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r2/r2/F R2 14 - 20.11.2012 16:12:16 - andreas.hartmann
Cyan Magenta Gelb Schwarz
R14 HOCHTAUNUS
NACHRICHTEN
Schuljunge auf
Zebrastreifen angefahren
SCHMITTEN. Am Dienstagmittag
wurde auf der Seelenberger Straße ein neunjähriger Schuljunge
bei einem Verkehrsunfall leicht
verletzt. Nach Polizeiangaben
überholte ein 52-jähriger Autofahrer aus Bad Schwalbach einen
haltenden Bus und übersah den
Jungen, der den Zebrastreifen
überquerte. Eigenen Angaben zufolge fuhr der Mann mit mäßiger
Geschwindigkeit an den Fußgängerüberweg in Höhe des REWEEinkaufsmarkts heran, zumal er
den Bus erkannt habe. Der Autofahrer bremste zwar noch ab,
konnte aber den Zusammenstoß
nicht mehr verhindern. (msk.)
20-Jähriger
verunglückt bei Eisglätte
WEILROD. Reif- oder Eisglätte auf
der Kreisstraße 750 sorgte laut
Polizei am Dienstagmorgen für einen Verkehrsunfall, bei dem ein
20-Jähriger aus Riedelbach
schwer verletzt wurde. Der Mann
war in seinem Auto Richtung Finsternthal unterwegs, als er ins
Schleudern geriet und eine Böschung hinauffuhr. Das Fahrzeug
kippte um und rutschte zurück
auf die Fahrbahn. Der 20-Jährige
wurde in ein Krankenhaus gebracht, der Sachschaden liegt bei
etwa 3000 Euro. (msk.)
Gespräche über Umzug der
Psychiatrie nach Homburg
BAD HOMBURG. Der Umzug der
Psychiatrie vom Köpperner Waldkrankenhaus neben die künftigen
Bad Homburger Hochtaunuskliniken wird immer wahrscheinlicher. Er verhandele gerade mit
dem landeseigenen Vitos-Konzern über die Konditionen, sagte
Landrat Ulrich Krebs diese Woche
am Rande der Kreistagssitzung.
Östlich des gerade entstehenden
Krankenhauses an der Zeppelinstraße könne man künftig Menschen mit psychischen Problemen
betreuen. Wichtig sei Krebs aber,
dass Vitos nach dem Umzug eine
Tagesklinik für Patienten im Usinger Land ansiedelt. (nes.)
In der Kreis-Sozialbehörde
soll alles besser werden
HOCHTAUNUS. Wer 2013 im Kreissozialamt Hartz IV beantragt, wird
fortan seinen Fallmanager erreichen können. Am Eingang der
künftig viel größeren Abteilung
sollen „Bescheiderklärer“ den Antragstellern die komplizierten
Formulare verständlich machen.
Das von einer „unheimlich hohen
Fluktuation“ dezimierte Sachbearbeiter-Team sei in den letzten
Monaten mit 20 wiederbesetzten
Stellen verstärkt worden, berichtete der Sozialdezernent Uwe
Kraft (CDU) diese Woche vor dem
Kreistag. Außerdem darf der Ombudsmann Waldemar Schütze auf
Beschluss aller Kreistagsfraktionen nun über seine Erfahrungen
in der umstrittenen Sozialbehörde berichten. Das konnte er bislang nur in einem FR-Interview
am 22. September. (nes.)
Frankfurter Rundschau Donnerstag, 15. November 2012 68. Jahrgang Nr. 267 R2
Mit oder ohne Vaterunser?
Friedrichsdorf Trauerredner Peter Langhans muss das Ritual für jede Bestattung neu finden
Von Andrea Herzig
BERUF MIT ZUKUNFT
in Patentrezept für eine gute
Beerdigung gibt es nicht.“ Peter Langhans faltet die Hände auf
dem Tisch. Der Seelsorger ist
nicht mehr jung, er hat volle weiße Haare und eine Brille, er
spricht ruhig und setzt seine Worte sorgfältig. Genau so einen
braucht man in seelischen Ausnahmesituationen, wenn jemand
gestorben ist zum Beispiel.
