Wie Spielerberater die Klubs abkassieren
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Wie Spielerberater die Klubs abkassieren
www.kicker.de Schweiz 4,10 sfr, Österreich e 2,30, Benelux e 2,40, Frankreich e 2,80, Italien e 2,80, Portugal e 2,80, Spanien e 2,80, Kanaren (Luftfracht) e 2,95, Ungarn Ft 855, Griechenland e 3,20, England 2,10 £, Slowenien e 2,80/SIT 670,99 Foto: pixathlon Nr. 52 / 26. Woche 22. Juni 2009 5 2,10 Deutschland DIE METHODE VAN DER VAART So tricksen Profis, wenn sie wegwollen Heute geht’s beim Meister los Veh und Magath: Dennis Aogo Vergleich von A bis Z Der GlückSpieler 126 000 Stimmen für Ribery & Co. Steven Gerrard Liverpools Leader Die Sieger Die 100-MillionenAbzocke Wie Spielerberater die Klubs abkassieren U-21-EM Duell gegen England Heinz Müller Die kuriose Karriere René Rydlewicz Der Kompromisslose Sebastian Vettel Formel 1 in Silverstone INHALT kicker, 22. Juni 2009 3 Dubiose Herren und eine Sportlerin in ihrem schwersten Wettkampf s ist legitim, dass sich Fußball-Profis von Fachleuten beraten lassen. Und es gibt etliche Berater, die seriös arbeiten. Aber es gibt auch eine ganze Menge dubiose Herren in dieser Branche, für die das Wohl der Spieler nicht an erster Stelle steht, sondern allein die Kohle. Und zwar die, die sie selbst einstecken. Chefreporter Rainer Franzke beschreibt, welche Auswüchse es gibt. Viele Vereine jammern, aber noch immer sind sie es, die den „Beratern“ den Großteil des Geldes überweisen. („Die 100-Millionen-Abzocke“; ab Seite 10). eute WM-Gold, morgen Kampf ums Überleben! Janine Pietsch, frühere Top-Schwimmerin, musste diese brutale Erfahrung machen. Die 26-Jährige hat nach der Brustkrebs-Diagnose sechs Chemotherapien hinter sich. Im Interview mit Jana Wiske E H spricht die frühere Weltrekordlerin über ihre Krankheit, die sie auch als eine Chance auf ein neues Leben sieht. („Dieser irre Druck ist nicht gut“; Seite 72). edanken möchten wir uns ganz herzlich bei allen, die bei unserer Aktion „Wählt die kicker“ mitgemacht haben. Exakt 126 272 Stimmen wurden abgegeben. Wer das begehrte „Goldene k“ dieses Jahr gewonnen hat, lesen Sie ab Seite 66. B Lassen Sie sich nicht abzocken! Ihr Klaus Smentek (Chefredaktion) INHALT BUNDESLIGA RUBRIKEN Von A wie Aberglaube bis Z wie Zynismus 6 Wolfsburg: Wie viel Magath steckt in Veh? Anstoß u. a. mit Julian Schuster (Freiburg) 4 kicker-Top-Thema Berichte, Analysen, Hintergründe Meinungen, kicker-Kolumnistenkreis 49 Leserforum 75 18 REPORT Die 100-Millionen-Abzocke Wie die große Geldgier vieler Spielerberater eingedämmt werden soll 10 Die Methode Van der Vaart Was Spieler alles anstellen, wenn sie den Verein wechseln wollen 14 Das Projekt Zaubertrank R B Leipzig – 100 Millionen für einen Fünftligisten 68 17 Nachspielzeit mit Dieter Lindner 78 Abpfiff mit Roberto Capitoni 79 Yes, I can: Steven Gerrard, der Dauerbrenner beim FC Liverpool – Seite 70. SPORTMAGAZIN Aktuelles u. a. vom British-GP in Silverstone 61 „Dieser irre Druck ist nicht gut“ Interview mit der krebskranken Schwimmerin Janine Pietsch Das Ende der Regenzeit 74 Ein Dach für den Wimbledon-Centre-Court U 21 Der Glück-Spieler Dennis Aogo vom Hamburger SV hat seine Wurzeln nie vergessen 8 KICKER EXTRA Auf die harte Tour Wie Manager René Rydlewicz Hansa Rostock auf Kurs bringen will 69 Berichte, Analysen, Hintergründe 50 Fotos: imago/Revierfoto, pixathlon 2. BUNDESLIGA I N T E R N AT I O N A L Aktuelles aus aller Welt 42 Der Anführer von Anfield Serie, 5. Teil: Liverpools Steven Gerrard 70 3. LIGA Berichte, Analysen, Hintergründe 72 57 Aufsteiger-Typ: Der ungewöhnliche Weg des Dennis Aogo, HSV-Profi und U-21-Spieler – S. 8. Porsches feiner Gran Turismo: Der Panamera 76 Neue Modelle: „Diesel-GTI“ von VW: Der Golf GTD 77 kicker-sportmagazin ist Mitglied im Verbund „EUROPEAN SPORTS MAGAZINES“ Dazu gehören: Don Balon (Spanien), A Bola (Portugal), Voetbal International (Holland), World Soccer (England), La Gazzetta dello Sport (Italien), Foot Magazin (Belgien), Sport-Express (Russland), Fanatik (Türkei), Tipsbladet (Dänemark). 4 kicker, 22. Juni 2009 „Ich sage nur ein Wort: Vielen Dank!“ HORST HRUBESCH (derzeit mit der deutschen U 21 Foto: privat bei der EM in Schweden) WELTAUSWAHL 11 FRAGEN Hoch im Norden trifft sich die Elite – auch ohne Stars. A N JU L IA N S C HU S TER ( 2 4 , S C F R E IB U R G ) Foto: imago/Heuberger Cristiano Ronaldo? Geschenkt. Kaka? Soll ruhig zukünftig zwischen der Paseo del Prado und der Calle de Alcalá flanieren, wenn er nebenbei bei Real Madrid seine Kohle einsackt. Am kommenden Samstag schlägt das Fußballherz des Planeten in Nordfriesland. Da treten auf der Halbinsel Eiderstedt an der Nordseeküste 20 Mannschaften zum Welt-Pokal-Turnier an. Favoriten sind bislang nicht auszumachen, das Teilnehmerfeld jedoch ist ein illustres. „Die Angstgegner“ sind ebenso dabei wie die „Löwen von Stöfen“, die Jungs von „Ziegenpeter Budapest“ sowie die heimische Weltauswahl. Und wer war noch mal Kaka? Welche Fußballregel würden Sie einführen? Keine spezielle Regel, aber den Chipball. 1 Erinnern Sie sich an einen Schülerstreich? Ich war eher der langweilige Bub vom Lande, ziemlich brav in der Schule. 2 DAUERKARTE Sie unternehmen eine Zeitreise. Wohin und warum? In die 70er und 80er Jahre, wegen der Musik und wegen des Outfits. 3 Wenn es in jedem Spiel auch um die Wurst geht. All inclusive: Der Oststeinbeker SV (Oberliga Hamburg) bietet eine Premiumdauerkarte. Kein Sektempfang oder Lachsschnittchen, sondern so, wie es neben dem Fußballplatz sein muss. Für 120 Euro gibt’s Getränk und Gegrilltes zum Kick dazu. Ein Jahr lang. Und wer auf die Linie achten muss, bekommt sogar Diät: die Saison für 90 Euro. Welches ist für Sie das schönste Stadion der Welt? Der Dortmunder Signal-IdunaPark ist sehr beeindruckend. Foto: picture-alliance/dpa 4 Mit wem würden Sie gern mal zu Abend essen? Mit dem Schauspieler Til Schweiger. 5 Was wollten Sie als Kind werden? Bäcker, wegen Jürgen Klinsmann. 6 WER WAR’S? Derzeit läuft die U-21-EM. Auch frühere DEUTSCHE U-TEAMS feierten Erfolge. Foto: imago/Schmidt 2. Welche beiden Weltmeister von 1990 wurden acht Jahre zuvor U-21-Vize-Europameister (Foto)? a) Andreas Möller und Paul Steiner b) Rudi Völler und Pierre Littbarski c) Stefan Reuter und Kalle Riedle d) Hans Pflügler und Olaf Thon 3. Wie hieß der Trainer, der im Juli 2008 die deutsche U 19 zum Europameistertitel führte? a) Manfred Kaltz b) Uli Stein c) Horst Hrubesch d) Jimmy Hartwig 4. Welcher deutsche U-21Nationalspieler ermöglichte in letzter Sekunde die Qualifikation zur Endrunde in Schweden? a) Benedikt Höwedes b) Mesut Özil c) Sandro Wagner d) Ashkan Dejagah Die richtigen Antworten: 1a, 2b, 3c, 4a 1. 1981 wurde die deutsche U-19-Nationalelf mit einem 4:0-Sieg gegen Katar Weltmeister. Wer erzielte zwei Tore? a) Ralf Loose b) Roland Wohlfarth c) Helmut Winklhofer d) Michael Zorc 7 8 Wovor ekeln Sie sich? Vor Schlangen. Wem würden Sie gern mal einen Beinschuss verpassen? Meinem Bruder. In welchem Film wären Sie gerne Star? Bei James Bond. 9 10 Haben Sie irgendeine Macke? Ich bin pingelig. Meine Freundin beschwert sich, dass ich ihr hinterherputze. Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gern dabei gewesen? Ich hätte sehr gern den Mauerfall 1989 bewusst erlebt. 11 6 BUNDESLIGA A Von Wie viel Magath steckt in Veh? wie Aberglaube Der VfL Wolfsburg bleibt seinem vor zwei Jahren eingeschlagenen Kurs treu: Alle Macht für einen Mann! Nach dem Wechsel von FELIX MAGATH (55) zum FC Schalke übernimmt ab heute ARMIN VEH (48) die Dreifach-Rolle beim Deutschen Meister: Trainer, Manager und Geschäftsführer. Veh, einer wie Magath? Der kicker hat es untersucht. A wie Aberglaube Beide Trainer sind extrem abergläubisch. Magath trug in der vergangenen Rückrunde seine grüne Glückskrawatte und wurde Meister. 2007 trennte sich Veh nach dem letzten Spieltag von seinem grauen Glücksanzug – nach dem Titelgewinn. B wie Bayern Zwei Süddeutsche in Niedersachsen. Veh wurde in Augsburg geboren, Magath in Aschaffenburg. Beiden ist ihre Herkunft anzuhören, gerne spielen sie Schafkopf. C wie Champions League Veh scheiterte mit Stuttgart 2007/08 in der Vorrunde als Gruppenvierter. Für Magath war in Stuttgart (2003/04) im Achtelfinale gegen Chelsea Schluss. Mit Bayern scheiterte er 2004/05 im Viertelfinale wieder an den Londonern, 2005/06 war im Achtelfinale gegen den AC Mailand Endstation. D wie Datenbank In 154 Spielen als Bundesligatrainer hat Veh in Rostock und Stuttgart 217 Punkte gesammelt. Sein Schnitt liegt bei 1,41 Punkten pro Spiel. Magath hat die Nase vorn: In 385 Partien sammelte er 655 Zähler – im Schnitt 1,70. Er gibt jetzt in Wolfsburg die Richtung vor: Armin Veh. E wie Erfolge Als Spieler blieb Veh ohne Titel. Als Trainer stieg er mit Fürth (1997) und Reutlingen (2000) jeweils in die 2. Liga auf. Sein größter Triumph: Die Meisterschaft 2007 mit Stuttgart. Magaths Titelliste ist lang. Als Spieler beim HSV war er dreimal Meister (79, 82, 83), gewann den Europapokal der Pokalsieger (77) und Landesmeister (83), war mit Deutschland Europameister (80). Als Trainer führte er Nürnberg in Liga 1 (98), gewann mit Bayern zweimal das Double (05, 06) und holte nun mit Wolfsburg den Titel. F wie Familie Zwei Familienmenschen, denen die Privatsphäre heilig ist. Magath ist zum zweiten Mal verheiratet, hat insgesamt sechs Kinder. Veh ist verheiratet mit einer Schweizerin, hat zwei Kinder. G wie Genussmensch Veh steht zu seinem Laster, dem Rauchen. Tut dies allerdings nicht in der Öffentlichkeit. Gerne trinkt er mal ein Glas Rotwein. Magath verzichtet während der Saison auf Alkohol, genießt dann während der Pause. Auch er rauchte früher: „Ein bis zwei Schachteln am Tag. Am 22. Februar 1982 abends vor einer Knie-OP die letzte.“ Nun genießt Magath seinen grünen Tee. internationalen Vergleichen an der Seitenlinie. J wie Jubel Veh und Magath sind Trainer, die ihre Emotionen lieber im Verborgenen halten. Ausgelassener, wenn auch nicht überschwänglich geraten da schon die Meisterfeiern, wenn der ganze Druck abfällt. K wie Kapitän Beide bestimmen ihre Spielführer. In Stuttgart machte Veh erst Meira, danach Hitzlsperger zu seinem verlängerten Arm auf dem Platz. Ein regelmäßiger Austausch fand statt. Das ist bei Magath weniger der Fall. In Wolfsburg hatte er mit Marcelinho und Josué zwei Brasilianer, die der deutschen Sprache nur bedingt mächtig sind. Nur selten sprach Magath mit ihnen über Probleme. L wie Laktattest „Den gibt es bei mir nie“, sagt Magath, der trotz allem der moder- H wie Hobbys Magath schaltet bei einer Partie Schach am besten ab. Veh liebt die langen Spaziergänge mit seinem Hund, Flat Coated Retriever George. „Er ist mein bester Freund.“ I wie international Als Spieler bestritt Armin Veh fünf Europapokalpartien, als Trainer war er mit Stuttgart 14-mal im internationalen Einsatz. Felix Magath absolvierte 43 Länderspiele (3 Tore) und 48 Europapokalpartien (9 Treffer). Als Trainer stand er 55-mal bei Meistermacher: Veh beim VfB . . . bis Z wie Zynismus P wie Profikarriere nen Technik gegenüber nicht verschlossen ist. Im Trainingslager liefen die Spieler mal mit Sauerstoffmasken herum, mit der Uni Göttingen arbeitete er zusammen. Veh hingegen ist ein Freund des Laktattests. Für seinen ersten Tag beim VfL hat er direkt einen angesetzt. Vehs Bundesligakarriere war früh beendet. Im Herbst 1984 im Alter von 23 Jahren nach einem Schienund Wadenbeinbruch. Für Gladbach machte er nur 65 Bundesligaspiele (5 Tore), in der 2. Liga war er 60-mal (ein Tor) für Augsburg und Bayreuth im Einsatz. Zudem spielte er 1983/84 beim FC St. Gallen (18 Spiele). Magath bestritt 76 Zweitligaspiele für Saarbrücken (29 Tore) und 306 Bundesligaspiele (46) für den HSV. M wie Motivation Veh redet seine Spieler stark, erinnert an die eigenen Fähigkeiten. Magath geht häufig den anderen Weg, beklagt sich bei den Spielern, dass sie ihre Aufgabe nicht ernst nehmen würden. Damit packt er sie bei der Ehre. Q wie Qual Magaths Markenzeichen. Im vergangenen Sommer brach Stürmerstar Grafite auf einer Bergtour zusammen. Auch Veh gehört zu der etwas härteren Sorte Trainer, kündigte bereits an, auch Magaths geliebten Medizinbälle nutzen zu wollen. N wie Nationalspieler Unter Veh schafften es Gomez, Hilbert und Tasci in die deutsche Nationalelf. Magath brachte bislang Albertz, Kuranyi, Hinkel, Lahm, Hildebrand, Görlitz, Schäfer und Gentner nach ganz oben. R wie Ritual Beide veranstalten am Abend vor den Spielen im Teamhotel eine sogenannte „Bierrunde“. Bei Magath ist sie Pflicht, bei Veh war sie zu Stuttgarter Zeiten freiwillig. O wie Outfit Trainingsanzüge tragen Veh und Magath nur auf dem Trainingsplatz. Beim Spiel mögen sie es elegant. Magath immer mit Anzug und Krawatte, im Winter mit modischem Schal. Auch Veh trägt gerne Anzüge, kleidet sich häufig auch elegant-lässig mit Jeans, Hemd und Sakko. S wie Strafen Zwei Trainer, die hart durchgreifen. Veh supendierte seinerzeit beim VfB Danijel Ljuboja, Magath schloss in Wolfsburg gleich eine Reihe von Spielern, zum Beispiel Simon Jentzsch, vom Training aus. Während Veh zwischenzeitlich Ljuboja begnadigte, blieb Magath hart. Fotos: Witters/Hangst, imagoTeam 2/ActionPictures/Avanti T wie Taktik . . . und Magath beim VfL. kicker, 22. Juni 2009 Zwei Fans vom 4-4-2 mit Mittelfeldraute. Der VfL-Kader ist auf dieses System angelegt, Veh wird es übernehmen. Der Ex-Stuttgarter lässt regelmäßig Taktik und Laufwege trainieren, was bei Magath eher selten der Fall ist. Er setzt vor allem auf die Karte Fitness. U wie Umgang Kumpeltypen sind beide nicht. Magath ist distanzierter, vermeidet bewusst die Nähe zu seinen Spielern. Veh ist da etwas lockerer. V wie VfB In Stuttgart erlebten beide Trainer ihren Karrierewandel. Magath wurde von 2001 bis 2004 vom Retter zum Erfolgscoach, Veh kam 2006 als Notlösung und ging als Meistertrainer. W wie Weggefährten Die Chefs setzen auf ein eingespieltes Team. Magath zieht mit seinen Assistenten Seppo Eichkorn, Bernd Hollerbach und Werner Leuthard nach Schalke weiter, Veh bringt Alfons Higl und Günter Kern mit. Neu im Team ist Achim Sarstedt, mit dem er einst die Fußballlehrer-Lizenz erwarb. X wie XXL-Stars Sowohl Veh als auch Magath hatten schon so ihre Probleme mit vermeintlichen Stars. In Stuttgart zoffte sich Veh mit Jan-Dahl Thomasson, Magath setzte in Bremen Ailton auf die Tribüne. Insgesamt gilt aber für beide: Mit großen Persönlichkeiten können sie umgehen. Y wie Youngster Mit jungen Spielern können beide glänzend arbeiten. In Stuttgart wurde Veh mit einer sehr jungen Mannschaft (Altersschnitt 25,28) Meister. Magaths Erfolgstruppe war in diesem Jahr kaum älter (25,68). Z wie Zynismus Ein bissiger Spruch hier, eine flapsige Bemerkung, versehen mit einem süffisanten Lächeln dort – beide Trainer können dank ihres Humors austeilen und einstecken. AU F G E Z E I C H N E T VO N THOMAS HIETE Er hat jetzt das Sagen auf Schalke: Felix Magath. 7 8 BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 Der Glück-Spieler Mit der U 21 kämpft er gerade um EM-Ehren. Dabei hatte es DENNIS AOGO (22) nicht gerade einfach im Leben. Bis ihm der Fußball die große Chance zum Aufstieg bot. rei Jahre ist es her, da Dennis Aogo erstmals auch den zweiten Ursprung seiner eigenen Identität entdeckte. Sein Vater Samuel führte den damals 19-Jährigen nach Nigeria zu den entfernteren Wurzeln der Familie Aogo. In eines dieser unzähligen kleinen Dörfer, ein Fußballspiel vom Millionen-Moloch Lagos entfernt. Dort ist Papa Aogo aufgewachsen, ehe er vor 25 Jahren der Armut und Hoffnungslosigkeit Richtung Europa entfloh. Diese Reise hat Dennis „sehr beeindruckt und geprägt. Wenn man hautnah mitbekommt, mit wie wenig die Leute klarkommen, hilft das, die Bodenhaftung nicht zu verlieren“. Es relativiert das komfortable Dasein als Fußballer enorm und hält dem HSVProfi tagtäglich vor Augen, welches Geschenk, welches Glück ihm da mit in die Wiege gelegt wurde. „Dafür danke ich Gott jeden Tag.“ Der Glaube spielt eine zunehmende Rolle im Hause Aogo. Dennis’ afrikanischer Großvater war Prediger. Vater Samuel, heute in einer amerikanischen Kaserne bei Stuttgart als Filialleiter tätig, trug die Werte weiter. Mutter Marion „hat sich erst vor einigen Monaten nachträglich noch taufen lassen“, D verrät Dennis. Wie viele Profis betet auch er vor jedem Spiel. „Aber ich trage es nicht zur Schau.“ Dass der Sport seine Rettung war, klingt in Aogos Ohren etwas zu dramatisch. Er hat ihn jedenfalls aus der Problemzone der Gesellschaft befreit und vor einer gefährlichen Zukunft bewahrt. „Es war nicht immer einfach in einer halbafrikanischen Familie.“ Zu der neben der deutschen Mama Marion noch vier Geschwister zählen. Keine weiteren Fußballer. Unter harten Voraussetzungen wuchs Dennis in Karlsruhe auf und musste sich in einem grenzwertigen Milieu behaupten. Einzelheiten verkneift er sich. „Aber wenn ich anhand meiner damaligen Freunde sehe, was alles hätte passieren können . . .“ Mit 13 Jahren öffnet sich ein Schlupfloch aus dem scheinbar geschlossenen System: Das Talent wechselt zu Waldhof Mannheim und betrachtet den vertrauten Zirkel erstmals von außen. Zwei Jahre später nabelt sich Aogo ab und folgt dem Ruf der Freiburger Fußballschule. „Diese Zeit hat mich und meine Einstellung verändert. Bis dahin habe ich just for fun gespielt.“ Erst mithilfe der Trainer und Pädagogen erkennt der Links- fuß, welche Chance sich ihm bietet. Dennoch eine harte Zeit. Für alle Beteiligten. „Ich war ein Spieler, der nicht einfach zu führen war und der sich nicht immer an die Regeln halten wollte.“ Erst im A-Jugend-Alter „habe ich richtig verstanden“. Und dann ging’s schnell: Dem Realschulabschluss folgt das Debüt mit 17 bei den Profis des SC Freiburg, Aufstieg zum Publikumsliebling – aber auch harte Zeiten auf der Bank unter Trainer Volker Finke. Es hat Aogo gelehrt, „mir kleinere Ziele zu setzen“. Schritt für Schritt. Der nächste folgte 2008 mit dem Wechsel zum HSV. Auch dort hat sich der zweikampfstarke und passsichere Linksverteidiger (Vertrag bis 2012), der in der U 21 derzeit im defensiven Mittelfeld spielt, vielen Skeptikern zum Trotz durchgesetzt. Und der nächste Schritt? „Ich muss das jetzt bestätigen“, weiß Aogo, den Status unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia festigen. Und auch mit dem HSV die nächste Etappe meistern. „Ich bin überzeugt, dass wir das Potenzial haben, besser abzuschneiden als diese Saison“, versichert Aogo, der im Stadtteil Flottbeck wohnt. Derzeit wieder solo. Dass sein Nebenmann in der U 21, Stuttgarts Sami Khedira, bereits unmittelbar vor dem Sprung in die A-Nationalmannschaft steht, irritiert Aogo nicht. „Ich weiß, dass auch ich intensiv beobachtet werde. Und ich werde alles dafür tun, den letzten Schritt beim DFB auch noch zu gehen. Dann hätte ich alle Auswahlmannschaften durchlaufen.“ Gegen Finnland am Donnerstag bestritt Aogo sein insgesamt 50. Junioren-Länderspiel, mehr als alle anderen im U-21-Kader. Die beständigen Lockrufe des nigerianischen Verbandes hat er nicht kategorisch ausgeschlagen. „Das ist momentan kein Thema.“ Die zeitliche Einschränkung ist wohl mehr dem Respekt vor seinen afrikanischen Wurzeln geschuldet. MICHAEL PFEIFER Trumpf beim DFB: Dennis Aogo. Fotos: Witters, -Jakobsson Trumpf beim HSV: Dennis Aogo. REPORT Die 100Wie die große Geldgier Sie agieren im Hintergrund – und kassieren ab. BERATER und deren einnehmendes Wesen kommen die Klubs teuer zu stehen. Das soll sich nun ändern. er 15. August ist wieder ein Zahltag. An diesem Tag erwartet die Firma „Rogon Sportmanagement“ von Eintracht Frankfurt den Eingang von knapp 100 000 Euro. Zehn Prozent des Jahresgrundgehaltes des brasilianischen Spielers Chris, wie Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen dem kicker bestätigt. Einer wie Chris ist ein Dukatenesel für den gelernten Spengler und früheren Berufsfeuerwehrmann Roger Wittmann, Schwager des ehemaligen Nationalspielers Mario Basler. Seine weitverzahnte Firma mit Sitz in Ludwigshafen und Dependancen in Köln, Prag, Rio de Janeiro, Porto Alegre und Salvador kassiert seit Chris’ Wechsel im Sommer 2003 vom FC St. Pauli nach Frankfurt zum Start jeder Saison eine Provision auf das Grundgehalt des Spielers – von dessen Arbeitgeber Eintracht Frankfurt. Chris ist nur eine durchschnittliche Einnahmequelle für Wittmann, der allein in Europa 42 Spieler, von Halil Altintop bis Tim Wiese, und in Brasilien weitere 19 Profis als Partner listet. Die Berliner Morgenpost schlüsselte Ende Mai die Beraterhonorare für alle Hertha-Spieler seit Juli 2006 auf, nannte als Quelle das „Bremer Kontor“. Demnach flossen für den im Januar 2008 für 4,4 Millionen Ablöse vom FC Zürich verpflichteten Brasilianer Raffael Provisionen in Höhe von 650 000 Euro an den Berater Dino Lamberti von der „Fairplay Agency Ltd.“ Nur als Beispiel: Im vergleichbaren Zeitraum vom Januar 2008 bis heute hat Bundeskanzlerin Angela Merkel 392 000 Euro Gehalt bezogen. Um das bestehende Missverhältnis zu verdeutlichen, müssen die verärgerten Vertreter der Liga nicht einmal den beliebten Vergleich zu den Einkünften einer Hebamme oder Krankenschwester bemühen. Schon der Hinweis auf dem Fußball nahe stehende Wirtschaftsführer reicht: Martin Blessing etwa, der Vorstandsvorsitzende der Commerzbank (DFB-Sponsor und Namensgeber der Arena in Frankfurt), muss gut 16 Monate lang den Überlebenskampf der unter den staatlichen Schirm geschlüpften zweitgrößten deutschen Bank mit über 20 000 Mitarbeitern organisieren, um jenes Gehalt zu erhalten, das Lamberti für ein paar Gespräche abkassiert hat. Laut dieser Quelle hat Jörg Neubauer, neben Wittmann einer der Großen in der Branche, in D Fotos: imgao/Friedel, imago/Hoffmann, Kunz, pixathlon, Wende 10 kicker, 22. Juni 2009 11 -Millionen-Abzocke vieler Spielerberater eingedämmt werden soll den vergangenen drei Jahren von Hertha BSC Transfers über von der FIFA lizenzierte Spiefür die Beratung von Nationalspieler Arne Friedlerberater abgewickelt werden. Wir haben eine rich 575 000 Euro, für Patrick Ebert 320 000 Euro Arbeitsgruppe gebildet, um zu verbindlichen und für Marc Stein 195 000 Euro eingestrichen: Regelungen für die Vermittlung von Spielern zu kommen. Das Problem müssen wir unbedingt macht 1,09 Millionen Euro – allein für diese drei angehen.“ Hertha-Profis. Etliche Millionen kommen dazu Die höchsten Führungspersönlichkeiten des für insgesamt 49 von Neubauer beratene Spieler, internationalen Fußballs, FIFA-Präsident Sepp von René Adler bis Marco Vorbeck. Auf knapp über 60 Millionen Euro beziffert Blatter und UEFA-Präsident Michel Platini, haben die DFL die Zahlungen der Lizenzklubs an die Anfang Juni auf dem FIFA-Kongress in Nassau auf Spielerberater in der vergangenen Saison. Dieser den Bahamas dem Spielerberater-Unwesen den Abfluss aus dem GeldkreisKampf angesagt. Im Zusamlauf der Liga entsprach in der menhang mit internationalen Summe in etwa den Jahres- „Einen Jungen über den Ozean zu Transfers von Spielern unter etats der Bundesligisten VfL holen, nenne ich Kinderhandel.“ 18 Jahren sprach der frühere französische Weltstar Platini Bochum, Energie Cottbus und MICHEL PLATINI, UEFA-Präsident Ende Februar vor dem EuroKarlsruher SC. Gelder, die von den Sponsoren, den TV-Senpäischen Parlament in Brüssel dern mit ihren Honoraren und den Fans mit von „sportlicher Zuhälterei“. Und er sagte unter dem Applaus der Abgeordneten: „Einen Jungen ihren Eintrittsgeldern aufgebracht werden. Christian Müller, DFL-Geschäftsführer für über den Ozean zu holen, um ihn gegen den Finanzen, macht sich nichts vor: Zu den offiziBall treten zu lassen, nenne ich Kinderhandel.“ ellen Zahlen, die in den Bilanzen der Vereine an In der Abschlusserklärung des FIFA-Kongresses wurde ausdrücklich festgehalten, „gravierende Beraterhonoraren ausgewiesen werden, kommt Maßnahmen“ gegen den „Kinder-Sklavenhaneine Dunkelziffer. Nach kicker-Recherchen fliedel“ zu ergreifen. Die FIFA würde am liebsten ßen pro Saison tatsächlich annähernd 100 Millionen Euro an die Berater, an Familienangehörige für internationale Transfers nach Europa ein und Freunde der Spieler ab, die unter der Position Mindestalter von 18 Jahren vorschreiben. Dem steht aber das Europarecht entgegen, das eine „Sonstiges“ in den Bilanzen versteckt werden. Arbeitserlaubnis ab 16 Jahren vorsieht. Allein in Deutschland sind von Abuhamnda, Majad, bis Zorn, Tomas, insgesamt 255 von der Willenserklärungen sind das eine, die ReaFIFA als „Offizielle Agenten“ ausgewiesene Beralität sieht anders aus. Obwohl nach den FIFAStatuten die Zusammenarbeit mit nicht lizenter aufgelistet. Weltweit sind es annähernd 2000 lizenzierte Berater, hinzu kommt eine deutlich zierten Beratern drastisch geahndet werden höhere Dunkelziffer. „Weltweit“, so FIFA-Genekann (von Geldbußen über Sperren für die Spieralsekretär Jerome Valcke, „stehen wir einer ler bis zu Lizenzentzug für die Vereine), wird Situation gegenüber, in der nur 25 Prozent aller dem Treiben in der Regel tatenlos zugeschaut. Nah dran: Berater Jörg Neubauer mit dem Herthaner Arne Friedrich. Ein Beispiel: Marc Schermann, ein kleines Licht in der großen Beraterbranche, hat gerade den Transfer von Youssef Mokhtari vom FSV Frankfurt zur SpVgg Greuther Fürth abgewickelt. In aller Öffentlichkeit, obwohl er keine Lizenz besitzt, hat Schermann in Medien das Geschäft kommentiert. Doch die DFL schreitet nicht ein. „Warum nicht?“, fragt Bernd Reisig. Der Manager des FSV Frankfurt meint, dass die bestehenden Bestimmungen nicht konsequent genutzt werden. Der FSV hat gehandelt und Schermann in der vergangenen Saison Stadionverbot erteilt. Der Berater, so Reisig, habe sich beim Spiel gegen den 1. FC Nürnberg im Innenraum getummelt und dort, von einer Sicherheitskraft angesprochen, so getan, als sei er in Besitz eines Ausweises der DFL. Ganz zeigen wollte er diesen Ausweis nicht, habe ihn nur ansatzweise aus seiner Brieftasche gezogen, und wurde deshalb aus dem Innenraum verwiesen. Dort habe Schermann, so Reisig, den Sicherheitsmann wissen lassen, dass dieser arbeitslos sei, wenn der Berater es nur wolle. „Er hat den Eindruck erweckt, dass er mit seinem Einfluss auf die Spieler über Klassenerhalt oder Abstieg entscheiden könne, wobei im zweitgenannten Fall der Sicherheitsmann ohne Job wäre“, berichtet Reisig. Die lizenzierten Berater distanzieren sich von den nicht lizenzierten Kollegen, die sie als „schwarze Schafe“ bezeichnen. Obwohl die Unterschiede in der Beraterherde oft schwerlich auszumachen sind. Die von dem Berater Lars-Wilhelm Baumgarten angeführte Deutsche Fußballspieler-Vermittler-Vereinigung (DFVV) bemüht sich darum, der Branche einen seriösen Nah dran, auch in England: Berater Dr. Michael Becker im Gespräch mit Chelsea-Profi Michael Ballack, Kapitän der deutschen Nationalelf. Lesen Sie weiter auf Seite 12 Nah dran: Berater Roger Wittmann mit Fernando Meira (Petersburg). REPORT Fortsetzung von Seite 11 Anstrich zu geben. Ein schweres Unterfangen. Dr. Michael Becker, der Berater und Freund von Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack, grenzt sich denn auch deutlich von der Beratergilde ab: „Ich bin kein Spielervermittler. Ich bin Rechtsanwalt und berate meine Spieler auch im Rahmen ihrer sportlichen Karriere. Viele Vermittler wickeln einen Transfer oder eine Vertragsverlängerung ab, kassieren ihre Provision und verschwinden wieder.“ Die Schermanns der Branche sind den Vereinen ein Dorn im Auge, aber nicht das eigentliche Thema. Das lautet anders: Wie kann man die Explosion der Beraterhonorare in den Griff bekommen? Einen ersten Schritt ist die Liga gegangen. Da einige Spieler nicht einmal wissen, welches Honorar ihr Berater vom Verein erhält, und bei Transfers aus Afrika, Südamerika oder Osteuropa in Einzelfällen die Berater sogar mehr kassiert haben als der Spieler selbst an Gehalt bekam, wurde ein Anhang zum Muster-Arbeitsvertrag entworfen. Auf diesem von dem Spieler zu unterschreibenden Papier wird das Beraterhonorar ausgewiesen. „Mit wenigen Ausnahmen von Spielern, die schon länger bei uns sind, haben alle unterschrieben, dass sie Kenntnis über das Beraterhonorar erhalten haben. Oft wussten sie darüber nichts“, sagt „Wir fordern eine Gebührenordnung, wie bei Architekten.“ DIETMAR HOPP, Hoffenheim Sportdirektor Rudi Völler von Bayer Leverkusen. Immerhin: ein erster Schritt. Dem weitere folgen sollen. Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bezeichnet die gängige Abzocker-Praxis als „Anachronismus“. Jeder Versuch, zu einer Neuregelung zu kommen, sei „absolut begrüßenswert“. Er appelliert dabei auch an die Solidarität: „Das geht nur, wenn sich alle Vereine einig sind.“ Dietmar Hopp, der Mäzen der TSG Hoffenheim, ärgert sich mächtig über die Berater, „die unglaubliche Beträge kassieren“. Er fordert eine „verbindliche Gebührenordnung, wie bei Architekten oder Rechtsanwälten“. Andere gehen noch weiter. Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, stellt die Frage: „Warum zahlen eigentlich nicht die Spieler die Gebühr an kicker, 22. Juni 2009 ihre Berater?“ Warum die Klubs? Natürlich könnte das zu fiskalischen Problemen in der Frage der steuerlichen Absetzbarkeit dieser Kosten führen. Auf der anderen Seite kassieren windige Berater in der Praxis heute schon von drei Seiten kräftig ab: vom abgebenden Verein, vom aufnehmenden Verein sowie vom Spieler selbst. Eine feste Gebührenordnung, wie von Hopp vorgeschlagen, erscheint als die sinnvollste Lösung. Sie müsste in ihrem Anhang einen harten Strafenkatalog für Verstöße von Punktabzug bis Lizenzentzug enthalten, denn Solidaritätsmechanismen haben im Fußballgeschäft fast nie gewirkt. Verbände und Vereine sagen der Berater-Abzockerbranche endlich den Kampf an. Schaffen sie wirklich eine Gebührenordnung? Dann legt sich vielleicht auch das Erstaunen von Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen und seines Scouts Bernd Hölzenbein, Weltmeister von 1974, die nach dem A-Juniorenspiel zwischen Kickers Offenbach und Eintracht Frankfurt am 1. Mai berichteten: „Die Eltern der Spieler haben intensiver darüber diskutiert, welcher Berater mehr Geld herausholt, als dass sie das Spiel verfolgt haben.“ RAINER FRANZKE Am nächsten Montag: Die Berater der Trainer und Manager „Eine Rattengesellschaft“ it 602 Bundesligaspielen für Frankfurt zwischen 1972 und 1991 ist Karl-Heinz Körbel (54) der Rekordspieler der Bundesliga. Der langjährige Scout der Eintracht führt seit Jahren eine Jugendfußballschule, die seit 2007 als JFC Frankfurt e. V. mit Jugendteams am Spielbetrieb teilnimmt und in der neben Körbel frühere Bundesligaprofis wie Norbert Nachtweih, Uwe Bindewald oder Cezary Tobollik arbeiten. M kicker: Haben Sie in Ihrer Karriere jemals einen Berater gehabt, Herr Körbel? Karl-Heinz Körbel: Nie, und das kann ich auch für meine früheren Mitspieler wie Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein oder Bernd Nickel sagen. Einer meiner Trainer, Dietrich Weise, stand schon damals in der Doppelrolle als Trainer und Manager wie heute Felix Magath. Er sagte uns, welche finanziellen Möglichkeiten vorhanden sind, dann konnten wir noch über einen Erfolgsbonus reden, und das Thema war beendet. Damit bin ich sehr gut gefahren. kicker: Brauchen die Spieler heute einen Berater? Körbel: Nein. Ein großer Teil der Berater bildet doch eine Rattengesellschaft. Sie lassen sich von jungen Leuten eine Generalvollmacht unterschreiben. Das ist eine absolute Katastrophe. Da werden die Spieler erst nach den Verhandlungen zwischen Verein und Berater zur Unterschrift gebeten und wissen oft nicht, was hinter ihrem Rücken läuft. Ich kenne Fälle, wo der Berater mehr Geld als der Spieler kassiert hat. Dem muss man absolut einen Riegel vorschieben. So wie es jetzt läuft, werden viele Spieler niemals richtig mündig, geschweige denn geschäftsfähig. Oft folgt auf die Karriere ein bitteres Ende. Und besonders schlimm an der Sache ist, dass inzwischen die Kids samt ihrer Eltern geködert werden. kicker: Ab welchem Alter? Körbel: Das geht schon los bei den 12-, 13-Jährigen. So früh fangen die Berater an, das Leben der Kids und deren Eltern zu beeinflussen. Und das ist ein internationales Problem. Kürzlich waren beim U-15-Länderspiel zwischen Deutschland und Polen allein schon aus England zehn Berater angereist. Der eine berichtete, dass er bei jedem Spiel der polnischen U 15 dabei ist. Den Kindern und ihren Eltern werden die tollsten Traumschlösser versprochen, doch am Ende stehen viele auf der Straße. kicker: Über welche Summen wird da geredet? Körbel: Ich weiß von dem Mitarbeiter einer Beratungsagentur, dass dieser seiner Firma in den zurückliegenden zehn Jahren 25 Millionen Euro gebracht hat, weil er zahlreiche Talente zuführen konnte, die zum Teil heute Nationalspieler sind. kicker: Seit wann sind Berater so massiv auf dem Markt? Körbel: Spielervermittler gab es schon immer. Mit den Beratern begann es zu Beginn der 80er Jahre. Da verhandelte zum Beispiel in Frankfurt der Vater von Thomas Berthold mit dem Verein. Später wurde Klaus Gerster Manager der Eintracht, war aber zugleich der Berater von Andreas Möller und Manfred Binz. Da ging schon das Theater bei der Vergabe von Autogrammstunden los. Uli Stein registrierte das mit Wutausbrüchen. Doch das war nur der Anfang. kicker: Und inzwischen arbeiten Mitarbeiter von Jugendleistungszentren hinter dem Rücken der Vereine mit Beratern zusammen? Körbel: Diese Fälle gibt es; genauso, wie schon immer gemunkelt wird, dass auch der eine oder andere Trai- Foto: imago/FAF 12 „Das geht schon bei 12-Jährigen los“: „Charly“ Körbel als Jugendtrainer. ner und Funktionär bei Transfers mitkassiert. kicker: Welche Schuld trifft denn die Spieler? Körbel: Die meisten sind bequem, wollen trainieren und dann schnell zum Italiener essen gehen. Das ist das Problem. Sie überlassen dem Berater das Feld. Ich kann mich wahnsinnig darüber aufregen, wenn die Berater durch die VIPRäume laufen, unseren Kaffee trinken, unsere Brötchen essen und nur gucken, wen sie noch an Land ziehen und wie sie noch mehr kassieren können. Die meisten Berater verdienen mit zwei, drei Gesprächen ihr Geld, dann sieht man sie vielleicht noch einmal, wenn der Spieler in drei, vier Spielen nicht aufgestellt worden ist. Von wirklicher Betreuung kann da keine Rede sein. Zwei Wochen nach Ende der Karriere kennen die meisten Berater den Spieler schon nicht mehr. kicker: Wie kann man dem einen Riegel vorschieben? Körbel: Überhaupt nicht, solange die Berater von den Vereinen hofiert werden. INTERVIEW: RAINER FRANZKE BUNDESLIGA Die Metho Wenn Spieler wechseln wollen, sind ihnen alle Mittel recht. Profis wie DEMBA BA (24) eifern aktuell dem Ex-Hamburger Rafael van der Vaart nach – selbst ein Spielerberater kritisiert diese Taktik. n Rafael van der Vaart haben sie sich in der abgelaufenen Woche noch nicht erinnert gefühlt in Hamburg. Mladen Petric war wesentlich moderater vorgegangen als der Holländer vor knapp zwei Jahren. Der damalige HSV-Kapitän hatte „Schmerzen im Herzen, weil mir der HSV meinen Traum von Valencia und Spanien zerstört hat!“ Schon immer von Wolfsburg geträumt hat Petric nach eigener Aussage immerhin noch nicht, zumal er erst nach dem Wechsel aus Dortmund vor knapp einem Jahr festgestellt hat, dass es einfach passe zwischen ihm und Hamburg. Gefallen gefunden an der Millionen-Offerte aus Niedersachsen aber hat er sehr wohl und deshalb täglich über die Medien ausrichten lassen, wie sehr ihn das VfL-Interesse beeindrucke und wie sehr ihn enttäusche, dass sich sein Klub nicht melde. Wenn Spieler wechseln wollen, werden mitunter wenige Monate alte Aussagen wertlos und können selbst kleine Babys schon mal Verletzungen verursachen. Die Methode van der Vaart. Der niederländische Nationalspieler hatte sich 2007 A „Ich habe mit Hoffenheim abgeschlossen“: Demba Ba erhöht den Druck auf seinen Klub, um weg zu dürfen. Fotos: imago (3), OnlineSport, Witters/TaDucLam 14 in seiner Wohnung von spanischen Fotografen sogar im Trikot seines Wunschvereins FC Valencia ablichten lassen, während sein damaliger Trainer Huub Stevens zeitgleich nur wenige Kilometer entfernt im Stadion-Inneren eine flammende Verteidigungsrede für seinen Star hielt. Er sei sicher, dass der Spieler keine Verletzung vorgetäuscht habe, um einen Wechsel zu provozieren. Zur Erinnerung: Vor dem UEFA-Cup-Qualifikationsspiel in Budapest hatte sich van der Vaart mit Rückenproblemen abgemeldet. Ein Einsatz, und er wäre international für Valencia nicht spielberechtigt gewesen. „Es ist beim Heben meines Babys passiert.“ Hamburg blieb dennoch hart und van der Vaart spielte eine starke Bundesliga-Saison mit zwölf Toren und zehn Vorlagen. „Der HSV hat damit ein wichtiges Signal gesetzt und eine echte Vorreiterrolle eingenommen“, sagt nun ein Mann, der die „Methode van der Vaart“ schon vor dem Nie- „Hannover ist hässlich und öde – das war ein Fehler.“ CHRISTOPH LEUTRUM, Berater derländer angewandt hat: Spielerberater Christoph Leutrum (40). 2002 wollte er, seinerzeit noch bei der Agentur Rogon angestellt, den Transfer seines Schützlings Jan Simak vom damaligen BundesligaAufsteiger Hannover 96 zu Bayer Leverkusen vorantreiben – die „Mutter der schmutzigen Scheidungen“. Simak sollte sich unmöglich machen, damit ihn Hannover trotz Vertrags von der Leine lässt, also pöbelte der Tscheche auf Geheiß seines Beraters: „Hannover ist hässlich und öde.“ Heute sagt Leutrum ehrlich: „Das war ein Fehler, den ich heute nicht mehr machen würde. Ich bin ehrlich, es war unser Ziel, den Wechsel auf diese Weise zu forcieren und es hat groteskerweise ja auch funktioniert. Nur ging das zulasten von Jan, es hat seinem Image geschadet.“ Leutrum hat sich nach seiner Trennung von Rogon bei Simak entschuldigt. „Ich habe ihm gesagt, dass es falsch von uns war.“ Der Spieler nahm an, wechselte ebenfalls die Agentur und lässt sich heute noch von Leutrum beraten, hatte in dem Hamburger einen verlässlichen Partner in persönlich kicker, 22. Juni 2009 15 de Van der Vaart Nur der HSV? Mladen Petric deutet beim Jubel auf das Vereinsemblem, kann sich aber auch ein Engagement in Wolfsburg vorstellen. schwierigen Zeiten. Die „Methode Van der Vaart“ aber erscheint populärer denn je in einer Transferperiode, in der selbst Trainer in Serie Verträge gekündigt haben. In Cottbus giftet Stanislav Angelov (31), die Stadt an der Grenze zu Polen sei in einem anderen Zeitalter, „sie mögen keinen und haben auch nicht das Bedürfnis, dass man sie mag. Wir sprechen von Ostdeutschland. Außerdem entspricht das Niveau des Managements nicht der Bundesliga“. Und in Hoffenheim treibt Demba Ba, der freundliche Senegalese mit dem Sonnyboy-Image und einem gültigen Vertrag bis 2011, nach einem Beraterwechsel ein durchschaubares Spiel. Anfang Juni hatte Bas neuer Berater Karim Aklil dem kicker ein auf Französisch abgefasstes Schreiben zugesandt und folgende Erklärung seines Spielers verlauten lassen: „Nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschlossen, Hoffenheim zu verlassen. Trotz meines Vertrages habe ich meinen Berater gebeten, mit den Verantwortlichen meines jetzigen Klubs in Kontakt zu treten, um einen Transfer zum VfB Stuttgart zu realisieren.“ Duplizität der Ereignisse: Beinahe zeitgleich erhielt L’Equipe in Frankreich ein ähnliches Schreiben, in dem Souleymane Diawara von Girondins Bordeaux einen Wechsel zu Olympique Marseille erzwingen wollte. Diawara ist Landsmann von Ba. Und wird ebenfalls von Aklil beraten. Ba legte in den darauffolgenden Tagen zudem öffentlichkeitswirksam nach, ließ wissen, dass er mit Hoffenheim abgeschlossen habe. Spielerberater Leutrum sagt heute, „dass ein guter Berater seinen Spielern nicht raten sollte, solche Wege zu gehen“. Vereine sollten normal nicht erpressbar sein – ist das leichter gesagt als getan? Thomas Helmer wollte 1992 unbedingt von Dortmund zum FC Bayern wechseln, hatte aber nur eine Freigabeklausel für das Ausland und deshalb mit Bayern-Manager Uli Hoeneß eine letztlich erfolgreiche Drohung ausgesprochen: über AJ Auxerre zu den Münchnern zu wechseln; William Gallas soll 2006 gedroht haben ein Eigentor zu schießen, wenn ihn Chelsea nicht zum FC Arsenal gelassen hätte; Khalid Boulahrouz hatte sich 2006 als HSV-Verteidiger beim Warmmachen vor einem ChampionsLeague-Qualifikationsspiel verletzt, um kurz darauf zum FC Chelsea zu wechseln. Alles nur Zufall? Felix Magath, in diesem Sommer als Trainer und Manager von Meister Wolfsburg zum FC Schalke gewechselt, ist der Überzeugung, dass Reiselustige nicht aufzuhalten sind: „Einen Fußballer, der unbedingt weg will, kann ein Verein auf Dauer nicht halten.“ Leutrum widerspricht dieser These und ist der Überzeugung, dass sich Standhaftigkeit auszahlt. „Der Fall van der Vaart beim HSV hat doch bewiesen, dass es sich lohnt, hart zu bleiben, wenn ein Spieler noch einen längerfristigen Vertrag hat – schließlich können es sich die Profis nicht leisten, sich hängen zu lassen, weil dann ihr Marktwert sinkt.“ „Es ist schwierig, eine innere Kündigung zu sanktionieren.“ DIETMAR BEIERSDORFER, HSV Exakt darauf haben sich Hamburgs Verantwortliche vor zwei Jahren verlassen, haben die Kraftprobe gewagt, als van der Vaart die Muskeln spielen ließ. Sportchef Dietmar Beiersdorfer sagt heute im Rückblick: „Wir hatten diese sportliche Reaktion von ihm erwar- tet und waren uns immer sicher, dass Rafael sich reinhängt, wenn er bleibt.“ Klubboss Bernd Hoffmann betrachtet es nüchterner: „Er hatte einen gültigen Vertrag und hat letztlich das getan, was wir erwarten konnten.“ Ein Jahr später ging der Holländer zu Real Madrid. Auch, weil der HSV im Sommer 2007 das Zugeständnis gemacht hatte, dass er ein Jahr später verhandlungsbereit sei, wenn erneut ein Top-Klub anfragt. Beim Spieler Rafael van der Vaart ist die Hamburger Taktik aufgegangen, auch ein Jahr später flossen noch 14 Millionen Euro in die Klubkasse. Beim Spieler Mladen Petric werden die Verantwortlichen abermals hart bleiben und haben dem Kroaten dies trotz dessen CharmeOffensive in Richtung Wolfsburg bereits deutlich zu verstehen gegeben – beim Trainer Martin Jol indes wurde dem Wechselwunsch Ende Mai sofort nachgegeben. Weil ein leitender Angestellter, der öffentlich gemacht hat, dass er seiner Rolle überdrüssig ist, nicht mehr tragbar ist? Könnten Klauseln in Verträgen mit Trainern bestimmte Summen festlegen, die bei Vertragsbruch fällig würden? Beiersdorfer stellt die Gegenfrage. „Wie will man Vertragsbruch nachweisen? Wenn der Trainer sagt, dass sich seine Frau nicht mehr wohlfühlt in Hamburg? Es ist schwierig, eine innere Kündigung zu sanktionieren.“ Deshalb werden es auch die Spieler weiter probieren. Städte, die „hässlich und öde“ sind, wird es weiterhin geben in der Liga. S E B A S T I A N WO L F F Drei Männer, ein Ziel: Rafael van der Vaart (mit Valencia-Trikot), Jan Simak (2002 im Dress von Hannover 96) und sein Berater Christoph Leutrum (rechts) provozierten, um einen Wechsel zu erzwingen. 16 BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 ,,Ich kann schon einen Ball fangen“ kicker: Herr Müller, Sie sind in Frankfurt geboren, beim Zweitligisten FSV groß geworden. Warum hat es so lange gedauert, bis Sie in der Bundesliga auftauchen? Heinz Müller: Weil ich als junger Torhüter nicht die Chance dazu bekam. In Bielefeld stand Mathias Hain vor mir, in Hannover war Jörg Sievers damals ein Idol. kicker: In Bielefeld saßen Sie immerhin zehnmal in der Bundesliga auf der Ersatzbank. Warum sind Sie freiwillig abgestiegen, erst zu St. Pauli, dann nach Regensburg? Müller: Ich wollte unbedingt spielen. In Regensburg war leider nach vier Spielen alles vorbei: Zwei Schambeinoperationen, und ich war ein Jahr außer Gefecht. Da ist klar, dass kein Bundesligist anklopft und sagt: Du bist meine Nummer 1. kicker: Wie kommt man als Pechvogel nach einem verlorenen Jahr in Regensburg zu einem Erstligisten nach Norwegen? Müller: Odd Grenland suchte zufällig einen Torwart. Ich dachte, schaden kann’s nicht. Zumal die im UEFAPokal auf Feyenoord Rotterdam trafen. Das waren zwei super Spiele. Und Norwegen hat ja keine Kneipenliga, das Niveau ist mit den Topteams der 2. Liga hier vergleichbar. kicker: Was macht man in Norwegen außer Fußball spielen? Müller: Angeln und Skifahren. Foto: imago/Martin Groß geworden ist er beim FSV Frankfurt. Doch HEINZ MÜLLER (31) musste den Umweg übers Ausland nehmen, um in Mainz in der Bundesliga zu landen. Ein neues Gesicht beim 1. FSV Mainz 05: Mit 31 Jahren hat Heinz Müller den Sprung zu einem deutschen Bundesligisten geschafft. Müller: Der Schritt zurück war für mich und meine Lebensgefährtin, mit der ich einen zweijährigen Sohn habe, schon länger ein Thema. kicker: Wie kam Mainz bei der Suche nach einem neuen Torwart auf Sie in Barnsley? Müller: Ich war ja schon des Öfteren bei deutschen Klubs im Gespräch, „Dimo Wache ist eine Kultfigur in Mainz, und doch sehe ich die Chance, längerfristig die Nummer 1 zu werden.“ kicker: Dann lockte Barnsley, der englische Fußball. Müller: Englische Scouts beobachten intensiv den skandinavischen Markt. Die aus Barnsley sagten: Den Müller können wir gebrauchen! kicker: Sie waren Stammspieler und hatten beim Zweitligisten noch einen Vertrag bis 2010. Überkam Sie dann plötzlich das Heimweh nach Deutschland? zuletzt im Winter 2008 beim VfL Wolfsburg. Mainz hat meine Entwicklung wohl verfolgt. kicker: Woran scheiterte der Wechsel zum VfL, der letztlich Diego Benaglio holte? Müller: Es gab damals gute Gespräche mit Felix Magath. Dann zog sich die Sache etwas hin, und ein paar Tage später riss bei mir ein Kreuzband . . . kicker: Wieder eine lange Pause. Dachten Sie ans Aufhören? Müller: Nein, obwohl die Verletzung wirklich zum ungünstigsten Zeitpunkt passierte. Ich habe ein paar Tage gebraucht, um die Sache zu verdauen. Na ja, acht Monate später spielte ich ja wieder. kicker: Auch englische Topklubs wie Arsenal sollen damals ein Auge auf Sie geworfen haben. Müller: Interesse war da. Aber Anfrage heißt ja noch lange nicht, dass ein Geschäft zustande kommt. kicker: Im Ausland spielten Sie regelmäßig. Wie wichtig war die Erfahrung in England? Müller: Ich habe sportlich und persönlich im Ausland einen großen Schritt nach vorne getan. Die zweite Liga in England ist sehr rau. Da pfeifen Schiedsrichter sehr selten für Torhüter in Duellen mit Stürmern, die 1,95 Meter groß und 95 Kilo schwer, also richtige Ochsen sind. Ich lag schon ein paarmal am Boden, ohne dass ein Foulspiel geahndet wurde. kicker: Hat Manager Christian Heidel recht, wenn er sagt, Sie seien ein Original und würden schon deshalb besonders gut zu einem Karnevalsverein passen? Müller: Ich bin ein lockerer, offener Typ, der auch gerne lacht. kicker: Was sind Ihre Stärken? Müller: Ich kann schon einen Ball fangen. kicker: Wie sehen Sie den Konkurrenzkampf mit Dimo Wache? Müller: Dimo ist eine Kultfigur in Mainz. kicker: Sie sehen trotzdem gute Chancen für sich? Müller: Natürlich. Wenn ich nicht die Chance sehen würde, längerfristig in Mainz die Nummer 1 zu werden, hätte ich nicht wechseln müssen. kicker: In Barnsley erlebten Sie Abstiegskampf, der Ihnen nun in Mainz wieder droht. Fordert der einen Torhüter ganz besonders? Müller: Der Druck auf den Torwart ist schon enorm. Jeder Fehler führt meist zum Tor. Feldspieler haben es da einfacher. kicker: Was trauen Sie sich mit Aufsteiger Mainz zu? Müller: Ich hoffe auf einen guten Start und darauf, dass uns die Aufstiegseuphorie ein bisschen trägt. Auch wenn es ein schweres Stück Arbeit wird: Die Chancen auf den Klassenerhalt sind gut. I N T E RV I EW: U L I G E R K E Heinz Müller Geboren am 30. 5. 1978 in Frankfurt, Größe 1,93 m, Gewicht 88 kg Seine Vereine: – 1996 FSV Frankfurt 1996 – 1997 SpVgg Bad Homburg 1997 – 2001 Hannover 96 2001 – 12/02 Arminia Bielefeld 01/03 – 2003 FC St. Pauli 2003 – 2004 Jahn Regensburg 07/04 – 12/04 Odd Grenland Skien 01/05 – 08/07 Lilleström SK 08/07 – 2009 FC Barnsley ab 1. 7. 2009 beim 1. FSV Mainz 05 Seine Einsätze 29 Zweitligaspiele 1 Regionalligaspiel 49 Erstligaspiele in Norwegen 64 Zweitligaspiele in England 3 Europapokalspiele Seine Erfolge: Norwegischer Pokalsieger 2007, Bundesliga-Aufstieg 2002, Zweitliga-Aufstieg 1998 22. Juni 2009 kicker-TOP-THEMA 17 HSV: Der Machtkampf zwischen Hoffmann und Beiersdorfer eskaliert tung, wenn es um Abschlüsse geht. Außerdem vermisst er, durchaus nachvollziehbar, Führungsstärke seines Sportlichen Leiters, wenn, wie zuletzt, nacheinander Piotr Trochowski, Mladen Petric und Paolo Guerrero ungesühnt Wechselgelüste verkünden dürfen. Wenn Spieler aus der Reihe tanzen, bevorzugt Ex-Profi Beiersdorfer die ruhige Hand, Hoffmann dagegen könnte diese, um im Bild zu bleiben, in solchen Momenten ausrutschen. „Beide sind eben zwei unterschiedliche Charaktere, die immer mal aufeinanderprallen“, sagt Aufsichtsrats-Boss Becker. „Es gibt jetzt offenbar unterschiedliche Auffassungen, was Transfers und die Aufarbeitung der vergangenen Saison anbelangt. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass es in dieser Konstellation weitergeht.“ Hoffmann sieht die Lage ähnlich: „Wir werden es auch diesmal intern klären.“ Intern jedoch ist der Fall schon jetzt nicht mehr zu klären, weil er am Wochenende öffentlich wurde. Ob er zu klären ist, bleibt ebenso offen. Zu laut knirscht es immer wieder in grundsätzlichen Fragen zwischen Hamburgs wichtigsten Entscheidungsträgern, die den HSV in ihrer gemeinsamen Ära sportlich wieder in der Ligaspitze etabliert haben. Am heutigen Montag muss der Personalausschuss des Aufsichtsrates entscheiden, ob die Ära weitergeht. Beiersdorfer weiß um Hoffmanns starke Position im seit Januar neu besetzten Kontrollgremium. Dennoch hat er den Gang zum Aufsichtsrat gewählt. Die letzte Ausfahrt für einen gemeinsamen Weg in die Zukunft? Oder der letzte Akt? S E B A S T I A N WO L F F Der letzte Akt? Fotos: Witters Zwei Macher mit unterschiedlichen Meinungen: Dietmar Beiersdorfer und Bernd Hoffmann (rechts). ietmar Beiersdorfer (45) ist viel beschäftigt dieser Tage. Gemeinsam mit Trainer Bruno Labbadia (43) bastelt er am HSVKader der kommenden Saison. Am heutigen Montag aber geht es erstmal um seine eigene Zukunft. Auf eigenen Wunsch. Bereits vor einer Woche hat Hamburgs Sportchef Aufsichtsrats-Boss Horst Becker (67) aufgesucht und um Hilfe gebeten. Grund: Neben den beinahe schon üblichen Differenzen im Innenverhältnis mit dem Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann (46) soll es parallel zur Vorstellung von Labbadia einen Eklat gegeben haben. Der nächste Zwist zwischen zwei völlig unterschiedlichen Charakteren. Und gleichzeitig auch der letzte? Beiersdorfers Rückzug erscheint nicht ausgeschlossen. D Becker, der erst am gestrigen Sonntag aus New York zurückgekehrt ist, erwartet heute keinen Showdown, an dessen Ende nur einer der beiden Verantwortungsträger übrigbleibt. Ein Irrglaube? Das Einschalten eines anderen Gremiums verleiht der Angelegenheit Dynamik und erscheint „Unterschiedliche Auffassungen über Kompetenzbereiche.