horst
Hrubesch.
1986 Im WM-Viertelfinale Argentinien
gegen England (2:1) fällt eines der
spektakulärsten Tore der Fußballgeschichte. Drei Minuten nach seinem
Handtor zum 1:0 (51. Minute) startet
Diego Armando Maradona noch in der
eigenen Hälfte zu einem Solo, lässt
sechs Engländer wie Slalomstangen
stehen und schiebt zum 2:0 ein.
23. Juni
1973 Im DFB-Pokalfinale gegen den
1. FC Köln wechselt sich der Mönchengladbacher Regisseur Günter Netzer vor Beginn der Verlängerung selbst
ein und erzielt prompt in der 94. Minute den 2:1-Siegtreffer.
24. Juni
1990 Nach 90 Minuten voller Emotionen und Aggressionen gewinnt die
Nationalelf das WM-Achtelfinale gegen
Holland mit 2:1. Jürgen Klinsmann und
Andreas Brehme sorgen für die deutschen Tore.
25. Juni
1982 Im WM-Vorrundenspiel gegen
Österreich in Gijon
leistet sich die Nationalelf den wohl
peinlichsten Auftritt ihrer langen Geschichte. Die frühe 1:0-Führung durch
Horst Hrubesch (Foto) schaukeln beide Mannschaften in einem Nichtangriffspakt über die Zeit; Deutschland
und Österreich erreichen die 2. Finalrunde, Algerien scheitert aufgrund der
schlechteren Tordifferenz.
27. Juni
1994 Nach dem WM-Vorrundenspiel
gegen Südkorea in Dallas (3:2) zeigt
Stefan Effenberg den Fans seinen Mittelfinger und wird von Bundestrainer
Berti Vogts nach Hause geschickt.
fer: Cristiano Ronaldo wechselt für
schlappe 94 Millionen von Manchester United nach Spanien – Herzensangelegenheit eben. Darüber
hat sich Ronaldo so gefreut, dass
er direkt zum Feiern nach Las Vegas
geflogen ist. Dort hat er dann Paris
Die WM ohne
Deutschland?
Hilton kennengelernt, und dabei
hat’s bei Paris offensichtlich nach
einer einzigen durchknutschten
Nacht so gefunkt, dass sie schon
jetzt auf eine gemeinsame Zukunft
hofft. Dass sie nicht die Allerhellste
ist, ist schon länger ein eher offenes Geheimnis. Aber sie setzt halt
immer noch einen drauf.
Klar – das sind natürlich alles
schöne Geschichten, aber es kann
den richtigen Fan doch nicht über
die fußballlose Zeit hinwegtrösten.
Zumindest gab’s ja letztens noch die
WM-Qualifikation. Und da haben
die Russen die schlappen Lappen
mit 3:0 weggeledert. Nun zählt für
die Deutschen am 10. Oktober in
Moskau gegen Russland nur ein
Sieg, sonst könnte die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika ohne
euch stattfinden. Und wie sich das
anfühlt, könnt ihr ja in diesen Tagen
schon mal beim Confederations
Cup testen.