Peter Langhans hört zu. Er
macht den Job nicht erst seit gestern. Beerdigt hat er auch schon
früher, als er noch als Diakon im
Dienst der katholischen Kirche
stand. Diesen Dienst hat er vor gut
zehn Jahren verlassen. Er hatte
sich scheiden lassen, da kannte
sein Arbeitgeber kein Pardon.
Seelsorger ist der Theologe geblieben. Seine Auftraggeber sind
nun meist Menschen, die einen
Verstorbenen beerdigen wollen,
der nicht Mitglied einer Kirche
war. Manchmal bekommt er Aufträge auch von Schwerkranken,
die vorab bestimmen, wer an ihrem Grab die redet.
Die Klientel ist ganz unterschiedlich, erzählt Langhans. Da
sind die echten Atheisten. Andere
sind nur einfach nie getauft worden oder aus der Kirche ausgetreten. Das muss nicht heißen, dass
sie an keinen Gott geglaubt haben, sagt Langhans, oft wollten
sie nur mit der Kirche als Institution nichts zu tun haben. Auch
Menschen, die sich fernöstlichen
Glaubensrichtungen zuwandten,
hat Langhans beerdigt. Da hatte
die Feier buddhistische Elemente.
Ein Rezept gibt es, wie gesagt,
sowieso nicht. Langhans redet mit
den Angehörigen, lässt sich viel
erzählen, manchmal werden alte
Geburtstagsreden rausgekramt.
Langhans fragt nach persönlichen
Kleinigkeiten wie dem Lieblingsessen. All das hilft, von einem
Menschen zu erzählen, den der
Redner fast nie gekannt hat.
Der Seelsorger sucht nach dem
roten Faden im Leben des Verstorbenen, nach dem, was dessen Wesen ausgemacht hat. Darüber will
er reden. Dem Toten will er in der
Trauerfeier Würde geben, egal
wie die Umstände des Todes wa-
Trauerredner sind konfessionell nicht
gebunden, sie richten sich weltanschaulich und in der Wahl der Rituale
nach Kundenwünschen. Bis Mitte des
20. Jahrhunderts waren Bestattungsrituale fast ausschließlich kirchlich geprägt, Trauerredner gibt es aber schon
seit dem 19. Jahrhundert, als Menschen
begannen, aus der Kirche auszutreten.
E
Aufträge bekommen die Redner in der
Regel über Bestattungsunternehmen, in
Großstädten beschäftigen manche Institute fest angestellte Redner. Die meisten
der etwa 700 Redner und Rednerinnen
in Deutschland arbeiten freiberuflich,
darunter finden sich viele Theologen,
Pädagogen und Geisteswissenschaftler.
Das Honorar beträgt je nach Aufwand
und Region etwa 250 bis 400 Euro.
Einen Berufsverband, die Bundesarbeitsgemeinschaft der Trauerredner e.V.
(BATF), gibt es seit 1996. Der Verband
bietet auch eine Rednerausbildung an.
Sie umfasst 800 Unterrichtsstunden auf
dem Niveau eines Bachelor-Studiums.
Der Verband möchte die Ausbildung zum
Trauerredner zu einem anerkannten
Ausbildungsberuf machen.
Zwei Drittel aller Trauerfeiern in den
neuen Bundesländern und Großstädten
wie Berlin oder Hamburg sind laut BATF
nicht kirchlich. 2010 wurden laut statistischem Bundesamt in Deutschland
36,5 Prozent der Gestorbenen nicht von
den zwei Amtskirchen bestattet.
Am Arbeitsplatz: Langhans auf dem Waldfriedhof Koeppern.
ren. Weil er als Fremder genügend
Distanz habe, könne er auch die
schwierigen Dinge im Leben eines
Verstorbenen angemessen ansprechen, sagt der Theologe. Von
Schönrederei hält er nichts.
Das Heitere gehört auch dazu
Das passende Ritual für eine Trauerfeier zu gestalten, ist nicht einfach. Da hätten es die Kirchen
leichter, sagt Langhans. Bei ihnen
gibt es feste Strukturen, sogar ei-
M. WEIS
nen Liederkanon. Langhans muss
das Ritual für jede Trauerfeier neu
finden. Besinnungstexte, viele
auch aus der Bibel, die Musik und
ganz universelle Symbole wie die
der Kerze helfen. Und dann die
wiederkehrende Frage: Mit oder
ganz ohne Vaterunser? „So fiftyfifty“, fasst Langhans die Antworten zusammen.