“ DIETMAR BEIERSDORFER Beiersdorfer als der letzte Ausweg. Ein Grund soll ein Vorfall sein, durch den der Sportchef am Tag vor Labbadias offizieller Vorstellung brüskiert wurde. Nach kickerInformationen bat Hoffmann BAYERN Das Gesicht der neuen Elf WOLFSBURG Der Meister legt los Seite 21 Seite 24 den neuen Coach und Chefscout Michael Schröder vor zwei Wochen zu einem Gespräch über die Kaderplanung, während Beiersdorfer mit Co-Trainer Eddy Sözer in Tirana Albaniens Lorik Cana beobachtete. Eine Zusammenkunft, die unzweifelhaft in den Aufgabenbereich Beiersdorfers fällt, von der dieser jedoch im Vorfeld nicht wusste. Der 45-Jährige bestätigt diesen Vorfall nicht, spricht offiziell nur „von unterschiedlichen Auffassungen, was Kompetenzbereiche betrifft“. Unterschiedliche Auffassungen zwischen den beiden Bossen sind selbst Spielern und deren Beratern in der Vergangenheit nicht verborgen geblieben. Hoffmann, ganz der Typ Macher, bemängelt nicht nur intern Beiersdorfers häufig abwartende, mitunter auch zögerliche Hal- Gefragter Mann: Aufsichtsrats-Boss Horst Becker. SCHALKE Wieder Ärger um Engelaar BREMEN Der lange Poker um Marin Seite 27 Seite 28 18 BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 Foto: Imago/Team 2 Der Transfermarkt – Alle Wechsel in diesem Sommer auf einen Blick Karim Haggui (Hannover 96) Constant Djakpa (Hannover 96) Gabor Kiraly (1860 München) Erik Domaschke (SV Wehen Wiesbaden) Vratislav Gresko (noch ohne Verein) WERDER BREMEN ZUGÄNGE Marcelo Moreno (Schachtjor Donezk/UKR) Boubacar Sanogo (1899 Hoffenheim)* Kevin Schindler (Hansa Rostock)* ABGÄNGE Diego (Juventus Turin/ITA) Kevin Schindler (FC Augsburg) Max Kruse (FC St. Pauli) Frank Baumann (Karriereende) Foto: Imago/Cityfiles H A N N OV E R 9 6 Stürmisch: Marcelo Moreno kommt aus Donezk zu Werder Bremen. ZUGÄNGE Karim Haggui (Bayer Leverkusen) Constant Djakpa (Bayer Leverkusen) Valdet Rama (FC Ingolstadt) Sofien Chahed (2. Mannschaft) ABGÄNGE Bastian Schulz (1. FC Kaiserslautern) Frank Fahrenhorst (MSV Duisburg) Gaetan Krebs (Karlsruher SC) Michael Tarnat (Karriereende) Valerien Ismael (Antrag auf Sportinvalidität) 1. FC KÖLN ZUGÄNGE Thomas Kahlenberg (AJ Auxerre/FRA) Daniel Baier (FC Augsburg)* Alexander Laas (Arminia Bielefeld)* Sergiu Radu (1. FC Köln)* Mahir Saglik (Karlsruher SC)* Jonathan Santana (San Lorenzo/ARG)* Vlad Munteanu (Arminia Bielefeld)* Cedrick Makiadi (MSV Duisburg)* ABGÄNGE Yoshito Okubo (Vissel Kobe/JPN) Cedrick Makiadi (SC Freiburg) Kamani Hill (Vitoria Guimaraes/POR) Alex (noch ohne Verein) Patrick Platins (noch ohne Verein) F C B AY E R N M Ü N C H E N ZUGÄNGE Edson Braafheid (Twente Enschede/NL) Mario Gomez (VfB Stuttgart) Ivica Olic (Hamburger SV) Alexander Baumjohann (Bor. Mönchengladbach) Anatoliy Tymoshchuk (St. Petersburg/RUS) Andreas Görlitz (Karlsruher SC)* ABGÄNGE Lukas Podolski (1. FC Köln) Massimo Oddo (AC Mailand/ITA) Zé Roberto (noch ohne Verein) Willy Sagnol (Sportinvalide) VFB STUTTGART ZUGANG Manuel Fischer (TuS Koblenz)* ABGÄNGE Mario Gomez (Bayern München) Danijel Ljuboja (noch ohne Verein) HERTHA BSC ZUGANG Christoph Janker (1899 Hoffenheim) ABGÄNGE Andrey Voronin (FC Liverpool/ENG) Marko Pantelic (noch ohne Verein) Sofian Chahed (noch ohne Verein) Marko Babic (noch ohne Verein) Leandro Cufré (noch ohne Verein) Christian Fiedler (Karriereende) HAMBURGER SV ZUGÄNGE Sascha Kirschstein (Greuther Fürth)* Änis Ben-Hatira (MSV Duisburg)* Sidney Sam (1. FC Kaiserslautern)* ABGÄNGE Ivica Olic (Bayern München) Macauley Chrisantus (Karlsruher SC) Michael Gravgaard (FC Nantes/FRA) Marcel Ndjeng (Borussia Mönchengladbach) Albert Streit (Schalke 04) Thimothée Atouba (noch ohne Verein) Bastian Reinhardt (noch ohne Verein) Khalid Sinouh (noch ohne Verein) BO RU S S I A D O R T M U N D ZUGÄNGE Sven Bender (1860 München) Dimitar Rangelow (Energie Cottbus) Markus Feulner (1. FSV Mainz 05) Kevin Großkreutz (RW Ahlen) Giovanni Federico (Karlsruher SC)* Markus Brzenska (MSV Duisburg)* Marcel Höttecke (2. Mannschaft) Marc Hornschuh (eigene A-Junioren) ABGÄNGE Markus Brzenska (Energie Cottbus) Kevin-Prince Boateng (Tottenham/ENG) 1899 HOFFENHEIM ZUGÄNGE Christian Eichner (Karlsruher SC) Maicosuel (Botafogo/BRA) Prince Tagoe (Al-Ittifaq/Saudi-Arabien) ABGÄNGE Christoph Janker (Hertha BSC) Fabricio (Flamengo/BRA) Boubacar Sanogo (Werder Bremen) Selim Teber (noch ohne Verein) ZUGÄNGE Lukas Podolski (Bayern München) Sebastian Freis (Karlsruher SC) ABGÄNGE Sergiu Radu (VfL Wolfsburg) Thomas Broich (1. FC Nürnberg) Nemanja Vucicevic (noch ohne Verein) Matthias Scherz (Karriereende) EINTRACHT FRANKFURT ZUGÄNGE Ralf Fährmann (Schalke 04) Maik Franz (Karlsruher SC) Marcel Heller (MSV Duisburg)* ABGÄNGE Michael Fink (Besiktas Istanbul) Leonhard Kweuke (Dunajska Streda, SLK) Kreso Ljubicic (Hajduk Split/KRO) Junichi Inamoto (Stade Rennes/FRA) BO R . M Ö N C H E N G L A D B A C H ZUGÄNGE Thorben Marx (Arminia Bielefeld) Raul Marcelo Bobadilla (Grasshopper Zürich/CH) Marcel Meeuwis (Roda Kerkrade/NL) Marco Reus (RW Ahlen) Roman Neustädter (1. FSV Mainz 05) Marcel Ndjeng (Hamburger SV)* Sebastian Svärd (Hansa Rostock)* ABGÄNGE Alexander Baumjohann (Bayern München) Soumaila Coulibaly (Ziel unbekannt) Tomas Galasek (Karriereende) V F L BO C H U M ZUGÄNGE Andreas Luthe (2. Mannschaft) Danny Fuchs (1. FC Kaiserslautern)* Ivo Ilicevic (Greuther Fürth)* ABGÄNGE Ivo Ilicevic (1. FC Kaiserslautern) Oliver Schröder (noch ohne Verein) Andreas Lengsfeld (noch ohne Verein) SC FREIBURG ZUGÄNGE Mensur Mujdza (NK Zagreb/KRO) Cedrick Makiadi (VfL Wolfsburg) Stefan Reisinger (Greuther Fürth) Manuel Salz (Stuttgarter Kickers) Du-Ri Cha (TuS Koblenz) ABGÄNGE Daniel Schwaab (Bayer Leverkusen) Kevin Schlitte (Hansa Rostock) Michael Müller (1. FC Saarbrücken) Ali Günes (noch ohne Verein) Maximilian Mehring (noch ohne Verein) 1. FSV MAINZ 05 ZUGÄNGE Filip Trojan (FC St. Pauli) Heinz Müller (FC Barnsley/ENG) Eugen Polanski (FC Getafe/SPA) Jan Kirchhoff (eigene A-Junioren) ABGÄNGE Markus Feulner (Borussia Dortmund) Roman Neustädter (Bor. Mönchengladbach) Robert Fleßers (FC Ingolstadt) Nejmeddin Daghfous (SC Paderborn) Christian Demirtas (noch ohne Verein) Delron Buckley (noch ohne Verein) Daniel Ischdonat (noch ohne Verein) 1. FC NÜRNBERG ZUGÄNGE Thomas Broich (1. FC Köln) Angelos Charisteas (Bayer Leverkusen)* Mario Breska (EN Paralimni/CYP)* Jonathan Kotzke (eigene A-Junioren) Tomasz Welnicki (A-Junioren VfL Bochum) Güngör Kaya (A-Junioren VfL Bochum) ABGÄNGE Stefan Reinartz (Bayer Leverkusen) José Goncalves (Heart of Midlothian/SCO) Mario Breska (APOEL Nikosia/CYP) Aleksandar Mitreski (noch ohne Verein) * = war ausgeliehen FC SCHALKE 04 ZUGÄNGE Jan Moravek (Bohemians 1905 Prag/CZE) Albert Streit (Hamburger SV)* ABGÄNGE Mladen Krstajic (Partizan Belgrad/SER) Ralf Fährmann (Eintracht Frankfurt) B AY E R L E V E R K U S E N ZUGÄNGE Daniel Schwaab (SC Freiburg) Sami Hyypiä (FC Liverpool/ENG) Eren Derdiyok (FC Basel/CH) Theofanis Gekas (FC Portsmouth/ENG)* Stefan Reinartz (1. FC Nürnberg)* Assimiou Touré (VfL Osnabrück)* Pierre de Wit (VfL Osnabrück)* ABGÄNGE Henrique (FC Barcelona/SPA) Angelos Charisteas (1. FC Nürnberg) Foto: Witters/Duchene VFL WOLFSBURG Zurück nach Bochum: Danny Fuchs, der an Lautern ausgeliehen war. Dynamisch: Eren Derdiyok, der vom Schweizer Spitzenklub FC Basel kommt, soll frischen Wind in den Sturm von Bayer Leverkusen bringen. BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 19 HAMBURG: Viele offene Fragen, aber keine Abschlüsse – der Peruaner denkt an einen Wechsel 1Der erste Neuzugang ist auch zwei Wochen nach der Vorstellung von Bruno Labbadia noch nicht präsentiert – dafür hat nach den beendeten Spekulationen um Mladen Petric (28) nun Paolo Guerrero (25) artikuliert, dass er weg möchte. Während es in der Führungsriege wegen Kompetenzstreitigkeiten kracht, stockt die Kaderplanung. Seinen 2010 auslaufenden Vertrag hat der Peruaner bislang nicht verlängert, weil der HSV es ablehnt, ihn mit den geforderten vier Millionen Euro Jahressalär zum Topverdiener zu machen. In seiner Heimat hat der Angreifer deshalb ganz offen formuliert, dass er möglichst diesen Sommer wechseln möchte. Aber: Bislang ist nicht ein Interessent an die Hamburger Bosse herangetreten. Dass die momentan genug eigene Probleme haben und damit auch die Verhandlungen mit eigenen und möglichen neuen Spielern behindern, vermutet Aufsichtsratsboss Horst Becker hingegen nicht. „Dass dies Transfers blockiert, glaube ich nicht.“ Ob mit oder ohne Einheit im Vorstand – Guerreros Zukunft bleibt fraglich. „Paolo und sein Berater prüfen jetzt andere Angebote“, weiß Beiersdorfer, sagt aber auch: „Er kann sich auch vorstellen zu bleiben.“ Immer deutlicher indes zeichnet sich ab: Nur eine vorzeitige Verlängerung kann Guerreros Verbleib wirklich sichern. „Das“, betont Beiersdorfer, „ist nach wie vor unser Bestreben.“ Anfang Juli, nach dem Trainingsstart, ist eine weitere Verhandlungsrunde angesetzt. Die ist auch im Fall Eljero Elia (21, Twente Enschede) nötig. Unverändert steht der Linksaußen aus Holland zu seiner Zusage, nach Hamburg und nicht zu Ajax Amsterdam und Martin Jol wechseln zu wollen, eine Annäherung mit Elias Klub aber ist noch immer nicht in Sicht. Intern hat sich die Führung – einheitlich – auf Talent Elia als Wunschkandidaten festgelegt, die geforderten acht Millionen Euro aber sind dem HSV zu viel. 16 Millionen hat der Aufsichtsrat für die laufende Transferperiode genehmigt. Mit acht Millionen für ein Offensivtalent, das erst am Anfang seiner Entwicklung steht, wäre bereits die Hälfte der Summe weg und die von Bruno Labbadia und Beiersdorfer ausgemachten Baustellen im defensiven und offensiven Mittelfeld noch nicht geschlossen. Dass die ebenfalls noch offene Planstelle in der Innenverteidigung von einer etablierten Kraft geschlossen wird, erscheint unwahrscheinlich: Bastian Reinhardt (33) hatte nach seinem „Nein“ zu einem neuen Zweijahresvertrag einen Fehler eingeräumt und von Kapitän David Jarolim („Ich hoffe, dass er bleibt“) Unterstützung erhalten. Eine Rückkehr des Verteidigers aber bahnt sich nicht an. S E B A S T I A N WO L F F KOMMENTAR Es kann keinen Gewinner geben VO N S E B A S T I A N WO L F F angweilig wird es nach einer turbulenten Saison in Hamburg auch ohne Fußball nicht. Der HSV präsentiert zwar keine Neulinge, aber zuverlässig Schlagzeilen – und sendet ein verheerendes Signal nach innen und außen. Denn als eine Top-Adresse, die der Klub nach den Erfolgen in den zurückliegenden Jahren durchaus wieder ist, stellt er sich dieser Tage nicht dar. Dass dafür mit Bernd Hoffmann und Dietmar Beiersdorfer ausge- L rechnet jenes Duo verantwortlich ist, das auch entscheidenden Anteil an der Erfolgsgeschichte hat, erscheint auf den ersten Blick grotesk, lässt sich beim genauen Hinsehen aber nicht von der Hand weisen. Hoffmann und Beiersdorfer sind völlig unterschiedliche Persönlichkeiten, die seit 2003 keine Einheit, sondern eine Allianz gebildet haben. Zerbricht diese Allianz, stünden alle, Hoffmann, Beiersdorfer und der HSV als Verlierer da. Aber kann es nach der erneuten Eskalation der Streitigkeiten überhaupt ein „weiter so“ und einen Gewinner geben? Foto: Witters Was wird aus Guerrero? Streit lähmt den HSV Jüngster Zankapfel: Der peruanische Angreifer Paolo Guerrero hat seinen 2010 auslaufenden Vertrag beim HSV noch nicht verlängert. DIE CHRONIK: Viel Erfolg, viele Differenzen Erster Ärger wegen Doll 1Bernd Hoffmann und Dietmar Beiersdorfer – diese Verbindung zwischen zwei völlig unterschiedlichen Charakteren erzeugte intern beim HSV schon häufig Reibungen. „(K)ein Traumpaar“ titelte der kicker am 20. Oktober 2008 über den Vorstandsboss und seinen Sportchef – weil es zeit ihres Zusammenwirkens zwar immer wieder knisterte, aber auch sportlich lief. Fünf Europapokal-Teilnahmen in Folge seit 2005 schafften neben dem HSV nur der FC Bayern und Werder Bremen. Im August 2002 hatte Beiersdorfer die Nachfolge von Sportchef Holger Hieronymus angetreten, im Februar 2003 beerbte Hoffmann Vorstandsboss Werner Hackmann. Laut vernehmbar krachte es erstmals im Winter 2006. Inmitten einer sportlichen Talfahrt unter Thomas Doll distanzierte sich Hoffmann im November erstmals öffentlich von Beiersdorfer, als er „von Trainer und Sportchef“ eine Analyse verlangte. In jener Analyse kurz vor Weihnachten sprach sich Hoffmann für einen Trainerwechsel aus; Beiersdorfer war dagegen und behielt zunächst die Oberhand – jedoch nicht recht. Im Februar 2007 war Dolls Zeit abgelaufen und der erste Riss im Vorstand nach wochenlanger Funkstille erst im Sommer wieder halbwegs gekittet. Im Frühjahr 2008 dann der nächste große Zwist: Als Nachfolger von Huub Stevens favorisierte Beiersdorfer Fred Rutten, Hoffmann hingegen Jürgen Klopp – zwei völlig unterschiedliche Trainertypen als Sinnbild für die Unterschiede zwischen dem Vorstandsvorsitzenden und seinem Vize. Am Ende einigten sich beide nach 177-tägiger Suche auf Martin Jol, dennoch mussten Hoffmann und Beiersdorfer wie auch Vorstandsmitglied Katja Kraus vor einem Jahr beim damaligen Aufsichtsrat zum Rapport, um über die Stimmung im Vorstand Rechenschaft abzulegen. Die damalige ultimative Forderung von Gremiumsboss Horst Becker: „Die beiden müssen sich zusammenraufen!“ Dies hat nicht mal ein Jahr funktioniert, bei der nächsten großen Situationsanalyse krachte es erneut. Zum letzten Mal? SW 20 BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 HOFFENHEIM: Poker um den Stürmer eröffnet Stuttgarter Angebot für Ba Horst Heldt am Freitag und sagt ansonsten: „Das Interesse ist da. Aber wie groß das Interesse ist, wird sich zeigen.“ Alles eine Frage des Geldes also. Verhindern will er indes, dass nach Demba Ba gleich die nächste Stütze des Teams wegbrechen könnte. Für Spielmacher Carlos Eduardo (21) hatte am Wochenende ein Vertreter von Zenit St. Petersburg ein Angebot über 12 Millionen Euro abgegeben. „Ich habe höflich aber bestimmt abgelehnt“, erklärt Schindelmeiser. Und der Brasilianer hält es wie Dzeko und Ribery: Noch hat er sich nicht zu Wort gemeldet. M A RT I N G RU E N E R Foto: Getty Images/Cortez 1Sogar mit den Beispielen Dzeko und Ribery hat es Ralf Rangnick probiert. „Diese beiden werden ebenfalls von anderen Klubs umworben“, meint Hoffenheims Trainer, „doch von ihnen waren bisher keine Aussagen dazu zu hören.“ Bei seinem Stürmer Demba Ba (24) liegt der Fall anders. Auch nach dem 90-minütigen Gespräch mit der TSG-Führung beharrt der Senegalese weiter öffentlich darauf, nach Stuttgart zu wechseln. Die Hoffenheimer Verantwortlichen sind längst genervt von der unendlichen Geschichte und betonen stets, dass sich an ihrem Willen, den Spieler zu halten, nichts geändert habe. Dennoch wird die starre Haltung langsam aber sicher ein wenig weicher. Zwar sagt Rangnick: „Sportlich werden wir ihn unter keinen Umständen abgeben. Er hat einen Vertrag bei uns bis 2011, das muss er akzeptieren.“ Doch aus finanzieller Hinsicht mag der Coach einen Transfer keinesfalls mehr kategorisch ausschließen: „Dazu muss aber schon sehr viel passieren.“ Und Stuttgart müsste endlich mit einem konkreten Angebot aus der Deckung kommen. Genau dies ist am Wochenende passiert. Die erste Offerte des VfB für Ba soll im zweistelligen Millionen-Bereich liegen. Hoffenheims Manager Jan Schindelmeiser bestätigt allerdings nur ein Telefonat mit seinem Stuttgarter Kollegen Neuzugang: Franco Zuculini (re.), hier bei der Südamerikameisterschaft der U 20 für Argentinien gegen Kolumbien, verstärkt 1899 Hoffenheim. HOFFENHEIM: Manager Schindelmeiser verärgert über Bremer Störfeuer Franco Zuculini – ein Pendler zwischen „6“ und „8“ 1Ein Sieg am Fuße der Anden spielt Hoffenheim in die Hände. Weil sein Racing Club mit 2:0 in San Salvador de Jujuy gewann und so alle Abstiegssorgen los ist, darf Franco Zuculini (18) bereits ein Spiel vor dem Saisonfinale nach Deutschland fliegen. Spätestens am Mittwoch wird er in Hoffenheim zur Vertragsunterzeichnung erwartet, nach Angaben aus Argentinien soll er 4,6 Millionen Euro kosten. Offen ist, ob sein ebenfalls talentierter Bruder Bruno (16) mitkommt, der für den heutigen Montag zu einem Lehrgang der argentinischen U-17-Nationalelf eingeladen ist. Man überlasse der Familie die Entscheidung, komplett in den Kraichgau überzusiedeln, sagt Jan Schindelmeiser. „Nicht in Ordnung“ fand der TSG-Manager allerdings, dass sich in der Endphase der Transfer-Verhandlungen plötzlich Werder Bremen einmischte. „Vorstöße zwielichtiger Mittelsmänner, die Fantasiesummen boten“ habe es gegeben. Am Ende bekam Schindelmeiser aber „das Ehrenwort von Spieler, Familie und Verein“, dass der Wechsel zur TSG über die Bühne gehe. Bei Racing war der 1,74 Meter kleine Franco Zuculini zuletzt die offensivere Hälfte einer DoppelSechs, kam im Mittelfeld aber auch schon halbrechts auf der „8“ zum Einsatz. Er verfügt über eine gute Balleroberung, starke Physis und Übersicht im Spielaufbau, ist mit 18 Jahren aber manchmal noch zu ungestüm. In 38 Spielen schoss er zwei Tore. Im Mai gab Zuculini zudem sein Debüt in Argentiniens Nationalelf beim 3:1 über Panama. Einer Partie, für die Diego Maradona aber nur Profis berufen hatte, die noch in der Heimat spielen. g r u STUTTGART: Der Transfer von Stefano Celozzi vom KSC steht kurz vor dem Abschluss Plan B: Heiße Spur zu Lüttichs Torjäger Dieumerci Mbokani nalspielers dauern an. Vor allem bei den Finanzen wird noch an der Ideallösung gearbeitet. Der offensive Mittelfeldspieler (Vertrag bis 2010) ist zudem anderweitig umworben, sagte erst kürzlich Panathinaikos Athen ab. Trotz eines gebotenen Jahresgehalts von zwei Millionen Euro netto. „Aus sportlichen Gründen“, wie Jovanovic sagt, der nach Foto: imago/Reporters 1Licht im Tunnel. Langsam biegen die Stuttgarter mit ihren Kaderplanungen auf die Zielgerade ein. In den nächsten Tagen sollen drei Personalien festgezurrt werden. Am besten sieht es aus bei … . . . Stefano Celozzi (20). Der auf beiden Seiten einsetzbare Außenverteidiger, der im Vorjahr für 200 000 Euro vom FC Bayern II kam und beim Karlsruher SC zu einem der wenigen Leistungsträger aufstieg, ist sich mit dem VfB bereits einig. Der Shootingstar soll einen Vierjahresvertrag erhalten. Jetzt müssen sich beide Klubs wegen der Transfermodalitäten einigen (siehe S. 50). Etwas mehr fehlt noch bei . . . . . . Milan Jovanovic (28). Die Verhandlungen wegen des serbischen Natio- Torjäger: Dieumerci Mbokani. eigenen Aussagen in der Tageszeitung Nieuwsblad „nirgends unterschrieben“ hat. „Wenn ich wechsle, dann will ich einen Supervertrag“, so Jovanovic, der momentan noch im Heimaturlaub weilt, weiter. „Ich kann auch bei Standard bleiben, Champions League spielen und nächstes Jahr ablösefrei wechseln.“ Viel Arbeit gibt’s auch noch bei … . . . Demba Ba (24). Im Fall des Hoffenheimers scheinen die Stuttgarter Chancen langsam aber sicher zu steigen (siehe oben). Sollten die Schwaben ihren Wunschstürmer am Ende trotzdem nicht bekommen, haben sie Alternativen im Visier. Plan B ist ausgerechnet ein Mitspieler von Jovanovic. „Wir wissen, dass der VfB an Milan Interesse hat“, sagt Dominique D’Onofrio – und fügt beiläufig an: „Und nicht nur an ihm.“ Eine Anspielung des Standard-Sportdirektors auf Dieumerci Mbokani (23). Dem Torjäger, der im Vorjahr 16 Treffer erzielte, eilt ein exzellenter, aber auch exzentrischer Ruf voraus. „Ich habe viele Topspieler erlebt“, sagt zum Beispiel Trainer Laszlo Bölöni. „Er kann es bei einem Topklub schaffen.“ Sofern der kongolesische Nationalstürmer (1,85 m, 73 kg) gewisse Extravaganzen abzulegen bereit ist. „Er ist nicht gerade pflegeleicht“, erzählt kicker-Korrespondent Boris Cremer. „Ein starker Stürmer, aber auch immer für einen provokanten Spruch gut, womit er sich nicht nur Freunde gemacht hat.“ G E O RG E M O I S S I D I S BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 21 Ohne Lucio. Ohne van Bommel. Ohne Toni. So sieht der neue FC Bayern aus KARLHEINZ RUMMENIGGE kündigt einen harten Konkurrenzkampf an. Drei Spieler haben ihn schon verloren. n diesem Montag wird das Feilschen fortgesetzt. Karl-Heinz Rummenigge und Karl Hopfner, die Vorstände des FC Bayern, treffen sich mit Vertretern des SC Heerenveen, um die noch immer strittige Ablöse für Danijel Pranjic (27) abzuklären. Der kroatische Nationalspieler ist im Konzept des künftigen Trainers Louis van Gaal fest für die linke Seite vorgesehen, weil er die präzise Flanke mit dem linken Fuß beherrscht. Andere Bayern-Profis genießen nicht so viel Vertrauen auf Vorschuss. Noch sind es rund zehn Tage, ehe die Vorbereitung auf die anstehende Saison 2009/10 beginnt, doch für drei Spieler ist es im Grunde schon vorbei in München. Tim Borowski (29/offensives Mittelfeld) spielt in den Planungen keine Rolle mehr, genauso wenig Christian Lell (24/Verteidiger) und Andreas Ottl (24/defensives Mittelfeld). Den Mann für die defensive Zentrale lockt Eintracht Frankfurt, Ottl zögert. Wie die anderen zwei Streichkandidaten kann er auf einen gültigen Vertrag verweisen, der bei jedem bis 2011 läuft. „Wer bleiben will“, sagt Vorstandsvorsitzender Rummenigge, „hat einen harten Konkurrenzkampf zu bestehen.“ Die Aussichten in diesem teaminternen Wettbewerb sind für dieses Trio freilich trüb. Borowski erlebte in der vorigen Saison, seiner ersten in München nach dem ablösefreien Wechsel, 26 Liga-Einsätze, lediglich drei über 90 Minuten (kicker-Notenschnitt 3,50). Der vormalige Bremer müsste sich fortan im offensiven Mittelfeld oder in den Halbpositionen des Zentralbereichs gegen Franck Ribery, Hamit Altintop, Bastian Schweinsteiger, Pranjic, Mark van Bommel, José Sosa oder Alexander Baumjohann behaupten – gegen sieben Gegenkandidaten, die um drei Plätze buhlen. Da Borowski, einst 33-mal in der Nationalmannschafrt aktiv, zu Beginn seiner Bayernzeit schlechte Gomez Klose Ribery Pranjic Schweinsteiger Tymoshchuk A Lahm Braafheid Demichelis Bosingwa Butt/Rensing Fitnesswerte aufwies und sich nach dem Geschmack der Verantwortlichen nicht ausreichend mühte, sieht es für ihn weitaus schlechter aus als für Sosa, der zwar nicht für die Stammelf vorgesehen ist, aber als Ergänzungsspieler im vorderen oder halbrechten Mittelfeld. Im reformierten 4-4-2-System soll das Mittelfeld hinter den beiden vorgesehenen Stürmern Mario Gomez und Miroslav Klose – also ohne Toni und Neuzugang Ivica Olic – in der Raute angeordnet sein. Falls Ribery noch da ist, will ihn van Gaal in die offensive Zentrale stellen. „Baumjohanns Operation war eine Kleinigkeit.“ CHRISTIAN NERLINGER Während die halblinke Planstelle zunächst Pranjic gehören soll, hat halbrechts Schweinsteiger derzeit beste Aussichten, van Gaal schätzt ihn. Altintop, Sosa oder van Bommel sind gleichwertige Mitbewerber. Der Kapitän wird auch als Alternative zum Elf-MillionenEinkauf Anatolyi Tymoshchuk (30/ Zenit St. Petersburg) als Abräumer eingestuft, da ist ein heißes Duell zu erwarten, weil der Holländer ein hundertprozentiger Profi ist und seine Position im Team und als Spielführer mit allen Mitteln verteidigen will. Wesentliche Änderungen stehen auch in der Viererkette an. Vor dem Torhüter, der je nach Verlauf des Leistungstests Jörg Butt oder Michael Rensing heißt, sind allein noch der unumstrittene Philipp Lahm und – trotz seiner schwachen Saison 2008/09 – Martin Demichelis Fixgrößen. Lucio wurden bei der internen Saisonanalyse zu viele Gegentore sowie ein zu ausgiebiges Offensivleben angekreidet, ein Abschied trotz Vertrages bis 2010 wird im Klub nicht mehr ausge- schlossen. Der Brasilianer brächte dann noch Geld. Edson Braafheid (26), zwei Millionen teuerer Neuzugang aus Enschede, verteidigt in der Idealelf 09/10 innen, nicht links draußen, schon gar nicht, wenn der Transfer des Rechtsverteidigers Jose Bosingwa (26) gelingen sollte. Die Bemühungen um den portugiesischen Nationalspieler, der 2008 für 20 Millionen von Porto zu Chelsea wechselte, werden womöglich erst nach Uli Hoeneß‘ Rückkehr aus dem Urlaub Ende Juni beendet. Am 1. Juli geht es los unter van Gaal. Baumjohann, der kürzlich am Knie operiert wurde, soll bis dahin wieder voll diensttauglich sein. Sportdirektor Christian Nerlinger bezeichnet den Eingriff beim Neuzugang aus Gladbach als „Kleinigkeit“. KARLHEINZ WILD 22 BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 Der Sommerfahrplan Der Meister geht voran: Wie auch Borussia Mönchengladbach und Aufsteiger SC Freiburg beginnt der VfL Wolfsburg bereits heute, Montag, mit der Vorbereitung auf die nächste Saison. Der Rest folgt in Kürze. VFL WOLFSBURG Trainingsstart: Heute, 22. Juni (10 Uhr) Trainingslager: 23. Juni bis 3. Juli in Westerland auf Sylt, 21. bis 28. Juli in Going/ Österreich Testspiele: 23. Juni Blitzturnier in Bredstedt mit TSV Bredstedt und TC Sylt (18.15 Uhr); 25. Juni gegen Team Sylt 2000 (17.30 Uhr in Westerland); 26. Juni bei Flensburg 08 (18.10 Uhr); 28. Juni bei Esbjerg fB/Dänemark (14 Uhr); 3. Juli gegen Holstein Kiel (18.30 Uhr in Büdelsdorf); 7. Juli bei Germania Blumenhagen (18.30 Uhr); 11. Juli bei Grün-Weiß Piesteritz (15 Uhr); 12. Juli gegen Stadtauswahl Dessau (14 Uhr in Dessau); 15. Juli Turnier in Gifhorn (17 Uhr); 24. Juli gegen FC Burgas/ Bulgarien (19 Uhr in Going/Österreich); 27. Juli gegen Real Mallorca (20 Uhr in Schwaz/Österreich) Trainingsstart: Mittwoch, 1. Juli Trainingslager: 16. bis 24. Juli in Donaueschingen Testspiele: 10. Juli bei RB Salzburg; 11. Juli gegen Fanclub „De rodn Waginga“ (15 Uhr, in Waging am See); 18. und 19. Juli Turnier in Gelsenkirchen mit Schalke 04, Hamburger SV und VfB Stuttgart; 21. Juli bei den Stuttgarter Kickers (18 Uhr); 24. Juli beim 1. FC Köln (20.45 Uhr); 25. Juli gegen die „McFit Allstars“ (in Gelsenkirchen); 29. Juli gegen AC Mailand (20.45 Uhr); 30. Juli gegen Manchester United oder Boca Juniors (18.30 oder 20.45 Uhr); 26. August bei Union Berlin (18.30 Uhr) FC SCHALKE 04 Trainingsstart: Donnerstag, 25. Juni Schalke-Tag: Sonntag, 26. Juli (11 Uhr) Trainingslager: 6. bis 11. Juli in Herzlake Testspiele: 30. Juni gegen eine Hochsauerland-Auswahl (19 Uhr in Meschede); 4. Juli gegen Victoria-Nationalelf (15.30 Uhr in Recklinghausen); 7. Juli gegen Twente Enschede (19.30 Uhr in Meppen); 11. Juli bei Rapid Wien (20.30 Uhr); 18. und 19. Juli Turnier in Gelsenkirchen mit VfB Stuttgart, Hamburger SV und Bayern München; 25. Juli bei Union Berlin (15. 30 Uhr) VFB STUTTGART Trainingsstart: Samstag, 27. Juni (10 Uhr) Saisoneröffnung: Sonntag, 26. Juli (10 Uhr) Foto: Imago/Schiffmann B AY E R N M Ü N C H E N Schöne Aussichten: Zwölf Bundesligisten beziehen ihr Trainingslager in Österreich, zwei weitere in der Schweiz. Trainingslager: 1. bis 8. Juli in Donaueschingen; 13. bis 22. Juli in Leogang/Österreich Testspiele: 30. Juni beim SV Vaihingen (18.30 Uhr); 5. Juli beim VfB Friedrichshafen (17 Uhr); 8. Juli beim FC 07 Albstadt (18.30 Uhr); 11. Juli bei der SG Sonnenhof Großaspach (18 Uhr); 15. Juli gegen eine Regional-Auswahl (in Saalfelden/ Österreich); 18. und 19. Juli Turnier in Gelsenkirchen mit Schalke 04, Hamburger SV und Bayern München HERTHA BSC Trainingsstart: Donnerstag, 25. Juni Saisoneröffnung: Sonntag, 26. Juli Trainingslager: 10. bis 20. Juli in Stegersbach/Österreich Testspiele: 4. Juli beim FSV Rot-Weiß Prenzlau (17 Uhr); 8. Juli bei Union Berlin (20.30 Uhr); 11. Juli gegen Wiener Neustadt (in Ritzing/Österreich), 14. Juli bei Ferencvaros Budapest; 20. Juli beim SSV Ulm (18 Uhr); 25. Juli beim FC St. Pauli (17.30 Uhr) HAMBURGER SV Trainingsstart: Samstag, 4. Juli Trainingslager: 6. bis 15. Juli in Längenfeld/Österreich Testspiele: 7. Juli gegen Wacker Innsbruck (20 Uhr in Längenfeld/Österreich); 18. und 19. Juli Turnier in Gelsenkirchen mit Schalke 04, Bayern München und VfB Stuttgart; 22. Juli bei AZ Alkmaar/Niederlande BO RU S S I A D O R T M U N D Trainingsstart: Sonntag, 28. Juni (15 Uhr) Trainingslager: 8. bis 17. Juli in Donaueschingen Testspiele: 3. Juli gegen eine SauerlandAuswahl (19 Uhr in Neheim-Hüsten); 5. Juli bei Eintracht Rheine (15 Uhr); 8. Juli beim Offenburger FV (18.30 Uhr); 11. Juli gegen FV Donaueschingen (17 Uhr); 25. Juli Turnier in Dortmund mit FC Valencia und Udinese Calcio (ab 15.30 Uhr); 28. Juli beim FSV Mainz 05 (19 Uhr); 19. August gegen Real Madrid 1899 HOFFENHEIM Trainingsstart: Montag, 29. Juni Trainingslager: 30. Juni bis 4. Juli in Stahlhofen (Westerwald); 14. bis 23. Juli in Leogang/Österreich Testspiele: 9. Juli bei SG Sonnenhof Großaspach (19 Uhr); 12. Juli beim FC Forst (11 Uhr) B AY E R L E V E R K U S E N Trainingsstart: Montag, 29. Juni (15 Uhr) Saisoneröffnungsfeier: Sonntag, 26. Juli, Flugplatz Kurtekotten Trainingslager: 30. Juni bis 4. Juli auf Bor- BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 kum; 19. bis 25. Juli in Elztal (Schwarzwald) Testspiele: 5. Juli gegen Wydad Athletic Club/Marokko (20 Uhr in Wattenscheid); 8. Juli gegen Al Ahly Kairo (20 Uhr in Wattenscheid); 11. Juli gegen Galatasaray Istanbul (20 Uhr in Wattenscheid); 24. Juli gegen SC Freiburg (19 Uhr in Bahlingen am Kaiserstuhl); 25. Juli beim Bahlinger SC (16 Uhr) WERDER BREMEN Trainingsstart: Freitag, 3. Juli (10 Uhr) Trainingslager: 3. bis 9. Juli auf Norderney; 11. bis 19. Juli in Bad Waltersdorf/ Österreich) Testspiele: 7. Juli gegen Rot-Weiss Essen (19 Uhr auf Norderney); 9. Juli gegen Germania Leer (18.30 Uhr in Leer-Loga); 11. Juli bei Sturm Graz (16 Uhr); 23. Juli beim FSV Frankfurt (20.15 Uhr); 26. Juli bei Alemannia Aachen (19 Uhr); 28. Juli gegen FC Valencia (in Meppen) H A N N OV E R 9 6 Trainingsstart: Montag, 29. Juni (15 Uhr) Tag der offenen Tür: Samstag, 4. Juli (15.30 Uhr) Trainingslager: 11. bis 21. Juli in Bad Kleinkirchheim/Österreich Testspiele: 1. Juli bei SV Ramlingen/Ehlershausen (19 Uhr in Ramlingen); 4. Juli gegen eine Regionalauswahl (15.30 Uhr); 7. Juli beim HSC Hannover (19 Uhr); 10. Juli gegen VfV Hildesheim (in Holle); 29. Juli gegen FC Arsenal 1. FC KÖLN Trainingsstart: Donnerstag, 25. Juni (18 Uhr) Saisoneröffnung: Sonntag, 26. Juli (11 Uhr) Trainingslager: 29. Juni bis 3. Juli in Bitburg (Eifel); 13. bis 23. Juli in Velden am Wörthersee/Österreich Testspiele: 1. Juli gegen SG Schneifel (19 Uhr in Stadtkyll); 6. Juli bei TuS Koblenz (19 Uhr); 8. Juli gegen TuS Viktoria Birken-Honigsessen (18 Uhr in Wissen); 10. Juli beim SC Leichlingen (18 Uhr); 24. Juli gegen Bayern München (20.45 Uhr) – Außerdem sind im Trainingslager in Österreich Testspiele gegen US Palermo, Wigan Athletic und WAC St. Andrä/Österreich geplant BO R . M Ö N C H E N G L A D B A C H Trainingsstart: Heute, 22. Juni (10 Uhr) Saisoneröffnung: Sonntag, 26. Juli Trainingslager: 24. bis 29. Juni in Bad Blankenburg (Thüringen); 16. bis 23. Juli in Saalfelden/Österreich Testspiele: 25. Juni bei Eintracht Eisenberg (18.30 Uhr); 29. Juni beim SV Wacker Gotha (18.30 Uhr); 9. Juli beim FC Wegberg-Beeck, (19 Uhr); 12. Juli beim SV Bergisch-Gladbach 09 (16 Uhr); 14. Juli gegen Twente Enschede (19 Uhr in Aalten/Niederlande); 18. Juli gegen SpVgg Greuther Fürth (16 Uhr in Bramberg/Ös- terreich); 20. Juli gegen Panathinaikos Athen (18.30 Uhr in Saalfelden/Österreich); 25. Juli gegen Bolton Wanderers (15.30 Uhr) EINTRACHT FRANKFURT Trainingsstart: Montag, 29. Juni (15 Uhr) Stadionfest: Sonntag, 26. Juli (10.30 Uhr) Trainingslager: 1. bis 8. Juli in Zell am Ziller/Österreich, 14. bis 21. Juli in Tröpolach (Gemeinde Hermagor - Pressegger See)/ Österreich Testspiele: 4. Juli bei der WSG Wattens (18 Uhr in Zell/Österreich); 12. Juli bei Eintracht Stadtallendorf (17 Uhr), 25. Juli beim 1. FC Kaiserslautern (17 Uhr) V F L BO C H U M Trainingsstart: Samstag, 27. Juni (10 Uhr) Saisoneröffnung: 18. und 19. Juli Trainingslager: 5. bis 15. Juli im SäntisPark bei St. Gallen/Schweiz Testspiele: 5. Juli beim FC Zürich (18 Uhr); 13. Juli beim FC Wil; 18. Juli gegen Olympiakos Piräus (18 Uhr); 22. Juli bei RW Ahlen (19 Uhr in Telgte); 25. Juli gegen Trabzonspor SC FREIBURG Trainingsstart: Heute, 22. Juni (10 Uhr) Saisoneröffnung: Dienstag, 28. Juli (18.30 Uhr) Trainingslager: 12. bis 19. Juli in Schruns/ Österreich Testspiele: 27. Juni, gegen VfR Hausen (15 Uhr in Wolfenweiler); 30. Juni beim FC 08 Villingen (18 Uhr); 4. Juli beim SC Pfullendorf (18.30 Uhr); 24. Juli gegen Bayer Leverkusen (19 Uhr in Bahlingen am Kaiserstuhl); 25. Juli gegen FC Mulhouse (18 Uhr in Bahlingen am Kaiserstuhl); 28. Juli gegen FC Metz (ca. 19.30 Uhr) 1. FSV MAINZ 05 Trainingsstart: Samstag, 27. Juni Trainingslager: 13. bis 22. Juli in Flachau/ Österreich Testspiele: 30. Juni gegen VfB Bodenheim (19 Uhr in Nieder-Olm); 4. Juli beim ASV Fußgönheim (16 Uhr); 7. Juli gegen eine Nahe-Auswahl (19 Uhr in Guldental); 12. Juli bei Eintracht Trier (17 Uhr); 15. Juli gegen FC St. Pauli (in Österreich); 19. oder 20. Juli gegen Slavia Prag (in Österreich); 24. Juli gegen FC Getafe (19 Uhr); 28. Juli gegen Borussia Dortmund (19 Uhr); 1. FC NÜRNBERG Trainingsstart: Montag, 29. Juni (15 Uhr) Tag der offenen Tür: Sonntag, 26. Juli Trainingslager: 15. bis 23. Juli in St. Gallen/Schweiz Testspiele: 5. Juli bei DJK Weingarts, 7. Juli bei der SpVgg Bayreuth, 10. Juli bei Erzgebirge Aue, 11. Juli bei Rot-Weiß Erfurt, 15. Juli beim SC Pfullendorf; 26. Juli gegen Glasgow Rangers 23 Und so beginnt die Saison 2009/2010 30. Juli und 6. August: 3. Qualifikationsrunde zur Europa League mit dem Hamburger SV 31. Juli bis 3. August: DFB-Pokal, 1. Hauptrunde mit den 36 Klubs der 1. und 2. Bundesliga sowie SV Babelsberg 03, TeBe Berlin, Eintracht Braunschweig, Wacker Burghausen, FC Germania Dattenfeld, Dynamo Dresden, SV Elversberg, Kickers Emden, Rot-Weiß Erfurt, Concordia Hamburg, FC Ingolstadt, Sportfreunde Lotte, VfB Lübeck, 1. FC Magdeburg, Preußen Münster, SpVgg Neckarelz, FC Oberneuland, Kickers Offenbach, VfL Osnabrück, SG Sonnenhof Großaspach, VfB Speldorf, Torgelower SV Greif, Eintracht Trier, SpVgg Unterhaching, FC 08 Villingen, SpVgg Weiden, SV Wehen Wiesbaden und Wormatia Worms. Die Auslosung ist kommenden Samstag (27.) in der ARD-Sportschau (ab 18 Uhr) 7. bis 9. August: Bundesliga, 1. Spieltag (auch 2. Liga, 3. Liga und Regionalliga) 12. August: WM-Qualifikation, Aserbaidschan – Deutschland 18./19. und 25./26. August: Play-off-Runde zur Champions League mit VfB Stuttgart 20. und 27. August: Play-off-Runde zur Europa League mit Hertha BSC und eventuell HSV 15./16. September: 1. Spieltag der Champions League mit VfL Wolfsburg, Bayern München und eventuell VfB Stuttgart 17. September: 1. Spieltag der Europa League mit Werder Bremen sowie eventuell Hertha BSC, Hamburger SV und VfB Stuttgart KICKER-KULISSE NOTIERT VON THIEMO MÜLLER In dieser Woche tritt Felix Magath (55) als neuer Schalke-Boss an – und sieht sich prompt deutlicher Kritik an seiner internen Kommunikationspolitik ausgesetzt. „Normal hätte man Mike Büskens, Oli Reck und mir schon nach Saisonende sagen müssen, wie es weitergeht“, stellt der bisherige Co-Trainer Youri Mulder (40, Vertrag bis 2010) fest. Während Büskens und Reck sich nicht äußern, geht Mulder in die Offensive: „Magath bringt seine Leute mit, wo soll da noch Platz für mich sein?“ Die Jobgarantie von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies (52) sei „eine schöne Aussage, doch die Realität eine andere“. Seine Perspektive unter Magath verbessert Mulder damit sicher nicht. Aber, so erklärt er im Reviersport: „Ich könnte sofort bei Heracles Almelo oder Twente Enschede in ähnlicher Funktion anfangen.“ 2 Die Bürde des neuen Amtes auf Schalke durfte Magath am gestrigen Sonntag Abend indes noch einmal einige Stunden vergessen. Für 19 Uhr hatte der Erfolgscoach, der noch sein altes Büro räumen musste, Spieler, Trainer- und Betreuerstab des VfL Wolfsburg in die „Casa Antigua“ im Stadtteil Kästorf geladen, um seinen Ausstand zu feiern. Wobei Magath günstig wegkam: Da die Nationalspieler erst später ins Training einsteigen, waren etliche Profis wie Edin Dzeko (23) oder Zvjezdan Misimovic (27) nicht rechtzeitig vor Ort. Die nächsten „Opfer“ von Magaths kurzfristiger Planung. 2 Rund 140 000 Euro für ihre Stiftungen spielten Per Mertesacker (24) und Philipp Lahm (25) am Samstag in Hannover mit dem Benefizduell zweier von ihnen zusammengestellten Promi-Teams ein. 11:8 (8:8) nach Elfmeterschießen siegte die von Mirko Slomka (41) gecoachte Mertes-acker-Truppe gegen Lahm und Co. mit Trainer Hermann Gerland (55). Beim Verlierer glänzte Bayern-Schlussmann Michael Rensing (25) – als Feldspieler. Gegen Nationaltorwart René Adler (24) erzielte Rensing zwei Treffer. Nebenbei nutzte Mertesacker die Gelegenheit auch noch zum Seitenhieb auf Ex-Klub Hannover 96: Michael Tarnat (39) wurde am Rande der Partie mit einem Blumenstrauß aus dem Profi-Dasein verabschiedet. Den 96-Verantwortlichen war das bekanntlich nicht gelungen … 2 Unter dem neuen Chefcoach Zvonimir Soldo (41) müssen auch beim 1.FC Köln zwei „Urgesteine“ des Klubs ihren Platz im Trainerstab der Profis räumen: Individualcoach Rolf Herings (68), schon als Torwarttrainer von Toni Schumacher (55) zur Berühmtheit aufgestiegen, wird ausschließlich noch im Nachwuchs eingesetzt. Und für Weltmeister Thomas Häßler (43), seiner Aufgabe als Techniktrainer enthoben, wollen Präsident Wolfgang Overath (65) und Manager Michael Meier (59) noch ein neues Einsatzgebiet finden. BUNDESLIGA TRAININGSSTART für den Meister und weitere zwei Klubs. Zum Auftakt sind aber noch nicht alle Stars an Bord. 1Seine letzten freien Tage genießt Zvjezdan Misimovic (27) in seiner Heimatstadt München. Der kicker sprach mit dem VfL-Regisseur. kicker: Herr Misimovic, wie fühlt sich ein Urlaub als Meister an? Zvjezdan Misimovic (27): Es ist ein sehr schönes Gefühl, nach und nach habe ich realisiert, was wir erreicht haben. Aber das ist schon wieder Vergangenheit. Es geht von vorne los. kicker: Heute ist Trainingsauftakt, Sie haben als Nationalspieler noch ein wenig länger frei. Wann starten Sie? Misimovic: Ich treffe mich mit den anderen Nationalspielern am Samstag in Wolfsburg, dann geht es ins Trainingslager nach Sylt. kicker: Sie haben sich sehr enttäuscht über den Weggang Felix Magaths geäußert. Wie sehen Sie es jetzt mit ein wenig Abstand? Misimovic: Felix Magath hat in Wolfsburg viel aufgebaut. Dieser Weg war noch nicht abgeschlossen. Aber ich denke, mit Armin Veh hat der Verein einen würdigen Nachfolger gefunden. Ich hoffe, wir werden mit ihm den Weg erfolgreich weitergehen. kicker: Gab es schon Kontakt? Misimovic: Zu Veh noch nicht, aber mit seinem Assistenten Frank Aehlig habe ich schon telefoniert. kicker: Werden Sie Magaths Training vermissen? Misimovic: Bedingt ... Ich denke, jeder Trainer hat seinen eigenen Stil. Armin Veh ist in Stuttgart Meister geworden, deshalb kann das Training bei ihm auch nicht so verkehrt sein. Aber es darf sich sowieso keiner ausruhen. Dieses Jahr wird umso wichtiger, weil wir unseren Erfolg bestätigen müssen. kicker: Sie haben sich vor der Sommerpause nicht eindeutig zu Ihrer Zukunft geäußert. Wie ist es jetzt, bleiben Sie beim VfL? ? FRAGE DER WOCHE Verteidigt Wolfsburg seinen Meistertitel? Sagen Sie uns Ihre Meinung – online. Bis Mittwoch, 12 Uhr, haben Sie Gelegenheit dazu. Die Adresse: www.kicker.de kicker, 22. Juni 2009 Jetzt geht’s los Foto: Citypress24/Hay 24 Spätstarter: Zvjezdan Misimovic darf noch seinen Urlaub genießen, seine Kollegen starten heute. Misimovic: Ich gehe davon aus. Ich habe hier einen Vertrag bis 2012, fühle mich pudelwohl. Der Rest, was Anfragen betrifft, interessiert mich nicht. Das ist die Sache meines Beraters und des Vereins. kicker: Bosnische Medien berichten, Bayern München hätte zwölf Millionen Euro für Sie geboten ... Misimovic: Das habe ich auch gelesen. Aber die Frage nach einem Wechsel stellt sich momentan nicht. kicker: Für Ihren Landsmann Edin Dzeko schon. Haben Sie Kontakt zu ihm? Misimovic: Natürlich. Wir reden auch über Mailand. Er hat schon vor einem halben Jahr gesagt, dass das sein Traumverein ist. Da gab es das Angebot noch gar nicht. So etwas kriegt man auch nicht jeden Tag. Ich kann Edin verstehen, dass er wechseln will. Ich kann aber auch den VfL verstehen. Schließlich brauchen wir die Qualität von Edin. Ich würde mir wünschen, dass er bleibt. kicker: Hätte ein jetziger Wechsel von ihm Auswirkungen auf Ihre Zukunftsplanungen? Misimovic: Schwer zu sagen. Es wäre sicherlich ein falsches Zeichen, wenn man ihn verkaufen würde. Wir haben viel vor, spielen in diesem Jahr in der Champions League. kicker: Mit welchen Zielen gehen Sie die neue Saison an? Misimvoic: Ich bin überzeugt, dass wir in der Champions League was erreichen können. In der Liga wollen wir wieder Meister werden. Aber das wird schwierig, jeder ist gegen uns besonders motiviert. Wir müssen uns wehren und zeigen, dass wir zu Recht oben waren. I N T E RV I EW: T H O M A S H I E T E WOLFSBURG: Viel Arbeit für den neuen Trainer – Veh: Reden mit Dzeko, verlängern mit 1Ab dem heutigen Montag ist Felix Magath (55) in Wolfsburg endgültig Vergangenheit. Die Zukunft gehört Armin Veh (48), der von nun an beim Deutschen Meister wie sein Vorgänger als Trainer, Manager und Geschäftsführer das Sagen hat. Auf den neuen Mann wartet gleich viel Arbeit. Er muss ... . . . mit Edin Dzeko reden: Am Samstag wird der Bosnier zurückerwartet. Dann soll die Zukunft des Stürmers, der trotz Vertrages bis 2011 unbedingt zum AC Mailand will, endgültig geklärt werden. Eine schwere Aufgabe für Veh. Zu erwarten ist, dass er Dzeko den Wechsel verweigert. Wie wird dieser reagieren? . . . Spieler verkaufen: Einige Akteure des enorm aufgeblähten Kaders kennt Veh noch gar nicht. Wen will er, wen nicht? Im am Dienstag auf Sylt beginnenden Trainingslager werden schon die ersten Entscheidungen fallen. Sicher ist schon jetzt, dass der VfL noch einige Spieler abgeben möchte. „Wir wollen den Kader reduzieren“, sagt Geschäftsführer Jürgen Marbach. Wie groß der Umfang am Ende sein soll, sei jedoch noch nicht definiert. Klar ist, dass es die Rückkehrer Baier, Laas, Munteanu, Radu, Saglik und Santana schwer haben werden. Gehen dürften auch Dauerreservisten wie Rodrigo Alvim, Zaccardo und Adlung. BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 25 FREIBURG: Butscher über Neuzugänge, Stil . . . Eberl mit Zugriff auf Arango „Alles bis ins Detail durchdacht“ Primera Division). Doch zuschlagen will die Borussia offenbar erst, sobald der Marin-Transfer konkret wird. Rund fünf Millionen Euro sind nach spanischen Medienberichten als Ablöse für den Nationalspieler aus Venezuela (Vertrag bis 2010) zu veranschlagen. Angemessen, dass Eberl versucht, annähernd das Doppelte für den neun Jahre jüngeren Marin herauszuschlagen. Als „Nebelkerze“ entpuppt sich derweil, dass Eberl zuletzt eine mögliche Sofort-Ausleihe von Alexander Baumjohann (22) öffentlich thematisierte, der gerade erst ablösefrei zum FC Bayern gewechselt ist. „Warten Sie es ab, wir denken kreativ“, nährte Eberl noch am Wochenende entsprechende Spekulationen. Doch die entbehren letztlich jeder Substanz. Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger (36) stellte am Sonntag gegenüber dem kicker klar: „Dieses Planspiel gibt es nicht.“ Auch Baumjohann zeigte sich im Spanien-Urlaub verblüfft: „Das ist für mich überhaupt keine Überlegung wert. Ich bin fest davon überzeugt, mich bei Bayern durchzusetzen. Ansonsten hätte ich ja gleich bei Gladbach unterschreiben können.“ T H I E M O M Ü L L E R Foto: imago/Geisser 1Der Ablöse-Poker mit Bremen um Marko Marin (20) wird zum Geduldsspiel. Jedenfalls so lange, bis Werder-Boss Klaus Allofs (52) aus dem Urlaub zurück ist. Dann, fordert Gladbachs Sportdirektor Max Eberl (35), „sollten wir uns an einen Tisch setzen und konkret klären, ob die Sache machbar ist oder nicht“. Allerdings wartet Eberl nach wie vor auf eine Verhandlungsbasis (siehe Seite 28). Auf die am Sonntag kursierende Meldung, die Borussia habe eine Werder-Offerte in Höhe von 8,5 Mio. Euro abgelehnt, reagierte Eberl am Abend deutlich: „Das stimmt nicht. Diese Summe wäre ja zumindest mal ein Einstieg in die Gespräche. Doch Werders Angebot war davon weit weg.“ So verhärtet, wie es manche Veröffentlichung jüngst glauben machte, ist die Gladbacher Front grundsätzlich indes nicht. Dass sich Eberl weiterhin sehr wohl für einen Abschied von Marin wappnet, belegt die Tatsache, dass er das Bemühen um Mallorcas Juan Arango (29) auch in den vergangenen Tagen weiter forcierte. Eine bereits kolportierte Einigung will der Borussia-Macher nicht bestätigen, weder mit dem Spieler noch mit dem spanischen Erstligisten. Aber: „Wir haben in jede Richtung sehr, sehr gute und sehr weitreichende Gespräche geführt, das ist kein Geheimnis.“ Heißt im Klartext: Eberl hat Zugriff auf Arango, die Bedingungen stehen, sowohl zwischen den Klubs als auch zwischen Gladbach und dem dribbelstarken Angreifer (144 Spiele, 38 Tore in der Bald da? Juan Fernando Arango. 1860-Spieler Johnson will zum VfL wechseln Grafite, verhandeln mit den Löwen ... Spieler verpflichten: Bislang steht lediglich der Däne Thomas Kahlenberg (26, Auxerre) als Zugang fest. Weitere werden sicher folgen. Die Suche nach einem Stürmer läuft auf Hochtouren. Ebenfalls soll noch ein Linksverteidiger als Alternative zu Marcel Schäfer kommen. Großes Interesse hat der VfL an Außenbahnspieler Fabian Johnson (21, 1860 München, siehe auch Seite 53). Der kicker weiß: Der Spieler will nach Wolfsburg, allerdings ist der VfL nicht bereit, die Ablöseforderungen (rund drei Millionen Euro) zu erfüllen. Ebenfalls als Kandidaten werden der bosnische Mittelfeldspieler Semir Stilic (21, Lech Posen) und Bayerns Tim Borowski (29) gehandelt. ... Verträge verlängern: Mit Grafite (30) ist man sich weitgehend einig, in dieser Woche soll die Verlängerung über die Bühne gehen. Anschließend stehen zwei Spieler im Blickpunkt, deren Verträge 2010 enden. Christian Gentner (23) und Ashkan Dejagah (22). „Gentner will bleiben“, weiß Marbach nach einem Telefonat mit dem Mittelfeldspieler. Mit Dejagah wurde hingegen noch nicht gesprochen. Das wird sich aber bald ändern. Marbach: „Wir sind sehr daran interessiert, zu verlängern. Ich sehe in ihm einen kommenden A-Nationalspieler.“ hie 1Am Montag beginnt beim SC Freiburg die Vorbereitung auf die elfte Bundesligasaison. Im kicker spricht Kapitän Heiko Butscher (28) über seine Erwartungen. kicker: Herr Butscher, ist der SC Freiburg nach vier Jahren Zweitklassigkeit für die Bundesliga gerüstet? Heiko Butscher: Auf jeden Fall. Es wird sich personell bestimmt noch etwas tun, aber wir sind schon sehr weit was die Neuverpflichtungen betrifft. Abgesehen davon haben wir in der vergangenen Saison guten Fußball gezeigt und werden damit in der 1. Liga bestehen können. kicker: Was ändert sich? Butscher: Wir werden natürlich nicht wie in der 2. Liga um den ersten Platz spielen. Es werden schwächere Phasen kommen, dessen sind wir uns bewusst. Wir wissen, dass der Druck dann zunehmen wird. kicker: Wird sich der Fußball-Stil ändern? Butscher: Wir werden uns der Liga ein wenig anpassen müssen, wir haben in der 2. Liga einen sehr offensiven Fußball gespielt. Das kann in der Bundesliga gegen qualitativ besser besetzte Mannschaften in die Hose gehen. Ich denke, wir werden ein wenig defensiver stehen, aber weiter aus einer soliden Grundordnung schnell nach vorne spielen und so unsere Chancen suchen. kicker: Wie stufen Sie die Neuverpflichtungen ein? Butscher: Von den Stammspielern hat uns nur Daniel Schwaab verlassen, das versuchen wir mit zwei Neuen zu kompensieren. Du-Ri Cha kennt man aus Bundesligaund Zweitligazeiten. Über den Kroaten Mensur Mujdza habe ich bisher nichts gehört, aber er wurde schon lange beobachtet und unsere Scoutingabteilung ist sehr gut. kicker: Außerdem sind die Neuzugänge Cedrick Makiadi, Stefan Reisinger und Manuel Salz beim Trainingsstart dabei, wo besteht Handlungsbedarf? Butscher: Aufgrund der Verletzung von Ömer Toprak will der Verein einen Außen- oder Innenverteidiger verpflichten. kicker: Kehren Sie in die Abwehrzentrale zurück oder bleiben Sie Linksverteidiger? Butscher: Jeder weiß, dass ich persönlich lieber innen spiele, aber alles für die Mannschaft tue Foto: imago/Heuberger GLADBACH: Baumjohann als „Nebelkerze“ Freiburgs Kapitän: Heiko Butscher. und natürlich außen gut zurecht komme. Man kann sich vorstellen, dass für einen Verein wie Freiburg die Auswahlmöglichkeiten nicht so groß sind. Man wird also sehen, welche Lösung sich findet. Auch wenn es sich ein bisschen blöd anhört: Ich spiele dort, wo mich der Trainer hinstellt. kicker: Vergangene Runde beeindruckten Sie mit drei Toren und sechs Assists. War es das Ergebnis der Umstellung von Innen- auf Außenverteidiger zur Winterpause? Butscher: Ja, in unserer Spielphilosophie begreifen sich die Außenverteidiger schon fast als Mittelfeldspieler, müssen viel nach vorne machen, können aus dem Halbfeld Flanken schlagen oder auf die Grundlinie gehen. kicker: Wieso kamen Sie mit zwei Gelben Karten aus? Butscher: Der Trainer fordert, dass man möglichst immer stehen bleibt, um besser reagieren zu können. Ich versuche, mit Auge, Ablaufen, Tempo aufnehmen zu reagieren, dass ich mit wenig Foulspielen auskomme. kicker: Das hört sich durchdacht an … Butscher: … in Freiburg ist alles bis ins kleinste Detail durchdacht. Es steckt ein System dahinter, das wir über zwei Jahre mit Trainer Robin Dutt erörtern und immer wieder trainieren. Wenn sich jeder dran hält, sind wir schwer auszurechnen. kicker: Was macht Ihr Fernstudium an der Uni Hagen? Butscher: Ich stehe im sechsten Semester kurz vor dem Vordiplom der Wirtschaftswissenschaften. Es macht Spaß, weil ich nebenher noch etwas für den Kopf mache. Mein Ziel ist, nach meiner Karriere ein abgeschlossenes Studium zu haben kicker: Dann passen Sie ja perfekt zur Studentenstadt Freiburg. Butscher: Das kann man so sagen. I N T E RV I EW: M I C H A E L E B E RT 26 BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 DORTMUND: Enorme Konkurrenz im Mittelfeld Kringe: Auf Teilzeit, aber kein Stinkstiefel so, wie es bei seiner Schusstechnik eigentlich sein könnte.“ Dass Kringe über „enormes Potenzial“ verfügt, meint auch Sportdirektor Michael Zorc (46). Doch wie Trainer Klopp bemängelt er, dass das Dortmunder Eigengewächs (seit 1994 mit kurzer Unterbrechung im Verein) „dieses Potenzial nicht abgerufen“ hat. Oder: nicht häufig genug. So wie in Hannover, als er nach seiner Einwechslung zwei Tore zum verrückten 4:4-Endstand beitrug. Kringe ist neben dem Brasilianer Tinga das vielleicht prominenteste Opfer des brutalen Konkurrenzkampfes, der in diesem Dortmunder Mannschaftsteil ausgebrochen ist. Was Klopp ihm dabei hoch anrechnet: „Er hat das akzeptiert und trotzdem Gas gegeben. Florian hat null Komma null von einem Stinkstiefel.“ Aktuell allerdings wird die Situation im Mittelfeld nicht zuletzt durch die Verpflichtung von Markus Feulner (27) und Sven Bender (20) für Kringe noch einmal schwieriger. Giovanni Federico (28), dessen Vertrag eigentlich noch bis 2010 läuft, wird in diesen Platzkampf nicht mehr eingreifen. Schon früh hat Jürgen Klopp klargemacht, dass er für den zuletzt an den Karlsruher SC Foto: imago/AM-Bildagentur 1Wen auch immer Borussia Dortmund verpflichtete, Florian Kringe (26, Vertrag bis 2012) brach deshalb nicht der Angstschweiß aus. „Bisher“, verkündete er dann, „habe ich mich immer durchgesetzt.“ Entsprechend gelassen reagierte Dortmunds Dauerrenner im Winter auf den Deal mit Kevin-Prince Boateng (22). Diesmal aber sanken Kringes Aktien – nicht wegen Boateng, sondern wegen Nuri Sahin (20). Der per Athletik-Programm „runderneuerte“ Türke rauschte auf der Überholspur ins Team, und Kringe, der auf seinen Platz im Mittelfeld fast so etwas wie ein Abonnement gehalten hatte, wurde zum Kurzzeit-Arbeiter (siebenmal ein-, viermal ausgewechselt in der Rückrunde). Trainer Jürgen Klopp (41) bemängelt bei Kringe die „zu großen Schwankungen“ in seinem Leistungsbild. Im Grunde erkennt er in dem ungewöhnlich flexibel einsetzbaren Fußballer eine überdurchschnittliche Begabung. „Wenn Florian seine Fähigkeiten zu 95 Prozent abruft, ist er ein herausragender Spieler“, sagt Klopp, „er ist beidfüßig und mit dem Ball am Fuß fast schneller als ohne. Das ist eine sehr ungewöhnliche Fähigkeit. Und er ist torgefährlich, wenn auch nicht Einer lacht mehr: Nuri Sahin (links) hat Florian Kringe im Dortmunder Mittelfeld in der abgelaufenen Saison den Rang abgelaufen. ausgeliehenen Mittelfeldmann keine Verwendung mehr hat. Nun meldet Absteiger Cottbus Interesse an, zudem weitere Zweitligisten, wie Berater Thomas Kroth bestätigt. Kommt es zum Transfer, dann hat Michael Zorc den Kader bereinigt, nachdem schon die zuvor ausgeliehenen Markus Brzenska (Cottbus) und Antonio Rukavina (München 1860) neue Vereine gefunden haben. T H O M A S H E N N E C K E / o b i LEVERKUSEN: Der neue Trainer lernt seinen Klub Foto: ddp/Schwarz Heynckes’ Rezept: Lockerheit, Auf Kennenlernreise: Der neue Trainer Jupp Heynckes (links) führt viele Gespräche – nicht nur mit Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler. 1Die Zeit wird Jupp Heynckes (64) nicht lang. Zwar steigt Bayer Leverkusen erst am kommenden Dienstag wieder ins Training ein, doch der neue Trainer des Pokalfinalisten ist Tag für Tag im Einsatz. „Wir müssen eine Saison vorbereiten“, sagt Heynckes, der in den vergangenen zwei Wochen jede erreichbare Abteilung durchlief und Gespräche führte. Mit seinen Assistenten, seinen Reha-Trainern, den Ärzten und Physiotherapeuten, den Scouts, mit ein paar neuen Spielern wie Stefan Reinartz (20) und Eren Derdiyok (21) und immer wieder mit Sportchef Rudi Völler (49). So langsam kann sich der erfahrene Coach ein Bild machen von seinem neuen Arbeitsplatz, es wirkt posi- tiv: „Was ich bisher gesehen habe – ob handelnde Personen oder die Infrastruktur dieses fantastischen Stadions – ist absolut top.“ Ein Bild gemacht hat er sich auch von seiner Mannschaft. Auf die traf er als Bayern-Trainer in der Endphase der vergangenen Saison noch als Gegner, analysierte sie damals vor dem 3:0-Sieg der Bayern entsprechend, sitzt aktuell an den DVDs mit Toren und Gegentoren und bereitet sich darauf vor, das große Mysterium dieser BayerGeneration zu enträtseln: „Dieser Mannschaft fehlt Konstanz. Und wir müssen herausbekommen, woran das liegt.“ Die Mannschaft will er bei dieser Arbeit mit ins Boot nehmen: „Ich BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 27 SCHALKE: Pander fehlt noch zwei Wochen Engelaar: Der nächste Ärger 1Wenn Meistermacher Felix Magath (55) am Donnerstag seine neue Truppe zum Trainingsauftakt antanzen lässt, wird ein Hoffnungsträger definitiv fehlen: Christian Pander (25) braucht nach seinem Riss im Narbengewebe des linken Knies laut eigener Einschätzung „noch rund zwei Wochen“ bis zur Rückkehr ins Mannschaftstraining. „Dieser zeitliche Verlauf ist ganz normal“, erklärt Pander, gleichwohl alles andere als erfreulich. Käme Magath angesichts dünner Alternativen zu dem Entschluss, noch einen Linksverteidiger zu verpflichten, wäre das keine Überraschung. Und angesichts des eingeschränkten Budgets ein Grund mehr, am Gelingen des Transfers von Lewis Holtby (18, Vertrag in Aachen bis 2010) zu zweifeln. Die Alemannia wartete zuletzt weiter auf ein schriftliches Angebot, und Schalke-Präsident Jupp Schnusenberg (68) baute gegenüber dem kicker schon mal vor: „Bei so jungen Spielern ohne Erstliga-Erfahrung hat die Ablöse eine natürliche Obergrenze.“ Diese Aussage scheint mehr zu sein als nur Teil eines Pokers. Zwar betont Berater Thomas Noack: „Lewis hat sich festgelegt, nur nach Schalke zu wechseln.“ Doch den entscheidenden Trumpf halten die Königsblauen trotz ihrer Einigung mit dem TopTalent nicht: Holtbys Zusage, zur Not 2010 ablösefrei zu kommen. Schnusenberg räumt ein: „So weit gingen die Gespräche nicht. Das hinge davon ab, ob der Spieler sich damit anfreunden könnte, noch ein Jahr 2. Liga zu spielen.“ Anscheinend eher nicht. „Lewis geht davon aus, ab August in der Bundesliga zu spielen“, sagt Noack. „Auf Schalke.“ Doch die Frage, was bei einem Scheitern der Verhandlungen passiert, umschifft der Berater beharrlich. Andere Interessenten hätten also noch Chancen, die TSG Hoffenheim freilich gehört laut Manager Jan Schindelmeiser (45) nicht mehr dazu: „Lewis Holtby ist bei uns kein Thema mehr.“ Als geplatzt gilt derweil der Wechsel Orlando Engelaars (29) zu Panathinaikos Athen. Auch wenn Berater Edward Burleson am Sonntag beteuerte: „Die Sache ist offen.“ Doch verstand der Klub die jüngsten Signale des Spielers als Absage. Engelaar will zu Ziehvater Fred Rutten (46) nach Eindhoven. Womit der 5,5-Mio.-Einkauf auf Schalke ein Ärgernis bleibt: Erst sportlich, nun am Verhandlungstisch. Denn: Mit Athen hatte sich Schalke – wohlgemerkt unter Engelaars Einverständnis – auf 3,5 Mio. Euro Ablöse geeinigt. Ob aus Eindhoven eine gleichwertige Offerte kommt? Schalke muss jedenfalls Abstriche befürchten. Burleson: „Der Spieler entscheidet, wohin er geht. Oder er bleibt eben.“ Bei Engelaars PreisLeistungs-Verhältnis eine Drohung, vor der selbst Felix Magath schaudern dürfte. T H I E M O M Ü L L E R kennen, ist angetan von den Möglichkeiten will das mit den Spielern analysieren. Sie sind verantwortlich. Und ich möchte von ihnen die Bestätigung, ob meine Eindrücke richtig sind.“ Viel sprechen möchte er, allerdings nicht nur zu den Spielern, in erster Linie mit ihnen: „Der zwischenmenschliche Bereich ist von allergrößter Bedeutung. Es muss hier eine Atmosphäre geschaffen werden, in der es sich angenehm arbeiten lässt. Bei höchster Ernsthaftigkeit, bei größter Intensität. Druck haben die Jungs genug, den machen sie sich selber, den machen ihnen die Fans, die Medien. Ich muss dafür sorgen, dass es unverkrampft zugeht.“ Würde Heynckes dies gelingen, davon sind viele Kenner der Leverkusener Szene überzeugt, wäre nach den Irrungen und Wirrungen der abgelaufenen Spielzeit schon einiges gewonnen. Der Routinier propagiert Vertrauen, Lockerheit und Offenheit und hofft auf den Erfolg. Eine Mannschaft hat er noch nicht im Kopf, vermeidet aber auch Plattitüden wie „Jeder beginnt bei null“. Heynckes: „Das ist doch Quatsch.“ Jeder wisse ohnehin, auf welche Spieler er bauen kann. Dass er keinen verkaufen will, ist ebenfalls bekannt. Im Gegenteil: Mit Tranquillo Barnetta steigen Gespräche wegen einer Vertragsverlängerung bis 2011. Und in Argentinien läuft die Suche nach einem Defensivspieler unverändert intensiv. F R A N K LU S S E M Foto: firo Offenheit und Vertrauen Zukunft offen: Noch immer ist nicht klar, für wen Orlando Engelaar in der kommenden Saison gegen den Ball tritt. 28 BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 BREMEN: Neuer Kader als Baustelle – Zuculini kommt nicht und Pizarro bleibt ein Fragezeichen Auch der Marin-Poker wird zum Geduldsspiel Foto: imago/Baering 1Die erste schlechte Nachricht des Wochenendes kam aus Argentinien. Franco Zuculini (18), Werders Wunschkandidat für das zentrale defensive Mittelfeld, entschied sich für Hoffenheim und konnte sich auch von der Offerte für seinen Bruder Bruno (16) nicht umstimmen lassen. Die Suche nach einem Nachfolger für Frank Baumann (33) geht also weiter. Bremens Kader bleibt rund eineinhalb Wochen vorm Trainingsstart am 3. Juli eine Baustelle. Im Angriff steht und fällt alles mit der Personalie Claudio Pizarro (30). Werder will den noch bis 2011 an Chelsea gebundenen Peruaner unbedingt halten, der Torjäger selbst will ebenfalls an der Weser bleiben – doch über dessen Zukunft hat eben auch Chelseas neuer Coach Carlo Ancelotti zu entscheiden. Und der sendet unverändert keine Signale Richtung Bremen. Das Problem für die Norddeutschen: Von Pizarros Verbleib ist maßgeblich abhängig, wie viel Geld am Ende übrig bleibt. Denn trotz der knapp 25 Millionen Euro Einnahmen aus dem Diego-Transfer zu Juventus Turin muss der Pokalsieger haushalten. „In den vergangenen Jahren haben wir von den Champions-LeagueEinnahmen gelebt, aber die fallen nun weg“, mahnt Geschäftsführer Manfred Müller Besonnenheit an. Hängepartie: Noch ist nicht klar, ob Marko Marin (re.) Kollege von Naldo (li.) und Sebastian Prödl wird. Könnte jene Besonnenheit nach dem verlorenen Poker um Talent Zuculini nun gar zu einem zweiten Rückschlag auf dem Transfermarkt führen? Denn auch das Kommen von Gladbachs Marko Marin (20) ist alles andere als sicher. Borussias Manager Max Eberl unterstreicht nochmals nachhaltig, dass das erste Angebot der Bremer für den Nationalspieler „noch nicht mal eine Verhandlungsbasis“ darstelle. Eine konkrete Forderung habe Gladbach deshalb noch gar nicht erhoben. Aber: „Wir bleiben gesprächsbereit. Doch die Initiative muss von Werder ausgehen.“ Müller wiederum erklärt: „Wir sind nicht bereit, eine überdimensionale Summe zu zahlen, irgendwo muss das Ganze ein Maß haben.“ Seine Schlussfolgerung lautet daher: „Wenn es in diesem Jahr nicht möglich ist, dann eben im nächsten.“ 2010 wäre Marin ablösefrei – lässt es Werder darauf wirklich ankommen oder geht nur der Poker in die nächste Runde? „Ich schließe nicht aus, dass wir noch eine Einigung finden“, sagt Müller. Der Poker um Zuculini ist seit Samstag verloren, der um Marin bleibt ein heißes Thema. S E B A S T I A N WO L F F FRANKFURT: Vertrag mit dem Ex-Trainer läuft weiter – Was wird aus Reutershahn? Die Trennung von Funkel kommt die Eintracht teuer zu stehen Foto: imago/Harder 1Gut vier Wochen sind seit dem 34. Spieltag, als Friedhelm Funkel (55) zum letzten Mal auf der Eintracht-Bank saß, vergangen. Die meiste Zeit verbrachte der Frankfurter Ex-Trainer im Ausland in Feriendomizilen auf Mallorca oder der Türkei. Am Wochenende weilte er wieder in Deutschland, wie lange es ihn hier hält, ist offen. Eine passende Job-Offerte ist derzeit nicht in Sicht, „aber so etwas kann ja gerade Noch ohne Job: Friedhelm Funkel. im Fußball manchmal unglaublich schnell gehen“, sinniert Funkel. Der Eintracht wäre es lieber, Funkel, der in der Zwischenzeit unter anderem ein Angebot des 1. FC Kaiserslautern ausschlug, wäre möglichst bald bei einem anderen Klub in Amt und Würden. Denn bis dahin muss der Tabellendreizehnte seinen Trainer weiter bezahlen. Wenn es schlecht läuft bis zur Winterpause und im „worst case“ sogar bis zum Vertragsende am 30. Juni 2010. Bei der nicht ganz freiwilligen Demission Ende Mai hatte sich Funkel nach kicker-Recherchen zwei Optionen zusichern lassen: Er konnte wählen zwischen einer Abfindung im mittleren sechsstelligen Bereich oder dem Weiterlaufen des Vertrags. In der Zwischenzeit hat er sich für das Letztere entschieden, partizipiert damit auch an künftigen Prämien. „Ich habe schon als Spieler nie über solche Dinge gesprochen und werde es als Trainer auch nicht tun. Richtig ist, dass mein Vertrag nach wie vor läuft“, erklärt Funkel auf Anfrage. Genauso wie der Kontrakt seines Co-Trainers Armin Reutershahn (49), der ebenfalls bis 30. 6. 2010 datiert ist. Der neue EintrachtChefcoach Michael Skibbe (43) bringt indes seinen eigenen Assistenten mit. Der Vertrag mit Edwin Boekamp (50) ist ausgehandelt, soll die nächsten Tage unterschrieben werden. Skibbe kündigte an, Reutershahn zu fragen, ob er überhaupt für die ganze Saison zur Verfügung stehe oder gegebenenfalls Funkel zu einem neuen Verein folgen wolle. „Dazu kann ich nichts sagen“, meint Funkel. Reutershahn will vor dem Gespräch mit Skibbe keine Stellungnahme abgeben. Die Verträge von Funkel und Reutershahn waren erst im Januar beziehungsweise März um eine weitere Saison verlängert worden. Weitere finanzielle Einschränkungen bei der Suche nach neuen Spielern (vor allem für das defensive Mittelfeld) ergeben sich durch die Ausschüttung der Fußball AG von rund einer Million Euro an die Aktionäre. Auf diese Weise ist sichergestellt worden, dass der Verein (e.V.), der mit 72 Prozent Hauptaktionär ist, unter anderem die Mehrkosten abdecken kann, die sich durch den Aufstieg der zweiten Fußballmannschaft in die Regionalliga 2008 ergaben. M I C H A E L E B E RT 30 BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 BERLIN: Der Shootingstar ist wieder fit Nicu: „Vielleicht war es ein bisschen viel“ nach enttäuschenden Resultaten Lucescu weichen. „Der neue Trainer hält viel von mir“, meint Nicu. „Er rechnet fest mit mir.“ Das tun sie auch in Berlin. Nicu legte eine überzeugende Premieren-Saison im Oberhaus hin. „Er war unser Shootingstar“, sagt Geschäftsführer Michael Preetz. „Max hat eine wunderbare Entwicklung genommen.“ 300 000 Euro Ablöse zahlte Hertha vor Jahresfrist an Wehen Wiesbaden für den laufstarken, spielintelligenten Profi. Eine Entzündung des Achillessehnen-Gleitlagers erschwerte die Vorbereitung. Doch dann startete Nicu durch (28 Spiele, zwei Tore, sechs Vorlagen) – bis in die Nationalmannschaft. Als er im Berliner Konsulat den Eid sprach, wurde das live im rumänischen TV übertragen. „Das war vielleicht ein bisschen viel Trubel“, sagt Nicu. Auch deshalb überraschte ihn die Frühjahrs-Delle in der Leistungskurve nicht: „Am Ende fehlte mir körperlich und geistig die Frische. Außerdem hat mich die Sehnenscheidenentzündung ziemlich gehandicapt.“ Nach Saisonende ließ er sich weiter behandeln (Ultraschall, Strom). „Jetzt ist wieder alles okay“, sagt Nicu und nennt sein Ziel: „Ich will mein erstes Jahr bestätigen.“ S T E F F E N RO H R Foto: Firo 1Wenn Lucien Favre am Donnerstag um 10 Uhr zum ersten Training bittet, wird eine ganze Reihe renommierter Namen fehlen. Hertha BSC gewährt den Nationalspielern, die nach dem Ende der Bundesliga-Saison noch für ihr Land antraten, entsprechend länger Urlaub. Kapitän Arne Friedrich (30) etwa steigt erst am 1. Juli ein, Josip Simunic (31) – falls ihn bis zum 30. Juni kein Klub für die festgeschriebene Ablöse von sieben Millionen Euro aus seinem bis 2011 datierten Vertrag kauft – am 6. Juli. Einer dagegen wird am Donnerstag dabei sein, obwohl er inzwischen Nationalspieler ist: Maximilian Nicu (26). Rumäniens 1:0-Sieg in Litauen am 6. Juni verfolgte er nur als Zuschauer, wegen einer Sehnenscheidenentzündung im Fuß musste er dem neuen Nationalcoach Razvan Lucescu absagen. „Das war schade, aber es gab keine andere Möglichkeit“, sagt Nicu. „Die Schmerzen waren zu stark.“ Trotz seiner Absage glaubt der Mittelfeldspieler fest an eine Zukunft in der rumänischen Auswahl, für die er am 1. April beim 1:2 im WMQualifikationsspiel in Österreich sein siebenminütiges Debüt gab. Damals hieß der Trainer noch Victor Piturca, der musste Ende April Will seine starke Vorjahres-Saison bestätigen: Herthas Maximilian Nicu, der im April in der rumänischen Nationalmannschaft debütierte. HANNOVER: Der Neuzugang über die Konkurrenz, die Abwehrprobleme und seine Ziele bei 96 Haggui: „Ein Platz zwischen fünf und acht ist möglich“ . . . den Konkurrenzkampf: Mit Christian Schulz (26), Mario Eggimann (28), Vinicius (28) und Haggui kämpfen vier Innenverteidiger um die zwei Posten in der Abwehrzentrale. „Ich kann helfen“, ist der tunesische Nationalverteidiger überzeugt. „Allerdings geht es nur in der Gemeinschaft. Einer alleine kann nichts ausrichten.“ Die Konkur- Foto: Imago/Kraft 1Er soll dabei helfen, die löchrige Abwehr bei Hannover 96 zu stabilisieren: Von Neuzugang Karim Haggui (25) wird viel erwartet. Mit dem Tunesier sprach der kicker über . . . . . . seinen Wechsel: Haggui, der unbedingt in Deutschland bleiben wollte, berichtet von guten Gesprächen mit Trainer Dieter Hecking. „Ich habe schnell unterschrieben, weil ich bei Hannover ein gutes Gefühl habe.“ In Leverkusen spielte er zuletzt nur elfmal (kicker-Notenschnitt 3,69), zwei Leistenoperationen bremsten ihn. „Seit Dezember bin ich aber wieder richtig fit.“ Als Abstieg sieht er seinen Wechsel nicht. „Leverkusen war Neunter, 96 Elfter. Hannover muss sich nicht verstecken.“ Tor-Verhinderer: Karim Haggui. renzsituation empfindet er nicht als störend, im Gegenteil. „Das ist für eine Mannschaft nur gut. Die Besten sollen spielen.“ Dass er dazu gehört, davon ist Haggui überzeugt. „Ich bin hier, um zu spielen. Aber das schaffe ich nicht durchs reden, sondern durch harte Arbeit.“ . . . die Abwehrprobleme: 69-mal hat’s geklingelt, Hannover war in der vergangenen Saison die Mannschaft mit den meisten Gegentoren der Liga. Haggui will helfen, das zu ändern. „Wenn wir zehn oder 15 Tore weniger kassieren, könnten das neun Punkte mehr sein, die wir holen. Mit viel Training können wir eine solide Abwehr haben, zumal wir mit Robert Enke über einen überragenden Torwart verfügen.“ . . . die Nationalmannschaft: Mit Tunesien befindet sich Haggui auf dem Weg zur WM, am Samstag spielte das Team mit ihm als Kapitän 0:0 gegen Nigeria. Die Qualifikationsgruppe B führt Tunesien nach drei Spielen an. „Die WM ist mein großes Ziel. Um meinen Stammplatz zu halten, muss ich natürlich auch im Verein spielen.“ . . . seine Ziele mit Hannover: Gedanken an einen erneuten Abstiegskampf verschwendet der Verteidiger keine. „Wir schauen nach oben, nicht nach unten.“ Nach oben heißt für ihn auch: internationales Geschäft. „Warum nicht? Wir wollen einen Schritt nach vorne machen. Ich halte einen Platz zwischen fünf und acht für möglich.“ THOMAS HIETE BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 31 KÖLN: Trainingsauftakt am Donnerstag ohne Mondragon, Wome, McKenna und Sanou So plant Soldo die FC-Offensive mit Podolski 1Für Aufnahmen mit FC-Sponsor Solarworld, der über eine Million Euro zu der Zehn-Millionen-EuroAblöse für den Nationalspieler beigesteuert hat, stand Lukas Podolski (24) am Sonntag am Geißbockheim vor der Kamera. Am Donnerstag wird er dann in seine neue, alte Rolle beim FC schlüpfen, wenn Zvonimir Soldo zum Trainingsauftakt ins Rhein-Energie-Stadion bittet. Mit Podolski und Sebastian Freis (24, ablösefrei vom KSC) kann Soldo eine neue Offensive formieren. „Lukas sehe ich als hängende Spitze. Sebastian auf der rechten Seite“, sagt er, ohne sich endgültig festlegen zu wollen. Da Freis, wie links Fabrice Ehret, eher ein Außenstürmer denn ein spielender Mittelfeldakteur ist, deutet vieles darauf hin, dass Soldo eher nicht auf eine Mittelfeld-Raute setzt, sondern zu den zwei Außen einen defensiven Mittelfeldspieler (Petit) und einen (etwas) offensiveren nominiert. „Es muss nicht unbedingt ein klassischer Spielmacher sein“, sagt Soldo zu seinem Wunsch nach einem „Kreativen“. So könnte der Brasilianer Ibson (25, Flamengo, Rechte beim FC Porto) als spiel-, aber auch kampfstarker Mittelfeld- fehlt aber. Was auch dazu passt, dass es laut Michael Meier „momentan nicht zu erwarten“ sei, dass am Donnerstag ein weiterer Zugang aufläuft. Der Manager, der keine Namen kommentiert, schließt aber Foto: Rainer Dahmen spieler passen. Laut portugiesischer Medien soll der FC trotz der VierMillionen-Forderung Portos in das Rennen um Ibson, den Flamengo halten will, eingestiegen sein. Die Bestätigung dafür aus FC-Kreisen So kennt man ihn: Lukas Podolski, immer mit dem Blick für den Ball. Ab Donnerstag darf der Angreifer dann auch wieder trainieren. nahezu aus, dass der FC fürs Tor oder den Sturm trotz gehandelter Kandidaten einkauft: „Wir haben vier Stürmer und suchen auf ganz anderen Positionen. Auf der Torhüterposition gehen wir mit dieser Konstellation in die neue Saison.“ Sprich: Mit Faryd Mondragon (38) und Thomas Kessler (23). Ob die Nummer 3, Miro Varvodic (20), weiterverpflichtet wird, ist offen. „Er braucht Spielpraxis“, so Meier. Beim FC bekommt die Leihgabe diese nicht. Meier ergänzt bezüglich der Kaufoption (250 000 Euro an Hajduk Split): „Wir werden keine zusätzliche Belastung auf uns nehmen, wenn wir keinen Nutzen daraus haben.“ Ginge Varvodic, würde ein U-23-Keeper nachrücken, so Meier. Ob Varvodic zum Trainingsauftakt kommt, ist offen. Sicher fehlen werden Mondragon (steigt, wie von Ex-Trainer Christoph Daum zugesagt, erst am 29. Juni ein), die am Wochenende in der WM-Qualifikation aktiven Wilfried Sanou (Burkina-Faso) und Pierre Wome (Kamerun, jeweils ab 3. Juli) und Kevin McKenna, der erst nach Kanadas Ausscheiden beim GoldCup (3. bis 26. Juli) wieder bereit steht. S T E PH A N VO N N O C K S BOCHUM: Schwede Andreas Johansson soll der neue Sechser sein – Sinan Kaloglu nach Holland? Stürmer Etien Velikonja: Noch stellt Gorica sich quer Foto: VD Gorica 1Zumindest zwei der drei geplanten Einkäufe möchte Thomas Ernst bis zum Trainingsstart am Samstag getätigt haben. Das könnte klappen, obwohl nun bei der Stürmersuche Komplikationen auftraten. Denn eigentlich war bereits Einigung erzielt mit dem slowenischen Vizemeister ND Gorica über die Verpflichtung des slowenischen Torschützenkönigs Etien Velikonja (20), der in der abgelaufenen Saison 17 Treffer erzielt hatte. Doch plötzlich wollten die Klub-Verantwortlichen des slowenischen Vizemeisters nachverhandeln und blockierten Noch nicht fix: Etien Velikonja. den Deal. Vollzug konnte Bochums Sportvorstand daher gestern, Sonntag, noch nicht vermelden. Sportlich ist man von Velikonja (1,77 Meter, 72 Kilo) überzeugt, der Torjäger-Qualitäten nachgewiesen hat und in seiner Heimat als großes Talent gilt. Parallel zu dieser Personalie betreibt der VfL auch die Verpflichtung von Zlatko Dedic (25, Vertrag bis 2011), ebenfalls Slowene und im Nationalteam der Nebenmann von Kölns Torjäger Milivoje Novakovic. Dedic spielt in der italienischen Serie B bei Frosisone Calcio, feierte im August 2004 sein Debüt im slowenischen Nationalteam und absolvierte seitdem 16 Einsätze für seine Landes-Auswahl. Er ist ein sehr laufstarker Angreifer, schnell und wendig und könnte im Kader den Platz von Sinan Kaloglu einnehmen, der mit einem niederländischen Klub verhandelt und trotz Vertrages bis 2010 keine Zukunft beim VfL hat. Kurz vor dem Vollzug steht offensichtlich die Verpflichtung eines defensiven Mittelfeldmannes. „Weitgehend einig“, sei man mit dem abgebenden Verein, bestätigt Ernst, Übereinkunft bestehe bereits mit dem Spieler, einem „klassischen Sechser“. Nach Informationen aus Schweden handelt es sich dabei um Andreas Johansson (27) von Halmstads BK, den die Bochumer wiederholt beobachteten. Der Schwede gilt in seinem Klub als Führungsfigur, verfügt über ein ausgezeichnetes Passspiel und ist läuferisch sehr stark. Im Januar debütierte Johansson im schwedischen Nationalteam; sein Vertrag läuft im Winter aus. Neues Personal also könnte am Samstag beim Trainingsbeginn dabei sein; außer Sinan Kaloglu könnte dann auch Marcin Mieciel fehlen. Der Pole wird am Mittwoch aus dem Urlaub zurück erwartet und will dann Anfragen aus seiner Heimat prüfen. Keine Verwendung hat der VfL für den bisher nach Lautern ausgeliehenen Danny Fuchs, dafür schließt sich Ivo Ilicevic jetzt den Pfälzern an. O L I V E R B I T T E R ANZEIGE 32 BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 AUFSTIEG ohne AUFSTIEG Sie sind jung und gut, sie kommen aus der 2. Liga. SVEN BENDER, KEVIN GROSSKREUTZ, MARCO REUS und VALDET RAMA stehen vor neuen Herausforderungen. SVEN BENDER: Position vor der Abwehr Kehl als prominente Konkurrenz Foto: imago/Reichwein ist der BVB allerdings hochwertig besetzt; Bender (zuletzt 25 Zweitliga-Spiele, elf über 90 Minuten, kein Tor) muss sich bei allem Talent erst mal auf Teilzeiteinsätze einstellen. Der U-19-Europameister hat physisch in der vorigen Saison zugelegt, muss aber robuster werden, um sich durchzukämpfen. Dass sein neuer Trainer sich nicht scheut, auf junge Spieler zu setzen, hat Bender aus der Ferne schon beobachtet: „Das“, versichert er, „hat mir die Entscheidung für den BVB noch leichter gemacht.“ OLIVER BITTER Ein Ex-Dortmunder zurück bei der Borussia: Angreifer Kevin Großkreutz spielte bereits in der BVB-Jugend, kommt aus Ahlen. KEVIN GROSSKREUTZ: Angreifer kehrt zurück Zweiter Anlauf beim Lieblingsklub Foto: imago/MIS 1Im Familien-Duell hat der etwas Jüngere die Nase vorn. Zwillingsbruder Lars, ein paar Minuten eher geboren, wird erst 2010 nach Leverkusen wechseln; Sven Bender steigt quasi sofort vom Zweitligisten 1860 München in die Bundesliga auf. Er wechselt im Tausch mit Antonio Rukavina, dessen Marktwert auf zwei Millionen taxiert wird. „Das ist ein Riesenschritt“, versichert der 20-Jährige, „ich bin überzeugt, dass dies der richtige Zeitpunkt für den Wechsel ist.“ In ihrer Karriere zogen die Brüder stets gemeinsame Kreise, wechselten 2002 von Haching zu den „Löwen“ und lebten in einer WG unweit des Trainingsgeländes. Nun trennen sich ihre Wege, was Sven als „gute Herausforderung“ empfindet. Als laufstarker Mittelfeldmann, taktisch gut geschult und stark im Zweikampf, passt Bender ideal in Jürgen Klopps Anforderungsprofil, muss aber vor allem an seiner Übersicht noch feilen und mehr Zug zum Tor entwickeln. Und trifft auf seiner Lieblingsposition, zentral vor der Abwehr, auf prominente Konkurrenz. Dort ist nämlich das Revier von Kapitän Sebastian Kehl; Bender indes könnte auch für die beiden Halbpositionen in der Raute infrage kommen. „Ein entwicklungsfähiger Spieler, der bestens in unser Nachwuchskonzept passt”, findet Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. „Sven wird den Konkurrenzkampf im Mittelfeld noch mal anheizen.” Da Ein Ex-„Löwe“ in Dortmund: Sven Bender kommt von 1860. 1Fast wie einen Sechser im Lotto muss Kevin Großkreutz den Anruf von Michael Zorc empfunden haben. Der Schritt in die Bundesliga, in seiner Heimatstadt, bei seinem Lieblingsklub Borussia Dortmund: Aus Sicht des Offensivmannes, der beim BVB bis 2012 unterschrieb, ein Aufstieg wie gemalt. „Schon als kleiner Junge“, erinnert sich der 20-Jährige, „habe ich immer davon geträumt, mal für den BVB in der Bundesliga zu spielen.“ Das soll der schlaksige Angreifer (1,86 Meter, 69 Kilo) in vorderer Linie tun, wo er seine Dribbelstärke ausspielen könnte. Die Stärke im Dribbling, die mitunter allerdings auch zur Schwäche wird, wenn der Stürmer schlicht den Nebenmann übersieht und sich festrennt, was zuletzt allerdings nicht mehr so häufig vorkam. Großkreutz hat intensiv an seinen Schwächen gearbeitet, gehörte schon als Nachwuchsmann zu den Spielern, die maßgeblich an Ahlens Aufstieg beteiligt waren, und mischte auch in der 2. Liga als Stammkraft mit (33 Spiele, sechs Tore, sieben Assists). „Wir haben seinen Weg sehr genau verfolgt“, erzählt Sportdirektor Michael Zorc. „Kevin bringt viel Talent mit, ist schnell und macht oft intuitiv das Richtige.“ Dass ihm die Ahlener Fans den bereits Ende Januar verkündeten Wechsel nach Dortmund zunächst übel nahmen, irritierte den als sensibel geltenden Offensivmann nur kurz. Er fing sich schnell, ging mit Leistung voran und zeigte sich vor allem in puncto Spielübersicht verbessert. Dass er sich so entwickeln würde, hatten ihm seine Jugendtrainer beim BVB übrigens nicht ohne Weiteres zugetraut. Denn bis er 14 war, spielte Großkreutz in der Dortmunder Jugend, bevor er als körperlich nicht robust genug galt und aussortiert wurde. Beim Trainingsstart am nächsten Sonntag beginnt für ihn also der zweite Anlauf. OLIVER BITTER BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 MARCO REUS: Beim BVB einst ausgemustert PERSONALIEN Foto: imago/pmk Ein Ex-Dortmunder in Gladbach: Marco Reus kommt aus Ahlen. stärkere, aber beidfüßig gut ausgebildete Reus geeignet. Auch wenn er sich realistisch darauf einstellt, „nicht sofort einen Stammplatz“ zu ergattern. Doch nennenswerte Einsatzzeiten bleiben der Anspruch, was ein weiteres Ziel in Reichweite brächte: das erste Länderspiel. Die bisher vier Einladungen zur U 19 und U 18 musste Reus alle verletzt bzw. krank absagen. T. M Ü L L E R VALDET RAMA: Von Ingolstadt nach Hannover Lobeshymnen von Fink und Köppel Foto: imago/Krieger 1Der Mann kommt mit ordentlich Vorschusslorbeeren. „Valdet Rama ist technisch eine Augenweide, ihm ist noch einiges zuzutrauen“, weiß sein Ex-Coach Thorsten Fink. „Er ist ein großes Talent, technisch gut, dribbelstark“, sagt Horst Köppel. Der erfahrene Trainer, der Ende April Zweitligaabsteiger Ingolstadt von Fink übernahm, durfte Rama zumindest die letzten fünf Saisonspiele erleben. Danach wechselte Ein Ex-Wolfsburger in Hannover: Valdet Rama kommt aus Ingolstadt. der 21-Jährige ablösefrei nach Hannover. Rama unterschrieb für drei Jahre, sieht bei 96 „die besten Entwicklungsmöglichkeiten“ für sich. Der beidfüßige Mittelfeldakteur lief vergangene Saison 32-mal für Ingolstadt auf (2 Tore, kicker-Notenschnitt: 3,63). Von 2005 bis 2008 kickte der 1,82 Meter große Spieler für den VfL Wolfsburg II. „Er ist jung, hat aber einiges an Erfahrung sammeln können“, sagt 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke. Auch Trainer Dieter Hecking ist überzeugt: „Valdet ist ein dynamischer, technisch versierter Spieler, der uns mit seiner Flexibilität enorm weiterhelfen kann.“ Köppel sieht allerdings im taktischen Verhalten und in der Defensivarbeit noch Defizite: „Da muss er noch einiges dazulernen.“ Fink bemängelt vor allem Ramas Abschlussschwäche. Seit 2009 besitzt der gebürtige Kosovo-Albaner die deutsche Staatsbürgerschaft, könnte – entsprechende Leistung vorausgesetzt – im DFB-Dress auflaufen. „Er hat zumindest das Zeug dazu, ein sehr guter Bundesligaspieler zu werden“, attestiert Köppel. JANA WISKE VFL WOLFSBURG BAYER LEVERKUSEN Beim Trainingsauftakt am heutigen Montag fehlen noch zahlreiche Nationalspieler: Jan Simunek (22), Peter Pekarik (22), Edin Dzeko (23), Zvjezdan Misimovic (27), Christian Gentner (23) und Marcel Schäfer (25) starten am 27. Juni, Makoto Hasebe (25) und Neuzugang Thomas Kahlenberg (26) am 29. Juni. Noch offen ist, wann Ashkan Dejagah (22), Daniel Adlung (21, beide U-21-EM) und Josué (29, beim Confed-Cup) zurückkehren . Fabian Giefer (19) rückt als dritter Torwart in den Lizenzspielerkader auf. VFB STUTTGART Jens Lehmann (39) hat verlängerten Urlaub bekommen, stößt nach dem ersten Trainingslager zum Team. + + + Meldungen, wonach Serdar Tasci (21) vor der Verlängerung seines 2010 auslaufenden Vertrages bis 2013 steht, dementiert der VfB. HANNOVER 96 Hanno Balitsch (28) wurde in Berlin erfolgreich an der linken Leiste operiert. + + + Bastian Schulz (23) wechselt zum 1. FC Kaiserslautern. 1. FC KÖLN Torwarttrainer Holger Gehrke (48) wird Köln wahrscheinlich in Richtung Fenerbahce Istanbul verlassen. Als Nachfolger ist Alexander Bade (38) im Gespräch. + + + Der brasilianische Linksverteidiger Evaldo (27, Sporting Braga) wird vom FC beobachtet. VFL BOCHUM Philipp Bönig (29) ist an beiden Leisten operiert worden. BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH Marco Reus (20, Knochenhautreizung), Raul Bobadilla (22, nach Muskelfaserriss), Rob Friend (28) und Gal Albermann (26, beide nach Fersen-OP) fehlen ebenso wie die Nationalspieler beim Trainingsstart am heutigen Montag. + + + Patrick Paauwe (33), Steve Gohouri (28), Marcel Ndjeng (27) und Sebastian Svärd (26) sollen sich einen neuen Klub suchen. + + + An Johannes van den Bergh (22) zeigt Fortuna Düsseldorf weiter Interesse. + + + Franck Geideck (42, zuletzt Bielefeld) wurde als weiterer Co-Trainer verpflichtet. SC FREIBURG Vitali Rodionov (25) wird beim Trainingsstart am heutigen Montag fehlen. Der SC Freiburg wird die Kaufoption für den Stürmer von BATE Borisov nicht ziehen, behält sich vor, neu zu verhandeln. + + + Für Mittelfeldspieler Robert Zillner (23) wurde ein Angebot an die SpVgg Unterhaching abgegeben. + + + Interesse besteht auch an Verteidiger Felix Bastians (21) von Young Boys Bern. Auch die Prominenz spielte mit Foto: Koch Längst kein Leichtgewicht mehr 1Zu klein und körperlich zu schwach, so lautete 2006 das Urteil über Marco Reus (20) in der B-Jugend von Borussia Dortmund. Also wechselte der Dribbler zu RW Ahlen, schaffte dort den Sprung zu den Profis. Nach einer Saison 2. Liga (27 Einsätze, vier Tore) folgt für Reus, inzwischen 1,80 Meter groß und 75 Kilo schwer, nun der nächste Aufstieg: Gladbach zahlte eine Million Euro Ablöse, stattete den Offensivmann mit einem Vierjahresvertrag aus. Fußballerisch, so Sportdirektor Max Eberl (35), sei Reus längst kein Leichtgewicht mehr. Sondern: „Einer der interessantesten Zweitliga-Spieler.“ Was weitere Erstligisten, etwa Schalke, ebenso bewerteten. Für Reus indes „war früh klar, dass ich in Gladbach die beste Perspektive habe, mich dauerhaft weiterzuentwickeln“. Den Start ins Mannschaftstraining muss der Newcomer wegen einer Knochenhautreizung zwar verschieben, doch sei „die Vorbereitung lang genug“, um sich aufzudrängen. Für eine Rolle rechts oder links außen, ob im 4-3-3 oder 4-4-2-System, ist der mit rechts 33 „Sport macht Spaß“: Unter diesem Motto trafen sich auch in diesem Jahr wieder rund 350 Partner und Kunden des kicker und des Olympia-Verlags. Und weil man in der LTU-Arena feierte, durften sich die Gäste natürlich sportlich betätigen. Tipps für Fußballer, Handballer, Hockeyspieler oder Basketball-Cracks gab es dabei von absoluten Fachleuten, die die FreizeitSportler an den verschiedenen Stationen betreuten. Von links: Matthias Goddek (Düsseldorf Giant, Basketball), Alexander Bade (Ex-Torhüter 1. FC Köln, Hamburger SV, Borussia Dortmund, Arminia Bielefeld), Tobias Hauke, Christopher Zeller, Peter Schlich (Hockey-Nationalspieler von Rot-Weiß Köln, Hauke und Zeller sind amtierende Olympiasieger), Reiner Calmund (gab gewohnt launig an jeder Station seine Kommentare ab), Clara Woltering (Bayer Leverkusen, Handball-Nationaltorhüterin) und Tessa Wienstroer (Team-Managerin Bayer Leverkusen Handball Damen) rundeten das Gruppenbild mit Damen ab. 34 BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 MAINZ: Talent Andre Schürrle steigt auf – Bogavac & Co mit Vertrag, aber ohne Chance Feulner-Nachfolger soll beim Start dabei sein Toni da Silva aus Karlsruhe an den Bruchweg schließt Heidel aus: „Da haben wir keine Chance. Toni ist viel zu teuer, passt nicht in unseren Rahmen.“ … ein neuer Klub für Christian Wetklo (29). Die bisherige Nummer zwei, zumal nach der Verpflichtung von Heinz Müller, ist ohne Chance, soll möglichst ausgeliehen werden. Noch aber gibt es keinen Interessenten, so dass Wetklo wohl zunächst am Bruchweg mittrainieren wird. … ein Abnehmer für Dragan Bogavac (Vertrag bis 2010), der gehen kann, sofern er einen Verein findet. Der 29-Jährige (zwölf Einsätze, ein Tor) wäre hinter Aristide Bancé, Srdjan Baljak, Felix Borja und Andre Schürrle zukünftig nur noch Stürmer Nummer fünf. Keine gute Aussichten, um mehr Spielpraxis als zuletzt zu erhalten. … eine Wettkampfchance für Jahmir Hyka (21) und Mario Vrancic (20). Möglichst auf Leihbasis. Abnehmer sind bislang allerdings nicht in Sicht. … ein neuer Hauptsponsor. Aber auch hier ist der Mainzer Manager zuversichtlich, den richtigen Partner in Kürze präsentieren zu können. Gefunden ist dafür eine zusätzliche Alternative für den Angriff. Die heißt Andre Schürrle, ist 18 Jahre jung, kommt aus dem eigenen Nachwuchs. Der deutsche U-19-Nationalspieler war mit zwei Toren am Sonntag überragender Mainzer im Team der A-Junioren beim 3:0 in Bremen, das den Einzug ins Endspiel gegen Borussia Dortmund bedeutet (siehe Seite 39). Heidel war aus dem Häuschen: „Unser Nachwuchs in einem Finale um die Deutsche Meisterschaft. Das ist unfassbar, von der Wertigkeit fast wie ein Bundesligaaufstieg!“ ULI GERKE Foto: Hübner 1Allmählich trudeln die Urlauber wieder ein in Mainz. Am Sonntag etwa kehrte Jörn Andersen aus der Türkei zurück, wo er sich auch sportlich betätigte, trotz teils extrem hoher Temperaturen die eine oder andere Golfrunde drehte. Per Handy stand der Trainer ständig mit Manager Christian Heidel in Kontakt, der daheim die Personalplanungen vorantreibt. Damit am Samstag beim offiziellen Vorbereitungsstart alle fit sind, werden sich die FSV-Profis am Donnerstag und Freitag einem Medizincheck unterziehen. Der Kader ist längst nicht komplett. Die Suche nach Verstärkungen oder neuen Klubs für Spieler, die die 05er möglichst noch abgeben möchten, läuft. Gesucht wird … … ein Nachfolger für Markus Feulner (27), der sich nach sieben Toren und 15 Assists ablösefrei nach Dortmund verabschiedete. Heidel hofft sehr bald Vollzug melden zu können mit dem Mann, der im offensiven Mittelfeld und auch im Sturm eingesetzt werden kann. „Wir brauchen Spieler, die zwei Positionen übernehmen können“, erklärt der Manager zum Anforderungsprofil. Zur Verpflichtung des Wunschkandidaten (Heidel: „Mit dem Spieler sind wir uns einig“) fehlt jetzt nur noch die Zustimmung des abgebenden Klubs. Eine Rückkehr von Mit gültigem Arbeitspapier, aber ohne Chance: Wenn Dragan Bogavac einen neuen Verein findet, darf er Mainz sofort verlassen. NÜRNBERG: Stürmer nach verpatztem Halbjahr endlich verletzungsfrei Foto: imago/Müller Bunjaku greift an: „Ich kann mithalten“ Die Verletzung endlich auskuriert: Albert Bunjaku ist angriffslustig. 1Seinen Urlaub in New York hat Michael Oenning hinter sich, die verbleibende Woche bis zum Trainingsauftakt am nächsten Montag wird der Trainer des 1. FC Nürnberg auch der Suche nach einem geeigneten Co-Trainer widmen. Wobei die Nachfolge von Peter Hermann bis dahin nicht zwangsläufig geregelt sein muss. „Ich kann auch erst mal alleine starten“, sagt Oenning. Auch über weitere Spielertransfers will er erst im Laufe der Vorbereitung intensiver nachdenken. Ein gefühlter Neuzugang ist Albert Bunjaku, obwohl der Stürmer bereits in der Winterpause aus Erfurt nach Nürnberg wechselte. „Ich habe es mir ein bisschen anders vorgestellt“, blickt der 25-jährige Schweizer auf sein erstes Halbjahr beim Club zurück. Dabei begann der neue Lebensabschnitt nicht schlecht. Beim 0:0 gegen Mainz stand Bunjaku am 22. Spieltag erstmals in der Startelf, vergab allerdings kurz vor Schluss eine Riesenchance. Die Woche darauf traf er als Joker beim 2:2 in Duisburg. Bunjaku schien angekommen, doch ein Muskelbündelriss bremste ihn aus. „Für die Mannschaft lief es super, für mich blöd, auch weil die anderen Stürmer dann trafen. Dabei hatte ich mir so viel vorgenommen“, kommt der Frust auch im Urlaub im heimischen Zürich nochmals bei ihm durch. Für den Neustart in Nürnberg fühlt sich Bunjaku nun gut gerüstet. Die Verletzung ist auskuriert, an der Fitness hat er in der Sommerpause gearbeitet. „Ich will angreifen und denke, dass ich mithalten kann. Die Bundesliga traue ich mir zu.“ Selbstvertrauen, das er auch aus seinem in der Erinnerung hängengebliebenen Auftritt im DFB-Pokal zieht. In der ersten Runde des Vorjahres traf er damals mit Rot-Weiß Erfurt auf den FC Bayern. Auch dank seiner beiden Treffer hatte der Drittligist den Rekordmeister beim 3:4 am Rande einer Niederlage. Nun hofft Bunjaku auf genügend Einsätze in der Vorbereitung. Der Trainer hat seinen Profi mit der Nummer 10 keineswegs abgeschrieben. „Ich bin mit Albert nicht unzufrieden und sicher, dass er uns noch guttun wird“, spricht Oenning ihm Mut zu. Dabei versucht er, die Ungeduld und den Druck von seinem Stürmer zu nehmen. „Ich habe ihm immer gesagt, dass er erst ganz gesund und fit werden soll. Er wird die Möglichkeit bekommen, sich zu zeigen.“ Genau dies sehnt Bunjaku herbei. FRANK LINKESCH BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 35 STUDIE: In Deutschland ist der Fußball so populär wie in keinem anderen europäischen Land 1Der Bekanntheitsgrad des deutschen Vorzeigeklubs FC Bayern München ist in den vergangenen zwei Jahren noch einmal um zwei Punkte gewachsen und liegt nun bei 99 Prozent. Das geht aus der neuen Studie des Sportvermarkters „Sportfive“ (2000 Befragte) hervor, die repräsentativ für 64,82 Millionen Deutsche (ab 14 Jahre) steht, von denen sich 52,73 Millionen in einer Spanne von „sehr interessiert“ (21,61 Millionen) bis „ein wenig interessiert“ (15,56 Millionen) mit dem Fußballgeschehen befassen. „König Fußball“ liegt in seiner Popularität weit vor den Wintersportarten (33,05 Millionen Interessenten), Leichtathletik (30,02), Handball (25,96) und Automobilrennsport (24,11). Für den Radsport interessieren sich nach den vielen Dopingskandalen nur noch 16,84 Millionen Deutsche; 2007 waren es noch 27,13 Millionen. Rekordmeister Bayern München ist zwar der bekannteste und faszinierendste Verein, am sympathischsten ist den Deutschen aber weiterhin der SV Werder Bremen, gefolgt vom Senkrechtstarter TSG Hoffenheim, der den FC Schalke 04 vom zweiten Platz verdrängt hat. In umgekehrter Richtung sind der 1. FC Nürnberg vom 8. auf den 15. und der FSV Mainz 05 vom 9. auf den 13. Platz in der Frage nach der Sympathie abgefallen. In der zwischen dem 5. Mai und 7. Dezember 2008 erfolgten Befragung sehen 19 Prozent in Michael Ballack den sympathischsten Spieler vor Philipp Lahm (11), Lukas Podolski (10), Bastian Schweinsteiger (7) und Miroslav Klose (6). Bei Foto: Imago/ActionPictures Nur der FC Bayern immer in der „ersten Elf“ Blickfang: Bayern ist bekannt, Bayern fasziniert – und das gilt national wie international. den am Fußball „sehr Interessierten“ liegt allerdings Lahm (13 Prozent) vor Ballack (10) und Podolski (9). Ballack sammelte die meisten Punkte (31) bei den „weniger interessierten“ vor Podolski (12) und Schweinsteiger (10). Auch bei der Frage nach dem sympathischsten Trainer gibt es diese Unterschiede. Bundestrainer Joachim Löw setzte sich in der Gesamtwertung mit 24 Prozent vor Jürgen Klinsmann, Jürgen Klopp (beide 19), Hans Meyer (6) und Thomas Schaaf (5) durch. Bei den „sehr Interessierten“ kam Klopp auf 34 Prozent vor Löw (16) und Klinsmann (14); bei den „weniger Interessierten“ machte Löw (34) vor Klinsmann (26) und Klopp (10) das Rennen. Europaweit besteht nach einer zweiten Sportfive-Studie, die in Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien durchgeführt worden ist, noch Nachholbedarf für die Bundesliga. In der „ersten Elf“ wird in allen Kategorien nur der FC Bayern München geführt. Bei den bekanntesten Vereinen nehmen danach der SV Werder Bremen den 13. und Schalke 04 den 15. Platz ein. Bei den sympathischsten und auch bei den faszinierendsten Vereinen stehen Bremen auf dem 12. und Schalke auf dem 14. Platz. In der für 174,63 Millionen Menschen repräsentativen Umfrage in den fünf führenden Fußballnationen weist Deutschland mit 81 Prozent die höchste Zahl an Fußballinteressierten aus. Dahinter folgt Italien (78 Prozent), vor Spanien (67), England (63) und Frankreich (60). RAINER FRANZKE Sportfive-Studie: Bekannt, sympathisch, faszinierend – Real ist international top Die bekanntesten Vereine Die sympathischsten Vereine Die faszinierendsten Vereine National International National International National International 99% 97% 96% 94% 92% 92% 91% 89% 89% 86% 85% 93% 88% 88% 87% 87% 87% 87% 86% 84% 83% 77% 54% 53% 50% 48% 48% 45% 38% 37% 36% 33% 29% 49% 45% 43% 41% 39% 39% 37% 37% 36% 36% 29% 55% 52% 43% 42% 37% 34% 27% 26% 23% 23% 18% 45% 41% 38% 37% 35% 34% 33% 32% 32% 31% 24% Bayern München FC Schalke 04 Borussia Dortmund Werder Bremen VfB Stuttgart Hamburger SV Bayer Leverkusen Hertha BSC 1. FC Köln Bor. M’gladbach Eintracht Frankfurt Real Madrid FC Liverpool Manchester United Inter Mailand Bayern München AC Mailand Juventus Turin FC Barcelona FC Chelsea FC Arsenal AS Rom Werder Bremen TSG 1899 Hoffenheim FC Schalke 04 Bayern München Borussia Dortmund Hamburger SV Bayer Leverkusen 1. FC Köln VfB Stuttgart Bor. M’gladbach Hertha BSC Real Madrid Manchester United FC Liverpool FC Barcelona AC Mailand Juventus Turin Inter Mailand FC Chelsea FC Arsenal Bayern München AS Rom Bayern München TSG 1899 Hoffenheim Werder Bremen FC Schalke 04 Borussia Dortmund Hamburger SV Bayer Leverkusen 1. FC Köln VfB Stuttgart Bor. M’gladbach Hertha BSC Real Madrid Manchester United FC Barcelona FC Liverpool AC Mailand Juventus Turin Bayern München Inter Mailand FC Chelsea FC Arsenal AS Rom 36 REPORT kicker, 22. Juni 2009 DER SPRINGENDE B Fuhr in Bielefeld zu viele Remis ein: Michael Frontzeck. Seit der Saison 1995/96 werden auch in der Bundesliga für Siege drei statt zwei Zähler vergeben – der Anreiz zu gewinnen sollte gesteigert werden. Die Frage: Warum gibt es seitdem nicht deutlich weniger UNENTSCHIEDEN? Fotos: imago evor der Ball rollt, wird wieder gerechnet: Was wird passieren, wenn . . .? Auch jetzt, bei der U-21-Europameisterschaft in Schweden, verhält es sich damit nicht anders: Es ehrt die deutsche Mannschaft zwar, dass sie auch heute, Montag, gegen England die klare Marschrichtung verfolgen wird, das Match und damit die Gruppe gewinnen zu wollen (siehe auch Seiten 40/41). Doch es reicht eben auch ein Punkt, um ins Halbfinale einzuziehen. Dass die FIFA vor der WM 1994 die Regel einführte, einen Sieg mit drei statt zwei Zählern zu belohnen und dies spätestens 1995/96 weltweit auch in den Ligen zur Pflicht erhob, rückt allzu oft in den Hintergrund – solange auch Unentschieden als Mittel zum Zweck dienen. Und so darf man sich nicht wundern über das Resultat einer Studie der Universität Münster: Die Anzahl der Remis ist in der Bundesliga seit 1995 leicht gestiegen. Was man erreichen wollte, wurde verfehlt. Und zwar auch in anderen europäischen Top-Ligen, wie der kicker recherchierte. In Spanien und Italien ging die Zahl der Remis nicht signifikant zurück. Nicht nur in Deutschland hat der prozentuale Anteil der Unentschieden im Schnitt beim Vergleich „davor und danach“ (siehe Infofläche rechts) leicht zugenommen, sondern auch in England, wo es für einen Sieg bereits seit 1981 einen Zusatz-Zähler gibt. Stellt sich die Frage nach dem Warum. Der Sportpsychologe Professor Bernd Strauß, der die Idee zu dieser Studie hatte und sie mit seinen Kollegen durchführte, sagt: „Die Ausgangsüberlegung ist ja nicht unsinnig. Doch bei aller Attraktivität, drei Punkte zu gewinnen: Eine Niederlage, oder gar mehrere hintereinander, führen häufig dazu, den Trainer infrage zu stellen. Ein Unentschieden hat den psychologischen Vorteil, eben nicht verloren zu haben.“ Eine durchaus nachvollziehbare Erklärung, gerade in Zeiten der medialen Erwartungen und gestiegener Preise. Doch ausgerechnet drei Coaches, die mit diesem Druck täglich fertig werden, widersprechen dieser These. So sagt Friedhelm Funkel (zuletzt in Frankfurt), der absolut mit 104 Remis die meisten seit 1995/96 einfuhr: „Das kann man nicht verallgemeinern, das ist von der jeweiligen Situation abhängig. Kann man mit dem Remis leben? Muss ich mehr Risiko gehen?“ Gladbach zum Beispiel, so beobachtete Funkel richtig, erhöhte die Bereitschaft, auf drei Punkte zu „Kein Coach der Welt lässt auf Unentschieden spielen.“ TRAINER FRIEDHELM FUNKEL gehen, gerade im vorentscheidenden Heimspiel gegen Schalke vor einigen Wochen enorm und wurde mit dem späten 1:0 belohnt. „Außerdem“, so Funkel, „lässt kein Coach der Welt von Beginn an auf Unentschieden spielen. Das gibt es nicht.“ Auch sein Kollege Winni Schäfer (heute bei Al-Ain in den Emiraten), zu Bundesliga-Zeiten prozentual (31,82) der Trainer (mit mehr als 100 Spielen) mit den meisten Remis, verweist auf die immer wechselnden Umstände: „Gegen wen hat man remis gespielt? Hat man dabei Rückstände aufgeholt? Zwei oder drei Punkte für einen Sieg sind da nicht maßgeblich in den Überlegungen des Trainers. Ich zumindest wollte immer gewinnen.“ In Spanien, berichtet Bernd Krauss, ist das nicht immer so. Von seiner Zeit auf Teneriffa und Mallorca sowie in San Sebastian weiß er zu berichten, dass „extrem ergebnisorientiert gespielt wird“, und auch als Folge dessen die Punkte öfter mal geteilt werden. Auch wenn er sich als Offensiv-Geist dieser Denk- BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 TV: Sky startet eine gigantische Offensive PUNKT 22,2 % 24,5 % 21,6 % 25,8 % 24,8 % 26,5 % 27,5 % 30,7 % 29,4 % 34,6 % 32,6 % 30,1 % 27,1 % 28,1 % 25,8 % Auch bei der Zwei-PunkteRegel gab es Schwankungen bei der Anzahl der Remis. Einführung der 3-Punkte-Regel 35,3 % 22,9 % 27,8 % 28,4 % 28,4 % 22,6 % 22,2 % 25,2 % 23,5 % 21,2 % 31,4 % 25,8 % 25,5 % 24,2 % „Siege stärker zu belohnen, ist der richtige Ansatz.“ TRAINER MICHAEL FRONTZECK 26,0 % Für den höheren Durschnitt ist primär das erste Jahr nach der Einführung verantwortlich. Diese 35,3 Prozent 1995/96 sind übrigens der Höchstwert aus der gesamten Bundesliga-Historie seit 1963. Der Tiefstwert: 19,6 Prozent (1977/78) weise nicht anpassen mochte. Tony Woodcock (einst Köln), der vor und nach der Einführung der DreierRegel in England spielte, kann sich an keinen Unterschied erinnern: „Entscheidend sind immer Einstellung und Spielverlauf.“ Nun ist es aber nicht so, dass diese Drei-Punkte-Regel keine Folgen gezeitigt hätte. Erfreuliche für manche Klubs, gar dramatische für andere: Die Tränen von Brehme im Arm von Völler hätte es nie gegeben, denn 1996 wäre St. Pauli und nicht Kaiserslautern abgestiegen. Ebenso wenig 1998 die Weltmeister Buchwald und Häßler mit dem KSC. Wolfsburg hätte es erwischt. Der Übersteiger von Frankfurts Fjörtoft wäre für die Katz’ gewesen – Nürnberg hätte 1999 über den Klassenerhalt gejubelt. 2000 kickerinfografik 95/96 96/97 97/98 98/99 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 um nicht zu verlieren, kann ich aber nicht bestätigen.“ Nachvollziehbar ist auch, dass Remis wie gegen Schalke, Leverkusen oder Stuttgart erst mal positiv für den Außenseiter Arminia waren. Frontzeck: „Auch wenn wir die Leidtragenden waren: Einen Sieg im Verhältnis stärker zu belohnen als ein Unentschieden, das ist der richtige Ansatz.“ Auch Professor Strauß meint: „Wir halten die Regel zwar für wirkungslos, aber schädlich ist sie auch nicht.“ In der Tat. Winni Schäfer hingegen kommt zu dem Schluss, dass er die Drei-Punkte-Regel nicht vermissen würde. Denn: „Sie hat letztlich nichts gebracht. Spitzenteams wie Bayern spielten schon vorher auf Sieg und behielten das bei.“ Was tun?, sprach Zeus. Zwei Überlegungen könnten auch im Fußball Einzug halten. So wäre eine Möglichkeit, Offensive und Risikobereitschaft zu fördern, indem man – wie im Eishockey, Basketball oder Volleyball – gar kein Remis zulässt (Elfmeterschießen). Auch nicht uninteressant war der Ansatz, der Ende der 80er Jahre abgeschmettert wurde. Zwar würden nach dieser Idee die Unentschieden nicht abgeschafft, doch sollte es für den Sieger der direkten Vergleiche aus Hin- und Rückrunde jeweils einen Zähler mehr geben. Vielleicht wäre das ja doch der springende Punkt. THOMAS BÖKER 1Hollywood-Atmosphäre im Kölner Rhein-Energie-Stadion. Dort drehte der Pay-TV-Sender Sky von Donnerstag bis Sonntag seinen Bundesliga-Spot namens „Silence“ unter Mitwirkung zahlreicher Bundesligaakteure wie Timo Hildbrand, Gerald Asamoah, Vedad Ibisevic, Piotr Trochowski, Thomas Hitzlsperger, Sebastian Prödl, Andreas Ibertsberger, Sebastian Kehl, des neuen HSVTrainers Bruno Labbadia und des Bundesligaschiedsrichters Felix Brych. Für Timo Hildebrand endete ein außergewöhnlicher Arbeitstag in der Nacht zum Freitag um 3.15 Uhr. Bis dahin hechtete der Hoffenheimer Keeper nach Bällen, filmte sich selbst als Hauptdarsteller mit einer am Handgelenk befestigten Kamera. Sky, wie der Pay-TV-Sender Premiere am 4. Juli offiziell umbenannt wird, geht mit einer gigantischen Kampagne in die Offensive, will etwa 90 Millionen Euro in Werbemaßnahmen investieren, um den – nicht kostendeckenden – (Premiere-) Kundenstamm von momentan 2,4 Millionen Abonnenten zu erhöhen. 300 000 neue Kunden sollen 2009 und 2010 jeweils hinzukommen. Mark Williams, der neue Vorstandschef des Unternehmens, träumt sogar von bis zu 7,4 Millionen Kunden. Ein kühnes Vorhaben. Williams begründet seinen Optimismus mit den Ergebnissen, die er als Chef von Sky Italia erzielt hat, wo er in den vergangenen Jahren Abos an jeden fünften Haushalt verkauft habe. „Ich sehe keinen Grund, warum das in Deutschland nicht machbar wäre“, sagte der Australier bei einer Präsentation in München. Bei diesem Anlass teilte der Sender mit, dass er ab der neuen Saison auch die Übertragungsrechte für alle Spiele der neuen Europa League (bisher UEFA-Cup) erworben habe. Sky wird alle Spiele der deutschen Teilnehmer in diesem Wettbewerb live übertragen und in der Gruppenphase auch die anderen Spiele der jeweiligen Gruppengegner der Bundesligavertreter live und in der Konferenz zeigen. Die Spiele in der Europa League sollen ausschließlich am Donnerstag (19 Uhr und 21.05 Uhr) angepfiffen werden. Damit deckt Sky den gesamten Spitzenfußball mit der Übertragung aller Spiele in der Bundesliga und der 2. Liga, im DFB-Pokal, in der Champions League, in der Europa League und bei der WM 2010 live und in der Konferenz ab. Carsten Schmidt, Vorstand Sport des Unternehmens, spricht von einer „Sieben-Tage-Fußballwoche“. Für neue Kunden und für jene Kunden, die auslaufende Verträge verlängern, steigen die Preise. Waren die Spiele der Bundesliga und der 2. Liga bisher für 19,99 Euro pro Monat zu sehen, so beträgt der Einstiegspreis für diese 612 Spiele künftig 32,90 Euro pro Monat. Weitere Fußball- und Sportereignisse (zum Beispiel Formel 1) können dazugebucht werden. Das komplette Angebot mit mehr als 200 Sendern kostet 54,90 Euro. RAINER FRANZKE Foto: Premiere Saison Untentschieden 81/82 82/83 83/84 84/85 85/86 86/87 87/88 88/89 89/90 90/91 91/92 92/93 93/94 94/95 Hollywood-Atmosphäre mit Hauptdarsteller Hildebrand (Stichwort Unterhaching) und 2001 (Stichwort Andersson) hieß der Meister FC Bayern. Doch wenn Siege nur mit zwei Punkten bewertet worden wären, hätten Leverkusen und Schalke die Schale geholt. Auch 2008/09 waren die Teams mit den meisten Unentschieden die Leidtragenden: Dortmund (14) verpasste Rang fünf, Bielefeld (16) stieg ab. Nach dem 33. Spieltag wurde dort Michael Frontzeck (mittlerweile Gladbach) entlassen. Er weiß: „Dass wir zu oft unentschieden gespielt haben, ist keine Frage. Die Theorie, dass man wegen des medialen Drucks oder aus anderen Gründen in ein Spiel geht, nur BL: Mehr Remis als vor 1995 37 Werbespots für den Pay-TV-Sender Sky, da filmte sich Timo Hildebrand im Kölner Rhein-Energie-Stadion in der Nacht zum Freitag selbst. 