An der Wahl der Musik, sagt
der Theologe, könne man gut sehen, wie die Menschen sich nicht
mehr in vorgeschriebene Schema-
ta pressen lassen wollten in ihrem
Trauerritual: Bitte keine trüben
Weisen, bei denen sowieso niemand mitsingt. Die Angehörigen
bringen CDs mit den Lieblingsstücken der Verstorbenen. Da war die
Beerdigung eines jungen Mannes
in Obererlenbach, der mit dem
Motorrad verunglückte. „50 Biker
und dröhnender Hardrock, da
bebte die Trauerhalle“.
Andere, erzählt Langhans, verfügen, dass auf ihre Beerdigung
keiner in Schwarz kommen darf.
Das Leben ist bunt. Überhaupt,
das Heitere, das Schmunzeln sollten nach seiner Meinung auf jeder
Trauerfeier vorkommen. „Das Leben war doch auch schön.“
Keine Grundschul-Schließung in Sicht
Zukunftsplan für die 59 Schulen des Kreises beschlossen / Grüne wollen Abitur an der GaG
Von Klaus Nissen
D
er Hochtaunuskreis hat jetzt
einen Plan für die Zukunft
seiner 59 staatlichen Schulen. Er
bestimmt, wie sich die Schulen
entwickeln sollen und rechnet
vor, wie viele Schülern bis zum
Jahr 2023 zu erwarten sind. Demnach wächst die Zahl der Zehnbis Zwanzigjährigen in Bad Homburg von jetzt 4860 Köpfen bis
2023 auf 5153. In Oberursel sind
jetzt 4423 Menschen zwischen
zehn und zwanzig Jahre alt. Anno
2023 werden es laut Prognose
4512 sein. In Usingen dagegen
schrumpft diese Altersgruppe von
1554 auf 1376. In absehbarer Zeit
müsse keine Grundschule geschlossen werden, sagte Landrat
Ulrich Krebs diese Woche bei der
Schluss-Debatte über den Schulentwicklungsplan im Kreistag.
Alle Fraktionen stimmten dem
mehr als 500 Seiten dicken Plan
zu – außer den Grünen. Sie verweigerten sich, weil die schwarzrote Koalition mehrere Änderungswünsche der Öko-Partei ablehnte.
Besonders ärgerlich fanden die
Grünen, dass kein Kapitel über die
Notwendigkeit der Schulsozialarbeit im Plan enthalten ist. Im
Main-Taunus- und im Main-Kinzig-Kreis habe man das ausdrück-
lich vermerkt, so Grünen-Sprecherin Jutta Bruns. Auch die FWG
und der Pirat Michael Geurts fanden die Idee gut. Doch Frank Ausbüttel (CDU) konterte: „Schulsozialarbeit ist wichtig, aber kein
rein schulisches Thema und gehört nicht in den Schulentwicklungsplan.“ Petra Fuhrmann
(SPD) ergänzte: Die Grünen sollten keine „Popanzbilder an die
Wand malen“. Wenn man im Plan
von Schulsozialarbeit rede, sei
das „eine reine Absichtserklärung. Wir sind der Auffassung,
dass das hier nichts zu suchen
hat“. Stattdessen forderten alle
(auch die Grünen) den Landrat
auf, bald zu berichten, welche Institution auf welche Weise an den
Schulen die Schüler betreut. Ab-
geschmettert wurde auch der
Grünen-Antrag, der Gesamtschule am Gluckenstein (GaG)in Bad
Homburg eine gymnasiale Oberstufe mit Abitur-Möglichkeit zu
geben. 53 Schüler würden die
Oberstufe dort gern besuchen,
sagte der Grünen-Abgeordnete
Lars Keitel. Weitere 40 Gluckenstein-Schüler strebten an den
Gymnasialzweig der Philipp-ReisSchule – doch nur neun seien angenommen worden.
Man habe die Einrichtung der
Oberstufe geprüft, so Landrat
Krebs. Man könne dort aber nicht
die gesetzliche Mindest-Jahrgangsgröße von 80 Schülern erreichen. Außerdem habe die Gluckensteinschule selbst keine
Oberstufe beantragt.