38 JUGENDFUSSBALL kicker, 22. Juni 2009 A-JUNIOREN: Mainz und Dortmund im Finale NACHRICHTEN Mario Götze macht alles klar Hertha im Jahn-Sportpark Bundesliga-Terminplan am 2.Juli Hertha BSC wird sein Heimspiel in der Play-off-Runde der Europa League (20. und 27. August) im 20 000 Zuschauer fassenden Berliner JahnSportpark im Stadtteil Prenzlauer Berg austragen. Das Olympiastadion steht wegen der Leichtathletik-WM nicht zur Verfügung. Ein Umzug ins Leipziger Zentralstadion ist damit vom Tisch. Die Deutsche Fußball-Liga wird am 2. Juli in Frankfurt den Terminplan für die Bundesliga und die 2. Liga präsentieren. Beide Spielklassen beginnen am 7. August. 1Der U-19-Mannschaft von Borussia Dortmund ist die Revanche für die 7:8-Niederlage nach Elfmeterschießen im DFB-Pokal-Endspiel gegen den SC Freiburg vor drei Wochen gelungen. Mit einem 3:1 im Halbfinal-Rückspiel in Freiburg zog der BVB ins Endspiel um die Deutsche Meisterschaft ein. David Blacha, der für die polnische U 19 und ab kommender Saison für Zweitligist Ahlen spielt, hatte den BVB auf die Siegerstraße gebracht. Marco Stiepermann und Supertalent Mario Götze – er wurde vor fünf Wochen U-17-Europameister und vor drei Wochen gerade mal 17 Jahre jung – machten alles klar. nic 1Torjäger Andre Schürrle und Innenverteidiger Jan Kirchhoff, die beiden U-19-Nationalspieler des FSV, waren die herausragenden Spieler beim 3:0 des Mainzer Nachwuchses in Bremen. Nach der unglücklichen 0:1-Heimniederlage im Hinspiel präsentierten sich die 05er, die erstmals ein Finale um die Deutsche Meisterschaft im Juniorenbereich erreichten, als die klar stärkere Mannschaft. Zwar waren die Spielanteile ausgeglichen, doch spielten die Mainzer viel zwingender als die harmlosen Hanseaten. „Wir haben nicht abgerufen, was wir können“, sagte Werder-Trainer Mirko Votava. sef Freiburg: Baumann – Sorg, Endres, Klein, Lais (85. Höhn) – Schmid, Sautner, Höfler, Ginter – Vogler (56. Zangl), Bektasi (46. Bickel) – Trainer: Streich Dortmund: Focher – Hornschuh, Sobiech, Koch (74. Evers), Fabian Götze (88. Hermes) – Mario Götze (88. Ferati), Arslan, Treude (46. Ekici), Blacha – Ginczek, Stiepermann – Trainer: Hyballa Tore: 0:1 Blacha (20.), 0:2 Stiepermann (40.), 0:3 Mario Götze (54.), 1:3 Höfler (65.) – Zuschauer: 3700 – SR: Rafati (Hannover) – Gelb-Rot: Höfler (84.) Bremen: Wiedwald – Krisch, Streater, Sonnenberger, Kmiec – Ayik, Zengin (84. Ordenewitz), Fazlic (64. Matsoukas), Tönnies (57. Bulang) – Albry (46. Becker), Testroet – Trainer: Votava Mainz: Tekin – Schneider, Kirchhoff, Fliess (74. Oestereich), Rudolf – Ludwig, Velemir (57. Sauter), Fring, Gopko (60. Wilk) – Sliskovic (62. Mertinitz), Schürrle – Trainer: Tuchel Tore: 0:1 Ludwig (36.), 0:2 Schürrle (71.), 0:3 Schürrle (90.) – Zuschauer: 2050 – SR: Michael Kempter (Sauldorf) B-Junioren: Endspiel wird ein Südgipfel 1Das Finale um die Deutsche Meisterschaft bei den B-Junioren ist ein Südgipfel: Bayern München gegen Stuttgart lautet das Finale am Samstag im Sportpark Aschheim. Mit Manuel Janzer vom VfB ist dann nur einer aus der Nationalmannschaft dabei, die vor fünf Wochen U-17-Europameister wurde. Stuttgarts Trainer Marc Kienle ließ in Mönchengladbach auch nach dem 2:1-Vorsprung aus dem Hinspiel weiterstürmen. Erst verschoss Pascal Breier einen Elfmeter, doch dann traf Alexander Riemann (37.). Amin Younes gelang postwendend der Ausgleich für die Borussia. Angetrieben von 3800 Zuschauern im Borussia-Park drückten die Hausherren nach der Pause, fanden jedoch keine Lücke mehr – auch nicht nach der Gelb-Roten-Karte gegen Riemann wegen Meckerns. Der FC Bayern war nach dem 3:0-Hinspielerfolg in Wolfsburg nicht ernstlich in Gefahr zu bringen. Vor 632 Zuschauern kassierte das Team von Trainer Stephan Beckenbauer nur einen Gegentreffer durch VfL-Kapitän Leon Henze. nic TeBe sucht Sponsor per Los Ex-Bundesligist Tennis Borussia Berlin sucht einen neuen Trikotsponsor – per Los. Der Aufsteiger in die Regionalliga Nord, der auch in der ersten Hauptrunde im DFBPokal am Ball ist, verlangt 500 Euro pro Los, wobei jeder Teilnehmer mehrere Lose kaufen darf, um die Gewinnchancen zu erhöhen. Die Ziehung der Gewinner findet am 27. Juli unter notarieller Aufsicht statt. Stevens will mit Leipzig kooperieren Nach der Übernahme durch „Red Bull“ soll der RB Leipzig (siehe Seite 68) auch als Ausbildungsverein des österreichischen Meisters RB Salzburg fungieren, der ebenfalls dem Getränke-Produzenten gehört. „Aus unserer Jugend-Akademie gibt es viele gute Jungs, die sich in Leipzig bewähren könnten“, sagte Trainer Huub Stevens der Leipziger Volkszeitung. Frauen: Freiburg holt fünf Neue Frauen-Bundesligist Bad Neuenahr hat Julia Debitzki, Claudia Götte, Ramona Petzelberger und Sarah Schröder von Zweitligist Wattenscheid verpflichtet. Alle vier unterschrieben Verträge bis 2011. Der SC Freiburg meldet gleich fünf Zugänge: die Junioren-Nationalspielerinnen Annika Eberhard und Romina Kuffner (beide von Bundesliga-Absteiger TSV Crailsheim), sowie Tatjana Hummel, Anja Maike Hegenauer (beide VfL Munderkingen) und Selina Nowack (VfL Sindelfingen). Linda Bresonik bleibt in Duisburg Weltmeisterin Linda Bresonik (Foto) hat ihren Vertrag beim UEFA-CupSieger FCR Duisburg bis 2012 verlängert. Die 25 Jahre alte Mittelfeldspielerin spielte bereits zwischen 2000 und 2005 für den FCR, ehe sie für drei Jahre nach Essen wechselte. Seit der vergangenen Saison trägt sie wieder das Duisburger Trikot. Vierter Förderer der Frauen-WM Rewe ist der vierte nationale Förderer der Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland. Neben der Handelskette zählen bislang die Deutsche Telekom, die Commerzbank und die Allianz zum Kreis der Unterstützer. Das WM-Organisationskomitee kann insgesamt sechs deutsche Unternehmen als Premium-Partner einbinden. WM-Spielorte erhalten Logos Die neun deutschen Städte, in denen 2011 Spiele der Frauenfußball-WM ausgetragen werden, haben eigene Spielortlogos erhalten, die in Bochum offiziell präsentiert wurden. Jedes der neun Logos schlägt einen Bogen vom jeweiligen Spielort zum Turnier. So ist auf dem Bochumer Logo beispielsweise der Förderturm des Bergbaumuseums zu sehen. Weitere WM-Spielorte sind Augsburg, Berlin, Dresden, Frankfurt, Leverkusen, Mönchengladbach, Sinsheim und Wolfsburg. TESTSPIELE Dienstag, 18.15 Uhr: VfL Wolfsburg spielt beim Blitzturnier in Bredstedt (Nordfriesland), die Gegner sind TSV Bredstedt und TC Sylt FUSSBALL LIVE Deutsche Meisterschaften: Die Halbfinals Das komplette Sportprogramm finden Sie unter www.kicker.de/tv A-Junioren B-Junioren Halbfinale SC Freiburg – Borussia Dortmund 1:3 (2:3) Werder Bremen – FSV Mainz 05 0:3 (1:0) Halbfinale VfL Wolfsburg – Bayern München 1:0 (0:3) Bor. M‘gladbach – VfB Stuttgart 1:1 (1:2) (in Klammern Hinspielergebnisse) (in Klammern Hinspielergebnisse) Finale FSV Mainz 05 – Borussia Dortmund (Sonntag, 28. Juni, 11 Uhr) Finale Bayern München – VfB Stuttgart (Samstag, 27. Juni, 14 Uhr) MONTAG 20.45 Uhr ZDF: Deutschland – England (U-21-EM, Gruppenspiel) 20.45 Uhr DSF: Finnland – Spanien (U-21-EM, Gruppenspiel) DIENSTAG 20.45 Uhr DSF: Serbien – Schweden (U-21-EM, Gruppenspiel) MITTWOCH 20.30 Uhr DSF: Spanien – Zweiter Gruppe B (Confederations Cup, Halbfinale) U 21 39 Foto: GES/Gilliar kicker, 22. Juni 2009 Drei sind einer zuviel? Matthias Sammer, Theo Zwanziger und Oliver Bierhoff (von links) haben in diesen Tagen eine Menge Redebedarf. Was Sammer wirklich will Nach dem Eingreifen von DFB-Präsident Theo Zwanziger ist der KOMPETENZSTREIT im Verband zwischen Sportdirektor Matthias Sammer und Manager Oliver Bierhoff beigelegt. Doch für wie lange? m heutigen Montag werden dann auch DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und Generalsekretär Wolfgang Niersbach in Schweden erwartet, um dem letzten EM-Gruppenspiel der U 21 gegen England beizuwohnen. Vor allem aber wird es der Verbandsspitze darum gehen, vor Ort mit Matthias Sammer die Ereignisse der vergangenen Tage aufzuarbeiten. Der Sportdirektor hatte in einem (von Niersbach vorab eingesehenen) Interview mit der FAZ seinen auch beim DFB längst bekannten Standpunkt untermauert, die „gedankliche und personelle“ Trennung bei den Verantwortlichkeiten für die Spieler – gerade an der Schnittstelle U 21 im Übergangsbereich zur A-Nationalmannschaft – zu beenden. Seit den Tagen der Installierung von Jürgen Klinsmann als Bundestrainer und Oliver Bierhoff als Manager der Nationalelf sowie der späteren Ernennung Sammers zum Sportdirektor – gegen den Willen dieses Gespanns – sind die sich teils überschneidenden Zuständigkeiten nicht eindeutig geregelt. Sammers unmittelbar vor dem EM-Start erneut formulierten Ansprüche zogen nun allerdings abwegige Interpretationen nach A sich, der Sportdirektor strebe persönlich das Amt des Bundestrainers an. Intern wird beim DFB gemutmaßt, dass diese Version aus Bierhoffs Umfeld, zu dem auch Medienberater Christian Frommert zählt, gestreut wurde. In diesem Gemengelage sah sich Zwanziger genötigt, Löw in der schwierigen Phase der EM-Qualifikation zu stützen und Sammer zu bremsen. Sprach von einer dem Bundes- die ebenso oft genannte inhaltliche Intension richtig deutet, kommt zu dem Schluss: Der Sportdirektor ist davon überzeugt, diese Position nur dann optimal ausüben zu können, wenn er für den gesamten sportlichen Bereich zuständig ist. Vom A-Team über die U 21 bis zur U 15. Eben ohne gedankliche und personelle Trennung. Ein starker Sportdirektor neben einem ebenso starken Bundestrainer. Vergleich- „Sammer hat enorm viel für die Außen- und Innenwirkung des DR. THEO ZWANZIGER deutschen Nachwuchsfußballs geleistet.“ trainer „dienenden Funktion“ des Sportdirektors, und dass Löw im Zweifelsfall das letzte Wort habe. Sammer ruderte zurück, zeigte Verständnis für das präsidiale Machtwort und gestand via SZ: „Vielleicht habe ich ein bisschen unterschätzt, dass diese inhaltlichen Aussagen personenbezogen diskutiert und falsch interpretiert werden.“ Es ist allerdings auszuschließen, dass Sammer seine Bemühungen um klare Verantwortlichkeiten nun zurückfährt. Wer seine ständigen Rufe nach mehr Befugnissen und bar mit der Aufgabenteilung eines Sportdirektors und Cheftrainers bei einem Bundesligaklub. Sammer strebt eine über die Erfordernisse des Tagesgeschäfts hinausgehenden Rolle an, die es nachrückenden Talenten ermöglicht, sich optimal zu entwickeln. Er wird nicht müde, auf Defizite im Übergangsbereich vom Junioren- zum Seniorenfußball zu verweisen. Auf Beispiele wie Toni Kroos, die zuweilen vom geraden Weg ihrer Ausbildung abkommen. In den U-Teams hat Sammer vorgegeben, dass Spieler nur vorzeitig ins nächsthöhere Team befördert werden, „wenn sie da auch spielen“. Sammer will die Position des Sportdirektors stärken, für seinen Dauerkontrahenten Oliver Bierhoff ist im sportlichen Bereich da kein Platz. Man muss davon ausgehen, dass Sammer dies in den zur Verlängerung anstehenden Verträgen Bierhoffs und Löws eindeutig geregelt sehen will. Sein Vertrag läuft bereits bis 2013. Und Sammers Position im DFB-Präsidium ist eine starke. Dies untermauerte Dr. Zwanziger gegenüber dem kicker am Sonntag: „Ich schätze Matthias Sammer ganz außergewöhnlich, und er muss sich keine Gedanken machen, wenn ich nun einmal die Keule gebraucht habe. Er hat enorm viel für die Außen- und Innenwirkung des deutschen Nachwuchsfußballs geleistet. Aber die Fans müssen spüren, dass beim DFB alle an einem Strang ziehen. Der Bundestrainer muss den Kopf frei haben für die WMQualifikation. Oliver Bierhoff muss seine Manageraufgabe so erfüllen, dass für die sportliche Seite alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit geschaffen sind.“ Damit ist die Situation erst mal beruhigt – fragt sich nur, für wie lange? MICHAEL PFEIFER 40 U 21 Deutschland – Finnland 2:0 Neuer (3) (0:0) . Trainer: Hrubesch FC Schalke 04 Beck (3,5) Boateng (2) Höwedes (1,5) Schmelzer (3,5) 1899 Hoffenheim Hamburger SV FC Schalke 04 Borussia Dortmund Khedira (3,5) Aogo (4) VfB Stuttgart Hamburger SV Castro (4) Marin (5) Bayer Leverkusen Bor. M’gladbach Dejagah (3,5) Özil (3) VfL Wolfsburg Werder Bremen Sadik (3) U 21: Remis langt fürs Weiterkommen – Gladbacher w Hrubesch reagiert Marin muss auf di Arminia Bielefeld Vasara (4,5) Hämäläinen (4) P. Hetemaj (2,5) Honka Espoo Turku PS AEK Athen AU S G Ö T E B O R G B E R I C H T E T MICHAEL PFEIFER D Sparv (4) M. Hetemaj (4) Halmstads BK Thrasivoulos Raitala (3) Turunen (4) Portin (4) Aho (4) HJK Helsinki Honka Espoo FF Jaro Inter Turku Jaakkola (3,5) Trainer: Kanerva Colligiana Calcio Eingewechselt: 46. Ebert (Hertha BSC/2,5) für Aogo, 58. Ben-Hatira (MSV Duisburg/3) für Marin, 84. Wagner (MSV Duisburg/–) für Özil – 64. Pukki (FC Sevilla/–) für Vasara, 75. Otaru (Honka Espoo/–) für Hämäläinen, 81. Kokko (Honka Espoo/–) für M. Hetemaj – Reservebank: Fromlowitz (Hannover 96), Sippel (1. FC Kaiserslautern/beide Tor), Hummels (Borussia Dortmund), Johnson (TSV München 1860), Schwaab (SC Freiburg), Adlung (VfL Wolfsburg), Ede (MSV Duisburg), Grote (VfL Bochum) – Lehtovaara (Turku PS), Masalin (Ham-Kam/beide Tor), Äijälä (Anjalankoski), Jalasto (Aalesunds FK), Kärkkäinen (HJK Helsinki), Toivio (Telstar Ijmuiden), Viljanen (Haka Valkeakoski), Hakola (Heracles Almelo), Parikka (HJK Helsinki) Tore: 1:0 Höwedes (59., Kopfball, Vorarbeit Özil), 2:0 Dejagah (61., Rechtsschuss, Özil) – Chancen: 5:2 – Ecken: 6:4 SR: Rasmussen (Dänemark – Assistenten: Mutli/Estland, de Bruyn/Belgien – Vierter Offizieller: Stalhammar/Schweden), Note 4, keine entscheidenden Fehler, hätte aber Marin statt Gelb auch Rot zeigen können (42.), zuweilen allerdings zu kleinlich. – Zuschauer: 5500 (in Halmstad) – Gelbe Karten: Marin, Özil, Ebert, Schmelzer – Kokko – Spielnote: 4, eine Halbzeit Schlafwagenfußball der deutschen Mannschaft, die diesen Eindruck in der zweiten Halbzeit nur mit wenigen Szenen widerlegen konnte. Spieler des Spiels: Benedikt Höwedes VO N M I C H A E L P F E I F E R Das nur auf einer Position (Schmelzer für den verletzten Boenisch) veränderte DFB-Team war eine Halbzeit lang im Vergleich zum Spanienspiel nicht wiederzuerkennen. Ohne Tempo, Druck und Präzision im Passspiel, ohne läuferische Bereitschaft waren die Finnen nicht annähernd in Verlegenheit zu bringen. Immerhin ließ Deutschland hinten nichts zu. Erst mit Ebert kam neuer Schwung, prompt bekam Finnland Probleme. Dennoch bezeichnend: Das bahnbrechende Führungstor fiel nach einem Standard. MARCEL SCHMELZER: Links hinten gesetzt Der Weg führt weg von Dortmund 1So schnell kann’s gehen: Mit nur einem Einsatz in der U 21 war Marcel Schmelzer nach Schweden gereist, jetzt hat er schon doppelt so viele EM-Spiele gemacht. Und heute kommt gegen England gleich das dritte dazu. „Mir tut es natürlich leid, dass sich Sebastian Boenisch verletzt hat“, versichert Schmelzer, „aber jetzt bin ich eben in der Mannschaft und versuche, das Beste zu geben, damit es für den Titel reicht.“ In der Tat hat sich der Dortmunder Linksverteidiger nahtlos in die Abwehr eingefügt und auch seinen Anteil daran, dass hinten die Null noch steht. Für den 21-Jährigen bietet sich verstärkt die Chance, auf sich aufmerksam zu machen, denn die Situation beim BVB scheint für ihn derzeit festgefahren. Auf seiner Position ist Dede gesetzt. Wenn, kommt Schmelzer in der 2. Mannschaft zum Einsatz. Die ist zwar in die 3. Liga aufgestiegen, „aber das ist nicht das Niveau, auf dem ich mich beweisen kann“. Schmelzer, noch bis 2010 unter Vertrag, wartet auf ein Signal von Sportdirektor Michael Zorc. „Ich muss zum Spielen kommen“, weiß Schmelzer, der sich vorstellen könnte, vorzeitig zu verlängern, um sich dann ausleihen zu lassen. Er muss wohl weg vom BVB, um irgendwann richtig anzukommen. as Gerangel um die Zuständigkeiten rund um die U 21 (siehe S. 39) „betrifft uns nicht, wir machen unser Ding“, versichert Trainer Horst Hrubesch. Basta. Allerdings scheint das Gerangel zwischen Gladbach und Bremen (siehe S.28) TV Live im ZDF, Montag ab 20.15 Uhr Marko Marin nicht völlig kaltzulassen. „Es ist nicht einfach, das auszublenden“, gesteht der A-Nationalspieler, der bei dieser EM noch nicht überzeugen konnte. „Natürlich bin ich mit meiner Leistung nicht zufrieden, aber ich versuche weiter, mich nur auf die EM zu konzentrieren.“ Was nicht leichtfällt, denn über „Freunde und das Internet“ kriegt Marin das Tauziehen um seinen Transfer permanent mit. Im heutigen entscheidenden Gruppenspiel gegen England sitzt der Dribbler auf der Bank, Hrubesch beorderte im Training Änis Ben-Hatira auf Marins Position auf der linken Seite. „Marko, das ist gefährlich, ich bin nicht deine Freundin“, hatte Hrubesch den 20-Jährigen schon am Abend nach dem Finnlandspiel ausgekontert, als ihm Marin beim Essen lockerflockig zuzwinkerte. Offensichtlich will Hrubesch nun Marins volle Konzentration auf die Aufgaben in Schweden herauskitzeln. „Ich würde mich natürlich aufstellen“, flachste Marin am Tag vor dem Spiel, „aber wenn es anders kommt, wird sich der Trainer dabei was denken. Wenn es so kommen sollte, versuche ich, nach einer Einwechslung Gas zu geben.“ In keinem Fall werde die Mannschaft gegen die bereits fürs Halbfinale qualifizierten Engländer auf den ausreichenden Punkt taktieren, versichern alle Beteiligten. „Ich kann versprechen, dass wir vollen Einsatz liefern werden, um dieses Spiel und auch die Gruppe zu gewinnen“, sagt stellvertretend Kapitän Sami Khedira, „das ist auch fürs Selbstvertrauen sehr wichtig. Wir erwarten eine starke englische Mannschaft, aber wenn wir unsere Qualitäten auf den Platz bringen, bin ich überzeugt, dass wir England schlagen.“ Auch für Hrubesch ist die Marschroute klar: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen.“ Zudem sieht der Trainer seine Mannen nun in einem guten Rhythmus und erwartet, dass nach den bisher gezeigten Schwankungen in jedem Spiel „wir jetzt mal zwei gute Halbzeiten hinlegen“. Eigentlich hatte sich im Mittelfeld eine zweite personelle Änderung abgezeichnet. Neben Khedira war Berlins Patrick Ebert anstelle von Dennis Aogo vorgesehen. Doch im Training am Sonntag bekam Ebert einen schmerzhaften Schlag auf den Beckenkamm, der einen Einsatz von Beginn an wohl zu riskant erscheinen lässt, Die U 21 kommt weiter . . . . . . bei einem Sieg gegen England als Gruppensieger; . . . bei einem Unentschieden gegen England als Gruppenzweiter; . . . bei einer Niederlage gegen England als Gruppenzweiter, wenn Spanien nicht gegen Finnland gewinnt. Sollte Deutschland gegen England verlieren und Spanien gegen Finnland gewinnen, kommen beide auf vier Punkte. Da der direkte Vergleich 0:0 endete, würde die Tordifferenz aus allen Gruppenspielen zählen. Sollte auch die gleich sein, entscheidet zunächst die Anzahl der erzielten Tore in den drei Gruppenspielen. Ist auch diese gleich, wird der Koeffizient der Qualifikationsspiele für die zwei Endrunden 2007 und 2009 (nur Gruppenspiele) hinzugezogen. Da liegt Spanien mit zehn Siegen aus zehn Spielen (Koeffizient 3,0) klar vorn. Die deutsche U 21 holte aus ihren zehn Spielen nur 23 Punkte (Koeffizient 2,3). 41 kicker, 22. Juni 2009 wirkt unkonzentriert t: ie Bank demnach wird erneut Aogo beginnen. Unterdessen haben sich vorübergehende Rückenprobleme bei Jerome Boateng als nicht so schwerwiegend herausgestellt. Genauso wie die Oberschenkelprellung des Leverkuseners Gonzalo Castro. Sebastian Boenisch, der im Auftaktspiel gegen die Spanier umgeknickt war, macht Fortschritte, ein Einsatz kommt aber zu früh. Die voraussichtliche Aufstellung: Neuer (Schalke) – Beck (Hoffenheim), Boateng (HSV), Höwedes (Schalke), Schmelzer (Dortmund) – Castro (Leverkusen), Khedira (Stuttgart), Aogo (HSV), Ben-Hatira (Duisburg) – Dejagah (Wolfsburg), Özil (Bremen) – Anstoß: 20.45 Uhr Foto: Getty Images/Pollex Deutschland – England Erwartet von seiner Mannschaft endlich mal ein gutes Spiel über 90 Minuten: U-21-Trainer Horst Hrubesch. SPERRENGEFAHR: Sieben Spieler zittern Gelbe Karten: Kritik an den Schiris 1Drei im ersten, gleich deren vier im zweiten Spiel. Die stattliche Anzahl Gelbe Karten, die das deutsche Team bereits gesammelt hat, könnten sich zu einem ernsthaften Problem entwickeln. Beck, Khedira, Dejagah, Özil, Marin, Schmelzer und Ebert – alle sind nach der nächsten Verwarnung ein Spiel gesperrt. Die U 21 läuft Gefahr, im Halbfinale oder Endspiel gleich auf mehrere Leistungsträger verzichten zu müssen. „Die Schiedsrichter haben mir nicht unbedingt gefallen“, kritisierte Trainer Horst Hrubesch, „hier werden die Karten ziemlich schnell gezogen.“ Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Denn einige dieser Aktionen waren schlicht überflüssig und vermeidbar (Dejagah, Özil, Beck). Besonders die von Marko Marin, der übermotiviert mit der Sohle voran dem finnischen Torhüter entgegenrutschte. Der Gladbacher konnte von Glück sagen, nicht gleich Rot zu sehen. „Ich hoffe nicht, dass der eine oder andere im Zweikampf zurück- zieht, weil er eine mögliche Sperre im Hinterkopf hat“, fürchtet Hrubesch. Das sieht auch Dennis Aogo so: „Sich im Zweikampf zurückzuhalten wäre fahrlässig. Wir müssen aggressiv spielen. Und wenn mal einer ausfällt, kommt der Nächste rein. Alle brennen auf ihren Einsatz und zeigen tagtäglich im Training, wie gut sie drauf sind. Dafür haben wir doch diesen guten Kader.“ ? WIR WOLLEN’S WISSEN Wird die deutsche U 21 Europameister? Spielplan der U-21-EM 2009 in Schweden GRUPPE A GRUPPE B Dienstag, 16. Juni, Malmö: Schweden – Weißrussland 5:1 Montag, 15. Juni, Halmstad: England – Finnland 2:1 Dienstag, 16. Juni, Helsingborg: Italien – Serbien 0:0 Montag, 15. Juni, Göteborg: Spanien – DEUTSCHLAND 0:0 Freitag, 19. Juni, Helsingborg: Schweden – Italien 1:2 Donnerstag, 18. Juni, Halmstad: DEUTSCHLAND – Finnland 2:0 0:0 Donnerstag, 18. Juni, Göteborg: Spanien – England 0:2 Freitag, 19. Juni, Malmö: Weißrussland – Serbien 1. Italien 2. Schweden 2. Serbien 4. Weißrussland 2 2 2 2 2:1 6:3 0:0 1:5 4 3 2 1 1. England 2. DEUTSCHLAND 3. Spanien 4. Finnland 2 2 2 2 4:1 2:0 0:2 1:4 6 4 1 0 Dienstag, 23. Juni, Malmö (20.45): Serbien – Schweden * Montag, 22. Juni, Göteborg (20.45): Finnland – Spanien (live DSF) Dienstag, 23. Juni, Helsingborg (20.45): Weißrussland – Italien * Montag, 22. Juni, Halmstad (20.45): DEUTSCHLAND – England (live ZDF) HALBFINALE HALBFINALE Ja 61,25 % Freitag, 26. Juni, Göteborg (18.00): Sieger Gruppe B – Zweiter Gruppe A Freitag, 26. Juni, Helsingborg (20.45): Sieger Gruppe A – Zweiter Gruppe B. Nein 38,75 % ENDSPIEL *) = Die Entscheidung über die Live-Übertragung fällt kurzfristig. – Sollte die deutsche Mannschaft das Halbfinale erreichen, wird dieses (und eventuell das Endspiel) live vom ZDF übertragen. 1556 Teilnehmer www.kicker.de Montag, 29. Juni, Malmö (20.45): Sieger der Halbfinals 42 CONFEDERATIONS CUP kicker, 22. Juni 2009 JOHANNESBURG 1„Die FIFA und die WM können Südafrika nicht in ein sicheres Land verwandeln. Aber wir können garantieren, dass die Spiele sicher sind.“ Das sagte FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke vor dem Beginn des Confed Cup im Hinblick auf 2010. Nun sorgen mehrere Vorfälle dafür, dass das Thema Sicherheit erneut in den Vordergrund rückt. Aus den Hotelzimmern von einigen ägyptischen Nationalspielern wurden am Donnerstag rund 2400 Dollar gestohlen. Verwirrung gibt es nun über den Hergang. Ein klassischer Diebstahl, versichern die Ägypter. Verschiedene südafrikanische Medien berichten – unter Berufung auf Polizei- und Hotelquellen – von attraktiven jungen Frauen, die mit Spielern gefeiert hätten und in den Zimmern einund aus gegangen wären. Dieser Version widerspricht wiederum der ägyptische Fußballverband. FIFAKommunikationsdirektor Nicolas Maingot versicherte noch einmal: „Die Behörden werden alles in ihrer Macht stehende tun, um die Sicherheit für den Confed Cup und die WM zu gewährleisten.“ Mit 500 000 WM-Touristen rechnet der Gastgeber. Verheerend für die Außendarstellung sind daher weitere Zeitungsmeldungen aus Johannesburg. Vier britische RugbyFans wurden mit vorgehaltenen Gewehren ausgeraubt. Außerdem nahmen die Täter den Mietwagen mit. Dramatischer endete eine Auto-Entführung, bei der eine Person ums Leben kam. Dexter Govender wurde mit drei weiteren Personen gekidnappt. Die Täter sperrten das Quartett in den Kofferraum und fuhren mit dem Auto ins 600 Kilometer entfernte Durban. Der 21-jährige Govender verstarb vermutlich an Flüssigkeitsmangel. Bei einem dritten Vorfall wurde ein Arzt in seiner Praxis erstochen, die Praxis in Brand gesteckt. FIFA-Berater Horst R. Schmidt: „Die Kriminalität wird ein Thema bleiben, aber es wird von der Polizei auf vorbildliche Weise ernst genommen. Ich sehe kein Risiko bei der WM.“ Foto: pixathlon Stadien sicher, Gefahr lauert außerhalb Farbenfroh und stimmgewaltig: Südafrikas Fans feiern den Einzug ihrer Mannschaft ins Halbfinale. Geduld ist gefordert Hervorragende Stimmung, aber auch einige Pannen prägen den Confed Cup bisher ebenso wie Spaniens Weltrekord. Aus SÜDAFRIKA berichtet Jan Lustig. erviererin Mariah tänzelt noch fröhlicher als sonst durch die kleine Kaffee-Bar in Johannesburg. Unter ihrer Arbeitskleidung lugt das Trikot der Nationalmannschaft Südafrikas hervor. „Bafana Bafana ist im Halbfinale! Yeeeah!“, schreit sie zur Begrüßung und reißt die Arme in die Luft. Andere Gäste stimmen in den Jubel ein. Wohin man schaut: Bafana Bafana („die Jungs“) elektrisiert Südafrika. Der pure Fußball-Hype. Bei Südafrikas 2:0 über Neuseeland in Rustenburg verwandelt sich das Stadion in einen Hexenkessel. Die wild aufgemotzten Helme der Anhänger hüpfen auf und ab. Es wird gesungen, getanzt, Tausende blasen die Vuvuzela, bis das Mundteil glüht. Ein ohrenbetäubender Lärm. Warum Robinho und andere Spieler das Tröten als störend empfinden, gar ein Verbot fordern, kann keiner nachvollziehen. Seit Tagen hallt ein Sturm der Entrüstung durchs Land. Im Radio laufen Umfragen, Anrufer melden sich empört zu Wort, einer schreit in den Hörer, man dürfe die Vuvuzela „nie, nie, nie verbieten, sie ist ein Stück unserer Kultur!“. Wer diese Heißblütigkeit der Fans erlebt, ihren Enthusiasmus für den Fußball, der stellt fest: Es war an der Zeit, die WM auf afrikanischen Boden zu vergeben. Den WM-Touristen 2010 erwarten hilfsbereite, fröhliche und S freundliche Südafrikaner. Für einen entspannten Aufenthalt benötigt er jedoch eins: Geduld. Und die im Überfluss. Wenn das Shuttle zum Stadion auch 50 Minuten nach dem angegebenen Termin noch nicht auftaucht, heißt es: weiter warten – oder improvisieren und ein Taxi rufen. In Südafrika ticken die Uhren anders, man könnte sagen: langsa- „Der Verkehr hier ist manchmal schrecklich.“ LEBO, Taxifahrer aus Johannesburg mer. Fahrer Lebo bemisst die Fahrtdauer von Johannesburg nach Rustenburg auf „unter zwei Stunden“. Am Ende sind es über drei. Lebo nimmt es locker: „Na ja, es wird eben viel gebaut für die WM. Und der Verkehr rund um Johannesburg ist manchmal schrecklich.“ Die Besucher im Ellis Park konnten sich davon beim Spiel Ägyptens gegen Italien ein Bild machen. Feierabendverkehr, Fußball und weiträumige Absperrungen – 75 Minuten für fünf Kilometer. Die Mutter aller Staus. Stoßstange an Stoßstange, Autotür an Autotür, Hupen, vors Auto springende Fußgänger. Stress. Doch öffentliche Verkehrsmittel gehen als Ausweichmöglichkeit nicht. Es fehlt an Infrastruktur, bei weiten Reisen wird der (ohnehin meist deutlich verspätete) Zug als Transportmittel aus Sicherheitsgründen nicht empfohlen. Kein Zweifel, es gibt noch viel zu tun für die WM-Organisatoren. Obwohl beim Confed Cup am Ende alles irgendwie klappt, kann das Medienzentrum auch mal für eine Stunde durch einen Stromausfall lahmgelegt werden, Telefonverbinden reißen mehrfach ab, Volunteers jagen die Besucher mangels Kenntnissen einmal ums ganze Stadion oder das „Park&Ride“-System versinkt im Chaos. Das passiert. Die FIFA-Offiziellen müssen bisweilen zähneknirschend hinnehmen, dass ihr Perfektionismus mit der afrikanischen Mentalität nicht immer kompatibel ist. Aber ganz ehrlich, auch in Deutschland funktionierte beim Confed Cup nicht alles reibungslos. Transport und Sicherheit sind zwei Kernprobleme. Mit Kriminalität werden die Touristen allerorts konfrontiert. Zeitungen beschreiben gewalttätige Überfälle. In einigen Hotels bittet man die Gäste, ihre Feuerwaffen an der Rezeption abzugeben. Auf Straßen deklarieren Schilder die nächsten Kilometer als „hijacking area“ („Entführungsgebiet“). Armut, Gewalt und Verbrechen auf der einen, atemberaubende Schönheit des Landes und eine enorme Gastfreundlichkeit auf der anderen Seite. Südafrika: Ein Land der Kontraste. CONFEDERATIONS-CUP kicker, 22. Juni 2009 43 Trotziger Südafrika-Trainer – „Rote Furie“ und die Rekordjagd der unglaublichen Dominanz Stratege Xavi droht: „Wir siegen weiter!“ schreiben. Aber wir wollen mehr. Den Champagner machen wir noch nicht auf, der ist für nächste Woche“, blickt Fernando Torres bereits auf den Finaltag. Individuelle Klasse, Organisation, Kreativität, Selbstvertrauen und Nervenstärke der spanischen Mannschaft – was unter Luis Aragones mit dem EM-Titel seine vorläufige Krönung fand, setzt Spanien unter Vicente del Bosque nahtlos fort. 13 der 15 Siege fuhr Spanien unter seiner Regie ein. Er ist bereits der Rekordhalter aller Nationaltrainer weltweit. Keinem gelang eine ähnliche Siegesserie nach dem Amtsantritt. Voller Stolz auf das Team betonte del Bosque: „Ich bin sehr zufrieden, weil wir einmal mehr gezeigt haben, dass wir eine großartige Mannschaft sind, die an den Erfolg bei der EURO 2008 anknüpfen kann.“ Wie die Marschrichtung aussieht, machte der Erfolgstrainer vor Kurzem in einem kicker-Interview deutlich: „Der WM-Sieg“, so del Bosque, „ist das Ziel.“ GRUPPE B So., 14. Juni, Johannesburg: Südafrika – Irak 0:0 Mo., 15. Juni, Mangaung/Bloemfontein: Brasilien – Ägypten 4:3 So., 14. Juni, Rustenburg: Neuseeland – Spanien 0:5 Mo., 15. Juni, Tshwane/Pretoria: USA – Italien 1:3 Mi., 17. Juni, Mangaung/Bloemfontein: Spanien – Irak 1:0 Do., 18. Juni, Tshwane/Pretoria: USA – Brasilien 0:3 Mi., 17. Juni, Rustenburg: Südafrika – Neuseeland 2:0 Do., 18. Juni, Johannesburg: Ägypten – Italien 1:0 Sa., 20. Juni, Johannesburg: Irak – Neuseeland 0:0 So.,21. Juni, Tshwane/Pretoria: Italien – Brasilien * Sa., 20. Juni, Mangaung/Bloemfontein: Spanien – Südafrika 2:0 So., 21. Juni, Rustenburg: Ägypten – USA * 1. Spanien 2. Südafrika 2. Irak 4. Neuseeland 1. Brasilien 2. Italien 3. Ägypten 4. USA 3 3 3 3 8:0 2:2 0:1 0:7 9 4 2 1 sagte der Ex-Dortmunder Steven Pienaar zu dem Erwartungsdruck. Trainer Joel Santana bleibt dennoch umstritten. Ein Aus hätte ihn wohl den Job gekostet, nun nutzte er den Moment, um sich die kritischen Medien zur Brust zu nehmen: „Vielleicht habt ihr gedacht, ich muss jetzt gehen. Aber ich bleibe.“ Feuriger Jubel: 2:0 gegen Südafrika – die Rekordserie hält. Torschütze Fernando Llorente (2. v. li.) und Sergio Busquets feiern euphorisch. SPLITTER Spielplan Confederations Cup 2009 in Südafrika GRUPPE A Davon kann der Gastgeber 2010 nur träumen. Obwohl Südafrika sich mühsam durch den Confed Cup schleppt, wird der Halbfinaleinzug von Fans und Spielern gleichermaßen als „historischer Moment“ (Kapitän Aaron Mokoena) gefeiert. „Wir haben unser Ziel erreicht. Die Erleichterung ist riesengroß“, Foto: Getty Images/Kevork Djansezian 1Ein Spiel, zwei Sieger – und mit Joel Santana ein Trainer, der trotz des 0:2 im Amt bleibt. Der gemeinsame Halbfinal-Einzug von Spanien und Südafrika versetzt beide Nationen in einen Glücksrausch. Der Confed Cup zeigt, dass Europameister Spanien aktuell das Maß aller Dinge darstellt. In unglaublicher Dominanz setzen die Iberer ihre Rekordjagd fort. Mit nun 15 Siegen in Folge ist Spanien alleiniger Weltrekordhalter vor Brasilien, Frankreich und Australien (jeweils 14). Mit 35 ungeschlagenen Spielen stellte die „Rote Furie“ zudem den Weltrekord Brasiliens ein. „Es war eine schwierige Aufgabe, diesen Rekord aufzustellen. Wir sind sehr stolz darauf“, sagte Xabi Alonso. Und Mittelfeldstratege Xavi schob eine Drohung an die Konkurrenz gleich hinterher. „Wir wollen weitersiegen und Trophäen gewinnen.“ Die nächste soll schon am Sonntag mit nach Hause genommen werden. Der Sieg beim Confed Cup ist das erklärte Ziel, die Gegner egal. „Es war wichtig, Geschichte zu 2 2 2 2 7:3 3:2 4:4 1:6 HALBFINALE HALBFINALE Mi., 24. Juni, Mangaung/Bloem. (20.30): Spanien – Zweiter Gruppe B Do., 25. Juni, Johannesburg (20.30): Sieger Gruppe B – Südafrika SPIEL UM DEN 3. PLATZ ENDSPIEL So., 28. Juni, Rustenburg (15.00): Verlierer der Halbfinals So., 28. Juni, Johannesburg (20.30): Sieger der Halbfinals *) = Bei Redaktionsschluss nicht beendet – Alle Anstoßzeiten in MESZ 6 3 3 0 WOLFSBURG: Es zeichnet sich ab, dass erstmals ein Bundesligaklub ein Trainingslager in Südafrika durchführt. Kein Geringerer als der Deutsche Meister VfL Wolfsburg soll im nächsten Winter ans Kap kommen. Aus diesem Grund reiste u. a. Klaus Fuchs, Leiter der Sportkommunikation von Volkswagen und früherer VfLGeschäftsführer, nach Südafrika. Fuchs schaute sich Hotels, Trainingsplätze und Austragungsstätten für Testspiele an. Als Hauptstandort für den VfL kristallisiert sich Port Elizabeth heraus, der Heimstätte von VW in Südafrika. In Johannesburg traf sich Fuchs zudem mit der Führung des von Volkswagen gesponserten Erstligisten Moroka Swallows. Die Swallows dürften einer der Testspielgegner werden. IRAK: Bye, bye, Bora. Die KurzMission von Bora Milutinovic als irakischer Nationaltrainer ist beendet. Der irakische Verband möchte den 64-Jährigen gerne halten, doch Milutinovic wird die Offerte wohl ausschlagen. „Ich bin Trainer. Ich setze mich zuhause hin und warte, bis ein Angebot kommt“, erklärte Milutinovic zu seiner Zukunft. BRASILIEN: Safari und Bingo. Damit bereiteten sich die Brasilianer auf das Duell gegen Italien vor. Während sich Inters Maicon traute, den Löwen ein paar Fleischstücke hinzuwerfen und von der „Erfüllung eines Lebenstraums“ sprach, verbiss sich Gilberto Silva in eine langatmige Bingo-Partie. Medienvertreter mussten bei der turnusmäßigen Presserunde knapp eine Stunde auf die Samba-Stars warten – weil erst noch der Sieger beim Bingo gekürt werden musste. NIEDERLANDE: Bondscoach Bert van Marwijk nutzt den Confed Cup, um sich über mögliche WM-Gegner vor Ort zu informieren und letzte Details bezüglich des Quartiers in Johannesburg abzuklopfen. Der frühere Trainer von Dortmund hat mit der niederländischen Nationalmannschaft die Qualifikation schon in der Tasche. Van Marwijk rechnet fest mit der Teilnahme der deutschen Mannschaft, die noch um das WM-Ticket zittern muss. Zum kicker sagte er: „Ich bin überzeugt: Jogi Löw wird das schon machen.“ 44 INTERNATIONAL kicker, 22. Juni 2009 ENGLAND: Auch Tevez verlässt ManUnited Santa Cruz: Klappt’s im dritten Anlauf? allerdings war – wie bei Santa Cruz – bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nichts definitiv. Fest steht aber, dass der Meister sich plötzlich einem Neuaufbau widmen muss, wie er zumindest in diesem Ausmaß bis vor Kurzem nicht zu erwarten war: Cristiano Ronaldo ist weg, nun auch Tevez, beim lange verletzten Owen Hargreaves wird abzuwarten sein, ob er noch mal auf diesem Niveau kicken kann. Hinzu kommt, dass die nicht jünger werdenden Gary Neville (34), Paul Scholes (34) und Ryan Giggs (35) nicht mehr als Vollzeitkräfte anzusehen sind. Zu Cristiano Ronaldos Wechsel zu Real Madrid äußerte sich nun Arsenals Spanier Cesc Fabregas am Rande des Confed Cups in Südafrika: „Für alle Spieler der Premier League ist besser, dass er weg ist. Er hatte wesentlichen Anteil an Manchesters Titeln. Nun wird es leichter sein, gegen sie zu spielen.“ Wenn er da mal nicht die Rechnung ohne Alex Ferguson gemacht hat. Denn bisher ist es dem schottischen Coach von ManUnited noch immer gelungen, den Verlust seiner Leistungsträger zu kompensieren. Foto: imago/Sportimage 1Zweimal schon, im vergangenen Sommer wie auch in der Winterpause, wollte Trainer Mark Hughes seinen ehemaligen Schützling Roque Santa Cruz aus Blackburn zu seinem neuen Klub Manchester City lotsen. Der Stürmer wäre seinem früheren Coach auch jeweils gefolgt, doch die Rovers ließen den ExBayern nicht ziehen. Es war weniger eine Frage des Geldes als des Stellenwerts des Paraguayers, der eine wichtige Stütze in Blackburns Gerüst bildet. Nun aber, im dritten Anlauf, scheint es zu klappen. 18 Millionen Euro ist City bereit zu zahlen, diesmal dürften die Rovers zustimmen. Seitens des Managements von Santa Cruz gab es gestern, Sonntag, auf Anfrage keine Stellungnahme zu diesem Thema. Unlängst hatte Berater Jan van Baal dem kicker gesagt: „Wir kommentieren keine Gerüchte.“ Sollte Santa Cruz nun zu ManCity wechseln, trifft er dort sicher auf Gareth Barry, der von Aston Villa kommt. Und vielleicht auch auf Carlos Tevez. Beim Argentinier ist nun klar, dass er Manchester United verlassen wird. Auch um ihn bemüht sich Hughes’ Klub, Auf dem Weg nach Manchester: Roque Santa Cruz will von Blackburn zu City. Nun müssen nur noch die Rovers dem Transfer zustimmen. Derzeit intensiviert er das Werben um Lyons Stürmer Karim Benzema. Und auch wenn der Sir sich der Stärke von Cristiano Ronaldo und Tevez bewusst ist, so verlässt er nicht seine Linie: Den abwanderungswilligen Portugiesen wollte er nicht um jeden Preis halten. Bei Tevez wäre der Klub nun bereit gewesen, das bisherige Zweijahres-Leihgeschäft in einen Fünfjahres-Vertrag umzuwandeln und dafür auch 25 Millionen Euro zu bezahlen. Doch der Deal scheiterte an Tevez’ Willen, eine Stammplatzgarantie zu bekommen. So etwas gibt es bei Ferguson nicht. Diese Konsequenz geht Tevez ab: Denn so verkündete er zwar, dass er sicher nicht nach Liverpool gehen werde, weil er um die Rivalität zwischen Manchester United und den „Reds“ wisse. Vielleicht steckt ihm ja noch jemand, dass die „Red Devils“ auch mit dem Ortsrivalen Manchester City keine besonders enge Freundschaft verbindet. K . R A D N E D G E / T. B Ö K E R FRANKREICH: Louis-Dreyfus feuert Präsident Diouf – Die Rückkehr von Bernès droht 1Am heutigen Montag soll Didier Deschamps in Marseille seine Arbeit aufnehmen, eine Woche vor dem Trainingsauftakt. Ob der neue Coach tatsächlich beginnt, ist aber fraglich, denn wieder einmal geht es beim Traditionsverein (neun Meistertitel) drunter und drüber. In der Ligue 1 gilt Marseille als eine Welt für sich. Obwohl Olympique mit Platz zwei hinter Bordeaux eine positive Saison hinlegte, geht es an der Canabière hoch her. Zunächst gab Trainer Erik Gerets bekannt, dass er seinen Vertrag nicht verlängert. Und nun wurde auch Präsident Pape Diouf vom Hauptaktionär Robert Louis-Dreyfus entlassen. Der ehemalige Fußball-Reporter und Spielervermittler begab sich am vergangenen Mittwoch nach Zürich, wo Louis-Dreyfus in einer Klinik behandelt wird. Schon vor Foto: pixathlon Chaos in Marseille: Tritt Trainer Deschamps überhaupt an? Didier Deschamps: „Ich stürze mich nicht ins Abenteuer.“ dem Gespräch stand fest, dass der Senegalese keine Zukunft hat. Das Verhältnis zwischen Diouf und Vincent Labrune, Aufsichtsratsvorsitzender und Vertrauter Louis-Dreyfus’, hatte sich dermaßen verschlechtert, dass eine Zusammenarbeit unmöglich war. Diouf wird vorgeworfen, dass Marseille zu viele Spieler (37) unter Vertrag hat. Prompt wurde ein neuer Präsident ernannt: Jean-Claude Dassier (67), Informationsdirektor bei TF1 (größter TV-Privatsender) – unabhängig davon, dass der Medienmann kein Fußballexperte ist. Zum Erstaunen des Klubbesitzers gab Dassier aber bekannt, dass er die Rückkehr von Jean-Pierre Bernès (52) fordert. Bernès ist Hauptakteur des Bestechungsskandals von 1993, der sich vier Tage vor dem 1:0-Sieg im Champions-League-Endspiel gegen den AC Mailand zutrug. Bernès war damals Generaldirektor von Olympique unter Präsident Bernard Tapie. Er wurde 1995 zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt, weil er Spieler von Valenciennes bestechen wollte. Der französische Verband hatte ihn zu einem lebenslänglichen Verbot für ein offizielles Amt im Fußball verurteilt, das aber vier Jahre später aufgehoben wurde. Seitdem ist er Spielervermittler, u. a. von Bayerns Franck Ribery. „Vergangenheit“, tönt Dassier, „Bernès ist ein Fußballexperte.“ Er ist auch Agent von Didier Deschamps, der schon warnt: „Ich stürze mich nicht ins Abenteuer. Ich erwarte von der neuen Direktion Kompetenz.“ Im Klartext: Deschamps will mit Bernès arbeiten, sonst könnte er sofort sein Amt aufgeben. E L I E B A RT H INTERNATIONAL kicker, 22. Juni 2009 45 ITALIEN: Auch Inter an Wolfsburgs Dzeko interessiert – Arnautovic unterschreibt Vorvertrag Moratti: Zehn-Tage-Ultimatum für Ibrahimovic und Maicon „Spanien liegt meiner Spielweise am besten“, sagt Ibrahimovic. „Wenn Inter nicht weiter aufrüstet, sehe ich meine Zukunft woanders“, verkündet Maicon, der zwar vor kurzem bis 2013 verlängerte, doch Verträge besitzen wohl ohnehin nur noch symbolischen Wert. Für Inter wäre es ungleich schwieriger, den Brasilianer zu ersetzen, der zu den derzeit besten – und raren – Verteidigern auf der rechten Außenbahn zählt. Im Stürmerkreis hingegen gelten Karim Benzema (Olympique Lyon), Samuel Eto’o (FC Barcelona), Didier Foto: imago/Ulmer/Lingria 1Der Verkauf der Jahreskarten laufe exzellent an, vermeldete Meister Inter Mailand unter der Woche. Täglich würden rund Tausend Abos abgesetzt, die zwischen 145 und 1900 Euro zu erwerben sind. Wen die Tifosi ab August dafür genau zu sehen bekommen, bleibt weiterhin eine Unbekannte – zumindest, was die Arbeitnehmer Maicon und Zlatan Ibrahimovic (beide 27) betrifft. Beide Spieler möchten liebend gerne nach Spanien wechseln, doch bei den geforderten Preisen ist das Interesse dort noch recht unterkühlt. Ein Sondierungsgespräch mit Real Madrid am vergangenen Freitag endete nach den formulierten Inter-Forderungen für Maicon (40 Millionen Euro), an dem auch der FC Chelsea interessiert ist, und Ibrahimovic (80 Millionen Euro) vorerst ergebnislos. „Unter diesen Zahlen werden sie nicht abgegeben“, sagte Klub-Präsident Massimo Moratti, der weiterhin klarstellt: „Ich warte noch zehn Tage ab – dann werden beide vom Markt genommen.“ Verständlich, denn im Falle eines Verkaufs sollte der erforderliche Ersatz beim Start des Trainingslagers Mitte Juli bereits an Bord sein. Die Spieler selbst machen derweil keinen Hehl aus ihren persönlichen Interessen und gehen mit expliziten Äußerungen hausieren. Noch jubeln sie gemeinsam für Meister Inter Mailand: Rechtsverteidiger Maicon (li.) und Angreifer Zlatan Ibrahimovic. Drogba (FC Chelsea), Antonio Cassano (Sampdoria Genua), Edin Dzeko (VfL Wolfsburg) und Luca Toni (FC Bayern) als mögliche Ibrahimovic-Nachfolger. Neben Diego Milito (FC Genua) ist man sich indes mit einem weiteren Angreifer so gut wie einig: Das österreichische Talent Marko Arnautovic (20, FC Twente), der bis Ende des Jahres wegen eines Mittelfußbruchs ausfällt, unterschreibt einen Vorvertrag über fünf Jahre. Trainer José Mourinho macht sich allerdings wenige Gedanken um die Abgänge seiner Stars: „Ibra ist soviel wert wie Cristiano Ronaldo, und diesen Preis wird niemand zahlen. Aber der Fußball ist manchmal verrückt. Vielleicht greift Real erneut tief in die Tasche und meldet in der nächsten Saison dann zwei Mannschaften.“ Ginge es nach dem Portugiesen, müsste Patron Moratti ebenfalls noch einmal in die Tasche greifen, denn Mourinho würde liebend gerne seine ehemaligen Spieler Deco und Ricardo Carvalho vom FC Chelsea nach Mailand lotsen. Wie der Mercato auch verlaufen mag, die Tifosi dürfen sich laut Massimo Moratti auf ein Spektakel gefasst machen: „Wir stehen Barcelona und Real Madrid in nichts nach.“ Das gilt es jedoch erst zu beweisen. OLIVER BIRKNER SPANIEN: Real Madrid blitzt erst mal ab – Stürmer hält rasche Klärung für „ausgeschlossen“ 1David Villa (27) gab sich betont nüchtern, als man am Samstag von ihm wissen wollte, ob er mit einer raschen Klärung seiner beruflichen Zukunft rechne. „Das halte ich für ausgeschlossen“, sagte der Stürmer nach dem 2:0 von Spaniens Elf gegen Südafrika beim Confed Cup. Drei Tage zuvor lautete die Losung des Schützen zum 1:0 (52.) noch so: „Ich habe eine Entscheidung getroffen, und mein Repräsentant arbeitet daran, diese zu realisieren.“ Von den Madrider Medien wurde dies so interpretiert: Der Stürmer habe sich festgelegt, bei Real Madrid anzuheuern. Und dies allem Anschein nach mit dem Segen seines gegenwärtigen Arbeitgebers FC Valencia, dessen Vereinsführung offenbar beschlossen hatte, Villa zur Lösung der dringendsten finanziellen Probleme zu verkaufen und Foto: pixathlon „Unverkäuflicher“ David Villa: Valencia erwartet Ja-Wort Hat wohl ein Herz für Real Madrid: Valencias Stürmer David Villa. so alle anderen akut umworbenen Spieler (Silva, Albiol, Mata) halten und um Silva eine neue Equipe aufbauen zu können. Doch schon einen Tag darauf galt Villa für Valencias neuen Präsidenten Manuel Llorente als „unverkäuflich“. Dies wiederum scheint in Madrid so ernst genommen zu werden, dass man sich nun dort offenbar nach einem anderen Torjäger umsieht: Von Inters Ibrahimovic, Lyons Benzema oder Sevillas Luis Fabiano ist die Rede – was gute Gründe haben könnte. Möglicherweise war nämlich die Aussage von Llorente (der in der Vergangenheit als Valencia-Geschäftsführer verhindert hatte, dass Ayala, Baraja und Mendieta bei Real landeten) eher so zu verstehen: Wir verkaufen nicht an Real-Chef Florentino Perez – und wenn, dann nur mit saftigem Zuschlag. Denn offenbar hatten die Madrilenen versucht, Villa mit einem höchst lukrativen Angebot zu ködern, seinen Verein aber mit 25 Millionen Euro abzuspeisen (plus der Zugabe Negredo, den Real jedoch auf überzogene 17 Millionen Euro taxiert). Da wäre es für Valencia sinnvoller gewesen, eine Offerte des FC Chelsea für Villa über 41 Millionen anzunehmen. Oder auch eine des FC Barcelona über 35 Millionen plus Verteidiger Martin Caceres. Folglich wird vermutet: „Unverkäuflich“ gilt nur so lange, bis auch Villa einem anderen Käufer sein Ja-Wort gibt. Der könnte dann den Zuschlag des klammen Valencia erhalten. Und dass Villa nach dem jüngsten Gezerre tatsächlich dort bleibt, kann sich niemand mehr vorstellen. H . I R N B E RG E R 46 INTERNATIONAL kicker, 22. Juni 2009 Barca, Braga & Co. – Die Europapokal-Starter 2009/10 Land Champions League (* = direkt für die Gruppenphase qualifiziert) Europa League (* = direkt für die Play-offs qualifiziert) England * Manchester United (Meister und Ligapokalsieger), * FC Liverpool (2.), * FC Chelsea (3. und Pokalsieger), FC Arsenal (4.) * FC Barcelona (Meister, Pokalsieger und Titelverteidiger), * Real Madrid (2.), * FC Sevilla (3.), Atletico Madrid (4.) * Inter Mailand (Meister), * Juventus Turin (2.), * AC Mailand (3.), AC Florenz (4.) * Girondins Bordeaux (Meister und Ligapokalsieger), * Olympique Marseille (2.) Olympique Lyon (3.) * VfL Wolfsburg (Meister), * Bayern München (2.), VfB Stuttgart (3.) * FC Everton (5. und Pokal-Finalist), * Aston Villa (6.), FC Fulham (7.) Spanien Italien Frankreich Deutschland Russland Athletic Bilbao (Pokal-Finalist), * FC Villarreal (5.), * FC Valencia (6.) * Lazio Rom (Pokalsieger), * CFC Genua 1893 (5.), AS Rom (6.) * EA Guingamp (Pokalsieger), * FC Toulouse (4.), OSC Lille (5.) * Werder Bremen (Pokalsieger), * Hertha BSC (4.), Hamburger SV (5.) Rumänien * Rubin Kazan (Meister 2008), *ZSKA Moskau (2. 2008 und Pokalsieger 2009), Dynamo Moskau (3. 2008) * Unirea Urziceni (Meister), FC Timisoara (2.) * Amkar Perm (4. 2008), * Zenit St. Petersburg (5.), Krylya Sowjetow Samara (6. 2008) * CFR Cluj (4. und Pokalsieger), * Dinamo Bukarest (3.), FC Vaslui (5.), Steaua Bukarest (6.) FC Pacos de Ferreira (Pokal-Finalist), * Benfica Lissabon (3.), * Nacional Funchal (4.) Sporting Braga (5.) * SC Heerenveen (Pokalsieger), * Ajax Amsterdam (3.), PSV Eindhoven (4.), NAC Breda (nach Play-offs) FC Falkirk (Pokal-Finalist), * Heart of Midlothian (3.), FC Aberdeen (4.), FC Motherwell (Fairplay-Wertung) Portugal * FC Porto (Meister und Pokalsieger), Sporting LIssabon (2.) Niederlande * AZ Alkmaar (Meister), FC Twente Enschede (2.) Schottland * Glasgow Rangers (Meister und Pokalsieger), Celtic Glasgow (2.) Türkei * Besiktas Istanbul (Meister und Pokalsieger), Sivasspor (2.), Ukraine Belgien Griechenland Tschechien * Dynamo Kiew (Meister), Schachtjor Donezk (2. und UEFA-Pokal-Sieger) * Standard Lüttich (Meister), RSC Anderlecht (2.) Olympiakos Piräus (Meister und Pokalsieger), Panathinaikos Athen (2.) Slavia Prag (Meister), Sparta Prag (2.) Schweiz Bulgarien Norwegen FC Zürich (Meister) Levski Sofia (Meister) Stabaek IF (Meister 2008) Dänemark FC Kopenhagen (Meister und Pokalsieger) Österreich RB Salzburg (Meister) * FC Sion (Pokalsieger), Young Boys Bern (2.), FC Basel (3.) * Litex Lovetch (Pokalsieger), ZSKA Sofia (2.), Cherno More Varna (3.) Valerenga IF (Pokalsieger 2008), Fredrikstad FK (2. 2008), Tromsö IL (3. 2008), Rosenborg Trondheim (Fairplay-Wertung) Aalborg BK (Pokal-Finalist), Odense BK (2.), Bröndby IF (3.), Randers FC (Fairplay-Wertung) Austria Wien (3. und Pokalsieger), Rapid Wien (2.), Sturm Graz (4.) Serbien Israel Schweden Slowakei Polen Partizan Belgrad (Meister und Pokalsieger) Maccabi Haifa (Meister) Kalmar FF (Meister 2008) Slovan Bratislava (Meister) Wisla Krakau (Meister) FK Sevojno (Pokal-Finalist), Vojvodina Novi Sad (2.), Roter Stern Belgrad (3.) Hapoel Tel Aviv (2.), Maccabi Netanya (4.), Bnei Yehuda Tel Aviv (5.) IFK Göteborg (3. und Pokalsieger), IF Elsborg Boras (2.), Helsingborgs IF (4.) MFK Kosice (Pokalsieger), MSK Zilina (2.), Spartak Trnava (3.) Lech Posen (3. und Pokalsieger), Legia Warschau (2.), Polonia Warschau (4.) Ungarn Kroatien Zypern Slowenien Finnland Debreceni VSC (Meister) Dinamo Zagreb (Meister und Pokalsieger) APOEL Nikosia (Meister) NK Maribor (Meister) Inter Turku (Meister 2008) Honved Budapest (Pokalsieger), Ujpest Budapest (2.), Haladas Szombathely (3.) Hajduk Split (2. und Pokal-Finalist), NK Rijeka (3.), Slaven Belupo Koprivnica (4.) APOP Kinyras Peyjas (Pokal-Finalist), Omonia Nikosia (2.), Anorthosis Famagusta (3.) Interblock Ljubljana (Pokalsieger), ND Gorica (2.), Rudar Velenje (3.) HJK Helsinki (Pokalsieger 2008), FC Honka Espoo (2.), FC Lahti (3.) Lettland Bosnien-Herzegowina Litauen Moldawien Irland FK Ventspils (Meister 2008) Zrinjski Mostar (Meister) Ekranas Panevezys (Meister 2008) Sheriff Tiraspol (Meister und Pokalsieger) Bohemian FC (Meister und Pokalsieger 2008) Metalurgs Liepaja (2.), Skonto Riga (3.), FC Dinaburg Daugavpils (5.) Slavija Istocno Sarajevo (2. und Pokalsieger), FK Sarajevo (4.), Siroki Brijeg (6.) Suduva Marijampole (Pokalsieger 2009), FBK Kaunas (2.), Vetra Vilnius (3.) Dacia Chisinau (2. und Pokal-Finalist), Iskra-Stal Ribnita (3.), Zimbru Chisinau (4.) Derry City (3. und Pokal-Finalist), St. Patrick’ Athletic (2.), Sligo Rovers (4.) Mazedonien Island Georgien Liechtenstein Weißrussland Makedonija Skopje (Meister) FH Hafnarfjördur (Meister 2008) WIT Georgia Tiflis (Meister) – (keine eigene Meisterschaft) BATE Borissow (Meister 2008) Rabotnicki Skopje (Pokalsieger), Milano Kumanovo (2.), Renova Cepciste (3.) KR Reykjavik (Pokalsieger 2008), IF Keflavik (2. 2008), Fram Reykjavik (3. 2008) Dinamo Tiflis (2. und Pokalsieger), Olimpi Rustavi (3.), FC Zestafoni (4.) FC Vaduz (Pokalsieger) Naftan Nowopolozk (Pokalsieger 2009), Dynamo Minsk (2.), MTZ-RIPA Minsk (3.) Estland Aserbaidschan Albanien Armenien Kasachstan Levadia Tallinn (Meister 2008) FK Baku (Meister) KF Tirana (Meister) Piunik Erewan (Meister 2008 und Pokalsieger 2009) FK Aktobe (Meister und Pokalsieger 2008) Flora Tallinn (2. 2008 und Pokalsieger 2009), Trans Narva (3.), Nomme Kalju (4.) Karabach Agdam (Pokalsieger), Inter Baku (2.), Simurq Zaqatala (3.) Flamurtari Vlora (Pokalsieger), Vllaznia Shkoder (2.), Dinamo Tirana (3.) Banants Erewan (Pokal-Finalist 2009), Gandzasar Kapan (3.), MIKA Ashtarak (4.) Tobol Kostanai (2. 2008), Irtysch Pawlodar (3. 2008), Oqjetpes Kokschetau (9.) Nordirland Wales Färöer Luxemburg Malta FC Glentoran (Meister) FC Rhyl (Meister) EB/Streymur (Meister und Pokalsieger 2008) F91 Düdelingen (Meisterschaft und Pokalsieger) Hibernians Paola (Meister) FC Crusaders (3. und Pokalsieger), FC Linfeield (2.), Lisburn Distillery (4.) Bangor City (Pokalsieger), Llanelli AFC (2.), TNS Llansantffraid (3.) B36 Torshavon (3. und Pokal-Finalist 2008), HB Torshavn (2.), NSI Runavik (4.) UN Käerjeng ’97 (Pokal-Finalist), FC Differdingen 03 (2.), CS Grevenmacher (3.) Sliema Wanderers (Pokalsieger), FC Valletta (2.), FC Birkirkara (3.) Andorra Montenegro San Marino UE Sant Julia (Meister) Mogren Budva (Meister) Tre Fiori Fiorentino (Meister) FC Santa Coloma (Pokalsieger) OFK Petrovac (Pokalsieger), Buducnost Podgorica (2.), Sutjeska Niksic (3.) AC Juvenes/Dogana (Pokalsieger) Fenerbahce Istanbul (4. und Pokal-Finalist), * Trabzonspor (3.), Galatasaray Istanbul (5.) * Vorskla Poltava (Pokalsieger), Metalist Charkow (3.), Metalurg Donezk (4.) * KRC Genk (Pokalsieger), FC Brügge (3.), KAA Gent (4.) * AEK Athen (3. und Pokal-Finalist), PAOK Saloniki (4.), AE Larisa (5.) * FK Teplice (Pokalsieger), Slovan Liberec (3.), Sigma Olomouc (4.) INTERNATIONAL kicker, 22. Juni 2009 EUROPAPOKAL: 235 Klubs am Start – Ziele sind Madrid und Hamburg NEWS Auftakt für ein europäisches Intermezzo in die Gruppenphase der Europa League. Den Auftakt der Qualifikation bestreiten die vier Meister aus Malta, Montenegro, Andorra und San Marino, die sich in Hin- und Rückspielen am 30. Juni/1. Juli und 7./8. Juli für die zweite Qualifikationsrunde qualifizieren können. Komplizierter ist da schon die Reform in der neuen Europa League. Drei Qualifikations- und eine Play-off-Runde plus 15 „Absteigern“ aus der Champions League ermitteln 48 Teams, die in 12 Gruppen à 4 Mannschaften mit Hin-und Rückspielen (das ist neu!) spielen. Aus der Bundesliga sind der Vierte, Hertha BSC, und Pokalsieger Werder Bremen bereits für die Play-offs qualifiziert. Der Hamburger SV als Tabellenfünfter muss bereits eine Runde zuvor mit zwei Spielen am 30. Juli bzw. 6. August antreten. Einige der qualifizierten Klubs stellten sich aus finanziellen Gründen erst gar nicht. Israels Pokalsieger Beitar Jerusalem hat seine Teilnahme zurückgezogen, weil der Klub am Tropf des dubiosen Unternehmers Alexander Gaydamek hängt, der in England auch Portsmouth verkaufen möchte – die Beitar-Zukunft ist ungewiss. Wie auch bei Maccabi Netanja, dem ExKlub von Trainer Lothar Matthäus – Netanja ist immerhin gemeldet. Chaotisches gar erlebten die Kasachen: Weil drei Klubs aus Almaty nach der Saison 2008 aus der Liga verbannt wurden, kommt jetzt der Tabellenneunte (!) Oqjetpes Kokschetau in der Europa League zum Einsatz. Litauen schickt mit FBK Kaunas gar einen Drittligisten – der Vize von 2008 wurde dorthin strafversetzt. H A R DY H A S S E L B RU C H Rainer Kraft (46, zuvor Stuttgarter Kickers) steht vor einem Engagement bis 2010 als Assistenztrainer bei Esteghlal Teheran (Iran). Olof Mellberg (31) wechselt für drei Jahre von Juventus Turin zu Olympiakos Piräus. Der 90-malige schwedische Nationalverteidiger war erst 2008 nach sieben Jahren bei Aston Villa nach Italien gewechselt. Bruno Metsu (55, Katar) hat seinen Vertrag als Nationaltrainer trotz verpasster WM-Qualifikation bis 2014 verlängert. Metsu trainiert Katar seit September 2008. FC Arsenal hat den 21-maligen belgischen Nationalverteidiger Thomas Vermaelen (23, Ajax Amsterdam) für rund 12 Millionen Euro unter Vertrag genommen. Udinese Calcio hat Mittelfeldspieler Jaime Gomez (18, Albacete) verpflichtet und gleichzeitig Mittelfeldspieler Roman Eremenko (22) an Dynamo Kiew abgegeben. AS Monaco nahm den malischen Nationalverteidiger Djimi Traoré (29, FC Portsmouth) bis 2011 unter Vertrag. Zielhafen Hamburg: In der HSH-Nordbank-Arena findet das erste Finale der neuen Europa League statt – ein besonderer Anreiz für den HSV. UNGARN: Weiter keine Einigung mit Fehervar – Absage an Timisoara Matthäus wartet auf schriftliches Angebot 1Am Freitag war Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (48) beim FC Fehervar zu Gast, um das dortige Vereinsgelände und das Jugendinternat zu begutachten. In erster Linie führte der ehemalige Nationaltrainer von Ungarn (2004/05) aber Gespräche über ein mögliches Engagement als Trainer. Von einer Einigung sind beide Parteien aber noch weit voneinander entfernt. „Mir liegt weiterhin kein schriftliches Angebot vom Verein vor“, sagte Matthäus dem kicker. „Noch ist gar nichts terminiert.“ Eine vom Klub voreilig verkündete Übereinkunft stünde also aus. Jürgen Röber (55, zuletzt Saturn Moskau) übernimmt als Trainer bis 2011 den türkischen Erstligisten Ankaraspor. Foto: Witters 1Es wird schon wieder ernst. High noon in Nyon, dem Sitz der UEFA. Nur 26 Tage nach dem Finale der Champions League in Rom werden heute, am Montag, die ersten beiden Qualifikationsrunden in der reformierten Champions League und der neuen Europa League, dem Nachfolge-Wettbewerb des UEFACups, ausgelost. Für viele Teams des Kontinents beginnt damit der lange Weg in Richtung Madrid, wo am 22. Mai 2010 im Stadion Bernabeu das Finale der „Königsklasse“ erstmals an einem Samstag stattfindet, und Richtung Hamburg, wo die HSHNordbank-Arena am 12. Mai das erste Finale der neuen Europa League erlebt. Doch für etliche der insgesamt 235 Starter (siehe Übersicht Seite 46) in beiden Wettbewerben wird’s vermutlich ein eher kurzes „europäisches Intermezzo“. In der Champions League ist der Deutsche Meister VfL Wolfsburg als Debütant in der „Königsklasse“ ebenso für die Gruppenphase gesetzt wie auch andere Neulinge wie Rubin Kazan, AZ Alkmaar oder Standard Lüttich. Auch Vizemeister Bayern München ist für die Gruppenphase gesetzt, während der VfB Stuttgart als Bundesliga-Dritter über den „Platzierungsweg“ der Nicht-Meister in der vierten Qualifikationsrunde (Play-off) einsteigt. Ab dieser Phase des Wettbewerbs beginnt übrigens auch die zentrale Vermarktung der UEFA, so wie sie bisher auch schon für die Gruppenphase gegolten hat. Die Verlierer der Play-offs kommen dann direkt 47 „Der Verein geriet wegen des Trainingsbeginns unter Druck“, sagt Matthäus. „Es nervt mich, dass mein Name immer wieder haltlos in den Medien gespielt wird.“ Seit Samstag steckt der Sechste der vergangenen Saison unter der Leitung von Istvan Varga (61) in der Vorbereitung. Am morgigen Dienstag, so zumindest der Wunsch des Vereins, soll Matthäus mit den Assistenten Tamas Bodog (38, 36 Bundesligapartien für SSV Ulm und FSV Mainz) und Peter Disztl (49, ehemals VfB Leipzig, RW Erfurt und RW Essen) übernehmen. Varga, 2008/09 Coach des A-Teams, würde dann die 2. Mannschaft des PokalSiegers von 2006 übernehmen. In der vergangenen Woche führte Matthäus jedoch nicht nur Vertragsgespräche mit den Ungarn in Szekesfehervar (60 km außerhalb von Budapest), sondern auch mit dem FC Timisoara aus Rumänien, der die abgelaufene Saison als Vize-Meister abschloss. „Es war mir eine Ehre, mit einem Champions-League-Qualifikanten zu verhandeln“, sagt der 150-malige Ex-Nationalspieler. „Die Gespräche haben mich aber nicht überzeugt.“ Matthäus steckt also weiter in der Warteschleife. H . H . / A . M O N C Z Wigan Athletic nahm Mittelfeldspieler Jordi Gomez (24, Espanyol Barcelona) für rund 2 Millionen Euro bis 2012 unter Vertrag. AZ Alkmaar hat den Vertrag mit dem belgischen Flügelspieler Sebastien Pocognoli (21) um zwei Jahre bis 2014 verlängert. UD Almeria verpflichtete den Mittelfeldspieler Fabian Vargas (29, Boca Juniors) bis 2012. Racing Santander hat sich nach einer Saison von Trainer Juan Ramon Lopez Muniz (40) getrennt. Sporting Braga nahm Domingos Pacienca (40, Academica Coimbra) als neuen Trainer unter Vertrag. Pacienca wird damit Nachfolger von Jorge Jesus (44, jetzt Benfica Lissabon). FC Sao Paulo hat sich von Muricy Ramalho (53) getrennt und Ricardo (44, zuvor AS Monaco) als neuen Trainer verpflichtet. 48 INTERNATIONAL kicker, 22. Juni 2009 WM-QUALIFIKATION: Sextett für 2010 steht fest WM-QUALIFIKATION: Pitroipa und Bancé treffen Nordkorea sucht Pak Doo-Iks Erben Amoah mit Doppelpack für Ghana Der Held von 1966: Nordkoreas Pak Doo-Ik traf gegen Italien. WM-QUALIFIKATION Afrika, 3. Runde, Gruppe A: Marokko - Togo Gabun - Kamerun 1. Gabun 2 5:1 2. Togo 3 1:3 3. Marokko 3 1:2 4. Kamerun 2 0:1 Gruppe B: Kenia - Mosambik Tunesien - Nigeria 1. Tunesien 3 4:1 2. Nigeria 3 3:0 3. Kenia 3 3:6 4. Mosambik 3 1:4 Gruppe C: Sambia - Algerien Ägypten - Ruanda 1. Algerien 3 5:1 2. Sambia 3 2:3 3. Ruanda 2 0:1 4. Ägypten 2 2:4 Gruppe D: Sudan - Ghana Mali - Benin 1. Ghana 3 5:0 2. Benin 2 1:1 3. Mali 2 1:3 4. Sudan 3 1:4 Gruppe E: Burkina Faso - Elfenbeinküste Guinea - Malawi 1. Elfenbeinküste 3 10:3 2. Burkina Faso 3 7:5 3. Guinea 2 3:6 4. Malawi 2 0:6 Asien, 4. Runde, Gruppe A: Bahrain - Usbekistan 1. Australien 8 12:1 0:0 5.9. 6 4 2 1 2:1 0:0 7 5 3 1 0:2 5.7. 7 4 1 1 afrika steht damit ein Sextett fest: Neben dem Gastgeber Südafrika haben Nordkorea, Japan, Australien und die Niederlande das Ticket schon in der Tasche. Und weil auch Südkorea bereits qualifiziert ist, sind erstmals beide Nationen von der koreanischen Halbinsel vertreten. Und kurioserweise ebnete gerade Südkorea den Weg für den Erzrivalen. Beim 1:1 gegen den Iran erzielte Manchester Uniteds Stürmer Ji-Sung Park neun Minuten vor Feierabend den Ausgleich, so dass Nordkorea sich mit dem 0:0 gegen Saudi-Arabien auf Rang zwei schieben konnte. Trainer Jong-Hun Kim erklärte hinterher, dass dieses Resultat nicht zufällig zustande gekommen war. „Wir wussten, dass Saudi-Arabien Probleme im Angriff hat, deswegen haben wir uns auf die Abwehr konzentriert. Das war ausschlaggebend für den Sieg“, so der Coach, der in seiner Freude über die WM-Qualifikation wohl übersehen hatte, dass das Match remis geendet hatte. Besonders interessant bei Nordkoreas Team: Mit Yong-Hak An und Tese Jong spielen zwei gebürtige Japaner mit. Yong-Jo Hong ist es als einem der wenigen Nordkoreaner erlaubt, im Ausland zu kicken. Er steht bei FK Rostov in Russland unter Vertrag. M . C H U RC H 2. Japan 8 3. Bahrain 8 4. Katar 8 5. Usbekistan 8 Gruppe B: Saudi-Arabien - Nordkorea 1. Südkorea 8 2. Nordkorea 8 3. Saudi-Arabien 8 4. Iran 8 5. Ver. Arab. Emirate 8 11:6 6:8 5:14 5:10 15 10 6 4 12:4 7:5 8:8 8:7 6:17 0:0 16 12 12 11 1 LÄNDERSPIELE Haiti - Panama 1:1 COPA LIBERTADORES Viertelfinale, Rückspiele: Nac. Montevideo - Palmeiras (1:1) 0:0 Gremio - Caracas FC (1:1) 0:0 Estudiantes - Def. Montevideo (1:0) 1:0 Sao Paulo FC - Cruzeiro (1:2) 0:2 (Hinspielergebnisse in Klammern) SPANIEN, Segunda Division 0:2 * 9 3 1 1 2:3 * 9 6 0 0 1:0 20 Albacete - Alaves UD Levante - UD Las Palmas SD Eibar - Tarragona Alicante CF - Sevilla Atletico Celta Vigo - Deportivo Xerez FC Elche - Real Sociedad Rayo Vallecano - Real Saragossa UD Salamanca - Hercules Alicante Cordoba CF - Real Murcia SD Huesca - Girona FC CD Teneriffa - CD Castellon 1:0 2:2 1:0 3:3 1:1 1:2 2:2 1:5 2:1 3:1 * ITALIEN Aufstieg Serie A, Rückspiel: AS Livorno - Brescia Calcio (2:2) (Hinspielergebnis in Klammern) 3:0 1Zwei Endrundenteilnehmer der WM 2006 streben mit großen Schritten auch die Weltmeisterschaft in Südafrika 2010 an. Ghana, immerhin als Achtelfinalist die beste Nation Afrikas in Deutschland, führt die Qualifikationsgruppe ebenso mit neun Punkten an wie auch die Elfenbeinküste. Matchwinner für Ghanas „Black Stars“ beim schweren Spiel in Sudan in der Gruppe D war der ExDortmunder Matthew Amoah (jetzt NAC Breda). Der 28-jährige Stürmer setzte in der fünften Minute nach einer Flanke des Neu-Hoffenheimers Prince Tagoe das erste Ausru- Foto: imago/Team Foto: picture-alliance/empics 1Am 19. Juli 1966 wurde die FußballWelt in ihren Grundfesten erschüttert. Nordkorea schlug Italien bei der Weltmeisterschaft in England 1:0, Pak Doo-Ik schrieb mit seinem Siegtor für den krassen Außenseiter in der 41. Minute Geschichte. Im Viertelfinale bahnte sich die nächste Sensation an, doch dank eines überragenden Eusebio (vier Tore) drehte Portugal einen 0:3Rückstand noch in ein 5:3. Nun, 44 Jahre später, wird Nordkorea den Erben dieses Helden suchen. Denn erstmals seit ’66 ist das Land für eine WM qualifiziert. Für das globale Turnier 2010 in Süd- Torschütze von 2009: Matthew Amoah traf doppelt gegen Sudan. NORWEGEN Ergebnisse vom Samstag: Sandefjord - Valerenga Oslo 0:2 Aalesunds FK - Rosenborg 0:3 Die Sonntagsspiele waren bei Redaktionsschluss noch nicht beendet. FINNLAND Ergebnisse vom Mittwoch: IFK Mariehamn - Valkeakoski 2:1 Tampere Utd. - Rovaniemi PS 3:1 Vaasa PS - Kuopio PS 1:0 JJK Jyväskylä - FC Lahti 2:1 1. Haka Valkeakoski 10 15:7 20 2. IFK Mariehamn 11 13:6 20 3. Inter Turku (M) 10 11:7 19 4. HJK Helsinki (P) 10 15:8 18 5. FF Jaro 10 18:12 17 6. Turku PS 10 15:9 16 7. Honka Espoo 10 20:14 14 8. FC Lahti 10 15:14 13 9. Anjalankoski 10 10:10 13 10. Vaasa PS 10 9:11 13 11. Tampere United 10 8:12 12 12. JJK Jyväskylä (N) 9 7:15 7 13. Rovaniemi PS 9 5:17 5 14. Kuopio PS 11 4:23 4 IRLAND Bohemians - Sligo Rovers 2:0 Derry City - Bray Wanderers 2:0 Drogheda Utd. - St. Patrick’s 1:0 Cork City - FC Dundalk 1:2 Shamrock Rovers - Galway Utd. 1:0 1. Bohemian FC (M, P) 17 27:10 35 2. Derry City 17 25:11 34 3. Shamrock Rovers 17 22:13 30 4. Cork City 17 19:12 30 5. FC Dundalk (N) 17 17:22 20 6. St. Patrick’s Athletic 7. Galway United 8. Sligo Rovers 9. Drogheda United 10. Bray Wanderers 17 17 17 17 17 fungszeichen, erhöhte dann in der 52. Minute zum 2:0-Auswärtssieg. Die Ghanaer machten auch ohne vier Leistungsträger wie Kapitän Stephen Appiah, Sulley Muntari, Asamoah Gyan und John Paintsil einen sehr kompakten Eindruck. Stark agierte neben Amoah auch Keeper Richard Kingson (Wigan) und vor allem Mittelfeldspieler Kwadwo Asamoah (Udine). Zu einem knappen 3:2-Sieg reichte es auch für die Elfenbeinküste in Burkina Faso in der Gruppe E. Yaya Touré, Tall (55., Eigentor) und Kapitän Drogba trafen für die Ivorer, bei denen auch der HSVer Demel zum Einsatz kam. Die Treffer für die Hausherren erzielten HSV-Profi Pitroipa (27.) und der eingewechselte Mainzer Bancé (78.). Torlos trennten sich in Tunis im Topspiel der Gruppe B Tunesien und Nigeria. Das Spiel war vor über 50 000 Zuschauern von der Taktik geprägt, Torchancen blieben Mangelware. Weder Allagui (Fürth) noch der für ihn eingewechselte Chermiti (Hertha) konnten die stabilen Nigerianer überwinden. Zum ersten Sieg in dieser Gruppe kam das vom deutschen Trainer Antoine Hey (38) betreute Kenia. Der 2:1Sieg über Mosambik war geprägt von schwachen Torhüterleistungen beiderseits. H . H A S S E L B RU C H 15:25 15:20 14:21 10:19 13:24 20 19 17 15 15 BRASILIEN Atl. Paranaense - Palmeiras 2:2 Santo Andre EC - Sport Recife 2:1 Vitoria - Botafogo 4:3 Avai FC - Fluminense 3:2 Clube Nautico - Coritiba FC 0:1 Gremio - Goias EC 2:2 Die Sonntagssspiele waren bei Redaktionsschluss noch nicht beendet. 1. Atletico Mineiro 6 14:5 14 2. Internacional 6 7:2 14 3. Vitoria 7 9:7 13 4. Palmeiras SP 7 11:9 12 5. Santo Andre EC (N) 7 12:10 10 6. Santos FC 6 14:11 9 7. Gremio 7 9:6 9 8. Fluminense 7 6:8 9 9. Corinthians (N) 6 5:5 8 10. Clube Nautico 7 9:13 8 11. Goias EC 7 13:12 8 12. Coritiba FC 7 12:13 7 13. Cruzeiro 6 6:9 7 14. Flamengo 6 6:13 7 15. Sao Paulo FC (M) 6 6:4 7 16. Gremio Barueri (N) 6 9:8 7 17. Avai FC (N) 7 9:11 7 18. Botafogo RJ 7 8:10 6 19. Sport Recife (P) 7 10:12 5 20. Atl. Paranaense 7 8:15 5 ARGENTINIEN Newell’s - CA San Martin 0:1 Argentinos Jrs. - Banfield 1:1 Independiente - San Lorenzo 0:1 Gimnasia Jujuy - Racing Club 0:2 CA Tigre - Rosario Central 0:1 Boca Juniors - Gimnasia LP Mo. Die übrigen Sonntagssspiele waren bei Redaktionsschluss noch nicht beendet. 1. Velez Sarsfield 17 27:12 36 2. Huracan B. Aires 17 32:18 35 3. Lanus 17 28:23 34 4. Colon Santa Fé 17 25:15 31 5. River Plate 17 23:22 27 6. Racing Club 18 21:20 27 7. Estudiantes 17 19:14 26 8. Rosario Central 18 23:20 25 9. Banfield 18 25:22 23 10. Gimnasia La Plata 17 19:20 22 11. Newell’s Old Boys 18 20:20 21 12. San Lorenzo 18 24:26 21 13. S. Martin Tucuman 18 18:20 20 14. CA Tigre 18 21:25 20 15. CD Godoy Cruz 17 21:26 20 16. Independiente 18 21:35 20 17. Boca Juniors (M) 17 18:22 19 18. Gimnasia Jujuy 18 15:22 17 19. Arsenal 17 18:26 17 20. Argentinos Juniors 18 19:29 15 *) Bei Redaktionsschluss nicht beendet Weitere Tabellen finden Sie auf unserer Website unter www.kicker.de/tabellen-international MEINUNGEN kicker, 22. Juni 2009 49 KICKERKOLUMNISTENKREIS M A RC W I L M OTS UEFA-Cup-Sieger mit Schalke 1997 Der kicker-Kolumnistenkreis: Sergej Barbarez, Giuseppe Bergomi, Thomas Berthold, Fredi Bobic, Marco Bode, Didier Deschamps, Thomas Helmer, Bernd Heynemann, Morten Olsen, Uli Stielike, Joachim Streich, Olaf Thon, Rudi Völler, Marc Wilmots Franck Ribery wird sowieso gehen ie Mega-Transfers von Real Madrid sind und bleiben natürlich das große Thema in ganz Europa. Was mich noch mehr beschäftigt als die horrenden Ablösesummen, ist eine sportliche Frage: Cristiano Ronaldo und Kaka sind zwar die besten Fußballer der Welt – aber wird Real mit ihnen wirklich stärker? Fakt ist: Reals Problem war zuletzt die Abwehr, nicht die Offensive. Dort hat Madrid auch zuvor schon sehr, sehr gute Spieler geholt: Van der Vaart, Robben, Sneijder oder Huntelaar. Und jetzt sollen das alles Flops sein? Tut mir leid! Wenn solche Spieler nach nur ein paar Monaten im Verein alle schon wieder gehen sollen, dann ist das schlechte Arbeit der Verantwortlichen. Ich bin gespannt, ob Real eine solche Balance erreicht, wie sie zuletzt Barcelona hatte. Wenn wirklich alle konsequent mit nach hinten arbeiten, ja, dann hat Madrid eine Super-Mannschaft. Aber wirklich nur dann funktioniert es. Es passt ins Bild, dass Real trotzdem einen weiteren Offensivgeist ganz oben auf der Agenda führt: Franck Ribery. Bayern erklärt ihn für unverkäuflich, schön und gut. Aber D ach dem eher enttäuschenden Start unserer U-21-Nationalmannschaft in das EM-Turnier in Schweden mit dem 0:0 gegen Spanien sorgte der 2:0-Sieg über Finnland für Erleichterung. Doch erst heute Abend fällt im letzten Gruppenspiel gegen England die Entscheidung über das Weiterkommen unseres Teams. Die Engländer sind nach ihren beiden Erfolgen gegen Finnland und Spanien bereits fürs Halbfinale qualifiziert, was die Aufgabe für die Schützlinge von Auswahltrainer Horst Hrubesch aber keineswegs erleichtern muss. Diesmal genügt es nicht, nur in der zweiten Halbzeit den Gegner zu beherrschen, wie das gegen Spanien und Finnland der Fall war. Es ist halt schwierig, Spiele zu gewinnen, wenn man ohne richtigen Stürmer auskommen muss. Ich kann mich an kein Spiel in über fünf Jahrzehn- N die Entscheidung muss letztlich der Spieler treffen. Wenn er unbedingt jetzt weg will, dann macht es für Bayern keinen Sinn, ihn zu behalten. Dann soll er wechseln, gegen die größtmögliche Ablöse. Ribery wird sowieso gehen. Die Frage ist nur, ob jetzt oder in einem Jahr. Zudem wäre es für mich keine Überraschung, wenn auch Luca Toni in diesem Sommer noch wechselt. Wer, wie Mario Gomez, für 30 Millionen verpflichtet wird, muss spielen. Dann wird es eng für Toni, wenn Miro Klose nach der Verletzung wieder in Top-Form kommt. Und Olic ist ja auch noch da. Bayern, das steht fest, wird wieder TopFavorit auf den Titel sein. Aber: Die Einstellung auf einen neuen Trainer braucht immer Zeit. Und ich bin gespannt, wie sich die Spieler aus Holland schlagen, etwa Braafheid. Der Unterschied zwischen den Ligen ist riesig, das kann massive Probleme geben, siehe Schalkes Engelaar. Den HSV und Stuttgart erwarte ich sicher als Konkurrenten für Bayern. Doch Konkretes lässt sich jetzt kaum vorhersagen, dazu wird sich auf dem Transfermarkt definitiv noch viel zu viel tun. Das Märchen Hoffenheim – es war einmal kickerRedakteur M A RT I N G RU E N E R offenheim mischt die Bundesliga auf, Reporter aus aller Welt berichten über das Idyll im Kraichgau und dann auch noch die Herbstmeisterschaft – der Höhepunkt des vermeintlichen Fußball-Märchens. Ein halbes Jahr ist das erst her. Doch schon in der Rückrunde war die wunderbare Harmonie dahin, Verletzungen plus ausgelebte Egoismen führten zum Absturz auf Rang 7. Und nun sind die Hoffenheimer endgültig H kicker-Herausgeber KARL-HEINZ HEIMANN dreht den SCHEINWERFER Ohne echten Stürmer ist es schwer ten erinnern, in dem irgendeine deutsche Auswahlmannschaft ohne Stürmer antrat! Gegen England ist mindestens ein Unentschieden nötig, um sicher weiterzukommen. An „Hilfskonstruktionen“ – auch bei einer Niederlage gegen England könnte die Mannschaft eventuell ins Halbfinale vordringen – sollte man aber erst gar keine Gedanken verschwenden. ie Wochen vor Beginn einer neuen Saison sind immer die hohe Zeit der Spekulationen. Besonders seit Spieler-Transfers bis Ende August möglich sind, also bis weit nach Beginn der Punktspiele. Da wird es sicher wieder „Last Minute“-Wechsel geben. Mit schriller Begleitmusik. Die Erfahrung gebietet es, den Beteuerungen, diesen oder jenen Spieler „auf D angekommen im oft knallharten Alltag des Profigeschäfts. Demba Ba spricht von nichts anderem mehr als seinem Wechsel nach Stuttgart, St. Petersburg wirbt um Carlos Eduardo, weitere Klubs werden sich melden und den jungen Spielern erzählen, wie zauberhaft doch die Perspektiven anderswo sind. Trainer Ralf Rangnick und Manager Jan Schindelmeiser dürften noch eine Menge zu tun haben, um den so umsichtig geplanten Kader zusammenzuhalten. Doch selbst die Millionen von Mäzen Dietmar Hopp ändern wenig daran: Der Dorfverein TSG 1899 Hoffenheim ist ein Profiklub wie all die anderen auch. Das Märchen von einst – es war einmal. gar keinen Fall abzugeben“, mit allergrößter Skepsis zu begegnen. Es wird noch einige Wochen weitergehen mit Meldungen, nach denen ein Spieler heute bei einem und morgen bei einem ganz anderen Klub Verträge unterschrieben haben soll – und zehn Tage später taucht er schließlich ganz woanders auf . Mit dem Deutschen Meister VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach und Aufsteiger Freiburg beginnen heute die ersten Klubs der Bundesliga mit dem Training, die anderen folgen nach und nach, die beiden Nordklubs Hamburger SV und Werder Bremen nehmen als letzte am 3. Juli den Trainingsbetrieb wieder auf. Bei acht Vereinen, also fast der Hälfte der Bundesliga, sind die Trainer die neuen Gesichter, die bei der Fangemeinde auf das größte Interesse stoßen werden. Na dann frohes Schaffen! 50 2. BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 „Der FCK ist noch eine Top-Adresse“ MARCO KURZ (40) heißt KAISERSLAUTERNS neuer Trainer. Für ihn ist es kein Problem, dass er den Zuschlag erst nach den Absagen anderer Kandidaten erhielt. Kurz: 300 Bundesligaspiele Seine Stationen als Profi: 1988 – 1990 VfB Stuttgart 1990 – 1994 1. FC Nürnberg 1994/95 Borussia Dortmund 1995 – 1998 FC Schalke 04 1998 – 2004 TSV München 1860 2004/05 SC Pfullendorf Seine Einsätze/seine Tore als Profi: 300 Bundesligaspiele 5 11 Regionalligaspiele – 15 Europapokalspiele 1 Seine Erfolge: UEFA-Pokal-Sieger 1997, Deutscher Meister 1995, Super-Cup-Sieger 1995 Seine Vereine als Trainer: 19. 4. 05 – 2006 SC Pfullendorf 2006 – 17 .3. 07 1860 München II 18. 3. 07 – 24. 2. 09 1860 München ab 1. 7. 2009 1. FC Kaiserslautern kommt. So war es und das sehe ich alles andere als negativ. kicker: Wie sieht Ihr Trainerteam aus? Bringen Sie einen eigenen Co-Trainer mit? Kurz: Ich möchte mir zunächst ein Bild von den Gegebenheiten vor Ort machen. Bisher kenne ich lediglich Roger Lutz, mit dem ich gemeinsam den Fußball-Lehrer gemacht habe. Wir werden uns zusammen setzen und dann eine Entscheidung fällen. kicker: Sie treten Ihren Posten drei Tage vor Trainingsbeginn an. Wie gut kennen Sie Ihre neue Mannschaft? Kurz: Als Zweitligatrainer habe ich mich in der vergangenen Saison intensiv mit jedem Gegner auseinandergesetzt, sodass ich mir aus der Ferne ein subjektives, aber fundiertes Bild machen konnte. Was die anstehenden Neuverpflichtungen angeht, an denen wir mit Hochdruck arbeiten, sind Gespräche schon weit fortgeschritten. Darüber haben wir uns bereits im Verlauf der Verhandlungen ausgetauscht und sind einer Meinung. Da gibt es keine Differenzen zwischen der bisherigen Planung und meinen Vorstellungen. kicker: Aus Ihrer Zeit bei 1860 München kennen Sie auch die Foto: KUNZ kicker: Herr Kurz, wie bewerten Sie die Tatsache, dass Sie Ihr neuer Verein, der 1. FC Kaiserslautern, erst nach der Absage anderer Kandidaten verpflichtet hat? Marco Kurz: Jeder Verein hat seine Vorstellungen und ich kann als junger Trainer nicht erwarten, sofort die Nummer eins auf der Liste zu sein. Wenn man dann verhandelt, müssen die Gespräche so gut sein, dass man am Ende zusammen- Kaltstart: Drei Tage vor Trainingsbeginn hat Marco Kurz seinen neuen Job als Trainer beim 1. FC Kaiserslautern angetreten. Erwartungshaltung, mit der man als Trainer bei Traditionsvereinen konfrontiert ist. Übt das zusätzlichen Druck aus? Kurz: Wenn man sich in Kaiserslautern über die Haltung der Fans Gedanken macht, dann nur positive. Der FCK ist immer noch eine Top-Adresse. Wir wollen ehrlichen Fußball bieten, bei dem unsere Bereitschaft, alles zu geben, immer zu sehen ist. Um eine seriöse Zielsetzung zu formulieren, müssen wir zunächst die endgültige Zusammensetzung des Kaders abwarten. kicker: Welche persönlichen Lehren konnten Sie aus Ihrer Tätigkeit bei 1860 München ziehen? Haben Sie Fehler gemacht? Kurz: Das war zunächst einmal eine emotionale Sache, die es aufzuarbeiten galt. Es war eine sehr intensive Zeit, zunächst als Spieler, dann als Trainer. Aus fachlicher Sicht haben wir als Trainerteam keine großen Fehler gemacht. Alles andere möchte ich lieber für mich behalten. Das ist vorbei und sollte nicht öffentlich gemacht werden. I N T E RV I EW: D O M I N I C B O L D KARLSRUHE: Erst wenn Ablöse bei Abgängen fließt, sind Verstärkungen möglich Fink, Pischorn und Co.: Wann fällt der erste Dominostein? Mit Angreifer Anton Fink (21) von der SpVgg Unterhaching sind sich die KSC-Verantwortlichen wohl einig. Lediglich das Geld für eine Ablöse ist noch nicht da. Ähnlich Foto: imago/mbphoto 1Der Countdown läuft. Am Sonntag ist beim Karlsruher SC Trainingsauftakt. Mit welchen Akteuren – vor allem in der Offensive und im Abwehrzentrum – diese erste Übungseinheit absolviert wird, ist alles andere als klar. Viel hängt davon ab, wann das erste Dominosteinchen umfällt. Soll heißen: Wenn der KSC Stefano Celozzi oder Dino Drpic verkaufen kann, dann dreht sich flugs das Transfer-Karussell, dann ist der KSC in der Lage, Ablöse zu bezahlen. Ohne diese Transfers herrscht Zahlungsnot. Bald beim KSC? Marco Pischorn. gelagert ist der Fall bei Innenverteidiger Marco Pischorn (23) vom VfB Stuttgart. Dessen Transfer könnte eventuell in den kommenden Tagen in Form eines Koppelgeschäfts über die Bühne gehen: Celozzi, der beim KSC einen Kontrakt bis 2011 besitzt, wechselt demnach ins Schwabenland, im Gegenzug erhält der KSC Pischorn plus eine Ablöse, die knapp unter drei Millionen Euro liegen könnte. Fällt der erste Dominostein nicht, muss Trainer Ede Becker die Arbeit mit lediglich zwei Youngs- tern im Offensivbereich beginnen. Chrisantus Macauley, der vom HSV ausgeliehen wurde, ist 18 Jahre alt. Eigengewächs Simon Zoller wird gar erst am 26. Juni 18. Der Nachwuchsstürmer wurde direkt in den Lizenzspielerkader befördert und muss nicht den sonst üblichen Weg über das Amateurteam beschreiten. „Wir setzten in Simon große Hoffnungen“, sagt Becker, weiß aber auch, „dass wir uns in der Offensive noch verstärken müssen, obwohl Alexander Iashvili dort auch einsetzbar ist.“ PE T E R P U T Z I N G 2. BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 51 BIELEFELD: Mitgliederversammlung entscheidet heute – Kentsch am Sonntag freigstellt Dammeier wartet auf die Weichenstellung gekommen, uns dagegenzustellen“, sagt Dirk Obermann (48). Der gebürtige Ostwestfale kandidiert ebenfalls für die Nachfolge von Präsident Hans-Hermann Schwick. Mit im Team der „Kritischen Arminen“ ist Jochen Willmann, der schon von 1984 bis 1990 im DSC-Vorstand war. Auf verlässliche Strukturen wartet vor allen Dingen Detlev Dammeier. Der Sport-Geschäftsführer hat in den vergangenen Tagen „einige Transfers vorbereitet“, die mit dem neuen Coach besprochen werden sollen. Es ist davon auszugehen, dass Mirko Slomka aktuell die Wunsch- Nummer-eins ist. Gehen wird Frank Geideck. Der frühere Bielefelder Profi, seit 1996 im Trainerstab und zwischenzeitlich auch alleinverantwortlich, folgt seinem letzten Chef, Michael Frontzeck, nach Mönchengladbach. PE T E R BU R K A M P Foto: imago/Team 2 1Am heutigen Montagabend kommt es zum Showdown in Bielefeld. Die Mitgliederversammlung stellt mit ihren Stimmen die Weichen für die nächsten Jahre beim Bundesligaabsteiger DSC Arminia. Alle Beteiligten hoffen, dass am Ende einer sicherlich turbulenten Sitzung ein neuer Vorstand bestellt werden kann, damit endlich auch die drängenden sportlichen Fragen beantwortet werden können. Noch immer warten die Profis auf den Namen ihres neuen Trainers. Während der Jahreshauptversammlung wird es voraussichtlich zu einer Kampfabstimmung kommen. Allerdings ist die Lage wieder offen, nachdem die Arminia gestern, Sonntag, den Finanzgeschäftsführer Roland Kentsch mit sofortiger Wirkung freigestellt hat – „vorsorglich“, wie der Verein mitteilte, „auch für die Funktion als Vorstand“. Nachdem Aufsichtsrat Klaus Daudel, der für den Vereinsvorsitz kandidiert, sich – zumindest öffentlich – nicht klar genug vom umstrittenen Kentsch distanziert hatte und sich einer Kooperation mit den „Kritischen Arminen“ verschloss, hat diese Gruppierung ein eigenes Team aufgestellt. „Wenn Herr Daudel neue Leute präsentiert hätte, wären wir nicht auf die Idee „Ja, wer trainiert uns denn?“: Die Bielefelder Michael Lamey, Nico Herzig und Robert Tesche (von links). DÜSSELDORF: Der Geschäftsführer offenbart ROSTOCK: Zachhubers Wunschtransfer geplatzt Warum sich Jäger St. Pauli wünscht Danielsson: „Es ist nicht machbar“ 1Die erste gute Zahl konnte Aufsteiger Fortuna Düsseldorf schon vermelden: Bisher sind über 5100 Dauerkarten abgesetzt worden, der alte Rekord lag bei 3300 in den 1990er Jahren. Auf die zweite gute Zahl hofft Geschäftsführer Paul Jäger anlässlich des Saisonstarts: „Wir wünschen uns ein Heimspiel. Als Aufsteiger sollten wir da einen kleinen Bonus haben.“ Anfang Juli kommt der Spielplan raus. Mit einem Derby gegen Duisburg oder Oberhausen? „Eine Mannschaft aus dem Westen wäre klasse“, sagt Jäger. Doch sein Wunsch ist eigentlich der FC St. Pauli. „Dann haben wir eine gut gefüllte Arena.“ Die Zahl der neuen Spieler ist dagegen nicht so erfreulich: Mit Oliver Fink ist nur einer zum Trainingsstart am kommenden Mittwoch dabei. Trainer Norbert Meier kam am Freitag aus seinem Urlaub zurück, war „in ständigem Kontakt“ mit Sport-Geschäftsführer Wolf Werner. „Natürlich waren und sind wir bestrebt, frühzeitig den Kader zu komplettieren.“ Die meisten anderen Anfragen habe er auf Werner abgewälzt, sagt Meier. „So konnte ich den Urlaub zwischendurch genießen, habe mein Handy ausgeschaltet und es immerhin erstmals seit zehn Jahren geschafft, ein 585 Seiten starkes Buch von vorne bis hinten zu lesen.“ Nun hat der Alltag Meier wieder. Der Laktattest am Mittwoch muss vorbereitet, die Testspiele, die lange offen waren, abgesteckt werden. Die Fortuna tritt beim TuS Bösinghoven (27. Juni), beim TSV Kaldenkirchen (28. Juni), beim FC Randerath/Porselen, beim SV Mehring (10. Juli), beim Germania Teveren (12. Juli) sowie beim SSVg Heiligenhaus (19. Juli) an. Die Saisoneröffnungsfeier ist am 18. Juli in Düsseldorf terminiert. M AT T H I A S G O E RG E N S 1Sechs Neue hat Hansa geholt, auf seinen Wunschspieler jedoch muss Andreas Zachhuber verzichten. Die Hoffnungen des Trainers auf eine Verpflichtung des isländischen Nationalspielers Helgi Danielsson (27) haben sich zerschlagen. „Es ist nicht machbar“, sagt Manager René Rydlewicz (siehe auch S. 69). Dessen Angebot für den defensiven Mittelfeldspieler lehnte IF Elfsborg Boras als zu niedrig ab. Der schwedische Tabellenzweite will den vertraglich bis Dezember 2010 gebundenen Danielsson offenbar nur gegen eine Ablöse im oberen sechsstelligen Bereich ziehen lassen. Zu viel für Hansa, zumal die abgelaufene Horrorsaison mit zwei Trainerwechseln und einem Manageraustausch ohnehin schon ein Millionen-Loch gerissen hat. Hinzu kommt, dass mit Wächter, Rathgeb, Diego Morais, Gledson, Myntti, Dorn und Lukimya sieben Spieler ausgemustert wurden, die allesamt Verträge bis 2010 besitzen. Solange das Septett noch die Gehaltsliste belastet, besteht kaum finanzieller Spielraum. Nach dem Aus bei Danielsson gibt es im 22-köpfigen Kader drei Alternativen für die Sechser-Position. Die naheliegende ist Kai Bülow (23), der nach einer desolaten Hinrunde seit Zachhubers Amtsantritt wieder aufgeblüht ist – allerdings in der Innenverteidigung, wo seine Zweikampfstärke zum Tragen kommt und die Mängel im Aufbauspiel weniger ins Gewicht fallen. Denkbar ist für Zachhuber auch, den aus Karlsruhe zurückgekehrten Innenverteidiger Tim Sebastian (25) ins Mittelfeld zu rücken, „da hat er in der Jugend auch gespielt“. Dritter Anwärter, wenngleich nur Außenseiter: der aus der 2. Mannschaft beförderte Tom Buschke (21). O L I V E R H A RT M A N N 52 2. BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 AACHEN: Bornemann freut sich über Transfer UNION: Der Kapitän will einen Stammplatz Demai bringt Flexibilität mit Schulz: „Es geht bei null los“ Schulz. „Die Jahre danach haben mich reifen lassen.“ Vor allem die vergangene Saison war lehrreich. Ein Innenmeniskusriss setzte ihn von April bis November 2008 außer Gefecht. Danach gab es kaum ein Vorbeikommen an Christian Stuff und Daniel Göhlert, die im Abwehrzentrum glänzten. Erst Göhlerts Schlüsselbeinbruch verhalf Schulz in der Schlussphase zum Stammplatz. „Ich musste Geduld lernen“, sagt Schulz. „Das war schwer.“ Wenn Union am kommenden Montag die Vorbereitung aufnimmt, will er „Gas ohne Ende geben“. Sein Ziel: „Ich möchte in die erste Elf.“ Dass Stuff und Göhlert einen Bonus besitzen, glaubt Schulz nicht: „Es geht für alle bei null los.“ S T E F F E N RO H R Foto: imago/Höhne 1Er wird sich auch das Spiel gegen England am heutigen Montag nicht entgehen lassen. „Natürlich“, sagt Daniel Schulz (23), „fiebere ich vorm Fernseher mit.“ Unions Kapitän hat einen besonderen Bezug zur deutschen U-21-Auswahl, die in Schweden derzeit um die kontinentale Krone kämpft. 2007, beim internationalen Turnier in Toulon, lief der Innenverteidiger gegen die Elfenbeinküste (0:0) und Frankreich (1:4) für das ersatzgeschwächte DFB-Team auf – an der Seite von Dejagah, Ebert, Aogo und Beck. Zeitgleich warb der damalige Bundesliga-Aufsteiger Hansa Rostock um ihn, doch die Klubs fanden keinen Nenner. „Dass es nicht geklappt hat, war kein Rückschritt“, sagt hen. „Einen Spieler seines Alters zu bekommen, der weit über 100 Zweitligaspiele bestritten hat und dann auch noch ablösefrei kommen kann, ist eine tolle Sache für uns“, freut sich Bornemann vor allem über die Erfahrung des neuen Defensivspielers. Dabei hat Demai auf seiner ersten Profistation beim FC Metz in Frankreich im offensiven rechten Mittelfeld gespielt. Später in Deutschland, zuerst beim 1. FC Saarbrücken und dann in Kaiserslautern, etablierte er sich auf der Sechser-Position oder in der Innenverteidigung. Neben der Erfahrung bringt Demai also auch eine gehörige Portion Flexibilität mit nach Aachen. H O LG E R R I C H T E R Foto: KUNZ 1So richtig ist Aimen Demai noch gar nicht angekommen in Aachen. Gemeinsam mit Frau und Tochter befindet sich der 26-Jährige gerade auf Wohnungssuche in der Stadt seines neuen Arbeitgebers. Das erste Tor für die Alemannia hat er aber quasi schon erzielt. Am 12. Mai dieses Jahres fälschte er nämlich auf dem Tivoli, damals noch in Diensten des 1. FC Kaiserslautern, einen Schuss von Florian Müller so unglücklich ab, dass der Ball zum 1:0-Sieg der Aachener im Lauterer Tor landete. Doch das hat sicher nicht den Ausschlag für Aachens Sportdirektor Andreas Bornemann gegeben, sich um den zweifachen tunesischen Nationalspieler zu bemü- Ins falsche Tor: Aachens Neuzugang Aimen Demai traf noch im Trikot des 1. FC Kaiserslautern auf dem Tivoli ins eigene Netz. Geduld gelernt: Kapitän Daniel Schulz musste sich bei Aufsteiger Union Berlin nach einer Verletzung lange mit der Reservistenrolle begnügen. DUISBURG: Viele Fragezeichen im Kader ST. PAULI: Hoilett-Abschied steht bevor Hübner kommt keinen Schritt voran Schulte zahlt auch für Deniz Naki 1Der Stichtag steht. Am 1. Juli bittet Peter Neururer (54) zum Aufgalopp in die neue Saison. Die Spielerschar, die der Trainer dann um sich scharen wird, bleibt wohl arg überschaubar. Wichtige Leistungsträger wie Cedrick Makiadi oder Markus Brzenska haben sich nach Freiburg bzw. Cottbus aus dem dann zur Verfügung stehenden Kader verabschiedet. Die U-21-Spieler Sandro Wagner, Änis Ben-Hatira und Chinedu Ede bekommen nach der EM in Schweden noch Sonderurlaub. Auch Dorge Kouemaha hat aufgrund eines Länderspieleinsatzes für Kamerun verlängert frei. Doch damit nicht genug, schließlich gibt es in Sachen Kaderplanung Fragezeichen ohne Ende. Sicher ist nur, dass die Fans wütend sind. Der beste Torjäger weg, der sicherste Toreverhinderer weg, der verbliebene 14-fache Schütze Kouemaha auf der Verkaufsliste. Die Verluste sind bislang nicht aufgefangen, mit dem Ex-Hannoveraner Frank Fahrenhorst (30) wird am 1. Juli nur ein Neuzugang ganz sicher an Bord sein. Irritationen um die geplante Ausleihe des Bulgaren Chavdar Yankov (Hannover), um den Tschechen David Strihavka (Banik Ostrau) und um den Kameruner Leonard Kweuke (Frankfurt) werden nicht ausgeräumt. Sportdirektor Bruno Hübner kommt bei der Zusammenstellung des Kaders keinen Schritt voran. Viel Zeit bleibt nicht mehr. B E R N D B E M M A N N 1Am 3. Mai fügte Deniz Naki dem FC St. Pauli noch eine der schmerzhaftesten Niederlagen der abgelaufenen Saison zu. Im Trikot von Rot-Weiss Ahlen traf der Leihspieler von Bayer Leverkusen kurz vor dem Abpfiff zum 1:0-Sieg. In der kommenden Spielzeit wird er nun nach kicker-Informationen für die Hamburger auf Torejagd gehen. Der 19-jährige U-20-Nationalspieler (sechs Spiele, drei Tore), der mit der U 19 des DFB im vergangenen Jahr Europameister wurde, soll bei St. Pauli einen Dreijahresvertrag erhalten. Sportchef Helmut Schulte konnte mit Bundesligist Bayer Leverkusen bereits Einigkeit erzielen. Wie bei der Rückholaktion von Charles Takyi, der nach einem Jahr bei Greuther Fürth für 250 000 Euro wieder ans Millerntor kommt, sind die Hamburger nun erneut bereit, eine Ablösesumme im sechsstelligen Bereich zu bezahlen. Zudem erhält Bayer Leverkusen bei einem Weiterverkauf eine Transferbeteiligung. Offensivallrounder Naki wäre somit der gesuchte Nachfolger von David Hoilett (19), der aus dem Heimaturlaub in Kanada mitteilte, in der kommenden Saison in jedem Fall in der englischen Premier League oder der Bundesliga spielen zu wollen. St. Pauli hatte sich bis zuletzt intensiv um einen Kauf oder ein weiteres Leihgeschäft des Talents von den Blackburn Rovers bemüht. LU T Z W Ö C K E N E R 2. BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 53 Tausche Talent gegen Routine Sven Bender (20) wechselte zum BVB, Fabian Johnson (21) hat Angebote von Wolfsburg und Bremen. 1860 MÜNCHEN verliert wieder mal seine Talente, doch Trainer Ewald Lienen findet’s gar nicht so schlecht. N „Rukavina ist serbischer Nationalspieler. So einen Mann kriege ich nicht so einfach. Es geht nicht darum, zehn 18-Jährige aufzustellen, sondern um den Erfolg“, so Lienen, der den Vorwurf, einer falschen Nachwuchsarbeit „lächerlich“ findet. „Wir sind nicht in der Situation, dass wir alle Talente behalten können. Für junge Spieler, die in den Kader aufrücken, gilt: Entweder spielen sie oder müssen irgendwann so verkauft werden, dass das Team verstärkt wird. Nur mit Talenten aufzusteigen ist illusorisch!“, glaubt Lienen. Da passt es doch rein, dass in Fabian Johnson (21) das nächste Foto: imago/Lackovic, Rauchensteiner eun Jahre ist es her, da wurde Ewald Lienen (55) Zweitligameister mit dem 1. FC Köln. Der Lohn: der Aufstieg ins Oberhaus und ein eigens für ihn komponiertes Lied der bekannten A-CappellaGruppe Wise Guys. Der Titel: „Die Heldensage des heiligen Ewald“. Ob Lienen auch in München zum Helden wird? Nach dem 11. und 12. Rang in den letzten zwei Jahren dürfte das zumindest nicht einfach werden. Doch Lienen, der die Mannschaft im Mai bereits zwei Spiele betreute (1:1 gegen Aachen, 1:2 in Nürnberg), gibt sich schon nach wenigen Wochen kämpferisch. „Wir haben das Ziel 1. Liga. Was sollen wir denn bei einem Verein wie 1860 denn sonst sagen? Dass wir noch fünf Jahre 2. Liga spielen wollen?“ Für das Projekt Aufstieg setzen Lienen und 1860-Manager Miki Stevic auf eine neue Struktur im Kader. Mehr Routine statt zu vieler Talente. „Wir können ja nicht die Politik der letzten Jahre einfach weitermachen, denn so erfolgreich war sie ja nicht“, betont Lienen. „Die Mischung stimmte nicht. Was kam denn heraus mit lauter Jungen?“, fragt der 55-Jährige, weshalb er auch den Tausch von Sven Bender (20) mit dem Dortmunder Antonio Rukavina (25) gutheißt. Kurswechsel: Antonio Rukavina (links) steht exemplarisch für den Weg mit gestandenen Spielern. Talente wie Sven Bender müssen weichen. GR. FÜRTH: Die linke Seite braucht Verstärkung Talent den Weg in die Bundesliga sucht. Wie der kicker erfuhr, hat Bremen ein Angebot abgegeben. Doch Johnson selbst zieht es nach Wolfsburg, das sich mit den „Löwen“ aber noch nicht auf eine Ablösesumme einigen konnte. „Natürlich würde ich gerne mit Johnson weiterarbeiten, aber wenn es nicht anders geht, muss man doch schauen, dass sich das für den Verein lohnt“, unterstreicht der „Löwen“-Coach. Als Alternative für Johnson haben die Münchner für die linke Außenbahn den Tschechen und Ex-Herthaner Rudi Skacel (30, Southampton, 2. Liga) im Blick. Bleibt Johnson will der Klub auf jeden Fall noch einen Spieler für jeden Mannschaftsteil vorstellen. Dabei ist vor allem Erfahrung gefragt. Nach kicker-Informationen steht der Verein in Verhandlungen mit dem Innenverteidiger Alexander Mitreski (28, zuletzt Nürnberg), der 08/09 wegen einer Rückenverletzung nur zwei Spiele absolvierte. Und fürs Mittelfeld ist Didi Hamann (36, Manchester City) immer noch im Rennen. Der Klub denkt ernsthaft über eine Verpflichtung des Ex-Nationalspielers nach. Dagegen aus dem Rennen ist wohl Grigoris Makos (22, Panionios Athen), der wahrscheinlich bei AEK unterschreiben wird. MOUNIR ZITOUNI AUGSBURG: Eventuell fehlt ein Mittelfeldspieler Langen weg – kommt jetzt Adlung? Baier und Makarenko sind fraglich 1Wenn am heutigen Montag die ersten Spieler des Kaders zum Laktattest – Achtung: hinter der Stadtgrenze in Nürnberg! – antreten, ist der kurze Sommerurlaub vorbei. Am Mittwoch bereits geht es auf den Platz, inklusive aller bislang neun Neuzugänge. Einer, der dann nicht mehr dabei sein wird, ist Philipp Langen. Der 22-Jährige, der in Fürth noch einen Vertrag bis 2011 hat, kehrt für ein Jahr auf Leihbasis zur TuS Koblenz zurück (siehe auch Seite 56). Nach einem Kreuzbandriss in der Vorsaison war der linke Defensivmann nie richtig in Tritt gekommen und kam nur zu sechs Einsätzen (2-mal 2. Liga, 3-mal Regionalliga, 1-mal Pokal). „Wir sind allerdings von seinen Fähigkeiten nach wie vor überzeugt“, sagt Präsident Helmut Hack. Mit Langen ist nach Alexander Voigt (FSV Frankfurt) und Ivo Ilicevic (über Bochum nach K’lautern) bereits der dritte Mann für links weg – es herrscht Nachholbedarf in der Kaderzusammenstellung zumindest für diese Seite. Deshalb für eine Ausleihe im Gespräch: Daniel Adlung, vor der Saison aus Fürth nach Wolfsburg gewechselt und mit dem VfL Meister geworden, ohne eine einzige Minute gespielt zu haben. Lediglich 20-mal in der Regionalliga kam der 21-Jährige für Wolfsburg zum Einsatz, ist derzeit mit der deutschen U-21-Auswahl bei der EM in Schweden – dort jedoch auch nur Ersatz. AX E L H E I B E R 1Der FC Augsburg arbeitet nach wie vor mit Hochdruck vor dem Trainingsauftakt am kommenden Samstag gleich an mehreren Baustellen. Zum einen gibt es an der neuen Fußball-Arena, die am 26. Juli mit einem Spiel gegen eine Schwaben-Auswahl eröffnet wird, noch viel zu tun. Zum anderen sind aber auch die Planungen am Kader des Zweitligisten noch nicht abgeschlossen. Bisher sind mit Jonas de Roeck (KAA Gent), Edmond Kapllani (Karlsruher SC), Simon Jentzsch (vereinslos), Axel Bellinghausen (K’lautern), Michael Schick (1860 München), Kevin Schindler (Hansa Rostock) und Daniel Brinkmann (Alemannia Aachen) sieben Neuzu- gänge fest, dem stehen die Abgänge Patrick Lehner, Ingo Hertzsch, Thomas Kläsener, Lars Müller, Christian Müller, Mourad Hdiouad, Dino Toppmöller, Marco Küntzel, Francis Kioyo und Marco Vorbeck gegenüber. Fraglich ist dagegen die Zukunft von Leihspieler Daniel Baier (25), der vorerst zum VfL Wolfsburg zurückkehren wird. Sollte es dabei bleiben, wäre in Augsburg wohl eine Planstelle im zentralen Mittelfeld zu besetzen. Ein Fragezeichen steht auch noch hinter Anton Makarenko (20). Der FCA-Nachwuchsstürmer war zuletzt an den SSV Reutlingen ausgeliehen, eine Rückkehr nach Augsburg scheint aber unwahrscheinlich. RO B E RT G Ö T Z 54 2. BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 TIEFER GELEGT! Foto: Fishing 4 Zusammen kommen sie auf 675 Bundesligaspiele. Nun nehmen diese VIER AKTEURE eine Etage darunter einen neuen Anlauf. Kann er an alte Glanzzeiten anknüpfen? Zunächst muss sich Simon Jentzsch einen Stammplatz beim FC Augsburg erkämpfen. Verbal hält er sich zurück Die Pause hat ihm gutgetan 1So kontrovers wie nie in den vergangenen Jahren ist bei den Fans des FC Augsburg die Verpflichtung eines neuen Spielers diskutiert worden wie im Falle von Simon Jentzsch (33). Der frühere U-21-Nationaltorhüter spaltet die Anhänger. Schließlich hat der FCA mit Sven Neuhaus einen routinierten Zweitligakeeper. „Das reicht vollkommen aus, zumal der 31-Jährige eine gute Saison gespielt hat“, argumentieren die Kritiker des Jentzsch-Transfers, „Neuhaus hat nicht immer souverän agiert und insgesamt zu viele Schwächen“, sagen die anderen. Aus dem Torhüter-Trio ist nun ein Quartett geworden, das Vasili Khamutouski (30) und Lukas Kruse (25) komplettieren. Mit dem Trai- 1Keine Frage, der Ausrüster reagierte schnell. Nur wenige Tage nachdem der Wechsel von Gabor Kiraly (33) Anfang Juni offiziell verkündet wurde, hielt der Ungar bereits mehrere neue mausgraue, schlabbernde Jogginghosen in der Hand. Ein Utensil, das seit jeher zur Arbeitskleidung des Torwarts zählt. „Im Jahr brauche ich um die zehn Hosen“, sagt Kiraly. Durchaus möglich, dass der ExHerthaner (absolvierte zwischen 1997 und 2004 198 Erstligaspiele) in dieser Saison ein paar mehr braucht. Denn nach einem ganzen Jahr ohne Spielpraxis – zunächst beim englischen Zweitligisten FC Burnley, wo er zur Nummer 3 degradiert wurde, dann in der Rückrunde Pro und contra: Simon Jentzsch. ningsauftakt am Samstag beginnt der Kampf um die Nummer 1. Verbal hält sich der Ex-Wolfsburger Jentzsch noch zurück. Dass er nicht von allen mit offenen Armen empfangen wird, dessen ist er sich wohl bewusst. „Ich möchte und werde mich erst dann beim und zum FCA äußern, wenn ich in den Trainings- und Spielbetrieb integriert bin und wenn ich meine Kollegen besser kennengelernt habe. Dies bitte ich zu akzeptieren.“ Mehr war dem langen Schlussmann nicht zu entlocken. Manager Andreas Rettig empfindet dies als positiv. „Damit zeigt er auch Respekt vor seinen neuen Mitspielern.“ Für Simon Jentzsch (241 Bundesligaspiele für den KSC, 1860 München und Wolfsburg) bietet sich die große Chance, sein Image, das in Wolfsburg am Ende ziemlich gelitten hat, aufzupolieren. Vor allem bietet es ihm aber die Chance, nach eineinhalb Jahren ohne Einsatz wieder zu spielen. Ob ihm die Pause seit der Degradierung durch Felix Magath geschadet hat, wird sich zeigen. H E R B E RT S C H M O L L Foto: imago/Reichwein Gabor Kiraly (1860 München) Foto: imago/Rust Simon Jentzsch (FC Augsburg) Ausgeruht: Gabor Kiraly. bei Leverkusen – will der ungarische Nationalspieler (70 Spiele) in München als „neue Nummer 1“ (Geschäftsführer Manfred Stoffers) angreifen. „Das Jahr Spielpause hat mir sehr gutgetan. Ich konnte mich nach vielen Jahren Dauerstress ein wenig regenerieren und will es jetzt mit 1860 noch einmal wissen.“ Für Manager Miki Stevic liegt der Grund, einen dritten Torwart neben Hofmann und Tschauner geholt zu haben, auf der Hand: „Wir wollten eine Persönlichkeit, einen der viel erlebt hat und das den Jungen vermitteln kann.“ Und Kiraly hat viel erlebt. In England spielte er in den letzten fünf Jahren für vier Klubs: Crystal Palace, West Ham, Aston Villa und FC Burnley (37 Erstligaspiele, 99 Zweitligaspiele). Mit 1860 will Kiraly „das Maximale“ erreichen. Den Aufstieg? „Dafür muss eine ganze Saison die Leistung stimmen.“ Dann wäre auch die Nationalelf wieder ein Thema. „Ich hatte ein gutes Gespräch mit dem Torwarttrainer. Wenn ich gut spiele, könnte sich ein Comeback ergeben.“ M O U N I R Z I TO U N I 2. BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 55 FSV FRANKFURT: Mit Gledson besteht Einigkeit Er trifft auf seinen Mentor Junior Ross hat verlängert 1Er ist bis jetzt der einzige Neuzugang beim MSV Duisburg. Und dass Frank Fahrenhorst an der Wedau landete, kommt nicht von ungefähr. Er trifft beim MSV auf seinen alten Mentor Peter Neururer, unter dem er bereits beim VfL Bochum und kurzzeitig bei Hannover 96 spielte. Neururer ist fest davon überzeugt, dass der 31-jährige Abwehrspieler eine feste Stütze der schon in der vergangenen Saison sicheren Duisburger Abwehr wird. Dass private Bande den Ausschlag für den Wechsel gaben, liegt auf der Hand. Sportlich soll Fahrenhorst den nach Cottbus abgewanderten Markus Brzenska ersetzen. Fahrenhorst spielte von 1996 bis 2004 in der 1. und 2. Bundesliga für 1Von einem Sommerloch ist beim FSV Frankfurt in den vergangenen Tagen nichts zu spüren. Nachdem Geschäftsführer Bernd Reisig zunächst verkündete, dass der FSV zur neuen Saison definitiv von der Commerzbank-Arena in das umgebaute heimische Volksbank-Stadion umziehen wird, setzt sich auch das Puzzle um den neuen Mannschaftskader immer mehr zusammen. Angreifer Junior Ross, der zur Winterpause auf Leihbasis gekommen war, hat rechtzeitig vor dem Trainingsauftakt am gestrigen Sonntag einen Einjahresvertrag unterschrieben. Der Nationalspieler Perus (18 Länderspiele) konnte mit seinem enormen Tempo überzeugen, ließ vor dem Tor jedoch Ruhe und Kaltschnäuzigkeit vermissen (ein Saisontor). Verpflichtet wurde zudem Defensivakteur Dajan Simac (27) vom SV Wehen Wiesbaden. Mit Gledson (Hansa Rostock) könnte darüber hinaus ein weiterer Verteidiger zu den Frankfurtern stoßen. „Wir sind uns mit dem Spieler einig“, erklärt Reisig, weist aber darauf hin, dass der 29-Jährige noch Detailfragen mit Rostock klären muss, wo der Brasilianer einen Kontrakt bis 2010 besitzt. Sind die Planungen für die Defensive nahezu abgeschlossen, besteht in den anderen Mann- Will es wissen: Frank Fahrenhorst. den VfL Bochum. Danach wechselte er zu Werder Bremen. Seit August 2006 stand er bei Hannover 96 unter Vertrag und erhielt für seinen Wechsel eine halbe Million Euro Entschädigung von Werder Bremen. Im Tausch für Fahrenhorst wechselte damals Per Mertesacker zu Werder. Fahrenhorst bestritt insgesamt 68 Spiele für die Niedersachsen und war für sie zuletzt am 14. März am Ball. Dann warf ihn ein Faserriss in der Bauchmuskulatur aus der Bahn. Beim MSV hat der ablösefreie Fahrenhorst einen Vertrag bis 2011 unterschrieben. Immerhin absolvierte er unter Bundestrainer Jürgen Klinsmann zwei Länderspiele für die Nationalmannschaft. Seinen Einstieg gab er am 18. August 2004 beim 3:1-Erfolg in Wien gegen Österreich. Für die darauffolgenden Turniere wurde Fahrenhorst allerdings nicht mehr berücksichtigt. Für sein Engagement hat sich Fahrenhorst viel vorgenommen. „Er will es unbedingt wissen“, sagt Peter Neururer, der große Stücke auf ihn hält. B E R N D B E M M A N N Gaetan Krebs (Karlsruher SC) Der Aufstieg ist sein Ziel Foto: imago/Rust 1Es gab schon etliche kleine Spieler, die beim KSC groß auftrumpften. Allen voran Weltmeister Thomas „Icke“ Häßler (1,66 m.). Auch Tamas Hajnal (1,68 m) überzeugte einst im offensiven Mittelfeld. Jetzt soll Gaetan Krebs die große Tradition der kleinen Klassekicker im Wildpark fortsetzen. Der Franzose, der aus Hannover in Badische kam, lässt sich durch solche Vergleiche nicht beeindrucken. Im Gegenteil. „Das sind tolle Vorgänger. Das zeigt, dass der KSC Vertrauen in diesen Typ von Spieler hat, dass man auf kleine, wendige, technisch versierte Spielertypen setzt.“ Auch dass ihn Trainer Ede Becker bei der Vertragsunterschrift lobte: „Krebs ist so etwas wie Hajnal Klein, aber oho: Gaetan Krebs. Nummer zwei“, nimmt der kleine Filigrantechniker gelassen hin. „Das sind große Vorschusslorbeeren, aber kein großer Druck. Den hat man als Profi immer. Wichtig ist, dass ich zeige, was ich kann.“ Damit das klappt, will das 23 Jahre alte Leichtgewicht (61 Kilo) an Muskelmasse zulegen. Für Krebs ist der Wechsel von der 1. in die 2. Liga „kein Rückschritt. Ich glaube, dass ich beim KSC Spielpraxis bekommen werde. Und wenn man sich verbessern will, dann geht das nur so“, beteuert der Elsässer, der seinen Wechsel auch als Heimkehr sieht. „Von Karlsruhe nach Straßburg ist es nur eine Stunde mit dem Auto. Ich bin froh, wieder fast zu Hause zu sein.“ Krebs hält den Auftritt mit dem KSC in Liga zwei für eine Zwischenstation. „Der KSC ist ein Traditionsverein, der muss in die 1. Liga.“ Ob er als zentraler Kreativspieler oder in einer Raute auf der rechten Seite agiert, ist ihm gleichgültig. Nur in einem legt sich der Superoptimist fest: „Der Aufstieg ist mein Saisonziel!“ PE T E R P U T Z I N G schaftsteilen noch Handlungsbedarf. Gesucht werden zwei Akteure für die Außenbahnen, ein offensiver Mittelfeldspieler sowie ein weiterer Stürmer. Alain Junior Ollé Ollé (SC Freiburg) ist ein Kandidat, laut Reisig liegen die Verhandlungen mit dem im Mittelfeld rechts und links einsetzbaren 22-Jährigen zurzeit jedoch auf Eis. Verlassen können den FSV dagegen Stürmer Henrich Bencik und Verteidiger Dennis Hillebrand, die zwar noch Verträge bis 2010 besitzen, denen man jedoch „keine Steine in den Weg legen“ (Reisig) werde. JULIAN FRANZKE Foto: imago/Harder Foto: imago/Rust Frank Fahrenhorst (MSV Duisburg) Bleibt ein weiteres Jahr: Der pfeilschnelle Junior Ross. PERSONALIEN FC ENERGIE COTTBUS FC ST. PAULI Linksverteidiger Valeriy Sokolenko (27) unterschrieb einen Vertrag bis 2011. Der Ukrainer spielte zuletzt für Polonia Bytom/Polen. Thomas Meggle (34, Mittelfeld) verlängert bis 2010. + + + Verteidiger Matthias Hinzmann (25, eigene U 23) erhält einen Profivertrag bis 2010. ARMINIA BIELEFELD FC HANSA ROSTOCK Detlev Dammeier weilte am Wochenende in Tunis, um mit dem Nigerianer Michael Eneramo (23, Esperance Tunis) zu verhandeln. Der Stürmer, der als Wunschkandidat gilt, hatte für die 1. Liga zugesagt. Die Vertragsamateure Tobias Jänicke und Thomas Breu (beide 20) sollen die Vorbereitung bei den Profis bestreiten. 1. FC KAISERSLAUTERN Ivo Ilicevic (22, zuletzt vom VfL Bochum an Greuther Fürth ausgeliehen) wird für die neue Saison ausgeliehen. Der Mann für die linke Seite ist der dritte Zugang nach Mittelfeldspieler Bastian Schulz (23, Hannover 96/Vertrag bis 2012) und Verteidiger Christian Buchner (19, Wacker Burghausen/Vertrag bis 2012). + + + Der an SV Wehen Wiesbaden ausgeliehene Marcel Ziemer (23) kehrt zurück. TuS KOBLENZ Werner Hecker (58) wurde zum neuen Präsidenten gewählt. Als neuer Vizepräsident komplettiert Gerd Kohns (59) die seit sechs Monaten kommissarisch agierende TuS-Führung. SC PADERBORN Stürmer Jovan Damjanovic (26) hat ein Angebot zur Vertragsverlängerung zu reduzierten Bezügen abgelehnt. + + + Dominick Kumbela (25, Angriff), Björn Lindemann (25, Mittelfeld) und Patrick Reinsch (19, Mittelfeld) dürfen trotz gültiger Verträge gehen. 56 2. BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 COTTBUS: Neuzugang Markus Brzenska über die Gründe für seinen Wechsel und seine Ziele „Wollitz wird für frischen Wind sorgen“ deutsche Spieler so tief in den Osten zu locken. Hatten Sie keine Bedenken? Brzenska: Klar, die üblichen Vorurteile gab es bei mir auch. Aber dann habe ich mir alles in Cottbus zeigen lassen und mir ein eigenes OBERHAUSEN AHLEN Bild gemacht. Und bin zum Schluss gekommen: Die Bedingungen sind sehr gut. Nichts Glamouröses, aber absolut professionell. Ich denke, wir können eine gute Rolle spielen. kicker: Bedeutet dies, um den Aufstieg zu spielen? Foto: imago/Dünhölter 1Am heutigen Montag trifft Markus Brzenska (25) zur sportmedizinischen Untersuchung und zur Wohnungssuche in Cottbus ein, wo er einen Vertrag bis 2012 unterschrieben hat. Rund 400 000 Euro überweisen die Lausitzer an Borussia Dortmund, das den Verteidiger zuletzt an Duisburg ausgeliehen hatte. Im kicker-Interview nennt Brzenska die Gründe für den Wechsel und seine Ziele. kicker: Warum gehen Sie nach Cottbus, Herr Brzenska? Markus Brzenska: Ich hatte gute Gespräche mit dem neuen Trainer. Pele Wollitz wird für frischen Wind sorgen und die Mannschaft mitreißen. Er hat mir gesagt, wie er mich sieht und was er von mir erwartet. kicker: Er will, dass Sie Führungsqualitäten zeigen. Brzenska: Diesen Anspruch habe ich an mich ebenfalls. Ich möchte den nächsten Schritt machen und eine Führungsperson sein. kicker: Beim FC Energie tat man sich in der Vergangenheit schwer, Hat mit der Bundesliga nicht abgeschlossen: Markus Brzenska will zurück in die höchste Spielklasse, am besten mit seinem neuen Klub Cottbus. KOBLENZ Brzenska: Für Absteiger ist es meistens schwer, in der 2. Liga auf Anhieb Fuß zu fassen. Diese Erfahrung habe ich in Duisburg selbst gemacht, man hat es bei Rostock gesehen und auch bei Nürnberg. Die sind auch erst schwach gestartet, ehe sie sich gefangen haben. Wir müssen versuchen, uns schnell zurechtzufinden. kicker: Sie haben 85 Spiele für Dortmund bestritten, waren dann bei der Borussia plötzlich weg vom Fenster. Warum haben Sie sich nicht in der Bundesliga durchgesetzt? Brzenska: Ich hatte 2007/08 eine schwierige Saison unter Thomas Doll. In der Hinrunde habe ich immer gespielt, dann spielte ich auf einmal überhaupt keine Rolle mehr. Eine Begründung gab es nie, da war dann klar: Hier ist für mich kein Platz mehr. Allerdings habe ich deshalb noch lange nicht mit der Bundesliga abgeschlossen. Das ist ein Riesenanreiz, da will ich wieder hin. I N T E RV I EW: O L I V E R H A RT M A N N PADERBORN Stürmer Schönfeld Das Warten ist vorbei: Zieht es Sukalo zu würde gerne kommen Naki wählt St. Pauli Energie Cottbus? Jensens Stellvertreter Lange bleibt bis 2011 1Wenige Tage vor dem Trainingsauftakt am 25. Juni hat RW Oberhausen seine Hausaufgaben so gut wie erledigt. Nur ein paar Teile fehlen noch in dem Puzzle, das schließlich den Kader der Saison 2009/2010 ergeben soll. Das stimmt vor allem Trainer Jürgen Luginger sehr zufrieden, der mit großer Leidenschaft und sehr sorgfältig arbeitet. Auch das Kapitel der Spieler aus dem eigenen Nachwuchs soll zu Wochenbeginn geschrieben sein. Aus der A-Jugend dürften Innenverteidiger Dominic Borutzki und Torwart Marcel Dietz Verträge erhalten. Dietz – der Sohn von RWO-Sportvorstand Thomas Dietz – ist ausdrücklich Lugingers Wunsch und hat wie Borutzki schon oft mit den Profis trainiert. In Schweigen hüllen sich die Rot-Weißen, was die Verpflichtung von Patrick Schönfeld (20) angeht. Der Stürmer vom FSV ErlangenBruck – so ist von dort zu hören – soll sich mit RWO einig sein und daran mitgewirkt haben, dass sein zunächst zögerlicher Heimatverein ihn gehen lässt. G U S TAV W E N T Z 1Nach den vier Neuverpflichtungen von Gaetano Manno, Nejmeddin Daghfous, Daniel Masuch und Philipp Heithölter hat der SC Paderborn jetzt auch einen auslaufenden Vertrag verlängert. Sebastian Lange bleibt bis zum Sommer 2011 in Ostwestfalen. Der 21 Jahre alte Torwart, der in der Vorserie nach dem Platzverweis und der Sperre von Stammkeeper Kasper Jensen drei sehr ordentliche Drittligapartien absolvierte, spielte schon in der Jugend für den SCP und erfüllt somit die Voraussetzungen für einen Local Player. Damit hat der Aufsteiger nun mit Lange, Angreifer Sven Krause (23) und Verteidiger Christian Strohdiek (21) drei Akteure dieser Kategorie im Kader. Benötigt wird aufgrund der Statuten aber noch ein Vierter. Darin sieht André Schubert kein Problem. „Wir werden problemlos einen weiteren Spieler finden“, sagt der Trainer mit Verweis auf die Talente aus der eigenen U23. Dieses Westfalenligateam hatte er bis zum April noch selbst gecoacht. 1Jetzt ist Deniz Naki weg. Und zwar, weil RW Ahlen nicht mehr wollte. „Er hat sich nicht überwinden können, sich zu Ahlen zu bekennen“, sagt Manager Stefan Grädler. „Es fehlt ganz klar die Identifikation mit dem Verein“. Also zog dieser sein Angebot an den 20-Jährigen, der nun zum FC St. Pauli wechselt, zurück. „Wir sind bis an die Grenze des finanziell Machbaren gegangen, aber nicht mehr bereit, uns noch länger hinhalten zu lassen“, hatte Präsident Heinz-Jürgen Gosda die wochenlange Warterei satt. Nun fehlen ohne Marco Reus, Kevin Großkreutz und Naki sowohl die Flügel als auch der schnelle, torgefährliche Offensive zentral. Also denkt Trainer Stefan Emmerling darüber nach, das System zu ändern. Mit den Rückkehrern Daniel Felgenhauer und Christian Mikolajczak, sowie Tom Moosmayer und Darlington Omodiagbe könnte vom 4-3-2-1 auf ein 4-4-2 umgestellt werden. „Wir haben jetzt ganz andere Typen im Kader“, sorgt sich Grädler nicht um die Zeit ohne Naki. UWE GEHRMANN 1Der verlorene Sohn ist wieder da, wenn auch vorerst nur für ein Jahr. TuS-Eigengewächs Philipp Langen, der vor der vergangenen Saison zu Greuther Fürth gewechselt war und dort noch bis 2011 unter Vertrag steht, kehrt auf Leihbasis nach Koblenz zurück. „Für mich geht es jetzt einfach darum, wieder Spielpraxis zu sammeln“, sagt der 22-Jährige, der auf der linken Seite flexibel einsetzbar ist. Langen wird sich in erster Linie mit Frank Wiblishauser um den Platz in der Viererkette streiten, die nach der Verpflichtung von Benjamin Lense nahezu komplett ist. Der 30-Jährige hat einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Den vier Neuen stehen somit neun Abgänge gegenüber, wobei sich die TuS bis auf Du-Ri Cha überwiegend von Akteuren aus der zweiten Reihe getrennt hat. Gut möglich allerdings, dass neben dem Koreaner noch der ein oder andere Leistungsträger den Klub verlässt. Mittelfeldlenker Goran Sukalo (27) soll nach seinem Flirt mit 1860 München bei Energie Cottbus ein Thema sein. SVEN SABOCK JOCHEM SCHULZE 3. LIGA kicker, 22. Juni 2009 57 BRAUNSCHWEIG: Trotz des gekürzten Etats soll attraktiver Fußball geboten werden „Die Neuzugänge haben alle große Perspektive“ Der Sportliche Leiter MARC ARNOLD (38) über die Planungen bei der Eintracht. kicker: Herr Arnold, Sie haben mit Marco Calamita aus Burghausen den fünften Neuzugang verpflichtet. Sind die Planungen beendet? Marc Arnold: Grundsätzlich ja. Falls aber Riley O’Neill oder Adrian Horn, die beide ihre Freigabe erhalten, einen neuen Verein finden, würden wir die Lage neu beurteilen. kicker: Sie haben für alle Mannschaftsteile neue Spieler geholt. Was erwarten Sie von den Zugängen? Arnold: Mit Marjan Petkovic und Daniel Davari haben wir zwei neue Torhüter, von denen Petkovic als Nummer eins geholt wurde. In der Abwehr soll Norman Theuerkauf den Konkurrenzkampf erhöhen. Im Mittelfeld soll Damir Vrancic eine spielbestimmende Figur werden, und im Angriff haben wir unseren Wunschspieler bekommen. Wir hoffen, dass Marco Calamita mehr Tore schießt als Marcel Schied, der vor allem in der Hinrunde überzeugt hatte und nach Rostock ist. kicker: Die Eintracht hat den Etat um rund 1,5 Millionen Euro heruntergefahren. Wie hat sich das auf Ihre Planungen ausgewirkt? Arnold: Wir liegen mit unserem Etat für den Kader immer noch im Mittelfeld der Liga. Aber wir sind nichtsdestotrotz von der Qualität unserer Mannschaft überzeugt. Die Neuzugänge sind so oder so Spieler mit großer sportlicher Perspektive. kicker: Torsten Lieberknecht absolviert den Fußballlehrer-Lehrgang und wird deshalb häufig abwesend sein. Wie wollen Sie das Fehlen des Cheftrainers kompensieren? Arnold: Wir sind überzeugt, dass es keine negativen Auswirkungen gibt. Die Zeit der Abwesenheit ist überschaubar, und wir haben zu Darius Scholtysik unser Trainerteam mit Jürgen Rische und Alexander Kunze neu aufgestellt. kicker: Was hat Eintrachts Führung als Saisonziel ausgegeben? Arnold: Wir wollen den nächsten Schritt in der Entwicklung unserer Mannschaft machen. Das heißt, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen. Wir wollen attraktiven Fußball spielen und damit bessere Ergebnisse erzielen als zuletzt. I N T E RV I EW: T H . F R Ö H L I C H Personalplanung beendet: Marc Arnold in Braunschweig. DRESDEN: Die Suche nach einem Stürmer ist gestoppt – Zwei aus der Zweiten drängen sich auf Kaiser setzt auf einen Bierbrauer und einen IT-Kaufmann 1Ruud Kaiser stoppt die Suche nach einem weiteren Stürmer. „Diese Bemühungen lassen wir erst einmal ruhen“, sagt der DynamoTrainer, „unsere eigenen Jungs klopfen an die Tür.“ Gemeint sind Paul-Max Walther und Ronny Kreher. Das Sturmduo der 2. Mannschaft hatte kürzlich beim 2:1 nach Verlängerung über Plauen aufgetrumpft: Walther traf zweimal nach Vorlage von Kreher, der in der Saison 2008/09 zu einem Zehn-Minuten-Einsatz in der 3. Liga gekommen war. Einen Profi-Vertrag erwartet der 29-Jährige nicht mehr. Er arbeitet als Bierbrauer in drei Schichten. „Der Job geht vor.“ Walther schließt im kommenden Jahr seine Lehre zum IT-Kaufmann ab. Kaiser fordert ihn: „Mit 22 muss er schnellstens den Durchbruch schaffen. Das wird eine sehr wichtige Saison für ihn.“ REGENSBURG: Haller kommt, Hiemer geht Aber die Konkurrenz ist groß. Halil Savran und Pavel Dobry sind geblieben, mit Ibad Muhamadu (27) von Willem II Tilburg und Mirko Soltau (29) vom VFC Plauen hat Dynamo zwei Leute verpflichtet, um den nach Ahlen abgewanderten Thomas Bröker zu ersetzen. Noch keinen Nachfolger haben die Schwarz-Gelben für Jens Truckenbrod (zu Carl Zeiss Jena). Möglicherweise erscheint heute zum Trainingsauftakt mit Simon Tüting (22, zuletzt Hansa Rostock II) ein Mittelfeldspieler. Damit könnten die Transferaktivitäten bei Dynamo bereits beendet sein. Es sei denn, Pavel Pergl macht von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch. Der Tscheche war unzufrieden, weil ihn Kaiser vorwiegend links oder rechts in der Viererkette aufstellte, er sich aber als Innenverteidiger sieht. HORST WINDE INGOLSTADT: Leitl bleibt Kapitän, Demir verletzt Weinzierl sucht weitere Verstärkung Köppel eröffnet Konkurrenzkampf 1Der eine kommt, der andere geht. Während der SSV Jahn mit Mittelfeldspieler Marco Haller nach Angreifer Anton Shynder nun schon den zweiten Akteur von Absteiger VfR Aalen verpflichtet hat, verlässt Manuel Hiemer die Regensburger. Der 24-Jährige meldete sich telefonisch aus dem Urlaub bei Trainer Markus Weinzierl ab. Wohin der Mittelfeldspieler wechselt, sagte er nicht. Jedenfalls ist mit ihm sowie Moise Bambara (FC Ingolstadt) und Andreas Brysch (Unterhaching) nun der dritte Stammspieler weg. Haller soll indes Bambara ersetzen. „Er kann uns weiterhelfen“, ist Weinzierl von dem Neuzugang überzeugt. „Wir suchen noch drei bis vier Verstärkungen für die Abwehr und das Mittelfeld“, sagt Weinzierl weiter. „Es gilt die Lücken zu schließen“, so der Coach. „Denn wir wollen nicht wieder nur gegen den Abstieg spielen.“ Aktuell fasst der Kader 15 Akteure. Es fehlen noch die Unterschriften bei den Vertragsverlängerungen von Romminger, Schäffer und Selimbegovic. Weil drei Akteure nicht zur Verfügung stehen und auch die Pause für jene Jugendspieler (Wiegers, Hein, Jobst) zu kurz sei, die in den Drittligakader hochrücken, wurde der Trainingsstart vom heutigen Montag auf Mittwoch verlegt. Gut möglich, dass dann mit Defensivmann Tim Erfen (SV Wuppertal) auch ein Testspieler dabei ist. H E I N Z R E I C H E N WA L L N E R 1Am gestrigen Sonntag war Trainingsauftakt. Horst Köppel bat seine Spieler zum 7,5-KilometerLauf, der Trainer selbst absolvierte immerhin 5,2 Kilometer. „Das gleiche Tempo wie die Jungs – das muss ich mir nicht mehr antun“, erklärt der 61-Jährige. Am Nachmittag folgten Kader- und Trikotvorstellung, Balltraining sowie ein Spiel. Jetzt also kann sie losgehen, die Saison nach dem Zweitligaabstieg. „Wir wollen vorne dabei sein, wenn es gut läuft, können wir aufsteigen“, sagt Köppel. Allerdings hebt der Coach vorsorglich den warnenden Zeigefinger, schließlich habe man einen kleinen Kader, Verletzungen könnten dem Unternehmen „Wiederaufstieg“ einen Strich durch die Rechnung machen. Erstes Negativbeispiel: Ersin Demir zog sich eine Oberschenkelzerrung zu. Nicht nur deshalb denken die Vereinsverantwortlichen offen über eine weitere Aufrüstung des Kaders nach. Klar ist allerdings, dass Michael Wenczel, Stefan Leitl, Andreas „Zecke“ Neuendorf und Fabian Gerber als Leitwölfe fungieren sollen. „Sie haben bewiesen, dass sie das können“, so Köppel. Leitl wird zudem weiter die Kapitänsbinde tragen. In den nächsten Wochen will man sich beschnuppern, die erste Elf soll sich finden. Köppel: „Das wird nicht einfach, der Konkurrenzkampf ist groß.“ Immerhin legt sich der Coach mit einem 4-4-2-System schon mal taktisch fest. JANA WISKE 58 3. LIGA kicker, 22. Juni 2009 VFB STUTTGART II: Großes Talent ist wieder da OSNABRÜCK: Bedarf in Angriff und Mittelfeld Fischer nimmt zweiten Anlauf Kotuljac als heißer Kandidat zu arg unter Druck setzen.“ Deshalb sind „die Profis nicht in meinem Kopf“. Einziges Ziel sei es jetzt, „von Anfang an zu spielen und mich zu hundert Prozent in die Mannschaft zu integrieren“. Schließlich seien regelmäßige Einsatzzeiten das Wichtigste für junge Spieler. G E R D PI F FAT H 1Die Fans wurden bereits unruhig, dann nahm der neue Kader des VfL Osnabrück doch noch recht schnell Konturen an. Innerhalb weniger Tage präsentierten Manager Lothar Gans und Trainer Karsten Baumann fünf weitere Zugänge, in denen sich die für das gesamte Aufgebot angestrebte Mischung aus jungen, gut Foto: Pressefoto Baumann 1Der neue Trainer Reiner Geyer lässt Spieleröffnungen mit anschließendem Torabschluss üben. Überraschend dabei ist der aus Koblenz zurückgekehrte Stürmer Manuel Fischer, von dem sich viele beim VfB erhofft hatten, er würde in die Fußstapfen eines Mario Gomez treten können. Doch die Hürde Profis erwies sich für das hochgelobte Talent bisher als unüberwindlich, oder wie Fischer selbst zugibt: „Ich wollte zu schnell zu viel.“ Noch Mitte 2008, Fischer hatte dem Verein die UI-Cupteilnahme gerettet, sah alles wie angerichtet aus. So sagte sein damaliger Trainer Armin Veh: „Manuel zeichnet sein ausgeprägter Torriecher aus. Wenn er so weitermacht, wird er sich über kurz oder lang in der Bundesliga behaupten können.“ Doch danach folgte die Höchststrafe. Trotz gerade erfolgter Vertragsverlängerung bis 2011 wurde er bei den Profis und in der Folge bei der „Zweiten“ aussortiert und in die 2. Liga abgeschoben. Fischer, der niemandem Vorwürfe machen will, spricht nach wie vor von seinem Arbeitgeber von „einem geilen Klub und super Vorrausetzungen“. Das Geschehene sei für ihn Schnee von gestern. Nun zurückgekehrt, soll es im zweiten Anlauf klappen. Dabei will der 19-Jährige sich von einer aus seiner Sicht zu hohen Erwartungshaltung, die ihn damals „hemmte“, befreien und nicht die gleichen Fehler machen. „Ich will von null anfangen und mich nicht Hat aus seinen Fehlern gelernt: Stuttgarts Manuel Fischer wollte zu schnell zu viel, jetzt hofft er auf regelmäßige Einsatzzeiten. ausgebildeten Talenten und gestandenen Routiniers widerspiegelt. Bereits in den letzten Jahren hatte der VfL gute Erfahrungen gemacht mit der Verpflichtung von Jungprofis aus den Leistungszentren der Bundesliga. In dieses Schema passen nun die Abwehrspieler Patrick Herrmann (21, Hannover 96), Oliver Stang (20, Borussia Mönchengladbach) und Stürmer Dennis Schmidt (21, Bayer Leverkusen, ausgeliehen, zuletzt SV Wehen). Etablierte Profis sind dagegen Angelo Barletta (32, FSV Frankfurt) und Michael Lejan (26, Wuppertaler SV), den Neu-Trainer Baumann aus seiner aktiven Zeit beim WSV noch kennt. Zum Trainingsstart am Mittwoch sollen weitere Spieler verpflichtet werden, doch es dürfte vermutlich auch Planstellen geben, die erst während der viereinhalbwöchigen Vorbereitungsphase besetzt werden. Handlungsbedarf besteht vor allem im Angriff, wo der schon seit einigen Jahren vom VfL beobachtete Aleksandar Kotuljac ein Kandidat sein soll. Der auslaufende Vertrag des 27-Jährigen beim Zweitligisten Greuther Fürth wurde nicht verlängert, er ist aber auch beim Regionalligisten Magdeburg im Gespräch. Noch nicht ausreichend besetzt ist zudem die Krea-tivabteilung im Mittelfeld. Aus der Abstiegsmannschaft kommen laut Manager Gans nur zwei Spieler für eine Weiterverpflichtung infrage: Die Mittelfeldspieler Paul Thomik und Henning Grieneisen. H A R A L D PI S TO R I U S BURGHAUSEN: Jürgen Press stellt den Kader um HEIDENHEIM: Zwischen Ball und Ausbildung Christian Holzer bringt Erfahrung Göhlert gönnt sich noch ein Jahr 1Beim SV Wacker Burghausen startet am heutigen Montag die Vorbereitung – ohne Marco Calamita: Der Toptorjäger der abgelaufenen Saison (elf Treffer) darf nun doch zu Eintracht Braunschweig wechseln. Damit werden wohl nur noch sieben Spieler aus dem letztjährigen Kader dabei sein: Manuel Riemann, Ronald Schmidt, Sven Kresin, Björn Hertl, Thomas Kurz, Christian Cappek und Markus Grübl haben Verträge. Dazu kommen mit Andreas Niederquell, Marco Holz, Thomas Leberfinger und Thomas Hamberger vier Spieler aus der Jugend oder der U 23. „Eine Fußballmannschaft bringen wir schon zusammen“, lacht Jürgen Press. Denn der neue Team- 1Der Weg vom Klinikum zum Albstadion ist nicht weit. Zu Fuß sind’s gerade mal fünf Minuten – und das ist gut so für Tim Göhlert, denn der spielt beim 1. FC Heidenheim nicht nur Fußball, sondern absolviert gleichzeitig im Heidenheimer Krankenhaus sein Praktikumsjahr als Arzt. Rücksicht auf sein Doppelengagement nahmen weder die Chefärzte noch Trainer Frank Schmidt. Der freilich weiß, was er an dem 24-Jährigen hat: „In der Vorrunde hat er uns wegen einer Achillessehnenverletzung gefehlt, in der Rückrunde war er es, der die Abwehr stabilisiert hat.“ Göhlert, der nach dem Abitur ein Medizinstudium in Ulm begann und beim SSV spielte, kam 2005 mit manager präsentierte am Freitag fünf Neuzugänge. Der Erfahrenste ist Mittelfeldspieler Christian Holzer (30) von Drittliga-Absteiger VfR Aalen, der bei der TuS Koblenz und SpVgg Unterhaching in der 2. Liga am Ball war. Zweitligaerfahrung hat auch Rechtsverteidiger Christoph Burkhard (24, 1860 München II). Zudem kommt der defensive Mittelfeldspieler Michael Kokocinski (24, Kickers Offenbach). Relativ unbeschriebene Blätter sind Innenverteidiger Martin Schmidt (26, TSV Crailsheim) und Mittelfeldmann Christian Brucia (21, Eintracht Frankfurt II). Vier der fünf Neuen erhalten Einjahresverträge, nur Brucia hat bis 2011 unterschrieben. STEFFI BRENNINGER Trainer Dieter Märkle nach Heidenheim und hatte als gerade Zwanzigjähriger sofort einen Stammplatz in der Innenverteidigung. Für die 3. Liga glaubt er seinen Klub gerüstet: „Es kommt darauf an, Gas zu geben, und genau das werden wir tun.“ Anders als sein Bruder Daniel, der mit Union Berlin in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist, strebt Tim Göhlert keine Profikarriere als Fußballer an. Ein Jahr gönnt er sich beim FCH, danach hat die berufliche Laufbahn Vorrang. Ob er dann die Fußballschuhe ganz an den Nagel hängt? „Da warten wir einfach mal ab“, vertröstet er mit der Gelassenheit, die ihn auch im Abwehrzentrum des FCH auszeichnet. K L AU S D I E T E R H A A S 3. LIGA kicker, 22. Juni 2009 59 PERSONALIEN DYNAMO DRESDEN Benjamin Kirsten (22) ist vom Verein abgemahnt, für drei Spiele gesperrt worden und muss 4000 Euro Strafe zahlen. Der Torwart war nach dem Sachsenpokalsieg der zweiten Mannschaft (2:1 n. V. gegen den VFC Plauen) mit einem bengalischen Feuer durch das Leipziger Zentralstadion gerannt. + + + Maik Kegel (19) fällt mit einem Bänderriss im Sprunggelenk noch etwa zwei Wochen aus. Foto: Hübner HOLSTEIN KIEL Nicht einer Meinung: Offenbachs Trainer Hans-Jürgen Boysen (links) und Sportmanager Andreas Möller. OFFENBACH: Gute Perspektiven, aber Unstimmigkeiten im Tagesgeschäft Boysen: Neues Stadion – kein Trainingslager 1„Das ist ein sehr guter Tag für die Kickers“, freute sich Vizepräsident Thomas Kalt, als im Offenbacher Rathaus das Konzept für einen Stadionneubau vorgestellt wurde. Dieser ist für den Verein von existenzieller Bedeutung, denn nach Kalts Aussage hätte die DFL in der 2. Liga keine Spielgenehmigung in der alten Arena erteilt. Für das 25-Millionen-Projekt (Fassungsvermögen 18 000 Zuschauer) steuert die Stadt trotz eines dreistelligen Millionen-Defizits zehn Millionen Euro bei. Die 15-Millionen Lücke in der Finanzierung soll mit Darlehen sowie Fördermitteln gestopft werden. „Schön, dass sich endlich etwas tut, das sind gute Perspektiven“, sagt Hans-Jürgen Boysen. Der Trainer hat mit 22 Spielern, darunter die drei Neuzugänge Nils Teixeira (Bayer Leverkusen U 19), David Ulm (FSV Frankfurt) und Nils Pfingsten-Reddig (Kickers Emden), die Vorbereitung begonnen. „Wir haben einen ordentlichen Kader, die eine oder andere Überlegung gibt es aber noch“, meint Sportmanager Andreas Möller. Boysen wird konkreter, verlangt noch eine Quantitäts- und Qualitätssteigerung, man habe fünf, sechs Leute zu wenig. Einig sind sich beide, dass noch jemand für die linke offensive Seite geholt werden muss. Dafür gibt es Unstimmigkeiten über die Absage des von Boysen geplanten Trainingslagers, das der OFC aus Kostengründen gestrichen hat. „Dafür wird das im Winter umso schöner“, scherzt Möller. Dem Coach ist nicht zum Lachen zumute: „Es ist das erste Mal, seit ich Trainer bin, dass es keins gibt“, ärgert sich der 52-Jährige. „Jeder weiß, wozu es gut ist, alle machen es. Wir werden ohne Trainingslager nicht schlechter. Aber es ist legitim, dass ich mein Unverständnis äußere.“ J O C H E N KO C H Der Aufsteiger hat Fiete Sykora (27) für zwei Jahre verpflichtet. Der Angreifer vom VfL Osnabrück hat in der vergangenen Saison in 28 Spielen vier Tore erzielt. Trainingsstart in Kiel ist am kommenden Sonntag. KICKERS OFFENBACH Die Mittelfeldspieler Sebastian Becker (24, Erfurt), Michael Kokocinski (24, Burghausen) sowie Verteidiger Fouad Brighache (27, Darmstadt 98) haben einen neuen Verein gefunden. + + + Stefan Zinnow (28, Mittelfeld) fehlte die ersten drei Trainingseinheiten wegen einer Mandelentzündung. JAHN REGENSBURG Nico Beigang (24, Sturm) und Sebastian Kreis (22, Mittelfeld) verlängerten um ein Jahr. SV SANDHAUSEN Vom VfL Osnabrück kommt Innenverteidiger Marcel Schuon (24). Mittelfeldspieler Boris Kolb (29) wechselt zu Darmstadt 98. BREMEN II: Pellatz bekommt keinen Vertrag UNTERHACHING: Heinze kommt von Bayern II Was wird mit Ikeng und Oehrl? Überraschung: Anton Fink bleibt! 1Nur elf Spieler wird Thomas Wolter, Trainer von Werder Bremen II, beim Trainingsauftakt am heutigen Montag begrüßen können. Fehlen werden einerseits die Jungprofis, die erst eine Woche später mit Werders Bundesligateam starten. Dazu kommen die zahlreichen U-19-Junioren, die aufrücken und bis gestern noch in den Kampf um die Deutsche Meisterschaft involviert waren. „Jetzt bekommen die Jungs 14 Tage Urlaub“, so Wolter. Ob José-Alex Ikeng hingegen weiter in Bremen spielt, ist derzeit fraglich. Der Vertrag des Mittelfeldspielers, im Winter vom VfB Stuttgart gekommen, war nur auf ein halbes Jahr befristet. Zudem laufen Überlegungen an der Weser, 1Am Montag steht der Trainingsstart der SpVgg Unterhaching auf dem Programm. Überraschenderweise wird Anton Fink, der in der Sommerpause unter anderem beim Karlsruher SC und beim Lokalrivalen 1860 München im Gespräch gewesen sein soll, mit auf dem Trainingsplatz stehen. Fink, der in der letzten Saison 21 Treffer erzielte, wird in Unterhaching hoch geschätzt. „Anton ist ein wichtiger Spieler. Ihn können wir nicht so einfach gehen lassen“, erklärt Manager Norbert Hartmann. Die zwei Angebote, die Unterhaching unterbreitet wurden, hätte Hartmann sofort abgelehnt. „Man kann zwar nie nie sagen, aber Anton wird nun auch in der ob Torjäger Torsten Oehrl, der in der vergangenen Saison mit 17 Treffern zweitbester Torjäger der eingleisigen 3. Liga war, einen Profivertrag erhält. Kein neues Arbeitspapier wird hingegen Torhüter Nico Pellatz erhalten, wie Profi-Manager Klaus Allofs dieser Tage bestätigte. Und dann gibt es da noch die Personalie Kevin Artmann. Der Mittelfeldspieler absolviert momentan sein Rehaprogramm nach einem Kreuzbandriss. „Mit Kevin rechne ich erst zum Ende der Hinrunde“, so Wolter. Bei Artmann, mittlerweile neben Stallbaum, Oehrl und Menga der vierte Spieler über 23 Jahre, besteht allerdings auch die Option einer Ausleihe zu einem anderen Klub. BERNHARD KÜNNING kommenden Saison für Unterhaching spielen.“ Stürmer Fink hat in Unterhaching noch einen Vertrag bis 2010. Auch deshalb haben sich die Hachinger laut Hartmann keine Gedanken über eine Neuverpflichtung im Sturm gemacht: „Wir haben momentan fünf Stürmer im Kader. Damit sind wir ganz zufrieden.“ Unterdessen konnte ein weiterer Transfer verkündet werden: Außenverteidiger Timo Heinze wechselt von Liga-Konkurrent FC Bayern II zu den Rot-Blauen. Der 23-Jährige erhält einen Einjahresvertrag. „Timo Heinze ist ein junger Spieler mit Perspektive“, sagte Trainer Ralph Hasenhüttl. Der Defensivmann bestritt bisher 23 Junioren-Länderspiele. TO B I A S S C H L I T Z K E 60 REGIONALLIGA kicker, 22. Juni 2009 TENNIS BORUSSIA: Als Marketingcoup Trikotsponsor für 500 Euro PERSONALIEN Herbst setzt auf Charakter der Spieler HANNOVER 96 II Verteidiger Lasse Neubert (20), Mittelfeldakteur Michael Braczkowski (20) und Stürmer Max Wegner (20) verlassen den Verein. 1Der Alptraum ist vorbei. Tennis Borussia beendete mit dem Aufstieg die erstmalige Fünftklassigkeit der 107-jährigen Vereinsgeschichte. Sportlich war TeBe in der Nordstaffel der NOFV-Oberliga nicht zu stoppen. Vizemeister BFC Dynamo wurde um 18 Zähler distanziert. „Unser Erfolgsgeheimnis war der Charakter der Spieler, die sich immer gut verstanden haben“, sagt Trainer Thomas Herbst, der im Vorjahr Türkiyemspor Berlin in die Regionalliga geführt hatte. Wirtschaftlich drohte die Regionalliga zu platzen. Der bis 2010 laufende Vertrag mit Hauptsponsor Treasure AG musste im April aufgelöst werden, weil TreasureGeschäftsführer Thomas Thiel wegen Kindesmissbrauchs seit dieser Zeit im Gefängnis sitzt. Durch die entstandene Deckungslücke von 380 000 Euro musste TeBe beim DFB Unterlagen nachreichen. Erst vor einer Woche gab es die Lizenz. „Wir planen mit einem Etat in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Ziel ist der Klassenerhalt“, sagt Vorstandsvorsitzender Mario Weinkauf. Einnahmen soll nicht nur der DFB-Pokal bringen, für den man sich durch die Teilnahme am Berliner Pokalfinale gegen den 1. FC Union (1:2) qualifiziert hat. Die Charlottenburger hoffen auf einen spektakulären Marketingcoup. Vom 23. Juni bis zum 26. Juli können Firmen und Privatpersonen Lose zum Preis von 500 Euro pro HAMBURGER SV II MAGDEBURG PLAUEN CHEMNITZ Trainer Cardoso will nicht wieder zittern Storey und Kotuljac auf der Wunschliste Vertrag mit Trainer Andreev verlängert Torjäger Boltze mit Rolle rückwärts 1 Die unter Rodolfo Cardoso geholten 25 Punkte reichten zu Platz sieben in der Rückrundentabelle und stellen nun das Maß für die nächste Serie dar. „Ein derartiges Zittern im Abstiegskampf möchte ich nicht noch einmal erleben“, sagt der Coach. Sein Vorteil: Der HSV braucht nicht wie im Vorjahr ein komplett neues Team zu bilden. Zwar verlassen mit Dani Schahin (Greuther Fürth) und Philipp Unversucht (Chemnitzer FC) zwei Säulen die Mannschaft, dafür haben die Jugend-Spieler aus dem 1990er-Jahrgang wie Gerrit Pressel oder Hanno Behrens nun aber schon mindestens ein halbes Jahr Regionalliga-Erfahrung. Von den A-Junioren stoßen mit Dennis Duve, Daniel Nagy, Fahri Akyol und Henrik Dettmann weitere Talente zum Kader. Langfristig gehört zum Konzept des HSV die Rückkehr in die Drittklassigkeit, in der Saison 2009/10 soll sich das Team aber zunächst ohne ganz großen Druck weiterentwickeln. 1Noch elf Tage bis zum Trainingsstart am 3. Juli. Noch haben die Magdeburger ihre neue Wunschmannschaft nach der Suspendierung eines halben Dutzends Spielern aber nicht zusammen. Im Gegenteil, die aussortierten Daniel Rosin („Ich habe noch keinen neuen Verein“), Najeh Braham und Christian Reimann („Wir müssen nichts überstürzen“) drohen, zum Saisonstart bei den Blau-Weißen wieder auf der Platte zu stehen. Mit Verteidiger Andreas Gaebler vom SV Wilhelmshaven haben die Elbestädter bislang erst einen Neuzugang. Dessen Kollege Marcus Storey sowie der frühere Magdeburger Aleksandar Kotuljac (Fürth) sind zwar als Neuverpflichtungen für den Angriff im Gespräch, doch hängt dabei alles am Geld. Da auch noch Ex-Trainer Paul Linz auf der Gehaltsliste steht, wäre man an der Elbe froh, bei der Auslosung zur 1. Hauptrunde des DFB-Pokals am Sonnabend einen besonders attraktiven Kontrahenten zu erwischen. H A N S - J OAC H I M M A L L I 1Im August werden es zwei Jahre sein, die Hermann Andreev Cheftrainer beim VFC ist. Und es werden zwei weitere Jahre hinzukommen, denn der Vertrag wurde verlängert. „Bereits im Februar haben wir signalisiert, die erfolgreiche Arbeit fortsetzen zu wollen“, berichtet Teamchef Starke. „Aber Andreev bat selbst darum, die Gespräche bis zum Klassenerhalt auszusetzen.“ Nach dem geglückten Kraftakt stand der Weiterverpflichtung nichts mehr in Wege. „Gerade in der kritischen Zeit haben Mannschaft und Trainer hervorragend zusammengearbeitet. Sachlich wurde die Situation analysiert und die richtigen Entscheidungen getroffen“, begründet Starke das Vertrauen in Andreev. Dem Trainer drohte selbst nach der Winterpause, als Plauen einen Negativlauf mit sechs sieglosen Spielen hatte, kein Ungemach. „Wir wollten Ruhe bewahren und keine unnötigen Nebenkriegsschauplätze aufbauen“, erläutert Starke die Vereinsphilosophie, die schließlich zum Erfolg führte. M. EISEN 1Hat sich Benjamin Boltze einfach nur verzockt? Laut Sportdirektor Manfred Kupferschmied hatte der mit Steffen Kellig beste Saisontorjäger des CFC als Erster ein neues Vertragsangebot erhalten. Nach zähem Ringen gab es schließlich beim letzten Heimspiel den Abschieds-Blumenstrauß. Gut zehn Tage später dann die Rolle rückwärts. „Das Konzept des CFC hat mich in den letzten Wochen immer mehr überzeugt“, begründet Boltze seinen Sinneswandel. Damit meinte der Stürmer sicher auch die bisherigen Neuzugänge, die sich sehen lassen können. Vor allem in der Abwehr hat Trainer Gerd Schädlich mit Andreas Richter (1,90 m, Koblenz) und Philipp Unversucht (1,89, HSV II) zwei sehr verheißungsvolle Verpflichtungen getätigt. „42 Gegentore sind einfach zu viele. Ich denke, dass uns beide Spieler helfen können, in der Abwehr stabiler zu werden“, schätzt Schädlich, der kommende Saison auf eine Viererkette umstellen will, ein. J E N S WO H LG E M U T H H A R A L D B O RC H A R D T Stück kaufen. Am 27. Juli werden die Gewinner ermittelt. Der Hauptpreis besteht aus der Brustwerbung bei allen Partien der Spielzeit 2009/10. „Eine ähnliche Aktion gibt es bei Austria Lustenau“, klärt der Vorstandsvorsitzende Weinkauf auf. Tennis Borussia will so 125 000 Euro einnehmen. VFC PLAUEN Das sächsische Pokalfinale gegen Dynamo Dresden II wurde mit 1:2 n.V. (Tor: Paulick) verloren. +++ Angreifer Steven Sonnenberg (25, Chemnitzer FC) hat einen Zweijahresvertrag unterzeichnet. Der linke Außenbahnspieler Mirko Soltau (29, 30 Regionalligaeinsätze/8 Tore) wechselt zum Drittligisten Dynamo Dresden. M AT T H I A S KO C H TENNIS BORUSSIA Torhüter und Ex-Borusse Mirco Langen (22, Bergedorf 85) ist der erste Neuzugang. TÜRKIYEMSPOR Foto: Koch Ob Uwe Erkenbrecher (54) Trainer bleibt, entscheidet sich zu Wochenbeginn. Wollen Tennis Borussia Berlin in der Regionalliga fest etablieren: Trainer Thomas Herbst (l.) und Vorstandsvorsitzender Mario Weinkauf. CHEMNITZER FC Der offensive Mittelfeldspieler Ronny Garbuschewski (23, Sachsen Leipzig) erhielt einen Vertrag bis zum Sommer 2010. 60 REGIONALLIGA kicker, 22. Juni 2009 TENNIS BORUSSIA: Als Marketingcoup Trikotsponsor für 500 Euro PERSONALIEN Herbst setzt auf Charakter der Spieler TÜRKIYEMSPOR Ob Uwe Erkenbrecher (54) Trainer bleibt, entscheidet sich zu Wochenbeginn. 1Der Alptraum ist vorbei. Tennis Borussia beendete mit dem Aufstieg die erstmalige Fünftklassigkeit der 107-jährigen Vereinsgeschichte. Sportlich war TeBe in der Nordstaffel der NOFV-Oberliga nicht zu stoppen. Vizemeister BFC Dynamo wurde um 18 Zähler distanziert. „Unser Erfolgsgeheimnis war der Charakter der Spieler, die sich immer gut verstanden haben“, sagt Trainer Thomas Herbst, der im Vorjahr Türkiyemspor Berlin in die Regionalliga geführt hatte. Wirtschaftlich drohte die Regionalliga zu platzen. Der bis 2010 laufende Vertrag mit Hauptsponsor Treasure AG musste im April aufgelöst werden, weil TreasureGeschäftsführer Thomas Thiel wegen Kindesmissbrauchs seit dieser Zeit im Gefängnis sitzt. Durch die entstandene Deckungslücke von 380 000 Euro musste TeBe beim DFB Unterlagen nachreichen. Erst vor einer Woche gab es die Lizenz. „Wir planen mit einem Etat in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Ziel ist der Klassenerhalt“, sagt Vorstandsvorsitzender Mario Weinkauf. Einnahmen soll nicht nur der DFB-Pokal bringen, für den man sich durch die Teilnahme am Berliner Pokalfinale gegen den 1. FC Union (1:2) qualifiziert hat. Die Charlottenburger hoffen auf einen spektakulären Marketingcoup. Vom 23. Juni bis zum 26. Juli können Firmen und Privatpersonen Lose zum Preis von 500 Euro pro CHEMNITZ MAGDEBURG HAMBURGER SV II ST. PAULI II Torjäger Boltze mit Rolle rückwärts Storey und Kotuljac auf der Wunschliste Trainer Cardoso will nicht wieder zittern Coach Großkopf geht optimistisch ans Werk 1Hat sich Benjamin Boltze einfach nur verzockt? Laut Sportdirektor Manfred Kupferschmied hatte der mit Steffen Kellig beste Saisontorjäger des CFC als Erster ein neues Vertragsangebot erhalten. Nach zähem Ringen gab es schließlich beim letzten Heimspiel den Abschieds-Blumenstrauß. Gut zehn Tage später dann die Rolle rückwärts. „Das Konzept des CFC hat mich in den letzten Wochen immer mehr überzeugt“, begründet Boltze seinen Sinneswandel. Damit meinte der Stürmer sicher auch die bisherigen Neuzugänge, die sich sehen lassen können. Vor allem in der Abwehr hat Trainer Gerd Schädlich mit Andreas Richter (1,90 m, Koblenz) und Philipp Unversucht (1,89, HSV II) zwei sehr verheißungsvolle Verpflichtungen getätigt. „42 Gegentore sind einfach zu viele. Ich denke, dass uns beide Spieler helfen können, in der Abwehr stabiler zu werden“, schätzt Schädlich, der kommende Saison auf eine Viererkette umstellen will, ein. J E N S WO H LG E M U T H 1Noch elf Tage bis zum Trainingsstart am 3. Juli. Noch haben die Magdeburger ihre neue Wunschmannschaft nach der Suspendierung eines halben Dutzends Spielern aber nicht zusammen. Im Gegenteil, die aussortierten Daniel Rosin („Ich habe noch keinen neuen Verein“), Najeh Braham und Christian Reimann („Wir müssen nichts überstürzen“) drohen, zum Saisonstart bei den Blau-Weißen wieder auf der Platte zu stehen. Mit Verteidiger Andreas Gaebler vom SV Wilhelmshaven haben die Elbestädter bislang erst einen Neuzugang. Dessen Kollege Marcus Storey sowie der frühere Magdeburger Aleksandar Kotuljac (Greuther Fürth) sind zwar als Neuverpflichtungen für den Angriff im Gespräch, doch hängt dabei alles am Geld. Da auch noch Ex-Trainer Paul Linz auf der Gehaltsliste steht, wäre man an der Elbe froh, bei der Auslosung zur 1. Hauptrunde des DFB-Pokals am Sonnabend einen besonders attraktiven Kontrahenten zu erwischen. H A N S - J OAC H I M M A L L I 1 Die unter Rodolfo Cardoso geholten 25 Punkte reichten zu Platz sieben in der Rückrundentabelle und stellen nun das Maß für die nächste Serie dar. „Ein derartiges Zittern im Abstiegskampf möchte ich nicht noch einmal erleben“, sagt der Coach. Sein Vorteil: Der HSV braucht nicht wie im Vorjahr ein komplett neues Team zu bilden. Zwar verlassen mit Dani Schahin (Greuther Fürth) und Philipp Unversucht (Chemnitzer FC) zwei Säulen die Mannschaft, dafür haben die Jugend-Spieler aus dem 1990er-Jahrgang wie Gerrit Pressel oder Hanno Behrens nun aber schon mindestens ein halbes Jahr Regionalliga-Erfahrung. Von den A-Junioren stoßen mit Dennis Duve, Daniel Nagy, Fahri Akyol und Henrik Dettmann weitere Talente zum Kader. Langfristig gehört zum Konzept des HSV die Rückkehr in die Drittklassigkeit, in der Saison 2009/10 soll sich das Team aber zunächst ohne ganz großen Druck weiterentwickeln. 1„Wir haben es geschafft und können stolz auf die Leistungen in den beiden Relegationsspielen sein“, sagt Trainer Jörn Großkopf (42). Sein entscheidender Spieler war Davidson Drobo-Ampem. Der 21-Jährige, der just einen Profivertrag unterschrieben hat, erzielte im Hinspiel gegen Holstein II den Treffer zum 1:0-Sieg, und beim Elfmeterschießen in Kiel war er trotz zitternder Knie der Schütze des goldenen 7:6. „Meine Spieler haben Talent und einen guten Charakter. Aber es fehlt ob der Jugend noch die Konstanz in den Leistungen. Unser Hauptaugenmerk bleibt die Entwicklung junger Spieler“, so der Coach. Als im Profikader zeitweise Personalnotstand herrschte, schnupperten die Eigengewächse Daube, Theißen, Günther, Kalla, Sismanoglu und sogar der 36-jährige Mbidzo Zweitligaluft. Großkopf geht optimistisch ans Werk: „Wir haben in der Regionalliga nichts zu verlieren. Also werden wir sicher das eine oder andere Spiel gewinnen.“ H A R A L D B O RC H A R D T Stück kaufen. Am 27. Juli werden die Gewinner ermittelt. Der Hauptpreis besteht aus der Brustwerbung bei allen Partien der Spielzeit 2009/10. „Eine ähnliche Aktion gibt es bei Austria Lustenau“, klärt der Vorstandsvorsitzende Weinkauf auf. Tennis Borussia will so 125 000 Euro einnehmen. TENNIS BORUSSIA Torhüter und Ex-Borusse Mirco Langen (22, Bergedorf 85) ist der erste Neuzugang. CHEMNITZER FC Der offensive Mittelfeldspieler Ronny Garbuschewski (23, Sachsen Leipzig) erhielt einen Vertrag bis zum Sommer 2010. M AT T H I A S KO C H VFC PLAUEN Foto: Koch Das sächsische Pokalfinale gegen Dynamo Dresden II wurde mit 1:2 n.V. (Tor: Paulick) verloren. +++ Angreifer Steven Sonnenberg (25, Chemnitzer FC) hat einen Zweijahresvertrag unterzeichnet. Der linke Außenbahnspieler Mirko Soltau (29, 30 Regionalligaeinsätze/8 Tore) wechselt zum Drittligisten Dynamo Dresden. Wollen Tennis Borussia Berlin in der Regionalliga fest etablieren: Trainer Thomas Herbst (l.) und Vorstandsvorsitzender Mario Weinkauf. H A R A L D B O RC H A R D T HANNOVER 96 II Verteidiger Lasse Neubert (20), Mittelfeldakteur Michael Braczkowski (20) und Stürmer Max Wegner (20) verlassen den Verein. 60 REGIONALLIGA kicker, 22. Juni 2009 ALZENAU: Hessenliga-Vizemeister aus Bayern Coach Klaus Reusing setzt auf Fleiß und Jugend 1Zum Titel reichte es nicht ganz. Aber dank des Verzichts des SC Waldgirmes machte der FC Bayern Alzenau den größten Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt. Der Aufstieg als Hessenliga-Vizemeister in die Regionalliga Süd ist nicht nur für das Team von Trainer Klaus Reusing, sondern für die ganze Stadt ein KASSEL REUTLINGEN Zepek: Neuanfang als Abwehrchef Urgestein Andreas Rill Storey und Kotuljac bleibt dem SSV treu auf der Wunschliste 1Bereits knapp zwei Wochen vor Saisonstart hat der KSV Hessen Kassel den Großteil seiner Personalplanungen abgeschlossen. Zuletzt vermeldete der Titelanwärter die Verpflichtungen der Abwehrspieler Michael Zepek (zuletzt vereinslos) und Stefan Markolf vom Wuppertaler SV. „Bis auf Thorsten Schönewolf konnten wir den gesamten Stamm halten und uns mit den beiden weiter verstärken“, ist Vorstandsboss Jens Rose zuversichtlich. Der 36-jährige Schönewolf beendet seine Karriere, für ihn wurde Zepek als neuer Abwehrchef unter Vertrag genommen. Früher galt der Ex-Leverkusener als größtes deutsches Verteidigertalent, Real Madrid bot um die Jahrtausendwende 18 Millionen Mark. Zuletzt aber war der 28-Jährige ein Jahr lang ohne Verein. Auch Ersatztorwart Tobias Wolf wird beim KSV bleiben, der jetzt lediglich noch einen „Backup“ für Torjäger Thorsten Bauer sucht. „Möglichst einen jungen Angreifer, der nicht nur im Sturmzentrum spielen kann“, wünscht sich Rose MICHAEL BREHME 1Derzeit hat der SSV Reutlingen für die bevorstehende Saison 15 Spieler unter Vertrag. „Zum Trainingsstart am 1. Juli sollen es mindestens 18 sein“, erklärte Geschäftsführer Klaus Weiss. Angestrebt wird ein Kader von 22 Akteuren. Die Verantwortlichen haben bereits Innenverteidiger Jens Härter von den Stuttgarter Kickers, Außenverteidiger Cesur Sevimli (SC Pfullendorf) und Mittelfeldmann Sebastian Hartung von Eintracht Trier verpflichtet. Zuletzt konnte mit Mittelfeldspieler Andreas Rill verlängert werden. Das SSV-Urgestein spielte bereits zu Zweitliga-Zeiten für die Schwaben. Die Reutlinger würden auch gerne die Leistungsträger Sascha Boller, Anton Makarenko und Alban Meha weiterbeschäftigen. Allerdings sind die Chancen gering. Boller dürfte in die 3. Liga gehen: „Mit 25 will ich noch einmal nach oben kommen.“ Und der zuletzt aus Augsburg ausgeliehene Makarenko möchte sich beim FCA durchbeißen. Die Gespräche mit Meha gerieten zuletzt ins Stocken. 1Noch elf Tage bis zum Trainingsstart am 3. Juli. Dabei haben die Magdeburger ihre neue Wunschmannschaft nach der Suspendierung eines halben Dutzend Spieler aber nicht zusammen. Im Gegenteil – die aussortierten Daniel Rosin („Ich habe noch keinen neuen Verein“), Najeh Braham und Christian Reimann („Wir müssen nichts überstürzen.“) drohen zum Saisonstart bei den Blau-Weißen wieder auf der Matte zu stehen. Mit Verteidiger Andreas Gaebler vom SV Wilhelmshaven haben die Elbestädter bislang erst einen Neuzugang. Dessen Kollege Marcus Storey sowie der frühere Magdeburger Aleksandar Kotuljac von Zweitligist Greuther Fürth sind zwar als Neuverpflichtungen für den Angriff im Gespräch, doch hängen die Transfers am Thema Finanzen. Da auch noch Ex-Trainer Paul Linz auf der Gehaltsliste steht, wäre man in Magdeburg froh, bei der Auslosung zur 1. Hauptrunde des DFB-Pokals am Samstag einen besonders attraktiven Gegner zu erwischen. M A N F R E D K R E TS C H M E R H A N S - J OAC H I M M A L L I Neu in der 4. Liga Foto: Jan Zimmermann Abenteuer, das mit großem Fleiß in Angriff genommen wird. Schließlich muss das Leichtathletik-Stadion „Am Prischoss“ nach den Vorgaben des DFB umgebaut werden und soll dann 5000 Zuschauer fassen. Warum die Unterfranken überhaupt Vizemeister der Hessenliga wurden und nicht in Bayerns Spielklassen dem Ball nachjagten, wie es der Vereinsname vermuten lässt, hängt mit der geografischen Lage zusammen. Alzenau mit seinen knapp 20 000 Einwohnern ist sozusagen der letzte Zipfel im Norden Bayerns. Der Verein ließ sich folglich gerne vom Fußballkreis Gelnhausen „adoptieren“, was erhebliche Zeit- und Fahrtkosten sparte. „Wir haben in der Landesliga Bayern Nord mehr Kilometer gefahren als jetzt in der Regionalliga“, hat Co-Trainer Stefan Lutz ausgerechnet, der seit 1997 zuerst als Cheftrainer und dann seit 2001 im Gespann unter Klaus Reusing den Aufstieg von der Kreisliga bis in die Regionalliga Süd miterlebte. Prominentester Neuzugang des reinen Amateurkaders ist Stürmer Christoph Werner (22), der immerhin einen Profieinsatz beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern vorzuweisen hat und von der U23 der Roten Teufel kommt. Der bekannteste Spieler im aktuellen Kader ist Torwart Elvir Smajlovic (32), der ein Jahr Profi in der ersten griechischen Bescherte dem FC Bayern Alzenau mit dem Aufstieg in die Regionalliga Süd den größten Erfolg der Vereinsgeschichte: Trainer Klaus Reusing. Liga bei AO Xanthi war. Ansonsten vertraut man auf die eigene Jugendarbeit, aus der neun Spieler aus dem 23-Mann-Kader stammen. Lutz ist überzeugt, „dass wir uns aufgrund unseres überragenden Teamgeistes, der Leidenschaft und Disziplin in der Regionalliga halten MAGDEBURG werden.“ Trotz des Mini-Etats von 390 000 Euro. Mit an Bord bleibt Urgestein und Kapitän Benny Goedecke (30), der seit 1998 der Torjäger der Mannschaft und die Speerspitze des 4-2-3-1-Systems ist, das Reusing bevorzugt. MICHAEL HEIL PERSONALIEN SV DARMSTADT 98 Mittelfeldspieler Boris Kolb (29), zuletzt Kapitän des Drittligisten SV Sandhausen, kehrt nach sechs Jahren ans Böllenfalltor zurück. Außerdem kommen die beiden Abwehrspieler Fouad Brighache (27, Kickers Offenbach) und Markus Brüdigam (23) von Viktoria Aschaffenburg. Zu den weiteren Verpflichtungen zählt auch Mittelfeldakteur Marc Klopp (20) vom KSV Klein-Karben (Oberliga Hessen), Sohn von Dortmunds Trainer Jürgen Klopp. ROT-WEISS ESSEN RWE hat sich mit Sebastian Stachnik (23) vom 1. FC Kaiserslautern II über einen Wechsel geeinigt. Der Angreifer hat in der abgelaufenen Saison in 33 Regionalliga-Partien 16 Treffer markiert. SG SONNENHOF GROSSASPACH Der Aufsteiger hat Torhüter Christopher Knett (18) vom Oberligisten 1899 Hoffenheim II verpflichtet. SV WEHEN WIESBADEN II Die beiden Mittelfeldakteure Ferhat Kiraz (20) und Ertan Ekiz (23) haben ihre Verträge um jeweils zwei Jahre verlängert. 60 REGIONALLIGA kicker, 22. Juni 2009 ALZENAU: Hessenliga-Vizemeister aus Bayern 1Zum Titel reichte es nicht ganz. Aber dank des Verzichts des SC Waldgirmes machte der FC Bayern Alzenau den größten Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt. Der Aufstieg als Hessenliga-Vizemeister in die Regionalliga Süd ist nicht nur für das Team von Trainer Klaus Reusing, sondern für die ganze Stadt ein Abenteuer, das mit großem Fleiß in Angriff genommen wird. Schließlich muss das Leichtathletik-Stadion „Am Prischoss“ nach den Vorgaben des DFB umgebaut werden und soll dann 5000 Zuschauer fassen. Warum die Unterfranken überhaupt Vizemeister der Hessenliga wurden und nicht in Bayerns Spielklassen dem Ball nachjagten, wie es der Vereinsname vermuten lässt, hängt mit der geografischen Lage zusammen. Alzenau mit seinen knapp 20 000 Einwohnern ist sozusagen der letzte Zipfel im Norden Bayerns. Der Verein ließ sich im Jahr 1992 vom hessischen Fußballkreis Gelnhausen „adoptieren“, was erhebliche Zeit- und Fahrtkosten sparte. „Wir sind davor in der Landesliga Bayern Nord mehr Kilometer gefahren als jetzt in der Regionalliga“, hat Co-Trainer Stefan Lutz ausgerechnet, der seit 1997 zuerst als Cheftrainer und dann seit 2001 im Gespann unter Klaus Reusing den Aufstieg von der Kreisliga bis in die Regionalliga Süd miterlebte. Prominentester Neuzugang des reinen Amateurkaders ist Stürmer Christoph Werner (22), der immerhin einen Profieinsatz beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern vorzuweisen hat und von der U23 der Roten Teufel kommt. Der bekannteste Spieler im aktuellen Kader ist Torwart Elvir Smajlovic (32), der ein Jahr Profi in der ersten griechischen KASSEL MANNHEIM Neu in der 4. Liga Foto: Zimmermann Coach Klaus Reusing setzt auf Fleiß und Jugend Bescherte dem FC Bayern Alzenau mit dem Aufstieg in die Regionalliga Süd den größten Erfolg der Vereinsgeschichte: Trainer Klaus Reusing. Liga bei AO Xanthi war. Ansonsten vertraut man auf die eigene Jugendarbeit, aus der neun Spieler aus dem 23-Mann-Kader stammen. Lutz ist überzeugt, „dass wir uns aufgrund unseres überragenden Teamgeistes, der Leidenschaft und Disziplin in der Regionalliga halten TRIER Zepek plant Neuanfang Laib: Versetzung in Fuchs sucht einen den Westen als Chance routinierten Stürmer als KSV-Abwehrchef 1Bereits knapp zwei Wochen vor Saisonstart hat der KSV Hessen Kassel den Großteil seiner Personalplanungen abgeschlossen. Zuletzt vermeldete der Titelanwärter der Regionalliga Süd die Verpflichtung der Abwehrspieler Michael Zepek (vereinslos) und Stefan Markolf (Wuppertaler SV). „Bis auf Thorsten Schönewolf konnten wir den gesamten Stamm halten und uns mit diesem Duo verstärken“, ist Vorstandsboss Jens Rose zuversichtlich. Der 36-jährige Kapitän Schönewolf beendet seine Karriere, für ihn wurde Zepek als neuer Abwehrchef unter Vertrag genommen. Früher galt der Ex-Leverkusener als größtes deutsches Verteidigertalent, Real Madrid hatte um die Jahrtausendwende eine Millionensumme geboten. Zuletzt aber war der 28Jährige ein Jahr lang ohne Verein. Auch Reservetorwart Tobias Wolf wird beim KSV bleiben, der noch einen Ersatz für Torjäger Thorsten Bauer sucht. „Möglichst einen jungen Angreifer, der nicht nur im Zentrum agieren kann“, wünscht sich Rose. MICHAEL BREHME 1Der SV Waldhof Mannheim startet ab der kommenden Saison in der Regionalliga West. Für den Verein ist dies allerdings keine Überraschung, hatte der Klub doch selbst gegenüber dem DFB diesen Wunsch geäußert. „Normalerweise gehören wir in den Süden, aber nun freuen wir uns auf interessante SüdwestDerbys gegen Worms, Elversberg, Trier und Saarbrücken. Außerdem gibt es im Westen attraktive Traditionsklubs wie RW Essen oder Preußen Münster, die auch auswärts viele Fans mitbringen,“ meint Geschäftsführer Andreas Laib. Die Tatsache, dass viele U 23Teams in dieser Liga spielen, schreckt die Waldhöfer nicht. Schalke, Mönchengladbach, Mainz und Kaiserslautern üben auch mit ihren Reserveteams eine große Anziehungskraft aus. „Das Plus an Zweiten Mannschaften wird angesichts der attraktiven Traditionsvereine nicht ins Gewicht fallen“, glaubt der Sportliche Leiter Günter Sebert den angestrebten Zuschauerschnitt von 3000 Besuchern erreichen zu können. RO N A L D D I N G 1Bei Eintracht Trier laufen die Planungen für die neue Saison auf Hochtouren. Keine Rolle mehr spielen in den Planungen von Trainer Mario Basler Pero Miletic, Christian Müller, Moussa Touré (trotz Verträgen bis 2010), Malick Traore, Lars Schäfer, Marc Barton, Kent O’Connor und Andreas Hesslein. Auch Erwin Bradasch steht in der Gunst Baslers nicht mehr weit oben – der 28-Jährige hat jedoch noch Vertrag bis 2011. Sebastian Hartung wechselt zum SSV Reutlingen. Als Neuzugänge stehen bislang die Defensivkräfte Dimitri del Gobo Araujo (30, Alki Larnaca) und Nicolas Fernandes (21, FCO Dijon II) fest. Auch die Mittelfeldspieler Andreas Anicic (24) und Martin Wagner (22, beide Viktoria Aschaffenburg) sowie Talent Max BachlStaudinger (18, Jahn Regensburg) haben in Trier unterschrieben. Laut Sportlichem Leiter Fritz Fuchs steht nun noch ein routinierter Stürmer auf der Wunschliste. Der Klub hat Kontakt zu einen Angreifer mit Profi-Erfahrung aus dem europäischen Ausland. M I R KO B L A H A K werden.“ Trotz des Mini-Etats von 390 000 Euro. Mit an Bord bleibt Urgestein und Kapitän Benny Goedecke (30), der seit 1998 Torjäger der Mannschaft und die Speerspitze des 4-2-3-1-Systems ist, das Reusing bevorzugt. MICHAEL HEIL PERSONALIEN SV DARMSTADT 98 Mittelfeldspieler Boris Kolb (29), zuletzt Kapitän des Drittligisten SV Sandhausen, kehrt nach sechs Jahren ans Böllenfalltor zurück. Außerdem kommen die beiden Abwehrspieler Fouad Brighache (27, Kickers Offenbach) und Markus Brüdigam (23) von Viktoria Aschaffenburg. Zu den weiteren Verpflichtungen zählt auch Mittelfeldakteur Marc Klopp (20) vom KSV Klein-Karben (Oberliga Hessen), Sohn von Dortmunds Trainer Jürgen Klopp. ROT-WEISS ESSEN RWE hat sich mit Sebastian Stachnik (23) vom 1. FC Kaiserslautern II über einen Wechsel geeinigt. Der Angreifer hat in der abgelaufenen Saison in 33 Regionalliga-Partien 16 Treffer markiert. SV ELVERSBERG Defensivallrounder Sascha Herröder (21, Viktoria Aschaffenburg) hat bis Juni 2011 unterschrieben. SV WEHEN WIESBADEN II Die beiden Mittelfeldakteure Ferhat Kiraz (20) und Ertan Ekiz (23) haben ihre Verträge um jeweils zwei Jahre verlängert. 60 REGIONALLIGA kicker, 22. Juni 2009 PERSONALIEN Ferner braucht Ersatz für Torjäger Hajdarovic ROT-WEISS ESSEN 1Nach zwei Jahren in der Oberliga Südwest hat der 1. FC Saarbrücken den ersten Schritt auf dem angestrebten Weg zurück in den ProfiFußball geschafft. Bereits sechs Spieltage vor Rundenende konnte die Meisterschaft im heimischen Ludwigspark-Stadion nach einem glanzlosen 3:0 über den Letzten SG Bad Breisig gefeiert werden. Erst danach leistete sich die seit Saisonbeginn von Dieter Ferner (60) trai- Neu in der 4. Liga nierte Truppe drei 1:2-Niederlagen auf fremden Plätzen. Sieben Punkte Vorsprung auf den FC Homburg retteten die Malstatter ins Ziel. Eigentlich hätte frühzeitig an der neuen Mannschaft gefeilt werden können, denn die Abgänge von Nazif Hajdarovic (25), der mit 21 Toren Torschützenkönig wurde, zu Bayern München II, und von Philipp Wollscheid (20) zum 1. FC Nürnberg II standen früh fest. Doch die durch großspurige Vorgänger geläuterte Führungsmannschaft um Präsident Horst Hinschberger und den früheren Zweitligatorwart Harald Ebertz (Vizepräsident, zuständig für den sportlichen Bereich) ließ sich Zeit mit Neuverpflichtungen. Mittlerweile konnten mit Rückkehrer Nico Zimmermann (23) vom SV Elversberg, Jonathan Zydko (29) vom luxemburgischen Erstligisten UN Käerjeng und Tim Bauer (21) vom 1. FC Köln II sowie Marc Lerandy (27, VfR Willstätt), Marcus Mann (25, Stuttgarter Kickers) und Torwart Michael Müller (19, SC Freiburg II) sechs Zugänge präsentiert werden. Neben Hajdarovic und Wollscheid verlassen Fabian Seel (zum Saarlandligisten 1. FC Reimsbach), Stephan Otte, Pierre Hallé sowie die Brüder Pascal und Phillippe Stelletta (alle mit unbekanntem Ziel) den FCS. Unter den Neuen ist kein ausgesprochener Stürmer, so dass hier weiter Handlungsbedarf besteht. Problematisch könnte es auch zwischen den Pfosten werden, weil Stammtorwart Enver Marina wegen einer langanhaltenden Verletzung im Leistenbereich fast die komplette Rückrunde aussetzen musste und sein Vertreter Tobias Rott eine Ausbildung im öffentlichen Dienst beginnt. Erfolgstrainer: Dieter Ferner. „Vater“ des Regionalliga-Aufstiegs ist Dieter Ferner, der 1977 als Bundesliga-Torwart des 1. FC Saarbrücken nah der A-Nationalmannschaft war. Nach mehreren Kurzzeit-Berufungen leitete er den FCS nun zum ersten Mal über einen längeren Zeitraum als Trainer – und das gleich äußerst erfolgreich. HORST FRIED SCHALKE II: Entscheidung in dieser Woche Scherr kündigt den neuen Trainer an 1Bei der Zweitvertretung des FC Schalke 04 sind nur noch wenige Fragen offen. Dabei ist eine Entscheidung allerdings besonders wichtig: Wer wird neuer Trainer bei den „Königsblauen“? „Wir haben die Gespräche geführt und werden bis Mitte der Woche unseren Trainer vorstellen können“, erklärt dazu Schalkes Nachwuchskoordinator Uwe Scherr (42). TRIER: Hinter Bradasch steht ein Fragezeichen Fuchs hat einen Stürmer an der Angel 1Gespannt warten Mannschaft und Klubspitze von Eintracht Trier auf den 27. Juni. Dann wird die erste Runde im DFB-Pokal ausgelost, für die sich die Moselaner durch den knappen 2:0-Erfolg nach Verlängerung gegen den Oberligisten SV Roßbach/Verscheid im Finale des Rheinlandpokals qualifiziert haben. Für die neue Saison plant die Eintracht nicht mehr mit den Spielern Pero Miletic, Christian Müller, Moussa Touré (trotz Verträgen bis 2010), Malick Traore, Lars Schäfer, Marc Barton, Kent O’Connor und Andreas Hesslein. Auch Erwin Bradasch steht in der Gunst von Eintracht-Trainer Mario Basler nicht mehr oben – der 28-Jährige Foto: Schlichter SAARBRÜCKEN: Wiederaufstieg nach zwei Jahren Oberliga hat jedoch noch Vertrag bis 2011. Sebastian Hartung, der ebenfalls auf der Kippe stand, wechselt zum SSV Reutlingen. Als Zugänge stehen bislang die Defensivkräfte Dimitri (30, Alki Larnaca/Zypern) und Nicolas Fernandes (21, FCO Dijon II/Frankreich) sowie die Mittelfeldspieler Andreas Anicic (24), Martin Wagner (22, beide Viktoria Aschaffenburg) und Max Bachl-Staudinger (18, Jahn Regensburg U 19) fest. Laut dem Sportlichen Leiter Fritz Fuchs befindet sich nun noch ein routinierter Stürmer ganz oben auf der Wunschliste. Der Klub hat einen Angreifer aus dem europäischen Ausland mit Profi-Erfahrung an der Angel. M I R KO B L A H A K Fest steht bereits, dass der ehemalige Bundesligaprofi Sven Kmetsch (38), der seit Sommer 2005 die U 23 als Assistent mitbetreut, nicht zum Chef aufsteigen wird. Weil der Schalker Kader im Vergleich zur Vorsaison breiter aufgestellt wird, wurde auch der Trainerstab um einen weiteren Assistenten ergänzt. Neben Kmetsch wird Sven Hübscher (30), bisher als Co-Trainer der Schalker A-Junioren tätig, den neuen Cheftrainer der RegionalligaMannschaft unterstützen. Die Planungen für den Kader, der am 2. Juli das Training aufnehmen wird, sind weitgehend abgeschlossen. Die Abwehrspieler Dennis Lapaczinski (27, SSV Reutlingen) und Cedric Mimbala (22, Fortuna Köln), die Mittelfeldspieler Lukas Schmitz (20, VfL Bochum II), Massih Wassey (21, Preußen Münster) und Christoph Moritz (19, Alemannia Aachen U 19) sowie Angreifer Murat Turhan (22, SC Wiedenbrück) stehen als externe Zugänge fest. Dazu kommen die Eigengewächse Lars Unnerstall (18, Tor), Christian Melchner (18), David Müller (19, beide Abwehr) und Pascal Odrich (18, Mittelfeld). „Wir suchen noch nach einem Linksverteidiger. Dann wäre der Kader komplett und wir auf jeder Position doppelt besetzt“, sagt Uwe Scherr. M AT T H I A S J A N S E N RWE hat sich mit Stürmer Sebastian Stachnik (23) vom 1. FC Kaiserslautern II über einen Wechsel geeinigt. Der Berliner erzielte in 33 Spielen 16 Treffer. „Sebastian war schon in der Winterpause auf unserer Liste“, erklärte Teamchef Thomas Strunz (41). Zuvor wurde Denny Herzig (24) von der SV Elversberg (29 Einsätze/8 Tore) verpflichtet. Der frühere EnglandProfi kann in der Abwehr und im defensiven Mittelfeld spielen. SV ELVERSBERG Einen Zweijahresvertrag erhielt Defensivspieler Sascha Herröder (21) von Viktoria Aschaffenburg. 1. FC KAISERSLAUTERN II Von Wormatia Worms kommt Angreifer Andrew Wooten (19). SPORTFREUNDE LOTTE Der Sportliche Leiter Klaus Bienemann (54) wird seinen Ende Juni auslaufenden Vertrag aus beruflichen und familiären Gründen nicht verlängern. Der Studienrektor am Berufskolleg Rheine war insgesamt sechs Jahre, zuerst als Trainer, in Lotte tätig. + + + Furkan Güraslan (22), von 2006 bis 2008 für die Sportfreunde aktiv, kehrt vom türkischen Zweitligisten Kartalspor zurück. Der Offensivspieler erhielt einen Einjahresvertrag. 1. FSV MAINZ 05 II Abwehrspieler Marco Steil (21) unterschrieb für ein Jahr beim FC Vaduz (Schweiz/2. Liga). Der von Ex-Nationalspieler Pierre Littbarski (49) trainierte Klub aus Liechtenstein hat auch Dennis Kempe (23, 1. FC Kleve) und Kai Koitka (27, BV Cloppenburg) verpflichtet. BONNER SC Das offensive Mittelfeld verstärkt der Ex-Ahlener Danilo (25). Der Brasilianer mit portugiesischem Pass kommt vom SV Wehen Wiesbaden II (26 Einsätze/3 Tore). FORTUNA DÜSSELDORF II Verpflichtet wurden Linksverteidiger Marcel Löber (21) vom MSV Duisburg II und der zentrale Mittelfeldspieler Fatlum Zaskoku (21) von Germania Dattenfeld. + + + Torhüter Patrick Nettekoven (22) hat bis 2010 verlängert. REGIONALLIGA WEST Die Vorrunden-Tagung der Westvereine findet am Dienstag, 14. Juli (11 Uhr) in der Sportschule Oberwerth in Koblenz statt. BOXEN kicker, 22. Juni 2009 61 SCHWERGEWICHTS-WM: Nach Chagaevs Demontage gehen Champion Wladimir die Gegner aus Klitschko: Der Hammer auf Schalke heuer populären Brüder aus der Ukraine verteidigte seine Schwergewichts-Titel der Verbände IBF, WBO und IBO, ohne den WBA-Gürtel, den Chagaev mitgebracht hatte, der Familiensammlung hinzufügen zu können. Die WBA hatte wegen ihres Kuddelmuddels mit zwei Titelträgern – Chagaev und den von ihm besiegten Nikolai Walujew – den Kampf, den 10,39 Millionen Zuschauer am Fernseher verfolgten, nicht als Vereinigung sanktioniert. Mit der linken Führhand beherrschte Zwei-Meter-Athlet Wladimir Klitschko den 15 Zentimeter kleineren Rechtsausleger nach Belieben. Er zermürbte ihn systematisch, ließ den Usbeken nie an sich herankommen, erschütterte mit Links-rechts-Kombinationen den nur beherzt, aber wirkungslos kämpfenden Gegner. „Ich habe den Schlüssel gesucht, aber nicht gefunden“, sagte Chagaev kleinlaut. Er erlitt seine erste Niederlage in 27 Profikämpfen. Der Punktestand: 89:81, 88:82, 90:79. Wladimir Klitschko, dessen Karriere vor fünf Jahren nach den K.-o.- Niederlagen gegen Sanders und Brewster schon so gut wie beendet schien, boxte brillant wie nie. So entspannt, selbstbewusst, siegessicher und nervenstark, aber dennoch hochkonzentriert und strategisch konsequent, hatte „Dr. Steelhammer“ noch keinen ernst zu nehmenden Gegner demon- tiert. Sein bester Kampf! Wladimir Klitschko widersprach: „Ich habe zwar alles gegeben, aber nicht alles gezeigt. Meine besten und schwerstes Kämpfe liegen noch vor mir.“ Gegen wen denn, bitte? Es ist weit und breit keiner da, der Wladimir Klitschkos Dominanz beenden könnte. H A RT M U T S C H E R Z E R Foto: firo 1Felix Magath wäre sicherlich froh, hätte er „Auf Schalke“ einen Dominator wie Wladimir Klitschko (33). Das Ziel: „Ich will mit Schalke Meister werden“, würde der neue Cheftrainer garantiert erreichen. Die souveräne Demonstration der hohen Kunst des stilvollen Faustkampfes gegen den völlig chancenlosen Ruslan Chagaev (30) begeisterte die 60 000 Zuschauer in der Fußball-Arena, als hätte der FC Schalke die Bayern mit 5:0 erniedrigt. Um den „Knockout auf Schalke“, so das Motto, brachte Michael Timm die gigantischste Zuschauerkulisse bei einem Boxkampf in Deutschland seit der Ära Max Schmeling. Der Trainer ließ – gegen dessen Willen – Chagaev zur zehnten Runde nicht mehr antreten. Timm wollte seinen Boxer „schützen“, nicht zulassen, dass er „vernichtet“ wird. Somit geht das Ergebnis als „Technischer K.o. zehnte Runde“ in die Statistik Wladimir Klitschkos von nunmehr 53 Siegen (47 vorzeitig) in 56 Kämpfen (drei vorzeitige Niederlagen) ein. Der jüngere der charismatischen, unge- Gigantisch: 60 000 Zuschauer sahen „Auf Schalke“ den Klitschko-Kampf, die größte Box-Kulisse in Deutschland seit der Ära Max Schmeling. GESCHICHTE: Das unvergessliche Sportstudio-„Interview“ vor genau 40 Jahren „Ich bedanke mich für dieses Gespräch“ efühlt dauert das vielleicht berühmteste „Interview“ der deutschen Sportgeschichte mindestens eine Viertelstunde. In Wahrheit sind es gerade mal 130 Sekunden. Zwei Minuten und zehn Sekunden, in denen Boxer Norbert Grupe, damals 28, im Aktuellen Sportstudio des ZDF zu seiner Niederlage im Berliner Sportpalast gegen den Argentinier Oscar Bonavena nicht viel zu sagen hat. Moderator Rainer Günzler (1927–1977) liefert an diesem 21. Juni 1969 ein Solo-Glanzstück ab. Grupe, der sich selbst Prinz Wilhelm von Homburg nannte, erlag 2004 in Puerto Vallarta/Mexiko einem Krebsleiden. Der weitgehende Monolog im Wortlaut: Günzler: Wie fühlen Sie sich nach den fünf Niederschlägen von gestern Abend? Grupe: Die war’n gestern Abend, ne? Günzler: Ja. Gestern Abend, ne? Wie geht’s Ihnen denn – gut? Grupe: Heute geht’s mir gut. Günzler: … geht’s wieder gut. Sie haben sich bei irgendeinem Niederschlag den Knöchel verletzt. Sind Sie umgekippt? Grupe: schweigt, lächelt, schnauft Günzler: Er ist umgekippt. Ich weiß. Er hat es mir vorher erzählt. Sagen Sie mir, hm, hatten Sie schon vor dem Kampf den Eindruck, dass Sie Foto (M): ZDF, imago/Enters G Das große Schweigen: Norbert Grupe (links) lässt Rainer Günzlers Fragen unbeantwortet. hier einem stärkeren Gegner gegenüberstehen? Kann man das als Mut bezeichnen, dass Sie gegen Oscar Bonavena gekämpft haben? Oder war das die Vorstufe für das, was man über Sie las, dass Sie jetzt die Handschuhe an den Nagel hängen wollen? Grupe: grinst, zwinkert Günzler: Ich fand Sie in der zweiten Runde besser, muss ich Ihnen sagen, als jetzt im Augenblick. Ich fand Sie echt besser, denn da taten Sie was und jetzt schweigen Sie. Warum schweigen Sie? Grupe: dreht den Kopf,sieht weg, lächelt Günzler: Ihr Lächeln ist ja auch ganz hübsch. Also machen wir eine andere Frage, wenn Sie auf die nicht antworten wollen. War vielleicht der Gewichtsunterschied zu groß? 18 Pfund. Grupe: leckt die Lippen links und rechts mit der Zunge, schaut zu Günzler Günzler: Auch nicht. Der Gewichtsunterschied war also auch nicht zu groß. Dann gestatten Sie mir vielleicht noch eine weitere Frage. Ich hoffe auf eine Antwort. Was (Günzler presst genervt die Daumen aneinander) machen Sie demnächst? Boxen Sie weiter? Gehen Sie nach Amerika? Werden Sie wieder Schauspieler? Oder wie sieht’s aus? Grupe: fasst sich an die Nase, lächelt Günzler: Auch nicht? Ich bedanke mich für dieses Gespräch. Es war reizend. Grupe (im Aufstehen): Ich mich auch. Es war sehr aufschlussreich, und es freut mich, dass Sie nach wie vor dem Boxsport mit freundlichen Augen und Worten gegenüberstehen. Herzlichen Dank, Herr Günzler. Günzler (während er das Kabel um Grupes schon abgelegten Mikrofontransponder wickelt): Bitte schön, deswegen haben wir ja, Herr Grupe, heute Abend auch einen großen Teil unserer Sendezeit dem Boxsport gewidmet. Das war der Grund. AU F G E Z E I C H N E T VO N S T E FA N B O M H A R D FORMEL 1 kicker, 22. Juni 2009 Foto: Sutton/bk&r 62 Verkünder einer neuen Motorsportwelt? Während Promoter Bernie Ecclestone zu den Medien spricht, wendet sich FIA-Präsident Max Mosley ab. Das Ende der Formel 1? Das Silverstone-Wochenende hat den Streit um die Spaltung der weltweit hochwertigsten Rennserie noch verschärft. Stürzt jetzt MAX MOSLEY? Gründen die Teams eine neue Formel? AU S S I LV E R S TO N E B E R I C H T E T HEINZ PRÜLLER 1Am 13. Mai 1950 wurde in Silverstone die Formel-1-WM geboren – ist sie am Wochenende, 59 Jahre oder 811 Rennen später, schon fast begraben worden? Der Total-Crash zwischen dem Weltverband FIA und der Teamvereinigung FOTA stürzt den Rennsport in seine schlimmste Krise. Als würden sich Brasilien, England, Italien und Deutschland von der FIFA lossprengen und ihre eigene Fußball-WM organisieren. Sein Ultimatum an die acht Rebellenteams hat FIA-Präsident Max Mosley (69) zumindest verlängert und deshalb nicht, wie angekündigt, am Samstag das offizielle WM-Starterfeld 2010 bekannt gegeben. Mosley: „Unsere FIA-Anwälte checken derzeit alle Vertragsbrüche der Teams, vor allem seitens Ferrari. Diese Ergebnisse muss ich abwarten.“ Also Feuerpause. Aber die Luft wird dünn. Am Mittwoch tagt in Paris das World Council, der FIA-Weltrat: In ihm sitzen neben Mosley 25 Mitglieder von Teams, Sponsoren oder Veranstaltern. Und ein Misstrauensantrag gegen den Präsidenten liegt in der Luft. 2008 wurde gegen Mosley nach Bekanntwerden einer Sexaffäre die Vertrauensfrage gestellt. Vor der damaligen Generalversammlung konnte er noch 102 von 169 Stimmen für sich gewinnen. Was muss jetzt passieren? „Max Mosley muss sich bewegen, weil er das Ganze verbockt hat. Er hat von den Teams verlangt, sie müssten unterschreiben, und die Bedingungen würden später geklärt. Woraufhin die sich – vollkommen richtig – zusammenschlossen“, sagt Ex-Weltmeister Niki Lauda (60). Mercedes-Sportchef Norbert Haug (56), dessen Stufenplan zur Kostenreduktion die bisher intelligenteste Idee war, hätte im Formel-1-Krieg mit den gigantischen Ausmaßen „lieber heute eine Lösung als morgen. Aber dass wir sie bis Mittwoch finden, halte ich für eher unwahrscheinlich. Wir haben bisher keinen gemeinsamen Nenner gefunden. Aber wir wollen nichts Unrechtes, und die FOTA steht zusammen“. Der Ball liegt beim FIA-Präsidenten. Wird Mosley abgewählt oder tritt er freiwillig zurück, haben Fer- „Vielleicht verschwindet die Formel 1, vielleicht ist sie tot.“ FERNANDO ALONSO, Ex-Champion rari & Co. gewonnen. Und wenn nicht? Dann fahren Williams, Force India und ein paar Neueinsteiger mit Cosworth-Einheitsmotoren, während die namhaften bisherigen Formel-1-Teams ihre eigene Serie betreiben – gemanagt von Flavio Briatore (59). Und vermarktet von der einst durch Mark McCormack (gest. 2003) gegründeten International Management Group (IMG). Superstars wie Jackie Stewart, Jean- Claude Killy, Rod Laver oder Björn Borg befolgten in ihren Karrieren schon IMG-Ratschläge. Das ist die aktuelle Sensationsnachricht aus den USA, wo man selbst 13 Jahre lang unter der Trennung von IndyRacing-League und ChampCarSerie bitter gelitten hat. Trotz dieser Negativerfahrung schwillt der Konflikt zwischen der offiziellen FIA-WM und der „Formel Luca“ oder „Formel Flavio“, für die Ferrari-Boss Luca di Montezemolo (61) und Renault-Teamchef Briatore trommeln, weiter an. Vizeweltmeister Felipe Massa (28) hat schon angekündigt: „Ich fahre, wohin mich Ferrari schickt.“ Ex-Weltmeister Fernando Alonso (28) wählt schärfere Töne: „Wir alle hofften auf eine Lösung im letzten Moment. Aber jetzt haben wir eine neue Situation: Eine neue Rennkategorie kommt – nämlich unsere Serie. Vielleicht verschwindet die Formel 1, vielleicht ist sie tot, vielleicht geht sie weiter – aber nicht mit Einheitsmotoren für alle Fahrer. Vielleicht dauert der Streit noch ein paar Wochen, vielleicht wird alles wieder normal. Die FIA verliert dabei nichts, sie steckt ja kein Geld in den Rennsport. Die neue FOTA-Serie sieht gut aus, auch für die Fans. Das könnte die neue Formel 1 werden.“ Und wo wird gefahren? „Wenn wir nicht mehr auf dem FIASpielplan stehen, nehmen wir die neue Serie sofort“, heißt es aus Silverstone. Monte Carlo gehört der FIA. Spa, Interlagos und Estoril gehören Promoter Bernie Ecclestone (78) persönlich. Strecken wie Rio, Zandvoort, Zolder, Imola, Brands Hatch, Magny-Cours oder der Lausitzring stehen bereit. Doch zu viele Fragen sind offen. Eines der drei neuen Teams etwa klagt bereits: „Unser Sponsor droht: Wenn ihr nicht gegen Ferrari fahrt, zahle ich euch nur das halbe Geld.“ MAX MOSLEY: „Nur noch knapp auseinander“ kicker: Wie weit klafft die Lücke zwischen FOTA und FIA, Mister Mosley? Max Mosley (69, FIA-Präsident): Nicht zu weit. Wir sind nur noch knapp auseinander, und ich hoffe auf eine baldige positive Entscheidung. kicker: Noch vor dem Meeting des World Councils am Mittwoch? Mosley: Das glaube ich nicht, es wird noch dauern. kicker: Was passiert am Mittwoch? Mosley: Dafür sind alle Entscheidungen schon getroffen worden am 29. April (an dem das Budgetlimit von 45 Millionen Euro pro Team und Jahr festgelegt wurde, die Red.). kicker: Werden Sie sich im Herbst Ihrer Wiederwahl zum Präsidenten der FIA stellen? Mosley: Wenn so es weitergeht, auf alle Fälle. Das wären dann insgesamt 18 Jahre. FORMEL 1 kicker, 22. Juni 2009 63 NACHRICHTEN Foto: Getty Images/Curry Mehrkampf-Team für Berlin steht Folgt mir unauffällig: Der spätere Sieger Sebastian Vettel führt das Feld in die erste Runde von Silverstone. BRITISH GRAND PRIX: Brillanter Doppelsieg für Red Bull in Silverstone Riesenjubel um Sebastian Vettel 1Extra für sein Heimspiel in Silverstone hat sich WM-Leader Jenson Button einen neuen Helm entwerfen lassen. „Push The Button“, stand dort zu lesen. Doch nicht der bisher so superstarke Brite im Brawn-Mercedes, sondern sein blutjunger deutscher Verfolger Sebastian Vettel drückte nach Fahrfehlern in jüngerer Zeit (Monte Carlo, Türkei) diesmal alle Knöpfe zur rechten Zeit. Der dritte Sieg seiner Karriere nach Monza 2008 und Schanghai 2009 war – ausgerechnet in England – gleichzeitig sein erster auf trockener Piste. Den Grundstein dazu legte Vettel bereits mit einer herausragenden Leistung im Qualifying. Er stellte seinen generalüberholten und aerodynamisch stark verbesserten Red Bull auf die beste Startposition, obwohl er das mit Abstand schwerste Auto im Feld der zehn Schnellsten bewegte. Konstrukteur Adrian Newey, der sich dank Mark Webber über einen Doppelsieg freute, gestaltete das Heck des neuen RB5 deutlich schlanker, die Front dagegen wurde breiter. Ein perfektioniertes Auto und darüber hinaus für zwei beziehungsweise drei Runden mehr Sprit an Bord zu haben im ersten Rennabschnitt, das bescherte dem 21-jährigen Himmelsstürmer taktisch alle Möglichkeiten. „In der Theorie mag das immer einfach aussehen“, räumte Vettel noch wenige Minuten vor dem Start auch ein, fügte ein kurzes „Aber“ mit an – und vollendete den Satz nicht mehr. Vettel gilt als ungemein abergläubisch. Was es in den 82 Minuten nach Erlöschen der Startampel mitzuteilen gab, sagte Vettel mit dem rech- ten Fuß. Gleichzeitig betätigte er sich als unbezahlter, aber ungemein wertvoller Rennsportbotschafter für den Nürburgring, wo der Kartenvorverkauf für den Deutschland-GP am 12. Juli ab dem heutigen Montag endlich kraftvoll anziehen dürfte. „Ein Traum ist wahr geworden, Jungs! Wir haben den Britischen Grand Prix gewonnen“, bedankte sich Vettel für das hymnische Lob seines Teamchefs Christian Horner, der ihm noch während der Auslaufrunde gefunkt hatte: „Fantastisch, Sebastian! Pole-Position, schnellste Runde und Sieg – einfach brillant.“ Der Hinweis auf den British Grand Prix muss Vettels Mechanikern beim möglichen Abschied von dieser Traditionsstrecke besonders gefallen haben. Zwar schrauben sie für ein Team, das mit österreichischer Lizenz antritt und diesmal – nach der Panne von China – auch die Nationalhymne des Alpenlands zu hören bekam, doch im Herzen sind sie Briten, die Nachfolger des einstigen Stewart- und späteren Jaguar-Teams. „Der erste Rennabschnitt war Irrsinn“, erzählte Vettel noch vor dem Podium seinem Teamkollegen Webber, „ich konnte einfach wegziehen.“ Auch ein Wegziehen von Button an der Spitze hat Vettel mit diesem Sieg fürs Erste verhindert. Zwar liegt er immer noch mit 39 Punkten um zwei Zähler hinter dem Silverstone-Dritten Rubens Barrichello (Brawn-GP), schon am Nürburgring aber könnte sich Vettel zum alleinigen Jäger von Button (64 Punkte), der diesmal nur Sechster wurde, aufschwingen. Wollte Button nach seinen bisher sechs Saisonsiegen stets sein Team über Funk in den siebten Himmel heben, schimpfte er diesmal lauthals über sein Auto. „Es sitzt einfach auf, es geht nicht“, brüllte er ins Bordmikrofon. „Es war eine ziemliche Abreibung heute“, musste auch Teamchef Ross Brawn einräumen. Vom Titel freilich will Vettel noch nichts hören. Nur das: „Wenn’s so weitergeht, habe ich sicher nichts dagegen.“ S T E FA N B O M H A R D Silverstone in Zahlen GP Großbritannien, 8. von 17 WM-Läufen in Silverstone, 60 Runden à 5,141 km (Gesamtdistanz: 308,355 km) 1. Vettel (Heppenheim) Red Bull Renault 1:22:49,328 Std. (Schnitt: 223,385 km/h), 2. Webber (AUS) Red Bull Renault 15,188 Sek. zurück, 3. Barrichello (BRA) Brawn GP 41,175, 4. Massa (BRA) Ferrari 45,043, 5. Rosberg (Wiesbaden) Williams 45,915, 6. Button (GBR) Brawn GP 46,285, 7. Trulli (ITA) Toyota 68,307 Min., 8. Räikkönen (FIN) Ferrari 69,622, 9. Glock (Wersau) Toyota 69,823, 10. Fisichella (ITA) Force India 71,522, 11. Nakajima (JAP) Williams 74,023. Eine Runde zurück: 12. Piquet (BRA) Renault, 13. Kubica (POL) BMW Sauber, 14. Alonso (ESP) Renault, 15. Heidfeld (Mönchengladbach) BMW Sauber, 16. Hamilton (GBR) McLaren-Mercedes, 17. Sutil (Gräfelfing) Force India, 18. Buemi (SUI) Toro Rosso. Ausfälle: Kovalainen (FIN) McLaren-Mercedes (37. Runde/Aufgabe nach Kollision), Bourdais (FRA) Toro Rosso (38./Aufgabe nach Kollision). Schnellste Runde: Vettel 1:20,735 Min. Pole-Position: Vettel 1:19,509 Min. Fahrer-WM: 1. Button 64, 2. Barrichello 41, 3. Vettel 39, 4. Webber 35,5, 5. Trulli 21,5, 6. Massa 16, 7. Rosberg 15,5, 8. Glock 13, 9. Alonso 11, 10. Räikkönen 10, 11. Hamilton 9, 12. Heidfeld 6, 13. Kovalainen 4, 14. Buemi 3, 15. Kubica 2, 16. Bourdais 2. Konstrukteurs-WM: 1. Brawn Grand Prix 105 Punkte, 2. Red Bull 74,5, 3. Toyota 34,5, 4. Ferrari 26, 5. Williams 15,5, 6. McLaren-Mercedes 13, 7. Renault 11, 8. BMW Sauber 8, 9. Toro Rosso 5. Nächster GP: Deutschland, Nürburgring, Sonntag, 12. Juli, 14 Uhr. Leichtathletik: Nach der WMQualifikation in Ratingen hat der Deutsche Leichtathletik-Verband am Sonntag die Tickets für Berlin (15. – 23. August) an Jennifer Oeser (25, Leverkusen), Lilli Schwarzkopf (25, Paderborn), Julia Mächtig (23, Neubrandenburg) sowie Michael Schrader (21, Uerdingen), Norman Müller (23, Halle/Saale) und Pascal Behrenbruch (24, Frankfurt) vergeben. Becker gewinnt Generalprobe Tennis: Zwei Tage vor dem Wimbledonstart hat Benjamin Becker (28) aus Orscholz bei der Generalprobe im niederländischen ’s-Hertogenbosch seinen ersten Titel auf der ATP-Tour gewonnen. Er bezwang als Qualifikant im Finale Lokalmatador Raemon Sluiter 7:5, 6:3. Martin überrascht als Zweiter Rad: Fabian Cancellara (28) hat zum ersten Mal die Tour de Suisse gewonnen. Der Schweizer, der am Sonntag das abschließende Zeitfahren in Bern (38,5 km) gewann, verwies den Erfurter Tony Martin (24) auf den zweiten Platz (2:02 Minuten Rückstand). Der Fahrer vom Columbia-Highroad-Team hatte am Samstag die Bergankunft in Crans Montana und damit das Bergtrikot gewonnen. Sondertraining für Gerdemann Rad: Linus Gerdemann fährt nach einer für ihn enttäuschend verlaufenen Tour de Suisse (Rang 47) zu einer Sonderschicht in die Alpen. „Er hat zwei Wochen vor der Tour de France gehofft, dass er weiter ist. Aber ihm fehlt noch ein Stück“, sagte Christian Henn, Sportlicher Leiter bei Milram. Schmid: Körperverletzung? Rad: Die Staatsanwaltschaft Freiburg weitet das Verfahren gegen Andreas Schmid, den früheren Arzt des Teams T-Mobile, weiter aus. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Focus wollen die Ermittler dem Mediziner durch die Aussage eines neuen Zeugen Körperverletzung nachweisen. Kaymer vorzeitig ausgeschieden Golf: Martin Kaymer (24) hat bei den verregneten US Open in Farmingdale/New York mit 145 Schlägen nach zwei Tagen den Cut verpasst. Am Donnerstag spielt Kaymer als Titelverteidiger bei den BMW International Open in München-Eichenried. 64 SPORTMAGAZIN kicker, 22. Juni 2009 TENNIS: Mit Triumph in Wimbledon zum Grand-Slam-König und wieder die Nummer 1 Federer geht auf Rekordjagd schlägt der Weltranglisten-Zweite gegen den Taiwanesen Yen-Hsun Lu auf. Gewinnt Federer das Turnier, rückt er wieder auf Platz 1 vor, dann als ewiger Grand-Slam-Rekordhalter mit 15 Titeln. Zu den Highlights mit deutscher Beteiligung zählen am Eröffnungstag die Partien von Geheimfavorit und Halle-Sieger Tommy Haas gegen den Österrei- „Es wird wehtun, das Turnier im Fernsehen zu betrachten.“ RAFAEL NADAL, Titelverteidiger cher Alexander Peya, von 2008Halbfinalist Rainer Schüttler gegen den Belgier Xavier Malisse und von Philipp Kohlschreiber gegen Florent Serra (Frankreich). Nadals Absage warf derweil ein Schlaglicht auf die Tretmühle Profitennis, die immer mehr Kraft und Energie von ihren Besten verlangt und sie tagein, tagaus ans körperliche Limit zwingt. Die Einführung neuer Saiten und Rackets nahm die Londoner Times gerade zum Anlass, einen Innovationsstopp zu fordern: „Wenn nichts passiert, wird die Absage von Nadal zum desaströsen Normalfall.“ Auch Schwedens Altmeister Mats Wilander warnte davor, das Thema auf Nadal und seine aufwendige Spielweise zu verengen: „Das Problem geht tiefer. Ein übervoller Terminkalender und eine Technik, die den Spielern nicht mehr hilft, sondern zur Bedrängnis wird.“ Klammheimlich blicken Britanniens Medien und Fans nun aber auch mit noch größerer Erwartung auf ihren Lokalmatador, auf Andy Murray, der letzte Woche im Queens Club gewonnen hatte. „Wenn es einen Profiteur von Nadals Absage gibt, dann Andy Murray“, notierte der Independent, schließlich sei der Spanier die größte Hürde auf dem möglichen Weg ins Finale gewesen. Solch ambitionierte Vorausschau erlaubte sich Murray selbst ganz und gar nicht: „Ich kenne nur den Namen meines ersten Gegners, mehr nicht.“ Und der heißt Robert Kendrick (USA). J Ö RG A L L M E ROT H Lesen Sie zu Wimbledon auch Seite 74. Foto: imago/H.J.D. 1Als seine Profikollegen am Wochenende ihre Trainingsübungen im Aarongi Park absolvierten, 200 Meter Luftlinie vom CentreCourt entfernt, da war der unglückliche Wimbledon-Champion schon daheim – auf Mallorca. In den kommenden 14 Tagen wird er wohl noch manches Mal vom Entzugsschmerz geplagt werden, Rafael Nadal (23), dieser Kämpfertyp, der sein 2008 erobertes Tennisreich in London wegen einer Sehnenentzündung im Knie nicht verteidigen kann. „Es wird wehtun, das Turnier nur vor dem Fernsehen zu betrachten“, sagte der Spanier, der nach langen und quälenden Überlegungen seinen Startverzicht am Freitagabend erklärt hatte: „Es ist der Punkt gekommen, wo ich nicht mehr mit Schmerzen weiterspielen werde.“ Nadals Absage war auch eine Hiobsbotschaft für – Topfavorit Roger Federer. „Ich bin wirklich enttäuscht, dass er nicht spielt. Er ist mein Hauptrivale“, sagte der fünfmalige Sieger und Vorjahresfinalist, der am heutigen Montag das Turnier nun eröffnen darf, ab 14 Uhr Fünfmaliger Sieger in Wimbledon: der Schweizer Roger Federer. BASKETBALL: Über das Play-off-Finale, die Nationalmannschaft und Dirk Nowitzki Bauermann: „Als Bundestrainer blutet mir das Herz“ Foto: imago/Plusphoto 1Bundestrainer Dirk Bauermann (51) leitete am Wochenende einen Lehrgang der A2-Nationalmannschaft in Bamberg. Den 81:78-Sieg der Telekom Baskets Bonn im dritten Play-off-Finalspiel um die Meisterschaft am Sonntag bei den EWE Baskets Oldenburg erlebte er nur am TV. Damit haben die Rheinländer im vierten Duell der Best- Klagt über geringe Einsatzzeiten deutscher Spieler: Dirk Bauermann. of-five-Serie am Dienstag (live auf Eurosport, 18.30 Uhr) Matchball. kicker: Herr Bauermann, wie gefallen Ihnen die Play-offs? Dirk Bauermann: Sie sind durch Spannung und Ausgeglichenheit geprägt wie seit Jahren nicht mehr. Das war schon im Viertelfinale der Fall: Da hat der Vorrunden-Achte Paderborn dem Ersten Berlin alles abverlangt und der Siebte Bamberg den Zweiten Göttingen rausgeworfen. kicker: Weniger dürften Ihnen die geringen Einsatzzeiten der deutschen Akteure in der Finalserie gefallen. Kein Einziger steht in der Startformation. Bei Bonn kommen drei Einheimische von der Ersatzbank, bei Oldenburg zumeist überhaupt keiner. Bauermann: Bei aller Freude über die Qualität der Play-offs ist dies ein Wehrmutstropfen, der bei mir als Bundestrainer, bei den Fans und bei den Experten das Herz bluten lässt. Leider stellt dies die Realität in der Bundesliga dar. Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass sich die Situation in zwei, drei Jahren bessern wird. kicker: In fünf Wochen beginnen Sie mit den Vorbereitungen auf die EM vom 7. bis 20. September in Polen. Die Nationalmannschaft erwartet der größte Umbruch seit Jahren: Patrick Femerling und Pascal Roller sind zurückgetreten, Robert Garrett denkt darüber nach, Ademola Okulaja ist erkrankt, Demond Greene wird pausieren. Bauermann: Man kann von einem radikalen Neuaufbau reden. Mit den Gießenern Heiko Schaffartzik und Johannes Lischka, dem Ulmer Per Günther, dem Bonner Johannes Strasser, dem Kölner Tibor Pleiß, Robin Benzing aus Langen, Elias Harris aus Speyer sowie Lucca Staiger von der Iowa State University werden junge Spieler eine Chance erhalten, die Druck auf die verbliebenen Leistungsträger machen werden. kicker: Gibt es Neuigkeiten von Dirk Nowitzki, der am Freitag seinen 31. Geburtstag feierte? Bauermann: Da ist der Status quo unverändert: Er selbst ist nach wie vor unentschlossen, und ich bin verhalten optimistisch, dass er in Polen spielen wird. I N T E RV I EW: DINO REISNER AM DONNERSTAG IM KICKER Bundesliga auf Spielersuche Die Jagd nach neuen Stars 66 WÄHLT DIE KICKER 2009 ÜBER 126 000 STIMMEN KÜREN DIE SYMPATHIE-TRÄGER DER BUNDESLIGA Ribery knapp vor Magath In acht Kategorien vergibt der kicker jährlich das GOLDENE K. Bei der Abstimmung der Leser gaben wie immer nicht nur die Erfolge auf dem Platz den Ausschlag. Sie haben gewählt – hier sind Ihre Sieger. lles, was zählt, ist der Titel!“ Oft genug wird dieser Leitsatz wiederholt, vor allem von den Profis der Topklubs, für die das Gewinnen von Pokalen schlicht ein Naturgesetz darstellt. Erfolg steht über allem, dabei haben die Fans auch ein feines Gespür für das Auftreten ihrer Stars jenseits aller Jubelfeiern. Genau deshalb vergibt der kicker schon seit 1974 Jahr für Jahr das „Goldene k“, einen der begehrtesten Preise im deutschen Fußball. Insgesamt 126 272 Stimmen kürten bei der Publikumswahl die sympathischsten Akteure der Bundesliga in acht Kategorien. Am meisten Zuspruch bekam dabei Franck Ribery. Bayerns frecher Franzose wurde 8357-mal gewählt. Er darf sich auch in seiner zweiten Saison in Deutschland wieder über ein Goldenes k freuen. Felix Magath haben die Fans seinen plötzlichen Abschied aus Wolfsburg offenbar schnell verziehen. Für den neuen Schalke-Coach gingen mit 8043 die zweitmeisten Stimmen der Wahl ein. Sein Sinn für feine Ironie kam beim Publikum ebenso an wie die Erfolge seiner Mannschaft. Da hatte selbst Dortmunds Jürgen Klopp keine Chance, der weit abgeschlagen hinter Magath bei den Trainern auf Platz 2 landete. Unangefochten in Front lag letztlich auch Grafite. Seine 28 Treffer hatten dem Brasilianer bereits die Torjägerkanone des kicker eingebracht, nun bekommt er obendrein auch noch ein Goldenes k. Sein Slalomlauf mit Hackentor beim 5:1 gegen die Bayern wird in jedem Rückblick einen prominenten Platz einnehmen. Doch trotz des Wirbels um ihn blieb Grafite stets locker und entspannt, sogar Deutsch hat er in relativ kurzer Zeit gelernt. Robert Enke hingegen konnte einem manchmal leidtun. 69 Tore kassierte Hannovers Schlussmann, so viele wie kein anderer in der abgelaufenen Saison. Dennoch schaffte er es ins Tor der Nationalmannschaft. Philipp Lahm hat dort längst seinen Stammplatz, genau wie in der Gunst der kicker-Leser, die den Außenverteidiger der Bayern erneut zum sympathischsten Profi auf seiner Position wählten. Für ihn blieb es die einzige Trophäe der Saison. Titel sind eben doch nicht alles. M A RT I N G RU E N E R Nummer 1 der Fans: Hannovers Torwart Robert Enke (31). Berliner Bollwerk: Herthas Josip Simunic (31) stand felsenfest. Titel verteidigt: Philipp Lahm (25) gewann erneut ein Goldenes k. A Torhüter Innenverteidiger 1. Robert Enke (Hannover 96) 21,9 % 2. Tim Wiese (Werder Bremen) 13,2 % 3. Diego Benaglio (VfL Wolfsburg) 11,0 % 4. Manuel Neuer (Schalke 04) 9,1 % 5. René Adler (Bayer Leverkusen) 8,8 % 1. Josip Simunic (Hertha BSC) 2. Per Mertesacker (W. Bremen) 3. Neven Subotic (Bor. Dortmund) 4. Serdar Tasci (VfB Stuttgart) 5. Lucio (Bayern München) Außenbahn defensiv 19,9 % 16,5 % 16,2 % 6,80 % 6,0 % 1. Philipp Lahm (FC Bayern) 2. Marcel Schäfer (Wolfsburg) 3. Andreas Beck (Hoffenheim) 4. Patrick Owomoyela (Dortmund) 5. Rafinha (Schalke 04) Die Gewinner im Vorjahr Torhüter René Adler (Bayer Leverkusen) 51,3 % Innenverteidiger Martin Demichelis (FC Bayern) 36,7 % Außenbahn defensiv Philipp Lahm (FC Bayern) 28,5 % Außenbahn offensiv Franck Ribery (FC Bayern) 66,0 % Mittelfeld defensiv Simon Rolfes (Bayer Leverkusen) 25,1 % Mittelfeld offensiv Diego (Werder Bremen) 58,6 % Stürmer Luca Toni (FC Bayern) 57,9 % Trainer Ottmar Hitzfeld (FC Bayern) 35,2 % Monsieur 100 000 Volt: Franck Ribery (26) zauberte wieder. Außenbahn offensiv 32,9 % 25,8 % 6,9 % 5,7 % 5,0 % 1. Franck Ribery (FC Bayern) 2. Marko Marin (M’Gladbach) 3. Marcell Jansen (Hamburger SV) 4. Renato Augusto (Leverkusen) 5. Patrick Ebert (Hertha BSC) 53,0 % 7,6 % 7,0 % 5,3 % 2,0 % 67 Fotos: imago/Simon, imago/Kaletta, Wende/Winter, imago/Team2, imago/Action-pictures (2), imago/Contrast (2), Witters, kicker, 22. Juni 2009 Ein-Mann-Ballett in Weiß: Franck Ribery wurde in seiner zweiten Saison bei Bayern auch zum zweiten Mal von den kicker-Lesern ausgezeichnet. Chef beim Meister: Josué (29), der Kapitän der Wolfsburger. Mittelfeld defensiv 1. Josué (VfL Wolfsburg) 2. Sebastian Kehl (Dortmund) 3. Thomas Hitzlsperger (Stuttgart) 4. Sami Khedira (Stuttgart) 5. Zé Roberto (FC Bayern) Immer auf Ballhöhe: Zvjezdan Misimovic (27) bewies Übersicht. Mittelfeld offensiv 16,0 % 13,5 % 11,6 % 10,7 % 9,6 % 1. Zvjezdan Misimovic (Wolfsburg) 2. Diego (Werder Bremen) 3. Mesut Özil (Werder Bremen) 4. Tamas Hajnal (Bor. Dortmund) 5. Carlos Eduardo (Hoffenheim) Torjäger mit Kanone: Wolfsburgs Meisterschütze Grafite (30). Stürmer 39,5 % 35,7 % 2,4 % 2,3 % 1,8 % 1. Grafite (Wolfsburg) 2. Edin Dzeko (Wolfsburg) 3. Mario Gomez (Stuttgart) 4. Vedad Ibisevic (Hoffenheim) 5. Lukas Podolski (FC Bayern) Erst Schale, jetzt Schalke: Felix Magath (55) überraschte doppelt. Trainer 36,0 % 22,8 % 19,4 % 4,9 % 1,8 % 1. Felix Magath (Wolfsburg) 2. Jürgen Klopp (Dortmund) 3. Markus Babbel (Stuttgart) 4. Lucien Favre (Hertha BSC) 5. Martin Jol (Hamburger SV) 51,0 % 14,0 % 11,1 % 4,1 % 3,2 % 68 3. LIGA kicker, 22. Juni 2009 Fotos: imago/Bild 13, imago/Sven Simon Der Coup des Milliardärs: Dietrich Mateschitz (links) und Andreas Sadlo wollen auch im deutschen Fußball für Furore sorgen. Unten: So könnte das neue Logo bald schon aussehen. Das Projekt Zaubertrank as Telefon steht nicht mehr still: Spielervermittler, Marketingexperten, Trittbrettfahrer aller Couleur melden sich auf der Geschäftsstelle des SSV Markranstädt und wollen aufspringen auf den Zug, den Red Bull mit der Gründung des „RasenBallsport Leipzig e.V.“ in Bewegung gesetzt hat. Nur: Die zwei bedauernswerten Kräfte, die da im Vereinsheim ihren Dienst tun, können nicht helfen und werden über Gebühr strapaziert. Weshalb Manager Holger Nussbaum (40) ein Schreiben an die neuen Macher in Österreich verfasst hat mit der dringenden Bitte, Abhilfe zu schaffen, Präsenz zu zeigen. Die Macher, das sind der milliardenschwere Unternehmenschef Dietrich Mateschitz (65), dessen Teams die Formel-1-Szene beleben und der zuletzt als Boss von Red Bull Salzburg in Österreich den Meistertitel holte, Markus Egger (36), Geschäftsführer von Salzburg sowie Andreas Sadlo (41). Der gebürtige Kitzbüheler hat sich im Auftrag von Red Bull zum Vorsitzenden des RB Leipzig wählen lassen und sieht sich am Beginn einer „Entdeckungsreise“. Während dieser lässt Sadlo seine Lizenz als Spielerver- D Dieser Sponsor hat’s in sich: 100 MILLIONEN EURO will ein Getränkehersteller in einen Fünftliga-Klub investieren. Bald schon sollen die Flügel wachsen. mittler ruhen, die Tätigkeit wäre ihm als Vereinschef eh untersagt. Weil sich Sadlo bei einem Unfall das Schulterblatt gebrochen hat, kann er erst in zwei Wochen so richtig in Sachsen loslegen. Die Entscheidungen fallen derzeit ohnehin in Salzburg und nicht in der 15 000 Einwohner zählenden Stadt am südwestlichen Rand von Leipzig. Red Bull hat den Einstieg in den deutschen Fußball jahrelang geplant und, als der richtige Klub gefunden war, binnen sechs Wochen ruckzuck vollzogen. Mit einem Konzept, das Traditionalisten bitter aufstoßen mag, das aber auf den ersten Blick keinen Verlierer kennt. Die Fußballer des SSV, die mit einem Etat von 350 000 Euro über die Runden kommen mussten und pro Heimspiel im Schnitt 500 Zuschauer zählten, sehnten sich ohnehin nach Ausgliederung vom Gesamtverein und nach einem Investor. Red Bull kam wie gerufen. Der Deal: Für einen Ausgleich in wohl sechsstelliger Höhe wurden die drei Männer-Mannschaften sowie das Alt-Herren-Team aus dem Verein herausgelöst und fungieren fortan als RB Leipzig. Die Jugendabteilung bleibt beim SSV. An einem nicht festgelegten Zeitpunkt soll die 2. Mannschaft (derzeit in der Bezirksliga) wieder an den SSV rücküberführt werden. Fertig wäre das Ausleihgeschäft. 100 Millionen Euro, so heißt es, will der Getränkehersteller in das Projekt stecken, das innerhalb von sieben Jahren den Durchmarsch von der Oberliga in die Bundesliga vorsehen soll. Offiziell redet man in der Firmenzentrale weder über Zahlen noch über Zeitziele. Man wolle, so die Verlautbarung, mit „realistischen Budgets möglichst rasch in den Profifußball gelangen“. Zu den Profiteuren zählt auch Kinowelt-Gründer Michael Kölmel (55) mit seinem bislang meist leerstehenden Zentralstadion. Schon in der kommenden Saison werden dort die Derbys gegen die gleichfalls fünftklassigen Lokalrivalen Lok und FC Sachsen ausgetragen. Bei Regionalliga-Aufstieg ist der komplette Umzug geplant in das 44 000 Zuschauer fassende Stadion, das dann möglicherweise Red-BullArena heißt. Die Namensrechte hat sich der Konzern schon mal reservieren lassen. Noch ist unklar, wie sich der Kader verändern wird. Fest steht, dass sowohl Trainer Tino Vogel wie auch die 23 Spieler, die gültige Verträge besitzen, übernommen werden. In welcher der drei Mannschaften sie wirken dürfen, hänge, so Sadlo, von den anstehenden Perspektivgesprächen ab. Künftig wird nicht mehr viermal die Woche Freizeitfußball betrieben, sondern unter Profibedingungen gearbeitet. Und „natürlich wird sich das Gesicht der Mannschaft verändern“, so Sadlo, der weiß, dass er vor einem schweren Spagat steht. Ob das neue Leipziger Fußball-Baby die erhoffte Akzeptanz findet, hängt wesentlich davon ab, die richtige Balance zu finden zwischen Vorhandenem und Neuem. Bekanntlich sind die ersten Schritte immer die schwersten. O L I V E R H A RT M A N N 2. BUNDESLIGA kicker, 22. Juni 2009 Auf die harte Tour Die harte Tour wählte Rydlewicz, der bereits mit 16 als Jüngster aller Zeiten in der DDR-Oberliga auflief, schon als Spieler. Als Sportlicher Leiter setzt er dies fort. Nach der abgelaufenen Saison wurde der Kader schonungslos ausgemistet. Gleich acht Spieler erhielten trotz gültiger Verträge den Laufpass, weil sie sportlich und/oder menschlich nicht ins Konzept passten. Sieben davon sind noch ohne neuen Arbeitgeber, dürfen sich künftig allenfalls noch in der 2. Mannschaft fit halten. Kompromisslos zeigte sich Rydlewicz auch bei den Personalgesprächen. Weil Krisztian Lisztes eine Gehaltserhöhung einforderte, erhielt er den Laufpass. Als Enrico Kern vergangene Woche die Vertragsverlängerung von finanziellen Nachbesserungen abhängig machte, blieb Rydlewicz unbeeindruckt: „Wenn ich sage, die Grenze ist erreicht, dann ist sie erreicht.“ Kern unterschrieb dennoch und setzte damit das von Rydlewicz erhoffte Zeichen, dass der neue Kurs von den sportlichen Leitfiguren mitgetragen wird. „Ein kleiner Verein wie wir lebt vom Zusammenhalt und von der Kontinuität“, sagt Rydlewicz und nennt das Bremer Modell als Vorbild. Als Schaaf und Allofs 1999 bei Werder als Trainer und Geschäftsführer anfingen, hieß der HansaTrainer auch Zachhuber. Aber: In Rostock wurde seitdem der Trainer zehnmal ausgewechselt. Konsequenter Manager: RENÉ RYDLEWICZ (35) fährt bei Absteiger Hansa Rostock einen Kurs ohne Kompromisse. r schätzt Thomas Schaaf, Friedhelm Funkel – und eben Andreas Zachhuber. Männer, die für Kontinuität stehen, für Ehrlichkeit und Bodenständigkeit. Trainer, die sich mehr Gedanken machen um ihre Mannschaft als um ihre Außendarstellung. Typen vom alten Schlag eben. „Die gibt’s doch immer weniger“, sagt René Rydlewicz bedauernd, „für mich zählt nur ehrliche Arbeit.“ In Rostock genießen die traditionellen Werte wieder oberste Priorität, seit Rydlewicz als Manager die Richtung vorgeben darf. Geradeheraus war der Blondschopf schon immer, was ihm etliche Beulen und das vorzeitige Karriereende beschert hat. Als er vor gut einem Jahr in einem kicker-Interview den Jugendwahn des Vereins und die Personalpolitik des Trainers für Hansas Untergang verantwortlich machte, wurde er von Frank Pagelsdorf suspendiert, vom Klub mit 3000 Euro Geldstrafe belegt und zum Saisonende aussortiert. Acht Monate später bat man ihn, als Manager zu verhindern, was er als Spieler vorhergesagt hatte: den Absturz in die Drittklassigkeit. Seitdem weht ein neuer Wind beim Ostsee-Klub. Rydlewicz beurlaubte den plan- und glücklosen Dieter Eilts und holte den einstigen Retter Zachhuber aus der Versenkung – ein Glücksgriff und der Grundstein für die am letzten Spieltag vollzogene Rettung. Rydlewicz und Zachhuber, das sind zwei Seelenverwandte, die ähnlich über Fußball denken und durch vergleichbare Schlüsselerlebnisse geprägt wurden. Wie Zachhuber, der vor seiner Hansa-Rückkehr jahrelang die Amateure in Greifswald betreut hatte, stieg auch Rydlewicz nach der Aussortierung in Rostock zur Fußball-Basis hinab. Er kickte beim Verbandsligisten Anker Wismar und bewunderte die Freizeitfußballer, wenn sie sich nach ihrem Acht-Stunden-Arbeitstag um 19 Uhr auf dem Aschenplatz zum Training versammelten. Er trainierte mon- 69 E O L I V E R H A RT M A N N Foto: imago/Fishing 4 René Rydlewicz Klare Ziele: Der ehemalige Bundesliga-Profi René Rydlewicz will die Hansa-Kogge wieder auf Bundesliga-Kurs bringen. tags von der F- bis zur A-Jugend alle Altersstufen des Vereins, bat in der Region um Sponsorengelder – und sammelte Erfahrungen fürs Leben. „Herzerwärmend und faszinierend“ nennt er diese Monate: „Es ist schon ganz lehrreich, wenn man mal wieder rauskommt aus der großen Fußball-Welt.“ Dort hält nach Rydlewicz’ Geschmack ohnehin viel zu viel „Schickimicki“ Einzug. Aufgesaugt hat er das Buch über die „Trainingsphilosophie von Louis van Gaal und den Ajax-Trainern“. Dass dort die Jugendlichen schwarze Fußballschuhe tragen mussten, damit sie sich durch Leistung und nicht durch optischen Firlefanz abheben, solche erzieherischen Methoden gefallen Rydlewicz. Als er jüngst in einem A-Jugendspiel beobachtete, wie der Torschütze abgedreht zur Eckfahne lief und diese in Bundesliga-Manier malträtierte, ärgerte er sich maßlos – und verfügte, er wolle derlei Theater nicht mehr sehen. Mit aufgeblähten Betreuerstäben kann Rydlewicz ebenso wenig anfangen wie mit Mentaltrainern oder mit Spielern, die permanent den Kopfhörer aufsetzen und jedes Zipperlein zum Anlass für eine Pause nehmen. „Viele verwechseln Fußball mit Wellness“, hat er beobachtet. Für den einstigen Mittelfeldrenner indes bedeutet „Leistungssport zwangsläufig, dass man auch mal Schmerzen hat und diese ertragen muss“. Geboren am 18. 7. 1973 in Forst. Seine Vereine: 1977 – 1981 Chemie Döbern 1981 – 1985 Energie Cottbus 1985 – 1990 Berliner FC Dynamo 1990 – 1994 Bayer Leverkusen 1994 – 1996 TSV München 1860 1996 – 12/97 Bayer Leverkusen 01/98 – 2000 Arminia Bielefeld 2000 – 2008 Hansa Rostock 2008 – 01/09 Anker Wismar Seine Einsätze/seine Tore: 278 Bundesligaspiele 29 7 DDR-Oberligaspiele 1 79 Zweitligaspiele 7 55 Amateur-Oberligaspiele 13 2 Oberligaspiele 1 9 Verbandsligaspiele – 5 Europapokalspiele – 16 U-21-Ländersp. für den DFB 3 7 U-17-Ländersp. für den DFV 24 U-16-Ländersp. für den DFV Seine Erfolge: Bundesliga-Aufstieg 1999 und 2007 Sein weiterer Werdegang: Seit 28. 2. 2009 Sportlicher Leiter und Vorstandsmitglied bei Hansa Rostock. 70 SERIE Folge 5: Steven Gerrard (FC Liverpool) Der „Local Hero“ ist Weltklasse. Seinen größten Traum muss sich STEVEN GERRARD (29) jedoch noch erfüllen: Mit Liverpool endlich auch Meister werden! teven Gerrard sitzt in Melwood, dem Trainingszentrum des FC Liverpool, wiegt ein Paar Fußballschuhe in seinen Händen, betrachtet das neue Modell von allen Seiten und lächelt: „Sie gefallen mir. Schwarz müssen sie sein.“ Steven Gerrard mag gelbe, blaue, rosa Kickstiefel nicht. Und so spielt er auch. Selbstverliebten Fußball schätzen sie hier ohnehin nicht. In der glorreichen Geschichte dieser Fußball-Stadt wird sein Name für immer vernabelt sein mit der Mutter aller Aufholjagden. Skipper Steve führte die „Reds“ 2005 im Champions-League-Finale gegen den AC Mailand an, leitete das Wunder mit dem Kopfball S Pure Leidenschaft am Ball: Steven Gerrard. Der Anführer von Anfield zum 1:3 ein. Den Weg in dieses epochale Endspiel hatte er zuvor freigeschossen – mit dem späten 3:1 im letzten, entscheidenden Duell der Gruppenphase gegen Olympiakos Piräus. Wie Anfield in diesem Moment explodierte, das erinnerte an die magischen Europacup-Nächte der 70er und 80er Jahre, in denen der Mythos der „Reds“ geschliffen und ihre Helden geboren wurden. Mit Knallern wie diesem gegen die Griechen stieg Steven Gerrard endlich auch in den Augen der Fans im „Kop End“, der berühmtesten Tribüne der Welt, zur „Liverpool Legend“ auf. Wenn er jetzt so dasitzt in Laufschuhen, kurzer Trainingshose und mit runtergeschobenen Stutzen, kann man sich gut den kleinen Steve vorstellen, wie er draußen auf dem Bolzplatz im Arbeitervorort Huyton ständig den Ball haben, immer weiterspielen und niemals verlieren wollte. Nicht, dass Steven Gerrard einer wäre, der den Ball nicht abgeben kann und sich ständig verdribbelt. Mannschaftsdienlich ist er. Es war sein Feuereifer, der ihm am Anfang oft im Weg stand, nicht Eigensinn. Die Whiston Juniors konnten auch nicht abwarten, nahmen ihn schon mit Sieben bei den Achtund Neunjährigen auf. „Mein erstes Team, ich war glücklich“, erinnert sich Gerrard. Ein Jahr später schon holen ihn die Scouts an die Anfield Road. Mit 18 feiert „Stevie G“ im November 1998 sein ErstligaDebüt. Kevin Keegan beruft ihn im Mai 2000 erstmals in die Nationalmannschaft. Ein Jahr später steuert Gerrard zum 5:4 gegen Alaves im dramatischen UEFA-Cup-Finale von Dortmund ein Tor bei. 2001 gelingt ihm auch sein erster Treffer für England, beim historischen 5:1 gegen Deutschland in München. Das klingt leichtfüßig, war aber beschwerlich. Den Youngster Gerrard plagten immer wieder Leistenverletzungen und Rückenleiden – verursacht durch spätes Wachstum und zu häufiges Fußballspielen im Teenager-Alter. Als er 23 ist, wird ein weiterer Kindheitstraum wahr: der Mann mit der 8 wird im Klub seiner Idole Kapitän. „Das bedeutet mir unheimlich viel, gerade weil ich hier aufgewachsen bin und fantastische Liverpool-Teams spielen sah.“ Sein größter Wunsch ist jedoch noch unerfüllt. Mit Liverpool hat er in 483 Spielen mit insgesamt 120 Toren alle bedeutenden Titel errungen – nur nicht die Meisterschaft. Darauf warten sie am Mersey nun schon seit 19 Jahren. Mehr denn je ruhen die Hoffnungen auf dem „Local Hero“. Zinedine Zidane erhob ihn im März nach der atemberaubenden 4:0-Demütigung von Real Madrid im Champions-League-Achtelfinale zum „derzeit besten Spieler der Welt“. Englands Fußball-Journalisten würdigten Gerrards famose Saison mit der Wahl zum Fußballer des Jahres, der erste Liverpooler seit John Barnes 1990. Im unwiderstehlichen Angriffspakt mit Fernando kicker, 22. Juni 2009 Drei weitere Legenden der „Reds“ Steven Gerrard Der Mann aus Eisen und ein Seitensprung Geboren am 30. 5. 1980 in Whiston/ Merseyside, beim FC Liverpool seit 1987 (333 Ligaspiele/71 Tore) Seine Titel: Englischer Pokalsieger 2001, 2006, Ligapokalsieger 2001, 2003, FA-Community-Shield-Sieger 2001, 2006, Champions-League-Sieger 2005, UEFA-Pokal-Sieger 2001, UEFA-Supercupsieger 2001, 2005 ie Ahnengalerie von Anfield ist lang … St. John, Heighway, Keegan, Toshack, Dalglish, Souness, Barnes … Allesamt Liverpool-Legenden wie diese drei: D Seine Karriere als Nationalspieler: 74 Länderspiele (14 Tore) für England, WM 2006, EM 2004, 2000 Ian Callaghan „Cally“ hält mit dem wohl ewigen Rekord an Ligaspielen (siehe Infokasten) auch den mit den meisten Einsätzen in der ersten Mannschaft überhaupt: unfassbare 856! Den ersten davon bestritt der gebürtige Liverpooler im April 1960 noch in der 2. Division, als er sein Idol Billy Liddell gegen die Bristol Rovers ersetzen durfte. Callaghan, einer dieser oft unterschätzten, aber wichtigen, weil zuverlässigen Pass- und Flankengeber, war schon da, als Bill Shankly 1959 antrat, und immer noch da, als dieser große Trainer 1974 ging. Der gelernte Rechtsaußen Callaghan, Mitglied des WM-Kaders 1966, krönte seine Karriere nach fünf Meisterschaften, zwei FA-Cup- und zwei UEFA-Cup-Siegen mit 35 und im zentralen Mittelfeld beim ersten Liverpooler Triumph im Europapokal der Landesmeister gegen Borussia Mönchengladbach 1977 in Rom (3:1). Seine Auszeichnungen: FWA Footballer of the Year 2009, PFA Player of the Year 2006, PFA Young Player of the Year 2001, PFA Fans’ Player of the Year 2001, 2009, PFA Team of the Year 2001, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, Goal of the Season 2006, UEFA Club Footballer of the Year 2005, Champions League Final Man of the Match 2005, UEFA Team of the Year 2005, 2006, 2007, FA Cup Final Man of the Match 2006, FIFPro World XI 2007, 2008, Member of the Order of the British Empire (MBE) 2007, Honorary Fellowship from Liverpool John Moores University 2008 FWA = Football Writers’ Association, PFA = Professional Footballers’ Association ab. Am glücklichsten war darüber wohl der Mittelfeldmann selbst. London, das passt auch nicht. Gerrard ist kein Popstar, überdrehten Glamour muss er nicht haben. Schwarze Fußballschuhe schon. J Ö RG J A KO B Tommy Smith Lesen Sie nächsten Montag: Francesco Totti, die Legende des AS Rom Fotos: pixathlon (3) Torres – für den Titel 2009 viel zu häufig von Verletzungen unterbrochen – lief der „Huyton Hammer“ zur Form seines Lebens auf. Gerrard ist der perfekte „Boxto-box-Player“, einer der zwischen den Strafräumen grätschen, rennen, dirigieren, kombinieren, den entscheidenden Pass spielen und aus allen Lagen fulminante Tore erzielen kann. Unter Gerard Houllier, vor allem aber im System von Rafa Benitez zur Weltklasse gereift, lebt der 29-Jährige seine taktischen Freiheiten zwar weiter mit ungebremster Dynamik aus, nun aber sortierter, ökonomischer. Vorbei die Zeiten, in denen er zum Leidwesen seiner Trainer überallhin rannte und ungestüme Fouls beging. Die Jugendsünden im Spielverhalten haben ihm neben der Konkurrenz eines Frank Lampard das Leben in der Nationalelf zusätzlich erschwert, dennoch hat es Gerrard – häufig auf ungeliebten Positionen – auf mittlerweile 74 Länderspiele gebracht. So viele erreichte kein Liverpool-Profi vor ihm. Im internationalen Starensemble des spanischen Strategen Benitez schauen sie zu ihm auf. Fernando Torres schwärmt: „Er ist immer als Erster beim Training, zeigt den größten Einsatz, opfert sich in jedem Spiel auf. Er ist das, was man sehen möchte, wenn man in den Spiegel schaut.“ Anfang April hat der Vollblutfußballer seinen Vertrag bis 2013 verlängert. „Ich kann mir gut vorstellen“, sagt Gerrard, „danach die Karriere zu beenden.“ Der Weltstar und sein Heimatklub. Im Sommer 2004, als enttäuschte Fans schon die ersten Gerrard-Trikots verbrannten, wendeten Liverpools Bosse und Gerrards Berater den Wechsel zum FC Chelsea auf den letzten Drücker Der Debütant: „Stevie G“ wird im November 1998 Erstliga-Spieler. 71 Der Triumph: Gerrard gewinnt im Mai 2005 die Champions League. lings erledigte. „Eisenmann“ Smith wuchs in der unmittelbaren Nachbarschaft von Anfield auf, wurde dort 1960 als 15-Jähriger im Team der Platzwarte angestellt. Kurz darauf mähten andere den Rasen und Smith pflügte von Titel zu Titel. Den ersten UEFA-Pokal, den Liverpool 1973 gewann (gegen Gladbach), stemmte Smith als Kapitän in die Nacht. Ian Rush Dieser Mann ging fremd. Doch schon nach einem Jahr kehrte er 1988 reumütig zurück von der verführerischen Dame Juve. Die Fans verziehen ihm den „Italian Job“ schnell. Einem wie ihm kann man einfach nicht böse sein: Vor und nach seinem Turiner Seitensprung schoss der Waliser in insgesamt 660 Einsätzen für Liverpool 346 Tore. Er hält den Vereinsrekord im FA-Cup (39 Treffer) und im Liga-Cup (48) und – besonders wertvoll – keiner traf so oft gegen Everton wie er: 25-mal. In den 80er-Jahren gab es das Wort „Knipser“ noch nicht, Rush war einer: explosiv, instinktiv, gewitzt, scharf im Abschluss. Seine Sturm-Partnerschaft mit Kenny Dalglish gilt bis heute als die beste, die der britische Fußball jemals hatte. Liverpool wurde mit „Rushie“ fünfmal Meister, dreimal FA-Cup- und fünfmal LigapokalGewinner und 1984 gegen AS Rom in Rom Europapokalsieger (4:2 i. E.). Im selben Jahr gewann Ian Rush mit 32 Liga-Toren zudem Europas „Goldenen Schuh“. jj Ian Callaghan blieb auf der Bank, als die „Reds“ diesen Europa-Titel verteidigten (1:0 gegen Brügge). Tommy Smith, im Jahr zuvor noch in seinem 600. von insgesamt 637 Die Rekordspieler des FC Liverpool Einsätzen für Liverpool Torschütze gegen GladAufgeführt sind die zehn Spieler, die die meisten bach, saß in Wembley Ligaspiele für den FC Liverpool bestritten haben. gar nur auf der Tribüne. Spiele Name Zeitraum „Anfield Iron“ hatte zwei Wochen zuvor beim 640 Ian Callaghan 1960 – 1978 Hausbau die Spitzhacke 492 Billy Liddell 1938 – 1961 auf den rechten Fuß fal474 Emlyn Hughes 1967 – 1981 len lassen – Zehenbruch. 470 Ray Clemence 1967 – 1981 „Tommy war nie ein 469 Ian Rush 1980–87 und 1988–96 Bub, er wurde schon als 467 Tommy Smith 1962 – 1978 Mann geboren“, adelte 455 Phil Neal 1974 – 1985 Bill Shankly den Vertei440 Bruce Grobbelaar 1980 – 1994 diger, der seine defensi434 Alan Hansen 1977 – 1991 ven Spezialaufträge mit 430 Elisha Scott 1912–17 und 1919–34 furchterregenden Tack- 72 SCHWIMMEN „Dieser irre Druck ist nicht gut“ Diagnose Brustkrebs: JANINE PIETSCH (26) muss seit Ende 2008 damit leben und macht ihren Sport mitverantwortlich. Während diese Woche in Berlin die WM-Tickets vergeben werden, kämpft die Ex-Weltrekordlerin um ihre Gesundheit. kicker: Werden Sie die Deutschen Meisterschaften verfolgen? Pietsch: Ich werde sie mir im Fernsehen anschauen. Ich wollte unbedingt vor Ort sein, aber es nicht möglich, weil in diesen Tagen meine Bestrahlung zum Abschluss kommt. kicker: Ist das Theraphieende in Sicht? Pietsch: Nein. Ich habe sechs Chemotherapien hinter mir. Es folgten 35 Bestrahlungen und es warten noch sechs Jahre Hormontherapie auf mich. Meine Eierstöcke werden in dieser Zeit ausgeschaltet, ich befinde mich für sechs Jahre in künstlichen Wechseljahren – wie eine 50-jährige Frau, mit Hitzewallung, Knochen- und Kopfschmer- „Ich habe viel Neues gelernt und mich selbst gefunden.“ zen. Ich hoffe, dass es nicht so schmerzhaft wie die Chemo oder die Bestrahlung wird – und dass ich wieder Sport treiben kann. kicker: Gibt es gute Heilungschancen? Pietsch: Das Positive ist, dass mein Tumor hormonabhängig und daraufhin behandelbar war. Mein Tumor ist durch die Hormone gewachsen. Seine Nahrung wurde ihm jetzt entzogen, er konnte sich nicht mehr entwickeln. Ich will da jetzt einmal durch und werde alles dafür tun. Ich hoffe, dass ich dann ein Leben lang Ruhe habe. kicker: Denken Sie über den Tod nach? Pietsch: Nicht wirklich, denn die Prognose war von Anfang an recht gut. Ich bin einfach nur dankbar, dass ich den Knoten so früh ertastet habe und somit schnell handeln konnte. kicker: Woraus schöpfen Sie Kraft? Pietsch: Aus allem. Ich habe durch meine Krankheit viel Neues erfahren und gelernt. Ich habe mich selbst gefunden, bin erwachsener geworden und kann viel mehr genießen. Ich bin ausgeglichen, obwohl ich in Therapie bin – das ist irgendwie schizophren. kicker: Haben Ihnen Eigenschaften aus dem Sport geholfen? Pietsch: Absolut. Für mich war diese Therapie von Anfang an wie ein Wettkampf. Ich hoffe, dass ich am Ende wieder als Siegerin dastehe. kicker: Wo sehen Sie den deutschen Schwimmsport heute? Pietsch: Es gibt gerade mal eine Handvoll gute Leute, die vorne mitschwimmen können. kicker: Wer kann die hohen WMNormen überhaupt schaffen? Pietsch: Britta Steffen, Paul Biedermann, Daniela Samulski, Kerstin Vogel, Janne Schäfer, Helge Meeuw und Annika Lurz, falls sie weiter schwimmen sollte. Und aus. Wir haben stets das gleiche Problem: Die WM-Normen sind extrem hoch, so dass sich jeder für die Deutschen verheizt. Jeder muss, außer vielleicht Britta, 100 Prozent abrufen, um die WM-Norm zu schaffen. Wie will man sich da noch steigern? kicker: Ist das der Druck, von dem Sie vorhin sprachen? Pietsch: Ja, du darfst nicht krank werden, du hast nur diese eine Chance. Du musst an diesem Wettkampf teilnehmen und alles geben, sonst ist ein Jahr Training vergeblich. Das ständige Müssen und Funktionieren und Keine-Wahl-haben, ist schwierig. Das kann nach hinten losgehen. Es wäre Blödsinn zu sagen, dass das immer zu Krebs führt. Aber dieser irre, zum Teil unnötige Druck ist für die Psyche nicht gut und für die Gesundheit damit auch nicht. kicker: Glauben Sie, dass der deutsche Schwimmsport bis Olympia 2012 wieder an der Weltspitze dran ist? Pietsch: Nein. Wir haben SuperTalente, aber ich glaube, dass für einige 2012 noch zu früh kommt. Zwischen zwei Welten: Janine Pietsch nach ihrem Kurzbahn-WMTitel 2006 über 50 Meter Rücken (oben) und heute als Krebspatientin mit Perücke in ihrem Wohnort Ingolstadt am Ufer der Donau. Fotos: Dieter Fleischmann (2), imago n wenigen Wochen will sich Janine Pietsch das fünfte Tattoo stechen lassen. „Schicksal“ soll in chinesischen Schriftzeichen hinten auf ihrem Hals stehen. Wenn die Haare wieder wachsen, wird man es nicht mehr sehen. Pietsch war TopSchwimmerin, stellte 2005 einen Weltrekord über 50 Meter Rücken auf und holte unter anderem zweimal WM-Gold auf der Kurzbahn 2006 (50 und 100 Meter Rücken). Heute kämpft die 26-Jährige gegen Brustkrebs. kicker: Schwimmen Sie im Moment, Frau Pietsch? Janine Pietsch: Nein. Ich habe seit Oktober 2008 leider überhaupt keinen Sport mehr gemacht. Während der Chemotherapie ging es mir zu schlecht. Selbst die darauffolgende Bestrahlung ist hart. Ich bin froh, dass ich den Alltag jetzt einigermaßen hinbekomme, an Sport ist da nicht zu denken. kicker: Wie beschreiben Sie Ihr heutiges Verhältnis zum Schwimmen? Pietsch: Sehr distanziert, aber dennoch interessiert. Ich schaue mir nach wie vor die Ergebnisse an und verfolge meine ehemaligen Kollegen. Doch ich fühle mich so weit weg, kann mir nicht vorstellen, einen Wettkampf zu schwimmen. kicker: Spüren Sie das Element Wasser heute anders? Pietsch: Ich weiß nicht, ob ich dieses Element hassen oder lieben soll. Es war mein Leben, aber ich glaube, dass der Sport bei meiner Krebsgeschichte auch eine kleine Rolle mitspielt. Ich war durch das Training oft krank, habe oft mit Antibiotika trainiert und mir durch den Sport sehr viel Druck gemacht oder von anderen bekommen. Ich glaube, dass auch das den Krebs gefördert hat. Ich merke aber auch, seit das Ende der Bestrahlungszeit in Sicht ist, reizt mich das Element wieder. I kicker, 22. Juni 2009 kicker: Es gibt einen neuen Bundestrainer. Hat sich Dirk Lange schon bei Ihnen gemeldet? Pietsch: Nein, er kam ja, als ich schon weg war. Ich kenne Dirk von früher und habe ihn als netten Menschen kennengelernt, der viel Ahnung vom Schwimmen hat. Andererseits ist Dirk eine Person, auf die man sich komplett einstellen muss, die nicht einfach zu nehmen ist. kicker: Glauben Sie, dass er der richtige Mann an der richtigen Stelle ist? Pietsch: Man darf nicht alles nur am Bundestrainer festmachen, es gibt so viele Entscheidungsträger. Bei seinem Vorgänger Örjan Madsen war das zu sehen. Auf ihn wurde nur eingeprügelt. Wenn man seinen Weg gegangen wäre, wäre etwas Gutes dabei rausgekommen. So ist es auch bei Dirk, wenn er den Rückhalt von den Funktionären hat. Hat er den nicht, wird es schwierig. kicker: Haben die früheren Kollegen heute Berührungsängste bei Ihnen? Pietsch: Franziska van Almsick hatte anfangs ein kleines Problem. Sie wusste nicht, wie ich drauf bin oder auf ihre Fragen reagiere. Aber als wir uns das erste Mal sahen, war das schnell behoben. Sie hat mir sogar eine Perücke gekauft. Wir sind in Kontakt. Komischerweise tun sich aber vor allem die Männer schwer. Mich so ohne Haare zu sehen, ist wahrscheinlich ein Schock. kicker: Wie wichtig ist die Perücke? Pietsch: Ich fühle mich damit sicherer. Da fehlt noch ein Stück Selbstbewusstsein, ohne rumzulaufen, das ist so eine intime Geschichte. Ein Foto ohne Perücke – das wäre genauso, als ob der Playboy anfragen würde, ob ich mich für das Blatt ausziehe. kicker: Würden Sie sich, wenn Sie wieder gesund sind, für den Playboy ausziehen, um allen zu zeigen, dass es Ihnen gut geht? Pietsch: Ja! Ich mag meinen Körper nach wie vor. kicker: Hadern Sie mit dem Schicksal? Pietsch: Gar nicht. Für mich ist die Offenes Gespräch: Die frühere Weltmeisterin Janine Pietsch (rechts) mit kicker-Redakteurin Jana Wiske. 73 Krankheit eine Chance auf ein neues Leben. Ob der Sport darin noch mal eine Rolle spielt, werden wir sehen. Ich werde nur angreifen, wenn ich merke, dass ich es bis ganz nach oben schaffe. kicker: Sind Ihnen Dinge heute egal, die vorher wichtig waren? Pietsch: Ich rege mich nicht mehr beim Autofahren auf, oder bei Kleinigkeiten. Ich habe mich früher nur über den Sport definiert und geglaubt, mich bei anderen nur über den Sport definieren zu können und nur durch Leistung ein guter Mensch zu sein. kicker: Was war für Sie die negativste Erfahrung in dieser harten Zeit? Pietsch: Natürlich die körperlichen Schmerzen, die Psyche bekommt auch einen Knacks weg. Am meisten aber tun mir meine Eltern leid. Auch meine Mama hatte vor drei Jahren Krebs. Meine Eltern müssen das jetzt noch einmal durchleben, das stimmt mich traurig. kicker: Haben alle Sponsoren zu Ihnen gehalten? „Im Dezember kam noch mal eine Kontrolleurin vorbei.“ Pietsch: Es sind einige gegangen. Manche konnten mir das nicht mal persönlich sagen, sondern haben sich bei meinem Management, der Zecco Sportvermarktung GmbH, abgemeldet. Einige Wichtige sind geblieben. Auch mein Management steht weiter hinter mir, nimmt mir viel ab. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich lebe derzeit von 25 Euro Krankentagegeld und der Sporthilfe, die mich weiter unterstützt, sowie den gebliebenen Sponsorengeldern. kicker: Wie viele Ihrer Medikamente stehen auf der Dopingliste? Pietsch: Das interessiert nicht. Ich bin bei den Anti-Doping-Agenturen auf Eis gelegt. Im Dezember kam noch mal eine Kontrolleurin vorbei. Ich hatte damals die erste Operation hinter mir, war mitten in der Chemo und habe die arme Dame angebrüllt. Ich musste die Kontrolle noch über mich ergehen lassen . . . kicker: Ist Olympia 2012 ein Ziel? Pietsch: Ich war 2004 dabei. Olympia noch mal als gestandener Mensch zu erleben, wäre schön. Ich weiß nicht, wie belastend die Hormontherapie ist. Mein Professor hat die Therapie zumindest so angelegt, dass ich in den Leistungssport zurückkehren kann. Meine Chemo war herzschonend, bei den OPs hat man darauf geachtet, dass ich meinen Arm weiter uneingeschränkt fürs Schwimmen nutzen kann. Man muss abwarten.I N T E RV I EW: J A N A W I S K E 74 TENNIS kicker, 22. Juni 2009 Das Ende der Regenzeit Fotos: picture-alliance/epa, Getty Images/de Souza Stundenlang grüne Abdeckplanen und TV-Konserven? Ab dieser Woche ist alles anders in WIMBLEDON. Dank eines Dachs kann auf dem Centre Court immer gespielt werden. ine größere Gesangsstunde hat Wimbledon nie erlebt. Damals, 1996, in einem der grässlichsten englischen Sommer aller Zeiten, schnappte sich Sir Cliff Richard, ehrenwertes Mitglied des All England Lawn Tennis and Croquet Club, im Schmuddelwetter ruckzuck ein Mikrofon und trällerte eine kleine Ewigkeit lang seine größten Hits in Sturm und Regen an der Church Road. Am Ende sangen sie schließlich alle mit, die Fans, die E Der neue Centre Court 10 Minuten Zeit benötigt es, um das Dach vollständig zu schließen 16 Meter schwebt es über dem Bodenniveau 70 Tonnen wiegen die zehn Träger des Daches 1200 Extra-Sitze entstanden gleichzeitig auf dem Centre Court 15 000 Zuschauer fasst der neue Centre Court 5200 Quadratmeter beträgt die Fläche des ausgefahrenen Daches 290 Millionen Bälle würden auf den Centre Court bei geschlossenem Dach passen quietschvergnügten Spieler, die Sergeants vom Wachpersonal und selbst ein paar Journalisten im Pressezentrum. Ganz sicher werden die denkwürdigen Szenen in diesen Tagen noch einmal in einem Rückblick zu sehen sein, denn zumindest für Sir Cliff hat es sich ausgesungen in Wimbledon. Das PausenEntertainment des Popstars wird nicht mehr gebraucht – jetzt, da das berühmteste Tennisturnier der Welt einen architektonisch wunderbar konstruierten Regen-Schirm über seinem Centre Court besitzt. Sir Cliff ist Geschichte, genau wie die Konserven, die Englands gute alte Fernsehtante BBC im Nieseloder Landregen aus dem Archiv stets hervorkramte – bevorzugt das legendäre Endspiel zwischen Björn Borg und John McEnroe aus dem Jahre 1980 mit dem 22 Minuten dauernden Tiebreak-Krimi im vierten Satz. Wer hätte das damals gedacht? Wer hätte dieses Dach überm Centre Court für möglich gehalten, das Wimbledons ehrwürdige Herren so lange und erbittert als Hirngespinst, als Verrücktheit oder auch als Ver- längerungen des Turniers wird es nicht mehr geben, so wie 1992, als Michael Stich und McEnroe erst am dritten Montag das Doppelfinale gewannen, mit 19:17 im fünften Satz gegen die Amerikaner Jim Grabb/Richey Reneberg. Die berühmtesten Überstunden erlebte Wimbledon 2001, als der sentimentale Publikumsfavorit Go-ran Ivanisevic im Finale als erster Spieler mit einer Wildcard am „Peoples Monday“ gegen Patrick Rafter triumphierte – der Centre Court wirkte damals eher wie der Schauplatz eines Rockkonzerts. Der exzentrische Times-Chefkolumnist Simon Barnes erinnert sich derweil noch an die alten Tage, als im britischen Pressekorps der übliche Ruf erschallte, wenn es zu regnen begann: „Jungs, lasst uns über ein Centre-Court-Dach schreiben.“ Einmal, so erinnert Wimbledon – gestern und heute: Rafael Nadal (oben) flüchtet vor dem nahenden Regen. Ab sofort schützt ihn auf dem Centre Court ein Dach (r.). stoß gegen die Tradition gegeißelt hatten? Aber die Zeiten sind auch in Wimbledon nicht mehr so, dass die Vorstandschaft des Klubs die Alarmzeichen hätte ignorieren können – speziell die Protestnoten internationaler Fernsehstationen, die wenig Amüsantes an den Regenpausen finden konnten. „Wir haben jetzt die Sicherheit, dass an jedem Tag Tennis gespielt wird“, sagt Ian Ritchie, der Geschäftsführer des All England Club. Ganz anders war es zum Beispiel noch 1985, im Jahr des „17-jährigen Leimeners“. Damals spielte Boris Becker in der dritten Runde über drei Regentage lang gegen den Schweden Joakim Nyström, dann wurde die Entscheidung in seinem Halbfinale gegen Anders Jarryd, einen weiteren Schweden, auf Samstag vertagt. Auch die Ver- sich Barnes, sei sogar der zynische Vorschlag gemacht worden, „das ganze Turniergelände schleunigst zu überdachen, um uns die Qual der Regenpausen zu ersparen“. Das Leben auf der berühmtesten Tennisanlage der Welt wird nicht mehr dasselbe sein, wenn erst einmal das neue Dach auf der Starbühne in Betrieb gegangen ist – und sei es nur, weil es nicht mehr den nervenden totalen Stillstand gibt. Aber abseits des Centre Courts, dort, wo der Mittelstand und die ärmeren Profistände ans Handwerk gehen, bleibt eigentlich alles beim Alten, dort müssen die Spielerinnen und Spieler weiter das meist trübe Wetter aussitzen und sich den Frust mit den Fans teilen, die oft über Stunden hinweg nichts außer grünen Schutzplanen zu sehen bekommen. J Ö RG A L L M E ROT H LESERFORUM kicker, 22. Juni 2009 Thank you, Mister Jones – das haben Sie klasse gemacht! und durfte Bundesligist Bielefeld übernehmen. Im zweiten Jahr mit der Arminia quasi abgestiegen, wird er nach Mönchengladbach in die 1. Liga befördert. Bei Bruno Labbadia ist es ähnlich. Der übenimmt den Fünften der 2. Liga, Greuther Fürth, und wird Sechster. Ab nach Leverkusen in die 1. Liga. Er übernimmt Bayer auf Platz sieben und übergibt den Klub auf Platz neun, um nun zum Fünften HSV zu wechseln. Seltsames Leistungsprinzip! Stefan Hassler, Gießen Der geniale Spieler Diego gehört in die Weltklasse Betr.: Rangliste Mittelfeld defensiv und offensiv, kicker-Nr. 50 Jones ist keine Nummer eins in der Rangliste, noch nicht mal in Sichtweite. Der Bundestrainer weiß wenigstens, was er tut. Er braucht keinen, der spätestens nach zwei Spielen gesperrt ist. Ein guter Fußballer ist nämlich auch ein fairer Spieler! Andere kann man in einem Turnier nicht gebrauchen. Interessanterweise wurden Jones’ schwache Länderspielminuten auch nicht erwähnt. Volker Arndt, Sassnitz Ich bin mit der Rangliste im offensiven Mittelfeld größtenteils zufrieden, aber ich muss mich über ein paar Dinge wundern: Ich verstehe zum Beispiel nicht, was Vucicevic in der Rangliste macht, da er keinerlei Torgefahr ausstrahlt, und Vorlagen sind auch nicht so sein Ding. Dafür hätte ich Hajnal auf den dritten Platz vor Gentner und Bitte schreiben Sie an: Redaktion kicker-sportmagazin – Leserforum – Badstraße 4 – 6 90402 Nürnberg Fax: 0911 / 99 22 420 E-Mail: [email protected] Erforderliche Angaben: Jeweils volle Vorund Nachnamen sowie Anschrift von Verfasser oder Verfasserin plus kickerAusgabe und -Artikel, auf die sich der Leserbrief bezieht (gilt auch für E-Mails). Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Kürzere Stellungnahmen haben größere Chancen auf Veröffentlichung. Meinungen der Leser entsprechen nicht unbedingt kicker-Meinungen. Foto: imago/Team2 Betr.: „Mein Ziel ist Südafrika 2010“, kicker-Nr. 50 Da fahre ich in der ägyptischen Provinz mit dem Taxi und unterhalte mich mit dem Fahrer – wie kann es anders sein – über Fußball. Plötzlich fragt er mich, warum in Deutschland keine Farbigen in der Nationalmannschaft spielen dürfen. Mir hat es fast die Sprache verschlagen. Meine letzte Information, was farbige Spieler und DFB betrifft, heißt Cacau, und ich machte mich, in Kairo angekommen, sofort auf die Suche nach einem Internet-Café. Jetzt weiß ich Bescheid. Thank you, Mister Jones, das haben Sie klasse gemacht! Stefan Haag, Renningen, zurzeit in Kairo 75 Ansichtssache: Der Schalker Mittelfeldspieler Jermaine Jones wechselt von der deutschen in die US-amerikanische Nationalmannschaft. Özil gestellt, Bruggink aber in das Blickfeld getan, da er fast nur bei Standards Gefahr ausstrahlt.Außerdem hätte ich den genialsten Spieler der letzten drei Jahre, Diego, in die Weltklasse gehievt. Stefan Leister, München Schlage eines Ibisevic oder Salihovic, die noch wissen, wem sie was zu verdanken haben. Marco Kristen, Heidelberg Jedem Fußballfan aus der Seele gesprochen Betr.: „Verwunderlich, wie viele sofort wieder einen Klub finden“, Interview mit Guido Buchwald, kicker-Nr. 50 Betr.: Kommentar: Was Real Madrid treibt, ist Irrsinn, kicker-Nr. 50 Guido Buchwald hat völlig recht mit seiner Behauptung, Trainer erreichten oft ihre Ziele nicht und bekämen sofort einen neuen und oft besseren Klub. Wonach entscheiden die Vereine eigentlich, wen sie als Trainer einstellen? Die Leistung der Vergangenheit spielt kaum eine Rolle. So ist zum Beispiel Michael Frontzeck mit Aachen abgestiegen Rainer Holzschuh hat wohl jedem Fußballfan aus der Seele gesprochen, als er den Transfer-Irrsinn von Real Madrid angeprangert hat. Nur leider werden wohl viele von denen, die jetzt über Real Madrid schimpfen, schon bald die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der gesund wirtschaftenden Bundesligaklubs auf europäischer Ebene bemängeln. Christian Druschke, Luckau Lass Demba Ba nach Stuttgart ziehen und hole zwei Neue Betr.: Am Mittwoch muss Demba Ba Erklärungen liefern, kicker-Nr. 50 Das öffentliche Werben der Stuttgarter um den Hoffenheimer Demba Ba zeigt einmal mehr, dass seriöses Geschäftsgebaren im heutigen Fußball nur noch wenig Platz hat. Geld scheint in Stuttgart dieser Tage keine Rolle zu spielen. (Die Frage, ob ein Spieler, der seine erste Bundesligasaison gespielt hat, 16 Millionen Euro wert ist, möchte ich hier gar nicht stellen!) Aber wieder einmal sieht man, was Verträge für Fußballspieler wert sind. Meist nicht mal das Papier, auf dem sie stehen. Liebe TSG, lass ihn ziehen und hole ein, zwei Spieler vom Ein seltsames Leistungsprinzip Michael Rensing überschätzt sich maßlos Betr.: Interview der Woche, kicker-Nr. 51 Hat Michael Rensing denn gar nichts gelernt aus seiner Degradierung? Wie kann ich als gescheiterter Torwart die Aussage machen: „Neuer hat nichts, was ich nicht habe“? Manuel Neuer hat eine ganze Menge, was Rensing nicht hat: einen Stammplatz im Tor, er ist A-Nationalspieler und besitzt Ausstrahlung! Also Herr Rensing, lieber mal das Gehirn einschalten, bevor man Interviews gibt. Michael Straube, Braunschweig Michael Rensing überschätzt sich maßlos, wenn er meint, er stehe mit Manuel Neuer auf einer Stufe. Die Gegentore, die er bei Bayern kassiert hat, sprechen eine eindeutige Sprache. Nicht umsonst hat Bayern-Manager Uli Hoeneß mit aller Macht versucht, Neuer zu verpflichten. Rensing sollte sich nach einem Verein umsehen, wo er die Nummer eins werden kann. Ein Spitzenklub wird es eher nicht sein. Aloys Paus, Bonn kicker-MANAGERSPIEL COACHING-ZONE Enges Rennen im Classic-Modus der 3. Liga Den Abschluss unserer Berichte zu den Gesamtsiegern im Managerspiel bildet die Classic-Variante zur 3. Liga. Hier gab es, ähnlich wie beim Interactive-Modus (vgl. Artikel vom 15.06.), ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum letzten Spieltag. Der seit der 21. (!) Spielrunde führende Torsten Fischer (Foto) aus Frankfurt musste sich am Ende seinem schärfsten Kontrahenten Thomas Ulmer aus Aalen mit drei Punkten Rückstand geschlagen geben – angesichts der 880 Gesamtzähler des Siegers betrug die Differenz zwischen dem Führungsduo also lediglich 0,3 %! Ulmer, ein Groß- und Außenhandelskaufmann aus Aalen, nahm eigentlich nur wegen des Aufstiegs seines VfR erstmals am Managerspiel teil. Bei der Kaderauswahl verließ er sich vor allem auf das Fachwissen seines 14-jährigen Sohnes Jeremy – fairerweise darf sich dieser nun für den Preis, ein Trikotgutschein von subsidesports, ein Dress seines Lieblingsklubs Borussia Dortmund bestellen. Vater Thomas bleibt dem Managerspiel im Übrigen erhalten, auch wenn seine Aalener dieses durch den Abstieg wieder verlassen haben ... EXTRA AUTO kicker, 22. Juni 2009 Fotos: Werk 76 Der Tennis-Olymp ist, ganz klar, für die topverdienenden Profis reserviert. Dinara Safina und den Williams-Schwestern bei den Damen, Superstar Rafael Nadal, Roger Federer und Andy Murray bei den Herren. Amateuren hingegen bleibt es in aller Regel nur vorbehalten, via Fernsehgerät sehnsuchtsvoll auf die TopCourts in Paris, Melbourne oder Wimbledon zu blicken, um den ganz Großen der Branche beim Aufschlag oder Matchball zuzusehen. Aber: Eine kleine Chance gibt es auch für Amateure, einmal in einer der Ruhmeshallen der Tenniswelt aufzutreten. Der koreanische Automobilhersteller Kia veranstaltet derzeit den „Kia Mixed Cup“. Dabei handelt es sich um das deutsche Qualifikationsturnier für die „Kia Amateur Foto: Veranstalter WER? M A C H T WAS? Gesucht: Die besten Teams im Tennis-Mixed. Australian Open“, deren Finale im Januar 2010 zeitgleich mit dem Grand-SlamTurnier in Melbourne stattfinden wird, und – wie der Profiwettkampf – in der berühmten Rod-LaverArena ausgetragen wird. Welches gemischte Doppel Deutschland bei der Endrunde dieser Amateur-Weltmeisterschaft von Mixed-Teams aus bis zu 16 Nationen vertreten wird, entscheidet sich in Frankfurt. Im großen deutschen Finale treten dort die Besten aus einer Turnierserie an, die derzeit in 32 Tennisclubs zwischen Rügen und Passau ausgespielt wird. Infos: www.kaao.de Panamera: Optisch und fahrtechnisch unverkennbar ein Porsche – aber mit Platz für vier Personen. PORSCHE Panamera: Vier gewinnt! Umwerfend stark, umwerfend schön: Porsches erster Viertürer ist ein einziger Superlativ. en begehrtesten Arbeitsplatz für Chauffeure hat ab September wohl Porsche zu vergeben. Dann stürmt der Panamera die Straßen, der erste Viersitzer, der erste Viertürer des Hauses – und den Potentaten dieser Welt wird es erstmals möglich sein, das Fahrfeeling des Hauses Porsche vom luxuriösen Fond aus zu erleben. Bequem eingepasst in einen der beiden hinteren Einzelsitze dürfte ihnen die ungeheure Bresche der Aufmerksamkeit nicht entgehen, die der Panamera auf seinen Wegen schlägt. Mit aufgerissenen Augen bleiben Passanten stehen, mit vertraulichem Gestus – „wir Traumwagen-Fahrer“ – grüßt der Eigner eines Audi-R8-Boliden, und auf der Autobahn weicht ehrerbietig alles, was der respekteinflößenden Front im Rückspiegel ansichtig wird. Von einer „Herausforderung, die man nur einmal im Leben bekommt“, erzählt Interieur-Designer Franz-Josef Siegert, wenn er auf den Panamera zu sprechen kommt. Gelungen ist ihm ein angesichts der flachen Sportwagen-Silhouette erstaunlich geräumiger Innenraum, vom Allerfeinsten eingerichtet, mit sanft ansteigenden Panels für die Passagiere, über die sich die wichtigsten Lebensfunktionen des Gran Turismo steuern lassen. Zum Beispiel die Taste für den Bass des Sportauspuffsounds, oder für die Fahrwerkseinstellung – Komfort, Sport, (optional) Sport Plus. Oberhalb des Panamera S bzw. des allradgetriebenen 4S mit 4,8-l- D Luxuriös: Auch im Fond reist es sich perfekt komfortabel. Achtzylinder und 400 PS ist der 500 PS starke „Turbo“ angesiedelt. Einen viersitzigen Feger wie diesen hat’s noch nicht gegeben. Fahrtechnisch erfüllt er – in bester PorscheManier ambitioniert, dabei von erstaunlich distinguiertem Fahrkomfort – sämtliche Superlative. So ruhig bleibt er bei High-Speed, dass man den vom Tacho angezeigten Wert kaum glauben mag. Bis 303 Novum: Am Heck ist nicht nur das Panamera-Signet, sondern auch der Schriftzug „Porsche“ angebracht. Das Basismodell kostet 94575 Euro. Reisetauglich: Das Gepäckabteil fasst 432 l und lässt sich bis auf ein Volumen von 1250 l erweitern. km/h wären drin, würde es das Verkehrsgeschehen reinen Gewissens erlauben. In 4,2 sec ist der Null-aufHundert-Sprint abgehakt; der Tank fasst 100 l, was trotz des Verbrauchs (auf dem Papier 12,2 l, in Wirklichkeit aber wohl deutlich höher) eine reisetaugliche Reichweite garantiert. Immerhin: Das SiebengangDoppelkupplungsgetriebe ist als Novum mit einer Start-Stopp-Automatik kombiniert. 94575 Euro gilt es ins Basismodell zu investieren, 135154 Euro in den Turbo. Extras nicht eingerechnet. Und den Chauffeur auch nicht. U L E EXTRA AUTO kicker, 22. Juni 2009 NEUE MODELLE NEUE MODELLE Der GTI der etwas anderen Art Sportiver Kombi von Seat Mit dem Golf GTD erweitert Volkswagen seine Kompaktwagenbaureihe um ein weiteres, sehr sportliches Modell. Bei den Fahrleistungen steht dieser Diesel dem GTI-Benziner kaum nach. (also aus dem Stand beschleunigt) in weniger als 30 Sekunden zu absolvieren. Zwar kommt der DieselRenner nicht an die Werte des GTI (210 PS, 0–100 km/h 6,9 Sekunden, max. 240 km/h) heran, doch er ist ihm schon sehr nahe. Die puren Fahrwerte sind es ohnehin nicht, die den GTD so überaus leistungsfähig erscheinen las- 222 KM/H SPITZE SIND ANGESAGT sen. Vielmehr macht sich hier das hohe Drehmoment besonders positiv bemerkbar. 350 Newtonmeter liegen – bei einer Umdrehung von nur 1750/min – an. Das ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Sprich: Schaltfaules und dennoch spurtfreudiges Fahren ist möglich. Diese besondere Form der Dieselpower kommt beim Tanken zum Tragen: auf nur 5,3 l/100 km beläuft D So gibt der Hersteller eine Spitzengeschwindigkeit von 222 km/h an. Und auch der Beschleunigungswert deutet darauf hin, dass es hier mehr als nur flott vorangeht: nur 8,1 Sekunden vergehen, dann ist aus dem Stand der Spurt auf die 100-km/hMarke erledigt. Ein weiteres, wichtiges Messkriterium für leistungsfähige Fahrzeuge wird ebenfalls erfüllt: Den (stehenden) Kilometer Leistungsstarker Typ: Golf GTD. Zwei Varianten: Auch den GTD gibt es mit zwei (Foto) oder vier Türen. In der Praxistauglichkeit unterscheidet sich der Diesel-Renner nicht von den zivileren Serienbrüdern. Er ist lediglich etwas straffer abgestimmt. Im September startet mit dem Exeo ST ein Kombi, der auf dem Audi A4 basiert. sich der Normwert für den Verbrauch. Was denn auch gleichzusetzen ist mit niedrigem CO2-Ausstoß: 139 g/km. Unsere ersten Erfahrungen in der Praxis bestätigen die Werte für den geringen Durst: Zwischen 5,6 und 7,7 Liter waren es bei unserer nicht gerade langsam absolvierten 220-Kilometer-Testrunde. GUTES FAHRGEFÜHL DANK DSG Besonders gut zur Geltung kommt die neue TDI-Power dann, wenn statt des serienmäßigen Sechsganggetriebes die aufpreispflichtige DSGSchaltung mit ebenso vielen Gängen montiert ist. Zwar fällt hier der Verbrauchswert minimal höher aus, die Fahrleistungen aber sind identisch – und das Fahrgefühl noch viel, viel besser als beim Handschalter. Der im GTI-Trimm (tiefergelegt, Karosserieveränderungen, Sportsitze mit Karo-Muster, Dreispeichen-Leder-Sportlenkrad etc.) daher kommende GTD ist zwar von Haus aus recht ordentlich ausgestattet. Volkswagen spricht gar von „Vollausstattung“ und meint damit u. a. Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Bordcomputer, Mittelarmlehnen, Radiosystem RCD 210, Parkpilot, sieben Airbags und anderes mehr. DER PREIS IST AMBITIONIERT Dennoch: 27475 Euro für den GTD erscheinen auch auf den zweiten Blick nicht gerade als Schnäppchen. Vor allem auch deshalb, weil der Diesel-Renner auch den Preisvergleich mit dem GTI verliert: 26650 Euro werden für den benzingetriebenen Sportler aufgerufen. So dürfte denn, sollte es ein schneller GTI sein, die Entscheidung nicht leichtfallen – oder am Ende gar nur beim Verbrauch festzumachen sein: In der Praxis dürfte der GTD etwa 2,5 bis 3,0 Liter weniger konsumieren als der GTI. G E R H A R D W I N D PA S S I N G E R Fotos: Werk ieselfahrzeuge haben bekanntermaßen längst die Nische von einst verlassen. Statt Arbeitsmotor spricht man nun sogar von Sportmotor. Das trifft durchaus zu, wie sich am Beispiel des neuesten Modells dieser (Verbrennungs-)Art zeigt – am Volkswagen Golf GTD. Schon die Modellbezeichnung suggiert, was hier Sache ist. Das Kürzel „GT“ kennzeichnet sportliche Fahrzeuge der Kategorie „Gran Turismo“. Das trifft zwar für den nach wie vor mit kompakten Abmessungen gesegneten Golf so nicht ganz zu, wohl aber für die schnelle Reisemöglichkeit. Denn mit seinen 125 kW bzw. 170 PS ist der Wolfsburger Neuling doch äußerst üppig motorisiert – und legt dementsprechend gute Fahrleistungen vor. 77 Seat Exeo ST: Die Dachreling ist bei allen Modellen Serie. ls Limousine hat Seat den Exeo erst unlängst auf die Straße geschickt. Im Frühherbst folgt der Kombi nach. Und auch der basiert – optisch unverkennbar – auf dem „alten“ Audi A4. Ein Manko? Keineswegs. Denn erstens bedeutet der enge Verwandtschaftsgrad, dass Inneneinrichtung und Verarbeitung das hochwertige Edel-Flair made in Ingolstadt besitzen. Und zweitens trägt der Exeo ST keinesfalls veraltete, sondern die aktuelle Motorentechnik unterm Blech: Drei Benziner zwischen 102 und 147 PS, zwei 2.0 TDi mit Common-Rail-Technik und Partikelfilter (143 und 170 PS), demnächst ergänzt durch einen 2.0 TDI CR mit 120 PS. Sämtliche Triebwerke erfüllen EU5 und sind mit Sechsganggetriebe kombiniert. Audi-Erbe ist allerdings auch der nicht allzu üppige (442 l) Kofferraum, der durch Umklappen der Rücksitzbank bis auf 1354 l anwächst. Erfreulicherweise lässt sich Seat nicht lumpen, was die Serienausstattung angeht. Dazu gehört die Dachreling ebenso wie sechs Airbags, ABS, ESP, Traktions-Kontrollsystem, Zwei-Zonen-Klimaanlage, Bordcomputer, elektrische Fensterheber, und ein Audiosystem mit Aux-In-Anschluss bereits fürs Basismodell „Reference“, das – mit 1,6-l-Maschine – ab 23290 Euro in der Preisliste steht. ULE A 78 MIXED ZONE Olympia-Verlag GmbH Badstraße 4–6, 90402 Nürnberg Telefon +49 911 216-0 (Pressehaus) Direktwahl für Redaktion: 216 22 42 Abonnement: 216 22 22 Vertrieb: 216 22 60 Anzeigen: 216 22 12 Gegründet 1920 durch Walther Bensemann (†) FAX: 992 24 20 FAX: 216 22 30 FAX: 216 27 41 FAX: 216 27 39 Herausgeber: Karl-Heinz Heimann Chefredakteur: (verantwortlich für den Inhalt): Rainer Holzschuh Stellvertretender Chefredakteur: Klaus Smentek Chef vom Dienst: Jörg Jakob Art Director: Dieter Steinhauer Chefreporter und Leitung Südwest: Rainer Franzke Chefreporter: Karlheinz Wild Leitende Redakteure: Stefan Bomhard, Manfred Ewald, Manfred Münchrath, Günter Wiese, Gerhard Windpassinger (kicker extra mit Automagazin) Redaktion: Christian Biechele, Thomas Böker, Ulla Ellmer, Martin Gruener, Hartwig Hasselbruch, Axel Heiber, Harald Kaiser, Frank Linkesch, Klaus Meßenzehl, Martin Messerer, Georgios Moissidis, Peter Nickel, Michael Pfeifer, Thomas Roth, Bernd Salamon, Johann Strotkötter, Sabine Vögele, Jana Wiske, Jörg Wolfrum, Mounir Zitouni Datenredaktion: Christoph Huber (Leitung), Gerd Heuser, Robert Hohensee, Ulrich Matheja, Georgios Vavritsas, Horst Wnuck Dokumentation: Peter Schütz (Leitung) Foto: Peter Dworschak, Michael Beims, Kenan Hakverdi, Herbert Liedel ISDN - Leonardo Pro +49 911 2 44 51 12/3 Layout: Matthias Bracke, Uwe Fuchs, Horst Goebel, Heinz Neubauer, Stefan Schmid, Christian Weber, Doris Zeidler Herstellung: Hermann Draser (Leitung), Siegfried Sandner (technische Produktion), Claus Cheng, Stefan Kemmether, Thomas Massler, Michael Zöllner Neue Medien: Werner Wittmann (Leitung), Manuel Kröppelt (Stv.) 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Warum hat die Lindner: Ich hätte nie gedacht, dass Eintracht dann auf den Tag genau uns Offenbach das Leben so schwer seit 50 Jahren keinen Meistertitel machen würde. Die Kickers haben mehr gewonnen? uns alles abverlangt; wir waren froh, dass uns in der Dieter Lindner (70): Sie waren mehrmals nahe Verlängerung der Sieg dran. Ich erinnere nur gelang. an Rostock, wo 1992 am kicker: Wie hoch fiel daletzten Spieltag der Titel mals die Meisterschaftsverspielt wurde. Oder prämie aus? an 1993/94, als die EinLindner: 1500 Mark bruttracht dem Feld schon to. kicker: Ein Jahr später enteilt schien und dann, nach der Verletzung stand die Eintracht als von Torjäger Anthony erster deutscher Verein Yeboah, gerade noch In dieser Woche im Finale des Europacups der Landesmeisder fünfte Platz erreicht vor 50 Jahren wurde. Insgesamt aber ter, verlor vor 135 000 war keine Mannschaft Zuschauern in Glasgow mehr so konstant wie die 59er Elf, mit 3:7 gegen Real Madrid. die saisonübergreifend 44 Spiele Lindner: Dieses Spiel war für mich persönlich der Höhepunkt meiner lang ungeschlagen war. Karriere. Trotz der hohen Niederkicker: Worin begründet sich der lage wurde uns von allen Experten legendäre Ruf dieser Mannschaft, ein großes Spiel bescheinigt. Real obwohl Frankfurt 1980 den UEFAwar damals die beste Mannschaft Cup und viermal den DFB-Pokal gewonnen hat? der Welt, Spieler wie Ferenc PusLindner: Die Pokalsiege waren große kas, der vier Tore gegen uns schoss, Erfolge, aber eine Meisterschaft ist und di Stefano, der die anderen drei für die Fans das Größte. Und es ist Tore erzielte, waren nicht zu halten. eben bis heute die einzige in der Real war ein absolutes Profiteam, wir dagegen lupenreine Amateure, großen Geschichte der Eintracht. NACH SPIEL ZEIT kicker (Mon + Thu) (USPS no 0294600) is published semiweekly by Olympia-Verlag, Subscription price for USA is $ 370 per annum. K. O. P.: German Language Pub., 153 S Dean St, Englewood NJ 07631. Periodicals postage is paid at Englewood NJ 07631 and additional mailing offices. Postmaster: Send address changes to: kicker (Mon + Thu), GLP, PO Box 9868, Englewood NJ 07631. Printed in Germany. Fotos: picture-alliance/dpa, Mancuso Anzeigenleiter: Axel Nieber, Telefon +49 911 216 22 12 Ekkehard Pfister, Telefon +49 911 216 27 49 Verantwortlich für Anzeigen: Otto Hofbeck, Telefon +49 911 216 22 15 Anzeigen-Disposition: Telefon +49 911 216 22 14/ 5 Gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 40 vom 1. 1. 2009. Mitglied bei IVW / AG. MA Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos, Dias, Bücher usw. keine Haftung. Die gesamte Zeitschrift einschließlich aller ihrer Teile ist urheberrechtlich geschützt, soweit sich aus dem Urheberrechtsgesetz und sonstigen Vorschriften nichts anderes ergibt. 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Nach diesem Spiel konnten wir uns vor Einladungen für Freundschaftsspiele nicht retten und es entstand der Ruf „Eintracht in aller Welt“. kicker: Sie waren damals der jüngste Spieler der Eintracht – wie haben Berlin und Glasgow Ihr Leben beeinflusst? Lindner: Mit 17 Jahren habe ich mein erstes Spiel in der ersten Mannschaft bestritten und beim 3:1-Sieg in Regensburg gleich ein Tor geschossen. Dieser Tag zählt zu den schönsten in meinem Leben. Auf die Meisterschaft 1959 werde ich noch heute angesprochen. Diese Mannschaft steht für Vertrauen und Kameradschaft, hat mir in jungen Jahren ein Zugehörigkeitsgefühl verliehen. kicker: Bis zur Bundesliga-Gründung 1963 wurde der Meister noch über eine Endrunde der Bestplatzierten der fünf Oberligen ermittelt. War der Stress damals größer? Lindner: Ja, die Endrunde mit Hinund Rückspielen verlangte einem alles ab. In der Bundesliga lassen sich schwächere Phasen im Verlauf einer Saison wieder ausgleichen. kicker: Bis 1971 waren Sie noch in der Bundesliga in 189 Spielen für die Eintracht im Einsatz. Was war die schönere Zeit Ihrer Karriere – die Spiele in der Oberliga oder jene in der Bundesliga? Lindner: Die Meistersaison 1958/59, als wir in der Endrunde morgens um sechs von Trainer Paul Oswald geweckt wurden, zusammen frühstückten, dann trainierten und danach an unsere Arbeitsstelle gingen, und die Saison 1959/60, in der wir die erneute Endspielteilnahme knapp verfehlten, sind unübertroffen. 1970 hatte ich aus beruflichen Gründen meine Laufbahn beendet. In der Rückrunde 1970/71 wurde ich reaktiviert, als die Eintracht in absoluter Abstiegsgefahr schwebte. Wir haben noch den Klassenerhalt geschafft – das war ein krönender Abschluss meiner Laufbahn. I N T E RV I EW: R A I N E R F R A N Z K E kicker, 22. Juni 2009 79 abpfiff. Der Italiener ROBERT0 CAPITONI (39), derzeit mit seinem Programm „Im Auftrag des Paten“ auf Tournee, schreibt über die fußballlose Zeit, die auf Deutschland auch im nächsten Juni zukommen könnte. www.capitoni.de iebe Deutsche, jetzt sind es noch nicht mal drei Wochen, seit der letzte Relegationsball über den Bildschirm geflimmert ist, und schon sind die Entzugserscheinungen kaum mehr auszuhalten. Jeden Samstagnachmittag bekomme ich am rechten Daumen Phantomdruckschmerzen, weil er gewohnt ist, dass ich da wie ein Wilder mit meiner Fernbedienung hin- und herschalte. In einer spannenden Saison verbrauche ich so leicht vier Batterien pro Spieltag. Und auch sonst ruht der Ball in den Ligen Europas, wobei: Auf den Färöern wird noch gespielt. Da liegt übrigens KI Klaksvik hoffnungslos abgeschlagen auf dem letzten Platz. Ich würde mich an deren Stelle jetzt schon mal voll auf den Pokal konzentrieren. In Italien war’s diesmal nicht sehr spannend. Das heißt aber nicht, dass das Saisonfinale nicht auch seine großen Momente gehabt hätte. Der große Paolo Maldini hat seine Karriere beendet. Mit fast 41 Jahren. Nach 647 Spielen für den AC Mailand, für den er schon in seiner Jugend gespielt hat; insgesamt 31 Jahre immer nur für einen Verein. Bei dem hätte sich der Christoph Daum mal erkundigen sollen, was es bedeutet, wenn man sagt: „Der Verein ist für mich eine Herzensangelegenheit.“ Langeweile auch in Spanien: Barcelona überlegen vor Real Madrid. Und das können die „Königlichen“ natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Deshalb entschließt man sich zu der ein oder anderen kleinen Nachbesserung im Kader: Kaka kommt für 65 Millionen Euro, und das Angebot für Franck Ribery an den FC Bayern soll bei 60 Millionen plus X liegen. Man munkelt, dass das X in dieser Gleichung für den Holländer Wesley Sneijder steht. Da fühlt man sich an Sneijders Stelle sicher auch richtig gut. Und dann natürlich der Rekordtrans- L Kraftvoll: Dieter Lindner (rechts) lässt sich im Endspiel 1959 auch von einer Grätsche des Offenbachers Willy Keim nicht stoppen. Rückblick: Noch einige Jahrestage in dieser Juni-Woche 22. Juni 1974 Im deutschdeutschen Bruderduell in der Vorrunde der WM 1974 verliert die Bundesrepublik überraschend mit 0:1 gegen die DDR. Das Tor des Tages erzielt Jürgen Sparwasser (Foto). 1980 Durch einen 2:1-Finalsieg gegen Belgien in Rom holt sich die Nationalmannschaft zum zweiten Mal den Europameistertitel. Beide Tore gehen auf das Konto des Hamburgers Horst Hrubesch. 1986 Im WM-Viertelfinale Argentinien gegen England (2:1) fällt eines der spektakulärsten Tore der Fußballgeschichte. Drei Minuten nach seinem Handtor zum 1:0 (51. Minute) startet Diego Armando Maradona noch in der eigenen Hälfte zu einem Solo, lässt sechs Engländer wie Slalomstangen stehen und schiebt zum 2:0 ein. 23. Juni 1973 Im DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Köln wechselt sich der Mönchengladbacher Regisseur Günter Netzer vor Beginn der Verlängerung selbst ein und erzielt prompt in der 94. Minute den 2:1-Siegtreffer. 24. Juni 1990 Nach 90 Minuten voller Emotionen und Aggressionen gewinnt die Nationalelf das WM-Achtelfinale gegen Holland mit 2:1. Jürgen Klinsmann und Andreas Brehme sorgen für die deutschen Tore. 25. Juni 1982 Im WM-Vorrundenspiel gegen Österreich in Gijon leistet sich die Nationalelf den wohl peinlichsten Auftritt ihrer langen Geschichte. Die frühe 1:0-Führung durch Horst Hrubesch (Foto) schaukeln beide Mannschaften in einem Nichtangriffspakt über die Zeit; Deutschland und Österreich erreichen die 2. Finalrunde, Algerien scheitert aufgrund der schlechteren Tordifferenz. 27. Juni 1994 Nach dem WM-Vorrundenspiel gegen Südkorea in Dallas (3:2) zeigt Stefan Effenberg den Fans seinen Mittelfinger und wird von Bundestrainer Berti Vogts nach Hause geschickt. fer: Cristiano Ronaldo wechselt für schlappe 94 Millionen von Manchester United nach Spanien – Herzensangelegenheit eben. Darüber hat sich Ronaldo so gefreut, dass er direkt zum Feiern nach Las Vegas geflogen ist. Dort hat er dann Paris Die WM ohne Deutschland? Hilton kennengelernt, und dabei hat’s bei Paris offensichtlich nach einer einzigen durchknutschten Nacht so gefunkt, dass sie schon jetzt auf eine gemeinsame Zukunft hofft. Dass sie nicht die Allerhellste ist, ist schon länger ein eher offenes Geheimnis. Aber sie setzt halt immer noch einen drauf. Klar – das sind natürlich alles schöne Geschichten, aber es kann den richtigen Fan doch nicht über die fußballlose Zeit hinwegtrösten. Zumindest gab’s ja letztens noch die WM-Qualifikation. Und da haben die Russen die schlappen Lappen mit 3:0 weggeledert. Nun zählt für die Deutschen am 10. Oktober in Moskau gegen Russland nur ein Sieg, sonst könnte die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika ohne euch stattfinden. Und wie sich das anfühlt, könnt ihr ja in diesen Tagen schon mal beim Confederations Cup testen.